Ausgabe 4/2009 Blitz aus der dunklen Vergangenheit des Kosmos Riesiger Saturnring im Infrarot entdeckt Neubau einer Beobachtungsplattform Eine ungewöhnliche Führung Porträt Rudolph Minkowski Die nächsten Veranstaltungen des AAP: Weihnachtsfest am 18.Dezember Jahreshauptversammlung am 15. Januar 2 Vorwort des Vorstands Vorwort des 2. Vorstands Liebe Vereinskollegen, das internationale Jahr der Astronomie geht dem Ende entgegen. Das Medieninteresse war über das Jahr sicher deutlich größer als in den vergangenen Jahren. Es kamen deutlich mehr Sendungen, die sich mit Astronomie und Raumfahrt beschäftigt haben. Sicher hat der runde Geburtstag der ersten Mondlandung mit dazu beigetragen, aber auch über andere Themen wurde fleißig berichtet. Aber hatte das Jahr auch einen positiven Einfluß auf uns? Die Sternwarte auf dem Kepler–Gymnasium hatte dieses Jahr zum ersten Mal unabhängig vom Wetter geöffnet, aber bei schlechtem Wetter kamen auch nicht viele Besucher trotz Ankündigung in der Zeitung. Beim Astronomietag hatten wir allerdings sehr viele Besucher bei unserem Vortragsabend, die sich ein bisschen über Astronomie erzählen lassen wollten und die Resonanz war sehr positiv. Also ingesamt ein kleines Plus vielleicht. In Bieselsberg spielte leider oft das Wetter nicht mit. Aber in der Ferienzeit im August hatten wir wirklich Rekordbesucherzahlen! Ohne besondere Ereignisse am Himmel waren es über 60 bzw. über 40 Besucher, das kann sich wirklich sehen lassen und übertrifft die normalen Besucherzahlen deutlich. Also auch hier ein Plus an Aufmerksamkeit würde ich sagen. Und wie war das Jahr für den Verein? Nach turbulentem Beginn haben wir die Aufgaben gut auf viele Schultern verteilt. Die Organisation der Feste klappte prima und auch die Helfer hatten ihren Spaß. Auch an der Montierung geht es weiter und Schritt für Schritt kommen wir dem Ende näher. Ein Höhepunkt war für mich aber auf jeden Fall die Beobachterplattform, die an einigen Wochenden im Oktober und November fertiggestellt wurde und nun auf ihren ersten Einsatz wartet. Einen herzlichen Dank an alle Helfer (siehe auch den Artikel in diesem Heft). Ich wünsche mir, dass wir diesen Elan mit in das nächste Jahr nehmen und hoffe, dass wir mit diesem Schwung die ausstehenden Projekte in Bieselsberg vorantreiben können. Ich wünsche euch allen im Namen des gesamten Vorstands ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Euer Martin Tischhäuser Editorial Liebe Leser, zum Jahresende können wir hier erfreulicherweise wieder über ein größeres Projekt des AAP berichten. Der Bau der Beobachtungsplattform an der Sternwarte in Bieselsberg wurde in recht kurzer Zeit und noch rechtzeitig vor dem Winter beendet und diesem Thema widmen wir doch gleich einen großen Teil dieser Ausgabe. Unverhofft kommt oft — wie wahr dieser Spruch doch ist erfährt man in einem Abschnitt, in dem man es nicht so erwartet hat, dem Führungsbetrieb. Aber eben auch hier kann man manchmal positive Überraschungen erleben und das fand ich (auch da ich selbst dabei war) so klasse, dass es unbe- dingt ein Artikel werden musste. Natürlich kommt auch die Wissenschaft nicht zu kurz und Martin Stuhlinger hat wieder einen schönen Streifzug durch die wissenschaftlichen Artikel beigesteuert. Vor allem den riesigen Saturnring finde ich persönlich so beeindruckend, dass es sowieso ein Muss gewesen war, darüber zu berichten. Und nicht zuletzt finden wir auch wieder eine interessante Persönlichkeit porträtiert von Wolfgang Schatz — auch ein mittlerweile fester Bestandteil der Ausgabe den ich nicht missen möchte. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe Martin Tischhäuser Titelbild: Die fertige Beobachtungsplattform nach mehreren Samstagen Bauzeit (Foto: C. Sollner) Aus Wissenschaft und Forschung 3 Aus Wissenschaft und Forschung Blitz aus der dunklen Vergangenheit des Kosmos Den Astronomen gelingt es, immer tiefer ins All und damit in die Vergangenheit zu blicken. Jetzt analysierten sie mithilfe verschiedenster Observatorien weltweit das Signalfeuer, das ein sterbender Stern vor mehr als 13 Milliarden Jahren hinterließ. Nie zuvor gelang es, soweit in die Geschichte des Kosmos zurückzublicken. Das ist die Epoche der Entstehung der ersten Sterne nach dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren, deshalb ist das Nachglühen eines Gammastrahlenbruches aus dem Dunklen Zeitalter des Universums eine echte Sensation. Gammastrahlenausbrüche (GRB — nach der englischen Bezeichnung Gamma Ray Burst) wurden in den 60er Jahren zufällig von Spionagesatelliten entdeckt, die nach nach der Strahlung von Atomwaffentest spähten. Die kurzen Blitze im Gammastrahlenbereich gehören zum energiereichsten, was das Universum zu bieten hat. Innerhalb weniger Sekunden strahlt ein GRB mehr Energie aus als unsere Sonne in mehreren Milliarden Jahren. Es gibt zwei Typen dieser gewaltigen Energieausbrüche, zum einen die ultrakurzen, die bis zu zwei Sekunden dauern und zum anderen die langen Gammablitze, die meist bis zu zwanzig Sekunden dauern (manchmal auch bis zu einigen Minuten) und zu denen auch der neu entdeckte GRB 090423 gehört. Nach den Modellen der Astrophysiker entstehen diese Blitze beim Kollaps eines massereichen Sterns am Ende seines Lebens: Es wird ein zweiseitiger Jet, vermutlich entlang der Rotationsachse des Sterns, ausgestoßen, der auf fast Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wird, sobald er die äußeren Schichten der Sternhülle durchstoßen hat. Die Gammastrahlung entsteht vermutlich durch interne Zusammenstöße von schnelleren mit langsameren Schockwellen innerhalb dieses Jets. Die Reste des kollabierenden Sterns stürzen dann zu einem Schwarzen Loch zusammen. Aber nicht jeder sterbende Stern erzeugt einen Gammablitz, sondern nur einer aus etwa einer Million. Deshalb dürften jene Sterne, die solche Blitze erzeugen, in einer ihrer Eigenschaften etwas Besonderes darstellen. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature stellen zwei Teams mit insgesamt mehr als 100 beteiligten Forschern nun den bislang ältesten Gammastrahlenausbruch vor. Am 23 April 2009 entdeckte der NASA–Satellit Swift im Sternbild Löwe einen Gammablitz, der zehn Sekunden dauerte und nach dem Datum seiner Sichtung die Bezeichnung GRB 090423 erhielt. Schnell erreichte die Meldung die erdgebundenen Teleskope, und schon nach 20 Minuten war das United Kingdom Infra–Red Telescope (UKIRT) auf Hawaii auf die Position des Blitzes am Himmel ausgerichtet, es folgten andere Observatorien überall auf der Welt vom Very Large Telescope der ESO (VLT) in Chile bis zum Telescopio Nazionale Galileo (TNG) auf der Kanareninsel La Palma. Die Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftlergruppen von Institutionen aus der ganzen Welt ermöglichte die Bobachtung des Nachleuchtens des Blitzes auf allen Wellenlängen, also in den Bereichen der Röntgen-, der ultravioletten, der optischen, der infraroten und der Radiostrahlung. Die Analyse der Rotverschiebung, der Verzerrung der Strahlung durch die Expansion des Universums, ergab einen Wert von 8,1 bzw. 8,2 das bedeutet, dass das Licht von GRB 090423 mehr als 13 Milliarden Jahre brauchte, um bei uns einzutreffen. Die Supernova des Sterns, die diesen Gammablitz erzeugte, fand nur 630 Millionen Jahren nach dem Urknall statt, im Dunklen Zeitalter, als das Der rote Punkt in der Mitte dieser Aufnahme des Nachthimmels zeigt GRB 090423, die umliegenden Sterne und Galaxien sind viel jünger. 4 Universum gerade mal 4,5 Prozent seines heutigen Alters erreicht hatte und noch viel kleiner war als heute. Die Ergebnisse der Forschergruppen um Nial R. Tanvir von der University of Leicester und Ruben Salvaterra von Istituto Nazionale di Astrofisica (INAF) stellen einen neuen Rekord da. Nie zuvor haben Menschen derartig weit in die Tiefen des Weltalls und zugleich in die Vergangenheit geblickt. Das zuvor älteste kosmische Objekt war eine Galaxie mit einer Rotverschiebung von 6,96, der älteste Gammastrahlenausbruch GRB 080913 mit einem Wert von 6,7 und damit knapp 200 Millionen Jahre jünger als GRB 090423. Nial Tanvir hält fest: Mit einer Rotverschiebung von 8,2 ist dies der am weitesten entfernte Gammastrahlenausbruch, der je beobachtet wurde, und es ist auch das am weitesten entfernte Objekt, das jemals — wie auch immer — entdeckt wurde. Diese Entdeckung zeigt die Wichtigkeit der Gammastrahlenausbrüche für die Untersuchung des am weitesten entfernten Teils des Universums. Sicher werden künftig sogar noch weiter entfernte Ausbrüche in der Zukunft gefunden, die ein Fenster zum Studium der allerersten Sterne und das ultimative Ende des Dunklen Zeitalters im Universum öffnen. Wieder einmal ein neuer Rekord durch die jüngste Generation von Teleskopen, die sich als Zeitmaschi- Aus Wissenschaft und Forschung nen erwiesen, die zunehmend einen Einblick in die früheste Epoche des Universums ermöglichen. Die Analyse der gewonnen Daten von GRB 090423 zeigt, dass der sterbende Stern, der diesen Ausbruch verursachte, zwar in die Frühzeit der Sternenentstehung im Universum gehört, aber nicht zur allerersten Generation der Sterne. Schwere Elemente wie Kohlenstoff, Stickstoff oder Sauerstoff bildeten sich erst in den Sternen. Der Stern, der GRB 090423 erzeugte, gehört nach Meinung der beteiligten Forscher wahrscheinlich bereits zur zweiten Generation der stellaren Ahnen, seine Supernova reicherte die Umgebung mit einem höheren Metallgehalt an und schuf so die Voraussetzung für Sterne der dritten Generation wie unsere Sonne. Unser Sonnensystem, die Planeten, die Erde und nicht zuletzt wir selbst bestehen aus Sternenstaub, aus Materie, die mehrfach den Kreislauf vom werden und Vergeben der Sterne durchlaufen hat. Die Kosmologie hat immer mehr Möglichkeiten, immer weiter ins All und damit zurück in die Vergangenheit zu blicken. Durch die Erkenntnisse über die Entstehung der ersten Sterne und Galaxien gewinnen wir Basiswissen über die grundsätzliche Beschaffenheit des Universums. (ms) Nach dem Urknall erkaltete das Universum schnell, während es sich ausdehnte. Nach etwa 400.000 Jahren formten sich aus freien Elektronen und Protonen erste neutrale Atome und im folgenden Dunklen Zeitalter des Kosmos erste Sterne und Galaxien. Aus Wissenschaft und Forschung Verräterische Infrarotsignale — NASA–Teleskop entdeckt riesigen Saturnring Schon lange hat der Saturnmond Iapetus Astronomen ratlos gemacht. Er hat eine sehr helle und eine sehr dunkle Seite und sieht damit aus wie ein kosmisches Yin–und–Yang–Symbol. Irgendwie, so vermuteten die Forscher, könnte ein weiterer Begleiter des Planeten, Phoebe, an den auffälligen Verfärbungen Schuld sein. Das NASA–Weltraumteleskop Spitzer hat diese