Fledermaus-Anzeiger - Stiftung Fledermausschutz

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Fledermaus-Anzeiger
Offizielles Mitteilungsorgan der Stiftung Fledermausschutz &
des BAFU-Projektes Koordinationsstelle Ost für Fledermausschutz (KOF)
Redaktionsadresse: Stiftung Fledermausschutz, Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich
Sekretariat 044 254 26 80; Fax 044 254 26 81; Fledermausschutz-Nottelefon 079 330 60 60
[email protected]; www.fledermausschutz.ch
FMAZ 89
Dezember 2009
Auflage 3’000
Mückenfledermäuse – «kleine Seeräuberinnen»
Die Thurgauische Koordinationsstelle für Fledermausschutz führte
2009 ein Projekt zur Jagdlebensraumwahl der Mückenfledermäuse
am Bodensee durch. Mittels Radiotelemetrie fand man heraus, dass
unsere kleinsten einheimischen
Flatterer eine Vorliebe für Flachwasserzonen haben.
Wolf-Dieter Burkhard / KFB TG
Im Kanton Thurgau wurden in den Jahren
2001 bis 2008 rund ein Dutzend Wochenstuben der Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) gefunden – so viele wie schweizweit
nur noch in der Region Luzern. Diese kleinste
unter den europäischen Fledermausarten
ist erst 1995 als eigenständige Art erkannt
worden. Entsprechend gering sind genauere
Kenntnisse über ihr Verhalten. Wegen ihrer
starken äusserlichen Ähnlichkeit waren
Mückenfledermäuse wegen ihrer charakteristischen Ultraschallrufe zuvor stets als
eine «Ruf-Variante» der Zwergfledermaus
(Pipistrellus pipistrellus) angesehen worden:
Die Hauptruffrequenz liegt bei der Zwergfledermaus nämlich bei etwa 45 kHz, bei der
Mückenfledermaus hingegen deutlich höher
bei rund 55 kHz. Heute sind die beiden Arten
für Fledermausfachpersonen meist auch
durch äussere Merkmale voneinander zu
unterscheiden.
Erstnachweis TG im Fitnesscenter
Im Jahr 2000 wurde das erste Exemplar im
Kanton Thurgau entdeckt. Es handelte sich
um ein einzelnes Männchen, das sich in
ein Fitnesscenter verirrt hatte und dort für
erhebliche Aufregung beim Personal gesorgt
hatte. Der erste Beweis, dass sich die Art im
Thurgau fortpflanzt, gelang im Jahr darauf:
Im Zwischendach eines Zweifamilienhauses
in Kreuzlingen wurde eine Wochenstube gefunden, die über 200 Tiere umfasste.
Der nachgewiesene Thurgauische Bestand
umfasst mittlerweile mehrere hundert Tiere
und gehört damit zu den bedeutendsten in
der Schweiz. Sämtliche bis heute im Thurgau
bekannt gewordenen Quartiere der Mückenfledermaus befinden sich in Kreuzlingen
und Romanshorn, also in zwei Gemeinden,
welche am südlichen Bodenseeufer liegen.
Diese auffällige Nähe zum See weckte die
Vermutung, die ausgedehnten Flachwasserzonen des Sees könnten eine wesentliche
Rolle bei der Nahrungssuche spielen und so
die Konzentration der Tiere entlang dieser
Uferzonen erklären.
Sender im Rückenfell
Um die These zu untermauern, wurden im Mai
und Juli 2009 je zwei Tiere aus jeweils einer
Wochenstubenkolonie in Kreuzlingen und
Romanshorn mit einem Sender «versehen».
Ausgewählt wurden Geräte von lediglich
einem Drittel Gramm Gewicht, um die Tiere
im Flug möglichst wenig zu belasten. Die Befestigung mit einem medizinischen Klebstoff
im Rückenfell gewährleistete, dass die Sender
nach wenigen Tagen wieder abfielen.
In den darauf folgenden Nächten wurden die
Aktivitäten der besenderten Tiere verfolgt und
miteinander verglichen. In einzelnen Fällen
war auch die Beobachtung mit Nachtsichtgeräten möglich. Es stellte sich heraus, dass die
Mückenfledermäuse nach dem abendlichen
Verlassen ihrer Quartiere meist sofort zum
nahen See flogen, um dann ausdauernd,
d.h. meist während mehreren Stunden über
Aktuell im FMAZ 89
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD
Mückenfledermaus aus Kreuzlingen TG
Schutz und Forschung
Jagd Mückenfledermäuse TG ........... 1
Tagaktive Mückenfledermäuse .......... 2
Kohlmeisen fressen Fledermäuse ..... 8
News aus den Regionen
Kleine Hufeisennase SO ................... 4
Kleine Hufeisennase SG ................... 4
Baufachleute LU ................................ 5
Wimperfledermaus SO ...................... 5
Neue Mitarbeitende GR ..................... 5
Langohren TI ..................................... 6
Brandtfledermaus SH ........................ 6
«Multikulti»......................................... 7
Öffentlichkeitsarbeit
Neue Mitarbeiterin SSF .................... 6
Fledermaushaus Österreich .............. 8
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FMAZ 89
Dezember 2009
dem Wasser zu jagen. Anders als Wasserfledermäuse, welche ihrer Beute meist dicht
über der Wasseroberfläche nachstellen
oder sie direkt vom Wasserspiegel ablesen,
nutzten die Mückenfledermäuse auch höhere
Bereiche oder suchten die Ufergebiete nach
Nahrung ab, wobei sie zum Teil sogar über die
Baumkronen aufstiegen. Der Jagdflug erfolgte
nicht, wie es bei den Zwergfledermäusen oft
zu beobachten ist, kleinräumig begrenzt und in
engen Kurven, sondern führte «grosszügiger»
über weitere Distanzen. Zeitweise jagten die
Mückenfledermäuse weit draussen über dem
See, dann aber auch wieder über Jachthäfen
zwischen vertäuten Schiffen.
