3/2009 PRO SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ • Freunde auf vier Beinen • Finanznot bei ProTier Impressum Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft für Tierschutz / ProTier, Zürich Nr. 3, September 2009 37. Jahrgang Erscheint 4x jährlich Abonnement Mitglieder erhalten die Zeitschrift kostenlos Jahresbeitrag CHF Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) CHF Einzelnummer CHF Jahresabonnement CHF 40.– 25.– 6.– 20.– Redaktion : Rita H. Dubois (rd) Ständige MitarbeiterInnen : Nathalie Dubois (nd) Hans Peter Roth (hpr) Helen Weiss (hw) Hanna Barbara (Korrektorat) Inhalt ProTier droht das Aus ! 4 Freunde auf vier Beinen 6 Katzen würden Mäuse kaufen 12 ProTier Patenschaften 16 Bioinvasoren : Neozoen – Asiatischer Marienkäfer 17 Raubtier-Update : Einseitige Lizenz zum Töten 18 Blauwale : Die Gärtner der Meere 20 Agro-Biodiversität : Das Rätische Grauvieh 21 Delfinjagd in Japan : Eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen 22 Blauzungenkrankheit : Behörden werden immer dreister 24 Kurznachrichten 26 Buchbesprechungen 31 Mitgliedschaft : Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz / ProTier 32 Freunde auf vier Beinen Katzen würden Mäuse kaufen Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Weiterverwendung der Artikel und Bilder nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Redaktion. Die Beiträge decken sich nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion und des Vorstandes. Titelbild : Katzen im Tierheim Stolzboden. Foto : © Nathalie Dubois 12 Layout : Urs Widmer provista – concept, prepress, publishing, design, 4123 Allschwil. [email protected] Asiatischer Marienkäfer Druck : Staffel Druck AG, 8045 Zürich 6 Blauwale : Gärtner der Meere 17 SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ Alfred Escher-Strasse 76 CH-8002 Zürich Telefon : 044 201 25 03 Telefax : 044 201 26 23 Postcheck : 80-37221-2 E-Mail : [email protected] URL : www.protier.ch 2 Unsere Verzichts- und Findeltiere 20 4 ProTier 3/09 Editorial Liebe Tierfreunde ProTier setzt sich seit Jahren für eine Forschung ohne Tierversuche ein. Tierversuche bedeuten millionenfaches Tierleid. Dennoch distanzieren wir uns vehement von den Aktionen radikaler « Tierschützer », die mit ihren Aktionen und Drohungen den Tieren nicht helfen, sondern dem Tierschutz einen Bärendienst erweisen. Viele Leute unterscheiden nicht zwischen den einzelnen Organisationen. Für sie bedeutet Foto : Martin Siegenthaler A ls ich kürzlich abends über die Quaibrücke nach Hause fuhr, hingen schwarze düstere Wolken über Zürich, doch am Horizont über den Bergen war ein heller weisser Streifen zu sehen. Unwillkürlich musste ich an die prekäre Situation von ProTier denken. Auch über unserer Organisation hängen dunkle Wolken. Doch noch haben wir die Hoffnung nicht ganz verloren, dass es auch für unseren Verein bald einen Silberstreifen am Horizont geben wird, es mit ProTier weitergehen kann und wir weiterhin aktiv Tierschutz betreiben können. Die ungewisse Zukunft unserer Tiere im Heim bereitet den Mitarbeiterinnen und dem Vorstand grosse Sorgen (s. Seite 4 – 5). Tierschutz gleich Tierschutz. Und so kam es, dass wir nach den Attacken auf Mitarbeiter der Pharmaindustrie böse Briefe und Austritte erhielten. Auf die Spendenfreudigkeit haben solche Aktionen einen negativen Einfluss. im kommenden Jahr seinen Einsatz für die Tiere weiterführen kann. Es wäre traurig, wenn unser Verein nach 60 erfolgreichen Jahren nicht mehr weiter bestehen und tätig sein könnte. Auch extreme Forderungen wie separate Räume in Restaurants für Fleischesser sind dem Tierschutz nicht förderlich. Der Tierschutz hat einiges erreicht punkto Tierhaltung und -transport sowie Schlachtung. Alle Menschen zu Vegetariern oder Veganern zu machen ist illusorisch. Der Tierschutz kann und darf nicht realitätsfremd agieren, sonst verliert er seine Glaubwürdigkeit. Darum herzlichen Dank allen, die uns weiterhelfen ! Rita Dubois Zum Schluss bitte ich Sie alle, Mitglieder, SpenderInnen, GönnerInnen und Freunde von ProTier, helfen Sie mit, dass ProTier auch Informationen Mitglied- oder Patenschaft ProTier Aktuell Sie möchten unser Engagement durch Ihre Mitglied- oder Patenschaft unterstützen ? Sie finden den Talon für eine Patenschaft auf Seite 16, den für die Mitgliedschaft auf Seite 32. Füllen Sie einen der Talons aus und senden Sie ihn an uns zurück. Danke. Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit und Aktionen besuchen Sie uns bitte im Internet unter www.protier.ch ProTier 3/09 Ihre 3 ProTier droht das Was geschieht mit unseren Tieren ? U Fotos auf Doppelseite : Nathalie Dubois nsere Organisation wird dieses Jahr 60 Jahre alt. Eigentlich ein Grund zum Feiern, doch leider ist uns nicht danach zu Mute. ProTier hat aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage grosse finanzielle Probleme und braucht dringend Hilfe sonst droht dem Verein Ende Jahr das Aus. Wir betreuen in unserem Vertragstierheim rund 70 Verzichts- und Findeltiere : 20 Hunde und 50 Katzen – sie alle warten dringend auf ein neues Zuhause. Doch zurzeit lassen sich Haustiere kaum vermitteln. Es werden eher Tiere abgegeben als adoptiert. Durch die neuen strengen Auflagen bei der Hundehaltung ist die Nachfrage für Hunde, vor allem für grössere Tiere, gleich null. Auch Katzen, die nicht ausgesprochene Schmusetiere sind, haben es schwer ein neues Heim zu finden. Für die Bauernhofkatzen aus Stallikon suchen wir Plätze auf Bauernhöfen, wo die Tiere frei leben können, aber regelmässig gefüttert werden. Durch den massiven Spendeneinbruch sind wir bald nicht mehr in der Lage für die Pensionskosten für unsere Tiere aufzukommen. Was geschieht mit unseren Hunden und Katzen, wenn Ende Jahr die Kasse leer ist ? Eine Frage, die uns schlaflose Nächte beschert. Wenn wir die Pensionskosten im Tierheim Stolzboden nicht mehr bezahlen können und keine Plätze für die Tiere finden, müssen wir sie im schlimmsten Fall einschläfern. Das wäre eine 4 ProTier 3/09 Aus ! Katastrophe und wir wagen nicht daran zu denken ! Das Credo von ProTier war immer : keine gesunden Tiere, die Lebensfreude zeigen, einschläfern. ProTier hat in den letzten 60 Jahren wichtige Tierschutzarbeit geleistet und viel erreicht. Nun droht ProTier das Aus ! Um unseren Einsatz für die Tiere weiter leisten zu können, sind wir ganz dringend auf finanzielle Hilfe angewiesen. Ohne eine grosse Zahl an Spenden droht die Auflösung des Vereins per Ende Jahr. Wenn Sie ProTier helfen möchten, benutzen Sie den Einzahlungsschein in der Heftmitte und/oder werben Sie für Neumitglieder, SpenderInnen oder TierpatInnen. Wir haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass es mit ProTier weitergehen kann. Für jede Unterstützung danken wir Ihnen im Namen der Tiere ganz herzlich. ProTier 3/09 5 Freunde auf vier Beinen Der Kontakt mit Tieren ist für die emotionale Entwicklung von Kindern wichtig. Die Beziehung zwischen Kind und Tier kann sehr intensiv sein – für ein reibungsloses Zusammenleben sollten Eltern jedoch einige Regeln beachten. D er sechsjährige Leon spielt versunken mit seinem Playmobil-Piratenschiff : Die kleinen Figürchen aus Plastik bevölkern den Boden des Wohnzimmers – und sind für den drei Monate alten Kater Rolf der Familie höchst interessant. Geschickt packt Rolf einen der winzigen Piraten, jagt ihn durch die Wohnung und versteckt sich mit seiner « Beute » unter dem Büchergestell. Leon kennt das Spiel seines vierbeinigen Gefährten längst und entlockt Rolf sein Spielzeug geduldig, indem er mit einem Stofftier hin- und herwedelt. Sofort stürzt sich der schwarzweisse Stubentiger auf die neue Verführung und ist für den Moment zufrieden gestellt. Für Leon ist mit der Anschaffung einer Katze ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen : Wie viele Kinder sehnte er sich nach einem Von Helen Weiss eigenen Tier. 6 Kaum ein Kind kann dem flauschigen Fell eines Kaninchens, den treuen Augen eines Hundes oder dem leisen Schnurren einer Katze widerstehen – der Fernseher, Videospiele oder Plastikspielzeug sind nach wie vor eben nichts im Vergleich zu einem realen Lebewesen. Und seit wissenschaftlich belegt ist, dass der Kontakt zu einem Tier bei Kindern die Sozialkompetenz und die Empathie stärkt, lässt sich der Wunsch nach einem Tier von den Eltern nicht mehr so einfach als einen kurzzeitigen Spleen abtun. Beglückende Intimität Die Entwicklung des Kindes in Bezug auf Tiere sollte jedoch möglichst früh beginnen, nämlich in der Zeit, in welcher das Kind beProTier 3/09 ginnt, die Welt zu entdecken und die Sozialkompetenz aufzubauen. « Zeigt das Kind uns voller Freude eine Blattlaus, ist dies bereits das grosse Lernen für die Mitwelt », erklärt Christine Rüedi von der Stiftung Mensch und Tier und der Ethikschule Kind und Tier in Basel. Entscheidend sei, mit welcher Haltung man den grossen Entdeckungen des Kindes begegne. « Reagieren wir selbst mit Begeisterung und erkennen in der Blattlaus die kreative Genialität, die allem Leben zu Grunde liegt, so wird sich diese Haltung auch im Kind festigen und der Grundstein für eine umfassende, nicht wertende, liebevolle Hingabe allem Leben gegenüber ist gelegt. » Ein eigenes Heimtier könne dann die Krönung in der Kind-Tier-Beziehung sein. Das Kind kann zu ihm eine beglückende Intimität aufbauen und Achtsamkeit, Mitgefühl sowie Fürsorglichkeit werden sich weiter entwickeln. Christine Rüedi : « Ein Tier kann einem Kind zudem über viele Schwierigkeiten wie etwa Trauer oder Minderwertigkeitsgefühle hinweghelfen. » Sorgfältige Wahl der Tierart Trotz allem : Tiere sind keine Spielzeuge, benötigen Pflege, müssen entsprechend ihrem Charakter respektiert werden und bedeuten Verantwortung. Dass ein Tier nicht ProTier 3/09 Die Beziehung zum Heimtier kann sehr intensiv und liebevoll sein. Tiere hören zu und haben immer ein « offenes » Ohr für Probleme und Schwierigkeiten im Kinderalltag. Fotos : pixelio.de Katzen sind gute « Lehrmeister » : Sie bleiben beim Kind, wenn sie gestreichelt werden wollen, und wenden sich ab, wenn sie genug haben. unüberlegt zum Geburtstag verschenkt oder an Weihnachten spontan unter dem Tannenbaum sitzen sollte, versteht sich von selbst. Eltern, deren Kinder sich schon über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv ein Tier wünschen, die es sich finanziell leisten und die sich mit dem Gedanken eines weiteren Familienmitglieds anfreunden können, sollten jedoch nicht vorschnell handeln. « Vor dem Kauf eines Tieres muss einiges beachtet und vor allem gründlich im Vorfeld mit den Kindern besprochen werden », sagt Rita Dubois von ProTier. Die Anschaffung eines Tiers sei immer Familiensache, alle müssten einverstanden und 7 Foto : pixelio.de Durch das Beobachten kann das Kind die tierische Körpersprache verstehen lernen und verliert dadurch auch die Angst vor grossen Exemplaren wie Pferde. sich der Konsequenzen bewusst sein. « Ich habe schon erlebt, dass eine Familie ihre Katze zurück ins Tierheim bringen musste, weil die Mutter nicht eingeweiht und mit der Anschaffung nicht einverstanden war », erzählt Dubois. « Diese Erfahrung ist weder für die Kinder noch für das Tier schön. » Zu den Vorbereitungen auf den neuen tierischen Gefährten gehört auch die sorgfältige Auswahl der geeigneten Tierart. Das Kind möchte das Tier umsorgen und vor allem berühren. « Die Berührung schafft den innigsten und wertvollsten Kontakt in der Beziehung », weiss Christine Rüedi. Es lassen sich jedoch nicht alle Tiere gerne streicheln. So sind etwa Kaninchen und Nager wie Meerschweinchen oder Hamster entgegen landläufiger Meinung keine Streicheltiere. Das Verhalten der Nager und Kaninchen während der Schmusestunde wird oft ganz falsch interpretiert : Die Tiere verharren nicht