Renato Schirer Die Militarisierung der Wiener Feuerwehr im Zweiten Weltkrieg St. Martin im Innkreis 2012 Von der städtischen Feuerwehr zur Feuerschutzpolizei Nach der am 13. März 1938 erfolgten Annexion Österreichs blieb die Rechtslage auf dem Sektor der Feuerwehrwesens vorerst unverändert, denn in Deutschland stand man damals unmittelbar vor der Verabschiedung eines neuen Gesetzes über das Feuerlöschwesen, welches dann auch am 23. November 1938 in Kraft trat. Dieses Gesetz konnte jedoch für die „Ostmark“ vorerst nicht zur Anwendung kommen, da hier noch die entsprechenden verwaltungsmäßigen Voraussetzungen fehlten. Erst nach einer Inkraftsetzung der reichsdeutschen Gemeindeordnung und des deutschen Polizeibeamtengesetzes sollte es dann auch im Land Österreich zu einer Neuordnung kommen. Doch noch vorher, am 13. November 1938, gab es eine einschneidende Änderung in der Wiener Feuerwehrorganisation, als die Freiwilligen Feuerwehren von 97 niederösterreichischen Ortschaften, welche man am 15. Oktober an den Gau Wien angegliedert hatte, der Aufsicht der Wiener Berufsfeuerwehr unterstellt wurden.1 Wohl bereits im Rahmen der Kriegsvorbereitungen verlangte der Innenminister am 3. Juni 1939, unter der Berufung auf die eminente Bedeutung des Feuerlöschwesens für den Luftschutz, eine rasche Einbeziehung der Ostmark in den Geltungsbereich des Reichsgesetzes vom 23. November 1938. Eine diesbezügliche Verordnung sollte, so lautete die Forderung der Berliner Zentralstelle, bis spätestens 1. Juli 1939 erlassen werden.2 Dieser Wunschtermin des Innenministeriums konnte allerdings nicht eingehalten werden und das Gesetz über das Feuerlöschwesen wurde für die Ostmark erst einen Monat nach Kriegsbeginn in Kraft gesetzt.3 Mit der Angleichung an die deutsche Rechtslage ergab sich auch der Zwang, die drei Berufsfeuerwehren in der Ostmark, die es in den Städten Wien, Graz und Innsbruck gab, in die Organisationsform der „Feuerschutzpolizei“ überzuleiten. Diese Umstellung auf die im Reich übliche Form der Berufsfeuerwehr fand bei den zuständigen Dienststellen in der Ostmark überwiegende Zustimmung, nur in Wien gab es seitens der Gemeindeverwaltung Widerstand. Denn für Wien galt damals noch immer die Feuerpolizeiordnung der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien vom 19. 1 Neben den Freiwilligen Wehren wurden auch 15 Werksfeuerwehren der Berufsfeuerwehr in fachlicher Hinsicht unterstellt. 2 ÖStA-AdR, BMH, Allgemeine Akten, Karton 394. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, Zl.:118518-V/4a/39 vom 22. Juni 1939 und Fernschreiben des Reichsministerium des Inneren Berlin (in der Folge zitiert als: RdI) Nr. 94 vom 3.6.1939. 3 Das Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 23.11.1938 (RGBl. I, S. 1662) bestimmte im III. Abschnitt § 8 (2): „Die Inkraftsetzung dieses Gesetzes für das Land Österreich und für die sudetendeutschen Gebiete bleibt vorbehalten“. Das Gesetz wurde dann mit Stichtag 1.10.1939, mittels Verordnung vom 19.9.1939, auch für die Ostmark und das Sudetenland in Kraft gesetzt. 2 März 1892 und nach dieser Verordnung gehörte die Feuerpolizei zur Gänze in den selbstständigen Wirkungskreis des Magistrats. Da die Stadtverwaltung diesen Status nicht aufgeben wollte, unternahm man alles um die Wiener Feuerwehr in der bisherigen Form zu erhalten. Doch diese Bemühungen um eine entsprechende Ausnahmegenehmigung blieben ohne Erfolg.4 Stahlhelm der Feuerschutzpolizei. Dienstanzug eines Oberstleutnants der Feuerschutzpolizei (US-Army, Sammlung Schirer). Allerdings sollten noch fast eineinhalb Jahre vergehen, bis auch in Wien die im Deutschen Reich übliche Organisationsform bei den Berufsfeuerwehren voll zum Tragen kam. Denn erst am 4. Februar 1941 verfügte der Reichsminister des Inneren die Überführung der Wiener Berufsfeuerwehr in die Organisationsform der Feuerschutzpolizei. Damit verbunden war ein vorläufiger Organisationsplan der Planstellen für 28 Offiziere, 1292 Feuerwehrmänner, 22 Zivilbeamte und 16 Angestellte vorsah.5 Der bisherige Oberbranddirektor Bernaschek wurde zeitgleich zum Oberst der Feuerschutzpolizei ernannt. Der Rang eines Oberst war allerdings eine bittere Pille, hatte man in Wien doch stark damit gerechnet, dass der Kommandeur der Feuerschutzpolizei, so wie in der Reichshauptstadt Berlin, eine Generalscharge bekommen würde. Doch dem war nicht so und die Enttäuschung entsprechend groß. 4 ÖStA-AdR, BMH, Allgemeine Akten, Karton 394. Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten, Abteilung I, Zl.:158.655-I/39 vom 24.7.1939. 5 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Ia Pol, Ordner 1253. Vorläufiger Stellenplan vom 4.2.1941. 3 Ab diesem Zeitpunkt unterstand die Wiener Feuerwehr dem Innenministerium, genauer gesagt dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler. Damit waren alle Feuerwehrmänner über Nacht zu Polizeivollzugsbeamten geworden.6 Die Verteilung der Zuständigkeiten war mehr als undurchsichtig, denn neben der Gemeindeverwaltung kam nun auch die Reichsstatthalterei in Wien, als Organ des Reichsstatthalters und Gauleiters, ins Spiel. Und als Mittelinstanz zu Himmlers Behörde trat nun eine Dienststelle mit dem pompösen Titel eines „Höheren SS- und Polizeiführers bei den Reichsstatthaltern in Wien, in Ober- und Niederdonau im Wehrkreis XVII – Der Inspekteur der Ordnungspolizei“ auf den Plan. Am 15. November 1941 war die vorgesehene Organisationsform der Feuerschutzpolizei in Wien eingenommen und die Gebietseinteilung der Feuerwehr wurde jener der Schutzpolizei angeglichen.7 Analog zur Polizei gab es nun auch bei der Feuerwehr vier Gruppenkommandos und anstelle der in der Vergangenheit bewährten Aufteilung des Stadtgebietes in sieben Feuerschutzsektionen gab es nun vier Gruppenbereiche mit 17 Feuerschutzpolizei-Abschnitten. Als Mittelinstanz unterstanden dem Kommando der Feuerschutzpolizei nun die Gruppenkommandos Mitte, Ost, Süd und West. Im Einzelnen hatte man folgende Gliederung eingenommen: Dem FeuerschutzpolizeiGruppenkommando Mitte nachgeordnet waren die FeuerschutzpolizeiAbschnittskommandos I bis V, mit insgesamt sieben FeuerschutzpolizeiWachen. Zur Gruppe Süd gehörten die Abschnitte VI bis IX, mit acht Feuerschutzpolizei-Wachen, wozu dann noch fünf Züge und 55 Gruppen der Freiwilligen Feuerwehr kamen. Die Gruppe West umfasste die Abschnitte X bis XIII, mit zwölf Feuerwachen und einem Zug und neun Gruppen der Freiwilligen Feuerwehr. Im Bereich des Gruppenkommandos Ost lagen die Abschnitte XIV bis XVII, mit neun Wachen der Feuerschutzpolizei und 26 Gruppen der Freiwilligen Feuerwehr. Das entsprechend der Planung vorgesehene Abschnittskommando „Winterhafen“ kam vorerst nicht zur Aufstellung und dessen Aufgaben sollte 6 An der Spitze der Hierarchie stand nun Heinrich Himmler als Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei. Dieser bediente sich des Hauptamtes der Ordnungspolizei, wo im Kommando-Amt die Abteilung F, mit den Unterabteilungen F1, F2, F3, F4 und F4 (V), für das Feuerwehrwesen zuständig war. Zusätzlich gab es zwei Generalinspekteure des Feuerlöschwesens, die dem Chef der Ordnungspolizei direkt unterstellt waren. Für die Feuerschutzpolizei und die Freiwilligen Feuerwehren war Generalmajor der Polizei Hans Rumpf zuständig. Generalleutnant der Polizei Dr. Ing. Johannes Meyer betreute die Bereiche Feuerwehrschulen, Werksfeuerwehr und Brandschau. 7 Am 1.4.1941 hatte die Wiener Feuerwehr 6 Hauptfeuerwachen, 27 Feuerwachen und 107 Rüsthäuser der Freiwilligen Feuerwehr in Benützung. Gemäß der deutschen Organisation wurden die Hauptfeuerwachen in Zugswachen und die Feuerwachen in Gruppenwachen umbenannt. 4 bis zur Realisierung des geplanten Großhafens von der Gruppenwache Winterhafen wahrgenommen werden.8 Der Personalstand der Wiener Feuerwehr hatte sich seit dem Anschluss kaum verändert, wobei man für die Jahre 1938 bis 1940 von einem Soll von 1100 Feuerwehrmänner ausging.9 Zur Jahreswende 1938/39 hatte die Wiener Feuerwehr einen Personalstand von 1120 Mann, der sich dann bis zum 1. April 1940 geringfügig, auf 1165, erhöht hatte. Auf dieser Höhe blieb der Personalstand bis zur Einnahme der neuen Organisation im ersten Viertel des Jahres 1941.10 Eine Folge dieser Neugliederung war, dass sich der Sollstand der Wiener Feuerwehr von bisher 1100 auf 1321 Mann erhöhte. Demnach fehlten der Wiener Feuerwehr zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des neuen Organisationsschemas 209 Beamte.11 Diese Fehlstellen konnten in Folge des kriegsbedingten Arbeitskräftemangels nicht besetzt werden. Im Gegenteil, die Iststärke verringerte sich auch in den folgenden Jahre ständig weiter, durch die erfolgten Einberufungen zum Militärdienst und zu den Fronteinheiten der Polizei. Zusätzlich erfolgten ab 1941 laufend Abstellungen von Feuerwehrmännern in das luftgefährdete westliche Reichsgebiet, welche die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr weiter reduzierte. Besonders davon betroffen waren Offiziere, Bezirksoffiziere und jüngere Feuerwehrmänner. So musste Wien vor allem Personal zur 3. Bereitschaft der LS-Abteilung (mot.) der Luftwaffe 41 und zum Feuerschutzpolizei-Regiment Sachsen abgeben.12 Die in den ersten Kriegsjahren gesetzten Personalvorsorgen für die Feuerschutzpolizei, die als Kerntruppe der Luftschutzorganisation galt, waren mehr als bescheiden. So hatte man am 10. Jänner 1941 mit der Ausbildung von 30 Polizei-Reservisten für die Feuerschutzpolizei, begonnen.13 Allein die Größenordnung dieser Vorsorgemaßnahme lässt mehr als deutlich erkennen, dass niemand mit jenen Dimensionen rechnete, welche der Luftkrieg in den kommenden Jahren annehmen sollte. 8 ÖStA-AdR, RStH. Wien. Kommandobefehl Nr. 4/II-1941. Übersicht über die Zugehörigkeit der Wachen der Feuerschutzpolizei und der Freiwilligen Feuerwehr zu den Gruppen und Abschnitten. 9 Der höchste Stand wurde mit 1086 Gemeindebediensteten (ohne den „akademischen“ Feuerwehroffizieren) erreicht. Davon gehörten 73 zu den höheren Mannschaftchargen, welche später dann als Bezirksoffiziere bezeichnet wurden. Weitere 493 Männer zählten zu den Chargendienstgraden und 520 zur Kategorie der Feuerwehrmänner. 10 So waren am 1.10.1940 1162 Feuerwehrmänner im Dienst. 11 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Ordner 1088. Ia SPol. 1804-1182/2/41 vom 20.10.1941; Schreiben an den Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei (in der Folge zitiert als: RFSSuChdDtPol) vom 18.10.1941. 12 Die 3. Bereitschaft der LS-Abt. (mot.) der Luftwaffe 41 war im Sommer 1942 aus den in Wien aufgestellten mobilen Einheiten des Sicherheits- und Hilfsdienstes (SHD) gebildet worden. 13 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Ordner 1088. RdI O.- Kdo. I RV Nr.: 43/41 vom 10.1.41. 5 Auch bei den Freiwilligen Feuerwehren gab es gravierende Änderungen. Die Feuerwehrvereine und -verbände wurden aufgelöst und die Freiwilligen Wehren als „Hilfspolizeitruppe“ der Gemeindeverwaltung zugeordnet.14 Schon unmittelbar nach dem Anschluss wurde die Umstellung auf deutsche Normen vorangetrieben und das deutsche Exerzierreglement sowie die reichsdeutschen Befehle eingeführt. Nun setzte man auf die genormten deutschen Feuerwehrfahrzeuge und damit auf die Löschgruppe in der Stärke von 1 zu 8. In Wien hatte man das ehrgeizige Ziel, als erste Berufsfeuerwehr im Deutschen Reich, die neuen Vorgaben für eine einheitliche Feuerwehrausrüstung entsprechend der Norm zu erfüllen und den Betrieb im Sinne der neu erstellten Dienstvorschriften zu organisieren.15 Ein besonders trauriges Kapitel war die Entlassung der den Rassegesetzen nicht konformen Feuerwehrangehörigen. So hatte man, sofort nach dem Anschluss, einen Offizier und 10 Mannschaftsangehörige aus „rassischen Gründen“ entlassen.16 Parallel dazu kam es auch in größeren Umfang zu einem Austausch in den Führungsfunktionen, wo nun immer mehr Parteigenossen auftauchten. Den Abschluss dieser Umfärbung machte am 26. November 1938 die Ernennung des 1936 wegen seiner nationalsozialistischen Tätigkeit in den Ruhestand versetzten Oberrats der Feuerwehr, Dipl. Ing. Paul Bernaschek, zum Branddirektor und Leiter der Wiener Feuerwehr.17 Eine der ersten organisatorischen Maßnahmen im Rahmen der Kriegsvorbereitungen war die Etablierung eines Luftschutzstabes beim Kommando der Schutzpolizei, welcher auch mit erfahrenen Feuerwehroffizieren beschickt wurde. Gleichzeitig wurde bei der Feuerwehr die Ausbildung im Gasspüren und Entgiften eingeführt und nach Kriegsbeginn wurden die Feuerwehroffiziere dann in größerem Umfang an der zur Luftwaffe gehörenden Reichsanstalt für Luftschutz in der Gasabwehr geschult. Mit dem Kriegsbeginn richtete man ein besonderes Augenmerk auf die zahlreichen kriegswichtigen mineralölverarbeitenden Betriebe im Stadtbereich, besonders wegen der in diesen Anlagen vorhandenen Brandgefahr.18 Aber erst zu Anfang des Jahres 1941 rechnete man auch mit der Möglichkeit eines überraschenden Fliegerangriffs und erteilte diesbezügliche Weisungen an die Wiener Feuerschutzpolizei.19 14 Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.), Die Stadt Wien, Wien 1999, 368. ÖStA-AdR. RStH. Wien, Ia S Pol. 1806/1201/43. Lebenslauf von Dipl. Ing. Paul Bernaschek. 16 WStLA, M. Abt. 121, Sch. A11/5, Unterlagen zu den Verwaltungsbericht 1944/45. 17 Ebd. 18 ÖStA-AdR. RStH. Wien. Kommandobefehl Nr. 4/II vom 29.5.1941. Das traf in Wien auf folgende Unternehmen zu: Benzol-Verband, Shell-Floridsdorf, Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft, Steaua-Romana, Montan-Union, Österreichische EisenbahnVerkehrs-Anstalt, Redeventza, Nitag, Vacuum Oil-Company A. G., Runo Everth, Nova Ölund Brennstoffgesellschaft A. G., Jupiter Mineralöl-Handelsgeselschaft, Zentralbüro für Mineralöl. 19 Ebd. Kommandobefehl 1/II vom 28.1.1941. 15 6 Die Einnahme der neuen Organisationsform konnte nicht so zügig realisiert werden als man es sich gedacht hatte, denn das erforderliche zusätzliche Personal war nicht im erforderlichen Umfang zu Rekrutieren. Besonders schmerzlich wirkte sich der Offiziersmangel aus, der noch durch die ständigen Einberufungen und Dienstzuteilungen weiter verstärkt wurde. So konnten man die vorgesehenen Abschnittskommandos der Feuerschutzpolizei, wegen des Offiziersmangels vorerst nicht aufstellen. Daher mussten die in den jeweiligen Abschnitten gelegenen Hauptfeuerwachen und Feuerwachen, ebenso wie die dem Abschnitt zugehörigen Freiwilligen Feuerwehren, von den Gruppenkommandos der Feuerschutzpolizei unmittelbar geführt werden. Nach der erfolgten Umstellung zur Feuerschutzpolizei hatte man Ende 1941 folgende Gliederung eingenommen: Gruppe Mitte mit Abschnitt eins und der Zentralfeuerwache, mit Abschnitt zwei mit der Feuerwache Landstraße, mit Abschnitt drei mit der Feuerwache Margareten, mit Abschnitt vier mit der Feuerwache Neubau und mit Abschnitt fünf mit der Feuerwache Boltzmanngasse. Gruppe Süd mit Abschnitt sechs mit den Feuerwachen Kaiserebersdorf und Simmering und 26 Wachen der Freiwilligen Feuerwehr, 20 mit Abschnitt sieben mit der Hauptfeuerwache Favoriten und der Feuerwache Rudolfshügel, mit Abschnitt acht mit 36 Wachen der Freiwilligen Feuerwehr, 21 mit Abschnitt neun mit der Hauptfeuerwache Mariahilf und den Feuerwachen Altmannsdorf, Sankt Veit, Speising und Wienerberg. Gruppe West mit Abschnitt zehn mit der Hauptfeuerwache OttakringHernals und der Feuerwache Steinhof, mit Abschnitt elf mit den Feuerwachen Breitensee und Penzing sowie 5 Wachen der Freiwilligen Feuerwehr, 22 mit Abschnitt zwölf mit den Feuerwachen Dornbach und Währing, mit Abschnitt dreizehn mit der Hauptfeuerwache Döbling und den Feuerwachen Grinzing, Kahlenbergerdorf, Neustift am Walde und Nussdorf sowie 10 Wachen der Freiwilligen Feuerwehr. 23 Gruppe Ost mit Abschnitt vierzehn mit der Feuerwache Brigittenau, mit Abschnitt fünfzehn mit der Hauptfeuerwache Donaustadt und der Feuerwache Prater, mit Abschnitt sechzehn mit der Hauptfeuerwache 20 Albern, Ebergassing, Fischamend Dorf, Fischamend Markt, Grammatneusiedl, Himberg, Kledering, Klein Neusiedl, Leopoldsdorf, Mannswörth, Maria Lanzendorf, Moosbrunn Neu Kettenhof, Oberlaa, Ober Lanzendorf, Pellendorf, Rannersdorf, Rauchenwarth, Rothneusiedl, Schwadorf, Schwechat, Unterlaa, Unter Lanzendorf, Velm, Wienerherberg, Zwölfaxing. 21 Achau, Atzgersdorf, Biedermannsdorf, Breitenfurt, Brunn am Gebirge, Dornbach, Erlaa I, Erlaa II, Gaaden, Gießhübl, Grub, Gumpoldskirchen, Guntramsdorf, Hennersdorf, Hinterbrühl, Inzersdorf Ort, Inzersdorf Triesterstrasse, Kalksburg, Kaltenleutgeben, Laab im Walde, Laxenburg, Liesing, Maria Enzersdorf, Mauer, Mödling, Münchendorf, Perchtoldsdorf, Rodaun, Siebenhirten, Sittendorf, Sparbach, Sulz im Wienerwald, Vösendorf, Weißenbach, Wiener Neudorf, Wöglerin. 22 Hadersdorf, Purkersdorf, Rosental-Satzberg, Weidlingau, Wolfersberg. 23 Gugging, Höflein, Josefsdorf, Kierling, Klosterneuburg, Kritzendorf, Kritzendorf Strand, Neu Kierling, Weidling, Weidlingbach. 7 Floridsdorf und den Feuerwachen Aspern, Leopoldau, Stadlau und Strebersdorf sowie 26 Wachen der Freiwilligen Feuerwehr, 24 mit Abschnitt 17 mit der Feuerwache Winterhafen.25 Schon der erste Blick lässt die ungleichmäßige Verteilung der organisch gewachsenen Hauptfeuerwachen und Feuerwachen in dem neuen aufgezwungenen Abschnittssystem erkennen. In der Folge wurden dann die Bergriffe Hauptfeuerwache und Feuerwache durch Zugswache und Gruppenwache ersetzt. Bis zur völligen Militarisierung, mit dem Aufgehen der Feuerschutzpolizei in dem FE-Dienst, kam es nur mehr zu geringen Veränderungen in der Grundorganisation. So wechselte die bisher zum Abschnitt neun gehörende Zugswache Mariahilf ab Mai 1943 zum Abschnitt vier. Des Weiteren wurden mit dem 28. April 1943 folgende Freiwilligen Wehren aufgelassen: Neu Kettenhof (Abschnitt sechs) Rosental-Satzberg und Wolfersberg (Abschnitt elf), Kritzendorf Strand und Neu Kierling (Abschnitt dreizehn).26 Neue Fahrzeuge für die Feuerschutzpolizei Bereits im September 1938 hatte die Berliner Feuerschutzpolizei zehn leichte Löschfahrzeuge mit Tragkraftspritzenanhänger und fünfzehn große Löschfahrzeuge nach Wien überstellt, um eine „reichseinheitliche“ Ausbildung der Wiener Feuerwehr zu ermöglichen.27 Doch mit dieser Leihe war es nicht abgetan, denn das ehrgeizige Vorhaben der nationalsozialistischen Gemeindeverwaltung war, dass Wien als erste Stadt im Deutschen Reich eine einheitlich mit genormten Fahrzeugen ausgestattete Feuerwehr bekommen sollte. Dieses hehre Ziel war aber nicht so ohne weiteres zu erreichen, denn mittlerweile befand sich das Deutsche Reich seit über ein Jahr im Krieg und die Ressourcen waren knapp. Überdies erforderte die Erneuerung der Fahrzeugausstattung auch erhebliche finanzielle Mittel. Trotzdem beschloss die Gemeindeverwaltung im November 1940 einen ehrgeizigen Plan für die Beschaffung der erforderlichen Feuerwehrfahrzeuge, wobei sich dieses Investitionsvorhaben auf einem 24 Andlersdorf, Bisamberg, Breitenlee, Enzersfeld, Eßling, Flandorf, Franzensdorf, Gerasdorf, Glinzendorf, Groß Enzersdorf, Großhofen, Hagenbrunn, Klein Engersdorf, Königsbrunn, Lang Enzersdorf, Mannsdorf, Mühlleiten, Oberhausen, Probstdorf, Raasdorf, Rutzendorf, Schönau, Seyring, Stammersdorf, Süßenbrunn, Wittau. 25 ÖStA-AdR, RStH. Wien, FSchP. Wien, Kommandobefehl Nr. 4/II-1941. 26 Ebd. Kommandobefehl Nr. 14/1943. 27 Helmut Bouzek, Wien und seine Feuerwehr – Geschichte und Gegenwart, Wien o. J. , 498. Es handelte sich um zehn Stück LF 8, mit 60 PS-Motor und einer Förderleistung von 800 Liter Wasser pro Minute, und um fünfzehn LF 25, mit 95 PS-Dieselmotor und 2.500 Liter Förderleistung. 8 Zeitraum von fünf Jahren erstreckten sollte.28 Während der aktuelle Organisationsplan für Wien 41 Löschgruppenfahrzeuge und 14 Kraftfahrleitern vorsah ging diese utopische Planung von einem erforderlichen Stand von 62 Löschfahrzeugen und 17 Kraftfahrleitern aus, wozu dann noch 6 Löschboote kommen sollten. An dieser Stelle ist es erforderlich, eine kurze Erklärung zu der damals üblichen Benennung der Feuerwehrfahrzeuge einzufügen. Denn völlig im Gegensatz zur Einführung von genormten Fahrzeugen und den überall vorhandenen Vereinheitlichungsbestrebungen verwendeten Militär und Polizei völlig unterschiedlichen Bezeichnungen für ein und denselben Fahrzeugtyp, was auch später noch in der Literatur zu Verwechslungen führte. Kraftfahrspritze 15 (KS 15), später als schweres Löschfahrzeug 15 (LF 15) bezeichnet, auf dem Chassis Opel Blitz 3t (3,6-36) Baujahr 1941 (Sammlung Schirer). So wurde das mit einem 60 PS starken Motor ausgerüstete Löschfahrzeug, mit einer Förderleistung von 800 Litern Wasser pro Minute, bei der Luftwaffe als KzS 8 bezeichnet, bei Polizei und Feuerschutzpolizei sprach man von einem LLG. Eine solche Zweigleisigkeit bestand in allen Fahrzeugklassen. Erst mit 30. April 1943 wurde eine einheitliche Bezeichnung eingeführt und für Verbindlich erklärt. Nun gab es nur mehr die Begriffe Löschfahrzeug (LF), Tanklöschfahrzeug (TLF), Drehleiter (DL) und Schlauchkraftwagen (S). Aus Gründen der besseren Verständlichkeit werden hier, unabhängig vom jeweiligen Zeitpunkt, die im Jahr 1943 eingeführten Bezeichnungen verwendet.29 Nach den Vorstellungen der für die Beschaffung Verantwortlichen sollte der Schwerpunkt bei den großen Löschfahrzeugen vom Typ LF15 liegen, von 28 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Schachtel 342. RStH. Wien, Ia Pol 1925-17/39/40, Schreiben des Regierungspräsidenten Phillip W. Jung, als allgemeiner Vertreter des Reichsstatthalters in der Gemeindeverwaltung, an den RFSSuChdDtPol, vom 19.11.1940, Betr.: Anschaffungsplan für Feuerwehrfahrzeuge. 