Mit Highspeed ins Jagdgebiet
Die Verfolgung der besenderten Tiere erwies
nach dem Ausflug sich als sehr anspruchsvoll, und dies trotz zweier unabhängiger
Teams, die mit Autos ausgerüstet waren. Die
telemetrierten Tieren stammten aus zwei Wochenstuben der beiden grossen Siedlungen
Kreuzlingen und Romanshorn. Die vielen
Häuser schluckten oft die Sendersignale oder
die Strassen in der Stadt verhinderten ein
zügiges Vorwärtskommen der zu verfolgenden
Tiere. Die Mückenfledermäuse bewegten sich
zudem mit erstaunlich hohem Tempo fort: Auf
einer parallel zur Hauptstrasse KreuzlingenErmatingen führenden Flugstrecke wurde eine
durchschnittliche Fluggeschwindigkeit von
30 bis 35 km/h gemessen. Glücklicherweise
konnten die Tiere aber meist bald wieder
geortet werden, in der Regel jagend über den
Flachwasserzonen. Solange sie sich in Ufernähe bewegten, liessen sich ihre Flugmanöver
recht gut verfolgen. Schwieriger wurde es,
wenn sie weit hinaus aufs Wasser zur Jagd
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD
Die Mückenfledermäuse jagten oft in Hafenanlagen, sofern diese genügend grosse freie Flächen aufwiesen.
flogen und die Signale infolgedessen nur noch
schwach empfangen werden konnten, was
öfters der Fall war.
Grosse Strecken kein Problem
Eine der Kreuzlinger Mückenfledermäuse
entzog sich mehrere Abende lang den Verfolgern. Erst nach mehreren Anläufen gelang
es, ihre Flugroute zu erkennen. Zunächst
flog sie hangaufwärts auf den Seerücken
und jagte dort im Bereich einer grossen
Waldlichtung, dies aber nur während zehn
bis zwanzig Minuten. Danach folg sie hinunter
zum Untersee und jagte – wiederum nur kurze
Zeit – an den Dorfrändern von Tägerwilen
und Triboltingen – und dann strebte auch sie
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD
Vorn der Schifffahrtshafen von Kreuzlingen, in der Bildmitte die sogenannte «Wollschweininsel», dahinter
die ausgedehnte Flachwasserzone des Konstanzer Trichters, Jagdgebiete mehrerer Mückenfledermäuse.
hin zum See. Hier war sie ausdauernd über
den Flachwasserbereichen unterwegs, aber
auch über den grossflächigen Schilfgürteln,
welche für den östlichen Teil des Untersees
typisch sind.
Ausser dem hohen Tempo, mit dem die
kleinen Fledermäuse unterwegs waren, erstaunten auch die zurückgelegten Strecken.
Einzelne Tiere entfernten sich viele Kilometer
von ihren Tagesquartieren. Die weiteste festgestellte Distanz betrug über 12 km. Während
die Mückenfledermäuse in Romanshorn stets
wieder in dasselbe Tagesschlafquartier zurück
kehrten und damit die weiteren Abklärungen
erleichterten, wählten die Kreuzlinger oft einen
anderen Tagesunterschlupf, den zu finden
nicht immer einfach war und bei einem der
Tiere gar nicht gelang.
Beide Jagdlebensräume über dem Bodensee – sowohl der Obersee als auch der
kleinere Untersee – zeichnen sich durch
ausgedehnte Flachwasserzonen aus, welche einen immensen Reichtum an Insekten
hervorbringen. Dass diese Fülle an kleinen
Beutetieren eine Erklärung dafür ist, weshalb
die Thurgauischen Mückenfledermäuse
bis heute fast ausschliesslich am BodenDas Projekt «Radio-Telemetrie-Untersuchungen an
Mückenfledermäusen (Pipistrellus pygmaeus) im
Kanton Thurgau» wurde mit Hilfe des Biologen Dr.
René Güttinger und der finanziellen Unterstützung
der WWF-Sektion Bodensee/Thurgau durchgeführt.
Die Thurgauische Koordinationsstelle für Fledermausschutz dankt herzlich für die Hilfe.
An den Untersuchungen beteiligten sich zudem viele
Lokale Fledermausschützende aus dem Thurgau:
FOTO: CHRISTIAN EHRAT
Trudy Christoffel, Hans Eberhardt,
Thomas Haller,
Marius Heeb, Susi Kreis, Sonja Pfister und Priska
Wyss. Ihnen sei an dieser Stelle für ihre Hilfe
gedankt.
