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Impressum:
Die Deutsche Bromeliengesellschaft will die
Freunde der Bromelien in uneigennütziger Weise
zusammenfassen und gemeinsame Interessen pflegen. Im einzelnen streben wir folgendes an :
Erfahrungsaustausch, Beratung, Ausstellungen,
Veröffentlichungen, Ausbau des Dia-Archivs,
Samentausch und regelmäßige Treffen.
Wir freuen uns über Zuschriften jeglicher Art. Bitte
richten Sie diese an:
Deutsche Bromeliengesellschaft
Geschäftsstelle
Siesmayerstraße 61
6000 Frankfurt am Main 1
Vorstand:
1. Vorsitzender:
Harro Heidt
Waldshut-Tiengen
2. Vorsitzende :
Aja Coester
Frankfurt
Inhalt:
Seite:
Tillandsia krukoffiana var. piepenbringii
Institut für systematische Botanik,
Heidelberg
50
Tillandsia harrisii, Farbbild
54
Tillandsia alberi Ehlers spec. nov.
55
Einführung zur vergangenen
Hauptversammlung und Danksagung
57
Protokoll der ordentlichen Jahreshauptversammlung Werner Weiz, Schriftführer 58
Herzlich begrüßen wir unsere neuen
Mitglieder
59
Kassenbericht J. Smentek, Schatzmeister 60
Schriftführer:
Hans Werner Weiz
Hamburg
Grüße des neuen Vorstandes an die
Mitglieder
61
Kulturwürdige Vriesea, H. Lau, München
62
Schatzmeister:
Jürgen Smentek
Frankfurt
In vitro Vermehrung von Vriesea Kulturformen im Vergleich mit anderen
ornamentalen Bromeliaceen
65
Vriesea paraibica wiederentdeckt
von Elton M.C. L~me
69
Vriesea punctulata Pereira & Penna
70
Konto:
Deutsche Bromeliengesellschaft DBG
Postgirokonto Nr. 373923- 606
Postgiroamt Frankfurt am Main
Jahresbeitrag DM 40,,Die Bromelie' ist das Vereinsorgan der DBG. Sie
erscheint vierteljährlich . Überzählige Hefte können
zum Einzelpreis von DM 4,50 bei der Geschäftsstelle
bezogen werden.
Artikel und Zuschriften sind der Redaktion willkommen. Es werden Erfahrungsberichte jeder Art
berücksichtigt. Eventuelle Kürzungen behält sich
die Redaktion vor.
Redaktion: A. Coester
Titel : Vriesea malzinei Morren, Red Form
Foto: A. Coester
Zweitpublikation aus:
Journal of the
Bromeliad
Soc., Vol. 36, No. 6, 1986
Tillandsia krukoffiana var. piepenbringii, eine große, für Peru neue Tillandsia.
Im September 1973 hatten wir die Gelegenheit, das schmale Tal von Santa Cruz, östlich
von Chlclayo Im Nordwesten von Peru zu besuchen. Wir fanden dort die seltene Tillandsia heteromorpha, die auf den Felsen nahe
des Flusses große Bestände bildet 1l. Wir entdeckten auch die neuen Arten T. lymanii und
eine schöne Form von T. latifolia mit rein
weißen Blättern und hängenden Infloreszenzen, die wir als T. latifolia var. /eucophylla 11
beschrieben haben.
Am Eingang des Tales, an der Gabelung
der Straße von Llama nach Cumbil, konnten
wir die große Tillandsia teres L.B. SMITH in
voller Blüte beobachten, die an steilen Felswänden In einer Höhe von 500 m wächst 2l.
Wir sammelten einige kleine Pflanzen, die im
Botanischen Garten Heidelberg In Kultur genommen wurden. Sie gediehen sehr gut und
wurden Immer größer. Im September 1985
glückte es dem Bromeliengärtner Klaus PIEPENBRll\.IG, die größte Pflanze mit Hilfe einer sehr einfachen Methode in Blüte zu
brlngen 3l. Entgegen unserer Annahme war es
nicht T. teres, die wir zu sammeln geglaubt
hatten, sondern eine völlig andere Art, die
wir am Standort nicht blühend gesehen hatten.
Wir vermuteten, eine neue Art entdeckt zu
haben, aber eine Bestimmung nach den
Schlüsseln von L.B.SMITH und R.J.DOWNS
(Flora Neotropica, 14/2, Tillandsioideae)
zeigte, daß unsere Pflanze mit der bolivianischen T. krukoffiana L.B.SMITH verwandt
ist, die in den Yungas, nahe La Paz beheimatet ist und fOr Peru nicht aufgeführt wird. Die
peruanische Pflanze unterscheidet sich vom
Typus in einigen wichtigen Merkmalen, s9
daß wir sie als var. piepenbringii beschrieben haben, in Anerkennung der Verdienste
von K. PIEPENBRING für die hervorragende
Kultivierung von Bromelien. Nachfolgend die
Diagnose:
Pflanze stammlos, aber mit kurzem, bis 10
cm dickem, von alten Scheiden eingehülltem, rhlzomartigem Basalabschnitt, blühend
bis 2,5 m hoch. Blätter zahlreich, eine bis 80
cm hohe und 1,5 m breite Rosette bildend.
Scheiden nicht abgesetzt, bis 15 cm lang
und 20 cm breit, beiderseits hell lederbraun,
sehr dicht braun beschuppt, nur an der Basis
weiß. Spreiten llgulat, in eine ca. 1 cm lange,
zurückgebogene Spitze auslaufend, oberhalb der Scheide 15-18 cm breit und 100 cm
lang, zur Blütezeit herabhängend, sehr derb,
sich rauh anfassend, grau-grün, oberseits
fast kahl, unterseits sehr zerstreut klein weiß
beschuppt (Schuppen mit braunem Zentrum)
und mit deutlich hervortretenden Nerven. lnfloreszenzschaft bis 3 cm dick, 70 cm lang,
rund, rötlich-braun, dicht von subfoliaten
Schaftbrakteen umscheidet. Infloreszenz
sehr locker tripinnat, bis 1,5 m lang, breitpyramidal, an der Basis bis 1,2 m breit, an
der Spitze bipinnat. lnfloreszenzrhachls an
der Basis 2 cm, an der Spitze 1 cm dick, dunkel braun-rot, etwas kantig, kahl; Internodien
2-4 cm lang, der bipinnate Endabschnitt
übergebogen, bis 75 cm lang. Schaftbrakteen subfoliat, dicht imbrikat. Prlmärbrakteen schmal-3-eckig-zugespitzt, die basalen
bis 9 cm lang, an der Basis bis 2,5 cm breit,
die Basis der Seitenäste 1. Ordnung umgreifend. Seltenäste 1. Ordnung fast waagrechtabstehend bis divergierend, an den Spitzen
übergebogen, die basalen bis 55 cm lang,
mit 25-10 cm langen, sterilen, dicht beblät-
Til/andsia krukoffiana var. piepenbringii;
Foto: W. Rauh
50
Til/andsia krukoffiana
var. piepenbringii;
Foto: W. Rauh
terten Basalabschnitten; diese mit verdickter Basis ansitzend und 2-kieligem, adossiertem Vorblatt. Sterile Brakteen 5-20, dicht imbrikat, nur an der Spitze zerstreut beschuppt,
carinat, länglich-oval-zugespitzt, bis 4 cm
lang und 2 cm breit, rötlich-braun, der rotbraunen Achse anliegend. Fertiler Abschnitt
der Seitenäste 1. Ordnung 30-10 cm lang, mit
verlängerten, bis 3 cm langen Internodien;
Achse kantig, rötlich-braun, kahl. Sekundärbrakteen 3-eckig, lanzettlich, scharf zugespitzt, bis 4 cm lang, 1,2 cm breit, olivgrünrötlich, oberseits zerstreut beschuppt, unterseits kahl, viel kürzer als die Ähren; diese anfangs distich, später abwärts gebogen (einschließlich Endähre) und häufig profil gestellt, mit scharf-2-seitig gekielt,em, zugespitztem, abstehendem, grünem, 2 cm langem Vorblatt und einer sterilen, floralen
Braktee, complanat, bis 10 (-11) cm lang,
± 10-blütig, z.Z. der Anthese bis 2 cm breit,
zugespitzt. Ährenachse z.Z. der Anthese
sichtbar, 2-seitig abgeflacht, grün, kahl. Florale Brakteen gekielt, lanzettlich, in eine hakige Spitze auslaufend, bis 3 cm lang, 1 cm
breit, anfangs dicht imbrikat, später distich
angeordnet, die Sepalen wenig überragend,
frisch glatt, getrocknet genervt, kahl, grün
bis rötlich. Blüten subsessil, aufrecht, bis 4,5
cm lang. Sepalen subcarinat, _länglichlanzettlich, abgerundet, bis 2,7 cm l~ng,
7 mm breit, oberseits zerstreut lepidot, unterseits kahl, membranös, bis zum Grunde frei.
Petalen llgulat, bis 4 cm lang, mit wenig auseinanderwelchenden Spitzen, dunkel blauviolett, zur Basis hin weiß. Staubblätter eingeschlossen, mit dünnen, weißen, geraden
Filamenten und dunkel-violetten Pollensäcken. Griffel mit den weißen Narben kürzer
als die Antheren.
51
Holotypus: RAUH 35 343 (26.9.1973), im
Herb. ' Inst. System. Bot. Univ. Heidelberg
(HEID).