Frage nun geklärt und dabei noch eine weitere Entdeckung gemacht: Der Saturn wird von einem riesigen Ring aus Eis und Staub umkreist, der bislang unbekannt war. Bekanntgegeben wurde die Entdeckung vom Jet Propulsion Laboratory (JPL), das am California Institute of Technology in Pasadena im Auftrag der 5 NASA zahlreiche Raumsonden betreut. Auch auf der Webseite des Fachmagazins Nature werden die Erkenntnisse veröffentlicht. Der Ring reflektiert nur wenig sichtbares Licht. Im Infrarotbereich konnte Spitzer das Phänomen aber gut beobachten. Der Ring ist mit 80 Kelvin, also etwa minus 193 Grad Celsius, zwar extrem kalt, trotzdem emittiert er geringe Mengen an Wärmestrahlung. Bisher habe sich niemand diese Gegend um den Saturn mit einem Infrarotteleskop angesehen, sagte JPL-Sprecherin Whitney Clavin. Das im Jahr 2003 gestartete Spitzer–Teleskop kreist rund hundert Millionen Kilometer von der Erde entfernt um die Sonne. Die Forscher um Anne Verbiscer von der University of Virginia in Charlottesville nutzten bei ihren Beobachtungen das Multiband Imaging Photometer, sein Messgerät für langwelligere Infrarotstrahlung. Die Materialdichte in dem neuentdeckten Ring ist Gigantische Dimensionen: Der Ring sei so riesig, dass die Erde etwa eine Milliarde Mal hineinpassen würde. Von der Erde aus würde er uns doppelt so groß erscheinen wie der Vollmond. 6 Aus Wissenschaft und Forschung sehr niedrig. Die Partikel sind so weit voneinander entfernt, dass man den Ring noch nicht einmal bemerken würden, wenn man sich direkt darin befände. Das Ringmaterial beginnt in knapp sechs Millionen Kilometern Entfernung von der Saturnoberfläche und dehnt sich bis zum Abstand von zwölf Millionen Kilometern aus. Gegenüber den anderen Saturnringen ist das neuentdeckte Exemplar um 27 Grad geneigt. Bisher haben Astronomen sieben Ringe mit Buchstaben bezeichnet. Dazu kommen mehrere kleinere Ringe ohne Bezeichnung. Während die inneren Ringe mit zumeist wenigen hundert Metern extrem dünn sind, ist der neue unNeuentdeckter Saturnring (künstlerische Darstellung): Weit gefähr 20–mal so hoch wie der außerhalb des bisher betrachteten Ringsystems Planet selbst. Der Ring ist so riesig, dass die Erde etwa eine Milliarde Mal hineinpassen würde, erklärte das JPL. Wäre der Ring von der Erde sichtbar, so vermelden sie stolz, dann würde er uns doppelt so groß erscheinen wie der Vollmond. Der neue Ring liegt damit weit außerhalb des bisher betrachteten Ringsystems. Sein Material soll vom Mond Phoebe stammen. Dort könnte es zum Beispiel bei Kometeneinschlägen freiwerden. Verbiscer zeigt das mit numerischen Simulationen. Der kosmische Reifen kreist in derselben Richtung um den Saturn wie Phoebe. Im Gegensatz dazu drehen sich Iapetus und die anderen Ringe in die andere Richtung. Die Forscher gehen davon aus, dass sich dunkles und staubiges Material vom weit außen gelegenen Ring nach innen bewegen könnte, um dort auf Iapetus zu treffen. Das würde die Erklärung für die Verfärbungen liefern. Saturnmond Iapetus: Schon lange hat der (ms) Himmelskörper Astronomen ratlos gemacht. Er hat eine sehr helle und eine sehr dunkle Seite und sieht damit aus wie ein kosmisches Yin–und–Yang–Symbol. Forscher gehen davon aus, dass sich dunkles und staubiges Material aus dem neu entdeckten Staurnring nach innen bewegen könnte, um dort auf Iapetus zu treffen. Das würde die Erklärung für die Verfärbungen liefern. Aus Wissenschaft und Forschung Werde Marsmensch — NASA sucht Hobby–Astronomen für Marsforschung Anflug auf den Roten Planeten. Einen Klick später ist man gelandet. Ah, so sieht es also aus auf dem Mars! Die Station befindet sich am Boden eines nicht besonders tiefen Kraters. Panoramafenster geben den Blick auf die beinahe freundlich anmutende Umgebung frei. Ein paar Gesteinsbrocken liegen auf dem ansonsten verblüffend ebenen Kraterboden, in der Ferne steigen Wände aus geschichtetem Gestein auf. Eingerahmt von ein paar bunten Fahnen warten in der Station vier Kollegen auf Neuankömmlinge. Sie wirken, als wären sie einer Star Trek–Folge entsprungen. So sieht es aus, wenn man sich auf der gerade gestarteten Webseite Be A Martian! (Werde zum Marsmenschen!) umsieht. Mit ihr wirbt die US-Weltraumbehörde NASA um Begeisterung für zukünftige Marsmissionen und stellt ihren Wissenschaftlern gleichzeitig ein paar helfende Hände von interessierten Laien zur Verfügung. Es geht darum, die von den Marsrobotern zur Erde strömende Bilderflut spielerisch zu organisieren. Weltweit kann jeder die Bemühungen der Planetenforscher aktiv unterstützen. Das Prinzip des sogenannten ,,Crowdsourcings" ist bekannt und wird auch von Weltraumforschern gern genutzt, zum Beispiel im Projekt Galaxy Zoo. Dabei können Freiwillige Bilder von Galaxien klassifizieren und katalogisieren. Die Idee dahinter ist simpel: Menschlicher Verstand kann die Fotos besser auswerten als jedes Computerprogramm, so jedenfalls die Annahme. Rund 200.000 Astronomiefans machen mit bei Galaxy Zoo und bewältigen so einen Berg an Arbeit, den professionelle Astronomen allein gar nicht schaffen könnten. Zuweilen gelangt einer der Hilfsastronomen dabei zu Ruhm: Die niederländische Lehrerin Hanny van Arkel fand in den Aufnahmen sogar eine bis dahin unbekannte Klasse von Himmelskörpern. Nun soll das Prinzip der Schwarmintelligenz auch beim Mars zur Anwendung kommen und ist