etwa aus lauter Genuss ganz ruhig auf dem Schoss, sondern vielmehr aus Angst. Zu viel Verantwortung Foto : pixelio.de « Am besten geeignet als Heimtiere für Kinder sind deshalb Hunde, Katzen oder Ratten », sagt Christine Rüedi. Welches Tier sich für die jeweilige Lebenssituation am besten eignet, muss sorgfältig geprüft werden. « Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines nahe gelegenen Tierheims kann dies besprochen und dort eventuell auch ein passendes Tier gefunden werden. » 8 Jedes Kind kann die Regeln im Umgang mit Tieren lernen. Verstehen sich Kind und Tier, wird der Vierbeiner zu einem beliebten Spielgefährten. ProTier 3/09 Mit viel Engagement und Freude lernen die Kinder eines Krax-Anlasses die Bedürfnisse des Esels kennen. Am Ende des erlebnisreichen Tages ist allen klar, dass Esel weder dumm noch stur sind. Eltern, die sich für die Anschaffung eines Heimtiers entscheiden, sollten sich bewusst sein, dass die Kinder die Verantwortung nicht vollständig übernehmen können. « Kinder sind schnell überfordert, die Pflege des Tiers muss von der ganzen Familie getragen werden », sagt Rita Dubois. Christine Rüedi rät Eltern zudem, es mit der Mitarbeit bei der Pflege nicht allzu streng zu nehmen : « Sind die Eltern diesbezüglich pedantisch, wird das Kind sich vom Tier abwenden und aus Freude wird Frust. » Mithilfe im Zoo Katzen sind dabei gute « Lehrmeister », wie Doris Hermann von Krax, dem Kinder- und Jugendtierschutz des Schweizer Tierschutz STS erklärt. « Sie bleiben beim Kind, wenn sie gestreichelt werden wollen, und wenden sich ab, wenn sie genug haben. » Von Anfang an sollte dem Kind gezeigt werden, dass Tiere Angst haben können, wenn sie ProTier 3/09 Foto : pixelio.de Für ein reibungsloses Zusammenleben sind zudem einige klare Regeln notwendig. Gerade kleine Kinder gehen oft munter auf Tiere zu und müssen die Distanz, welche die meisten Vierbeiner bei einer Kontaktaufnahme benötigen, erst noch erlernen. Kleinkinder sollten deshalb mit dem Heimtier nie allein gelassen werden. « Für die Haltung von Heimtieren sollten die Kinder mindestens sieben bis neun Jahre alt sein », empfiehlt Christine Rüedi. Oftmals können Kinder ihre Emotionen noch nicht kontrollieren oder wollen ab und an auch experimentieren. Ein Tier gehört deshalb nicht ins Kinderzimmer, denn hier werden sich die jüngsten Familienmitglieder « Grenzüberschreitungen » eher erlauben. Wichtig ist, den Kindern die Bedürfnisse des Tiers zu erklären und seine Eigenständigkeit achten zu lernen. « Tiere dürfen nicht bedrängt und weder beim Schlafen noch beim Essen gestört werden », umreisst Rita Dubois von ProTier die wichtigsten Umgangsregeln. Quelle Foto : STS / Krax Regeln fürs Zusammenleben festgehalten werden. « Jedes Kind kann die Spielregeln im Umgang mit Tieren lernen und weiss die Tiere mit der Zeit auch besser zu beobachten und zu verstehen. » Die Umgangsregeln mit tierischen Gefährten lassen sich jedoch nicht nur mit eigenen Heimtieren erlernen. « Familien, die sich aus zeitlichen oder finanziellen Grün- Nager und Kaninchen sind keine Streicheltiere und eignen sich deshalb schlecht als tierische Gefährten für Kinder. 9 Von welchem Tier stammt dieser Fussabdruck ? Die Krax-Kinder streifen durch den Wald und können es kaum fassen, wie viele Tierspuren zu finden sind. Literatur Kinder brauchen Tiere – Wie Tiere die kindliche Entwicklung fördern von Dieter Krowatschek Patmos Verlag 2007 • CHF 26.90 10 den eine Katze oder einen Hund nicht leisten können, haben zahlreiche Möglichkeiten, ihren Kindern Kontakt zu Tieren zu ermöglichen », weiss Rita Dubois. Beim Besuch von Bauernhöfen, Zoos oder Tierparks können Tiere gut beobachtet oder gar gestreichelt werden. « Auch die Mithilfe in Tierheimen, im Zoo oder das Hüten von Tieren aus der Nachbarschaft ermöglicht älteren Kindern einen guten Kontakt zu Tieren. » Krax wie auch die « Ethikschule Kind und Tier » veranstalten zahlreiche Anlässe und Kurse, wo Kinder einen persönlichen Kontakt zu Tieren aufbauen können. « Auch die Natur bietet mit Spatzen, Tauben, Krähen oder Käfern viele Möglichkeiten, durch welche Kinder eine respektvolle und freundschaftliche Beziehung zu Tieren herstellen können », so Christine Rüedi. Kinder freuen sich auch über kleine Tiere wie Schmetterlinge oder Schnecken. Die Freude an der kreativen Genialität der Natur kann schon im jungen Alter gefördert werden. Mit Kindern der Natur auf der Spur von Claus-Peter Hutter, Karin Blessing und Wolfgang Lang Verlag Hirzel 2006 • CHF 34.50 Adressen : Stiftung Mensch und Tier Ethikschule Kind und Tier Lothringerstrasse 23, 4056 Basel T : 061 321 35 00 [email protected] www.stiftung-mensch-und-tier.ch Schweizer Tierschutz STS, Krax.ch Dornacherstrasse 101, 4008 Basel T : 061 365 99 99 [email protected] • www.krax.ch Links : Der mobile Tierschutzlehrer und ausgebildete Schulbesucherinnen besuchen Klassen für zwei oder drei Lektionen zu verschiedenen Themen wie etwa die natürlichen Lebensformen und Bedürfnisse der Heimtiere oder Spielregeln im Umgang mit Hunden. Weitere Informationen unter : www.krax.ch/ schulprojekt ; [email protected] Merkblätter und Heimtierberatungen des Schweizer Tierschutz STS Für Kinder : www.krax.ch Für Eltern : www.tierschutz.com Informationen des Bundesamts für Veterinärwesen BVET Für Kinder : www.neutierig.ch Für Eltern : www.tiererichtighalten.ch ProTier 3/09 Photo : Nathalie Dubois Foto : pixelio.de Foto : pixelio.de Quelle Foto : STS / Krax Welpen und Kinder : So werden sie zusammen gross Ein Ratgeber für Eltern von Pia Silvani und Lynn Eckhardt Kynos Verlag 2007 • CHF 34.50 Wir brauchen Hilfe ! Unser Spendenkonto PC : 80-37221-2 Vermerk : Findeltiere Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz Alfred Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich ProTier 3/09 11 Katzen würden Mäuse kaufen Was wir unseren Hunden und Katzen zu fressen geben, hat Auswirkung auf ihre Gesundheit, Fitness und Lebensdauer. Doch was zeichnet die optimale Ernährung aus ? ProTier gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen. W er sich einen Hund oder eine Katze anschafft, kann sich noch so intensiv auf die Haltung vorbereiten ; mit dem Angebot an Futtersorten wird er beim ersten Einkauf ganz sicher überfordert sein. Die Auswahl ist schier unübersichtlich und reicht von Nass- über Trockennahrung bis zu Futter für unterschiedliche Altersstufen, gegen Zahnstein oder für starke Knochen. Neuster Streich der Futtermittelindustrie ist die auf unterschiedliche Rassen abgestimmte Ernährung : Für Stubentiger oder Naturburschen bei den Katzen und vom Zwerg bis zum Riesen bei den Hunden. Abgerundet wird die bereits riesige Palette durch unzählige Geschmacksrichtungen : Darf es Fasan, Kaninchen, Geflügel, Lamm oder Rind sein ? Hunde und Katzen dürfen ohnehin nicht wählen. Die Qual der Wahl haben noch immer Herrchen oder Frauchen. Während der eine dem Billigprodukt aus dem Supermarkt vertraut, füllen andere nur Produkte Von Helen Weiss mit Biosiegel oder massgeschneidertes Fut12 ter vom Tierarzt in Bellos und Miezes Napf. Einige kehren der Futtermittelindustrie gar ganz den Rücken und « barfen » (biologisch artgerecht roh füttern), indem sie das Futter für ihre Vierbeiner täglich frisch und roh zubereiten. Nur in einem Punkt sind sich alle Heimtierhalter einig : Für den vierbeinigen Freund solls nur das Beste sein, denn selbstverständlich will man seinen pelzigen Gefährten sorgfältig hegen und pflegen. Was genau nun das Beste ist, lässt sich kaum pauschal erklären, folgende Punkte sollten jedoch bei der Suche nach der idealen Fütterung berücksichtigt werden : Schlingender Allesfresser Obwohl der Hund zu der Ordnung der Fleischfresser (Carnivoren) gezählt wird, ist er von Natur aus ein Allesfresser (Omnivor). Sein Verdauungstrakt eignet sich zum Teil dazu, pflanzliche Nahrung aufzunehmen und zu verdauen. Ein Sättigungsgefühl, ProTier 3/09 Quelle : pixelio.de Quelle : pixelio.de Hunde kennen kein Sättigungsgefühl. Im Gegensatz zu Katzen fressen sie so lange, bis der Napf leer ist wie wir es von uns Menschen kennen, ist für Hunde weitgehend unbekannt. « Als Rudeltiere konkurrenzieren Hunde automatisch um die Nahrung », erklärt Marcel Wanner, Professor und Leiter des Instituts für Tierernährung der Vetsuisse-Fakultät an der Universität Zürich. Um genug zu bekommen, müssen die einzelnen Tiere des Rudels rasch fressen – ein Grund, weshalb Hunde ihr Futter schlingen. « Ein Hund frisst, bis der Futternapf leer ist », so Wanner. Ihr Stoffwechsel ist auf Fleisch als Hauptbestandteil ihrer Nahrung ausgerichtet. Fixfertiges aus der Dose Die Futtermittelindustrie macht es den Heimtierhaltern leicht : Es werden Alleinfutter angeboten, die alle wichtigen Nährstoffe enthalten und für die Vierbeiner schmackhaft sind. Ob man dabei Flocken-, Pressfutter- oder Nassfutterprodukte wählt, hängt vom individuellen Geschmack ab. « Ideal ist es, wenn beides verfüttert wird, also je einmal am Tag Nass- und Trockenfutter », rät Rita Dubois von ProTier. Beim Verfüttern von Trockenfutter muss darauf geachtet werden, dass dem Tier genügend frisches Wasser zur Verfügung steht. Bei der Wahl der Marke sollte auf einen möglichst hohen Fleischanteil geachtet werden. « Billige Sorten enthalten oft Tiermehl », weiss Karin Bischof, Züchterin von Border Collies und Islandhunden mit FCI-Papieren. Gegner von Fertigfutter behaupten, dass darin Heikle Fleischliebhaberin Katzen sind Einzelgänger und geschickte Jäger. Bevor sie ihre Beute verschlingen, spielen sie oft noch stundenlang damit. Quelle : pixelio.de Quelle : pixelio.de Photo : Nathalie Dubois Die Katze ist im Gegensatz zum Hund ein Einzelgänger, hat also am Futternapf viel weniger Stress. Sie lässt sich bei der Nahrungsaufnahme Zeit, spielt sogar mit erbeuteten Mäusen, bevor sie sie verspeist. Zudem ist die Katze ein reiner Fleischfresser : Vorsicht beim Verfüttern von gekochten Knochen, denn diese können splittern. Für kaufreudige Vertreter unter den Hunden gibt es als Alternative Kauknochen aus Büffelhaut. ProTier 3/09 13 Ein individuell auf das jeweilige Alter abgestimmte Futter ist wichtig, um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Hundewelpen im Wachstum benötigen ein energieund eiweissreiches Futter. bis zu 80 Prozent Getreide sowie Schlachtabfälle enthalten sind und die Angaben auf der Verpackung ungenau seien. « In der Schweiz werden die Inhaltsangaben auf der Verpackung von Tierfutter durch die Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld / Posieux streng kontrolliert. Die Deklarationen sind meistens korrekt », sagt Marcel Wanner vom Institut für Tierernährung. Individueller Menüplan Wer dem Fertigfutter misstraut und den Aufwand nicht scheut, ist mit der « Biologisch artgerechten rohen Fütterung », kurz Barf, gut beraten. Da sich der Verdauungstrakt von Hunden und Katzen jenem ihrer wilden Artgenossen gleichen, sollten Heimtiere nach Meinung vieler Barfer mit rohem Futter ernährt werden. Deshalb stellen Barfer alle Zutaten selbst zusammen und bereiten sie frisch zu. Die Fütterungsmethode ist ebenso beliebt wie umstritten – ganz sachlich betrachtet, kann man hier viel Gutes für das Tier tun, vorausgesetzt man macht es richtig. « Die rohe Fütterung ist eine Wissenschaft und benötigt ein enormes Fachwissen », sagt Züchterin Karin Bischof. « Hut ab, wer das richtig kann. » Reste vom Tisch Der Vierbeiner als Abfall- und Resteverwerter hat eine lange Historie. Grundsätzlich ist eine solche Ernährungsart unseren Tieren eher abträglich : Hunde und Katzen vertragen die Salz- und Zuckermengen 14 Hunde und Katzen vertragen die Salz- und Zuckermengen der menschlichen Nahrung schlecht. Deshalb sollte nur vom Tisch gefüttert werden, wenn ausgewogen gekocht wird. sowie