Oligoxystre diamantinensis Oligoxystre diamantinensis Oligoxystre diamantinensis, Männchen (Holotyp) Systematik Webspinnen (Araneae) Vogelspinnenartige Unterordnung: (Mygalomorphae) Vogelspinnen Familie: (Theraphosidae) Unterfamilie: Ischnocolinae Gattung: Oligoxystre Art: Oligoxystre diamantinensis Ordnung: Wissenschaftlicher Name Oligoxystre diamantinensis Bertani, Santos & Righi 2009 Oligoxystre diamantinensis ist eine 2009 beschriebene Vogelspinnenart, die in der Nähe der Stadt Diamantina in Minas Gerais, Brasilien entdeckt wurde. Nach dieser Stadt wurde die Art benannt. Möglicherweise kommt sie in dieser Gegend endemisch vor.[1] Sie gleicht in ihrer Färbung der häufig in Terrarien gehaltenen Vogelspinnenart Chromatopelma cyaneopubescens. Inhaltsverzeichnis • • 1 Merkmale 2 Verbreitung Merkmale Oligoxystre diamantinensis Weibchen (Paratyp) Die Tiere haben eine blaue Grundfärbung und besitzen auf dem Carapax, auf den Beißklauen, auf dem Opisthosoma und auf der Ober- wie Unterseite der Beine metallisch blaue Borsten. Auf dem Opisthosoma befinden sich längere rote Haare. Die blaue Färbung blieb auch bei Exemplaren erhalten, die zu wissenschaftlichen Zwecken in Alkohol eingelegt wurden. Dies weist auf eine strukturelle und nicht bloß eine pigmentierte Färbung hin, die sonst in Alkohol ausbleichen würde.[1] Im Vergleich zu anderen Vogelspinnenarten handelt es sich bei Oligoxystre diamantinensis um mittelgroße Vogelspinnen. Das Männchen (Holotyp) ist von den Beißklauen bis zu den Spinnwarzen 2,55 Zentimeter lang. Das Opisthosoma hat eine Länge von 1,12 Zentimetern. Die Laufbeine sind zwischen 3.0 und 3.8 Zentimeter lang. Das Weibchen (Paratyp) ist ein wenig größer und hat eine Gesamtlänge von 3,76 Zentimeter wovon 1,98 Zentimeter bereits das Opisthosoma ausmachen. Die Laufbeine des Weibchen variieren zwischen 2,5 bis 3,3 Zentimeter. [1] Verbreitung Die Typusexemplare wurden im Gebiet des Campo Rupestre in Diamantina, Minas Gerais gefunden. Es handelt sich um ein tropisches Gebiet in einer Höhe von 900 Meter über Meer. Das Gelände ist felsig und mit diversen Aufschlüssen durchzogen. Dazwischen wachsen verschiedene niedrige Kräuter und Gräser und vereinzelt kleinere Bäume. Die Vegetation setzt sich aus Korbblütlern, Schwarzmundgewächsen, Süßgräsern, Sauergrasgewächsen, Kakteen, Hülsenfrüchtlern, Heidekrautgewächsen, Velloziaceae, Eriocaulaceae und Xyridaceae zusammen. [1] In den Wintermonaten Juni und Juli herrscht eine durchschnittliche Temperatur von 18°C bis 20°C mit minimal 4°C. Von Juni bis August herrscht eine Trockenperiode mit sehr selten und sehr geringem Niederschlag. Die relative Luftfeuchtigkeit fällt in dieser Zeit bis auf 72 %. Die zweite Jahreshälfte von März bis November ist dagegen regnerisch mit einer durchschnittlichen Regenmenge bis 223 mm. In den Sommermonaten Dezember und Januar steigt die Temperatur bis 35°C und die relative Luftfeuchtigkeit erreicht 90 % Verhalten Die Spinnen sind recht friedlich und tagaktiv. Gelegentlich reagieren sie bei zu extremer Störung mit Beinschlagen. Jungtiere sind deutlich hektischer und können sehr schnell auch an der Glasscheibe entlanglaufen. Über die Lebensweise in freier Wildbahn gibt es sehr widersprüchliche Angaben. Das Erscheinungsbild erinnert an das eines Bodenbewohners. Und tatsächlich berichtet Rick West über große Gespinste auf sandigem Boden in der Nähe von Vegetation. KLAAS konnte jedoch bei einer Führung durch venezuelanische Biologen 1998 nachweisen, dass die Spinnen rein arboricol leben. Sie leben offensichtlich in Baumhöhlen, die 1-2 Meter über dem Boden liegen. Die Aufnahme links stammt aus dem natürlichen Habitat. Adrián Afonso, der Fotograf, berichtete folgendes zum Habitat und zur Lebensweise: “Die Spinne wurde in der Wildnis, einem Trockenwald, fotographiert. Dieses Exemplar wurde jedoch am Rand eines Galeriewaldes gefunden. Sie leben normalerweise am Boden in kleinen Löchern. Im Lebensraum findet man meistens Büsche (dominiert von Akazien) und einige große Bäume.” Möglicherweise leben die Tiere eben sowohl am Boden als auch auf Bäumen. Am liebsten möchte man selbst nach Venezuela fahren, um sich persönlich vor Ort zu informieren. Haltung