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Tagaktive
Mückenfledermäuse
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD
Die Flachwasserzone vor den Hafenanlagen von Kreuzlingen und Konstanz wird von den Mückenfledermäusen intensiv bejagt.
see beobachtet wurden, konnte durch die
Radiotelemetrie-Untersuchungen gestützt
werden. Die Abklärungen brachten insgesamt
wertvolle, neue und detaillierte Erkenntnisse
über das Jagdverhalten unserer kleinsten
einheimischen Fledermausart, aber auch über
ihre «Treue» zu ihren Jagdlebensräumen, zur
Quartierwahl, zu Fluggeschwindigkeit und
Flugrouten.
Die Angaben zu den Jagdlebensräumen
bestätigen und ergänzen die Untersuchungen
von Thomas Sattler*, der im Rahmen seiner
Diplomarbeit in der ganzen Schweiz mit
dem Auto Transekte abfuhr und dabei mit
dem Detektor Ultraschallrufe aufzeichnete:
Mückenfledermäuse jagen im Tiefland in der
Nähe von Gewässern, oft in oder in der Nähe
von Siedlungen und in offenen Baumbeständen. Die Entdeckung der starken Präferenz
für die Jagd über dem Wasser ist in dieser
Hinsicht neu. Da Thomas Sattler sein Auto
nicht auf diesem Element einsetzen konnte
und die Reichweite eines Ultraschalldetektors
beschränkt ist, ist das Fehlen dieses Befundes
in seiner Arbeit aber gut nachvollziehbar.
*Sattler, T. et al. (2007): Ecological niche modelling of
two cryptic bat species calls for a reassessment o their
conservation status. Journal of Applied Ecology. doi:
10.1111/j.1365-2664.2007.01328.x
FOTO: HANSUELI ALDER
KARTE: WOLF-DIETER BURKHARD
Jagdlebensräume zweier Mückenfledermäuse im Grossraum Konstanz. Einrandige Kreise: Jagdlebensräume der Mückenfledermaus Nr. 720; zweirandige Kreise: Jagdlebensräume der Mückenfledermaus Nr. 774.
Ausgefüllte Kreise: Tagesschlafquartier. Balken: 10 km.
Die beiden Konstanzer Mückenfledermäuse jagten jeweils eine gewisse Zeit in einem Jagdgebiet, bevor sie
ins nächste weiter zogen. Beeindruckend sind nicht nur die grossen Distanzen, die die kleinen Flatterer in
einer Nacht zurücklegen, sondern auch die erstaunliche Treue zu ihren bevorzugten Jagdgebieten.
In einem Buchenwald in Mittelitalien konnten
Fledermausforscher ein für Fledermäuse
aussergewöhnliches Verhalten beobachten.
Dr. Danilo Russo* von der Universität Neapel
war mit seinem Team in den Abruzzen auf der
Suche nach Quartieren der Mopsfledermaus
( Barbastella barbastellus ). Eines späten
Nachmittags entdeckten sie aber jagende
Fledermäuse unbekannter Artzugehörigkeit
in einem Wald. Die Forscher nahmen an,
dass es sich dabei um ein altbekanntes, aber
seltenes Phänomen handelt, dass auch in der
Schweiz im Herbst gelegentlich beobachtet
werden kann.
Als Danilo Russo aber am nächsten Tag
erneut die betreffende Stelle passierte, waren auch die Fledermäuse wieder da. Grund
genug das ungewöhnliche Betragen genauer
unter die Lupe zu nehmen. Die Forscher
stellten zuerst fest, dass es sich bei den
tagaktiven Flatterern um Mückenfledermäuse ( Pipistrellus pygmaeus ) handelte, die
dank ihrer charakteristischen Ultraschallrufe
einfach identifiziert werden können. Sie
beobachteten auch in den Sommern der
folgenden beiden Jahre, dass diese Population von Mückenfledermäusen häufig vor
Sonnenuntergang aktiv war. Die Tagaktivität
ist also systematisch. Der Vorteil liegt darin,
dass tagaktive Fledermäuse länger auf die
Jagd gehen können, somit mehr Nahrung
erbeuten dürften und deshalb wohl langfristig
einen grösseren Fortpflanzungserfolg haben.
Die Strategie ist allerdings heikel, denn nicht
umsonst sind die meisten Fledermäuse erst
von der Abenddämmerung an aktiv: Tagsüber
werden Fledermäuse leicht zur Beute von
Räubern wie Greifvögeln. Allerdings setzen
die tagaktiven Mückenfledermäuse nicht alles
auf eine Karte, denn nachmittags können sie
fast ausschliesslich in Bodennähe unter den
Bäumen, wo sie relativ sicher sind, auf der
Jagd beobachtet werden. Jagdaktivität vor
Sonnenuntergang im Sommer konnte auch
schon in der Schweiz beobachtet werden,
so vor dunklen Felswänden, wo Insekten
zahlreich aufsteigen dürften.
Falls sich die Strategie auszahlt, dürften
nach und nach weitere Mückenfledermauspopulationen tagaktiv werden. Falls nicht, dürfte
das spezielle Verhalten der Mückenfledermäuse mit der Zeit wieder verschwinden.