viele Gewürze schlecht, die in der menschlichen Nahrung vorkommen. Es kommt also ganz darauf an, wie man kocht, wenn man dem Vierbeiner Reste vom Tisch verfüttern will. « Kocht man ausgewogen für sich selbst, darf man ruhig eine zusätzliche Portion für das Heimtier zubereiten », sagt Experte Wanner. Beim Verfüttern von Knochen sollte man jedoch Vorsicht walten lassen : Gekochte Geflügelknochen können splittern. « Poulethälse eignen sich als schmackhafter Zeitvertrieb besser », rät Karin Bischof. Der Fachhandel bietet zudem von getrockneten Schweinsohren bis zu Büffelhautknochen eine breite Palette an Köstlichkeiten für die kaufreudigen Vertreter unter den Vierbeinern. Nicht alles vertragen Hunde und Katzen Nicht alles, was wir Menschen essen, ist gut für unsere Vierbeiner. Werden dem Heimtier gewisse Nahrungsmittel verfüttert, können gar Vergiftungserscheinungen auftreten. Erste Anzeichen machen sich ungefähr vier bis zwölf Stunden nach dem Verzehr bemerkbar und äussern sich zuerst mit Erbrechen und Durchfall. Dann können Zittern, Herzrasen, Koma, Lähmungen in der Hinterhand und im schlimmsten Fall Tod durch Herzversagen folgen. Folgende Nahrungsmittel sollten nicht verfüttert werden : • Schokolade ist ungesund für die Zähne und enthält zudem den Wirkstoff Theobromin, der vor allem in Zartbitter- und Bitterschokolade enthalten ist. 200 Gramm Kochschokolade, also eine Tafel, können für einen zehn Kilo schweren Hund bereits tödlich wirken. • Obstkerne enthalten in Kernen und Steinen Blausäure. Sie blockiert die Zellatmung und schädigt den Organismus des Hundes. Die Schleimhäute im Atmungs- und Verdauungstrakt werden gereizt, was zum Tod des Tiers führen kann. Steine und Kerne dürfen also nicht verfüttert werden. • Kuhmilch enthält zwar viel Kalzium, den hohen Gehalt an Milchzucker vertragen jedoch häufig weder Hunde noch Katzen. Gegorene Milchprodukte wie Joghurt, Quark und Käse stellen jedoch in der Regel keine Probleme dar. • Salzgebäck enthält viel Salz, was vor allem für Hunde mit einer Herzerkrankung sehr schädlich ist. Wird Salzgebäck regelmässig verfüttert, sammelt sich Flüssigkeit im Körper, die durch die verminderte Herztätigkeit nicht ausgeschieden werden kann. • Zwiebeln im Übermass sind schädlich, da die schwefelhaltigen Inhaltsstoffe die Hülle der roten Blutkörperchen angreifen und so deren Zerstörung bewirken. Dies führt über längere Zeit zu Blutarmut. • Rohes Eiklar (« Eiweiss ») verfügt über einen grossen Anteil an hochwertigem Eiweiss und enthält gleichzeitig Stoffe, welche die Verdauung von Eiweiss stark einschränken. Zudem wird das Bioton durch ein im Eiklar enthaltenes Protein gebunden, so dass das wichtige Vitamin für den Organismus des Hundes nicht mehr verfügbar ist. ProTier 3/09 Wie sein wilder Artgenosse Wolf ist auch der Hund ein Rudeltier. Um genug zu bekommen, muss das einzelne Tier rasch fressen – ein Grund, weshalb Hunde ihr Futter verschlingen. Vegetarische Ernährung Dass es in den Haushalten hundeund katzenhaltender Vegetarier beim täglichen Dosenöffnen zum inneren Konflikt kommt, scheint unausweichlich : Wer fleischlos isst, möchte auch seinen Vierbeiner vegetarisch ernähren. Die Experten sind sich einig : Bei Hunden ist eine vegetarische Ernährung zwar möglich, aber nicht artgerecht. Als Allesfresser verträgt der Hund ein getreidehaltiges Futter, hat er aber die Wahl zwischen einer Gemüsekrokette oder einem Stück Fleisch, wird er sich sicher für letzteres entscheiden. Katzen als reine Fleischfresser hingegen können aufgrund ihres Verdauungstraktes gewisse Nährstoffe nur über tierische Nahrung aufnehmen. « Vitamin A zum Beispiel ist in pflanzlichen Stoffen nur als Beta-Carotin vorhanden », erklärt Marcel Wanner. « Der Mensch kann das Beta-Carotin in Vitamin A umwandeln, die Katze jedoch nicht. » Diätfutter Rund ein Drittel aller Heimtiere ist übergewichtig – kein Wunder also boomt der Absatz von Diätfutter. « Vom Tierarzt verschriebenes Diätfutter ist vor allem lukrativ für den Veterinär », sagt Rita Dubois von ProTier. « Mit der Reduktion der Portionen sowie ausreichend Bewegung erreicht das Tier sein Idealgewicht ebenso schnell. » Anders sieht es aus, wenn das Diätfutter aufgrund einer Allergie oder Erkrankung verschrieben wird. Bei vielen Erkrankungen treten Störungen im Stoffwechsel auf, die eine besondere Fütterung erforderlich machen. Diätfuttermittel werden als Ergänzung zur tierärztlichen Therapie oder auch zur ausschliesslichen Behandlung eingesetzt. Diätkuren sind deshalb nur dann sinnvoll, wenn sie auf einer fachlich abgesicherten Diagnose beruhen und laufend exakt überwacht werden. Spezialfutter Für unsere vierbeinigen Lieblinge werden ständig neue Produkte ProTier 3/09 Literatur : entwickelt, die junge, alte, faule oder hyperaktive Vertreter optimal ernähren sollen. « Futtersorten für bestimmte Hunderassen oder speziell für Wohnungskatzen sind reine Geldmacherei », ist Rita Dubois überzeugt. Um körperlichen Problemen vorzubeugen, ist jedoch ein individuell auf jede Lebensphase abgestimmtes Futter wichtig. Die Nährstoffbedürfnisse eines Welpen unterscheiden sich deutlich von dem eines Seniors. Arbeits- und Sporthunde, aber auch aktive Zuchthündinnen brauchen zudem eine besondere Unterstützung ihrer Leistung durch eine richtige Ernährung. « Meine Zuchthündinnen erhalten in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit energie- und eiweissreiches Welpenfutter », so Karin Bischof. Sehr aktiven Hunden und schlechten Futterverwertern serviert die Züchterin zudem Hochleistungsfutter. Ob das Futter jedoch nach Lamm oder Rind schmeckt, mit Crevetten angereichert ist oder auf dem Goldteller mit Petersiliendekoration präsentiert wird, spielt den Vierbeinern keine Rolle. « Tiere benötigen keine Abwechslung », weiss Tierernährungsexperte Marcel Wanner. Mit den unterschiedlichen Geschmacksrichtungen wollten Heimtierhalter den eigenen abwechslungsreichen Menüplan auch den Tieren ermöglichen. « Die Ernährung von Hunden und Katzen muss heute nicht nur die physiologischen Bedürfnisse der Tiere befriedigen, sondern auch die psychologischen der Heimtierhalter », fasst Wanner seine Erfahrungen zusammen. « Katzen können sehr wählerisch sein, oft verweigern sie nach einiger Zeit plötzlich eine Futtersorte » weiss Rita Dubois aus eigener langjähriger Erfahrung. Katzen : Katzen füttern – gesund, lecker, appetitlich, von Anna Laukner Eugen Ulmer Verlag 2007 CHF 14.50 « Katzen naturnah ernähren – Frischfütterung leicht gemacht » von Angela Münchberg, Cadmos Verlag GmbH • CHF 19.80 Hunde : Ernährung des Hundes – Grundlage, Fütterung, Diätetik, von Helmut Meyer und Jürgen Zentek Parey Verlag 2004 • CHF 80.90 Koch mal was für Bello ! Neue Rezeptideen für Hunde von Andrea Packulat Kynos Verlag 2006 • CHF 8.90 « B.A.R.F. – Artgerechte Rohernährung für Hunde » von Barbara Messika und Sabine Schäfer Kynos Verlag 2005 • CHF 22.90 Beratung : Institut für Tierernährung Winterthurerstrasse 260, 8057 Zürich Tel : 044 635 88 01 www.tierer.unizh.ch [email protected] Ernährungsberatung für Hunde und Katzen Tel : 044 635 88 01 Telefonische Beratung : Dienstag von 15 bis 16 Uhr Freitag von 10 bis 11 Uhr Die Beratungen sind kostenpflichtig und berechnen sich je nach Aufwand. Die Mindestgebühr beträgt 50 Franken exklusive Mehrwertsteuer. Dieser Tarif gilt auch für eine telefonische Beratung. 15 Patenschaften Die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz/ProTier schläfert keine gesunden Tiere ein. Wir nehmen deshalb auch ältere Tiere auf, die anderswo abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir kein Recht , ihnen dieses zu nehmen. Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere Leute, die einem unserer « Senioren » ein neues Zuhause geben. Mitunter aber bleiben ältere Tiere recht lange im Tierheim und verursachen hohe Kosten. PRO Mit Ihrem monatlich wiederkehrenden Betrag geben Sie uns die Möglichkeit, uns weiterhin optimal für unsere Schützlinge einzusetzen. Foto : Nathalie Dubois Foto : Nathalie Dubois Deshalb bitten wir Sie : Werden Sie Patin / Pate eines Findeltieres ! Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde monatlich folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine werden mir nach Eingang dieses Talons zugeschickt) : CHF 20.– CHF 100.– CHF 40.– CHF CHF 50.– Ich überweise einen einmaligen Betrag von Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag CHF 30.–) CHF (Bitte Gewünschtes ankreuzen) Name : Vorname : Strasse : PLZ/Ort : Datum : Unterschrift : Bitte ausschneiden und einsenden an : Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz, Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich 16 PT 3 / 09 ProTier 3/09 Bioinvasoren Neozoen – Asiatischer Marienkäfer Einheimischer Marienkäfer. Die Rote Invasion aus dem Osten Glücksbringer ? Vor wenigen Jahren erstmals in der Schweiz entdeckt, breitet sich der Asiatische Marienkäfer rasant über die gesamte Schweiz aus. Der tierische Neuling gilt aus verschiedenen Gründen als problematisch. B is er über die Schweizer Grenzen wandern konnte, hatte der Asiatische Marienkäfer, Harmonia axyridis, einen weiten Weg. Der rund 6 mm lange Käfer, dessen ursprüngliches Verbreitungsgebiet Japan und grosse Teile Asiens umfasst, ist bekannt für seine Gefrässigkeit. 100 bis 250 Blattläuse vertilgt er pro Tag. Das machte ihn ab 1980 in Europa in Treibhäusern zum beliebten Bekämpfungsmittel gegen Blattläuse. In der Schweiz wurde die Einfuhr des Käfers indes nie bewilligt. Denn es war nur eine Frage der Zeit, bis das Insekt aus den Gewächshäusern entkommen konnte. Erste freilebende Exemplare tauchten 1999 und 2000 in Deutschland und Belgien auf. Ab 2005 und 2006 war der exotische Marienkäfer dann bereits im ganzen Norden der Schweiz präsent, insbesonde- Asiatischer Marienkäfer. re auf Laubbäumen in den städtischen Gebieten. Und mittlerweile breitet er sich rasant im Mittelland aus. Gefahr der Plage Problematisch ist die Ausbreitung des Asiatischen Marienkäfers, weil er das Potenzial hat, einheimische Arten zu verdrängen. Auf seinem Speiseplan stehen nämlich nicht nur Blattläuse, sondern auch Schmetterlingseier und andere Insekten, darunter auch « Nützlinge » und die Larven einheimischer Marienkäfer. Im Herbst treten die Marienkäfer in Massen auf und wandern zur Überwinterung an geschützte Plätze. Nicht selten dringen sie in Häuser ein und führen zu Belästigungen für deren Bewohner. Zu einem Problem kann der Käfer für die Weinproduzenten werden. Der Käfer sammelt sich gerne zwischen den Früchten und in aufgesprungenen Beeren an. Wird er mitgeerntet, kann das bei der Verarbeitung zu Saft oder Wein zu Geschmacksbeeinträchtigungen führen. decken. Auch die Anzahl der Punkte kann zwischen 0 und 19 schwanken, wobei die meisten gefangenen Käfer in der Schweiz 19 schwarze Punkte auf den Deckflügeln aufwiesen. Ein wichtiges und deutliches, aber auch nicht immer vorhandenes Merkmal ist das schwarze « M », das auf dem weissen Halsschild sichtbar ist. Wegen dieser Farben- und Formenvielfalt wird der Einwanderer auch als Vielfarbiger oder HarlekinMarienkäfer bezeichnet. Die Auswirkungen des tierischen Neulings für die Zukunft sind noch unklar, vor allem, weil er einheimische Arten konkurriert und keine natürlichen Feinde hat. hpr/mgt Fotos : zVg Fotoarchiv Hans Peter Roth Variables Aussehen Das Aussehen des Asiatischen Marienkäfers ist sehr variabel und das Verwechslungsrisiko mit einheimischen Marienkäfern ziemlich gross. Es gibt Exemplare mit roten, orangeroten und schwarzen FlügelProTier 3/09 Asiatischer Marienkäfer. 