Flüssigkristalle

Werbung
Flüssigkristallanzeigen (LCDs)
Quartalsarbeit am Elisabethgymnasium
Vorgelegt von David Drost, Klasse 11a
Am 20. April 2006
Flüssigkristallanzeigen (LCDs)
Abb. 1:
Aufbau eines Flüssigkristalldisplays (nach /1/)
2
Inhaltsverzeichnis
1.
Flüssigkristallanzeigen, allgemeines
1.1
Flüssigkristalle
1.2
Polarisation von Licht und Polarisatoren
1.3
Aufbau und Funktionsweise von LCDs
1.3.1 Aufbau und Funktionsweise von TN-LCDs
1.3.2 Aufbau und Funktionsweise von TFT-LCDs
2.
Anwendung von LCDs
3.
Verbesserung der Gebrauchseigenschaften von LCDs
4.
Zusammenfassung
5.
Glossar
6.
Literaturverzeichnis
3
1.
Flüssigkristallanzeigen, allgemeines
1877 beschrieb der Physiker O. Lehmann eine zähflüssige Modifikation des Silberjodids, die
im Temperaturbereich zwischen 150°C und 450°C existiert. Bei dieser Substanz fand er
kristallographisch einen Aufbau, der sich nicht mit den Vorstellungen des flüssigen Aggregatzustandes in Einklang bringen ließ. Etwa 10 Jahre später fand der Botaniker F. Reinitzer bei
einer organischen Verbindung, dem Cholesterinbenzolat, einen von ihm sogenannten „doppelten Schmelzpunkt“ sowie Doppelbrechung in der flüssigen Phase und optische Aktivität.
1889 sprach Lehmann dann von „fließenden Kristallen“. Praktische Anwendung fanden diese
heute als „Flüssigkristalle“ bezeichneten Substanzen jedoch erst lange Zeit später. Eine Patentanmeldung von W. Heilmeier von den RCA-Laboratories (USA) zur Nutzung bestimmter
Verhaltensweisen flüssigkristalliner Substanzen in elektrischen Feldern für Informationsanzeigen, brachte Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts den Durchbruch. Seither haben diese Flüssigkristallanzeigen als Symbolanzeiger von Ziffern, Buchstaben und für Symboldarstellungen in elektronischen Anzeigevorrichtungen wie z.B. in Messgeräten, Uhren (bevorzugt in Armbanduhren), Taschenrechnern, Computerbildschirmen usw. ein breites und beständig wachsendes Einsatzspektrum gefunden. Fest steht also, dass Flüssigkristallanzeigen in
Bauelementen zum Darstellen von mehreren Ziffern- bzw. Zeichenstellen und zur Darstellung
von Bildern eingesetzt werden, den sogenannten Displays. Dieser englische Begriff „Display“, als Bezeichnung für diese Bauelemente, hat sich international eingebürgert. Deshalb
ist auch die internationale Bezeichnung für Flüssigkristallanzeigen LCD (aus dem Englischen: liquid crystal display).
LCDs haben vor allem den Vorteil, dass sie für ihren Betrieb eine extrem niedrige Leistung
(einige Mikrowatt pro Quadratzentimeter Displayfläche) benötigen. Deshalb sind die LCDs
bestens für solche Geräte geeignet, bei denen es vor allem darauf ankommt, den Stromverbrauch des Gerätes so gering wie möglich zu halten, wie z.B. in Armbanduhren mit ihrer
geringen und begrenzten Batteriekapazität oder in Taschenrechnern und transportablen Messgeräten. Damit stehen die LCDs im krassen Gegensatz zu den Leuchtdioden (aus dem Englischen: light emitting diodes, LEDs), welche für ihren Betrieb im Vergleich zu den LCDs sehr
viel Strom verbrauchen.
Der geringe Stromverbrauch der LCD-Bauelemente ist damit zu begründen, dass die anzuzeigenden Symbole nicht selbstleuchtend sind, d.h., dass in ihnen keine Energie verbraucht wird,
um in Licht umgewandelt zu werden und Licht abzustrahlen, sondern nur eine Verfärbung,
also eine Kontraständerung der Symbole bewirkt wird. Die darzustellenden Symbole auf den
Flüssigkristallanzeigen lassen sich deshalb nur dann ablesen, wenn auf sie Fremdlicht einwirkt. Das kann entweder natürliches oder auch künstliches Licht sein. Ein weiterer Vorteil
ist hierbei gegenüber den selbstleuchtenden Anzeigen (also den LEDs), dass mit Erhöhung
der Intensität des auf die Flüssigkristallanzeigen einfallenden Lichtes die darzustellenden
Symbole immer besser ablesbar werden, weil der Kontrast zunimmt. (Besonders störend wirkt
dieser Effekt bei Ampeln im Straßenverkehr, die selbstleuchtend sind. Scheint die Sonne direkt auf die Ampel, kann die Farbe nicht mehr wahrgenommen werden.) Dieser Effekt ist
nämlich optisch bedingt: durch das Zunehmen des Kontrastes bei den LCDs und das Abnehmen des Kontrastes bei den LEDs. Somit wird kein zusätzlicher Strom verbraucht, was ein
wesentlicher Vorteil der LCDs ist.
4
Zu Beginn der Herstellung von Flüssigkristall-Anzeigen hatten die LCDs eine geringe „Lebensdauer“, aufgrund von Fertigungsproblemen. (Deshalb betrug das Verhältnis von LED- zu
LCD-Anzeigen in Armbanduhren in den 70er Jahren 70:30.) Inzwischen haben die Fertigungstechnologie und Lebensdauererwartung für LCD-Bauelemente ein hohes Niveau erreicht (Nutzungsdauern über 50 000 h).
1.1
Flüssigkristalle
Flüssige Kristalle sind organische makromolekulare Verbindungen (Kohlenwasserstoffe). Sie
haben eine längliche Molekülform, sind also ellipsoidförmig ausgebildet. Das ist damit zu
begründen, dass die Flüssigkristallmoleküle selbst aus Hunderten von Kohlenwasserstoffen
mit zahlreichen und verschiedenen Restgruppen, wie z.B. aromatischen- oder OH-Gruppen
aufgebaut sind, sodass ein längliches, sehr langkettiges und langgestrecktes Makro-Molekül
entsteht. Jede einzelne dieser aromatischen Verbindungen ist mit der benachbarten aromatischen Gruppe durch eine Brücke verbunden (siehe Abb. 2 und Abb. 3).