im Terrarium Eigene Erfahrung Ich habe meine Spiderlinge auf einer Berliner Insektenbörse gekauft und viel Freude mit ihnen gehabt. Sie waren nach dem Schlupf schon relativ groß und sehr hübsch gefärbt. Nach einem Dreivierteljahr haben sich die Tiere immer mehr in Richtung der Eltern ausgefärbt. Sie wachsen durchschnittlich schnell und kleiden ihre komplette Behausung mit Gespinsten aus. Je größer sie werden, desto mehr verlieren sie ihre anfängliche Hektik. Tolle Tiere, die ich gern einmal züchten möchte. Terrarium Standard für Baumbewohner (30 x 30 x 40 cm). Da die Tiere offensichtlich auch häufig am Boden anzutreffen sind, empfiehlt sich, den adulten Exemplaren auch mehr Bodenfläche anzubieten. Im Prinzip sollten Terrarien mit einer Größe von 40 x 40 x 40 cm ideal sein. Licht Ein 25-30 Watt Halogenspot im oder über dem Terrarium (durch ein mittig angebrachtes Lüftungsgitter) schafft die nötige Wärme. Zur besseren Ausleuchtung können natürlich auch Leuchtstoffröhren verwendet werden, insbesondere wenn das Terrarium bepflanzt wird, sind diese sehr zu empfehlen. Temperatur Die Temperaturen fallen im Lebensraum das ganze Jahr über selten unter 30 °C (klick auf das Klimadiagramm links). Den natürlichen Verhältnissen entsprechend sollte man hohe Temperaturen von tagsüber 27-30 °C anbieten. Auch nachts sind die Temperaturen sehr hoch und fallen selten unter 18-20° C. Luftfeuchtigkeit Trotz hoher Temperaturen und insgesamt trockener Vegetation ist die Luftfeuchtigkeit aufgrund der Winde aus Meeresrichtung sehr hoch und liegt durchschnittlich deutlich über 70%. Im Terrarium sollte man deshalb versuchen durch regelmäßiges Sprühen 60-70% zu bieten. Bodengrund Blumenerde ist ideal als Bodengrund. MARTINI (2007) empfiehlt noch Torf und Sand unterzumischen und das Substrat mit einer Höhe von 5-7 cm einzufüllen. KOTHE (2003) erwähnt eine 5-10 cm hohe Schicht aus ungedüngter Blumenerde und Torf, die zur Hälfte feucht gehalten wird. Dem natürlichen Habitat entsprechend könnte man den Boden zusätzlich mit Laub auslegen. Einrichtung Eine diagonal eingebaute Korkeichenröhre mit einem Durchmesser von 5-6 cm dient als Versteck und imitiert die hohlen Bäume, die die Tiere in der Natur bewohnen sollen. Eine Bepflanzung mit klein bleibenden Bromelien ist möglich. Notwendig ist zudem ein Trinknapf von ca. 8 cm Durchmesser (Blumenuntersetzer) mit einem Stückchen Korkrinde als Rettungsring für Futtertiere. Fütterung Gefressen werden alle bekannten Futtertiere wie z.B. Heimchen, Grillen, Mehlwürmer und Schaben. Zucht Laut KOTHE ist das größte Problem bei der Paarung die Ängstlichkeit der Männchen. Nach KLAAS ist diese durchaus begründet, da seine Weibchen direkt nach der Paarung blitzschnell ihren Partner töteten. Auch MARTINI (2007) berichtet, dass die deutlich kleineren Männchen meistens direkt nach der Kopulation vom Weibchen getötet werden. Bei ihm überlebten die Männchen nur, wenn die Weibchen sehr gut gefüttert wurden. Sechs bis acht Wochen nach einer erfolgreichen Paarung geht das Weibchen zum Kokonbau über. Die Kokons enthalten laut KLAAS bei jungen Exemplaren etwa 100 Eier. Dies gilt jedoch vermutlich nur für Tiere in freier Wildbahn. MARTINI (2007) berichtet über durchschnittlich 150-200 Eier pro Kokon. Ich weiß von dem Züchter, von dem ich meine Tiere gekauft habe, dass die Pärchen zum einen sehr wohl harmonieren können, wenn man sie aneinander gewöhnt und die Kokons bei großen Weibchen durchaus 400 Eier enthalten. Nach sechs bis zehn Wochen schlüpfen die bis zu 9 mm großen Larven, die im 1. Nymphenstadium bereits sehr schön gefärbt sind (siehe Foto). Sie haben einen goldfarbenen Carapax. Die Beine sind beigefarben bis rötlich. Die Tarsen und Femora sind schwarz. Das Abdomen ist ebenfalls schwarz mit rötlicher Zeichnung. Die Jungspinnen füttert man anfangs mit kleinen Insekten wie Drosophila oder Mikroheimchen. Hat man keine Futtertiere in passender Größe zur Verfügung, kann man auch größere Insekten anbieten, die man vorher abtötet und ins Terrarium legt. MARTINI (2007) berichtet, dass man mehrere Nymphen über einen Zeitraum von 7 Monaten zusammenhalten kann, ohne dass es zu nennenswertem Kannibalismus kommt.