Koordinationsstelle für Fledermausschutz Nordbaden und Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt Karlsruhe, Stand 14.4.2011 Erste Hilfe für Fledermäuse Allgemeine Hinweise: Als nachtaktive Flugakrobaten, die sich tagsüber an dunkle versteckte Hangplätze zurückziehen, geraten Fledermäuse außerhalb ihres Quartiers in der Regel nur in menschliche Hände, wenn sie ernsthafte Probleme haben. Nehmen Sie daher so schnell irgend möglich Kontakt zum nächsten Fledermaus-Sachverständigen auf. Es ist wichtig, dass das Tier schnell in professionelle Pflege kommt! Fassen Sie das Tier nicht mit bloßen Händen an! Häufig wehren sich ergriffene Fledermäuse und beißen wild um sich. Ziehen Sie Handschuhe an (am besten aus Leder) oder behelfen Sie sich mit etwas ähnlichem (z.B. einen Waschlappen oder die Fledermaus vorsichtig mit einem Tuch zudecken, um sie dann festzuhalten.) Es ist wichtig, dass Ihre Hand so geschützt ist, dass die Fledermaus Sie nicht durch Bisse verletzen kann. Umfassen Sie das Tier vollständig, so dass es die Flügel nicht öffnen kann. Setzen Sie die Fledermaus in einen stabilen Karton und schließen Sie diesen. Vorsicht: Die Tiere büchsen leicht aus. Auch am Deckel dürfen keine Spalten offen bleiben und er sollte mit einem Gummiband oder Klebestreifen befestigt werden. Luftlöcher nicht vergessen! Diese sollen nicht größer als ein Stecknadelkopf sein! Die Schachtel sollte innen mit einem Stück Stoff oder weichem Küchenrollenpapier ausgelegt sein, so dass das Tier eine Versteckmöglichkeit hat (gut eignet sich auch eine leere Küchen- oder Klopapierrolle, deren eines Ende mit Papier zugestopft ist). Geben Sie ein flaches Schälchen (z.B. den Deckel eines Gurkenglases), gefüllt mit Wasser in den Karton. Die Tiere leiden meist an Durst und verdursten sonst schnell! Stellen Sie den Karton bitte an eine dunkle und eher kühle Stelle. Die einheimischen Fledermäuse fressen Insekten (kein Blut, kein Fleisch). Sollten Sie Mehlwürmer (Käferlarven) haben oder besorgen können, können diese verfüttert werden. Ob und wie gefüttert werden sollte, hängt vom Einzelfall ab. Gelegentlich werden flugunfähige Jungtiere gefunden, die umgehend eine spezielle Versorgung benötigen. Unternehmen Sie deshalb keine vorschnellen Fütterungsversuche, die oft mehr schaden als nützen. Haben Sie im Sommer eine „alte“ Fledermaus gefunden, die munter ist und keine Verletzung erkennen lässt (z.B. in Wohnung eingeflogen oder nach Kollision nur vorübergehend benommen), hängen Sie das Tier am Abend (sofern es nicht regnet, 1 hagelt, stürmt oder nebelig ist) katzensicher an erhöhter Stelle an einen Baum oder eine Scheunen- oder Hauswand. Die meisten Fledermausarten haben Schwierigkeiten vom Boden aus zu starten. Wenn das Tier nicht wegfliegt, packen Sie es wieder in den Karton zurück und benachrichtigen Sie einen Experten. Haben Sie das Tier im Winter gefunden, stellen Sie den Karton frostfrei aber kühl, so verbraucht das Tier nicht unnötig seine Fettreserven. Nehmen Sie auch in diesem Fall so schnell irgend möglich Kontakt zum nächsten Fledermaus-Sachverständigen auf. Wichtig für eine erfolgreiche Hilfeleistung sind die Funddaten! Geben Sie bitte den genauen Fundort und die Kontaktperson (mit Adresse und Telefonnummer) an, die die Fundumstände mitteilen kann. Hinweis zur Fledermaus-Tollwut Fledermäuse können an einer speziellen Form der Tollwut erkranken. Tiere sind verdächtig, wenn sie sich aggressiv (bissig) verhalten, flugunfähig sind und weder Futter noch Wasser aufnehmen. Verenden die Tiere, werden sie an das zuständige Veterinäramt weitergegeben. Werden Personen von einer