Abb. 2:
Prinzipieller Aufbau eines Flüssigkristallmoleküls (nach /2/)
In den meisten Fällen sind die aromatischen Gruppen Benzolringe, in manchen Fällen kann
eine der beiden aromatischen Gruppen jedoch auch von z.B. Cyclohexan oder von Pyrimidinen gebildet werden. Die Restgruppen werden z.B. durch Alkyl-, Cyano- oder Nitrogruppen
gebildet.
Flüssigkristalle können sich in bestimmten Aggregatszuständen befinden, zu deren Ausbildung die Temperaturbereiche - je nach Stoff - unterschiedlich sind. Sie können sich - und das
ist das Besondere der Flüssigkristalle im Gegensatz zu anderen Stoffen - in einem (besonderen) Zustand zwischen fest und flüssig befinden, der sogenannten mesomorphen Phase (auch
als Meso- oder Zwischenphase bezeichnet).
5
Abb. 3:
3d-Modell des Aufbaus eines Flüssigkristallmoleküls (nach /3/)
Diese mesomorphe Phase ist deshalb eine Sonderform des sogenannten festen Aggregatszustandes (der anisotropen Phase), weil bei diesem Zustand die Anordnung der Flüssigkristallteilchen in ihrer Molekülstruktur gleichmäßig ist, sodass sie wie in einem Raumgitter angeordnet sind, jedoch bleiben die Flüssigkristallmoleküle gegeneinander weitgehend frei beweglich (siehe Abb. 4).
Abb. 4:
Temperaturabhängigkeit der Phasenzustände thermotroper
Flüssigkristalle (nach /3/)
6
Als isotrop werden alle Substanzen in einem flüssigen (auch als amorph beschrieben: d.h. die
Teilchen sind nicht regelmäßig angeordnet) oder gasförmigen Aggregatzustand (auch keine
regelmäßige Anordnung der Teilchen, und die Moleküle haben noch größere Abstände zueinander als in Flüssigkeiten) bezeichnet. Als anisotrop werden all die Substanzen bezeichnet,
die fest sind (auch als kristallin beschrieben: die Teilchen sind in einem Raumgitter angeordnet). Und genau zwischen diesen beiden Phasen befindet sich der flüssigkristalline Zustand
(auch genannt der Meso- oder Zwischenphase), der für LCD-Bauelemente von besonderer
Bedeutung ist.
Die unterschiedlichen Temperaturbereiche, in denen die Flüssigkristalle fest sind oder flüssig
vorliegen, lässt sich auf die Instabilität des Brückengliedes zwischen den beiden aromatischen
Gruppen zurückführen. Dieses Brückenglied kann durch verschiedene Außeneinwirkungen
wie z.B. Feuchtigkeit, hohe Temperaturen (oder extrem niedrige Temperaturen) oder UVStrahlung aufgebrochen werden und somit das Flüssigkristallmolekül funktionsunfähig machen. Der Aufbau von Substanzen mit direkter Kopplung der beiden aromatischen Ringe wie
Biphenyle oder Phenylcyclohexane aus einfachen Stoffen ist notwendig, um diese Flüssigkristalle in alltagstaugliche Displays einsetzen zu können.
Heutzutage werden für die Herstellung von Flüssigkristallanzeigen speziell solche Flüssigkristallsubstanzen hergestellt, die aus mehr als 10 verschiedenen Verbindungen synthetisiert
werden, damit der Temperaturbereich, in dem sich die Flüssigkristalle im flüssigkristallinen
Zustand befinden, möglichst groß ist (vergl. Tabelle 1.1. in Abb. 5).
Abb. 5:
Temperaturbereiche der nematischen Phasen verschiedener
Flüssigkristallsubstanzen (nach / 4/)
7
Die hohe Zuverlässigkeit, die von Displays in Uhren, Rechnern, Automobilen und Bildschirmgeräten gefordert wird, stellt hohe Anforderungen an die Auswahl der chemischen
Verbindungen. Die Anforderungen für die Auswahl der Stoffe betreffen nicht nur Resistenz
gegen thermische Belastung, Lichteinstrahlung und elektrolytische Zersetzung durch die
Elektrodenprozesse, sondern auch an die Notwendigkeit kurzer Schaltzeiten (siehe Kapitel
1.3.2) insbesondere bei niedrigen Temperaturen.
Flüssigkristalle sind die grundlegenden Bausteine für LCDs. Ihre Anordnung und Lage kann
durch äußere Einflüsse stark beeinflusst werden. Z.B. richten sich die Flüssigkristallmoleküle
an einer Trägerglasplatte ohne Orientierungsschicht ungeordnet aus. Sobald jedoch die Glasoberfläche mit einer speziellen Orientierungsschicht ausgestattet ist, nehmen die Flüssigkristalle eine Vorzugsrichtung ein, ordnen sich also regelmäßig auf der Glasplatte an (siehe Abb.
6). Schon diese Eigenschaft unterscheidet Flüssigkristallsubstanzen von anderen, „normalen“
flüssigen Stoffen.
Abb. 6: Anordnung der Flüssigkristallmoleküle auf einer Glasträgerplatte (nach /5/)
Links, Glas ohne Orientierungsschicht: die Moleküle sind ungeordnet;
Rechts, Glas mit PI-Orientierungsschicht: die Moleküle sind einheitlich orientiert
Darüber hinaus herrscht zwischen den Flüssigkristallmolekülen eine Fernordnung, die bewirkt, dass weitere Flüssigkristallmoleküle, die nicht direkten Kontakt mit der Trägerglasplatte haben, sondern in der Nachbarschaft liegen, ebenfalls orientiert werden. Werden die Flüssigkristallmoleküle zwischen zwei Glasplatten, die parallel zueinander liegen, eingebettet und
8
die außerdem noch Orientierungsschichten aufweisen, nehmen alle Flüssigkristallmoleküle
zwischen den Glasplatten die gleiche Orientierung an (siehe Abb. 7).
