Einführung in die Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie 25.10.2010 Aktualität endogenistischer Theorien: Gehirnreifung erst in Pubertät abgeschlossen, Entwicklung des Hippokampus (Autobiographisches Gedächtnis, erste Erinnerungen gehen etwa auf 3 oder 4 Lebensjahr zurück, keine Erinnerungen an die Zeit davor) NEurogezismus: übertriebene Ängstlichkeit, Introvertiertheit (wie Extrovertismus) auch zu 50% genetisch bedingt Exogenistische Theorien Aristoteles: Nus patheticos Kind als formbarer Ton man könne aus jedem Kind jede Art von Mensch machen, lediglich durch Erziehung (Skinner) Entwicklung erfolgt von außen, Mensch ist ein Produkt seiner Umwelt Klassische und operante Konditionierung (Pavlov) Klassische Konditionierung: unbedingter Reiz wird durch einen bedingten Reiz ersetzt Operante Konditionierung: bestimmtes Verhalten wird positiv bekräftigt oder mit einem aversiven Reiz gekoppelt/bestraft und dadurch eingestellt wird Kritik an exogenistischen Theorien Genetische Voraussetzungen werden zu wenig in Rechnung gestellt Stimuli von der Umwelt erfolgen nie absolut kalkulierbar, sondern so wie sie vom Subjekt wahrgenommen werden oft haben Stimuli eine gänzlich andere Wirkung als erwünscht/erwartet Erik Erikson Einer der ersten Entwicklungspsychologen der die gesamte Lebensspanne in Betracht gezogen hat Wer bin ich? Warum bin ich der der ich bin? Schon in jungen Jahren die Psychoanalyse von Freud kennengelernt Ging nach Amerika in Zeit des 2. Weltkrieges Experimente mit Sioux Kindern, Kinderpsychologe Epigenese von Ich-Identität Psychobiografische Studien (zu Luther und Gandhi) Urvertrauen vs. Urmisstrauen Wird in ersten Lebensmonaten gebildet wichtig: häufiges Tragen, Babys sind „Traglinge“ Geht einher mit einer sicheren Bindung (Attachment nach Bowlby) Wirkt im späteren Leben als Zuversicht und Optimismus Schülerin von Bowlby entwickelt Test um die Sicherheit der Bindung zu testen: Kinder spielen, Mutter verlässt den Raum Sicher gebundene Kinder spielen weiter und freuen sich wenn die Mutter zurückkommt Unsicher gebundene Kinder sind wütend auf die Mutter, sobald sie wieder kommt Ochs & Plug: entwickeln Skala um Ver-/Misstrauen zu testen („Ich kann allen Menschen trauen“) Autonomie vs. Scham/Zweifel Lernen, sich von der Mutter lösen zu können Durch sichere Bindung erleichtert (Kinder wissen, im Fall des Falles können sie zurück zu den Eltern, es ist jemand da) Autonomie artikuliert sich darin, selbst laufen zu lernen und die Ausscheidungsorgane zu beherrschen Wenn diese Entwicklungsaufgaben nicht geleistet sind Scham natürliche Emotion, Basis für menschliches Gewissen Evolutionärer Sinn der Scham: demütiges Auftreten und Gesten der Unterwürfigkeit nachdem man etwas Falsches getan hat bewirken beim Gegenüber, dass Sanktionen milder ausfallen; es ist wahrscheinlicher dass ein Mensch einem anderen verzeiht, wenn dieser Demut und Reue zeigt Hospitalismus: Kinder wurden zwar von Pflegepersonal versorgt, aber nicht herumgetragen o.Ä. Initiative vs. Schuldgefühl Neugierde: Dopamin Ausschüttung im Hirn, wiederholtes Fragen nach dem „Warum“, Welt erkunden Spielen, nehmen verschiedene Rollen an (Spielen Mutter z.B. Mit Puppen, „Kaufmannsladen-Spiel“, etc.) Schuld und Schuldangst Werksinn vs. Minderwertigkeit Vom 6. Jahr bis zur Pubertät Latenzzeit (S. Freud) Lebensabschnitt in dem Kinder etwas werken wollen, ihre Fähigkeiten austesten können Entwicklung des Identitätsbewusstsein Starker Bewegungs- und Schaffensdrang Kinder machen ihre Identität daran fest, was sie schon können Positives Selbstwertgefühl: „es gibt vieles, was ich gut kann“ Kind loben, authentisches und angemessenes Lob entwickeln sich zu leistungsfähigeren und glücklicheren Kindern Kinder Erfahrungen machen lassen Identität vs. Identitätsdiffusion Entdeckung der Individualität Moratorium: verschiedene Rollen ausprobieren, verschiedene Ideologien „Ich bin stolz auf mich selbst“ Hybrider/narzisstischer Stolz: Stolz auf etwas, was man nicht selbst geleistet hat (z.B. Stolz auf eine weiße Hautfarbe) 4 Identitätstypen nach Gabriel Marcia: Diffuse Identität: niedriges Selbstwertgefühl, extern kontrolliert, zurückgezogen Übernommene Identität: z.B. Lebensweg der Eltern wählen, ruhig, wohlerzogen und glücklich Identitätsmoratiorium: hohes Selbstwertgefühl, Suche nach sich selbst, frei, streben intensive Beziehungen an Erarbeitete Identität: internale Kontrolle, zeigen nicht-defensive Stärke, können sich für andere ohne Eigennutz einsetzen, fähig zu tiefen Beziehungen Intimität vs. Isolation Intimität setzt eine tragfähige Ich-Identität voraus Stufen der Intimität Körperliche Intimität Gefahr: Einsamkeit, Isolation, auch die zu zweit Generativität (schöpferisches Verhalten) vs. Absorption (Ausklinkung, Untätigkeit) Zeugung und Aufzucht von Kindern, Engagement im Beruf und in der Öffentlichkeit Gefahr: Langeweile, Überdruss, Trägheit Integrität vs. Verzweiflung Im höheren Alter das gelebte Leben annehmen können Es war, wie es war, es ist, wie es ist Einwilligen in die Endlichkeit Solidarität mit der Menschheit als ganzer (auch mit vorausgegangenen Generationen) Gegenteil: Zynismus, existenzieller Ekel, Verbitterung Kritiken an Erikson Positiv: Erfasst gesamte Lebensspanne Sieht Lebenslauf als organisches Ganzes: Prinzip der Epigenese Berücksichtig soziales Umfeld Überwindet Freudschen Reduktionismus auf die Libido Negativ: Nur auf Westen bzw. individualistische Kulturen applizierbar (leichter im Westen anwendbar als in kollektivistischen Kulturen wie z.B. China) Zutreffend für Mittelschicht: nicht alle Jugendlichen können sich da Moratorium leisten Eher „intuitiv“ gewonnen, dann empirisch gehärtet