17 Raubtier-Update Einseitige Lizenz zum Töten Gleich drei Wölfe sind im Spätsommer in der Schweiz innert kürzester Zeit zum Abschuss freigegeben worden, teils nach skandalöser Vorgeschichte. Und die Politik des eidgenössischen Jagdinspektors könnte alles noch verschlimmern. wurde. Wie viele Wölfe im Zeitraum seit dem ersten offiziellen Abschuss zusätzlich illegal getötet wurden, darüber kann nur spekuliert werden. VON HANS PETER ROTH I m Spätsommer häuften sich die Hiobsbotschaften in Sachen Wolf in der Schweiz einmal mehr. Innerhalb von sechs Tagen wurden gleich drei Wölfe zum Abschuss freigegeben. Einer im Kanton Luzern und zwei im Unterwallis. Der Grund : Die Raubtiere sollen laut Behörden mehr Nutztiere gerissen haben als vom Bundesamt für Umwelt erlaubt. In den frühen Morgenstunden des 20. August musste der erste der drei Wölfe auf der Abschussliste sterben. In der Region des Val d’Illiez (VS) kam ein männlicher Wolf vor die Flinte der Wildhüter. « Der Wolf hielt sich in unmittelbarer Nähe einer Schafherde auf », liessen die Walliser Behörden in der Medienmitteilung verlauten. Innert vier Monaten soll der erschossene Rüde 39 Schafe gerissen haben. Es ist offiziell bereits der siebte Wolf, der in der Schweiz abgeschossen Fotos : zVg Bildarchiv Ananda Kunz Interpretation mit Schlagseite 18 Vertreter von Organisationen des Umwelt-, Arten- und Tierschutzes reagieren entsetzt. Auch ProTier. Vom Kanton Wallis ist zu erwarten, dass er die Kosten für den Abschuss offenlegt. Im Jahr 2006 kamen die Kosten für einen Wolfsabschuss im Wallis die öffentliche Hand auf sagenhafte 330 000 Franken zu stehen. Geld, das man besser in den Herdenschutz investiert hätte. So wäre der Wolf vom Val d’Illiez jetzt höchstwahrscheinlich noch am Leben. Die Organisationen WWF und Pro Natura haben deshalb in allen drei Fällen Rekurs eingereicht. In mindestens einem Fall (Stand Redaktionsschluss ProTier Heft 3-09) ist dieser leider zu spät gekommen. Dies bestärkt die Umweltschützer in ihrer Überzeugung : Die Kriterien des « Wolfskonzepts Schweiz » wurden einseitig und klar zu Ungunsten der Wölfe interpretiert. « Nur in den wenigsten Fällen der Wolfsangriffe waren die gerissenen Schafe effizient geschützt », meint Mirjam Ballmer, Projektleiterin Naturschutzpolitik von Pro Natura dazu. Kurt Eichenberger, Projektleiter Artenschutz des WWF Schweiz, ergänzt : « Es ist ein Armutszeugnis für die Schweiz, dass wir die Gerichte bemühen müssen, um den rechtmässigen Schutz des Wolfes sicherzustellen. » Unglaubwürdig Im Fall des Wolfes im Walliser Val des Dix (der bei Redaktionsschluss vermutlich noch lebte) soll der Schutz zwar ausreichend gewesen sein. Das 1. August-Feuerwerk aber erschreckte die Schafe, führte zum Ausbruch der Schafe aus der Umzäunung und in der Folge zu 16 Rissen durch den Wolf. Wegen dieser unglücklichen Verkettung von Ereignissen wurde der in der Gegend sich befindende Wolf zum Tode verurteilt. Dass ein solcher Zufall genügt, um einen Wolf zum Abschuss frei zu geben, legt die Befürchtung nahe, dass das Wolfskonzept des Bundes unglaubwürdig sein könnte, um es mild und vorsichtig auszudrücken. Für Tier- und Umweltschützer ist deshalb klar : Wolfskonzept und Schafsömmerung sind anzupassen. Ansonsten kann die Schweiz den Wolf nicht ausreichend schützen und verletzt mit ihrem Verhalten nationales und internationales Recht. Mittelfristig könnte man die Schafsömmerung beispielsweise so anpassen, dass Subventionen zugunsten von grösseren Herden umgelagert und Herdenschutzmassnahmen zur Voraussetzung für Direktzahlungen würden. Nur so wird der Wolf in unserem Land wirklich wieder heimisch. Und genau das wünschen sich gemäss ProTier 3/09 einer repräsentativen Umfrage ja über 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Wie viele sind da ? Sicher ist : Für den Wolfs(fort)bestand in der Schweiz sind die praktisch gleichzeitigen Abschussbewilligungen für drei Tiere eine Katastrophe. Je nach Schätzungen leben hierzulande zurzeit zwischen sieben und 18 Wölfen. Laut der Stelle für die Koordination von Forschungsprojekten zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz (KORA) sind in den letzten zwei Jahren in der Schweiz insgesamt mindestens 12 verschiedene Wölfe genetisch nachgewiesen worden. Nach den Ausführungen, wo Spuren dieser Tiere nachgewiesen wurden und wo sie sich vielleicht teilweise immer noch aufhalten, lautet die Vermutung von KORA, dass der Wolfsbestand auf fünf bis sechs weitere Wölfe beziffert werden könne. Dies deute darauf hin, « dass sich in der Schweiz allmählich Rudel bilden ». Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass sich nicht alle seit 2007 genetisch nachgewiesenen Wölfe heute auch noch in der Schweiz befinden müssen. Sie können teilweise weitergewandert, natürlich gestorben oder Wilderern zum Opfer gefallen sein. So ist zwar der Umstand, dass sich der Wolf allen Widrigkeiten zum Trotz weiter in unserem Land ausbreitet, für 80 Prozent der Bevölkerung erfreulich. Doch die aktuellen Abschussbewilligungen lassen nichts Gutes erahnen. Gefährliche « Appeasement »-Politik Wenn es nämlich nach dem eidgenössischen Jagdinspektor Reinhard Schnidrig geht, sollen die Kantone künftig « auch den Bestand geschützter Arten regulieren und damit flexibler zum Abschuss freigeben können ». Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) will die Jagdverordnung entsprechend anpassen. In einigen Regionen des Landes hätten ProTier 3/09 die Bestände an Raubtieren deutlich zugenommen, erklärte Schnidrig auf Anfrage. So sei etwa die Zahl der Luchse im Jura stark gestiegen. Die Absichten des Bafu-Mannes sind ein Signal, dass der Abschuss von Wölfen künftig womöglich noch einfacher werden könnte. Dies alles klingt nach Kniefall vor der Jäger- und SchafhalterLobby, vor allem aus dem Wallis, von deren Seite penetrant-beharrlich nichts anderes gefordert wird, als die erneute Ausrottung von Wolf und Luchs in der Schweiz. Mit anderen Worten : Mit den aktuellen Abschüssen will Schnidrig die Leute von dieser Seite beschwichtigen. Die Logik ist simpel : Je mehr WolfAbschüsse, desto ruhiger sind Jäger und Schafhalter. So könnte es vielleicht tatsächlich schon bald wieder still werden in Sachen Wolf in der Schweiz. Totenstill – weil es keine Wölfe mehr gibt. « Lynch-Justiz » Eine gewisse Parallele war in den letzten Jahren im Kanton Bern in ähnlichem Zusammenhang zu beobachten. Hier hatte sich der Luchs in den 90er Jahren gebietsweise gut vermehrt. Die Folge war eine eigentliche « Lynch-Justiz » gewisser Einheimischer im Berner Oberland. Luchse wurden gleich reihenweise illegal erschossen, vergiftet oder in Fallen getötet, ohne dass es auch nur zu einem einzigen Gerichtsverfahren mit exemplarischer Wirkung gekommen wäre. Beim Berner Jagdinspektorat wurden abgehackte Luchspfoten deponiert. Zeitweise waren die selbsternannten illegalen Luchs-Töter derart dreist, dass sie sogar vor laufenden Kameras im Schweizer Fernsehen unverblümt prahlten, sie würden Luchse töten. – Effektive juristische Folgen gab es deswegen keine. Heute rühmt das Berner Jagdinspektorat den sachlichen Ton in dieser Angelegenheit und wie sich die Wogen geglättet hätten. Das ist indes nur die halbe Wahrheit. Zwar reagierte man im Kanton Bern erfreulich besonnen, als der erste Wolf auftauchte und auch Schafe riss. Doch in Sachen Luchse ist es aus einem anderen Grund still geworden : Es gibt fast keine mehr, – was offensichtlich nicht allein auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist. Derweil machen im Berner Oberland einflussreiche Politiker wie etwa der populäre SVP-Nationalrat Adrian Amstutz mit Kolumnen, Leserbriefen und in Reden munter Hetze gegen Luchs und Wolf. Goldschakal auf dem Weg in die Schweiz Ein weiteres Raubtier wird auf seiner Wanderung gegen Westen die Schweiz erreichen, meinen Fachleute. « Momentan ist er noch etwa 200 Kilometer von der Schweiz entfernt », sagt Reinhard Schnidrig vom Bundesamt für Umwelt. « Gut möglich, dass der Schakal als neues Raubtier auch in die Schweiz einwandert. » Noch vor 25 Jahren reichte sein Revier von Afrika bis Asien und endete im Südosten Europas. Heute hat der Goldschakal in Bulgarien und Kroatien anwachsende Kernbestände mit über 10 000 Tieren gebildet. Von hier aus machen sich junge Männchen auf, neue Territorien zu besetzen. In Österreich ist der Schakal bereits eingewandert. Die Klimaerwärmung nützt dem kältescheuen Schakal. Und überall dort, wo der Wolf als Fressfeind des Schakals selten geworden ist, breitet sich dieser aus. « Wir erwarten den Goldschakal zwar nicht gerade übermorgen », sagt JeanMarc Weber von der Raubtierforschungsstelle KORA. « Aber wenn er kommt, ist das Mittelland die optimale Region für ihn », so der Biologe. Auch im Tessin könnten sich Schakale wohlfühlen. Und von den nur vereinzelt vorkommenden Wölfen hätte der Schakal nichts zu befürchten. Doch der Schakal könnte dem einheimischen Fuchs Ärger bereiten. Als Allesfresser macht er ihm Konkurrenz. Zudem ist der für Menschen völlig ungefährliche Schakal etwa doppelt so gross. Die Fuchsdichte könnte demnach in der Schweiz künftig abnehmen, falls sich der Goldschakal hierzulande dereinst in grösserer Zahl breitmacht. (hpr) 19 Blauwale Fotos : zVg Fotoarchiv Hans Peter Roth Die Gärtner der Meere O hne die Wale stirbt das Meer. Diese Erkenntnis haben deutsche Wissenschaftler auf dem Schiff « Polarstern » im vergangen Winter (antarktischer Sommer) auf einer Forschungsexpedition im Südatlantik bestätigt gefunden. Im Südpolarmeer blühte einst das Leben. Seefahrer beschrieben vor rund hundert Jahren in Logbüchern, wie gigantische Krillschwärme das Meer verfärbten, « so weit das Auge reicht ». Das Wasser war stellenweise dick wie « Erbsensuppe ». Dutzende Wale durchsiebten die Suppe. Die polare Blüte ist zerstört. Rund zwei Millionen Wale endeten als Tran und Hun- 20 defutter. Dem Massaker fielen die wichtigsten Krillfresser zum Opfer : an die 300 000 Blauwale. Von den grössten Tieren aller Zeiten überlebten nur einige Hundert. Trotz jahrzehntelangem Schutz hat sich ihr Bestand kaum erholt. Doch auch der Krill schwächelt. « In den vergangenen Jahrzehnten haben die Krillbestände um rund 80 Prozent abgenommen », sagt Victor Smetacek vom Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Warum ? Wenn Räuber verschwinden, nimmt der Bestand ihrer Beutetiere normalerweise massiv zu. Offenbar nicht beim Krill. Meeresbiologen spre- chen vom antarktischen Paradox. Smetacek sieht die Hauptursache in der Biologie : « Die vielen Wale hielten als Umweltgärtner ein sehr produktives Ökosystem aufrecht. Mit ihrer Dezimierung verfiel dieses. » Ihren Meeresgarten bestellten die Riesensäuger und Kleinkrebse durch intensives Recycling lebenswichtiger Nährstoffe in der obersten Wasserschicht. Die Wale « düngten » die obersten Wasserschichten mit ihrem flüssigen Kot. Darin ist enthalten, ein wachstumsbestimmendes, sehr rares Element in weiten Teilen der Ozeane. Bleibt der essenzielle Dünger im Kreislauf erhalten, gedeihen üppige Algenfelder. Von den Algen leben viele Minitiere. Dieses Plankton weiden die Krillkrebse ab. Das Krill wiederum fressen die Wale. Perfektes Recycling – bis der Mensch in dieses vollendete Schöpfungsgeflecht einzugreifen begann. « Vielleicht könnten wir von den Walen lernen », meint Victor Smetacek. « Denn auf relativ kleiner Fläche « ernteten » die Wale viel mehr Biomasse, als die Menschen mit zerstörerischer Technik aus allen Meeren fischen. » hpr/mgt ProTier 3/09 Agro-Biodiversität Bedrohte Schweizer Nutztierrassen Das Rätische Grauvieh « Gefährdet » steht zwar auch heute noch, wenn man bei ProSpecieRara unter dem Stichwort « Rätisches Grauvieh » nachschlägt. Doch das genügsame Tier hat sich in der Schweiz wieder gut etabliert. Und der Bestand wächst weiter. S begann das auf mehr Milchleistung getrimmte Braunvieh das Grauvieh rasch zu verdrängen. In wenigen Jahrzehnten war das Rätische Grauvieh in der