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Tiere in den Religionen
Die Taube mit dem Ölzweig im Schnabel, Lämmer, die geopfert werden, heilige Kühe und unreine
Schweine, hier Kultsymbol, dort Opfertier. Seit es Menschen gibt, sind Tiere Bestandteil von Mythen
und Religionen. Glaubt man Darwin, so hat sich der Mensch aus dem Tier heraus entwickelt. Darum
besitzt er auch die Macht, Tiere zu züchten und zu bändigen – oder sie in religiösen Symbolen zu
verewigen.
Eine der ältesten Religionen ist der Schamanismus: Alte Höhlenbilder zeigen Menschen, die in Tierhäute
eingehüllt sind oder Geweihe und Tierkappen auf dem Kopf tragen. Schamanen konnten mit Tierseelen
und Naturkräften Kontakt aufnehmen und mit dem Malen von Felsbildern und Trommelschlagen auf
Tierseelen einwirken. Und die Schutzgeister treten ihnen in Tiergestalt gegenüber. In der Steinzeit hatten
Tiere und Menschen eine besonders enge Beziehung, da sie sehr eng zusammen lebten. Kult und Kunst
bildeten eine Einheit. Dies bezeugen Malereien auf Felswänden an vielen Orten der Welt. Zum Beispiel in
der Höhle von Altamira in Spanien: Wände und Decken wurden hier vor ca. 10 000 Jahren mit Bisons,
Pferden, Wildschweinen und Hirschen bemalt. Nach Vorstellung der australischen Ureinwohner enthalten
Felsbilder die Seelen der dargestellten Wesen. Durch Malen und Berühren gewinnen die Lebewesen ihre
Körper zurück. Darum finden sich geometrische Zeichen von Tiersymbolen auch auf Kulthölzern.
Tiere waren tief im Leben amerikanischer Ureinwohner verwurzelt. Im Kampf mit Naturgewalten und in
der Jagd fühlten die Menschen sich ihnen eng verbunden. Der Schöpfungsmythos der Indianer verweist
zum Beispiel auf die Schildkröte: Vom Grund des Urmeeres holt sie den Schlamm herauf, aus dem die
Erde entsteht. Und die Erde liegt auf dem Rücken einer Schildkröte! In einer indianischen Sage haben sich
Bär und Mensch miteinander vereint. Ihre Kinder konnten entweder als Mensch oder als Tier erscheinen.
Und Wolf und Kojote entschieden darüber, ob sie den Toten zu neuem Leben verhelfen.
Eine magisch aufgeladene Gestalt war in Ägypten und Griechenland (hier in der Regel mit Flügeln) der
Körper eines männlichen Löwen mit dem Kopf eines Menschen, Widders, Falken oder Sperbers. Die
Sphinx – arabisch: „Abu l-Haul“ (= Vater des Schreckens) konnte Wünsche erfüllen und Diebe überführen.
Sie schützte Mensch und Tier vor den Sandstürmen der Lybischen Wüste. Doch sie erwürgte auch
vorbeiziehende Wanderer, wenn sie die von ihr gestellten Fragen nicht beantworteten.
Im Koran finden wir alle Nutztiere der gläubigen Muslime: Schafe, Ziegen, Rinder, Kamele, Esel. Tiere
im Orient kennzeichnen vor allem den sozialen Status ihrer Besitzer. Dabei fällt ein Tier aus dem
Rahmen: das Schwein. Es gilt als schmutzig und als Überträger von Krankheiten und ist als
Getreidefresser auch Nahrungskonkurrent des Menschen. Juden und Moslems dürfen darum keine
Schweine essen. Auch die Schlachtung unterliegt religiösen Riten: In der jüdischen Religion werden die
Tiere vorher geschächtet: Durch einen Schnitt in die Kehle soll der Körper vollständig ausbluten. Der
Ursprung dieses Brauches ist im Alten Testament zu finden: Hier wird den Juden untersagt, Tierblut zu
essen, weil es die Seele des Tieres enthält.
