Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse Stand: 5. März 2013 Foto: Iko Freese / drama-berlin.de Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Theater Aachen (grosses Haus) Pinocchio (Carlo Collodi) PREMIÈRE 16.10.1012 DRAMATURGIE Harald Wolff BÜHNE Michael Köpke KOSTÜME Esther van de Pas MUSIK Malcolm Kemp SPIEL Julia Brettschneider, Wiebke Alphei, Katja Zinsmeister, Torsten Born, Björn Jacobsen 2 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Theater Aachen (grosses Haus) Pinocchio (Carlo Collodi) 3 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 theater konstellationen / Lokremise St. Gallen GALLUS_1400 – Ein szenisches Konzert zum Gallusjubiläum des Kantons St.Gallen PREMIÈRE 20.09.2012 Lokremise St. Gallen DRAMATURGIE Markus Joss BÜHNE & KOSTÜME Markus Karner MUSIK Simon Bauer, Mathias Weibel SPIEL Ulrike Barchet, Matthias Flückiger 4 dass der Kapitalise Massstab unserer st, und resigniert, den Zynismus des os ist.» terludien», mit deer die GallusgeHeute übersetzen iert er bewusst das to des Gallus-Oran Carl Greith Mich hat aber letzterbare Musik von ugt, einen Gallusben.» «Interludien» der seinen Gallusnt sich damit an us den spätmittelysterienspielen an. ien, Zwischenspie- er Filme Kugl tert sein Filmangeeuen Serie, die das mschaffen im Visier nenden, an denen e oder Anlässe mit Öffnungszeiten werden können, soll weizer Filmabend» rtraut machen, die eiten Öffentlichkeit ugänglich sind. Die mit «Nachtexpress», ück von Alex. E. er Film erzählt die d Erlebnisse unterMenschen in der m Laufe einer Freired.) 20.30 Uhr er, Kesseli hat Is Love» r und Hans-Peter nieren unter dem ttwenger seit vielen die eigentlich nicht en: Österreicher mit dadaistischem punkiger Attitüde. örenden, mal lustieien geben sie mit gitalen und analoie zweistimmigem esten. Heute teilen ace-Bühne mit dem ker Dominik Keslerlei Geräten sein m aufführt. Gezeigt homas Kuratlis Lieeudrama «What Is chach. (pd) e, 22 Uhr 5 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Bild: Ralph Ribi In der Galluskapelle: Dirigent Mario Schwarz (l.) und Autor Robert Schneider. theater konstellationen / Lokremise St. Gallen kommen. Und er lässt Gallus als le, haben sich zu immer grösseren die grosse, furchtbare, quälende, ausmache, sei auch «unser Hunsatirischen Ständespielen entwi- Asylanten mit Plüschtier auftre- unaussprechliche Leere in euren ger nach Hunger und unser Durst GALLUS_1400 – Ein szenisches Konzert zum Gallusjubiläum des Kantons St.Gallen ckelt, in denen man kritisch ten, unaufdringlich eingebettet in Herzen wird ein Ende haben in nach Durst». Alle Bedürfnisse dieser neuen Stadt, lässt Schneider könnten heute gestillt werden, Bankenkrise und Globalisierung. Dampf ablassen konnte. Zentrale Aussage des auch hu- den modernen Gallus prophe- aber nur wenn Geld fliesse, sagt Welt der Leere moristisch gehaltenen Textes ist zeien. Aber er weiss auch: «Gallus Schneider. «Wir haben wieder Schneider liess sich bei seinen die Leere. Ich werde hier eine Stadt hätte heute keine Antworten ge- Sehnsucht nach den ganz ele«Interludien» auch von der Frage gründen. Die Kinder werden wie- gen diese Leere, diesem grossen mentaren Dingen des Lebens.» Dirigent Mario Schwarz ist sich leiten, was Gallus heutzutage mo- der lachen. Es wird keinen Egois- spirituellen Problem des Spättivieren würde, nach St. Gallen zu mus mehr geben, keine Gier. Und kapitalismus.» Was diese Leere bewusst, dass das Projekt, einen Gal Das G gium wird kens Nach Arbo 26. 9 zen, Kamm vier G Schw Musi von R fünf von H St.Galler Tagblatt / Kultur S.46 / 22.09.2012 COCK Jeder Mensch ein Klausner Premi «Das Als letzte Theaterproduktion zum Gallusjubiläum hatte in der Lokremise «Gallus1400» von «Theater Konstellationen» in der Regie des Berlin-St. Gallers Jonas Knecht Premiere. BEDA HANIMANN Die vier Kabinen, die da mitten im Wald stehen, können Verschiedenes sein. Einsiedlerklausen natürlich, es geht ja um Gallus. Sendekabinen im Radiostudio; Telefone, Mikrophone und Lautsprecher garantieren die Verbindung zwischen innen und aussen. Die Kabinen erinnern aber auch an die Kandidatenboxen früher TVQuizsendungen. Den Experten aber, die drinsitzen, werden keine Fragen gestellt. Eher stehen diese im Raum, seit 1400 Jahren, aufgeworfen durch den abwesenden Gallus. Oder gehen ans Publikum. Leben in der Klause In den Boxen regt sich bald Leben. Da chlütteret einer mit Objekten und Klängen, nebenan musiziert einer und rezitiert gälische Verse. Eine Frau vermarktet Gallus-Packages, und einer, der auch Gallus sein könnte, liest dessen Vita. Ein Tonjäger, ein Esoteriker, eine Marketingfrau und ein Wissenschafter sollen es sein, allesamt Gallus-Experten, dies die Ausgangslage des Berlin-St. Gallers Jonas Knecht, dem Kopf des Projektes. Ganz zwingend scheint diese Rollenzuteilung bald nicht mehr. Aber das ist nicht relevant. Spannend ist, wie sich durch das abgeschottete Tun der vier in ihren Klausen vier Individualitäten, vier Charakteren entwickeln. Das ist das Verdienst der Akteure, des Schauspielers Matthias Flückiger, der Musikerin