Fledermaus-Anzeiger Offizielles Mitteilungsorgan der Stiftung Fledermausschutz & des BAFU-Projektes Koordinationsstelle Ost für Fledermausschutz (KOF) Redaktionsadresse: Stiftung Fledermausschutz, Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich Sekretariat 044 254 26 80; Fax 044 254 26 81; Fledermausschutz-Nottelefon 079 330 60 60 [email protected]; www.fledermausschutz.ch FMAZ 89 Dezember 2009 Auflage 3’000 Mückenfledermäuse – «kleine Seeräuberinnen» Die Thurgauische Koordinationsstelle für Fledermausschutz führte 2009 ein Projekt zur Jagdlebensraumwahl der Mückenfledermäuse am Bodensee durch. Mittels Radiotelemetrie fand man heraus, dass unsere kleinsten einheimischen Flatterer eine Vorliebe für Flachwasserzonen haben. Wolf-Dieter Burkhard / KFB TG Im Kanton Thurgau wurden in den Jahren 2001 bis 2008 rund ein Dutzend Wochenstuben der Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) gefunden – so viele wie schweizweit nur noch in der Region Luzern. Diese kleinste unter den europäischen Fledermausarten ist erst 1995 als eigenständige Art erkannt worden. Entsprechend gering sind genauere Kenntnisse über ihr Verhalten. Wegen ihrer starken äusserlichen Ähnlichkeit waren Mückenfledermäuse wegen ihrer charakteristischen Ultraschallrufe zuvor stets als eine «Ruf-Variante» der Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) angesehen worden: Die Hauptruffrequenz liegt bei der Zwergfledermaus nämlich bei etwa 45 kHz, bei der Mückenfledermaus hingegen deutlich höher bei rund 55 kHz. Heute sind die beiden Arten für Fledermausfachpersonen meist auch durch äussere Merkmale voneinander zu unterscheiden. Erstnachweis TG im Fitnesscenter Im Jahr 2000 wurde das erste Exemplar im Kanton Thurgau entdeckt. Es handelte sich um ein einzelnes Männchen, das sich in ein Fitnesscenter verirrt hatte und dort für erhebliche Aufregung beim Personal gesorgt hatte. Der erste Beweis, dass sich die Art im Thurgau fortpflanzt, gelang im Jahr darauf: Im Zwischendach eines Zweifamilienhauses in Kreuzlingen wurde eine Wochenstube gefunden, die über 200 Tiere umfasste. Der nachgewiesene Thurgauische Bestand umfasst mittlerweile mehrere hundert Tiere und gehört damit zu den bedeutendsten in der Schweiz. Sämtliche bis heute im Thurgau bekannt gewordenen Quartiere der Mückenfledermaus befinden sich in Kreuzlingen und Romanshorn, also in zwei Gemeinden, welche am südlichen Bodenseeufer liegen. Diese auffällige Nähe zum See weckte die Vermutung, die ausgedehnten Flachwasserzonen des Sees könnten eine wesentliche Rolle bei der Nahrungssuche spielen und so die Konzentration der Tiere entlang dieser Uferzonen erklären. Sender im Rückenfell Um die These zu untermauern, wurden im Mai und Juli 2009 je zwei Tiere aus jeweils einer Wochenstubenkolonie in Kreuzlingen und Romanshorn mit einem Sender «versehen». Ausgewählt wurden Geräte von lediglich einem Drittel Gramm Gewicht, um die Tiere im Flug möglichst wenig zu belasten. Die Befestigung mit einem medizinischen Klebstoff im Rückenfell gewährleistete, dass die Sender nach wenigen Tagen wieder abfielen. In den darauf folgenden Nächten wurden die Aktivitäten der besenderten Tiere verfolgt und miteinander verglichen. In einzelnen Fällen war auch die Beobachtung mit Nachtsichtgeräten möglich. Es stellte sich heraus, dass die Mückenfledermäuse nach dem abendlichen Verlassen ihrer Quartiere meist sofort zum nahen See flogen, um dann ausdauernd, d.h. meist während mehreren Stunden über Aktuell im FMAZ 89 FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD Mückenfledermaus aus Kreuzlingen TG Schutz und Forschung Jagd Mückenfledermäuse TG ........... 1 Tagaktive Mückenfledermäuse .......... 2 Kohlmeisen fressen Fledermäuse ..... 8 News aus den Regionen Kleine Hufeisennase SO ................... 4 Kleine Hufeisennase SG ................... 4 Baufachleute LU ................................ 5 Wimperfledermaus SO ...................... 5 Neue Mitarbeitende GR ..................... 5 Langohren TI ..................................... 6 Brandtfledermaus SH ........................ 6 «Multikulti»......................................... 7 Öffentlichkeitsarbeit Neue Mitarbeiterin SSF .................... 6 Fledermaushaus Österreich .............. 