Hintergrundinformationen BIOLOGISCHE VIELFALT SAISONALES GEMÜSE Biologische Vielfalt ist die Grundlage unseres Lebens. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) schreibt: „Es gibt zahlreiche ökologische, ökonomische, soziale und auch ethische Gründe, Biodiversität [Vielfalt] zu erhalten und zu bewahren“1. Dazu gehört, dass wir die Vielfalt für unsere nachfolgenden Generationen erhalten sollen, aber auch die Tatsache, dass eine größere Vielfalt dazu beiträgt, dass sich Arten besser an Veränderungen (z.B. durch Klimawandel) anpassen können. Als Christen können wir da wohl zustimmen. Die Bewahrung der Schöpfung ist uns doch als Aufgabe gegeben. Wir sollen die Erde „bebauen und bewahren“ (1. Mose 2,15). Gott hat alles vielfältig und schön geschaffen, er hat die Vielfalt gegeben, damit alle – Mensch und Tier – satt werden: „Und Gott sprach: Seht da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamt, auf der ganzen Erde und allerlei fruchtbare Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise, und allem Getier auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das da lebt auf Erden, dass sie allerlei grünes Kraut essen. Und es geschah also. Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut“ (1. Mose 1, 29-31). Diese Vielfalt ist bedroht. Sicherlich kam es in der Geschichte immer mal wieder vor, dass Arten ausgestorben sind. Tatsächlich aber hat sich das Artensterben seit Auftreten des modernen Menschen stark beschleunigt. 1 https://www.bfn.de/0304_fakten.html (Stand: 12.02.2016) 12.02.16 Die heutige Aussterberate liegt nach Schätzungen weit über dem 100-fachen der natürlichen Aussterberate.2 Gerade was die Vielfalt an Arten für unsere Ernährung angeht, so hat sich die Zahl der tatsächlich genutzten Arten dramatisch reduziert. Die Welternährung basiert zum Großteil nur noch auf zehn Kulturpflanzenarten. Die restlichen 99,6% der Arten bleibt „unternutzt“3. Ein Grund dafür ist, dass vor allem Sorten angebaut werden, die große Erträge bringen und gut auf industrielle Weise verarbeitet werden können. Dies führt zu immer größer werdenden Monokulturen, also riesige Felder, auf denen nur eine Pflanze angebaut wird. Die Landwirtschaft ist immer mehr zu einem Industriezweig geworden. Es ist nicht mehr – so wie früher – wichtig für eine gute Ernte, dass man Sorten anbaut, die den Bedingungen vor Ort (bezogen auf Wetter, Bodenqualität usw.) entsprechen. Es gibt aber einige Landwirte und Initiativen, die sich für alte Obst- und Gemüsesorten einsetzen und diese anbauen und verkaufen. Du kannst dich mal auf dem Wochenmarkt umschauen. Vielleicht entdeckst Du blaue Kartoffeln oder den „Finkenwerder Herbstprinzen“, eine alte Apfelsorte. Nicht alle Sorten dürfen gehandelt werden, darüber entscheidet das Bundessortenamt, dies dient - ähnlich einem Patent – dem Schutz derjenigen, die diese Sorte gezüchtet haben. Hobbygärtner und Vereine sowie Genbanken tragen zum Erhalt von Arten bei, die nicht mehr in den Handel kommen dürfen. Kampagnen wie „Meine Landwirtschaft“, bei denen zum Beispiel auch „Brot für die Welt“ dabei ist, setzen sich für eine bäuerliche Landwirtschaft und gegen Agrarindustrie und eben solche „Patente“ ein. Die Entwicklung in der Landwirtschaft führt auch dazu, dass es mittlerweile in den Städten eine größere Vielfalt an blühenden Pflanzen gibt als auf dem Land. Die großen Monokulturen sind in wenigen Tagen abgeerntet