und Schauspielerin Ulrike Barchet und der Musiker Mathias Weibel und Simon Bauer. Individuum und Gemeinschaft Und damit öffnet sich der Reigen der Fragen. Der Andeutungen und Anspielungen. Der thematischen Bezüge. Die Ausgangslage: Aus der Klause des Gallus im Steinachtal ist ein Kloster entstanden, eine Stadt, ein Kulturraum. Das Treiben der vier stellt Varianten dessen dar, was sich aus einer Klause, aus einem Individuum entwickeln kann. Und die Überlegung zielt weiter, denn nicht nur die vier Protagonisten, jeder Mensch ist zuerst einmal Klausner. Wie er damit umgeht, wie er seine Individualität in die Ge- meinschaft einbringt – und diese sein Tun beeinflusst, das wird exemplarisch vorgeführt. Und raffiniert verknüpft: Wie früher das Glöckchen im Kloster die Mönche zum gemeinsamen Gesang rief, so signalisieren heute das Telefon und die elektronischen Medien die Anbindung des Einzelnen an die Gemeinschaft. Änderung der Sichtweise Im Lauf des Abends ändert sich so die Sichtweise. Aus den vier auf Gallus zielenden Ansätzen wird eine Lebensbetrachtung, die von Gallus weg zum Allgemeingültigen geht. 1:1 erschliesst sich das während des Theaterabends nicht, der mit viel Klang und ohne Dialoge arbeitet und poetische wie rätselhafte Momente hat. Es ist nicht ein Abend der Antworten, sondern der Fragen. Die letzte Theaterproduktion im Rahmen des Gallusjubiläums ist so nicht endgültiger, klärender Abschluss – sondern Ausweitung über das Jubiläumsjahr hinaus. Auch das ist raffiniert. Der zögerliche Applaus an der Premiere zeigte jedenfalls: In den Köpfen des Publikums arbeitete es nach dem Abgang der Protagonisten weiter. Morgen So, Lokremise, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen bis 6. Oktober in Wil, Buchs, Rapperswil, Lichtensteig und Mels. www.gallusjubilaeum.ch Heute h Kinder Ich» n Seit vie den be Kinder ab fünf Premier (Studiob Theat Tag de Mittan stehend Theate ihre Tü Program den je stile vo Theate dancedem Ti Heute S (Notker Öffen durch Am Wo unter fa der mi Sonnta rung d Halilay Durch Dedobb tina 11 Uhr Kaspa Herzo «Jeder alle» ist ser beti Regie fü Bild: Michel Canonica Die Klause als Ausgangspunkt: Ulrike Barchet und Simon Bauer in «gallus1400». Letztma Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Theater Chur, Sophiensaele Berlin, Fabriktheater Rote Fabrik Zürich, Schlachthaus Theater Bern in Koproduktion mit theater konstellationen Die Fledermaus Operette für vier Schauspieler und zwei DJs nach Johann Strauß von Anita Augustin CH-PREMIÈRE 7.3.2012 Theater Chur DE-PREMIÈRE 21.3.2012 Sophiensaele Berlin DRAMATURGIE & TEXT Anita Augustin BÜHNE & KOSTÜME Simone Müller & Matthias Koch MUSIK Simon Bauer, Fabian Kalker VIDEO Immanuel Heidrich CHOREOGRPHIE Sergiu Matis SPIEL Anja Tobler, Eleni Haupt, Lou Bihler, Markus Mathis 6 7 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Theater Chur, Sophiensaele Berlin, Fabriktheater Rote Fabrik Zürich, Schlachthaus Theater Bern in Koproduktion mit theater konstellationen Die Fledermaus Operette für vier Schauspieler und zwei DJs nach Johann Strauß von Anita Augustin Feuilleton 09.03.12 / Nr. 58 / Seite 53 / Teil 01 NZZ AG Tödliche Schadenfreude Eine aktualisierte «Fledermaus» im Theater Chur Alfred Zimmerlin Der «Churer Operettenfrühling» ist ausgebrochen, den das Theater Chur von nun an alle zwei Jahre stattfinden lassen möchte. Das Haus hat angesichts seines Angebots zwar ein verhältnismässig bescheidenes Budget, dennoch schaffen es die Theaterdirektorin Ute Haferburg und die stellvertretende Direktorin und Dramaturgin Ann-Marie Arioli, ein reichhaltiges und vielfältiges Programm zu präsentieren. Erreicht wird dies dadurch, dass das Theater Chur als Koproduktionsstätte eng mit der freien Theater- und Tanzszene zusammenarbeitet. Und, seit Haferburg 2010 die Direktion übernommen hat, auch mit der Musiktheaterszene. Grenzen sprengen So wird im kommenden Mai – nomen est omen – Franz Lehárs Operette «Frühling» als Koproduktion mit der Kammerphilharmonie Graubünden Premiere haben. Und mit der ersten Premiere – der «Fledermaus»-Koproduktion mit der freien Gruppe Theater Konstellationen – wurde deutlich gemacht, dass zu einem Operettenfrühling auch gehört, auf- und auszubrechen und einen Klassiker aus heutiger Perspektive grundsätzlich neu zu sichten. Denn das Motto der Churer Theatersaison 2011/12 heisst: «Grenzen sprengen». Wer also bei der neuen Churer «Fledermaus» Walzerseligkeit von Johann Strauss (Sohn) erwartet, musst sofort umstellen. Anstelle des Orchesters liefern zwei DJ (Simon Bauer und Fabian Kalker) einen kräftigen Soundtrack, weder Eisenstein noch Alfred sind Operettentenöre, Falke wird keineswegs von einem Kavaliersbariton, sondern von einer Schauspielerin dargestellt, und Rosalinde lacht keine Sopran-Koloraturen. Schon die originale Fledermaus nahm 1874 – ganz in der Offenbachschen Tradition – herrschende Zustände aufs Korn, was nicht allen behagte. Zur «goldenen» Operette wurde sie erst später, in einem Prozess, der einiges an Verwässerung enthielt. Erst in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat uns Nikolaus Harnoncourt wieder den brisanten Strauss zeigen können. Nun geht das Theater Konstellationen mit der für den Text verantwortlichen Dramaturgin Anita Augustin und dem Regisseur Jonas Knecht einen entscheidenden Schritt weiter und präsentiert im als Kleintheater eingerichteten Bühnenraum des Theaters Chur einen siebzigminütigen «Remix», in welchem das Handlungsgerüst radikal in die Gegenwart umgedeutet wird. Ein Remix auch musikalisch: Neben Techno-Beats und Samples bildet die alte Schallplatteneinspielung mit eleganter Oberfläche unter der Leitung Herbert von Karajans das Ausgangsmaterial für die Musik. Die vier Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne geraten ständig in Konflikt mit ihren Identitäten. So verwandelt sich Markus Mathis im Off von Herrn Eisenstein in den Callboy Alfred, der Frau Rosalinde Eisenstein (Anja Tobler) während der Gefängnis-Abwesenheit ihres Gatten beglücken soll. Denn gerade mit dem Beglücken seiner Frau hat Eisenstein ein Problem, er zieht ihr das Kammermädchen beziehungsweise die Tunte Adele vor (Lou Elias Bihler). Der Rächer Falke im Frack wiederum – dargestellt von Eleni Haupt – ist identisch mit dem Gefängnisdirektor (und Folterer) Frank. Und wer war der rätselhafte Orlofsky im Rollstuhl? Die Rosalinde Eisenstein persönlich mit Morphsuit-Maske. Selbstzerstörerische Spassgesellschaft Das Stück spielt in einer gesetzlich verordneten Spassgesellschaft, in welcher ein Gähnen mit Gefängnis und ein Spassverderber mit dem Tod bestraft wird. Klar, wird da die selbstverliebte, selbstdarstellerische Party- und Street-ParadeSzene der achtziger Jahre bis heute persifliert. Augustin und Knecht machen aus der «Fledermaus» ein rasantes Stück über wechselnde Identitäten. Mit sanft erhobenem Zeigefinger, dass man’s ja merkt. Doch nimmt man dies gerne in Kauf, denn das Spiel auf der Bühne ist körperlich, abwechslungsreich, subversiv. Und das Ende ist keineswegs «lustig»: Zwei Tote liegen nach der Techno-Orgie bei Orlofsky am Boden. Falke hat hinterhältig die selbstzerstörerischen Mechanismen einer Gesellschaft, die nur noch aus Schadenfreude lachen kann, manipuliert. Theater Chur, Sophiensaele Berlin, Fabriktheater Rote Fabrik Zürich, Schlachthaus Theater Bern in Koproduktion mit theater konstellationen Die Fledermaus Operette für vier Schauspieler und zwei DJs nach Johann Strauß von Anita Augustin ion kultuR runtz stellt bum vor nema sil plaz in Ilanz eitag, 9. März, um mes Gruntz ein Konder heute 24-jährige el 2007 an der Jazzh aufgenommen wurm je aufgehört, Musik Gruntz landete 2009 The Sea» einen kleinz wird er die Songs Pop-Albums «Until vorstellen. (so) o trifft auf umgartner Kulturschuppen in lt heute Freitag, 1 Uhr das Frantisekammen mit dem Enonisten Pius Baumazz-Trio besteht aus ko Jurkovic, Bassist r und Schlagzeuger c. Bis jetzt gaben die mehr als 400 Konzerechischen Republik, , in Deutschland, Luxemburg, Österweiz, in Italien, Kroan und der Türkei. (so) nds spielen selva Jam» zweitägigen Sportss «Grenade Surselen morgen Samstag, 1.30 Uhr drei Bands . In der Mehrzwecks spielen nacheinanen Vanadine, No Fuas Analas. Zum ersntieren dort Liricas kleine Auswahl an m neuen Album, das inen wird. (so) ionen im Internet unter m.ch. Viril Alvra ichte er Suche hat der ra keine neuen können. Nun nnerchor aus dem en Schlussstrich. einer Mitteilung wird lvra, der 1905 im Al- 8 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 DIe SüDoStSChweIz | FREITAG, 9. MäRz 2012 11 Flug durch die Nacht in einen Morgen jenseits der Maskerade Nichts für Strauss-Puristen, aber für alle, die erstklassiges Theater mögen: In ihrer «Fledermaus»Adaption im Theater Chur schlagen Anita Augustin und Jonas Knecht gleich mehrere verblüffende Volten. Von Carsten Michels Chur. – Flatterhaft, nachtaktiv und blutrünstig: Was auf die Lebensweise von Fledermäusen zutrifft, prägt auch den Charakter der zweifelhaften Helden in Johann Strauss’ Operette «Die Fledermaus» – blutrünstig zumindest, wenn man sich der Lesart von Anita Augustin und Jonas Knecht anschliesst. Die Autorin und der Regisseur haben sich das Kronjuwel aus dem Wiener Operettenschatz unter den Nagel gerissen, taxiert und auf die vielleicht wichtigste Theaterfrage hin abgeklopft. Nämlich, was uns Heutige das Ganze überhaupt noch zu sagen habe, jenseits aller Nostalgie. Die simple Antwort: reichlich. Augustin und Knecht machten verblüffende Parallelen aus zwischen der überschäumenden Operettenlaune der NachMetternich-Ära und der in den Neunzigerjahren ausbrechenden Spassgesellschaft, die ihren Technotanz auf dem Vulkan im Widerschein des implodierenden Ostblocks vollführte. Frack trifft auf «Fuck!» Sich zu verausgaben bis zur Erschöpfung, ist kaum allein das Privileg der Partyjugend unserer Tage, auch die Altvorderen waren in dieser Hinsicht nicht von schlechten Eltern. Schon im Original wirkten die Protagonisten in der Ausübung ihrer gesellschaftlichen Feierpflichten gehetzt: Eisenstein, seine Gattin Rosalinde, Dienstmädchen Adele, Dr. Falke und nicht zuletzt Prinz