Willkommen in der Tyrannei meiner Intimität

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WILLKOMMEN IN DER TYRANNEI
MEINER INTIMITÄT
Beatrice Fleischlin & Jonas Knecht (CH)
theater konstellationen
Try-out im Rahmen des Festivals wildwuchs
*) Aufzug 1 aus »mensch! ein showbusiness in mehreren aufzügen«
Wenn wir das postmoderne Individuum betrachten, könnte man sagen: Es ist Vermarktungsstrategie.
Der heutige Mensch ist nicht mehr Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, er ist Produkt und Verkäufer in
Personalunion. Es ist zur Norm geworden, seine eigene Identität so zu trimmen, dass sie als
Aushängeschild für die eigene Professionalität und Willigkeit funktioniert. Ob im Arbeitsalltag, in der
Freizeit oder auf dem Liebesmarkt; wir sind, weil wir am Markt teilnehmen können. Aber der Markt ist
nicht der nüchterne Bürotrakt, von dem man sich abends verabschieden kann. Der Markt ist
allgegenwärtig. Er bestimmt nicht nur unsere Arbeit, er bestimmt unsere Freundschaften und
schleicht sich in unsere Familien und Liebesbeziehungen ein. Der Markt ist das Prinzip.
Wir denken: "Huch!" Und wir fragen: Was haben wir uns da zur Norm gemacht? Wir glauben, dass uns
diese absolute Losgelöstheit, dieser totale Souveränitätsanspruch, dieses Verneinen von
Verbindlichkeiten in eine tiefe Sackgasse führt. Ohne die Anderen, ohne ein Sozialgefüge kann der
Mensch doch gar nicht existieren.
In unserer längerfristig angelegten Auseinandersetzung »mensch!« wollen wir mit den Mitteln des
Theaters versuchen, das heutige Individuum in eine wünschenswerte Zukunft weiter zu denken. Wir
wollen vorschlagen, den Einzelnen nicht als vom Ganzen losgelöst, sondern als ein mit der Gruppe
verbundenes und in Abhängigkeit zu ihr stehendes Wesen zu beschreiben.
Der erste Aufzug »willkommen in der tyrannei meiner intimität«
»willkommen in der tyrannei meiner intimität« ist das erste Bühnenereignis, das aus einer
längerfristigen Beschäftigung mit dem heutigen Menschen hervorgeht. Darin wird von der Begegnung
zweier narzisstisch veranlagter Menschen erzählt, die sich allmählich ihres stählernen Ich-Gehäuses
und der damit verbundenen Begegnungsunfähigkeit bewusst werden.
Wie die Kamera in einer Tierdoku jede Regung des Löwenrudels registriert, führt das Stück modellhaft
durch verschiedene Stadien dieser zu Beginn unmöglich erscheinenden Begegnung: Abgrenzung,
Verachtung, Ignoranz, aufkeimende Neugier, Zurückschrecken, Aggression, Verzweiflung,
Erschöpfung. Und nach all diesen Stadien, die der Verteidigung ihrer „Ich-Burg“ gedient haben, werden
die beiden am Ende einen ersten Blick wagen, einen Blick, der vielleicht zu einer Lebensmöglichkeit
hinführt, die – man wagt es kaum zu sagen – Liebe heissen könnte.
fleischlin / knecht
Beatrice Fleischlin (Performerin und Autorin) und Jonas Knecht (Regisseur) sind die Initiatoren dieser
Auseinandersetzung mit dem Titel »mensch! – Ein Showbusiness in mehreren Aufzügen«.
Beide haben in den vergangenen Jahren in unterschiedlichsten Funktionen und Konstellationen
Bühnenprojekte erarbeitet. Mit ihrem »mensch!« Vorhaben wollen sie nun gemeinsam den heutigen
Menschen auf seine existentiellen Fragen hin ausloten. Denn, so behaupten sie, auch hinter dem
souveränsten Small Talk verbirgt sich ein um Sinn ringendes und nach Gemeint-Sein strebendes
Wesen. So nähern sich Fleischlin und Knecht über einen längeren Zeitraum mit den Möglichkeiten der
Bühne diesem Existentiellen in der Wettbewerbsgesellschaft und entwickeln daraus »mensch!«
Aufzüge. (Theaterstücke, Lectures, musikalische Ereignisse, Tanzperformances etc.) Diese sollen
Anstoss geben, über ein wünschenswertes, zukünftiges Menschsein und Zusammenleben
nachzudenken. Denn um das Zusammenleben geht es immer: als Liebende, als Gruppe, als Menschheit.
Mit ihrem Antrieb, Bühnenfiguren zu kreieren, die aus der Fragmentierung und der Unverbindlichkeit
hin zu Menschen mit Gefühlsreichtum und Sehnsüchten werden, würden sie sich als »Neue
Romantiker« bezeichnen.
Spiel: Kristina Brons, Thomas Schmidt
Musik: Anna Trauffer
Text: Beatrice Fleischlin
Regie: Jonas Knecht
Dramaturgie Peter: Jakob Kelting
Produktionsleitung: Gabi Bernetta
Produktion: theater konstellationen
Koproduktion: Theaterhaus Gessnerallee Zürich, Theater Tuchlaube Aarau, Theater Chur, Sophiensaele
Berlin.
*Uraufführung im Februar 2014 in Koproduktion mit Gessnerallee Zürich, Theater Tuchlaube Aarau,
Theater Chur und Sophiensaele Berlin.
Unterstützt durch: Fachausschuss Literatur Basel-Stadt/Basel-Landschaft, Migros Kulturprozent
PRAIRIE – das Koproduktionsmodell des Migros-Kulturprozent mit innovativen Schweizer
Theatergruppen“ (Stand März 2013)
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