und dann gibt es z.B. für Bienen kaum noch Pollen oder Nektar. Der Trend zum Stadthonig bestätigt diese Entwicklung. Du kannst den Bienen, Hummeln und Schmetterlingen ausreichende Nahrungsvielfalt zur 2 3 http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/dossier-umwelt/61283/bedeutung?p=all (Stand: 12.02.2016) http://agrobiodiversitaet.de/download/Agro-Broschuere.pdf (Seite 7) Verfügung stellen und schön viel Farbe in die Welt bringen (in der Stadt und auf dem Land). Es gibt Samentütchen extra für Bienen oder Schmetterlinge. Die kannst Du im Garten oder auf dem Balkon aussäen. Eine andere witzige Idee sind Samenkugeln (oder auch „Seedbombs“). Diese Kugeln kann man einfach zur Hälfte in die Erde stecken und dann abwarten, was passiert. Wenn Du eigenes Gemüse anbaust, dann kannst Du ganz direkt erleben, wieviel Arbeit doch in der Produktion von Lebensmitteln steckt. Im Februar stecke ich Samen in die Erde, im August kann ich – wenn alles gut gegangen ist – eigene Tomaten ernten. Das braucht Zeit, Geduld, Pflege, Sonne, Wasser und so vieles mehr. Du erlebst ganz direkt, dass Gemüse und Obst zu unterschiedlichen Zeiten reif sind, dass Lebensmittel Saison haben können. Das kann man auf Wochenmärkten beobachten. Es gibt zwar immer auch Gemüse und Obst, das von überall auf der Welt zu uns kommt, damit wir jederzeit alles zur Verfügung haben. Das Angebot auf den Ständen aber verändert sich doch im Laufe des Jahres. Saisonales ist meistens zu günstigeren Preisen und in größerer Menge vorhanden. Wenn Du ganz sicher gehen willst, dann besorgst Du Dir einen Saisonkalender für Gemüse und Obst. Bei eigenen Anbauversuchen stößt man allerdings auch auf Grenzen. Einige Sorten werden – selbst bei guter Pflege – hier nicht gut anwachsen. Sie gehören nicht in diese Region. Die klimatischen Bedingungen stimmen nicht. Erhalt der Vielfalt, Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft und der regionalen Versorgungsmöglichkeiten, Nutzung städtischer Flächen zum Anbau von Obst und Gemüse (Urban Gardening) – all diese Ansätze dienen dazu, die Ernährung aller Menschen auf der Welt nachhaltig zu ermöglichen. So, und nun probiere es aus. Kauf Dir Saatgut, am besten in Bioqualität und festes Saatgut mit alten und bewährten Sorten. Du kannst jetzt mit der Anzucht auf der Fensterbank beginnen. Oder Du bastelst Samenkugeln selbst. Links zu weiteren Infos und Anleitungen findest Du auf der nächsten Seite. LINKS mit Informationen und Anleitungen: www.deutschland-summt.de www.stadtbienen.org www.bienenkiste.de www.meine-landwirtschaft.de www.stadtmachtsatt.de www.tasteofheimat.de www.nutzpflanzenvielfalt.de www.gartenpiraten.net www.brot-fuer-die-welt.de/themen/ernaehrung.html Bildungsmaterialien zum Thema: www.agrarkoordination.de www.seedball-manufaktur.de/ Hier gibt es eine Anleitung, um Seedbombs selbst zu machen: www.utopia.de/ratgeber/eigenhaendig-seedbombs-basteln-rezept-anleitung Achtung: Verwendet bitte nur einheimische und ungiftige Sorten, werft nichts in Naturschutzgebiete oder auf privates Eigentum (es sei denn, ihr habt eine Erlaubnis eingeholt). Verwendet die Bälle nicht als Wurfgeschosse. Eine gute Sammlung mit Adressen für samenfestes Saatgut findest du auf diesem Blog: http://anstattdessen.de/saatgut/ Saisonkalender: www.regional-saisonal.de/public/docs/saisonkalender-gemuese.pdf http://www.verbraucherzentrale.de/mediabig/222993A.pdf