Sind die Glasträgerplatten mit Abstand von wenigen Nanometer parallel übereinander liegend
angeordnet, die Orientierungsschichten aber 90° verdreht zueinander ausgebildet, bilden die
Flüssigkristallmoleküle schraubenförmige Anordnungen von Θ = 90° Drehwinkel (genannt
„twisted nematic cell“, TN-Zelle) oder von Θ = 270° Drehwinkel aus (genannt „super twisted
nematic cell“, STN-Zelle). In Abb. 8 sind diese beiden Fälle schematisch dargestellt. Dass
sich ein Drehwinkel ausbildet, ist davon abhängig, dass spezielle Flüssigkristallsubstanzen
zum Einsatz gelangen. In dieser Eigenschaft unterscheiden sich die Flüssigkristallsubstanzen
wiederum von „normalen“ Flüssigkeiten, bei denen sich keine Schraubenform ausbildet.
Abb. 7:
Anordnung der Flüssigkristallmoleküle zwischen
zwei Glasträgerplatten (nach /2/)
Abb. 8: Anordnung der Flüssigkristallmoleküle zwischen zwei Glasträgerplatten mit
90° zueinander verdreht angeordneten Orientierungsschichten (nach /5/)
9
1.2
Polarisation von Licht und Polarisatoren
Licht ist als elektromagnetische Strahlung beschreibbar mit elektrischen und magnetischen
Feldanteilen. Für das menschliche Sehen sind die elektrischen Feldvektoren entscheidend
(sichtbares Licht). Die elektrischen Feldvektoren schwingen dabei senkrecht zum magnetischen Feldvektor. Elektrischer und magnetischer Feldvektor stehen dabei außerdem senkrecht
zur Ausbreitungsrichtung des Lichtes. Licht hat sowohl Teilchen, als auch Wellencharakter.
Beschreibt man Licht als Welle, so ist es eine Transversalwelle. Die Schwingungsrichtung
dieser Welle ist also senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Die Energie und die Farbe des Lichtes hängen von seiner Wellenlänge ab. Um so höher die Frequenz des Lichtes, desto höher ist
auch seine Energie. Sichtbares Licht muss Wellenlängen von ca. 380nm (blau) bis ca. 780nm
(rot) haben. Während monochromatisches Licht in alle Richtungen mit fast gleicher Frequenz
schwingt, entsteht weißes Licht durch die Überlagerung von allen möglichen Wellenlängen
des sichtbaren Bereiches. D.h. Die elektrischen Feldvektoren des Weißen Lichtes schwingen
in alle Richtungen, wobei die unterschiedlichen Wellen unterschiedliche Wellenlängen haben,
und die Überlagerung der verschiedenfarbigen Lichtwellen ergibt weißes Licht.
Polarisation des Lichtes ist nun nichts anderes, als das Herausfiltern einer der beiden Komponenten (x- oder y-Komponente) des Vektors des elektrischen Feldes (siehe Abb. 9).
Abb. 9: Schematische Darstellung der Wirkung eines Folienpolarisators (nach /4/)
Dadurch wird im LCD erreicht, dass, wenn das Licht der Molekülstruktur der Flüssigkristalle
folgt und auf den Analysator (zweites Polarisationsfilter im Strahlengang) trifft, die Drehung
des Lichtes wahrgenommen werden kann. Das führt dann dazu, dass je nach Ausrichtung der
beiden Glasplatten (und der daraus resultierenden Orientierung der Flüssigkristalle) das aus
dem Analysator heraustretende Licht Weiß (oder farbig) ist oder dass kein Licht austritt
(schwarz). Voraussetzung ist das Vorhandensein von linear polarisiertem Licht (mit nur einer
Komponente des elektrischen Feldvektors) und das Vorhandensein von Farbfiltern und eines
zweiten Polarisationsfilters (Analysator). Würde das Licht nicht polarisiert werden, würde die
Drehung des Lichtes durch die helixartige (schraubenförmige) Flüssigkristallmolekülstruktur
nicht wahrnehmbar und damit überflüssig sein, da dann eine der beiden Komponenten des
elektrischen Feldvektors immer den Analysator passieren könnte. D.h. es wäre somit nicht
10
möglich, im LCD zwischen dunkel und hell durch An- und Ausschalten eines elektrischen
Feldes zu schalten. Die Farbe des Lichtes würde so immer die gleiche bleiben.
Polarisationsfilter, die für Flüssigkristallanzeigen eingesetzt werden, bestehen aus 2 Polyesterfolien, in deren Zwischenraum eine Schicht aus polarisierendem Material mit langgestreckten und einheitlich ausgerichteten Jod-Komplexverbindungen eingebettet ist, siehe Abb. 10.
Abb. 10: Aufbau polarisierender Folien (nach /6/), Hersteller: Nitto Denko, Japan
Neuerdings wurden Gläser für Anwendungen in LCDs entwickelt, die bereits selbst eine Polarisationswirkung haben (siehe Abb. 11) .
Abb. 11:
Querschliff eines Polarisationsglases (nach /7/);
Hersteller: F.O.B. GmbH, Deutschland
11
Die Polarisationswirkung dieser Gläser entsteht dadurch, dass kristallines Silber in einer dünnen Schicht im Glas eingebettet ist. Die Silberkristallite selbst sind submikroskopisch klein
(Dimensionen von einigen 10 nm), haben Ellipsoidform und sind einheitlich orientiert. Auf
Grund dieser Eigenschaften wirken diese Gläser polarisierend für sichtbares und ultraviolettes
Licht. Der Einsatz dieser Gläser ermöglicht es, die LCD-Herstellungstechnologie zu vereinfachen, da keine Polarisationsfolien mehr aufgeklebt werden müssen.
1.3
Aufbau und Funktionsweise von LCDs
LC-Displays können aufgrund ihres, je nach Bedarf, variablen Aufbaus auch unterschiedlich
funktionieren und in verschiedenen elektronischen Anzeigevorrichtungen verwendet werden.