Heimat und Verbreitung: An Felswänden im
Tal von Sta. Cruz bei Chiclayo, Nordperu
(Dptm. Cajamarca), 500 m, zusammen mit
T. teres wachsend.
Unterscheidet sich vom Typus 4l in folgenden Merkmalen: Blätter sehr breit, bis 18 cm
breit und bis 100 cm lang, grau-grün . Infloreszenz locker tripinnat, breit-pyramid~_i; terminaler Abschnitt gebogen, bipinnat. Ahren
maximal bis 10 cm lang, 8- bis 10-blütig, mit
1 cm langem, sterilem Abschnitt. Florale
Brakteen länglich-lanzettlich, bis 30 mm
lang, mit hakiger Spitze, grün, deutlich carinat; hintere ~.epalen bis 25 mm lang, undeutlich ca_rinat. Ahrenachse kantig.
Wir haben nunmehr die beiden Varietäten
zu unterscheiden:
var. krukoffiana
Nach den Angaben von L.B.SMITH: Blätter
bis 90 cm lang, 6-10 cm breit;„Spreiten kahl 5l;
Schaft unbekannt. Basale Aste bis 48 cm
lang, mit 1-5 sterilen Brakteen. Ähren 4,5-6,5
cm lang, .±dicht 5- bis 7-blütig, an der Basis ·
mit 2 sterilen, reduzierten Brakteen. Florale
Brakteen imbrikat, zugespitzt, aber nicht hakig gekrümmt, an der Spitze carinat, länger
als die Sepalen; diese 19 mm lang, genervt,
die hinteren carinat und 4 mm hoch verwachsen. Petalen blau, die Staubblätter wenig
überragend.
KRUKOFF 10 503 (Holotypus GH, lsotypus
MI.CH, NY, S), Tal des Rio Bopi, San Bartolome, nahe Calisaya, Sur Yungas, La Paz, Bolivien, Juli 1939. CARDENAS 4377 (LIL,US),
NW-Boiivien, La Paz, Sur Yungas. Terrestrisch an offenen Plätzen, 900-1800 m, Juli
1949.
Ti//. aff. krukoffiana, Blattspreite, Unterseite 50 x vergrößert.
tige Region der westlichen Andenhänge. Die
Entfernung zwischen dem Typus und der Varietät beträgt mehr als 2000 km. Weitere Untersuchungen und weitere Pflanzenaufsammlungen sind notwendig, um zu entscheiden, ob die Varietät in den Art-Status
erhoben werden kann.
Gleich vielen anderen felsbewohnenden
Tillandsien, z.B. T. rauhii, T. teres, T. c/avigera u.a„ ist auch die var. krukoffiana eine monokarpische Pflanze: nach der Blüte stirbt
die Pflanze ab," ohne Kindel zu bilden . Die
Blüten bleiben einige Tage geöffnet. Die
Pflanze blüht ca. 1 Jahr.
var. piepenbringii RAUH
Blätter bis 1 m lang, oberhalb der Scheide
18-20 cm (!) breit. Schaft aufrecht, bis 3 cm
dick, 70 cm lang. Basale Äste bis 55 cm lang,
mit einer langen, sterilen B~sis, mit
15 sterilen, carinaten Brakteen. Ahren bis
10 cm lang, an der Basis mit spreizendem,
scharf gekieltem Vorblatt. Florale Brakteen
~.ugespitzt, mit hakiger Spitze. Rhachis der
Ahren sichtbar. Sepalen lanzeolat, bis
27 mm lang, die hinteren undeutlich carinat
und 2 mm hoch verwachsen. Petalen blau, an
der Basis weiß. Staubblätter und Griffel eingeschlossen.
RAUH 35 343 (Holotypus HEID), an steilen
Felswänden,
.östlich
von
Chiclayo,
Carhuaquero-Llama, Nordwestperu.
Beim Typus-Material sind die Blätter nur
70 cm lang, 6 cm breit, beiderseits fast kahl;
die $.cheiden sind 15 cm lang und 7 cm breit.
Die Ahren sind nur 6,5-7 cm lang, 1,5 cm breit
und ± 7-blütig.
Tillandsia krukoffiana var. piepenbringii
i st neu für Peru, und es ist erstaunlich, daß
eine solch große Tillandsia bisher übersehen
wurde. Der Grund liegt vielleicht darin, daß
nur wenige Botaniker diese Region besucht
haben. Deshalb konnten wir so viele interessante Bromelien sammeln. T. krukoffiana
wächst in Bolivien terrestrisch an den östlichen Andenhängen in den warmen und
feuchten Yungas. Die var. piepenbringii dagegen besiedelt die trockene, halbwüstenar-
Institut für Systematische Botanik
Pflanzengeographie der Universität
Im Neuenheimer Feld 328
6900 Heidelberg
und
1) RAUH, W„ Bromellenstudlen 4 (13), 1974: 26-34
bzw. 22-26.
2) RAUH, W„ Bromellenst.1,1dlen 1 (3), 1973: 33-37.
3) Man nimmt einige reife Apfel, gibt diese In einen
mit Löchern versehenen Plastikbeutel und !'1~ngt
diesen für elQlge Tage In die Rosette. Die Apfel
produzieren Athylen-Gas, und dieses stimuliert
den Vegetationspunkt zur Erzeugung einer Infloreszenz.
4) Originaldiagnose In L.B.SMITH, Contrlbutlons
of the Gray Herbarium 154: 36, Flg. 9-11, Tafel 3,
1945.
5) Unsere Untersuchung mit Hilfe des REM zeigt,
daß die Spreiten zerstreut lepidot sind .
52
Ti//. aff. krukoffiana, Blattspreite Unterseite 200 x vergrößert.
Ti//. aff. krukoffiana, Blattspreite, Unterseite 100 x vergrößert.
53
Tillandsia harrisii,
R. Ehlers spec. nov.
wurde im Heft 3/87 der ,Bromelie' beschrieben. Auf vielfachen Wunsch wird sie hier
noch einmal farbig abgebildet. Wir danken
Herrn Uwe Feldhoff, Firma Femo-Luftnelken,
für die Spende, die dieses Farbbild ermöaFoto: Klaus Eistetter, Konstanz.
lichte.
54
Tillandsia alberi Ehlers spec. nov.
Planta caespitosa, radicibus ramosis, saxicola, caulescens, florens usque ad 18 cm alta, caulis rosulam longior; rosula erecta, secunda, usque ad 15 cm alta et 8 cm lata. _Folia polysticha, usque ad 10 cm longa, prumosa lepidota, subtus nervata, subcarnosa,
margine squamis elongatis. Vaginae foliorum a laminis indistincte separatae, usque
ad 25 mm longae et 15 mm latae, erectae, imbricatae, amplixicaules. Laminae foliorum
usque ad 8 cm longae, anguste triangulares,
valde canaliculatae, subulatae, acuminatae,
suberectae vel subsecundae, arcuatorecurvatae. Scapus brevissimus, 5 mm longus. Bracteae s?api dense _imbri?ata_e, ~u~­
foliaceae, supenores bracte1s flongens s1m1les. lnflorescentia simplex, complanata, 50
- 60 cm longa et 13 - 15 mm lata, foli is
multo brevior, plusminusve 7flora. Flores erecti, subsessiles, dense distiche dispositi,
non fragrantes. Bracteae florigerae suberectae lanceolatae, acuminatae, 26 - 31 mm
longae, 10 mm latae, coriaceae, hyalin~­
marginatae, violaceo rubrae, glabrae, ecannatae, nervatae, sepalis multo longiores et
eas celantes. Sepala lanceolata, acuta,
membranacea, glabra, nervata, basem versus virescentia, pallide rosacea, libera, usque ad 22 mm longa et 7 mm lata, posteriora
A
B
c
distincte carinata. Petala alba, erecta, tubum angustum formantia, sublingulata, pertenuia, apice patentia vel recurvata, usque
ad 36 mm longa, unguis 2 mm latus, lamina 4
- 5 mm lata et margine minute crenulata.
Stamina fauci corollae aequilonga; filamenta 24 mm longa, alba, linearia, subplicata, inter se agglutinata; antherae basifixae, lineares, 6 mm longae, 0,8 mm latae, luteae. Ovarium ovatum, 4 mm altum, album; stylus gracilis 1 25 mm longus, pallide brunneus, base
albu s· stigma minuta, 0,8 mm longa, pallide
brunn'ea, lobis deflexis. Fructus et semina ignota.
Typus: Bolivia, Depto. Potosi, prope Chagua
ad australem urbis Tupiza, 3370 m s.m.,
25.09.1986, leg. E. Haugg 7029 (Holotypus
WU).
.
Collectiones aliae: Bolivia, Depto. Potos1,
prope Titihoyo ad australem urbis Tupiza ,
2950 m s.m. (E. Haugg 7023) et 3700 m s.m.
(E. Haugg 7025), Septembro 1986.
Patria: Bolivia, Depto. Potosi, in regione
circa de Tupiza, 2950 - 3700 m s.m. - Saxiculosa.
A. T. xipioides Ker-Gawler, cui affinis, floribus minoribös non fragrantibus, bracteis flo rigeris et sepalis minoribus et petalis angustioribus differt.
D
E
F
G
A Ähre B Tragblatt C Blütenbrakt D Sepalen E Blütenblatt F Staubgefässe G Blüte
55
T. alberii,
Photo L. Hromadnik,
Wien
T. alberi Ehlers spec. nov.
Pflanze: gruppenbildend, mit stark verzweigtem Wurzelwerk, auf Felsen wachsend .
Stammbildend, blühend bis 18 cm hoch,
Stamm meist länger als die Rosette. Rosette
aufrecht, meist stark einseitswendig, bis 15
cm lang und 8 cm breit.
Blätter: dicht vielzeilig am Stamm angeordnet, grau, beiderseits dicht, fast pruinos beschuppt, auf der unteren Seite stark genervt,
fleischig, die Ränder durch verlängerte
Schuppenhaare scheinbar fein gezähnt,
10 cm lang.
Scheiden: undeutlich von den Spreiten abgesetzt, bis 2,5 cm lang, 1,5 cm breit, aufrecht,
den Stamm umfassend.