PR–Coup zugleich: Man hofft durch einen extrem spielerischen Ansatz, die Weltraumbegeisterung in der US–Bevölkerung zu steigern. Bei der Anmeldung zu Be a Martian! muss man zum Beispiel 7 einen Roboter wählen, der einen in der Marswelt vertritt. Unter anderem stehen Kolibri, Kamel und Känguru zur Auswahl. Nach Hardcore–Wissenschaft klingt das nicht, wohl aber nach einer Menge Spaß. Später dann können angemeldete Benutzer an der Entstehung besserer Marslandkarten mitarbeiten. Dazu müssen sie mit der Maus briefmarkengroße und vergleichsweise detailgenaue Aufnahmen auf einer großen, deutlich gröber aufgelösten Übersichtskarte positionieren. Was zunächst einfach klingt, entpuppt sich in der Praxis als durchaus kniffelige Aufgabe, für die man Beobachtungsgabe und vor allem Ruhe braucht. Dann vielleicht doch lieber Krater zählen. Das hilft den Forschern zu verstehen, wie sich die Oberfläche des Mars mit der Zeit verändert. Weil es so viele Krater gibt, war das bisher nicht immer einfach. Mit Spielpunkten, die ihrem Roboter–Avatar gutgeschrieben werden, sollen die Teilnehmer nun zu Höchstleistungen angestachelt werden. Mit der Maus gilt es, Krater auf den Fotos einzukreisen. In anderen Bereichen des Angebots können Nutzer auch Fragen an die NASA–Forscher stellen. Die wiederum sollen sich mit Online–Präsentationen zu den Geheimnissen des Mars an ihre motivierten Hilfskräfte wenden und einen Teil der eingegangenen Fragen beantworten. Die Web–Offensive der US–Weltraumbehörde ergibt Sinn: Mit der publikumswirksamen Präsentation der bisher gewonnenen Erkenntnisse kann man leichter kaschieren, dass vom Roten Planeten aktuell nicht nur gute Nachrichten kommen. So hat sich das Roboterfahrzeug Spirit im Sand festgefahren. Es ist ungewiss, ob NASA–Techniker den fahrenden Forschungsveteranen wieder frei bekommen. Gleichzeitig wird das neue Marsmobil Curiosity (früher: Mars Science Laboratory) nicht vor Herbst 2011 starten. Und ob jemals Menschen zum Mars fliegen werden, ist auch längst noch nicht klar. (ms) 8 Sternwarte Bieselsberg Sternwarte Bieselsberg Beobachtungsplattform Manch einer wird sich noch an die Jahreshauptversammlung erinnern, aber vielleicht eher an den schwierigeren Teil der Vorstandsfindung als an die anderen Diskussionen, die wir dort geführt hatten. Eine davon war die Anregung von Werner Löffler, eine Beobachtungsplattform an der Sternwarte zu bauen, damit man dort besser mit den eigenen Teleskopen beobachten kann. Dieser Vorschlag fand schnell allgemeine Zustimmung und man beschloss, das auch baldmöglichst in Angriff zu nehmen. Werner erklärte sich auch gleich bereit, die Koordination zu übernehmen und fand schnell einige Mitstreiter, die ihn tatkräftig unterstützen wollten, sobald es an die Umsetzung geht. Im Sommer begann das Projekt dann langsam Formen anzunehmen. Zuerst war es die Form eines im Gras ausgelegten Vierecks, das den zukünfigen Standort der Plattform zwischen dem Sternenbänkle und der Kuppel in etwa markierte und zur besseren Sichtbarkeit mit dem Rasenmäher traktiert wurde. Der Platz vor der Kuppel wurde gewählt, damit die transportablen Geräte freie Sicht nach Süden haben, nicht lange durch unser Gelände transportiert werden müssen und der vorhandene freie Platz auf unserem Gelände nicht unötig eingeschränkt wird. Das Resultat der Mähaktion konnte den Anwesenden immerhin ein zustimmendes Kopfnicken entlocken, so dass es als beschlossen galt, an dieser Stelle die Plattform entstehen zu lassen. Auf Grund der Urlaubszeit wurde es dann erst ein- Der erste Spatenstich — im Hintergrund erkennt man die rote Markierung des Grubenrandes Der Planer und Initiator Werner legt höchstpersönlich Hand an die Platten Sternwarte Bieselsberg 9 Die nächste Formwandlung war das Veredeln der Kiesoberfläche mit Betonplatten, das uns einen ganzen Nachmittag beschäftigte und uns nebenbei noch erlaubte, die nicht so gute Parallelisierbarkeit des Verlegens auszunutzen und die Kuppel etwas von den Flechten zu befreien. Kurz vor der Dämmerung war es dann geschafft: Die Plattform hatte die letzte Ausbaustufe so gut wie erreicht und sieht richtig gut aus! Das Verlegen der letzten Platte entlockt jedem der Beteiligten ein zufriedenes Jetzt fehlt nur noch Lächeln (das beim Fotografen Christian leider mit nicht auf Bild gebannt werden ein bisschen Feinkonnte – im Dunkeln hätte man sein Strahlen auf dem Gesicht aber sicher auch im schliff. Die Ränder der Plattform werden Bild erkannt ☺ ) noch etwas befestigt mal wieder still um das Projekt, bevor es dann im und hinten auch mit einer kleinen Abflussrinne Herbst urplötzlich in die nächste Form mutierte: versehen, damit das Oberflächenwasser von der ein Loch im Boden! In einer kurzfristig vereinbarWiese oben (leicht abschüssig) besser ablaufen ten konzertierten Aktion zweier Helden der Arbeit kann. Desweiteren möchten wir noch eine Windro(Christian Sollner und Werner Löffler) wurde die se auf der Plattform anbringen und sind gerade daerste Hälfte der Erde (immerhin ca. 6m3) ausgegrabei, Ideen zu sammeln, wie sie aussehen soll und ben und eine Woche später mit Unterstützung von wie sie aufgebracht wird. Bernd Vogt und mir die restliche Hälfte neben der Im Moment fehlt auch noch die bequeme StromGrube aufgeschichtet. Nun konnte man sich schon versorgung, die über einen Außenanschluss an der gut vorstellen, wie