Dabei äußert sich die genannte Variabilität des Aufbaus der LCDs sowohl in der verschiedenen Anzahl an Schichten und den verschiedenen Arten dieser Schichten, als auch im Verlauf
des Lichtstrahls bzw. in der Position der Lichtquelle. Daher werde ich mich auf die Darstellung zweier der gebräuchlichsten LCDs beschränken, da die Darstellung aller LCD-Typen
und auch die Beschreibung des Innovationspotenzials beim Einsatz des Polarisationsglases
aus Abb. 11 den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Näher betrachten will ich die Displays für Uhren, Messgeräte (TN-Zellen genannt) und Computerbildschirme (TFT-LCD genannt, siehe Abb. 12).
Beginnen will ich mit dem Aufbau einer TN-Zelle (Twisted Nematic LCD) und enden mit
TFT- LCDs (Thin Film Transistor Liquid Crystal Display).
Abb. 12:
Querschnitt eines TFT-LC- Displays (nach /8/)
1.3.1 Aufbau und Funktionsweise von TN-LCDs
Grundsätzlich besteht ein LC-Display aus zwei übereinander im Abstand von wenigen Mikrometern zueinander parallel liegenden durchsichtigen Glasplatten. Auf deren Innenseiten
12
sind elektrisch leitfähige, optisch transparente Elektroden angeordnet. Sie bestehen aus Indium-Zinnoxid (ITO genannt). Die ITO- Elektroden sind durch schmale ITO-Leiterzüge, die
zum Rand der Zelle führen, mit der Ansteuerelektronik verbunden. Über die ITO-Elektroden
und Leiterzüge hinweg ist auf den inneren Seiten der Glasträger je eine Orientierungsschicht
ausgebildet. Die Orientierungsschichten bestehen aus Polyimid (PI), das in einer bestimmten
Vorzugsrichtung gerieben wurde. Durch dieses Reiben entsteht die Orientierung der Orientierungsschicht. Diese Reiborientierung bleibt dauerhaft bestehen. Nach deren Orientierung(en)
richten sich dann die mit der PI-Schicht unmittelbar in Kontakt stehenden Flüssigkristallmoleküle im nicht angesteuerten Zustand (ohne Einfluss eines elektrischen Feldes) aus. Den Abstand zwischen den Trägerglasplatten bestimmen kleine, zusätzlich eingebettete Glaskügelchen (Spacer genannt), die im Herstellungsprozess nach dem Reiborientieren des PI zusätzlich, also bevor die beiden Glasplatten zusammengefügt werden, aufgesprüht werden und die
durch das PI in gewissem Maße in ihrer Lage fixiert sind. Dann werden die äußeren Ränder
der Glasplatten – bis auf zwei kleine gegenüberliegende Öffnungen - mit Epoxidharz verklebt (Kleberahmen). Anschließend wird der verbliebene Zwischenraum durch eine der oben
beschriebenen Öffnungen des Kleberahmens mit Flüssigkristallsubstanz befüllt. Das Füllen
geschieht durch Kapillarkräfte, die man zusätzlich noch durch Vakuumabsaugung an der gegenüberliegenden Öffnung des Kleberahmens unterstützt. Gleichzeitig wird damit erreicht,
dass keine Luftbläschen eingeschlossen werden, sondern der gesamte Zwischenraum wird
gleichmäßig mit der Flüssigkristallsubstanz befüllt und ist zusätzlich noch blasenfrei ausgeführt. Für Farbdarstellungen müssen danach noch Farbfilter auf eine der beiden GlasplattenAußenseiten aufgebracht werden. Auf diese Glasplatten ist dann jeweils auf die GlasplattenAußenseiten oben und unten jeweils eine Polarisationsfolie aufzukleben. Will man SchwarzWeiß Darstellungen, so benötigt man keine Farbfilter und es werden nur die Polarisationsfolien aufgeklebt.
(Die Farbfilterherstellung ist ein aufwändiger technologischer Prozess, der hier nicht weiter
erläutert werden soll, um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen. LCD-Farbfilterhersteller
gibt es in der Welt nur wenige, alle ansässig in Taiwan, Japan oder Korea.)
1.3.2
Aufbau und Funktionsweise von TFT-LCDs
Nun zu den TFT LC-Displays (siehe Abb. 13):
Beginnen will ich mit der (meist künstlichen) Lichtquelle. Folgt man jetzt einem aus der
Lichtquelle erzeugten unpolarisierten Lichtstrahl, gelangt dieser zu dem FrontseitenPolarisator. Tritt das Licht hindurch, wird nur noch eine von den vielen Schwingungsrichtungen, in die das Licht ursprünglich Schwingungen vollführte (bezogen auf den elektrischen
Feldvektor, siehe Kapitel 1.2), hindurchgelassen, alle anderen werden herausgefiltert. Nun
durchläuft das jetzt linear polarisierte Licht die erste Glasplatte und gelangt weiter über die
ITO-, TFT- (die Dünnfilmtransistor-) und PI- Schicht zu den Flüssigkristallen. Die Dünnfilmtransistoren (TFTs) sind eng begrenzte Halbleiterstrukturen, die aus Silizium bestehen. Die
TFTs bewirken als aktive elektrische Schalt-Elemente eine schnellere Ansteuerung der ITOElektroden, zwischen denen sich das elektrische Feld im angesteuerten Zustand aufbaut. Das
elektrische Feld ist so stark, dass die parallele und vorzugsorientierte Orientierungswirkung
der PI-Schicht des feldlosen Zustandes überwunden wird. Es bewirkt eine Lageänderung der
Flüssigkristallmoleküle um 90°, d.h. ein Aufrichten der langgestreckten LC-Moleküle senkrecht zu den Glasplatten.
13
Abb. 13: Querschnitt durch ein Vollfarb- TFT- LCD für Anwendungen z.B. in
Computerflachbildschirmen, Notebooks und im TV Bereich (nach /9/)
Angekommen bei den Flüssigkristallmolekülen, folgt das weiße, linear polarisierte Licht der
Drehrichtung der Flüssigkristallmoleküle, die im feldlosen Zustand durch die Wirkung der
Orientierungsschicht gegeben ist, durchdringt unten die Farbfilter (die nur bestimmte Farben
hindurchlassen und die anderen absorbieren, sodass farbiges linear polarisiertes Licht
übrigbleibt). Dann durchdringt das Licht die ITO-Elektroden, das Glas und die RückseitenPolarisationsfolie, die so orientiert aufgebracht ist, dass sie genau in Durchlassrichtung liegt.