Spreiten: bis 8 cm lang, schmal-dreieckig,
stark rinnig , pfriemlich zugespitzt, die Ränder mit asymetrischen Schuppen besetzt,
aufrecht bis einseitswendig, die Spreiten zurückgeschlagen.
lnfl. Schaft: fast fehlend , nur 0,5 cm lang.
Schaft. brakt.: dicht imbrikat, blattartig, die
oberen den Blütenbrakt. ähnlich. Tragblatt
etwa 1/2 so lang wie die Ähre.
lnfl.: einfach, kürzer als die Blätter, dicht
zweizeilig, complanat, elliptisch, 5 - 6 cm
lang, bis 1,5 cm breit, 5 - 7blütig, Blüten
aufrecht, fast sitzend, nicht duftend.
Blütenbrakt.: viel länger als die Sepalen, diese umfassend, fast aufrecht, lanzettlich zugespitzt, 2,6 - 3, 1 cm lang, 1 cm breit, ledrig
mit hyalinen Rändern, unbeschuppt, ungekielt, stark genervt, grün oder violett-rot, im
verblühten Zustand strohgelb.
Sepalen: lanzettlich zugespitzt, dünnhäutig,
kahl, genervt, frei , die hinteren stark gekielt,
bis 2 cm lang, 0,5 cm breit, untere Hälfte
grün , obere Hälfte rosa.
Petalen: weiß, aufrecht, eine enge Röhre bil dend, fast zungenförmig, bis 3,6 cm lang, an
der Basis nur 2 mm breit, die Spreite 4 - 5
mm breit, die Ränder schwach feingekerbt,
die Spitzen stark nach außen geschlagen,
papierdünn .
Staubgefäße: so lang wie der Rachen der Petalen, z.Z. der Anthese die Narbe etwas aus
der Blüte herausragend . Griffel 2,5 cm lang,
fadendünn, Basis weiß, oberer Teil bräunlich. Narbe winzig klein , 0,8 mm, Narbenlappen zurückgekrümmt, hellbraun. Staubblätter 2,4 cm lang, fadendünn , etwas gefaltet
und aneinanderklebend, weiss. Staubbeutel
gelb, 6 mm lang 0,8 mm breit, basifix. Ovar
weiss, 5 mm hoch, eiförmig .
Typus: Bolivien, Dep. Potosi, nahe Chagua
·südlich Tupiza, 2270 m, 25.9.86, leg. E.
Haugg 7029 Holotypus WU.
Heimat: Bolivien, Depart. Potosi, Gegend um
Tupiza, 2950 - 3700 m auf Felsen wachsend.
Die Pflanze gehört in den Verwandtschaftskreis von T. xiphioides, unterscheidet
sich jedoch von dieser durch die viel kleineren, nicht duftenden Blüten. Brakt. und Sep.
sind nur etwa halb so lang, die Spreiten der
Petalen sind nicht breit-elleptisch und nur
bis 5 mm statt 20 mm breit, die Ränder nur
unauffällig gezähnt.
Die Pflanze wurde nach Helmut Alber aus
Esslingen benannt, der die Pflanze entdeckt
hat.
ich danke Herrn Dr. Walter Till, Wien, sehr
herzlich für die Erstellung der lat. Diagnose.
Des weiteren bedanke ich mich bei Frau Lotte Hromadnik, Wien, die die Pflanze im gleichen Gebiet, jedoch nördlicn Tupiza auf ca.
3000 m ebenfalls gesammelt hat, für die Bildvorlage und den Gedankenaustausch.
Renate Ehlers Stuttgart
56
Am Samstag, den 19. September 1987 trafen
sich etliche Bromellenfreunde schon In den
Vormittagsstunden bei Familie Köhres in
Erzhausen. Frau Lydia empfing alle gastfreundlich in ihrem schönen Haus. Große
Freude herrschte besonders bei den Tillandsienspezialisten über die hier vorhandene
Fülle. Draußen und drinnen konnten graue
und grüne Tillandsien in wunderbarer Qualität bewundert werden. Es entspannen sich
lebhafte Diskussionen - kaum, daß man ein
Ende finden konnte. Noch immer kamen
neue Bromelienfreunde dazu, die freudig begrüßt wurden. Um Mittag wurde der Plan gefaßt, den Betrieb von Herrn Pinkert in Babenhausen auch noch zu besuchen. Dazu fanden sich einige Autofahrer bereit, und auf einem Umweg über Darmstadt erreichten wir
endlich am Ende des Ortes Harreshausen
den Betrieb. Herr Pinkert beschäftigt sich
züchterisch mit der Gattung der Vriesea, von
der er viele Kulturformen in seinen großen
Gewächshäusern pflegt. Die geschützte Sor.te ,Fire' (Die Bromelie, Heft 2/85), eine Ausleseform der Vriesea splendens, war mit ihrem
kurzen und gedrungenen Wuchs in großen
Mengen auf den Tischen zu sehen. Dann immer wieder wunderschöne VrieseaFormen
mit verzweigten, schwertförmlgen Blütenständen In allen Farben. Einige ausgesucht
schöne Tlllandslen hingen am Zaun, auch
gab es neben den Großkulturen von Anthurium, Columnea und Codonanthe kleine Bestände verschiedener Guzmanien. Auch hier
wurden alle freundlich empfangen und bewirtet.
Beiden Betrieben möchten wir für die anregenden Besuche herzlich Dank sagen.
Um 18 Uhr fanden sich alle zusammen im
,Weißen Schwan', wo wir auf von weither angereiste Bromelienfreunde trafen; sie wurden lebhaft begrüßt. Die meisten wollten
nach der langen Anreise erst einmal essen
und trinken. Eifrig begann auch sofort
Tausch, Kauf und Verkauf von Bromelien,
wobei wie Immer, die Tillandsien den Hauptanteil bildeten. Dieser Betrieb und die Unterhaltungen der Mitglieder waren so lebhaft,
daß kaum wahrgenommen wurde, daß das
Programm für den Abend einige Verzögerungen erlitt. Technische Probleme waren auszuräumen, zum Beispiel ein fehlendes Verlängerungskabel. Freundlicherweise wurde
dies von Herrn Köhres besorgt, so daß mit
Verspätung der Vortrag von Frau Hromadnik
über die Reise ins bolivianische Hochland
beginnen konnte. Reich entschädigten uns
für alles Warten die herrlichen Bilder und der
ruhige, fließende Vortrag von Frau Hromadnlk. Sie berichtete uns von dem Wunder der
Tlllandslen Im Reif und von den Frostgraden,
die diese Pflanzen ertragen können, voraus-
57
gesetzt, es Ist knochentrocken. Es war das
gleiche Thema, das sie In Ihrem schönen
Aufsatz Im Heft 3/87 der Bromelie behandelt,
nur noch etwas ausführlicher. Für den eindrucksvollen Vortrag möchten wir Frau Hromadnlk noch einmal herzlich danken! Es war
lehrreich und schön, zu sehen und zu hören,
was dort In so großen Höhen gedeiht und wie
die Pflanzen mit dem extremen Klima zurechtkommen.
Im laufe des Abends hatte sich, wie angekündigt, Herr Martens eingefunden. Er ist
Vertreter des WWF Deutschland, Artenschutzzentrale. Er wurde von Herrn Heidt begrüßt. Vorab hatte sich Herr Martens schon
im Palmengarten informiert und war jetzt gekommen, um die Situation der Tillandsien, ihre Handels- und Importbedingungen mit der
DBG zu besprechen. Die Lage der sogenannten ,Kaufhaustillandsien' erweckt bei jedem
Pfianzenliebhaber erneut Entsetzen. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion, Händler und Liebhaber kamen zu Wort. Im laufe
des Abends schloß sich eine Vorführung der
mitgebrachten Pflanzen auf der Bühne des
Saales an. Herrn Martens wurden Sämlinge
vorgeführt und erklärt, wie Tillandsien aus
Sprossen und Klndeln vermehrt werden können. Am Ende verteilte Herr Martens Vordrucke mit Fragen zu diesem Thema und bat,
sie ausgefüllt an ihn zurück zu schicken.
Spät erst trennten sich die Bromelienfreunde
an diesem Abend.
Danksagung:
Wir danken Herrn Dr. Hemker für eine weitere Dia-Spende für die Diathek. Wir danken
Herrn Prlnsler für eine erneute Pflanzenspende, die am Ende unserer Hauptversammlung
versteigert wurde und den Betrag von
DM 310,· einbrachte.
Wir danken der Firma Manfred Mayer für
kontinuierliche Unterstützung.
Für die geleistete Arbeit in den drei Jahren,
In denen er das Amt des Schriftführers innehatte, möchten wir Herrn Werner Weiz, Hamburg, Botanischer Garten, unseren herzlichen Dank aussprechen.
PROTOKOLL
Protokoll der Ordentlichen
Jahreshauptversammlung der Deut·
sehen Bromellengesellschaft
in Darmstadt 20.9.1987
Um 10.00 Uhr eröffnete der 1. Vorsitzende Herr
Harro Heldt die Jahreshauptversammlung. Es
waren 34 stimmberechtigte Mitglieder und 2 Gäste anwesend.
Sodann sprach die 2. Vorsitzende Frau Aja
Coester, Ober die Schwierigkeiten bei der Gestaltung der Zeitschrift. Sie verwies darauf, daß
zur Zeit bei einer alternativen Druckerei gedruckt werde, sie froh sei, daß diese einigermaßen kooperiere, es sich aber dennoch immer
wieder Fehler einschlichen. Auch ihr selbst worden Fehler unterlaufen, zumal sie auch gesundheitliche Probleme habe.
In diesem Zusammenhang sprach Frau Coester den Herren Elstetter und Plepenbrlng ihren
besonderen Dank aus.