viel Platz wir am Ende haben Kuppel erfolgen soll und durch eine extra Sichewürden. Auch wenn es auf dem Bild klein ausserung im Anbau freigeschaltet werden kann. Das erhen mag wird es bequem vier Geräten Platz bieten. fordert zwar, dass die Beobachter einen Schlüssel Sechs Teleskope sollten auch kein Problem sein, haben um an Strom zu kommen, ist aber in unsewenn nicht jeder der Beobachter mit einem transren Augen besser als abschließbare Steckdosen, portablen 16–Zöller erscheint... die ständig unter Strom stehen. Ausserdem sind Die Samstag-gutes-Wetter-Front blieb uns weiterfür die derzeitigen aktiven Beobachter Leute mit hin weitgehend treu und ermöglichte uns, die äußerSchlüssel „in Reichweite” (bzw. haben als Funktiliche Kälte durch intensives schaufeln groben onsträger sowieso einen Schlüssel), so dass dies Kieses zu vertreiben und diesen dann auch gleich keine Einschränkung darstellen sollte. Sollte es durch ausgiebige Behandlung mit einem Rüttler weiteren Bedarf geben werden wir sicher auch daauf lange Zeit fest im Boden zu verankern. Bei eifür eine gute Lösung finden. Es wäre doch genem weiteren kleinen Einsatz wurde dann auch der lacht, wenn wir das nicht hinbekommen würden feine Kies sorgfältig in mehreren Anläufen in eine und ein Beobachtungsabend daran scheitern würebene Fläche verwandelt und die Grundierung für de. die Platten war soweit. 10 Sternwarte Bieselsberg Eine weitere Idee von Werner besteht in einer festen Säule, die irgendwann einmal aufgestellt werden könnte, damit man sich das Mitbringen eines Stativs sparen kann. Solch eine Betonsäule würde einfach auf die Plattform gestellt und könnte dann direkt verwendet werden (evtl. mit einem Adapter für die Montierung, die man darauf anbringen möchte). Tja und dann fehlt eigentlich nur noch eines: Eine ordentliche Einweihung! Geplant ist, im Frühjahr eine kleine Einweihungsfeier für die AAP-Mitglieder organisieren, bei der natürlich dann auch beob- achtet werden soll. Bleiben wir also am Ball! Als vorläufige Termine haben wir mal den 13. oder 20. März ins Auge gefasst, wobei wir das kurzfristig entscheiden möchten, so dass danach auch noch beobachtet werden kann. Genaueres werden wir noch bekannt geben und kurzfristig per EMail informieren wenn wir wissen, ob das mit dem Wetter klappt. Mitglieder ohne EMail, die ebenfalls kommen möchten, können sich gerne beim Vorstand melden, so dass sie dann per Telefon statt EMail informiert werden. (mt) Ein ungewöhnlicher Führungsabend Er stand im Okular wie gemalt. Das nächste Objekt war dann der Kugelsternhaufen M15 im Pegasus, der auch prachtvoll im Okular stand. Hier probierten wir aus, wieviel Vergrößerung wir uns erlauben konnten. Letztendlich konnten wir hier problemlos bis zum 6mm–Okular (375-fache Vergrößerung) gehen, ohne dass wir einen großen Einfluß der Luftunruhe spüren konnten. So langsam wurden wir doch unsicher, ob nicht doch jemand immer wieder vorne neue Dias in den Tubus einlegt, aber es war kein Spuk zu sehen ☺ Nun wurden wir immer mutiger und beschlossen, als nächstes die Galaxie im Bildhauer (NGC253) einzustellen. Die hatte ich mal vor Urzeiten schwach gesehen bei nicht idealen Bedingungen und Kay noch gar nicht. Mit der Aufsuchkarte aus dem Karkoschka war sie schnell eingestellt und wirklich ohne Schwierigkeiten zu sehen! Selbst unser Gast konnte einen schwachen Nebel erkennen. Für uns geübte Beobachter war natürlich deutlich mehr zu sehen. Bei längerem indirekten Sehen waren die Umrisse und die Ausdehnung recht sicher zu sehen. So waren wir uns recht einig, wo wir die Grenzen sahen und als ich unseren Eindruck später mit dem Bild aus dem DSS verglich war klar, dass wir uns nicht getäuscht hatten. Verglichen mit der Fotografie war unser visueller Eindruck ähnlich, wobei die Umrisse für uns etwas mehr nach „links unten” verschoben waren und natürlich nicht ganz die Ausdehnung der Fotografie erreichten. Die Verschiebung liegt an der Asymmetrie der Galaxie, so dass sie eben nach links unten heller erscheint und deshalb dort auch visuell besser zu erkennen ist. NGC253 war ein wirklicher weiterer Höhepunkt des Abends, sollte aber nicht der letzte gewesen sein! Ich konnte mich lange nicht entscheiden, wo ich diesen Beitrag platzieren sollte. Zum einen passierte es an einem ganz gewöhnlichen Abend einer öffentlichen Führung. Zum anderen war der Abend aber eher etwas, das unter das Thema „Beobachtergruppe“ fällt... Aber was machte diese Besonderheit des Abends aus? Angefangen hatte alles ganz normal beim ersten Führungsabend im November. Nach kurzen Telefonaten mit Kay und mehreren unsicheren Blicken zum Himmel sah es dann doch so aus, als könne eine Führung stattfinden, weil es aufklarte. Kay hatte seine Schwester zu Besuch und so vereinbarten wir, dass er schon mal Vorhut spielt, ich dann etwas später hinzustossen würde falls das Wetter in Bieselsberg immer noch gut ist, wenn sie dort eintreffen und er dann etwas früher wieder nach Hause gehen kann. Das Wetter hielt und so machte ich mich kurz vor 20 Uhr auch auf den Weg. Als ich dann an der Sternwarte eintraf war es merkwürdig still in der Kuppel. Außer den beiden, die gerade abwechselnd begeistert ins Teleskop blickten war kein einziger Besucher da. Und das, obwohl sonst schon bei kleinen Wolkenlücken die Leute anrufen und Sterne anschauen wollen. Aber