Ein Paradebeispiel für tagaktive Fledermausarten ist übrigens der Azoren-Abendsegler (Nyctalus azoreum). Auf den SonnenInseln gibt es denn auch keine tagaktiven
Raubvögel.
*Russo, D., L. Cistrone, A. P. Garonna & G. Jones
(2009): The early bat catches the fly: Daylight foraging in
soprano pipistrelles. Mammalian Biology, doi:10.1016/j.
mambio.2009.08.002.
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FMAZ 89
Dezember 2009
Kleine Hufeisennase: Sensation im hinteren Leimental SO
In Metzerlen wurde eine Kolonie der
vom Aussterben bedrohten Kleinen
Hufeisennase entdeckt.
Elias Bader / KFB SO
Der Entdeckung der Kolonie ging eine eigentliche Schatzsuche voraus. In einem Obstgarten am Dorfrand zeichneten Martin Obrist
von der WSL und Peter Flückiger, ehemaliger
KFB Solothurn, am 7. August 2003 um 21:35h
Rufe einer Kleinen Hufeisennase auf. Die Art
gilt seit den 1960ern Jahren in der Region als
ausgestorben. Es konnte gut sein, dass dies
eine der letzten Überlebenden ihrer Art aus
dem französischen Biedertal gleich jenseits
der Grenze war.
Die Weiterleitung dieser Beobachtung an
den Fledermausexperten Dr. Fabio Bontadina von der Universität Bern liessen diesen
aber stutzig werden. Flugbeobachtungen so
früh am Abend deuteten darauf hin, dass die
Tiere erst ausgeflogen waren und sich noch
ganz in der Nähe ihres Quartieres aufhielten.
Die im Obstgarten aufgezeichnete Kleine
Hufeisennase musste auf dem direkten Weg
zwischen ihrem Gebäudequartier und ihrem
Jagdgebiet unterwegs gewesen sein. Ein Blick
auf das Luftbild zeigte, dass der Obstgarten
auf halbem Weg zwischen Gebäuden im
Dorf Metzerlen und dem nahen Wald liegt.
Im August 2008 konnte dann Fabio Bontadina
mithilfe eines Fledermausdetektors zuerst
eine jagende Kleine Hufeisennase mitten im
Dorf und nur kurz später ausfliegende Tiere
aus einem historischen Bauernhaus in Metzerlens Dorfkern ausmachen. War das die erste
Schweizer Wochenstubenkolonie nördlich der
Voralpen seit Jahrzehnten?
Die Spannung war gross, als sich nun im
Juni 2009 die Hausbesitzerin Marianne Frei
und ihr Mann, Gemeindepräsident Willi Wyss,
mit dem Fledermausschutz-Beauftragten des
Kantons Solothurn, Elias Bader, seinem Kollegen aus dem Aargau, Andres Beck, sowie
Fabio Bontadina zu einer Besichtigung des
potentiellen Wochenstubenquartiers in der Solothurner Exklave trafen. Die Gruppe staunte,
als sie im Obergeschoss des Gebäudes
tatsächlich 15 Kleine Hufeisennasen vorfand.
Der nur spärlich vorhandene Kot liess darauf
schliessen, dass die Kleinen Hufeisennasen
erst seit relativ kurzer Zeit in dem alten Haus
seine Jungen aufziehen. Es handelt sich
also um eine der seit längerem erwarteten
Neubesiedlungen, ein wichtiges Zeichen für
die sehnlichst erhoffte Bestandeserholung
dieser stark bedrohten Fledermausart!
FOTO: ELIAS BADER
Das Quartier der neu entdeckten Wochenstube
befindet sich in diesem Haus in Metzerlen. Es steht
seit rund 15 Jahren leer.
Ausser man tut es...
René Güttinger / KFB SG/AI/AR
Silvio Hoch / KFB FL
2009 ergab sich für uns, nach vielen Jahren,
erstmals die Gelegenheit, beim einzigen
Wochenstubenquartier der Kleinen Hufeisennase im Kanton St. Gallen eine verlässliche
Bestandeszählung vorzunehmen. Wir konnten
abends ins ansonsten hermetisch abgesperrte
Areal rund um das Quartiergebäude gelangen
und endlich sichere Ausflugszählungen durchführen. Waren bei Dachstockkontrollen bislang
meist um die fünf bis zehn Tiere zu beobachten
gewesen (unterschiedlich je nach Witterung),
ergaben zwei Ausflugzählungen im vergangenen
FOTO: ELIAS BADER
Durch das oberste Loch auf der Hinterseite des
Hauses fliegt die Mehrheit der Kleinen Hufeisennasen aus.
Sommer endlich Gewissheit über die wahre
Koloniegrösse: 48 ausfliegende Tiere am 25.
Mai, und 55 Tiere am 13. Juli.
Drei mit Minisendern versehene Weibchen
zeigten dann rasch die Ursache für die zahlenmässige Diskrepanz: Der hauptsächliche Hangplatz der Tiere befindet sich im Zwischenboden
des Estrichs. Vor allem zwei Stellen, an denen
Bodenbretter fehlen oder gegen die Balken und
Fassade nicht sauber abschliessen, ermöglichen
den Tieren den Zugang. Vorläufig noch offen
bleibt, wie wir künftig in diesem Quartierraum
Hinweise auf die Anzahl Jungtiere gewinnen
können.
