http://www. Meeresschildkröten Vortragsdossier des WWF Schweiz © Jürgen Freund / WWF-Canon Steckbrief Die Meeresschildkröten gehören zu den Reptilien. Sie atmen mit Lungen und legen Eier. Weil ihre Körperwärme von der Temperatur ihrer Umgebung abhängt, nennt man sie wechselwarm. Alle Meeresschildkröten sind vom Aussterben bedroht. Meeresschildkröten sind an das Leben im Meer angepasst. Ihr Rückenpanzer ist flach und stromlinienförmig, die Vorderbeine haben die Form von Flossen. Damit kann sich die Meeresschildkröte im Wasser schnell fortbewegen. Die kurzen, breiten Hinterbeine benutzt sie als Steuer. Anders als Landschildkröten können Meeresschildkröten ihren Kopf und ihre Beine nicht in den Panzer zurückziehen. Meeresschildkröten-Arten Suppenschildkröte Diese 70 bis 153 Zentimeter grosse Schildkröte heisst so, weil aus ihrem Fleisch die berühmte Schildkrötensuppe gekocht wurde. Ein internationales Artenschutzabkommen verbietet heute den Handel mit allen Meeresschildkröten. Der Panzer der Suppenschildkröte kann von gelbgrün bis schwarz gefärbt sein. Meeresschildkröten sehen sehr gut: Sogar unter Wasser können sie einen Menschen am Strand sehen! Dafür sind sie aber stumm und hören fast nichts. Australische Suppenschildkröte Sie wird etwa 90 bis 120 cm gross und hat einen olivgrauen Rückenpanzer. Ihr Bauchpanzer ist weiss. Der Panzer Echte Karettschildkröte Diese Schildkröte ist wegen ihren schönen, dunkel geflammten Hornschildern stark vom Aussterben bedroht. Aus ihrem Panzer stellen Menschen trotz weltweitem Verbot immer noch Kämme, Gürtelschnallen und andere Schmuckstücke her. Der Panzer kann bis zu 90 cm lang werden. Der Panzer einer Meeresschildkröte besteht aus Knochenplatten, die von grossen Hornschildern bedeckt sind. Eine Schildkröte spürt es, wenn man ihren Panzer berührt, denn zwischen den Knochenplatten und den Hornschildern befindet sich eine dünne Hautschicht. Viele Nerven machen diese Hautschicht sehr empfindlich. Jede Schildkrötenart hat eine eigene, ganz spezielle Anordnung der Hornschilder. Am Panzer kann man deshalb die Arten klar unterscheiden. Ein Spezialfall ist die Lederschildkröte. Sie hat keinen typischen Schildkrötenpanzer. Die Knochenplatten haben sich vor langer Zeit zurückgebildet. Übrig geblieben sind nur noch kleine Knochenplättchen, die in eine dicke, lederartige Haut eingebettet sind. Diese ganz spezielle Haut bildet den Panzer. Lebensraum Meeresschildkröten leben in tropischen und subtropischen Meeren. Nur die Weibchen kriechen an Land, um ihre Eier abzulegen. Alle Arten können im offenen Meer leben, oft halten sie sich aber in der Nähe der Küsten auf. So finden sie ihr Futter einfacher. Nur die Bastardschildkröten und die Lederschildkröten verbringen die meiste Zeit weit draussen im Meer. Die Wanderungen der Meeresschildkröten Meeresschildkröten leben einzeln im Meer. Sie treffen sich zur Paarungszeit und sammeln sich zu grossen Gruppen. Gemeinsam schwimmen sie Hunderte von Kilometern zu dem Strand zurück, an dem sie geschlüpft sind. Wissenschafter haben herausgefunden, dass die Meeresschildkröten bei ihren Wanderungen manchmal sogar die Weltmeere durchqueren. Unbekannt ist noch immer, wie die Tiere ihren Niststrand wieder finden. Unechte Karettschildkröte Sie ist rotbraun gefärbt und kann bis zu 110 cm lang werden. Pazifische