Bildungskonferenz 07 - Deutsche Reiterliche Vereinigung

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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Inhalt
Seite
Intro
3
Grußwort
Dr. Till Backhaus (Landwirtschaftsminister des Landes MecklenburgVorpommern)
4
Begrüßung
Dr. Burkhard Dittmann (Präsident des Pferdesportverbandes MecklenburgVorpommern)
7
Referate:
Lernverhalten von Pferden – Konsequenzen für den Trainer vor dem
Hintergrund der aktuellen Verhaltensforschung
Dr. Andrew McLean
(Direktor des Australien Equine Behavior Center)
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Motivation – Voraussetzung für erfolgreiches Lernen
Dr. Uta König von Borstel
(wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Tierzucht und Haustiergenetik
der Universität Göttingen)
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Trainer helfen Trainern:
Mentorenbegleitung – Eine große Chance für die Ausbildung
Herman Grams
(Diplom-Sportlehrer)
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Praktische Demonstrationen:
Bedeutung des Lernverhaltens von Pferden für die Unterrichtserteilung –
Heranführung von Pferd und Reiter an neue Situationen
Waltraud Böhmke
(Pferdewirtschaftsmeisterin Reitausbildung sowie Zucht und
Haltung, Turnierrichterin, Lehrgangsleiterin Bereich Bodenarbeit)
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Thies Kaspareit
(Leiter der FN-Abteilung Ausbildung und Wissenschaft)
23
Kai Vorberg
(Pferdewirtschaftsmeister Reitausbildung, Nachwuchsführungskraft
in der FN-Abteilung Ausbildung und Wissenschaft, Welt- und Europameister
Voltigieren)
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Lernen mit und durch den Mentor im Pferdesport
Monika Schnepper
(Pferdewirtschaftsmeisterin Reitausbildung, Trainerausbilderin/-prüferin)
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Cornelia Endres
(Pferdewirtschaftsmeisterin Reitausbildung, Bundestrainerin der Ponyreiter,
Trainerin der Perspektivgruppe Vielseitigkeit)
28
Presse: PM-Forum: „Lernen und Lehren verstehen und verbessern“
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Gebrüder-Lütke-Westhues-Auszeichnung: Liste der Preisträger
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Hinweis:
Wer die 7. FN-Bildungskonferenz verpasst hat, kann einen Teil der Konferenz im
Internet sehen. Das Internet-TV-Portal ClipMyHorse.tv bietet seinen Premiumkunden
einen Mitschnitt der Veranstaltung unter www.clipmyhorse.tv im Archiv.
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Intro
als Ansprechpartner, Begleiter und Vorbild zur
Verfügung. Der Mentor ermöglicht einen
Schulterblicke auf seine Arbeit mit Reitschülern
und lässt an seinem Trainingsalltag teilhaben.
Ein wichtiges Ziel des Mentorings ist die
praxisnahe
Vorbereitung
auf
ihre
Trainerqualifizierung und ihre Begleitung beim
Erwerb weiterer Lizenzstufen, ähnlich dem
Richter-Testatsystem.
Nach ihrer Erstauflage 2005 („Das Pferd formt
den Menschen“) ist die Bildungskonferenz der
Deutschen Reiterlichen Vereinigung inzwischen zu einer festen und bundesweit beachteten Einrichtung geworden. An wechselnden Standorten kommen Wissenschaftler und
Praktiker zusammen, um aus ihrer jeweiligen
Sicht altbewährte Erfahrungen und neue
Erkenntnisse rund um die Themen Lehren und
Lernen auszutauschen, zu diskutieren und zu
vermitteln. Die Rolle des Trainers in all seinen
Facetten vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen und wissenschaftlicher
Erkenntnisse steht dabei im Mittelpunkt. Der
Trainer von heute ist gleichermaßen Vorbild,
Lehrer, Animateur, Stallmanager, Turnierbegleiter sowie Horseman, er muss mit
Menschen ebenso umgehen können wie mit
Pferden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt folglich
nicht nur in einer guten Ausbildung, sondern
auch in Weiterbildung.
Zum Abschluss der Konferenz-Beitrage, die
erstmals vom Internet-TV-Portal ClipMyHorse.
aufgezeichnet
wurden
(Premiumkunden
können einen Mitschnitt der Veranstaltung
unter www.clipmyhorse.tv im Archiv sehen)
fand auch in diesem Jahr traditionsgemäß
wieder die Ehrung von Amateurtrainern und trainerinnen statt, die mit außergewöhnlichen
Leistungen ihre Prüfung absolviert haben.
***********
Dazu gehört seit Anfang 2014 auch das neu
eingeführte und in der Ausbildungs-PrüfungsOrdnung (APO) verankerte Mentoren-System,
zu dem es im Rahmen der Konferenz
theoretische und praktische Erläuterungen
gab. Mit der APO-Aufnahme des MentorenSystems, in vielen sportfremden Bereichen
bereits seit längerem ein erfolgreiches Modell
für die Heranführung und Förderung von
Nachwuchskräften, ist die FN einen neuen und
zeitgemäßen Weg gegangen. Innerhalb der
Qualifizierungsschritte zum Erwerb von
Trainerinnen- und Trainer-Lizenzen findet das
Mentoren-System
seit
diesem
Jahr
Anwendung. Dabei steht ein erfahrener,
qualifizierter Ausbilder (Mentor) einem noch
nicht so erfahrenen oder angehenden Trainer
Die Gebrüder August und Alfons Lütke-Westhues stammten aus Westbevern und gehörten
in den 50-er Jahren zu den erfolgreichsten
Deutschen Pferdesportlern. August LütkeWesthues (geboren 1926, gestorben 2000) errang als Vielseitigkeitsreiter diverse Medaillen
bei Deutschen Meisterschaften sowie bei
Europameisterschaften. 1956 brachte er von
den Olympischen Spielen von Stockholm zwei
Silbermedaillen nach Hause. Sein jüngerer
Bruder Alfons (geboren 1930, gestorben 2004)
krönte 1956 seine hocherfolgreiche Springreiterkarriere ebenfalls in Stockholm, wo er die
Mannschafts-Goldmedaille gewann.
.
Der Dank gilt dem gastgebenden Landgestüt Redefin sowie allen Helfern und Helferinnen der
Fachschule des Gestütes sowie der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, die den
reibungslosen Ablauf erst ermöglichten.
Die Gesamt-Organisation der Bildungskonferenz lag bei Eva Lempa-Röller, Fachreferentin der FNAbteilung Ausbildung und Wissenschaft.
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Grußwort
Pferde tragen zum Wohlbefinden des Menschen bei
plexes Sozialverhalten an den Tag und haben
nach wie vor einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Heute dient das Pferd vielen als wertvoller Partner in der Freizeit. Immer mehr
Menschen machen sich auch Gedanken
darüber, wie man mit Tieren noch besser und
noch gerechter umgehen kann und wie man
die Haltung noch weiter verbessern kann. Ich
glaube auch, dass die einmalige Beziehung,
die wir zu diesen einzigartigen Geschöpfen
aufbauen können, außergewöhnlich ist und
zum inneren Wohlbefinden auch der Menschen beiträgt. Schließlich bietet der Reitsport
eine hervorragende Möglichkeit, aus dem
Alltag zu entfliehen. Jeder, der schon einmal
auf einem Pferd gesessen hat - oder auch mal
runtergefallen ist -, wird sich immer wieder mit
Freude mit diesen Tieren beschäftigen. Nicht
umsonst gibt es das wunderbare Sprichwort:
Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken
der Pferde.
„Ich freue mich, dass Sie den zum Teil weiten
Weg ins schönste Bundesland der Welt - mit
einem Augenzwinkern sag ich das immer nach Mecklenburg-Vorpommern auf sich ge–
nommen haben, um zur 7. FN-Bildungskonferenz hier auf dem Landgestüt Redefin zu
sein. Ich möchte Ihnen zunächst ein paar
Stichworte an die Hand geben zur Entwicklung
dieses so wunderschönen Gestüts. Sie wissen
es vielleicht, ich selber bin auch großer
Pferdefreund und habe hier in meiner Kindheit
in den Ferien die eine oder andere Ausbildung
genießen dürfen. Ich stehe zum Landgestüt
Redefin! Wir haben zehn Gestüte in Deutschland, und Redefin ist sicher eines der schönsten – 1712 gegründet und seit 1812 in dieser
heutigen Form existent. 1993 haben wir
entschieden, dass das Land MecklenburgVorpommern das Gestüt ins Eigentum übernimmt, und Sie können sich vorstellen, dass in
den letzten 25 Jahren sehr viel an Investitionen
getätigt werden musste und noch getätigt wird.
Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende 2015
die Renovierungen abgeschlossen haben. Bis
zum jetzigen Zeitpunkt haben wir bereits 16
Millionen Euro in diesen Standort investiert.
Wir sind deshalb auch stolz auf unser Gestüt,
das vor 200 Jahren so gegründet wurde wie es
hier heute steht. Insofern sind Sie an einer
historischen Wirkungsstätte. Nicht umsonst
haben wir viele Entwicklungen durchlebt, und
es gibt auch heute noch ganz besondere
Veranstaltungen. Unsere Hengstparaden sind
nach wie vor ein großer Magnet. Aber ich
glaube auch, dass es für die Landgestüte
wichtig ist, sich für andere Entwicklungen zu
öffnen, zum Beispiel für die Kultur. Wir hatten
hier zum Beispiel bereits die Berliner Symphoniker und auch die Londoner Philharmoniker. Wir haben auch mittlerweile Messen
und Ausstellungen auf diesem Gelände, so
dass wir sagen können, zwischen 80.000 und
100.000 Menschen besuchen jedes Jahr das
Landgestüt Redefin und sind immer wieder
begeistert. Natürlich spielt trotzdem das Pferd
hier die erste Rolle, das ist vollkommen klar
und das wird auch so bleiben. Nicht umsonst
haben wir nach wie vor 30 Deckhengste, 45
Mitarbeiter und zehn Auszubildende und bieten
auch unterschiedlichste Lehrgänge und
Trainerkurse an. Insofern kann ich mit Fug und
Recht behaupten, dass die Reiterei sehr tief
verwurzelt
ist
in
unserem
Lande.“
Doch lassen Sie uns über Pferde sprechen.
4000 vor Christus war der Mensch in der Lage,
eine seiner besten Lebensfreundschaften zu
entwickeln, nämlich die zum Pferd. Es ist ihm
gelungen, das Pferd zu domestizieren und
damit Völker zusammenzuführen und letzten
Endes auch kulturhistorische und wirtschaftliche Entwicklungen auf dieser Erde überhaupt
erst voran zu bringen. Nicht umsonst sprechen
wir noch heute immer noch von 'Pferdestärken'
wenn wir uns ins Auto setzen oder Fahrzeuge
bewegen. Das Pferd ist für mich ein einzigartiges Kulturgut. Viele haben das leider
vergessen. Deswegen gibt es ja kluge Leute,
die immer wieder sagen - und dazu stehe ich
persönlich auch: Vergesst mir die Pferde nicht.
Mittlerweile haben wir hervorragende Erkenntnisse über die Verhaltensweisen - darüber
werden Sie heute noch einiges hören - und die
Bedürfnisse der Pferde, die sich im Wesentlichen ja nicht verändert haben. Nur manche
denken, dass man immer wieder neue Dinge
erfinden muss. Ich glaube aber: Pferde sind
immer noch Fluchttiere, sie legen ein kom-
Dr. Till Backhaus
Landwirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Programmablauf
10.30 – 11.00 Uhr
Begrüßung
Dr. Till Backhaus
Landwirtschaftsminister des Landes MecklenburgVorpommern
Eröffnung der Veranstaltung
Dr. Burkhard Dittmann
Präsident des Pferdesportverbandes Mecklenburg-Vorpommern
Moderation der Konferenz
Christoph Hess
Leiter des FN-Bereichs Persönliche Mitglieder, Ausbildungsbotschafter der FN
11.00 – 12.30 Uhr
Lernverhalten von Pferden – Konsequenzen für den Trainer vor dem
Hintergrund der aktuellen Verhaltensforschung
Dr. Andrew McLean
Direktor des Australian Equine Behavior Center
Dr. Uta König von Borstel
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der
Universität Göttingen
12.30 – 13.30 Uhr
Mittagspause
13.30 – 14.45 Uhr
Praktische Demonstrationen
Bedeutung des Lernverhaltens von Pferden für die Unterrichtserteilung –
Heranführung von Pferd und Reiter an neue Situationen
Thies Kaspareit
Leiter der FN-Abteilung Ausbildung und Wissenschaft, Pferdewirtschaftsmeister
Reitausbildung, Mannschafts-Olympiasieger Vielseitigkeit
Kai Vorberg
Pferdewirtschaftsmeister Reitausbildung, Nachwuchsführungskraft in der FN-Abteilung
Ausbildung und Wissenschaft, Welt- und Europameister Voltigieren
Waltraud Böhmke
Pferdewirtschaftsmeisterin Reitausbildung sowie Zucht und Haltung, Turnierrichterin,
Lehrgangsleiterin Bereich Bodenarbeit
14.45 – 15.15 Uhr
Vortrag
Trainer helfen Trainern: Mentorenbegleitung – eine große Chance für die
Ausbildung
Herman Grams
Diplom-Sportlehrer
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
15.15 – 16.15 Uhr
Praktische Demonstrationen (Moderation Hermann Grams)
Lernen mit und durch den Mentor im Pferdesport
Basisunterricht:
Monika Schnepper
(Pferdewirtschaftsmeisterin Reitausbildung, Trainerausbilderin und -prüferin)
Dressurunterricht:
Cornelia Endres
(Pferdewirtschaftsmeisterin Reitausbildung, Bundestrainerin der Ponyreiter, Trainerin
der Perspektivgruppe Vielseitigkeit)
16.30 Uhr
Ehrung der Amateurausbilder mit der Gebrüder-Lütke-Westhues-Auszeichnung
anschließend Sektempfang, gemeinsamer Imbiss und Ausklang der Veranstaltung
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Begrüßung
Trainer und Betreuer maßgeblichen Anteil,
gleichermaßen steht dieser Personenkreis
täglich vor neuen Herausforderungen. Denn für
die Pferdezüchter und -sportler in Mecklenburg-Vorpommern und anderswo gilt heut und
für die Zukunft mehr denn je: Die Zucht
qualitativ hochwertiger Pferde muss Hand in
Hand mit ihrer korrekten und tierschutzgerechten Ausbildung gehen, soll der Pferdesport unserer Tage seine Beliebtheit und
gesellschaftliche Akzeptanz behalten.