29 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Kommandobefehl Nr. 17 vom 3.7.1943. Damals wurden folgende Einheitsbezeichnungen eingeführt: Löschfahrzeug 8 (LF 8), Löschfahrzeug 15 (LF 15), Löschfahrzeug 25 (LF 25), Drehleiter 17 (DL 17), Drehleiter 22 (DL 22), Drehleiter 32 (DL 32), Schlauchkraftwagen 3 t (S 3), Schlauchkraftwagen 4.5 t (S 4.5), Tanklöschfahrzeug 15 (TLF 15). 9 denen vier Stück noch im Jahre 1940 zur Auslieferung kommen sollten.30 Auch vier Löschboote und sechs Drehleitern standen auf der Wunschliste ganz oben. Die vorhandenen Kraftfahrspritzen der Wiener Bauart wollte man an die Freiwilligen Feuerwehren weiterreichen und an deren Stelle 18 leichte Löschfahrzeuge (LF 8) beschaffen.31 Ein Ankauf von Sonderfahrzeugen wurde vorerst nicht in Aussicht genommen, hier hatte man die Absicht die in Verwendung stehenden Fahrzeuge österreichischer Bauart weiter zu verwenden. Der Beschaffungsplan für die Jahre 1941 bis 1945 JAHR Stückpreis: 1941 1942 1943 1944 1945 Summe * ** *** LF 15* 30.000 RM 10 10 10 8 8 46 LF 8** 18.000 RM 4 4 4 3 3 18 SDL*** 40.000 RM 2 2 2 1 1 8 LÖSCHBOOT 80.000 RM 2 1 1 4 612.000 RM 532.000 RM 532.000 RM 334.000 RM 334.000 RM 2,344.000 RM schweres Löschfahrzeug mit einer Förderleistung von 1500 Liter Wasser pro Minute leichtes Löschfahrzeug mit einer Förderleistung von 800 Liter pro Minute schwere Drehleiter Quelle: ÖStA/AdR, RStH Wien, Ia Pol 1925-17/39/40 Diesen hochfliegenden Plänen standen ernüchternde Zahlen gegenüber, so hatte man im Fiskaljahr 1939/40 für die Feuerwehr lediglich 9 Personenkraftwagen und eine Drehleiter mit 30 Meter Steighöhe beschaffen können. Wegen der mangelnden Lieferfähigkeit der Industrie ließen sich die geplanten Anschaffungen nur zu einem ganz geringen Teil realisieren. So blieben auch die im Haushalt 1941 geplanten Ankäufe zum größten Teil auf dem Papier.32 Schuld an dieser Misere waren der Vorrang der Rüstung und die Abdeckung des Bedarfes in den besonders gefährdeten Gebieten im Westen. Der Stadt Wien wurde, mangels Gefährdung aus der Luft, nicht die erforderliche Dringlichkeit zugesprochen um ihre Bestellungen bei den wenigen in Frage kommenden Lieferfirmen unterbringen zu können. So setzte sich der Kfz.-Bestand der Feuerschutzpolizei in Wien zu Ende des Jahres 1941 fast ausschließlich aus Fahrzeugen österreichischer Herkunft, in Masse aus Löschwagen des Typ I (Austro-Fiat-AFN/39 mit 45 PS) zusammen. Bei den Löschfahrzeugen hatte es an Neuzugängen nur drei leichte Löschfahrzeuge (LF 15) des Herstellers Mercedes-Benz, Modell L 1500 mit 50 30 Unter LF 15 verstand man ein schweres Löschfahrzeug mit einer Förderleistung von 1500 Liter Wasser pro Minute. 31 Das LF 8 hatte eine Förderleistung von 800 Liter Wasser pro Minute. 32 WStLA, Hauptarchivakten; Kleine Bestände, Serie 1, Karton 20 (Vizebürgermeister Dipl. Ing. Blaschke). Hier die Beiträge zum Haushaltsplan für das Jahr 1941. Für das Haushaltsjahr 1941 hatte man die Beschaffung von 8 leichten Löschgruppen-Kfz vorgesehen. 10 PS gegeben, wozu dann noch 8 zweirädrige Tragkraftspritzenanhänger kamen.33 Im ersten Halbjahr 1942 konnten dann noch weitere vier Löschfahrzeuge beschafft werden. Neben zwei LF 15, ebenfalls von Mercedes-Benz, nun allerdings mit 60 PS Motorleistung, kamen erstmalig auch zwei schwere Löschfahrzeuge vom Typ LF 25, vom Modell KlöcknerHumbold-Deutz L 3.000, mit 80 PS Dieselmotor, zum Fuhrpark. Eine Kraftfahrspritze 15 (KS 15), später als LF 15 bezeichnet) der Feuerschutzpolizei beim Tag der Polizei, mit aufgelegter Ausrüstung (Sammlung Schirer). Am 31. Juli 1942 hatte die Feuerschutzpolizei in Wien 204 Kraftfahrzeuge mit Vergaser- bzw. Dieselmotor und 6 Fahrzeuge mit benzinelektrischem Antrieb, sowie 8 Anhänger (TSA) im Bestand. Bei den zu Wien gehörenden Freiwilligen Feuerwehren gab es weitere 62 Kraftfahrzeuge, durchwegs älterer Bauart.34 Von den 210 Kraftfahrzeugen der Feuerschutzpolizei gehörte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal ein Zehntel zu den angestrebten reichsdeutschen Einheitstypen. Mit den bescheidenen Neuzugängen hatte man das im November 1940 festgelegte ehrgeizige Ziel weit verfehlt. Erst die gestiegene Bedrohung aus der Luft veränderte die Situation dann grundlegend. Nun gelang es mit Hilfe der Reichsbehörden den Zugang an Löschfahrzeugen im Jahr 1943 sprunghaft zu erhöhen, so dass man im Sommer 1944 mit 248 Fahrzeugen einen Höchststand erreichte. 33 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Ordner 1088. Feuerschutzpolizei (in der Folge zitiert als FSchP) Wien, Kommandobefehl Nr. 6/II vom 31.7.1942. Hier die Beilage: Automobiler Fahrpark nach dem Stande vom 1. April 1942. 34 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Ordner 1088. FSchP Wien, Kommandobefehl Nr. 6/II vom 31.7.1942: Automobiler Fahrpark nach dem Stande vom 1. April 1942 und 1. Nachtrag, mit Änderungen bis zum 31. Juli 1942. 11 Zu den bedeutendsten Neuzugängen dieser Zeit zählten 13 Stück LF 8, 30 Stück LF 15 und 16 Stück LF 25, wozu noch 14 Pkw, 13 Tragkraftspritzenanhänger (TSA) und 17 Feldküchenanhänger kamen. Die Masse des neuen Geräts kam im Zeitraum vom 1. April 1943 bis zum 31. März 1944, also im Verwaltungsjahr 1944, zur Auslieferung.35 Denn Beginn machte am 20. April 1943 eine erste Lieferung aus den Beständen der Luftwaffe. Anlässlich des „Geburtstags des Führers“ wurden vier schwere Löschfahrzeuge LF 25 in feierlicher Form der Feuerschutzpolizei übergeben. Wie den gehaltenen Reden zu entnehmen war, waren diese Fahrzeuge für den Einsatz bei „Notfällen“ vorgesehen, eine mehr als vornehme Umschreibung für die in Bälde zu erwartenden Fliegerangriffe. Diese luftwaffeneigenen Fahrzeuge waren für die Ausrüstung des ortsfesten Sicherheits- und Hilfsdienstes (SHD), der im Sommer 1942 in LS-Polizei umbenannt worden war, vorgesehen und wurden vom Reich kostenlos zur Verfügung gestellt.36 Erst mit der Hilfe dieser luftwaffeneigenen Fahrzeuge konnten die Vorgaben des Beschaffungsplans von 1940 im Wesentlichen erreicht werden, was jedoch kein Verdienst der Stadtverwaltung war. Die ab April 1943 erfolgten Gerätezuführungen sind bereits im Zusammenhang mit dem Umbau der Feuerschutzpolizei in die militärische Organisationsform des Feuerlösch- und Entgiftungsdienstes (FE-Dienst) zu sehen. Neben der Feuerschutzpolizei bildeten auch die Freiwilligen Feuerwehren mit rund 2700 Aktiven und 960 Reservisten eine beachtliche Einsatzreserve für den Ernstfall. Auch hier wurde die Fahrzeugausstattung und Ausrüstung nach Möglichkeit verbessert, wobei die Zahl der bei den, nun in 5 Zügen und 98 Gruppen gegliederten, Freiwilligen Wehren benutzten Kraftwagen und Anhänger von 281 im Jahre 1940 auf 339 im Jahr 1944 anstieg.37 Der Feuerlösch- und Entgiftungdienst Bis zum Jahr 1943 entsprach die Feuerschutzpolizei in Wien durchwegs noch den Gegebenheiten der Friedensorganisation. Während die Feuerschutzpolizei in den deutschen Großstädten wie Hamburg und Berlin schon seit langen in der örtlichen Luftschutzorganisation aufgegangen und 35 WStLA, M. Abt. 121, A 11 Karton 5. Hier die Entwürfe zum Verwaltungsbericht 1944/45. Im Jahr 1943 wurden der FSchP Wien acht LF 8 (Mercedes-Benz, L 1500 S Diesel, mit 60 PS Motorleistung) und zehn LF 15 (Klöckner-Humbold–Deutz, S 3000 mit 80 PS) übergeben. 1944 wurden auch Feuerwehrfahrzeuge der Typen LF 25 (Mercedes-Benz, L 4500 F Diesel, mit 112 PS) und TLF 15 (Opel-Blitz mit 75 PS), aber auch Schlauchfahrzeuge der Typen S 3 (Klöckner-Humbold-Deutz, S 3000 mit 80 PS) und S 4.5 (Klöckner-Humbold-Deutz, S 4500, mit 120 PS) ausgeliefert. 36 Diese Fahrzeuge waren, im Unterschied zu den damals grün lackierten Feuerwehrfahrzeugen der Polizei (Kfz-Kennzeichen: Pol), grau lackiert und hatten auch KfzKennzeichen der Luftwaffe (WL). 37 WStLA, M. Abt. 121, A 11 Karton 5. Hier die Entwürfe zum Verwaltungsbericht 1944/45. 12 auch entsprechend verstärkt worden war, musste man in Wien aufgrund der geringen Gefährdung aus der Luft mit wesentlich geringeren Personalständen auskommen. In den luftgefährdeten Gebieten hatte man die Feuerschutzpolizei bereits in die Luftschutzorganisation, in Form des Feuerlösch- und Entgiftungsdienstes (FE-Dienst), eingebunden und mit Kräften des örtlichen Sicherheits- und Hilfsdienstes, der später in Luftschutzpolizei umbenannt wurde, verstärkt. So verfügte Hamburg im Sommer 1943 bereits über 120 einsatzbereite Löschzüge und weitere 36 mit Feuerlöschbooten ausgerüstete Wasser-Löschzüge, während man in Wien erst mit dem Aufbau des FE-Dienstes begann. Bisher hatte man sich in Wien damit begnügt die Feuerschutzpolizei mit Hilfe von Angehörigen der LS-Polizei auf den Sollstand aufzufüllen. Von den vorhandenen 206 Motorfahrzeugen kam jedoch nur ein Bruchteil für Löschzwecke in Frage. Für diesen Zweck standen lediglich 52 Fahrzeuge zur Verfügung, nämlich 32 Lösch-, 10 Universallöschund 5 Schaumlöschwagen. Dazu kamen noch 5 Motorspritzenwagen und 8 Tragkraftspritzenanhänger.38 Im Unterschied zu Hamburg und Berlin musste man in Wien bis Ende April 1943 mit dem von der Gemeindeverwaltung beschafften Löschgerät das Auslangen finden. Erst die von der nordafrikanischen Küste ausgehende Bedrohung aus der Luft, nach der Kapitulation der deutschen Truppen in Tunesien hatten die Amerikaner dort ein Detachement von strategischen Bombern stationiert, änderte die Einschätzung der Gefährdungssituation für Wien. In der Folge brachte eine im Mai 1943 durch das Luftgaukommando angeordnete große Luftschutzübung, bei welcher der Mangel an Löschkräften deutlich zu Tage getreten war, den Umschwung.39 Nun wurde dem Bereich des Feuerlöschwesens die entsprechende Aufmerksamkeit zuteil und der Aufbau des FE-Dienstes wurde energisch vorangetrieben, so dass sich bis Ende September 1943 die Zahl der Löschfahrzeuge verdoppelte.40 Allerdings schmückte sich die nationalsozialistische Stadtverwaltung mit fremden Federn, als sie den Erfolg für sich in Anspruch nahm. So trug der zuständige Stadtrat den Beifall spendenden Ratsherren vor, dass man allein im Haushaltsjahr 1943/44 den Fahrzeugbestand um 57 Löschfahrzeuge erweitert hatte. Darunter befanden sich auch 30 schwere Löschfahrzeuge mit einer Förderleistung von je 1.500 Liter Wasser in der Minute. Des Weiteren wurden auch Feuerwehrschläuche in einer 38 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Ordner 1088. FSchP Wien, Kommandobefehl Nr. 6/II vom 31.7.1942 (Automobiler Fahrpark nach dem Stande vom 1. April 1942 und 1. Nachtrag, mit Änderungen bis zum 31. Juli 1942). 39 BA-MA, RL 19/575, Bl. 37 F. Luftgaukommando XVII, Führungsgruppe Ia op 3, Az. 43/4 a Br. B. Nr. 8508/43 g. (10) vom 4.8.1943. Betr.: Erfahrungsbericht über die LS-Übung Wien vom 17. und 18.5.1943 (ziviler Teil). 40 ÖStA/AdR, RStH. Wien, Ordner 1254. Ia SPol Zl.: 1806-1201/5/3 vom 12.10.1943. Schreiben von Oberst d. FSchP Dipl. Ing. Paul Bernaschek an den Gauleiter von Wien, Reichsleiter Baldur von Schirach, vom 22.9.1943. 13 beachtlichen Länge von mehr als 36 Kilometer angeschafft.41 Bewusst verschwiegen wurde den Ratsherren aber, dass es sich hier durchwegs um Bedarfszuweisungen der Luftwaffe handelte, welche für den Aufbau des FE-Dienstes in Wien vorgesehen waren. Schweres Löschfahrzeug 15 (LF 15) auf Chassis Opel Blitz 3t 3,6-365, mit Holzaufbau, für die Lieferung an die Luftwaffe (Sammlung Schirer). Schweres Löschfahrzeug (LF 15) in der Ausführung wie die Fahrzeuge in den Jahren 1943/44 an dem FE- Dienst geliefert wurden (Sammlung Schirer). Da vorgesehen war, dass der Feuerlösch- und Entgiftungsdienstes (FEDienst) in den Luftschutzorten erster Ordnung erst bei einer realen Bedrohung, im Rahmen der der örtlichen Luftschutzorganisation, aufgestellt werden sollte, war man in Wien bisher bei der Friedensorganisation geblieben. Nun sollte die Feuerschutzpolizei als harter Kern für die neu zu bildenden Truppe zur Gefahrenabwehr im Luftkrieg dienen. Mit der Aufstellung des FE-Dienstes bildete die Feuerwehr, nun als ein in den FEDienst integrierter Teil, gemeinsam mit der Luftschutzpolizei das Rückgrat der Schadensbekämpfung bei den zu erwartenden Luftangriffen. Der Kommandant der Feuerschutzpolizei war nun auch gleichzeitig der Führer 41 WStLA, Vertretungskörper B1/1. Ratsherren-Sitzungsprotokoll vom 16. März 1943. Hier der Bericht des Leiters der Hauptabteilung Bauwesen, Stadtrat Dr. Dipl. Ing. Schreiter. 14 des FE-Dienstes und die örtliche Gliederung des FE-Dienstes entsprach jener der Feuerschutzpolizei. Analog zu den 17 Abschnittskommandos der Feuerschutzpolizei wurden nun 17 „FE-Abteilungen“ mit insgesamt 35 „FEBereitschaften“ gebildet. Die Gliederung einer FE-Bereitschaft 42 Gesamtstärke: 103 Mann, 12 Kfz., 6 Anhänger und 8 Motorräder bestehend aus Stabstrupp mit: 1. Schwerer Löschzug mit: 2. Schwerer Löschzug mit: Leichter Löschzug mit. Entgiftungszug mit: Gasspürer u. Entgifter: Tross mit: 12 Mann, 19 Mann, 19 Mann, 19 Mann, 21 Mann, 5 Mann, 13 Mann, 1 Pkw und 3 Motorräder 2 LF 15* 2 LF 15* 2 LF 15* mit Anhänger 2 Kfz mit Anhänger 5 Motorräder 1 Schiebdrehleiter, 1 Schlauchkraftwagen mit Anhänger und 1 Entgiftungsfahrzeug mit Anhänger * schweres Löschfahrzeug mit einer Förderleistung von 1500 Liter Wasser pro Minute Quelle: BArch-MArch, ZA 3-386 Die Fahrzeugeinteilung einer FE-Bereitschaft: 43 In diesem Zusammenhang wurde nun auch das Abschnittskommando XVII „Winterhafen“ aktiviert, dessen Aufstellung man 1941 zurückgestellt hatte. 42 Erich Hampe, Der Zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Dokumentation und Erfahrungsberichte über Aufbau und Einsatz, Frankfurt am Main 1963. Hier die Tafel 14. 43 Ebd. 15 Damit verfügte die Gruppe Mitte über zehn, die Gruppe Süd über neun und die Gruppen West und Ost über je acht FE-Bereitschaften. Der Stab einer FE-Abteilung zählte 16 Mann und jede FE-Abteilung bestand aus drei Feuerlöschzügen und einem Entgiftungszug, mit zusammen 103 Mann. Daraus ergab sich für den FE-Dienst in Wien ein Personalstand von 3.877 Mann.44 Der über den Stand der Feuerschutzpolizei erforderliche Bedarf wurde mit sogenannten „LS-Polizisten“ abgedeckt, wobei diese Ergänzungskräfte durch den Polizeipräsidenten eingezogen wurden. Auch die Heranziehung, Dienstverpflichtung, Einkleidung und Besoldung der Luftschutzpolizisten erfolgte durch die Polizeibehörden, während der Feuerschutzpolizei die Ausbildung dieser Personengruppe sowie im Einsatz die Führung, im Rahmen des FE-Dienstes, oblag. Tanklöschfahrzeug 15 (TLF 15) auf Chassis Opel Blitz 3t 3,6-6700A (Allrad) für die Lieferung an die Luftwaffe, 1944 (Sammlung Schirer). Als Folge der neu hinzugekommenen Aufgaben, vor allem in Hinblick auf den FE-Dienst, zeigte sich gegen Ende des Jahres 1943 die Notwendigkeit die Verwaltung neu zu strukturieren und das bisherige „Teilsachgebiet 1c Luftschutz“ entsprechend aufzuwerten. Diese Reform war die logische Folge des sich in die Endphase befindlichen Vollausbaues des FE-Dienstes in Wien. Der Bereich Luftschutz wurde nun auf sieben Fachbereiche aufgeteilt und die neue Geschäftseinteilung mit Jahresbeginn 1944 in Kraft gesetzt. Nun waren in der Sachgruppe I die Bereiche Organisation, Ausbildung und der Einsatz des FE-Dienstes konzentriert. Die umfangreichen Personalangelegenheiten der Ergänzungskräfte wurden an die Sachgruppe II abgetreten. Für den Bereich Logistik war die Sachgruppe III zuständig, wohin auch die Kraftfahr- und Geräteangelegenheiten, aber auch die Bearbeitung der von der öffentlichen Wasserversorgung unabhängigen Löschwasserversorgung, gehörten. Alle Fernmeldeangelegenheiten waren in der Sachgruppe IV (Nachrichtenwesen) zusammengefasst. Hier war ein besonders hoher Arbeitsanfall zu verkraften, da nun auch die bereits bestehenden Fernmeldeverbindungen der Feuerschutzpolizei in das Nachrichtennetz der Schutzpolizei zu integrieren waren. So konnten bereits 44 Ebd. 16 seit Oktober 1943 alle Dienststellen der Feuerschutzpolizei auch über das Fernschreibnetz der Schutzpolizei erreicht werden. Das besonders umfangreiche Gebiet des baulichen Luftschutzes, welches auch den vorbeugenden Brandschutz umfasste, bildete die Sachgruppe V und die Gruppe VI bearbeitet die allgemeinen Verwaltungsangelegenheiten. Hier wurde auch die gesamte Bekleidung und persönliche Ausrüstung der Ergänzungskräfte des FE-Dienstes verwaltet, aber auch die zahlreichen für den FE-Dienst neu eingerichteten Unterkünfte betreut. Auch der LS-Sanitätsdienst, soweit er mit dem FE-Dienst verbunden war, wurde nun ebenfalls in einer eigenen Sachgruppe VII zusammengefasst.45 Schweres Löschgruppenfahrzeug (LF 25). Fahrzeuge dieses Typs wurden dem FE-Dienst 1943/44 von der Luftwaffe zur Verfügung gestellt (Sammlung Schirer). Als im März 1944 der Ausbau des FE-Dienst in Wien zu einem vorläufigen Abschluss gekommen war, verfügte man in Wien mit 35 FE-Bereitschaften mit zusammen 105 Löschzügen, über ein beachtliches Potential an Löschkräften. Auch wenn bei der Ausbildung und Ausrüstung noch manches zu verbessern war, so hatte man doch in kurzer Zeit und unter widrigen Verhältnissen eine gewaltige Aufbauleistung vollbracht. So konnte das Luftgaukommando XVII in Wien am 6. April 1944, einem, als geheim klassifizierten, Grundsatzbefehl über die „Sicherstellung der Feuerschutzmaßnahmen für den Fall von Großschäden“ erlassen. Die Herausgabe dieses Befehls darf als Indiz für den Zeitpunkt gewertet werden, ab dem der FE-Dienst in Wien in seiner vollen Stärke zum Einsatz bereit stand.46 Kaum eine Woche später, am 12. April 1944, flogen die Alliierten 45 ÖStA-AdR, Gr. 04, RStH. Wien, Ordner 1308. FSchP Wien, Kommandobefehl Nr. 34/1943, vom 31.12.1943. 46 Oberösterreichisches Landesarchiv (OÖLA), Kriegswirtschaft 2. Weltkrieg, Karton 19, Mappe 37. Lg. Kdo. XVII, Fü. Gr. la (op) 3, Az.: 41d Br. B. Nr.: 6305/44 geh. (4) vom 6.4.1944. Schon am 14.2.1943 hatte der Kommandierende General und Befehlshaber im Luftgau XVII einen Befehl für die „Sicherung der Luftwaffenanlagen bei Luftangriffen“, mit dem Inhalt: Dienstbetrieb bei den Feuerschutzgruppen , Kraftwagen-Betriebsstoffzuteilung, Löschkommandos, Einsatz im Werksluftschutzdienst, Brandwachen, Auflockerung, Bau von Feuerlöschteichen und Erfahrungen der Feuerschutzgruppen beim Einsatz, erlassen. 17 ihren ersten erfolgreichen Angriff auf den Gau Wien und unterzogen die Luftschutzorganisation einem ersten Test. Der Ausbau der Gasabwehr Mit der Aufstellung des FE-Dienstes war auch der Aufbau einer Organisation zum Schutz gegen vom Gegner eingesetzte Kampfstoffe verbunden. Schon 1938, unmittelbar nach dem Anschluss, hatte man in Wien, im Zusammenhang mit der sogenannten „Sudetenkrise“, erstmals in großen Umfang Gasmasken ausgegeben. Doch diese Masken wurden bald wieder eingesammelt und an andere exponiertere Reichsgaue im Westen abgegeben.47 Mit Kriegsbeginn wurde das Reichsgebiet dann, entsprechend der angenommenen Gefährdung, in Zonen eingeteilt, die nach Maßgabe der Produktion und der jeweiligen Gefährdung mit Gasmasken beliefert wurden. Ende Dezember 1942 wurde diese Zoneneinteilung aufgehoben und an ihrer Stelle wurde die Belieferung der Städte nach ihrer Einteilung als LS-Orte I., II. und III. Ordnung angeordnet, wobei die LS-Orte I. Ordnung so rasch als möglich mit 100 %, die LS-Orte 2. Ordnung zu 85 % und die LS-Orte 3. Ordnung, sowie das freie Land, zu 65 % des Ausrüstungssolls für Volksgasmasken ausgestattet werden sollten. So konnte man in Wien erst zu Jahresbeginn 1943 daran denken die Bevölkerung, soweit die zugeteilten Bestände reichten, mit Schutzmasken auszurüsten.48 Bis zu diesem Zeitpunkt war nur das Personal der LSOrganisation mit Schutzmasken ausgestattet. Während die Einsatzkräfte der Polizei mit der Wehrmachts-Gasmaske ausgerüstet waren, standen bei den übrigen Organisationen durchwegs „Beute-Gasmasken“ aus aller Herren Länder in Verwendung. Darüber hinaus stand es der Bevölkerung frei Volksgasmasken käuflich zu erwerben, sofern diese im Handel überhaupt erhältlich waren. Erst eine auf Weisung Hitlers gestartete Sonderaktion ermöglichte es dann zu Ende des Jahres 1944 zumindest die städtische Bevölkerung ausreichend mit Schutzmasken zu versorgen.49 Schon bald nach dem Anschluss wurde auch bei der Feuerwehr dem Aspekt eines möglichen Gaskrieges Rechnung getragen, so kam es bereits 47 AdR, Gr. 04, Der Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich (Bürckel) Materie, Nr. 2885 (ehemals Ordner 290). Schreiben an das Referat Z I, vom 22.11.1939, Betreff: Bekanntmachung zur Rückstellung von Volksgasmasken. Nach dieser Anordnung waren bis zum 30.11.1939 alle in Wien vorhandenen Volksgasmasken, unter Bezug auf § 15, Abs. 5 des Reichsleistungsgesetzes vom 1.9.1939, abzuliefern. 