Bastardschildkröte Lange meinte man, dass die Bastardschildkröte (Panzerlänge bis 74 cm) keine eigene Art sei, sondern eine Kreuzung zwischen Suppen- und Karettschildkröte. Deshalb taufte man sie Bastardschildkröte. Kemps Bastardschildkröte Mit 70 cm ist sie die kleinste Meeresschildkröte. Ihr Rückenpanzer ist olivgrün bis grau. Lederschildkröte Sie ist mit 140 bis 180 cm die grösste Schildkröte der Welt. Ihr einzigartiger Panzer (siehe Folienvorlage) ist schwarz mit weissen oder rosa Tupfen. Die Lederschildkröte kann bis zu 600 Kilogramm schwer werden. Verhalten Nahrungssuche Meeresschildkröten fressen Seegras, Algen, Tang, Quallen, Schwämme, kleine Fische, Schnecken und Tintenfische. Die Suppenschildkröte ernährt sich rein vegetarisch, also nur von Pflanzen. Die anderen Meeresschildkröten fressen sowohl Pflanzen als auch kleine Fische und Meerestiere. Einige Schildkrötenarten fressen sogar giftige Tiere wie zum Beispiel Medusen, das sind Quallen. Schildkröten haben einen Hornkiefer. Dieser ist sehr hart. So können sie Stücke aus ihrer Nahrung herausschneiden und ganz herunterschlucken. Paarung und Aufzucht Alle Schildkrötenarten legen Eier. Meeresschildkröten paaren sich je nach Art nur alle zwei bis drei Jahre. Dafür erfolgt die Paarung gleich mehrere Male und es entstehen verschiedene Gelege im gleichen Jahr. Nachdem die Meeresschildkröten in der Nähe des Strandes angekommen sind, paaren sie sich. Dabei klammert sich das Männchen mit seinen Flossen so fest an den Panzer des Weibchens, dass dieser oft stark beschädigt wird. Diese Schäden reparieren sich meist von selbst, da der Panzer von Meeresschildkröten nachwachsen kann. Nach der Paarung trennt sich das Schildkrötenpaar wieder. Die Weibchen kriechen an den Strand und graben mit Hilfe ihrer Vorder- und Hinterflossen die Nestgrube aus. Die Grube ist ein tiefes, enges Loch. Es ist je nach Länge der Flossen 15 bis 60 Zentimeter tief. In diese Grube legt das Meeresschildkrötenweibchen seine Eier ab und deckt sie mit Sand sorgfältig zu. Das Weibchen tarnt sein Nest so geschickt, dass am nächsten Morgen nichts mehr davon zu sehen ist. Das Meeresschildkrötenweibchen kriecht nun wieder zurück ins Meer. Der warme Sandboden brütet danach die Eier aus. Nach etwa sechs bis acht Wochen schlüpfen die Jungen und buddeln sich den Weg an die Erdoberfläche frei. Dann müssen sie so schnell wie möglich ins Meer krabbeln, um den natürlichen Feinden wie Vögeln, Krebsen und Raubtieren zu entkommen. Meeresschildkröten graben sich meist nachts an die Oberfläche. Die Dunkelheit schützt sie vor Feinden. Sie orientieren sich am Meereshorizont, der in der Nacht etwas heller ist als das Land. So finden sie ihren Weg in den Ozean. © naturepl.com / Solvin Zankl / WWF Die Meeresschildkröte und der Mensch Alle Meeresschildkröten sind vom Aussterben bedroht. Der Grund liegt beim grössten Feind der Meeresschildkröte: dem Menschen. Schildkröten werden umgebracht, um ihr Fleisch zu essen, um daraus die Spezialität «Schildkrötensuppe» zu kochen oder um aus ihrem Schildpatt Kämme, Schmuck und Gürtel herzustellen (Nummer 1 auf der Folienvorlage). Schildkröteneier werden ausgegraben und gegessen (2). In Sri Lanka gelten sie als Heilmittel gegen viele Krankheiten. Oft werden die Meeresschildkrötenweibchen bei der Eiablage getötet. Zwar