„Es ist für mich eine besondere Ehre, Sie im
Namen des Landesverbandes MecklenburgVorpommern für Reiten, Fahren und Voltigieren zur 7. Bildungskonferenz hier an traditionsreicher Stätte, dem Landgestüt Redefin,
herzlich willkommen heißen zu können und
Ihnen die Grüße der Pferdesportler unseres
Bundeslandes zu überbringen. Es freut uns
außerordentlich, dass in diesem Jahr gerade
dieser Ort in unserem Bundesland gewählt
wurde, handelt es sich doch um eine bedeutende und kulturhistorisch wertvolle Einrichtung
zur Zucht und Nutzung von Pferden, in der sich
eine über 200 Jahre entwickelte Tradition mit
den Erfordernissen von Gegenwart und Zukunft eindrucksvoll verbindet.
Mit seiner umfangreichen Arbeit in der Ausund Weiterbildung von Aktiven und Trainern
hat sich Redefin hier in Mecklenburg-Vorpommern aber auch über die Landesgrenzen
hinaus einen Namen gemacht und wesentlich
zu dem erreichten Leistungsstand des Pferdesports in Mecklenburg-Vorpommern beigetragen. Trainer und Aktive sind allerdings stets
auf neue Erkenntnisse und deren Austausch
angewiesen, um sie in ihrer täglichen
verantwortungsvollen Tätigkeit, dabei immer
das Wohl unserer vierbeinigen Sportpartner im
Blick habend, kontinuierlich und in hoher
Qualität weiter vermitteln zu können. Das gilt
im Turniersport für den Spitzensport und in
besonderem Maße für den Breitsport, den,
anders als in früheren Zeiten, vermehrt
städtisch geprägte Teile der Bevölkerung
betreiben, die beim Einstieg über keine oder
nur wenige und mitunter sehr realitätsferne
Erfahrungen und Kenntnisse im sachgerechten
Umgang mit Pferden verfügen.
Redefin mit seinem Landegestüt war und ist
aber mehr als nur Ort staatlicher Hengsthaltung oder architektonisches Kleinod, sondern auch immer ein Zentrum der Ausbildung
und des Sports. Die in Landgestüten in Zucht
und Haltung sowie Reiten und Fahren solide
ausgebildeten Gestütswärter trugen schon in
der Vergangenheit ihr Wissen und ihre Erfahrung in die Breite des Landes. Sie sind zusammen mit den Pferdewirten, den Pferdewirtschaftsmeistern und Trainern heutiger Tage
auch weiterhin Vorbilder und Bespiele für eine
korrekte Ausbildung von Pferden sowie ihrer
Reiter und Fahrer. Hierin besteht die große
Schnittmenge des Landgestütes und seiner
Landesreit- und Fahrschule mit unserem
Landesverband, der mit seinen 8898 registrierten und in 257 Vereinen organisierten Mitgliedern immerhin der viertstärkste Sportverband von insgesamt 50 Sportverbänden in
Mecklenburg-Vorpommern ist.
Wir freuen uns deshalb ganz besonders, dass,
nachdem die 1. Konferenz im Jahr 2005 in
Warendorf mit dem Schwerpunkt 'Das Pferd
formt den Menschen' die Vorstellung des
Verhaltenskodex im Pferdesport zum Inhalt
hatte, die nunmehr 7. Bildungskonferenz, die
die FN in Zusammenarbeit mit den Fachschulen anbietet, bei ihrer jährlichen 'Wanderung' durch die verschiedenen Landesverbände in diesem Jahr ihren Aufenthalt in
Mecklenburg-Vorpommern, hier in Redefin,
nimmt. Die Anregung zur Durchführung derartiger Bildungskonferenzen erfuhr die FN
unter anderem durch die Impulse, die der
DOSB in den vergangenen Jahren im Bereich
Sport und Bildung gegeben hat, und durch
Erkenntnisse, die aus der Ausbildung im
Pferdesport selbst erwachsen sind. Schwerpunkt der diesjährigen Bildungskonferenz
bildet die Thematik 'Erfolgreiches Lernen und
Lehren im Pferdesport'. In diesem Zusammenhang soll hier heute in besonderer Weise die
Bedeutung des Trainers hervorgehoben
Gemessen an anderen Landesverbänden der
Deutschen Reiterlichen Vereinigung gehört
Mecklenburg-Vorpommern zwar zu den Kleinsten und hat in besonderem Maße unter der
demografischen Entwicklung zu leiden.
Andererseits zählen wir aber auch zu den
wenigen Landesverbänden in der FN, die
entgegen dem bundesdeutschen Trend auf
steigende Mitgliederzahlen in den letzten
Jahren verweisen können. Daneben erfüllt uns
aber auch mancher Erfolg unserer Aktiven mit
einem gewissen Stolz, die beachtliche Erfolge
erringen konnten und für positive Schlagzeilen
im bundesdeutschen und internationalen
Turnierbetrieb sorgen.
An diesen positiven Entwicklungen haben die
in unserem Bundesland unter Anleitung der
einzelnen Disziplintrainer tätigen Ausbilder,
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
dem gesamten organisierten Sport für die
Bewältigung der künftigen Anforderungen als
Hilfestellung dienen sollen. So werden neue
Angebotsformen des Lehrens und Lernens,
ebenso wie die Qualitätssicherung und das
Qualitätsmanagement sowie der Erwerb zusätzlicher Schlüsselqualifikationen für die
Trainertätigkeit im Mittelpunkt des Interesses
auf der diesjährigen Konferenz stehen. Zum
bereits sechsten Mal wird im Rahmen der
Veranstaltung auch wieder die Lütke-Westhues-Plakette vergeben. Mit der Verleihung
soll bewusst ein Zeichen gesetzt und die
besondere Bedeutung der Trainertätigkeit in
unserem Sport hervorgehoben werden. Darüber hinaus möchten wir uns bei den Pferdesportlern für ihre Entscheidung, eine Trainertätigkeit zu übernehmen, bedanken und freuen
uns, dass so viele erfolgreiche Absolventen
unserer Einladung gefolgt sind.
werden. Insofern freut es uns ganz besonders,
dass mit Dr. Andrew McLean aus Australien
einer der bedeutendsten internationalen
Verhaltensforscher gewonnen werden konnte,
um uns aktuelle Erkenntnisse zu dieser
Thematik eindrucksvoll näher zu bringen.
Grundgedanke für die heutige Veranstaltung
ist, das Thema Bildung im und durch Pferdesport mit Wissenschaftlern und Praktikern zu
erörtern und den Stellenwert, den der Trainer
in diesem Zusammenhang einnimmt, deutlich
heraus zu arbeiten. Wir alle wissen, dass der
Sport neben Bewegung, Freizeitbeschäftigung
und Wettkampf wichtige Lebenskompetenzen
an junge, heranwachsende Sportler vermittelt.
So können in der Gemeinschaft des Vereins
und Pferdebetriebes Heranwachsende über
das Bewegungslernen hinaus viel für ihren
zukünftigen Lebensweg lernen, eigene Potentiale entdecken und stärken und damit selbstständig und verantwortungsbereit werden. Dies
gilt in besonderem Maße für den Pferdesport,
der zusätzlich durch die Verantwortung für das
Pferd geprägt ist. Der Trainer nimmt in diesem
Prozess eine herausragende Stellung ein. Der
Schlüssel zu seinem Erfolg liegt in der
Weiterbildung und im Erfahrungsaustausch mit
Wissenschaftlern und anderen Trainern.
Meine Damen und Herren, ich bin sicher, dass
Sie alle – Trainer, Reiter, Fahrer oder Voltigier
– im Ergebnis der heutigen Veranstaltung
wichtige Impulse für die Umsetzung manch
neuer Erkenntnisse in der täglichen Arbeit, im
Training wie im Wettkampf erhalten werden.
Der Veranstaltung wünsche ich einen erfolgreichen Verlauf mit interessanten Kontakten
und Gesprächen am Rande sowie größtmöglichen Erkenntnisgewinn und Ihnen einen
erlebnisreichen Aufenthalt in MecklenburgVorpommern und im Landgestüt Redefin.
Mit der Konferenz möchte die FN ein umfangreiches Repertoire an Vorträgen und Demonstrationen bieten, die dem Ausbilder aber auch
Dr. Burkhard Dittmann
Präsident des Pferdesportverbandes Mecklenburg-Vorpommern
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Dr. Andrew McLean
Lernverhalten von Pferden – Konsequenzen für den Trainer
vor dem Hintergrund der aktuellen Verhaltensforschung
haviors, also ein tief verankertes Verhalten wie
das eben von mir erwähnte Laufenlernen des
Fohlens. Ethologie erklärt das Fluchtverhalten,
die Tendenz sich sozial zu organisieren, sich in
Gruppen aufhalten zu wollen. Sie sagt uns,
was Verhalten ist, beschreibt Verhalten und
erklärt es als Trieb oder andere Art von
Instinktverhalten. Manchmal kollidiert Ethologie
mit Training. Ein Beispiel: Pferde sind nicht
dafür gemacht, in Ställen zu leben. Wir
trainieren sie darauf erst seit etwa 5000 Jahren
im Laufe der Domestizierung. Pferde sind auch
nicht dafür gemacht, isoliert von anderen auf
kleinem Raum zu leben. Ein solcher Stall
entspricht unserer Vorstellung von schön, nett
und gemütlich, für das Pferd könnte dies
jedoch ein Albtraum sein.
„Ich bin sehr froh hier zu sein in diesem
wunderschönen Teil der Welt. In den vergangenen zehn Jahren bin ich durch Europa gereist, war in Skandinavien, den Niederlanden,
Belgien, England, Irland, Frankreich, Italien,
Island – aber bisher noch nicht in Deutschland.
Dies ist also das erste Mal und ich freue ich
sehr darüber. Ich selbst komme ja aus
Australien, wo ich auf einer Insel zwischen
Tasmanien und Australien groß geworden bin.
Dort habe ich als Kind nach der Schule auf
meinem Pony Kängurus gescheucht und so
eher auf die raue Art ohne Sattel das Reiten
gelernt. Diese Zeit gab mir aber auch einen
interessanten Blick in die Zoologie, ins
Studium der Tiere, und führte mich letztlich zu
meinem späteren Beruf, in dem ich meinen
Doktor in Zoologie mit Schwerpunkt Training
von Pferden machte. Das ist mein Background,
zu dem auch eine aktive Zeit als Vielseitigkeits- und Dressurreiter gehört.
Lerntheorie
Die Lerntheorie ist letztlich das Hinzufügen von
Verhalten zu natürlichem Verhalten. Was
immer also der Plan eines Tieres ist etwas zu
tun, kann dieses Tun durch Lernen bekräftigt
oder abgelehnt werden. Ein Tier kann zum
Beispiel mit einem starken Fluchttrieb geboren
sein, und durch unser Training können wir
diesen Fluchttrieb schlimmer machten, das
Pferd noch nervöser machen – oder wir
schaffen es, ein tendenziell nervöses Pferd
ruhiger zu machen. Es gibt so viel, das wir tun
können, wenn wir Lerntheorie nutzen. Bei der
Lerntheorie geht es sehr darum, was wir im
Training machen.
Mich hat immer interessiert: Was geht im Kopf
eines Pferdes vor, wenn es Dinge lernt. An
dieser Stelle werde ich nun beginnen über
Ethologie und Lerntheorie zu sprechen. Für
mich ist es immer sehr interessant gewesen zu
sehen, dass Ethologie unter Wissenschaftlern
und Pferdeleuten allgemein gut verstanden ist
und es den natürlichen Umgang mit Pferden
und alle Mechanismen modernen Trainings
beeinflusst. Lerntheorie dagegen wird weit
weniger verstanden, dabei gibt sie uns ungeheure Möglichkeiten, das Verhalten unserer
Pferde zu beeinflussen und sie effektiv zu
trainieren.
Die Lerntheorie hat auch eine andere Herkunft
als die Ethologie. Sie entstand in Nordamerika
durch Wissenschaftler wie Thorndike, Watson
und Skinner. Sie erläuterten sehr klar, wie
Tiere lernen. Wir nennen das Verstärkung, ein
Verhalten kann verstärkt werden über Belohnung oder es kann sich verschlechtern durch
Fehlen von Verstärkung oder gar durch
Bestrafung. Die Theorien der amerikanischen
Wissenschaftler gingen am Ende aber zu weit.
Sie behaupteten, dass im Grunde jedes
Verhalten erlernt werden könne. Aber das
stimmt nicht ganz. Tiere werden ganz unterschiedlich limitiert wenn es um Verhaltensänderung geht.
Ich werde mit der Ethologie beginnen:
Ethologie erklärt alle natürlichen Verhaltensweisen eines Pferdes. Ein Beispiel: Wenn ein
Fohlen geboren wird, muss ihm nicht beigebracht werden zu laufen – es lernt dies
selbstständig, weil es in ihm fest verankert ist.
Nicht einmal das Saugen muss ihm beigebracht werden. Auch das ist bereits da. Aber
wo die Milch ist muss gelernt werden! Und das
ist Lerntheorie. Vielleicht erklärt das den
Unterschied auf eine einfache Weise.
Ethologie
Die Ethologie kam hier in Europa und besonders auch in Deutschland mit Leuten wie
Lorenz, Tinbergen, Leyhausen und weiteren
Wissenschaftlern auf. Sie erklärt angeborenes
Verhalten, wir nennen es hard-wired be-
Lerntheorie sagt uns aber, warum Tiere tun
was sie tun. Und das ist der Grund, warum ich
so froh bin, heute hier zu sein, denn ich denke,
als Trainer ist es unglaublich wichtig, Lerntheorie zu verstehen. Ich könnte mir heute
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
wenn es etwas falsch gemacht hat. Wir
interpretieren ein Pferdeverhalten oft in der
Weise, die eine Bestrafung erfordert, weil wir
glauben, das Pferd müsste wissen, was es
falsch gemacht hat. Hier müssen wir sehr
vorsichtig sein, denn ein Pferd handelt nicht
vorsätzlich! Was Lerntheorie hier macht ist,
uns einen Spiegel in die Hand geben, in den
wir blicken, umsehen zu können, wo wir als
Trainer den falschen Weg eingeschlagen
haben. Und anstatt das Pferd zu beschuldigen,
müssen wir lernen, es als das Wesen zu
sehen, was wir aus ihm gemacht haben.
nicht mehr vorstellen sie nicht zu verstehen,
denn sie erklärt so viel. Je mehr man die
Lerntheorie versteht, desto mehr versteht man
auch jedes Verhalten eines Pferdes. In den
1960-er Jahren geriet die Lerntheorie schließlich ein wenig in Vergessenheit, inzwischen
besinnen sich Wissenschaftler und Praktiker
aber wieder darauf, wie wichtig dieses Wissen
für das Training von Tieren und hier auch von
Pferden ist.