48 BArch-MArch, RL 19/82. Kriegstagebuch Nr. 6 des Lg. Kdo. VII, Eintragung vom 31.12.1942. 49 BArch, R2/5616. RdL Az. 83 g 60 Chef der Luftfahrt/L. In. 13 (2 I A), vom 29.1.1945, Betr.: Vermerk über das Ergebnis der Besprechung im RLM am 17.1.1945, betreffend Änderung des Beschaffungsweges der Volksgasmaske 40. Erst unmittelbar vor Kriegsende wurde der Beschluss gefasst, die Volksgasmaske kostenlos an die Bevölkerung abzugeben. 18 im Oktober 1938 zu einem ersten Kurs im Gasspüren und Entgiften, der von 87 Feuerwehrmänner mit einer Prüfung erfolgreich abschlossen werden konnte.50 Gasmaske mit Schutzbehälter, so wie sie bei Wehrmacht, Feuerschutz- und LS-Polizei verwendet wurde (Sammlung Schirer). In den folgenden Jahren wurde dann nach und nach auch die entsprechende Ausrüstung angeschafft, doch alle diese Maßnahmen wurden nur halbherzig gesetzt und blieben ein Stückwerk. Erst in Verbindung mit dem Aufbau des FE-Dienstes wurde auch diesem Bereich die erforderliche Aufmerksamkeit zuteil und ab dem Jahr 1943 wurde der Aufbau einer effizienten Gasabwehr dann energisch vorangetrieben. Am Anfang stand der Ausbau der zahlreichen, zumeist ortsfesten, Einrichtungen für die Identifizierung und die Beseitigung von Kampfstoffen. Dazu zählten in erster Linie die „Hauptkampfstoffuntersuchungsstellen“, wovon es in Wien vier gab, zwei im 9. und je eine im 15. und 19. Bezirk. Zusätzlich gab es noch 15 „Kampfstoffuntersuchungsstellen“ die über das ganze Stadtgebiet verteilt waren und die man in größeren Apotheken eingerichtet hatte. Zur Entgiftung von Personen, Fahrzeugen und der Ausrüstung des Gasabwehrdienstes wurden stationäre „Entgiftungsparks“ geschaffen, die von der LS-Polizei betrieben wurden. Daneben gab es auch noch die „Sachentgiftungsanstalten“, welche für die Bedürfnisse der Bevölkerung vorgesehen waren. Diese errichtete man in Wäschereien und in chemischen Reinigungsbetrieben und standen unter der Leitung eines 50 Bouzek, Helmut, Wien und seine Feuerwehr. Geschichte und Gegenwart, Wien o. J., 378. 19 ausgebildeten LS-Chemikers. Ihre primäre Aufgabe war die sachgemäße Reinigung von kontaminierter Bekleidung. Die Volksgasmaske in Originalverpackung, so wie sie zum Kauf angeboten wurde (Sammlung Schirer). Bei den vier Gruppenkommanden der Schutzpolizei gab es eigene Abschnittschemiker, welche in den ihnen zugewiesenen Gebieten die Aktivitäten des ortsfesten- und des mobilen Entgiftungsdienstes zu koordinieren hatten. Die im Bereich der Schutzpolizei vorhandenen Befehlsstellen waren auch splittersicher und Gas dicht auszubauen. Allerdings konnte dieser Ausbauzustand vorerst nur bei den Befehlsstellen der vier Gruppen- und der 17 Abschnittskommandos realisiert werden. Die Masse der bei den ehemaligen Wachzimmern zu errichtenden „Revierbefehlsstellen“ blieb vorerst noch ohne Schutzbelüftung. Zumeist fehlten bei den in den Jahren vor 1943 erbauten Anlagen die Elektromotoren der Schutzlüfter. Diese mussten dann 1943/44, unter größten Schwierigkeiten, nachbeschafft werden. Selbst bei den Kernbauten des Luftschutzes in Wien, den sechs Flaktürmen, waren keine Filteranlagen eingebaut. Zwar hatte man beim erstgebauten Turmpaar im Arenbergpark noch jeweils ein Stockwerk für den Einbau einer leistungsfähigen Schutzbelüftungsanlage vorgesehen. Bei den später errichteten beiden Turmpaaren verzichtete man, aufgrund der nicht vorhandenen Ressourcen, dann gänzlich auf einen Gasschutz. Aber auch im Arenbergpark kam es bis zum Kriegsende zu keinem Einbau der vorgesehen „Auer-Anlage“ mehr. Da es glücklicherweise zu keinem Einsatz von Kampfstoffen kam, ist es sehr schwer, die Effizienz dieses Teilgebiets des Luftschutzes abzuschätzen. Tatsache ist jedoch, dass die Feuerschutzpolizei 20 auch im Falle eines Gasangriffes an vorderster Front gestanden hätte, denn der FE-Dienst, dem die Aufgabe des mobilen Entgiftungsdienstes übertragen war, musste auch für die rechtzeitige Erkennung und Beseitigung der chemischen Kampfstoffe sorgen. An der Spitze der gesamtem Kampfstoffbeseitigung, die sowohl die beweglichen und die ortsfesten Einrichtungen zur Gasabwehr umfasste, stand ein „Leitender LS-Chemiker“, der im August 1943 jedoch erst über 10 Entgiftungs-Züge verfügen konnte. Jeder dieser Züge setzte sich aus zwei für Entgiftungsarbeiten vorgesehene Gruppen, bestehend aus 17 Mann, zusammen, die auch über eine entsprechende Schutzbekleidung und Ausrüstung verfügten. Der Entgiftungsdienst, soweit es ihn damals überhaupt gab, war in den ersten Kriegsjahren nur mit sogenannten „Ergänzungskraftfahrzeugen“ ausgestattet. Dabei handelte es sich zumeist um beschlagnahmte Zivilfahrzeuge älterer Bauart. Die vorhandenen Entgiftungszüge gingen dann, im Rahmen der Aufstellung des FE-Dienstes, in den E-Zügen der 35 FE-Bereitschaften auf. Diese Züge, innerhalb der FEBereitschaften, zählten jeweils 21 Köpfe und verfügten über zwei Kraftfahrzeuge mit Anhänger.51 Erst 1944 wurden neue Spezialfahrzeuge, mit eigens für diesen Zweck konstruierten Entgiftungs-Anhängern, aus den Beständen der Luftwaffe zugewiesen. Grundsätzlich lässt sich jedoch feststellen, dass der Entgiftungsdienst gegenüber den anderen Teilbereichen des Luftschutzes erheblich zurückgeblieben war. So brauchte es bis zum Mai 1944 bis alle 35 Entgiftungszüge soweit aufgestellt waren, dass auch mit einer planmäßigen Ausbildung begonnen werden konnte.52 Da das Personal dieser Züge in der Regel zur Ablösung der Männer der Feuerlöschzüge eingeteilt war, verzögerte dies die Ausbildungsvorhaben erheblich. So konnte erst zu Ende des Monats Oktober 1944 das Ausbildungsprogramm abgeschlossen und mit der Zuteilung von Gasspürer an die FE-Bereitschaften begonnen werden.53 Bei den im Sommer 1944 einsetzenden Fliegerangriffen wurden die Entgiftungszüge regelmäßig zur Verstärkung der Lösch,- Berge- und Sanitätsdienste herangezogen, wobei besonders die Leichenbergung den Entgiftungszügen übertragen wurde, die dafür eigens mit Totentragen ausgerüstet wurden.54 Erst in den letzten Monaten des Krieges, als die Wehrmachtsführung einen Einsatz von chemischen Waffen von Seiten der Alliierten befürchtete, forcierte man im gesamten Reichsgebiet die Vorbereitungen für die Gasabwehr, was natürlich auch in Wien zu diesbezüglichen Aktivitäten führte. Um den Ausstoß an Gasmasken zu 51 FSchP Wien Kommandobefehl Nr. 16, vom 20.6.1943. FSchP Wien, Kommandobefehl Nr. 10, vom 18.5.1944. 53 FSchP Wien, Kommandobefehl Nr. 26, vom 27.10.1944. 54 FSchP Wien, Kommandobefehl Nr. 14, vom 21.6.1944. 52 21 erhöhen bekam nun die Fertigung von „Gasschutzgerät“ die höchste Dringlichkeitsstufe zuerkannt. Im Rahmen dieser sogenannten „Brandt-Aktion“ waren auch viele Wiener Betriebe eingebunden. Do kam unter anderem im Sommer 1944 die Fertigung von Filtertöpfen für die Volksgasmaske bei mehreren Wiener Firmen zum Anlauf.55 Die Grundlage für diese Aktivitäten bildete der Erlass Hitlers, vom April 1944, über die unverzügliche Durchführung einer „verstärkten Gasabwehrbereitschaft“ in allen Bereichen des Luftschutzes.56 In diesem Zusammenhang wurde am 11. August vom Oberkommando der Luftwaffe ein Erlass über die „Führung im Luftschutzort beim Großeinsatz von chemischen Kampfstoffen“ verteilt.57 Nun wurde die Wiener Bevölkerung, im Rahmen von Übungen, erstmals auch mit der Möglichkeit eines Gaskrieges konfrontiert. Dabei legte man größten Wert darauf, alles zu vermeiden was zu einer Beunruhigung der Bevölkerung führen könnte. Volksgasmaske 37 (VM 37) und (VM 40) und der dazugehörige Filter (Sammlung Schirer). Bereits am 11. August 1944 hatte man mit der geheimen LuftkriegsMitteilung Nr. 160 die Ausbildung der Bevölkerung in der Kampfstoffabwehr geregelt. Demnach sollte das Reichspropagandaamt Wien die Ausbildungsmaßnahmen entsprechend begleiten und unterstützen, um jede Beunruhigung der Bevölkerung zu vermeiden. Abschließend wäre festzustellen, dass alle diese Maßnahmen, welche man für einen möglichen Kampfstoffeinsatz in Wien vorgesehen hatte, als völlig unzureichend bezeichnet werden müssen, was allerdings auch für die anderen Städte und Orte des Reiches zutraf.58 Alle diese vorbereitenden Maßnahmen fanden dann im Oktober 1944 ihren vorläufigen Abschluss, als es zur Einführung eines neuen Sirenensignals für die „Kampfstoffwarnung“, kam. Das Signal „Kampfstoffwarnung“ sollte grundsätzlich nur nach vorangegangenem Signal „Fliegeralarm“ gegeben werden und bestand 55 NARA, T-77, roll 741. Kriegstagebuch Nr. 20 der Rüstungsinspektion XVII in Wien, 9. BArch-MArch, RL 19/86. Kriegstagebuch Nr. 10 des Lg. Kdo. VII, Eintragung vom 9.5.1944. 57 BArch, R 3/1765. OKL - Arbeitsstab LS- Nr.3159/44 g (1 I A), vom 11.8.1944. 58 Allgemeine Angaben zu diesem Thema finden sich in: Olaf Groehler, Der lautlose Tod. Einsatz und Entwicklung deutscher Giftgase von 1914 bis 1945, Hamburg 1989. 56 22 aus sechs Intervallen eines Heultones zu je drei Perioden, getrennt durch je zwölf Sekunden lange Pausen, in einer Gesamtdauer von etwa zwei Minuten59 Personalmangel, Intrigen und Widerstand Die in den Jahren vor 1943 erfolgten Versetzungen und Abordnungen ins „Altreich“, welche zum Teil auch politisch motiviert waren, brachten einen nicht zu unterschätzenden Substanzverlust für die von Anfang an personell unterbesetzte Wiener Feuerschutzpolizei. Dazu kamen später noch weitere Personalabgaben für den Einsatz in dem mit Deutschland verbündeten Rumänien. Diese Abgänge hatten bis zum Kriegsende etwa einen Umfang von einem Drittel des friedensmäßigen Gesamtstandes erreicht.60 In einem Fall wirkten sich diese Abstellungen auch durchaus positiv aus, als im Sommer 1944 die Feuerwehrleute, welche man 1943 in größerer Zahl ins Erdölgebiet bei Ploieşti kommandiert hatte, nach Wien zurückbeordert wurden. Hier konnten sie ihre bei den Angriffen auf das rumänische Erdölgebiet gewonnenen Erfahrungen, besonders beim Löschen von Ölbränden, einbringen. Bei den Luftangriffen machte es sich besonders unangenehm bemerkbar, dass nun auch die wenigen noch vorhandenen jüngeren Beamten zu den Kampfverbänden der Polizei in Marsch gesetzt wurden. Damit blieben nur mehr die alten und die körperlich beschränkt einsatzfähigen Feuerwehrleute zurück. Da der Löschdienst aber den vollen körperlichen Einsatz erforderte, bedeutete dies ein nicht zu übersehendes Handicap.61 Im Zusammenhang mit dem Personaleinsatz ist auf den immer stärker werdenden Einfluss der SS, besonders im Bereich der Polizei hinzuweisen. Den seit Ende 1942 hatte sich die SS die Zuständigkeit für die Bearbeitung der Organisations- und Personalangelegenheiten der Feuerschutzpolizei gesichert. Dieser Coup konnte nur gelingen, da man mit Himmlers Protektion, geschickt die ständigen Reibungsverluste ausnützte, welche wiederum eine Folge der mehrgleisigen Entscheidungsstränge (Reichsstatthalterei, Gemeindeverwaltung, Polizeiverwaltung) gewesen waren. So übertrug Himmler mittels Erlass die Kompetenz für diese Belange den Stabsoffizieren bei den Inspekteuren (Befehlshabern) der Ordnungspolizei. Damit war ab diesem Zeitpunkt die Entscheidungsgewalt auf den „Höheren 59 BArch, R 55/447. Geheime Luftkriegs-Mitteilung Nr. 172 vom 12.10.44, Betrifft: Kampfstoffwarnung. 60 Bouzek, Helmut, Wien und seine Feuerwehr, Geschichte und Gegenwart, Wien o. J., 390. 61 WStLA, M. Abt. 116, B6-2. Der Chef der Ordnungspolizei Berlin, Kdo. g. In F (1) Nr.141/44 g, vom 6.11.1944, Betr.: Herauslösung von Unterführern und Männer der FSchP. zur Stärkung der Front. 23 SS- und Polizeiführer Donau in Wien“ übergegangen.62 Dieser bestimmte nun, über dem ihn unterstellten „Befehlshaber der Ordnungspolizei“ (BdO), nicht nur die Personalangelegenheiten sondern auch den Einsatz und die Verwendung der Feuerschutzpolizei und der Freiwilligen Feuerwehren. Auch für die Organisation des Feuerlöschwesens, soweit sie nicht rechtlicher oder verwaltungsrechtlicher Natur war, hatte nun der Höhere SS- und Polizeiführer „Donau“ in Wien das Sagen. Diese Funktion übte der SSObergruppenführer und General der Polizei Querner aus, der als Nachfolger des zum Chef des Reichsicherheitshauptamtes aufgestiegenen Dr. Kaltenbrunner den „SS-Oberabschnitt Donau“ übernommen hatte. Damit hatte die SS das Feuerwehrwesen fast vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die Auswirkung der neuen Machtverhältnisse war auch bald zu spüren. Die Geheime Staatspolizei, welche schon längere Zeit wegen einer Widerstandsgruppe innerhalb der Feuerschutzpolizei ermittelt hatte, schlug zu und nahm 46 Feuerwehrangehörige in Haft. In dieser Angelegenheit wurde eigens das „Oberste SS- und Polizeigericht“ von München nach Wien geholt, wo es Todesurteile und zahlreiche langjährige Zuchthausstrafen verhängte. Von dem zu Tode Verurteilten wurden später drei zu lebenslanger Freiheitsstrafe begnadigt und zwei am 31. Oktober 1944 auf der Schießstätte in Kagran erschossen. Zur Abschreckung wurde befohlen, dass alle dienstlich abkömmlichen Angehörigen der Feuerschutzpolizei zu dieser Hinrichtung anzutreten hatten. Aufgrund dieser Vorfälle war das Vertrauen der damaligen politischen Machthaber in die Feuerschutzpolizei schwerstens erschüttert.63 Hier dürfte auch der wahre Grund zu suchen sein, warum der Kommandeur der Feuerschutzpolizei Oberst Dipl. Ing. Paul Bernaschek am 3. September 1943 von seinem Posten abberufen wurde.64 Bernaschek stand, nach geleistetem Kriegsdienst, seit 1918 als Offizier bei der Wiener Berufsfeuerwehr in Verwendung. Im Oktober 1936 wurde er als Nationalsozialist pensioniert und nach dem Anschluss als Branddirektor reaktiviert und zum Leiter der Feuerwehr bestellt. Nach der Umwandlung zur Feuerschutzpolizei blieb er weiterhin in seiner Funktion, nun aber mit dem Dienstgrad Oberst der FSchP. Als Grund für seine Ablösung wurden die bei der im Frühjahr 1943 durchgeführten Großübung des Luftschutzes in Wien aufgetretenen Mängel genannt, die man Bernaschek anlastete. 62 ÖStA-AdR, Gr. 04, RStH. Wien, Ordner 1202. Ia SPol 2.200-2035/42, vom 27.11.1942 (RdI, Pol. O. Kdo. I F (1a) 100 Nr.47 II/42 vom 15.11.1942, Betr.: Zuständigkeit für die Bearbeitung von Organisations- u. Personalangelegenheiten der Feuerschutzpolizei). Mit diesem Erlass wurde die Zuständigkeit zugunsten der Stabsoffiziere der FSchP bei den Inspekteuren (Befehlshabern) der Ordnungspolizei geklärt. 63 Näheres dazu in: Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-1945, Band 3, Wien 1975. 64 Der Generalinspekteur für das Feuerlöschwesen hatte am 15. und 16.11.1943 die FSchP Wien überprüft, wobei Generalmajor der Polizei Rumpf nach der Inspizierung die Haltung und die Leistungen lobend hervorhob (FSchP. Wien, Kommandobefehl Nr. 32, vom 18.12.1943). 24 Der Sonderbefehl des Kommandeurs der Feuerschutzpolizei aus Anlass der Exekution der zum Tode verurteilten Feuerschutzpolizisten (Archiv der Berufsfeuerwehr der Stadt Wien). 25 In der Angelegenheit Oberst der Feuerschutzpolizei Dipl. Ing. Bernaschek legte der Regierungspräsident Dr. Dellbrügge am 5. Juli 1943 folgenden Aktenvermerk an: „Ich habe dem Reichsleiter die wahrscheinliche Ablösung Bernascheks vorgetragen. Er ist damit einverstanden, falls der Nachfolger über besondere Erfahrungen aus dem Bombengebiet verfügt“.65 Die Auswechslung des Kommandeurs der Feuerschutzpolizei hatte vor allem der Inspekteur der Ordnungspolizei beim „Höheren SS- und Polizeiführer Donau“, Generalmajor der Polizei Dr. Retzlaff, nachhaltig betrieben. So war es dann auch ein an das Kommando der Ordnungspolizei adressierter Bericht des Inspekteurs der Ordnungspolizei in Wien vom 12. August 1943, verfasst vom Leiter der Abteilung F III Oberstleutnant der FSchP Dipl. Ing. Holsten, der den Ausschlag für den Kommandantenwechsel gab.66 Bereits zehn Tage später teilte der geschäftsführende Bürgermeister, Stadtkämmerer Dr. Hanke, dem verdutzten Bernaschek seine Ablösung mit. Obwohl der entsprechende Erlass Himmlers erst am 3. September 1943 ausgefertigt wurde, erfolgte die Ablösung in Wien bereits am 23. August. Als Ersatz für Bernaschek bot sich, der damals bei der Stadtverwaltung als Oberstadtbaurat tätige, Ing. Johann Stanzig an. Dieser war damals Leiter der Abteilung G 43 der Stadtverwaltung und war nebenbei auch als allgemeiner LS-Referent der Hauptabteilung G eingeteilt.67 Stanzig, Parteimitglied seit 1932 mit der Mitgliedsnummer 1601577, fühlte sich durch die 1938 erfolgte Bestellung von Bernaschek (NSDAP Mitgliedsnummer 6268840) in der Parteihierarchie übergangen. Besonders verärgert war Ing. Stanzig darüber, dass er zum Stellvertreter des um fünf Jahre jüngeren Bernaschek bestellt wurde. Dies führte in der Folge dann zu endlosen Rivalitäten zwischen den beiden Kontrahenten. Obwohl Stanzig 1938 in die wichtige Funktion eines Vertreters der Feuerwehr im neugebildeten Luftschutzstab beim Kommando der Schutzpolizei berufen wurde, wechselte er später in die Gemeindeverwaltung, strebte jedoch nach wie vor den Kommandeursposten bei der Feuerschutzpolizei an. Geduldig wartete er auf seine Chance, wobei er geschickt seine Verbindungen zu dem „Höheren SS- und Polizeiführer Donau“ in Wien, SS- 65 ÖStA-AdR, Gr. 04, RStH. Wien. Ia SPol 1806-1201/43, vom 6.7.43. Holsten kam von der Polizeiverwaltung Düsseldorf. Seit 29.9.1940 beim Inspekteur der Ordnungspolizei in Salzburg verwendet, wurde er mit 13.6.1943 zum BdO Wien versetzt (Dienstzugeteilt bereits ab 1.4.42). Hier wurde er als Sachbearbeiter für das Feuerlöschwesen zum Nachfolger von Major (Obstlt.) d. FSchP Dipl. Ing. Krajanek, welcher mit 1.12.1942 in den Ruhestand versetzt wurde und fortan als Sachbearbeiter bei der Werksluftschutz-Bereichsstelle Wien Dienst versah. Holsten wurde dann am 14.7.44, wohl zur Belohnung, von Wien nach Berlin ins Hauptamt Ordnungspolizei versetzt. 67 WStLA, M. Abt. 116, A 71, Karton 38. A 17-492/43, vom 27.2.1944 (Abt. A 2 - 512/43, vom 17.2.1943, Betr.: Allgemeiner Luftschutzreferent für die Hauptabteilung G, Bestellung). 66 26 Gruppenführer und Generalmajor der Polizei Querner, nutzte.68 Von Vorteil war auch seine Mitgliedschaft als Untersturmführer bei der Allgemeinen-SS, der er schon seit dem 17. Dezember 1937 angehörte. Diesem hatte der nicht der SS angehörende Bernaschek nichts entgegen zu setzen, so dass es zum Wechsel beim Kommandeursposten kam. Der überrumpelte Bernaschek wurde zur Berliner Feuerschutzpolizei versetzt, mit der Gewissheit dass er keine Chance mehr auf einen Kommandeursposten haben würde. Das Stanzig über keinerlei Erfahrungen aus dem „Bombengebiet“ verfügte, so wie es Schirach es ausdrücklich gewünscht hatte, spielte dabei keine Rolle mehr. Stanzig hatte sein Ziel erreicht und wurde nun mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandeurs in Wien, unter gleichzeitiger Führung der Dienstbezeichnung „Oberst der FSchP“, betraut. Mit seiner definitiven Ernennung am 25. November 1943 erfolgte dann auch die Beförderung zum SS-Standartenführer. Bernaschek der sich wohl nicht zu Unrecht gemaßregelt fühlte, wandte sich schriftlich an Himmler und Schirach, wo er allerdings ohne Unterstützung blieb. Denn der Reichsstatthalter von Wien wollte sich nicht im Mindesten mit der SS-Bürokratie anlegen, wie die Ausfertigung der Ernennungsurkunde an Stanzig beweist, wo es hieß: “Ich ernenne den städtischen Oberbaurat Ing. Johann Stanzig zum Oberst der Feuerschutzpolizei. Ich vollziehe diese Urkunde in der Erwartung, daß der Ernannte getreu seinem Diensteid seine Amtspflichten gewissenhaft erfüllt und das Vertrauen rechtfertigt, das ihm durch diese Ernennung bewiesen wird. Zugleich darf er sich des besonderen Schutzes des Führers sicher sein. Wien, den 25. November 1943. - v. Schirach, m. e. H.“ 69 Zur Versetzung von Bernaschek nach Berlin kam es allerdings auch nicht, wahrscheinlich hatten sich die Berliner mit Erfolg dagegen gewehrt. So kam es, wie es kommen musste, der Kommandobefehl 5/1944 der Feuerschutzpolizei Wien vom 15. März 1944 vermerkte dazu lapidar: „Mit Entschließung des Herrn Reichsstatthalters in Wien vom 15.2.1944 wurde Oberst d. FSchP. Dipl. Ing. Paul Bernaschek in den Ruhestand versetzt“.70 Der neu ernannte Wiener Bürgermeister Blaschke bemühte sich in der Folgezeit, allerdings erfolglos, um den frustrierten und vorzeitig in die Pension geschickten Oberst. Blaschke bot Bernaschek das Amt eines 68 ÖStA-AdR, Gr. 04, RStH. Wien, Ordner 1202. Ia SPol 2.200-2035/42, vom 27.11.1942 (RdI, Pol. O. Kdo. I F (1a) 100 Nr.47 II/42 vom 15.11.1942, Betr.: Zuständigkeit für die Bearbeitung von Organisations- u. Personalangelegenheiten der Feuerschutzpolizei. Mit diesem Erlass wurde die Zuständigkeit zugunsten der Stabsoffiziere der FSchP bei den Inspekteuren (Befehlshabern) der Ordnungspolizei geklärt. 69 BArch, Berlin Document Center (BDC). Personalunterlagen Ing. Stanzig. Siehe auch ÖStA-AdR, Gr. 04; RStH. Wien, Ordner 1254. Ia SPol. Zl.: 1806-1201/4/43, vom 18.9.1943, Betr.: Abberufung von Oberst d. FSchP Dipl. Ing. Bernaschek durch den RFSSuChdDtPol. O-Kdo. II P VIII (9a) Ber. 1 Nr. 20 vom 3.9.1943. Des Weiteren auch: Ia SPol Zl.: 1806-1201/5/9, vom 12.10.1943, Schreiben Bernaschek an v. Schirach vom 22.9.1943. 