Schweiz völlig verschwunden. Im Tirol blieb es jedoch erhalten. ten. Das Hauptgebiet ist aber nach wie vor der Stammkanton Graubünden. Das geringe Gewicht und die dazu relativ grossen Klauen der Tiere schonen die Böden. Und mit seinem ruhigen Charakter und der hohen Vitalität findet das Rätische Grauvieh mehr und mehr Freunde. Kein Wunder, dass der 1990 gegründete Grauviehzuchtverein bereits beim 10-jährigen Jubiläum mehr als 2000 Tiere im Herdenbuch verzeichnet hatte und 235 Mitglieder zählte. hpr Beliebtes Tier Aus diesen Beständen konnte ProSpecieRara zusammen mit engagierten Züchtern 1985 einige kleine, dem Albula-Schlag ähnliche Tiere in die Schweiz zurück importie≠ren und in ihrer Heimat Graubünden wieder ansiedeln. Mit dem leichten Rätischen Grauvieh ist es der Stiftung und der Berglandwirtschaft gelungen, eine an wenig ertragreiche Böden und extreme Lagen optimal angepasste Rasse zu sichern. Seit den ersten Importen von Rätischem Grauvieh hat sich die Rasse im schweizerischen Berggebiet gut etabliert und wird heute von Züchtern in der ganzen Schweiz gehal- Fotos : zVg Fotoarchiv Hans Peter Roth chon in vorchristlicher Zeit streiften die Urvorfahren des Rätischen Grauviehs durch die Zentralalpen : die Torfrinder. Bereits die Pfahlbauer kannten das Torfrind, das im sechsten Jahrhundert vor Christus von den Rätiern, die von Italien her kamen, mit damals « grossrahmigen », silbergrauen Rindern vermischt wurde. Aber auch die Kelten, Alemannen und Walser brachten ihr Vieh mit. Durch die verschiedenartigen Zuchtgebiete und die Abgeschiedenheit der Täler entwickelten sich lokale Schläge. Nicht von ungefähr wird das Rätische Grauvieh deshalb auch als Kreuzungsprodukt der Völkerwanderung bezeichnet. Im historischen « Grauviehzüchterland » der Schweiz, dem Kanton Graubünden, unterschied man vor allem zwischen dem kleineren, leichteren Albula-Grauvieh und dem grösseren, schwereren Oberländer Schlag. In seinem Kernland war das Grauviehnoch vor hundert Jahren weit verbreitet. Doch ab 1920 ProTier 3/09 Mehr Infos Genossenschaft der Grauviehzüchter (GdG), www.raetischesgrauvieh.ch. Präsident : Reto Pfister, Pansal, 7168 Schlans / GR, Tel. 081 936 36 66. Zuchtbuchführung : Kurt Mafli, Höhe Gätziberg, 9450 Altstätten/ SG, Tel 071 755 68 73. Tiervermittlung : Ruedi Wyder, Im Berg, 8602 Wangen / ZH, Tel. 044 833 78 80. Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit ProSpecieRara, der Schweizerischen Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Tieren und Pflanzen, realisiert. ProSpecieRara setzt sich seit 1982 für die Rettung und den Erhalt der Vielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzen ein – für unser genetisches wie kulturelles Erbe. Die Stiftung lebt unter anderem von Gönnerbeiträgen. www.prospecierara.ch 21 Delfinjagd in Japan Eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen Geht die Delfinjagd in Japan wieder los ? Es ist zu befürchten. Auch für diese « Jagdsaison » hat die japanische Regierung wiederum ein « Kontingent » von mehr als 20 000 Delfinen und kleinen Walen zum Abschlachten freigegeben. VON HANS PETER ROTH D ie Wal- und Delfinschützer bangen. Was bei Redaktionsschluss noch unklar war, wird man wohl wissen, wenn dieses Heft erscheint. Am 1. September wird in Japan jeweils die « Jagdsaison » für die Küstenjagd auf Delfine und kleine Wale rund um Japan eröffnet. Sicher ist : Auch für diese « Saison » im Winterhalbjahr 2009/2010 ist vom japanischen Fischereiministerium wiederum ein erschreckendes « Kontingent » von rund 23 000 dieser Meeressäuger zur Tötung freigegeben. Grosses Echo Im besonderen Fokus der Weltöffentlichkeit steht diesen September das Küstenstädtchen Taiji in der südjapanischen Provinz Wakayama. In einer auch von ProTier unterstützten Aktion wurde letzten Herbst umfangreiche Aufklärungsarbeit über die grausamen Delfinmassaker von Taiji geleistet. Hier töten Jäger und Fischer jedes Jahr rund 2500 Delfine und andere kleinere Zahnwale, nicht ohne zuvor die schönsten Exemplare für teures Geld lebend an Delfinarien und Freizeitparks verkauft zu haben. Ein freier Mitarbeiter von ProTier begleitete den ehemaligen Trainer der Showdelfine von der TV-Serie « Flipper » und heute weltweit 22 bekanntesten Delfinschützer Ric O’Barry nach Taiji. In der Folge wurden in zahlreichen Medien die sadistischen Tötungsmethoden der Delfinjäger und deren zynische Verbandelung mit der Delfinarienmafia schonungslos offengelegt (ProTier berichtete). In der « Rundschau » des Schweizer Fernsehens SF und in den « Tagesthemen » im Ersten Deutschen Fernsehen ARD erschienen ausführliche TV-Beiträge dazu. Der Glücksfall Die Krönung der Aufklärungsarbeit liegt nun aber in Form eines 90-minütigen Kino-Dokumentarfilms vor. Mit nie zuvor gesehenen Bildern zerrt der US-Streifen « The Cove » (« Die Bucht ») das Drama von Taiji und weiteren Küstenorten, wo die Delfinjagd noch immer ausgeübt wird, an die Öffentlichkeit. Entstanden ist der spannungsgeladene Öko-Thriller im Lauf mehrerer Jahre. Das Zusammenfinden des Fakten zur Delfinjagd • • • • • • • • • • • In Japan werden bis heute jedes Jahr 23 000 Delfine und kleine Wale gezielt gejagt und getötet – mit ausdrücklicher Erlaubnis der Regierung. Allein im japanischen Fischerdorf Taiji fallen der Delfinjagd jedes Jahr rund 2500 Tiere zum Opfer – Dunkelziffer nicht eingerechnet. Für einen einzigen lebenden Delfin erzielen die Händler in Taiji Spitzenerlöse bis zu 150 000 Dollar. Taiji ist der weltweit grösste Umschlagsplatz für lebende Delfine. Gemäss Schätzungen setzen die Delfinarienindustrie und die damit verbundenen Zweige weltweit jährlich mehr als zwei Milliarden Dollar um – Tendenz steigend. Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat in Japan Hunderte von Wal- und Delfinfleischproben untersucht. Mehr als 90 Prozent der Proben lagen bei einem oder mehreren Schadstoffen über den japanischen Grenzwerten. Eine der oben genannten Fleischproben enthielt die 1600-fache Quecksilbermenge des erlaubten Grenzwerts in Japan. Das am stärksten mit Schadstoffen belastete Fleisch eines Wildtieres, welches jemals getötet wurde, stammt von einem Grindwal, einer grossen Delfinart. Einige Wissenschaftler und Tierschützer bezeichnen Wale und Delfine daher als « lebende Giftmülldeponien ». Der Todeskampf der gejagten Delfine in der Bucht von Taiji dauert meist mehrere Minuten – manchmal auch Stunden. An einigen Küstenabschnitten Japans sind sämtliche der üblich vorkommenden Wal- und Delfinarten bereits praktisch ausgestorben. hpr ProTier 3/09 in Umwelt- und Tierschutzbelangen seit vielen Jahren engagierten amerikanischen Fotografen und Regisseurs Louie Psihoyos mit Ric O’Barry ist für die Schaffung dieses Films ein Glücksfall. Ric O’Barry mit seiner abenteuerlichen, verschlungenen Lebensgeschichte wird in « The Cove » zum Hauptakteur, der durch die Geschichte führt. Eine Geschichte, die weit mehr zeigt als den Skandal der Delfinjagd. Im Film geht es ebenso um die bewiesene massive Quecksilberverseuchung des Delfinfleischs, das nichtsdestotrotz an Schulkantinen verteilt werden soll. Es geht um die zynischen Methoden, welche korrupte japanische Diplomaten innerhalb der Internationalen Walfangkommission IWC für höhere Abschussquoten von Walen anwenden, und wie sie dafür die Stimmen armer Entwicklungsländer kaufen. Aufgedeckt werden nebst vielem mehr auch die alarmierenden Raten, mit welchen unsere Weltmeere leer gefischt werden, und wie stark beispielsweise auch Thunfischfleisch mit Quecksilber belastet ist. Provokanter Coup Kurz : « The Cove » ist Abenteuerfilm und provokanter Coup zugleich : Packend, verstörend, aufrüttelnd, unterhaltend – und spannender als jeder Thriller, weil real. Ein mutiges, manchmal halsbrecherisches Kommandounternehmen von Umweltaktivisten im Stile von « Ocean’s Eleven », immer einem Skandal auf der Spur, den die japanische Fischerei- und die Delfinarienmafia gleichermassen vor der Öffentlichkeit verstecken wollen. Einem Skandal, der nur die Spitze des Eisbergs ist… Im August ist « The Cove » (« Die Bucht ») in den USA, Australien, Kanada und Neuseeland in insgesamt rund 130 Kinos angelaufen. Die Kritiker zeigen sich fast einhellig überzeugt bis begeistert vom Streifen : Ein atemberaubender Dokumentarfilm mit Oscar-Potenzial, so sind sich auch zahlreiche renommierte amerikanische Filmkritiker einig. Ein Film übrigens, in welchem in ProTier 3/09 letzter Sekunde auch eine Sequenz Eingang fand, die zeigt, wie der freie Mitarbeiter von ProTier in Taiji von aggressiven Delfinjägern tätlich angegriffen, zu Boden gestossen und herumgeschleift wird. Publikumspreis Bereits im vergangenen Winter gewann « The Cove » (« Die Bucht ») am renommierten Sundance Filmfestival den amerikanischen Publikumspreis. Seither hat die rasant montierte Doku an zahlreichen weiteren Filmfestivals reihenweise Preise abgeräumt. Anlässlich der Filmfestspiele in Cannes fanden sich unter anderem Käufer für eine Vermarktung des Films im französischen Sprachraum (Luc Besson) wie auch im deutschen Sprachraum. In Deutschland erfolgt der Kinostart am 22. Oktober ; für die Schweiz war er bei Redaktionsschluss noch nicht festgelegt. Es ist zu hoffen, dass der Film ein weltweiter Publikumserfolg wird – und dass er 2010 einen Oscar gewinnt… Doch die alles entscheidende Frage bleibt im Moment noch offen : Erzeugen der Film und die zahlreichen Medienberichte genügend Druck von aussen, dass die Delfinjagd endlich auch in den japanischen Medien zum Thema wird ? Und hauptsächlich, dass das barbarische Schlachten endlich aufhört ? In dieser Zeit des Hoffens und Bangens befindet sich der Mitarbeiter von ProTier unter anderem mit der Unterstützung von ProTier erneut in Japan auf Recherche- und Aufklärungsmission. Den ganzen Monat September über. Fortsetzung folgt. Ein Vermächtnis für die Tiere Bitte denken Sie bei der Erstellung Ihres Testaments auch an ProTier. Sie helfen mit, dass wir uns auch in Zukunft effizient für die Tiere einsetzen können. Für Auskünfte und Beratung steht Ihnen unsere Geschäftsführerin Rita Dubois gerne zur Verfügung. 