Kognition – Unterschied Pferd/Mensch
Was ich Ihnen heute nun über Ethologie
erzählen werde, ist nicht alles, denn das würde
den Rahmen sprengen. Aber was ich hier
erklären möchte sind die Dinge, die für uns als
Trainer von Bedeutung sind. Eines dieser
wichtigen Dinge ist die Kognition, die geistige
Fähigkeit von Pferden. Ich glaube, die Dinge,
auf die wir uns diesbezüglich zu oft fokussieren, ist die Frage, wo Pferde uns ähnlich
sind. Dabei ist es viel wichtiger, die Verschiedenheit zwischen Menschen und Pferden
zu kennen. Und die größte Verschiedenheit im
Gehirn eines Pferdes liegt im vorderen Teil des
Gehirns, den wir den Präfrontalen Kortex, den
Frontlappen, nennen. Der Frontlappen ist der
Teil, in dem die Vorstellungskraft liegt. Es ist
der Teil, mit dem wir Menschen vorausschauend denken können. Wir können Pläne
für die Zukunft machen, und wir können auch
zurück denken. Er macht unser Denken sehr
flexibel, wie eine Theaterbühne, auf der wir
uns Dinge vorstellen können, ohne selbst in
dieser Welt zu sein. Dies ist ein sehr wichtiger
Umstand, den man nicht vergessen sollte. Der
Präfrontale Kortex besteht aus sehr körnigen
Zellen, die es im vorderen Teil eines Pferdekopfes nicht oder nur rudimentär gibt. Es kann
sein, dass Pferde bezogen auf hohe geistige
Fähigkeiten zwar manches tun können, das
meiste aber nur sehr begrenzt. Dies müssen
wir uns immer wieder vergegenwärtigen, sonst
bekommen wir Probleme. Wir dürfen Pferdeverhalten nicht mit menschlichem Verhalten
vergleichen und erklären. Das ist meiner
Meinung nach aber genau das, was wir die
vergangenen 5000 Jahre gemacht haben und
mit dem wir nun endlich aufhören müssen!
Sozialkontakt
Ein anderer Aspekt der Ethologie ist bekannt
als Zuneigungs-Theorie. Darin geht es um die
Bedürfnisse des Pferdes nach sozialem
Kontakt. Auch das ist etwas, das wir uns auch
immer wieder bewusst machen müssen: Ein
Pferd ist ein sehr soziales Tier. Ein Aspekt der
Zuneigungs-Theorie, über den ich hier
sprechen möchte, ist unsere Interaktion mit
Pferden. Wir können, das ist inzwischen auch
wissenschaftlich erforscht, durch putzen,
bürsten und kraulen verschiedener Körperstellen, vor allem des Bereichs um den
Widerrist, die Herzfrequenz des Pferdes
senken. Das passiert übrigens auch, wenn
Pferde sich gegenseitig beim Fellkraulen
pflegen. Das Kratzen des Widerrists lässt sich
deshalb gut als taktile Belohnung einsetzen,
die sehr wirksam sein kann. Ich selbst setze es
gern mein Training meines Pferdes ein, dem
ich zum Beispiel das Aufheben eines Huts und
andere kleine Tricks beigebracht habe und ihm
dann zur Belohnung immer den Widerrist
gekrault habe. Wenn wir auf diese Weise
belohnen, ist es sehr wichtig, dass wir dem
Pferd immer ganz klar signalisieren, für was
die Belohnung gerade war. Bei dem Hut-Trick
beispielsweise war dies zunächst immer der
Moment, in dem mein Pferd den Hut berührt
hat. Ich habe dann jedes Mal „guter Junge“
gesagt und ihn anschließend gekrault. Diese
Art von Körperkontakt ist für Pferde sehr
wichtig. Aus diesem Grund ist auch das frühe
Absetzen von Fohlen, so wie es auch in
Deutschland aus unterschiedlichen Gründen
praktiziert wird, aus Sicht der Pferde nicht
unbedingt der beste Weg und kann unter
Umständen zu späteren Problemen bezüglich
Bindungsstörungen führen. Kraulen und
Körperpflege, die sich Pferde auch gegenseitig
zukommen lassen, kann auch als Belohnung
durch den Menschen sehr stark sein und wie
ein Stress-Gegenmittel wirken.
Eines der Modelle, die ich gern erläutern
würde, ist der Glaube ist, dass das Pferd den
Menschen glücklich machen möchte – dabei
möchte es nur sich selbst glücklich machen,
um sein eigenes Überleben zu sichern. Es
möchte seine eigenen biologischen Bedürfnisse erfüllen. Wir müssen all das bedenken,
wir müssen wissen, dass ein Pferd nicht plant,
dass es nicht darauf aus ist, uns einen
schlechten Tag zu geben und es uns schwer
zu machen – oder leicht. Ein Pferd weiß nicht,
Ethologie erklärt aber auch viele andere Seiten
der Instinkte und Triebe eines Pferdes. Hier ist
es mir besonders wichtig zu erläutern, wie sehr
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7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Der Schwerpunkt meiner Arbeit dreht sich
jedoch um den Aspekt des Trainings. Wenn wir
beim Anreiten einem Pferd das Halten beibringen, lehren wir dies mit Einwirkung. Wir
üben Druck mit den Zügeln aus und geben
nach, sobald wir eine Reaktion, eine Antwort
des Pferdes erhalten. Wir drücken mit den
Beinen, um das Pferd zu treiben und lassen
diesen Druck nach, sobald es vorwärts geht.
Und die Basis des Dressurtrainings ist letztlich
das Fein-Tuning dieser Einwirkungen von
Zügeln und Beinen, den Antworten des
Pferdes darauf und dem Transfer zum Reitersitz und zur Körperhaltung. Sitz und Körperhaltung können natürlich einen Einfluss darauf
haben wie sich ein Pferd bewegt. Ein schlechter, schiefer oder ausbalancierter Sitz kann
schon einen großen Unterschied machen. Den
größten Unterschied jedoch, das, was ein
Pferd am stärksten und nachhaltigsten
beeinflusst und gegebenenfalls stört, ist, was
wir mit dem Druck aufs Pferdemaul und dem
Schenkel- bzw. Sporendruck sowie der Gerte
machen. Wenn diese Einwirkungen im
falschen Moment gegeben, nicht oder zu spät
wieder ausgesetzt werden oder sich widersprechen kann es zu schweren Störungen
kommen. Wir nennen dies in der Verhaltensforschung 'Trainingsverwirrung'. Sie kann zu
Verhaltensstörungen führen wie Steigen,
Bocken, Scheuen aber auch zu abgemilderten
Reaktionen wie Spannung oder ähnlichem.
Trainings-Verwirrung ist folglich ein sehr
bedeutsamer Eingriff in die natürliche Welt des
Pferdes, die wir verstehen sollten.
sich manche Eingriffe in das ethologische
Leben und in die tief verankerten Verhaltensweisen eines Pferdes als negativer Stress
auswirken können. Wenn ein Pferd zum
Beispiel den Instinkt hat, bestimmte Dinge zu
tun wie mit anderen Pferden zusammen zu
sein und sich den ganzen Tag zu bewegen,
dann kann das Unterdrücken dieser Bedürfnisse zu Problemen führen. So reagieren
manche Pferde darauf mit Selbstverletzung,
andere mit Stereotypen wie Koppen oder
Weben oder aber mit umgeleiteter Aggression.
Dies ist wichtig zu wissen, denn oft wird über
aggressives Verhalten eines Pferdes gesagt,
dies sei eine Frage seines Interieurs. Dabei ist
es sehr oft eine Reaktion auf eine Verwirrung
oder eine Veränderung in seinem sozialen
Leben.
Soziale Organisation
Ein anderes Thema ist die soziale Organisation. Dies ist auch etwas, das sehr häufig
missverstanden wird, vor alle bei manchen
modernen Horsemanship-Vertretern, die gerne
damit argumentieren, Pferde würden in der
Gruppe in einer sehr strengen Hierarchie
leben. Das ist jedoch nicht wirklich wahr. Zwar
sind Pferde in komplexen Organisationen hierarchisch lebende Tiere, aber diese Hierarchien sind dabei mehr ressourcenorientiert.
Das heißt, das eine Pferd strebt dominant
mehr nach einer bestimmten Ressource wie
zum Beispiel Raum und Abstand, das andere
dagegen nach Futter. Aber auch dies unterliegt
Veränderung. Wenn ein Pferd beispielsweise
sein Bedürfnis nach Futter stillen konnte, wird
sein Verlangen danach und die damit verbundene Dominanz anderen gegenüber vorübergehend absinken. Dominanz bzw. Rangfolgen,
die wir beobachten, ist etwas sehr Dynamisches und Wechselndes. Für Pferde, wie für
alle in sozialen Gruppen lebenden Tiere, ist
das wichtigste die soziale Einheit. Pferde leben
in der Freiheit in Familienverbänden, bei denen
es mehr um Kooperation geht, also darum,
sich gegenseitig zu helfen.
Habituation
Der erste Lernprozess ist die Habituation, die
Gewöhnung. Sie ist ein sehr alter, primitiver
Lernprozess, der sogar bei wirbellosen Tieren
wie Würmern beobachtet wird. Sie basiert
darauf, dass ein Tier lernt, nicht mehr zu
reagieren. Dies ist für die Effizienz eines Tieres
im Alltag wichtig. Für uns als Trainer ist das
Wissen um die Habituation wichtig, denn wir
wollen und müssen das Pferd ja an viele Dinge
in unserer Welt gewöhnen. Zwei Dinge sind
hier für Trainer wichtig wenn es darum geht zu
verstehen, wie ein Pferd lernt zu scheuen oder
zu fliehen: Erstens wie schnell es läuft davon
läuft und zweitens wie weit es davon läuft.
Wenn ein Pferd zum Beispiel vor einem
Briefkasten scheut und wegstürmt, müssen wir
es Schritt für Schritt dahin trainieren, dass es
nicht mehr schnell und weit wegläuft. Der
Prozess der Habituation ist dabei über
verschiedene Methoden möglich: über
Zusammenfassend kann man zur Ethologie
sagen, dass wir in die natürliche Ethologie des
Pferdes eingreifen – ich benutze hier gern den
Begriff 'Invasion' – mit Dingen wie Gefangenschaft, Isolation oder Beschränkungen des
Futteraufnahmeverhaltens wie Grasen. Ich
möchte hier ganz klar machen, dass Freilauf,
Sozialkontakt und die Möglichkeit, bis zu 16
Stunden lang wie in Freiheit zu grasen, keine
Dinge sind, die ein Pferd einfach nur gerne
macht. Es sind natürliche Bedürfnisse, die,
werden sie nicht erfüllt, zu Verhaltensstörungen führen können!
1. systematische Desensibilisierung,
2. Annäherungskonditionierung,
3. Gegenkonditionierung,
11
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Pferd fast ohne Druck zurücktritt ist der
Moment, in dem es uns signalisiert, dass es
bereit ist. Denn sein Gehirn ist in diesem
Augenblick auf das Vor und Zurück fokussiert,
die andere, die Angst verursachende Situation,
wird überschattet und verliert somit an
Bedeutung.
4. Unterbinden und
5. Überlagerung.
Bei der systematischen Desensibilisierung
bringen wir Objekte, die dem Pferd unheimlich
sind, schrittweise näher ans Pferd heran oder
wir bringen das Pferd schrittweise näher an
das Objekt heran. Bei Annäherungskonditionierung lernt das Pferd, die Dinge, vor
denen es sich fürchtet, zu jagen und so quasi
zu vertreiben. Wenn zum Beispiel ein Pferd
Angst vor Motorrädern hat, kann es einen
Unterschied machen, wenn man hinter dem
Motorrad her reitet und stoppt, bevor das Pferd
stoppen will. Dann 'scheucht' man das
Motorrad wieder sobald es sich bewegt, und so
weiter. Auf diese Weise nähert sich das Pferd
dem Motorrad nach und nach und wird mit der
Zeit mutiger.
Operante Konditionierung
Neben der Habituation, der Gewöhnung, gibt
es noch die operante Konditionierung. Dies ist
letztlich das Herz allen Trainings und es ist
das, was Sie mit den Pferden Ihrer Schüler
machen.
Verhalten
wahrscheinlicher
Der dritte Punkt ist die Gegenkonditionierung,
bei der wir eine zuvor negativ besetzte
Situation, also etwas, wovor das Pferd Angst
hat, in einen Trigger, einen Auslöser für
Belohnung umwandeln. Wir zeigen ihm dazu
den Angstauslöser und geben jedes Mal
gleichzeitig Futter, so dass er ein Trigger für
Futter wird.
negative
Verstärkung
positive
Verstärkung
unangenehmer
Reiz
angenehmer
Reiz
Positive
Bestrafung
negative
Bestrafung
Verhalten
unwahrscheinlicher
Der vierte Punkt basiert darauf, dass das Tier
vor dem Angstauslöser nicht ausweichen kann,
dass es also gezwungen wird, zu bleiben. Ein
solches Unterbinden einer Fluchtreaktion des
Pferdes kann jedoch zum Problem werden, da
sich sein Erregungslevel sehr anheben kann.
In manchen Situationen wird dies aber
trotzdem eingesetzt, in einigen funktioniert es
auch.
Wenn Sie sich das Diagramm anschauen
sehen Sie auf der waagerechten Achse, dass
wir Stimuli, Reize, setzen können, die das
Pferd mag oder nicht mag. Futter und Kraulen
oder Druck. In der Senkrechten Achse sehen
Sie, dass wir Reaktionen des Pferdes
wahrscheinlicher
und
unwahrscheinlicher
machen können, je nachdem was wir sollen.
Wenn Sie also ein Verhalten unterstützen
wollen, machen Sie sie wahrscheinlicher, wenn
Sie ein Verhalten abbauen wollen, machen Sie
sie unwahrscheinlicher. Dies gibt uns vier
Ecken, vier Koordinaten. Schauen wir uns die
Ecke oben rechts an, bei der es um positive
Verstärkung geht. Hier setzen wir etwas ein,
was das Pferd gern mag (z.B. Futter), um eine
Reaktion zu verstärken. Bei der negativen
Verstärkung, oben links dargestellt, wird dagegen Druck entfernt, um etwas zu erreichen.
So treiben wir ein Pferd beispielsweise mit
unseren Beinen, das Pferd geht vorwärts – und
wir entfernen unseren Beindruck.
Der letzte Punkt jedoch, die Überlagerung, ist
meiner Meinung nach das herausragende
Instrument überhaupt. Ich setzte es für alle
möglichen Situationen ein. Falls ein Pferd zum
Beispiel Angst vor der Schermaschine hat oder
vor der Spritze des Tierarztes trainieren wir
das Pferd zunächst darauf, mit leichtem Druck
über den Führstrick ein paar Schritte vor- und
zurückzutreten. Sobald es beginnt, auf Aufforderung auch ohne diesen Druck vor- und
zurückzutreten, bringen wir im Moment des
Rückwärts die Schermaschine ein wenig näher
ans Pferd und zwar bis zu dem Punkt, an dem
er sich wieder verspannt. In diesem Moment
testen wir wieder das Vorwärts-Rückwärts, das
in diesem Augenblick wieder mit dem Druck
des Führstricks verbunden sein wird, ohne
Maschine. Wir testen es so lange, bis es
wieder auf ein leichtes Signal hin funktioniert
und gehen dann erst wieder mit der
Schermaschine näher ans Pferd, während es
vor- und zurücktritt. Der Moment, in dem das
Bei der Ausbildung von Pferden ist dies der
wirklich kniffelige Teil des Trainings, denn dies
ist der Bereich, denn man recht schnell richtig
aber genauso schnell auch falsch machen
kann. Wenn man nämlich den Druck beim
falschen Verhalten entfernt, dann belohnt man
dieses falsche und unerwünschte Verhalten.
12
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
nützlich, denn es ist ein Grundbedürfnis des
Pferdes. Je mehr ich hier Berührungsreize
setze, desto besser fühlt sich das Pferd. Wir
sollten uns klar machen, dass es das nicht
genießt, weil es irgendwo juckt, sondern weil
es ein echtes Bedürfnis eines sozialen Tieres
nach Berührung darstellt. Oder wir benutzen
einen Clicker und Futter, wir nennen das
sekundäre Verstärkung. Ich selbst benutze das
Clickertraining sehr häufig beim Training von
Piaffe und Passage an der Hand, weil es das
Lernen deutlich beschleunigt. Man kann den
Moment, in dem das Pferd die richtige
Verhaltensantwort zeigt, via Clicker hervorheben, also 'Bein angehoben–Click–Futter'. Es
ist dagegen weniger geeignet für das Training
unterm Sattel, aber ansonsten sehr geeignet
für alle möglichen Aktivitäten.
Wenn man den Druck im richtigen Moment
aber nicht sofort entfernt, dann belohnt man
das erwünschte Verhalten nicht und bekommt
deshalb Probleme. Nochmal zum Verständnis:
Die Begriffe Negativ und Positiv haben hier
nicht die Bedeutung Schlecht oder Gut, sondern Wegnehmen oder Hinzufügen, Entfernen
oder Geben!
In den unteren zwei Ecken der Grafik sehen
Sie links positive und rechts negative Bestrafung. Bei der positiven Bestrafung nutzen wir
beispielsweise eine Peitsche, wenn ein Pferd
schlägt, um den Akt des Schlagens für die
Zukunft unwahrscheinlicher zu machen. Bei
Strafe geht es also nicht darum, eine Reaktion
wahrscheinlicher, sondern unwahrscheinlicher
zu machen. Bei der negativen Bestrafung
nehmen wir dagegen etwas weg, was das
Pferd möchte. Wenn ein Pferd zum Beispiel im
Hänger scharrt wenn es jemanden durchs
Fenster sieht, darf man nicht hingehen, denn
dies wäre schon eine Belohnung fürs
Scharren. Stattdessen sollten wir weggehen.
Klassische Konditionierung
Bei der klassischen Konditionierung lernt das
Pferd, auf einen Auslösereiz hin zu reagieren.
Wenn ich zum Beispiel dem Pferd beim Führen
beibringe, auf ein Stimmkommando loszugehen, muss ich immer erst die Stimmhilfe
geben und dann umgehend eine Einwirkung
setzen. Dies ist der optimale Weg, einem Pferd
Stimmkommandos beizubringen.
Negative Verstärkung
Diesen Aspekt möchte ich hier ein wenig ausführlicher behandeln und auf die immense
Bedeutung der Entfernung von Druck hinweisen. Wenn wir die Zügel in der Hand haben
und/oder wenn wir unsere Beine, Sporen oder
die Gerte einsetzen müssen wir sehr umsichtig
damit sein, was wir dem Pferd tatsächlich
gerade beibringen. Wir sehen es als selbstverständlich an, dass es weiß, was es tun soll
– aber natürlich weiß es das nicht. Es ist der
Moment, in dem wir den Druck nachlassen, der
so wichtig für das Pferd ist. Bei weit ausgebildeten Pferden werden die Einwirkungen
des Reiters nur noch minimal gesetzt, vieles
wird dem Pferd über den Sitz und die
Gewichtshilfen vermittelt. Aber wir haben
immer noch Zügel in der Hand und Beine am
Pferd, und damit verstärken wir Verhaltensreaktionen. Auf diese Weise lernen Pferde
Dinge, die wir möchten – aber wenn wir es
falsch machen auch Dinge, die wir vielleicht
nicht möchten. Deshalb ist die Klarheit und
Konsequenz
unserer Einwirkungen der
wichtigste Aspekt überhaupt.
Verhaltensforum
Verhaltensformung bezeichnet einen Vorgang,
bei dem das Pferd Schritt für Schritt zur
perfekten Verhaltensantwort kommt. Ich habe
mal gelesen, dass Michelangelo einst gefragt
wurde, wie man eine gute Skulptur macht, und
er antwortete: 'Es ist einfach, man muss nur
die Teile des Steins entfernen, die man nicht
braucht.' Auf eine bestimmte Weise macht
man
das
letztlich
auch
bei
der
Pferdeausbildung: Man versucht, die Teile des
Verhaltens, die man nicht möchte, zu
entfernen und die Teile, die man möchte,
hervorzuheben und zu verstärken. Wenn wir
uns das Training wie eine Skala vorstellen, in
der es vor und zurück geht und auch das
Bewegen
der
Vorderbeine
und
der
Hinterbeine, sehen wir, dass wir, vor allem
beim Erlernen von neuen Lektionen, jedes
Vorgehen in sechs einzelne Vorgehensschritte
aufteilen können:
Positive Verstärkung
Belohnung und damit positive Verstärkung ist
ein weiterer sehr effektiver Weg, um das zu
erreichen, was wir vom Pferd wollen. Es reicht
hierzu aber nicht aus, nur zu sagen „braver
Junge“. Wir müssen das stimmliche Lob
zunächst mit etwas für das Pferd Wertvollem
verknüpfen wie Widerristkraulen oder Futter.
Das Kratzen am Widerrist ist etwas, was wir
viel zu selten einsetzen. Dabei ist es sehr
•
•
•
13
Wir belohnen zuerst, quasi als Basis des
Lernens, jedes Bestreben des Pferdes, auf
unsere Einwirkung zu reagieren.
Dann belohnen wir die sofortige Reaktion
auf unsere Einwirkung in die richtige
Richtung,
dann die Kontinuität, mit der das Pferd
macht, was wir möchten, ganz gleich ob es
Stillstehen ist oder vorwärts Gehen oder
Traben.
7. BILDUNGSKONFERENZ
•
•
•
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
sich mit der Zeit und reagierten vertrauensvoll
und selbstsicher. In einem dritten Versuchsaufbau wurde das Warnsignal willkürlich und
zufällig eingesetzt, so dass sich die Hunde
nicht mehr darauf verlassen konnten und sehr
verunsichert und ängstlich reagierten. Letztlich
ließen sich im gesamten Versuch drei
Kategorien von Bewältigungsstrategien beobachten, die für alle Tiere, auch für uns
Menschen, gelten: fliehen, kämpfen oder
aufgeben. Bei häufigerem Durchführen der
dritten Versuchsreihe reagierten die Hunde zunächst mit Fluchtversuchen, dann mit Aggressivität und am Ende mit Angst, Wimmern,
Jaulen und Selbstaufgabe. Sie kämpften nicht
mehr und verharrten in erlernter Hilflosigkeit.
Weiter belohnen wir, dass es möglichst
gerade auf einer vorgegebenen Linie
bleibt.
Dann belohnen wir seine Verbindung zu
uns über Kopf-, Hals- und Körperhaltung
und schließlich belohnen wir, dass wir das
alles auch an unterschiedlichen Orten
zuverlässig abfragen können.
Dies ist ein Beispiel für Verhaltensformung. Es
ist dabei wichtig erst herauszufinden, was wir
genau erreichen wollen und dies dann in kleine
Trainingsschritte aufzusplitten und zunächst
ganz einfache Dinge anzupeilen und sie dann
Schritt für Schritt zusammenzusetzen. Es mag
sein, dass dieses Training zu Beginn sehr
langsam aussieht, aber es führt am Ende viel
schneller zum Ziel.
Wir beobachten Ähnliches auch bei manchem
Pferdetraining und schlechter sowie fehlerhafter Einwirkung. Um dies zu verhindern
müssen wir immer sehr sorgsam über unser
Training nachdenken. Feine Hilfen, wie sie
schon seit Jahrhunderten von guten Ausbildern
angewendet und gelehrt wurden, sind deshalb
bei der Ausbildung so bedeutend. Es ist immer
wichtig, dass vor einem erhöhten Druck, also
einer intensiven Schenkelhilfe oder einem
Sporen- oder Gerteneinsatz, zunächst immer
ein Signal in Form von einer leichten, feinen
Hilfe gegeben wird. Nur so hat das Pferd die
Chance, mit einer gewünschten Reaktion die
intensivere Einwirkung zu vermeiden. Wird ihm
diese Chance nicht gewährt, kann es zu den
beschriebenen Verhaltensweisen wie Angst,
Flucht, Kampf, Aggression bis hin zur erlernten
Hilfslosigkeit kommen.
Es ist für uns wichtig immer darüber nachzudenken, was wir im Sattel tun, welche Bedeutung unsere Zügel und Beine für ein Pferd
haben. Wir trainieren so viele unterschiedliche
Dinge über den Einsatz der Zügel: Wir arbeiten
ein Pferd rund, verlangsamen das Tempo,
halten es an, verkürzen seine Bewegungen;
unsere Schenkelhilfen nutzen wir, um vorwärts
zu reiten, um zu biegen, um anzugaloppieren
und ähnliches. Das Pferd muss herausfinden,
welche Hilfevariation für was eingesetzt wird.
Aus seiner Sicht ist es deshalb unermesslich
wichtig, dass wir unsere Hilfen immer vollkommen klar, vorhersehbar, präzise und einheitlich geben. Der gute Reiter sitzt ganz klar
in der Bewegung und kann ebenso klar seine
Hilfen geben. Wer aber nicht ganz so gut reitet
kann seine Einwirkungen noch nicht so präzise
setzen, und schon wird die Sache für das
Pferd sehr schwer verständlich und auch
schlechter vorhersehbar.
Acht Lernprinzipien
Das führt uns zum letzten Teil meines Vortrages, der sich mit den Erkenntnissen aus der
Lerntheorie für unser Training beschäftigt. Wir
gehen dabei von acht Prinzipien des Lernens
aus, wir nennen sie auch immer die ErstPrinzipien, zu denen wir immer zurückgehen
müssen.
Es gab ein, für die Erkenntnisse des Tiertrainings sehr wichtiges Experiment - solche
Versuche würden zum Glück heute gar nicht
mehr genehmigt -, bei dem Forscher Hunde in
einen Kasten gesetzt haben, der über ein
kleines Hindernis in zwei Teile geteilt war. Im
ersten Versuchsdurchgang wurde jedem Hund
über den Boden der Seite, auf dem er saß, ein
Stromschlag versetzt, so dass er sich durch
einen Sprung über das Hindernis auf die
andere, sichere Seite retten konnte. Die Hunde
reagierten ängstlich, hatten aber die Möglichkeit der Flucht, die sie auch nutzten. In einer
zweiten Versuchsreihe ertönte kurz vor Einschalten des Stroms ein Warnsignal und die
Hunde lernten - nach dem Prinzip der klassischen Konditionierung -, dass sie den
Elektroschock vermeiden konnten, indem sie
schon auf das Geräusch hin auf die andere
Seite wechselten. Diese Hunde entspannten
Beim ersten Prinzip geht es darum, die Unterschiede zwischen Mensch und Pferd zu
erkennen und darauf Rücksicht zu
nehmen.
Das zweite Prinzip ist das Verständnis und der
korrekte Gebrauch der Lerntheorie.
Das dritte Prinzip besagt, dass sämtliche
Signale und Hilfen für das Pferd leicht
verständlich sein müssen. Und es ist es
wert darüber nachzudenken und dies
auch Reitschülern zu vermitteln, was ein
Pferd von dem, was wir tun, überhaupt
verstehen kann.
14
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Viertens müssen wir dafür sorgen, dass wir
jeden Teil einer gewünschten Verhaltensantwort belohnen und so schrittweise Verhalten aufbauen und formen.
Das ist letztlich das, was man früher
gemacht hat bevor es alle bei der
Ausbildung von Pferden auf einmal so
eilig hatten – vor allem momentan.
irgendeinem Druck zusammengehalten
wird. Wir trainieren es stattdessen, sich
selbst zu tragen und auch zu bewegen.
Schließlich müssen wir uns achtens bemühen,
Verwirrung und und Konflikte zu
vermeiden und stattdessen versuchen,
beim Pferd eine Grundentspannung zu
erzeugen, so dass es am Ende in jeder
Lektion so gelassen wie möglich bleiben
kann.
Fünftens: Jedes Signal, jede Hilfe sollte nur für
eine Reaktion gedacht sein, eine Antwort
hervorrufen. Dies muss für ein Pferd
eindeutig nachvollziehbar sein statt
verwirrend.
Ich glaube, es ist für uns alle immer wieder
wichtig, beim Training zu diesen acht Prinzipien zurückzukehren und sich immer wieder
zu fragen, wie leicht oder schwer es für ein
Pferd ist, uns zu verstehen. Das bedeutet
letztlich auch, dass wir uns bei der Ausbildung
eines Pferdes selbst einen Spiegel vor Augen
halten sollten. Wir müssen mindestens genauso auf uns blicken wie auf das Pferd, um zu
Erfolg und Harmonie zu kommen.
Wir müssen sechstens daran denken, dass wir
durch Beständigkeit Gewohnheiten beim
Pferd aufbauen, also durch immer
gleichbleibende Hilfen oder Kommandos
gleichbleibende Antworten erhalten.
Wir sollten uns als siebtes Prinzip bemühen,
das Pferd zur Selbsthaltung zu trainieren,
so dass es nicht kontinuierlich mit
Forschungs- und Trainingszentrum. Seit über
30 Jahren ist der ehemalige Dressur- und
Vielseitigkeitsreiter außerdem als lizensierter
Trainer für Pferde und Reiter weltweit aktiv.
2011 wurde er für seine Arbeit mit dem
höchsten australischen Wissenschaftspreis,
dem „Eureka Prize of Science“ ausgezeichnet
Dr. Andrew McLean, ist ein weit über die
Grenzen seines Heimatlandes Australien
bekannter Verhaltensforscher, der seine
Promotion
zu
Lernverhalten
und
Wahrnehmung von Pferden geschrieben hat.
Im von ihm gegründeten und geführten
„Equine Behavior Center“ in Victoria/AUS
betreibt er ein auf modernsten wissenschaftlichen
Erkenntnissen
basierendes
Kontakt: http://www.aebc.com.au
15
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Dr. Uta König von Borstel
Motivation – Voraussetzung für erfolgreiches Lernen
Da während der Bildungskonferenz aus Zeitgründen der Beitrag von Frau Dr. König von Borstel – sie
übernahm die Rolle der Übersetzerin für den Vortrag ihres Kollegen Dr. McLean – ausfallen musste,
an dieser Stelle nun der Vortrag, den sie ursprünglich halten wollte:
Als Lernen bezeichnet man eine auf Erfahrung
basierende, relativ permanente Änderung in
der Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmt
Reaktion – auf physiologischer und/oder Verhaltenseben – auf einen bestimmten Stimulus
(Reiz) hin gezeigt wird.
annehmende Zügelhilfe oder die treibende
Schenkelhilfe) im Augenblick der gewünschten
Reaktion wieder ausgesetzt, sprich weggenommen wird.
Der Begriff „Belohnung“ wird umgangssprachlich oft falsch verwendet. Das Nachgeben des
Zügels oder die Schrittpause nach einer
gelungenen Lektion hat für das Pferd nicht die
gleiche Wertigkeit wie eine Futterbelohnung
und ist im Sinne der Lerntheorie keine echte
Belohnung.
Die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen
hängt dabei von verschiedenen Punkten ab:
• Motivation
• Konsequenz/Konstanz
• Kontiguität („Timing“)
• Diskriminierung
• Verhaltensformung
In dieser Grafik sind die möglichen Reize und
ihre Auswirkungen auf das Verhalten dargestellt. Schmerz als intensivster Reiz hat zwar
die höchste Motivation zur Folge, führt auf der
anderen Seite aber auch zur geringsten
Entspannung und dadurch zu unflexiblem
Verhalten. Das Fluchttier Pferd würde auf
einen derartigen Reiz deshalb meist nur ein
Verhalten zeigen: Flucht.
Ich möchte mich hier auf „Motivation“ beschränken, da die übrigen Begriffe bereits im
Vortrag von Dr. McLean thematisiert wurden.
Die einzelnen Bausteine der Reiz-Säule rufen
beim Pferd unterschiedliche Ausprägungen
von Motivation und Entspannung hervor. Der
optimale Trainingsbereich liegt etwa in der
Mitte und basiert auf Futterbelohnung, Druck
als unangenehme und Kraulen als angenehme
Berührung. Die Rangfolge der einzelnen
Faktoren kann von Tier zu Tier und auch von
Zeit zu Zeit schwanken. Zum Beispiel sind
Ponies tendenziell weniger druckempfindlich
und noch stärker futtermotiviert als Warmblüter. Je nach Hunger- und Erregungszustand, kann die Motivation auf Druck oder
Futter zu reagieren aber auch innerhalb desselben Tieres im Laufe des Tages schwanken.
Wenn wir zum Beispiel neue beziehungsweise
veränderte Bewegungsabläufe mit einem Pferd
trainieren möchten, muss es uns ein neues
Verhalten zeigen dürfen. Deshalb muss es
motiviert bleiben, von sich aus neue Bewegungsabläufe anzubieten. Daher sind die
Trainingsmethoden der Verstärkung, die dazu
führen, dass gewünschtes Verhalten häufiger
gezeigt wird, nützlicher, als die Trainingsmethoden der Bestrafung, da sie dazu führen,
dass die bestraften Verhaltensweisen seltener
gezeigt werden. Je nach Aufgabenstellung
wirkt der Einsatz von positiver Verstärkung
über eine Belohnung motivierender als der von
negativer Verstärkung, die über Wegnahme
einer Einwirkung, eines Drucks funktioniert.
Beim Reiten wird jedoch aus praktischen
Erwägungen fast ausschließlich mittels negativer Verstärkung gearbeitet, wobei 'negativ'
hier nicht wertend gemeint ist, sondern
lediglich besagt, dass ein Druck (z.B. die
16
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Problem des Timings kann jedoch über die
Nutzung eines sekundären Verstärkers (s.o. –
Vorherige Verknüpfung z.B. eines Stimmkommandos mit einer Belohnung, so dass das
Stimmkommando sofort, die eigentliche Belohnung erst nach dem Anhalten gegeben werden
kann) gelöst werden. Zum anderen werden
häufig vom Menschen ganz unbewusst
Handlungen des Pferdes belohnt, die dadurch
noch verstärkt werden. Klassisches Beispiel ist
das scharrende Pferd, das dann Heu oder ein
Leckerli bekommt. Es hört dann zwar im
Moment auf zu Scharren – hat aber gelernt,
dass es für Scharren eine Futterbelohnung gibt
und wird deshalb künftig sogar vermehrt
dieses unerwünschte Verhalten zeigen.
Stimmlob oder Halsklopfen hat nur dann einen
Effekt, wenn es zuvor über sekundäre Verstärkung erlernt wurde. Das heißt: Das Pferd
müsste erst über eine echte Belohnung (Futter,
Fellkraulen), das immer zeitgleich mit dem
Stimmlob/Halsklopfen gegeben wird, konditioniert werden, so dass später das Stimmlob/Halsklopfen allein reicht, um Entspannung
hervorzurufen.
Das Instrument der negativen Verstärkung
beim Reiten über die Signalgebung vor allem
von Zügeln und Schenkeln beinhaltet diverse
Probleme, über die sich jeder Reiter immer
wieder im Klaren sein muss. So erschwert das
Beibehalten einer Anlehnung zwischen Pferdemaul und Reiterhand dem Pferd die genaue
Unterscheidung zwischen Einwirkung und
nachgebendem Druck. Das komplette Lösen
eines Zügeldrucks, also das Aufgeben der
Anlehnung, führt auf der anderen Seite bei der
Wiederaufnahme zu einem unbeabsichtigten
Ruck und damit einer positiven Bestrafung an
falscher Stelle. Zu starker Druck von Zügel
oder Schenkeln führt zu Schmerz und damit zu
negativen Emotionen, bei Pferden mit schlechter Vorerfahrung kann es zu negativen Assoziationen und Angst kommen. Wird der Zügeldruck zu spät oder überhaupt nicht nachgelassen, kann das Pferd nicht erkennen,
welches das „richtigen“ Verhalten ist und es
entgleitet in erlernte Hilflosigkeit. Es gibt aber
auch Situationen, in denen ein Druck sogar
richtigerweise
aufrechterhalten
werden
müsste, um nicht eine falsche bzw. unerwünschte Aktion des Pferdes zu verstärken,
zum Beispiel rückwärts Stürmen. Zugegebenermaßen ist es aber nicht immer einfach,
hier lerntheoretisch adäquat zu reagieren, vor
allem wenn das Pferd zum Steigen neigt und
der Reiter zwischen eigener Sicherheit
(vorwärtslehnen und umklammern des Halses,
wobei i.d.R. der Zügeldruck nicht aufrechterhalten wird) und Beachtung der Lerntheorie
(Beibehalten des Zügeldrucks, solange das
Pferd nicht das erwünschte Verhalten zeigt)
abwägen muss.
Welchen Effekt unterschiedliche Methoden zur
Verhaltensveränderung haben, zeigte eine
Studie an Menschen. Untersucht wurde das
Hygieneverhalten von Mitarbeitern eines
Krankenhauses. Zunächst wurde versucht, das
Händewasch-Verhalten des Personals durch
Aufklärung, Abschreckung und Hinweisschilder
zu beeinflussen. Obwohl Menschen – im
Gegensatz zu den meisten Tieren – zu Lernen
durch Einsicht fähig sind, hatte diese Methode
kaum einen nachhaltigen Effekt. In einem
zweiten Versuch gab es bei Nichtbenutzung
des Wasserhahns eine positive Strafe in Form
eines Warntons, der über eine Lichtschranke
ausgelöst wurde. Auch dieses Vorgehen hatte
kaum einen nachhaltigen Effekt. Die Mitarbeiter lernten stattdessen, sich unter der
Lichtschranke hindurch zu ducken und damit
die Warnmeldung zu umgehen. In einem
dritten Versuchsaufbau wurde mit positiver
Verstärkung in Form von Kaffeecoupons für
jedes hundertste Händewaschen gearbeitet –
mit Erfolg. Es kam zu einer Steigerung des
korrekten Händewaschens von 40 auf 64
Prozent, ein Effekt, der auch nach sechs
Jahren noch zu beobachten war.
Selbst bei Menschen hat positive Verstärkung
also im Allgemeinen einen nachhaltigeren
Erfolg und führt zu teils größeren Lernfortschritten. Ob man beim Training von Tieren, in
unserem Fall Pferden positive oder negative
Verstärkung einsetzt, ist jedoch abhängig von
der Art der Aufgabe, der Vorerfahrung und der
entsprechenden Motivationslage. Bei korrekter
Anwendung gibt es bezüglich möglicher Entstehung von Stress allerdings keinen nennenswerten Unterschied. Die Lernmechanismen
unter positiver oder negativer Verstärkung sind
letztlich sehr ähnlich: Erst wird ein gewünschtes Verhalten gezeigt, welches dann verstärkt
wird. Dabei werden dieselben Hirnstrukturen
angesprochen, Stichwort „Belohnungssystem“.
Im Pferdesport wird positive Verstärkung, also
Aber auch die positive Verstärkung ist nicht
problemlos. Zum einen ist eine Belohnung
durch die Verabreichung von Futter während
des Reitens kaum möglich, vor allem, weil das
Timing, also die zeitlich enge Verknüpfung
zwischen Verhalten und Belohnung, nicht
eingehalten werden kann. Absolviert ein Pferd
zum Beispiel einen guten fliegenden Galoppwechsel, ist es nicht möglich, es umgehend
dafür mit Futter zu belohnen. Man müsst erst
durchparieren und dann die Belohnung geben
– womit man letztlich nicht den Wechsel,
sondern das Anhalten belohnt hätte. Das
17
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Lernen via Belohnung, oft als „Dressieren“
abgetan, dabei funktioniert negative Verstärkung, also Signalgebung und Einwirkung,
streng genommen nach dem gleichen Prinzip
und ist letztlich auch Dressieren oder Abrichten. Reiten ist zwar auf jedem Fall auch
Gymnastizieren des Pferdes – aber immer
gleichzeitig auch „Dressieren“. Nicht ohne
Grund stammt der Begriff „Dressur“ vom
französischen „dresser“ (trainieren) ab.
Fazit: Auch das Arbeiten mit echten Belohnungen in Form von Futter kann sinnvoll sein
und die Motivation des Pferdes zum Mitmachen und zum Lernen steigern. Die korrekte
Anwendung der Lerntheorie ist jedoch für alle
Lernformen wichtig und kann, macht man sich
ihre Anwendung und Prinzipien immer wieder
bewusst, den Lernerfolg beim Pferd vergrößern.
Dr. Uta König von Borstel ehemals
wissenschaftliche Mitarbeiterin und inzwischen
Professorin am Institut für Tierzucht und
Haustiergenetik
in
Göttingen
mit
Forschungsschwerpunkt Tierverhalten. In Celle
geboren und in Großmoor/Adelheidsdorf im
Herzen der Hannoveranerzucht aufgewachsen
schnupperte sie bereits als Kind 'Pferdeluft'.
Die Eltern Landwirte, die Groß- und
Urgroßväter passionierte Pferdezüchter – da
war es kein Wunder, dass auch Tochter Uta
mit dem Pferdevirus „infiziert“ wurde und die
breite Palette des Turniersports mit Voltigieren,
Fahren, Reiten absolvierte. Nach dem Abitur
folgte zunächst eine landwirtschaftliche Lehre
auf
einem
Milchvieh-,
Schafund
Pferdezuchtbetrieb in Island, anschließend ein
Studium der Nutztierwissenschaften an der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und
der University of Guelph in Kanada. Der
Reiterei
blieb
sie
treu:
Bei
den
Studentenreitern in Kanada ritt sie bis
Intermediare I-Niveau und schnupperte auch
ins Westernreiten hinein. Im Anschluss an ihre
Promotion (Uni Guelph und Schwedische
Universität für Agrarwissenschaften) zum
Einfluss von Reiter, Training und Zuchtlinie auf
Angst
beim
Pferd
baute
sie
als
Juniorprofessorin für Pferdewissenschaften an
der University of Guelph einen BachelorStudiengang Pferdewissenschaften auf, bevor
sie 2008 nach Deutschland an die Uni
Göttingen zurückkehrte. Hier ist sie für die
Koordination
des
Master-Studienganges
Pferdewissenschaften zuständig und mit der
Forschung und Lehre über Pferdezucht und genetik sowie Ethologie mit Schwerpunkt
Reiter-Pferd-Interaktion betraut. Dr. Uta König
von Borstel, Gründungs- und Vorstandsmitglied der ISES (International Society for
Equitation Science), Vorstandsmitglied der
GWP (Gesellschaft zur Förderung der
Wissenschaft um das Pferd) und Mit-Autorin
des FN-Buches „Pferde verstehen – Umgang
und Bodenarbeit“, betreibt heute neben ihrem
wissenschaftlichen
Beruf
eine
kleine
Hannoveranerzucht
mit
Anreiten
und
Ausbildung von Jungpferden auf dem
Milchviehzuchtbetrieb ihrer Schwiegereltern in
Nordhessen.
Kontakt: [email protected]
18
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Hermann Grams
Trainer helfen Trainern
Mentorenbegleitung: Eine große Chance für die Ausbildung
„Ich bringe zwei Punkte mit. Der eine ist
vielleicht ein Vorteil, der andere ist ein
vielleicht Nachteil. Ein Nachteil kann sein, dass
ich nicht aus der Reiterei komme. Ein Vorteil
kann sein, dass ich nicht aus der Reiterei
komme. Mein Zugang zum Verband und der
Reiterei kommt eigentlich aus der allgemeinen
Erwachsenenbildung, und ich bin seit
mehreren
Jahren
begleitend
dabei
Erwachsenen-Methodentraining mit Kollegen,
Ausbildern und Lehrkräften zu diskutieren, in
Seminaren
aufzubereiten,
und
daraus
erwächst dieser Kontakt, der mir sehr viel
Spaß macht. Ich möchte gleich einen
Anknüpfungsversuch machen zu dem Vortrag
von heute Morgen: Das eine ist die Sache mit
dem Frontallappen, der bei den Pferden nicht
oder nur rudimentär vorhanden ist, bei uns
aber ausgiebig. Hierzu ein Zitat von Herrn
Hirschhausen, als Comedian und Mediziner
vielen bekannt, der sagt: 'Da, wo wir
Menschen den Frontallappen haben, hat der
Deutsche den Jammerlappen.' Das hat noch
Bedeutung unter Umständen. Das zweite
Anknüpfungsversuch ist: Frühe und lang
andauernde Bindung ist wichtig, und auch das
hat was mit Lehren und Lernen in unserem
Miteinander zu tun, weil mit Bindung verbinde
ich einen anderen Begriff aus dem pädagogischen Bereich – das ist Beziehung. Und
Beziehung sollte möglichst gut sein, dann
klappt's auch mit Prozessen des Begleitens,
Unterstützens und Lernens.
wieder mal das und das nicht gemacht' – dazu
bringen zu denken 'Danke für die Entwertung,
du wirst nicht mehr mein Freund'. Also:
Bindung in diesem pädagogischen Geschäft
auf einer positiven Beziehungsebene ist ein
ganz wichtiger Punkt.
Und an der Stelle kommt auch irgendwo die
Idee des Mentorings hinzu. Die Überschrift
lautet 'Trainer helfen Trainern – Mentorenbegleitung, eine große Chance für die
Ausbildung'. Trainer helfen Trainern, das ist
das Konzept mit Mentoren und Mentees, also
denjenigen, die betreut werden. Erste
Perspektive: Wenn Sie sich vorstellen, eine
unterstützende Funktion auszuüben für
jemanden, der in einem Lernprozess steckt,
wenn Sie also so etwas wie ein Mentor wären,
dann haben Sie vielleicht jetzt auch schon
Ideen, was man besonders gut können sollte,
um diese Mentorenfunktion auch gelingend
ausüben zu können. Zweite Perspektive:
Wenn Sie jemand wären, der einen Mentor
bekommt
zur
Weiterentwicklung
Ihrer
Kompetenzen – was würden Sie eigentlich als
Mentee können müssen? Sie erwarten jetzt
von mir sicherlich Antworten dazu, aber ich
möchte erst einmal Sie fragen, was bei Ihnen
in Ihrer Wahrnehmung an der Stelle schon an
Vorstellungen da ist. Deswegen stelle ich
Ihnen nun folgende Aufgabe: Die erste Reihe
überlegt mal eine Minute lang, was Sie Ihrer
Meinung nach als guter Mentor können
müssten. Die zweite Reihe ist eingeladen, als
Mentee zu fungieren und überlegt, was
müssten Sie als Mentee mitbringen, damit das
Vorhaben auch gut gelingt. Die dritte Reihe ist
wieder Mentor, die vierte Mentee und so
weiter.
Ich habe gelesen, dass die sechste Tagung
vor einem Jahr sich auch mit dem Thema
Lernpsychologie befasst hat. Leider war ich
nicht dabei, ich hätte gern die Kollegin aus Ulm
gehört, die über neurowissenschaftliche Erkenntnisse referiert hat. Aber auch da kann ich
einen Punkt aufnehmen, der auch deutlich in
der Dokumentation eben herausgestellt wurde:
dass Lernen und erfolgreiches Lernen etwas
mit Emotionen zu tun hat. Auch das hat wieder
mit dem Punkt Bindung zu tun: Wenn die
Bindung stimmt, dann stimmt auch die positive
Welle für Emotionen. Und wir wissen aus der
Neurowissenschaft, dass der Kontext, also
alles was hier passiert, alles, was in unseren
Lernprozessen geschieht, gleichzeitig – positiv
oder auch leider negativ – mit abgespeichert
wird. Das heißt also: Vorsicht mit dieser
Geschichte mit dem Jammerlappen. Ich kann
jemanden sehr schnell – und da reicht eine
Aufgabe, zu der ich sage 'Ach, du hast heute
Eine Minute Zeit. Zeit läuft.
Nun mal Stopp. Bitte rufen Sie mir laut und
deutlich Stichworte zu, was ein Mentor können
sollen müsste: empathisch, motivierend,
fachkompetent, Vorbild, Sozialkompetenz,
Beziehung. Die andere Fraktion, die Mentees,
was habe Sie hier für Stichworte: lernbereit
sein, kritikfähig sein, neugierig, offen,
geduldig. Danke für diesen kurzen Beitrag aus
Ihrer Runde. Ich ergänze noch etwas, was
beide brauchen: Empathie. Es geht hier nicht
um ein Vorgesetzten-Mitarbeiter-Verhältnis.
Deshalb ist es bei Mentorensystemen in
Betrieben eine ganz wichtige Sache, dass das
19
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
nicht mit Vorgesetzten gemacht wird. Das kann
dann nicht klappen. Das heißt: Mentor und
Mentee sind auf Augenhöhe und nicht in einem
hierarchischen Verhältnis zueinander. Hier
braucht man eine dialogische Form des
Kontaktes, was nur funktioniert, wenn
derjenige auch bereit ist, eine schwierige, eine
kritische Person, die aus einer Krise vielleicht
nicht rauskommt, aus einem Lernproblem, zu
akzeptieren und dann gemeinsam zum
Austausch und zu Lösungen kommt. Wobei
das nicht nur weichgespült sein soll, sondern
es auch um Ziele geht, die von beiden
verabredet sind.
kommen. Mentoring-Systeme arbeiten in der
Regel mit einem Zeitraum von einem halben
Jahr bis zu einem Jahr, länger eigentlich
selten.
Und dann gibt es als dritte Phase einen
Abschluss, ein Beenden dieser Zusammenarbeit. Hier haben sich zwei Leute auf einer
fachlichen und persönlichen Ebene auf einem
Weg begleitet, und es liegt an beiden zu
schauen: Wie geht unsere Beziehung weiter?
Geht sie in eine andere Form über? Man
kennt sich, man unterstützt sich weiter durch
Kontakte, durch unregelmäßige Verbindung.
Mentoring braucht: Freiwilligkeit, Hierarchiefreiheit, Vertraulichkeit im Sinne von
Diskretion, Verbindlichkeit. „Tschüss Lernstress“ betone ich immer wieder, weil der
Mentor nicht dasteht und zeigt, dass er alles
weiß, sondern dass er gut erklären, gut
zuhören, gut beobachten, Lernimpulse setzen
sowie anerkennen und wertschätzen kann. Zu
den Mentees noch ein paar Ergänzungen aus
meiner Warte. Hier geht es ganz besonders
um individuelles Lernen, weil ich alleine im
Fokus bin. Beim Seminar sind immer 20
andere dabei, und was die Lehrkraft dort zeigt,
passt vielleicht für 15 ganz gut, für mich aber
nicht, weil ich vielleicht nicht auf der Spur bin.
Beim Mentoring fällt dies alles weg, denn hier
kann individuell gelernt werden. Ich kann mir
meinen Lernstoff abholen. Damit kann Lernen
auch gelingen, wenn: Fehler erlaubt sind, ich
selber mein Tempo finden kann, ich ermutigt
werde, es freiwillig geschieht sowie Respekt
und Vertrauen herrschen.
Vielen Dank für dieses kleine Mitmachereignis.
Nochmal zusammengefasst: Ein Mentoring ist
nur erfolgreich, wenn die Beziehung stimmt.
Und deswegen ist eine erste Phase, und das
Mentoring teilt sich noch in unterschiedliche
Phasen ein, der Start. In dieser Startphase
muss geklärt werden: Wie passen wir zueinander? Es kann sein, dass man nach zwei,
drei Treffen feststellt: Immer, wenn der nächste
Termin kommt, krieg ich als Mentee Magenschmerzen. Das ist nicht gut, das kann man
vielleicht ansprechen und sagen, es klappt
nicht. Oder man findet heraus, woran es liegt.
Und findet eine Lösung. Das wäre dann eine
hohe Kompetenz.
Ein kurzer Rückgriff auf ein Lernmodell:
Das Ganze hat also einen Einstieg, und da
geht es nicht nur darum, diese Beziehungsbasis auf eine gute Plattform zu stellen, es
geht auch darum, dass man dort Ziele
vereinbart, Formalien abklärt – Wie lange soll
das Ganze dauern? Wie machen wir das mit
den Treffen? Wie mit den Uhrzeiten? Da wird
dann schon richtig ausgearbeitet, worum es
gehen soll. Dann geht es in der zweiten Phase
an die Arbeit, das sind dann die Termine, die
20
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Traineraus- und -fortbildung ein bestimmtes
Stundenkontingent über Mentoring abgewickelt werden kann. Das heißt: in Echtzeit, zu
Hause, mit meinen Möglichkeiten, mit einem
kompetenten Kollegen, der mich begleitet und
mir das Gefühl gibt 'mir wird geholfen‘ und ich
kann in meinen gewohnten Setting arbeiten
und mich dort weiter entwickeln'. Es ist eine
ganz tolle Idee, sie entlastet uns von den
vielen zentralen Terminen, den langen
Anreisen zu einer wie auch immer neu
zusammengewürfelten Lerngruppe. Dieser
ganze Stress fällt weg, weil die Ausbildung
sozusagen zu mir nach Hause kommt. Und
das nicht mit großen Belastungen, mit PowerPoints, die man nacharbeiten muss, wie das in
Online-Systemen läuft, die ja alle in die
Freizeit hineinreichen. Hier trifft vielmehr das
Lernen auf die Praxis und bietet damit einen
ganz großen emotionalen Vorteil für erfolgreiches Lehren und Lernen.
Das machen wir beim Methodentraining, bei
dem wir versuchen, ein ganz einfaches Modell
herzustellen zu der Frage, wie Lernen eigentlich gelingt. Wichtig sind die beiden Farben in
Bezug auf Einatmen/gelb und Ausatmen/blau.
Lernen ist immer Einatmen, das wäre dieser
Vermittlungsgedanke. Aber Vorsicht Falle:
Lernen ist erst Lernen, wenn das Ausatmen
auch stattgefunden hat, was wir im Alltag ja
ständig üben. Manche Referenten haben nur
'Einatmungs-Folie' dabei und keine 'Ausatmungs-Folien'. Ausatmen würde bedeuten:
ich komme zum Nachdenken, zum Gespräch,
zum Austausch, zur Praxis. Und bei der Praxis
haben wir hier Begriffe, bei denen es um die
Umsetzung geht: Lernen heißt Erinnern, Üben,
wieder Anwenden. Es geht auch um Praxis
bewältigen. Im Lehrgang mit 20 Teilnehmenden kann ich das meist nicht, beim Mentoring
dagegen schon: Individuelles Lernen, praxisorientiert an den Gegebenheiten, die da sind.
Besser geht es nicht. Und das heißt im
Tandem der beiden, Mentee und Mentor: Ziele
setzen, aktiv mitarbeiten, Umsetzen der Verabredung und wieder Überprüfen also Feedback, Bereitschaft zum Lernen und Eigenverantwortung. Das ist so in Schlaglichtern
das, was die Mentoring-Systeme alle in sich
tragen und was insbesondere hier für den
verbandlichen Bereich eine Rolle spielen kann.
In der C-Trainer-Ausbildung der FN ist dieses
System nun fixiert, in der B-Trainer-Ausbildung ebenfalls. Und alle, die die Lizenzen
verlängern wollen, können sich Lerneinheiten
anrechnen lassen, wenn sie Mentoringstunden buchen. Die Frage ist: Wie kann ein
solches System ans Wachsen kommen? Der
Pferdesportverband Westfalen hat schon
Formulare und ein System entwickelt mit einer
Auflistung, wo in Westfalen Mentoren sitzen,
die man anrufen kann. Das ganze läuft –
meist unter Begleichung der Fahrkosten – auf
der ehrenamtlichen Ebene. Ich würde mich
freuen, wenn das System greift und auch von
anderen Verbänden angenommen würde.
Denn ich denke, es ist die ideale Möglichkeit,
in den Alltag hinein Ausbildung zu verlängern
und Fortbildung in die Praxis zu bringen.
In der verbandlichen Ausbildung hatten wir im
Allgemeinen bisher ein Problem. Wir haben
Stofffülle und Zeitdruck. Inhalt und Anzahl der
Lerneinheiten, alles ist festgeschrieben. Überfüllte Lehrpläne und Zeitstress bestimmen die
Lehrgänge. Neu wäre die Idee, und die FN
macht das – ein Kompliment an die Kollegen,
die das in der APO so eingeführt haben – über
das Mentoring-System, dass innerhalb der
Hermann Grams, Jahrgang 1949, machte
1976 seinen Abschluss zum DiplomSportlehrer an der Deutschen Sporthochschule
Köln. Anschließend war er als Mitarbeiter am
Institut für Sportwissenschaft der Leibniz
Universität Hannover tätig, bevor er 1982 ein
Studium der Sonderpädagogik in Hannover
anschloss und dann bis 1987 als Referent für
Ausbildung
im
Behinderten-Sportverband
Niedersachsen arbeitete. Später übernahm er
die Leitung der Akademie des Sports und der
Abteilung Bildung im LSB Niedersachsen bis
Ende
2012
mit
den
Schwerpunkten
Methodentraining, Moderation, Visualisierung
und Entwicklung von Bildungskonzepten. Seit
2013 ist Grams, für die FN häufiger tätig als
Referent zum Methodentraining und im
Rahmen der DOSB- Zertifizierung für
Ausbilderinnen und Ausbilder, als Trainer und
Bildungsberater selbstständig. In seinen
Seminaren, Workshops oder Vorträgen geht es
häufig um die Fragestellungen: Wie gelingt
Lernen? Welche Kompetenzen brauchen
erfolgreiche Lehrkräfte? Wie sehen moderne
Lehr- und Lernkonzepte aus? Grams'
Erfahrungen im Reitsport beziehen sich auf
Aktivitäten seiner beiden Töchter im Bereich
Dressur und Springen, er selbst ist den
Reitsätteln lieber fern geblieben.