8 2 FMAZ 89 Dezember 2009 dem Wasser zu jagen. Anders als Wasserfledermäuse, welche ihrer Beute meist dicht über der Wasseroberfläche nachstellen oder sie direkt vom Wasserspiegel ablesen, nutzten die Mückenfledermäuse auch höhere Bereiche oder suchten die Ufergebiete nach Nahrung ab, wobei sie zum Teil sogar über die Baumkronen aufstiegen. Der Jagdflug erfolgte nicht, wie es bei den Zwergfledermäusen oft zu beobachten ist, kleinräumig begrenzt und in engen Kurven, sondern führte «grosszügiger» über weitere Distanzen. Zeitweise jagten die Mückenfledermäuse weit draussen über dem See, dann aber auch wieder über Jachthäfen zwischen vertäuten Schiffen. Mit Highspeed ins Jagdgebiet Die Verfolgung der besenderten Tiere erwies nach dem Ausflug sich als sehr anspruchsvoll, und dies trotz zweier unabhängiger Teams, die mit Autos ausgerüstet waren. Die telemetrierten Tieren stammten aus zwei Wochenstuben der beiden grossen Siedlungen Kreuzlingen und Romanshorn. Die vielen Häuser schluckten oft die Sendersignale oder die Strassen in der Stadt verhinderten ein zügiges Vorwärtskommen der zu verfolgenden Tiere. Die Mückenfledermäuse bewegten sich zudem mit erstaunlich hohem Tempo fort: Auf einer parallel zur Hauptstrasse KreuzlingenErmatingen führenden Flugstrecke wurde eine durchschnittliche Fluggeschwindigkeit von 30 bis 35 km/h gemessen. Glücklicherweise konnten die Tiere aber meist bald wieder geortet werden, in der Regel jagend über den Flachwasserzonen. Solange sie sich in Ufernähe bewegten, liessen sich ihre Flugmanöver recht gut verfolgen. Schwieriger wurde es, wenn sie weit hinaus aufs Wasser zur Jagd FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD Die Mückenfledermäuse jagten oft in Hafenanlagen, sofern diese genügend grosse freie Flächen aufwiesen. flogen und die Signale infolgedessen nur noch schwach empfangen werden konnten, was öfters der Fall war. Grosse Strecken kein Problem Eine der Kreuzlinger Mückenfledermäuse entzog sich mehrere Abende lang den Verfolgern. Erst nach mehreren Anläufen gelang es, ihre Flugroute zu erkennen. Zunächst flog sie hangaufwärts auf den Seerücken und jagte dort im Bereich einer grossen Waldlichtung, dies aber nur während zehn bis zwanzig Minuten. Danach folg sie hinunter zum Untersee und jagte – wiederum nur kurze Zeit – an den Dorfrändern von Tägerwilen und Triboltingen – und dann strebte auch sie FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD Vorn der Schifffahrtshafen von Kreuzlingen, in der Bildmitte die sogenannte «Wollschweininsel», dahinter die ausgedehnte Flachwasserzone des Konstanzer Trichters, Jagdgebiete mehrerer Mückenfledermäuse. hin zum See. Hier war sie ausdauernd über den Flachwasserbereichen unterwegs, aber auch über den grossflächigen Schilfgürteln, welche für den östlichen Teil des Untersees typisch sind. Ausser dem hohen Tempo, mit dem die kleinen Fledermäuse unterwegs waren, erstaunten auch die zurückgelegten Strecken. Einzelne Tiere entfernten sich viele Kilometer von ihren Tagesquartieren. Die weiteste festgestellte Distanz betrug über 12 km. Während die Mückenfledermäuse in Romanshorn stets wieder in dasselbe Tagesschlafquartier zurück kehrten und damit die weiteren Abklärungen erleichterten, wählten die Kreuzlinger oft einen anderen Tagesunterschlupf, den zu finden nicht immer einfach war und bei einem der Tiere gar nicht gelang. Beide Jagdlebensräume über dem Bodensee – sowohl der Obersee als auch der kleinere Untersee – zeichnen sich durch ausgedehnte Flachwasserzonen aus, welche einen immensen Reichtum an Insekten hervorbringen. Dass diese Fülle an kleinen Beutetieren eine Erklärung dafür ist, weshalb die Thurgauischen Mückenfledermäuse bis heute fast ausschliesslich am BodenDas Projekt «Radio-Telemetrie-Untersuchungen an Mückenfledermäusen (Pipistrellus pygmaeus) im Kanton Thurgau» wurde mit Hilfe des Biologen Dr. René Güttinger und der finanziellen Unterstützung der WWF-Sektion Bodensee/Thurgau durchgeführt. Die Thurgauische Koordinationsstelle für Fledermausschutz dankt herzlich für die Hilfe. An den Untersuchungen beteiligten sich zudem viele Lokale Fledermausschützende aus dem Thurgau: FOTO: CHRISTIAN EHRAT Trudy Christoffel, Hans Eberhardt, Thomas Haller, Marius Heeb, Susi Kreis, Sonja Pfister und Priska Wyss. Ihnen sei an dieser Stelle für ihre Hilfe gedankt. Dezember 2009 FMAZ 89 3 Tagaktive Mückenfledermäuse FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD Die Flachwasserzone vor den Hafenanlagen