Orlofsky – sie alle zappelten wie Marionetten im Rhythmus der rasanten Musik.Was nun die «Fledermaus»Adaption betrifft, die am Mittwochabend im Theater Chur Premiere gefeiert hat, so arbeitet sie mit denselben Figuren, doch kombiniert sie die Motive der Operettenhandlung mit den Insignien der Postmoderne. Die permanente Überlagerung zweier Epo- «Faites votre jeu!» Wer in der «Fledermaus» auf die Party des legendären Prinzen Orlofsky eingeladen werden will, darf nicht zimperlich sein. Bilder Marco Hartmann chen samt jeweiligen Sprachmustern, Umgangsformen, Normen undWerten gerinnt in Knechts und Augustins «Fledermaus» zu einem Vexierbild, das bis zum – brutalen – Schluss seine Zweideutigkeiten lustvoll ausspielt. Aufgesetzt muntere Bühnenposen stehen neben todmüden Gesten einer «Fuck off»-Generation. Witz und nacktes Entsetzen prallen dabei derart radikal aufeinander, dass dem Premierenpublikum das Lachen immer wieder im Halse steckenblieb. Zur Ehrenrettung der echten Fledermäuse muss gesagt sein, dass sich diese Tiere durch ein bewundernswertes Sozialverhalten auszeichnen. Im «Fledermaus»-Stück jedoch ist jeder sich selbst der Nächste. Die Churer Variante treibt die Selbstsucht gar noch auf die Spitze: Dienstmädchen Adele – hier ein Adelbert (Lou Elias Bihler) – träumt nicht nur von einer Karriere am Theater, sondern will sich auch in ihrer, nein: seiner Geschlechterorientierung verwirklichen. Herr Eisenstein (Markus Mathis) betrügt seine Ehefrau wie gehabt, sein sexuelles Doppelleben fokussiert sich aber – statt auf die jungen «Ballettratten» wie im Original – auf frühpubertäre Knaben. Wohingegen Frau Eisenstein (Anja Tobler) auf den traditionellen Hausfreund im Schrank pfeift und ebenso emanzipiert wie abgebrüht einen Escort-Service in Anspruch nimmt. Dr. Falke (Eleni Haupt) schliesslich, der sich im Wiener Original als Opfer eines früheren Schelmenstreichs auf dem Maskenball bei Orlofsky zünftig revanchiert, versteht in der Churer «Fledermaus» keinen Spass mehr – diesmal treibt ihn unstillbarer Rachedurst, sein «Coup de théâtre» ist tödlich. Strauss – neu zusammengeschraubt Dass Augustin und Knecht der eigene «Coup de théâtre» so leichterhand gelingt, liegt vor allem am ausgezeichneten Personal: Das Darstellerquartett spielt mit einer Hingabe, als würde die Schauspielerei demnächst per Gesetz verboten werden. Bihler etwa gewinnt seiner Adele eine Tragik ab, die zu- tiefst berührt; Mathis beantwortet mit seinem Spagat zwischen operettenhaftem Chargieren und rauem OffTheater-Charme die Frage, was das Schwierigste ist im Leben eines Mannes: das Mannsein nämlich; Tobler in ihrer Doppelrolle macht dasselbe, nur aus Frauensicht; und Haupt gibt den Falken mit jenem süffisanten Cornelia-Froboess-Lächeln, das besagt: Den hab mal lieber nicht zum Todfeind. Im Hintergrund, doch stets präsent: die DJs Simon Bauer und Fabian Kalker. Was sie aus der Partitur so kunstvoll extrahieren und neu zusammenschrauben, lässt Strauss-Puristen womöglich das Blut in den Adern stocken. Natürlich ganz im Dienst eines erstklassigen Theaterabends, der nicht bloss vage an eine Operette erinnert, sondern auch mit deren Mitteln arbeitet: so wenig Aufwand wie nötig bei so viel Effekt wie möglich. Yippie yeah! «Die Fledermaus»: heute Freitag, 9. März, morgen Samstag, 10. März, und Sonntag, 11. März, jeweils 20 Uhr, Theater Chur. Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Theater Chur, Sophiensaele Berlin, Fabriktheater Rote Fabrik Zürich In Koproduktion mit theater konstellationen Vrenelis Gärtli (UA) – Nach dem Roman von Tim Krohn in einer Fassung von Anita Augustin und Jonas Knecht CH-PREMIÈRE 20.1.2010 Theater Chur DE-PREMIÈRE 5.2.2010 Sophiensaele Berlin DRAMATURGIE & FASSUNG Anita Augustin BÜHNE & KOSTÜME Brigit Kofmel CHOREOGRAFIE Cornelia Lüthi MUSIK Anna Trauffer und Mathias Weibel SPIEL Eleni Haupt, Anja Tobler, Matthias Flückiger, Mathis Künzler 9 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Theater Chur, Sophiensaele Berlin, Fabriktheater Rote Fabrik Zürich In Koproduktion mit theater konstellationen Vrenelis Gärtli (UA) – Nach dem Roman von Tim Krohn in einer Fassung von Anita Augustin und Jonas Knecht 10 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Theater Chur, Sophiensaele Berlin, Fabriktheater Rote Fabrik Zürich In Koproduktion mit theater konstellationen Vrenelis Gärtli (UA) – Nach dem Roman von Tim Krohn in einer Fassung von Anita Augustin und Jonas Knecht 11 TAG, 1. MÄRZ 2011 serdichter, vender -Soul Pop» ist morgen abend e beim Konzert von Joan lias Joan as Police Woekündigt. Und das erst Schweizer Exklusivität, e US-Musikerin spielt ade noch in Berlin, Köln, g und Frankfurt. päck hat die Rock- und gerin aus New York ihr rittes Album «The Deep as unter anderem von eitschrift «Spex» als «ein prung» gefeiert wird und nnehmenden Mix aus z und Singer-Songwriteret. «Feurig, expressiv bis g melancholisch», bees Veit Stauffer vom «Rec tenladen in Zürich, der mber Timbre erneut als DJ st. Es ist das bisher fröhockigste und groovigste er 39jährigen Musikerin. em Album