Kontakt: [email protected]
21
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Praktische Demonstrationen
Bedeutung des Lernverhaltens von Pferden für die
Unterrichtserteilung - Heranführung von Pferd und Reiter
an neue Situationen
Waltraud Böhmke
wie einen Pylonen-Slalom. Zwischendurch
lasse ich das Pferd immer wieder anhalten.
Die Anspannung, in der sich dieser junge
Hengst hier noch präsentiert, soll über die
Bodenarbeit nachlassen. Dazu nutze ich auch
das verhaltende Signal mit dem Leitseil gegen
das Buggelenk. Sie sehen, allmählich wird er
ein wenig ruhiger und fängt an, sich zu
konzentrieren. Das ist letztlich auch wichtig,
wenn wir mit unserem Pferd aufs Turnier
gehen und dann in dem Moment durch die
Außeneinflüsse auch ganz leicht die Kontrolle
verlieren können wenn wir es nicht schaffen,
das Pferd zu Ruhe und Konzentration zurück
zu bringen.
Den Reigen der Praxisdemonstrationen
eröffnete in diesem Jahr Pferdewirtschaftsmeisterin Waltraud Böhmke, die mit Hilfe eines
vierjährigen Schimmelhengstes des Landgestüts einige Sequenzen aus der Bodenarbeit
am Knotenhalfter demonstrierte.
„In der Abreitehalle eben war er sehr ruhig,
hier ist er nun ziemlich aufgeregt. Aber das
bringt uns eigentlich mitten ins Thema, denn
nicht alle Pferde, die in ihrer gewohnten
Umgebung zu Hause entspannt sind,
benehmen sich auch in ungewohnten
Situationen dann entsprechend cool und ruhig.
Ziel der Bodenarbeit ist hier, so auf die Pferde
einzuwirken, dass man auch in etwas
brenzligen Situationen, in ungewohnten
Umgebungen auf das Pferd einwirken kann.
Nun hat er hier ein für manche vielleicht
ungewöhnliches Halfter auf, das wir auch in
das Buch Bodenarbeit mit aufgenommen
haben: das Kontenhalfter. Gerade mit jungen
Pferden kann man deutlich entspannter und
besser damit arbeiten, als wenn man gleich
eine Trense oder einen Kappzaum benutzen
würde. Mit der Trense würde man immer
gleich auf das Maul einwirken – und der
Schimmel hier ist im Moment so aufgeregt,
dass er Zügelhilfen gar nicht wahrnehmen
würde. Außerdem wollen wir das empfindliche
Pferdemaul auch schonen, damit es nachher
beim Reiten auch noch sensibel und
vertrauensvoll reagiert.
In der Linkswendung, die jahrzehntelang in
unserer klassischen Reitausbildung nicht
statthaft war, die wir aber jetzt in die
Bodenarbeit offiziell mit einbezogen haben,
nutze ich das Leitseil an der Schulter, um ihn
auf der Linie zwischen Hindernis und mir zu
halten. Wenn ich mein Pferd bereits über das
Kraulen am Widerrist auf mein Stimmlob
konditioniert habe kann ich das ganz gezielt
als Lob einsetzen. Im Stangen-L, durch das ich
das Pferd führe, halte ich zunächst immer
wieder an, lobe ihn und versuche ihn dazu zu
bringen mir zuzuhören, Sobald er steht,
reflektiere ich das fürs Pferd positiv, und hier
ist für mich Berührung wieder die schnellste
Möglichkeit.
Trotz der Kürze der Zeit möchte ich noch ein
wenig zur Desensibilisierung demonstrieren.
Auch hier versuchen wir immer erst einmal,
das Interesse der Pferde zu wecken, in diesem
Fall auf ein Tuch, das wir an eine Gerte
gebunden haben und mit dem ich das Pferd
nun abstreiche. Dazu nehme ich wieder das
Leitseil, um die Möglichkeit zu haben, dem
Schimmel einen etwas weiteren Raum
gewähren zu können. Ich möchte nämlich nicht
das Pferd am kurzen Strick anhalten und zum
Stehenbleiben zwingen und auch nicht dazu,
den Gegenstand bloß auszuhalten. Ich möchte
viel mehr, dass das Pferd lernt, den
Gegenstand zu akzeptieren. Auch dann, wenn
ich nachher etwas plötzlicher agiere. Wichtig
ist, dies zunächst in kleinen Schritten auf
beiden Seiten zu erarbeiten. Wir kennen das
alle: Man zieht im Winter auf dem Pferd die
Das erste, was die Pferde lernen müssen, ist
das Stillstehen. Das ist auch der Moment, in
dem ich durch Berührung Kontakt aufnehme
und versuche, die Aufmerksamkeit auf mich zu
lenken, um dann ins Führtraining reingehen zu
können. Dazu muss er aber auch erst mal
lernen, in der ungewohnten Umgebung meine
verhaltenden Hilfen, also das Anhalten und
Verlangsamen, wahrzunehmen. Das wiederhole ich mehrere Male, immer verbunden mit
einer positiven Verstärkung. Immer, wenn er
gut reagiert, erhält er eine positive Bestätigung
und wir erarbeiten uns eine bessere
Zusammenarbeit.
Um eine bessere Aufmerksamkeit zu bekommen nutze ich nun auch ein paar Hindernisse
22
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Jacke aus, und schon reagiert das junge Pferd
auf die ungewohnte Bewegung und ggf.
Berührung mit Flucht. Auch hier kann man
über solche Übungen aus der Bodenarbeit ein
bisschen Vorarbeit leisten.
Alltags so gegenübertreten, dass es keine
Angst hat, ruhig bleibt und den Reiter oder den
Führenden nicht in schwierige Situationen
bringt.“
Im Anschluss an die kleine Vorführung
demonstrierte Dr. McLean zusammen mit
Waltraud Böhmke am Beispiel des jungen
Hengstes noch das Prinzip der Überlagerung.
Er ließ sie den Schimmel mehrmals zurückund vortreten, anfangs via Einsatz/Druck des
Leitseils, dann mit immer weniger Druck.
Anschließend sollten die Zuschauer erneut
applaudieren. In dem Moment aufkommender
Spannung wurde umgehend wieder das Vorund Rückwärts abgefragt. Im Ergebnis blieb
der
Hengst
beim
Applaus
merkbar
entspannter.
Wichtig beim Abstreichen ist, dass ich die
Berührung erst wegnehme, wenn das Pferd
steht beziehungsweise wieder stehen bleibt.
Möchte es ausweichen, kann ich das über das
lange Seil zulassen, aber das Tuch bleibt am
Pferd bis es wieder anhält. Der Gegenspieler
zur Desensibilisierung ist ja die Sensibilisierung, die wir beim Reiten brauchen. Hier soll
ein Pferd sensibel auf unsere Einwirkungen
reagieren, damit feines Reiten und feine
Signalgebung möglich wird. Auf der anderen
Seite soll es aber auch der Reizvielfalt des
der FN beteiligt. Waltraud Böhmke, selbst
Turnierrichterin, Vorsitzende im Ausschuss
Allgemeiner Pferdesport des PSV Hannover
sowie Mitglied der Prüfungsausschüsse für
Pferdewirte/ Pferdewirtschaftsmeister Zucht,
Haltung und Service, gibt heute auch TrainerLehrgänge
zur
Erlangung
der
Ergänzungsqualifikation Bodenarbeit. Das
„Pferdevirus“ hat zwangsläufig auch die
nächste Generation Böhmke erfasst: Waltraud
Böhmkes Sohn ist Pferdewirt - Zucht und
Haltung und Student der Agrarwirtschaft, ihre
Tochter Pferdewirtin - Reiten und Studentin der
Agrarwissenschaft.
Waltraud Böhmke, ihre berufliche Ausbildung
genoss sie Ende der 70-er Jahre bei Hans
Dieter Donner in Warendorf. 1981 legte sie
zunächst ihre Meisterprüfung im Teilbereich
Reiten ab, 1995 dann auch in noch im
Teilbereich Zucht und Haltung. Seit Jahren
beschäftigt sich Waltraud Böhmke, die mit
ihrem Mann in Belum/Landkreis Cuxhaven
einen
landwirtschaftlichen
Betrieb
mit
Pferdezucht-, -aufzucht und -ausbildung
betreibt, vor allem mit jungen Pferden. Aus
diesem Schwerpunkt heraus entstand auch ihr
Interesse an der Bodenarbeit, das sie 2006
durch das Projekt „Hannoveraner erleben“
intensivierte.
Als
Mitglied
des
FNArbeitskreises Bodenarbeit war sie an der
Aufnahme des Themas „Bodenarbeit“ in die
APO und ins neu gestaltete Abzeichensystem
Kontakt: http://www.boehmke-belum.de
Thies Kaspareit
„Meine Damen und Herren, ich möchte die
Situation nutzen und stellvertretend für Sie als
Ausbilder und Trainer in der Bahn zu stehen
und versuchen, die Dinge ein wenig heraus zu
arbeiten, die wir aus den Vorträgen von heute
Morgen für den täglichen Reitunterricht
mitnehmen können. Dazu kann ich in der
kurzen Zeit hier keinen ausgiebigen Reitunterricht durchführen, aber ich werde versuchen, ein paar exemplarische Punkte
heraus zu greifen. Alle Themen, die wir heute
gehört haben, sind übertragbar auf das ganz
normale tägliche Training. Ich glaube auch,
erst dann fängt man an, zu verinnerlichen,
dass jede einzelne Idee, die man beim
Reitunterricht hat, jede Lektion oder jedes
Springen, auf die richtige Art und Weise
erfolgen muss, damit das Pferd es verstehen
kann.“
Kaspareit forderte den jungen Reiter auf,
seinen fünfjährigen Wallach zunächst auf
beiden Händen im Leichttraben zu lösen. „Ich
hatte ja als Reiter und später auch als Trainer
das Glück viele interessante Ausbilder kennen
zu lernen und eines war eigentlich die
Quintessenz, die alle Trainer immer ähnlich
vermittelt haben: 'Keep it simple!' So, wie wir
es heute Morgen auch gehört haben. Die
Dinge, die wir versuchen, dem Pferd klar zu
machen, die wir reiterlich lösen wollen, immer
so einfach und klar und strukturiert wie möglich
anzugehen, weil nur dann das Pferd auch eine
Chance hat, uns zu folgen. Ich schaue mir das
hier noch einen kleinen Moment an. Ein junger
Reiter, der noch in der Entwicklung ist, ein
Auszubildender, der sicherlich noch an der
Feinabstimmung seiner ganzen Hilfengebung
zu arbeiten hat, der talentiert über Sprünge
reitet.
23
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Hilfen, dosiert einzusetzen und immer gut
abzustimmen.
Und ein junges Pferd, das hier heute ein wenig
guckig ist. Wir bitten ihn mal, sich immer näher
an den Kameramann heran zu arbeiten, aber
das eben in kleinen Schritten, möglichst in
Innenstellung. Ich fand das heute Morgen
einen sehr interessanten Punkt: Es ist wichtig,
in solchen Situationen das Pferd zu
beschäftigen. Das tut man letztlich durch das
Weiterreiten und die damit verbundenen
reiterlichen Hilfen, auf die das Pferd reagiert,
indem es sich schulterhereinartig an dem
Objekt, wo es gerade guckig ist, vorbeireiten
lässt. Wichtig ist auch, das Problem, was sich
vielleicht gerade darstellt, nicht zu sehr in den
Mittelpunkt zu stellen. Ich glaube, dass das
etwas ist, was wir in der täglichen Praxis sehr
häufig sehen. Dabei müssen wir uns verinnerlichen, dass ein Pferd solche Dinge wie
Scheuen nicht bewusst macht und uns damit
nicht ärgern möchte. Meistens ist es eher die
Erwartungshaltung, die das Pferd vor der
Reaktion des Reiters hat, weil der Reiter schon
erwartet, dass das Pferd in der Ecke wieder
wegspringt.
Feines Dosieren gilt auch für Zügelhilfen zum
Beispiel bei ganzen Paraden. Gelingen die
nicht auf Anhieb vollkommen durchlässig, sieht
man viele Reiter nach dem Halten noch hinund herriegeln, statt die Parade einfach einige
Male zu wiederholen, bis das Pferd verstanden
hat, was es soll. Alles Herumziehen am Maul
ist dagegen keine Information, die hilfreich für
das Pferd ist. Das gilt auch für Momente, in
denen sich das Pferd ein wenig fest macht.
Auch hier sieht man immer wieder Reiter, die
das Pferd hin- und herstellen, dieses so
genannte 'locker machen' sind Hilfengebungen, die für das Pferd im Grundsatz
unverständlich und nicht nachvollziehbar sind.
Das Pferd weiß nicht, was es darauf antworten
soll. Solider Unterricht und solide Reiterei
zeichnen sich dagegen dadurch aus, dass man
ein System hat, und wenn das Pferd diesem
System folgt, es auch dafür belohnt wird. Das
Pferd muss verstehen, wann es gut ist. An
dieser Stelle möchte ich Paul Stecken zitieren,
der sagt: 'Pferde gehen gerne richtig'. Pferde
warten eigentlich darauf zu erkennen, wann ist
es in Ordnung, wann ist der Reiter mit mir
zufrieden.