70 ÖStA-AdR, Gr. 04, RStH. Wien, Ia SPol. Ordner 1348. 27 Sachbearbeiter für den Luftschutz und eines Leiters des „Erweiterten Selbstschutzbetriebes „Wiener Rathaus“ an, was Bernaschek jedoch ablehnte. Der Ausbau des FE-Dienstes Die Ergänzungskräfte der Luftschutzpolizei waren bis zum Sommer 1943 zumeist ältere Wiener, die nach ihrer Ausbildung wieder in die Reserve entlassen wurden. Diese für den Luftschutz ausgebildeten Männer waren aber gleichzeitig auch wichtige und unersetzlichen Schlüsselkräfte in der auf vollen Touren laufenden Rüstungsindustrie. Daher gab es zur Jahreswende 1943/44, als es zur Aktivierung des FE-Dienstes kam, ungeahnte Schwierigkeiten mit den Rüstungsdienststellen. So konnte der größere Teil dieser Personengruppe nicht mehr eingezogen werden, da die Rüstungsdienststellen im Auftrag des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion dagegen Einspruch erhoben. In der Folge einigte man sich darauf, unter Verzicht auf diese Rüstungsarbeiter, den Bedarf der Luftschutzpolizei in Wien durch Ausländer aus dem Arbeitskräftekontingent der Industrie abzudecken. Diese Regelung führte dazu, dass der Anteil der fremdsprachigen Luftschutzpolizisten in Wien bei mehr als 50 Prozent lag, wobei die deutschsprachigen Luftschutzpolizisten durchwegs über 60 Jahre alt waren. Ein weiterer Nachteil war, dass sich dieser, um das Schlüsselpersonal der Industrie reduzierte, Personenkreis nun zum Großteil aus Angehörigen der kaufmännischen Berufe zusammensetzte und handwerkliche Berufe fast zur Gänze fehlten.71 Auch der Anteil der Feuerschutzpolizei innerhalb des FEDienstes schrumpfte ständig durch Abwanderung zu anderen Dienststellen und Polizeiverbänden. Dieser Trend setzte sich auch im letzten Kriegsjahr ungebrochen fort. Hatte die Feuerschutzpolizei am 1. April 1944 noch 891 Aktive im Dienst, so war diese Zahl innerhalb eines Jahres auf 609 abgesunken. Von den 1321 vorgesehenen Dienstposten der Feuerschutzpolizei waren am 1. April 1945 nur mehr 1004 besetzt. Die Differenz zwischen den besetzten Stellen und den real verfügbaren Männern ergab sich durch die zur Wehrmacht eingerückten oder zu anderen Polizeieinheiten abgeordneten Beamten, die nach wie vor im Stellenplan der Polizeiverwaltung in Wien aufschienen. So waren vor dem Beginn der Kampfhandlungen in Wien nur mehr 45 Prozent des ausgewiesenen Personals der Feuerschutzpolizei auch körperlich vorhanden, so dass immer 71 Näheres zu den Angaben über die Einberufungen zur LS-Polizei in Wien und zur Problematik der Personalgestellung findet man in den Kriegstagebüchern der Rüstungsinspektion XVII und der Rüstungskommandos Wien und Mödling, im Zeitraum Sommer 1943 bis September 1944 (NARA, T77, roll 741, 745, 747). 28 mehr Aufgaben vom Behelfspersonal übernommen werden mussten. Unmittelbar vor dem Abzug aus Wien lag der Anteil der Ergänzungskräfte beim FE-Dienst bei fast 84 %. Die Angehörigen der Feuerschutzpolizei machten nur mehr etwas über 16 % aus und der Anteil an fremdsprachigen Mannschaften lag bei über 40 %.72 Der FE-Dienst in Wien zählte kurz vor dem Herannahen der Front, am 1. April 1945, 3748 Köpfe und hatte demnach nur 129 Fehlstellen gegenüber dem Sollstand von 3877. Der Anteil von Polizeivollzugsbeamten, die der Feuerschutzpolizei angehörten, betrug nur mehr 609 Mann und setzte sich aus 18 Offizieren, 63 Bezirksoffizieren und 528 Mannschaftsdienstgraden zusammen. Die Masse des Personals des FE-Dienstes, nämlich 3139 Köpfe, bestand aus Ergänzungskräften, wovon 1725 deutsch- und 1414 fremdsprachig waren. Die deutschsprachigen Ergänzungskräfte setzten sich wiederum aus 1604 LS-Polizisten und 121 Polizei-Reservisten zusammen. Von den 1414 fremdsprachigen Ergänzungskräften waren 805 reine Hilfskräfte, denen keine Planstelle im Rahmen des FE-Dienstes zugeteilt war. Nun waren die Angehörigen der Wiener Feuerschutzpolizei zu einer Minderheit geworden.73 Beachtenswert ist, dass die Planstellen des FE-Dienstes, zu einer Zeit als die Truppen der Roten Armee bereits vor den Toren Wiens standen, zumindest nominal zu 97 Prozent besetzt waren. Ein Hinweis auf den überragend hohen Stellenwert der Brandschutzkräfte im Luftschutz. Ähnlich verhielt es sich auch bei der materiellen Ausstattung, wie die letzte vorhandene Stärkemeldung vom 1. April 1945 beweist. An diesem Tag setzte sich der Fahrzeugpark des FE-Dienstes aus 627 Kraftfahrzeugen und 124 Motorrädern zusammen. Davon gehörten 253 Fahrzeuge der Feuerschutzpolizei und 374 waren Fahrzeuge die Eigentum der Luftwaffe waren.74 Im letzten Kriegsjahr blieb der Stand an fremdsprachigen Ergänzungskräften fast unverändert, doch die Zahl der deutschsprachigen LS-Polizisten ging laufend zurück. Hatte es zu Anfang Dezember 1944 noch 1900 deutschsprachige Luftschutzpolizisten gegeben, so war diese Zahl innerhalb von nur vier Monaten auf 1761 abgesunken.75 Neben dem Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen, waren es vor allem die Einberufungen zur 72 Erwin A. Grestenberger, Friedrich Müller, Die Feuerwehr der Stadt Wien, Ihre Geschichte – ihre Fahrzeuge (Jubiläumsfestschrift 300 Jahre Wiener Berufsfeuerwehr), Wien 1986, 44. 73 Zitiert nach: Erwin A. Grestenberger, Friedrich Müller, Die Feuerwehr der Stadt Wien, Wien 1986, 44 f. Broucek, Wien und seine Feuerwehr, 412 nennt für die Zeit knapp vor der Auflösung des FE-Dienstes, ohne ein genaues Datum anzugeben, abweichende Zahlen: 610 Mann Feuerschutzpolizei, 1640 Mann deutschsprachige- und 1510 Mann fremdsprachige Ergänzungskräfte, was einen Gesamtstand von 3760 Mann und damit einen Fehlstand auf das Soll von 117 Männern ergibt. 74 Erwin A. Grestenberger, Friedrich Müller, Die Feuerwehr der Stadt Wien, Wien 1986, 44 f. 75 WStLA, Vertretungskörper B1/2. 24. öffentliche Sitzung am 15.12.1944. Bericht des Kommandeurs der FSchP Wien, Ing. Stanzig, an die Ratsherren. 29 Wehrmacht, die diesen Effekt bewirkten. Der schwere Dienst forderte bei den zumeist schon älteren Männern seinen Tribut, was zu einer hohen Ausscheidungsrate wegen Dienstunfähigkeit führte. Waren anfangs nach einem 24 stündigen Dienst die darauffolgend 24 Stunden frei, so musste man bald zu einen dreitägigen Rhythmus, mit 48 Stunden Dienst und nur einen freien Tag, übergehen. Als sich im November die Angriffe weiter steigerten wurde der Dienst sogar auf 72 Stunden verlängert, wobei die Erholungsphase mit 24 Stunden unverändert blieb. Als auch diese Regelung nicht mehr ausreichte kasernierte man die Angehörigen der Feuerschutz- und Luftschutz-Polizei. Nun mussten alle in ihren zugewiesenen Unterkünften bleiben und selbst begründete Dienstbefreiungen wurden nur mehr in kleinsten Rahmen und nach vorhandener Möglichkeit gewährt.76 Auch die Organisationsform der Freiwilligen Feuerwehren hatte in den Jahren 1943/44 ihre endgültige Form gefunden. Die Freiwilligen Wehren waren nun in sechs Bereitschaften (Mödling, Liesing, Schwechat, GroßEnzersdorf, Hadersdorf-Weidlingau und Klosterneuburg) zusammengefasst, die alle mit besonders leistungsfähigen Fahrzeugen ausgestattet waren.77 Diese „Freiwilligen Feuerwehr-Bereitschaften“ wurden von der Feuerschutzpolizei intensiv, mit Schwergewicht auf den Einsatz bei Luftangriffen, ausgebildet, so dass diese Kräfte eine wesentliche Verstärkung des FE-Dienstes bedeuteten. Dies bewog auch den Polizeipräsidenten eine Befreiung von der Einberufung zum 1. Aufgebot des Deutschen Volkssturmes für diesen Personenkreis zu verlangen. Stattdessen schlug er dem Reichsverteidigungskommissar vor, diese Bereitschaften, als geschlossene Formationen im Rahmen des 2. Volkssturmaufgebots, für den Löschdienst zu erhalten. Letztlich wurde, aufgrund einer Entscheidung Schirachs, für diesen Personenkreis dann überhaupt von einer Einberufung zum Volkssturm abgesehen.78 Die Ausstattung mit Fahrzeugen und Geräten für den FE-Dienst, die über die Grundausstattung der Feuerschutzpolizei hinaus erforderlich war, wurde aus Reichsmitteln bezahlt und von der Luftwaffe zur Verfügung gestellt. Für Wien war das LS-Gerätelager in Tulln zuständig, wo man aus Gründen der Auflockerung, 1944 ein zusätzliches Teillager auf dem Fliegerhorst Tulln eingerichtet hatte. Von den bei Kriegsende in Wien vorhandenen 627 Feuerwehrfahrzeugen gehörten lediglich 253 zum städtischen Fuhrpark. Diese grün lackierten und mit Feuerschutzpolizei beschrifteten Fahrzeuge führten das Polizeikennzeichen (Pol). Die restlichen 374 luftwaffeneigenen 76 Ebd. und 20. nichtöffentliche Sitzung, Ratsherren-Sitzungsprotokoll vom 6.9.1944. Genauere Angaben dazu bei: Joachim Rössl, Günter Schneider, Hans Schneider, Peter Zawrel, Das große Niederösterreichische Feuerwehrbuch, Wien München 1986. 78 ÖStA-AdR, Gr. 04, RStH. Wien, Karton 60c. Der Polizeipräsident in Wien als örtlicher Luftschutzleiter, Zl. S Lu/a 5440, Nr.1159/44 (g) vom 28.12.1944. Betr.: Heranziehung der Wiener Feuerwehrbereitschaften zum Deutschen Volkssturm. 77 30 Fahrzeuge, die rund 60% des Fahrparks ausmachten, waren in grauer Farbgebung gehalten und hatten Kennzeichentafeln der Luftwaffe (WL). Die in den Zahlen enthaltenen 124 Krafträder waren vor allem für Meldeund Aufklärungseinsätze im Rahmen des FE-Dienstes vorgesehen. Die Einsatzfahrzeuge der 35 FE-Bereitschaften, waren durch die ab 1943 in großer Zahl zugeführten Fahrzeuge, durchwegs moderner Bauart. Das traf vor allem bei den wichtigen Löschfahrzeugen zu, die durchwegs neuwertig waren.79 Leider liegen für die Jahre 1944/45 keine detaillierten Angaben über den Fahrzeugpark und dessen Aufteilung im Rahmen des FE-Dienstes vor. Doch dürften die Verhältnisse jenen in Berlin ähnlich gewesen sein, wo sich der Fuhrpark im Rahmen des FE-Dienstes, zwischen den stadteigenen grünen Fahrzeugen der Feuerschutzpolizei und den zugeteilten reichseigenen, grau lackierten, Luftwaffenfahrzeugen folgendermaßen aufteilte (wobei hier jeweils der Anteil der luftwaffeneigenen Fahrzeuge angegeben ist): 77% der Löschfahrzeuge, 91% der Schlauchkraftwagen, 12% der Drehleitern, 100% der Entgiftungskraftwagen, 21% der Spezialfahrzeuge, 63% der PKW, 98% der Motorräder und 79% der Tragkraftspritzenanhänger. Die Zahlen für Wien dürften sehr ähnlich gewesen sein, dafür spricht die Quote der zugeteilten reichseigenen Fahrzeuge von knapp 60 %, die in Berlin und Wien auf annähernd gleichem Niveau lag. Die Herstellung der Abwehrbereitschaft Am Beginn aller Aktivitäten zur Steigerung der Abwehrbereitschaft stand die große Luftschutzübung vom Mai 1943, die sowohl den ungenügenden Kräfteansatz aufzeigte, als auch die Mängel im Bereich der Führung. Besonders bei der Koordination der verschiedenen Hilfsorganisationen zeigten sich erhebliche Mängel. Diese Probleme hingen zum Teil mit der veränderten Organisationform bei den Einsatzkräften im Luftschutzort Wien zusammen. Infolge der zunehmenden Bedrohung aus dem Mittelmeerraum musste man im April 1943 die Luftschutzorganisation in vollem Umfang aktivieren. Dies brachte vor allem im personellen Bereich ungeahnte Probleme, da die vorhandenen geringen Personalstände in allen Bereichen der Gefahrenabwehr ein ordnungsgemäßes Funktionieren des Luftschutzes mehr als fraglich erscheinen ließen. Die in Wien bisher nur ungenügend durchgeführten Schutzmaßnahmen waren eine Folge der in der Vergangenheit als gering eingeschätzten Gefahr aus der Luft. Nun sollten plötzlich, im Zusammenhang mit der 79 Erwin A. Grestenberger, Friedrich Müller, Die Feuerwehr der Stadt Wien, 44 und Helmut Bouzek, Wien und seine Feuerwehr- Letzterer nennt zum 1.4.1945 folgenden Fahrzeugstand: 382 Löschfahrzeuge, 94 Sonderfahrzeuge und 204 Wirtschaftsfahrzeuge, davon waren 366 im Eigentum der Luftwaffe. 31 Umstellung von der Feuerschutzpolizei auf den FE-Dienst, die vorhandenen Kräfte besser verteil werden. Dies konnte jedoch aufgrund des Mangels an Menschen und Material nur sehr unvollkommen gelingen. Bis zur großen Luftschutzübung war es zwar gelungen die erforderlichen Fernmeldeverbindungen, entsprechend der neuen Struktur, notdürftig herzustellen. Allerdings war die neue Organisation im Mai 1943 noch kaum eingespielt, so dass es bei der Übermittlung der Nachrichten überall zu erheblichen Verzögerungen kam. Auch zeigte sich, dass die Wege welche die Hilfsmannschaften zurückzulegen hatten unzumutbar lang waren. Dies wieder war eine Folge der Verteilung der Einsatzkräfte über das gesamte Stadtgebiet von Groß-Wien. Zwar hatte man die Übung bewusst so angelegt, dass die vorhandenen Schwachstellen, wie den Mangel an Löschfahrzeugen und das Fehlen von Wasserentnahmestellen die von der städtischen Wasserversorgung unabhängig waren, klar erkennbar wurden. Das hinderte die NS-Bürokratie allerdings nicht, sofort nach Schuldigen zu suchen, der auch alsbald, im Kommandeur der Feuerschutzpolizei, gefunden wurde. Allerdings war es nach dieser Übung nicht mehr möglich, die katastrophale Situation beim Luftschutz zu verdrängen. Das Ergebnis dieser Übung konnte keineswegs eine Überraschung sein, denn die aufgezeigten Mängel waren seit Jahr und Tag allseits bekannt. Alle für die Gefahrenabwehr zuständigen Verantwortlichen hatten seit Jahr und Tag, die Luftkriegsereignisse im westlichen Reichsgebiet vor Augen, ein mehr an Personal und Gerät gefordert. In der Folge forcierte man den Ausbau des FE-Dienstes, dessen Stärke man innerhalb der nächsten sechs Monate verdoppeln konnte.80 Der rasche Ausbau des FE-Dienstes schaffte allerdings auch neue Probleme, besonders auf dem Unterkunftssektor, wo es schon seit langem einen Mangel gab. So mussten zur Unterbringung der Mannschaften der FE-Bereitschaften neben den Feuerwachen auch eine große Anzahl von Ersatzunterkünften in Schulen und Gasthäuser in Anspruch genommen werden. Da dies alles noch nicht ausreichte wurde eine beachtliche Anzahl von Baracken zusätzlich aufgestellt. Diese dienten der Luftschutzpolizei dann als Unterkünfte, aber auch als Lager für Geräte und Ausrüstung. Trotz aller Anstrengungen konnte das Unterkunftsproblem, welches für eine einheitliche Führung und Ausbildung, aber auch für den geschlossenen Einsatz der Bereitschaften, so entscheidend war, bis zum Ende des Krieges nicht gelöst werden. Jeder Luftangriff vermehrte die Unterkunftsprobleme, da auch immer wieder Feuerschutzpolizei-Wachen und Unterkünfte des FEDienstes den Bomben zum Opfer fielen. So wurden unter anderem nicht weniger als sechs Hauptfeuerwachen durch Bombentreffer schwer 80 ÖStA-AdR, RStH. Wien, Ordner 1254. Ia SPol 1806-1201/43, Stellungnahme des Oberst d. FSchP Dipl. Ing. Paul Bernaschek, vom 22.9.1943, zu seiner Abberufung vom Kommandeursposten in Wien und zur Versetzung nach Berlin. 32 beschädigt. Als Lösung bot sich an die FE-Züge direkt in die zu schützenden Objekte zu verlegen, wo die Unterkunftsprobleme, im Einvernehmen mit den Nutznießern des erhöhten Feuerschutzes, leichter zu bewältigen waren. Besonders im innerstädtischen Raum machte man von dieser Möglichkeit reichlich Gebrauch. Die Feuerschutzpolizei blieb jedoch, unbeschadet ihrer Aufgaben im Luftschutz und der Integration in die FE-Bereitschaften, weiterhin in den Angelegenheiten des friedensmäßigen Feuerschutzes dem Bürgermeister unterstellt. Erst im Rahmen eines Einsatzes im Verband des FE-Dienstes bei einem Fliegerangriff, in der Zeitspanne vom Alarm bis zur Beendigung des Notstandes, unterstand die Feuerschutzpolizei dann dem örtlichen Luftschutzleiter (Polizeipräsidenten). In ähnlicher Weise waren auch die Dienststellungen der Angehörigen der Feuerschutzpolizei geregelt, die nun zusätzlich, unbeschadet ihrer friedensmäßigen Aufgaben, auch die Führungspositionen im Rahmen der Organisation des FE-Dienstes zu übernehmen hatten. Ursprünglich hatte man die FE-Bereitschaften nach ihrer Zugehörigkeit zu den entsprechenden Abschnitten bezeichnet z. B.: FE-Bereitschaft VI/1 und VI/2.81 Später bezeichnete man die FE-Bereitschaften, ohne den Hinweis auf die Abschnittszugehörigkeit, durchlaufend mit Nummern von 1 bis 35. Auf eine Bildung von Reserven glaubte man verzichten zu können. da man aufgrund der Größe des Stadtgebietes davon ausging, dass niemals alle Bezirke gleichzeitig angegriffen würden. So vertraute man darauf, nach der Feststellung der Angriffsschwerpunkte, entsprechende Kräfte von dem nicht oder nur wenig betroffenen Gebiete zu den Großschadensstellen beordern zu können. Der Abschnitt Hafen Für den Schutz des Wiener Hafens wurde in einem der großen Lagerhäuser eine neue Feuerwache eingerichtet. Der Wache „Winterhafen“, der FEBereitschaft XVII/1, waren auch eigene Löschboote zugeteilt. Zu den Einsatzkräften des FE-Dienstes im Hafenbereich kam dann noch der Havarie Dienst dazu, den man, entsprechend dem Instandsetzungsdienst am Land, eingerichtet hatte. Die Aufgabe des Hafenluftschutzes war es, die Wirkung von Luftangriffen auf die Hafenanlagen herabzumindern und eine rasche Hilfeleistung für alle im Hafen befindlichen Einrichtungen und Schiffe sicherzustellen. Im Vordergrund standen hier die Bekämpfung von Bränden und die Beseitigung von Schifffahrtshindernissen, wie von gesunkenen Wasserfahrzeugen. 81 FSchP Wien, Kommandobefehl Nr. 9, vom 26.4.1944. Für einen Einsatz außerhalb von Wien waren die FE-Bereitschaften I/1, IV/1, VII/1, XIII/1 und XVI/1 vorgesehen. 33 Eine erfolgreiche Brandbekämpfung konnte im Hafenbereich aber nur erreicht werden, wenn gleichzeitig ein Einsatz von der Landseite und von vom Wasser her möglich war. Dazu wurde die Feuerschutzpolizei mit Feuerlöschbooten ausgestattet, die mit mehreren Tragkraftspritzen, jede mit einer Förderleistung von je 800 Liter pro Minute, bestückt waren. Der Hafenbereich war im Dezember 1944 bereits vom Luftkrieg gezeichnet. Links im Bild ist das Hafenbecken von Albern und die Mündung des Donaukanals sowie die Einfahrt in den Winterhafen zu erkennen. Rechts ist der Öl Hafen, oberhalb davon die schwer getroffene Raffinerie Lobau zu sehen (US-Air Force, AFHRA/RSA). Bereits im Sommer 1943 hatte man zwei Löschboote in den Winterhafen verlegt und wo man auch zwei Mannschaftsbaracken für die Bootsbesatzungen aufgestellt hatte.82 Auch für die Löschfahrzeuge errichtete man zweie neue Fahrzeughallen. Die im Hafenbereich stationierten Löschboote kamen auch außerhalb des Hafengebietes, besonders im Bereich des Donaukanals, zum Einsatz. Im Bereich der 82 WStLA, M. Abt. 236, A 24, Karton 1. Abt. G4-2402/43, vom 12.8.1943 = FSchP. 5b 30/7/43, vom 2.8.1943, Betr.: Barackenaufstellung am Winterhafen zur Unterbringung der Löschbootbesatzung. 34 Stadionbrücke wurde ein weiteres Löschboot stationiert, den der Donaukanal galt auch als Garant für die Löschwasserversorgung des innerstädtischen Kernbereichs. Vom Kanal aus konnte man sowohl die Innere Stadt, wie auch die Bezirke 3 und 9 sowie große Teile des 2. und 20. Bezirks günstig mit Löschwasser versorgen. Nach dem Einsetzen der Luftangriffe ordnete das Oberkommando der Wehrmacht einen weiteren Ausbau des Abschnitts XVII (Hafen), wegen der überragenden Bedeutung des Wiener Hafens für den Ölumschlag, an. In diesem Zusammenhang wurde der Hafenbereich auch zum Einsatzschwerpunkt des Wiener FE-Dienstes erklärt. Auf dem Gelände der Rennbahn in der Freudenau und bei der Freudenauer Hafenstraße, ebenso wie an der Seitenhafenstraße wurden zusätzliche Wohn- und GeräteBaracken für den FE-Dienst und die Luftschutzpolizei errichtet. Hier begann man im Spätsommer 1944 mit der Errichtung zweier gegen Bombensplitter geschützter Fahrzeugunterstände. Diese sollten die wertvollen Löschfahrzeuge während des Bombardements Schutz bieten. Dies war nötig geworden, da die Einrichtungen des Hafens bei fast bei jeden Angriff im Bombenhagel der angreifenden Geschwader lagen. Beide Fahrzeugunterstände bestanden aus je sieben Fahrzeugboxen, die in einem Abstand von zwei Metern nebeneinander lagen. Die Unterstände wurden mit einer Wandstärke von 50 Zentimeter Stahlbeton ausgeführt und boten jeweils Platz für zwei Löschfahrzeuge, so dass in jeder Reihe 14 Fahrzeuge splittersicher untergestellt werden konnten. Die einzelnen Stände wurden zusätzlich noch durch eine massive Erdaufschüttung untereinander, zu einem massiven Ganzen, verbunden. Ein dieser Fahrzeugunterstände kam zwischen dem Hafenbecken des Winterhafens und der Freudenauer Hafenstraße, unweit des heute nicht mehr bestehenden Gasthauses „Arche Noah“ zur Ausführung. Die zweite Anlage wurde an der Seitenhafenstraße, zwischen dem Straßenzug der Hafen-Zufahrtsstraße und der Freudenauer-Hafenstraße sowie der Helling-Straße errichtet.83 Die hier stationierten Kräfte der Luftschutzpolizei hatten bei den Luftangriffen, ebenso wie die Männer der FE-Abteilung 35, der früheren FEBereitschaft XVII/1, immer wieder einen hohen Blutzoll zu entrichten gehabt. Gleiches galt auch für die auf der anderen Seite der Donau, im Bereich der Lobau, wo die Schutzobjekte Raffinerie, Großtanklager und Öl Hafen lagen, stationierte Kompanie der Feuerschutzpolizei-Abteilung (mot.) 3. 