Die Beobachtungen werfen ein ganz neues
Licht auf die Bedeutung der einzigen noch bekannten Wochenstube in der Region. Wir freuen
uns ausserordentlich!
FOTO: RENÉ GÜTTINGER
Kleine Hufeisennase aus Flums mit Minisender
Dezember 2009
FMAZ 89
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Baufachleute im Dienste des Fledermausschutzes LU
Ruth Ehrenbold / KFB LU
Bei der Beratung auf einer Baustelle im
Kanton Luzern betreffend Förderungsmassnahmen für Fledermäuse, waren Bauleiter,
Dachdecker und Zimmermann (alle inklusive
Lehrlinge) dabei. Eines der Männergesichter,
nämlich das des Dachdeckers, kam der
KFB des Kantons Luzern, Ruth Ehrenbold,
bekannt vor. Sie schaute ihn lange prüfend
an, worauf er bestätigte, dass sie vor Jahren
auch schon miteinander auf einer Baustelle
gearbeitet hatten. Er wusste sogar noch ganz
genau wo. Auch damals setzte er Vorschläge
zur Umsetzung von Schutzmassnahmen für
Fledermäuse um.
Sofort zückte Ruth Ehrenbold die neue
Broschüre der SSF «Fledermausfreundliche
Sanierungen». Dachdecker Peter Sidler
staunte, als er sich darin wieder erkannte.
Freude und Stolz waren ihm anzusehen.
Selbstverständlich waren die vorhandenen
Faltblätter im Nu unter den anwesenden
Kollegen verteilt.
An dieser Stelle möchten wir allen Handwerkern unsern Dank aussprechen für die tolle
Zusammenarbeit mit dem Fledermausschutz.
Wie Peter Sidler von der Firma Zihlmann in
Wolhusen, setzen viele von ihnen vorbildlich
Massnahmen zur Erhaltung oder Schaffung
von Fledermausquartieren um.
Wimperfledermaus SO
In Himmelried SO wurde erstmals eine
Wimperfledermaus ( Myotis emarginatus )
nachgewiesen. Es handelte sich dabei um
ein Männchen, welches sich unter einem
Dachvorsprung gemütlich gemacht hatte.
Auch wenn es sich «nur» um ein Männchen
handelt, ist es nichtsdestotrotz ein spannender Fund, zumal die Wimperfledermaus
in der ganzen Schweiz äusserst selten und
dementsprechend wenig über sie bekannt ist.
So sind weniger als ein Dutzend Wochenstubenquartiere bekannt.
Da die Art vergleichsweise standorttreu ist
und sich in ihrem Leben kaum weiter als 40
km von ihrem Geburtsort entfernt, bleibt zu
hoffen, dass in naher Zukunft noch weitere
Funde im Kanton Solothurn gemacht werden.
Dachdecker Peter Sidler im Dienste des Fledermausschutzes: Als Aushängeschild im Faltblatt
«Fledermausfreundliche Sanierungen» der SSF und
im Sommer 09 bei der Arbeit an einem neuen Fledermausquartier im Dach einer alten Residenz (unten).
Bei der aktuellen Beratung werden übrigens
neben Nischen im Zwischendach ein kleiner
Fledermausestrich im obersten Bereich des
Daches geschaffen werden. Die Ideen, welche
die Fachleute vom Bau einbringen, sind dabei
äusserst wertvoll und tragen sehr viel zum
erfolgreichen Fledermausschutz bei.
FOTO: RUTH EHRENBOLD
Verstärkung im Fledermausschutz Graubünden
FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH
FOTO: ELIAS BADER
Silvia Giovanoli Hehli hat zusammen mit einem Dutzend Kolleginnen und Kollegen die Diplomprüfung als
Lokale Fledermausschützerin bestanden. Seit Juli 2009 hat für sie und das Team der frischgebackenen
Fledermausschützenden ein neuer Lebensabschnitt begonnen – ganz nach dem Motto des knallroten
trendigen T-Shirts: nachtaktiv! Wir wünschen viel Erfolg und Spass beim Einsatz für die Flatterhaften.
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FMAZ 89
Dezember 2009
Verbreitung Langohren im Tessin aufgeklärt
Im FMAZ 87 berichteten wir über
die Studie, die das Vorkommen
der drei Langohrarten im Kanton
Tessin untersuchte und stellten
erste Resultate wurden vor. In der
Zwischenzeit ist sie beendet und
die Ergebnisse der genetischen
Untersuchungen stehen fest.
Marzia Mattei / KFB TI
Von 72 untersuchten Langohr-Quartieren
ist nun die genaue Artzusammensetzung
bekannt. 85% der Unterschlüpfe sind von der
im 2001 neu beschriebenen Art, dem Alpenlangohr (Plecotus macrobullaris), bewohnt,
die restlichen 15% vom Braunen Langohr
(Plecotus auritus).
Einzeltiere: 44% Braune Langohren
Das Interesse der Studie galt aber nicht nur
den Quartieren, sondern auch Einzelfunden.
Es wurden sowohl Langohren bestimmt, die
Neue Mitarbeiterin SSF
Seit Oktober 2009 arbeitet Murièle Jonglez als
Leiterin des Publikumsdienstes im Team der
Stiftung Fledermausschutz. Sie tritt damit die
Nachfolge für Karin Iten an.