Fledermaus gebissen, sollten sie sich sofort möglichst mit der sichergestellten Fledermaus an einen Arzt oder an das nächste Gesundheitsamt wenden. Verhalten beim Fund von Fledermäusen allgemein Haben Sie bei Baumaßnahmen/ Renovierungen Fledermäuse freigelegt, so müssen Sie zum Schutz der Tiere Ihre Arbeiten sofort einstellen. Das gebietet das Naturschutzgesetz! Bitte informieren Sie die zuständige Naturschutzbehörde oder das Landratsamt, sonst machen Sie sich strafbar! Weitere Maßnahmen ergeben sich je nach Situation und der Größe der Kolonie. Finden sie noch flugunfähige oder nackte Jungtiere ist Eile geboten, bitte sofort anrufen! Haben Sie winterschlafende Fledermäuse in Holzstapeln entdeckt, dann können Sie sie wieder in einen anderen Teil des Stapels krabbeln lassen oder sie katzensicher, tief zwischen die Holzscheite legen, aber darauf achten, dass der Ausgang frei bleibt. 2 Fund von Fledermäusen bei Baumfällungen (verändert nach „Fledermausschutz im LÖWE-Wald 2001“, Merkblatt Nr. 39; Niedersächsische Landesforsten) Bei aller Umsicht im Hauungsbetrieb kann es vorkommen, dass versehentlich ein Höhlenbaum gefällt wird und winterschlafende Fledermäuse angetroffen werden. In der Regel handelt es sich bei den Tieren um Abendsegler, die recht kälteunempfindlich sind und daher auch in Bäumen überwintern können. Der Aufprall des Baumes bei der Fällung könnte Tiere verletzen und sogar töten. Oft können die Unfallfolgen gemildert werden: Schlafende Tiere Solange die Fledermäuse kaum aktiv werden und in der Höhle bleiben, sollte der Stammabschnitt ohne große Erschütterungen aufgerichtet werden. Soweit es z.B. das Gewicht und die Örtlichkeit zulässt, ist es zum Schutz vor Raubwild und Katzen wünschenswert, wenn der Höhleneingang in einer Höhe über 2 m liegt (ggf. Hochstellen, Aufhängen, evtl. Blechmanschette anbringen). Die Tiere können die Höhle nach Belieben verlassen. Aktive Tiere Werden die Fledermäuse munter und krabbeln herum, sind also auf „Betriebstemperatur“, sollten sie selbständig - auch bei geringen Minusgraden - fortfliegen. Man kann davon ausgehen, dass sie in der Umgebung weitere Höhlen kennen, in denen sie Unterschlupf finden, wenn auch u.U. nicht in der Qualität des zerstörten Quartiers. In allen Fällen ist es sinnvoll umgehend eine Fledermausexpertin / einen -experten (Frau Braun Tel.: 0721-175 2165 vormittags) oder die Naturschutzbehörde (Frau Hahne 0721- 133 3124 oder Herr Schmidt 0721- 133 3121) direkt von dem Fledermausvorkommen zu unterrichten. Die Kenntnisse über Quartiere und Überwinterungsgebiete sind insbesondere beim Abendsegler noch sehr dürftig und jeder Hinweis ist von großer Bedeutung. Verletzte Tiere Sind Tiere offensichtlich verletzt, sollten diese eingesammelt und ausbruchsicher untergebracht werden. Bitte umgehend eine Fledermausexpertin/ einen -experten hinzuzuziehen (bitte wenden Sie sich auch in diesen Fällen an Frau Hahne, Herrn Schmidt oder Frau Braun). Tote Tiere sollten zur Nachbestimmung und ggf. Untersuchung an das Naturkundemuseum Karlsruhe übergeben werden (Museumspforte täglich 10-16 Uhr, Tel.: 175-2111). 3 Weitere Auskünfte erteilen: Koordinationsstelle für Fledermausschutz Nordbaden Monika Braun Staatl. Museum für Naturkunde Erbprinzenstr. 13 76133 Karlsruhe Tel.: 0721/ 175 2165 (vormittags) Fax: 0721/ 2110 Email: [email protected] Kontakt der beratenden Naturschutzfachbehörde, Umwelt- und Arbeitsschutz, Stadt Karlsruhe : Andrea Hahne 0721- 133 3124 (Di-Fr bis 14 Uhr) Email [email protected] Martin Schmidt 0721- 133 3121 Email [email protected] Telefax 0721/ 133-3109 Markgrafenstr.14 76131 Karlsruhe 4