83 AdR, Gr.05, Reichsbauamt Wien. Reichsbauamt Wien-Ost Zl.: 5.248/44 vom 15.7.44, Kostenvoranschlag. Hier auch ein Schreiben des Polizeipräsidenten S. Lu/c-5480/44, vom 7.4.1944, Betr.: Bau von Mannschafts- u. Fahrzeugbaracken im Winterhafen. 35 Letzte Anstrengungen Gegen Ende des Jahres 1943 übertrug sich die allgemeine Hektik die in allen Bereichen des Luftschutzes herrschte, auch auf die Feuerschutzpolizei. Oberst der Feuerschutzpolizei Ing. Stanzig absolvierte im November eine zweiwöchige Informationsreise nach Essen in das damals bereits schwer vom Luftkrieg geprüfte Ruhrgebiet zur dortigen zur Feuerschutzpolizei. Danach war noch eine Unterweisung beim Befehlshaber der Ordnungspolizei in Münster vorgesehen. Zur selben Zeit überprüfte der Generalinspekteur für das Feuerlöschwesen, Generalmajor der Polizei Rumpf, mehrere Feuerlöscheinheiten im Wehrkreis XVII. So fand am 15. und 16. November 1943 auch die Besichtigung der Feuerschutzpolizei in Wien statt. Bei dieser Gelegenheit bezeichnete der Generalinspekteur die Wiener Feuerschutzpolizei als eine der besten des Reiches. Männer der Feuerschutzpolizei füllen am 1. November 1943 den neuerrichteten Löschteich vor dem Rathaus. Foto: Bundesarchiv Zu dieser Zeit arbeitete man mit großem Nachdruck an der Errichtung einer unabhängigen Löschwasserversorgung, hatte man doch die Brandkatastrophen von Hamburg, Darmstadt und Kassel noch deutlich vor Augen. Aufgrund der bösen Erfahrungen mit dem Feuersturm in Hamburg legte man in Wien den Schwerpunkt aller Anstrengungen im Bereich des Luftschutzbaues auf den Ausbau einer von der städtischen Wasserversorgung unabhängigen Versorgung mit Löschwasser. Denn über 36 die Abhängigkeit von der Ersten- und Zweiten Hochquell-Wasserleitung und deren Empfindlichkeit gegen Luftangriffe war man sich wohl bewusst. Durch die Konzentration aller Anstrengungen auf diesem Bereich erreichte man eine Spitzenposition unter allen deutschen Städten. Erst die fehlende Baukapazität lies im Herbst des Jahres 1944 dieses Programm, ebenso wie den übrigen Luftschutzbau, zum Erliegen kommen. Im Sommer 1943 widmete man der Aufteilung der Brandschutzkräfte im Stadtkern besondere Aufmerksamkeit. Als besonders schwierig erwies es sich hier die benötigten Unterkünfte und Einstellmöglichkeiten für die Feuerwehrfahrzeuge zu finden. Eine Lösung dieser Problematik fand sich unter anderem in der Unterbringung von Feuerlöschkräften in den öffentlichen Kulturbauten. So kam es 1943 in den beiden Museen an der Ringstraße zur Stationierung von Löschzügen der FE-Bereitschaft VIII/2 (FEBereitschaft 16). Die Löschzüge hatte man aus dem als wenig gefährdet angesehenen Gebiet, in diesem Fall aus dem Bereich des Abschnittskommando VIII in Kalksburg, abgezogen.84 Sowohl im Kunst- wie auch im Naturhistorischen Museum standen nun je ein FE-Zug, mit jeweils zwei Löschfahrzeugen des Typs LF 25, bereit. Anfänglich wurde diese Maßnahme von der Museumsleitung als ein wesentlicher Vorteil im Falle eines Angriffs begrüßt. Als dann die Bombardements immer mehr zunahmen, änderten die Museumsleute allerdings ihre Meinung zu diesem Thema. Mit vordergründigen und an den Haaren herbeigezogenen Argumenten versuchte man die Löschkräfte wieder aus den Museumsbauten zu vertreiben.85 Weitere Differenzen zwischen den Dienststellen des Kulturbereichs und der örtlichen Luftschutzleitung entstanden über die Errichtung von Löschteichen in unmittelbarer Nachbarschaft der Museumsgebäude. Denn die Direktoren fürchteten um die Beschädigung des ihnen anvertrauten Kunstgutes, soweit es nicht schon ausgelagert war, durch das Löschwasser. Doch die Frage wie ein möglicher Großbrand ohne Wasser gelöscht werden sollte, konnte letztlich auch von Seiten der Museumsdirektion nicht schlüssig beantwortet werden. Noch vor dem Beginn der Luftangriffe auf den Gau Wien versuchte man die Feuerlöschkapazität der FE-Bereitschaften zu erhöhen, indem die dritten Züge der Bereitschaften, welche eigentlich für die Gasabwehr vorgesehen waren, auf Anhängern montierte Tragkraftspritzen zugeteilt erhielten. Damit waren nun auch die Entgiftungszüge für den Löscheinsatz geeignet. Doch der praktische Gewinn war jedoch geringer als man es sich erhofft hatte, da das Personal der Entgiftungszüge schon bisher weitgehend als 84 ÖStA-AdR, Gr.02, BMUK, Kunstangelegenheiten, Karton 164 und 170, Aktenplanzahl 15 B 1. Unterkünfte für F. u. E. Kräfte, Zl.: 3131-1944, 3770-1944, 3798-1944 und 4038-1944. 85 Ebd. Naturhistorisches Museum Zl.: 199-1945, (Der RStH. in Wien, Z/GK-199-b/45, vom 9.1.1945) und Zl.: 680-1945 (Der Polizeipräsident in Wien als örtlicher Luftschutzleiter, S Lu./a5483/45, vom 5.2.1945). 37 Personalreserve für die Auffüllung der Löschzüge herhalten musste. Von nun an blieben die Löschzüge chronisch unterbesetzt. Sechs Bereitschaften hatte man für einen Einsatz außerhalb von Wien bestimmt und auch dementsprechend ausgestattet. Es handelte sich um jeweils eine Bereitschaft aus den Abschnitten I, IV, VII, X, XIII und XVI. Diese FE-Bereitschaften I/1, IV/1, VII/1, X/1, XIII/1, XVI/1, die späteren FEBereitschaften 1, 11, 13, 20, 26 und 32 wurden ausbildungsmäßig auf Einsätze außerhalb Wiens vorbereitet. Alle diesen Bereitschaften angehörenden Feuerwehrmänner erhielten zusätzliche persönliche Bekleidung und Ausrüstung, damit sie über längere Zeiträume überörtlich eingesetzt werden konnten.86 Aufgrund der Erfahrungen bei den ersten Luftangriffen wurden im Mai 1944 bei allen Löschfahrzeugen die Zahl der Verteilerstücke, Strahlrohre und Standrohre erhöht. Diese zusätzliche Ausrüstung sollte besonders den Selbstschutzkräften bei der Brandbekämpfung zugutekommen. Denn für die Bedienung dieser zusätzlichen Strahlrohre sollten auch Luftschutzwarte oder ähnliches Hilfspersonal herangezogen werden. Als eine der letzten Maßnahmen ordnete man im Juli 1944 die Aufstellung von Sanitätstrupps für jede Feuerwache an.87 Eine weitere Verstärkung versprach man sich durch den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehren aus den umliegenden Gemeinden. Daher konnte der Polizeipräsident, zur Ergänzung der Luftschutzorganisation des Gaues Wien, bei Bedarf selbstständig auf die Feuerwehrbereitschaften Niederdonau 6 (Bruck/Leitha) und 11 (Korneuburg) sowie 23 (Tulln) zugreifen. Analog zum FE-Dienst in Orten mit Luftschutzpolizei (Luftschutzorte I. Ordnung) hatte man bereits 1943 in Niederdonau 29 FeuerwehrBereitschaften aufgestellt. Diese aus den Freiwilligen Feuerwehren gebildeten Bereitschaften für einen überörtlichen Einsatz bestanden jeweils aus zwei bis drei Löschzüge. Jeder Zug bestand wiederum aus drei Löschgruppen, ausgestattet mit leichten und schweren Löschgruppenfahrzeugen moderner Bauart. Ein Einsatz dieser leistungsfähigen Einsatzkräfte im großen Stil scheiterte dann in der Folge am fehlenden Treibstoff.88 Dadurch blieb auch der Einsatz dieser Nachbarschaftshilfe eher die Ausnahme. Obwohl diese vorbeugende Maßnahme für Wien nicht voll zum Tragen kam, wirkte sich allein das Vorhandensein einer jederzeit verfügbaren Reserve letztlich doch positiv in der Kräftebilanz aus. 86 Kommandobefehl der FSchP 9/1944 vom 26.4.1944, Ziffer 17.) 1c VI.6/IV. Kommandobefehl der FSchP 9/1944 vom 26.4.1944, Ziffer 3.) 1a VI. Für die Situation in Wien sind die Kommandobefehle der Feuerschutzpolizei Wien, die sich im ÖStA-AdR überliefert haben, eine Quelle ersten Ranges. 88 Hier wäre auf die entsprechenden Abschnitte bei Günter Schneider und Dr. Hans Schneider in „Das Feuerwehrwesen in Niederösterreich von 1938 bis 1945“ hinzuweisen in: Joachim Rössl, Günter Schneider, Hans Schneider, Peter Zawrel, Das große Niederösterreichische Feuerwehrbuch, Wien u. München 1986. 87 38 DIE GLIEDERUNG DER FEUERSCHUTZPOLIZEI IM SOMMER 1944 Kommando der Feuerschutzpolizei mit den vier Gruppenkommandos Mitte, Süd, West und Ost. Gruppenkommando Mitte mit den Abschnitten I bis V verfügten über 10 FE-Bereitschaften. Gruppenkommando Süd mit den Abschnitten VI bis IX verfügten über 9 FE-Bereitschaften und 3 Freiwillige Feuerwehr-Bereitschaften. Gruppenkommando West mit den Abschnitten X bis XIII verfügten über 8 FE-Bereitschaften und 2 Freiwillige Feuerwehr-Bereitschaften. Gruppenkommando Ost mit den Abschnitten XIV bis XVII verfügten über 8 FE-Bereitschaften und 1 Freiwillige Feuerwehr-Bereitschaft. Gruppen, Abschnitte, Wachen und Freiwillige Wehren______________________ ______ FSchP.-GruppenKommando FSchP.-Abschnittskommandos MITTE 1., Renngasse 3 Abschnitt I 1., Am Hof 10 FSchP.-Wachen Zentrale Rathaus Abschnitt II 3., Rochusgasse 19 Landstraße Abschnitt III Kettenbrückeng. 9 Margareten Abschnitt IV 7., Hermanngasse 24 SÜD Abschnitt VI 6., Linke Wienzeile 184/186 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Mariahilf Neubau Abschnitt V 9., Fürstengasse 1 Boltzmanng. 11., Enkplatz 4 Kaiserebersdorf Zug Grp. " " " " " " " " " " " " " " " " " " Favoriten Rudolfshügel Grp. Kledering " Leopoldsdorf " Rothneusiedel " Unterlaa Abschnitt VII 10., Sonnwendgasse 14 39 Schwechat Albern Ebergassing Fischamend Dorf Fischamend Markt Gramatneusiedl Himberg Klein Neusiedl Mannswörth Maria Lanzendorf Moosbrun Oberlanzendorf Pellendorf Rannersdorf Rauchenwarth Schwadorf Unterlanzendorf Velm Wienerherberg Zwölfaxing FSchP.-GruppenKommando noch SÜD FSchP.-Abschnittskommandos FSchP.-Wachen Abschnitt VIII 25., Kalksburg, Jesuitenkollegium Abschnitt IX 12., Herthergasse 28 WEST 2., Würthgasse 5-9 Zug Brunn am Gebirge " Liesing " Maria Enzersdorf " Mödling Grp. Achau " Atzgersdorf " Biedermannsdorf " Breitenfurt " Dornbach " Erlaa I " Erlaa II " Gaaden " Gießhübl " Grub " Gumpoldskirchen " Guntramsdorf " Hennersdorf " Hinterbrühl " Inzersdorf Ort " Inz.Triesterstr. " Kalksburg " Kaltenleutgeben " Laab im Walde " Laxenburg " Mauer " Münchendorf " Perchtholdsdorf " Rodaun " Siebenhirten " Sittendorf Grp. Sparbach " Sulz im Wienerwald " Vösendorf " Weißenbach " Wiener Neudorf " Wöglerin Altmannsdorf St. Veit Speising Wienerberg Abschnitt X 16., Lerchenfeldpl. 12 (Heute J.N. Bergerplatz) Ottakring Steinhof Abschnitt XI 15., Schanzstraße 6-10 Breitensee Penzing Abschnitt XII 18., Bischof Faberplatz. 1 Grp. Hadersdorf " Purkersdorf " Weidlingau Czartoryskischlößl Dornbach Währing Abschnitt XIII 19., Würthgasse 5-9 OST 2., Reichsbrückenstraße 19 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Döbling Grinzing Kahlenbergerdorf Neustift am Walde Nußdorf Abschnitt XIV 20., Brigittaplatz 11-13 Brigittenau Abschnitt XV 2., Ausstellungsstraße 399 Donaustadt Prater 40 Zug Klosterneuburg Grp. Gugging " Höflein " Kierling " Kritzendorf " Weidling " Weidlingbach FSchP.-GruppenKommando noch OST FSchP.-Abschnittskommandos FSchP.-Wachen Abschnitt XVI 21., Kretzgasse 3 Floridsdorf Aspern Leopoldau Stadlau Strebersdorf Abschnitt XVII 2., Hafenstraße, Speicher IV Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Grp. Andlersdorf " Bisamberg " Breitenlee " Enzersfeld " Eßling " Flandorf " Franzensdorf " Gerasdorf " Glinzendorf " Groß Enzersdorf " Großhofen " Hagenbrunn " Klein Engersdorf " Königsbrunn " Langenzersdorf " Mannsdorf " Mühlleiten " Oberhausen " Probstdorf " Raasdorf " Rutzendorf " Schönau " Seyring " Stammersdorf " Süßenbrunn " Wittau Winterhafen Die Tabelle zeigt die Organisation der Feuerschutzpolizei in Wien, im Rahmen des FE-Dienstes, mit Stand vom 15. August 1944. Damals, im Hochsommer des Jahres 1944, hatte man in Wien den höchsten Stand der Einsatzbereitschaft erreicht. Nach diesem Zeitpunkt waren die Substanzverluste durch die Fliegerangriffe höher als die Neuzugänge an Menschen und Material. Jeglicher darüber hinausgehender, überörtlicher Einsatz von Feuerwehrkräften musste vom Polizeipräsidenten in seiner Eigenschaft als „Örtlicher Luftschutzleiter“ besonders beantragt werden. Dazu zählten die mobilen militärischen Löschkräfte, die motorisierten LS-Abteilungen der Luftwaffe, die beim Luftgaukommando XVII in Wien anzufordern waren. Daneben gab es noch zusätzliche LS-Regimentsstäbe, die als örtliche Führungsorgane für den Einsatz der LS-Abteilungen der Luftwaffe fungierten. In der Mehrzahl der Fälle wurden diese Kräfte, entsprechend der Lage, bereits „von Amts wegen“ zum Einsatz befohlen. Die der Ordnungspolizei unterstehenden, motorisierten Feuerschutzpolizeiabteilungen mussten hingegen über den „Inspekteur“ (später „Befehlshaber“) der Ordnungspolizei in Wien erfolgen. Einige Kompanien der im BdO-Bereich Wien eingesetzten FSchP.-Abt. (mot.) 3 hatten jedoch fixe Schutzaufträge, wie beispielsweise den Öl-Hafen in der Lobau oder das Erdölgebiet um Zistersdorf. In diesem Fall schritten diese Löschkräfte bei einem Luftangriff auf ihr Schutzobjekt selbstständig ein. 41 Die Kriegsgliederung des FE-Dienstes 1944/45 Im Rahmen des Feuerlösch- und Entgiftungsdienstes standen die Berufsfeuerwehrmänner der Feuerschutzpolizei Seite an Seite mit den dienstverpflichteten in- und ausländischen Luftschutzpolizisten im Einsatz. Dazu kamen dann noch die zahlreichen Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren im Reichsgau Wien. Außer diesem, vorrangig mit der Bekämpfung des Feuers betrauten, Personenkreis wirkten auch noch eine beträchtliche Anzahl von Personen und Organisationen beim Brandschutz im Rahmen der Luftschutzorganisation mit. Neben Soldaten aller Wehrmachtsteile standen auch Milizangehörige, sowohl deutscher- als auch ausländischer Staatsangehörigkeit, und Schutzpolizisten im Löscheinsatz. Auch zahlreiche Zivilpersonen beteiligten sich an der Brandbekämpfung. Diese höchst unterschiedlichen Gruppierungen waren zum Teil freiwillig, zum größeren Teil jedoch gezwungenermaßen, als „Dienstverpflichtete“ in diesen Funktionen tätig. Dabei reichte die Organisationsform von straff militärisch organisiert, bis hin zu einem lockeren Zusammenschluss in Form einer Notgemeinschaft. Allen diesen Löschkräften war gemeinsam, dass sie während und unmittelbar nach einem Fliegerangriff unter dem Befehl des Polizeipräsidenten standen. Der Polizeipräsident von Wien übte diese Leitungsfunktion Kraft seiner Dienststellung als der örtliche Luftschutzleiter von Wien aus. Das Unterstellungsverhältnis aller Einsatzkräfte begann mit der Auslösung des Fliegeralarms. Ab diesem Zeitpunkt standen alle Einheiten im Rahmen der Luftschutzorganisation zur Verfügung des örtlichen Luftschutzleiters. Dieser konnte über diese Einsatzkräfte für den Zeitraum der Schadensbekämpfung, aber auch zur vorrangigen Beseitigung der Schäden nach einem Luftangriff, verfügen. Innerhalb der Brandschutzkräfte hatte die Feuerschutzpolizei eine wichtige Funktion in Bezug auf die Organisation und Ausbildung. Darüber hinaus bildete sie auch den harten Kern des im Jahr 1943 aufgestellten Feuerlösch- und Entgiftungsdienstes (FE-Dienst). Nur mit Hilfe dieser Kerntruppe konnte diese militarisierte Form der Feuerwehr, mit Hilfe von Ergänzungskräften aus dem Stand der Luftschutzpolizei, in kürzester Zeit auf „Kriegsstand“ gebracht werden. Doch trotz der grundsätzlichen Änderung der Struktur des Brandschutzes im Rahmen der der Luftschutzorganisation änderte sich während der angriffsfreien Zeit in Sachen Brandschutz nur wenig. Die Feuerschutzpolizei verblieb als städtische Berufsfeuerwehr nach wie vor im Verband der Gemeindeverwaltung und unter der Oberhoheit des Bürgermeisters. Allerdings unterstand sie als Teil der Schutzpolizei gleichzeitig auch, über das „Hauptamtes Ordnungspolizei“ dem Innenministerium und zählte daher zum Polizeivollzug. Zusätzlich kam nun im Falle des Luftkriegseinsatzes die zeitliche Unterstellung unter dem Polizeipräsidenten dazu. Dadurch ergab 42 sich letztlich eine dreifache Unterstellung, wobei diese Überorganisation auch nicht ohne Konflikte blieb. Kriegsbedingt konnte sich dann in solchen Fällen letztlich der „Örtliche Luftschutzleiter“ durchsetzen. Doch die Abgrenzung zwischen der Friedensorganisation „Feuerschutzpolizei“ und der Einsatzorganisation „FE-Dienst“ blieb ein ständiges Problem. Die Funktion des örtlichen Luftschutzleiters in Wien wurde vom Polizeipräsidenten, SS- Brigadeführer Dr. Gotzmann, in Personalunion wahrgenommen.89 Dr. Gotzmann, damals bereits ein älterer und von Rheuma und Gicht geplagter Polizei-Jurist bediente sich für diese Aufgabe des Kommandos der Schutzpolizei in Wien, welches als Führungsorgan in allen Agenden des Luftschutzes tätig war.90 Da auch die Kommandeure der Schutzpolizei in Wien durchwegs ältere Polizeioffiziere waren, die unmittelbar vor ihrer Pensionierung standen, war die eigentliche Führungspersönlichkeit innerhalb der Luftschutzorganisation der Chef des Stabes im Kommando der Schutzpolizei. Zu den Brandschutzkräften gehörten neben dem FE-Dienst auch die Werksfeuerwehren und die damit vergleichbaren Löscheinheiten der Wehrmacht. Zu dieser Kategorie zählten auch die vielen, gut ausgerüsteten, Brandschutzkräfte im Rahmen des Werksluftschutzes (WLS). Des Weiteren gab es noch die sogenannten Schnellkommandos der Schutzpolizei und die Löschgruppen der diversen nationalsozialistischen Organisationen. Die zuletzt genannten Gruppen waren jedoch nur zu einem ganz geringen Teil motorisiert und konnten daher nur stationär wirken. Zu den im Bedarfsfall zugeteilten und überörtlich bereit gehaltenen mobilen Kräften gehörten in erster Linie die motorisierten Luftschutzabteilungen der Luftwaffe. Die LS-Abt. (mot.) waren aus den zu Kriegsbeginn aufgestellten Sicherheits- und Hilfsdienst- Abteilungen (S.H.D.Abt.) hervorgegangen, welche damals noch eine feste örtliche Zuordnung hatten. Daneben gab es dann auch noch motorisierte FeuerschutzpolizeiAbteilungen der Ordnungspolizei, die ebenfalls für einen überörtlichen Einsatz vorgesehen waren. Der Einsatz der Feuerlöschkräfte bei den Angriffen Die nachstehende Übersicht zeigt den Feuerwehreinsatz im Rahmen der Luftschutzorganisation und nennt sowohl die Angriffstage und den jeweiligen Einsatz an Feuerlöschkräften. Das Brandgeschehen klassifizierte 89 SS-Brigadeführer, Mitglied des Reichstages, Dr. jur. Leo Gotzmann (geboren am 14.7.1893 in Olmütz, gestorben am 6.12.1945, im Internierungslager Zuffenhausen bei Stuttgart). Dr. Gotzmann folgte am 6.1.1941 dem verstorbenen Steinhäusl als Polizeipräsident nach. 90 Dem Kommando der Schutzpolizei in Wien unterstanden vier Gruppenkommandos (Sgk.) und 16 Abschnittskommandos (Sak.). Sowohl in den Gruppen-, wie in den Abschnittskommandos waren die diversen Sachbearbeiter für das Arbeitsgebiet LS integriert. 43 man damals in Großbrände/mittlere Brände/leichte Brände. Von einem Großbrand sprach man, wenn mindestens zwei Löschzügen mit jeweils vier Löschfahrzeugen im Einsatz waren. Ein Mittelbrand war ein Feuer von erheblicher Heftigkeit oder Ausdehnung, zu deren Bekämpfung jedoch ein Löschzug ausreichte. Als Kleinbrand bezeichnete man einen Brand mit geringem Umfang, oder auch ein größeres Feuer von dem jedoch keine unmittelbare Gefahr ausging. Der Einsatz des FE-Dienstes bei Luftangriffen FE = Feuerlösch- u. Entgiftungsdienst (Ber. = Bereitschaft, Zg. = Zug, Grp. = Gruppe) WLS = Werksluftschutz Lö.= Lösch Wehrm. = Wehrmacht Fw. = Feuerwehr FFw. = Freiwillige Feuerwehr FSchP. = Feuerschutzpolizei-Abteilung (mot.) 3 LS 36 = LS-Abteilung der Luftwaffe (mot.) 36 LS 43 = LS-Abteilung der Luftwaffe (mot.) 43 1 FSchP. = Eine Kompanie der FSchP.-Abteilung 1 LS = Eine Kompanie der LS-Abteilung 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 05.09.42 01.10.43 17.03.44 12.04.44 23.04.44 24.05.44 29.05.44 30.05.44 16.06.44 26.06.44 08.07.44 16.07.44 26.07.44 22.08.44 23.08.44 28.08.44 10.09.44 14.09.44 07.10.44 11.10.44 13.10.44 17.10.44 01.11.44 03.11.44 05.11.44 06.11.44 07.11.44 17.11.44 18.11.44 19.11.44 02.12.44 03.12.44 06.12.44 11.12.44 18.12.44 27.12.44 Brände 0/0/0, kein Einsatz, nächtlicher Bombenwurf Brände 0/0/0, kein Einsatz Brände 0/0/6, 1 FE-Zg, 1 FE-Grp., 1 FFw. Brände 0/1/0, 8 FE-Ber. Brände 0/1/0, 2 FE-Ber., 1 FFw.-Ber. Brände 0/1/0, 3 FE-Ber. Brände 3/7/0, 9 FE-Ber. Brände 0/0/0, kein Einsatz Brände 7/5/10, 2 FE-Ber., 4 Lö.-Grp., 2 Zg. WLS-Fw., 1 FSchP., 1 LS 36 Brände 7/14/53, 25 FE-Ber., 1 FFw., 1 WLS-Fw., 2 FSchP., LS 36 Brände 3/7/7, 19 FE-Ber., 2 FSchP., LS 36 Brände 4/37/150, 27 FE-Ber., 6 FFw., 1 LS 36 Brände 0/5/1, 3 FE-Ber., 3 FFw., 6 WLS-Fw Brände 0/1/0, 1 FE-Ber., 2 FE-Zg, 1 FSchP. Brände 3/7/9, 10 FE-Ber., 1 FFw.-Ber., 3 WLS-Fw., 1 FSchP. Brände 0/0/0, kein Einsatz Brände 9/62/42, 25 FE-Ber., 1 FFw, 1 WLS-Fw., 1 LS 36, 2 FE-Zg., 1 FE-Ber. Brände 0/0/1, kein Einsatz, russischer Nachtangriff Brände 5/10/3, 6 FE-Ber., 2 FSchp. Brände 1/3/9, 6 FE-Ber., 3 WLS-Fw., 1 FFw. Brände 2/5/3, keine Angaben Brände 1/6/12, 9 FE-Ber., 1 LS 43 Brände 0/3/4, 2 FE-Ber., 1 FE-Zg., 2 WLS-Fw., 1 Lö-Boot Brände 0/3/4, 6 FE-Zg. Brände 37/130/297, 39 FE-Ber.,1 Lö.-Boot,LS36,LS43,2 Wehrm.Lö.Grp.,1 FE-Ber., 5 FFw Brände 3/19/51, 10 FE-Ber.,7 WLS-Fw.,1 FSchp.,50 Mann Ausb.-Ber. Donau-Alpenland Brände 0/0/0, kein Einsatz Brände 0/4/9, 4 FE-Ber., 1 FE-Zg., 2 FE-Grp, 1 Lö-Boot Brände 0/14/10, 6 FE-Ber., 1 Lö.-Boot Brände 1/1/0, 2 FE-Ber., 1 Lö-Boot, 1 FSchp. Brände 1/7/60, 5 FE-Zg. Brände 1/3/4, 5 FE-Ber., 1 FE-Zg., 1 Lö.