An einem solchen Bildpunkt tritt farbiges linear polarisiertes Licht aus dem LCD aus, das von
einem Betrachter (z.B. Mensch) wahrgenommen werden kann. Drei nebeneinander liegende
farbige Bildpunkte (Subpixel genannt) in den Farben rot, grün und blau sind nötig, um durch
additive Farbmischung jede beliebige Farbe erzeugen zu können. Eine solche aus drei Subpixeln (rot, grün, blau) bestehende Einheit wird Farbpixel genannt. Liegt dagegen das elektrische Feld zwischen den ITO-Elektroden an, wird die Polarisationsebene des Lichtes nicht
gedreht, weil dann die gedrehte Flüssigkristallanordnung aufgebrochen wird, sodass das linear
polarisierte Licht in Sperrichtung auf das untere Polarisationsfilter trifft, welches es somit
nicht durchdringen kann. Der entsprechende Bildpunkt bleibt somit schwarz. In einem solchen TFT-LCD- Aufbau wird jeder Bildpunkt zwischen schwarz, rot, grün und blau geschaltet. Durch die additive Farbmischung können daraus sämtliche Farben erzeugt werden, sowie
weiß und durch Auslöschung auch schwarz. Über das Verhältnis der Ausschalt- zu den Einschaltzeiten der jeweiligen Subpixel werden die Graustufen (Helligkeit) gesteuert. Da das
gesunde menschliche Auge mindestens 64 Graustufen unterscheiden kann, ergeben sich für
die Farbdarstellung (64 Rottöne) . (64 Grüntöne) . (64 Blautöne) = 643 = 262144 Farben plus
Schwarz. Steuert man das TFT-LCD so an, dass 128 Graustufen generiert werden, ergeben
sich 1283 = 2 097 152 Farben plus Schwarz. (Solche Angaben „Anzahl der Farben“ sind beim
Kauf eines Monitors immer zu finden). Jeder TFT-LCD- Monitor hat einige 100 000 bis mehrere Millionen solcher Bildpunkte, die zusammen über die äußere elektrische Ansteuerung so
beschaltet werden, dass sich stehende, aber auch bewegte, Farbbilder, die sich aus der Vielzahl der Einzelbildpunkte zusammensetzen, ergeben.
Die schwarze Umrandung der Subpixel und Pixel („black matrix“ genannt) ist eine aus
Chrom bestehende (und somit lichtundurchlässige) Schicht, die zur Verbesserung des visuell
14
wahrnehmbaren Kontrastes dient. Diese Matrix ist schwarz, weil der Kontrast zwischen
Schwarz und Farbe für das menschliche Auge empfindlicher wahrzunehmen ist als der Kontrast zwischen Weiß und Farbe. Auf diese Weise wird eine brillantere Bildwiedergabe erreicht.
2.
Anwendung von LCDs
Nach /11/ hat kaum ein anderer Markt so hohe Wachstumsraten wie der LCD-Markt. Der Erfolg der LCDs liegt in der grossen Vielzahl und Flexibilität ihrer Anwendungen, die keine
andere Technologie bietet. Die LC-Technik ermöglicht Displays mit Bilddiagonalen von 3,75
cm bis 100 cm und größer bei sehr geringer Einbautiefe und geringem Gewicht. Dadurch lassen sich LCDs praktisch überall einsetzen: In Mobiltelefonen, als Anzeigemodule in Autos
und Flugzeugen, im Bereich Industrie, Medizin, Werbung oder als Flachbilfernseher (TV).
Schnelle Pixelreaktionszeiten von nur wenigen Millisekunden (Stichwort TFT-LCD), große
Kontrastverhältnisse und Helligkeit sowie hohe Auflösungen selbst bei kleinen Formaten sorgen in den unterschiedlichsten Situationen für eine brillante Bildwiedergabe (vergl. Kapitel
1.3.2). Im Gegensatz zu manch anderer Flachbildschirmtechnologie überzeugen Flüssigkristalldisplays zudem durch hohe Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Sie enthalten auch keine
toxischen Materialien und benötigen im Gegensatz zur Brownschen Kathodenstrahl-Röhre für
ihren Betrieb weder Vakuum noch Hochspannungen.
3.
Verbesserung der Gebrauchseigenschaften von LCDs
Die LCD-Hersteller in Taiwan, Japan und Korea (dort sind sämtliche LCD-Hersteller ansässig) liefern Massenprodukte aus der Großserienfertigung, die keine einsatzoptimierten oder
speziellen Einsatzgebieten angepasste Ausführungen aufweisen.
Diese Lücke versucht z.B. die Firma „VIAdisplay“, die fertige Displays zukauft und für bestimmte Einsatzzwecke ausstattet (sozusagen veredelt), zu schließen:
Diese Firma optimiert (nach /12/) u.a. TFT-, STN- und TN- Displays.
Wie schon in Punkt 1.1 erwähnt, hängt die Verwendbarkeit von LCDs stark davon ab, in welchem Aggregatszustand sich die Flüssigkristallsubstanz befindet. Dieser Aggregatszustand
wird durch die Einsatztemperatur vorgegeben. Befindet sich also eine Flüssigkristallanzeige
in einem Bereich, in dem nicht die Temperatur herrscht, die für den flüssigkristallinen Zustand des Flüssigkristalls notwendig ist, so wird die Flüssigkristallanzeige in diesem Temperaturbereich nicht funktionsfähig sein (allerdings erleidet sie auch keine Schädigung). Wären
die Flüssigkristalle flüssig oder fest, so wären die Flüssigkristalle nicht mehr in der Lage, zu
schalten bzw. die Polarisationsebene des Lichtes zu drehen. Somit würde die Verwendbarkeit
in Uhren, Messgeräten, Laptops usw. eingeschränkt werden.