Es wurde Kritik an der schlechten Qualität
der Abbildungen im Inneren des Heftes laut.
Frau Coester machte darauf aufmerksam, daß
aus Kostengründen dort nur Schwarzweißbilder
in Frage kämen, eine gute Qualität aber nur
dann möglich wäre, wenn ihr kontrastreiche
Schwarzwei-ßaufnahmen zur Verfügung stünden.
Herr Elstetter beklagte sich darüber, daß wissenschaftliche Neuerscheinungen unredigiert
erschienen seien. Er machte den Vorschlag, erfahrene Wissenschaftler um Mitarbeit zu bitten.
Herr Uwe Feldhoff verwies darauf, daß es
doch möglich sein müsse, hierfür einen Katalog
von Regeln für Neuerscheinungen zu erstellen.
Es folgte dann der Kassenbericht von Herrn
Jürgen Smentek. Herr Smentek wies im Anschluß noch einmal darauf hin, daß die Quittung
eine Spendenbescheinigung sei, da die DBG als
gemeinnützig anerkannt ist.
Die Frage nach zahlungssäumigen Mitgliedern beantwortete er damit, daß es keine wesentlichen Außenstände mehr gäbe. Auch seine
Mahnaktion sei erfolgreich gewesen und der
Mehraufwand durch die Mahngebühr gedeckt
worden.
Dann wurde das Thema BNA-Mitgliedschaft
diskutiert. Herr Heldt machte eindringlich klar,
daß eine entsprechende Gesetzgebung in Bonn
es dem Liebhaber in absehbarer Zeit schwer
machen könnte, seine Sammlung zu halten und
seinem Hobby nachzugehen. Es sei darum unverzichtbar, schon jetzt in den entsprechenden
Gremien mitzuwirken, um gegebenenfalls unsinnige behördliche Maßnahmen abzuwenden.
Es wurde Ober den Verbleib der DBG Im BNA
abgestimmt.
Ergebnis bei 34 Stimmberechtigten:
29 Stimmen mit ja
4 Stimmen nein
1 Enthaltung
Es wurde dann die Frage der Werbungsmöglichkeit neuer Mitglieder erörtert. Es fielen Stichwörter wie Informationsbroschüre, Werbekarten, Publikumswirksamkeit der Orchideen und
Bromelien; die Möglichkeit, das Heft den Organen anderer Liebhabergesellschaft beizufügen
und daß „Die Bromelie" das Aushängeschild
der DBG sei.
Herr Hermann Prlnsler machte den Vorschlag, Annoncen in den Organen der
Orchideen- und der Kakteengesellschaft aufzugeben.
Herr Werner Motschenbach bemängelte, daß
in der „Bromelie" Anfängerpflanzen zu wenig
berücksichtigt würden.
Frau Lleselotte Hromadnlk schlug vor, auch
in der DATZ zu inserieren. Herr Sasse erklärte, daß nach Absprache die „Gartenpraxis"
auch kostenlos Annoncen veröffentliche.
Herr Blllenstelner verwies auf die Möglichkeit, ein Faltblatt auf der Frankfurter Messe „Du
und Dein Garten" im nächsten Frühjahr zu verteilen.
Eine Beitragserhöhung wurde mehrfach abgelehnt.
Herr Elstetter machte den Antrag auf Entlastung des Vorstandes. Der Antrag wurde einstimmig bei Stimmenthaltung des Vorstandes
angenommen.
Herr Wülflnghoff beantragte, ab 1988 nur drei
Hefte jährlich herauszugeben. Herr Sang bat um
Zustimmung. Frau Hromadnlk wünschte eines
der 3 Hefte als Doppelheft.
Ergebnis der Abstimmung:
25 Ja-Stimmen
2 Nein-Stimmen ·
5 Enthaltungen
Als nächster Top mußte den Satzungengemäß ein neuer Vorstand gewählt werden.
Herr Harro Heldt lehnte weitere zwei Jahre
als 1. Vorsitzender aus persönlichen Gründen
ab. Zahlreiche Bitten konnten ihn nicht umstimmen. Frau Hedl Rösler bat darum, daß er wenigstens, da er in die Materie eingearbeitet sei, In
der BNA-Angelegenheit weitermache. Herr
Heldt lehnte dieses ab. Der Wunsch wurde geäußert, daß die BNA-Arbeit weitergehen müsse.
Schließlich erklärte sich Herr Elstetter bereit,
das Amt des 1. Vorsitzenden zu übernehmen.
Herr Harro Heldt übernahm die Wahlleitung,
und mit 33 Ja-Stimmen und einer Enthaltung
wurde Herr Elstetter zum neuen 1. Vorsitzenden
gewählt. Herr Köhres übernahm die· BNAArbeit und erhielt Beifall.
Als nächstes wurde Frau Aja Coester als
2. Vorsitzende mit 33 Ja-Stimmen und einer Enthaltung in ihrem Amt bestätigt. Ebenso Herr
Smentek als Kassenwart.
58
Danach wurde die von Herrn Werner Mot·
schenbach vorgeschlagene Frau Sabine Smentek zur neuen Schriftführerin gewählt.
Ergebnis der Abstimmung:
30 Ja-Stimmen
O Nein-Stimmen
1 Enthaltung
(2 stimmberechtigte Mitglieder hatten inzwi·
sehen aus Zeitgründen die JHV verlassen mOs·
sen).
Herr Hamrnen erhob sich und dankte namens
der Anwesenden dem alten Vorstand für die geleistete Arbeit.
Beifall!
chen Veranstaltungen stattfinden, am Abend
der interne Teil.
Danach wurde die JHV von dem neuen
1. Vorsitzenden, Herrn Eistetter, für beendet
erklärt.
Der vorgesehene Dia-Vortrag Ober eine
Amerika-Reise des Ehepaars Rösler mußte
aus Zeitgründen entfallen.
Werner Weiz
Schriftführer
Das Ehepaar Rösler wurde im Amt der
Kassenprüfer bestätigt.
Das Ergebnis der Abstimmung:
30 Ja-Stirnen
0 Nein-Stimmen
2 Enthaltungen
Der Ehrenrat, gebildet aus den Herren
Wlnkler und Trautmann, wurde bestätigt.
Ergebnis der Abstimmung:
30 Ja-Stimmen
0 Nein-Stimmen
1 Enthaltung
Herr Wlnkler wurde in Abwesenheit ge·
wählt.
Es wurde die Höhe des Mitgliedsbeitrages
diskutiert. Herr Elstetter beantragte, den
Jahresbeitrag in seiner jetzigen Höhe zu belassen.
Ergebnis der Abstimmung:
30 Ja-Stimmen
0 Nein-Stimmen
2 Enthaltungen
Dann wurde der Ort der JHV 1988 erörtert.
Es wurden vorgeschlagen: Hamburg und
Marburg/Stadt-Allendorf.
Ergebnis der Abstimmung: für Marburg 27
Zustimmungen, für Hamburg 1 Zustimmung,
4 Enthaltungen.
Damit findet die nächste Jahreshauptversammlung in Marburg/Stadt-Allendorf statt.
Herr Schwarzer, Kirchheim/Ernsdorf, richtet
sie aus. Der genaue Termin soll in Heft 1 der
„Bromelie'• bekannt werden.
Sodann wurden Vorschläge zur Gestaltung der nächsten Jahreshauptversammlung
gemacht. So da sind, Bromelienausstellung
(Herr Plnkert: „Das ist die beste Werbung!"),
öffentliche Verkaufsausstellung (Frau Köh·
res) und Dia-Vorträge. Herr Köhres erklärte
sich bereit, einen Dia-Vortrag mit dem Thema „Tillandsien für Anfänger" zu halten,
ebenso Herr Sasse einen Vortraq mit dem
Thema „Bromelien in Hydrokultur'.
Herr Harro Heidi bat darum, den
Sonnabend-Teil der JHV in zwei Teilen durchzuführen. Am Nachmittag sollen die öffentll·
Beermann, Gerhard
Ardeystr. 131
4600 Dortmund 50
Tel.: 0231/77 27 18
59
Herzlich begrüßen
Mitglieder:
wir
unsere
neuen
Dambacher, Rosemarie
Schwarzwaldstr. 26
7830 Landeck
Tel.: 07641/476 65
Geelen, von Heinz
Spitzweg 5
4170 Geldern
Tel.: 02831/16 51
Häberle, Manfred
Königsberger Str. 38
3578 Schwalmstadt 1
Tel.: 06691/204 47
Hofnagel, Oliver
Taubenstr. 9 b
5820 Gevelsberg
Tel.: 02332/122 16
Koch, Volker
Kreuzstiege 12
4430 Steinfurt
Richter, Jens
Königsstieg 115
3400 Göttingen
Tel.: 0551/624 17
Rinck, Günter
Hauptstr. 293 a
6580 Idar-Oberstein
Tel.: 06781/275 04
Krautz, Stefan
Kärtner Weg 21
4000 Düsseldorf 13 Ronnenberg, Gerd
Tel.: 0211/76 28 39 Romstr. 42
3400 Göttingen
Tel.: 0551/686 56
Opitz, Matthias
t.uisenstr. 16
7847 Badenweiler
Scheit, Oliver
Ringstr. 24
te1.: 07632153 30
6581 Mittelreidenbach
Porembski, Stefan Tel.: 06781/60 09
Am Engelspfad 1
5300 Bonn 1
Popow, Nebojscha
Sandkämperstr. 1 .
3180 Wolfsburg 12
Radtke, Barbara
Belzigerstr. 66
Tel.: 05362/624 61 bzw.
1000 Berlin 62
33 14
0
CJ)
alter Hefte
+
Zahlkarten
9.f76,33
"Di e Bromelie 2 / 87
==1~~~J~
Bargeld
19 87
f"i a h n u n g e n
1.358,16
Postscheckkonto
11
Büromaterial/sonst.Porto
Kontogebühren
"Die bromelie 1/87 "
2000 vorgedr.