23 Blauzungenkrankheit Behörden werden immer dreister Wenn Viehhalter die Blauzungenimpfung verweigern, bekommen sie es mit den Behörden zu tun. Gewisse Kantone greifen zu drastischen Mitteln. Die betroffenen Bauern fühlen sich behandelt wie Kriminelle. Drei Beispiele. verbieten den Kontakt zu geimpften Tieren, verhängen Alpsperren. Oder sie impfen in Blitzaktionen wie bei Scuol und zuvor auf einer Urner Alp. « Dann machen wir es illegal » Lorenz Kunz lässt seine Tiere nicht impfen. VON HANS PETER ROTH D ie erste Razzia oberhalb Scuol GR findet Ende Juni statt : Kantonspolizisten versuchen, jene 120 Schafe, die Tumasch Planta nicht gegen die Blauzungenkrankheit geimpft hat, ins Tal zu bringen,. Rund 50 Impfgegner lassen die Aktion scheitern – doch ihr Triumph ist von kurzer Dauer. Die Polizisten kommen wieder, in der Nacht auf den 15. Juli. Im Licht einer mobilen Anlage sortieren sie die ungeimpften Schafe aus einer Herde von 1000 Tieren heraus und fahren sie ins Tal, wo Kantonstierarzt Rolf Hanimann 24 sie sofort impfen lässt. Biobauer Planta ist fassungslos : « Die Behörden nehmen mir meine Tiere, impfen sie gegen meinen Willen und bringen sie an einen geheimen Ort », sagt er gegenüber der Zeitschrift « Beobachter ». Die Aktion ist bisheriger Höhepunkt des Konflikts, den sich mehrere Kantone mit rund 200 Bauern liefern, welche sich trotz Obligatorium weigern, Schafe und Rinder gegen die Blauzungenkrankheit zu impfen. Die Strafen sind drakonisch : Kantone sprechen Bussen von bis zu 20 000 Franken aus, erlassen Transportverbote für ungeimpfte Tiere, « Die Behörden kriminalisieren uns, als seien wir Schwerverbrecher », sagt Impfverweigerin Donata Clopath aus Donat GR. Sie muss ihren Betrieb diesen Sommer völlig umkrempeln. Normalerweise führt sie ihre Tiere wie alle Bergbauern über den Sommer auf eine Alpweide. Blieben sie unten im Tal, würde das Futter nicht durch den Winter reichen. « Weil ich meine Tiere nicht geimpft habe, darf ich sie jetzt nur auf die Magerwiese beim Maiensäss bringen und bin auf die Unterstützung von Freunden angewiesen », sagt sie. « Sie haben mir zugesichert, mir über den Winter mit Futter auszuhelfen. » Einige umgehen die Sömmerungsverbote ungerührt. Toni Suter aus Goldau SZ : « Im Sommer müssen wir mit unseren Tieren auf die Alp. Wenn wir legal nicht hoch dürfen, machen wir es halt illegal. » Schliesslich seien seine Tiere gesund. Zivilen Ungehorsam leisten auch der Berner Bergbauer Lorenz Kunz und seine Lebenspartnerin Magdalena Schatzmann. Auf der Alp Ramsen im Diemtigtal haben sie 15 Kühe sowie Rinder und Kälber, insgesamt 36 Stück Vieh gesömmert. Ungeimpft. Nach Ansicht der Behörden macht sich der 58-jährige Biobauer damit gleich doppelt strafbar : Einerseits habe er sein Vieh nicht impfen lassen, andererProTier 3/09 seits gehe er mit dem ungeimpften Bestand « z’Bärg » und stelle so ein Risiko für andere Bestände dar. Einzig der zugemietete Stier Ken ist geimpft. Die Polizei war bereits vor Ort und hat das Tierhalterpaar vernommen. dem Impfstoff. Viele Viehhalter erklären sich mit ihm die Aborte und Todesfälle, welche sich nach der letztjährigen Impfung gehäuft hätten. Lorenz Kunz geht zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus : « Nicht alle Landwirte realisieren, dass ungewöhnliche gesundheitliche Komplikationen bei ihrem Vieh mit der Impfung zu tun haben könnten. » Für ihn ist die Blauzungenkrankheit nicht eine Tier- sondern eine « Behördenseuche », wie er es in einem Artikel des « Berner Oberländer » ausdrückte. « Die Ansteckung der in aller Regel harmlos verlaufenden Krankheit erfolgt über eine Mücke und nicht von Tier zu Tier. Eine erkrankte Kuh kann das Virus nicht an die Nachbarkuh weiter geben. » Magdalena Schatzmann ergänzt : « Das Wissen von uns Praktikern wird einfach ignoriert. Es entscheiden Bürolisten, die sich auf Theorien und Statistiken stützen. Aber : Die Natur lässt sich nun mal nicht in den Computer hinein reduzieren. » Sie seien darauf angewiesen, das Vieh auf der Alp zu sömmern, betont Kunz. « Ohne Alpung würde uns später das benötigte Winterfutter des Talbetriebs fehlen. Und wenn unsere ungeimpften Tiere tatsächlich gemäss den Vorgaben geschlachtet werden müssten, droht uns Ende Jahr gar der Gang zum Sozialamt. » Serienbrief und Strafandrohung « Ich habe die Impfung nicht verweigert, sondern diese von drei Bedingungen abhängig gemacht », stellt der alt Grossrat (2001 bis 2005) der Grünen im Berner Parlament klar. Da Landwirte gegenüber Kunden und Konsumenten eine einwandfreie Qualität garantieren müssten, würden diese wie folgt lauten : • Der zuständige Veterinärdienst garantiert uns mit Unterschrift, dass negative Folgeschäden der Impfung unkompliziert und gerecht entschädigt werden. • Bei hochträchtigen Tieren wird erst nach erfolgtem Abkalben geimpft. • Der Veterinärdienst garantiert schriftlich, dass Milch, Milcherzeugnisse und Fleisch keine signifikanten Rückstände der Impfung enthalten. « Der kantonale Veterinärdienst hat auf diese Bedingungen nur mit einem Serienbrief und Strafandrohung geantwortet », sagt Lorenz Kunz. Gleich lautende Forderungen habe auch die schweizerische Konsumentenschutzorganisation gestellt. Erfolglos. Gespräch verweigert Gang zum Sozialamt ? Folge der ImpfNebenwirkung : Totes Kalb. ProTier 3/09 Fotos : zVg Fotoarchiv Hans Peter Roth Der Widerstand kommt vor allem von Biobauern. Sie misstrauen Man habe vergeblich das Gespräch mit dem Berner Volkswirtschaftsdirektor, Regierungsrat Andreas Rickenbacher, gesucht. « Wir glaubten, das Recht auf eine Anhörung vor dem Bestraftwerden zu haben », sagt Lorenz Kunz. « Aber statt mit uns die Zusammenarbeit zu suchen, werden wir wie Kriminelle behandelt. » Ihnen sei eine dreimalige Bestandeskontrolle durch den Tierarzt verordnet worden. Die erste habe ergeben, dass sämtliches Vieh gesund sei, erklärt der aufmüpfige Landwirt. Er betrachtet die Auflagen und Androhung von Kürzungen der Direktzahlungen als reine Schikane. « Dass 2008 bei den 40 Prozent un- Der Tierarzt soll in Sachen Blauzungenimpfung überflüssig sein. geimpfter Tiere kein einziger Blauzungenfall auftrat, zeigt, wie praxisfern die Bürokratie ist. » Mit weniger Leistungsdruck würden die Tiere auf natürliche Art resistenter. « Wenn sie sich selber gegen Krankheiten immunisieren, ist das allemal besser, als wenn das über Chemie erfolgt, welche langfristig Nahrungskette und Boden belastet », sagt Partnerin Magdalena Schatzmann. « Nach einer zweifachen Basisimpfung muss nämlich jährlich nachgeimpft werden. Viele Bauern wissen noch gar nichts von dieser Goldgrube für die Pharmaindustrie. » Bis vors Bundesgericht Das Paar aus dem Diemtigtal ist mit seinem Kampf gegen den Impfzwang nicht allein. Lorenz Kunz betont : « Allein im Kanton Bern sind wir eine Gruppe von rund 20 Landwirten, Bio-, IP- und Demeter-Betriebe, wovon gegen fünf ein Verfahren läuft. Diese haben den juristischen Weg gewählt und eine Anwältin beigezogen. » Man sei mittlerweile schweizweit vernetzt und gehe im Kampf für eine freiwillige Impfung notfalls bis vors Bundesgericht. Bio-Suisse sowie die Kleinbauernvereinigung (VKMB), bei der Kunz Co-Präsident ist, würden die Freiwilligkeit auch befürworten. Daneben wird politisch Druck gemacht. « Es könnte sein, dass der Berner SP-Regierungsrat Andreas Rickenbacher 2010 für viele Bauern nicht mehr wählbar ist », meint Kunz. Über www.bauernverstand.ch werden auch die vielen schweigenden und trotzdem unzufriedenen Bauern und Konsumenten auf dem Laufenden gehalten. 25 Kanadische Robben-jagd vor dem Ende Foto : pixelio Kanadas gross angekündigte Robbenjagdsaison ist ziemlich erfolglos zu Ende gegangen. Die Quote wurde mit rund 273 000 Tieren von der Regierung in Ottawa festgesetzt, doch die Fischer in Neufundland und Labrador haben nur rund 70 000 Tiere getötet. Der Grund dafür liegt im Verfall der Preise für Robbenpelze sowie im EU-weiten Importverbot von Robbenprodukten, das im Oktober in Kraft treten wird. Einige der Fischer befürchten, dass die Jahrhunderte alte Tradition der Robbenjagd zu einem Ende kommen könnte. « Aufgrund der fallenden Nachfrage ist die Robbenjagd in Kanada zu einem vorzeitigen Ende gekommen », meint Axel Hein, Meeresexperte beim WWF Österreich http ://www.wwf.at im pressetext-Interview. « Das EU-Parlament hat das Verbot im Mai beschlossen. Wir rechnen damit, dass das Gesetz dann per Ende Juni in Kraft treten wird », so der Experte. Schon im Vorfeld waren 30 Länder gegen die brutale Jagd auf die Robben aufgetreten. Vom Argument, dass Robben die Fischerei beeinträchtigen, hält der Experte nichts. « Das eigentliche Problem sind die viel zu hohen Fangquoten für Ein Ende der Pelzjagd auf die Robben ist in Sicht. 26 Kabeljau. Das ist der Grund, warum die Fischbestände in den vergangenen Jahren dramatisch eingebrochen sind. » Robben habe es in der Region immer schon gegeben und diese waren nicht verantwortlich dafür, dass die Kabeljau-Bestände derart massiv zurückgegangen sind. Dieses Argument sei also nicht haltbar. Die Robbenbestände sind in Kanada nicht gefährdet. « Allerdings ist die Art und Weise wie die kleinen Robben erschlagen werden und ihnen dann das Fell abgezogen wird, ethisch nicht vertretbar », so Hein. Zudem kritisieren die Umweltschützer, dass die Kadaver zumeist zurückgelassen werden. « Gegen eine Robbenjagd der Inuit gibt es keine Einwände, denn diese bildet eine Lebensgrundlage der Ureinwohner. » Die Jagd der Inuit sei keineswegs mit der kommerziellen Jagd vergleichbar. « Für Umweltschützer ist das vorzeitige Ende der Robbenjagd eine gute Nachricht », meint der Meeresexperte abschliessend. Der Marktpreis eines Robbenfelles liegt derzeit bei rund zwölf Dollar - vor wenigen Jahren lag er bei 100 Dollar. Allein der Preisverfall aufgrund der verringerten Nachfrage macht die Jagd auf Robben zu einem kaum mehr lukrativen Geschäft für die Fischer. Der schwache Rubel und das Wegbrechen der grossen kanadischen Märkte für Robbenprodukte haben die Preise für Felle nach unten purzeln lassen. Auch die Nachfrage von Pelzen aus China, einem anderen Grosskunden, hat nachgelassen. Der stärkste Druck auf die Produkte kommt allerdings ziemlich sicher aus Europa. Für die kanadischen Fischer, die seit Jahren mit immer geringeren Fischbeständen zu kämpfen haben, war die Robbenjagd ein willkommenes Zubrot. pte, Wolfgang Weitlaner Hunderte neue Tierarten im Himalaya entdeckt WWF warnt : Biologische Fundgrube durch Klimawandel bedroht. Mehr als 350 neue Arten, darunter der kleinste Hirsch der Welt sind laut einer neuen WWF-Studie im Gebiet des östlichen Himalaya entdeckt worden. Die Experten bezeichnen die Region als « biologische Fundgrube » und warnen nun vor den Folgen des Klimawandels. Im Himalaya werden noch viele weitere Tierarten vermutet, die bisher nicht bekannt sind. Die Forschungsarbeit eines Jahrzehnts, die von Wissenschaftlern in abgelegenen und durch die steigenden Temperaturen akut bedrohten Bergregionen ausgeführt wurde, erbrachte sensationelle Ergebnisse wie die Entdeckung eines hellgrünen, fliegenden Frosches, der seine langen, mit Schwimmhäuten versehenen Füsse zum Gleiten in der Luft benutzt. Ein weiterer Sensationsfund war die Entdeckung der kleinsten und ältesten Hirschspezies der Welt. Zuerst dachten die Forscher, dass es sich um ein Jungtier einer anderen Art handle. Untersuchungen der DNA bestätigten, dass es sich bei dem hellbraunen Tier mit grossen Augen um eine eigenständige und neue Art handelt. In einer Bernsteinmine im HukawngTal im nördlichen Myanmar entdeckten Forscher ein 100 Mio. Jahre altes Geckofossil. Der Fund ist die älteste wis- Foto : A. Rabinowitz/WWF Kurznachrichten Mini-Hirsch : Bis 80 cm gross und 11 kg schwer. Die kleinste und älteste Hirschspezies der Welt. senschaftlich erfasste fossile Geckoart. An der Untersuchung in Bhutan, im Nordosten Indiens, im Norden Myanmars, in Nepal und Süd-Tibet haben Wissenschaftler verschiedener Organisationen zwischen 1998 und 2008 teilgenommen. Unter den neu entdeckten Arten sind 242 Pflanzen, 16 Amphibien, 16 Reptilien, 14 Fische, zwei Vögel, zwei Säugetiere und mindestens 60 neue Wirbellose. Die enorme biologische Vielfalt unterstreicht die zerbrechliche Natur einer Umgebung, die Gefahr läuft, unwiederbringlich verloren zu gehen, wenn nicht die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels aufgehalten werden. Das könnte bedeuten, dass Tiere oder Pflanzen vor ihrer wissenschaftlichen Beschreibung aussterben. Nur ein ambitioniertes globales Klimaabkommen könne den Planeten und seine Natur-Schätze wie den Himalaya vor dem Klimawandel retten. Neben den Folgen des Fliegender Frosch ProTier 3/09 Erstes Lernen geschieht über Emotionen Babys können die Bedeutung von unterschiedlichem Hundebellen bereits unterscheiden, auch wenn sie zuvor noch keinem Hund begegnet sind. Das haben Forscher der Brigham Young University in einem Experiment gezeigt. Bereits mit sechs Monaten schaffen es die Kleinen, Geräusche eines verärgerten Knurrens und eines freundlichen Kläffens nicht nur zu unterscheiden, sondern auch Fotos von Hunden mit drohender und freundlicher Körpersprache zuzuordnen. Veröffentlicht wurden diese Ergebnisse in der Fachzeitschrift « Developmental Psychology ». Den jungen Versuchspersonen zeigte man zuerst zwei verschiedene Fotos desselben Hundes, einmal in ag- ProTier 3/09 Auch ohne Erfahrung wissen Babys, wie es Hunde meinen. gressiver, dann