von Kreuzlingen und Konstanz wird von den Mückenfledermäusen intensiv bejagt. see beobachtet wurden, konnte durch die Radiotelemetrie-Untersuchungen gestützt werden. Die Abklärungen brachten insgesamt wertvolle, neue und detaillierte Erkenntnisse über das Jagdverhalten unserer kleinsten einheimischen Fledermausart, aber auch über ihre «Treue» zu ihren Jagdlebensräumen, zur Quartierwahl, zu Fluggeschwindigkeit und Flugrouten. Die Angaben zu den Jagdlebensräumen bestätigen und ergänzen die Untersuchungen von Thomas Sattler*, der im Rahmen seiner Diplomarbeit in der ganzen Schweiz mit dem Auto Transekte abfuhr und dabei mit dem Detektor Ultraschallrufe aufzeichnete: Mückenfledermäuse jagen im Tiefland in der Nähe von Gewässern, oft in oder in der Nähe von Siedlungen und in offenen Baumbeständen. Die Entdeckung der starken Präferenz für die Jagd über dem Wasser ist in dieser Hinsicht neu. Da Thomas Sattler sein Auto nicht auf diesem Element einsetzen konnte und die Reichweite eines Ultraschalldetektors beschränkt ist, ist das Fehlen dieses Befundes in seiner Arbeit aber gut nachvollziehbar. *Sattler, T. et al. (2007): Ecological niche modelling of two cryptic bat species calls for a reassessment o their conservation status. Journal of Applied Ecology. doi: 10.1111/j.1365-2664.2007.01328.x FOTO: HANSUELI ALDER KARTE: WOLF-DIETER BURKHARD Jagdlebensräume zweier Mückenfledermäuse im Grossraum Konstanz. Einrandige Kreise: Jagdlebensräume der Mückenfledermaus Nr. 720; zweirandige Kreise: Jagdlebensräume der Mückenfledermaus Nr. 774. Ausgefüllte Kreise: Tagesschlafquartier. Balken: 10 km. Die beiden Konstanzer Mückenfledermäuse jagten jeweils eine gewisse Zeit in einem Jagdgebiet, bevor sie ins nächste weiter zogen. Beeindruckend sind nicht nur die grossen Distanzen, die die kleinen Flatterer in einer Nacht zurücklegen, sondern auch die erstaunliche Treue zu ihren bevorzugten Jagdgebieten. In einem Buchenwald in Mittelitalien konnten Fledermausforscher ein für Fledermäuse aussergewöhnliches Verhalten beobachten. Dr. Danilo Russo* von der Universität Neapel war mit seinem Team in den Abruzzen auf der Suche nach Quartieren der Mopsfledermaus ( Barbastella barbastellus ). Eines späten Nachmittags entdeckten sie aber jagende Fledermäuse unbekannter Artzugehörigkeit in einem Wald. Die Forscher nahmen an, dass es sich dabei um ein altbekanntes, aber seltenes Phänomen handelt, dass auch in der Schweiz im Herbst gelegentlich beobachtet werden kann. Als Danilo Russo aber am nächsten Tag erneut die betreffende Stelle passierte, waren auch die Fledermäuse wieder da. Grund genug das ungewöhnliche Betragen genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Forscher stellten zuerst fest, dass es sich bei den tagaktiven Flatterern um Mückenfledermäuse ( Pipistrellus pygmaeus ) handelte, die dank ihrer charakteristischen Ultraschallrufe einfach identifiziert werden können. Sie beobachteten auch in den Sommern der folgenden beiden Jahre, dass diese Population von Mückenfledermäusen häufig vor Sonnenuntergang aktiv war. Die Tagaktivität ist also systematisch. Der Vorteil liegt darin, dass tagaktive Fledermäuse länger auf die Jagd gehen können, somit mehr Nahrung erbeuten dürften und deshalb wohl langfristig einen grösseren Fortpflanzungserfolg haben. Die Strategie ist allerdings heikel, denn nicht umsonst sind die meisten Fledermäuse erst von der Abenddämmerung an aktiv: Tagsüber werden Fledermäuse leicht zur Beute von Räubern wie Greifvögeln. Allerdings setzen die tagaktiven Mückenfledermäuse nicht alles auf eine Karte, denn nachmittags können sie fast ausschliesslich in Bodennähe unter den Bäumen, wo sie relativ sicher sind, auf der Jagd beobachtet werden. Jagdaktivität vor Sonnenuntergang im Sommer konnte auch schon in der Schweiz beobachtet werden, so vor dunklen Felswänden, wo Insekten zahlreich aufsteigen dürften. Falls sich die Strategie auszahlt, dürften nach und nach weitere Mückenfledermauspopulationen tagaktiv werden. Falls nicht, dürfte das spezielle Verhalten der Mückenfledermäuse mit der Zeit wieder verschwinden. Ein Paradebeispiel für tagaktive Fledermausarten ist übrigens der Azoren-Abendsegler (Nyctalus azoreum). Auf den SonnenInseln gibt es denn auch keine tagaktiven Raubvögel. *Russo, D., L. Cistrone, A. P. Garonna & G. Jones (2009): The early bat catches the fly: Daylight foraging in soprano pipistrelles. Mammalian Biology, doi:10.1016/j. mambio.2009.08.002. 