-Boot Brände 0/0/0, kein Einsatz, amerikanischer Tiefangriff mit Bordwaffen Brände 16/45/71, 19 FE-Ber.. 5 FE-Zg., 3 FFw., 6 WLS-Fw., 1 FSchP. Brände 0/2/1, 2 FE-Ber., 2 FE-Zg. Brände 0/1/1, 4 FE-Zg. 44 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 *** ** 15.01.45*** 21.01.45*** 31.01.45*** 07.02.45 08.02.45 13.02.45** 14.02.45 15.02.45** 19.02.45 20.02,45 21.02.45 22.02.45** 02.03.45 12.03.45 15.03.45 16.03.45 20.03.45 21.03.45** 22.03.45** 23.03.45 30.03.45** 03.04.45 04.04.45 Brände 17/41/13, keine Angaben zum Einsatz Brände 3/9/8, keine Angaben zum Einsatz Brände 0/0/0, keine Angaben zum Einsatz Brände 4/11/10, 15 FE-Ber. Brände 3/12/9, 8 FE-Ber. Brände 7/15/12, keine Angaben zum Einsatz Brände 0/4/1, keine Angaben zum Einsatz Brände 6/11/10, 5 FE-Ber., 19 FE-Zg., 3 FE-Grp., 3 FFw. Brände 5/5/9, 10 FE-Ber., 6 FFw., 2 Zg. LS 36 Brände 1/5/5, 3 FE-Ber., 2 FE-Grp., 1 Wehrm.Lö-Zg., 1 LS 36 Brände 9/30/20, keine Angaben zum Einsatz Brände 0/0/0, kein Einsatz Brände 0/0/0, kein Einsatz Mehrere Großbrände, keine Angaben zum Einsatz Brände 0/5/3, 10 FE-Zg., 3 FFw., 1 Lö.-Boot, 50 Mann FSchp. Brände 3/2/1, 7 FE-Ber., 7 FE-Zg.,(2 FE-Zg. nach Korneuburg) Brände 0/0/0, (3 FE-Ber. nach Korneuburg) Brände 2/2/4, keine Angaben zum Einsatz Brände 7/19/31, 26 FE-Ber., 1 FFw., 3 Wehrm.Lö-Grp., 1 FSchp. Brände 0/0/0, kein Einsatz Keine Angaben Keine Angaben, russische Tiefangriffe Keine Angaben, russische Tiefangriffe Angaben nach den Schlußmeldungen des BdO Wien. Angaben nach den Lagemeldungen des BdO Wien. Die Angaben über die Anzahl und die Einstufung der Brände sowie über den Kräfteansatz wurden, soweit nicht anders gekennzeichnet, den geheimen LS-Schadensmeldungen (Schlussmeldungen) des Polizeipräsidenten von Wien entnommen. Stellt man den Umfang der jeweils eingesetzten Feuerwehreinheiten der Anzahl der Brände, klassifiziert nach Groß-, Mittel- und Kleinbränden, gegenüber, so sieht man deutlich, dass der Einsatz des FE-Dienstes weit über dem eigentlichen Löschangriff hinaus ging. Deutlich zeigt die Auflistung auch die sekundäre Rolle der überörtlichen Einsatzkräfte bei den Angriffen. Allerdings ist hier zu erwähnen, dass eine Kompanie der FSchP-Abt. (mot.) 3 ständig, als ein Teil des Hafenluftschutzes, für den Bereich jenseits der Donau zuständig war. In diesem sensiblen Gebiet befanden sich nicht nur der Öl-Hafen und das Großtanklager der WIFO sondern auch die Raffinerie Lobau, alles Ziele die bei den alliierten Luftwaffen in der ersten Kategorie gereiht waren. Als die Luftangriffe einsetzten war der Feuerwehreinsatz in seiner Stärke wesentlich überzogen. So waren an den vier Angriffstagen in den Monaten Juni und Juli nicht weniger als 27, 25, 23 und 19 FE-Bereitschaften eingesetzt. Dies bedeutete bei den damals noch eng begrenzten Angriffen von geringer Intensität, wo nie mehr als zwei Feuerschutzpolizei-Abschnitte direkt betroffen waren, einen durchschnittlichen Einsatz von 2000 bis 2600 Feuerwehrmännern. Zusätzlich kam es in dieser Anfangsphase des Luftkrieges auch noch zu einem massiven Einsatz von überörtlichen Einsatzkräften, da neben der Feuerschutzpolizei-Abteilung (mot.) 3 auch noch die LS-Abteilung (mot.) 36 der Luftwaffe eingesetzt worden war. Doch 45 die immer zahlreicher und stärker werdenden Angriffe und vor allem der immer stärker werdende Mangel an Treibstoffen erzwangen bald einen ökonomischeren Einsatz der Hilfskräfte und führten zu einem den Verhältnissen besser angepassten Einsatz des FE-Dienstes. 1944 waren der 10. September und der 5. November die Angriffstage mit dem größten Kräfteeinsatz. Und im Jahr 1945 waren der 15. Jänner sowie der 12. und der 22. März die herausragenden Angriffstage. Den absoluten Höhepunkt des Feuerwehreinsatzes hatte man bereits am 5. November 1944, mit 39 FE-Bereitschaften, erreicht, was einem Einsatz von mehr als 4000 Mann entsprach. Im Jahr 1945 stieg die Zahl der Einsätze stark an und die Abstände zwischen den einzelnen Angriffen wurden immer kürzer, was Straffung des Kräfteansatzes erforderlich machte. Nun forcierte man den zugsweisen Einsatz, was ökonomischer war und auch mehr der bewährten Feuerwehrtaktik entsprach. Hilfeleistungen außerhalb des Gaues Groß-Wien gab es nur am 16. und 20. März 1945, als zwei FE-Züge bzw. drei FEBereitschaften in Korneuburg aushalfen. Am 22. März 1945 kam es dann zum letzten Großeinsatz des Krieges, mit 26 FE-Bereitschaften, die zusammen rund 2700 Feuerwehrmänner zum Einsatz brachten. Für den schweren Angriff vom 12. März 1944, der die größten Personenschäden in Wien forderte, liegen leider keine amtlichen Angaben vor. An diesem Tag gab es zwar schwerste Schäden im Bereich der Inneren Stadt, so wurde an diesem Tag auch die Hauptfeuerwache total zerstört. Eine erste Meldung der Schutzpolizei nannte 135 total zerstörte Wohnhäuser und weitere 339 waren schwer getroffen, allerdings hielt sich das Brandgeschehen an diesem Tag in Grenzen. Es kam auch zu einigen Großbränden, wie jener der Staatsoper sowie des benachbarten Phillipund Heinrichs-Hofs sowie im Bereich des Donaukanals, die sich in der Erinnerung der Bevölkerung tief eingeprägt hatten. Schwierigkeiten bei der Brandbekämpfung gab es durch den Mangel an Löschwasser, bedingt durch empfindliche Schäden an den Wasserverteilungsanlagen sodass weite Gebiete der Stadt ohne Wasser waren. So musste beispielsweise das Löschwasser über eine Schlauchleitung vom Donaukanal her, bis zu den Brandstellen bei der Oper, gepumpt werden. Die Feuerwachen im Bombenhagel Mit dem Einsetzen der Angriffe war natürlich auch die Infrastruktur der Luftschutzorganisation betroffen. So lagen ab dem 12. April 1944 vorerst die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehren im Bombenhagel, wo es bei jedem Angriff Gebäudeschäden gab. Später dann, ab dem 16. Juni, waren auch die Feuerwachen des FE-Dienstes betroffen. An diesem Tag erhielt die Hauptfeuerwache Floridsdorf einen Volltreffer der erheblichen Schaden anrichtete. Die Bombeneinschläge in den Feuerwachen verursachten neben dem Ausfall von Löschfahrzeugen und Gerät auch 46 immer langfristige Störungen bei den drahtgebundenen Nachrichtenverbindungen. Dies war besonders problematisch, da die ungenügenden Kapazitäten bei den einschlägigen Industriebetrieben bis zum Kriegsende eine befriedigende Ausstattung der Luftschutzorganisation mit Funkgeräten verhinderten. Brennende Öltanks nach einem Luftangriff. Foto: Sammlung Schirer Während der Sommermonate gab es Gebäudeschäden an den Feuerwachen Winterhafen, Brigittenau und Margareten zu verzeichnen. Der erste massive Schlag gegen die Luftschutzorganisation erfolgte am 10. September 1944, als die offiziellen Stellen erstmals von einem Terrorangriff sprachen. Das Bombardement betraf fast das gesamte Stadtgebiet und zum ersten Mal wurden auch die inneren Bezirke schwer in Mitleidenschaft gezogen. Unter den Schadensstellen in der Inneren Stadt befand sich auch die Feuerwehrzentrale, wo das Archiv der Lichtbildstelle zur Gänze vernichtet wurde. Weitere Bombentreffer mit schweren Gebäudeschäden meldeten auch die Hauptfeuerwachen Döbling und Ottakring, wobei es erstmalig auch zu größeren Fahrzeugverlusten kam. Zwei Löschfahrzeuge mussten als Totalschäden ausgeschieden werden und weitere zehn Fahrzeuge hatten ernsthafte Beschädigungen abbekommen. Schwer wog aber auch der im gesamten Einsatzgebiet gemeldete Ausfall zahlreicher Fernmeldeverbindungen. Im Oktober 1944 waren es die Feuerwachen Winterhafen und Simmering, die schwer getroffen wurden, wobei die Wache im Winterhafen zur Gänze zerstört wurde. Auch die Wachen Leopoldau, Strebersdorf und Mariahilf meldeten bauliche Schäden und die Beschädigung von sechs Löschfahrzeugen. Der 5. November 1944 brachte einen neuen Höhepunkt, als die Hauptfeuerwache Mariahilf einen Volltreffer erhielt und dabei drei Löschfahrzeuge stark beschädigt wurden. Auch die Feuerwachen Währing, Donaustadt, Prater und Stadlau meldeten an diesem Tag luftkriegsbedingte Schäden. Im Monat November kam es dann noch zu weiteren Schadensfällen bei den Wachen Favoriten, Wienerberg und Floridsdorf sowie Donaustadt und Prater, wobei die beiden letzteren nun bereits zum zweiten Mal in diesem Monat betroffen waren. Am 15. 47 Dezember 1944 war es die Hauptfeuerwache Favoriten die schwer getroffen wurde und die Feuerwachen Margareten und Wienerberg meldeten leichte Schäden. Schwechat, 16. Juni 1944. Bomben detonieren, Großbrände wüten. Foto: US Air Force Ab Mitte Dezember trat dann eine wetterbedingte Pause ein, die bis zum 15. Januar 1945 anhielt. Die Entwicklung des Luftkrieges wurde von deutscher Seite nicht nur mit großer Sorge betrachtet, sondern auch genauestens verfolgt. Waren es im Januar 1945 weniger als 3 % aller Einflüge von viermotorigen Bombern ins Reichsgebiet gewesen, die dem Gebiet der Ostmark galten, so steigerte sich dieser Wert im Februar auf über 16 %. Im Einzelnen galten im ersten Monatsdrittel 14 % aller Einflüge Objekten in der Ostmark. Im zweiten Drittel des Monats erhöhte sich dieser Wert sprunghaft auf 25 % um dann im letzten Drittel, durch Schlechtwetter bedingt, auf 10 % zurückzugehen. Damit lag die Ostmark mit 25% aller Einflüge im Reichsgebiet, zu Mitte des Monats Februar, an der zweiten Stelle im Reich, nach Mitteldeutschland mit 31 %, aber noch vor dem Ruhrgebiet mit 20 %.91 In dieser Phase des Luftkrieges kam die Wiener 91 NARA, RG 243, USSBS, Microfilm Library, Mikrofilm T901 roll 2075 (Berlin-USSBS, Miscellaneous 1), frame 21940. Luftwaffenführungsstab Ic/Nr. 3003/45 gKdos. (Wi) vom 24.3.1945, Anlage 4. Räumliche Aufgliederung der 4mot. Angriffe auf das Reichsgebiet Januar/Februar 1945 (nach Dekaden). 48 Luftschutzorganisation hart an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Hätte die 15. US-Luftflotte nicht immer wieder einwöchige Pausen nach ihren Doppel- und Dreifachschlägen eingelegt, so wäre der Kräfteverschleiß der Luftschutzorganisation um ein vielfaches höher gewesen und ein Zusammenbruch des FE-Dienstes wäre, noch vor dem Herannahen der Front, denkbar gewesen. Eine B-17 fliegt am 8. Juli 1944, es war bereits der zweite Luftangriff auf die NOVA, über das Gelände der Raffinerie in Schwechat. Foto: US Air Force Am 15. Januar 1945 gab es den ersten Angriff im neuen Jahr. Wieder fielen die Bomben über die ganze Stadt verstreut, wobei es leichte Schäden an den Feuerwachen Kaiserebersdorf, Landstraße und Stadlau gab. Nachdem sich das Wetter im Monat Februar gebessert hatte kam es zu einem neuen Höhepunkt des Luftkrieges. An fünf Angriffstagen wurden auch Feuerwehreinrichtungen schwer in Mitleidenschaft gezogen. So am 7. Februar 1945 die Feuerwachen Kahlenbergerdorf und Rathaus, am nächsten Tag die Wachen Margareten und Rudolfshügel. An diesem 8. Februar zerstörten mehrere Bomben auch das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Schwechat, wo vier Fahrzeuge verloren gingen und weitere zwei schwer beschädigt wurden. Am 15. Februar 1945 erhielt die Hauptfeuerwache Favoriten einen Volltreffer. Der dadurch entstandene Brand vernichtete das Mannschaftsgebäude und die Fahrzeughalle, samt den darin abgestellten vier Löschfahrzeugen. Weitere Schäden meldeten die Feuerwachen Penzing, Aspern und Floridsdorf. Wie sehr sich der 49 Luftkrieg in diesem Monat gesteigert hatte zeigte sich auch daran, dass die Feuerwache Margareten in diesem Monat dreimal, am 8., 13. und 21., und die Wache Wienerberg zweimal, am 13. und 15. Februar 1945, Schäden abbekommen hatten. Der FE-Dienst beim Löschen von Ölbränden Foto: Sammlung Schirer Der Monat März brachte am 12. den schwersten Schlag für die Feuerwehrorganisation. Die Feuerwehrzentrale wurde an diesem Tag von mehreren Bomben getroffen, wobei die Gebäude am Hof 9 und 10 sowie Tiefer-Graben 4 zerstört wurden. Die ausgefallene Nachrichtenzentrale der Feuerwehr konnte bis zum Kriegsende nicht mehr instandgesetzt werden. Von den anderen Feuerwachen fehlen die Schadensmeldungen zu diesem Katastrophentag. Die Feuerwache Döbling wurde im März gleich zweimal, am 15. und 22. März 1945, von Bomben getroffen und auch die bereits stark zerstörte Hauptfeuerwache Favoriten wurde am 22. März abermals von Sprengbomben getroffen und meldete wiederum schwere Schäden.92 Durch die stark zunehmenden Angriffe stiegen nun auch die materiellen Verluste beängstigend an. Doch der größte Teil der durch die Bombeneinwirkung beschädigten Gerätschaften konnte wieder instandgesetzt werden, sodass die materielle Einsatzbereitschaft des FEDienstes bis zum Tag des Abzuges aus Wien nie ernstlich in Frage gestellt war. Allein aus dem Bestand der Feuerschutzpolizei Wien wurden durch Luftkriegseinwirkung zerstört: 1 Schiebeleiter-Kfz, 1 Straßenbahnrüstwagen, 1 Zillen Wagen, 1 Ventilator Wagen, 1 Tierrettungswagen, 1 Auspumpwagen mit sechs Aggregaten und 2 Lkw sowie 2 Pkw und 1 Motorrad mit Beiwagen, aber auch zwei Beleuchtungsaggregate. Wobei hier zu beachten ist, dass in dieser Auflistung die Verluste an luftwaffeneigenen Fahrzeuge nicht berücksichtigt sind. So schmerzlich die Verluste im Einzelnen auch sein mochten, bei einem Fahrzeugstand in einer Größenordnung von über 250 Fahrzeugen fielen diese Verluste kaum ins Gewicht. 92 Zusammengestellt nach den LS-Schadensmeldungen des Polizeipräsidenten und dem Verwaltungsbericht der Stadtverwaltung für 1944/45. 50 Ebenfalls nicht enthalten sind die Fahrzeugverluste der Freiwilligen Feuerwehren. Auch unter Berücksichtigung der Verluste der Freiwilligen Wehren und der luftwaffeneigenen Fahrzeugen und Geräte des FE-Dienstes war die Einsatzbereitschaft bis zum Tag des Abzuges aus der Stadt gegeben. Von der materiellen Seite ist an der Funktionsfähigkeit der Brandschutzkräfte bis zum letzten Tag nicht zu zweifeln. Der ständige Mangel an Treibstoffen, der für die Einsatzfahrzeuge und die Motorpumpen benötigt wurde, wirkte sich weit mehr aus als die materiellen Verluste die dem FE-Dienst durch die Luftangriffe entstanden waren. Weit empfindlicher als das Material reagierten allerdings die menschlichen Ressourcen. Hier wirkte sich die ständige Überbeanspruchung, aber auch der Mangel an Nahrungsmitteln, letzteres besonders bei den ausländischen Feuerwehrmännern, negativ aus. Ein weiterer nicht zu unterschätzender psychologischer Faktor war, dass sich die im Einsatz stehenden Personen der Aussichtslosigkeit der Lage weit deutlicher bewusst wurden als das für die übrige Bevölkerung galt. Die sich täglich vergrößernde Überlegenheit des Gegners vor Augen, mussten sich selbst die überzeugtesten Parteigänger der Vergeblichkeit ihres Tuns klar werden. Was sich natürlich auf die Moral der Einsatzkräfte negativ auswirkte. Dies war besonders stark beim Behelfspersonal zu bemerken, wo im Unterschied zu den Feuerwehrmännern das berufliche Ethos nicht so ausgeprägt war. Die Personenverluste des FE-Dienstes Es ist nicht leicht aus heutiger Sicht eine genaue Übersicht über die Verluste der bei den Luftangriffen eingesetzten Mannschaften zu erstellen. So zeigt sich bereits bei den Brandschutzkräften ein kaum zu lösendes Problem. So wurden die Angehörigen der Wiener Berufsfeuerwehr (FSchP) der Ordnungspolizei zugerechnet, während die im Rahmen des FE-Dienstes eingestellten Ergänzungskräfte zur LS-Polizei zählten und getrennt ausgewiesen wurden. Zur Personengruppe der LS-Polizei gehörten jedoch auch die Angehörigen des SanitätsVeterinärund Instandsetzungsdienstes. Einen weiteren Sonderfall bildeten die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren, die weder der Ordnungs- noch der LS-Polizei zugeordnet werden konnten. Allerdings vermischten sich mit zunehmender Kriegsdauer die Unterschiede zwischen den verschiedenen Personenständen, was wenig wundern darf, da letztlich alle diese Männer in einem verpflichtenden Kriegsdienstverhältnis zum Reich standen. Die ersten Opfer des Luftkrieges gab es am 24. Mai 1944, beim Luftangriff auf die Wiener Randgebiete, wo die Freiwilligen Feuerwehren Guntramsdorf und Moosbrunn drei Gefallene meldeten. Nach einem weiteren Luftangriff, am 29. Mai 1944, konnten zehn im Luftschutzkeller verschüttete ukrainische Luftschutzpolizisten nur mehr tot geborgen 51 werden. Auch im Monat Juni verzeichnete die LS-Polizei einen Gefallenen und einen Leichtverwundeten. Beim ersten Angriff auf die Wiener Ölindustrie, am 16. Juni 1944, gab es erstmals auch Tote bei der Feuerschutzpolizei. An diesem Tag fielen neun Feuerwehrmännern den Bomben zum Opfer, dazu kam noch ein Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehr in Stammersdorf. Allein in der Wache in Floridsdorf forderte ein einzelner Bombentreffer das Leben von fünf Feuerwehrmännern, alle von der FE-Bereitschaft XVI/1. Die am 16. Juni 1944 ums Leben gekommenen Feuerwehrleute wurden erstmals gemeinsam, im Beisein des Polizeipräsidenten, feierlich verabschiedet und zu Grabe getragen. 52 Immer wieder waren es die Freiwilligen Wehren, welche einen hohen Blutzoll zu entrichten hatten. Der Grund dafür war, dass sich die Luftangriffe damals auf die Randgebiete der Stadt konzentrierten. So hatte der Zug der Freiwilligen Feuerwehr Schwechat am 26. Juni 1944 einen Toten zu verzeichnen. Und am 08. Juli war die Gruppe Biedermannsdorf betroffen, wo es drei Tote gab. Am 23. August verzeichnete dann der Zug der Freiwilligen Feuerwehr in Brunn am Gebirge einen Toten und zwei Leichtverwundete. Nach einer längeren Pause gab es am 10. September 1944 beim ersten Großangriff auf das Stadtgebiet wieder blutige Verluste. Beim Einsturz eines Hauses in der Leopoldstadt, in der Darwingasse 2, kam ein Hauptwachtmeister der FE-Bereitschaft 30 ums Leben. Auch in der Inneren Stadt, wo eine Sprengbombe die Zentralfeuerwache getroffen hatte, kam ein Angehöriger der Feuerwehr zu Tode. Die LS-Polizei verzeichnete an diesem Tag ebenfalls zwei Tote, sieben Schwer- und sechs Leichtverwundete. Im Kampf mit dem Flammeninferno Foto: Sammlung Schirer Am 17. Oktober war es wieder ein Hauseinsturz während der Löscharbeiten, diesmal in Meidling, in der Füchselhofgasse 7, der zwei Feuerschutzpolizisten der FE-Bereitschaft 19 das Leben kostete. Ein weiterer LS-Polizist der FEBereitschaft 14 wurde an diesem Tag bei einem Bombeneinschlag auf der Triester-Straße getötet. Auch die Freiwillige Feuerwehr hatte einen Toten in Brunn am Gebirge, wo auch drei verschüttete LS-Polizisten nur noch tot 53 geborgen wurden. Zur Bilanz dieses verlustreichen Tages zählten dann noch ein schwer und ein leicht verletzter LS-Polizist. Die schweren Angriffe im November und Dezember brachten wiederum größere Verluste. Der Monat November begann mit einem Paukenschlag, denn bereits am ersten Tag gab es acht Tote, alle Angehörige der LSPolizei. Am 5. November wurden dann drei Feuerwehrmänner im Einsatz schwer verwundet und am nächsten Tag kamen sieben LS-Polizisten ums Leben, darunter befanden sich fünf ukrainische Staatsangehörige. Auch am 7. November 1944 gab es einen Toten und der 19. November war, mit 4 Toten und 6 Verletzten, ein Katastrophentag für die Feuerschutzpolizei. Bei den Angriffen im letzten Monat des Jahres 1944 kamen drei LS-Polizisten, am 3. und am 11. Dezember, ums Leben. Im Januar 1945 gab es nur an einem Tag, beim Luftangriff am 15., blutige Verluste. Die LS-Polizei verzeichnete einen Toten, ein LS-Polizist wurde schwer- und ein weiterer leicht verwundet. Ein Feuerwehrmann der FEBereitschaft 3 wurde in der Rochusgasse von den Splittern einer Sprengbombe so schwer verletzt, dass er noch am selben Tag seinen Verletzungen erlag. Für den Monat Februar 1945 liegt die letzte vollständige Verlustbilanz der LS-Polizei vor: zehn Gefallene, vier schwerverletzte Luftschutzpolizisten und ein Leichtverletzter. Am 8. Februar fanden zwei Angehörige des Zuges der Freiwilligen Feuerwehr Schwechat und ein LSPolizist den Tod. Am 13. Februar kam ebenfalls ein LS-Polizist ums Leben. Am 15. und am 19. Februar gab es dann nur Verletzte bei der LS-Polizei. Am 20. Februar gab es drei Tote, zwei Männer der FE-Bereitschaft 12 in Schwechat und ein LS-Polizist der verschüttet wurde und ebenfalls nur noch tot geborgen werden konnte. Bei einem Angriff am nächsten Tag fanden sechs LS-Polizisten den Tod im Bombenhagel. Für den schweren Angriff vom 12. März 1945, wo besonders die inneren Bezirke Wiens stark betroffen waren, liegen weder Angaben über die Stärke der Einsatzkräfte noch über die Verluste vor. Doch dürfte bei diesem Angriff, der für Wien die größten Personenverluste während des Krieges brachte, auch der Bereich der LS-Organisation nicht verschont geblieben sein. An den restlichen Tagen des Monats kam es, trotz zahlreicher Angriffe, zu keinen weiteren Verlusten bei den Luftschutzkräften. Zu Beginn der Luftangriffe war die Zahl der Gefallenen, im Verhältnis zu den damals noch schwachen Angriffen, sehr hoch. Im Herbst stabilisierten sich die Verluste, obwohl die Angriffe das eng bebaute Gebiet der Stadt mit voller Wucht trafen. Bemerkenswert ist hier auch der hohe Blutzoll, den die Freiwilligen Feuerwehren, mit 16 Gefallenen zu entrichten hatten. Dafür dürften vor allem die nur ungenügend vorhandenen baulichen Luftschutzmaßnahmen 54 in den ländlichen Gebieten verantwortlich gewesen sein.93 Auch die Verluste beim Behelfspersonal der LS-Polizei waren im Vergleich mit den Angehörigen der Feuerschutzpolizei erschreckend hoch. Hier darf man als Grund auch mangelndes professionelles Verhalten vermuten. Der Abzug der LS-Polizei und die Folgen Bis zum Herannahen der Front war der FE-Dienst, zumindest in Sachen Brandschutz, noch immer Herr der Lage. Zwar wurde der Feuerwehreinsatz mit jedem Luftangriff immer schwieriger und die Mannschaften zeigten Ermüdungserscheinungen, doch noch immer war die Luftschutzorganisation in Wien, in personeller und materieller Sicht, ungebrochen und funktionsfähig. Doch gerade zu dem Zeitpunkt, als die Stadt die Feuerwehr am dringendsten benötigt hätte, nämlich während der Kampfhandlungen im Zeitraum vom 6. bis zum 14. April 1945, war niemand mehr da der helfen hätte können. Denn bereits am 11. Jänner 1945 hatte Heinrich Himmler als Reichsminister des Inneren und Chef der Polizei verfügt: „Bei angeordneter Räumung sowie unmittelbarer Feindbedrohung schließen sich die Polizeieinheiten der letzten kämpfenden Truppe an. Das wertvolle Fahrzeug- und Gerätematerial der FSchP., LS-Pol., Frw. Feuerwehrbereitschaften (mot.) und Freiw. Feuerwehren ist bei unmittelbarer Feindbedrohung durch für den Kampfeinsatz weniger geeignete Kräfte in Auffangstandorte zurückzuführen“. Noch am 31. März 1945, an dem Tag an dem die Dienststelle des Befehlshabers der Ordnungspolizei Wien ihre Tätigkeit einstellte, wies Generalmajor der Polizei, Dr. Bader, in einem letzten Befehl neuerlich auf die strikteste Einhaltung von Himmlers Runderlass vom 11. Jänner 1945 hin. So begann in der Nacht vom 6. auf den 7. April 1945 der Abzug der Polizei aus der Stadt. Endlose Kolonnen der Feuerschutzpolizei und der LS-Polizei rückten gemeinsam mit den Angehörigen der Polizeiverwaltung, mitten unter den zurückflutenden Heeres- und Luftwaffeneinheiten, aus Wien ab. Der Vollständigkeit halber soll hier auch der Abtransport von zirka 3000 verwundeten Soldaten, aus den in den südwestlichen Gebieten der Stadt liegenden Reserve-Lazaretten, mit Hilfe der Wiener LS-Polizei erwähnt werden. Im Rahmen des Vorgehens der neu zugeführten „FührerGrenadierdivision“, die am 6. April 1945 in den Kampf um Wien eingriff und bis Hetzendorf und Mauer vorrückte, gelang es die bereits von den Russen überflügelten Lazarette in diesem Bereich zu evakuieren. Diese Räumung in letzter Minute konnte nur mit Hilfe des Personals und der Transportmittel der 93 Die Angaben zu den Personenverlusten der FSchP, LS-Polizei und Freiwilligen Feuerwehren wurden nach den LS-Schadensmeldungen des Polizeipräsidenten von Wien und den Kommandobefehlen der FSchP. Wien zusammengestellt. 