Um etwas ins Detail zu gehen: Wären die Flüssigkristalle flüssig statt flüssigkristallin, so
würde das auf den Analysator fallende, durch den Polarisator linear polarisierte Licht nicht in
seiner Schwingungsebene gedreht werden können (da die Moleküle dann keine regelmäßige
und geordnete Struktur aufweisen), da die Molekülstruktur zu unregelmäßig wäre, um eine
15
Drehung des Lichtes zu bewirken.. Wären die Flüssigkristalle fest, könnten sie nicht mehr
durch die Elektroden und das elektrische Feld in ihrer Lage geschalten werden.
Verursacht wird eine Aggregatszustandsänderung z.B. durch zu tiefe Temperaturen (fest) oder
zu hohe Temperaturen (flüssiger Aggregatzustand) und viele andere natürliche Einflüsse.
Um dies an einem praktischen Beispiel zu verdeutlichen: Verlässt ein Flachdisplay den schützenden Bereich eines Büros oder Zimmers, so ist es zahlreichen (wie oben beschrieben) Umwelteinflüssen ausgesetzt. Z.B. besteht die Gefahr, dass bei Displays, die hinter berührungsempfindlichen Oberflächen eingebettet sind, die Oberflächen zerkratzt werden und ungewollte Reflexionen entstehen. Auch Sonnenlicht, insbesondere der Ultraviolettbereich, wirkt sich
dauerhaft schädigend auf die organischen Bestandteile wie Polarisationsfolien und Flüssigkristall-Substanzen - bis hin zur endgültigen Funktionsunfähigkeit - aus. Weiterhin sind die
Displays empfindlich gegen Stöße, Beschädigungen (Bruch) und Feuchtigkeit. Auch der
Schutz gegen Vandalismus (z.B. bei Fahrkartenautomaten auf Bahnhöfen) erfordert besondere Maßnahmen.
Also werden auch die Gehäuse zum Schutz der Displays (z.B. gegen Fremdeinwirkungen
beim Einsatz in öffentlichen Räumen) von dieser Firma zweckentsprechend ausgestattet. So
können die Displays z.B. mit verschiedenen Oberflächenbeschichtungen, Filtern und Sicherheitsgläsern abgedeckt werden. Eine in das Glas integrierte Heizung, die nach dem Prinzip
der heizbaren Autoheckscheibe funktioniert, sorgt dafür, dass die Flüssigkristalle immer oberhalb der minimalen Arbeitstemperatur gehalten werden. Insgesamt betrifft die Optimierung der LCDs folgende Breiche:
Temperatur: Neben der bereits erwähnten Heizung kann durch Einsatz spezieller Polarisationsfolien und Verwendung geeigneter Flüssigkristallsubstanzen (der LDC-Hersteller liefert
dann die LCDs ohne Polarisationsfolien und noch nicht mit Flüssigkristallsubstanz befüllt an)
der Temperaturbereich des Displays, in dem es optimal funktionsfähig sein soll, angepasst
werden.
Robustheit, Lebensdauer: Neben der Abdeckung der Anzeigen mit bruchfesten Spezialgläsern
oder durch spezielle Oberflächenbeschichtungen, gehört hierzu auch der Einbau hochwertiger,
leicht auswechselbarer Hintergrundbeleuchtungen, denn die Hintergrundbeleuchtung ist in der
Regel das Bauelement, das als erstes ausfällt.
Kontrastverbesserung: Der Optimierung des Kontrastes kommt eine besondere Bedeutung
zu. Diese Optimierung erfordert in erster Linie die Minimierung von Oberflächenreflexionen,
z.B. durch Vergüten der Oberflächen mit Antireflexbeschichtungen (da jede Reflexion zu
einem Verlust des sichtbaren Kontrasts führt).
Helligkeit: Die Bildhelligkeit lässt sich durch leistungsstärkere Hintergrundbeleuchtungen
erhöhen, was jedoch gleichzeitig zu mehr Wärmeentwicklung im Display und zu einer Abnahme der Lebensdauer führt. Hier ist also ein genaues Abwägen der Vor- und Nachteile
notwendig.
Es wurden bereits größere Serien solcher einsatzoptimierten LCDs (u.a. in Italien, Bulgarien
und Ungarn, aber auch in Deutschland) produziert.
Es lassen sich zwar nicht alle, aber doch viele dieser Einschränkungen durch die oben erwähnten Maßnahmen beseitigen.
5.
Zusammenfassung
Die heutige moderne LCD-Technologie basiert auf einer Entwicklung, welche die Naturforscher Lehmann und Reinitzer vor mehr als 120 Jahren machten. In ihren Forschungen stießen
16
sie auf Flüssigkeiten, die typische kristalline Eigenschaften aufweisen. So wurde der Begriff
„flüssiger Kristall“ geprägt.
In Flüssigkristallen gleichen die Moleküle langgestreckten Stäbchen. Wie bei kristallinen
Substanzen (also festen Stoffen) üblich, findet man hier einen streng geordneten Kristallaufbau, d.h. eine regelmäßige Molekülanordnung. Die Ausrichtung der Moleküle folgt aber einer
von außen vorgebbaren Orientierung. Diese Orientierung wird durch bestimmte Stoffe (z.B.
Polyimid, im Text „PI“ genannt) verursacht. Z.B. können sich die stäbchenförmigen Flüssigkristalle durch entsprechende Ausrichtung der Orientierungsschichten bis hin zur Schraubenform anordnen (siehe Abbildungen 6 und 8). Zusätzlich angelegte elektrische Felder bewirken
eine sofortige Ausrichtung der Moleküle in Feldrichtung, die ursprüngliche Orientierung wird
aufgehoben. Die Ursprungsorientierung bleibt so lange aufgehoben, so lange das Feld anliegt.
Wird das Feld abgeschaltet, stellt sich die ursprüngliche (bei unseren Beispielen schraubenförmige) Orientierung der Moleküle selbständig wieder ein.
Bei den meisten LC-Displays werden die Flüssigkristalle zwischen zwei um 90° verdrehte,
auf die Flüssigkristalle durch die PI-Beschichtung orientierend wirkende, Glasplatten eingebettet. Auf diese Weise entsteht ein sogenanntes „twisted nematic LCD“.