in freundlicher Körperhaltung. Im Anschluss spielten die Forscher dann ein Tonbeispiel vor, das zufällig entweder ein freundliches oder ein aggressives Bellen beinhaltete. Lerneffekte sollten durch den nur einmaligen Durchgang minimiert werden. Während der Tonbeispiele starrten die sechsmonatigen Babys die meiste Zeit auf das richtige Bild. Je älter die Babys waren, desto eher wurde die entsprechende Abbildung bereits beim ersten Blick erfasst. pte Ameisen entscheiden vernünftiger als Menschen Kollektives Handeln schützt vor Fehlern des Einzelnen Die Entscheidungsfindung in einer Gruppe von Ameisen ist rationaler als beim Menschen. Zu diesem Schluss kommen US-amerikanische Forscher im Journal « Proceedings of the Royal Society : Biological Sciences ». Tests mit Ameisen haben gezeigt, dass deren Individuen bloss eine einzige Entscheidungsmöglichkeit besitzen. Der gesamten Ameisengruppe hilft diese Einschränkung jedoch dabei, ihre Entscheidungen zu optimieren und so die Fehlerquote für das Individuum zu minimieren. Diese Foto : Arizona State University Babys verstehen die Hundesprache Ergebnisse geben Einblick, wie kollektive Entscheidungen zustande kommen, und sollen auch der Entwicklung künstlicher Intelligenz auf die Sprünge helfen. Die höhere Rationalität bei Ameisen kommt dadurch zustande, dass sich diese Tiere bei Entscheidung der gesamten Kolonie durch die Interaktionen zwischen vielen schlecht informierten Tieren organisieren. Die Biologen untersuchten die Ameisenart Temnothorax curvispinosus, welche in kleinen Hohlräumen wie etwa in Eicheln lebt und bei der Suche nach neuen Schlafplätzen sehr einfallsreich ist. Die Forscher stellten einer Kolonie dieses Tieres die Aufgabe, aus zwei ähnlichen Optionen für einen Nestplatz die bessere zu wählen. Rationalität bedeutet hier, dass Individuen mit dem grössten Erfolg auf ihrer Entscheidung beharren. Zur Maximierung ihrer Überlebensrate erstellen Tiere eine Rangliste von Optionen, was sowohl Nahrungsquellen als auch Geschlechtspartner oder Nistplätze betrifft. Irrational wäre es hingegen, die Reihenfolge der Optionen an verschiedenen Tagen zu ändern, ohne dass sich diese in ihrer Bedeutung für das Überleben geändert hätten. Dümmer als Ameisen sind wir Men- Foto : Brigham Young University Klimawandels, der zunächst wegen der Gletscherschmelze zum massiven Anstieg der Flüsse führen werde, dann aber möglicherweise zu einem Austrocknen der Wasserläufe führt, bedrohen auch Abholzung, Jagd, der Handel mit seltenen Pflanzen und die unorganisierte Entwicklung die Region. Der östliche Himalaya beheimatet die überwältigende Anzahl von 10 000 Pflanzenarten, 300 Säugetierarten, 977 Vogelarten, 176 Reptilien- und 105 Amphibienarten sowie 269 verschiedene Süßwasserfische. Die Region weise die höchste Dichte an Bengalischen Tigern auf und ist die letzte Bastion des Panzernashorns. pressetext.deutschland, Wolfgang Weitlaner Gemeinsame Entscheidungen ermöglichen Ameisen die beste Wahl schen zwar nicht, doch unsere Auswahl erfolgt gerade in schwierigen Entscheidungen oft nach irrationalen Kriterien. Menschen denken meist, es sei vorteilhaft, mehrere individuelle Optionen, Strategien und Zugangsweisen zu besitzen. Doch irrationale Fehler entstehen eher dann, wenn Individuen direkt zwischen Optionen vergleichen Künstliche Intelligenz halten die Forscher als ein mögliches Umsetzungsgebiet für ihre Erkenntnis, dass strategische Einschränkungen des Individuums der gesamten Gruppe beim Lösen einer gemeinsamen Aufgabe hilft. « Eine Schlüsselidee der kollektiven Robotik ist, dass individuelle Roboter ruhig sehr einfach sein dürfen. Wird jedoch eine grössere Zahl solcher Roboter zusammengeschlossen, kann dies zu einem komplexen, intelligenten Ergebnis führen, ohne dass eine komplexe zentrale Kontrollstelle nötig ist », so Pratt. Allerdings könnten die Erkenntnisse kaum menschliche Sozialsysteme erklären, relativieren die Forscher ihre Ergebnisse. pte Krähen verwenden richtige Werkzeuge ohne Training Komplexe Überlegung erstaunt Forscher Neue Experimente mit Neukaledonien-Krähen haben gezeigt, dass die Tiere in der Lage sind, bis zu drei verschiedene Werkzeuge in korrekter Reihenfolge zu verwenden, um ihr Ziel zu erreichen. Bisher hat man bei keinem anderen Lebewesen ein solches Verhalten ohne vorheriges Training beobachten können, berich- 27 Krähendame Betty bei ihrer Werkzeugsuche ten Forscher von der Oxford University Die Wissenschaftler wollten herausfinden, was die Tiere über ihre Fähigkeiten und Aktionen mit Werkzeugen verstehen. Aufeinanderfolgendes Verwenden von Werkzeugen wurde von Forschern sehr oft als Beweis für fortgeschrittene kognitive Fähigkeiten wie etwa Planung und logisches Denken angeführt. Allerdings fehlte es bis jetzt an genaueren Untersuchungen. Bekannt war den Forschern, dass Neukaledonien-Krähen auch in der freien Wildbahn eine Reihe von verschiedenen Werkzeugen wie etwa Äste zur Futtersuche und zum Verschlingen der Beute benutzen. Im Laborversuch konnten die Forscher bei einem weiblichen Tier das bisher unbekannte Verhalten feststellen. Dabei hatte der Vogel spontan neue Werkzeuge verwendet, um an sein Futter zu kommen. Werkzeuge, die verwendet werden, um andere Werkzeuge herzustellen, waren bisher immer nur vom Menschen bekannt. Dieses Verhalten der Krähen konnten Forscher der Auckland University auch schon beobachten. In der jüngsten Studie der WissenschaftlerInnen Joanna Wimpenny, Alex Weir, Christian Rutz und Lisa Clayton war die Versuchsanordnung sehr komplex angeordnet. Das Futter war so versteckt, dass der Vogel es nur mit einem bestimmten lan- 28 gen Stecken bergen konnte. Allerdings musste die Krähe zwei andere kürzere Stecken verwenden, um an den passenden langen Stecken heranzukommen. pte Parasiten bedrohter Tiere ebenfalls gefährdet Artensterben bedeutet Untergang gesamter Tiergemeinschaften Nicht nur Panda oder Eisbär sind vom Aussterben bedroht, sondern auch ihre Läuse und andere Parasiten. Diesen kaum beachteten Aspekt des Artensterbens behandelt Rob Dunn von der « North Carolina State University » in der Zeitschrift « Proceedings of the Royal Society B ». Anhand von Modellen berechnete der Ökologe, was in Zukunft mit Parasiten bedrohter Tiere geschehen wird. Wenn ein Tier vom Aussterben bedroht ist, haben seine Parasiten und die Tiere, die mit ihm in Symbiose leben, zwei Möglichkeiten. Entweder besiedeln sie einen neuen Wirt oder sie sterben aus. Jede der beiden Situationen ist sehr problematisch. Bisher ging man davon aus, dass der Untergang der Parasiten zahlenmäßig mit dem ihrer Wirte übereinstimmt. Diese Berechnung vernachlässigt jedoch die höhere Artenvielfalt der Foto : pixelio.de/Rose Foto : University of Oxford Kurznachrichten Was passiert mit den Flöhen des Eisbärs, wenn dieser ausstirbt ? Schmarotzertiere. Zu dieser Gruppe gehören Viren, Zecken, Läuse, Bakterien wie auch Schmetterlinge, aber genauso auch symbiotische Arten wie etwa bienenbestäubte Getreidepflanzen und die Bienen selbst. Da es unter Wirtstieren deutlich weniger Vielfalt gibt, ist zu erwarten, dass die Zahl der aussterbenden Parasiten noch weit über der ihrer Wirtsarten liegt », so der US-Forscher. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sei das Parasitensterben ökologisch weitaus besorgniserregender als der Verlust ihrer Wirte selbst. Das Parasitensterben bekomme auch der Mensch negativ zu spüren, betont Dunn. Einerseits bestehe die Natur aus zahlreichen Symbiosen, wodurch der Verlust eines Partners oft auch weitere Arten gefährde. « Beispielsweise wird jede Feigenart nur von einer ganz bestimmten Feigenwespe bestäubt. Geht eine der beiden Arten verloren, bedeutet das auch den Untergang der anderen », so Dunn. Daneben käme die biologische Vielfalt zu schaden, einzigartige Merkmale von Arten gingen verloren und damit auch Lernmaterial des Menschen über die Evolutionsgeschichte. Eine tatsächliche Gefahr stelle hingegen die Tatsache dar, dass viele parasitäre Beziehungen der Natur weit weniger spezialisiert sind als Feige und Feigenwespe. « Da man bisher kaum das Aussterben von Parasiten in der Geschichte dokumentieren konnte, ist anzunehmen, dass weitaus mehr Parasiten den Wirt wechseln als angenommen. » Das Tiersterben könnte daher die Zahl der Krankheitserreger und Parasiten für Menschen, Tiere und Pflanzen sprunghaft ansteigen lassen. Einen Hinweis dafür liefert der Umstand, dass die Regionen, in denen neue Krankheitserreger des Menschen wie etwa die so genannte Vogelgrippe entstanden sind, gleichzeitig die Gebiete mit der grössten Anzahl an vom Aussterben bedrohten Säugetieren und Vögeln sind. « Wir haben lange über die Nachteile der Bedrohung der Arten gesprochen, die wir lieben. Doch niemand denkt daran, dass wir auch mit ihren Parasiten zurechtkommen müssen », warnt der US-Ökologe. Pte Ratten bleiben ihrer Heimat treu Verlassen des Geburtsortes nur in Notsituationen Wanderratten sind äusserst heimatliebende Tiere, obwohl ihr Name ganz Anderes vermuten liesse. Die Stadttiere bewegen sich ihr ganzes Leben lang meist nur innerhalb eines Radius von wenigen hundert Metern und wechseln ihr Zuhause bloss in Notfällen. Das berichten Forscher der « University of Baltimore » in der Fachzeitschrift « Molecular Ecology ». Sie fingen 300 Ratten aus elf Stadtvierteln Baltimores, entnahmen Genproben und konnten dadurch Verwandtschaften wie auch deren geografische Ausbreitung zeigen. Als wichtigen Grund für diese Heimatverbundenheit sehen die Forscher das hochentwickelte Sozialsystem der Tiere, die ihre Familienreviere nach aussen verteidigen. Die Grösse dieser Reviere beträgt höchstens elf Häuserblöcke, das Bewegungsgebiet einer einzelnen Ratte ist jedoch ProTier 3/09 Wanderratten wandern nicht gerne. Foto : UBC meistens kaum weiter als ein einziger Häuserblock. Erst wenn die Tiere in einem Revier durch den Menschen stark bekämpft werden und ihre Ausrottung sowie das Ausbreiten fremder Zuwanderratten droht, gehen sie tatsächlich auf Wanderschaft. Auf ihrer Reise, die dann höchstens zehn Kilometer umfasst, suchen sie ein noch unbesiedeltes Gebiet und gründen dort ein neues Revier. Diese Erkenntnis sei wichtig für die Bekämpfung der Nager, so die Forscher. Denn durch aggressive Versuche der Ausrottung verlagere man das Rattenproblem in der Regel nur in andere Stadtgebiete. Die Wanderratte hat sich vor Jahrhunderten durch die Schifffahrt über den gesamten Planeten verbreitet und ist mittlerweile in jeder Stadt heimisch. Man könne durch Vergiftung oder Jagd ihre Bestände dezimieren, eine Ausrottung sei jedoch kaum möglich, betont Klomburg. Die Notwendigkeit dazu ist nicht mehr wie früher gegeben, als Ratten noch zu den wichtigsten Verbreitern von Die Streifengans ist der Höhen-Rekordhalter. ProTier 3/09 Gänse trotzen Himalaja dank perfektem Körperbau Überlebensstrategie : Optimale Sauerstoffversorgung der Flugmuskeln Besonderheiten im Muskelaufbau, in der Blutversorgung und im Zellaufbau machen einen asiatischen Zugvogel zum am höchsten fliegenden Tier der Welt. Forscher der « University of British Columbia Royal Society“ untersuchten Exemplare der in Asien beheimateten Streifengans, die auf der Reise in ihr Winterquartier in Indien den Himalaya überquert, dabei Flughöhen von bis zu 9000 Metern erreicht und auch bereits beim Flug über den Mount Everest beobachtet wurde. Ihre Leistung entspricht der eines menschlichen Marathonläufers, der auf Flughöhe eines Langstreckenflugzeuges läuft. Die Streifengans ist in Süd- und Zentralasien beheimatet und in der freien Natur anzutreffen, wenngleich sie auch oft in Gefangenschaft als Haustier gehalten wird. In früheren Forschungen konnte man bereits feststellen, dass sich der Zugvogel den extremen Höhen mit wenig Sauerstoff durch