sollte ihr der rdiente Durchbruch genden die Musikkritiker, Musik jenseits vom Mainoulpop einer Adele, Dufmy Winehouse verorten. Gegensatz zu diesen junerinnen und Sängern ist sser bereits 20 Jahre im . Joan, in Connecticut chsen, hat eine klassische sche Grundausbildung: erte Klavier und Geige. Violinistin zog es dann Rockmusik. Sie spielte derem bei Antony & The , Rufus Wainwright, Lou d Adam Green. (red.) Mi, Palace, 21.30 Uhr hr) 12 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 Theater Chur, Sophiensaele Berlin, Fabriktheater Rote Fabrik Zürich In Koproduktion mit theater konstellationen Vrenelis Gärtli (UA) – Nach dem Roman von Tim Krohn in einer Fassung von Anita Augustin und Jonas Knecht St.Galler Tagblatt vom 1.März 2011 st.galler kultur 34 Blumen fürs Gärtli Nach dreissig Aufführungen der Theaterfassung von Tim Krohns Roman «Vrenelis Gärtli» kommt das Stück des Berliner Theaters Konstellationen endlich auch nach St. Gallen. Regisseur Jonas Knecht hält Rück- und Ausblick. Knecht: Ja. St. Gallen krankt daran, nicht wie andere Städte ein Gastspielhaus oder eine Anbindung der freien Szene an ein festes Haus zu haben, das freie Gruppen einladen und betreuen könnte. Das hiesse natürlich, es müsste Ansprechpartner in Form einer künstlerischen Leitung geben, welche Stücke anschauen geht, einlädt und das Risiko mitträgt. Klar, das kostet Geld, und es scheint in dieser Stadt keinem Bedürfnis zu entsprechen. Was ich, ohne jetzt in Selbstmitleid zu verfallen, bedaure, da es in meinem Fall, der ich mich immer wieder bemühe, meine Arbeiten auch in meiner Heimatstadt zu zeigen, früher oder später zu denen zählen werde, die weggegangen sind und wegbleiben, weil es hier einfach zu schwierig ist. Jonas Knecht, fast genau ein Jahr ist es her, seit Ihre Theaterfassung des Romans »Vrenelis Gärtli» in Chur uraufgeführt wurde. Wir mussten lange warten, bis das Stück nun nach St.Gallen kommt. Waren Sie seither erfolgreich unterwegs? Jonas Knecht: Das kann man wohl sagen! Die sechs Vorstellungen in Chur waren alle ausverkauft. Danach spielten wir in den Sophiensälen Berlin, im Schlachthaus Bern, in Aarau und in der Roten Fabrik in Zürich. Das Stück schlug ein wie eine Bombe. Und in St.Gallen spielen Sie trotzdem nur gerade zwei Vorstellungen. Weshalb? Knecht: Ich bedaure dies sehr, doch gerade hier, in meiner Heimatstadt, sind die Voraussetzungen für Gastspiele besonders schwierig. Wir wären beinahe gescheitert. Wie meinen Sie das? Knecht: Kanton und Stadt St. Gallen haben die Produktion grosszügig unterstützt. Die Voraussetzungen für Produktionsbeiträge sind, dass das Stück auch vor Ort gezeigt wird. Doch wenn es dann um einen Aufführungsort geht, wird’s schwierig. In der Lokremise, wo ja vor dem Umbau noch die Rede war von möglichen Gastspielen, ist gar keine Infrastruktur vorhanden. Der Raum, der allenfalls freien Gruppen zur Verfügung stehen würde, ist leer. Wir müssten die ganze Technik selber mitbringen. Der technisch gut ausgestattete Theatersaal ist dem Theater vorenthalten. Das heisst, für eine Produktion dieser Grösse gibt es eigentlich nur die Grabenhalle. Dort hat es zwar die technischen Einrichtungen, aber eine Gastspieltruppe muss dort die Veranstaltungen nicht nur selber aufbauen, sondern selber finanzieren, veranstalten und das Risiko tragen. Ausserdem ist die Grabenhalle wegen der eigenen Programmierung nur Bild: Iko Freese Tod und Teufel: Mathis Künzler mit Anjja Tobler als Vriine. sehr beschränkt bespielbar. An Wochenenden beispielsweise ist das Haus für musikalische Events reserviert. Was sehr schade ist, denn diese Tage sind erfahrungs- gemäss ideal für Theatervorstellungen. Ist es in anderen Städten denn weniger kompliziert? Was kostet ein Gastspiel die Veranstalter beziehungsweise wie hoch sind die Kosten des freien Theaters Konstellationen in diesem Fall? Knecht: Für «Vrenelis Gärtli», nach «Quatemberkinder» der zweite Roman Tim Krohns, den ich für die Bühne bearbeitet habe, müssen wir für 4000 Franken zusätzliche technische Geräte dazumieten. Die Infrastruktur in der Grabenhalle ist für Konzerte und nicht für Theaterproduktionen ausgelegt. Das heisst, die zwei Aufführungen in St. Gallen kosten uns 18 000 Franken. Wenn wir mit den Unterstützungsbeiträgen von Kanton und Stadt sowie mit zwei ausverkauften Vorstellungen rechnen dürfen, kommen wir – die Gage für Schauspieler und Musiker inbegriffen, nicht aber diejenige für Regie und Produktionsleitung – mit einem Überschuss von einigen hundert Franken nicht komfortabel, aber heil davon. Zum Vergleich: Das Schlachthaus Bern – wir folgten dort einer Einladung – bezahlte für drei Vorstellungen 15 000 Franken und stellte drei Techniker und die Infrastruktur zur Verfügung. Von solchen Vor- h auch in St. Gallen zu sehen: Das Kinok zeigt «Somewhere», Sofia Coppolas leise Studie einer Entfremdung, emontiert den Traum vom Leben eines Filmstars. An den Filmfestspielen von Venedig gab es den «Goldenen Löwen». Halbwüste dreht ein er Ferrari seine Runden. hwindet er aus dem Bild, Nun noch zu Ihrem Stück: Wie beurteilen Sie Ihre Inszenierung nach 30 Vorstellungen? Hat sie sich verändert? Knecht: Das strenge Korsett, das ich der Inszenierung anlegte, gestaltete sich für die Spielenden zu Beginn teilweise schwierig. Doch dies stellt sich nun eigentlich als Vorteil heraus. Die Korsage füllte sich zusehends mit Menschlichem, alles wurde weicher, fliessender, mit dem individuellen Spass an der Sprache, am Spiel. Ein Wort zu Ihren Plänen? Knecht: Dank der Erfolgsgeschichte von Vrenelis Gärtli durfte ich mit dem Theater Chur bereits die nächste Co-Produktion vereinbaren. Und auch das Schlachthaus Bern hat Interesse an einer längerfristigen Zusammenarbeit bekundet. Das freut mich sehr. Interview: Brigitte Schmid-Gugler Aufführungen: Mi, 2.; Do, 3.3. Grabenhalle, 20 Uhr (Besprechung der Uraufführung siehe Tagblatt, 23.1.10) PERSON Jonas Knecht Der St. Galler Jonas Knecht absolvierte die Hochschule für Schauspielkunst «Ernst Busch» in Berlin. Dort gründete er das freie Theater Konstellationen, mit dem er in wechselnder Zusammensetzung und oft in Form von Co-Produktionen Stücke erarbeitet und im deutschsprachigen Raum zur Aufführung bringt. (bsg) COCKTAIL ie Melancholie hinter dem Glamour ASPERI aussetzungen kann man hier nur träumen. blonden Stripperinnen an der Stange. Fast wortlos evoziert Coppola die Einsamkeit und Leere, den Verlust jeder Beziehung zur Personal erfüllt seine Wünsche sofort, und seine weitgehend unsichtbar bleibende Agentin arrangiert für ihn die Geschäftstermine. ist nicht vernichtend, sondern zart und mitfühlend, getragen von der Sehnsucht, ihr Johnny finde doch noch einen Ausweg aus die- an ihren Erfolg «Lost in Translation», bis in Details hinein von einer Liftszene bis zum Karaoke gibt es Parallelen. Doch während Mittagskonzert in St. Laurenzen Unter dem Titel «Minimal plusInstant Composing auf dem Steinway» gestaltet Judith von Tessin ein Klanggewebe in Resonanz mit dem Kirchenraum und seiner geometrischen Ornamentik. Die Musikerin wirkt als Solistin und in verschiedenen Formationen bei intermedialen Projekten und an Konzerten mit. FÜR BERLIN Sa/So|13.06.0 Pflegemutter verzweifelt gesucht Sophiensaele Berlin und theater konstellationen Hätte klappen können. – Eine LiveHörSpielReihe mit Beinahebestsellern PREMIÈRE der Reihe 22.04.2009 Sophiensaele LEBENSWELTEN „Your Nanny Hates You“ – Berlin VON & MIT Simon Bauer (Musik), Tina Kemnitz unter diesem Titel startete am Hebbel am (Spiel), Jonas Knecht (Regie, Spiel), Marc Lippuner Ufer ein ungewöhnliches Theaterfestival (Dramaturgie), Ulrike Schneider F. Familienaufstellung: Szene aus „Mütter.Väter.Kinder“ von Sebastian Nübling Foto: Drama rund um das Thema Familie (Spiel), Michael Stoerzer (Spiel), Martin Wehrmann (Sprecher, Spiel) VON KATHARINA GRANZIN für Jahr reisen 48.000 Kinder und anderen lateinamerikani- widmet sich ebenfalls der Situa- duktion gewonnen. Der jüngste ast jeder hat sie, niemand kann ihr wirklich entkommen, und auch wer keine hat, wird zu großen Teilen durch ihr Nichtvorhandensein bestimmt: Familie ist ein Thema, das permanent neu definiert wird und immer Konjunktur hat. Was aber ist „Familie“? Das Hebbel am Ufer hat für sein zehntägiges Festival zur Annäherung an diese Frage den Titel „Your Nanny Hates You!“ gefunden und damit einen Rahmen gesteckt, der weit über den persönlichen Familienhorizont der meisten deutschen Theaterbesucher hinausgeht. Gleich am ersten Festivaltag ließ sich erfahren, dass das meist als so selbstverständlich hingenommene soziale Konstrukt der Mutter-Vater-Kinder-Kleinfamilie nur unter bestimmten ökonomischen Bedingungen überhaupt möglich zu sein scheint. Den Eröffnungsvortrag nämlich hielt die Pulitzer-Preisträgerin Sonia Nazaro, die als Autorin der Los Angeles Times eine Aufsehen erregende Serie über ein Phänomen verfasst hat, das in Europa kaum vorstellbar ist: Jahr F NER SZENEN N DER U-BAHN du Reggaeton? anzen mochte ich noch nnah sagt, ich sei ein ffel, zum Beispiel gesburtstagsfeier, ein Jubiläeiner Schnapszahl – mit n und ohne Wodka. Und alb zwei legt ein Aushilfsauf. Drei mutige Pärchen n sich steif über ein wachstes Parkett zu Zimstärke. Schöneberg. ich habe genug vom Gestern rockten zwei urchs Abteil der U8. Der ß, der andere klein, beide en Lederschuhe, Westen, Hemden, Ketten. Den Pot, die Schuhspitzen beige ben gebogen, schnippen hren Freestylefingern im Handymusik. Ist das Urdi? Kurdistan? Ich weiß er Rest des Abteils zieht bei erstbester Gelegeninrich-Heine-Straße, ins Abteil zu wechseln. Ich und ignoriere MTV-reif de Pos vor meiner Nase. e mich für eine Sekunde Borat-Darsteller. tzplatz, Kottbusser Schönleinstraße, es wird etanzt. Die Ohren des , lasergeschrumpft, stezdem ab, die Brille gold- chönleinstraße, wird es karibisch et, die Gläser getönt. -Du-Du-Du-Du“, tönt es m Außenlautsprecher. Salam“, summt der Gröbeiden. Auf der Sitzbank die Accessoires, ein kleinille-Shake, die Lederjaarben, Ton in Ton abgezur Feinstrickweste, lb. Und plötzlich ein Ann wahrhaft avantgardistilingelton, der zwischen und Rihanna oszilliert. sik der beiden bricht ab. d in zehn Minuten Bodße, alles mit der Ruhe“, der Größere und legt auf. der kleinere: „Alter, hast Reggaeton?“ Musik wird karibisch, PailPosen und Puderdosen geshaked, die beiden karen sich direkt in eine ndung auf dem PrivatkaVauGe sucht das SupertaTIMO BERGER 13 Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 und Jugendliche aus Lateinamerika allein und illegal über die mexikanische Grenze in die Vereinigten Staaten ein. Die meisten von ihnen sind auf der Suche nach ihren Müttern, die, verzweifelt in ihrer Armut, die Kinder in der Obhut von Verwandten zurückgelassen haben, um in den USA Geld als Nanny oder Putzfrau zu verdienen. Aus dem geplanten Aufenthalt von ein, zwei Jahren werden meist fünf bis zehn Jahre oder mehr, eine Zeitspanne, in der die Kinder heranwachsen und sich schließlich selbst auf die Suche nach ihren Müttern machen. Verständnis für die Mütter Nazaro stieß zufällig, im Gespräch mit ihrer Hausangestellten, auf dieses Thema, das sie lange nicht loslassen sollte. Viele Monate verbrachte sie in Mexiko Die uns so selbstverständliche Kleinfamilie – ein privilegiertes Ausnahmephänomen taz – die tageszeitung / 13.06.2009 schen Ländern, um den lebensgefährlichen und manchmal mit dem Tod endenden Weg der Kinder nachzufahren. Ihr Vortrag ist, obwohl sie ihn sicher schon mehrere Dutzend Mal gehalten hat, so emotionsgeladen wie faktenreich und endet, wenngleich Nazaro jede Menge Verständnis für die Entscheidung der alleinerziehenden, verzweifelten jungen Frauen zur Arbeitsemigration mobilisiert, mit einem unmissverständlichen Plädoyer dafür, dass man diesen Müttern die ökonomischen Bedingungen ermöglichen müsse, ihre Kinder in der Heimat selbst zu versorgen – sei es durch die gezielte Subvention bestimmter Waren aus den Herkunftsländern der Arbeitsmigrantinnen oder durch Mikrokredite wie bei der Grameen Bank des Mohammed Yunus. Dieses frauenspezifische Nebenthema der Globalisierung erfährt viel Aufmerksamkeit bei „Your Nanny Hates You!“ und wird auch am kommenden Montag Thema zweier weiterer Vorträge sein. Der einstündige Dokumentarfilm „Lotería“ von Janina Möbius, der an allen Festivalabenden als Loop laufen wird, tion von Frauen, die zu Lasten der eigenen Familie die Kinder anderer Leute großziehen, und geht der Situation in Mexiko nach, wo es in gutsituierten Familien seit jeher als völlig normal empfunden wird, eine „Nana“ zu haben. Quälendes Tortenessen Insgesamt dominieren die Nanas und Mamas das Programm sehr. Auch das surrealistische Stück „Daddy“ des amerikanischen Autors Travis Jeppesen fokussiert trotz seines programmatisch klingenden Titels weniger das Papa-Sein als vielmehr das Mama-Sein in seiner hysterisch übersteigerten Ausformung. Interessant, aber: Wo bleiben bei diesem Familienfestival die Väter? Irgendwie gehören die schließlich auch dazu. Immerhin in Sebastians Nüblings Stück „Mütter.Väter.Kinder“ sind sie aktive Teilnehmer. Nübling, selbst dreifacher Vater, lässt in seiner weitgehend sprachlosen, pantomimisch-tänzerischen Familienaufstellung zwei seiner Kinder sowie seine Frau mitspielen und hat noch zwei weitere schauspielernde Familienverbände für seine Pro- Darsteller ist vier Jahre alt und agiert mit großer Selbstverständlichkeit vor dem vollen Saal. Beharrlich lässt er Styroporflugzeuge ins Publikum segeln, während die Erwachsenen sich mit Ballspielen Wettkämpfe liefern. Dass im Familienleben jedoch nicht alles ein Federballspiel ist, dass auch das geburtstägliche Tortenessen mit Verwandtschaft zum quälenden Ritual werden kann, und wie leicht man sich aneinander und an den eigenen Erwartungen verheben kann, zeigt Nübling in wohldosierter Mischung aus grundlegenden Einsichten und szenischem Witz. Ooh ja, man erkennt das alles wieder. Und immer wieder ist es schön, wenn die divergierenden Bewegungen ab und an in eine gemeinsame Choreografie münden. Diese familiäre Gemeinsamkeit aber, wie wir ja noch vom Beginn des Abends wissen, ist womöglich ein hochprivilegiertes Ausnahmephänomen. Nächste Vorstellungen „Mütter.Väter.Kinder“: 13. und 14. 6., 20 Uhr. Festival „Your Nanny Hates You!“ bis 20. 6. ■ Es lächelt die klingende Münze KNAPP DANEBEN „Hätte klappen können“: In den Sophiensælen werden Bücher vorgestellt, die das Zeug zum Bestseller hatten, aber keiner geworden sind Eine einfache Idee: Man stellt etwa fünf bis zehn Titel aus dem Bereich Belletristik und Sachbuch vor, die in den vergangenen fünf Jahren das Zeug dazu gehabt hätten, unter den Top Ten zu landen, es aber mysteriöserweise nicht an die Spitze schafften. Man gibt dem Programm einen griffigen Titel: „Hätte klappen können“. Fünf bis sechs Schauspieler lesen schließlich sorgsam ausgewählte Passagen vor, dazu wabern Klänge, Geräusche, Musikfetzen aus dem Off. Einer der Darsteller erläutert, worum es in den Werken geht und wer sie verfasst hat. Über ein rotes Leuchtlaufband verfolgt der Zuschauer noch die restlichen Informationen zum Buch (welcher Verlag, wann erschienen). In den Sophiensælen hatte am Mittwoch das zweite von drei Abendprogrammen Premiere. Hätte auch schiefgehen können. Das