Auf die äußeren Seiten der Glasplatten wird jeweils ein Polarisationsfilter aufgebracht. Diese
Polarisationsfilter bewirken, dass von den vielen Schwingungsrichtungen des elektrischen
Feldvektors der Lichtwellen, die von einer Lichtquelle ausgehen, nur eine Schwingungsrichtung des Lichtes durchgelassen wird, d.h. das Licht wird linear polarisiert.
Das linear polarisierte Licht folgt mit der Schwingungsrichtung des elektrischen Feldvektors
der Drehung der Flüssigkristallmoleküle und trifft um 90° gedreht auf das äußere Polarisationsfilter. Da durch die Drehung des Lichtes die Schwingungsrichtung des elektrischen Feldvektors dann mit der Durchlassrichtung des äußeren Polarisationsfilters übereinstimmt, kann
das Licht auch dieses zweite Filter passieren. An diesem Punkt erscheint für den äußeren Betrachter das Display hell.
Wird nun zwischen den Glasplatten ein elektrisches Feld angelegt, so kommt eine besondere
Eigenschaft der Flüssigkristallmoleküle zur Geltung: Da die Moleküle Dipole sind, reagieren
sie auf das elektrische Feld und ordnen sich so an, dass sie parallel zur Feldrichtung und damit senkrecht zur Glasplatte stehen: die gedrehte Molekülstruktur wird aufgebrochen.
Wenn nun bei angelegtem elektrischen Feld das Licht durch das erste Polarisationsfilter
kommt und der nun parallelen, nicht gedrehten Richtung der Moleküle folgt, so trifft es so auf
das äußere Polarisationsfilter, dass es das Polarisationsfilter nicht passieren kann. Die äußere
Glasplatte bleibt also dunkel (siehe Abb. 14).
Wie bei einem Lichtschalter kann man durch Ein- oder Ausschalten eines elektrischen Feldes
bestimmen, ob das LC-Display das Licht hindurchlässt oder nicht.
Erstellt man nun aus der Vielzahl dieser Einzelzellen aus Abbildung 14 eine Matrix, so ist es
möglich, Grafiken und Bilder darzustellen.
Um nun noch Farben zu erzeugen, teilt man jeden Bildpunkt, also jede Einzelzelle, in drei
Subpixel. Diese Subpixel sind nebeneinander angeordnet und sind jeweils durch Elektroden
ansteuerbar. Die Elektroden liegen im LCD-Aufbau möglichst weit innen, so nah wie möglich
am Flüssigkristall, um die Ansteuerungszeiten zu verkürzen. (Umso kürzer die Distanz, desto
größer die Feldstärke).
17
Abb. 14:
Querschnitt durch eine TN-LCD- Zelle (oben)
und elektrische Ansteuerung, unten (nach /8/)
Über diese Subpixel werden Farbfilter in den Farben rot, grün und blau gelegt. Durch die unterschiedliche Ansteuerung der Subpixel kann durch additive Farbmischung jede gewünschte
Farbe und Schwarz erzeugt werden (siehe Abbildung 15).
Abb. 15:
Anordnung der Farbfilter in einem Farb – LCD
auf einer der beiden Glasträgerplatten (nach /8/)
18
Drei solcher farbiger Subpixel werden zu einem Bildpunkt zusammengefasst. Einige 100 000
bis Millionen solcher Bildpunkte ergeben ein Vollfarbdisplay, wie in Abb. 1 und Abb. 12
skizziert. Um die Schaltzeiten weiter zu verkürzen und um schnell bewegte Farbbilder darstellen zu können, wird jedes Subpixel im Display über je einen Dünnfilmtransistor (TFT) angesteuert (Abb. 13).
5.
Glossar
Anisotropie : Die physikalischen Eigenschaften sind richtungsabhängig (z.B. in Kristallen)
Aromatische Verbindungen : Organische, ringförmige Verbindungen mit teilweise Doppelbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen. Sie sind dadurch gekennzeichnet,
dass die Doppelbindungen nicht nur zwischen zwei benachbarten Kohlenstoffatomen
ausgebildet werden, sondern über das gesamte Ringsystem gleichmäßig verteilt sind.
Doppelbrechung : Lässt man einen unpolarisierten Lichtstrahl auf eine doppelbrechende
Substanz einfallen, tritt eine Aufspaltung des Strahls in einen ordentlichen (unpolarisierten) und in einen außerordentlichen (linear polarisierten) Strahl auf. Bei senkrechtem Einfall geht der ordentliche Strahl ohne Brechung durch die doppelbrechende
Substanz hindurch, während der außerordentliche Strahl trotzdem eine Brechung erleidet. Er verlässt die doppelbrechende Substanz nach dem Durchtritt dann parallel
versetzt zum ordentlichen Strahl.
Fernordnung : Bezeichnet die regelmäßige Anordnung von Teilchen in einem Kristall. Diese Fernordnung ist in der kristallinen Phase, aber auch in geringem Maße in der flüssigkristallinen Phase vorhanden.
Flüssige Phase : Der mittlere Abstand der Bausteine in einer Flüssigkeit hat etwa die gleiche
Größenordnung wie im festen oder kristallinen Körper. Eine Fernordnung ist nicht
vorhanden, sondern nur eine Nahordnung. Die Elementarbausteine sind (im Gegensatz zu Festkörpern) beweglich zueinander.
Flüssigkristalle (LC) : Liquid crystals, organische Substanzen, bei denen zwischen dem
kristallinen und dem flüssigen Zustand thermodynamisch stabile Zwischenphasen, sogenannte Mesophasen, auftreten. Diese Mesophasen zeigen einige Eigenschaften einer
isotrop flüssigen Phase, wie z.B. Fluidität, haben aber andererseits anisotrope physikalische Eigenschaften wie ein Kristall. Beim Übergang vom kristallinen in den isotrop
flüssigen Zustand geht eine Flüssigkristallsubstanz zunächst in einen flüssigkristallinen Zustand über, bei dem noch eine gewisse Ordnung der Moleküle erhalten bleibt,
wie z.B. eine parallele Ausrichtung der Moleküllängsachsen
Isotropie : Die physikalischen Eigenschaften sind richtungsunabhängig (z.B. in Gasen und
Flüssigkeiten)
19
ITO : Indium Tin Oxide (Indium-Zinn-Oxid). ITO ist ein elektrisch leitfähiges, optisch
transparentes Material, aus dem in der LCD-Technik die Ansteuerelektroden ausgeführt werden.