eine schnellere Atmung anpasst. Nun zeigte sich, dass der gesamte Körperbau auf die Überlebensstrategie der Himalaya-Überquerung abgestimmt ist. Dazu verglichen die Forscher das Tier mit ähnlichen Wasservögeln aus niedrigeren Regionen wie etwa Nonnen-, Kurzschnabelund Graugans. Streifengänse haben sechs bis zehn Prozent mehr aerobe Muskelfasern. Zudem sind diese Fasern von einer grösseren Anzahl an Haargefässen umgeben. Ausserdem liegen die Mitochondrien, welche die Zellen mit Energie beliefern, bei diesem Tier näher an der Zellmembran und damit auch näher an den Kapillaren. Somit kann Sauerstoff weit effizienter auf die Flugmuskeln übertragen und verteilt werden und Energie sogar in extremer Höhe umgewandelt werden. pte Bienen warnen einander vor gefährlichen Blumen Tänzel-Sprache nicht auf Nahrungshinweise beschränkt Die Tanzbewegungen, mit denen sich Bienen untereinander verständigen, enthalten viel mehr als bloss die Information, wo es den meisten Nektar zu holen gibt. Das berichten kanadische Biologen der Universität Hamilton. Sie entdeckten Hinweise dafür, dass Bienen ihrem Stock auch mitteilen, wo potenzielle Gefahren lauern. Seit über 40 Jahren weiss man, dass spezielle Tanzbewegungen die bevorzugte Sprache der Bienen sind, und die Bedeutung bestimmter Bewegungen konnte man schon entziffern. Wenn Arbeiterbienen vom Pollensammeln in den Stock zurückkehren, beginnen sie eine sehr komplexe Abfolge von Bewegungen. Durch deren Winkel und Geschwindigkeit schliessen andere Bienen, wo die verlässlichste Foto : pixelio.de/Ströbel Foto : pixelio.de/Rycek Krankheiten zählten. Sie sind zwar nicht hygienisch, doch für die Gesundheit unproblematisch, solange sie nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. pte Statt zu sprechen tanzen Bienen. und sicherste Nahrungsquelle liegt. Da dieser Tanz unter anderem die Flugrichtung von noch nektarreichen Blumenfeldern verrät, dient er den Bienen zur Sicherung des Maximalertrages bei ihren Sammelflügen. Um herauszufinden, ob sich die Insekten auch mögliche Gefahren mitteilen, trainierten die Forscher ihre Versuchsbienen auf den Besuch zweier Kunstblumen, die man stets mit derselben Menge an Nektar ausstattete. Nachdem die Bienen die Routen schon im Kopf hatten, legten die Forscher zwei tote Bienen auf eine der Blumen, in der Form, dass sie sichtbar für die neu ankommenden Bienen waren, ohne jedoch Landemöglichkeiten zu nehmen oder bei der Futtersuche zu stören. Wie zu erwarten war, steuerten die trainierten Bienen im ersten Flug die präparierte Blume an wie schon zuvor. Interessant war jedoch die Reaktion bei der Rückkehr in den Bienenstock. Hier zeigten sich tatsächlich deutliche Unterschiede. Nach dem Besuch der Blume mit den toten Tieren konnten die Forscher ein bis zu 30-mal weniger stark ausgeprägtes Tänzeln messen, als dies nach dem Besuch der zweiten Blume der Fall war. « Die Arbeiterbienen waren sich einer Gefahr bewusst und wollten daher ihre Kollegen nicht zu dieser Blume locken », so die Schluss- 29 folgerung der Forscher. Pte, Johannes Pernsteiner Erfolgreiche Nachzucht bedrohter Ochsen-Frösche Durrell Conservation Trust rettet karibische Lurche vor Aussterben Eine der grössten Froscharten der Welt, der bedrohte Antillen-Ochsenfrosch, könnte womöglich bald wieder in seiner ursprünglichen Heimat, der Karibik, ausgesetzt werden. Der « Durrell Wildlife Conservation Trust » berichtet von der erfolgreichen Nachzucht der inzwischen sehr seltenen Froschart, die nur noch auf den beiden Antilleninseln Montserrat und Dominica heimisch ist. Leptodactylus fallax, so der lateinische Name des Frosches, ist durch die so genannte Chytridiomykose, eine für Lurche tödliche Pilzerkrankung, extrem gefährdet. Durrell hat mit dem Froschzuchtprogramm in Jersey, im Londoner Zoo und im Parken Zoo im schwedischen Eskilstuna bereits vor zehn Jahren begonnen. Schon bald nach dem Fund toter Frösche auf der Kleinen Antilleninsel Montserrat, konnten Herpetologen und Veterinärmediziner feststellen, dass es sich um den gefürchteten Pilz handelt. Zudem wurden die Behördenvertreter darin unterrichtet, wie man der gefährlichen Erkrankung Einhalt gebieten kann. Insgesamt wurden 50 Tiere von Montserrat ausgeflogen und auf die drei zoologischen Stationen aufgeteilt. Bis jetzt konnten vier Froschpärchen dazu gebracht werden, sich zu paaren. Der Antillen-Ochsenfrosch hat eine sehr ungewöhnliche Art der Paarung, da er Schaumnes- ter in Erdlöchern baut. Die Weibchen legen ihre Eier hinein und die Kaulquappen schlüpfen daraus. Da Nahrung sehr knapp ist, legen die Weibchen zusätzlich unbefruchtete Eier, die den Kaulquappen als Nahrung dienen. Erstmals ist es den Forschern auch gelungen, diese Szenen zu filmen. Der Antillen-Ochsenfrosch ist das grösste Mitglied seiner Familie und gehört zu den grssten aller heutigen Froschlurche. Erwachsene Individuen können in Ausnahmefällen eine Kopfrumpflänge von bis zu 21 Zentimetern und ein Gewicht von mehr als 700 Gramm erreichen. Die Ochsenfrösche galten jahrelang als kulinarische Spezialität in Dominica. Sie wurden aufgrund des wohlschmeckenden Fleisches unter dem Namen Mountain Chicken angepriesen. Seit 2002 sind sie aufgrund ihres starken Rückgangs aller- Foto : www.durrell.org a Kurznachrichten Erfolgreiche Nachzucht des Antillen-Ochsenfrosches. dings von den Speisekarten verschwunden. Die Erkrankung hat die Froschpopulation in zwei Jahren um 80 Prozent verringert. Ursprünglich waren die Frösche auf sieben Antilleninseln heimisch. Rücksichtslose Jagd und Umweltzerstörung haben allerdings dazu geführt, dass sie nun nur mehr auf Montserrat und Dominica beheimatet sind. Der « Durrell Wildlife Conservation Trust » plant innerhalb der kommenden zwei Jahre eine beachtliche Zahl von Fröschen in einer chytridfreien Umgebung auf Montserrat anzusiedeln. pressetext.austria, Wolfgang Weitlaner Adressänderung Bitte melden Sie uns Ihre neue Adresse. Adressnachforschungen bei den Gemeinden kosten uns pro Anfrage CHF 20.–. Geld, das wir besser für die Tiere einsetzen könnten. Alte Adresse Neue Adresse Name : __________________________________________ Name : ___________________________________________ Vorname : _______________________________________ Vorname : ________________________________________ Mitgliedernummer : ______________________________ Strasse : __________________________________________ Strasse : _________________________________________ __________________________________________________ ________________________________________________ PLZ und Wohnort : ________________________________ PLZ und Wohnort : _______________________________ Telefon : __________________________________________ Telefon : _________________________________________ E-Mail : ___________________________________________ Einsenden an : Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz, Alfred Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich Oder faxen an : +41 (0)44 201 26 23 30 3/09 ProTier 3/09 Buchbesprechungen Intelligente Vögel Raben und Krähen schwindeln, unterscheiden Freund und Feind, passen sich erstaunlich gewitzt an die Menschenwelt an. Obgleich sie Singvögel sind, können sie nicht singen, aber die menschliche Stimme so täuschend ähnlich nachahmen wie kein anderes Tier. Unterhaltsam vermittelt der bekannte Zoologe Josef H. Reichholf Wissenswertes von den erstaunlichen Verhaltensweisen dieser Vögel. Der Mensch kommt nicht umhin sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Sie bestechen durch ihre Gedächtnisleistung derart, dass Forscher weltweit mehr über ihre Intelligenz herausfinden wollen. Nicht wohl gesonnen sind ihnen manche Jäger und vermeintliche Vogelfreunde. Durch Massenabschuss wollen sie die Krähen, Elstern und Häher « kurz halten », um Niederwild und Singvögel zu schützen. Schon in der Mythologie wurden die gefiederten Ratgeber des germanischen Gottes Wotan zu Totenvögeln und ihr Name muss auch heute noch für Schimpfwörter herhalten. Dabei sind Kolkraben und ihre Verwandten, die Raben-, Nebel- und Saatkrähen, Dohlen, Elstern und Eichelhäher, so intelligent, dass sie es mitunter sogar mit der Intelligenz von Primaten aufnehmen können. Reichholfs Studien belegen, dass die ungeliebten Vögel fähig sind, ihre tierischen und menschlichen Partner sowie andere Vögel im Schwarm genau zu erkennen, unfreundliche Lebewesen zu bestrafen, ihre Konkurrenz beim Verstecken von Aas zu täuschen oder Wölfe gekonnt in Schach zu halten. Auch im Boden versteckte Walnüsse finden Rabenkrähen auch nach Monaten mühelos wieder. In Japan hat man sogar beobachtet, dass Krähen Nüsse bei Rot an Ampelanlagen vor Autos platzieren, um sie in der nächsten Rotphase frisch geknackt wieder abzuholen. Tut sich der Mensch mit den Rabenvögeln vielleicht gerade wegen ihrer unglaublichen Intelligenz so schwer ? Mit diesem Buch wird es Zeit, sich von Ihrer faszinierenden Klugheit in den Bann ziehen lassen. Josef H. Reichholf « Rabenschwarze Intelligenz » Was wir von Krähen lernen können 256 Seiten, CHF 35.90 ISBN 978-3-7766-2600-1 F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH Thomas-Wimmer-Ring 11, 80539 München Tel. ++49 89 290 880 • Fax :++ 49 89 290 88 – 144 E-Mail : [email protected] • www.herbig.net Vegetarismus in aller Munde – Postkarten mit Zitaten Fleisch essen oder kein Fleisch essen ? Diese Frage beschäftigt die Menschheit seit Jahrhunderten. Bereits der griechische Denker Pythagoras (600 v. Chr) hat sich damit beschäftigt. Und auch in heutiger Zeit ist das Thema kontroverser denn je. Einige Themen ziehen sich dabei wie ein roter Faden durch die Geschichte. Beispielsweise der indische Karmagedanke, der das Unrecht von Gewalt an Tieren zum Ausdruck bringt, aber auch Aspekte wie Gesundheit und Religion spielen immer wieder eine Rolle. Viele bedeutende Menschen aus Politik, Geisteswissenschaften und Kultur sowie Vegetarier – über alle Epochen hinweg – forderten zumindest einen humanen und bewussteren Umgang mit Tieren, die wir essen. Ivar Breitenmoser hat nun eine Zitatensammlung in Form eines Postkartensets zusammengestellt. Anhand der 24 Postkarten zeigt sich so ein interessantes historisches Spektrum über die Auseinandersetzung zum Thema Fleisch-Verzicht. Pro Kartenset gehen in freundlicher Unterstützung von Typothek fünf Franken an ProTier und kommen direkt unseren Findeltieren zugute. ������������������������� ����������������������������������������������������������������� Kunstkartenset von www.typothek.ch, Ivar Breitenmoser & Fred Zani. Bestelltalon Ich bestelle gegen Rechnung Postkartensets mit Zitaten Ex. à CHF 12.– (+ Versandkosten) (Bitte in Blockschrift) Name : Vorname : Strasse : PLZ/Ort : Datum : Pro verkauftes Postkartenset erhält ProTier CHF 5.– zugunsten der Findeltiere ! Unterschrift : (Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter) 31 Talon ausschneiden und einsenden an : Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz, Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich ProTier 3/09 Tiere in Not … ProTier hilft ! Werden Sie Mitglied ! Foto : © Nathalie Dubois Beitrittserklärung für die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr CHF Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit CHF 1000.– Minimalmitgliederbeitrag für Jugendliche unter 18 Jahren CHF 25.– Alfred Escher-Strasse 76 8002 Zürich, Telefon 044 201 25 03 E-Mail : [email protected], Web : www.protier.ch Für Kollektivmitglieder CHF 200.– Für Paarmitglieder CHF 70.– 40.– Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz/ProTier aufgenommen zu werden. Herr Frau (Bitte in Blockschrift ausfüllen) Name : Jahrgang : Vorname : Postleitzahl : Strasse : Ort : Ort, Datum : Unterschrift : PT 3 / 09 (Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters)