MAGA ZI N DEZEM B ER 2016 – MÄRZ 2017 #12 Seite 8: Artist in Residence FRANK DUPREE Seite 13: Rückblick MODERN TIMES 2016 Seite 19: Vorschau HEIDELBERGER FRÜHLING 2017 ELĪNA GARANČA GROSSES GALAKONZERT IM MANNHEIMER ROSENGARTEN Konzertkalender Editorial LIEBE FREUNDE DER STAATSPHILHARMONIE, mit großer Freude stellen wir Ihnen unser neues MAGAZIN vor und bieten Ihnen anregenden Lesestoff, wenn die Abende langsam länger werden. Natürlich finden Sie auf den nächsten Seiten unsere Konzertangebote für die Monate Dezember bis März, wir wollen Sie aber auch noch einmal auf ein sehr besonderes Projekt im November hinweisen und schon einen Ausblick auf den April vornehmen. Und wir wollen kurz zurück auf die Ludwigshafener Tour der Kultur und auf MODERN TIMES blicken: Das Musikfest der Staatsphilharmonie war wieder ein großer Erfolg, der weit über Rheinland-Pfalz und die erweiterte Metropolregion Rhein-Neckar hinaus strahlte. Vor Ort die Menschen mit sinfonischer Musik zu versorgen und Botschafter sein für die Region – das sind die vornehmen Aufgaben der Staatsphilharmonie! Dabei, das darf ich glaube ich so sagen, handeln wir durchaus in dem Sinn, den unser Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert in seiner bemerkenswerten Rede anlässlich des Festakts zum 200. Geburtstag des Bezirkstag Pfalz auf dem Hambacher Schloss als Maxime für unser Handeln beschrieb: „Nichts ist aussichtsloser, als den Status quo unter Denkmalschutz zu stellen. Viel klüger ist es, Entwicklungen zu gestalten, als sie verhindern zu wollen.“ In dem Sinn gestaltete unser Chefdirigent Karl-Heinz Steffens die Konzerte von MODERN TIMES, in dem Sinn entwickeln wir unsere besonderen Programme wie REBEL-LION IM QUADRAT und KLASSIK IM CAPITOL, um nur zwei weitere bekenntnishafte Projekte zu nennen. Und in dem Sinn präsentieren wir im November auf Anregung des Ludwigshafener Vereins für Türkische Kunstmusik die „Lieder von Wien bis Istanbul“; warum Sie es nicht versäumen sollten, wenn sich die Lieder von Franz Schubert und von Şevki Bey begegnen, können Sie natürlich in diesem MAGAZIN lesen. Nicht versäumen sollten Sie auch die großen Orchesterkonzerte, zu denen wir gemeinsam mit 2 unseren Veranstaltungspartnern in der Region herausragende Künstler wie den Dirigenten Dmitri Kitajenko und den Klarinettisten Jörg Widmann eingeladen haben, dem wir in der letzten Saison so viele Höhepunkte verdankten. Dazu kommen herausragende junge Interpreten, wie die Sopranistin Katharina Ruckgaber, die mit Karl-Heinz Steffens die „Hölderlin Fragmente“ von Aribert Reimann singen wird oder Shiyeon Sung, mit der wir unsere Reihe der Dirigentinnen in den Konzerten im Feierabendhaus der BASF fortsetzen. Und für jüngere Zuhörer schicken wir Wolfgang Amadeus Mozart auf eine Reise durch Europa – ein besonderer Ohrenschmaus für die ganze Familie! Dass ich zuletzt Ihr Augenmerk auf die wunderbare Mezzosopranistin Elīna Garanča lenke, ist sicher keine Überraschung. Es ist eine besondere Ehre, die Deutschland-Konzerte dieser eindrucksvollen Künstlerin begleiten zu dürfen – und es ist ein besonderer Schritt auf unserem Weg, immer deutlicher als das Sinfonie- und Konzertorchester der erweiterten Metropolregion Rhein-Neckar wahrgenommen zu werden, dass wir ein Konzert mit dem Weltstar in Eigenregie im Rosengarten veranstalten. Nach dem Auftakt von MODERN TIMES in Ludwigshafen folgt nun dieses Highlight in Mannheim. So laden wir Sie herzlich ein, Ihrer Staatsphilharmonie bei Ihren musikalischen Ausflügen durch die Jahrhunderte zu folgen. Ich würde mich freuen, Ihnen bei vielen unserer Konzerte zu begegnen! Prof. Michael Kaufmann Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Inhalt , DER BESONDERE KONZERTTIPP Marion Eisenmann Personal und Verwaltung Mein Konzerttipp ist das am 4. März 2017 in der Philharmonie stattfindende Ad.Agio-Konzert. Diese Konzerte haben ein ganz besonderes Flair in einer sehr entspannten Wohlfühl-Atmosphäre. Die Art, wie Andrea Apostoli auch ohne Worte Publikum und Musiker durch die Veranstaltungen führt, gefällt mir. Jedes Mal aufs Neue bin ich überrascht, was sich hinter einem Konzert in der Ad.Agio Reihe verbirgt. Andrea Apostoli gibt eine Überschrift an, die den Hörer schon in eine gewisse Klangwelt versetzt, doch die genauen Werke werden nicht verraten. Das Konzert am 4. März trägt den Titel „Debussy und die Klänge der Sahara“. Wie diese Überschrift schon vorausahnen lässt, wird die Musik von Debussy in Verbindung mit Musik aus anderen Kulturen gesetzt, die man für gewöhnlich noch gar nicht gut kennt. Das Erleben anderer Kulturen liebe ich sehr. Deshalb hat diese relativ neue Serie bei uns im Hause auch schon einen kleinen Kreis von Stammzuhörern und hätte es verdient von mehr Menschen gehört zu werden. Mit der Dauer von ca. einer Stunde und dadurch, dass man auf einem Teppich liegen oder sitzen kann, sind die Veranstaltungen auch gut für Familien mit nicht mehr ganz kleinen Kindern geeignet. Vielleicht konnte ich auch Sie überzeugen, sich von Andrea Apostolis Konzept faszinieren zu lassen. INHALTSVERZEICHNIS Seite 4 Titelgeschichte: Galakonzert Elīna Garanča Seite 6Metropolregion: Thomas Kraus im Gespräch mit Dr. Alexander Schubert Seite 8Artist in Residence: Frank Dupree Seite 10 Spielort: Worms Seite 11 Das besondere Konzert: Lieder von Wien bis Istanbul Seite 12 Das besondere Konzert: Dmitri Kitajenko in Ludwigshafen Seite 13 Rückblick: MODERN TIMES 2016 Seite 14 Konzertkalender Dezember 2016 bis März 2017 Seite 16 Das besondere Konzert: 3. Mannheimer Meisterkonzert Seite 17 Das besondere Konzert: Das 2. Philharmonische Konzert Seite 18 Zyklus: Gustav Mahler Seite 19 Vorschau: Die Staatsphilharmonie zu Gast beim Heidelberger Frühling Seite 20 Education: Kinderkonzerte Seite 22 Neuigkeiten und Meldungen Seite 24 Begegnungen der Kulturen: AD.AGIO Seite 25 Das besondere Konzert: REBELLION IM QUADRAT Seite 26 Kolumne: Der klingende Garten Seite 28 Ausblick Seite 4: Elīna Garanča Seite 8: Frank Dupree Seite 13: MODERN TIMES 2016 Seite 19: Heidelberger Frühling 3 Titelgeschichte 1. Februar 2017 Berlin, Philharmonie 3. Februar 2017 Baden-Baden, Festspielhaus 5. Februar 2017 München, Philharmonie 8. Februar 2017 Frankfurt, Alte Oper 14. Februar 2017 Düsseldorf, Tonhalle 21. Februar 2017 Köln, Philharmonie 23. Februar 2017 GALAKONZERT Mannheim, Rosengarten, Mozartsaal Karel Mark Chichon, Dirigent Elīna Garanča, Mezzosopran Peter Illjitsch Tschaikowsky Walzer aus „Dornröschen“; Arie der Joanna aus: „Die Jungfrau von Orleans“ Georges Bizet Minuetto und Carillon aus: „l’Arlésienne”, Suite für Orchester Nr. 2 Camille Saint-Saëns Recherchant ma presence aus: „Samson et Dalia” Giuseppe Verdi Ouvertüre aus: „I Vespri Siciliani” Francesco Cilea Acerba voluttà ...o vagabonda stella und Ecco, respiro appena, Io son l’umile ancella aus: „Adriana Lecouvreur“ Elīna Garanča Giuseppe Verdi Ouvertüre aus: „Luisa Miller” Sieben Konzerte und das Beste zum Schluss: Die Deutsche Staatsphilharmonie Pietro Mascagni Voi lo sapete, o Mamma aus: „Cavalleria Rusticana” Rheinland-Pfalz geht im Februar kommenden Jahres auf Deutschlandtournee. Mit Amilcare Ponchielli Ballettmusik Danze delle ore aus: „La Gioconda”; Drei neapolitanische Lieder dabei ist die weltberühmte Mezzosopranistin Elīna Garanča. Klassikfans aus der Metropolregion Rhein-Neckar müssen indes keine langen Gesichter (oder weite Reisen) machen. Zum Abschluss ihrer konzertanten Rundreise sind Garanča und die Staatsphilharmonie auch im Mannheimer Rosengarten zu erleben. Präsentiert von: 4 Titelgeschichte Ein Weltstar zu Gast in Mannheim FULMINANTER ABSCHLUSS DER DEUTSCHLANDTOURNEE W as haben die Solistin der Großen Metropolregion-Gala in Mannheim und der aktuelle „Composer in Residence“ der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gemeinsam? Ja, beide sind sie Musiker und beide ebenso ganz besondere Meister ihres Fachs. Während sich allerdings Elīna Garanča auf den (inzwischen auch ganz großen) Opernbühnen der Welt zuhause fühlt, ist der bevorzugte Arbeitsplatz von Aribert Reimann der Schreibtisch beziehungsweise am Flügel. Nein, das Musikerdasein ist das Gemeinsame also nicht. Abgesehen davon aber, dass Reimann in diesem Frühjahr 80 und die lettische Mezzosopranistin im Frühherbst gerade einmal halb so alt geworden ist, waren beide Musiker von Geburt an mit Musik quasi rundumversorgt. Der Vater Elīna Garančas war Chordirigent, die Mutter Professorin für Gesang (und im Studium ihrer Tochter auch eine Zeit lang deren Lehrerin). Im Hause Reimann verhielt es sich ähnlich: der Vater ein Kirchenmusiker, die Mutter Altistin. Ein vokal-sakrales Ambiente in den ersten Lebensjahren scheint demnach zumindest im Hinblick auf einen Musikerberuf durchaus förderlich zu sein. Ein Blick auf das Leben der 1976 in Riga geborenen Elīna Garanča zeugt zunächst allerdings keineswegs von einer Bilderbuchkarriere – wohl aber von großer Willenskraft und klaren Vorstellungen. Wobei Garanča ihren ursprünglichen Berufswunsch als Musicaldarstellerin zugunsten eines klassischen Gesangstudiums aufgab. Dass sie ihren Lebensunterhalt während ihrer Ausbildung in Riga, Wien, Amsterdam und den USA zwischendurch auch einmal als Reinigungskraft verdienen musste, hat vielleicht dazu beigetragen, dass die Ausnahmesängerin bis heute niemals die Bodenhaftung ver- loren hat. Auch ihre ersten Engagements verleiteten die heute international gefragte Opernsängerin keineswegs zu Höhenflügen. Eher kleine Brötchen backte Elīna Garanča nach ersten Engagements als 21-Jährige in Bukarest und Athen nämlich auch als Ensemblemitglied am Staatstheater Meiningen und in Frankfurt/Main. Den Wendepunkt ihrer Karriere markierte 1999 der Erfolg beim Internationalen Mirjam-HelinGesangswettbewerb in Finnland, bei dem sie überdies den künstlerischen Ritterschlag von keiner Geringeren als Joan Sutherland erhielt. Als Jurymitglied prophezeite Sutherland ihrer jungen Kollegin eine glänzende Karriere. Sie sollte recht behalten, 2003 gelang Elīna Garanča der internationale Durchbruch bei den Salzburger Festspielen mit Mozarts „La clemenza di Tito“. Elīna Garanča ist ein Star, zweifelsohne. Sie ist auf nahezu allen bedeutenden Opernbühnen zu erleben, etwa in Berlin, München, Wien, Salzburg, London, Paris – und immer wieder New York. 2007 und 2009 gab es einen ECHO Klassik als „Sängerin des Jahres“, 2013 und 2015 erhielt sie die begehrte Auszeichnung für die beste solistische Einspielung des Jahres. Eine unnahbare Diva aber ist Elīna Garanča nicht. CD-Einspielungen liegen von ihr inzwischen jede Menge vor, seit 2005 steht sie exklusiv bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag. Die zunächst letzte Einspielung erschien dort mit geistlichen Vokalwerken unter dem Titel „Meditation“ 2014. Und Zeit, ein Buch zu schreiben, hat die gefeierte Mezzosopranistin überdies: 2013 veröffentlichte Garanča ihre (vorläufige) Autobiografie „Wirklich wichtig sind die Schuhe“. Der Leser erfährt darin auch, dass ein Leben im Rampenlicht durchaus seine Schattenseiten hatte (und noch hat), dass bei Elīna Garanča keineswegs alles Hochglanz war und der Spagat zwischen tiefer Verwurzelung auf dem großelterlichen Bauernhof in Lettland und Konzertreisen rund um den Globus alles andere als einfach. Wer das erste Kapitel „Zwischen Kuhstall und Musiksalon“ gelesen hat, wird dieses Buch nur ungern zur Seite legen. Wie wohl auch jeder, der die außergewöhnliche Sängerin einmal live erlebt hat, ein Wiedersehen (und -hören!) mit Elīna Garanča kaum erwarten kann. Gelegenheit dazu gibt es Ende Februar bei der Großen Metropolregion-Gala in Mannheim. Zum Abschluss ihrer Deutschlandtournee mit Stationen unter anderem in Berlin, München, Frankfurt, Leipzig und Köln bringen die weltberühmte Mezzosopranistin und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Karel Mark Chichon im Rosengarten Kompositionen etwa von Jules Massenet, Giuseppe Verdi und Hector Berlioz zur Aufführung. Ein Konzerterlebnis der Extraklasse für die gesamte Region, das einmal mehr unter Beweis stellt, dass die Deutsche Staatsphilharmonie inzwischen in der Championsleague angekommen ist. Es ist übrigens kein Geheimnis, dass man sich rechtzeitig Tickets für dieses Highlight sichern sollte ... Was aber hat Elīna Garanča mit dem Dirigenten dieser herausragenden Gala gemeinsam? Die Antwort ist kürzer als beim einleitenden Fragespiel: einen Ehering und die beiden Töchter Cathy und Cristina! Text: Gert Deppe 5 Metropolregion Thomas Kraus und Alexander Schubert im Dialog ÜBER VERNETZUNG, ZUSAMMENARBEIT UND VIELFALT Dr. Alexander Schubert ist Historiker und Kulturmanager und seit dem 1. Juli 2014 Direktor des Historischen Museums der Pfalz Speyer. Darüber hinaus engagiert er sich stark für die Kulturregion Rhein-Neckar. Dabei agiert er institutionsübergreifend als Impulsgeber für die Region – „Auf Partner zugehen und sich auf Augenhöhe begegnen – Plattformen bieten, auf denen sich alle Partner einbringen können“, lautet sein Credo. Thomas Kraus (TK): Als Kind wollte ich ein zweiter Grzimek werden, aber tatsächlich bin ich über das Schauen von Tierfilmen nicht hinausgekommen. Was war dein Berufswunsch? Alexander Schubert (AS): Das ist witzig – in jungen Jahren war ich auch sehr fasziniert von Tieren und habe davon geträumt, ein Naturkundemuseum aufzumachen. Sehr geprägt hat mich aber auch die Erfahrung, dass ich als Schüler jahrelang als Statist bei den Festspielen in meiner Heimatstadt Bayreuth mitgewirkt habe. Dabei hat mich einerseits die Musik fasziniert, andererseits das Geschehen drumherum: die Maskenbildner, die Werbung, der rote Teppich. Rückblickend kann ich vielleicht sagen, dass viele Aspekte, die ich heute in der Museumsarbeit wiederfinde – die Organisation von Veranstaltungen und Großereignissen –, mich damals schon sehr interessiert haben. Ich wollte nicht nur das fertige Produkt sehen, sondern immer 6 schon wissen, was hinter den Kulissen passiert, bis beispielsweise eine Oper aufgeführt wird. TK: Oper beziehungsweise klassische Musik ist ein gutes Stichwort. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gastiert nicht nur regelmäßig in Speyer, sondern auch in vielen anderen Kommunen der Rhein-Neckar-Region. Welche Bedeutung hat das Orchester in deiner Wahrnehmung? AS: Einerseits ist die Staatsphilharmonie ein Orchester, das durch seine vielen Auftritte die Metropolregion Rhein-Neckar zusammenhält und sicherlich auch identitätsstiftend wirkt. Andererseits strahlt sie weit über die Region hinaus und wertet zum Beispiel mit ihren Sommerresidenzen Speyer als Musikstadt auf. Das ist natürlich auch ein wichtiger Imagefaktor. TK: Hättest du eine Idee, wie ein Museum mit einem Orchester zusammenarbeiten könnte? Der Lieblingsort von Herrn Schubert ist der Domturm, mit der Begründung, dass man von dort aus einen wunderbaren Ausblick auf das Historische Mudeum der Pfalz hat. AS: Ausstellungen sind häufig auch vertont. Es läuft beispielsweise Musik im Hintergrund, damit die Besucher nicht nur etwas sehen, sondern auch durch den Klang in eine bestimmte Atmosphäre eintauchen. Ich könnte mir gut vorstellen, hier mit der Staatsphilharmonie zu kooperieren. Ebenso könnte man schauen, ob sich Synergien zwischen den bereits erwähnten Sommerresidenzen und unserem Ausstellungsprogramm ergeben. auch darüber hinauszugehen. Dafür bietet die Museumswelt unglaublich viele Möglichkeiten, angefangen von Begleitveranstaltungen bis hin zu ungewöhnlichen Kooperationen. Entscheidend ist dabei, nicht nur das eigene Projekt zu vertreten, sondern auch die Interessen der anderen herauszuhören und gemeinsam zu überlegen, wo man Schnittmengen findet. Es macht mir großen Spaß, neue Verbindungen zu suchen und einen Crossover zu schaffen, mit dem zunächst vielleicht niemand gerechnet hat. Bei unserer Titanic-Ausstellung in Speyer habe ich zum Beispiel mit Franz Josef Reindl und Roland Hörner von den Hafenbetrieben Ludwigshafen und Mannheim oder auch mit Axel Peter Hebel von der Speyerer Schiffswerft Braun zusammengearbeitet. Das bot TK: Man merkt deiner Arbeit an, dass du ganzheitlich vorgehst und dir genau überlegst, was zu tun ist, damit alle Rädchen ineinandergreifen. AS: Das fasziniert mich auch sehr an meinem Beruf: inhaltlich zu arbeiten, aber Metropolregion aufzutreten, sondern sich zu fragen: Was hat ein Partner von der Zusammenarbeit, und wie lässt er sich begeistern? Herrscherdynastien wie die Staufer oder die Wittelsbacher bieten dafür viele Anknüpfungspunkte – ob das nun eine kleine Kommune ist, deren prägendes Bauwerk aus der Epoche stammt, oder die Eichbaum-Brauerei, die ihr Bierprivileg von den Wittelsbachern hat. Im Prinzip geht es darum, eine Plattform zu bieten, auf der sich alle Partner einbringen können. mir als Museumsdirektor auch völlig neue Einblicke in andere Berufsfelder. TK: Als ich vor fünf Jahren das Kulturbüro aufgebaut habe, viel herumgefahren bin und mit Künstlern und Vertretern von Kommunen gesprochen habe, ist mir aufgefallen, dass die Staufer-Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen, für die du damals das Marketingkonzept verantwortet hast, sehr positiv wahrgenommen wurde – alle Beteiligten haben einen Gewinn für sich darin gesehen. Wie lässt sich dieser Erfolg erklären? AS: Ich denke, Grundvoraussetzung war, dass Alfried Wieczorek [Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, Anm. der Redaktion] und ich diesbezüglich eine gemeinsame Philosophie haben, nämlich dass man auf Partner zugeht und sich auf Augenhöhe begegnet. Es geht nicht darum, als „big player“ TK: Die beiden großen Ausstellungen – Staufer und Wittelsbacher – haben gezeigt, dass sich die Museen und Schlösser der Region mehr Kooperation untereinander wünschten. Dieser Wunsch hat dazu geführt, dass sie ihre Angebote zunächst in einer gemeinsamen Publikation beworben haben und nun seit Beginn dieses Jahres ein Kulturmagazin mit den Festivals vertreiben, das deutschlandweit seinesgleichen sucht. AS: Das Hauptverdienst liegt hierbei sicher beim Kulturbüro, denn in diesem Fall schafft auch ihr eine Plattform, auf der sich die verschiedenen Akteure wiederfinden. Ein einzelner Player stünde immer unter dem Verdacht, bestimmte Partner zu bevorzugen. Der Besucher interessiert sich aber überhaupt nicht für die Konkurrenz zwischen verschiedenen Festivals oder Museen, sondern will möglichst umfassend informiert werden. Die Projekte der Reiss-Engelhorn-Museen wie „Staufer“ und „Wittelsbacher“ haben eine wichtige Grundlage für die Kooperation vieler Beteiligter gelegt. Dann geht es aber auch darum, eine Zusammenarbeit zu verstetigen, und das leistet die Metropolregion. Speyer bist du zum 1. Juli 2014 von der einen auf die andere Rheinseite gewechselt. Bemerkst du Unterschiede in deiner Arbeit? AS: Ich bin 2007 in die Region gezogen und habe den Rhein nie als Grenze wahrgenommen. Im Zuge der Projekte bin ich von Mannheim aus nach Neustadt oder Kaiserslautern gefahren, nach Speyer oder nach Ludwigshafen. Und jetzt fahre ich von Speyer nach Heidelberg, Weinheim oder Mosbach. Als Arbeitsort hat Speyer natürlich eine andere Aura als Mannheim. Wenn ich hier in die Mittagspause gehe, unter den vielen Touristen sitze, habe ich gleich ein bisschen Urlaubsfeeling. Mannheim als pulsierende Metropole strahlt natürlich eine andere Atmosphäre aus. Da ich in Mannheim wohne, genieße ich beides (lacht). TK: Wenn du dir die Kulturregion Rhein-Neckar in zehn Jahren vorstellst, was wäre dein persönlicher Wunsch? AS: Wenn du mich vor zehn Jahren gefragt hättest, hätte ich das beschrieben, was wir heute haben, nämlich eine viel stärkere Vernetzung, Zusammenarbeit und auch Vielfalt. Natürlich muss man weiter daran arbeiten, sonst fällt vieles schnell wieder zusammen. Für die Zukunft muss man sicherlich ganz genau beobachten, welche neuen Möglichkeiten sich beispielsweise in der Vermarktung ergeben oder in der Buchbarkeit von kulturellen Angeboten, sodass man die Besucher der Kulturregion RheinNeckar bestmöglich abholt. Entscheidend wird sein, wie wir die digitalen Medien nutzen. Damit werden sich neue Möglichkeiten ergeben, die wir jetzt noch gar nicht einschätzen können. TK: Für deine aktuelle Position als Direktor des Historischen Museums der Pfalz in 7 Portrait Artist in Residence der Spielzeit 2016/2017 MULTITALENT FRANK DUPREE Frank Dupree ist der neue Artist in Residence der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Zusammen mit dem ECHO-preisgekrönten „Orchester des Jahres 2015“ ist Frank Dupree in der Spielzeit 2016/17 in zwölf Konzerten als Solist, Dirigent, Kammermusiker und Jazzinterpret gleichermaßen zu erleben. Seine jüngst ins Leben gerufene Konzertreihe CONNECT IT! ist eine stürmisch bejubelte Innovation für das klassische Konzertpodium und wird in der aktuellen Spielzeit mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz weitergeführt. In CONNECT IT! verbindet Frank Dupree klassische Werke mit zeitgenössischer Musik und Jazz und schafft damit ganz neue musikalische Blickwinkel. Egal ob als Solist von Klavierkonzerten, als Dirigent Beethovens großer Sinfonien oder als neugieriger Künstler, der innovative Ideen kreiert. Frank Dupree – ein junger Wilder der genreübergreifenden Klassikszene hat eine Menge zu erzählen. Judith Schor: Sie reihen sich als Artist in Residence in eine schillernde Ahnengalerie ein. Was bedeutet es für Sie persönlich, Artist in Residence der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu sein? Frank Dupree (FD): In der Saison 2014/15 war mein guter Freund, der großartige Trompeter, Reinhold Friedrich Artist in Residence der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Wir hatten schon öfter zusammen musiziert und im Rahmen seiner Residency lud er mich dazu ein, das Orchester erstmalig zu dirigieren. Auf dem Programm stand George Gershwins „Rhapsody in Blue“ in einer Bearbeitung für Trompete Solo und Brass Ensemble. Das war mein erster Kontakt mit den Musikern der Staatsphilharmonie und schon damals habe ich mich als junger 8 Portrait „Musik wurde vom Menschen geschaffen, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich freue mich schon sehr darauf, Musik und die darin transportierten Emotionen mit den Musikern der Staatsphilharmonie und den Zuhörern zu teilen!“ Frank Dupree Dirigent anerkannt und geschätzt gefühlt. Wir hatten großen Spaß! Die Residency jetzt bedeutet eine große Herausforderung für mich. Als Solist in unterschiedlichsten Klavierkonzerten von Mozart bis Antheil aufzutreten, als Dirigent Beethovens große Sinfonien zu leiten, sich viel neues Repertoire anzueignen und als neugieriger Künstler innovative Ideen zu kreieren – das alles macht für mich den besonderen Reiz aus, Artist in Residenz sein zu dürfen. Es ist eine eine große Chance, mich so vielfältig wie nur möglich präsentieren zu können. Zudem ist die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ein Klangkörper, der mir schon sehr vertraut geworden ist. So können wir uns gemeinsam in unserem musikalischen Schaffen so richtig austoben. In einer Reihe mit Reinhold Friedrich und Pinchas Zuckeman als Artists in Residence zu stehen, ist eine große Ehre für mich. JS: Denken Sie manchmal daran, wie es wäre etwas ganz anderes zu machen? Gab es je eine ernsthafte Alternative oder war es immer Ihr Wunsch, Musiker zu sein? FD: Es war für mich schon immer klar, dass ich Musiker werden möchte. Es gab nie eine Alternative. Die Frage, die sich mir immer stellte, war: Werde ich Pianist, Dirigent, Schlagzeuger, Komponist oder vielleicht sogar Jazzmusiker? Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass alles, was ich bisher gelernt habe, mir heutzutage hilft, der Musiker zu sein, der ich bin. Als Dirigent und Pianist kann ich alles miteinander verbinden. Musik bedeutet für mich Kommunikation mit Menschen, den Werken ohne Schubladendenken zu begegnen, Grenzen auszuloten und klingende Verbindungen ein- zugehen, die eine ganz eigene Klanggestalt entstehen lassen. JS: Sie sind durch Ihre Arbeit ganz schön viel gereist. Welche Stadt hat Ihnen am besten gefallen? FD: Vor zwei Jahren war ich in Alaska, nächstes Jahr werde ich in Neuseeland spielen. Ob Chinesische Mauer oder Eiffelturm – es gibt so viele schöne Orte auf dieser Welt. Sich für eine Stadt zu entscheiden ist schwer. Die Menschen und die Kulturen, auf die man trifft, sind so unterschiedlich und faszinierend und machen den eigentlichen Reiz jeder Konzertreise aus. Gerade, wenn man viel rumkommt, ist ein Heimathafen, der Ort, wo man lebt und wirkt, wo meine Familie und meine Freunde sind, von großer Bedeutung. Dazu wird in nächster Zeit natürlich auch Rheinland-Pfalz gehören. JS: Sie haben schon erwähnt, dass die Residency für Sie eine Chance ist, sich überaus vielfältig präsentieren zu können. Ein wichtiger Bestandteil der Residence ist Ihre eigene Konzertreihe mit dem Titel CONNECT IT! Erzählen Sie uns davon! Frank Dupree (FD): Wann hat man schon die Möglichkeit, in einem Konzert Jazz zu hören, im nächsten Moment Musik aus dem 20. Jahrhundert für sich zu entdecken, um kurz darauf zum Beispiel Beethoven zu genießen? Dieses Aufeinanderprallen von unterschiedlichen Epochen und Stilen mag erst einmal ungewöhnlich auf das Publikum wirken. Man wird die Verknüpfungspunkte jedoch verstehen, bisher bekannte Werke in einem anderen Licht stehend betrachten und Musik als universelle Kunst empfinden. Meine Empfehlung ist, sich einfach von uns, den Künstlern, an die Hand nehmen und sich eine neue Klangwelt zeigen zu lassen. Ohren auf und rein in den Konzertsaal! Artist in Residence 2016/2017: Frank Dupree – Konzertüberblick 28. Oktober 2016 Karlsruhe, Konzerthaus 1. KARLSRUHER MEISTERKONZERT 30. Oktober 2016 Mainz, Rheingoldhalle 1. MAINZER MEISTERKONZERT Frank Dupree, Dirigent und Klavier Werke von A. Reimann und L. van Beethoven 31. Oktober 2016 Mannheim, Capitol CONNECT IT! „Revolution“ Frank Dupree, Dirigent und Klavier Ä Jan Prax Quartett Werke von L. van Beethoven und J. Prax 30. März 2017 Pirmasens, Festhalle 31. März 2017 Worms, Das Wormser Manuel López-Gómez, Dirigent Frank Dupree, Klavier TSCHAIKOWSKY & RIMSKI-KORSAKOW Werke von P. I. Tschaikowsky und N. Rimski-Korsakow 21. April 2017 Kaiserslautern, Fruchthalle 22. April 2017 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau 3. PHILHARMONISCHES KONZERT Alejo Pérez, Dirigent Frank Dupree, Klavier Werke von A. Reimann, E. Grieg und E. Chausson 23. April 2017 Ludwigshafen, Philharmonie SONDERKONZERT SO UM FÜNF FÜR ARIBERT REIMANN Katharina Ruckgaber, Sopran Frank Dupree, Klavier Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Werke von C. Schumann, J. Brahms/A. Reimann, F. Mendelssohn Bartholdy/A. Reimann und R. Schumann 11. Juni 2017 Mainz, Rheingoldhalle ORCHESTERGIPFEL RHEINLAND-PFALZ In Kooperation mit dem Landesmusikrat Rheinland-Pfalz Frank Dupree, Dirigent 18. Juni 2017 Mannheim, Capitol CONNECT IT! „Like a bird“ Frank Dupree, Dirigent und Klavier Olivia Trummer Trio Werke von A. Honegger, O. Messiaen und L. van Beethoven 7. Juli 2017 Weilburg, Schloss WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE I Frank Dupree, Dirigent und Klavier Werke von W. A. Mozart und G. Gershwin 8. Juli 2017 Weilburg, Schloss WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE II Frank Dupree, Dirigent Arabella Steinbacher, Violine Werke von P. I. Tschaikowsky, C. Saint-Saëns, M. Ravel, P. de Sarasate und S. Rachmaninow 9 Spielort 50 Jahre „Das Wormser“ JUBILÄUMSKONZERT IN WORMS Ansichten des Tagungszentrums und des Theaters Einer der ältesten und historisch bedeutsamsten Aufführungsorte der Staatsphilharmonie ist Worms, das auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurückblicken kann. G egründet als keltisches „Borbetomagus“ wurde die Stadt vor allem für den romanischen St. Peter Dom bekannt, sowie 1521 durch Martin Luther und dessen Weigerung, seine Thesen auf dem Reichstag zu widerrufen. Auch die Nibelungensage ist bezeichnend für die Domstadt. Wesentlich jünger als die Stadt und der darin befindliche Dom ist „Das Wormser“ Kulturzentrum, das in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert. Ursprünglich konzipiert war das Gebäude als eine Art Laientheater. Doch nach Spielzeitunterbrechungen während des ersten Weltkriegs sowie verheerenden Zerstörungen während des zweiten Weltkriegs eröffnete „Das Wormser“ vor 50 Jahren zum dritten Mal. Damals war das Gebäude ein architektonisch ambitionierter Neubau, der das Publikum einlud, an Veranstaltungen teilzunehmen. 1966 feierte das damals sogenannte Philharmonische Orchester der Pfalz mit einem großen Konzert mit dem Theater Eröffnung. 22. März 2017 Worms, Das Wormser KRABBELKONZERT Andera Apostoli, Konzept und Leitung 30. März 2017 Pirmasens, Festhalle 31. März 2017 Worms, Das Wormser Manuel López-Gómez, Dirigent Frank Dupree, Klavier Peter Iljitsch Tschaikowsky Slawischer Marsch b-Moll, op. 31 Ä Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll, op. 23 Nikolai RimskiKorsakow Sheherazade op. 35 Am 7. November 2016 wurde dieses Konzert zur Feier des Jubiläums von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Francesco Angelico und mit der Unterstützung durch Soloviolinistin Tianwa Yang wiederholt. Wie schon vor 50 Jahren erklangen an diesem Abend Werke von Beethoven, Stephan und Gernsheim. Wir freuen uns außerdem, dass ab dieser Saison erstmals auch die beliebten Krabbelkonzerte unter der Leitung von Andrea Apostoli in Worms stattfinden. Text: Susanne Bomans Festhaus, Entwurf von Baumeister Otto March 1888 Historische Postkarte, Trümmer des Städtischen Spielund Festhauses 1945 S eit 50 Jahren ist die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz ein gern gesehener und gehörter Gast im WORMSER THEATER. Vor 50 Jahren war es dieses hochgeschätzte Orchester, das zur Eröffnung des damaligen Spiel- und Festhauses Worms im November 1966 mit genau dem Programm aufspielte, mit dem es auch zum 50-jährigen Jubiläum am 7. November 2016 wieder gastierte. Dabei wurde nicht nur der große Beethoven, sondern auch zwei Wormser Komponisten berücksichtigt, die es auch in heutiger Zeit wert sind, gespielt zu werden: Gernsheim und Stephan. Über die Jahre hinweg war es immer wieder die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die Worms mit berühmten Dirigenten sowie aufstrebenden oder international renommierten Solistinnen und Solisten beglückte und mit ihren Konzerten oftmals wichtige Akzente im Kulturprogramm des WORMSER THEATERS setzte. Darüber hinaus ist es mir immer wieder eine persönliche Freude, die Menschwen hinter den Kulissen in Worms begrüßen zu dürfen, von denen mittlerweile einige zu guten Bekannten oder Freunden geworden sind, allen voran der Intendant des Orchesters, Prof. Michael Kaufmann. Ihm und GMD Karl-Heinz Steffens gilt zudem ein besonderer Dank, denn es ist deren besonderes Anliegen, zeitgenössische und moderne Komponisten bzw. Werke zu spielen, die oftmals für das gewisse „Salz in der Suppe“ bei den Konzertabenden sorgen. Oliver Mang, Leiter Theater und Kulturzentrum 10 Begegnungen der Kulturen Franz Schubert und Șevki Bey LIEDER VON WIEN BIS ISTANBUL Wien und Istanbul LIEDER VON WIEN BIS ISTANBUL – was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Projekt, werden Sie sich sicher fragen. Doch wie soll man beschreiben, was sich nur in Musik ausdrücken lässt? Erleben Sie eine faszinierende Begegnung! I stanbul und Wien – was haben diese Städte miteinander zu tun? Viel oder gar nichts – so schlicht kann man es womöglich auf den Punkt bringen. Eine Verbindung herzustellen, das hat immer etwas mit den Menschen zu tun. So hat es sich die Staatsphilharmonie zur Aufgabe gemacht, die beiden Kulturmetropolen durch ein spannendes deutsch-türkisches Projekt zusammenzubringen. Das Ergebnis ist mehr als ein Konzert – herausgekommen ist etwas so klebriges wie Baklava; ein Ereignis dem man sich nicht entziehen kann, eine faszinierende Begegnung, der man beiwohnen möchte. Verpassen Sie nicht die LIEDER VON WIEN BIS ISTANBUL! Wien und Istanbul – zwei lebendige Zentren voller Energie und Lebenslust. Genau diese Idee wird zum Leitgedanken des reizvollen Projekts. Das Zusammentreffen der beiden Städte findet über die Begegnung zweier Komponisten statt. Während Wien im 19. Jahrhundert bekannt für DEN Liedkomponisten der Romantik, Franz Schubert war, lebte in Istanbul Şevki Bey, dessen Biografie erstaunliche Parallelen zu Schuberts Lebensweg aufweist. Beiden war ein kurzes, aber schöpferisch reiches Leben beschert. Auch Şevki Beys Opus umfasst eine unfassbare Anzahl an Liedern, mit denen er im Orient einen überaus hohen Bekanntheitsgrad erlangte. Die Komponisten erzählen uns in ihren Liedern Geschichten von Liebe und Trauer, Meer und Mondschein, Heimat und Fremde. Necip Gülses, der künstlerische Leiter und Initiator des Projekts ist fasziniert von den unglaublichen Ähnlichkeiten, die es zwischen Franz Schubert Şevki Bey gibt. Niemand hätte vermutet, dass das Werk dieser beiden großen Liedkomponisten des Abend- und des Morgenlandes auf einer gemeinsamen Bühne eine solche poetische Kraft und Anmut entwickeln würde. In Zusammenarbeit mit dem Verein für Türkische Kunstmusik Ludwigshafen, vertreten durch dessen Vorsitzende Arzu Kartal, nahm die Vision eines deutsch-türkischen Kulturprojekts der Staatsphilharmonie, Necip Gülses und den verschwisterten Komponisten im Geiste Şevki Bey und Franz Schubert Form an. Was Sie am 26. und 27. November in der Ludwigshafener Philharmonie erleben können, ist also ein Zusammenschluss östlicher und westlicher Kunstmusik, bei der Sie eingeladen sind, bei allen Unterschieden, die es sicher gibt, auch die Gemeinsamkeiten zu entdecken. Melihat Gülses, die Grand Dame des türkischen Chansons wird mit ihrer ausdrucksstarken Stimme, dramatischen Mimik und außergewöhnlichen Ästhetik die Lieder von Şevki Bey präsentieren. Dass West und Ost sich näher sind als anzunehmen wäre, zeigt auch die grandiose Mixtur der Instrumente, von denen Melihat Gülses begleitet wird. So entsteht ein magischer Gesamtklang aus Cello und Kniegeige, Ney, Kanun und Langhalslaute. Melihat Gülses, Burak Çebi Die Sopranistin Anne Steffens und Anne Steffens und ihr Klavierpartner Burak Çebi sind die perfekten Protagonisten für die Schubert-Kompositionen. Ganz im Sinne der Projekt-Idee, nehmen sie dabei immer auch die Anschauung des kulturellen Gegenparts ein. Orient und Okzident sind und waren nie gtrennte Kulturkreise. Der türkische Pianist Burak Çebi erscheint wie eine Personifikation dieses Gedankens: Aufgewachsen in einer Musikerfamilie mit türkischer Herkunft, sind die Wurzeln der Familie seit Generationen mit der westlich-klassischen Musik fest verbunden. Wenn er mit Anne Steffens die Schubert-Lieder interpretiert, wird erlebbar, dass der Kultur eine integrative Wirkung innewohnt und dass es keine Welten sind, die das Morgen- und das Abendland voneinander tren26. und 27. November 2016 Ludwigshafen, Philharmonie nen, sondern, dass es etwas LIEDER VON WIEN BIS ISTANBUL Weltumspannendes gibt, das Necip Gülses, Künstlerischer Leiter Ä zumindest Wien und Istanbul, Anne Katrin Steffens, Sopran Ä Burak Şevki Bey und Franz Schubert Çebi, Klavier Ä Melíhat Gülses, Gesang Ä Bülent Özbek, Ney Ä Cansin Gülses als Einheit begreifen lässt. Text: Judith Schor Yerden, Kniegeige Ä Can Yildirim, Kanun Ä Murat Süngü, Cello Preise Einzelkarte 19,00 € | U27: 7,00 € 11 Das besondere Konzert 4. Sinfoniekonzert der Stadt Ludwigshafen und der BASF SE MIT SCHOSTAKOWITSCHS STIMME IM OHR Sergei Malow spielt unter Dmitrij Kitajenko Vor zehn Jahren schloss der russische Meisterdirigent Dmitrij Kitajenko die preisgekrönte Gesamteinspielung der Schostakowitsch-Sinfonien ab. Nun unterstreicht er am Pult der Staatsphilharmonie auch seinen Ruf als Instanz für die Musik von Prokofjew. W elcher sowjetische Komponist einmal ins Visier des Despoten Stalin und seiner gestrengen Kulturrichter geraten war, musste fortan um seine Existenz fürchten. Das galt selbst für einen Träger des „Stalin-Preises“ wie Sergei Prokofjew. Den größten künstlerischen und politischen Druck musste aber Kollege Dmitri Schostakowitsch aushalten. Kaum war er mit seiner Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ in Ungnade gefallen, versuchte er 1937 den heftigen Gegenwind mit der 5. Sinfonie abzumildern. Und mit recht unterwürfigen Worten bezeichnete Schostakowitsch das Werk als „die praktische kreative Antwort eines Sowjetbürgers auf berechtigte Kritik“. Die Leningrader Uraufführung wurde für den Komponisten ein Triumphzug. Und schon bald feierte man weltweit diese energie- und spannungsgeladene Fünfte. Wie man diesem Meisterwerk all das Knisternde und Bittere, Hymnische und Beklemmende herausarbeiten, ja regelrecht herauskitzeln kann, hat Dmitrij Kitajenko nicht nur immer wieder live auf bahnbrechendem Niveau gezeigt. 