lange Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, denn Kay strahlte mir schon entgegen und konnte seine Begeisterung nicht verbergen. „Es ist super klar und eine fantastisch ruhige Luft“ schallte es mir entgegen. Jupiter war das erste Objekt gewesen, dass sie ins Visier genommen hatten. Obwohl er aber schon recht tief am Himmel stand (nur knapp 20°) war außer dem unvermeidlichen leichten Farbsaum nichts, was die Beobachtung störte: Sternwarte Keplergymnasium 11 Beobachterin war ein deutlicher Nebelfleck zu sehen, der eine signifikante Steigerung der Wahrnehmbarkeit gegenüber NGC253 bot und erlaubte, auch die Form deutlich als elliptisch zu erkennen. Nach weiteren Objekten wandten wir uns zu am Ende noch den Plejaden zu. Es war wirklich fantastisch, wie sie im Okular zu sehen waren. Auch die schwachen Reflexionsnebel um die hellen Sterne waren gut zu sehen, ein wirklicher Augenschmaus — kein Vergleich zum Anblick bei der Dezemberführung, da waren echt Welten dazwischen! So gut hatte ich diese NGC 253, Anblick wie im Teleskop (Süden oben) — Nebel bisher nur annähernd mal mit Die Umrisse waren links unten bis oberhalb des unteren hellen meinem 8–Zöller sehen können. Sterns verfolgbar und rechts oben konnten wir sie bis rechts der Erst nach 22 Uhr konnten wir uns beiden helleren Sterne verfolgen. Am hellsten erschien uns der dann langsam vom Teleskop lösen mittlere Teil der Galaxie, aber etwas mehr Richtung linken und keiner bereute, dass wir so lange unteren Endes als Richtung rechten oberen Endes. geblieben waren, ganz im Gegenteil. Bild: Sloan Digital Sky Survery (DSS) Ich glaube, von dieser Nacht werden wir noch lange träumen und hoffen, Da Kays Schwester einige der bekannten Objekte auch noch nicht gesehen hatte war M31 dass wir wieder einmal so eine Gelegenheit beselbstverständlich ein Muss! Auch hier waren für kommen. (mt) uns deutlich mehr Details erkennbar als in „normalen” Nächten. Und für die ungeübte Führungen Gegen Jahresende konnten wir endlich auch mal wieder öffentliche Führungen anbieten, nachdem das Wetter wenigstens ab und zu mal einen klaren Abend für uns bereit hielt. Leider war die Resonanz an den drei Abenden nicht besonders groß, wobei im November erst kurz vorher aufklarte und deswegen vermutlich keiner damit rechnete, dass eine Führung stattfindet. Beim ersten Mal war das für uns selbst natürlich ein Glücksfall (siehe vorhergehenden Artikel). Im Dezember waren wenigstens ein paar Besucher da, obwohl da das Wetter etwas schlechter war und dann auch im Laufe des Abends ein paar Schleierwolken aufkamen, die das Beobachten sehr erschwerten, so dass wir kurz vor 22 Uhr auch die Beobachtung beenden mussten. (mt) Sternwarte Keplergymnasium Führungen Die nächste Führung auf dem Dach des Keplergymnasiums findet am 3. Februar 2010 statt. Um 20 Uhr beginnt der Sternenspaziergang der sich mit den Objekten des Winterhimmels und dem Planeten Mars befassen wird. Auch im Jahr 2010 wird jede Führung wieder un- ter einem bestimmten Thema stehen. Wie immer findet man die aktuellen Information auf unserer Internetseite und dann auch als Vorschau wieder hier in den Astro–News. Ob die Führungen wie in diesem Jahr wetterunabhängig immer stattfinden stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest. (mt) 12 Beobachtungsobjekte Beobachtungsobjekte Himmelsanblick nach Süden am 1.Januar, 21 Uhr MEZ Beobachtungsobjekte im Winter Der Winter hält gleich zwei schöne Planeten für uns bereit. Am 29. Januar befindet sich Mars in Opposition und am 22. März Saturn. Mars dreht seine Schleife im Sternbild Krebs und geht an Weihnachten schon um 20 Uhr auf. Er wird zwar nur 14" groß sein, aber bei guter Sicht kann man auch da schon größere Strukturen erkennen wenn nicht gerade eine Staubsturm tobt. Saturn weilt im Sternbild Jungfrau und geht Anfang Februar etwa um 22 Uhr auf, kann also eher so um Mitternacht gut beobachtet werden und hat dann aber auch schon 19" Durchmesser. Hoch im Zenit sieht man Perseus und den Fuhrmann ihre Kreise ziehen. Im Fernglas wie im Teleskop gibt es dort einige interessante Objekte des Messierkatalogs (M34, M36-38) und natürlich h+x Per, den Doppelsternhaufen, dessen Pracht jeden Beobachter in ihren Bann zieht. Ein schwierigeres, aber auch nettes Objekt ist der offene Sternhaufen NGC1528, etwa 3 Grad nördlich des Sterns u Per, der im Fernglas nur wenige Sterne offenbart und im Fernrohr einige schwache Sterne mehr zeigt. Mit dem Fernrohr kann man von dort noch einen kleinen Schwenk Richtung Westen machen und sich den Gasnebel NGC1491 anschauen, der um einen 11m hellen Stern verteilt ist. Im Sternbild Stier findet man neben den bekannten Objekten M1 und M45 (Plejaden) auch ein offener Sternhaufen NGC1647, etwas nordöstlich von Aldebaran. Bei kleiner Vergrößerung zeigt er viele Sterne über einen größeren Bereich verstreut. (mt) Verschiedenes 13 Verschiedenes Rudolph Minkowski (1895–1976) Rudolf Leo Bernhard Minkowski wurde in Straßburg am 28. Mai 1895 geboren und starb in Berkeley, Kalifornien, am 4. Januar 1976. Er war der Sohn des Oskar Minkowski, Professor für Pathologie. Rudolf heiratete Luise Amalie David (1902–1978) in Leipzig, im Jahr 1926. Sie hatten eine Tochter und einen Sohn, Eva und Hermann. Minkowski besuchte die Schule in Köln, Greifswald und Breslau. In Breslau fing er 1913 an Physik zu studieren und plante nach einem Jahr weitere Studien in Berlin. Diese Pläne zerschlugen sich durch den Ersten Weltkrieg 1914–1918 in dem er als Soldat diente. Nach dem Krieg studierte er doch noch in Berlin. Minkowski kehrte nach Breslau zurück, beendete sein Physik-Studium und schrieb 1921 seine Doktorarbeit unter der Leitung von Rudolf Ladenburg. Ein weiteres Jahr ging er nach Göttingen, zog 1922 nach Hamburg und arbeitete bis1935 an der dortigen Universität. 