schaffhausen wenn nachhaltigkeit ein prozess und nicht trend ist

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EINLAGE OKTOBER 2013
SCHAFFHAUSEN
100 PROZENT ERNEUERBARER STROM UND AUSSCHLIESSLICH CO 2 -FREIE WÄRME
WENN NACHHALTIGKEIT EIN PROZESS UND NICHT TREND IST
Wie die Energiestrategie 2050 umgesetzt wird, bleibt in den nächsten Monaten Gegenstand heftiger Diskussionen. Unbestritten ist: Die
angestrebte Energiewende ist ein Generationenprojekt. Neben gesetzlichen Vorgaben bedingt sie die Bereitschaft von Privaten, Industrie
und vom Gewerbe, den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss zu senken. Im Kanton Schaffhausen gibt es verschiedene Betriebe, die
sich seit Jahren im Sinne der Energiewende engagieren. Dazu gehört die Knecht & Müller AG in Stein am Rhein, die auf die Produktion
rezeptpflichtiger Brillengläser für den Schweizer Markt spezialisiert ist. Inhaber Peter Müller-Knecht lebt mit seiner Firma seit 20 Jahren
eine nachhaltige Geschäftsstrategie und hat ein Niveau erreicht, das nur noch wenig Verbesserungsmöglichkeit bietet (siehe Kasten).
«Wir reden nicht von Nachhaltigkeit, sondern von nachhaltiger Entwicklung», formuliert
Peter Müller die Philosophie
der Knecht & Müller AG in einem Satz. Nachhaltigkeit ist
integraler Bestandteil strategischer und operativer Unternehmensentscheide und -ziele:
Knecht & Müller verfolgt eine
nachhaltige Geschäftsstrategie
Peter Müller: «Ich habe mir
– und das seit 20 Jahren. Dabei
schon immer Sorgen um
basieren die betrieblichen Optiendliche Ressourcen gemacht.»
mierungen auf der Erfassung
und Analyse der Stoff- und Energieflüsse mit Hilfe einer Ökobilanz
und dem entsprechenden Controllingsystems, das den gesamten
Lebenszyklus der Produkte berücksichtigt. Vor 20 Jahren noch belächelt, zeigt sich heute die Anerkennung der Firmenleistung unter
anderem in zahlreichen Auszeichnungen mit Umwelt- und Klimalabels. Der jüngste Erfolg ist die Zertifizierung als «klimaneutrales Unternehmen».
CO2-freie Wärme...
Beim Firmenneubau 1994 legte die Knecht & Müller AG den
Grundstein für eine Wärmeversorgung ohne fossile Brennstoffe.
Sie setzte ein innovatives Energiesystem um, das Wärme und Kälte,
die bei der Produktion von Brillengläsern nötig sind, mit einer Wärmepumpe erzeugt. Einzig im Winter galt es, seltene Spitzen mit der
Ölheizung zu überbrücken. Seit 2010 ist das Unternehmen an die
Holzschnitzelfeuerung in Stein am Rhein angeschlossen und damit
zu 100 Prozent mit CO2-freier Wärme versorgt.
... und ausschliesslich erneuerbarer Strom
Den Stromverbrauch von jährlich rund einer Megawattstunde deckt
die Knecht & Müller AG ausschliesslich mit erneuerbarem Strom.
Er ist «naturemade star» zertifiziert, also mit jenem Label ausgezeichnet, das zusätzlich für die Einhaltung strenger und umfassender ökologischer Auflagen bei der Produktion bürgt.
Die technischen Meilensteine sind begleitet von vielen weiteren
Massnahmen: der Umbau der Liegenschaft mit der Optimierung
der Wärmedämmung, der Ersatz des Wärmepumpensystems durch
eine energieeffizientere Anlage oder die Installation einer eigenen
Photovoltaikanlage.
Dank aller Massnahmen verbleiben noch direkte und induzierte indirekte CO2-Emissionen durch die Energiebereitstellung und die
Beschaffungs- und Distributionslogistik sowie durch den Treibstoffverbrauch des Aussendiensts, der Geschäftsflüge und der Arbeitswege der 55 Mitarbeitenden. Diese rund 160 Tonnen CO2 pro
Jahr kompensiert die Firma mit dem Kauf von CO2-Reduktionszertifikaten (myclimate) und ist damit klimaneutral.
«Obwohl wir es nicht auf Auszeichnungen abgesehen haben, machen sie uns schon stolz», sagt Peter Müller und schätzt sie vor allem im Sinne der Anerkennung für den Einsatz der Mitarbeitenden.
Als Mensch versucht er ein Vorbild für die Umsetzung der Geschäftsstrategie zu sein; als Inhaber kann er – im Gegensatz zum
Geschäftsleiter eines grossen Betriebs – seine Überzeugung in strategische Entscheide einbringen. Das bedeutet für ihn, abzuwägen,
was nachhaltig ist für die Ökologie, die ökonomische Zukunft des
Unternehmens und für die Menschen. «Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich nur als partizipativer Prozess mit den Mitarbeitenden
leben», ist sich Müller bewusst.
„
Von der Wiege zur Wiege: Cradle-to-Cradle
Als die Knecht & Müller AG vor gut 20 Jahren ihren Weg der
nachhaltigen Entwicklung eingeschlagen hatte, konnte sie beispielsweise den Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversorgung des Betriebs steigern oder die Abfälle in der Produktion
reduzieren. «Heute stossen wir teilweise an Grenzen; es gibt
kaum noch einfache Ziele.» Diese Grenzen sind für Peter Müller,
der sein Streben nach einem sorgfältigen Umgang mit Ressourcen auch mit seinem Biologiestudium begründet, der Antrieb,
neue Visionen zu entwickeln. Dazu gehört das Ziel, als produzierendes Unternehmen, langfristig den absoluten Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Und eine seiner Visionen ist das Cradle-toCradle-Konzept.
Cradle-to-Cradle, zu Deutsch von der Wiege zur Wiege, beschreibt grundsätzlich ein System der zyklischen Ressourcennutzung. Produkte werden so konzipiert, dass sie nach der Nutzung
die Rohstoffe für neue Produkte bilden. Die eingesetzten Materialien führen nicht zu Abfall, sondern befinden sich in einem
Kreislauf ohne Verlust natürlicher Ressourcen. Das kann ein biologischer oder ein technischer Kreislauf sein. Produkte des biologischen Kreislaufs sind biologisch abbaubar. Beim technischen
Kreislauf lässt sich das Produkt in Einzelteile zerlegen, die als
Ausgangsstoffe für neue Produkte dienen.
«Bei der Gläserherstellung verwenden wir den hochwertigen
Kunststoff Duroplast, der somit auch als Abfall anfällt.» Peter
Müller setzt sich seit 10 Jahren mit dem Cradle-to-Cradle-Konzept auseinander. Bis heute gibt es für die Duroplast-Abfälle keine Möglichkeit der Wiederverwendung. «Obwohl es speziell bei
Erdölprodukten unsinnig ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als
die Reststoffe in die Abfallverbrennung zu liefern.» Im Sinne der
nachhaltigen Entwicklung des Betriebs will Peter Müller selbst
diesen Kreis eines Tages schliessen können.
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