2005 legte der russische Maestro im Rahmen der epochalen Gesamteinspielung der SchostakowitschSinfonien mit dem Kölner Gürzenich-Orchester die 5. Sinfonie in einer fulminanten Aufnahme vor. Aber andererseits ist für den 1940 in Leningrad geborenen Dirigenten die Musik von Schostakowitsch längst zur zweiten Muttersprache geworden. Immerhin war Kitajenko gerade einmal neun Jahre alt, als er 1949 als Chorknabe Schostakowitschs Oratorium „Das Lied von den Wäldern“ mituraufführen konnte. Und 1953 nahmen ihn seine Eltern mit zur Uraufführung von Schostakowitsch 10. Sinfonie. „Das war für mich ein prägendes Erlebnis, denn mein Vater, der zehn Jahre im Lager war, war von dieser Musik schwer erschüttert. Unsere ganze Familie stand so sehr unter dem Eindruck dieses Werkes, dass wir zu Hause lange Zeit nicht miteinander sprechen konnten.“ Als Kitajenko nach seinen Studienjahren u. a. beim legendären Hans Swarowsky in Wien Chefdirigent an der Moskauer Stanislawski-Oper wurde, kam es 1971 schließlich auch zur persönlichen Begegnung mit dem Komponisten. „Schostakowitschs Stimme, das mag jetzt etwas pathetisch anmuten, klingt mir immer im Ohr, wenn ich seine Musik studiere.“ Nun also ist Dmitrij Kitajenko, seines Zeichens aktuell Erster Gastdirigent des Berliner Konzerthausorchesters, am Pult der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz zu erleben. Und neben Schostakowitschs 5. Sinfonie dirigiert diese 2015 mit dem „Lifetime Achievement Award“ der ICMA (International Classical Music 12 Awards) ausgezeichnete Musikerpersönlichkeit Darius Milhauds „La création du monde“ sowie das 2. Violinkonzert von Prokofjew. Dass Kitajenko die ansteckende Wucht und abgründige Zerrissenheit im Orchesterschaffen Prokofjews besonders im Blut liegt, hat er ebenfalls auf Tonträgern bravourös dokumentiert. So hat er allein dessen Violinkonzerte gleich drei Mal eingespielt – u. a. mit dem Jahrhundertviolinisten David Oistrach. Ein Großer seines Fachs ist auch der gebürtige Leningrader Sergei Malow. Davon zeugen nicht zuletzt seine vielen Auszeichnungen u. a. beim Paganini-Wettbewerb in Genua und beim Internationalen ARDWettbewerb. Mit seinem Idol Dmitrij Kitajenko widmet sich der 33-Jährige nun also dem 1935 in Madrid uraufgeführten 2. Violinkonzert von Prokofjew – das dank seiner mal melancholisch innigen, mal furios virtuosen Züge zu Recht zum Standardrepertoire bedeutender Geiger gehört. Text: Guido Fischer 18. Januar 2017 19. Januar 2017 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE – 3. SINFONIEKONZERT Dmitri Kitajenko, Dirigent Sergei Malow, Violine Darius Milhaud La création du monde op. 81a Sergei Prokofjew Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur, op. 19 Dmitri Schostakowitsch Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 47 Rückblick STAATSPHILHARMONIE IN AUFBRUCHSTIMMUNG Impressionen vom Eröffnungsabend der MODERN TIMES 2016 Brillante Konzerte und unvergleichliche Musikerlebnisse präsentierte die Deutsche Staatsphilharmonie in der vierten Ausgabe der MODERN TIMES „D as Festival MODERN TIMES ist das ambitionierteste Projekt der Deutschen Staatsphilharmonie. Fünf Konzerte, fünf Mal eine ebenso überzeugende wie spannende und aufregende Konzertdramaturgie. Mit dem Festival MODERN TIMES unterstreicht die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ihre Ausnahmestellung – in Rheinland-Pfalz wie in der Metropolregion. Ein ähnlich ambitioniertes Festival sucht man andernorts vergeblich.“ So resümiert der Leiter des Kulturressorts der Rheinpfalz Dr. Frank Pommer senen Eindruck des Festivals. Ebenso positiv fallen die weiteren zahlreichen Presse-Echos sowie die Meinungen des Publikums aus. Die Begeisterung für die fünf Konzerte, die unter der Leitung von Chefdirigent Karl-Heinz Steffens in Ludwigshafen und Mannheim stattfanden, war schier uferlos. Die facettenreiche Konzeption jedes einzelnen Konzerts fand den Weg zum Publikum, das sich jeden Abend aufs Neue davon überzeugen konnte, dass seine Staatsphilharmonie jedes Genre phänomenal beherrscht: Von der Zartheit der französisch-impressionistischen Klangfarben bis zur satten Opulenz der Fin de Siècle-Bewegung, von Barockmusik bis Jazz, von zentralen Werken des 20. Jahrhunderts bis zum Jazz und zeitgenössischen Stücken – die Staatsphilharmonie präsentierte Werke aus jeder Epoche und strahlte mit jeder Interpretation noch heller. Dass das Orchester durch das Engagement von Karl-Heinz Steffens und Prof. Michael Kaufmann in diesem Jahr mit so namenhaften Interpreten wie Richard Galliano, Alexandra Petersamer, Juliane Banse und Frank Peter Zimmermann zusammenarbeitete, zeigt zum wiederholten Male den Stellenwert und die Bedeutung des Orchesters für den kulturellen Reichtum der Region: Die Staatsphilharmonie hat sich durch Konzertreihen wie MODERN TIMES zum Sinfonieorchester der Metropolregion entwickelt und ist als solches ein unverzichtbarer Teil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens geworden. Text: Judith Schor „Es ist einer dieser Abende, nach denen man sich fragt,warum es sie nicht öfter gibt: Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter ihrem Chef Karl-Heinz Steffens spielt ausschließlich Werke, die fast nie zu hören sind, und die Zuhörer in der Ludwigshafener Friedenskirche erleben vor dem riesigen McLean-Fries ein exzellentes Stefan Dettlinger, Ressortleiter Konzert […]. “ Kultur vom Mannheimer Morgen über MODERN TIMES 3 Prof. Michael Kaufmann bei der Eröffnungsrede der MODERN TIMES, Chefdirigent Karl-Heinz Steffens und das Orchester, ebenfalls während des Eröffnungsabends „Mit Frank Peter Zimmermann erreichten die musikalischen Leidenschaften im Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens Siedegrade. “ Uwe Rauschelbach, Mannheimer Morgen über MODERN TIMES 4 13 Konzertkalender TERMINE DEZMBER 2016 BIS MÄRZ 2017 FR Ä 2. DEZEMBER 2016 Ä 9:30 MI Ä 25. JANUAR 2017 Ä 19:30 FR Ä 2. DEZEMBER 2016 Ä 11: 00 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau SO Ä 4. DEZEMBER 2016 Ä 11:00 2. PHILHARMONISCHES KONZERT MO Ä 5. DEZEMBER 2016 Ä 9:30 Karl-Heinz Steffens, Dirigent MO Ä 5. DEZEMBER 2016 Ä 11:00 Richard Strauss Metamorphosen für 23 Solostreicher op. 142 Richard Strauss Ein Heldenleben op. 40 Ludwigshafen, Philharmonie 1. KIKO KINDERKONZERT „Kuchen für Elise“ Ilona Schulz, Schauspiel Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Für alle Menschen ab 5 Jahren. Michael Barenboim DO Ä 15. DEZEMBER 2016 Ä 19:30 SO Ä 8. JANUAR 2017 Ä 18:00 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau Zweibrücken, Festhalle 2. MAINZER MEISTERKONZERT Neujahrskonzert Zweibrücken Glückliche Reise Andreas Henning, Dirigent Sabine Fischmann, Moderatorin Preisträger des Internationalen Meistersingerwettbewerbs Neustadt an der Weinstraße SO Ä 18. DEZEMBER 2016 Ä 19:30 Das Programm wird noch bekannt gegeben. Benefiz-Weihnachtskonzert der Bürgerstiftung Ludwigshafen SA Ä 17. DEZEMBER 2016 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle Karlsruhe, Konzerthaus Hubert Soudant, Dirigent Michael Barenboim, Violine Julian Steckel DO Ä 8. DEZEMBER 2016 Ä 19:30 Mannheim, Rosengarten, Musensaal 2. MANNHEIMER MEISTERKONZERT FR Ä 9. DEZEMBER 2016 Ä 20:00 Sabine Fischmann Peter Iljitsch Tschaikowsky Slawischer Marsch b-Moll, op. 31 Ä Konzert für Violine und Orchester D-Dur, op. 35 Ä Sinfonie Nr. 5 e-Moll, op. 64 DO Ä 29. DEZEMBER 2016 Ä 11:00 DO Ä 29. DEZEMBER 2016 Ä 20:00 Kaiserslautern, Fruchthalle Michael Francis, Dirigent Julian Steckel, Violoncello Neustadt an der Weinstraße, Saalbau Arnold Schönberg Begleitmusik zu einer Lichtspielszene Dmitri Schostakowitsch Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur, op. 107 Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68 Andreas Henning, Dirigent Sabine Fischmann, Moderatorin Preisträger des Internationalen Meistersingerwettbewerbs Neustadt an der Weinstraße Silvesterkonzerte Glückliche Reise SO Ä 15. JANUAR 2017 Ä 17:00 Villingen-Schwenningen, Franziskaner Konzerthaus Karl-Heinz Steffens, Dirigent Julian Steckel, Violoncello Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre zu „Die Hochzeit des Figaro“ Camille Saint-Saëns Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll, op. 33 Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90 SO Ä 29. JANUAR 2017 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie SO UM 5 – Kammermusik sonntags um 5 „MIT 3 x 3 INS NEUE JAHR“ Trio Litmé: Ildiko Bors, Violine; Christelle Hoffman, Flöte; Eniko Bors, Klavier Ernesto Köhler Valse des Fleurs op. 87 Georg Philipp Telemann Trietti metodiche Jean Françaix Musique de cour Franz Doppler Andante und Rondo op. 25 Dmitri Schostakowitsch Drei Duette Jacques Ibert Deux Interludes DEUTSCHLANDTOURNEE 2017 Elīna Garanča MI Ä 1. FEBRUAR 2017 Ä 20:00 Berlin, Philharmonie FR Ä 3. FEBRUAR 2017 Ä 19:00 Das Programm wird noch bekannt gegeben. Baden-Baden, Festspielhaus Ludwigshafen, Philharmonie SO Ä 1. JANUAR 2017 Ä 17:00 München, Philharmonie SO UM 5 – Kammermusik sonntags um 5 „VIVA VIVALDI“ Ensemble Cuvée: Petra Fluhr, Oboe; Felix Wulfert und Daniel Kroh, Violine; Stella Sykora-Nawri, Viola; Katharina Schmitt, Violoncello; Christian Schmitt, Cembalo; Oliver May, Countertenor Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus Neujahrskonzert der BASF SE Frankfurt, Alte Oper SO Ä 11. DEZEMBER 2016 Ä 17:00 Antonio Vivaldi Concerto grosso a-Moll RV 522 Ä Nisi dominus RV 608 (Psalm 126) Ä Domine deus Ä Concerto C-Dur RV 447 Ä Vedrò con mio diletto 14 SA Ä 7. JANUAR 2017 Ä 18:00 Pirmasens, Festhalle Neujahrskonzert Pirmasens Tanze mit mir um die Welt Andreas Henning, Dirigent Elvira Hasanagic, Sopran Christian Sturm, Tenor Sabine Fischmann, Moderatorin Das Programm wird noch bekannt gegeben. SO Ä 5. FEBRUAR 2017 Ä 19:00 MI Ä 8. FEBRUAR 2017 Ä 20:00 Dmitri Kitajenko MI Ä 18. JANUAR 2017 Ä 20:00 DO Ä 19. JANUAR 2017 Ä 20:00 DI Ä 14. FEBRUAR 2017 Ä 20:00 Düsseldorf, Tonhalle DI Ä 21. FEBRUAR 2017 Ä 20:00 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus Köln, Philharmonie KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE – 3. SINFONIEKONZERT Dmitri Kitajenko, Dirigent Sergei Malow, Violine D0 Ä 23. FEBRUAR 2017 Ä 19:30 Darius Milhaud La création du monde op. 81a Sergei Prokofjew Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur, op. 19 Dmitri Schostakowitsch Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 47 GROSSES GALAKONZERT Mannheim, Rosengarten, Mozartsaal Karel Mark Chichon, Dirigent Elīna Garanča, Mezzosopran Das Programm siehe Seite 4. Konzertkalender MI Ä 22. MÄRZ 2017 Ä 15:00 MI Ä 22. MÄRZ 2017 Ä 16:30 Worms, Das Wormser KRABBELKONZERT Andera Apostoli, Konzept und Leitung Stefan Malzew Katharina Ruckgaber SA Ä 25.FEBRUAR 2017 Ä 15:00 SA Ä 11. MÄRZ 2017 Ä 19:30 Mannheim, Rosengarten, Musensaal Mannheim, Capitol SO Ä 26.FEBRUAR 2017 Ä 11: 00 Ludwigshafen, Philharmonie Jörg Widmann & Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz DO Ä 9. FEBRUAR 2017 Ä 20:00 Landau, Jugendstil-Festhalle FR Ä 10. FEBRUAR 2017 Ä 19:30 Mannheim, Rosengarten, Musensaal 3. MANNHEIMER MEISTERKONZERT Clemens Schuldt, Dirigent Alina Pogostkina, Violine (in Landau) Jörg Widmann, Klarinette (in Mannheim) Richard Strauss Tod und Verklärung op. 24 Aram Khatschaturjan Konzert für Violine und Orchester d-Moll (in Landau) Aribert Reimann Cantus für Klarinette und Orchester (in Mannheim) Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95 „Aus der neuen Welt“ MO Ä 27.FEBRUAR 2017 Ä 9:30 MO Ä 27.FEBRUAR 2017 Ä 11: 00 Ludwigshafen, Philharmonie DI Ä 7. MÄRZ 2017 Ä 11: 00 Neustadt, Saalbau MI Ä 8. MÄRZ 2017 Ä 9:30 MI Ä 8. MÄRZ 2017 Ä 11: 00 Ludwigshafen, Philharmonie 2. KIKO KINDERKONZERT Mannheim, Paris und London – Mit Mozart durch Europa! Stefan Malzew, Dirigent und Moderator REBELLION IM QUADRAT MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE Kevin Griffiths, Dirigent Maria-Elisabeth Lott, Violine Mathias Johansen, Violoncello Johann Evangelist Brandl Ouvertüre zu „Hantild das Mädchen aus Valbella“ op. 50 Carl Stamitz Sinfonia Concertante Nr. 1 Es-Dur für Violine, Violoncello und Orchester Wolfgang Rihm Nature Morte – Still alive Skizze für 13 Streicher Wolfgang Amadeus Mozart Auszüge aus „Gallimathias musicum“ D-Dur, KV 32 Johann Evangelist Brandl Sinfonie D-Dur, op. 25 3. MAINZER MEISTERKONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Katharina Ruckgaber, Sopran Aribert Reimann HölderlinFragmente für Sopran und Orchester Gustav Mahler Sinfonie Nr. 5 cis-Moll Anja Schiffel SO Ä 26. MÄRZ 2017 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie SO UM 5 – Kammermusik sonntags um 5 „BRENTANO – BEETHOVEN“ Eine literarisch-musikalische Liebesgeschichte in Briefen und Melodien von Bettina Brentano und Ludwig van Beethoven. Briefwechsel gelesen von Anja Schiffel und Matthias Folz Markus Ecseghy, Klavier Jefferson Schoepflin, Violine Eric Trümpler, Violoncello DO Ä 30. MÄRZ 2017 Ä 20:00 Pirmasens, Festhalle Bertrand Chamayou MI Ä 15. MÄRZ 2017 Ä 20:00 Mannheim, Christuskirche SO Ä 19. FEBRUAR 2017 Ä 19:30 SO Ä 12. MÄRZ 2017 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle Für alle Menschen ab 5 Jahren. SA Ä 18. FEBRUAR 2017 Ä 20:00 Karlsruhe, Hochschule für Musik, Wolfgang-Rihm-Forum 4. MANNHEIMER MEISTERKONZERT Andrea Apostoli SA Ä 4. MÄRZ 2017 Ä 15:00 SA Ä 4. MÄRZ 2017 Ä 17:30 Ludwigshafen, Philharmonie AD.AGIO: BEGEGNUNG DER KULTUREN Debussy und die Klänge der Sahara Esharef Ali Mahgag, Gesang und Gitarre Andrea Apostoli, Konzept und Leitung DO Ä 16. MÄRZ 2017 Ä 20:00 Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE – 4. SINFONIEKONZERT Shiyeon Sung, Dirigentin Bertrand Chamayou, Klavier FR Ä 31. MÄRZ 2017 Ä 20:00 Worms, Das Wormser Manuel López-Gómez, Dirigent Frank Dupree, Klavier Peter Iljitsch Tschaikowsky Slawischer Marsch b-Moll, op. 31 Ä Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll, op. 23 Nikolai Rimski-Korsakow Sheherazade op. 35 Benjamin Britten The Young Person’s Guide to the Orchestra: Variations and Fugue on a Theme of Henry Purcell op. 34 Maurice Ravel Konzert für Klavier und Orchester G-Dur Edward Elgar Enigma Variationen 15 Das besondere Konzert 3. Mannheimer Meisterkonzert SINGENDES HOLZ UND EIN TOD IM KLANGLABOR Aribert Reimann Hartnäckige Gerüchte hielten sich lange Zeit um zwei Werke, die die Deutsche die Bemerkung, er habe da rein amerikaStaatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Mannheimer Rosengarten zur Aufführung bringt. Doch Antonín Dvořaks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ ist so wenig amerikanische Musik wie Richard Strauss‘ „Tod und Verklärung“ ein in Töne gesetztes persönliches Erlebnis. Frei von jeglichen Spekulationen hingegen ist Aribert Reimanns „Cantus“ für Klarinette und Orchester. E igentlich singt es fast immer bei Aribert Reimann. Selbst wenn der Komponist, dem die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz aktuell ihr Portrait widmet, reine Instrumentalmusik aufs Notenpapier bringt, schwingen irgendwo Stimmlippen mit. Das kommt nicht von ungefähr, war doch sein Vater Kirchenmusiker und die Mutter Sängerin und Gesangspädagogin. Die menschliche Stimme also ist in der Musik Aribert Reimanns so etwas wie ein Leitmotiv, sei es unmittelbar in seinen Opern, Liedern und breit gefächerten Vokalmusikwerken oder eben auch in der Kammermusik, den Instrumental- und Orchesterwerken. 80 Jahre alt ist der vielfach ausgezeichnete Tondichter in diesem Frühjahr geworden, die Staatsphilharmonie gratuliert dem gebürtigen Berliner mit einer mehrteiligen Konzertreihe in dieser Spielzeit. 2005 schrieb Reimann seinen „Cantus“ für Klarinette und Orchester. Gewidmet und quasi auf den Leib tongedichtet hat er ihn seinem Komponistenkollegen Jörg Widmann. Der gelernte Klarinettist, der wie wohl kein anderer sein Instrument zur eigenen Stimme machen kann, der sozusagen mit dem Holz singt, brachte dann „Cantus“ 2006 in Köln auch zur Uraufführung. Und Widmann schließlich, dem die Staatsphilharmonie übrigens in der vergangenen Spielzeit das Portrait widmete, heißt auch der Solist in diesem 3. Mannheimer Meisterkonzert. 16 Aribert Reimann, Wolfgang Rihm und Jörg Widmann gemeinsam beim Heidelberger Frühling 2006. Seit der Spielzeit 2014/2015 sind ihnen nacheinander die Komponisten-Portraits der Staatsphilharmonie gewidmet. Gänzlich anders als bei Aribert Reimann gestaltete sich zumindest der erste Lebensabschnitt Antonín Dvořaks. Aufgewachsen in der Nähe von Prag als Sohn eines Gastwirts und Metzgers, musste er zunächst den väterlichen Beruf erlernen und durfte erst dann auf der Prager Orgelschule das Schlachter- gegen das Tastenhandwerk eintauschen. Dvořaks Weg zum Berufsmusiker und Komponisten von Weltruhm war ein mühevoller – mit Zwischenstationen unter anderem als privater Musiklehrer sowie in Kaffeehäusern, Gaststätten und Biergärten zum Tanz aufspielender Bratscher und später als Mitglied des Prager Theaterorchesters. Dann allerdings schallte sein guter Ruf sogar bis über den Atlantik, 1892 folgte er dem Ruf an das National Conservatory in New York. In dieser Zeit, und nur deshalb den Beinamen „Aus der Neuen Welt“ tragend, entstand Dvořaks 9. Sinfonie in e-Moll. Ziemlich empört reagierte der Komponist nach der Uraufführung in der New Yorker Carnegie Hall auf nische Musik geschrieben. Wahr ist, dass in dieser Neunten vorkommende Gestaltungselemente wie Synkopen, Pentatonik und das Vermeiden von Leittönigkeit Negro-Spirituals und indianische Musik ebenso prägen wie die Musik seiner böhmischen Heimat. Doch viel wichtiger schließlich ist, dass dieses großartige Stück Musik nicht nur bei der Uraufführung 1893 mit den New Yorker Philharmonikern einen Riesenerfolg feierte, sondern auch heute noch zu den meistgespielten Sinfonien überhaupt zählt. Nur wenige Jahre vor Dvořaks opulentem Opus entstand „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss, ein Werk, dem ebenfalls gern etwas angedichtet wurde. Der erst 24-Jährige habe darin nämlich, so eine noch heute anzutreffende Ansicht, eigenes Erleben in Töne gesetzt. Der 1864 in München geborene Komponist erfreute sich seinerzeit allerdings bester Gesundheit und muss also andere Gründe für seine musikalische Auseinandersetzung mit den letzten Stunden eines Sterbenden gehabt haben, mit dessen Tod und der Verklärung seiner Seele. Gut möglich, dass Strauss die einsätzige sinfonische Dichtung wie eine Art Experiment ansah, in dem er seine spätromantische Klangsprache auszuloten und auf neue Inhalte auszuweiten versuchte. Text: Gert Deppe DO 9. Februar 2017 Landau, Jugendstil-Festhalle FR 10. Februar 2017 Mannheim, Rosengarten,Musensaal 3. MANNHEIMER MEISTERKONZERT Clemens Schuldt, Dirigent Alina Pogostkina, Violine (in Landau) Jörg Widmann, Klarinette (in Mannheim) Richard Strauss Tod und Verklärung op. 24 Aram Khatschaturjan Konzert für Violine und Orchester d-Moll (in Landau) Aribert Reimann Cantus für Klarinette und Orchester (in Mannheim) Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95 „Aus der neuen Welt“ Das besondere Konzert 2. Philharmonisches Konzert Ludwigshafen ZWEI ..SEITEN EINER GROSSEN PERSONLICHKEIT Richard Strauss war nicht nur einer der bedeutsamsten deutschen Komponisten, sondern auch Dirigent, Theaterleiter und Kämpfer für die Verbesserung des Urheberrechts. „Ein Heldenleben“ und die „Metamorphosen“ sind zwei ganz verschiedene Höhepunkte im Schaffen von Richard Strauss. Das fulminante „Heldenleben“ schrieb er als selbstbewusster junger Mann, die Metamorphosen sind Ausdruck eines gebrochenen Helden, der keine Erlösung mehr findet. I ronie ist eine komplexe Sache. Sie ist nicht immer für jeden verständlich. Und manchmal weiß sogar derjenige, der eine ironische Bemerkung macht, nicht mehr wirklich, wie viel Wahrheit und wie viel Scherz in ihr enthalten sind. Richard Strauss mag das so gegangen sein mit seiner großen sinfonischen Dichtung „Ein Heldenleben“. Denn es gibt unterschiedliche Äußerungen von ihm, wie sein fulminantes Werk zu verstehen sei. „Held und Welt“ sollte das Opus mit der Nummer 40 des damals 34-Jährigen ursprünglich heißen. Strauss hatte schon eine grandiose Karriere hinter sich, viel Erfolg mit seinen frühen sinfonischen Dichtungen wie „Don Juan“, „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ und „Tod und Verklärung“ gehabt, die Sängerin Pauline de Ahna geheiratet und war gerade für zehn Jahre zum ersten königlichen Hofkapellmeister nach Berlin berufen worden. Sein heute enorm populäres Stück „Also sprach Zarathustra“ fand allerdings geteilte Reaktionen. Und nun beschrieb Strauss den Weg eines Helden bis zur „Weltflucht und Vollendung“, oft kraftvoll und monumental. Die Gefährtin des Helden ist zart, treu und edel, charakterisiert durch die Solovioline. Die Widersacher erscheinen als groteske Gestalten in Quietschund Knurrgeräuschen der Holzbläser und des tiefen Blechs. Schon bei der Uraufführung machten Gerüchte die Runde, Strauss veralbere hier unter anderem den berühmten Kritiker Eduard Hanslick. Es gibt schon in der Partitur viele Hinweise darauf, dass sich Strauss mit seinem „Heldenleben“ selbst porträtiert hat. Im vorletzten Abschnitt „Des Helden Friedenswerke“ zitiert er Melodien aus seinen bisherigen Werken. Strauss hat auch mehrmals darauf angespielt, dass er bei der Charakterisierung des Helden an sich gedacht hat. Die Partitur hat er mit verschiedenen programmatischen Anmerkungen versehen. An den französischen Schriftsteller und Musikkritiker Romain Rolland schrieb er allerdings: „Sie brauchen mein Programm nicht zu lesen. Es genügt zu wissen, dass es einen Helden im Kampf mit seinen Feinden beschreibt.“ Dann wiederum sagte Strauss, er betrachte sich als einen ebenso interessanten Gegenstand der Forschung wie Nero und Napoleon. Die einen halten das für Ironie, andere für eine ernst gemeinte Aussage. Welche Haltung musikalischen Niederschlag findet, obliegt de Interpretation des jeweiligen Dirigenten. Angesicht des von Bomben zerstörten München. Heldenhaftes ist hier nicht mehr zu hören, dafür eine fließende Musik aus Klagemotiven, Aufhellungen und Verdunkelungen. Eine Verbindung gibt es: „Ein Heldenleben“ beginnt in Es-Dur, der Tonart von Beethovens „Eroica“-Sinfonie. Das ist bei Richard Strauss kein Zufall. Bei den „Metamorphosen“ zitiert er die „Eroica“ am Schluss, im Kontrabass. Es ist das Thema des Trauermarsches. Aus der Geste des großen Auftrumpfens ist eine kammermusikalische Zartheit geworden, eine Zerbrechlichkeit sogar, die genaues Zuhören erfordert. Als Strauss begann, den ersten Entwurf zu den „Metamorphosen“ zu schreiben, war die Ironie in ihm noch lebendig. Da schrieb er an den Wiener Kulturreferenten Walter Thomas: „Noch ein solcher Angriff, und das bayerische Pompeji wird eine Sensation!