4 FMAZ 89 Dezember 2009 Kleine Hufeisennase: Sensation im hinteren Leimental SO In Metzerlen wurde eine Kolonie der vom Aussterben bedrohten Kleinen Hufeisennase entdeckt. Elias Bader / KFB SO Der Entdeckung der Kolonie ging eine eigentliche Schatzsuche voraus. In einem Obstgarten am Dorfrand zeichneten Martin Obrist von der WSL und Peter Flückiger, ehemaliger KFB Solothurn, am 7. August 2003 um 21:35h Rufe einer Kleinen Hufeisennase auf. Die Art gilt seit den 1960ern Jahren in der Region als ausgestorben. Es konnte gut sein, dass dies eine der letzten Überlebenden ihrer Art aus dem französischen Biedertal gleich jenseits der Grenze war. Die Weiterleitung dieser Beobachtung an den Fledermausexperten Dr. Fabio Bontadina von der Universität Bern liessen diesen aber stutzig werden. Flugbeobachtungen so früh am Abend deuteten darauf hin, dass die Tiere erst ausgeflogen waren und sich noch ganz in der Nähe ihres Quartieres aufhielten. Die im Obstgarten aufgezeichnete Kleine Hufeisennase musste auf dem direkten Weg zwischen ihrem Gebäudequartier und ihrem Jagdgebiet unterwegs gewesen sein. Ein Blick auf das Luftbild zeigte, dass der Obstgarten auf halbem Weg zwischen Gebäuden im Dorf Metzerlen und dem nahen Wald liegt. Im August 2008 konnte dann Fabio Bontadina mithilfe eines Fledermausdetektors zuerst eine jagende Kleine Hufeisennase mitten im Dorf und nur kurz später ausfliegende Tiere aus einem historischen Bauernhaus in Metzerlens Dorfkern ausmachen. War das die erste Schweizer Wochenstubenkolonie nördlich der Voralpen seit Jahrzehnten? Die Spannung war gross, als sich nun im Juni 2009 die Hausbesitzerin Marianne Frei und ihr Mann, Gemeindepräsident Willi Wyss, mit dem Fledermausschutz-Beauftragten des Kantons Solothurn, Elias Bader, seinem Kollegen aus dem Aargau, Andres Beck, sowie Fabio Bontadina zu einer Besichtigung des potentiellen Wochenstubenquartiers in der Solothurner Exklave trafen. Die Gruppe staunte, als sie im Obergeschoss des Gebäudes tatsächlich 15 Kleine Hufeisennasen vorfand. Der nur spärlich vorhandene Kot liess darauf schliessen, dass die Kleinen Hufeisennasen erst seit relativ kurzer Zeit in dem alten Haus seine Jungen aufziehen. Es handelt sich also um eine der seit längerem erwarteten Neubesiedlungen, ein wichtiges Zeichen für die sehnlichst erhoffte Bestandeserholung dieser stark bedrohten Fledermausart! FOTO: ELIAS BADER Das Quartier der neu entdeckten Wochenstube befindet sich in diesem Haus in Metzerlen. Es steht seit rund 15 Jahren leer. Ausser man tut es... René Güttinger / KFB SG/AI/AR Silvio Hoch / KFB FL 2009 ergab sich für uns, nach vielen Jahren, erstmals die Gelegenheit, beim einzigen Wochenstubenquartier der Kleinen Hufeisennase im Kanton St. Gallen eine verlässliche Bestandeszählung vorzunehmen. Wir konnten abends ins ansonsten hermetisch abgesperrte Areal rund um das Quartiergebäude gelangen und endlich sichere Ausflugszählungen durchführen. Waren bei Dachstockkontrollen bislang meist um die fünf bis zehn Tiere zu beobachten gewesen (unterschiedlich je nach Witterung), ergaben zwei Ausflugzählungen im vergangenen FOTO: ELIAS BADER Durch das oberste Loch auf der Hinterseite des Hauses fliegt die Mehrheit der Kleinen Hufeisennasen aus. Sommer endlich Gewissheit über die wahre Koloniegrösse: 48 ausfliegende Tiere am 25. Mai, und 55 Tiere am 13. Juli. Drei mit Minisendern versehene Weibchen zeigten dann rasch die Ursache für die zahlenmässige Diskrepanz: Der hauptsächliche Hangplatz der Tiere befindet sich im Zwischenboden des Estrichs. Vor allem zwei Stellen, an denen Bodenbretter fehlen oder gegen die Balken und Fassade nicht sauber abschliessen, ermöglichen den Tieren den Zugang. Vorläufig noch offen bleibt, wie wir künftig in diesem Quartierraum Hinweise auf die Anzahl Jungtiere gewinnen können. Die Beobachtungen werfen ein ganz neues Licht auf die Bedeutung der einzigen noch bekannten Wochenstube in der Region. Wir freuen uns ausserordentlich! FOTO: RENÉ GÜTTINGER Kleine Hufeisennase aus Flums mit Minisender Dezember 2009 FMAZ 89 5 Baufachleute im Dienste des Fledermausschutzes LU Ruth Ehrenbold / KFB LU Bei der Beratung auf einer Baustelle im Kanton Luzern betreffend Förderungsmassnahmen für Fledermäuse, waren Bauleiter, Dachdecker und