1926 wurde er Privatdozent, 1931 Professor. Seine Hauptinteressen lagen im Bereich der Optik und der Spektroskopie. Da er sich seit seiner Jugendzeit für die Astronomie begeisterte, war Minkowski bald ein enger Freund Walter Baades. Gemeinsam gingen sie der Frage nicht identifizierbarer Spektrallinien („Nebulium") im großen Orionnebel nach, für die es auf der Erde keine Entsprechungen gab. Im August 1926 heiratete Minkowski Luise David aus Leipzig. Ihr Vater Alfons David war seit 1917 Richter am Gerichtshof. Sofort bei der Machtübernahme Hitlers 1933 wurde er entlassen. Der geforderte „Ariernachweis" war für Rudolf Minkowski, der selbst jüdischer Abstammung war, nicht zu erbringen und so stand er ebenfalls auf der Entlassungsliste. Baade, der seit 1931 zum Mt. Wilson-Stab gehörte, beobachtete die Situation seines Freundes in Hamburg mit Sorge und drängte Minkowski zum Verlassen des Landes. 1935, in dem Jahr, als das Nazi-„Blutschandegesetz" proklamiert wurde, wechselte Rudolf Minkowski mit seiner Familie in die USA, wo Baade ihm auf dem Mt. Wilson eine Assistentenstelle besorgt hatte. Minkowskis Arbeit lässt sich in zwei Phasen unterteilen. Vor seiner Auswanderung arbeitete er an spektroskopische Problemen. In den USA belegte er eine herausragende Stellung auf dem Gebiet der Astronomie und Radioastronomie. Bis 1935 veröffentlichte Minkowski 17 Vorträge und zwei weitere Artikel über Physik. Seine letzte Veröffentlichung während seiner Zeit in Hamburg beschrieb die Atomstrahl Methode zur Bestimmung der Feinstruktur der Spektrallinien (Die Intensitätsverteilung der im Molekularstrahl erzeugten Spektrallinien). Dieses Papier wurde gemeinsam mit H. Bruck veröffentlicht. Die enge Zusammenarbeit mit Walter Baade nach der Emigration von Hamburg nach den USA führte zu einer sehr schnell wachsenden Zahl von Publikationen. Dazu gehören weitere Untersuchungen über den Orion-Nebel, systematische Untersuchungen von Supernovae in anderen Galaxien und Supernova-Überreste in unserer Milchstraße. Minkowskis Klassifizierung von Supernovae Typ I und Typ II beschrieben ein nützliches Instrument bei der Bestimmung der Entfernungen im Weltraum. Minkowski war 1950 auch Entdecker eines Kometen der heute seinen Namen trägt. Er gilt als Pionier in der Radioastronomie, die sich in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts etablierte. Seine grundlegenden Untersuchungen haben zur Entdeckung der „Quasare" am Rande des sichtbaren Universums geführt. Minkowski und Baade haben am Mt. Wilson– und Mt. Palomar Observatorium viele gemeinsame Arbeiten veröffentlicht. Minkowski befasste sich auch mit der Verteilung der Galaxien im Raum und fand im Jahr 1960 die 14 Galaxie mit der damaligen höchsten Rotverschiebung (z=0,48): 3C295. Eine Anekdote erzählt, dass Minkowski nach der Feststellung der hohen Rotverschiebung noch in der gleichen Nacht die Fotoplatte entwickelte. Daraufhin schlossen sich seine Kollegen mit ihm und einer Flasche Whiskey in der Kuppel des 5–Meterspiegels ein und erklärten den Rest der Nacht für „bedeckt“. Nach seinem Ausscheiden aus den oben genannten Observatorien erhielt er eine Einladung aus dem Radio Astronomical Laboratory in Berkeley. Dort arbeitete er von 1961 bis 1965 und trat dann zum zweiten Mal in den Ruhestand. Minkowski war Mit- Splitter glied der Royal Astronomical Society, der US National Akademie der Wissenschaften, erhielt die Bruce Medal der Astronomical Society of the Pacific 1961 und wurde Dr. h.c. in Berkeley im Jahr 1968. Zu seinen Ehren wurde auch ein Kleinplanet nach ihm als Rudominkowski (11770) benannt (Kleinplanet 12493 Minkowski wurde nach seinem Onkel Hermann benannt!) und ein Mondkrater trägt den Namen zu Ehren von ihm und seinem Onkel Hermann Minkowski (ein deutscher Mathematiker) zusammen. (ws) Splitter Asteroid Apophis — Knapp vorbei?! Als Asteroid Apophis im Jahr 2004 entdeckt wurde ging er schnell durch die Presse. Die ersten vorläufigen Bahnberechnungen lieferten eine kleine Wahrscheinlichkeit von 2,7% eines Einschlags auf der Erde im Jahr 2029. Einige Zeit und viele Messungen später war allerdings ziemlich sicher, dass er die Erde um etwa 30.000km verfehlen wird. Allerdings kommt der nur 270m große Brocken bereits 2036 wieder in die Nähe der Erde. Da aber der Vorbeiflug in 2029 großen Einfluß auf die Annäherung 2036 hat konnte zunächst die Chance auf Kalifornien lebt über seine (Wasser–)Verhältnisse Seit 2002 liefern die beiden Grace (Gravity Recovery and Climate Experiment) Raumsonden Informationen über das Schwerefeld der Erde. Sie werden von der NASA und dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt) gemeinsam betrieben. Die Sonden können feine Unterschiede des Erdschwerefeldes messen, die hauptsächlich von den Bewegungen der Wassermassen in der Erde dem Eis und den Ozeanen entstehen und liefern so ein Bild des Wasserhaushaltes der Erde. Kürzlich veröffentlichte Daten über Kalifornien zeigen nun, dass seit 2003 das dortige Central Valley und die Berge der angrenzenden Sierra Nevada als ihr Wasserreservoir so viel Wasser verloren haben wie der Lake Mead. der Stausee am Hoover–Damm! Laut NASA entspricht das 1:45.000 beziffert werden, dass er die Erde trifft. Nachdem aber nun Wissenschaftler des JPL hunderte Aufnahmen vieler Sternwarten ausgewertet hatten sank die Wahrscheinlichkeit nun auf 1:250.000. Nun richtet man das Augenmerk auch auf die nächste nahe Begegnung im Jahr 2068, bei der die Chancen im Moment bei 1:300.000 auf eine Kollision mit der Erde liegen, aber auch für diese Begegnung geht man davon aus, dass sich die Wahrscheinlichkeit mit weiteren Beobachtungen verringert. (mt) etwa der Menge Wasser die in 400.000 Olympia–Schwimmbecken passt, eine gigantische Menge. Etwa ein sechstel der bewässerten Fläche in den USA liegt in diesem Gebiet und genau dafür wird ein Großteil des Wassers auch verbraucht. Diese Region ist eine der Hauptanbaugebiete für landwirtschaftliche Produkte in den Vereinigten Staaten und exportiert viel. Nun wird man sich dort sicherlich einige Gedanken machen müssen, wie man diesen Trend stoppt und die Wasserverteilung besser regelt um nicht bald in große Probleme bei der Versorgung zu geraten. (mt) 15 Termine Termine Astronomische Vorschau 20. Dezember Mars stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife) 21. Dezember Wintersonnenwende (18.47 MEZ) 26. Dezember Mond: maximale Libration in Breite, Südpol sichtbar 31. Dezember Spätester Sonnenaufgang des Jahres (8.18 MEZ) 31. Dezember (19.51–20.53 MEZ), maximal 8,2% des Mondes bedeckt 3. Januar Erde im Perihel (Sonnenentfernung 0.983 AE) 4. Januar Mond bedeckt Pi Leo (4,7m), Austritt an dunkler Seite (1.48–2.54 MEZ) 7. Januar Mond: maximale Libration in Breite, Nordpol sichtbar 8. Januar Mond: maximale Libration in Länge, Ostseite sichtbar 13. Januar Saturn stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife) 15. Januar Ringförmige Sonnenfinsternis (sichtbar in Mittelafrika, Südindien, China) 22. Januar Mond: maximale Libration in Breite, Südpol sichtbar 24. Januar Mond: maximale Libration in Länge, Westseite sichtbar 25. Januar Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet) 28. Januar 29. Januar 31. Januar (Delta Gem, 3,5m), Eintritt an dunkler Seite (19.48–20.55 MEZ) (14,1", -1,3m, Entf. 0.664 AE) (3,5m), Eintritt an dunkler Seite (5.38-6.33 MEZ) 4. Februar Mond: maximale Libration in Breite, Nordpol sichtbar 5. Februar Mond: maximale Libration in Länge, Ostseite sichtbar 11. Februar Späteste Sonnenkulmination des Jahres (Sonnenuhren gehen 14min nach) 12. Februar , Abstand knapp 2 Grad (7.06 MEZ) 18. Februar Mond: maximale Libration in Breite, Südpol sichtbar 24. Februar Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet) 28. Februar Mond bedeckt Pi Leo (4,7m), Eintritt an dunkler Seite (0.20–1.28 MEZ) 3. März Mond: maximale Libration in Breite, Nordpol sichtbar 5. März Mond: maximale Libration in Länge, Ostseite sichtbar 10. März Mars stationär wird rechtläufig (Ende der Oppositionsschleife) 17. März Mond: maximale Libration in Breite, Südpol sichtbar 20. März Tagundnachtgleiche, Frühlingsbeginn (18.32 MEZ) 21. März Mond: maximale Libration in Länge, Westseite sichtbar 22. März (19,6", 0,5m, Entf. 8.5 AE) 25. März Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet) 27. März , Eintritt an dunkler Seite (3.07–3.46 MEZ) 30. März Mond: maximale Libration in Breite, Nordpol sichtbar Impressum 16 Veranstaltungen und Treffen 16. Dezember Beobachterstammtisch im Gasthof Adler, Huchenfeld (20 Uhr) 18. Dezember 13. Januar im Anbau der Sternwarte in Bieselsberg (ab 20 Uhr) Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr) 15. Januar im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (20 Uhr) 20. Januar Beobachterstammtisch (20 Uhr) 27. Januar Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr) 3. Februar Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr) 5. Februar Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld — Vortrag (20 Uhr) 10. Februar Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr) 17. Februar Beobachterstammtisch (20 Uhr) 24. Februar Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr) 3. März 5. März Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr) Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld — Vortrag? (20 Uhr) 10. März Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr) 17. März Beobachterstammtisch (20 Uhr) 24. März Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr) Impressum Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim 1982 e. V. (AAP) Vereinsanschrift: Redaktion: Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V. Martin Tischhäuser z.Hd. Christian Witzemann Silcherstraße 7 Franz-Josef-Gall-Straße 37 72218 Wildberg 75233 Tiefenbronn Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85) Redakteure: Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms), Wolfgang Schatz (ws) Fotos: Werner Löffler, Christian Sollner Auflage: 150 Exemplare Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 20. Februar 2010 Der AAP im Internet: http://www.aap-pforzheim.de http://www.sternwarte-bieselsberg.de http://www.sternwarte-nordschwarzwald.de © 2009 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.