“ Nach 1945 verging Strauss sein Sinn für Humor. Der ehemalige Präsident der Reichsmusikkammer in den ersten Jahren der NS-Diktatur hatte resigniert. Die „Metamorphosen“ sind Musik gewordene Trauer eines gebrochenen Helden, der keine Erlösung mehr finden wird. Text: Stefan Keim Karl-Heinz Steffens Ein ganz anderer Strauss ist in seinen „Metamorphosen für 23 Solostreicher“ zu entdecken. Dabei handelt es sich um sein wichtigstes Spätwerk, 1945 begonnen, im 25. Januar 2017 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau 2. PHILHARMONISCHES KONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Richard Strauss Metamorphosen für 23 Solostreicher op. 142 Richard Strauss Ein Heldenleben op. 40 17 Zyklus Gustav Mahlers 5. Sinfonie GEHEIMNISSE UND URWELTKLÄNGE Gustav Mahler und Aribert Reimann Nicht wenig verbindet Aribert Reimann und Gustav Mahler, die Komponisten des 4. Mannheimer Meisterkonzerts. So teilen beide eine Neigung zur Vokalmusik, vor allem zum Lied. Und während Mahlers Schaffen von der Schwelle der Spätromantik in die Moderne blickt, zählt Reimann unter den Komponisten unserer Zeit zu denen, die sich besonders intensiv mit der Musik der Romantik auseinander setzten. D Karl-Heinz Steffens Katharina Ruckgaber 11. März 2017 Mannheim, Rosengarten 4. MANNHEIMER MEISTERKONZERT 12. März 2017 Mainz, Rheingoldhalle 3. MAINZER MEISTERKONZERTE Karl-Heinz Steffens, Dirigent Katharina Ruckgaber, Sopran Aribert Reimann Hölderlin-Fragmente für Sopran und Orchester Gustav Mahler Sinfonie Nr. 5 cis-Moll 18 ie Liebe zur menschlichen Stimme wurde dem diesjährigen Widmungsträger des Komponistenportraits der Staatsphilharmonie sozusagen in die Wiege gelegt: In Berlin als Sohn einer Oratoriensängerin und eines Kirchenmusikers geboren, schrieb Reimann bereits als Zehnjähriger erste Klavierlieder. Mit 20 machte er als Klavierbegleiter Dietrich Fischer-Dieskaus auf sich aufmerksam, und als die erste seiner (mittlerweile acht) Opern auf die Bühne kam, war er noch keine 30. Später leitete er in Hamburg und Berlin Klassen für zeitgenössisches Lied, aus denen Sängerinnen wie Claudia Barainsky, Christine Schäfer oder Stella Doufexis hervorgingen. Und 2016, im Jahr seines 80. Geburtstags, erhielt er für sein Lebenswerk den RobertSchumann-Preis für Dichtung und Musik. Laut Aussagen der Jury sei er der Komponist und Dichter schlechthin, was das 20. und 21. Jahrhundert betrifft. Reimanns „Hölderlin-Fragmente“, 1965 im Mannheimer Rosengarten uraufgeführt, geben einen wunderbaren Einblick in sein enorm dichtes Sprachkomponieren. Drei späte hymnische Entwürfe Hölderlins sind hier zu einer großen Komposition vereint, in der sich – so der begeisterte Uraufführungs-Rezensent der FAZ – „eine deutliche Entwicklung von mächtig bewegtem, dramatischem Pathos zu lyrischer Meditation ergibt. Hölderlins dunkle, geheimnisvoll verschlungene Sprache mit ihren jäh aufleuchtenden Bildern wird in Musik übertragen, die kein einfaches Nachzeichnen erlaubt, vielmehr eigene Strukturen entwickelt.“ Dass das Werk trotz anfänglichen Erfolgs später nur selten erklang, mag mit der äußerst anspruchsvollen, durch alle Register und Ausdrucksregionen geführte Solopartie zu tun haben. Sie findet jedoch in der brillanten jungen Sopranistin Katharina Ruckgaber eine ideale Interpretin. Höchste Anforderungen an Dirigent und Orchester stellt danach Mahlers Fünfte. Der Komponist hatte in dieser Hinsicht selbst Bedenken: „Die einzelnen Stimmen sind so schwierig zu spielen, dass sie eigentlich lauter Solisten bedürften. Da sind mir, aus meiner genauesten Orchester- und Instrumentenkenntnis heraus, die kühnsten Passagen und Bewegungen entschlüpft.“ Vom düsteren Trauermarsch bis zum übermütig-musikantischen Finale hat Karl-Heinz Steffens dem Orchester eine ungeheure Vielfalt an Ausdruckswerten zu entlocken. Er muss den komplexen formalen Aufbau des zweiten Satzes herausarbeiten, der für Mahler der „Hauptsatz“ der Sinfonie war. Und er wird das „Adagietto“ sicher an den Klippen des Kitschs vorbeisteuern – es ist spätestens seit seiner Verwendung in Viscontis Film „Tod in Venedig“ (1971) Mahlers bekanntestes Stück. Der schwierigste Satz für Musiker und Zuhörer ist aber wohl der dritte. So sah es jedenfalls Mahler, der nach der ersten Probe an seine Frau Alma schrieb: „Das Scherzo ist ein verdammter Satz! [...] das Publikum – o Himmel – was soll es zu diesem Chaos, das ewig aufs Neue eine Welt gebärt, die im nächsten Moment wieder zugrunde geht, zu diesen Urweltsklängen, zu diesem sausenden, brüllenden, tosenden Meer, zu diesen tanzenden Sternen, zu diesen veratmenden, schillernden blitzenden Wellen für ein Gesicht machen?“ Geheimnisse und Urweltklänge also – die ganze Welt in Musik gefasst – das war stets Mahlers Bestreben als Komponist. Dem zu lauschen ist bekanntlich ein klanggewaltiges Unterfangen, zu dem das 4. Mannheimer Meisterkonzert einlädt. Text: Jürgen Ostmann Das besondere Konzert Kurze Vorüberlegung – lange Vorfreude HEIDELBGER FRÜHLING Die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz gastiert erstmals beim Heidelberger Frühling und eröffnet am 6. April das exquisite Festival im Festival „neuland.lied“. D er Heidelberger Frühling gehört ohne Zweifel zu den innovativsten und spannendsten Festivals Deutschlands. Jedes Jahr erweist er als wichtiger Brennpunkt der Musikszene und stellt einen Schauplatz kluger Inhalte und künstlerischer Darbietungen von Weltrang dar. Neben der Kooperation mit den CLASSIC SCOUTS des Heidelberger Frühlings wird die Staatsphilharmonie im Festivaljahr 2017 auch erstmals mit einem eigenen Konzert gastieren: Am 6. April 2017 wird das Orchester das Liedfestival „neuland.lied“ eröffnen. Auf dem Programm steht neben Mozarts „Jupiter-Sinfonie“ Gustavs Mahlers „Lied von der Erde.“ Solisten des Abends werden die Mezzosopranistin Michelle deYoung und Tenor Toby Spencer sein. Der 21. Heidelberger Frühling steht unter dem Leitgedanken „In der Fremde.“ Dass Kultur, insbesondere die Musik es vermag, eine integrative Wirkung zu entfalten – spricht sie doch eine universale Sprache, derer es keine Übersetzung bedarf – wird auch in vielen Projekten der Staatsphilharmonie immer wieder deutlich. Offensichtlich handelt es sich nicht um einen Zufall, dass diejenigen, die sich mit den Fragen unserer Gesellschaft auseinandersetzen, zeitgleich darauf kommen, was die relevanten Themen sind. Eine schöne Begebenheit ist daher auch die Tatsache, dass aufgerechnet der Dirigent, der im Mai 2015 die Uraufführung der von der Staatsphilharmonie in Auftrag gegebenen LIEDER AUS DER FREMDE dirigierte, nun auch das Konzert im Rahmen des 21. Heidelberger Frühlings zu „neuland.lied“ leiten wird. Von Michael Tilsen Thomas, dem Chefdirigenten des San Francisco Symphony Orchestra hochgelobt, hat er sich zu einem der großen Hoffnungsträger Christian Reif, die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Michelle de Young und Toby Spence seiner Generation entwickelt. Die Staatsphilharmonie bietet mit dem Konzert eine wunderbare Gelegenheit dieses junge Talent zu präsentieren. Für die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist die Einladung zum Heidelberger Frühling ein großartiger Schritt, der nach dem ECHO Klassik 2015 als „bestes Orchester des Jahres“, den erfolgreichen MODERN TIMES 2016 und dem großen Galakonzert mit Elīna Garanča im Februar im Rosengarten eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg als das Sinfonieorchester der Metropolregion darstellt und eindrucksvoll beweist, dass die Staatsphilharmonie ihrem Anspruch gerecht wird. Text: Judith Schor 6. April 2017 Heidelberg, Stadthalle AUFTAKTKONZERT „NEULAND.LIED“ IM RAHMEN DES 21. HEIDELBERGER FRÜHLINGS Christian Reif, Dirigent Michelle de Young, Mezzosopran Toby Spence, Tenor Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur, KV 551 „Jupiter-Sinfonie“ Gustav Mahler Das Lied von der Erde classic scouts Neben den Heidelberger Meisterkonzerten und der Kooperation mit den CLASSIC SCOUTS wird die Staatsphilharmonie in diesem Jahr auch erstmals ein Festspielkonzert beim Heidelberger Frühling spielen: am 6. April 2017 begleiten Karl-Heinz Steffens und sein Orchester das Auftaktkonzert zu „Neuland.Lied“ im Rahmen des 21. Festivals. HDF_Button_ClassicScout_090319.indd 1 19.03.2009 13:33:15 Uhr 19 Education Kinderkonzerte DIE STAATSPHILHARMONIE FÜR DIE GANZE FAMILIE Zuhören, ausprobieren, mitmachen und Musik entdecken! Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz scheut auf der Bühne kein Risiko und präsentiert ihren anspruchvollsten Zuhörern unterhaltsame, lustige und spannende Kinderkonzerte. ZUM NACHBACKEN: Kinderparty-Kuchen – gelingt immer! (wenn es mal nicht für einen so schönen Kuchen wie für Elise reicht, weil es schnell gehen muss) 4 Tassen Mehl, 2 Tassen Zucker, 1 Tasse Öl, 1 Tasse Limo, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Päckchen Backpulver, 4 Eier Alle Zutaten verrühren: Erst die Eier, mit Zucker und Öl vermengen. Dann das mit Backpulver vermischte Mehl und die Limo hinzufügen. Ein Backblech einfetten, den Teig darauf verteilen und bei 175 Grad 20 bis 25 Minuten backen. Nach dem Backen mit Zuckerguss oder Schokolade verzieren. 20 1. KIKO KINDERKONZERT „Kuchen für Elise“ « Ah, bonjour, mes petits amis, je m’appelle Élise, et vous? … Votres noms? » … Wie, ihr versteht kein Französisch? Ja, was lernt Ihr denn so in der Schule? Das weltbekannte „Für Elise“ schrieb Ludwig van Beethoven 1810 für eine unbekannte Schülerin. Doch wie das Stück wirklich entstand zeigen Ilona Schulz und Musiker der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Gemeinsam mit ihren Freunden Louis und Armand begibt sich die Französin Élise mit einem Schiff über den Rhein zum Schloss Engers des Kurfürsten, um Louis’ Großvater zu besuchen, der dort als Koch angestellt ist. Dort angekommen wird schnell klar, dass der Großvater mit dem Kurfürsten auf der Jagd ist. Louis möchte nämlich für Élise einen Kuchen backen und weiß, dass sein Großvater dafür das passende Rezept hat. Gemeinsam mit drei Küchenjungen, die ihnen tatkräftig zur Seite stehen, wird der Kuchen zubereitet. Doch die drei Freunde lassen sich ablenken und der Kuchen misslingt. Doch dann hat Louis eine geniale Idee, wie er Élise dennoch eine Freude bereiten kann – er schreibt ihr einfach ein Klavierstück. FR Ä 2.DEZ 2016 Ä 9:30 Ä 11:00 SO Ä 4.DEZ 2016 Ä 11:00 MOÄ 5.DEZ 2016 Ä 9:30 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie 1. KIKO KINDERKONZERT „Kuchen für Elise“ Ilona Schulz, Schauspiel Karl Böhmer, Autor Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Eine Produktion der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz Für alle Menschen ab 5 Jahren. Education HERZLICH WILLKOMMEN! Szenenfoto aus „Kuchen für Elise“ sowie Impressionen aus dem Publikum der Kinderkonzerte, die die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz regelmäßig veranstaltet. 2. KIKO KINDERKONZERT „Mannheim, Paris und London – Mit Mozart durch Europa“ Den Name Wolfgang Amadeus Mozart dürfte sogar schon jedes Kind einmal gehört haben – und seine Musik sicher auch. Mozart, als einer der berühmtesten Komponisten der Welt war ein echtes Wunderkinde. Die stolzen Eltern beschlossen deshalb mit ihm in einer Kutsche durch ganz Europa zu reisen, um ihren talentierten Sohn überall bekannt zu machen. Station machten sie in Mannheim, Paris und London. Auch in Italien wurde der kleine Wolfgang Amadeus Mozart gefeiert und umjubelt. Der Dirigent Stefan Malzew führt alle Kinder mit einer spannenden musikalischen Reise durch Europa. SA Ä 25.FEB 2017 Ä 15:00 Mannheim, Capitol SO Ä 26.FEB 2017 Ä 11:00 MOÄ 27.FEB 2017 Ä 9:30 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie DI Ä 7. MÄRZ 2017 Ä 11:00 Neustadt, Saalbau MI Ä 8. MÄRZ 2017 Ä 9:30 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie 2. KIKO KINDERKONZERT Mannheim, Paris und London – Mit Mozart durch Europa! Stefan Malzew, Dirigent und Moderator Für alle Menschen ab 5 Jahren. Seit 2005 unterrichtete er dann als Oberstudienrat für Musik am Goethe-Gymnasium Germersheim. KRABBELKONZERTE Nun auch in Worms! Unter der Leitung von Andrea Apostoli finden am 22. März 2017 zwei Krabbelkonzerte um 15 Uhr und 16.30 Uhr im „Wormser“ statt. Die Krabbelkonzerte in der Ludwigshafener Philharmonie erweisen sich stets als großer Erfolg und sind meist wenige Minuten nach der Terminbekanntgabe ausverkauft. MusikerInnen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz machen sich nun auch auf den Weg nach Worms, um große Musik für kleine Ohren zu spielen. JÜRGEN WEISSER ist seit der laufenden Spielzeit 2016/2017 für den Bereich Musikvermittlung der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zuständig. Das Orchester kennt ihn bereits aus der Zusammenarbeit im Mai 2016, als er das Orchester beim Auftritt der Frühlingsakademie für Streicher e.V. (Meisterkurs für Violine und Viola) leitete. Jürgen Weisser studierte Fagott, Komposition, Klavier und Kirchenmusik in seiner Heimatstadt Mannheim, Schulmusik und Politische Wissenschaften in Heidelberg, sowie Dirigieren und Komposition in Detmold. Bevor Jürgen Weisser die Stelle als Musikvermittler bei der Staatsphilharmonie antrat, war er seit 1988 u.a. als Kapellmeister am Oldenburgischen Staatstheater, als Chefdirigent am Landestheater Mecklenburg und als Musikalischer Leiter bei der Musikbühne Mannheim engagiert. MI Ä 22.MÄRZ 2017 Ä 15:00 Ä 16:30 Worms, Das Wormser KRABBELKONZERT Andrea Apostoli, Konzept und Leitung Für alle Menschen ab 0 Jahren. Der erfahrene Musikpädagoge erstellte gemeinsam mit dem Textautor Eberhard Streul Musiktheaterstücke für Kinder, die bereits an weit mehr als 100 Theatern im In- und Ausland aufgeführt wurden. Darüber hinaus ist Jürgen Weisser seit der Spielzeit 2005/06 Künstlerischer Leiter des Kammerorchesters der Mannheimer Abendakademie, seit 2008 ständiger Gastdirigent der Kurpfalzphilharmonie Heidelberg und seit der Spielzeit 2010/11 Dirigent des Symphonieorchesters Neustadt. Seit 2015 leitet er zudem den Universitätschor Mannheim. 