Zimmermann (alle inklusive Lehrlinge) dabei. Eines der Männergesichter, nämlich das des Dachdeckers, kam der KFB des Kantons Luzern, Ruth Ehrenbold, bekannt vor. Sie schaute ihn lange prüfend an, worauf er bestätigte, dass sie vor Jahren auch schon miteinander auf einer Baustelle gearbeitet hatten. Er wusste sogar noch ganz genau wo. Auch damals setzte er Vorschläge zur Umsetzung von Schutzmassnahmen für Fledermäuse um. Sofort zückte Ruth Ehrenbold die neue Broschüre der SSF «Fledermausfreundliche Sanierungen». Dachdecker Peter Sidler staunte, als er sich darin wieder erkannte. Freude und Stolz waren ihm anzusehen. Selbstverständlich waren die vorhandenen Faltblätter im Nu unter den anwesenden Kollegen verteilt. An dieser Stelle möchten wir allen Handwerkern unsern Dank aussprechen für die tolle Zusammenarbeit mit dem Fledermausschutz. Wie Peter Sidler von der Firma Zihlmann in Wolhusen, setzen viele von ihnen vorbildlich Massnahmen zur Erhaltung oder Schaffung von Fledermausquartieren um. Wimperfledermaus SO In Himmelried SO wurde erstmals eine Wimperfledermaus ( Myotis emarginatus ) nachgewiesen. Es handelte sich dabei um ein Männchen, welches sich unter einem Dachvorsprung gemütlich gemacht hatte. Auch wenn es sich «nur» um ein Männchen handelt, ist es nichtsdestotrotz ein spannender Fund, zumal die Wimperfledermaus in der ganzen Schweiz äusserst selten und dementsprechend wenig über sie bekannt ist. So sind weniger als ein Dutzend Wochenstubenquartiere bekannt. Da die Art vergleichsweise standorttreu ist und sich in ihrem Leben kaum weiter als 40 km von ihrem Geburtsort entfernt, bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft noch weitere Funde im Kanton Solothurn gemacht werden. Dachdecker Peter Sidler im Dienste des Fledermausschutzes: Als Aushängeschild im Faltblatt «Fledermausfreundliche Sanierungen» der SSF und im Sommer 09 bei der Arbeit an einem neuen Fledermausquartier im Dach einer alten Residenz (unten). Bei der aktuellen Beratung werden übrigens neben Nischen im Zwischendach ein kleiner Fledermausestrich im obersten Bereich des Daches geschaffen werden. Die Ideen, welche die Fachleute vom Bau einbringen, sind dabei äusserst wertvoll und tragen sehr viel zum erfolgreichen Fledermausschutz bei. FOTO: RUTH EHRENBOLD Verstärkung im Fledermausschutz Graubünden FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH FOTO: ELIAS BADER Silvia Giovanoli Hehli hat zusammen mit einem Dutzend Kolleginnen und Kollegen die Diplomprüfung als Lokale Fledermausschützerin bestanden. Seit Juli 2009 hat für sie und das Team der frischgebackenen Fledermausschützenden ein neuer Lebensabschnitt begonnen – ganz nach dem Motto des knallroten trendigen T-Shirts: nachtaktiv! Wir wünschen viel Erfolg und Spass beim Einsatz für die Flatterhaften. 6 FMAZ 89 Dezember 2009 Verbreitung Langohren im Tessin aufgeklärt Im FMAZ 87 berichteten wir über die Studie, die das Vorkommen der drei Langohrarten im Kanton Tessin untersuchte und stellten erste Resultate wurden vor. In der Zwischenzeit ist sie beendet und die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen stehen fest. Marzia Mattei / KFB TI Von 72 untersuchten Langohr-Quartieren ist nun die genaue Artzusammensetzung bekannt. 85% der Unterschlüpfe sind von der im 2001 neu beschriebenen Art, dem Alpenlangohr (Plecotus macrobullaris), bewohnt, die restlichen 15% vom Braunen Langohr (Plecotus auritus). Einzeltiere: 44% Braune Langohren Das Interesse der Studie galt aber nicht nur den Quartieren, sondern auch Einzelfunden. Es wurden sowohl Langohren bestimmt, die Neue Mitarbeiterin SSF Seit Oktober 2009 arbeitet Murièle Jonglez als Leiterin des Publikumsdienstes im Team der Stiftung Fledermausschutz. Sie tritt damit die Nachfolge für Karin Iten an. Parallel zu ihrem Biologiestudium, welches sie im Jahr 2005 an der Universität Zürich begann, war Murièle Jonglez in verschiedenen Firmen als Kundenberaterin tätig. Die ersten Kontakte mit Fledermäusen knüpfte sie vor einem Jahr, als sie anfing im Freiwilligenteam der Stiftung Fledermausschutz mitzuwirken. Seitdem begeistert sie sich für die kleinen geflügelten Säugetiere und setzt sich zum Ziel, das Wesen der Fledermäuse einem breiteren Publikum näher zu bringen. Nun freut sie sich auf weitere interessante und lehrreiche Begegnungen mit den flatterhaften Nachtschwärmern und auf neue