Eine besondere Rolle spielen Tiere im Buddhismus und im Shintō*. Zum Beispiel wird der Affe als Bote
einer Gottheit verehrt. Ausgestattet mit Fisch-Schuppen, Hörnern, Vogelklauen und -flügeln, Tiger-Zähnen
und -Pranken, ist der Drache Symbol für den chinesischen Kaiser. Und Schlangen gelten als Drachen-Boten
oder werden, wie in China, als junge Drachen angesehen. Auch Füchse und Tanuki, um nur zwei zu nennen,
haben in Asien eine religiöse Bedeutung.
Nicht zuletzt zeigt sich die Tierwelt in ihrer ganzen Vielfalt auch im Christentum: Im Alten und Neuen
Testament werden etliche Tierarten erwähnt, angefangen bei denen, die Noah auf seine Arche holt. Das
unschuldige Lamm Gottes ist Jesus, der sich für die Menschen opfert. Es steht gleichzeitig für Johannes
den Täufer und die Heilige Agnes. Der Fisch galt als Erkennungszeichen der Ur-Christen. Der Adler
versinnbildlicht die Taufe, Christi Auferstehung und Himmelfahrt. Er ist Attribut des Evangelisten
Johannes, gilt aber auch als Sinnbild des Teufels. Der Löwe symbolisiert die Macht des Königs, die
schützende Kraft Gottes und Jesu Menschwerdung. Und er begleitet den Evangelisten Markus. Das Wiesel
ist Sinnbild für Christus und alle Gläubigen. Rein und keusch kämpft es gegen die „bösen“ Tiere wie
Schlangen, Ratten und Basilisken. Auch Insekten kommen vor: Motten und Würmer zerstören alle
irdischen Schätze. Und die Fliege ist als Überträger von Krankheiten Sinnbild des Teufels. Das
widersprüchlichste Tier ist wohl die Schlange: Sie führt den Menschen in Versuchung, und sie öffnet ihm
durch ihre Klugheit die Augen. Ihren Schwanz verschlingend, symbolisiert sie die Ewigkeit. Sie gilt als
Heilszeichen für den gekreuzigten Jesus. Und wegen ihrer Häutung steht sie auch für Wandlung und
Auferstehung.
Tiere begleiten uns durch die ganze Menschheitsgeschichte, quer durch alle Religionen. Noch heute
werden sie überall auf der Welt in Symbolen verehrt. Einige Beispiele wurden hier vorgestellt. Und wie
gehen wir mit echten Tieren um, die uns im Alltag begegnen? Wann und wo kommen wir überhaupt mit
Tieren in Berührung? Das sind Fragen für ein neues Thema.
*Shintō (deutsch: „Weg der Götter“): in Japan eine neben dem Buddhismus praktizierte Religion
evtl. im Kasten:
„Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden
unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt... und
alle gefiederten Vögel ... Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das
Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden... Die Erde bringe hervor lebendiges Getier..
Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes... Und Gott machte die Tiere des Feldes... und das Vieh und alles
Gewürm des Erdbodens....“ (Genesis, 1. Buch Mose)
Quellen:
Höhlenmalerei. In: www.seilnacht.tuttlingen.com/Lexikon/Hoehlen.htm
Matzanke, Kornelia: Bedeutung der Tiere: Die indianische Mythologie
www.anthropologie.suite101.de/article.cfm/bedeutung_der_tiere_die_indianischen_mythology
Sphinx (ägyptisch) der Hatschepsut. http://de.wikipedia.org/wiki/Sphinx
Koch, Wolfgang (2009): blogs.taz.de/wienblog/2009/08/16/tiere_in_der_kunst
Karl Veitschegger (2001): Tiersymbolik in Bibel.
Kerem Adıgüzel. www.alrahman.de/koran/schweinefleischverbot
Warum ist Schweinefleisch verboten? In: //www.way-to-allah.com/themen/Schweinefleiscgh.html
Die ungefähre Bedeutung des Al-Qur´an indeutscher Sprache. Hrsg.: Mulim. Studenten Vereingung in
Deutschland e. V./Islamistisches Konzil in Deutschland. 9. Auflage 1997.
Tiergötter und Götterboten. www.univie.ac.at/rel_jap/mythen/tiere.htm
www.wikipedia.org/wiki/Shinto
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