55 des FE-Dienstes möglich und bewahrte viele der abtransportierten Verwundeten vor dem sicheren Tod.94 Die genauen Stärken des aus Wien abrückenden FE-Dienstes werden sich wohl niemals feststellen lassen. Helmuth Bouzek gibt 3760 Mann, welche mit 124 Motorrädern und 627 Kraftfahrzeugen, über die Floridsdorfer-Brücke nach Westen abrückten, an. Damit nennt er den letzten überlieferten Stand für den FE-Dienst in Wien.95 Doch es werden wohl wesentlich weniger Feuerschutz- und Luftschutzpolizisten gewesen sein, da nicht alle Angehörigen der Feuerschutz- und Luftschutzpolizei dem Abzugsbefehl Folge leisteten. Denn es waren nicht nur die in der einschlägigen Literatur angeführten 18 Feuerwehrleute, welche in Wien zurückgeblieben waren, sondern wesentlich mehr. So hatten sich bis zum 14. April 1945, dem Tag an dem die Kampfhandlungen in der Stadt endeten, bereits 2 Offiziere und 66 Feuerschutzpolizisten sowie 11 LS-Polizisten zum Dienst in der Zentrale am Hof gemeldet.96 Unbestritten ist jedoch, dass erst der Abzug der Feuerwehr das Entstehen derart großer Brände, wie sie im Gefolge der Erdkämpfe in Wien entstanden waren, ermöglichte. Die Verantwortung dafür trugen der Reichsstatthalter und Gauleiter Baldur von Schirach, in seiner Eigenschaft als Reichsverteidigungskommissar sowie sein Stellvertreter Dr. Dellbrügge, aber auch der Bürgermeister Dr. Blaschke. Sie hatten es in erster Linie zu verantworten, dass die im Rahmen der Kampfhandlungen entstandenen Schadensfeuer einen derartigen Umfang annehmen konnten und in der Folge hunderte von Gebäuden zu Brandruinen wurden. Doch die für die Stadt Verantwortlichen rührten keinen Finger, als Wien seines Feuerschutzes beraubt wurde. In dieser Stunde der größten Not rächte sich die Militarisierung des Feuerlöschwesens bitter. Eine weitere böse Folge der Militarisierung war, dass die sowjetische Armee die nach dem Ende der Kämpfe aufgefundenen Löschfahrzeuge als ehemaliges „Wehrmachtseigentum“ betrachtete und als Kriegsbeute in die Sowjetunion abtransportierte. Die Gefährlichkeit der „Brandwaffe“ zeigt die Wiener Statistik über die Kriegsschäden. In dieser im Sommer 1946 erstellten Statistik sind sowohl die durch den Luftkrieg entstandenen Schäden, als auch jene die bei den Bodenkämpfen im April 1945 entstanden waren enthalten. Dabei wurden die Schadensfälle in solche die durch die Einwirkung von Sprengbomben und Artilleriegeschossen entstanden und in jene welche die Folge von 94 Lothar Rendulic, Soldat in stürzenden Reichen, München 1965, 401 und Helmut Spaeter, Die Geschichte des Panzerkorps Großdeutschland, Bd. 3, Duisburg-Ruhrort 1958, Seite 678. 95 Helmut Bouzek, Wien und seine Feuerwehr, Wien o. J., 414. Damit übernimmt er die letzten verfügbaren Zahlen zur Gesamtstärke des FE-Dienstes in Wien. Bezüglich der unterschiedlichen Zahlenangaben vergleiche auch das Kapitel „Der Ausbau des FEDienstes“. 96 WStLA, Kommission 1945, Nr. 36, Hans Dolezal. Hier die Aufzeichnungen des provisorischen Feuerwehrkommandanten Dipl. Ing. Franz Hawelka für die Zeit vom 12.4— 10.5.1945. 56 Brandeinwirkung waren unterteilt. Daher lässt sich das Tabellenwerk für das hier zu behandelnde Thema entsprechend interpretieren. So standen in Wien einer Zahl von 4823 Totalschäden an Gebäuden die durch Sprengwirkung entstanden waren, nur 1391 (22,4%) durch Brandeinwirkung gegenüber. Bei den Teilschäden wurde nur ein ganz geringfügiger Anteil von 4,6 % als Folge von Brandereignissen ausgewiesen. Nur 600 Fälle von nahezu 13000, woraus sich bei aller Vorsicht der Schluss ziehen lässt, dass ein entwickelter Brand sehr leicht zum Totalverlust des betroffenen Gebäudes führte. Diese Statistik kann auch als Beweis für die Effizienz des aktiven und passiven Feuerschutzes im Luftkrieg herangezogen werden. Im Verhältnis zu anderen deutschen Großstädten war der Anteil der Brandschäden in Wien, mit weniger als einem Viertel, als gering anzusprechen. Allerdings kam es nach dem Abzug der Feuerschutzpolizei, also nach dem 6. April 1945, noch zu größeren Zerstörungen durch großflächige Brände, als Folge der Kampfhandlungen. Dies beweist auch die örtliche Verteilung der Brandschadensgebiete, die durchwegs mit den Zonen des Kampfgeschehens identisch sind. So gab es in der dicht verbauten Inneren Stadt 150 Brandruinen gegenüber nur 10 durch Sprengwirkung vernichteten Häusern. Einen hohen Brandanteil wiesen auch die zu Kampfzonen gewordenen Bezirke Leopoldstadt, Favoriten, Simmering und Meidling auf. Ebenfalls im Rahmen der Kampfhandlungen entstanden im 4. Bezirk, rund um den Südtirolerplatz, Brände größeren Umfanges. Gleiches trifft auch für 57 den 21. und den damaligen 24. Bezirk zu. Während ein Großteil der im 3. Bezirk zu Ruinen gewordenen Häuser auf das Konto von konzentrierten Brandbombenabwürfen im Herbst 1944 gingen.97 Im Rahmen des Luftkrieges wurden vom Wiener FE-Dienst rund 1200 Brände unterschiedlichsten Ausmaßes bekämpft. Daneben wurden 1340 Einsätze im Zusammenhang mit Fliegerschäden geleistet. Zur Rettung von Menschenleben wurden 163 Einsätze und für sonstige Zwecke 180 Einsätze gefahren. Dabei konnten vom FE-Dienst bis zum 6. April 1945 insgesamt 396 Menschen gerettet und 256 Tote geborgen werden. Letztere Zahl ist erstaunlich, da die Bergung von Verschütteten in den Aufgabenbereich des Instandsetzungsdienstes der LS-Polizei fiel. Der FE-Dienst kam hier nur ausnahmsweise in Akutfällen zum Einsatz, wenn Kräfte des I-Dienstes nicht sofort verfügbar waren. Neben diesen kriegsbedingten Aufgabenbereich wurde vom FE-Dienst auch die friedensmäßige Agenda des Feuerschutzes wahrgenommen. Das „Statistische Jahrbuch der Stadt Wien“, hier die Ausgabe für die Jahre 1943/44/45“, zeigt, dass diese Ausrückungen trotz des Luftkrieges ständig zunahmen. Waren es im angriffsfreien Jahr 1943 noch 5587 Ausrückungen gewesen, so stiegen diese auf 5148 im Jahr 1944. Auch 1945 lagen die monatlichen Ausrückungen, mit 674 im Januar und 801 im Februar sowie 945 im März, wesentlich über dem Durchschnitt des Jahres 1944. Dagegen zeigen die 83 Ausrückungen im April 1945 deutlich die Situation des kaum mehr gegebenen Feuerschutzes nach dem Abrücken des FE-Dienstes.98 Dass es in Wien zu keinen Feuerkatastrophen wie in manchen westdeutschen Städten kam, ist wohl, neben der vom Bomber Command der Royal Air Force abweichenden Angriffstaktik der 15. US-Luftflotte, die Brandbomben nur in geringen Umfang zum Einsatz brachte, der strengen Wiener Bauordnung zuzuschreiben, aber auch der Effizienz der Wiener Feuerwehrorganisation. Als günstig hatte sich für Wien der späte Zeitpunkt des Einsetzens der Luftangriffe ausgewirkt. Denn nach dem ersten Angriff auf eine Stadt in der Ostmark, der am 13. August 1943 Wiener Neustadt erfolgte, dauerte es noch acht Monate bis sich die amerikanischen Bomberverbände an GroßWien heran wagten. So konnten die ab 1943 eingeleiteten Aufwendungen für die Gefahrenabwehr, wobei hier die unabhängige Löschwasserversorgung eine maßgebliche Rolle spielte, noch zur Auswirkung kommen. Über das mögliche Ausmaß der Angriffe mussten sich die Verantwortlichen, nach der Katastrophe von Hamburg im Juli 1943, wo 97 WStLA, M. A. 121 A1, Schachtel 12. Statistik der Kriegsschäden, August bis November 1946. Alle Nachkriegsstatistiken unterscheiden nicht zwischen Luftkriegsschäden und den während der Kampfhandlungen, in der Zeit vom 6. bis zum 14. April 1945 entstandenen Schäden. 98 Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien, Jahrgang 1943-1945. Dieses Werk enthält jedoch im Kapitel XXII keine Angaben zum Sachgebiet Luftschutz. 58 eine Serie von Luftangriffen einen Feuersturm ungeahnten Ausmaßes verursacht hatte, im Klaren sein. Die örtliche Luftschutzleitung wusste was man zu erwarten hatte und nützte daher die zur Verfügung stehende Zeit für entsprechende Maßnahmen, wobei man besonders die Gefahr eines alles vernichtenden Flächenbrandes im Auge hatte. Allerdings setzten die im fünften Kriegsjahr bereits erheblich reduzierten Ressourcen den Bemühen enge Grenzen. Der Weg nach Mauthausen Eine besondere Laune des Schicksals wollte es, dass die traditionell eher links orientierten Angehörigen der Feuerwehr der Stadt Wien, soweit sie nicht bereits der Repression der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen waren, das Kriegsende als Angehörige der Polizei, ausgestattet mit Wehrpässen der SS, erleben mussten.99 Denn ab Ende 1942 war die Feuerschutzpolizei über die Inspekteure bzw. Befehlshabern der Ordnungspolizei (IdO, BdO) unterstellt, die ihrerseits wieder den „Höheren SS- und Polizeiführern“ unterstanden.100 In Wien war dies bis zum 30. Januar 1943 der später in Nürnberg hingerichtete SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Dr. Ernst Kaltenbrunner gewesen. Sein Nachfolger als „Höherer SS- und Polizeiführer Donau in Wien“ war dann SSObergruppenführer und General der Waffen-SS und Polizei Rudolf Querner.101 Und vom 5. Oktober 1944 bis zum Kriegsende übte diese Funktion der SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS und Polizei Walter Schimana aus.102 Ab 1943 kontrollierte der jeweilige Führer des SS-Oberabschnitts Donau über den Befehlshaber der Ordnungspolizei in Wien das Feuerwehrwesen.103 Der Einfluss der SS stieg proportional zu der sich rapide verschlechternden Kriegslage, was nicht zum Vorteil der Feuerschutzpolizei gereichte. Nun wurden die letzten jüngeren und körperlich fitten Feuerwehrmänner zu den Fronteinheiten der Polizei beordert. Do stieg das Durchschnittsalter der in Wien verbliebenen Feuerwehrmänner ständig an, wobei sich naturgemäß die körperliche Leistungsfähigkeit des überalterten Kaders verringerte. 99 Vgl. Doris Warlisch, Die (Lager-) Feuerwehr im Konzentrationslager Mauthausen – zwischen Widerstand und Kollaboration, in: KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Memorial 2011 – Dokumentation, 71—73. 100 AdR, Gr. 04, RStH. Wien, Ordner 1202. Ia SPol 2.200-2035/42, vom 27.11.1942 (RdI, Pol. O. Kdo. I F (1a) 100 Nr.47 II/42 vom 15.11.1942. 101 Querner verübte im Mai 1945 Selbstmord. 102 Schimana verübte 1946, nach gelungener Flucht aus amerikanischem Gewahrsam Selbstmord um einer neuerlichen Verhaftung zu entgehen. 103 Bis 1.9.1943 war Generalmajor der Polizei Dr. Carl Retzlaff in der Funktion des BdO. Wien tätig. Sein Nachfolger wurde Generalmajor der Polizei Dr. Kurt Bader bis zum 27.2.1944. Ab diesem Datum kam dann SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Otto Schuhmann, als Stellvertreter, in diese Position und ab Ende Oktober 1944 übte wiederum Dr. Kurt Bader diese Funktion bis zum April 1945 aus. 59 Daran konnten auch von Oben angeordnete Maßnahmen zur körperlichen Ertüchtigung kaum etwas ändern. Ein weiterer von der SS gesetzter Schwerpunkt war die Förderung der soldatischen Erziehung bei der Feuerschutzpolizei, inklusive der nun eingeführten Waffen- und Schießausbildung. Doch der angestrebte Ausbildungserfolg wollte sich nicht recht einstellen. Weder bei der Schutzpolizei und noch viel weniger bei der Feuerschutzpolizei konnten das gesetzte Ziel, „tapfere, standhafte, verbissene und treue Gefolgschaftsmitglieder des Führers“ für den Endkampf bereitzustellen, auch nur annähernd erreicht werden.104 Nun zeigten sich auch die Folgen des ständigen Aderlasses bei den jüngeren Jahrgängen, welche man in den vergangenen Jahren zum Fronteinsatz abkommandiert hatte. Die einst so schlagkräftige Polizeiorganisation war nun zu einer Domäne der älteren Jahrgänge und des Ergänzungspersonals geworden. Bei der Polizeiverwaltung in Wien näherte sich die Stimmung dem Nullpunkt und immer mehr defätistische Äußerungen machten die Runde. Dieses Stimmungstief war einerseits auf die allgemeine Erschöpfung im sechsten Kriegsjahr zurückzuführen, andererseits auf die demoralisierende Wirkung der damals gerade mit voller Wucht einsetzenden Luftangriffe. Aber auch die Angst vor den rasch näher rückenden Fronten im Osten sowie in Italien und dem Balkan. So grassierte damals in Wien in allen Schichten der Bevölkerung das Gerücht, dass es bei einem Näherkommen der Fronten zu einer Evakuierung der Stadt kommen werde. Als dieses Stimmungsbild in Berlin erkannt wurde, eilte Himmler am 6. November 1944 persönlich nach Wien um hier nach den Rechten zu sehen und jegliche Gerüchte bezüglich einer Evakuierung Wiens zu verbieten. Himmler verfügte, dass der nachstehend wiedergegebene Befehl unverzüglich allen Angehörigen der Polizeiverwaltung, insbesondere aber den Angehörigen der Feuerschutzpolizei und des FE-Dienstes zur Kenntnis zu bringen war: „Ich verbiete allen zivilen und militärischen Stellen irgendeine Diskussion über eine angeblich beabsichtigte Räumung oder Evakuierung Wiens. Derartige Unterhaltungen sind nur geeignet, törichte Gerüchte in die Welt zu setzen. Wien und die Ostmark werden östlich der Donau und - wenn es sein müsste - an der Reichsgrenze verteidigt und zwar von der deutschen Wehrmacht ebenso fanatisch wie vom Volkssturm Wiens. Unberührt davon ist die Verlagerung von Wirtschaftsgütern aus Luftschutzgründen. Gez. H. Himmler 105 104 ÖStA-AdR, FSchP. Wien Kommandobefehl Nr. 30, vom 30.11.1944. Hier Punkt 1.) 1 a I/Abschiedserlass des stellvertretenden BdO. (FSchP. I a I 5/2/44). 105 ÖStA-AdR, FSchP. Wien, Kommandobefehl Nr. 30, 2.) 1 a I (FSchP. 1 a I 58/44). 60 Mit Blick auf die erst vor kurzen erfolgten Verurteilungen mehrerer Feuerwehrmänner durch das SS- und Polizeigericht München richtete sich Himmlers Augenmerk besonders auf die Feuerschutzpolizei. Allerdings konnten weder der Aufruf Himmlers, noch die Disziplinierungsversuche und die Repressionsmaßnahmen des Kommandeurs der Feuerschutzpolizei etwas an der schlechten Stimmungslage in Wien ändern, wobei die härtesten Prüfungen, durch den immer totaler geführten Bombenkrieg, der Stadt erst bevorstanden. Bezüglich eines Einsatzes der Polizei beim Näherrücken der Front ordnete Himmler, in seiner Eigenschaft als Reichsminister des Inneren und Chef der Polizei, am 11. Jänner 1945 an: „Bei angeordneter Räumung sowie unmittelbarer Feindbedrohung schließen sich die Polizeieinheiten der letzten kämpfenden Truppe an“. In diesem Runderlass ging Himmler dann speziell auch auf das Feuerwehrwesen ein und befahl: „Das wertvolle Fahrzeug- und Gerätematerial der FSchP, LS-Pol., Frw. Feuerwehrbereitschaften (mot.) und Freiw. Feuerwehren ist bei unmittelbarer Feindbedrohung durch für den Kampfeinsatz weniger geeignete Kräfte in Auffangstandorte zurückzuführen“. Diese Anordnung, die vorrangig den „Kampfeinsatz“ aller geeigneten Männer der Feuerschutzpolizei forderte, bildete dann auch die Grundlage für den Abzug des FE-Dienstes und der LS-Polizei aus Wien. Noch am 31. März 1945, also an jenem Tag an dem die Dienststelle des Befehlshabers der Ordnungspolizei Wien ihre Tätigkeit einstellte und sich nach Westen absetzte, wies Generalmajor der Polizei Dr. Bader nochmals auf die strikteste Einhaltung von Himmlers Erlass vom 11. Jänner 1945 hin.106 So begann dann in der Nacht vom 6. auf den 7. April 1945 der Abzug der Polizei aus der Stadt. Endlose Fahrzeugkolonnen der Feuerschutz- und Luftschutz-Polizei setzten sich in Bewegung um sich über die Donaubrücke nach Floridsdorf abzusetzen. Nach einer Irrfahrt von mehreren Tagen, welche die Kolonnen bis ins Waldviertel führten, trafen die Reste der Wiener Feuerwehr, unter der Führung ihres Kommandanten, Oberst der Feuerschutzpolizei Johann Stanzig, am 13. April 1945 beim Konzentrationslager Mauthausen ein, wo die Masse der Fahrzeuge im Steinbruch Wienergraben abgestellt wurde.107 Stanzig selbst trennte sich hier von seiner Truppe und setzte sich nach Kärnten ab, wo er später von den Engländern verhaftet wurde.108 Als Kommandant des in Mauthausen zurückbleibenden Teiles der Wiener 106 SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Walter Schimana und Generalmajor der Polizei Dr. Bader setzten sich ihren Stäben nach Linz ab, wo sie im Barackenlager Haid unterzogen. 107 Archiv Mauthausen Memorial (AMM), Sch./6/1. 108 Ebd. 61 Feuerschutzpolizei wird ein Hauptmann der FSchP Kern genannt.109 Der niedere Dienstgrad des nun kommandierenden Offiziers zeigt, dass sich nicht nur der Kommandant sondern auch alle Stabsoffiziere (Oberstleutnante und Majore der Feuerschutzpolizei) auf und davon gemacht hatten. Den wirren Planungen der letzten Kriegstage nach, sollten die im Raum Mauthausen vorhandenen Reste der Wiener Feuerschutzpolizei später einem imaginären SS-Verband, unter dem Kommando von Obersturmbannführer Otto Skorzeny, unterstellt werden.110 Skorzeny selbst, der noch bis vor kurzen in Wien gewesen war, setzte sich noch rechtzeitig aus Wien ab und fuhr über Krems nach Linz, wo er am 13. April 1945 ankam. Hier meldete sich Skorzeny bei dem berüchtigten Gauleiter von Oberdonau, August Eigruber. Von diesem erhielt er den Auftrag einen Streifendienst einzurichten. Dieser Verband sollte, mit Billigung Kaltenbrunners, die zurückflutende Einheiten der Heeresgruppe Süd zum Halten bringen und Deserteure abfangen um sie vor ein Standgericht zu bringen. Nach Skorzenys Aussage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Nürnberg wurde ihm am 15. oder 16. April 1945 für diese Aufgabe ein Bataillon der Waffen-SS unter der Führung eines Majors unterstellt. Dieser Vorgang könnte mit dem Eintreffen der Wiener Feuerschutzpolizei in Mauthausen und dem Abzug der SS aus dem Konzentrationslager im Zusammenhang stehen. Tatsache ist, dass die Feuerschutzpolizisten ab dem 14. April 1945 als Wachsoldaten im äußeren Sperrkreis des Konzentrationslagers eingesetzt wurden.111 Für diese Aufgabe hatte man schon seit 1943/44, sowohl im Hauptlager Mauthausen als auch im benachbarten Lager Gusen, Wehrmachtsangehörige, vor allem ältere Soldaten des Heeres und der Luftwaffe verwendet. Gleiches galt auch für die Bewachung der zahlreichen zugunsten der Rüstungsindustrie errichteten Nebenlager von Mauthausen. So verrichteten beispielsweise beim Häftlingslager im Raxwerk, in Wiener Neustadt, Marineangehörige diesen Wachdienst. Diese trafen ebenfalls, im Zuge der Rückverlagerungen der Außenlager, unmittelbar vor der Kapitulation in Mauthausen ein. Die schlechtesten Karten hatten wohl jene Feuerwehrangehörigen gezogen, die als Wachposten beim Todesmarsch von Mauthausen nach Gunskirchen eingeteilt wurden. Noch in den letzten Kriegstagen hatte man die in Mauthausen konzentrierten ungarischen Juden zu Fuß weiter nach Gunskirchen getrieben, wobei es durch das SS-Wachpersonal noch zu zahlreichen Verbrechen kam. In Gunskirchen, am Endpunkt des Marsches, erteilte die SS den eingeteilten Feuerschutzpolizisten, welche man erst in 109 Ebd. Johannes Starmühler, Louis Haefliger und die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, Diplomarbeit der Universität Wien 2008, 18. Diese Arbeit bietet eine gute Übersicht über das Geschehen in Mauthausen von Ende April und Anfang Mai 1945. 