Herausforderungen bei der SSF. Wir wünschen Murièle viel Erfolg und Erfüllung in ihrer neuen Stelle. bei laufenden Projekten des CPT (Centro Protezione Chirotteri) gefangen wurden wie auch solche aus der Sammlung des Museo Cantonale di Storia Naturale in Lugano. Bei den 18 untersuchten Individuen fällt das ArtenVerhältnis ausgeglichener aus als bei den Quartieren: 56% der untersuchten Tieren waren Alpenlangohren, 44% Braune Langohren. Welche Art ist häufiger? Um diese Frage zu beantworten, muss berücksichtigt werden, dass die Auswahl der untersuchten Quartiere nicht als repräsentativ erachtet werden kann. Sie besteht fast ausschliesslich aus Estrichen und Kirchentürmen, während andere typische Langohr-Unterschlüpfe wie Baumhöhlen fehlen. Der Fund von Einzeltieren hingegen ist zufällig und stellt so besser die tatsächliche Verbreitung der Langohren dar. Im Kanton Tessin scheinen die beiden erwähnten Langohrarten somit etwa gleich häufig vorzukommen. Ihre Ansprüche an die unmittelbare Umgebung sind jedoch unterschiedlich. Das Alpenlangohr ist stärker an Gebäude – vor allem an Estriche – gebunden, während das Braune Langohr neben Unterschlüpfen an menschlichen Behausungen auch andere Verstecke nutzt. Dieser Befund erklärt denn auch, dass Alpenlangohren bei den untersuchten Quartieren stärker vertreten sind. Zudem bevorzugt das Alpenlangohr, FOTO: DANIELE STANGA Alpenlangohr in der Kirche von Muggio. Dieses Quartier wird im Rahmen des Monitoringprogrammes prioritärer Fledermauskolonien überwacht. Braunes Langohr Quartiere Einzelfunde Alpenlangohr Quartiere Einzelfunde GRAFIK: CENTRO PROTEZIONE CHIROTTERI TICINO Verbreitung der Langohren im Tessin. Resultate der genetischen Studie. seinem Namen keine Ehre erweisend, tief gelegene und somit wärmere Lebensräume! Und das Graue Langohr? Mit dieser Studie konnte das Graue Langohr im Kanton Tessin nicht nachgewiesen werden. Die bisher dem Grauen Langohr zugeschriebenen Fledermauskolonien an Gebäuden bestehen in Wirklichkeit allesamt aus Alpenlangohren. Die Daten zu früher abgefangenen Tiere können leider nicht überprüft werden, da die Tiere unmittelbar nach der Bestimmung wieder frei gelassen wurden. Da jedoch die typischen morphologischen Merkmale der Alpenlangohren mit den notierten Eigenschaften der damals gefangenen Tiere übereinstimmen, muss man annehmen, dass es sich bei den damals untersuchten Tieren um Alpenlangohren handelt. Aus diesen Erkenntnissen ist zu schliessen, dass im Kanton Tessin nur zwei der drei einheimischen Langohrarten vorkommen. 16. Fledermausart im Kanton SH FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUZ.CH Am 26.06.2009 gingen in Trasadingen beim Abfang vor einem Fledermaus-Quartier hinter der Wandverschalung eines Einfamilienhauses sieben säugende Weibchen der äusserst seltenen Brandtfledermaus (Myotis brandtii) ins Netz. Es handelt sich dabei nicht nur um den Erstnachweis dieser Fledermausart im Kanton Schaffhausen, sondern auch gleichzeitig um den ersten Fortpflanzungsnachweis dieser Fledermausart, über deren Lebensweise bisher erst wenig bekannt ist. Ein sensationeller Erfolg, der Dank des Engagements von Deborah Schneider für ihre Maturaarbeit zustandegekommen ist! FOTO: HANSUELI ALDER Dezember 2009 FMAZ 89 7 «Multikulti» bei Fledermäusen TG Der Titel ist nicht wirklich ernst zu nehmen. Er dient als Aufhänger, um ein Problem für uns Fledermausschützende zu schildern, das uns zunehmend beschäftigt und unsere Arbeit erschwert: das gemeinsame Nutzen von Quartieren durch verschiedene Fledermausarten. Wolf-Dieter Burkhard / KFB TG FOTO: MARTIN KREIS Als wir 1983 mit der Inventarisierung der Fledermausbestände im KantonThurgau anfingen, galt die Annahme, ein Quartier sei jeweils von Angehörigen derselben Art besetzt. Bei unseren Abfängen sind uns zur damaligen Zeit auch nie zwei verschiedene Arten aus derselben Ausflugsöffnung ins Netz gegangen. Inzwischen hat sich dies geändert, und wir sind vorsichtiger geworden mit unseren Aussagen. Zwei Ereignisse aus der jüngsten Zeit sollen dies illustrieren. Im Juli 2009 unterstützten wir eine Doktorandin der Universität Tübingen bei ihrem Vorhaben, Orientierungsrufe von Rauhautfledermäusen (Pipistrellus nathusii) aufzunehmen. In Etzwilen (TG) befinden sich die einzigen bekannten Wochenstuben der Art in der Schweiz. Zu unserer Überraschung flogen aus dem