21 Neuigkeiten und Meldungen NICHT VERPASSEN! MICHAEL BARENBOIM SPIELT TSCHAIKOWSKY! Das Weihnachtskonzert der BürgerStiftung Ludwigshafen Cellist Julian Steckel im Rosengarten Passend zum Fest beschenken die BürgerStiftung und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gemeinsam jedes Jahr die Region und die Stadt mit einem wundervollen Weihnachtskonzert, das verzaubert. „Das Weihnachtskonzert ist für alle da.“, so formuliert Günther Dom, Sprecher des Vorstands der BürgerStiftung, den Anspruch der BürgerStifung. Unter der Leitung von Hubert Soudant, der seit 2004 Chefdirigent des Tokyo Symphony Orcherstras ist, findet das Konzert am 15. Dezember 2016 um 19:30 Uhr im Ludwigshafener Pfalzbau statt. Die Mannheimer Meisterkonzerte verstehen sich in dieser Spielzeit gewissermaßen als ein kleines Nachwuchsfestival mit Künstlern, die auf dem Weg zu einer internationalen Karriere sind. Dem ECHO Klassik Preisträger Julian Steckel eilt bereits ein großartiger Ruf voraus. Erleben Sie den Ausnahmekünstler im Rahmen des 2. Mannheimer Meisterkonzerts am 8. Dezember 2016 um 19.30 Uhr im Mannheimer Rosengarten. WIR FÜR LU – „TOUR DER KULTUR“ Am 17. September fand im Rahmen der „Tour der Kultur“ ein großes Fest aller Ludwigshafener kulturellen Einrichtungen statt. Neben der Staatsphilharmonie beteiligten sich unter anderem auch die Musikschule, das Wilhelm-Hack-Museum, das Haus, das Bloch-Zentrum, der Kunstverein und das Stadtmuseum. Die Staatsphilharmonie öffnete ihre Tore mit zwei Familienaufführungen der „Chinesischen Nachtigall“. Dieses zauberhafte Märchen nach Hans Christian Andersen fand bereits beim Musikfest in Speyer sehr großen Zuspruch und sorge bei Groß und Klein gleichermaßen für Begeisterung. So konnte die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu dem bunten Luftballonstrauß beitragen, den Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse zur Eröffnung in die Luft steigen ließ. Dieser symbolisierte das breit gefächerte Kulturprogramm von Ludwigshafen. TAG DER OFFENEN TÜR Auch in diesem Jahr war der Tag der offenen Tür der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ein voller Erfolg! Musiker und Besucher zugleich ließen sich nicht von den Wolken am Himmel beirren und genossen gemeinsam die entspannte Atmosphäre im Gebäude der Philharmonie. Drinnen und draußen begeisterte das Orchester, in großer und kleineren Besetzungen, das Publikum mit einer öffentlichen Probe und anschließenden Konzert von Strawinskys Sacre, sowie mit einer Auswahl an Kammer- und Kaffeehausmusik. Der krönende Abschluss des Tages war eindeutig das Mitmachorchester: Begeisterte Musikerinnen und Musiker allen Alters musizierten gemeinsam mit Ihrer Staatsphilharmonie und gaben Johannes Brahms bekannten Ungarischen Tanz Nr. 5. IMPRESSUM Herausgeber V.i.S.d.P.: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 599090 Telefax 0621 - 5990950 [email protected] www.staatsphilharmonie.de Intendant: Prof. Michael Kaufmann MAX REGER ORCHESTRAL SONGS FRANZ SCHMIDT Gregor Bühl, Dirigent Alexander Rump, Dirigent Stefanie Iranyi, Mezzosopran Michael Korstick, Klavier Rainer Trost, Tenor Paul Armin Edelmann, Bariton 22 Generalmusikdirektor: Karl-Heinz Steffens Redaktion: Prof. Michael Kaufmann, Judith Schor Originalbeiträge: Prof. Michael Kaufmann, Judith Schor, Prof. Dr. Matthias Henke, Gert Deppe, Guido Fischer, Stefan Keim, Susanne Bormans, Jürgen Osmann Gestaltung: DesignKultur, Wiesbaden Druck: Chroma Druck & Verlag GmbH Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Dieses Magazin ist auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt und umweltfreundlich hergestellt worden Fotos: S. 1u. 4: Elīna Garanča © Paul Schirnhofer • S. 3 u. 8: Frank Dupree © Sebastian Heck; Empfang MODERN TIMES © Andreas Henn (auch S. 13), Marion Eisenmann © Ulrich Oberst • S. 6 u. 7: © Andreas Neumann • S. 10 © Daniel Lukac • S. 11 Anne Steffens © Julia Herzsprung • S. 12 Sergei Malow © Julia Wesely; Dmitri Kitajenko © Gert Mothes • S. 14 Julian Steckel © Neda Navaee; Michael Barenboim © Benno Hunziker; Sabine Fischmann © privat; Elina Garanca © Gabo • S. 15 Jörg Widmann © René van der Voorden; Stefan Malzew © Landesmusikrat; Anja Schiffel © Jeanne Degraa; Bertrand Chamayou © Marco Borggreve • S. 16 Aribert Reimann © Gaby Gerster; Gruppenbild © Milan Wagner • S. 17 Karl Heinz Steffens © Susanne Diesner • S. 18 Aribert Reimann © Gaby Gerster; Karl Heinz Steffens © Benno Hunziker; Katharina Ruckgaber © Mark Noormann • S. 19 Christian Reif © Thomas Loewy; Michelle de Young © Michelle de Young; Toby Spence © Mitch Jenkins; Staatsphilharmonie © Frank Vinken; Heidelberg © Smileus-Fotolia • S. 20 Szenenfoto © Villa Musica • S. 22 Michael Barenboim © Benno Hunziker, Tour der Kultur © „Foto: Studio Ludwigshafen“ • S. 25 Kevin Griffith © privat; Cong Gu © Hardy Müller; Christoph Müller © Marco Borggreve; Wolfgang Rihm © Staatsphilharmonie Wir danken den Künstlern und Künstleragenturen für die freundliche Unterstützung bei der Bildbeschaffung. Urheber, die nicht zu ermitteln oder zu erreichen waren, werden zwecks nachträglicher Rechteabgeltung um Nachricht gebeten. Neuigkeiten und Meldungen SO UM 5 VIVA VIVALDI Antonio Vivaldis Spitzname „prete rosso“ (Roter Priester) passte nicht nur zu seiner Haarfarbe, sondern auch zu seinem sprühenden Temperament. Die Konzerte, bei denen er seine Kompositionen dirigierte, waren musikalische Höhepunkte im venezianischen Kulturleben. Kaum ein Besucher der Stadt ließ sich ein Vivaldi-Konzert entgehen. Spritzig und unterhaltsam, dabei anspruchsvoll, hochvirtuos und doch tiefgründig ist seine Musik noch heute, nach dreihundert Jahren, und noch genauso beliebt wie damals. Der renommierte Countertenor Oliver May ist als Opern- und Konzertsänger deutschlandweit ein gefragter Solist. Innerhalb seines breit gefächerten Repertoires liegt der Schwerpunkt auf den hohen, größtenteils für Kastraten komponierten Werken der Barockmusik. SO Ä 11. DEZEMBER 2016 Ä 17:00 Ensemble Cuvée: Petra Fluhr, Oboe; Felix Wulfert und Daniel Kroh, Violine; Stella Sykora-Nawri, Viola; Katharina Schmitt, Violoncello; Christian Schmitt, Cembalo Oliver May, Countertenor Antonio Vivaldi Concerto grosso a-Moll RV 522 Ä Nisi dominus RV 608 (Psalm 126) Ä Domine deus Ä Concerto C-Dur RV 447 Ä Vedrò con mio diletto Anja Schiffel Trio Litmé Oliver May Kammermusik sonntags um fünf „MIT 3x 3 INS NEUE JAHR“ „BRENTANO – BEETHOVEN“ Das Trio Litmé lädt Sie zu einer Reise durch drei Jahrhunderte ein. Für ihr Neujahrskonzert spannen die Musikerinnen mit multikulturellem Hintergrund einen Bogen von Telemann über Ibert und Schostakowitsch bis hin zu Piazolla. Sie dürfen sich auf einen vielfarbigen Nachmittag freuen, an dem kleine Walzer zum Schmunzeln ebensowenig fehlen wie feine Charakterstücke mit französischer Eleganz und Witz – und, nicht zu vergessen: latein-amerikanisches Temperament. Lassen Sie sich unterhalten, erheitern, anrühren, überraschen. In diesem Konzert stehen Beethovens Klaviertrio op. 96 und Brahms’ Klaviertrio op. 101 auf dem Programm. Beide Werke entstanden im gleichen Zeitraum wie die Briefwechsel zwischen Antonie Brentano und Ludwig van Beethoven. „Melodie ist das sinnliche Leben der Poesie. Wird nicht der geistige Inhalt eines Gedichts zum sinnlichen Gefühl durch die Melodie?“ Bis heute munkelt man: War sie vielleicht seine „unsterbliche Geliebte?“ SO Ä 29. JANUAR 2017 Ä 17:00 Trio Litmé: Ildiko Bors, Violine; Christelle Hoffman, Flöte; Eniko Bors, Klavier Ernesto Köhler Valse des Fleurs op. 87 Georg Philipp Telemann Trietti metodiche Jean Françaix Musique de cour Franz Doppler Andante und Rondo op. 25 Dmitri Schostakowitsch Drei Duette Jacques Ibert Deux Interludes Das SO UM 5-Team (v.l.n.r.): Petra Fluhr, Antonia Zimmermann, Bernd Mallasch, Anne Scheffel, Konstantin Bosch und Hildegard Boots e skaffe ung g a t n hr on Mit S nzer teinfü o und K SO Ä 26. MÄRZ 2017 Ä 17:00 „Brentano – Beethoven“ Eine literarisch-musikalische Liebesgeschichte in Briefen und Melodien von Antonie Brentano und Ludwig van Beethoven. Briefwechsel gelesen von Anja Schiffel und Matthias Folz Markus Ecseghy, Klavier Jefferson Schoepflin, Violine Eric Trümpler, Violoncello Einlass und Kasse zu den SO UM 5-Konzerten ist jeweils ab 16:00 Uhr. Zu jedem Konzert findet um 16:30 Uhr im Foyer eine Einführung von Dr. Nicole Vollweiler statt. Saaleinlass erfolgt 10 Minuten vor Konzertbeginn. Carl Vilhelm Holsøe (1863 – 1935): „Reflections“, Privatbesitz 23 Begegnungen der Kulturen Musik ist die Sprache der Welt Begegnungen der Kulturen: AD.AGIO DEBUSSY UND DIE KLÄNGE DER SAHARA Was gibt es Schöneres, als sich bei (klassischer) Musik zu entspannen? Und genau dieses Gefühl ist es, das sich hinter AD.AGIO verbirgt. Das Publikum sitzt auf einem großen Teppich – die klassische Raumsituation eines Konzerts wird aufgelöst und in einen Bereich der Teilhabe verwandelt. A ndrea Apostoli, der italienische musikpädagogische Berater der Staatsphilharmonie, nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch die Alchemie der Kontraste und Emotionen der unterschiedlichen musikalischen Kulturräume. Sie bemerken es, AD.AGIO steht für einen entspannten und entspannenden Musikgenuss, ein zwangloses Zusammenkommen ohne die Etikette eines klassischen Konzertbesuchs. Doch dahinter steckt weit mehr als ein schnöder Wellness-Gedanke. Zu erleben ist dies im nächsten AD.AGIO-Konzert am 4. März um 15 Uhr in der Philharmonie in Ludwigshafen, das unter dem Titel „Debussy und die Klänge der Sahara“ steht. Was sich entwickelt, ist ein überragendes Hörerlebnis mit der Gegenüberstellung von Klängen, die scheinbar jeder Logik entbehren und dennoch auf wundersame Weise zusammengehören. Ein Sinnbild für die universale Sprache der Musik, die in allen Kulturkreisen dieser Erde für Verständigung sorgt. Text: Judith Schor AD.AGIO: BEGEGNUNG DER KULTUREN Andrea Apostoli, Konzept und Leitung 4. März 2017 Ludwigshafen, Philharmonie Debussy und die Klänge der Sahara Esharef Ali Mahgag, Gesang und Gitarre Preise Einzelkarte 14,00 € | U27: 7,00 € Tickets Telefon 0621 - 3367333 Gruppenanmeldungen: Telefon 0621 - 5990926 Stimmen aus dem Publikum „Mit vertrauten Klängen habe ich mich ins Konzert LIEDER AUS DER FREMDE FÜR SCHULEN Kann Ausgrenzung, kann die Diskreditierung der zu uns kommenden Menschen eine Option zur Gestaltung der Zukunft sein? Wäre die Abschottung vor der Welt eine Lösung? Wir wollen mit Jugendlichen darüber ins Gespräch kommen dazu, dass das nicht so ist! Mit einer speziell für Schulen gestalteten Fassung von „LIEDER AUS DER FREMDE“ will die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz einen Beitrag leisten zu einer auch künftig menschenfreundlichen, humanen Gesellschaft. Planen Sie Ihre besondere Vorstellung mit uns! Bei Interesse an einer Vorstellung in ihrer Schule melden Sie sich bitte unter [email protected] 24 eingefunden, um dann aufgerüttelt zu werden. Ich verfolgte die neuartigen Klänge und Tonarten, die ich nicht kannte; Instrumente, die ich nie vorher gesehen habe. Mein ganzer Körper begann mit zu schwingen und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, ich könnte mich nicht bewegen, weil ich von den Eindrücken ‚gefesselt‘ war. “ „Ich hatte absolut kein Konzertpublikum-Gefühl, sondern war Teil des gesamten Geschehens. Wie in einem spannenden Film habe ich mich unweigerlich gefragt was als Nächstes passieren wird. “ „ Bis dato habe ich nicht gewusst, dass man Musik so verbinden kann und es hat mich nicht nur erstaunt, sondern geradezu elektrisiert. “ Das besondere Konzert Rebellion im Quadrat „ACHT SAUSCHNEIDER MÜSSEN SEIN“ Wolfgang Rihm, Kevin Griffiths, Václav Voříšek, Christoph-Mathias Mueller, Wolfgang Amadeus Mozart und Cong Gu Beim zweiten Saison-Konzert in der Reihe REBELLION IM QUADRAT stehen nicht nur wieder Werke der legendären Mannheimer Schule sowie des Karlsruhers Wolfgang Rihm im Mittelpunkt. Dirigent Kevin Griffiths schaut mit dem frechen Mozart im niederländischen Den Haag vorbei! „W ie ich Mannheim liebe, so liebt auch Mannheim mich.