wäre ein alternativer Titel gewesen für ein Konzept, das Elemente aus dem Kammertheater mit Motiven aus Literaturfernsehsendungen vermischt. Denn literarische oder essayistische Texte zielen darauf ab, im Kopf des Lesers und der Hörerin zu entstehen – den Bedingungen der Bühne gehorchen sie nicht unbedingt von allein. Doch die Gruppe, die sich „theater konstellationen“ nennt, löste dieses knifflige Problem virtuos. Geschickt zwängte sie die Masse an Text in das Gerüst eines Themas, das „Wirtschaftswunder“ lautete; und sie nutzte spielerisch das sich daraus ergebende Ableitungspotenzial. Da gab es den Bericht einer Hamburger Taxifahrerin auf ihrer grotesken Jagd nach Kleinstgewinn (Karen Duves Roman „Taxi“), Originalzitate Alfred Herrhausens zur Möglichkeit der Finanzierung eines wiedervereinigten Deutschlands (aus der Biografie von Andreas Platthaus), scharlatanistisches Geschwätz von Londonern Brokern („Cityboy“ von Geraint Anderson): All diese Stimmen gerannen zu einem Konzentrat aus Gegenüber- Heil und Weh des Geldes. Hoffnung und Hybris, Bilanz und Kollaps stellungen unterschiedlicher Perspektiven auf das ökonomische System. Heil und Weh des Geldes. Hoffnung, Hybris, Bilanz und Kollaps als Vergleich. Aber die Formatierung durch das Thema war nicht der einzige gelungene Trick des Abends. Dass die Darsteller die ganze Zeit über an einem langen Tisch saßen und in ihre Mikros sprachen, erwies sich eben nicht als Ausdruck der Einfallslosigkeit, sondern als maximale Ausnutzung reduzierter Mittel. So musste man auf der Bühne einfach das übergeordnete Bild einer Konferenz sehen, an dem nichts anderes verhandelt wurde als die Illusion von der Lenkbarkeit des Geldes. Und dass nicht nur brav Text zitiert wurde, sondern die einzelnen Fragmente beinahe in ein Figurenmuster auf- oder in gut dosierte Improvisationen übergingen, offenbarte, dass es sich hier um eine Methode aus dem Geist der Collage handelte. So entkommt die Gruppe um Simon Bauer, Tina Kemnitz, Jonas Knecht, Marc Lippuner, Ulrike Schneider und Martin Wehrmann der Falle einer gut gemeinten, jedoch im Kern fragwürdi- gen Vermittlung von Literatur eben durch ihre theaterorientierte Handhabung des Stoffes. Was man da sah, war ein eigenes Stück – und kein Bestsellerratgeber. Das war auch das Schöne daran, dass ein schwer zu fassendes Element in den unterschiedlichen literarischen Konzeptionen durch die Inszenierung deutlich sichtbar wurde. Nämlich die Nähe von Geld und Sprache. Anders ausgedrückt: die Überschneidung der Affektgeladenheit bei Kommerz und Kunst, das ironi- sche Lächeln der klingenden Münze. Dass dabei die Schauspieler nicht Comedy machten, sondern in ihre zwitterhaften Rollen aus Vorlesern und angedachter Figur schlüpften – und sich offensichtlich wohl fühlten –, war deutliches Indiz, dass das Konzept aufgegangen war. Zu sehen ist das „Wirtschaftswunder“Programm nochmals im SepMANUEL KARASEK tember. Programm: www.haetteklappen-koennen.blogspot.com ■ Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 14 theater konstellationen und Claus, Knecht, Großmann in Koproduktion mit FIDENA – Figurentheater der Nationen Bochum und HfS „Ernst Busch“ Berlin Grete L. und ihr K. – Ein handgreifliches Kammerspiel um die Ohnmacht der Liebe SPIEL Susi Claus & Lutz Großmann PUPPEN Lutz Großmann AUSSTATTUNG Mathis Künzler, Lichtblick, Ensemble „Eine großartige Vorführung dessen, was Puppentheater leisten kann.“ (WAZ Bochum) „Mit der begeistert aufgenommenen Uraufführung „Grete L. und ihr K.“ ist gestern die FIDENA 2008 so fulminant zu Ende gegangen wie sie begonnen hatte.“ (ZDF Theaterkanal) GRÜNSCHNABEL 2010 AARGAUER FÖRDERPREIS FÜR JUNGES FIGURENTHEATER Der Aargauer Förderpreis für junges Figurentheater «Grünschnabel» (dotiert mit 10‘000 sFr.) wurde am Sonntag 13. Juni 2010 auf der Bühne des Kurtheaters Baden zum vierten Mal verliehen. Die Laudatio hielt die diesjährige Gastjurorin, Annette Dabs aus Bochum. Sie verlas auch den folgenden Text der dreiköpfigen Jury: «Der Aargauer Förderpreis für junge Figurentheater „Grünschnabel 2010“ geht an das Künstlerkollektiv Claus, Knecht & Grossmann von theater konstellationen. Ihre Produktion „Grete L. und ihr K“ vereint hohe bildnerische Qualität mit souveräner Animation, sie vereint schauspielerisches und musikalisches Können. Die sehr eigene Handschrift der Puppen und der feingestimmte Zusammenklang der beiden Spieler sind ein Genuss. Der scheinbar schwerelose Wechsel der Spielebenen auf gleichbleibend hohem Niveau sowie die Ernsthaftigkeit des Spiels, mit gleichzeitig augenzwinkernder Distanz zum Geschehen ist äusserst beeindruckend.» Auswahl vergangener Produktionen von Jonas Knecht, Regie Fotos, Infos, Presse | Stand: 5. März 2013 15 theater konstellationen und Claus, Knecht, Großmann in Koproduktion mit FIDENA – Figurentheater der Nationen Bochum und HfS „Ernst Busch“ Berlin UNIDRAM 2009 Grete L. und ihr K. – Ein handgreifliches Kammerspiel um die Ohnmacht der Liebe Erscheinungsort: Potsdamer Neueste Nachrichten Datum: 05.11.2009 Potsdamer Neuste Nachrichten / 05.11.2009