Parallel zu ihrem Biologiestudium, welches sie
im Jahr 2005 an der Universität Zürich begann,
war Murièle Jonglez in verschiedenen Firmen
als Kundenberaterin tätig.
Die ersten Kontakte mit Fledermäusen knüpfte
sie vor einem Jahr, als sie anfing im Freiwilligenteam der Stiftung Fledermausschutz mitzuwirken. Seitdem begeistert sie sich für die kleinen
geflügelten Säugetiere und setzt sich zum Ziel,
das Wesen der Fledermäuse einem breiteren
Publikum näher zu bringen. Nun freut sie sich
auf weitere interessante und lehrreiche Begegnungen mit den flatterhaften Nachtschwärmern
und auf neue Herausforderungen bei der SSF.
Wir wünschen Murièle viel Erfolg und Erfüllung
in ihrer neuen Stelle.
bei laufenden Projekten des CPT (Centro
Protezione Chirotteri) gefangen wurden wie
auch solche aus der Sammlung des Museo
Cantonale di Storia Naturale in Lugano. Bei
den 18 untersuchten Individuen fällt das ArtenVerhältnis ausgeglichener aus als bei den
Quartieren: 56% der untersuchten Tieren waren Alpenlangohren, 44% Braune Langohren.
Welche Art ist häufiger?
Um diese Frage zu beantworten, muss berücksichtigt werden, dass die Auswahl der
untersuchten Quartiere nicht als repräsentativ
erachtet werden kann. Sie besteht fast ausschliesslich aus Estrichen und Kirchentürmen,
während andere typische Langohr-Unterschlüpfe wie Baumhöhlen fehlen. Der Fund
von Einzeltieren hingegen ist zufällig und stellt
so besser die tatsächliche Verbreitung der
Langohren dar. Im Kanton Tessin scheinen die
beiden erwähnten Langohrarten somit etwa
gleich häufig vorzukommen. Ihre Ansprüche
an die unmittelbare Umgebung sind jedoch
unterschiedlich. Das Alpenlangohr ist stärker
an Gebäude – vor allem an Estriche – gebunden, während das Braune Langohr neben Unterschlüpfen an menschlichen Behausungen
auch andere Verstecke nutzt. Dieser Befund
erklärt denn auch, dass Alpenlangohren bei
den untersuchten Quartieren stärker vertreten
sind. Zudem bevorzugt das Alpenlangohr,
FOTO: DANIELE STANGA
Alpenlangohr in der Kirche von Muggio. Dieses
Quartier wird im Rahmen des Monitoringprogrammes
prioritärer Fledermauskolonien überwacht.
Braunes Langohr
Quartiere
Einzelfunde
Alpenlangohr
Quartiere
Einzelfunde
GRAFIK: CENTRO PROTEZIONE CHIROTTERI TICINO
Verbreitung der Langohren im Tessin. Resultate der
genetischen Studie.
seinem Namen keine Ehre erweisend, tief
gelegene und somit wärmere Lebensräume!
Und das Graue Langohr?
Mit dieser Studie konnte das Graue Langohr im
Kanton Tessin nicht nachgewiesen werden. Die
bisher dem Grauen Langohr zugeschriebenen
Fledermauskolonien an Gebäuden bestehen in
Wirklichkeit allesamt aus Alpenlangohren. Die
Daten zu früher abgefangenen Tiere können
leider nicht überprüft werden, da die Tiere
unmittelbar nach der Bestimmung wieder frei
gelassen wurden. Da jedoch die typischen morphologischen Merkmale der Alpenlangohren
mit den notierten Eigenschaften der damals
gefangenen Tiere übereinstimmen, muss man
annehmen, dass es sich bei den damals untersuchten Tieren um Alpenlangohren handelt. Aus
diesen Erkenntnissen ist zu schliessen, dass im
Kanton Tessin nur zwei der drei einheimischen
Langohrarten vorkommen.
16. Fledermausart im Kanton SH
FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUZ.CH
Am 26.06.2009 gingen in Trasadingen beim Abfang
vor einem Fledermaus-Quartier hinter der Wandverschalung eines Einfamilienhauses sieben säugende
Weibchen der äusserst seltenen Brandtfledermaus
(Myotis brandtii) ins Netz. Es handelt sich dabei
nicht nur um den Erstnachweis dieser Fledermausart im Kanton Schaffhausen, sondern auch gleichzeitig um den ersten Fortpflanzungsnachweis dieser
Fledermausart, über deren Lebensweise bisher erst
wenig bekannt ist. Ein sensationeller Erfolg, der
Dank des Engagements von Deborah Schneider für
ihre Maturaarbeit zustandegekommen ist!
FOTO: HANSUELI ALDER
Dezember 2009
FMAZ 89
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«Multikulti» bei Fledermäusen TG
Der Titel ist nicht wirklich ernst zu
nehmen. Er dient als Aufhänger, um
ein Problem für uns Fledermausschützende zu schildern, das uns
zunehmend beschäftigt und unsere
Arbeit erschwert: das gemeinsame
Nutzen von Quartieren durch verschiedene Fledermausarten.