Umschläge "Die Bromelie
1 - 4/87 II
B.193,o5
9.'f76,33
i~~~z~:!~~
Sparbuch
===========================
IV.
Kassenbestand am 11.09.1987
v.
1986-1987
Ausgaben
-
Mahnungen 1986
1986-1987
+ Einnahmen v.
16.~16,66
Beitrag B N A
5.634,21
29.08.1986
Kassenstand v.
Palmengartenhefte
"Die Bromelie 4/86"
Portokosten für
"Die Bromelie 4/86 "
"Die Bromelie 3/86 11
i~~~z~!~~
1.607.28
23,50
36o,3o
37,50
1.575,18
40,00
3.134,33
37,50
245,oo
363,60
1.440,00
435,oo
1.478,93
1.478,92
17,50
Berichti.f.
Tillandsienschlüsse l
DM
Ausgaben
Flora Neo Tropica Iu.Ill
i~~~~~!~~
164,86
373,50
1 • .275,oo
II.
II I •
Zinsen vom Sparbuch
Verk.
Spenden
schlüssel
2.3o5,8o
v. Tillandsien-
Verk.
12.297,50
DM
29.09.86.-11.09.1987
Mitgl.Beiträge/Erlöse
I. Einnahmen
=============
Kassenbericht v.
Liebe Bromellenfreunde!
In seiner dreijährigen Amtszeit als engagierter 1. Vorsitzender der DBG hat Herr Harro
Heidt manches in die Wege geleitet: Die
Qualität der Zeitschrift ist besser geworden
- immer mehr bisher „stumme" Mitglieder
greifen zur Feder und berichten Ober ein uns
interessierendes Thema - die menschlichen Turbulenzen vergangener Jahre sind
geglättet. Ihm sei für seine bisherige Arbeit
im Namen aller Mitglieder herzlich gedankt.
Diese Arbeit fortzuführen, ist die Aufgabe
des neuen Vorstandes; darüber hinaus erwarte ich, daß wir uns zukünftig mit folgenden Themen befassen müssen:
1. Das Artenschutzgesetz mit all seinen Auswirkungen wird uns alle, ob Erwerbsgärtner, Importeur oder Liebhaber, tangieren.
Herr Köhres hat sich freundlicherweise bereit erklärt, sich dieses Themas anzunehmen und uns hierüber zu informieren.
2. Das Problem „Kaufhaustillandsien" und
seine Auswüchse ist uns allen bekannt.
Aufklärungsarbeit ist nötig! Meine herzliche Bitte an Sie: Gehen Sie in die Blumengeschäfte, auf die Messen, zu den fliegenden Händlern auf den Wochenmärkten, in
die Supermärkte und geben Sie den Verkäufern fundierte Pflegeanleitungen, um
so wenigstens einige dieser sonst sicheren Todeskandidaten zu retten.
3. Fast der gesamte Mitgliedsbeitrag wird für
die Erstellung der „Bromelie" verwendet.
Einige Mitglieder weniger, und wir können.
die Zeitschrift in dieser Form nicht mehr
bezahlen - mit anderen Worten, wir befinden uns am Existenzminimum. 100 bis 200
Mitglieder mehr würde bedeuten, daß die
Qualität der „Bromelie" mit Farbfotos erheblich verbessert werden kann. Werben
Sie daher bei Freunden und Bekannten, bei
anderen Pflanzengesellschaften für die
Mitgliedschaft in der DBG!
Ich selbst befasse mich seit 25 Jahren in
meiner Freizeit mit Bromelien, mein Hauptinteresse gilt den Tillandsien und hier besonders der Sämlingsaufzucht bedrohter Arten.
Seit 20 Jahren bin ich Mitglied der American
Bromeliad Society, vor 11 Jahren bin ich der
DBG beigetreten. Eine umfangreiche Literatursammlung ermöglicht mir, auch die wissenschaftlichen Aspekte unseres schönen
Hobbys zu verfolgen .
Dr. Klaus Eistetter
1. Vorsitzender
61
Liebe Bromellentreunde! Für meine Person
Ist kaum für viele von Ihnen eine Begrüßung
notwendig. Nur für die Neuen, die mich nicht
kennen, möchte Ich kurz sagen, daß Ich das
Amt des zweiten Vorsitzenden, samt der Redaktion der ,Bromelie' für weitere zwei Jahre
angenommen habe. Danach wird meine Gesundheit es wohl kaum erlauben, daß Ich
weitermache. Für den Jahrgang 1988 bin ich
an Beiträgen sehr Interessiert und bitte Sie
alle, mir Zuschriften zu schicken, die bestimmt berücksichtigt werden. Auch wünsche Ich allen weiterhin Freude an dar wunderbaren Pflanzenfamilie, der unser Hobby
gewidmet Ist. Allen Mitgliedern, die mir in
den letzten drei Jahren Beiträge geschickt
und so die ,Bromelie' gefördert haben, möchte ich herzlich Dank sagen.
Aja Coester
Der Schatzmeister
Liebe Bromelienfreunde
Als neuer „alter" Schatzmeister möchte ich
mich hiermit_besonders unseren neuen Mitgliedern vorstellen . Mein Name ist Jürgen Smentek
und ich bin 32 Jahre alt. Seit 18 Jahren bin ich
als Gärtner tätig. 1977 erhielt ich eine Gärtnerstelle in den Tropenhäusern des Palmengartens
der Stadt Frankfurt.
Dort wurde in mir das Interesse an den Bromelien geweckt, mit denen ich mich nun schon
seit 10 Jahren beschäftige.
Zwecks Vertiefung meiner bisher erworbenen
gärtnerisch - praktischen Kenntnisse besuchte ich 1982/83 die Meisterschule in Wiesbaden.
Im Juni 1983 erhielt ich die Berufsbezeichnung
„Gärtnermeister Zierpflanzenbau" und den Titel
geprüfter
Wirtschafter
im
„Staatlich
Gartenbau" .
Im Anschluß daran bin ich als Mitarbeiter in
der neuen botanischen Sammlung des Palmengartens tätig .
Nach einigen Jahren mithelfender Tätigkeit in
der DBG-Geschäftsstelle im Frankfurter Palmengarten, hoffe ich, das in mich gesetzte Vertrauen aller Mitglieder als Schatzmeister der
Deutschen Bromelien Gesellschaft weiterhin erfüllen zu können.
Der Schriftführer
Anläßlich der diesjährigen Jahreshauptversammlung in Darmstadt wurde ich zur Schriftführerin der Gesellschaft gewählt.
Mein Name ist Sabine Smentek und ich bin
seit 1974 bei der Stadt Frankfurt als Angestellte
tätig .
Mein lnterresse an Bromelien wurde durch
meinen Mann geweckt. Eine lntensievierung
meines lnterresses an diesen Pflanzen erfolgte
durch die Schreibarbeiten an dem Tillandsienbestimmungsschlüssel.
Ich hoffe, das in mich gesetzte Vertrauen zu
erfüllen .
Außerdem habe ich eine Bitte an Sie:
Bitte wenden Sie sich bei Anfragen und anderen Problemen erst an unsere Geschäftsstelle
Deutsche Bromelien Gesellschaft
Siesmayerstr. 61
6000 Frankfurt - Palmengarten.
Von dort erhalte ich die Post umgehend.
Kulturwürdlge Vrlesea
In- und ausländische Gartenbau-Ausstellungen zeigen de!Jtlich, daß innerhalb der Familie der Bromeliaceae die Vriesea gärtnerisch
von besonderer Bedeutung sind. Unter den
rund 284 Arten dieser Gattung, die in Süd-und
Mittelamerika meist epiphytisch leben, gibt es
eine große Anzahl, die als schöne und haltbare
Blütenpflanzen oder als dekorative Blattpflanzen hohen Schmuckwert besitzen. Aus der Fülle des reichhaltigen Sortiments, das durch
wertvolle Hybriden noch vergrößert wird, sollen
einige besonders kulturwOrdige Arten vorgestellt werden.
re, lichtgrüne Rosetten. Die gekielten Deckblätter des starkfarbenen BIOtepstandes gaben dieser Art den Namen (carinatus
gekielt). Sie
sind an der Basis rot oder purpurn, laufen zur
Spitze hin gelblich aus und umhüllen gelbe Blüten, deren Kronblätter grüne Enden haben. Sehr
effektvoll ist die Hybride ,M a r i a e' mit rotoberhauchten Blättern und breitem Blütenstand von
lachsroter Farbe.
V. corcovadensis (V. rubida) ist etwa 20 cm
hoch und von tillandsienähnlichem Wuchs. Ihre
lockere Ähre hat allseitswendige Blüten. Rötliche Deckblätter, hellrote Sepalen und weiße Petalen ergeben ein reizvolles Farbenspiel und einen schönen Kontrast zu den tiefgronen, spitzen, derben Blättern. Schon vor der Blüte bildet
diese Art zahlreiche Nebensprosse (Kindel) aus,
so daß sie weitgehend vegetativ vermehrt werden kann. Durch Kreuzungen entstanden in neuerer Zeit die wertvollen Hybriden ,K o m e t'
V.
corcovadensis X V. ,S c e p t r e d 6 r' mit an der
Basis purpurroten Blättern und meist verzweigtem Blütenstand und ,G n o m' = V. corcovadensis X V. 'P o e 1 m a n n i i' von besonders
schönem, gedrungenem Wuchs.
V. ensiformis wird bei zusagender Kultur beachtlich groß. Sie hat leicht Oberneigende, glänzende, lanzettlich zugespitzte Blätter von frischgrOner Farbe. Sehr schmuckvoll und lange haltbar ist ihre große Blütenähre. Das satte Gelb der
Deckblätter geht bei ,B i c o 1 o r' in Rot Ober.
V. fenestralis ist wegen ihrer prächtigen, mit
dunkelgrünen Adern und Querlinien durchzogenen, blaßgronen Blätter, die zudem an der Basis
noch rötlich punktiert sind, sehr begehrt. Die
schöne, vielblättrige Rosette wird von dem langgestielten Blütenstand weit überragt. Mit seinen
braungefleckten Deckblättern und den grüngelben, duftenden Blüten ist er ein zusätzlicher
Schmuck dieser nachtblOhenden Vriesea.
gigantea (V. tessellata) wird beträchtlich
größer als die vorgenannte Art. Die breiten, starren, bläulichgrOnen Blätter sind auf der Oberseite gltterartig gezeichnet. Ihre Unterseite Ist
schwach rötlichviolett gefärbt. Der Blütenstand,
eine lockere, vielästlge Rispe, wird bis 2 m hoch.
Grane Deckblätter, grüne Sepalen und blaßgel-
=
=
v.
Vriesea erythrodactylon, Morren 1896;
Foto: Diathek der DBG
62
be Petalen lassen auch in dieser Art einen
Nachtblüher erkennen.
V. hieroglyphica, wohl eine der schmuckvollsten Bromelien, ist ebenfalls von stattlicher
Größe. Ihre breiten, hieroglyphenartig quergebänderten Blätter werden bis 60 cm lang. Dadurch ergeben sich Rosetten bis zu 1 m Durchmesser. Der verzweigte Blütenstand auf hohem
Schaft trägt gelbliche Blüten. Auch diese Art
blüht nachts.
Wegen ihrer auffallenden Blattzeichnung
sind die drei zuletzt genannten Arten bereits als
Jungpflanze.n von hohem Marktwert.
V. incurvata ist nur etwa mittelgroß und von
schöner lebhaftgrüner Belaubung. Die Farben
der langen, schlanken Blütenähre sind von starker Wirkung; zu den brennendroten, orangegesäumten Deckblättern kontrastieren gelbe, an
der SpitzE} grüngetleckte Blüten.
V. philippcrcoburgii verdient als Jungpflanze
Beachtung, denn ihre glänzenden, lichtgrünen
Blätter sind mit einer rotbraunen Spitze auffallend hübsch geziert. Als voll entwickelte Pflanze
wird sie bis 90 cm hoch. Ihr roter Blütenstand ist
rispig verzweigt.
V. platynema bildet schöne Rosetten von
ausgeprägter Trichterform. Ihre Blätter sind
grün, weinrot überzogen und auf der Unterseite
blauviolett gefärbt. Die weißlichgelben Blüten
am aufrechten Blütenstand werden von purpurvioletten Deckblättern umschlossen.
V. racfnae, die kleinste Art der Gattung, wird
nur etwa 10 cm hoch. Grün-braun-violett gefärbte Blätter kennzeichnen diesen reizenden
Zwerg. Die erstaunlich großen Blüten am ebenfalls geflec~ten Blütenstand sind weißlichgrün.
V. saundersii. Die aus breiter Scheide sich allmählich verjüngenden Blätter dieser Art sind
blaugrün, etwas mehlig überzogen und auf der
Unterseite rotbraun punktiert. Besonders
hübsch wirken dazu ihre schwefelgelben Blüten, die in lockerer Rispe von einem glänzenden,
gelblichweiBen Stiel getragen werden. Die Art
entwickelt sich im Sämlingsstadium leider etwas langsam. Das könnte den Handelswert dieser schönen Pflanze ein wenig mindern. V. X
'S c e pt r e d' o r' ist eine wert~olle Hybride zwischen V. saundersii X V. gloriosa. Ihr verzweigter Blütenstand, gelb mit rotbrauner Zeichnung,
steht über grünen, lebhaft braungetupften Blättern.
V. scalaris unterscheidet sich von allen bisher aufgeführten Arten durch ihren hängenden
Blütenschaft, an dem horizontal abstehende,
grünlichgelbe Blüten mit hellroten Deckblättern
sitzen. Die fein gewimperten, verhältnismäßig
breiten Blätter sind sattgrün; bei hier und da vorhandenen Varietäten mehr oder weniger rötlich
gefärbt. •
V. splendens ist schon seit Jahrzehnten eine
bekannte Handelspflanze. Die reine Art hat dunkelgrüne Blätter, die mit schwarzbraunen Quer-
63
Vriesea hieroglyphica Belg. hort. 35, 1885;
Foto: Diathek der DBG
bändern schön gezeichnet sind. Prachtvoll harmoniert dazu das leuchtende Rot der schlanken, schwer;tförmigen Äh~e. Die Blüten sind
gelb. V. splendens var. major wird in all ihren
Teilen größer. Der Blütenstand erreicht eine
Länge von 80 cm. Ihre weit überneigenden
Blätter zeigen auf frischgrünem Grund eine rotbraune Querbänderung. Bei normaler Kultur
beträgt die Entwicklungszeit bis zur blühfähigen Pflanze etwa 4 Jahr~ gegenüber 3 Jahren
bei qer reinen Art. V. splendens var. mortefontainensis ist gekennzeichnet durch ihre breiten, kräftig gebänderten, unterseits braunviolett getönten Blätter. Diese wertvolle Varietät,
hauptsächlich in Belgien und Holland kultiviert, wurde von der Firma Gülz, Bad Vilbel, in
Deutschland eingeführt. Aus ~iner Kreuzurig
zwischen V. sp/endefJs var major X V. splendens var longibracteata entstand V. ,F 1 a mm e n des Sc h w e r t'. Sie wird etwa mittelgroß. Ihr Blütenstand ist breit und feurigorangerot gefärbt.
Hinweise zur Kultur
Der sehr feine, mit Flughaaren versehene
Samen der Vriesea bleibt nur wenige Monate
keimfähig. Er soll darum nach der Ernte
baldmöglichst ausgesät werden.
Als Aussaatmaterial ist feingesiebte Osmunda, reiner Torf oder in Petrischalen ausgelegter Zellstoff geeignet. Material und
Saatgefäße sind gründlich zu sterilisieren,
um der gefürchteten Algenbildung vorzubeugen, die den ganzen Erfolg in Frage stellen
könnte. Da Bromelien Lichtkeimer sind, wird
der Samen nicht bedeckt. Bei gleichmäßiger
Feuchtigkeit und einer Temperatur von 22 25 o C erfolgt die Keimung in 10 - /20 Tagen.
Nach anfangs möglichst ungestörter Entwicklung, beeinflußt später mehrmaliges
Umpikieren das Wachstum der Sämlinge äußerst günstig. Der Pflanzstoff soll locker,
durchlässig und von poröser Struktur sein.
Er besteht zweckmäßig aus einer Mischung
Torf, Sphagnum, halbverrotteter Lauberde
und Sand. Zur Auflockerung ist außer Ziegelsplitt und Holzkohlengrus Styromull gut
geeignet.
Die Vriesea stellen während ihrer gesamten Wachstumszeit höhere Ansprüche an
Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschattung als die meisten anderen Bromeliaceae.
Zusätzliche Bodenwärme wirkt sehr fördernd
auf ihre Entwicklung. Vorteilhaft ist es, größere Bestände bis kurz vor der Blüte auf
Tischbeeten ausgepflanzt zu kultivieren.
Werden sie bereits als Jungpflanzen in Töpfe
gesetzt, wähle man diese dem geringen Wurzelumfang entsprechend klein.
Bei der Düngung ist zu beachten, daß Vriesea salzempfindlich sind. Man verwende darum nur niedrigste Konzentrationen und gebe
diese Nährlösungen hauptsächlich an die
Wurzeln. Zusatzbelichtung, besonders während der Wintermonate, wirkt fördernd auf
das Wachstum . Außerdem läßt sich durch
Anwendung von Karbidgras bei blühreifen
Pflanzen, besonders bei V. Splendens, die
Kulturzeit wesentlich verkürzen.
Herbert Lau, München
Aus: Süddeutscher Erwerbsgärtner Nr. 43 f
1965
Vriesea corallina Gartenflora 19, 1870;
Foto: Diathek der DBG
Vrisea ensiformis Beer
Foto: Diathek der DBG
64
In vitro Vermehrung von Vriesea Kul·
turformen im Vergleich mit anderen
ornamentalen Bromeliaceen.
0. Mekers, J.G. Van ·osem, Institute
of Ornamental Plant Growing, Caritasstraat 21, B 9330 Melle, Belgien
Zusammenfassung:
Wir haben eine Methode der Mikro-Vermehrung
von Vriesea Kulturformen ausgearbeitet, die
sich in mehrfacher Hinsicht von den bekannten
Methoden für Ananas, Achmea und Cryptant·
hus unterscheidet. Dieser Beitrag gibt einen
Überblick über die wichtigsten methodischen
Unterschiede. Vor dem Beginn einer sterilen
Kultur benötigen die Mutterpflanzen eine gründlichere Vorbehandlungsphase, um ein rasches
Wachstum lateraler Augen unter aseptisctien
Bedingungen zu erzielen. Um bessere Ergebnisse bei der Sterilisation von Gewebsmaterial zu
erhalten , ist die Behandlung mit Dikegulac nach
der Blüte und ca . 2 Monate vor der Präparation
der Augen, gefolgt von einer trockenen und sauberen Periode von wenigstens 2 Wochen, empfehlenswert. Das Anfangsstadium der in vitro
Kultur stellt sich als recht schwierig heraus und
bedarf relativ viel Sorgfalt. Nach 10 Wochen
werden die Keimlinge auf ein Vermehrungsmedium umgebettet. Um eine hohe Anzahl wachsender Sprosse zu erhalten, kann dieses zweite
Stadium einige Male wiederholt werden , obwohl
es normalerweise durch eine Wachstumsphase
in einem Auxin enthaltenden Medium abgelöst
wird. Die dritte Phase ist durch weiteres Längenwachstum und Wurzelbildung der Pflänzchen gekennzeichnet. Jedes Stadium dauert ca .
