AfT Frühjahrssymposium 2009

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AfT Frühjahrssymposium 2009
„One Health“ – Zoonosen von Virchow bis heute
• Zoonose-Forschung ist Kernstück der „One Health-Initiative“
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit birgt großes Potenzial für Problemlösungen
Eine zunehmende Spezialisierung führte in der Vergangenheit dazu, dass tier- und
humanmedizinische Forschung eigene Wege gingen. In den neunziger Jahren
rückten die Wissenschaftler wieder stärker zusammen, um gemeinsam nach
Problemlösungen zu suchen. Dieser One Health-Gedanke war auch Thema des
diesjährigen Frühjahrssymposiums der Akademie für Tiergesundheit (AfT) in
Wiesbaden-Naurod.
Es sind vor allem die Zoonosen, die sowohl Human- als auch Veterinärmediziner
beschäftigen. Gerade die Übertragungswege von Tier zu Tier, von Tier zu Mensch
(und vice versa) und letztendlich von Mensch zu Mensch müssen erforscht werden,
um wirksame Vorbeugungs- und Behandlungskonzepte entwickeln zu können. Als
Beispiele wurden die Tuberkulose beim Mensch, die Rindertuberkulose, das QFieber sowie Infektionen mit entero-hämorrhagischen E.coli erläutert.
Übertragungsweg Tier
Q-Fieber wird vom Tier auf den Menschen übertragen, betroffen sind vor allem
Personen, die einen intensiven Kontakt zu Tieren haben. Zur Risikogruppe gehören
Landwirte, Tierärzte oder Laborpersonal. In den letzten Jahren traten eine Reihe von
Ausbrüchen auch in Städten oder deren Randzonen auf, die auf infizierte
Schafherden in unmittelbarer Nähe zurückgeführt werden konnten.
Zu schweren Erkrankungen können auch Infektionen mit enterohämorrhagischen
E.coli (EHEC) führen. Das Infektionsrisiko ist altersabhängig. Die Übertragung auf
den Menschen erfolgt durch direkten Tierkontakt oder indirekt über infizierte
Lebensmittel, vor allem Rohmilchprodukte. Das natürliche Reservoir des Erregers
sind Nutz- und Wildtiere, ohne dass diese selber Symptome aufweisen.
Fledermäuse mit hohem zoonotischem Potenzial
Als bedeutendes Reservoir für Erkrankungen mit zoonotischem Potenzial sind die
Fledermäuse ins Blickfeld der Forschung gerückt. Mit rund 1.200 Arten sind
Fledermäuse nach den Nagetieren die zweithäufigste Säugetierordnung.
Fledermäuse leben oft in millionenstarken Kolonien zusammen, sind sehr mobil und
haben häufig auch Kontakt zu Menschen. In Lateinamerika beispielsweise sind
Vampirfledermäuse als Überträger der Tollwut bekannt. Wegen der auch in
Deutschland vorkommenden Fledermaustollwut gilt Deutschland nach den Kriterien
der WHO nicht als tollwutfrei.
„Exoten“ werden heimisch
Vor dem aktuellen Hintergrund des Bluetongue-Geschehens wurden in einem
weiteren Themenblock Vektor-übertragene Krankheiten vorgestellt. Wie neue
Beispiele zeigen, kommen Insekten auch dann als Überträger von Viren in Frage,
wenn sie evolutionsgeschichtlich nie etwas mit dem Erreger zu tun hatten. Die
Globalisierung verschärft aufgrund massiver Transportbewegungen von Mensch und
Tier die Gefahr von Ausbrüchen Vektorassoziierter Krankheiten. Vermeintlich
exotische Erreger fassen auch in Europa Fuß und geben Anlass zur Besorgnis. Vor
allem Stechmücken gelten als wichtige Überträger von Arboviren. Als Beispiele
wurden die Viren des West-Nil-Fieber, der Usutu-Infektion, des Rifttalfieber sowie der
Afrikanischen Pferdepest vorgestellt. Mit Hilfe interdisziplinärer Zusammenarbeit,
sachlicher Aufklärung und intensivierter Forschungsarbeit müssen effektive
Präventionskonzepte erarbeitet werden. Die Zusammenfassungen aller Vorträge sind
unter www.aft-online.net veröffentlicht.
BU: Gemeinsame Anstrengungen. Stellvertretend für alle Referenten forderte
Professor Dr. Lothar Wieler, Berlin, die vorbehaltlose Zusammenarbeit zwischen
Tiermedizin, Landwirtschaft und Humanmedizin.
© BfT
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