“ Mit diesen Worten hatte Wolfgang Amadeus Mozart 1778 sich noch einmal an jene Monate erinnert, die er in der kurfürstlichen Residenz verbracht hatte. Denn in Mannheim verliebte er sich unsterblich in Aloysia Weber. Zudem pflegte er engen Kontakt zu den Musikern jener Hofkapelle, die Mannheim zu einer führenden Musikmetropole Europas gemacht hatte. Zu den von Mozart geschätzten Komponistenkollegen gehörte selbstverständlich auch der gebürtige Mannheimer Carl Stamitz. Und wie seine Werke Mozart beeindruckt haben müssen, spiegelt dessen berühmte Sinfonia Concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364 wider, das zweifelsohne von einem der Konzerte für zwei Solo-Streichinstrumente von Stamitz inspiriert wurde. Solch einen gehaltvollen wie bravourösen Dialog zwischen einer Violine und einem Violoncello hat jetzt der englische Dirigent Kevin Griffiths für sein Gastspiel im Rahmen der Konzertreihe REBELLION IM QUADRAT ausgewählt. Doch Stamitz und Mozart verband rückblickend nicht nur die Komposition einer Sinfonia Concertante miteinander. Beide zog es auch nach Den Haag, um am Hofe von Wilhelm V. von Oranien Konzerte zu geben. Und Mozart hatte 1766 sogar die Ehre, für die Krönungsfeierlichkeiten des Regenten ein wahrlich außergewöhnliches, höchst amüsantes Werk zu schreiben. „Galiamathias Musicum“ lautet dieser musikalische Instrumental-Spaß, für den Mozart beliebte Volkstänze mit einer Fuge und derben Volksliedern kombiniert hatte. So erklingt in diesem Quodlibet zum Beispiel die Weise „Acht Sauschneider müssen sein“, die man laut dem Volksmund schon benötigte, um einen Eber zu kastrieren. Ausschnitte aus diesem bunten Reigen „Galiamathias Musicum“ stehen nun ebenfalls auf einem Programm, das mit solchen Überraschungen den Bogen vom 18. Jahrhundert in die Gegenwart schlägt. Und am Pult der Staatsphilharmonie steht mit Kevin Griffiths nicht nur der Chefdirigent des Collegium Musicum Basel: Auch dank seines musikalischen Appetits, der von der Alten bis zur Neuen Musik reicht, hat sich Griffiths zu einer der spannendsten Musikerpersönlichkeiten entwickelt. Wer daher so ungemein neugierig selbst auf die weniger bekannten Ecken der Musikgeschichte ist, der weiß daher nun mit einem Komponisten zu verblüffen, der mit seinen Werken etwas in Vergessenheit geraten ist. Es handelt sich um den Mozart- und Beethoven-Zeitgenossen Johann Evangelist Brandl, der 1808 zunächst als erster Geiger, bald danach als zweiter Musikdirektor in die Badische Hofkapelle in Karlsruhe übernommen wurde. Doch auch als Komponist sollte Brandl, der 1837 in Karlsruhe verstarb, von seinen Zeitgenossen mehr als nur geschätzt werden. So hielten ihn viele für einen „der bedeutendsten und achtungswerthesten Componisten unserer Zeit“. Dieses Urteil lässt sich jetzt nachprüfen – anhand der Ouvertüre zu Brandls Oper „Hantild das Mädchen aus Valbella“ sowie einer seiner Sinfonien. Und wie es natürlich zum Konzept der Reihe REBELLION IM QUADRAT gehört, erklingt zwischendurch auch ein Werk des Karlsruhers Wolfgang Rihm. Es ist das 1980 vollendete, ungemein spannungsgeladene Streicherwerk „Nature Morte – Still Alive“, mit dem Rihm seinen Ruf als Spiritus Rector der modernen Karlsruher Klangschule mitbegründete. 26. November 2016 Karlsruhe, Hochschule für Musik, Wolfgang-Rihm-Forum 27. November 2016 Ludwigshafen, Friedenskirche REBELLION IM QUADRAT MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE Christoph-Mathias Mueller, Dirigent Cong Gu, Horn Johann Baptist Vanhal Sinfonie g-Moll Wolfgang Rihm Chiffre V Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 Es-Dur, KV 417 Jan Václav Voříšek Sinfonie D-Dur, op. 24 18. Februar 2017 Mannheim, Christuskirche 19. Februar 2017 Karlsruhe, Hochschule für Musik, Wolfgang-Rihm-Forum REBELLION IM QUADRAT MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE Kevin Griffiths, Dirigent Maria-Elisabeth Lott, Violine Mathias Johansen, Violoncello Johann Evangelist Brandl Ouvertüre zu „Hantild das Mädchen aus Valbella“ op. 50 Carl Stamitz Sinfonia Concertante Nr. 1 Es-Dur für Violine, Violoncello und Orchester Wolfgang Rihm Nature Morte – Still alive Skizze für 13 Streicher Wolfgang Amadeus Mozart Auszüge aus „Gallimathias musicum“ D-Dur, KV 32 Johann Evangelist Brandl Sinfonie D-Dur, op. 25 Text: Guido Fischer 25 Kolumne Prof. Dr. Matthias Henke DER KLINGENDE GARTEN S nur wenig später eine eigene Universität in ihren Mauern aufnehmen sollte. Nun auch mit der technischen Entwicklung von Glocken betraut, entdeckte van Dyck als Erster den Zusammenhang zwischen der Form S einer Glocke und ihrer Obertonstruktur. Der Ruf des Glockenexperten verbreitete sich in der Folge weit über Utrecht hinaus. Selbst der französische Philosoph René Descartes rühmte ihn und sein analytisches Gehör. elbst wenn man vergangenen Epochen und ihren Leistungen mit dem nötigen Respekt begegnet, passiert es einem nur allzu leicht, sie zu unterschätzen. Irgendwie bringt das in den Köpfen der Menschen verankerte Geschichtsmodell es mit sich, an einen permanenten Fortschritt zu glauben, in allen Dingen, selbst in ethischen Fragen. o hat in den letzten Jahren der aus der Soziologie stammende Begriff der Inklusion eine große Wirkungsmacht entfaltet – zu Recht. Nur ist die Idee der gesellschaftlichen Ein-beziehung aller oder zumindest möglichst vieler Menschen keine Erfindung unserer Tage. Beispiele dafür hat es schon immer gegeben, nicht zuletzt auf dem Gebiet der Musik. L enken wir unseren Blick auf den niederländischen, frühbarocken Musiker Jacob van Dyck. Um 1590 ist er zur Welt gekommen, blind; damals wie heute nicht gerade ein leichtes Schicksal. Doch als junger Mann war er so weit, dass er sein Elternhaus verließ und ein relativ selbstbestimmtes Leben führte. Diesen Schritt konnte er gehen, weil er eine gute musikalische Ausbildung erhalten hatte, aber auch und vor allem, weil ihm die Position übertragen worden war, als Glockenspieler an der Utrechter Domkirche zu wirken. 1628 stieg er sogar zum Direktor sämtlicher Glockenspiele dieser Stadt auf, die gerade eine Blütezeit erlebte und 26 E s wäre indes weit gefehlt, wenn wir uns Jacob van Dyck als einen der Welt enthobenen Musiker und/ oder als eine Art Glocken-Nerd vorstellen würden, der von oben herab auf die Menschen herabschaute. Nein, ganz im Gegenteil, er war dem alltäglichen Leben und seinen Mitbürgern äußerst zugewandt, mischte sich unter sie. Beleg dafür ist eine weitere Facette seiner Karriere. 1649 übernahm er, der auch ein hochvirtuoser (Block-)Flötenspieler war, die gut bezahlte Aufgabe, die Besucher des Kirchhofes der Janskerk mit seinem zarten Instrument zu unterhalten. Meist trug er volkstümliche Lieder vor, die er atemberaubend zu steigern wusste. I st das nicht ein Paradebeispiel für gelungene Inklusion? Ein großer Musiker wird von der Bürgerschaft passgenau unterstützt und beschenkt diese mit seinem Wirken, indem er ihren Kirchhof in einen klingenden Garten verwandelt. Und dies obendrein mit einer erstaunlichen Nachhaltigkeit. Denn van Dycks dort zum Kolumne besten gegebene Werke erschienen als Sammelbände in vielen Auflagen und zählen heute zu einem der ganz großen Höhepunkte früher Blockflöten-Literatur. Ihr Titel war und ist denn auch Programm: Der Fluyten Lust-hof. bronn eine CD vor, auf der Hornkonzerte von Joseph und Michael Haydn zu hören sind, ein heiteres Fest der Leichtigkeit. Auf der Stelle vergisst man, dass Klieser ohne Arme auf die Welt kam und die Ventile seines Horns mit dem linken Fuß bedient. M an muss kein Radar bemühen, um weitere MusikerInnen aufzuspüren, die unbeschadet ihrer körperlichen Defizite mitten im Leben standen. Conrad Paumann darf hier erwähnt werden, der als blinder Organist der Münchener Liebfrauenkirche wirkte, wo er 1474 auch beigesetzt wurde. Eine kostbare Grabplatte erinnert dort noch heute an ihn, an einen Großmei- A ster, der den Weltruf deutscher Orgelmusik begründete. Weiter wäre der blinden Pianistin Maria Theresia von Paradis zu gedenken, einer Zeitgenossin von Mozart und Kompositionsschülerin von Antonio Salieri, die ihre Korrespondenz bereits mit einer Blindenschreibmaschine erledigte! M usikerinnen und Musiker, die ihren körperlichen Handicaps zum Trotz Grandioses leisten, gibt es selbstverständlich auch in unseren Tagen. Felix Klieser gehört zweifelsohne zur internationalen Elite der Hornisten. Vor kurzem erhielt der 25-Jährige den Leonard Bernstein Award, dem andere renommierte Preise vorausgingen. Und im letzten Jahr legte Klieser in Tateinheit mit dem Württembergischen Kammerorchester Heil- ls eine Kollegin, die körperliche Nachteile auf wundersame Weise ausgeglichen hat, kann dem Hornisten die 1965 geborene Schlagzeugerin Evelyn Glennie an die Seite gestellt werden. Als 12-Jährige begann sie, sich für Pauken, Trommeln und MalletInstrumente zu interessieren. Wenige später erkrankte sie an einem Nervenleiden. Eine beinahe vollständige Ertaubung war die Folge. Töne konnte sie seitdem eigentlich nur noch als Vibrationen wahrnehmen. Das hinderte sie nicht, Musik zu studieren und eine erstaunliche Karriere hinzulegen. 1988 bekam sie einen Grammy für ihre Einspielung von Béla Bartóks „Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug“. Sie erhielt bislang 13 Ehrendoktorwürden und wurde 2007 „Dame“, also in den britischen Adelsstand erhoben. V orbildhaft, welche Vielfalt der klingende Garten in sich birgt, welche Chancen er bietet, das gesellschaftliche Für- und Miteinander zu bereichern. Matthias Henke, Univ.-Prof. Dr., seit 2008 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Siegen, seit 2013 Gastprofessor an der Donau-Universität Krems, Wissenschaftlicher Beirat der Ernst Krenek Institut Privatstiftung, Wissenschaftlicher Beirat der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Vorstandsmitglied der Eduard-ErdmannGesellschaft. Prof. Dr. Matthias Henke ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur Musik des 20. Jahrhunderts (Schwerpunkt Österreich); aktuelle Veröffentlichung: Schönheit und Verfall – Thomas Mann und Ernst Krenek (i.V.) Bildnachweis: Girlande mit Blüten und Früchten Jan Davidsz. de Heem ca. 1650 -1660 Mauritshuis Den Haag 27 Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 59 90 90 Telefax 0621 - 59 90 950 [email protected] www.staatsphilharmonie.de In der Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz HÖH EP U N K TE AP R I L – J U LI 2017 DO Ä 6. APRIL 2017 Ä 19:30 Ä Heidelberg AUFTAKTKONZERT „Neuland.Lied“ im Rahmen des 21. Heidelberger Frühlings Christian Reif, Dirigent Michelle de Young, Mezzosopran Toby Spence, Tenor FR Ä 21. APRIL 2017 Ä 20:00 Ä Kaiserslautern SA Ä 22. APRIL 2017 Ä 19:30 Ä Ludwigshafen 3. PHILHARMONISCHES KONZERT Alejo Pérez, Dirigent Frank Dupree, Klavie FR Ä 5. MAI 2017 Ä 19:30 Ä Heidelberg 2. HEIDELBERGER MEISTERKONZERT Antonello Manacorda, Dirigent Maximilian Hornung, Violoncello FR Ä 26. MAI 2017 Ä 20:00 Ä Worms KATHEDRALKLÄNGE: BRUCKNER IN DEN DOMEN VII Karl-Heinz Steffens, Dirigent Dan Zerfaß, Orgel SO Ä 18. JUNI 2017 Ä 18:00 Ä Mannheim CONNECT IT! „LIKE A BIRD“ Frank Dupree, Dirigent und Klavier Olivia Trummer Trio 29. JUNI – 2. JULI 2017 Ä Speyer Konzertkalender MAGA ZI N AP R I L – J U LI 2017 MUSIKFEST SPEYER Reformation / Mendelssohn KFR Ä 14. JULI 2017 Ä 19:30 Ä Mannheim #13 SONDERKONZERT Shakespeare 401 Karl-Heinz Steffens, Dirigent Hansgünther Heyme, Sprecher Seam You, Sopran Angela Shin, Sopran Michael Nagy, Bariton Damen des Beethovenchor Ludwigshafen Seite 4: Dachzeile zukünftig HEADLINE HIER BUCHSTABEN Seite 17: So lang Dachzeile TEXT HIER FÜR BLINDTEXT Seite 23: Text anstelle Worte BLINDTEXT ALS DORT HEADLINE Aribert Reimann Fragmente aus „Lear“ für Bariton und Orchester FRANK DUPREE Felix Mendelssohn Bartholdy Ein Sommernachtstraum op. 21 und 61 ARTIST IN RESIDENCE DER SPIELZEIT 2016/2017 3 Ihr nächstes MAGAZIN erscheint im März 2017 INFORMATION & TICKETS TELEFON: 0621 - 3367333 WWW .RESERVIX.DE WWW .STAATSPHILHARMONIE.DE