Wolf-Dieter Burkhard / KFB TG
FOTO: MARTIN KREIS
Als wir 1983 mit der Inventarisierung der
Fledermausbestände im KantonThurgau
anfingen, galt die Annahme, ein Quartier
sei jeweils von Angehörigen derselben Art
besetzt. Bei unseren Abfängen sind uns zur
damaligen Zeit auch nie zwei verschiedene
Arten aus derselben Ausflugsöffnung ins
Netz gegangen. Inzwischen hat sich dies
geändert, und wir sind vorsichtiger geworden
mit unseren Aussagen. Zwei Ereignisse aus
der jüngsten Zeit sollen dies illustrieren.
Im Juli 2009 unterstützten wir eine Doktorandin der Universität Tübingen bei ihrem
Vorhaben, Orientierungsrufe von Rauhautfledermäusen (Pipistrellus nathusii) aufzunehmen. In Etzwilen (TG) befinden sich die
einzigen bekannten Wochenstuben der Art in
der Schweiz. Zu unserer Überraschung flogen
aus dem beobachteten Haus aber nicht die
erwarteten Rauhautfledermäuse aus, sondern
Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus).
Offenbar wird der Zwischenraum unter den
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD
Riese unter Zwergen: In diesem Fledermauskasten konnte ein Grosser Abendsegler fest gestellt werden, der
sich unter eine Wochenstubenkolonie von Wasserfledermäusen gemischt hatte.
Dachziegeln von beiden Arten genutzt. Immerhin sind die Ausflugsöffnungen – zumindest
nach den bisherigen Beobachtungen – nicht
dieselben: Während die Rauhautfledermäuse,
welche 2008 abgefangen und zweifelsfrei als
solche bestimmt worden waren, das Dach am
Nordgiebel verliessen, flogen die Zwergfledermäuse aus mehreren Spalten am First aus.
Schwieriger ist die Sachlage in einem Mückenfledermausquartier in Romanshorn (TG),
der bisher einzigen Wochenstube dieser Art
in jener Region. Bei den vorbereitenden Beobachtungen für ein Radio-Telemetrie-Projekt
mit Mückenfledermäusen (siehe Seite 1)
gewannen wir den Eindruck, es flögen auch
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD
Wolf-Dieter Burkhard wusste, dass hier Mückenfledermäuse einen Unterschlupf gefunden hatten. Doch beim
Ausflug waren zunächst nur Zwergfledermäuse zu beobachten. Erst viel später zeigte sich die erste Mückenfledermaus. Ein etwas weniger geduldiger Fledermausschützender hätte nach dem Ausflug der Zwergfledermäuse
die Beobachtung vermutlich abgebrochen.
einzelne Zwergfledermäuse aus. Akustische
Nachprüfungen bestätigten den Verdacht. So
vorgewarnt, liessen wir beim Abfang besondere Vorsicht walten – und wir wurden belohnt:
Von den insgesamt 16 Fledermäusen, die wir
abfingen, waren nur elf Mückenfledermäuse,
die übrigen wurden als Zwergfledermäuse
bestimmt. Und alle waren sie aus derselben
engen Öffnung am Dachrand ausgeflogen.
Ein erneuter Abfang am Ende der Aufzuchtzeit bestätigte, dass nach wie vor
beide Arten dasselbe Quartier nutzten, und
zwar in ähnlichem Zahlenverhältnis wie
einige Wochen zuvor. Die unterschiedlichen
Ausfluggewohnheiten manifestierten sich
im Fangergebnis: Zuerst flogen vornehmlich
Zwergfledermäuse ins Netz, dann vermehrt
die Mückenfledermäuse, welche meist später
zu ihren Jagdflügen aufbrechen.
Ein Blick in die Quartierdatenbank der
Koordinationsstelle zeigt, dass die Nutzung
desselben Quartiers von mehr als einer Fledermausart sehr selten ist oder eben bisher
nicht entdeckt wurde. Noch seltener ist die
Nutzung desselben Hangplatzes belegt.
Trotzdem zeigen die Befunde im Thurgau eindeutig: Bei der Abklärung, welche
Fledermausart ein Quartier nutzt, müssen
Fledermausschützende sorgfältiger vorgehen.
Es ist durchaus möglich, dass auch nahe
verwandte Arten denselben Unterschlupf als
Tagesversteck wählen. Es ist daher ratsam,
bei Abfängen nicht nur früh ausfliegende
Fledermäuse ins Netz zu bekommen, sondern
auch die «Spätaufsteher». Und: Akustisches
Bestimmungen können helfen, «MultikultiGesellschaften» zu enttarnen.
8
FMAZ 89
Dezember 2009
Kohlmeisen auf Fledermaus-Raubzug
In der Not fressen Meisen winterschlafende Fledermäuse. Diese erstaunlichen Beobachtungen haben
Forscher vom Max-Planck-Institut
für Ornithologie in Seewiesen zusammen mit Kollegen in einer Höhle
in Ungarn gemacht.
Kohlmeisen (Parus major) gehören unbestritten zu
den schönsten unserer einheimischen Vogelarten.
Dass sich das Klischee «schön gleich dumm» definitiv halten lässt, haben die niedlichen Vögel nun
mit ihrem erstaunlichen Einfallsreichung bewiesen.