ist der Handel mit Eiern, Fleisch und Hornschildern von Schildkröten weltweit verboten, doch viele Menschen halten sich nicht daran und verkaufen sie zu hohen Preisen. Der Tourismus ist auch eine grosse Gefahr für die Meeresschildkröten: Wenn Liegestühle und Badetücher am Strand liegen und im Sand Schildkröteneier vergraben sind, werden die Eier nicht mehr von der Sonne gewärmt und kühlen aus. Viele Nester werden auch von Sonnenschirmen zerstochen (3). Die frisch geschlüpften Schildkrötchen orientieren sich an der Helligkeit, um zum Meer zu gelangen. Wenn sie ein helleres Licht von Hotels, Bars oder Autos an Land sehen, kriechen sie in die falsche Richtung. So werden sie von natürlichen Feinden gefressen oder trocknen aus (4). Auch Fischernetze sind eine grosse Gefahr für Meeresschildkröten. Sie verfangen sich darin und können nicht mehr an die Wasseroberfläche schwimmen, um zu atmen. Also ertrinken sie (6). Viele Schildkröten sterben wegen Abfall am Strand und im Wasser. Die Schildkröten fressen zum Beispiel Plastiksäcke, die sie für Quallen halten, und sterben daran. Die frisch geschlüpften Meeresschildkrötchen können nicht über den Müll steigen und zum Wasser gelangen (7). Natürliche Feinde hat die Meeresschildkröte wenige. Ein Beispiel siehst du auf der Folienvorlage bei Nummer 5: grosse Seevögel wie die Möwen. Die Meeresschildkröten und der WWF Der WWF setzt sich weltweit in unzähligen Projekten für den Schutz der Meeresschildkröten ein. Ein Beispiel ist das Projekt in Kiunga (Kenia). Dort hat der WWF zusammen mit der Bevölkerung bewirkt, dass die Strände von Abfall gesäubert werden, damit die frisch geschlüpften Meeresschildkröten eine Chance haben, ins Meer zu kriechen. Aus eingesammelten Flip-Flops stellen afrikanische Frauen bunte Schlüsselanhänger her. Zudem unterstützt der WWF die Suche nach Fischereimethoden, die weniger Beifang mit sich bringen. Meeresschildkröten sind oft sogenannter Beifang, das heisst, die sie verfangen sich in Fischernetzten und verenden. Im Allgemeinen setzt sich er WWF für den Erhalt des Lebensraums der Schildkröte ein: für die Meere, die Küsten und die Korallenriffen. Er versucht sie zu schützen und klärt die Menschen auf, wie wichtig es ist, diesen Gebieten Sorge zu tragen. Weitere Informationen Internet Bücher WWF (2007): Panda Club: Meeresschildkröten: Dinos aus dem Meer. wwf.ch.meeresschildkrote WWF-Seite über Meeresschildkröten und Projekte zu ihrem Schutz. Alunni, B. (2003): Wissen mit Pfiff: Tiere des Meeres, was Kinder erfahren und verstehen wollen. Fleurus Verlag. Bestellen kannst du beim WWF Schweiz per Telefon, Post oder E-Mail. Die Adresse findest du rechts unten. Die Lieferfrist beträgt etwa eine Woche. turtle-foundation.org Deutsche Infos und Bilder über den Schutz der Meeresschildkröten. Lazier, C. (2003): Fleurus Juniorwissen: Tiere. Fleurus Verlag. wwf-arten.wwf.de Seite des WWF Deutschland über Meeresschildkröten. Köhler, G. (2000): Reptilien und Amphibien Mittelamerikas. Band 1: Krokodile, Schildkröten, Echsen. Herpeton Verlag. Wo kein Preis angegeben ist, kannst du pro Broschüre jeweils ein Exemplar gratis bestellen. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 8010 Zürich Telefon 044 297 21 21 Fax 044 297 21 00 E-Mail: [email protected] www.wwf.ch WWF Schweiz 2012 Beim WWF erhältlich