3 Mo"nate, dann ist das Verpflanzen in ein frisches Medium nötig. Wenn die Pflanzen ca . 4
cm groß sind, sind sie für die Gewächshauskultur geeignet. Wenn das letzte Stadium ausreichend lange währt, beginnt das Wachstum fast
ohne Adaptionsprobleme .
Einführung:
Die schönsten Bromelien sind oft schwer zu vermehren . Um die Charakteristika von Hybriden
und Sorten zu erhalten, ist die vegetative Vermehrung nötig. Für kommerzielle Zwecke sowie
für die Kindelbildung sind die klassischen Methoden in vielen Fällen zu zeitaufwendig und teuer. Um diese Schwierigkeiten zu überwinden
bietet sich die in vitro Kultur zur beschleunigten
Vermehrungsrate an. Eine kürzere Kulturzeit sowie Energieersparnis in gut isolierten Gewächshäusern sind weitere wichtige Vorteile . In Fortführung der früher publizierten Arbeiten über
Sämlinge (Mekers 1976 und 1977) wurden Experimente mit axillären Augen verschiedener
Vriesea Kulturformen durchgeführt mit dem
65
Ziel, die Mikrovermehrung aufzubauen . In der
Literatur findet man fast keine Informationen
über diese Bromeliengruppe . Es gibt lediglich einen Bericht (Hosoki und Asahira, 1980) über
Vriesea ,Poelmannii', kultiviert auf· demselben
Nährmedium wie Aechmea fasciata.
Generell empfehlen alle Autoren für Ananas
(Mathews et al. 1979), Aechmea (Jones 1974)
und Cryptanthus (Zimmer 1978)das MSMedium in flüssiger Form mit verschiedenen,
dem Kulturstadium entsprechenden Wachstumsregulatoren. Aus unseren Erfahrungen mit
Aechmea können wir bestätigen , daß diese
Methode sehr gut ist. Andererseits fanden wir,
daß dies Medium für Vriesea und andere Tillandsioideae nicht optimal ist. Es wurde eine
Methode entwickelt, die bei vielen Vriesea Arten und Kulturformen gute Ergebnisse brachte,
sich aber von der publizierten Methode bei Bromelioideae sehr unterscheidet.
Material und Methoden:
Die Experimente wurden mit 'folgenden Kulturformen durchgeführt: Vriesea ·,Christiane', V.
,Mariae', V. ,Mira', V. ,Espirito Santo' (eine selektierte Form der neuen Species V. ospinae
Luther), V. ,Poelmannii' und V. , Vigeri'.
Nach der Blüte wurden die Mutterpflanzen
nach einer bereits beschriebenen Methode (Me·
kers und Thomas 1980) mit Dikegulac-Spray
vorbehandelt. Daran schloß sich eine Periode
trockener Kultur an, in der nur die Wurzeln bewässert wurden. Nach 6 bis 10 Wochen wurden
die axillären Augen als Ausgangsmaterial präpariert. Die Sterilisation erfolgte, mit gelegentlichen geringfügigen Änderungen , nach der Methode von Jones und Murashige (1974).
Das Kulturmedium setzte sich wie folgt zusammen : 3% Saccharose, 100 mg/L myolnositol, 5 mg/L Nicotinsäure, 5 mg/L ThiaminHCI, 0,5 mg/L Pyridoxin-HCI, 4 mg/L Glycin sowie 1/3 der Menge an Mineralsalzen nach Mu·
rashige und Skoog (1962). Das Medium wurde
mit 0,6% Difco-Bacto Agar verfestigt und der
pH-Wert vor dem Autoklavieren auf 6 eingestellt.
Der wesentliche Unterschied zwischen den Kulturstadien bestand im Gehalt der Wachstumsregulatoren im Medium. Im Stadium 1 wurde
Naphtalinessigsäure (NAA) in einer Konzentration von 0,5 mg/L zugesetzt. Im Stadium 2 kam
eine Kombination aus 6- Benzyladenin (BA), (0,5
bis 1 mg/I oder 2-lsopentenyladenin (2-IP) (1 bis
5 mg/L) mit NAA (0, 1 bis 0,5 mg/L) zur Anwendung. Das Mischungsverhältnis wurde mit der
Kultivar-Form variiert. Im Stadium 3·war ein Zusatz der Auxine NM (0,5 mg/L) und IBA (1 mg/L)
nötig, um das axilläre Sprossen zu stoppen und
das normale Längenwachstum einzuleiten . Die
so erhaltenen Pflänzchen wurden im Gewächshaus in eine ungedüngte Torf-Perlit-Mischung
(3:1) pikiert und nach 2 Wochen mit der Blatt-
düngung (NPK: 1-0,8-3) begonnen, die dann in
14 tägigem Abstand fortgesetzt wurde .
Ergebnisse:
Mit unserer Methode wurde eine Reihe Vriesea
Kulturformen erfolgreich in vitro kultiviert sowie
eine gute Vermehrungsrate erzielt. In Tabelle ..1
ist eine Zusammenfassung des Verfahrens fur
die getesteten Vriesea Kulturformen, sowie ei~
Vergleich mit der Methode bei Aechmea und einigen weiteren Bromelioideae wiedergegeben .
Die Vorbehandlung der Mutterpflanzen war sehr
wichtig, um die sterile Kultur mit einer akzep~a­
len Anzahl, 20-50%, wachsender Sprosse, einzuleiten . Die Anfangsphase dauerte ca . 8-10
Wochen, bis die Sprosse ausreichen~ genug
wuchsen um in das Vermehrungsmedium umgebettet :.Verden zu können . In diesem zweiten
Stadium setzte sich das Wachstum des Gewebes 1O bis 14 Tage fort und viele Sprossenanlagen wurden in den Blattachseln gebildet. ~a~
Gleichgewicht zwischen Auxinen und Cytoktnt·
nen war der wichtigste Kontrollfaktor für den
Wachstumstyp des Gewebes. Die optimale Konzentration und Kombination von BA oder 2 IP
und NM war für die einzelnen Kulturformen
sehr unterschiedlich. Eine relativ hohe
Cytokinin-Konzentration in der folgenden Kultur hemmte das Längenwachstum der neu gebildeten kleinen Sprosse recht lange, die Vermehrung setzte sich im Folgestadium 3 fort. In diesem Stadium waren ausschließlich Auxine zur
Hemmung der weiteren Verzweigung der Pflänzchen günstig . Sie stimulierten Längenwachstum
und Wurzelbildung, meist ergab eine Kombination aus NM und IBA die besten Resultate .
Wenn das letzte Stadium ausreichend lange
ausgedehnt wurde - ein gutes Weiterwachsen
sollte erreicht sein - war die Gewöhnung der
mikrovermehrten Pflanzen an Gewächshausbedingungen kein Problem . Das Wachstum in To~f­
Perlit-Substrat ging zügig voran . Wenn man die
Pflanzen direkt nach der Vermehrungsphase ins
Gewächshauses pflanzte , war das Wachstum
sehr langsam . Auch setzte sich die axilläre Verzweigung zum Teil fort. Bisher wurden keine Mu:
tationen oder Wachstumsveränderungen bei
der Weiterkultur im Gewächshaus festgestellt.
können auf die vegetative Vermehrung, ausgehend von ·Gewebepräparationen, übertragen
werden . Die Sterilisierung war der schwierigste
Schritt, aber die Vorbehandlung der Mutterpflanzen mit dem Ziel, saubere Seitensprosse zu erhalten, ermöglichte uns, genügend steril~s , l~ ­
bendes Material zu erhalten, um damit die
erfolgreiche Vermehrung einzuleiten. Eine niedere Salzkonzentration im Nährmedium war zur
Erreichung optimaler Ergebnisse essenti~ll.
Dies war der größte Unterschied im Vergleich
mit der in vitro-Vermehrung der Bromelioideae.
Der zweite Unterschied ist die physikalische Beschaffenheit des Mediums .. Für Vriesea ist eine
Verfestigung mit Agar in den ersten Phasen gü~­
stiger als ein flüssiges Medium, während bei
Aechmea während der gesamten in vitro-Phase
ein flüssiges Medium weit besser ist. Die Subkultur von Vriesea-Gewebe dauert länger, da
die Pflänzchen sehr viel langsamer als Aechmea wachsen. Dies ist auch bei der Gewächshauskultur festzustellen . Daher sind die Anforderungen von Vriesea an die St~bili~ät des ~e­
diums besonders wichtig . Auch ist die Empfindlichkeit gegenüber Wachstumsregulatoren stärker ausgeprägt. Andererseits scheint die genetische Stabilität der Vriesea Kulturformen besser
zu sein, da wir bis heute keine Mutationen der so
vermehrten Pflanzen feststellten; auch wachsen
die Pflanzen recht gleichmäßig .
zusammenfassend kann man sagen , daß die
Mikrovermehrung einiger Vriesea Kulturformen
in größerem Maßstab praktisch angewendet
werden kann .
Möglicherweise gilt dies mit einigen Modifikationen auch für Tillandsia und Guzmania, aber
dies muß erst noch überprüft werden.
Danksagung:
Diese Arbeit ist Teil eines Projektes der Arbeitsgruppe Ornamentale Pflanzen und wurde durch
Zuschüsse des Landwirtschaftsm inisteriums ermöglicht. J. Robbens und J. Vandeontseele
danken wir für die technische Mitarbeit.