111 Ebd. Vgl. AMM, Sch./6/1. 110 62 Mauthausen mit einem Karabiner ausgestattet hatte, den Befehl den hier angekommenen Elendszug bis zur Ankunft der amerikanischen Truppen zu bewachen, während die SS-Angehörigen selbst die Flucht ergriffen.112 Warten auf die Kapitulation Problematisch wurde es, als ab dem 3. Mai die SS-Wachmannschaften abzogen und Feuerschutzpolizei nun alleine die Bewachung des Hauptlagers und des Lagers Gusen zu übernehmen hatte. Dabei kam es zu heftigen Diskussionen mit der abziehenden SS-Kommandantur, wobei sich der Kommandant der in Mauthausen verbliebenen Feuerschutzpolizisten, Hauptmann der FSchP Kern, im positiven Sinn hervortat. Hauptmann Kern wehrte sich vehement dagegen, sich und seine Untergebenen auf diese Art für die im Lager verübten Grausamkeiten verantwortlich machen zu lassen.113 Doch es nützte alles nichts, nachdem am 3. Mai der letzte Morgenapell in Mauthausen abgehalten worden war, verließen die Angehörigen des SS-Kommandos und die SS-Wachmannschaften das Lager und die Angehörigen der Feuerschutzpolizei waren nun allein für die Bewachung verantwortlich.114 Im Bereich des Lager-Komplexes Gusen zogen die SS-Wachen hingegen erst am Vormittag des 4. Mai 1945 ab und auch hier blieben die Lager unter der Bewachung der Feuerschutzpolizei zurück.115 Die rund 1200 für einen militärischen Einsatz vorgesehen SS-Angehörigen aus Mauthausen und Gusen sollten nun, auf Befehl des Reichsverteidigungskommissars von Oberdonau, östlich von Mauthausen eine Sperrlinie gegen die heranrückende Ostfront, entlang der nach Norden führenden Eisenbahnstrecke, errichten. Ein kleinerer Teil des Kontingents errichtete am rechten Donauufer einen Brückenkopf im Bereich der Enns-Mündung, der zur Sicherung der wichtigen Donaubrücke diente.116 Nach dem Abzug der SS zum militärischen Einsatz bewachten die Angehörigen der Feuerschutzpolizei den äußeren Ring der Lager in Mauthausen und Gusen. Nach der Aussage des Zeitzeugen Hans Marsalek, hatte in den drei Tagen bis zum Eintreffen der amerikanischen Truppen 112 Vgl.: Doris Warlisch, Die (Lager-) Feuerwehr im Konzentrationslager Mauthausen – zwischen Widerstand und Kollaboration, in: KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Memorial 2011 – Dokumentation, 80. Gegen den Angehörigen der Wiener Feuerwehr Josef Reiter kam es im Mai 1946 in dieser Angelegenheit zu einem Prozess vor dem Volksgerichtshof Wien (Vr 2784/45). 113 Ebd., 17. Vgl. Michel Fabréguet, Mauthausen. Camp de concentration nationalsocialiste en Autriche rattachée (1938—1945), Paris 1999, 609 f. 114 Ebd., 103. Vgl. dazu auch Harald Knoll, Die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, in: Stefan Karner und Gottfried Stangler (Hg.), Österreich ist frei. Der Österreichische Staatsvertrag. Beitragsband Schallaburg 2005, Horn u. Wien 2005, 45 f. 115 Johannes Starmühler, Louis Haefliger und die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, Diplomarbeit der Universität Wien 2008, 24. 116 Ebd. 63 eigentlich niemand die Macht im Lager, da die Angehörigen der Feuerschutzpolizei das Gelände zwar noch bewachten, aber innerhalb des Lagers nicht eingriffen.117 In dieser äußerst kritischen Situation fasste der Delegierte des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) in Genf, Louis Haefliger, der mit einem Hilfstransport am 28. April 1945 in Mauthausen eingetroffen war, den Entschluss die Initiative zu ergreifen.118 Haefliger wurde dazu von dem ihm von der Lagerleitung als Kontaktperson zugeteilten SSObersturmführer Guido Reimer gedrängt.119 Reimer, damals der Leiter der Spionage- und Sabotage-Abwehr in Mauthausen, war ein berüchtigter KZScherge mit blutiger Vergangenheit und wollte die Gelegenheit nützen, sich den vorrückenden US-Truppen als „Retter“ der in Gusen inhaftierten Häftlinge zu präsentieren.120 In diesem Zusammenhang ließ er für Haefliger einen Personenkraftwagen weiß lackieren und mit einer weißen Fahne versehen. Mit diesem Fahrzeug fuhren am Morgen des 5. Mai 1945 Haefliger, Reimer und der Leutnant der Feuerschutzpolizei Langer, den vorrückenden amerikanischen Truppen entgegen. Nach kurzer Zeit gelang es, 25 Kilometer westlich von Mauthausen, mit einem amerikanischen Aufklärungszug in Kontakt zu kommen. So kam es, dass am 5. Mai 1945 zwischen 09:00 und 10:00 Uhr die ersten Angehörigen der 11. amerikanischen Panzerdivision, unter Führung des Rotkreuzdelegierten, nach Mauthausen kamen. Wo man zuerst das Krankenlager erreichte, um dann von hier aus weiter zum Hauptlager hinaufzufahren.121 Die von Haefliger gelotsten Soldaten gehörten zum gepanzerten Kavallerie-Aufklärungsbataillon 41 der 11. amerikanischen Panzerdivision und hatten den Auftrag die militärische Situation im Bereich der Ortschaft St. Georgen aufzuklären. Im Rahmen dieses Auftrages waren die 23 Soldaten den Parlamentären gefolgt. Da Haefliger mit ihrer Hilfe neben Mauthausen auch die Lager in Gusen übernehmen wollte, erbat er 117 Zeitgeschichte, 17. Jahrgang, Nr. 1—2 (Oktober 1989—September 1990), 114. Hier: Karl Brousek, „…wir werden verlieren, aber ihr kommt auch dran!“ Zur Befreiung Mauthausens – Häftlingswiderstand – Liquidierungspläne – Rettermythos, 122. 118 Das IKRK hatte von Ernst Kaltenbrunner eine diesbezügliche Erlaubnis erhalten. Allerdings war daran die Bedingung geknüpft, dass die begleitenden Delegierten mit den Hilfstransporten in den jeweiligen Lagern zu verbleiben hatten. 119 Mit der Person Reimers, in Verbindung mit seinen angeblichen Verdiensten um die Deaktivierung der Sprengladungen, ist auch die bis in die heutige Zeit reichende kontroverse Diskussion um eine geplant gewesene Vernichtung der Häftlinge, durch eine Sprengung der Zugänge in die unterirdische Flugzeugfabrik in Gusen, verbunden. 120 Guido Reimers wurde am 26.11.1948 im sogenannten Buchenwald-Prozess zum Tod durch den Strang verurteilt, später zu lebenslanger Haft begnadigt und am 16.12.1952 aus dem Gefängnis in Landsberg entlassen. 121 Zeitgeschichte, 17. Jahrgang, Nr. 1—2 (Oktober 1989—September 1990), 114. Hier: Karl Brousek, „…wir werden verlieren, aber ihr kommt auch dran!“ Zur Befreiung Mauthausens – Häftlingswiderstand – Liquidierungspläne – Rettermythos, 122. 64 dafür weitere 500 bis 600 amerikanische Soldaten, welche die Bewachung und Sicherung übernehmen sollten. 122 Als sich der Kommandant des Aufklärungszuges in dieser Sache über Funk an sein vorgesetztes Kommando wandte, erhielt er den Befehl alle Deutschen zu entwaffnen und als Kriegsgefangene zur Sammelstelle nach Gallneukirchen zu bringen. Danach sollte der ursprünglich erteilte Auftrag weiter ausgeführt werden. Währenddessen entledigten sich die Feuerschutzpolizisten, welche diesen Moment bereits sehnlichst erwartet hatten, ihrer Waffen und formierten sich unaufgefordert in Reih und Glied, zum Abmarsch in die Kriegsgefangenschaft.123 Zwei Meldungen der Kampfgruppe B (CCB) der 11. US. Panzerdivision. Links die Meldung des Aufklärungszuges der D-Kompanie von 11:10 Uhr über 600 Kriegsgefangene. Um 13:25 Uhr wird dann die Gefangennahme von 2000 Mann, ohne Gebrauch der Waffe, gemeldet (NARA RG 407). Immerhin gelang es den Rotkreuz-Delegierten die amerikanischen Soldaten auch noch nach Gusen zu führen, wo ebenfalls das Wachpersonal entwaffnet und in die Gefangenschaft geführt wurde. Haefliger führte in seinem Bericht an das IKRK in Genf über 2000 entwaffnete Angehörige des Wachkörpers an, die von den Amerikanern zum Sammelpunkt in Gallneukirchen gebracht wurden. Darunter sollen sich auch 400 Angehörige der SS befunden haben, während der Rest sich aus Wehrmachtsangehörigen, Feuerschutzpolizisten und Volkssturmmännern zusammensetzte.124 122 1st Platoon Troop D, 41st Cavalry Reconnnaisance Squadron (Mechanized). Dieser Zug wurde von SSgt. Albert. J. Kosiek geführt. 123 Zeitgeschichte, 17. Jahrgang, Nr. 1—2, 122. Vgl. Hans Marsalek, Der Beitrag des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf zur Häftlingsevakuierung aus dem KZ Mauthausen und die Rolle von Louis Haefliger in Mauthausen in den April- und Maitagen 1945 resp. Nach 1945, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Jahrbuch 1989, Wien 1989, 28. 124 Johannes Starmühler, Louis Haefliger und die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, 169 f. 65 Gefechtsbericht der 11. US-Panzerdivision (After Action Report) vom 5. Mai 1945. Hier ist nur der Ausschnitt über die Aktivitäten des zur Aufklärung eingesetzten 1. Zuges der DKompanie des 41. mechanisierten Kavalleriebataillons wiedergegeben (NARA RG 243). Da die amerikanische Führung am 5. Mai 1945 die Dimension der humanitären Katastrophe mit der sie sich in Mauthausen und Gusen konfrontiert sah, nicht im vollen Umfang erkannte, dauerte es noch bis zum 7. Mai bis die US-Truppen endgültig einrückten und als Ordnungsfaktor in Erscheinung traten. Mauthausen 7. Mai 1945. Hinter dem geöffneten Tor ist deutlich die Rückansicht eines der Wiener Löschfahrzeuge zu erkennen (US-Army, Signal Corps Foto). Die von Haefliger in seinem Bericht genannten Zahlen sind lediglich als grobe Schätzungen anzusprechen und auch in der reichlich vorhandenen Literatur über die Befreiung von Mauthausen finden sich keine detaillierten Angaben über Zahl und Gliederung der Wachkörper in Mauthausen und Gusen, in dem für den Einsatz der Wiener Feuerschutzpolizei bezugnehmenden Zeitraum vom 14. April bis zum ersten Eintreffen der amerikanischen Truppen am 5. Mai 1945. 66 Links vom amerikanischen Panzerspähwagen ist ein ebenfalls ein Wiener Löschfahrzeug zu erkennen (US-Army, Signal Corps Foto) Demnach ist es schwierig auch nur die ungefähre Größenordnung der in Mauthausen und Gusen zum Einsatz gekommenen Teile der Wiener Feuerschutzpolizei abzuschätzen. Vor dem Abmarsch aus Wien hatte es nur mehr 609 Feuerschutzpolizisten gegeben, denn die Masse des FE-Dienstes bestand damals bereits aus Ergänzungspersonal (Luftschutzpolizisten, Polizeireservisten und fremdsprachliche Ergänzungs- und Hilfskräfte). Von den 3139 Mann die zum Ergänzungspersonals zählten waren nur 1725 deutschsprachig und der Rest von 1414 Mann fremdsprachig.125 Es ist anzunehmen, dass diese ausländischen Angehörigen des FE-Dienstes zum damaligen Zeitpunkt für eine Bewachungsaufgabe kaum in Frage kamen. Über den Werdegang und das Schicksal der fremdländischen Hilfskräfte ist kaum etwas bekannt, sie dürften wohl zum größten Teil in Wien zurückgeblieben sein. Auch von den Feuerschutzpolizisten und den deutschsprachigen Ergänzungspersonal dürfte ein beträchtlicher Teil zurückgeblieben sein. Denn etliche Angehörige, vor allem solche mit einem Wohnsitz in Wien, hatten sich unter der Vorspiegelung mannigfacher Gründen, noch im Bereich der Stadt und im Schutz der Dunkelheit, von der 125 Broucek, Wien und seine Feuerwehr, 412 nennt für die Zeit knapp vor der Auflösung des FE-Dienstes, ohne ein genaues Datum anzugeben, 610 Feuerschutzpolizisten. Vom gesamten FE-Dienst waren 1640 Mann deutschsprachig- und 1510 Mann fremdsprachig, was einen Gesamtstand von 3150 Mann ergibt. 67 abrückenden Kolonne abgesetzt. Andere wieder, mögen in Erkenntnis der Sinnlosigkeit und des nahenden Kriegsendes, während des langen Marsches desertiert sein oder einfach den Anschluss verloren haben. Die Fahrzeuge welche trotz Treibstoffmangels und verstopfter Straßen Mauthausen erreicht hatten wurden, sofern sie nicht für militärische Zwecke in Verwendung kamen, im Steinbruch im Wienergraben abgestellt. In Wien meldeten sich noch während der Kampfhandlungen 76 Mann in der Zentrale am Hof, davon waren 63 Feuerwehrmänner von denen 8 als belastete Nationalsozialisten galten und 6 Kanzleikräfte sowie 7 Luftschutzpolizisten. An Löschfahrzeugen standen während der Zeit der Kampfhandlungen nur zwei Löschwagen und ein Pumpenwagen zur Verfügung. Am 12. April 1945, also noch vor dem Ende der Kämpfe in der Stadt, hatte man bereits eine Stärke von 2 Offizieren, 66 Feuerwehrmännern und 11 ehemaligen LS-Polizisten erreicht, wobei man die belasteten Parteimitglieder mittlerweile außer Dienst gestellt hatte. Am 12. April 1945 mussten dann alle Löscharbeiten wegen Brennstoffmangel eingestellt werden, da die Russen im Rahmen der Plünderungen auch die noch vorhandenen Treibstoffvorräte mitgenommen hatten.126 Auch am nächsten Tag meldeten sich weitere acht Feuerwehrmänner und ein Luftschutzpolizist zum Dienst. An diesem 13. April kam es auch wieder zu einem Löscheinsatz, als es im Hotel Bristol, wo russische Offiziere logierten, zu einem Brand gekommen war. Allerdings konnten die Löschfahrzeuge erst mit großer Verzögerung, nachdem der benötigte Treibstoff von der Roten Armee bereitgestellt worden war, ausfahren. Dieser Einsatz führte dann auch zu einem Umdenken bei den sowjetischen Kommandeuren, in Sachen Feuerwehr. Trotz dem Verzicht auf die als Nationalsozialisten bekannten Feuerwehrangehörigen stieg der Mannschaftsstand bis zum 15. April auf 100 Mann weiter an.127 Sodass man bereits am 16. April die Sektionseinteilung von 1938 wieder einführen konnte. Auch in den nächsten Tagen kam es zu mehreren Ausrückungen, unter anderem zu einem Brand im Hotel Imperial. Das Letztere Brandgeschehen führte auch dazu, dass die sowjetische Kommandantur nun auch eine positivere Einstellung zum Feuerschutz zeigte. Am 18. April hatte man bereits einen Personalstand von 258 Personen erreicht, darunter befanden sich allerdings auch 65 ehemalige Angehörige der LS-Polizei. Mittlerweile hatte man auch stehengebliebene Feuerwehrfahrzeuge aus dem ganzen Stadtgebiet zusammengeholt. Nun setzte sich der Fuhrpark aus einen Pumpenwagen, einen Tenderpumpwagen, einen Tauchpumpenwagen und einen PölzholzWagen sowie einen Straßenbahnrüstwagen zusammen. Dabei handelte es 126 WStLA, Kommission 1945, Nr. 36, Hans Dolezal. Hier die Aufzeichnungen des provisorischen Feuerwehrkommandanten Dipl. Ing. Franz Hawelka für die Zeit vom 12.4— 10.5.1945. 127 Ebd. 68 sich durchwegs um zum Löschdienst nur wenig geeignete und zumeist ältere Spezialfahrzeuge, die man behelfsmäßig zu Löschfahrzeugen umrüstete. Dazu kam dann noch ein Personenkraftwagen mit Anhänger, der von einem Bürger der Feuerwehr überlassen worden war. Besser als bei den Fahrzeugen sah es beim Löschgerät aus, wo 23 Tragkraftspritzen und 9000 Meter B- und 11000 Meter C-Schläuche vorhanden waren.128 Am 19. April kam es in den Morgenstunden zu einem Brand im Hotel Metropol, wobei wiederum wegen Treibstoffmangels kein Löschfahrzeug ausfahren konnte. Da nur vom Hydranten aus gelöscht werden konnte, blieb auch der Erfolg gering. Neuerliche Vorstellungen wegen der Zuteilung von Benzin blieben sowohl beim sowjetischen Ortskommando als auch beim Stadtkommandanten ohne Erfolg. Die in der Folgezeit ständig vorgetragenen Ansuchen, sowohl der Stadtverwaltung als auch des Feuerwehrkommandos, bei der sowjetischen Stadtkommandantur zeigten insofern einen ersten Erfolg, als zumindest die ständige Beistellung eines Militär-Lkw für die Feuerwehr genehmigt wurde. Mit Hilfe dieses Lastkraftwagens konnten 12 Tragkraftspritzen und 6000 Meter B und 7500 Meter C-Schläuche eingesammelt werden. Als am nächsten Tag sogar zwei Lkw zur Verfügung standen, konnten, neben zahlreichen Armaturen und Ausrüstungsgegenständen, weitere 15 Tragkraftspritzen und 8000 Meter B- und über 10000 Meter C-Schläuche sichergestellt werden. Bis zum 20. April 1945 war der Personalstand dann bereits auf 7 Offiziere und 344 Mannschaften angestiegen, darunter befanden sich immer noch 89 ehemalige LS-Polizisten. Und bis zum 30. April 1945 war die Zahl der Mannschaftsangehörigen auf 495 angestiegen, darunter befanden sich neben 125 ehemaligen LS-Polizisten erstmals auch 156 neu aufgenommene Anwärter für den Feuerwehrdienst.129 Da bis zum Monatsende regelmäßig sowjetische Militär-Lkw gestellt wurden, konnte die Verteilung des Geräts auf die Feuerwachen vorgenommen werden, sodass bis zum 7. Mai alle Feuerwachen, mit Ausnahme jener in Kaiserebersdorf und im Winterhafen, wieder in Betrieb genommen werden konnten. Am 8. Mai 1945 entdeckte man sogar eine, in der Stadt zurückgebliebene, 37 Meter-Drehleiter, die nach einer Instandsetzung bald wieder in Betrieb genommen werden konnte. So verfügte die Wiener städtische Feuerwehr Am Tage der deutschen Kapitulation bereits über 571 Mann, nämlich 7 Offiziere, 200 Feuerwehrmänner, 28 aktivierte Pensionisten und 133 ehemalige Luftschutzpolizisten sowie 203 Anwärter auf den Feuerwehrdienst. Doch die Fahrzeuglage war noch immer prekär und hatte sich nur unwesentlich verbessert. Der Fuhrpark bestand nun aus drei Tenderpumpwagen, drei Pumpenwagen, vier Sonderfahrzeuge und eine Drehleiter. Des Weiteren verfügte man über 64 Tragkraftspritzen und 20000 Meter B- und 30000 Meter 128 129 Ebd. Ebd. 69 C-Schläuche.130 Nachdem sich seit mehreren Tagen keine Feuerschutzpolizisten mehr zurückgemeldet hatten, war die Überraschung umso größer, als sich am 10. Mai 1945 wieder Feuerschutzpolizisten aus dem ehemaligen Kampfgebiet kommend in Wien meldeten und auch drei Löschfahrzeuge samt Ausrüstung, 1 LF 25, 1 LF 8 mit Tragkraftspritzenanhänger und 1 U-Wagen, mitbrachten, die hier dringend benötigt wurden. Der Krieg ist vorbei, die geplünderten Feuerwehrfahrzeuge der Feuerschutzpolizei Wien, abgestellt im Steinbruch von Mauthausen (Foto: Archiv Mauthausen Memorial). Bereits unmittelbar seit ihrer Befreiung am 7. Mai 1945 versuchten die seit 1944 in Mauthausen inhaftiert gewesenen Angehörigen der Wiener Feuerwehr ihre Heimfahrt zu organisieren. Dabei wollten sie zumindest einen Teil der im Steinbruch im Wiener Graben abgestellten Löschfahrzeuge, deren Wert sie für den Feuerschutz der Stadt wohl erkannten, nach Wien zurück bringen. Am 18. Mai 1945 fuhr die Kolonne von insgesamt 18 Fahrzeugen von Mauthausen ab und machte sich auf den Weg nach Wien.131 Nach langer und strapaziöser Fahrt kamen die 44 inhaftiert 130 Ebd. Doris Warlisch, Die (Lager-) Feuerwehr im Konzentrationslager Mauthausen – zwischen Widerstand und Kollaboration, in: KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Memorial 2011 – Dokumentation, 80 (AMM E/01a/55). 131 70 gewesenen Feuerwehrmänner am 22. Mai 1945 mit den Fahrzeugen in Wien an, wo sie herzlichst empfangen wurden.132 Ungelöst blieb vorerst das Problem mit den in der US-Zone abgestellten Feuerwehrfahrzeugen aus Wien, da die sowjetische Besatzungsmacht diese Fahrzeuge als Deutsches Eigentum und somit als Beutegut betrachtete und diese bei einer allfälligen Überquerung der Zonengrenze sofort konfiszieren würde. So wurde die oberösterreichische Landesregierung in dieser Sache bei der Regierung Renner in Wien vorstellig um eine Lösung zu erreichen. Denn eine oberösterreichische Spezialfirma wollte die in Oberösterreich an verschiedenen Stellen, zum Teil sogar auf freiem Feld, abgestellten Fahrzeuge der Wiener Feuerschutzpolizei einsammeln, reparieren und wieder fahrbereit machen. Allerdings musste dafür eine entsprechende Erlaubnis der amerikanischen Besatzungsmacht erwirkt werden. Doch dieses Vorhaben scheiterte lange Zeit an den sowjetischen Besitzansprüchen. Erst nach vielen Verhandlungen, welche vor allem zwischen dem amerikanischen und dem sowjetischen Element geführt wurden, konnte der damalige Branddirektor Josef Holaubek fünfzig verwendungsfähige Feuerwehrautos in Linz abholen. Diese Fahrzeuge rollten dann, unter dem Schutz einer amerikanischen Eskorte und ohne in der sowjetischen Besatzungszone aufgehalten zu werden, nach Wien, wo sie am 17. August 1945 vom Bürgermeister Theodor Körner feierlich in Empfang genommen werden konnten.133 Doch nicht alle Fahrzeuge des Wiener FE-Dienstes fanden den Weg nach Wien zurück. Viele Fahrzeuge, vor allem jene die in der sowjetischen Besatzungszone verblieben waren, wurden als Kriegsbeute in die Sowjetunion verbracht. Einige Fahrzeuge hatte es auch in Gebiete außerhalb von Österreich verschlagen, wie das Beispiel des Tanklöschfahrzeuges (TLF 15) der Freiwilligen Feuerwehr in Remmingen zeigt. Dieses Fahrzeug der Feuerschutzpolizei Wien, welches heute restauriert im Museum der Freiwilligen Feuerwehr Remmingen steht, hatte es nach dem Kriegsende bis nach Deutschland verschlagen, wo es dann in Baden Württemberg bei der Freiwilligen Feuerwehr in Remmingen (Landkreis Böblingen) zum Einsatz kam. 132 WStLA, Kommission Wien 1945, Nr. 36, Hans Dolezal. Hugo Portisch, Österreich II, Die Wiedergeburt unseres Staates, Wien 1985, 408—410. Hier auf Seite 409 ein Foto, welches die Aufstellung der Feuerwehrfahrzeuge am Rathausplatz zeigt, rechts im Bild sind die GMC-Lkw 2,5t des amerikanischen Begleitkommandos zu sehen. 133 71