Forscher um Björn Siemers beobachteten an 21
Tagen während zwei Wintern, dass insgesamt
18-mal Kohlmeisen in eine Höhle in Nordosten
Ungarns flogen, um dort überwinternde Zwerg-
fledermäuse (Pipistrellus pipistrellus) zu suchen
und zu fressen. Vermutlich führt eine extreme
Futternot zu der Entwicklung dieses Verhaltens,
denn Kohlmeisen fressen normalerweise keine
Fledermäuse. Im Nordosten Ungarns können die
Winter aber hart sein, insbesondere bei geschlossener Schneedecke.
Durch den großen Eingang der Höhle fällt etwas
Licht, so dass sich die Meisen im Halbdunkel noch
orientieren können. In der Höhle finden die Vögel
die Fledermäuse möglicher Weise durch Laute,
welche die im Winterschlaf gestörten Tiere beim
Aufwachen zur Abwehr ausstoßen. Die Meisen benötigten höchstens eine Viertelstunde, bis sie eine
Fledermaus erbeutet haben. Teilweise trugen sie
die Tiere in ihrem Schnabel aus der Höhle heraus
und fraßen sie auf Bäumen in der Nähe der Höhle.
Das aussergewöhnliche Verhalten ist allerdings stark vom vorhandenen Nahrungsangebot
FOTO:
WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH
FOTO: CARSSTEN BRAUN
1. Österreichisches Fledermaushaus
Klaus Krainer / Arge Naturschutz
Österreich erfreut sich dank unvergleichlichem
Charme und feinstem Essen nach wie vor einer
grossen Beliebtheit. Bei Ihrer Ferienplanung
sollten Sie unbedingt auch einen Stopp in
Kärnten in Erwägung ziehen.
Bei der Ortschaft Feistritz/Gail befindet sich
das erste Österreichische Fledermaushaus: Es
beherbergt eine Kolonie von Kleinen Hufeisennasen, die im Gebäude live beobachtet werden
können. Die Tiere halten sich im Dachboden
des Gebäudes sowie im Fledermausraum im 1.
Stock auf, der nur durch eine Glasscheibe von
den Informationsräumen getrennt ist. So können
die Besucher die 30-50 Tiere umfassende Wochenstubenkolonie der Kleinen Hufeisennase
ungestört beobachten.
FOTO: KRAINER / ARGE NATURSCHUTZ
FOTO: JAINDL / ARGE NATURSCHUTZ
Die Besucher erhalten zudem spannende Informationen zur Lebensweise der heimischen
Fledermäuse und der Kleinen Hufeisennase im
Speziellen durch einen Mitarbeiter der Arge Naturschutz. Weiter wurden im Fledermausraum sowie im Dachboden je zwei Kameras installiert. Im
Medien-/Lehrraum können sowohl Live-Bilder als
auch Aufzeichnungen auf einer Videoleinwand
betrachtet werden. Seit April 2009 ist auch eine
Webcam installiert: (www.arge-naturschutz.
at/startseite/fledermaushaus). Schautafeln,
Skizzen, Videoaufzeichungen, Binokulare,
Bastelanleitungen, Rätsel und eine Power-PointPräsentation runden das Angebot ab.
Da das Gebäude für viele Jahre unbewohnt
war, hatten sich die Fledermäuse in den
Räumlichkeiten angesiedelt. 2007/2008 wurde
das Kraftwerkhaus Feistritz an der Gail auf
Initiative der Arge Naturschutz in Kooperation
mit der Gemeinde Feistritz an der Gail und
der Koordinationsstelle für Fledermausschutz
und -forschung in Österreich (KFFÖ) sowie mit
finanzieller Unterstützung des Naturschutzes des
Landes Kärnten sowie des Lebensministeriums
zu einem Fledermaus-Informationszentrum
ausgebaut (www.arge-naturschutz.at/projekte/
fledermaushaus/).
Geöffnet: in der Zeit vom 01.05. bis 25.09.
jeden Freitag sowie jeden ersten Sonntag im
Monat jeweils von 14:00h - 21:00h.
Opfer Zwergfledermaus (oben) und Täterin Kohlmeise
abhängig. Als die Forscher wenige Meter vor
dem Höhleneingang zusätzliches Futter in Form
von Sonnenblumenkernen und Speck anboten,
holte sich nur mehr eine einzige Kohlmeise eine
Fledermaus. Dieses innovative Verhalten ist kein
Einzelfall und wird wahrscheinlich von Generation
zu Generation weitergegeben. Denn Péter Estók,
Erstautor der Studie, beobachtete bereits zehn
Jahre zuvor eine Fledermaus fressende Kohlmeise
in dieser Höhle. Auch aus Polen wurde solch eine
Beobachtung berichtet. «Dies könnte entweder für
eine kulturelle Weitergabe zwischen verschiedenen
Populationen sprechen, oder für eine unabhängige
Entwicklung an verschiedenen Orten aufgrund
gleicher ökologischer Gegebenheiten», fasst Björn
Siemers zusammen.
* Péter Estók, Sándor Zsebõk, Björn M. Siemers (2009): Great
tits search for, capture, kill and eat hibernating bats. Biology
Letters. DOI: 10.1098/rsbl.2009.0611
Mehr Informationen mit Videos z. B. unter: www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2009/
pressemitteilung200909081/index.html
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