Diskussion:
Nach mehr als 5 jährigen Experimenten mit der
in vitro-Vermehrung und Kultur von Vriesea Hybriden und Kulturformen war es möglich, eine
Vermehrungsmethode zu entwickeln, die unter
praktischen Bedingungen eingesetzt werd~n
kann. Die früheren Untersuchungen an Sämlingen (Mekers 1977) waren eine gute .Basis f~r
die Arbeiten mit Augen und Sprosssp1tzen. Die
meisten der zu jener Zeit erhobenen Ergebnisse
66
'""'
O>
- im Gewächshaus in ungedüngte
Torf-Perlit-Mischung, Blattdüngung
alle 2 Wochen, N-P-K: 1 · 0,8 - 3 g/I
- einige axilläre Sprosse können
noch auswachsen, keine Mutationen
Umpflanzen:
Verhalten der Pflanzen:
mit oder ohne NAA 0, 1 bis 0,5 ppm
M.S. + BAP 2 ppm, flüssiges
- 113 M.S. + BAP 0,5 bis 1 ppm oder
113 M.S. + 2 IP 0,2 bis 5 ppm (beide
- Mutationen und Veränderungen
können nach zu langer Vermehrungszeit ein Problem sein
- in gedüngte Torf-KompostMischung
Blattdüngung wöchentlich
- M.S. + NAA 1 ppm + IBA 1 ppm,
flüssiges Medium
- 4 bis 6 Wochen
Medium
-
- M.S. + NAA 1 ppm, flüssiges
Medium
- 113 M.S. + NAA 0,5 ppm +
IBA 1 ppm
- 2 bis 3 Monate
Zeit pro Stadium:
seitliche Sproßspitzen
- diesselbe Maßnahme
-
- trockene Kultur seitlicher Sprosse
während 2 Monaten
Ananas, Neoregelia, Aechmea,
Cryptanthus etc.
- 113 des Salzkonz. nach Murashige
und Skoog (M.S.) + NAA 0,5 ppm
+ Agar
Stadium 3: Längenwachstum und
Stadium 2: Vermehrung
in vitro Kulturmedium:
Stadium 1: Wachstumsbeginn
- 30 sec Ethanol, 15 min NaOCI
1,5%, waschen, Augen präparieren
(größer 5 mm) NaOCI 0,5%
Sterilisation:
axilläre Augen und kleine Sprosse
-
- Stimulation des Wachstums
axillärer Augen nach der Blüte mit
Dikegulac
kein Wasser auf den Blättern für
2 Monate
verwendetes Gewebe:
Vorbereitung der Mutterpflanzen:
Vriesea-Kulturformen
Tabelle 1: Vergleich der Methoden der in vitro Vermehrung von Vriesea-Kulturformen und Bromelioideae
Literatur
Hosoki, T. and Asahira, T. 1980. In vitro propa
gation of Bromeliads in liquid culture. Hort
Science, 15 (5) 603-604.
Jones, J.B. and Murashlge, T., 1974. Tissue
culture propagation of Aechmea fasciata Baker and other Bromeliads. Comb. Proc. l.P.P.S.
24: 117-126.
Mathews, V.H. and Rangan, T.S., 1979. Multiple plantlets in lateral bud and leaf explant in vitro cultures of pineapple. Scientia Horticulturae
11 (4) 319-328.
Mathews, V.H. and Rangan, T.S., 1981 .
Growth and regeneration of plantlets in callus
cultures of pineapple. Scientia Horticulturae 14
(3) 227-234.
Mekers, 0., 1977. In vitro propagation of some
Tillandsioideae (Bromeliaceae). Acta Hortic.
78, 311-320.
Mekers, 0. and Thomas, F., 1980. lnvloed van
ethephon en dikegulac op bloei- en zijscheutenontwikl<eling bij Bromeliaceae. Meded. Fac.
Landbouwwet. R.U. Gent, 45 (4) 1199-1205.
Murashlge, T. and Skoog, F., 1962. A revised
medium for rapid growth and bio-assays with tobacco tissue culture . Physiol. Plant. 15: 473-497.
Zimmer, K., 1978. Zur Gewebekultur von Cryptanthus. Deutscher Gartenbau: 32 (12) 498499.
Vrisea paraibica, tab. 36, sect. B, Wawra's
ltinera Principum 1883
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Vrlesea paralblca wiederentdeckt
von Elton M.C. lerne
übersetzt aus: Journal of the Bromeliad So
ciety lnc. Sept. - Okt. 1986 von A. Coester
Wir reisten durch das Land in der Region Visconde de Maua im Staate Rio de Janeiro, nahe der Grenze zum Staate Minas Gerais.
Nachdem wir die Grenze Obers.chrltten hatten, hörten wir von Ebenen, die ,brejos' genannt wurden, zwischen Hügeln liegen sollten, durchflossen von Strömen und bedeckt
mit baumartiger Vegetation, die typisch für
diese Orte sein sollte. Die Ebenen erwiesen
sich als überflutete oder sumpfige Gebiete
mit niedrigem Wald. Die Bäume sind da dünn
mit wenig ausgebildeten Kronen, aber reich
mit Epiphyten bewachsen. Nach kurzer Zelt
erreichten wir einen Platz, auf den man uns
hingewiesen hatte. Wir sahen zu unserem
großen Erstaunen fast die ganze Vegetation
der Ebene und der umgebenden Hügel vernichtet. Als Trost, wenn einer in dieser Situation möglich ist, erschien uns ein Stück der
originalen Vegetation auf ein paar Quadratmetern, wo der Wald noch stand. Ein Fluß
zog sich durch dieses kleine Stück, auch
zum Teil schon gefaßt in Dränageröhren.
Welt um uns sahen wir fruchtbare Weiden,
auf denen das Gras hoch stand und Kühe zufrieden grasten.
Der kleine Teilwald mit der verbliebenen Vegetation war genug, uns einen Eindruck zu
vermitteln vom Blumen- und Pflanzenreichtum dieser Gegend. Außer anderen Arten, die
epiphytisch wuchsen, entdeckten wir Aechmea pineliana, Canistrum giganteum, Nidularium spec., nahe verwandt mit N. fulgens,
aber in einer ungewöhnlichen Form, Vriesea
psittacina und endlich einen kleinen Bestand der wenig bekannten
Vriesea paraibica Wawra
Vrlesea paralbica wurde zuerst 1883 beschrieben von Heinrich Wawra, Ritter von
Fernsee (1831 - 1887), nach der einen Typuspflanze, die er in der Region Juiz de Fora,
Staat Minas Gerais gesammelt hatte, ungefähr 200 km von dem Ort entfernt, wo wir sie
gefunden haften. Der Name dieser Bromelie
muß vom Paraiba do Sul-Fluß abgeleitet
sein, der hier ein wichtiger Schiffahrtsweg
Ist. Die Pflanze scheint sehr selten zu sein,
sowohl in der Kultur als auch in Herbarien.
Unter den wenigen, zusätzlich bekannten
Entdeckungen von Vriesea paralb/ca muß
die von Auguste de Salnte-Hllalre um 1817
hervorgehoben werden. Nach einem Bericht
69
Ober seine Arbeit: Voyages dans l'interieur
du Brasil, 1830, verließ dieser scharfe Beobachter der heimischen Sitten und der Natur
des Landes die Villa do Principe am 9. April
1819. Sein nächster Aufenthalt war die Guanhaes Farm, durchflossen von einem Bach
gleichen Namens. Die Farm lag in einer Ebene, von Hügeln umgeben, die mit Wald bedeckt waren.
Alles weist darauf hin, daß Wawra's Typuspflanze in der Nähe dieser Farm gefunden
wurde. Die Vegetation muß.ähnlich gewesen
sein wie wir sie in Sao Jose do Rio Preto beobachtet hatten. Saint-Hilaire sah bereits,
daß - schon zu seiner Zeit - praktisch alle
originale Vegetation zwischen der Villa do
Principe und der Guanhaes Farm vernichtet
wurde, um Flächen für Ackerbau und Viehzucht zu gewinnen.
Die von uns gesammelten Pflanzen entsprechen praktisch in allen Eigenschaften der
Beschreibung der Typuspflanze. Der einzige
Unterschied be.s teht darin, daß die Farbe der
Blätter rötlich ist. Dieser Umstand ist jedoch
unbedeutend und kann erklärt werden mit
der intensiveren Sonneneinstrahlung, die die
Pflanzen an ihrem Standort erhielten. Wir bemerkten auch eine Variation in der Länge der
Blütenschäfte unter den wenigen Pflanzen,
die wir fanden. Sicher war dies abhängig von
Gesundheit und Wuchskraft jeder einzelnen
Pflanze. Andererseits tauchten die wichtigen
Charakteristika dieser Art Immer wieder auf,
und dieser Umstand ermutigt uns zu sagen,
daß Vr/esea paralblca jetzt In der Kultur gut
dasteht und nicht mehr In Gefahr Ist. auszusterben.
Vrisea paraibica Wawra
7
8
~I
·. „„..
-.:.~
2
4
Fig. 6 - Vr>iesea punctulata Pereira & Penna: 1) inf lores
cencia; 2) flor com bractea; 3) bractea floral; 4) brac=
tea floral aberta; S) fl9r; 6) sepala; 7) petala; 8) pi~
tilo. (.C. Araujo n9 54).
Diese neue Art ist nahe verwandt mit Vriesea
joyae, Pareira et Penna, aber unterscheidet
sich von ihr durch den Blütenschaft, der län·
ger ist als die Blätter, die floralen Brakteen
sind rot an der Basis und nach der Spitze zu
gelb mit roten Punkten .
Die Typuspflanze wurde im Staate Rio de
Janeiro gefunden, an der Straße nach Rio Santos, ungefähr an der Kreuzung nach Sao Paulo, am 10. Juli 1984. Sie befindet sich im Herbarium Bradeanum.
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