Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung LVA 816.316 DLWT groß Dienstag, 14:00 – 18:00 Mittwoch, 10:00 – 14:00 Bernhard PELIKAN Department für Wasser – Atmosphäre – Umwelt; Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau – IWHW. Universität für Bodenkultur Wien. Muthgasse 18, A-1190 Wien. Tel: ++43 – 1 – 36006 – 5513 e-mail: [email protected] Web: http://iwhw.boku.ac.at/ Inhalte und Gliederung Kapitel 6 Sektoren der Gewässerbetreuung 6.1 Allgemeines und Gliederung 6.2 Gewässerpflege 6.3 Gewässerinstandhaltung 6.4 Gewässerschutz 6.5 Gewässergestaltung Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.1 Allgemeines und Gliederung Es ist heute selbstverständlich, daß Nutzflächen gepflegt, sowie Verkehrswege und Wohnstätten instandgehalten werden. Nachteilige Veränderungen an Gewässern werden hingegen kaum wahrgenommen. Für die Behebung offensichtlicher Schäden am Gewässerbestand fühlt sich kaum jemand verantwortlich. Die direkt betroffenen Anrainer beschränken sich in der Regel auf den Schutz ihres Eigentums, und das mit oft unzureichenden oder ungeeigneten Mitteln. Ähnliches gilt für Gemeinden, Genossenschaften und Verbände, die als Konsensträger von Maßnahmen des Schutzwasserbaus zur Instandhaltung rechtlich verpflichtet sind. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.1 Allgemeines und Gliederung Eine fachgerechte, die Belange des Umweltschutzes beachtende und dem Bedarf angepaßte Betreuung der Fließgewässer erfordert * eine entsprechend ausgerüstete Organisation * mit technisch und ökologisch ausgebildetem Personal. Mit Gewässerbetreuung ist der gesamte an einem Gewässer durchzuführende Aufgabenbereich beschrieben. Die Gewässerbetreuung dient damit dem Hochwasserschutz, der Bewahrung des Gewässers als Lebensraum und der Sicherung der ökologischen Funktionsfähigkeit. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.1 Allgemeines und Gliederung Die planungstechnische Behandlung erfolgt durch die Erarbeitung von Gewässerbetreuungskonzepten. Ergebnis eines derartigen Planungsprozesses ist ein mehrjährig ausgerichtetes Maßnahmenprogrammes in Abstimmung mit regionalen und örtlichen Interessen. Gewässerbetreuung wird in vier Themen gegliedert: Gewässerpflege Gewässerinstandhaltung Gewässerschutz Gewässergestaltung Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.2 Gewässerpflege • Die Gewässerpflege befaßt sich im besonderen • mit der Erhaltung der biologischen Wirksamkeit der Gewässer und der Pflege der Vegetation in den Uferbereichen und Hochwasserabflußgebieten sowie • mit der Unterstützung der Erholungsfunktion von Fließgewässern Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.2 Gewässerpflege Die Gewässerpflege umfaßt: • Pflege der Ufervegetation • Pflanzung oder Ergänzung von Uferbegleitsäumen • Entwicklung von standortgerechter Baum- und Strauchvegetation • Verjüngung des Baumbewuchses • Pflege von spezifischen Lebensräumen wie etwa das Mähen von Feuchtwiesen, die Erhaltung freier Schotter- oder Sandflächen für Bodenbrüter, das periodische Abstechen von Steilwänden für Eisvogel oder Uferschwalbe u.a. • Entfernen von Abfällen, Schutt, Treibgut Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.3 Gewässerinstandhaltung Gewässerinstandhaltung ist in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft erforderlich, um die an den Gewässerraum gestellten Nutzungsansprüche aufrechterhalten zu können. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.3 Gewässerinstandhaltung Die Instandhaltung umfaßt • Die Erhaltung eines bestimmten Abflußquerschnittes durch die Freihaltung eines Gewässers von abflußhemmendem Bewuchs, das Entfernen absturzgefährdeter Bäume, die Räumung von Ablagerungen • Die lokale Stabilisierung einer festgelegten Uferlinie durch die Behebung von Anbrüchen oder die Sicherung gefährdeter Uferstellen • Die Instandhaltung von Bauwerken und Anlagen, die vor allem der Laufstabilisierung oder dem Hochwasserschutz dienen Instandhaltung reicht damit von biologischen Arbeitsweisen bis hin zu bautechnischen Aufgabenstellungen. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.3 Gewässerinstandhaltung 6.3.1 Räumungen nach folgenden Grundsätzen: • Abstimmung des Zeitpunktes und Umfanges der Räumung mit Naturschutz und Fischerei • Die Räumung soll das Abflußprofil nicht in einen möglichst regelmäßigen Zustand zurückführen • Hindernisse erst beim Überschreiten einer bestimmten abflußhemmenden Größe entfernen • Maßvolle Vorgangsweise unter möglichster Schonung des intakten Bestandes • Ergänzung der Ufervegetation nach erfolgter Räumung • Berücksichtigung hydraulischer Zusammenhänge (I, A, Rauhigkeit) Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.3 Gewässerinstandhaltung 6.3.1 Räumungen nach folgenden Grundsätzen: • Räumungen sollen entgegen der Fließrichtung vorgenommen werden, damit sich die Wasserorganismen hinter der Räumungsstrecke sofort wieder ansetzen können • Bei maschinellen Einsätzen soll die erforderliche Freimachung des Arbeitsraumes nur streckenweise, die Uferseite wechselnd, erfolgen • Besonders charakteristische Bäume und Baumgruppen sind zu schonen. Es soll nicht übersehen werden, daß alte Bäume als Nistplätze große Bedeutung haben können. Ersatzpflanzungen sind eine mangelhafte Lösung Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.3 Gewässerinstandhaltung 6.3.2 Instandhaltung von Böschungen Um einen widerstandsfähigen Böschungsrasen zu erreichen, muß dieser regelmäßig gemäht werden. Ein zeitlicher und räumlicher Wechsel der Mahd begünstigt die ökologische Vielfalt. Das Mähgut ist von den Böschungen zu entfernen ( Absticken der Unterlage und ein Abschwemmen bei HQ). Nicht in Betracht kommt ein Abbrennen der Gräser sowie die Verwendung von Herbiziden. Sind Gehölze vorhanden und hydraulisch möglich, soll außer zum Freistellen des Gehölzaufwuchses nicht gemäht werden. Eine Bewirtschaftung der Gehölze kann durchaus auch ökologische Vorteile (z. B. vielfältige Altersstruktur) bringen. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.3 Gewässerinstandhaltung 6.3.3 Ufersicherung Ein Gewässer ist durch die natürlichen Schwankungen der Wasserführung, das Wachstum der Gewässervegetation, besondere Naturereignisse und Eingriffe der Zivilisation ständigen Änderungen unterworfen. In der Kulturlandschaft ist jedoch in vielen Fällen die Erhaltung eines stabilen Gewässerzustandes erforderlich. Unterscheidung in statische und dynamische Stabilität. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.3 Gewässerinstandhaltung 6.3.3 Ufersicherung Unterstützende Maßnahmen: • Entfernen absturzgefährdeter Bäume und Sträucher • Sichern unterschwemmter Wurzelstöcke lebensfähiger Gehölze • Überdecken gefährdeter Böschungen und frischer Auffüllungen durch Spreitlagen, Weidenmatten, Naturfasermatten u. ä. • Abstützen angebrochener Böschungen mittels Flechtwerken, Beschlachtungen, Pilotenreihen oder durch Steinwürfe • Sanieren von Ufereinrissen durch Faschinenlagen, Krainerwände oder Steinschlichtungen, (Uferbewuchs sollte rasch aufkommen • Stabilisieren fortschreitender Kolke mit Grobgeschiebe oder Blockwerk • Ausbessern von beschädigtem Deckwerk und aufgerissenen Beschlachtungen . Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.3 Gewässerinstandhaltung 6.3.4 Instandhaltung von Bauwerken Bauwerke, die • dem Hochwasserschutz, • der Laufstabilisierung und • der Bewahrung der ökologischen Funktionsfähigkeit dienen, sind in einem wirksamen Zustand zu erhalten. Insbesondere ist darauf zu achten, daß bei Wehren, Hochwasserentlastungen, Grundablässen u. dgl. die ständige Betriebsbereitschaft sichergestellt ist. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.4 Gewässerschutz Traditionell wurde Gewässerschutz in engem Zusammenhang mit Gewässerreinhaltung und Erhaltung der Gewässergüte verstanden. Die gesamtheitliche Betrachtung eines Fließgewässers brachte dem Schutz des Gewässers erweiterte Bedeutung und hat sich dementsprechend auch an der räumlichen Dimension sowie an der Funktionsvielfalt des Gewässers zu orientieren. Im Rahmen der Gewässerbetreuung ist die Hauptaufgabe des Schutzes des Gewässers in der Umsetzung flächenwirksamer Maßnahmen im Gewässerumland zu sehen. Diese beinhalten auch die Bereiche des passiven und des vorbeugenden Hochwasserschutzes. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.4 Gewässerschutz Wesentliche Forderungen zum Schutz des Gewässers sind: • Erhaltung der natürlichen und naturnahen Gewässercharakteristik • Verbesserung der Qualität bereits beeinträchtigter Gewässerlebensräume • Erhaltung und Sicherung der natürlichen Hochwasserüberflutungsräume • Schutz und Verbesserung der Funktion wasserwirtschaftlich bedeutsamer Vorbehaltsflächen für den Hochwasserrückhalt, die Geschiebebewirtschaftung und die Grundwasserneubildung • Förderung gewässerverträglicher land- und forstwirtschaftlicher Nutzung zur Verringerung des Boden- und Nährstoffeintrags, zur Verbesserung der Biotopfunktion des Umlandes usw. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.4 Gewässergestaltung Die im Rahmen der Gewässerbetreuung vorzusehenden Gestaltungsmaßnahmen haben die Behebung von anthropogen bedingten Funktionsdefiziten im Gewässerlebensraum, bei der Erholungsfunktion, im Geschiebe- und Wasserhaushalt und dgl. zum Ziel. Aus ökologischen und auch aus ökonomischen Gründen geht es hierbei vor allem um das Zulassen und/oder Ermöglichen von natürlichen Veränderungsprozessen als Initialmaßnahmen zur Gewässergestaltung. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.4 Gewässergestaltung Darunter sind aber auch Maßnahmen zu verstehen, durch welche anthropogen bedingte Veränderungen an Gewässern (z. B. hervorgerufen durch ,,harte" Regulierungen, Ausleitungsstrecken) so umgestaltet werden, daß die ökologische Funktionsfähigkeit im neuen Zustand derjenigen eines naturbelassenen Gewässers näher kommt als in früherem Zustand (Revitalisierung) Im Regelfall wird es sinnvoll sein, Gestaltungsmaßnahmen in Verbindung mit Maßnahmen zur Gewässerpflege und zum Schutz des Gewässers zu setzen, wobei eine Abstimmung mit wasserrechtlichen Verpflichtungen und Erfordernissen zu erfolgen hat. Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008 6.4 Gewässergestaltung INITIALMASSNAHMEN FLUSSNEUBAU keine Instandhaltung harter Regulierungselemente Entfernen von Sohlpflasterungen, Steinschlichtungen . . . Wiedereinbindung von Altarmen. Auwaldresten . . . variable Profilneugestaltung, Gestalten der Uferstrukturen Neutrassierung, Mäanderbau Schaffung von Stillwasserzonen, UMFANG, KOSTEN Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008