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Österreichs Fisch des Jahres 2013: die Seeforelle
Die in großen, tiefen Seen heimische Seeforelle (Salmo trutta forma lacustris) gehört zur Familie der
Lachsfische (Salmonidae). Sie wandert im Herbst in die Zu- und Abflüsse ihrer Wohngewässer zum
Laichen.
Erscheinungsbild und Vorkommen
In ihrem äußeren Erscheinungsbild ist die Seeforelle sehr variabel. Ihr Körper ist langgestreckt,
seitlich leicht abgeflacht und hat eine je nach Wohngewässer unterschiedliche Färbung.
Charakteristisch sind die seitlichen unregelmäßigen schwarzen Flecken, die sie von der Bachforelle
mit roten Tupfen unterscheidet. Seeforellen erreichen üblicherweise Längen bis zu ca. 90 cm mit
einem Gewicht von 8 bis 10 kg, Exemplare bis 140 cm und bis zu 30 kg sind die sehr seltene
Ausnahme. Ihre Schuppen sind klein, die Kiefer tragen zahlreiche spitze Zähne.
Heimisch ist die Seeforelle in Mittel- und Nordeuropa bis zur Alpenregion. Sie besiedelt die tiefen,
sauerstoffreichen Seen von Nordrussland, Skandinavien, dem Baltikum, Großbritannien und Island. In
Österreich war sie im Weißen- und Millstättersee früher der Hauptfisch, des Weiteren ist sie z.B. aus
dem Wörthersee, dem Ossiacher und Keutschacher See, den Seen des Salzkammerguts und dem
Bodensee bekannt.
Die Seeforelle beansprucht für ihre Entwicklung verschiedene Habitate
Die Fortpflanzung findet in den Zuflüssen der Seen, ihrer Wohngewässer, auf kiesigen Laichgründen
von September bis Dezember statt. Die Weibchen legen dann pro Kilo Körpergewicht 1.000 bis 2.000
Eier in Laichgruben in den Kiesgrund, der für eine ungestörte Embryonalentwicklung von kühlem,
sauerstoffreichen Wasser durchströmt werden muss. Die Eier haben einen Durchmesser von ca. 5
mm. In den Fortpflanzungsgewässern verbringen die jungen Seeforellen dann ihren ersten
Lebensabschnitt, ernähren sich von Kleinlebewesen und kleinen Fischen, um dann als halb- bis
zweijährige Fische in die Seen abzuwandern. Die adulten (erwachsenen) Seeforellen ernähren sich
ausschließlich von Fischen. Ihre Geschlechtsreife erreicht die Seeforelle mit einem Alter von vier bis
fünf Jahren. Das ungefähre Alter, das sie erreicht, liegt bei durchschnittlich acht bis zwölf Jahren.
Die Beanspruchung der verschiedenen Habitate macht die Seeforelle für anthropogene Einflüsse
besonders empfindlich:
Bis Mitte des letzten Jahrhunderts zählte die Seeforelle zu den wichtigsten Wirtschaftsfischen der
Alpen- und Voralpenseen. Sie ist ein ausgezeichneter Speisefisch.
Nährstoffbelastungen und Regulierungen der Laich- und Aufstiegsgewässer ließen die oft reichen
Bestände verschwinden. In manchen Gewässern führten auch Überfischungen oder falsche
Besatzmaßnahmen zum starken Rückgang der in jedem See spezifisch angepassten Art. Heute
hindern vor allem Querbauten die Seeforelle daran, die für die Fortpflanzung nötigen Habitate zu
erreichen. Längsverbauungen reduzieren die Gewässerstrukturen, die zur Entwicklung benötigt
werden. Die zahlreichen Kontinuumsunterbrechungen, der Besatz mit nicht heimischen Fischarten,
und die damit verbundene Verschiebung des Artenspektrums, aber auch unzureichende
Bestimmungen der Fischerei sind damit als Hauptgründe anzuführen, weshalb die ökologischen
Ansprüche der Seeforelle heute nicht ausreichend abgedeckt werden.
Vergleicht man die Längenfrequenzen von Seeforellenfängen in den Jahren 1933 bis 1940 (Archiv
Einsele: Fänge aus Attersee, Hallstättersee, Mondsee, Traunsee und Wolfgangsee) und 2001 bis 2011
(EU-Wasserrahmen-Richtlinien-Befischungen aus Wolfgangsee, Zellersee, Toplitzsee, Achensee,
Almsee, Altausseersee, Langbathsee, Hintersee, Hintersteinersee, Mondsee und Offensee), so zeigt
sich, dass sich heute nur mehr wenige Seeforellen über 50 cm Totallänge finden. Der Grund dafür
liegt aus Sicht von Fischereiexperten im erhöhten Fangdruck seitens Angler und Berufsfischer, in der
Besatzpolitik mit Besatz von dänischen oder sonstigem unbekannten Material und im Verlust von
geeigneten Laichplätzen.
Der Österreichische Fischereiverband sowie die Landesfischereiverbände haben gemeinsam mit dem
Bundesamt für Wasserwirtschaft die aktuelle Bedrohung der Seeforelle aufgegriffen und
proklamieren sie zum Fisch des Jahres 2013.
Maßnahmen
Bereits seit Jahrzehnten werden Maßnahmen gefordert, die die Seeforellenbestände sichern sollen.
Die internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) entwickelte schon vor
dreißig Jahren ein Programm zur Rettung der Seeforelle des Bodensees. Die gesteckten Ziele, wie die
neuerliche Anbindung an die Laichgewässer aber auch eine Verbesserung der Wasserqualität,
konnten weitgehend erreicht werden und die Seeforellenbestände des Bodensees haben sich
zwischenzeitlich erholt.
