PDF Magazin 12 - Deutsche Staatsphilharmonie

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MAGA ZI N
DEZEM B ER 2016 –
MÄRZ 2017
#12
Seite 8: Artist in Residence
FRANK DUPREE
Seite 13: Rückblick
MODERN TIMES
2016
Seite 19: Vorschau
HEIDELBERGER
FRÜHLING 2017
ELĪNA
GARANČA
GROSSES GALAKONZERT IM
MANNHEIMER ROSENGARTEN
Konzertkalender
Editorial
LIEBE FREUNDE DER
STAATSPHILHARMONIE,
mit großer Freude stellen wir Ihnen unser neues
MAGAZIN vor und bieten Ihnen anregenden Lesestoff, wenn die Abende langsam länger werden.
Natürlich finden Sie auf den nächsten Seiten
unsere Konzertangebote für die Monate Dezember bis März, wir wollen Sie aber auch noch einmal auf ein sehr besonderes Projekt im November hinweisen und schon einen Ausblick auf den
April vornehmen. Und wir wollen kurz zurück
auf die Ludwigshafener Tour der Kultur und auf
MODERN TIMES blicken: Das Musikfest der
Staatsphilharmonie war wieder ein großer Erfolg,
der weit über Rheinland-Pfalz und die erweiterte
Metropolregion Rhein-Neckar hinaus strahlte.
Vor Ort die Menschen mit sinfonischer Musik zu
versorgen und Botschafter sein für die Region –
das sind die vornehmen Aufgaben der Staatsphilharmonie!
Dabei, das darf ich glaube ich so sagen, handeln
wir durchaus in dem Sinn, den unser Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert in seiner bemerkenswerten Rede anlässlich des Festakts zum
200. Geburtstag des Bezirkstag Pfalz auf dem
Hambacher Schloss als Maxime für unser Handeln beschrieb: „Nichts ist aussichtsloser, als den
Status quo unter Denkmalschutz zu stellen. Viel
klüger ist es, Entwicklungen zu gestalten, als sie
verhindern zu wollen.“ In dem Sinn gestaltete
unser Chefdirigent Karl-Heinz Steffens die Konzerte von MODERN TIMES, in dem Sinn entwickeln wir unsere besonderen Programme wie
REBEL-LION IM QUADRAT und KLASSIK IM
CAPITOL, um nur zwei weitere bekenntnishafte
Projekte zu nennen. Und in dem Sinn präsentieren wir im November auf Anregung des Ludwigshafener Vereins für Türkische Kunstmusik die
„Lieder von Wien bis Istanbul“; warum Sie es
nicht versäumen sollten, wenn sich die Lieder
von Franz Schubert und von Şevki Bey begegnen,
können Sie natürlich in diesem MAGAZIN lesen.
Nicht versäumen sollten Sie auch die großen
Orchesterkonzerte, zu denen wir gemeinsam mit
2
unseren Veranstaltungspartnern in der Region
herausragende Künstler wie den Dirigenten
Dmitri Kitajenko und den Klarinettisten Jörg
Widmann eingeladen haben, dem wir in der letzten Saison so viele Höhepunkte verdankten.
Dazu kommen herausragende junge Interpreten,
wie die Sopranistin Katharina Ruckgaber, die mit
Karl-Heinz Steffens die „Hölderlin Fragmente“
von Aribert Reimann singen wird oder Shiyeon
Sung, mit der wir unsere Reihe der Dirigentinnen
in den Konzerten im Feierabendhaus der BASF
fortsetzen. Und für jüngere Zuhörer schicken wir
Wolfgang Amadeus Mozart auf eine Reise durch
Europa – ein besonderer Ohrenschmaus für die
ganze Familie!
Dass ich zuletzt Ihr Augenmerk auf die wunderbare Mezzosopranistin Elīna Garanča lenke, ist
sicher keine Überraschung. Es ist eine besondere
Ehre, die Deutschland-Konzerte dieser eindrucksvollen Künstlerin begleiten zu dürfen – und es ist
ein besonderer Schritt auf unserem Weg, immer
deutlicher als das Sinfonie- und Konzertorchester
der erweiterten Metropolregion Rhein-Neckar
wahrgenommen zu werden, dass wir ein Konzert
mit dem Weltstar in Eigenregie im Rosengarten
veranstalten. Nach dem Auftakt von MODERN
TIMES in Ludwigshafen folgt nun dieses Highlight in Mannheim.
So laden wir Sie herzlich ein, Ihrer Staatsphilharmonie bei Ihren musikalischen Ausflügen
durch die Jahrhunderte zu folgen. Ich würde
mich freuen, Ihnen bei vielen unserer Konzerte
zu begegnen!
Prof. Michael Kaufmann
Intendant der
Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Inhalt
,
DER BESONDERE KONZERTTIPP Marion Eisenmann
Personal und Verwaltung
Mein Konzerttipp ist das am 4. März 2017 in der
Philharmonie stattfindende Ad.Agio-Konzert. Diese
Konzerte haben ein ganz besonderes Flair in einer
sehr entspannten Wohlfühl-Atmosphäre. Die Art,
wie Andrea Apostoli auch ohne Worte Publikum
und Musiker durch die Veranstaltungen führt, gefällt mir. Jedes Mal aufs Neue bin ich überrascht,
was sich hinter einem Konzert in der Ad.Agio
Reihe verbirgt. Andrea Apostoli
gibt eine Überschrift an, die den
Hörer schon in eine gewisse
Klangwelt versetzt, doch die
genauen Werke werden nicht
verraten. Das Konzert am
4. März trägt den Titel „Debussy
und die Klänge der Sahara“. Wie
diese Überschrift schon vorausahnen lässt, wird die Musik von
Debussy in Verbindung mit
Musik aus anderen Kulturen gesetzt, die man für gewöhnlich noch gar nicht gut
kennt. Das Erleben anderer Kulturen liebe ich
sehr. Deshalb hat diese relativ neue Serie bei uns
im Hause auch schon einen kleinen Kreis von
Stammzuhörern und hätte es verdient von mehr
Menschen gehört zu werden. Mit der Dauer von
ca. einer Stunde und dadurch, dass man auf
einem Teppich liegen oder sitzen kann, sind die
Veranstaltungen auch gut für Familien mit nicht
mehr ganz kleinen Kindern geeignet.
Vielleicht konnte ich auch Sie überzeugen,
sich von Andrea Apostolis Konzept faszinieren zu
lassen.
INHALTSVERZEICHNIS
Seite 4
Titelgeschichte: Galakonzert Elīna Garanča
Seite 6Metropolregion: Thomas Kraus im Gespräch mit
Dr. Alexander Schubert
Seite 8Artist in Residence: Frank Dupree
Seite 10 Spielort: Worms
Seite 11 Das besondere Konzert: Lieder von Wien bis Istanbul
Seite 12 Das besondere Konzert: Dmitri Kitajenko in Ludwigshafen
Seite 13 Rückblick: MODERN TIMES 2016
Seite 14 Konzertkalender Dezember 2016 bis März 2017
Seite 16 Das besondere Konzert: 3. Mannheimer Meisterkonzert
Seite 17 Das besondere Konzert: Das 2. Philharmonische Konzert
Seite 18 Zyklus: Gustav Mahler
Seite 19 Vorschau: Die Staatsphilharmonie zu Gast
beim Heidelberger Frühling
Seite 20 Education: Kinderkonzerte
Seite 22 Neuigkeiten und Meldungen
Seite 24 Begegnungen der Kulturen: AD.AGIO
Seite 25 Das besondere Konzert: REBELLION IM QUADRAT
Seite 26 Kolumne: Der klingende Garten
Seite 28 Ausblick
Seite 4: Elīna Garanča
Seite 8: Frank Dupree
Seite 13: MODERN TIMES 2016
Seite 19: Heidelberger Frühling
3
Titelgeschichte
1. Februar 2017
Berlin, Philharmonie
3. Februar 2017
Baden-Baden, Festspielhaus
5. Februar 2017
München, Philharmonie
8. Februar 2017
Frankfurt, Alte Oper
14. Februar 2017
Düsseldorf, Tonhalle
21. Februar 2017
Köln, Philharmonie
23. Februar 2017
GALAKONZERT
Mannheim, Rosengarten,
Mozartsaal
Karel Mark Chichon,
Dirigent
Elīna Garanča,
Mezzosopran
Peter Illjitsch Tschaikowsky
Walzer aus „Dornröschen“;
Arie der Joanna aus:
„Die Jungfrau von Orleans“
Georges Bizet
Minuetto und Carillon aus:
„l’Arlésienne”,
Suite für Orchester Nr. 2
Camille Saint-Saëns
Recherchant ma presence
aus: „Samson et Dalia”
Giuseppe Verdi
Ouvertüre aus:
„I Vespri Siciliani”
Francesco Cilea
Acerba voluttà ...o vagabonda
stella und Ecco, respiro
appena, Io son l’umile ancella
aus: „Adriana Lecouvreur“
Elīna Garanča
Giuseppe Verdi
Ouvertüre aus: „Luisa Miller”
Sieben Konzerte und das Beste zum Schluss: Die Deutsche Staatsphilharmonie
Pietro Mascagni
Voi lo sapete, o Mamma aus:
„Cavalleria Rusticana”
Rheinland-Pfalz geht im Februar kommenden Jahres auf Deutschlandtournee. Mit
Amilcare Ponchielli
Ballettmusik Danze delle ore
aus: „La Gioconda”;
Drei neapolitanische Lieder
dabei ist die weltberühmte Mezzosopranistin Elīna Garanča. Klassikfans aus der
Metropolregion Rhein-Neckar müssen indes keine langen Gesichter (oder weite
Reisen) machen. Zum Abschluss ihrer konzertanten Rundreise sind Garanča und
die Staatsphilharmonie auch im Mannheimer Rosengarten zu erleben.
Präsentiert von:
4
Titelgeschichte
Ein Weltstar zu Gast in Mannheim
FULMINANTER ABSCHLUSS
DER DEUTSCHLANDTOURNEE
W
as haben die Solistin der Großen
Metropolregion-Gala in Mannheim und der aktuelle „Composer in Residence“ der Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz gemeinsam? Ja, beide sind
sie Musiker und beide ebenso ganz besondere Meister ihres Fachs. Während sich allerdings Elīna Garanča auf den (inzwischen
auch ganz großen) Opernbühnen der Welt
zuhause fühlt, ist der bevorzugte Arbeitsplatz von Aribert Reimann der Schreibtisch
beziehungsweise am Flügel. Nein, das Musikerdasein ist das Gemeinsame also nicht.
Abgesehen davon aber, dass Reimann in
diesem Frühjahr 80 und die lettische Mezzosopranistin im Frühherbst gerade einmal halb so alt geworden ist, waren beide
Musiker von Geburt an mit Musik quasi
rundumversorgt. Der Vater Elīna Garančas
war Chordirigent, die Mutter Professorin für
Gesang (und im Studium ihrer Tochter auch
eine Zeit lang deren Lehrerin). Im Hause
Reimann verhielt es sich ähnlich: der Vater
ein Kirchenmusiker, die Mutter Altistin. Ein
vokal-sakrales Ambiente in den ersten Lebensjahren scheint demnach zumindest im
Hinblick auf einen Musikerberuf durchaus
förderlich zu sein.
Ein Blick auf das Leben der 1976 in Riga
geborenen Elīna Garanča zeugt zunächst
allerdings keineswegs von einer Bilderbuchkarriere – wohl aber von großer Willenskraft
und klaren Vorstellungen. Wobei Garanča
ihren ursprünglichen Berufswunsch als Musicaldarstellerin zugunsten eines klassischen
Gesangstudiums aufgab. Dass sie ihren Lebensunterhalt während ihrer Ausbildung
in Riga, Wien, Amsterdam und den USA
zwischendurch auch einmal als Reinigungskraft verdienen musste, hat vielleicht dazu
beigetragen, dass die Ausnahmesängerin
bis heute niemals die Bodenhaftung ver-
loren hat. Auch ihre ersten Engagements
verleiteten die heute international gefragte
Opernsängerin keineswegs zu Höhenflügen.
Eher kleine Brötchen backte Elīna Garanča
nach ersten Engagements als 21-Jährige
in Bukarest und Athen nämlich auch als
Ensemblemitglied am Staatstheater Meiningen und in Frankfurt/Main. Den Wendepunkt ihrer Karriere markierte 1999 der
Erfolg beim Internationalen Mirjam-HelinGesangswettbewerb in Finnland, bei dem
sie überdies den künstlerischen Ritterschlag
von keiner Geringeren als Joan Sutherland
erhielt. Als Jurymitglied prophezeite Sutherland ihrer jungen Kollegin eine glänzende
Karriere. Sie sollte recht behalten, 2003
gelang Elīna Garanča der internationale
Durchbruch bei den Salzburger Festspielen
mit Mozarts „La clemenza di Tito“.
Elīna Garanča ist ein Star, zweifelsohne. Sie
ist auf nahezu allen bedeutenden Opernbühnen zu erleben, etwa in Berlin, München, Wien, Salzburg, London, Paris – und
immer wieder New York. 2007 und 2009
gab es einen ECHO Klassik als „Sängerin
des Jahres“, 2013 und 2015 erhielt sie
die begehrte Auszeichnung für die beste
solistische Einspielung des Jahres. Eine unnahbare Diva aber ist Elīna Garanča nicht.
CD-Einspielungen liegen von ihr inzwischen jede Menge vor, seit 2005 steht sie
exklusiv bei der Deutschen Grammophon
unter Vertrag. Die zunächst letzte Einspielung erschien dort mit geistlichen Vokalwerken unter dem Titel „Meditation“ 2014.
Und Zeit, ein Buch zu schreiben, hat die
gefeierte Mezzosopranistin überdies: 2013
veröffentlichte Garanča ihre (vorläufige)
Autobiografie „Wirklich wichtig sind die
Schuhe“. Der Leser erfährt darin auch, dass
ein Leben im Rampenlicht durchaus seine
Schattenseiten hatte (und noch hat), dass
bei Elīna Garanča keineswegs alles Hochglanz war und der Spagat zwischen tiefer
Verwurzelung auf dem großelterlichen Bauernhof in Lettland und Konzertreisen rund
um den Globus alles andere als einfach.
Wer das erste Kapitel „Zwischen Kuhstall
und Musiksalon“ gelesen hat, wird dieses
Buch nur ungern zur Seite legen. Wie wohl
auch jeder, der die außergewöhnliche Sängerin einmal live erlebt hat, ein Wiedersehen (und -hören!) mit Elīna Garanča kaum
erwarten kann.
Gelegenheit dazu gibt es Ende Februar bei
der Großen Metropolregion-Gala in Mannheim. Zum Abschluss ihrer Deutschlandtournee mit Stationen unter anderem in
Berlin, München, Frankfurt, Leipzig und
Köln bringen die weltberühmte Mezzosopranistin und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung
von Karel Mark Chichon im Rosengarten
Kompositionen etwa von Jules Massenet,
Giuseppe Verdi und Hector Berlioz zur Aufführung. Ein Konzerterlebnis der Extraklasse für die gesamte Region, das einmal mehr
unter Beweis stellt, dass die Deutsche Staatsphilharmonie inzwischen in der Championsleague angekommen ist. Es ist übrigens
kein Geheimnis, dass man sich rechtzeitig
Tickets für dieses Highlight sichern sollte ...