beobachteten Haus aber nicht die erwarteten Rauhautfledermäuse aus, sondern Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus). Offenbar wird der Zwischenraum unter den FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD Riese unter Zwergen: In diesem Fledermauskasten konnte ein Grosser Abendsegler fest gestellt werden, der sich unter eine Wochenstubenkolonie von Wasserfledermäusen gemischt hatte. Dachziegeln von beiden Arten genutzt. Immerhin sind die Ausflugsöffnungen – zumindest nach den bisherigen Beobachtungen – nicht dieselben: Während die Rauhautfledermäuse, welche 2008 abgefangen und zweifelsfrei als solche bestimmt worden waren, das Dach am Nordgiebel verliessen, flogen die Zwergfledermäuse aus mehreren Spalten am First aus. Schwieriger ist die Sachlage in einem Mückenfledermausquartier in Romanshorn (TG), der bisher einzigen Wochenstube dieser Art in jener Region. Bei den vorbereitenden Beobachtungen für ein Radio-Telemetrie-Projekt mit Mückenfledermäusen (siehe Seite 1) gewannen wir den Eindruck, es flögen auch FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD Wolf-Dieter Burkhard wusste, dass hier Mückenfledermäuse einen Unterschlupf gefunden hatten. Doch beim Ausflug waren zunächst nur Zwergfledermäuse zu beobachten. Erst viel später zeigte sich die erste Mückenfledermaus. Ein etwas weniger geduldiger Fledermausschützender hätte nach dem Ausflug der Zwergfledermäuse die Beobachtung vermutlich abgebrochen. einzelne Zwergfledermäuse aus. Akustische Nachprüfungen bestätigten den Verdacht. So vorgewarnt, liessen wir beim Abfang besondere Vorsicht walten – und wir wurden belohnt: Von den insgesamt 16 Fledermäusen, die wir abfingen, waren nur elf Mückenfledermäuse, die übrigen wurden als Zwergfledermäuse bestimmt. Und alle waren sie aus derselben engen Öffnung am Dachrand ausgeflogen. Ein erneuter Abfang am Ende der Aufzuchtzeit bestätigte, dass nach wie vor beide Arten dasselbe Quartier nutzten, und zwar in ähnlichem Zahlenverhältnis wie einige Wochen zuvor. Die unterschiedlichen Ausfluggewohnheiten manifestierten sich im Fangergebnis: Zuerst flogen vornehmlich Zwergfledermäuse ins Netz, dann vermehrt die Mückenfledermäuse, welche meist später zu ihren Jagdflügen aufbrechen. Ein Blick in die Quartierdatenbank der Koordinationsstelle zeigt, dass die Nutzung desselben Quartiers von mehr als einer Fledermausart sehr selten ist oder eben bisher nicht entdeckt wurde. Noch seltener ist die Nutzung desselben Hangplatzes belegt. Trotzdem zeigen die Befunde im Thurgau eindeutig: Bei der Abklärung, welche Fledermausart ein Quartier nutzt, müssen Fledermausschützende sorgfältiger vorgehen. Es ist durchaus möglich, dass auch nahe verwandte Arten denselben Unterschlupf als Tagesversteck wählen. Es ist daher ratsam, bei Abfängen nicht nur früh ausfliegende Fledermäuse ins Netz zu bekommen, sondern auch die «Spätaufsteher». Und: Akustisches Bestimmungen können helfen, «MultikultiGesellschaften» zu enttarnen. 8 FMAZ 89 Dezember 2009 Kohlmeisen auf Fledermaus-Raubzug In der Not fressen Meisen winterschlafende Fledermäuse. Diese erstaunlichen Beobachtungen haben Forscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen zusammen mit Kollegen in einer Höhle in Ungarn gemacht. Kohlmeisen (Parus major) gehören unbestritten zu den schönsten unserer einheimischen Vogelarten. Dass sich das Klischee «schön gleich dumm» definitiv halten lässt, haben die niedlichen Vögel nun mit ihrem erstaunlichen Einfallsreichung bewiesen. Forscher um Björn Siemers beobachteten an 21 Tagen während zwei Wintern, dass insgesamt 18-mal Kohlmeisen in eine Höhle in Nordosten Ungarns flogen, um dort überwinternde Zwerg- fledermäuse (Pipistrellus pipistrellus) zu suchen und zu fressen. Vermutlich führt eine extreme Futternot zu der Entwicklung dieses Verhaltens, denn Kohlmeisen fressen normalerweise keine Fledermäuse. Im Nordosten Ungarns können die Winter aber hart sein, insbesondere bei geschlossener Schneedecke. Durch den großen Eingang der Höhle fällt etwas Licht, so dass sich die Meisen im Halbdunkel noch orientieren können. In der Höhle finden die Vögel die Fledermäuse möglicher Weise durch Laute, welche die im Winterschlaf gestörten Tiere beim Aufwachen zur Abwehr ausstoßen. Die Meisen benötigten höchstens eine Viertelstunde, bis sie eine Fledermaus erbeutet haben. Teilweise trugen sie