Kristalline Phase : Es liegt eine regelmäßige Anordnung der elementaren Bausteine (Atome,
Moleküle) vor und es existiert ein Raumgitter. Der einzelne Elementarbereich des
Kristalls, die Elementarzelle, wiederholt sich regelmäßig (es liegt eine Fernordnung
vor). Die Bausteine sind an die durch die Raumgitterstruktur vorgegebenen Gitterpunkte gebunden. Sie führen lediglich entsprechend der Temperatur Schwingungen
um diese Gleichgewichtslagen aus. Außerdem besitzen die Bausteine im allgemeinen
keine freie Drehbarkeit auf dem Gitterplatz. Dies gilt sowohl für anorganische wie
auch organische Verbindungen.
LCD : Liquid Crystal Display (Flüssigkristalldisplay)
LEDs : Halbleiterdioden, die bei Stromdurchgang in Durchlassrichtung eine elektromagnetische Strahlung aussenden. Das Maximum der Strahlung kann dabei im infraroten oder
im sichtbaren Spektralbereich liegen. Senden sie sichtbares Licht aus, werden Lumineszenzdioden auch Leuchtdioden genannt. International bekannt sind sie als LED
(light emitting diode, also LED) .
Mesomorphe Phase : flüssigkristalline Substanzen haben im Gegensatz zu anderen Stoffen
zwischen den temperaturbedigt ausgebildeten Aggregatzuständen fest und flüssig einen besonderen Zustand, mesomorphe Phase genannt (zu deren Ausbildung die Temperaturbereiche - je nach Stoff - unterschiedlich sind). In der mesomorphen Phase
bleibt noch eine gewisse Ordnung der Moleküle erhalten, wie z.B. die parallele Ausrichtung der Moleküllängsachsen.
Nematisch : Flüssigkristalliner Zustand im Bereich des flüssigen Aggregatszustandes von
Flüssigkristallmolekülen. Die Teilchen (Flüssigkristallmoleküle) sind regelmäßig angeordnet, jedoch bei Krafteinwirkungen beweglich (wie in Flüssigkeiten).
optische Aktivität : Als optisch aktiv bezeichnet man Substanzen, welche die Ebene von
linear polarisiertem Licht drehen.
PI :
Polyimid. PI wird auf die Innenseiten der Glasträgerplatten der Flüssigkristalldisplays
aufgebracht und dann im LCD-Herstellungsprozeß in einer Richtung gerieben. Diese
Reiborientierung des PI dient dann im LCD der Orientierung der Flüssigkristallmoleküle, wenn das elektrische Feld abgeschaltet ist.
Smektisch : Flüssigkristalliner Zustand im Bereich des flüssigen Aggregatszustandes von
Flüssigkristallmolekülen. Die Teilchen sind noch regelmäßiger angeordnet als in der
nematischen Phase, jedoch bei Krafteinwirkung auch schon beweglich. Der Unterschied zum nematischen Zustand besteht darin, dass die Anziehungskräfte zwischen
den Teilchen stärker sind, so dass die Teilchen näher aneinander liegen.
STN-Zelle : „Super Twisted Nematic Cell“, LCD-Zelle mit 270° Drehwinkel. STN-Zellen
haben kürzere Schaltzeiten als TN-Zellen
20
TFT : Thin film transistor. TFTs sind Transistoren (aktive elektronische Bauelemente) aus
Silizium zum besonders schnellen Zu- und Abschalten der elektrischen Signale, die
zum Ein- bzw. Abschalten des elektrischen Feldes zwischen den einzelnen ITOElektroden (oben und unten) dienen.
TN-Zelle : Twisted Nematic Cell, LCD-Zelle mit 90° Drehwinkel. TN-Zellen haben längere
Schaltzeiten als TN-Zellen.
TV :
Television, dient der Darstellung bewegter Bilder. Damit ein Bild vom menschlichen
Auge als „bewegt“ wahrgenommen werden kann, müssen mindestens 25 Bilddurchläufe pro Sekunde erfolgen.
6.
Literaturverzeichnis
/1/
/2/
/3/
Zeitschrift „Elektronic“, Nr. 20, 2004, S. 32, WEKA Fachzeitschriften-Verlag GmbH
G. Gleske, Dissertation A, Technische Universität Berlin, 1993
W. C. O`Mara, “Flat Panel Display Technology”, PennWell Publishing Company,
1994
Pochi Yeh und Claire Gu „Optics of Liquid Crystal Displays“ New York / Chichester
/ Weinheim / Brisbane / Singapore / Toronto, 1999
SAMSUNG, Korea: Eigendarstellung der LCD-Technologie auf DVD, Febr. 2005
Nitto Denko Corporation
Catalog No. EN22 „Polarizing Films For LCDs“, Tokio 1996
Präsentation F.O.B. GmbH, MERCK KGaA; Halle und Darmstadt 2006
www.toppoly.com
www.MERCK + Farbfilter.com
G. Gleske „Skript 05 Flüssigkristall“, Praktikumanleitung; TU Berlin 2002
M. Huber, „LCDs auf dem Vormarsch“, Zeitschrift „Markt &Technik“, Nr. 51/52
vom 16.12.2005, S. 21, 22
“Displays: Veredelt für den rauhen Alltag”, Zeitschrift “Elektronik”, 5.10.2004, S.32
P. M. Knoll, „Displays, Einführung in die Technik aktiver und passiver Anzeigen“,
Hüthig Verlag Heidelberg
H. Jakubaschk, „LED- und LCD-Bauelemente und ihre Anwendung“, Reihe „electronica“, Bd. 208, Berlin 1983; S.66 bis 82
W. Haase, Dissertation A, Universität Stuttgart, 2004, S. 31
/4/
/5/
/6/
/7/
/8/
/9/
/10/
/11/
/12/
/13/
/14/
/15/
21
Herunterladen