Was aber hat Elīna Garanča mit dem Dirigenten dieser herausragenden Gala gemeinsam? Die Antwort ist kürzer als beim
einleitenden Fragespiel: einen Ehering und
die beiden Töchter Cathy und Cristina!
Text: Gert Deppe
5
Metropolregion
Thomas Kraus und Alexander Schubert im Dialog
ÜBER VERNETZUNG,
ZUSAMMENARBEIT UND VIELFALT
Dr. Alexander Schubert ist Historiker
und Kulturmanager und seit dem
1. Juli 2014 Direktor des Historischen
Museums der Pfalz Speyer. Darüber
hinaus engagiert er sich stark für die
Kulturregion Rhein-Neckar. Dabei
agiert er institutionsübergreifend als
Impulsgeber für die Region – „Auf
Partner zugehen und sich auf Augenhöhe begegnen – Plattformen bieten,
auf denen sich alle Partner einbringen
können“, lautet sein Credo.
Thomas Kraus (TK): Als Kind wollte ich
ein zweiter Grzimek werden, aber tatsächlich
bin ich über das Schauen von Tierfilmen
nicht hinausgekommen. Was war dein Berufswunsch?
Alexander Schubert (AS): Das ist witzig –
in jungen Jahren war ich auch sehr fasziniert von Tieren und habe davon geträumt,
ein Naturkundemuseum aufzumachen.
Sehr geprägt hat mich aber auch die Erfahrung, dass ich als Schüler jahrelang als Statist bei den Festspielen in meiner Heimatstadt Bayreuth mitgewirkt habe. Dabei hat
mich einerseits die Musik fasziniert, andererseits das Geschehen drumherum: die
Maskenbildner, die Werbung, der rote Teppich. Rückblickend kann ich vielleicht
sagen, dass viele Aspekte, die ich heute in
der Museumsarbeit wiederfinde – die Organisation von Veranstaltungen und Großereignissen –, mich damals schon sehr interessiert haben. Ich wollte nicht nur das
fertige Produkt sehen, sondern immer
6
schon wissen, was hinter den Kulissen passiert, bis beispielsweise eine Oper aufgeführt wird.
TK: Oper beziehungsweise klassische Musik
ist ein gutes Stichwort. Die Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gastiert
nicht nur regelmäßig in Speyer, sondern
auch in vielen anderen Kommunen der
Rhein-Neckar-Region. Welche Bedeutung hat
das Orchester in deiner Wahrnehmung?
AS: Einerseits ist die Staatsphilharmonie
ein Orchester, das durch seine vielen Auftritte die Metropolregion Rhein-Neckar zusammenhält und sicherlich auch identitätsstiftend wirkt. Andererseits strahlt sie weit
über die Region hinaus und wertet zum
Beispiel mit ihren Sommerresidenzen
Speyer als Musikstadt auf. Das ist natürlich
auch ein wichtiger Imagefaktor.
TK: Hättest du eine Idee, wie ein
Museum mit einem Orchester zusammenarbeiten könnte?
Der Lieblingsort von Herrn Schubert ist der Domturm, mit
der Begründung, dass man von dort aus einen wunderbaren Ausblick auf das Historische Mudeum der Pfalz hat.
AS: Ausstellungen sind häufig auch vertont.
Es läuft beispielsweise Musik im Hintergrund, damit die Besucher nicht nur etwas
sehen, sondern auch durch den Klang in
eine bestimmte Atmosphäre eintauchen.
Ich könnte mir gut vorstellen, hier mit der
Staatsphilharmonie zu kooperieren. Ebenso
könnte man schauen, ob sich Synergien
zwischen den bereits erwähnten Sommerresidenzen und unserem Ausstellungsprogramm ergeben.
auch darüber hinauszugehen. Dafür bietet
die Museumswelt unglaublich viele Möglichkeiten, angefangen von Begleitveranstaltungen bis hin zu ungewöhnlichen Kooperationen. Entscheidend ist dabei, nicht nur
das eigene Projekt zu vertreten, sondern
auch die Interessen der anderen herauszuhören und gemeinsam zu überlegen, wo
man Schnittmengen findet. Es macht mir
großen Spaß, neue Verbindungen zu suchen
und einen Crossover zu schaffen, mit dem
zunächst vielleicht niemand gerechnet hat.
Bei unserer Titanic-Ausstellung in Speyer
habe ich zum Beispiel mit Franz Josef Reindl
und Roland Hörner von den Hafenbetrieben
Ludwigshafen und Mannheim oder auch mit
Axel Peter Hebel von der Speyerer Schiffswerft Braun zusammengearbeitet. Das bot
TK: Man merkt deiner Arbeit an, dass
du ganzheitlich vorgehst und dir genau
überlegst, was zu tun ist, damit alle
Rädchen ineinandergreifen.
AS: Das fasziniert mich auch sehr an
meinem Beruf: inhaltlich zu arbeiten, aber
Metropolregion
aufzutreten, sondern sich zu fragen: Was hat
ein Partner von der Zusammenarbeit, und
wie lässt er sich begeistern? Herrscherdynastien wie die Staufer oder die Wittelsbacher
bieten dafür viele Anknüpfungspunkte – ob
das nun eine kleine Kommune ist, deren
prägendes Bauwerk aus der Epoche stammt,
oder die Eichbaum-Brauerei, die ihr Bierprivileg von den Wittelsbachern hat. Im
Prinzip geht es darum, eine Plattform zu
bieten, auf der sich alle Partner einbringen
können.
mir als Museumsdirektor auch völlig neue
Einblicke in andere Berufsfelder.
TK: Als ich vor fünf Jahren das Kulturbüro
aufgebaut habe, viel herumgefahren bin und
mit Künstlern und Vertretern von Kommunen gesprochen habe, ist mir aufgefallen,
dass die Staufer-Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen, für die du damals das Marketingkonzept verantwortet hast, sehr positiv
wahrgenommen wurde – alle Beteiligten
haben einen Gewinn für sich darin gesehen.
Wie lässt sich dieser Erfolg erklären?
AS: Ich denke, Grundvoraussetzung war,
dass Alfried Wieczorek [Generaldirektor der
Reiss-Engelhorn-Museen, Anm. der Redaktion] und ich diesbezüglich eine gemeinsame
Philosophie haben, nämlich dass man auf
Partner zugeht und sich auf Augenhöhe begegnet. Es geht nicht darum, als „big player“
TK: Die beiden großen Ausstellungen –
Staufer und Wittelsbacher – haben gezeigt,
dass sich die Museen und Schlösser der
Region mehr Kooperation untereinander
wünschten. Dieser Wunsch hat dazu geführt,
dass sie ihre Angebote zunächst in einer gemeinsamen Publikation beworben haben
und nun seit Beginn dieses Jahres ein Kulturmagazin mit den Festivals vertreiben, das
deutschlandweit seinesgleichen sucht.
AS: Das Hauptverdienst liegt hierbei sicher
beim Kulturbüro, denn in diesem Fall
schafft auch ihr eine Plattform, auf der sich
die verschiedenen Akteure wiederfinden.
Ein einzelner Player stünde immer unter
dem Verdacht, bestimmte Partner zu bevorzugen. Der Besucher interessiert sich aber
überhaupt nicht für die Konkurrenz zwischen verschiedenen Festivals oder Museen,
sondern will möglichst umfassend informiert werden.
Die Projekte der Reiss-Engelhorn-Museen
wie „Staufer“ und „Wittelsbacher“ haben
eine wichtige Grundlage für die Kooperation
vieler Beteiligter gelegt. Dann geht es aber
auch darum, eine Zusammenarbeit zu verstetigen, und das leistet die Metropolregion.
Speyer bist du zum 1. Juli 2014 von der
einen auf die andere Rheinseite gewechselt.
Bemerkst du Unterschiede in deiner Arbeit?
AS: Ich bin 2007 in die Region gezogen und
habe den Rhein nie als Grenze wahrgenommen. Im Zuge der Projekte bin ich von
Mannheim aus nach Neustadt oder Kaiserslautern gefahren, nach Speyer oder nach
Ludwigshafen. Und jetzt fahre ich von
Speyer nach Heidelberg, Weinheim oder
Mosbach. Als Arbeitsort hat Speyer natürlich eine andere Aura als Mannheim. Wenn
ich hier in die Mittagspause gehe, unter den
vielen Touristen sitze, habe ich gleich ein
bisschen Urlaubsfeeling. Mannheim als
pulsierende Metropole strahlt natürlich
eine andere Atmosphäre aus. Da ich in
Mannheim wohne, genieße ich beides
(lacht).
TK: Wenn du dir die Kulturregion
Rhein-Neckar in zehn Jahren vorstellst,
was wäre dein persönlicher Wunsch?
AS: Wenn du mich vor zehn Jahren gefragt
hättest, hätte ich das beschrieben, was wir
heute haben, nämlich eine viel stärkere Vernetzung, Zusammenarbeit und auch Vielfalt. Natürlich muss man weiter daran arbeiten, sonst fällt vieles schnell wieder
zusammen. Für die Zukunft muss man sicherlich ganz genau beobachten, welche
neuen Möglichkeiten sich beispielsweise in
der Vermarktung ergeben oder in der Buchbarkeit von kulturellen Angeboten, sodass
man die Besucher der Kulturregion RheinNeckar bestmöglich abholt. Entscheidend
wird sein, wie wir die digitalen Medien
nutzen. Damit werden sich neue Möglichkeiten ergeben, die wir jetzt noch gar nicht
einschätzen können.
TK: Für deine aktuelle Position als Direktor
des Historischen Museums der Pfalz in
7
Portrait
Artist in Residence der Spielzeit 2016/2017
MULTITALENT
FRANK DUPREE
Frank Dupree ist der neue Artist in Residence der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Zusammen mit dem ECHO-preisgekrönten „Orchester des Jahres 2015“ ist Frank Dupree in der Spielzeit
2016/17 in zwölf Konzerten als Solist, Dirigent, Kammermusiker
und Jazzinterpret gleichermaßen zu erleben. Seine jüngst ins Leben
gerufene Konzertreihe CONNECT IT! ist eine stürmisch bejubelte
Innovation für das klassische Konzertpodium und wird in der aktuellen
Spielzeit mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
weitergeführt. In CONNECT IT! verbindet Frank Dupree klassische
Werke mit zeitgenössischer Musik und Jazz und schafft damit ganz
neue musikalische Blickwinkel. Egal ob als Solist von Klavierkonzerten, als Dirigent Beethovens großer Sinfonien oder als neugieriger Künstler, der innovative Ideen kreiert. Frank Dupree – ein
junger Wilder der genreübergreifenden Klassikszene hat eine Menge
zu erzählen.
Judith Schor: Sie reihen sich als
Artist in Residence in eine schillernde
Ahnengalerie ein. Was bedeutet es
für Sie persönlich, Artist in Residence
der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz zu sein?
Frank Dupree (FD): In der Saison 2014/15
war mein guter Freund, der großartige Trompeter, Reinhold Friedrich Artist in Residence
der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Wir hatten schon öfter zusammen
musiziert und im Rahmen seiner Residency
lud er mich dazu ein, das Orchester erstmalig
zu dirigieren. Auf dem Programm stand
George Gershwins „Rhapsody in Blue“ in
einer Bearbeitung für Trompete Solo und
Brass Ensemble. Das war mein erster Kontakt
mit den Musikern der Staatsphilharmonie
und schon damals habe ich mich als junger
8
Portrait
„Musik wurde vom Menschen geschaffen, um seinen
Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich freue mich
schon sehr darauf, Musik und die darin transportierten
Emotionen mit den Musikern der Staatsphilharmonie
und den Zuhörern zu teilen!“
Frank Dupree
Dirigent anerkannt und geschätzt gefühlt.
Wir hatten großen Spaß! Die Residency
jetzt bedeutet eine große Herausforderung
für mich. Als Solist in unterschiedlichsten
Klavierkonzerten von Mozart bis Antheil
aufzutreten, als Dirigent Beethovens große
Sinfonien zu leiten, sich viel neues Repertoire anzueignen und als neugieriger Künstler innovative Ideen zu kreieren – das alles
macht für mich den besonderen Reiz aus,
Artist in Residenz sein zu dürfen. Es ist eine
eine große Chance, mich so vielfältig wie
nur möglich präsentieren zu können. Zudem
ist die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ein Klangkörper, der mir schon
sehr vertraut geworden ist. So können wir
uns gemeinsam in unserem musikalischen
Schaffen so richtig austoben.
In einer Reihe mit Reinhold Friedrich und
Pinchas Zuckeman als Artists in Residence
zu stehen, ist eine große Ehre für mich.
JS: Denken Sie manchmal daran, wie
es wäre etwas ganz anderes zu machen?
Gab es je eine ernsthafte Alternative
oder war es immer Ihr Wunsch, Musiker
zu sein?
FD: Es war für mich schon immer klar,
dass ich Musiker werden möchte. Es gab
nie eine Alternative. Die Frage, die sich
mir immer stellte, war: Werde ich Pianist,
Dirigent, Schlagzeuger, Komponist oder
vielleicht sogar Jazzmusiker? Im Laufe der
Zeit habe ich gemerkt, dass alles, was ich
bisher gelernt habe, mir heutzutage hilft,
der Musiker zu sein, der ich bin. Als Dirigent und Pianist kann ich alles miteinander
verbinden.
Musik bedeutet für mich Kommunikation
mit Menschen, den Werken ohne Schubladendenken zu begegnen, Grenzen auszuloten und klingende Verbindungen ein-
zugehen, die eine ganz eigene Klanggestalt
entstehen lassen.
JS: Sie sind durch Ihre Arbeit ganz
schön viel gereist. Welche Stadt hat
Ihnen am besten gefallen?
FD: Vor zwei Jahren war ich in Alaska,
nächstes Jahr werde ich in Neuseeland spielen. Ob Chinesische Mauer oder Eiffelturm
– es gibt so viele schöne Orte auf dieser
Welt. Sich für eine Stadt zu entscheiden ist
schwer. Die Menschen und die Kulturen,
auf die man trifft, sind so unterschiedlich
und faszinierend und machen den eigentlichen Reiz jeder Konzertreise aus. Gerade,
wenn man viel rumkommt, ist ein Heimathafen, der Ort, wo man lebt und wirkt, wo
meine Familie und meine Freunde sind,
von großer Bedeutung. Dazu wird in nächster Zeit natürlich auch Rheinland-Pfalz
gehören.
JS: Sie haben schon erwähnt, dass
die Residency für Sie eine Chance ist, sich
überaus vielfältig präsentieren zu können.
Ein wichtiger Bestandteil der Residence
ist Ihre eigene Konzertreihe mit dem Titel
CONNECT IT! Erzählen Sie uns davon!
Frank Dupree (FD): Wann hat man schon
die Möglichkeit, in einem Konzert Jazz zu
hören, im nächsten Moment Musik aus
dem 20. Jahrhundert für sich zu entdecken,
um kurz darauf zum Beispiel Beethoven zu
genießen? Dieses Aufeinanderprallen von
unterschiedlichen Epochen und Stilen mag
erst einmal ungewöhnlich auf das Publikum wirken. Man wird die Verknüpfungspunkte jedoch verstehen, bisher bekannte
Werke in einem anderen Licht stehend betrachten und Musik als universelle Kunst
empfinden. Meine Empfehlung ist, sich
einfach von uns, den Künstlern, an die
Hand nehmen und sich eine neue Klangwelt zeigen zu lassen. Ohren auf und rein
in den Konzertsaal! Artist in Residence 2016/2017:
Frank Dupree – Konzertüberblick
28. Oktober 2016
Karlsruhe, Konzerthaus
1. KARLSRUHER
MEISTERKONZERT
30. Oktober 2016
Mainz, Rheingoldhalle
1. MAINZER
MEISTERKONZERT
Frank Dupree, Dirigent
und Klavier
Werke von A. Reimann
und L. van Beethoven
31. Oktober 2016
Mannheim, Capitol
CONNECT IT!
„Revolution“
Frank Dupree, Dirigent und
Klavier Ä Jan Prax Quartett
Werke von L. van
Beethoven und J. Prax
30. März 2017
Pirmasens, Festhalle
31. März 2017
Worms, Das Wormser
Manuel López-Gómez,
Dirigent
Frank Dupree, Klavier
TSCHAIKOWSKY &
RIMSKI-KORSAKOW
Werke von P. I.
Tschaikowsky und
N. Rimski-Korsakow
21. April 2017
Kaiserslautern, Fruchthalle
22. April 2017
Ludwigshafen,
Konzertsaal im Pfalzbau
3. PHILHARMONISCHES
KONZERT
Alejo Pérez, Dirigent
Frank Dupree, Klavier
Werke von A. Reimann,
E. Grieg und E. Chausson
23. April 2017
Ludwigshafen, Philharmonie
SONDERKONZERT
SO UM FÜNF
FÜR ARIBERT REIMANN
Katharina Ruckgaber, Sopran
Frank Dupree, Klavier
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Werke von C. Schumann,
J. Brahms/A. Reimann,
F. Mendelssohn
Bartholdy/A. Reimann
und R. Schumann
11. Juni 2017
Mainz, Rheingoldhalle
ORCHESTERGIPFEL
RHEINLAND-PFALZ
In Kooperation mit
dem Landesmusikrat
Rheinland-Pfalz
Frank Dupree, Dirigent
18. Juni 2017
Mannheim, Capitol
CONNECT IT!
„Like a bird“
Frank Dupree, Dirigent
und Klavier
Olivia Trummer Trio
Werke von A. Honegger,
O. Messiaen und
L. van Beethoven
7. Juli 2017
Weilburg, Schloss
WEILBURGER
SCHLOSSKONZERTE I
Frank Dupree, Dirigent
und Klavier
Werke von W. A. Mozart
und G. Gershwin
8. Juli 2017
Weilburg, Schloss
WEILBURGER
SCHLOSSKONZERTE II
Frank Dupree, Dirigent
Arabella Steinbacher,
Violine
Werke von
P. I. Tschaikowsky,
C. Saint-Saëns,
M. Ravel, P. de Sarasate
und S. Rachmaninow
9
Spielort
50 Jahre „Das Wormser“
JUBILÄUMSKONZERT
IN WORMS
Ansichten des Tagungszentrums und des Theaters
Einer der ältesten und historisch bedeutsamsten
Aufführungsorte der Staatsphilharmonie ist Worms,
das auf eine mehr als tausendjährige Geschichte
zurückblicken kann.
G
egründet als keltisches „Borbetomagus“ wurde die
Stadt vor allem für den romanischen St. Peter Dom
bekannt, sowie 1521 durch Martin Luther und dessen
Weigerung, seine Thesen auf dem Reichstag zu widerrufen.
Auch die Nibelungensage ist bezeichnend für die Domstadt.
Wesentlich jünger als die Stadt und der darin befindliche
Dom ist „Das Wormser“ Kulturzentrum, das in diesem Jahr
seinen 50. Geburtstag feiert. Ursprünglich konzipiert war das
Gebäude als eine Art Laientheater. Doch nach Spielzeitunterbrechungen während des ersten Weltkriegs sowie verheerenden
Zerstörungen während des zweiten Weltkriegs eröffnete „Das
Wormser“ vor 50 Jahren zum dritten Mal. Damals war das
Gebäude ein architektonisch ambitionierter Neubau, der das
Publikum einlud, an Veranstaltungen teilzunehmen. 1966
feierte das damals sogenannte Philharmonische Orchester der
Pfalz mit einem großen Konzert mit dem Theater Eröffnung.
22. März 2017
Worms, Das Wormser
KRABBELKONZERT
Andera Apostoli,
Konzept und Leitung
30. März 2017
Pirmasens, Festhalle
31. März 2017
Worms, Das Wormser
Manuel López-Gómez,
Dirigent
Frank Dupree, Klavier
Peter Iljitsch
Tschaikowsky
Slawischer Marsch
b-Moll, op. 31 Ä Konzert
für Klavier und Orchester
Nr. 1 b-Moll, op. 23
Nikolai RimskiKorsakow
Sheherazade op. 35
Am 7. November 2016 wurde dieses
Konzert zur Feier des Jubiläums von
der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz unter der Leitung
von Francesco Angelico und mit der
Unterstützung durch Soloviolinistin
Tianwa Yang wiederholt. Wie schon
vor 50 Jahren erklangen an diesem
Abend Werke von Beethoven, Stephan und Gernsheim.
Wir freuen uns außerdem, dass ab
dieser Saison erstmals auch die beliebten Krabbelkonzerte unter der Leitung von Andrea Apostoli in Worms
stattfinden.
Text: Susanne Bomans
Festhaus, Entwurf von
Baumeister Otto March 1888
Historische Postkarte,
Trümmer des Städtischen Spielund Festhauses 1945
S
eit 50 Jahren ist die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz ein gern gesehener und gehörter Gast im WORMSER
THEATER. Vor 50 Jahren war es dieses hochgeschätzte Orchester,
das zur Eröffnung des damaligen Spiel- und Festhauses Worms im
November 1966 mit genau dem Programm aufspielte, mit dem
es auch zum 50-jährigen Jubiläum am 7. November 2016 wieder
gastierte. Dabei wurde nicht nur der große Beethoven, sondern auch
zwei Wormser Komponisten berücksichtigt, die es auch in heutiger
Zeit wert sind, gespielt zu werden: Gernsheim und Stephan.
Über die Jahre hinweg war es immer wieder die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die Worms mit berühmten Dirigenten
sowie aufstrebenden oder international renommierten Solistinnen und
Solisten beglückte und mit ihren Konzerten oftmals wichtige Akzente
im Kulturprogramm des WORMSER THEATERS setzte. Darüber hinaus
ist es mir immer wieder eine persönliche Freude, die Menschwen
hinter den Kulissen in Worms begrüßen zu dürfen, von denen mittlerweile einige zu guten Bekannten oder Freunden geworden sind,
allen voran der Intendant des Orchesters, Prof. Michael Kaufmann.
Ihm und GMD Karl-Heinz Steffens gilt zudem ein besonderer Dank,
denn es ist deren besonderes Anliegen, zeitgenössische und moderne
Komponisten bzw. Werke zu spielen, die oftmals für das gewisse „Salz
in der Suppe“ bei den Konzertabenden sorgen.
Oliver Mang,
Leiter Theater und Kulturzentrum
10
Begegnungen der Kulturen
Franz Schubert und Șevki Bey
LIEDER VON WIEN
BIS ISTANBUL
Wien und Istanbul
LIEDER VON WIEN BIS ISTANBUL – was verbirgt sich
eigentlich hinter diesem Projekt, werden Sie sich sicher
fragen. Doch wie soll man beschreiben, was sich nur
in Musik ausdrücken lässt? Erleben Sie eine faszinierende
Begegnung!
I
stanbul und Wien – was haben diese Städte miteinander zu tun?
Viel oder gar nichts – so schlicht kann man es womöglich auf
den Punkt bringen. Eine Verbindung herzustellen, das hat immer
etwas mit den Menschen zu tun. So hat es sich die Staatsphilharmonie zur Aufgabe gemacht, die beiden Kulturmetropolen durch ein
spannendes deutsch-türkisches Projekt zusammenzubringen. Das
Ergebnis ist mehr als ein Konzert – herausgekommen ist etwas so
klebriges wie Baklava; ein Ereignis dem man sich nicht entziehen
kann, eine faszinierende Begegnung, der man beiwohnen möchte.
Verpassen Sie nicht die LIEDER VON WIEN BIS ISTANBUL!
Wien und Istanbul – zwei lebendige Zentren voller Energie und
Lebenslust. Genau diese Idee wird zum Leitgedanken des reizvollen
Projekts. Das Zusammentreffen der beiden Städte findet über die
Begegnung zweier Komponisten statt. Während Wien im 19. Jahrhundert bekannt für DEN Liedkomponisten der Romantik, Franz
Schubert war, lebte in Istanbul Şevki Bey, dessen Biografie erstaunliche Parallelen zu Schuberts Lebensweg aufweist. Beiden war ein
kurzes, aber schöpferisch reiches Leben beschert. Auch Şevki Beys
Opus umfasst eine unfassbare Anzahl an Liedern, mit denen er im
Orient einen überaus hohen Bekanntheitsgrad erlangte. Die Komponisten erzählen uns in ihren Liedern Geschichten von Liebe und
Trauer, Meer und Mondschein, Heimat und Fremde. Necip Gülses,
der künstlerische Leiter und Initiator des Projekts ist fasziniert von
den unglaublichen Ähnlichkeiten, die es zwischen Franz Schubert
Şevki Bey gibt. Niemand hätte vermutet, dass das Werk dieser beiden großen Liedkomponisten des Abend- und des Morgenlandes
auf einer gemeinsamen Bühne eine solche poetische Kraft und
Anmut entwickeln würde.
In Zusammenarbeit mit dem Verein für Türkische Kunstmusik Ludwigshafen, vertreten durch dessen Vorsitzende Arzu Kartal, nahm
die Vision eines deutsch-türkischen Kulturprojekts der Staatsphilharmonie, Necip Gülses und den verschwisterten Komponisten im
Geiste Şevki Bey und Franz Schubert Form an.
Was Sie am 26. und 27. November in der Ludwigshafener Philharmonie erleben können, ist
also ein Zusammenschluss östlicher und westlicher Kunstmusik, bei der Sie eingeladen sind,
bei allen Unterschieden, die es
sicher gibt, auch die Gemeinsamkeiten zu entdecken. Melihat
Gülses, die Grand Dame des türkischen Chansons wird mit ihrer
ausdrucksstarken Stimme, dramatischen Mimik und außergewöhnlichen Ästhetik die Lieder
von Şevki Bey präsentieren. Dass
West und Ost sich näher sind als
anzunehmen wäre, zeigt auch
die grandiose Mixtur der Instrumente, von denen Melihat Gülses begleitet wird. So entsteht
ein magischer Gesamtklang aus
Cello und Kniegeige, Ney, Kanun
und Langhalslaute.
Melihat Gülses, Burak Çebi
Die Sopranistin Anne Steffens und Anne Steffens
und ihr Klavierpartner Burak
Çebi sind die perfekten Protagonisten für die Schubert-Kompositionen. Ganz im Sinne der Projekt-Idee, nehmen sie dabei immer
auch die Anschauung des kulturellen Gegenparts ein. Orient und
Okzident sind und waren nie gtrennte Kulturkreise. Der türkische
Pianist Burak Çebi erscheint wie eine Personifikation dieses Gedankens: Aufgewachsen in einer Musikerfamilie mit türkischer Herkunft, sind die Wurzeln der Familie seit Generationen mit der
westlich-klassischen Musik fest verbunden. Wenn er mit Anne Steffens die Schubert-Lieder interpretiert, wird erlebbar, dass der Kultur
eine integrative Wirkung innewohnt und dass es keine Welten
sind, die das Morgen- und das
Abendland voneinander tren26. und 27. November 2016
Ludwigshafen, Philharmonie
nen, sondern, dass es etwas
LIEDER VON WIEN BIS ISTANBUL
Weltumspannendes gibt, das
Necip Gülses, Künstlerischer Leiter Ä
zumindest Wien und Istanbul,
Anne Katrin Steffens, Sopran Ä Burak
Şevki Bey und Franz Schubert
Çebi, Klavier Ä Melíhat Gülses, Gesang Ä
Bülent Özbek, Ney Ä Cansin Gülses
als Einheit begreifen lässt.
Text: Judith Schor
Yerden, Kniegeige Ä Can Yildirim, Kanun Ä
Murat Süngü, Cello
Preise Einzelkarte 19,00 € | U27: 7,00 €
11
Das besondere Konzert
4. Sinfoniekonzert der
Stadt Ludwigshafen und der BASF SE
MIT SCHOSTAKOWITSCHS
STIMME IM OHR
Sergei Malow spielt unter Dmitrij Kitajenko
Vor zehn Jahren schloss der
russische Meisterdirigent Dmitrij
Kitajenko die preisgekrönte
Gesamteinspielung der Schostakowitsch-Sinfonien ab. Nun
unterstreicht er am Pult der
Staatsphilharmonie auch seinen
Ruf als Instanz für die Musik
von Prokofjew.
W
elcher sowjetische Komponist
einmal ins Visier des Despoten
Stalin und seiner gestrengen Kulturrichter geraten war, musste fortan um
seine Existenz fürchten. Das galt selbst für
einen Träger des „Stalin-Preises“ wie Sergei
Prokofjew. Den größten künstlerischen und
politischen Druck musste aber Kollege
Dmitri Schostakowitsch aushalten. Kaum
war er mit seiner Oper „Lady Macbeth von
Mzensk“ in Ungnade gefallen, versuchte
er 1937 den heftigen Gegenwind mit der
5. Sinfonie abzumildern. Und mit recht unterwürfigen Worten bezeichnete Schostakowitsch das Werk als „die praktische kreative
Antwort eines Sowjetbürgers auf berechtigte
Kritik“. Die Leningrader Uraufführung wurde
für den Komponisten ein Triumphzug. Und
schon bald feierte man weltweit diese energie- und spannungsgeladene Fünfte.
Wie man diesem Meisterwerk all das Knisternde und Bittere, Hymnische und Beklemmende herausarbeiten, ja regelrecht
herauskitzeln kann, hat Dmitrij Kitajenko
nicht nur immer wieder live auf bahnbrechendem Niveau gezeigt. 2005 legte der
russische Maestro im Rahmen der epochalen Gesamteinspielung der SchostakowitschSinfonien mit dem Kölner Gürzenich-Orchester die 5. Sinfonie in einer fulminanten
Aufnahme vor. Aber andererseits ist für den
1940 in Leningrad geborenen Dirigenten
die Musik von Schostakowitsch längst zur
zweiten Muttersprache geworden. Immerhin war Kitajenko gerade einmal neun Jahre
alt, als er 1949 als Chorknabe Schostakowitschs Oratorium „Das Lied von den Wäldern“ mituraufführen konnte. Und 1953
nahmen ihn seine Eltern mit zur Uraufführung von Schostakowitsch 10. Sinfonie.
„Das war für mich ein prägendes Erlebnis,
denn mein Vater, der zehn Jahre im Lager
war, war von dieser Musik schwer erschüttert. Unsere ganze Familie stand so sehr
unter dem Eindruck dieses Werkes, dass wir
zu Hause lange Zeit nicht miteinander sprechen konnten.“ Als Kitajenko nach seinen
Studienjahren u. a. beim legendären Hans
Swarowsky in Wien Chefdirigent an der
Moskauer Stanislawski-Oper wurde, kam
es 1971 schließlich auch zur persönlichen
Begegnung mit dem Komponisten. „Schostakowitschs Stimme, das mag jetzt etwas
pathetisch anmuten, klingt mir immer im
Ohr, wenn ich seine Musik studiere.“
Nun also ist Dmitrij Kitajenko, seines Zeichens aktuell Erster Gastdirigent des Berliner Konzerthausorchesters, am Pult der
Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz zu erleben. Und neben Schostakowitschs 5. Sinfonie dirigiert diese 2015 mit
dem „Lifetime Achievement Award“ der
ICMA (International Classical Music
12
Awards) ausgezeichnete Musikerpersönlichkeit Darius Milhauds „La création du
monde“ sowie das 2. Violinkonzert von
Prokofjew. Dass Kitajenko die ansteckende
Wucht und abgründige Zerrissenheit im
Orchesterschaffen Prokofjews besonders im
Blut liegt, hat er ebenfalls auf Tonträgern
bravourös dokumentiert. So hat er allein
dessen Violinkonzerte gleich drei Mal eingespielt – u. a. mit dem Jahrhundertviolinisten
David Oistrach.
Ein Großer seines Fachs ist auch der gebürtige Leningrader Sergei Malow. Davon
zeugen nicht zuletzt seine vielen Auszeichnungen u. a. beim Paganini-Wettbewerb
in Genua und beim Internationalen ARDWettbewerb. Mit seinem Idol Dmitrij Kitajenko widmet sich der 33-Jährige nun also
dem 1935 in Madrid uraufgeführten 2. Violinkonzert von Prokofjew – das dank seiner
mal melancholisch innigen, mal furios
virtuosen Züge zu Recht zum Standardrepertoire bedeutender Geiger gehört.
Text: Guido Fischer
18. Januar 2017
19. Januar 2017
Ludwigshafen,
BASF-Feierabendhaus
KONZERTREIHE DER
STADT LUDWIGSHAFEN
UND DER BASF SE –
3. SINFONIEKONZERT
Dmitri Kitajenko, Dirigent
Sergei Malow, Violine
Darius Milhaud
La création du monde op. 81a
Sergei Prokofjew
Konzert für Violine und
Orchester Nr. 1 D-Dur, op. 19
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 47
Rückblick
STAATSPHILHARMONIE IN
AUFBRUCHSTIMMUNG
Impressionen vom Eröffnungsabend der MODERN TIMES 2016
Brillante Konzerte und unvergleichliche Musikerlebnisse
präsentierte die Deutsche Staatsphilharmonie in der vierten
Ausgabe der MODERN TIMES
„D
as Festival MODERN TIMES
ist das ambitionierteste Projekt der Deutschen Staatsphilharmonie. Fünf Konzerte, fünf Mal
eine ebenso überzeugende wie spannende und aufregende Konzertdramaturgie. Mit dem Festival MODERN
TIMES unterstreicht die Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
ihre Ausnahmestellung – in Rheinland-Pfalz wie in der Metropolregion.
Ein ähnlich ambitioniertes Festival
sucht man andernorts vergeblich.“ So
resümiert der Leiter des Kulturressorts
der Rheinpfalz Dr. Frank Pommer
senen Eindruck des Festivals. Ebenso
positiv fallen die weiteren zahlreichen
Presse-Echos sowie die Meinungen des
Publikums aus.
Die Begeisterung für die fünf Konzerte,
die unter der Leitung von Chefdirigent
Karl-Heinz Steffens in Ludwigshafen
und Mannheim stattfanden, war schier
uferlos. Die facettenreiche Konzeption
jedes einzelnen Konzerts fand den Weg
zum Publikum, das sich jeden Abend
aufs Neue davon überzeugen konnte,
dass seine Staatsphilharmonie jedes
Genre phänomenal beherrscht: Von der
Zartheit der französisch-impressionistischen Klangfarben bis zur satten
Opulenz der Fin de Siècle-Bewegung,
von Barockmusik bis Jazz, von zentralen
Werken des 20. Jahrhunderts bis zum
Jazz und zeitgenössischen Stücken –
die Staatsphilharmonie präsentierte
Werke aus jeder Epoche und strahlte
mit jeder Interpretation noch heller.
Dass das Orchester durch das Engagement von Karl-Heinz Steffens und Prof.
Michael Kaufmann in diesem Jahr mit
so namenhaften Interpreten wie
Richard Galliano, Alexandra Petersamer, Juliane Banse und Frank Peter
Zimmermann zusammenarbeitete, zeigt zum wiederholten Male den Stellenwert
und die Bedeutung des Orchesters für den kulturellen
Reichtum der Region: Die
Staatsphilharmonie hat sich
durch Konzertreihen wie
MODERN TIMES zum Sinfonieorchester der Metropolregion entwickelt und
ist als solches ein unverzichtbarer Teil
des kulturellen und gesellschaftlichen
Lebens geworden.
Text: Judith Schor
„Es ist einer dieser Abende, nach denen man sich
fragt,warum es sie nicht öfter gibt: Die Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter ihrem
Chef Karl-Heinz Steffens spielt ausschließlich
Werke, die fast nie zu hören sind, und die Zuhörer
in der Ludwigshafener Friedenskirche erleben
vor dem riesigen McLean-Fries ein exzellentes
Stefan Dettlinger, Ressortleiter
Konzert […].
“
Kultur vom Mannheimer Morgen
über MODERN TIMES 3
Prof. Michael Kaufmann bei der Eröffnungsrede der
MODERN TIMES, Chefdirigent Karl-Heinz Steffens und das
Orchester, ebenfalls während des Eröffnungsabends
„Mit Frank Peter Zimmermann erreichten
die musikalischen Leidenschaften im Mozartsaal des
Mannheimer Rosengartens Siedegrade.
“
Uwe Rauschelbach,
Mannheimer Morgen über
MODERN TIMES 4
13
Konzertkalender
TERMINE DEZMBER 2016 BIS MÄRZ 2017
FR Ä 2. DEZEMBER 2016 Ä 9:30
MI Ä 25. JANUAR 2017 Ä 19:30
FR Ä 2. DEZEMBER 2016 Ä 11: 00
Ludwigshafen, Konzertsaal im
Pfalzbau
SO Ä 4. DEZEMBER 2016 Ä 11:00
2. PHILHARMONISCHES KONZERT
MO Ä 5. DEZEMBER 2016 Ä 9:30
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
MO Ä 5. DEZEMBER 2016 Ä 11:00
Richard Strauss Metamorphosen
für 23 Solostreicher op. 142
Richard Strauss
Ein Heldenleben op. 40
Ludwigshafen, Philharmonie
1. KIKO KINDERKONZERT
„Kuchen für Elise“
Ilona Schulz, Schauspiel
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Für alle Menschen ab 5 Jahren.
Michael Barenboim
DO Ä 15. DEZEMBER 2016 Ä 19:30
SO Ä 8. JANUAR 2017 Ä 18:00
Ludwigshafen, Konzertsaal im
Pfalzbau
Zweibrücken, Festhalle
2. MAINZER MEISTERKONZERT
Neujahrskonzert Zweibrücken
Glückliche Reise
Andreas Henning, Dirigent
Sabine Fischmann, Moderatorin
Preisträger des Internationalen
Meistersingerwettbewerbs
Neustadt an der Weinstraße
SO Ä 18. DEZEMBER 2016 Ä 19:30
Das Programm wird noch
bekannt gegeben.
Benefiz-Weihnachtskonzert der
Bürgerstiftung Ludwigshafen
SA Ä 17. DEZEMBER 2016 Ä 19:30
Mainz, Rheingoldhalle
Karlsruhe, Konzerthaus
Hubert Soudant, Dirigent
Michael Barenboim, Violine
Julian Steckel
DO Ä 8. DEZEMBER 2016 Ä 19:30
Mannheim, Rosengarten, Musensaal
2. MANNHEIMER
MEISTERKONZERT
FR Ä 9. DEZEMBER 2016 Ä 20:00
Sabine Fischmann
Peter Iljitsch Tschaikowsky
Slawischer Marsch b-Moll, op. 31 Ä
Konzert für Violine und Orchester
D-Dur, op. 35 Ä Sinfonie Nr. 5
e-Moll, op. 64
DO Ä 29. DEZEMBER 2016 Ä 11:00
DO Ä 29. DEZEMBER 2016 Ä 20:00
Kaiserslautern, Fruchthalle
Michael Francis, Dirigent
Julian Steckel, Violoncello
Neustadt an der Weinstraße, Saalbau
Arnold Schönberg Begleitmusik zu
einer Lichtspielszene
Dmitri Schostakowitsch Konzert
für Violoncello und Orchester Nr. 1
Es-Dur, op. 107
Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1
c-Moll, op. 68
Andreas Henning, Dirigent
Sabine Fischmann, Moderatorin
Preisträger des Internationalen
Meistersingerwettbewerbs
Neustadt an der Weinstraße
Silvesterkonzerte
Glückliche Reise
SO Ä 15. JANUAR 2017 Ä 17:00
Villingen-Schwenningen,
Franziskaner Konzerthaus
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Julian Steckel, Violoncello
Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu „Die Hochzeit
des Figaro“
Camille Saint-Saëns Konzert für
Violoncello und Orchester Nr. 1
a-Moll, op. 33
Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3
F-Dur, op. 90
SO Ä 29. JANUAR 2017 Ä 17:00
Ludwigshafen, Philharmonie
SO UM 5 –
Kammermusik sonntags um 5
„MIT 3 x 3 INS NEUE JAHR“
Trio Litmé: Ildiko Bors, Violine;
Christelle Hoffman, Flöte; Eniko
Bors, Klavier
Ernesto Köhler Valse des Fleurs op. 87
Georg Philipp Telemann
Trietti metodiche
Jean Françaix Musique de cour
Franz Doppler
Andante und Rondo op. 25
Dmitri Schostakowitsch Drei Duette
Jacques Ibert Deux Interludes
DEUTSCHLANDTOURNEE 2017
Elīna Garanča
MI Ä 1. FEBRUAR 2017 Ä 20:00
Berlin, Philharmonie
FR Ä 3. FEBRUAR 2017 Ä 19:00
Das Programm wird noch bekannt
gegeben.
Baden-Baden, Festspielhaus
Ludwigshafen, Philharmonie
SO Ä 1. JANUAR 2017 Ä 17:00
München, Philharmonie
SO UM 5 –
Kammermusik sonntags um 5
„VIVA VIVALDI“
Ensemble Cuvée:
Petra Fluhr, Oboe; Felix Wulfert
und Daniel Kroh, Violine;
Stella Sykora-Nawri, Viola;
Katharina Schmitt, Violoncello;
Christian Schmitt, Cembalo;
Oliver May, Countertenor
Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus
Neujahrskonzert der BASF SE
Frankfurt, Alte Oper
SO Ä 11. DEZEMBER 2016 Ä 17:00
Antonio Vivaldi Concerto grosso
a-Moll RV 522 Ä Nisi dominus
RV 608 (Psalm 126) Ä Domine
deus Ä Concerto C-Dur RV 447 Ä
Vedrò con mio diletto
14
SA Ä 7. JANUAR 2017 Ä 18:00
Pirmasens, Festhalle
Neujahrskonzert Pirmasens
Tanze mit mir um die Welt
Andreas Henning, Dirigent
Elvira Hasanagic, Sopran
Christian Sturm, Tenor
Sabine Fischmann, Moderatorin
Das Programm wird noch
bekannt gegeben.
SO Ä 5. FEBRUAR 2017 Ä 19:00
MI Ä 8. FEBRUAR 2017 Ä 20:00
Dmitri Kitajenko
MI Ä 18. JANUAR 2017 Ä 20:00
DO Ä 19. JANUAR 2017 Ä 20:00
DI Ä 14. FEBRUAR 2017 Ä 20:00
Düsseldorf, Tonhalle
DI Ä 21. FEBRUAR 2017 Ä 20:00
Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus
Köln, Philharmonie
KONZERTREIHE DER STADT
LUDWIGSHAFEN UND DER
BASF SE – 3. SINFONIEKONZERT
Dmitri Kitajenko, Dirigent
Sergei Malow, Violine
D0 Ä 23. FEBRUAR 2017 Ä 19:30
Darius Milhaud
La création du monde op. 81a
Sergei Prokofjew
Konzert für Violine und Orchester
Nr. 1 D-Dur, op. 19
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 47
GROSSES GALAKONZERT
Mannheim, Rosengarten, Mozartsaal
Karel Mark Chichon, Dirigent
Elīna Garanča, Mezzosopran
Das Programm siehe Seite 4.
Konzertkalender
MI Ä 22. MÄRZ 2017 Ä 15:00
MI Ä 22. MÄRZ 2017 Ä 16:30
Worms, Das Wormser
KRABBELKONZERT
Andera Apostoli,
Konzept und Leitung
Stefan Malzew
Katharina Ruckgaber
SA Ä 25.FEBRUAR 2017 Ä 15:00
SA Ä 11. MÄRZ 2017 Ä 19:30
Mannheim, Rosengarten, Musensaal
Mannheim, Capitol
SO Ä 26.FEBRUAR 2017 Ä 11: 00
Ludwigshafen, Philharmonie
Jörg Widmann & Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
DO Ä 9. FEBRUAR 2017 Ä 20:00
Landau, Jugendstil-Festhalle
FR Ä 10. FEBRUAR 2017 Ä 19:30
Mannheim, Rosengarten, Musensaal
3. MANNHEIMER
MEISTERKONZERT
Clemens Schuldt, Dirigent
Alina Pogostkina, Violine
(in Landau)
Jörg Widmann, Klarinette
(in Mannheim)
Richard Strauss
Tod und Verklärung op. 24
Aram Khatschaturjan Konzert
für Violine und Orchester d-Moll
(in Landau)
Aribert Reimann Cantus
für Klarinette und Orchester
(in Mannheim)
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95
„Aus der neuen Welt“
MO Ä 27.FEBRUAR 2017 Ä 9:30
MO Ä 27.FEBRUAR 2017 Ä 11: 00
Ludwigshafen, Philharmonie
DI Ä 7. MÄRZ 2017 Ä 11: 00
Neustadt, Saalbau
MI Ä 8. MÄRZ 2017 Ä 9:30
MI Ä 8. MÄRZ 2017 Ä 11: 00
Ludwigshafen, Philharmonie
2. KIKO KINDERKONZERT
Mannheim, Paris und London –
Mit Mozart durch Europa!
Stefan Malzew, Dirigent
und Moderator
REBELLION IM QUADRAT
MANNHEIMER & KARLSRUHER
SCHULE
Kevin Griffiths, Dirigent
Maria-Elisabeth Lott, Violine
Mathias Johansen, Violoncello
Johann Evangelist Brandl
Ouvertüre zu „Hantild das Mädchen
aus Valbella“ op. 50
Carl Stamitz Sinfonia Concertante
Nr. 1 Es-Dur für Violine, Violoncello
und Orchester
Wolfgang Rihm
Nature Morte – Still alive
Skizze für 13 Streicher
Wolfgang Amadeus Mozart
Auszüge aus „Gallimathias
musicum“ D-Dur, KV 32
Johann Evangelist Brandl
Sinfonie D-Dur, op. 25
3. MAINZER MEISTERKONZERT
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Katharina Ruckgaber, Sopran
Aribert Reimann HölderlinFragmente für Sopran und
Orchester
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
Anja Schiffel
SO Ä 26. MÄRZ 2017 Ä 17:00
Ludwigshafen, Philharmonie
SO UM 5 –
Kammermusik sonntags um 5
„BRENTANO – BEETHOVEN“
Eine literarisch-musikalische
Liebesgeschichte in Briefen und
Melodien von Bettina Brentano
und Ludwig van Beethoven.
Briefwechsel gelesen von
Anja Schiffel und Matthias Folz
Markus Ecseghy, Klavier
Jefferson Schoepflin, Violine
Eric Trümpler, Violoncello
DO Ä 30. MÄRZ 2017 Ä 20:00
Pirmasens, Festhalle
Bertrand Chamayou
MI Ä 15. MÄRZ 2017 Ä 20:00
Mannheim, Christuskirche
SO Ä 19. FEBRUAR 2017 Ä 19:30
SO Ä 12. MÄRZ 2017 Ä 19:30
Mainz, Rheingoldhalle
Für alle Menschen ab 5 Jahren.
SA Ä 18. FEBRUAR 2017 Ä 20:00
Karlsruhe, Hochschule für Musik,
Wolfgang-Rihm-Forum
4. MANNHEIMER
MEISTERKONZERT
Andrea Apostoli
SA Ä 4. MÄRZ 2017 Ä 15:00
SA Ä 4. MÄRZ 2017 Ä 17:30
Ludwigshafen, Philharmonie
AD.AGIO: BEGEGNUNG
DER KULTUREN
Debussy und die Klänge
der Sahara
Esharef Ali Mahgag, Gesang
und Gitarre
Andrea Apostoli, Konzept
und Leitung
DO Ä 16. MÄRZ 2017 Ä 20:00
Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
KONZERTREIHE DER STADT
LUDWIGSHAFEN
UND DER BASF SE –
4. SINFONIEKONZERT
Shiyeon Sung, Dirigentin
Bertrand Chamayou, Klavier
FR Ä 31. MÄRZ 2017 Ä 20:00
Worms, Das Wormser
Manuel López-Gómez, Dirigent
Frank Dupree, Klavier
Peter Iljitsch Tschaikowsky
Slawischer Marsch b-Moll, op. 31 Ä
Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 1 b-Moll, op. 23
Nikolai Rimski-Korsakow
Sheherazade op. 35
Benjamin Britten The Young
Person’s Guide to the Orchestra:
Variations and Fugue on a Theme
of Henry Purcell op. 34
Maurice Ravel Konzert für
Klavier und Orchester G-Dur
Edward Elgar Enigma Variationen
15
Das besondere Konzert
3. Mannheimer Meisterkonzert
SINGENDES HOLZ UND
EIN TOD IM KLANGLABOR
Aribert Reimann
Hartnäckige Gerüchte hielten sich lange Zeit um zwei Werke, die die Deutsche die Bemerkung, er habe da rein amerikaStaatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Mannheimer Rosengarten zur Aufführung bringt. Doch Antonín Dvořaks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ ist so wenig
amerikanische Musik wie Richard Strauss‘ „Tod und Verklärung“ ein in Töne
gesetztes persönliches Erlebnis. Frei von jeglichen Spekulationen hingegen ist
Aribert Reimanns „Cantus“ für Klarinette und Orchester.
E
igentlich singt es fast immer bei
Aribert Reimann. Selbst wenn der
Komponist, dem die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz aktuell ihr
Portrait widmet, reine Instrumentalmusik
aufs Notenpapier bringt, schwingen irgendwo Stimmlippen mit. Das kommt nicht von
ungefähr, war doch sein Vater Kirchenmusiker und die Mutter Sängerin und Gesangspädagogin. Die menschliche Stimme also ist in
der Musik Aribert Reimanns so etwas wie ein
Leitmotiv, sei es unmittelbar in seinen Opern,
Liedern und breit gefächerten Vokalmusikwerken oder eben auch in der Kammermusik, den Instrumental- und Orchesterwerken.
80 Jahre alt ist der vielfach ausgezeichnete
Tondichter in diesem Frühjahr geworden, die
Staatsphilharmonie gratuliert dem gebürtigen Berliner mit einer mehrteiligen Konzertreihe in dieser Spielzeit.
2005 schrieb Reimann seinen „Cantus“ für
Klarinette und Orchester. Gewidmet und
quasi auf den Leib tongedichtet hat er ihn
seinem Komponistenkollegen Jörg Widmann. Der gelernte Klarinettist, der wie
wohl kein anderer sein Instrument zur eigenen Stimme machen kann, der sozusagen
mit dem Holz singt, brachte dann „Cantus“
2006 in Köln auch zur Uraufführung. Und
Widmann schließlich, dem die Staatsphilharmonie übrigens in der vergangenen
Spielzeit das Portrait widmete, heißt auch
der Solist in diesem 3. Mannheimer Meisterkonzert.
16
Aribert Reimann, Wolfgang Rihm und Jörg Widmann
gemeinsam beim Heidelberger Frühling 2006. Seit der
Spielzeit 2014/2015 sind ihnen nacheinander die
Komponisten-Portraits der Staatsphilharmonie gewidmet.
Gänzlich anders als bei Aribert Reimann
gestaltete sich zumindest der erste Lebensabschnitt Antonín Dvořaks. Aufgewachsen
in der Nähe von Prag als Sohn eines Gastwirts und Metzgers, musste er zunächst den
väterlichen Beruf erlernen und durfte erst
dann auf der Prager Orgelschule das Schlachter- gegen das Tastenhandwerk eintauschen.
Dvořaks Weg zum Berufsmusiker und Komponisten von Weltruhm war ein mühevoller
– mit Zwischenstationen unter anderem als
privater Musiklehrer sowie in Kaffeehäusern,
Gaststätten und Biergärten zum Tanz aufspielender Bratscher und später als Mitglied
des Prager Theaterorchesters. Dann allerdings schallte sein guter Ruf sogar bis über
den Atlantik, 1892 folgte er dem Ruf an das
National Conservatory in New York. In dieser Zeit, und nur deshalb den Beinamen
„Aus der Neuen Welt“ tragend, entstand
Dvořaks 9. Sinfonie in e-Moll. Ziemlich empört reagierte der Komponist nach der Uraufführung in der New Yorker Carnegie Hall auf
nische Musik geschrieben. Wahr ist, dass in
dieser Neunten vorkommende Gestaltungselemente wie Synkopen, Pentatonik und das
Vermeiden von Leittönigkeit Negro-Spirituals und indianische Musik ebenso prägen wie
die Musik seiner böhmischen Heimat. Doch
viel wichtiger schließlich ist, dass dieses
großartige Stück Musik nicht nur bei der
Uraufführung 1893 mit den New Yorker
Philharmonikern einen Riesenerfolg feierte,
sondern auch heute noch zu den meistgespielten Sinfonien überhaupt zählt.
Nur wenige Jahre vor Dvořaks opulentem
Opus entstand „Tod und Verklärung“ von
Richard Strauss, ein Werk, dem ebenfalls
gern etwas angedichtet wurde. Der erst
24-Jährige habe darin nämlich, so eine noch
heute anzutreffende Ansicht, eigenes Erleben
in Töne gesetzt. Der 1864 in München geborene Komponist erfreute sich seinerzeit allerdings bester Gesundheit und muss also andere Gründe für seine musikalische
Auseinandersetzung mit den letzten Stunden eines Sterbenden gehabt haben, mit
dessen Tod und der Verklärung seiner Seele.
Gut möglich, dass Strauss die einsätzige
sinfonische Dichtung wie eine Art Experiment ansah, in dem er seine spätromantische Klangsprache auszuloten und auf
neue Inhalte auszuweiten versuchte.
Text: Gert Deppe
DO 9. Februar 2017
Landau, Jugendstil-Festhalle
FR 10. Februar 2017
Mannheim, Rosengarten,Musensaal
3. MANNHEIMER MEISTERKONZERT
Clemens Schuldt, Dirigent
Alina Pogostkina, Violine
(in Landau)
Jörg Widmann, Klarinette
(in Mannheim)
Richard Strauss
Tod und Verklärung op. 24
Aram Khatschaturjan
Konzert für Violine und
Orchester d-Moll (in Landau)
Aribert Reimann
Cantus für Klarinette und
Orchester (in Mannheim)
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95
„Aus der neuen Welt“
Das besondere Konzert
2. Philharmonisches Konzert Ludwigshafen
ZWEI ..SEITEN EINER GROSSEN
PERSONLICHKEIT
Richard Strauss war nicht nur einer der bedeutsamsten deutschen Komponisten, sondern auch Dirigent, Theaterleiter und Kämpfer für die Verbesserung des Urheberrechts.
„Ein Heldenleben“ und die „Metamorphosen“ sind zwei ganz verschiedene Höhepunkte
im Schaffen von Richard Strauss. Das fulminante „Heldenleben“ schrieb er als
selbstbewusster junger Mann, die Metamorphosen sind Ausdruck eines gebrochenen
Helden, der keine Erlösung mehr findet.
I
ronie ist eine komplexe Sache. Sie ist
nicht immer für jeden verständlich. Und
manchmal weiß sogar derjenige, der
eine ironische Bemerkung macht, nicht
mehr wirklich, wie viel Wahrheit und wie
viel Scherz in ihr enthalten sind. Richard
Strauss mag das so gegangen sein mit seiner
großen sinfonischen Dichtung „Ein Heldenleben“. Denn es gibt unterschiedliche
Äußerungen von ihm, wie sein fulminantes
Werk zu verstehen sei.
„Held und Welt“ sollte das Opus mit der
Nummer 40 des damals 34-Jährigen ursprünglich heißen. Strauss hatte schon eine
grandiose Karriere hinter sich, viel Erfolg
mit seinen frühen sinfonischen Dichtungen
wie „Don Juan“, „Till Eulenspiegels lustige
Streiche“ und „Tod und Verklärung“ gehabt,
die Sängerin Pauline de Ahna geheiratet
und war gerade für zehn Jahre zum ersten
königlichen Hofkapellmeister nach Berlin
berufen worden. Sein heute enorm populäres Stück „Also sprach Zarathustra“ fand
allerdings geteilte Reaktionen. Und nun
beschrieb Strauss den Weg eines Helden bis
zur „Weltflucht und Vollendung“, oft kraftvoll und monumental. Die Gefährtin des
Helden ist zart, treu und edel, charakterisiert durch die Solovioline. Die Widersacher
erscheinen als groteske Gestalten in Quietschund Knurrgeräuschen der Holzbläser und
des tiefen Blechs. Schon bei der Uraufführung machten Gerüchte die Runde, Strauss
veralbere hier unter anderem den berühmten
Kritiker Eduard Hanslick.
Es gibt schon in der Partitur viele Hinweise
darauf, dass sich Strauss mit seinem „Heldenleben“ selbst porträtiert hat. Im vorletzten Abschnitt „Des Helden Friedenswerke“
zitiert er Melodien aus seinen bisherigen
Werken. Strauss hat auch mehrmals darauf
angespielt, dass er bei der Charakterisierung
des Helden an sich gedacht hat. Die Partitur
hat er mit verschiedenen programmatischen
Anmerkungen versehen. An den französischen Schriftsteller und Musikkritiker Romain Rolland schrieb er allerdings: „Sie
brauchen mein Programm nicht zu lesen. Es
genügt zu wissen, dass es einen Helden im
Kampf mit seinen Feinden beschreibt.“ Dann
wiederum sagte Strauss, er betrachte sich als
einen ebenso interessanten Gegenstand der
Forschung wie Nero und Napoleon. Die
einen halten das für Ironie, andere für eine
ernst gemeinte Aussage. Welche Haltung musikalischen Niederschlag findet, obliegt de
Interpretation des jeweiligen Dirigenten.
Angesicht des von Bomben zerstörten München. Heldenhaftes ist hier nicht mehr zu
hören, dafür eine fließende Musik aus Klagemotiven, Aufhellungen und Verdunkelungen. Eine Verbindung gibt es: „Ein Heldenleben“ beginnt in Es-Dur, der Tonart
von Beethovens „Eroica“-Sinfonie. Das ist
bei Richard Strauss kein Zufall. Bei den
„Metamorphosen“ zitiert er die „Eroica“ am
Schluss, im Kontrabass. Es ist das Thema
des Trauermarsches.
Aus der Geste des großen Auftrumpfens ist
eine kammermusikalische Zartheit geworden, eine Zerbrechlichkeit sogar, die genaues
Zuhören erfordert. Als Strauss begann, den
ersten Entwurf zu den „Metamorphosen“ zu
schreiben, war die Ironie in ihm noch lebendig. Da schrieb er an den Wiener Kulturreferenten Walter Thomas: „Noch ein solcher
Angriff, und das bayerische Pompeji wird
eine Sensation!“ Nach 1945 verging Strauss
sein Sinn für Humor. Der ehemalige Präsident der Reichsmusikkammer in den ersten
Jahren der NS-Diktatur hatte resigniert. Die
„Metamorphosen“ sind Musik gewordene
Trauer eines gebrochenen Helden, der keine
Erlösung mehr finden wird.
Text: Stefan Keim
Karl-Heinz Steffens
Ein ganz anderer Strauss ist in seinen „Metamorphosen für 23 Solostreicher“ zu entdecken. Dabei handelt es sich um sein
wichtigstes Spätwerk, 1945 begonnen, im
25. Januar 2017
Ludwigshafen,
Konzertsaal im Pfalzbau
2. PHILHARMONISCHES
KONZERT
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Richard Strauss
Metamorphosen für 23
Solostreicher op. 142
Richard Strauss
Ein Heldenleben op. 40
17
Zyklus
Gustav Mahlers 5. Sinfonie
GEHEIMNISSE UND URWELTKLÄNGE
Gustav Mahler und Aribert Reimann
Nicht wenig verbindet Aribert Reimann und Gustav Mahler, die Komponisten des 4. Mannheimer
Meisterkonzerts. So teilen beide eine Neigung zur Vokalmusik, vor allem zum Lied. Und
während Mahlers Schaffen von der Schwelle der Spätromantik in die Moderne blickt, zählt
Reimann unter den Komponisten unserer Zeit zu denen, die sich besonders intensiv mit
der Musik der Romantik auseinander setzten.
D
Karl-Heinz Steffens
Katharina Ruckgaber
11. März 2017
Mannheim, Rosengarten
4. MANNHEIMER
MEISTERKONZERT
12. März 2017
Mainz, Rheingoldhalle
3. MAINZER
MEISTERKONZERTE
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Katharina Ruckgaber, Sopran
Aribert Reimann
Hölderlin-Fragmente für
Sopran und Orchester
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
18
ie Liebe zur menschlichen Stimme wurde dem
diesjährigen Widmungsträger des Komponistenportraits der Staatsphilharmonie sozusagen in
die Wiege gelegt: In Berlin als Sohn einer Oratoriensängerin und eines Kirchenmusikers geboren, schrieb Reimann bereits als Zehnjähriger erste Klavierlieder. Mit 20
machte er als Klavierbegleiter Dietrich Fischer-Dieskaus
auf sich aufmerksam, und als die erste seiner (mittlerweile acht) Opern auf die Bühne kam, war er noch
keine 30. Später leitete er in Hamburg und Berlin Klassen für zeitgenössisches Lied, aus denen Sängerinnen
wie Claudia Barainsky, Christine Schäfer oder Stella
Doufexis hervorgingen. Und 2016, im Jahr seines 80.
Geburtstags, erhielt er für sein Lebenswerk den RobertSchumann-Preis für Dichtung und Musik. Laut Aussagen der Jury sei er der Komponist und Dichter schlechthin, was das 20. und 21. Jahrhundert betrifft.
Reimanns „Hölderlin-Fragmente“, 1965 im Mannheimer Rosengarten uraufgeführt, geben einen wunderbaren Einblick in sein enorm dichtes Sprachkomponieren. Drei späte hymnische Entwürfe Hölderlins
sind hier zu einer großen Komposition vereint, in der
sich – so der begeisterte Uraufführungs-Rezensent der
FAZ – „eine deutliche Entwicklung von mächtig bewegtem, dramatischem Pathos zu lyrischer Meditation
ergibt. Hölderlins dunkle, geheimnisvoll verschlungene Sprache mit ihren jäh aufleuchtenden Bildern
wird in Musik übertragen, die kein einfaches Nachzeichnen erlaubt, vielmehr eigene Strukturen entwickelt.“ Dass das Werk trotz anfänglichen Erfolgs später
nur selten erklang, mag mit der äußerst anspruchsvollen, durch alle Register und Ausdrucksregionen geführte Solopartie zu tun haben. Sie findet jedoch in
der brillanten jungen Sopranistin Katharina Ruckgaber
eine ideale Interpretin.
Höchste Anforderungen an Dirigent und Orchester
stellt danach Mahlers Fünfte. Der Komponist hatte in
dieser Hinsicht selbst Bedenken: „Die einzelnen Stimmen sind so schwierig zu spielen, dass sie eigentlich
lauter Solisten bedürften. Da sind mir, aus meiner genauesten Orchester- und Instrumentenkenntnis heraus,
die kühnsten Passagen und Bewegungen entschlüpft.“
Vom düsteren Trauermarsch bis zum übermütig-musikantischen Finale hat Karl-Heinz Steffens dem Orchester
eine ungeheure Vielfalt an Ausdruckswerten zu entlocken. Er muss den komplexen formalen Aufbau des
zweiten Satzes herausarbeiten, der für Mahler der
„Hauptsatz“ der Sinfonie war. Und er wird das „Adagietto“ sicher an den Klippen des Kitschs vorbeisteuern – es
ist spätestens seit seiner Verwendung in Viscontis Film
„Tod in Venedig“ (1971) Mahlers bekanntestes Stück.
Der schwierigste Satz für Musiker und Zuhörer ist aber
wohl der dritte. So sah es jedenfalls Mahler, der nach
der ersten Probe an seine Frau Alma schrieb: „Das
Scherzo ist ein verdammter Satz! [...] das Publikum – o
Himmel – was soll es zu diesem Chaos, das ewig aufs
Neue eine Welt gebärt, die im nächsten Moment wieder
zugrunde geht, zu diesen Urweltsklängen, zu diesem
sausenden, brüllenden, tosenden Meer, zu diesen tanzenden Sternen, zu diesen veratmenden, schillernden
blitzenden Wellen für ein Gesicht machen?“ Geheimnisse und Urweltklänge also – die ganze Welt in Musik
gefasst – das war stets Mahlers Bestreben als Komponist.
Dem zu lauschen ist bekanntlich ein klanggewaltiges
Unterfangen, zu dem das 4. Mannheimer Meisterkonzert einlädt. Text: Jürgen Ostmann
Das besondere Konzert
Kurze Vorüberlegung – lange Vorfreude
HEIDELBGER FRÜHLING
Die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz gastiert erstmals beim Heidelberger
Frühling und eröffnet am 6. April das exquisite
Festival im Festival „neuland.lied“.
D
er Heidelberger Frühling gehört ohne Zweifel
zu den innovativsten und spannendsten Festivals Deutschlands. Jedes Jahr erweist er als
wichtiger Brennpunkt der Musikszene und stellt einen
Schauplatz kluger Inhalte und künstlerischer Darbietungen von Weltrang dar. Neben der Kooperation mit
den CLASSIC SCOUTS des Heidelberger Frühlings wird
die Staatsphilharmonie im Festivaljahr 2017 auch erstmals mit einem eigenen Konzert gastieren: Am 6. April
2017 wird das Orchester das Liedfestival „neuland.lied“
eröffnen. Auf dem Programm steht neben Mozarts „Jupiter-Sinfonie“ Gustavs Mahlers „Lied von der Erde.“
Solisten des Abends werden die Mezzosopranistin Michelle deYoung und Tenor Toby Spencer sein.
Der 21. Heidelberger Frühling steht unter dem Leitgedanken „In der Fremde.“ Dass Kultur, insbesondere die
Musik es vermag, eine integrative Wirkung zu entfalten
– spricht sie doch eine universale Sprache, derer es
keine Übersetzung bedarf – wird auch in vielen Projekten der Staatsphilharmonie immer wieder deutlich.
Offensichtlich handelt es sich nicht um einen Zufall,
dass diejenigen, die sich mit den Fragen unserer Gesellschaft auseinandersetzen, zeitgleich darauf kommen,
was die relevanten Themen sind. Eine schöne Begebenheit ist daher auch die Tatsache, dass aufgerechnet der
Dirigent, der im Mai 2015 die Uraufführung der von der
Staatsphilharmonie in Auftrag gegebenen LIEDER AUS
DER FREMDE dirigierte, nun auch das Konzert im Rahmen des 21. Heidelberger Frühlings zu „neuland.lied“
leiten wird. Von Michael Tilsen Thomas, dem Chefdirigenten des San Francisco Symphony Orchestra hochgelobt, hat er sich zu einem der großen Hoffnungsträger
Christian Reif, die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz,
Michelle de Young und Toby Spence
seiner Generation entwickelt. Die Staatsphilharmonie
bietet mit dem Konzert eine wunderbare Gelegenheit
dieses junge Talent zu präsentieren.
Für die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
ist die Einladung zum Heidelberger Frühling ein großartiger Schritt, der nach dem ECHO Klassik 2015 als
„bestes Orchester des Jahres“, den erfolgreichen MODERN TIMES 2016 und dem großen Galakonzert mit
Elīna Garanča im Februar im Rosengarten eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg als das Sinfonieorchester der Metropolregion darstellt und eindrucksvoll
beweist, dass die Staatsphilharmonie ihrem Anspruch
gerecht wird. Text: Judith Schor
6. April 2017
Heidelberg, Stadthalle
AUFTAKTKONZERT
„NEULAND.LIED“
IM RAHMEN
DES 21. HEIDELBERGER
FRÜHLINGS
Christian Reif, Dirigent
Michelle de Young,
Mezzosopran
Toby Spence, Tenor
Wolfgang Amadeus
Mozart
Sinfonie Nr. 41 C-Dur,
KV 551 „Jupiter-Sinfonie“
Gustav Mahler
Das Lied von der Erde
classic
scouts
Neben den Heidelberger Meisterkonzerten und der Kooperation mit
den CLASSIC SCOUTS wird die Staatsphilharmonie in diesem Jahr
auch erstmals ein Festspielkonzert beim Heidelberger Frühling spielen:
am 6. April 2017 begleiten Karl-Heinz Steffens und sein Orchester
das Auftaktkonzert zu „Neuland.Lied“ im Rahmen des 21. Festivals.
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19.03.2009 13:33:15 Uhr
19
Education
Kinderkonzerte
DIE STAATSPHILHARMONIE
FÜR DIE GANZE FAMILIE
Zuhören, ausprobieren,
mitmachen und Musik entdecken!
Die Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz scheut auf der
Bühne kein Risiko und präsentiert
ihren anspruchvollsten
Zuhörern unterhaltsame, lustige und
spannende Kinderkonzerte.
ZUM NACHBACKEN:
Kinderparty-Kuchen – gelingt immer!
(wenn es mal nicht für einen so
schönen Kuchen wie für Elise reicht,
weil es schnell gehen muss)
4 Tassen Mehl, 2 Tassen Zucker,
1 Tasse Öl, 1 Tasse Limo,
1 Päckchen Vanillezucker,
1 Päckchen Backpulver, 4 Eier
Alle Zutaten verrühren: Erst die Eier,
mit Zucker und Öl vermengen. Dann
das mit Backpulver vermischte Mehl und
die Limo hinzufügen. Ein Backblech
einfetten, den Teig darauf verteilen und
bei 175 Grad 20 bis 25 Minuten backen.
Nach dem Backen mit Zuckerguss oder
Schokolade verzieren.
20
1. KIKO KINDERKONZERT
„Kuchen für Elise“
« Ah, bonjour, mes petits amis,
je m’appelle Élise, et vous? … Votres noms? »
… Wie, ihr versteht kein Französisch?
Ja, was lernt Ihr denn so in der Schule?
Das weltbekannte „Für Elise“ schrieb Ludwig van Beethoven 1810
für eine unbekannte Schülerin. Doch wie das Stück wirklich entstand
zeigen Ilona Schulz und Musiker der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz. Gemeinsam mit ihren Freunden Louis und Armand
begibt sich die Französin Élise mit einem Schiff über den Rhein zum
Schloss Engers des Kurfürsten, um Louis’ Großvater zu besuchen,
der dort als Koch angestellt ist. Dort angekommen wird schnell klar,
dass der Großvater mit dem Kurfürsten auf der Jagd ist. Louis möchte
nämlich für Élise einen Kuchen backen und weiß, dass sein Großvater dafür das passende Rezept hat.
Gemeinsam mit drei Küchenjungen, die ihnen tatkräftig zur Seite
stehen, wird der Kuchen zubereitet. Doch die drei Freunde
lassen sich ablenken und der Kuchen misslingt. Doch
dann hat Louis eine geniale Idee, wie er Élise dennoch eine Freude bereiten kann – er schreibt ihr
einfach ein Klavierstück.
FR Ä 2.DEZ 2016 Ä 9:30 Ä 11:00
SO Ä 4.DEZ 2016 Ä 11:00
MOÄ 5.DEZ 2016 Ä 9:30 Ä 11:00
Ludwigshafen, Philharmonie
1. KIKO KINDERKONZERT
„Kuchen für Elise“
Ilona Schulz, Schauspiel
Karl Böhmer, Autor
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Eine Produktion der Landesstiftung
Villa Musica Rheinland-Pfalz
Für alle Menschen ab 5 Jahren.
Education
HERZLICH
WILLKOMMEN!
Szenenfoto aus „Kuchen für Elise“ sowie Impressionen aus dem Publikum der Kinderkonzerte,
die die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz regelmäßig veranstaltet.
2. KIKO KINDERKONZERT
„Mannheim, Paris und London –
Mit Mozart durch Europa“
Den Name Wolfgang Amadeus Mozart dürfte
sogar schon jedes Kind einmal gehört haben –
und seine Musik sicher auch. Mozart, als einer
der berühmtesten Komponisten der Welt war
ein echtes Wunderkinde. Die stolzen Eltern
beschlossen deshalb mit ihm in einer Kutsche durch ganz Europa zu reisen, um ihren
talentierten Sohn überall bekannt zu machen.
Station machten sie in Mannheim, Paris und
London. Auch in Italien wurde der kleine Wolfgang Amadeus Mozart gefeiert und umjubelt.
Der Dirigent Stefan Malzew
führt alle Kinder mit einer
spannenden musikalischen
Reise durch Europa.
SA Ä 25.FEB 2017 Ä 15:00
Mannheim, Capitol
SO Ä 26.FEB 2017 Ä 11:00
MOÄ 27.FEB 2017 Ä 9:30 Ä 11:00
Ludwigshafen, Philharmonie
DI Ä 7. MÄRZ 2017 Ä 11:00
Neustadt, Saalbau
MI Ä 8. MÄRZ 2017 Ä 9:30 Ä 11:00
Ludwigshafen, Philharmonie
2. KIKO KINDERKONZERT
Mannheim, Paris und London –
Mit Mozart durch Europa!
Stefan Malzew, Dirigent und
Moderator
Für alle Menschen ab 5 Jahren.
Seit 2005 unterrichtete er dann als Oberstudienrat für Musik am Goethe-Gymnasium Germersheim.
KRABBELKONZERTE
Nun auch in Worms!
Unter der Leitung von Andrea Apostoli finden
am 22. März 2017 zwei Krabbelkonzerte um
15 Uhr und 16.30 Uhr im „Wormser“ statt. Die
Krabbelkonzerte in der Ludwigshafener Philharmonie erweisen sich stets als großer Erfolg und
sind meist wenige Minuten nach der Terminbekanntgabe ausverkauft.
MusikerInnen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz machen sich nun auch auf
den Weg nach Worms, um große Musik für kleine Ohren zu spielen.
JÜRGEN WEISSER ist seit der laufenden Spielzeit 2016/2017 für den Bereich Musikvermittlung der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zuständig. Das Orchester kennt ihn bereits
aus der Zusammenarbeit im Mai 2016,
als er das Orchester beim Auftritt der
Frühlingsakademie für Streicher e.V.
(Meisterkurs für Violine und Viola) leitete.
Jürgen Weisser studierte Fagott, Komposition, Klavier und Kirchenmusik in seiner
Heimatstadt Mannheim, Schulmusik und
Politische Wissenschaften in Heidelberg,
sowie Dirigieren und Komposition in Detmold. Bevor Jürgen Weisser die Stelle als
Musikvermittler bei der Staatsphilharmonie antrat, war er seit 1988 u.a. als Kapellmeister am Oldenburgischen Staatstheater, als Chefdirigent am Landestheater Mecklenburg und als Musikalischer
Leiter bei der Musikbühne Mannheim
engagiert.
MI Ä 22.MÄRZ 2017 Ä 15:00 Ä 16:30
Worms, Das Wormser
KRABBELKONZERT
Andrea Apostoli,
Konzept und Leitung
Für alle Menschen ab 0 Jahren.
Der erfahrene Musikpädagoge erstellte
gemeinsam mit dem Textautor Eberhard
Streul Musiktheaterstücke für Kinder, die
bereits an weit mehr als 100 Theatern im
In- und Ausland aufgeführt wurden. Darüber hinaus ist Jürgen Weisser seit der
Spielzeit 2005/06 Künstlerischer Leiter
des Kammerorchesters der Mannheimer
Abendakademie, seit 2008 ständiger
Gastdirigent der Kurpfalzphilharmonie
Heidelberg und seit der Spielzeit 2010/11
Dirigent des Symphonieorchesters Neustadt. Seit 2015 leitet er zudem den Universitätschor Mannheim.
21
Neuigkeiten und Meldungen
NICHT VERPASSEN!
MICHAEL BARENBOIM SPIELT TSCHAIKOWSKY!
Das Weihnachtskonzert der BürgerStiftung Ludwigshafen Cellist Julian Steckel im Rosengarten
Passend zum Fest beschenken die BürgerStiftung und die
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gemeinsam
jedes Jahr die Region und die Stadt mit einem wundervollen
Weihnachtskonzert, das verzaubert. „Das Weihnachtskonzert
ist für alle da.“, so formuliert Günther Dom, Sprecher des
Vorstands der BürgerStiftung, den Anspruch der BürgerStifung.
Unter der Leitung von Hubert Soudant, der seit 2004 Chefdirigent des Tokyo Symphony Orcherstras ist, findet das Konzert
am 15. Dezember 2016 um 19:30 Uhr im Ludwigshafener
Pfalzbau statt.
Die Mannheimer Meisterkonzerte verstehen
sich in dieser Spielzeit gewissermaßen als ein
kleines Nachwuchsfestival mit Künstlern, die
auf dem Weg zu einer internationalen Karriere
sind. Dem ECHO Klassik Preisträger Julian
Steckel eilt bereits ein großartiger Ruf voraus.
Erleben Sie den Ausnahmekünstler im
Rahmen des 2. Mannheimer Meisterkonzerts
am 8. Dezember 2016 um 19.30 Uhr im
Mannheimer Rosengarten.
WIR FÜR LU – „TOUR DER KULTUR“
Am 17. September fand im Rahmen der „Tour der Kultur“ ein großes
Fest aller Ludwigshafener kulturellen Einrichtungen statt.
Neben der Staatsphilharmonie beteiligten sich unter anderem auch die Musikschule,
das Wilhelm-Hack-Museum, das Haus, das Bloch-Zentrum, der Kunstverein und das
Stadtmuseum. Die Staatsphilharmonie öffnete ihre Tore mit zwei Familienaufführungen der „Chinesischen Nachtigall“. Dieses zauberhafte Märchen nach Hans Christian Andersen fand bereits beim Musikfest in Speyer sehr großen Zuspruch und
sorge bei Groß und Klein gleichermaßen für Begeisterung. So konnte die Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu dem bunten Luftballonstrauß beitragen,
den Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse zur Eröffnung in die Luft steigen ließ. Dieser
symbolisierte das breit gefächerte Kulturprogramm von Ludwigshafen.
TAG DER OFFENEN TÜR
Auch in diesem Jahr war der Tag der offenen Tür der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ein voller Erfolg!
Musiker und Besucher zugleich ließen sich nicht von den Wolken am Himmel beirren und genossen gemeinsam die entspannte Atmosphäre im
Gebäude der Philharmonie. Drinnen und draußen begeisterte das Orchester,
in großer und kleineren Besetzungen, das Publikum mit einer öffentlichen
Probe und anschließenden Konzert von Strawinskys Sacre, sowie mit einer
Auswahl an Kammer- und Kaffeehausmusik. Der krönende Abschluss des
Tages war eindeutig das Mitmachorchester: Begeisterte Musikerinnen und
Musiker allen Alters musizierten gemeinsam mit Ihrer Staatsphilharmonie
und gaben Johannes Brahms bekannten Ungarischen Tanz Nr. 5.
IMPRESSUM
Herausgeber V.i.S.d.P.:
Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz, Heinigstraße 40
67059 Ludwigshafen
Telefon 0621 - 599090
Telefax 0621 - 5990950
[email protected]
www.staatsphilharmonie.de
Intendant:
Prof. Michael Kaufmann
MAX REGER
ORCHESTRAL SONGS
FRANZ SCHMIDT
Gregor Bühl, Dirigent
Alexander Rump, Dirigent
Stefanie Iranyi, Mezzosopran
Michael Korstick, Klavier
Rainer Trost, Tenor
Paul Armin Edelmann, Bariton
22
Generalmusikdirektor:
Karl-Heinz Steffens
Redaktion: Prof. Michael
Kaufmann, Judith Schor
Originalbeiträge: Prof. Michael Kaufmann,
Judith Schor, Prof. Dr. Matthias Henke, Gert Deppe,
Guido Fischer, Stefan Keim, Susanne Bormans,
Jürgen Osmann
Gestaltung: DesignKultur, Wiesbaden
Druck: Chroma Druck & Verlag GmbH
Programm- und Besetzungsänderungen
vorbehalten.
Dieses Magazin ist auf FSC®-zertifiziertem Papier
gedruckt und umweltfreundlich hergestellt worden
Fotos: S. 1u. 4: Elīna Garanča © Paul Schirnhofer •
S. 3 u. 8: Frank Dupree © Sebastian Heck; Empfang MODERN TIMES © Andreas Henn (auch S. 13), Marion Eisenmann © Ulrich Oberst • S. 6 u. 7: © Andreas Neumann • S. 10 © Daniel Lukac • S. 11 Anne Steffens ©
Julia Herzsprung • S. 12 Sergei Malow © Julia Wesely;
Dmitri Kitajenko © Gert Mothes • S. 14 Julian Steckel ©
Neda Navaee; Michael Barenboim © Benno Hunziker;
Sabine Fischmann © privat; Elina Garanca © Gabo •
S. 15 Jörg Widmann © René van der Voorden; Stefan
Malzew © Landesmusikrat; Anja Schiffel © Jeanne Degraa; Bertrand Chamayou © Marco Borggreve • S. 16
Aribert Reimann © Gaby Gerster; Gruppenbild © Milan
Wagner • S. 17 Karl Heinz Steffens © Susanne Diesner
• S. 18 Aribert Reimann © Gaby Gerster; Karl Heinz Steffens © Benno Hunziker; Katharina Ruckgaber © Mark
Noormann • S. 19 Christian Reif © Thomas Loewy; Michelle de Young © Michelle de Young; Toby Spence ©
Mitch Jenkins; Staatsphilharmonie © Frank Vinken; Heidelberg © Smileus-Fotolia • S. 20 Szenenfoto © Villa
Musica • S. 22 Michael Barenboim © Benno Hunziker,
Tour der Kultur © „Foto: Studio Ludwigshafen“ • S. 25
Kevin Griffith © privat; Cong Gu © Hardy Müller; Christoph Müller © Marco Borggreve; Wolfgang Rihm ©
Staatsphilharmonie
Wir danken den Künstlern und Künstleragenturen für
die freundliche Unterstützung bei der Bildbeschaffung.
Urheber, die nicht zu ermitteln oder zu erreichen waren,
werden zwecks nachträglicher Rechteabgeltung um
Nachricht gebeten.
Neuigkeiten und Meldungen
SO UM 5
VIVA VIVALDI
Antonio Vivaldis Spitzname
„prete rosso“ (Roter Priester)
passte nicht nur zu seiner Haarfarbe, sondern auch zu seinem
sprühenden Temperament. Die
Konzerte, bei denen er seine
Kompositionen dirigierte, waren
musikalische Höhepunkte im venezianischen Kulturleben. Kaum
ein Besucher der Stadt ließ sich
ein Vivaldi-Konzert entgehen.
Spritzig und unterhaltsam, dabei
anspruchsvoll, hochvirtuos und
doch tiefgründig ist seine Musik
noch heute, nach dreihundert
Jahren, und noch genauso beliebt wie damals.
Der renommierte Countertenor
Oliver May ist als Opern- und
Konzertsänger deutschlandweit
ein gefragter Solist. Innerhalb
seines breit gefächerten Repertoires liegt der Schwerpunkt auf
den hohen, größtenteils für Kastraten komponierten Werken der
Barockmusik.
SO Ä 11. DEZEMBER 2016 Ä 17:00
Ensemble Cuvée: Petra Fluhr, Oboe;
Felix Wulfert und Daniel Kroh,
Violine; Stella Sykora-Nawri, Viola;
Katharina Schmitt, Violoncello;
Christian Schmitt, Cembalo
Oliver May, Countertenor
Antonio Vivaldi Concerto grosso
a-Moll RV 522 Ä Nisi dominus RV 608
(Psalm 126) Ä Domine deus Ä
Concerto C-Dur RV 447 Ä Vedrò con
mio diletto
Anja Schiffel
Trio Litmé
Oliver May
Kammermusik sonntags um fünf
„MIT 3x 3
INS NEUE JAHR“
„BRENTANO –
BEETHOVEN“
Das Trio Litmé lädt Sie zu einer
Reise durch drei Jahrhunderte ein. Für ihr Neujahrskonzert
spannen die Musikerinnen mit
multikulturellem Hintergrund
einen Bogen von Telemann über
Ibert und Schostakowitsch bis
hin zu Piazolla. Sie dürfen sich
auf einen vielfarbigen Nachmittag freuen, an dem kleine Walzer
zum Schmunzeln ebensowenig
fehlen wie feine Charakterstücke
mit französischer Eleganz und
Witz – und, nicht zu vergessen:
latein-amerikanisches Temperament. Lassen Sie sich unterhalten, erheitern, anrühren, überraschen.
In diesem Konzert stehen Beethovens Klaviertrio op. 96 und
Brahms’ Klaviertrio op. 101 auf
dem Programm. Beide Werke
entstanden im gleichen Zeitraum
wie die Briefwechsel zwischen
Antonie Brentano und Ludwig
van Beethoven. „Melodie ist das
sinnliche Leben der Poesie. Wird
nicht der geistige Inhalt eines
Gedichts zum sinnlichen Gefühl
durch die Melodie?“ Bis heute
munkelt man: War sie vielleicht
seine „unsterbliche Geliebte?“
SO Ä 29. JANUAR 2017 Ä 17:00
Trio Litmé: Ildiko Bors, Violine;
Christelle Hoffman, Flöte;
Eniko Bors, Klavier
Ernesto Köhler
Valse des Fleurs op. 87
Georg Philipp Telemann
Trietti metodiche
Jean Françaix
Musique de cour
Franz Doppler
Andante und Rondo op. 25
Dmitri Schostakowitsch
Drei Duette
Jacques Ibert
Deux Interludes
Das SO UM 5-Team (v.l.n.r.): Petra
Fluhr, Antonia Zimmermann, Bernd
Mallasch, Anne Scheffel, Konstantin
Bosch und Hildegard Boots
e
skaffe ung
g
a
t
n
hr
on
Mit S nzer teinfü
o
und K
SO Ä 26. MÄRZ 2017 Ä 17:00
„Brentano – Beethoven“
Eine literarisch-musikalische
Liebesgeschichte in Briefen und
Melodien von Antonie Brentano
und Ludwig van Beethoven.
Briefwechsel gelesen von
Anja Schiffel und Matthias Folz
Markus Ecseghy, Klavier
Jefferson Schoepflin, Violine
Eric Trümpler, Violoncello
Einlass und Kasse zu den
SO UM 5-Konzerten ist jeweils
ab 16:00 Uhr. Zu jedem Konzert
findet um 16:30 Uhr im Foyer
eine Einführung von Dr. Nicole
Vollweiler statt. Saaleinlass
erfolgt 10 Minuten vor Konzertbeginn.
Carl Vilhelm Holsøe
(1863 – 1935):
„Reflections“, Privatbesitz
23
Begegnungen der Kulturen
Musik ist die Sprache der Welt
Begegnungen der Kulturen: AD.AGIO
DEBUSSY UND DIE
KLÄNGE DER SAHARA
Was gibt es Schöneres, als sich bei (klassischer)
Musik zu entspannen? Und genau dieses Gefühl ist es,
das sich hinter AD.AGIO verbirgt. Das Publikum sitzt
auf einem großen Teppich – die klassische Raumsituation eines Konzerts wird aufgelöst und in einen
Bereich der Teilhabe verwandelt.
A
ndrea Apostoli, der italienische musikpädagogische Berater der
Staatsphilharmonie, nimmt das
Publikum mit auf eine Reise
durch die Alchemie der Kontraste und Emotionen der unterschiedlichen musikalischen
Kulturräume. Sie bemerken es,
AD.AGIO steht für einen entspannten und entspannenden
Musikgenuss, ein zwangloses
Zusammenkommen ohne die
Etikette eines klassischen Konzertbesuchs. Doch dahinter
steckt weit mehr als ein schnöder Wellness-Gedanke. Zu erleben ist dies im nächsten
AD.AGIO-Konzert am 4. März
um 15 Uhr in der Philharmonie in Ludwigshafen, das unter
dem Titel „Debussy und die
Klänge der Sahara“ steht. Was
sich entwickelt, ist ein überragendes Hörerlebnis mit der Gegenüberstellung von Klängen,
die scheinbar jeder Logik entbehren und dennoch auf wundersame Weise zusammengehören. Ein Sinnbild für die
universale Sprache der Musik,
die in allen Kulturkreisen dieser
Erde für Verständigung sorgt.
Text: Judith Schor
AD.AGIO:
BEGEGNUNG DER KULTUREN
Andrea Apostoli, Konzept und Leitung
4. März 2017
Ludwigshafen, Philharmonie
Debussy und die
Klänge der Sahara
Esharef Ali Mahgag,
Gesang und Gitarre
Preise
Einzelkarte 14,00 € | U27: 7,00 €
Tickets
Telefon 0621 - 3367333
Gruppenanmeldungen:
Telefon 0621 - 5990926
Stimmen aus dem Publikum
„Mit vertrauten Klängen habe ich mich ins Konzert
LIEDER AUS DER FREMDE
FÜR SCHULEN
Kann Ausgrenzung, kann die Diskreditierung der zu uns
kommenden Menschen eine Option zur Gestaltung der
Zukunft sein? Wäre die Abschottung vor der Welt eine
Lösung? Wir wollen mit Jugendlichen darüber ins Gespräch
kommen dazu, dass das nicht so ist!
Mit einer speziell für Schulen gestalteten Fassung von
„LIEDER AUS DER FREMDE“ will die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz einen Beitrag leisten zu einer
auch künftig menschenfreundlichen, humanen Gesellschaft.
Planen Sie Ihre besondere Vorstellung mit uns! Bei
Interesse an einer Vorstellung in ihrer Schule melden Sie
sich bitte unter [email protected]
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eingefunden, um dann aufgerüttelt zu werden. Ich
verfolgte die neuartigen Klänge und Tonarten, die
ich nicht kannte; Instrumente, die ich nie vorher
gesehen habe. Mein ganzer Körper begann mit zu
schwingen und gleichzeitig hatte ich das
Gefühl, ich könnte mich nicht bewegen, weil ich
von den Eindrücken ‚gefesselt‘ war.
“
„Ich hatte absolut kein Konzertpublikum-Gefühl,
sondern war Teil des gesamten Geschehens. Wie in
einem spannenden Film habe ich mich unweigerlich
gefragt was als Nächstes passieren wird.
“
„
Bis dato habe ich nicht gewusst, dass man
Musik so verbinden kann und es hat mich nicht
nur erstaunt, sondern geradezu elektrisiert.
“
Das besondere Konzert
Rebellion im Quadrat
„ACHT SAUSCHNEIDER MÜSSEN SEIN“
Wolfgang Rihm, Kevin Griffiths, Václav Voříšek, Christoph-Mathias Mueller, Wolfgang Amadeus Mozart und Cong Gu
Beim zweiten Saison-Konzert in der Reihe
REBELLION IM QUADRAT stehen nicht
nur wieder Werke der legendären Mannheimer Schule sowie des Karlsruhers Wolfgang
Rihm im Mittelpunkt. Dirigent Kevin
Griffiths schaut mit dem frechen Mozart im
niederländischen Den Haag vorbei!
„W
ie ich Mannheim liebe, so liebt auch
Mannheim mich.“ Mit diesen Worten
hatte Wolfgang Amadeus Mozart 1778
sich noch einmal an jene Monate erinnert, die er in
der kurfürstlichen Residenz verbracht hatte. Denn in
Mannheim verliebte er sich unsterblich in Aloysia
Weber. Zudem pflegte er engen Kontakt zu den Musikern jener Hofkapelle, die Mannheim zu einer führenden Musikmetropole Europas gemacht hatte. Zu den
von Mozart geschätzten Komponistenkollegen gehörte selbstverständlich auch der gebürtige Mannheimer Carl Stamitz. Und wie seine Werke Mozart beeindruckt haben müssen, spiegelt dessen berühmte
Sinfonia Concertante für Violine, Viola und Orchester
Es-Dur KV 364 wider, das zweifelsohne von einem der
Konzerte für zwei Solo-Streichinstrumente von Stamitz
inspiriert wurde.
Solch einen gehaltvollen wie bravourösen Dialog zwischen einer Violine und einem Violoncello hat jetzt
der englische Dirigent Kevin Griffiths für sein Gastspiel im Rahmen der Konzertreihe REBELLION IM
QUADRAT ausgewählt. Doch Stamitz und Mozart
verband rückblickend nicht nur die Komposition
einer Sinfonia Concertante miteinander. Beide zog es
auch nach Den Haag, um am Hofe von Wilhelm V.
von Oranien Konzerte zu geben. Und Mozart hatte
1766 sogar die Ehre, für die Krönungsfeierlichkeiten
des Regenten ein wahrlich außergewöhnliches, höchst
amüsantes Werk zu schreiben. „Galiamathias Musicum“ lautet dieser musikalische Instrumental-Spaß,
für den Mozart beliebte Volkstänze mit einer Fuge und
derben Volksliedern kombiniert hatte. So erklingt in
diesem Quodlibet zum Beispiel die Weise „Acht
Sauschneider müssen sein“, die man laut dem Volksmund schon benötigte, um einen Eber zu kastrieren.
Ausschnitte aus diesem bunten Reigen „Galiamathias
Musicum“ stehen nun ebenfalls auf einem Programm,
das mit solchen Überraschungen den Bogen vom
18. Jahrhundert in die Gegenwart schlägt. Und am
Pult der Staatsphilharmonie steht mit Kevin Griffiths
nicht nur der Chefdirigent des Collegium Musicum
Basel: Auch dank seines musikalischen Appetits, der
von der Alten bis zur Neuen Musik reicht, hat sich
Griffiths zu einer der spannendsten Musikerpersönlichkeiten entwickelt.
Wer daher so ungemein neugierig selbst auf die weniger bekannten Ecken der Musikgeschichte ist, der weiß
daher nun mit einem Komponisten zu verblüffen, der
mit seinen Werken etwas in Vergessenheit geraten ist.
Es handelt sich um den Mozart- und Beethoven-Zeitgenossen Johann Evangelist Brandl, der 1808 zunächst als erster Geiger, bald danach als zweiter Musikdirektor in die Badische Hofkapelle in Karlsruhe
übernommen wurde. Doch auch als Komponist sollte
Brandl, der 1837 in Karlsruhe verstarb, von seinen
Zeitgenossen mehr als nur geschätzt werden. So
hielten ihn viele für einen „der bedeutendsten und
achtungswerthesten Componisten unserer Zeit“. Dieses Urteil lässt sich jetzt nachprüfen – anhand der
Ouvertüre zu Brandls Oper „Hantild das Mädchen aus
Valbella“ sowie einer seiner Sinfonien. Und wie es
natürlich zum Konzept der Reihe REBELLION IM
QUADRAT gehört, erklingt zwischendurch auch ein
Werk des Karlsruhers Wolfgang Rihm. Es ist das 1980
vollendete, ungemein spannungsgeladene Streicherwerk „Nature Morte – Still Alive“, mit dem Rihm seinen Ruf als Spiritus Rector der modernen Karlsruher
Klangschule mitbegründete.
26. November 2016
Karlsruhe, Hochschule für
Musik, Wolfgang-Rihm-Forum
27. November 2016
Ludwigshafen, Friedenskirche
REBELLION IM QUADRAT
MANNHEIMER &
KARLSRUHER SCHULE
Christoph-Mathias
Mueller, Dirigent
Cong Gu, Horn
Johann Baptist Vanhal
Sinfonie g-Moll
Wolfgang Rihm
Chiffre V
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Horn und
Orchester Nr. 2 Es-Dur, KV 417
Jan Václav Voříšek
Sinfonie D-Dur, op. 24
18. Februar 2017
Mannheim, Christuskirche
19. Februar 2017
Karlsruhe, Hochschule für
Musik, Wolfgang-Rihm-Forum
REBELLION IM QUADRAT
MANNHEIMER &
KARLSRUHER SCHULE
Kevin Griffiths, Dirigent
Maria-Elisabeth Lott,
Violine
Mathias Johansen,
Violoncello
Johann Evangelist Brandl
Ouvertüre zu „Hantild das
Mädchen aus Valbella“ op. 50
Carl Stamitz
Sinfonia Concertante Nr. 1
Es-Dur für Violine, Violoncello
und Orchester
Wolfgang Rihm
Nature Morte – Still alive
Skizze für 13 Streicher
Wolfgang Amadeus Mozart
Auszüge aus „Gallimathias
musicum“ D-Dur, KV 32
Johann Evangelist Brandl
Sinfonie D-Dur, op. 25
Text: Guido Fischer
25
Kolumne
Prof. Dr. Matthias Henke
DER KLINGENDE
GARTEN
S
nur wenig später eine eigene Universität in ihren Mauern aufnehmen sollte. Nun auch mit der technischen
Entwicklung von Glocken betraut, entdeckte van Dyck
als Erster den Zusammenhang zwischen der Form
S
einer Glocke und ihrer Obertonstruktur. Der Ruf des
Glockenexperten verbreitete sich in der Folge weit
über Utrecht hinaus. Selbst der französische Philosoph René Descartes rühmte ihn und sein analytisches
Gehör.
elbst wenn man vergangenen Epochen und
ihren Leistungen mit dem nötigen Respekt begegnet, passiert es einem nur allzu leicht, sie zu
unterschätzen. Irgendwie bringt das in den Köpfen der
Menschen verankerte Geschichtsmodell es mit sich, an
einen permanenten Fortschritt zu glauben, in allen
Dingen, selbst in ethischen Fragen.
o hat in den letzten Jahren der aus der Soziologie
stammende Begriff der Inklusion eine große Wirkungsmacht entfaltet – zu Recht. Nur ist die Idee der
gesellschaftlichen Ein-beziehung aller oder zumindest
möglichst vieler Menschen keine Erfindung unserer
Tage. Beispiele dafür hat es schon immer gegeben,
nicht zuletzt auf dem Gebiet der Musik.
L
enken wir unseren Blick auf den niederländischen,
frühbarocken Musiker Jacob van Dyck. Um 1590 ist er
zur Welt gekommen, blind; damals wie heute nicht
gerade ein leichtes Schicksal. Doch als junger Mann
war er so weit, dass er sein Elternhaus verließ und ein
relativ selbstbestimmtes Leben führte. Diesen Schritt
konnte er gehen, weil er eine gute musikalische Ausbildung erhalten hatte, aber auch und vor allem, weil
ihm die Position übertragen worden war, als Glockenspieler an der Utrechter Domkirche zu wirken. 1628
stieg er sogar zum Direktor sämtlicher Glockenspiele
dieser Stadt auf, die gerade eine Blütezeit erlebte und
26
E
s wäre indes weit gefehlt, wenn wir uns Jacob van
Dyck als einen der Welt enthobenen Musiker und/
oder als eine Art Glocken-Nerd vorstellen würden, der
von oben herab auf die Menschen herabschaute. Nein,
ganz im Gegenteil, er war dem alltäglichen Leben und
seinen Mitbürgern äußerst zugewandt, mischte sich
unter sie. Beleg dafür ist eine weitere Facette seiner
Karriere. 1649 übernahm er, der auch ein hochvirtuoser (Block-)Flötenspieler war, die gut bezahlte Aufgabe, die Besucher des Kirchhofes der Janskerk mit
seinem zarten Instrument zu unterhalten. Meist trug
er volkstümliche Lieder vor, die er atemberaubend zu
steigern wusste.
I
st das nicht ein Paradebeispiel für gelungene Inklusion? Ein großer Musiker wird von der Bürgerschaft
passgenau unterstützt und beschenkt diese mit seinem
Wirken, indem er ihren Kirchhof in einen klingenden
Garten verwandelt. Und dies obendrein mit einer erstaunlichen Nachhaltigkeit. Denn van Dycks dort zum
Kolumne
besten gegebene Werke erschienen als Sammelbände
in vielen Auflagen und zählen heute zu einem der
ganz großen Höhepunkte früher Blockflöten-Literatur.
Ihr Titel war und ist denn auch Programm: Der Fluyten Lust-hof.
bronn eine CD vor, auf der Hornkonzerte von Joseph
und Michael Haydn zu hören sind, ein heiteres Fest
der Leichtigkeit. Auf der Stelle vergisst man, dass
Klieser ohne Arme auf die Welt kam und die Ventile
seines Horns mit dem linken Fuß bedient.
M
an muss kein Radar bemühen, um weitere MusikerInnen aufzuspüren, die unbeschadet ihrer körperlichen Defizite mitten im Leben standen. Conrad
Paumann darf hier erwähnt werden, der als blinder
Organist der Münchener Liebfrauenkirche wirkte, wo er
1474 auch beigesetzt wurde. Eine kostbare Grabplatte
erinnert dort noch heute an ihn, an einen Großmei-
A
ster, der den Weltruf deutscher Orgelmusik begründete. Weiter wäre der blinden Pianistin Maria Theresia
von Paradis zu gedenken, einer Zeitgenossin von Mozart und Kompositionsschülerin von Antonio Salieri,
die ihre Korrespondenz bereits mit einer Blindenschreibmaschine erledigte!
M
usikerinnen und Musiker, die ihren körperlichen
Handicaps zum Trotz Grandioses leisten, gibt es selbstverständlich auch in unseren Tagen. Felix Klieser gehört
zweifelsohne zur internationalen Elite der Hornisten.
Vor kurzem erhielt der 25-Jährige den Leonard Bernstein Award, dem andere renommierte Preise vorausgingen. Und im letzten Jahr legte Klieser in Tateinheit
mit dem Württembergischen Kammerorchester Heil-
ls eine Kollegin, die körperliche Nachteile auf
wundersame Weise ausgeglichen hat, kann dem
Hornisten die 1965 geborene Schlagzeugerin Evelyn
Glennie an die Seite gestellt werden. Als 12-Jährige
begann sie, sich für Pauken, Trommeln und MalletInstrumente zu interessieren. Wenige später erkrankte
sie an einem Nervenleiden. Eine beinahe vollständige
Ertaubung war die Folge. Töne konnte sie seitdem eigentlich nur noch als Vibrationen wahrnehmen. Das
hinderte sie nicht, Musik zu studieren und eine erstaunliche Karriere hinzulegen. 1988 bekam sie einen
Grammy für ihre Einspielung von Béla Bartóks „Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug“. Sie erhielt bislang 13 Ehrendoktorwürden und wurde 2007 „Dame“,
also in den britischen Adelsstand erhoben.
V
orbildhaft, welche Vielfalt der klingende Garten
in sich birgt, welche Chancen er bietet, das gesellschaftliche Für- und Miteinander zu bereichern. Matthias Henke,
Univ.-Prof. Dr., seit
2008 Professor für
Musikwissenschaft
an der Universität
Siegen, seit 2013
Gastprofessor an der
Donau-Universität
Krems, Wissenschaftlicher Beirat der
Ernst Krenek Institut
Privatstiftung, Wissenschaftlicher Beirat
der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Vorstandsmitglied der
Eduard-ErdmannGesellschaft.
Prof. Dr. Matthias
Henke ist Autor zahlreicher Bücher und
Aufsätze zur Musik
des 20. Jahrhunderts
(Schwerpunkt Österreich); aktuelle Veröffentlichung: Schönheit und Verfall –
Thomas Mann und
Ernst Krenek (i.V.)
Bildnachweis:
Girlande mit Blüten
und Früchten
Jan Davidsz. de Heem
ca. 1650 -1660
Mauritshuis Den Haag
27
Deutsche
Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Heinigstraße 40
67059 Ludwigshafen
Telefon 0621 - 59 90 90
Telefax 0621 - 59 90 950
[email protected]
www.staatsphilharmonie.de
In der Trägerschaft des
Landes Rheinland-Pfalz
HÖH EP U N K TE
AP R I L – J U LI 2017
DO Ä 6. APRIL 2017 Ä 19:30 Ä Heidelberg
AUFTAKTKONZERT „Neuland.Lied“ im
Rahmen des 21. Heidelberger Frühlings
Christian Reif, Dirigent
Michelle de Young, Mezzosopran
Toby Spence, Tenor
FR Ä 21. APRIL 2017 Ä 20:00 Ä Kaiserslautern
SA Ä 22. APRIL 2017 Ä 19:30 Ä Ludwigshafen
3. PHILHARMONISCHES KONZERT
Alejo Pérez, Dirigent
Frank Dupree, Klavie
FR Ä 5. MAI 2017 Ä 19:30 Ä Heidelberg
2. HEIDELBERGER MEISTERKONZERT
Antonello Manacorda, Dirigent
Maximilian Hornung, Violoncello
FR Ä 26. MAI 2017 Ä 20:00 Ä Worms
KATHEDRALKLÄNGE:
BRUCKNER IN DEN DOMEN VII
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Dan Zerfaß, Orgel
SO Ä 18. JUNI 2017 Ä 18:00 Ä Mannheim
CONNECT IT! „LIKE A BIRD“
Frank Dupree, Dirigent und Klavier
Olivia Trummer Trio
29. JUNI – 2. JULI 2017 Ä Speyer
Konzertkalender
MAGA ZI N
AP R I L – J U LI 2017
MUSIKFEST SPEYER
Reformation / Mendelssohn
KFR Ä 14. JULI 2017 Ä 19:30 Ä Mannheim
#13
SONDERKONZERT
Shakespeare 401
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Hansgünther Heyme, Sprecher
Seam You, Sopran
Angela Shin, Sopran
Michael Nagy, Bariton
Damen des Beethovenchor Ludwigshafen
Seite 4: Dachzeile zukünftig
HEADLINE HIER
BUCHSTABEN
Seite 17: So lang Dachzeile
TEXT HIER FÜR
BLINDTEXT
Seite 23: Text anstelle Worte
BLINDTEXT ALS
DORT HEADLINE
Aribert Reimann
Fragmente aus „Lear“ für Bariton und Orchester
FRANK DUPREE
Felix Mendelssohn Bartholdy
Ein Sommernachtstraum op. 21 und 61
ARTIST IN RESIDENCE DER SPIELZEIT 2016/2017
3
Ihr nächstes
MAGAZIN erscheint im
März 2017
INFORMATION & TICKETS
TELEFON: 0621 - 3367333
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