So gesehen ist der Schutz der Seeforelle in erster Linie eine Frage des Lebensraumschutzes. Die im
Maßnahmenprogramm des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans (NGP, 2009) angestrebte
Gewässerdurchgängigkeit, die z.B. durch die Errichtung von Fisch-Aufstiegshilfen erzielt werden
kann, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. In den „prioritären Sanierungsraum“ wurden deshalb
auch Gewässer aufgenommen, die für bestimmte Fischarten, wie auch die Seeforelle, bedeutend
sind. Diese sind z. B. Seeausrinne, Seezuflüsse und potentielle Laichgewässer, für die der Zustand bis
2015 verbessert werden soll. Auch die vorgesehene Renaturierung und Strukturierung von verbauten
Gewässerstrecken und die Vernetzung von Gewässern wird den Seeforellen jene Lebensräume
zurückgeben, die sie für ihren Lebenszyklus benötigen.
Maßnahmen und Projekte in Salzburg
Die gesetzliche Mindestlänge für die Seeforelle wurde aktuell im Bundesland Salzburg um 10 cm,
nämlich auf 50 cm erhöht. Geschont ist die Seeforelle in Salzburg vom 01.10. bis 31.12., das heißt,
dass sie in dieser Zeit aus natürlichen Gewässern nicht entnommen werden darf, weder vom
Angelfischer, noch vom Bewirtschafter oder Berufsfischer. Für die Nachzucht und die Gewinnung von
Laichmaterial gibt es dazu lediglich die Möglichkeit einer behördlichen Bewilligung zum sogenannten
„Laichfischfang“. Gemäß den fischereigesetzlichen Bestimmungen müssen in der Regel allerdings alle
erbrüteten Fische wieder in das Ursprungsgewässer zurückgesetzt werden.
Zur Seeforelle gibt es zahlreiche Initiativen und Projekte an einzelnen Gewässern, so zum Beispiel am
Hintersee im Salzburger Flachgau, sowie am Zeller See im Pinzgau.
Die Seeforelle hat im Flachgauer Hintersee eine lange Tradition und wurde bereits in der Kollmann
Fischereikarte von Salzburg aus dem Jahr 1898 erstmalig erwähnt. In den vielen Jahren der
Bewirtschaftung durch die österreichischen Bundesforste wurde durch den Fischereimeister Ernst
Rittsteiger die Seeforelle in ihrem Bestand erhalten. Nach der Übernahme der Bewirtschaftung durch
den Fischereiverein Hintersee im Jahr 2000 und der Erstellung eines Besatzkonzeptes durch das
Bundesamt für Wasserwirtschaft - Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde in
Scharfling (BAW-IGF) wurde der Seeforelle wieder ein besonderer Stellenwert verliehen.
Im Sommer und Herbst 2005 erfolgte eine wissenschaftliche Untersuchung des Hintersees durch das
Bundesamt für Wasserwirtschaft - Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde in
Scharfling (BAW-IGF) sowie durch die Universität Salzburg, Fachbereich Organismische Biologie in
Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein Hintersee. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie
wurde ein Bewirtschaftungskonzept für den Hintersee erarbeitet; der jährliche Fischbesatz mit
Seeforellen erfolgt auf Grundlage dieses Konzeptes. Für die kommenden Jahre wird alle Energie in
die Realisierung eines Fischaufstieges in den Zulauf investiert um eine natürliche Reproduktion der
Seeforelle im Hintersee zu gewährleisten.
Das Seeforellenprojekt am Zeller See wird seit dem Jahr 2003 von der Stadtgemeinde Zell am See
durchgeführt. ln der von der Stadtgemeinde Zell am See angepachten Fischzucht Prielau werden
Seeforellen abgestreift, erbrütet und aufgezogen. Dabei hilft die benachbarte Fischzucht Kehlbach in
Saalfelden mit. Im Frühjahr werden jedes Jahr in den Zuläufen des Zeller Sees Seeforellen-Brütlinge
eingesetzt. lm Herbst werden 2- bis 3-sömmrige Seeforellen von der Fischzuchtanlage Prielau wieder
in den Zeller See eingesetzt. In Zuflüssen zum Zeller See wurden bereits laichreife Seeforellen beim
Aufstieg und Ablaichen beobachtet!
Historisch waren Seeforellen im Zeller See bekannt, Nachweise gibt es von Freudlsperger 1936, Borne
1880, Neresheimer 1920, Haempel 1930, Lechler 1932 und Anonymus 1933.
(Autoren alphabethisch: Hubert Gassner, Manuel Hinterhofer, Albert Jagsch, Daniela Latzer,
Gottfried Leitner, Mario Panzl)
Fotos
Seeforelle_Copyright_OÖLFV.jpg
Unterwasseraufnahme einer Seeforelle (Foto: Oberösterreichischer Landesfischereiverband)
Seeforelle_DSC_4508-GUMPL.jpg
Seeforelle aus der Fischzucht Getzing (Seekirchen) für den Besatz in Gewässer, in denen sie
ursprünglich heimisch war (Foto: PPS, Herbert Gumpl)
Seeforelle_Bild_01-FV-Hintersee.jpg
Besatz mit einsömmerigen Seeforellen 2012 im Hintersee (Foto: FV Hintersee, Gottfried Leitner)
Seeforelle_Bild_02-FV-Hintersee.jpg
Besatz mit fangbaren Seeforellen 2012 im Hintersee (Foto: FV Hintersee, Gottfried Leitner)
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