die Tiere in ihrem Schnabel aus der Höhle heraus und fraßen sie auf Bäumen in der Nähe der Höhle. Das aussergewöhnliche Verhalten ist allerdings stark vom vorhandenen Nahrungsangebot FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH FOTO: CARSSTEN BRAUN 1. Österreichisches Fledermaushaus Klaus Krainer / Arge Naturschutz Österreich erfreut sich dank unvergleichlichem Charme und feinstem Essen nach wie vor einer grossen Beliebtheit. Bei Ihrer Ferienplanung sollten Sie unbedingt auch einen Stopp in Kärnten in Erwägung ziehen. Bei der Ortschaft Feistritz/Gail befindet sich das erste Österreichische Fledermaushaus: Es beherbergt eine Kolonie von Kleinen Hufeisennasen, die im Gebäude live beobachtet werden können. Die Tiere halten sich im Dachboden des Gebäudes sowie im Fledermausraum im 1. Stock auf, der nur durch eine Glasscheibe von den Informationsräumen getrennt ist. So können die Besucher die 30-50 Tiere umfassende Wochenstubenkolonie der Kleinen Hufeisennase ungestört beobachten. FOTO: KRAINER / ARGE NATURSCHUTZ FOTO: JAINDL / ARGE NATURSCHUTZ Die Besucher erhalten zudem spannende Informationen zur Lebensweise der heimischen Fledermäuse und der Kleinen Hufeisennase im Speziellen durch einen Mitarbeiter der Arge Naturschutz. Weiter wurden im Fledermausraum sowie im Dachboden je zwei Kameras installiert. Im Medien-/Lehrraum können sowohl Live-Bilder als auch Aufzeichnungen auf einer Videoleinwand betrachtet werden. Seit April 2009 ist auch eine Webcam installiert: (www.arge-naturschutz. at/startseite/fledermaushaus). Schautafeln, Skizzen, Videoaufzeichungen, Binokulare, Bastelanleitungen, Rätsel und eine Power-PointPräsentation runden das Angebot ab. Da das Gebäude für viele Jahre unbewohnt war, hatten sich die Fledermäuse in den Räumlichkeiten angesiedelt. 2007/2008 wurde das Kraftwerkhaus Feistritz an der Gail auf Initiative der Arge Naturschutz in Kooperation mit der Gemeinde Feistritz an der Gail und der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ) sowie mit finanzieller Unterstützung des Naturschutzes des Landes Kärnten sowie des Lebensministeriums zu einem Fledermaus-Informationszentrum ausgebaut (www.arge-naturschutz.at/projekte/ fledermaushaus/). Geöffnet: in der Zeit vom 01.05. bis 25.09. jeden Freitag sowie jeden ersten Sonntag im Monat jeweils von 14:00h - 21:00h. Opfer Zwergfledermaus (oben) und Täterin Kohlmeise abhängig. Als die Forscher wenige Meter vor dem Höhleneingang zusätzliches Futter in Form von Sonnenblumenkernen und Speck anboten, holte sich nur mehr eine einzige Kohlmeise eine Fledermaus. Dieses innovative Verhalten ist kein Einzelfall und wird wahrscheinlich von Generation zu Generation weitergegeben. Denn Péter Estók, Erstautor der Studie, beobachtete bereits zehn Jahre zuvor eine Fledermaus fressende Kohlmeise in dieser Höhle. Auch aus Polen wurde solch eine Beobachtung berichtet. «Dies könnte entweder für eine kulturelle Weitergabe zwischen verschiedenen Populationen sprechen, oder für eine unabhängige Entwicklung an verschiedenen Orten aufgrund gleicher ökologischer Gegebenheiten», fasst Björn Siemers zusammen. * Péter Estók, Sándor Zsebõk, Björn M. Siemers (2009): Great tits search for, capture, kill and eat hibernating bats. Biology Letters. DOI: 10.1098/rsbl.2009.0611 Mehr Informationen mit Videos z. B. unter: www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2009/ pressemitteilung200909081/index.html IMPRESSUM FLEDERMAUS-ANZEIGER (FMAZ) Gegründet 1984, 26. Jahrgang, Auflage 3’000, erscheint halbjährlich. Wird auf Anfrage hin ab aktueller Ausgabe im Inland im Gratisabonnement abgegeben. Keine Nachlieferung älterer Ausgaben. Solche können unter www.fledermausschutz.ch herunter geladen werden. Redaktion Dr. Hubert Krättli, Stiftung Fledermausschutz (SSF), Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich, Sekretariat 044 254 26 80; Fax 044 254 26 81; Fledermausschutz-Nottelefon 079 330 60 60; [email protected]; www.fledermausschutz.ch Verkaufsartikel beim Shop SSF 044 254 26 80, Fax 044 254 26 81, [email protected] oder www.fledermausschutz.ch Druck und Versand des FMAZ werden von der Stiftung Fledermausschutz im Rahmen des BAFU-Auftrags Koordinationsstelle Ost für Fledermausschutz (KOF) realisiert. Druck: Stiftung Zentralstelle der Studentenschaft, Uni Zürich. Spendenkonto Stiftung Fledermausschutz: PC 80-7223-1