Was wir heute im vorliegenden Fall im Schwerpunkt hier ein bisschen erarbeiten müssen, ist
über halbe Paraden die Selbsthaltung und die
Leichtigkeit der Anlehnung dieses Pferdes zu
verbessern, damit der Reiter besser zum
Nachgeben kommt und sein Pferd besser vor
sich her treiben kann. Das kann man nicht
einfach durch Nachgeben erreichen, sondern
muss dazu zunächst über einige halbe
Paraden das Pferd durch weiche Übergänge
immer wieder zurücknehmen und wieder
heraus treiben. Stück für Stück soll so erreicht
werden, dass die Nase des Pferdes etwas
mehr vorkommt. Worauf ich hier hinaus will ist
eben auch die Sensibilisierung auf die
Reiterhilfen. Das Pferd könnte mehr auf die
treibenden Hilfen reagieren, um dann auch
alleine vorwärts zu gehen, und er könnte auch
mehr auf die verhaltenden Hilfen reagieren.“
Bevor wir gleich noch ein paar Hindernisse
überwinden, möchte ich noch etwas zur
Systematik des Springens sagen: Das Einmaleins, die Ruhe und die Basis des Reitens,
muss zunächst beherrscht werden, bevor man
ans Springen geht. Nur dann kann man
sinnvolle Springausbildung machen. Eine ganz
klar definierte Aufgabenstellung für das Pferd
ist dabei wichtig, das gilt vor dem Sprung und
nach dem Sprung. Ist das gegeben, ist auch
eine Verweigerung eher unwahrscheinlich.
Überfällt man dagegen sein Pferd mit einer
Aufgabenstellung, kann das schon mal schief
gehen.
Es gibt ja leider immer noch Leute, die
absichtlich mit ihrem Pferd eine Verweigerung
provozieren, dann strafen und glauben, sie
könnten es so zu besserem Springen erziehen.
Aber wir haben ja spätestens heute Morgen
gehört,
dass
dieses
überhaupt
nicht
funktioniert, weil Pferde so nicht assoziieren
können. Ein solches Vorgehen ist deshalb
völlig unsinnig. Was nicht heißt, dass man
nicht vielleicht mit Sporen oder Gerte auch mal
die Reaktion auf die Hilfen wieder
sensibilisieren kann. Aber nicht im Sinne einer
menschlich verstandenen Strafe. Und dann
kann man auch in Ruhe eine Verweigerung,
sollte es doch mal dazu gekommen sein,
korrigieren und wieder Vertrauen aufbauen.
Kaspareit ließ den jungen Mann im Leichttraben auf dem Zirkel Übergänge reiten und
forderte ihn mehrmals zum Überstreichen auf.
„Ich glaube, das ist auch ein großes Missverständnis, dass viele aus unserer Reitlehre
interpretieren, man müsse ständig treiben. Das
ist – und das haben wir heute Morgen auch
gehört – ja nicht der Fall. Das würde weder
uns, noch dem Pferd Spaß machen. Ständiges
Treiben stumpft ab, und wenn es dann keine
Reaktion auf solch ständiges Treiben gibt –
und das ginge auch gar nicht, denn man kann
ja nicht immer noch schneller reiten – dann hat
diese Hilfe für das Pferd keine Bedeutung
mehr. Also muss ich als Reiter immer dafür
sorgen, meine Hilfen, auch meine treibenden
24
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Als Ausbilder sollte ich Verweigerungen möglichst versuchen zu vermeiden, da sie für ein
Pferd eine Verunsicherung darstellen und oft
noch länger nachwirken. Passieren sie doch,
sollte man kein Drama draus machen, sondern
in aller Ruhe systematisch korrigieren.“
Thies Kaspareit, verbindet bei der Deutschen
Reiterlichen Vereinigung Theorie und Praxis
des Pferdesports wie kaum ein anderer.
Dreizehn Jahre lang leitete der studierte
Diplomkaufmann die Deutsche Akademie des
Pferdes, die Anfang 2012 in der neu
strukturierten FN-Abteilung Ausbildung und
Wissenschaft aufging und deren Leitung
Kaspareit
seither
innehat.
Als
Pferdewirtschaftsmeister
und
ehemaliger
Vielseitigkeitsreiter
sowie
MannschaftsOlympiasieger von Seoul 1988 kennt er die
Herausforderungen des Sports nicht nur vom
grünen (Büro-)Tisch, sondern auch vom Sattel
aus. Für seine Mitwirkung an der Neuordnung
des Berufes des Pferdewirtes und des
Pferdewirtschaftsmeisters
wurde
Thies
Kaspareit 2011 von der Bundesvereinigung
der Berufsreiter (BBR) mit dem Verdienstabzeichen in Silber ausgezeichnet. In seinen
Händen lag auch die Gesamtredaktion der neu
verfassten FN-Richtlinien Bd. 1.
Kontakt: www.pferd-aktuell.de
Kai Vorberg
Pferd muss immer wissen, dass es der
Mensch ist, der da auf ihm agiert. Diese
Verbindung herzustellen und auch zu erhalten
ist mit das Wichtigste bei der Arbeit mit einem
Voltigierpferd. Und wenn er jetzt so trabt, dann
kann ich auch mitlaufen und mich wieder
zurückfallen lassen und er trabt seine Bahn
gleichmäßig weiter, weil er weiß, ich verhalte
mich zuverlässig und für ihn berechenbar. Da
geht’s eigentlich erst mal drum. Und wenn ich
dieses Vertrauen habe, da gibt’s kaum noch
eine Situation, wo Missverständnisse auftreten.
Er macht seinen Job und geht weiter – selbst,
wenn ich, wie jetzt, rückwärts vor ihm herlaufe.
Das hängt ganz stark damit zusammen, was
wir für einen Kontakt mit dem Pferd aufgebaut
haben. Das Pferd lernt mit der Zeit zu
unterscheiden, was es als relevanten Reiz
betrachten kann und was ein irrelevanter Reiz
ist. Daran müssen wir tagtäglich immer wieder
arbeiten. Da finden wir die Lerntheorie immer
wieder. Ich muss immer wieder positiv
verstärken, muss ein Lob hinzufügen. So lernt
das Pferd auch Dinge zu akzeptieren, die
anfangs vielleicht ein bisschen unangenehm
waren. Zum Beispiel das Hinknien auf dem
Rücken. Das ist für viele Pferde ja fremd – der
Reiter saß ja bisher immer und auf einmal
fängt er (da) oben an, sich seltsam zu
bewegen.
Der Rekord-Medaillengewinner hatte sein
Erfolgspferd Sir Bernhard RS von der
Wintermühle mitgebracht, um mit seiner Hilfe
einen generellen Einblick zu geben, was
Voltigierpferde beherrschen sollten, was man
mit ihnen unter verhaltenstheoretischen
Gesichtspunkten trainieren muss und was man
daraus auch für die Arbeit mit einem ganz
'normalen' Reitpferd mitnehmen kann. Nach
einer verkürzten Lösungsphase zeigte er
selbst am Pferd unterschiedliche Aktionen, an
die ein Pferd, das als Voltigierpferd eingesetzt
werden soll, zunächst gewöhnt werden muss,
wie zum Beispiel das Mitlaufen neben dem
Pferd während des lösenden Trabens. „Wenn
ein Pferd soweit ist, dass es das beherrscht“,
so Vorberg, „sind wir auch schon ganz schnell
bei dem Thema Lerntheorie. Denn hier findet
natürlich immer dieser Kontakt zwischen
Voltigierer und Pferd statt. Immer wieder löse
ich beispielsweise einen taktilen Reiz aus, den
dieses Pferd mittlerweile auch schon als
Belohnung versteht.
Am Anfang kann ein solcher Reiz in dieser
Situation auch schon mal Stress sein. Wann
immer ich aber mit einem Pferd in Berührung
komme ist es wichtig, dass das Pferd diese
Berührung richtig deuten kann. Wann immer
ich auch eine bestimmte Übung auf einem
Pferd vollführe, ist es wichtig, dass das Pferd
es so deutet, dass es immer noch der Mensch
ist, der oben drauf turnt. Diese Verbindung darf
nicht verloren gehen, es sollte nicht dazu
kommen, dass ein Pferd stumpf oder ignorant
wird und nur noch denkt: 'Was ist das jetzt für
ein Reiz auf meinem Rücken? Ist da vielleicht
bloß eine Lampe von der Decke gefallen?' Das
Im Voltigiergalopp möchte ich Ihnen nun kurz
demonstrieren, wie es vonstattengehen würde,
wenn da jetzt ein Pferd wäre, das ich als
kommendes
Voltigierpferd
ausprobieren
würde. Da würde ich mich auf jeden Fall
erstmal im Halten draufheben lassen, denn
einen Reiter kennt das Pferd ja schon. Das ist
25
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
muss, um was es geht. In diesem Falle setz(t)e
ich mich erst wieder aufs Pferd und bewege
mich nur ein klein wenig, rutsche nur etwas auf
den hinteren Rücken und bewege mal das
eine, mal das andere Bein. Das muss man
erfühlen und die Bewegungen dann nach und
nach steigern und zusammenfügen, so dass
das Pferd lernt: 'Es passiert gar nichts'. Daraus
kann ich weitere Bewegungen entwickeln,
kann mich kurz hinknien und sogleich wieder
hinsetzen und so weiter. So entferne ich mich
immer weiter von der Mitte des Pferdes, bis
das Pferd es gar nicht mehr als Bedrohung
wahrnimmt, dass man sich oben bewegt.
übrigens ganz wichtig. Wir müssen fürs
Voltigieren immer Pferde nehmen, die schon
eine solide reiterliche Grundausbildung haben.
Die könnte man ihnen an der Longe nicht
ersetzen, und sie geht auch immer parallel in
der reiterlichen Ausbildung weiter. Zurück zum
Ausprobieren: Ich würde dann erst mal auf
dem Pferd im Halten sitzen, die Ausbinder
wären eingeschnallt, und dann würde ich mit
Bekanntem beginnen, dem Anreiten und
Angaloppieren, und dann schrittweise meine
Aktivitäten auf dem Pferd verändern. Das
Anlaufen käme erst später, denn das ist im
Grunde das Schwierigste fürs Pferd zu lernen.
Sie müssen sich das aus der Sicht des Pferdes
vorstellen: Es galoppiert und auf einmal kommt
ein Mensch von der Seite angelaufen und will
noch irgendwie was am Pferd veranstalten –
das muss ein Pferd erst einmal lernen, damit
es nicht instinktiv wegstürmt.
Es ist mir wichtig zu zeigen, dass man Pferden
eine solch neue Situation schonend beibringt –
ganz nach dem Trainingslehre-Prinzip des
methodischen Vorgehens vom Bekannten zum
Unbekannten und vom Leichten zum Schweren. Als Grundvoraussetzung wichtig ist, und
das haben wir heute auch schon als Punkt 8
der Erstprinzipien kennen gelernt, Entspannung. Gib dem Pferd die Möglichkeit, keinen
Fluchtinstinkt entwickeln zu müssen. Deshalb
fangen wir mit unerfahrenen Pferden wirklich
aus dem Halten an. Denn was passiert denn
da alles? Man sollte sich das mal aus der Sicht
des Pferdes vor Augen führen: es gibt eine
neue Situation, das Pferd hat einen Angstreiz,
läuft weg, die Welt geht an der Longe schnell
am Pferd vorbei, der Sand fliegt umher, der
Galopp wird immer lauter, der in der Mitte fängt
an rumzuhampeln – dann hat das Pferd in dem
Moment ja Recht, indem es zuvor gesagt hat
'hier war für mich eine unschöne Situation und
deshalb flüchte ich'. Dieses Verhalten müssen
wir versuchen so zu bedienen, dass wir ihm
immer wieder sagen: Ich bin hier, ich bin mit dir
hier und wir schaffen das gemeinsam Schritt
für Schritt. Das Gleiche gilt letztlich für jede
Aktion, die der Mensch mit einem Pferd vorhat.
Wenn ein Pferd darüber Vertrauen entwickelt,
bekommt es auch eine andere Freude am
Sport und auch im Umgang mehr Selbstbewusstsein. Das kann für jedes Pferd in jeder
Disziplin nur nutzbringend sein.“
Viele machen das leider immer noch so: Sie
probieren ein Voltigierpferd aus, machen die
Ausbinder dran und sagen dem Voltigier 'Nun
lauf mal hin'. Das ist für ein Pferd, das so etwas nicht kennt, überhaupt nicht einzuschätzen. Die Reaktion des Pferdes in diesem
Moment sagt aber noch nichts über seine
Eignung als Voltigierpferd aus. Das kommt
später, das kann man ihm 'erklären'. Was ein
Pferd aber von Anfang an können muss – und
das kann man auch keinem Pferd beibringen –
ist, dass, wenn ich mich auf seinem Rücken an
unterschiedlichen Stellen bewege, keine
Reaktion kommen darf. Wenn ich zum Beispiel
im Lendenbereich oder auf der Kruppe bin,
muss das Pferd dies akzeptieren und positiv
wahrnehmen. Vier oder fünf Mal dürfen Pferde
hier mal eine kleine Abwehrreaktion zeigen,
aber dann sollte es gut sein. Wenn ein Pferd
dann nicht klar zeigt 'es ist o.K., ich finde es in
Ordnung, dass du dich auf diesen Bereichen
meines Körpers bewegst', dann können wir
aus diesem Pferd kein Voltigierpferd machen.
Diese Entscheidung eines Pferdes müssen wir
auch akzeptieren. Manche Pferde zeigen
anfangs zwar auch Reaktionen, aber man
spürt, dass man ihnen nur besser erklären
Kai Vorberg ist vor allem bekannt als RekordMedaillengewinner des Voltigiersports. Der 33Jährige, der als Kind zunächst mit dem Reiten
und erst später mit Voltigieren angefangen
hatte, avancierte im Verlauf seiner 15-jährigen
Athletenzeit zum deutschen Rekordmeister mit
allein neun Titelgewinnen, wurde zwei Mal
Welt- und zwei Mal Europameister. Mit
insgesamt 12 Championatsmedaillen ist er
einer der erfolgreichsten Voltigierer überhaupt.
Der gelernte Pferdewirt legte nach seinem
Ausscheiden aus dem Spitzensport 2012 seine
Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister ab. Im
gleichen Jahr trat Vorberg, derzeit auch
Disziplintrainer
in
Zusammenarbeit
mit
Voltigier-Bundestrainerin Ulla Ramge, bei FN/
DOKR in der Abteilung Ausbildung und
Wissenschaft
eine
Stelle
als
Nachwuchsführungskraft an. Berufsbegleitend
absolviert er außerdem das Diplom-Trainerstudium an der Trainerakademie des DOSB in
Köln.
26
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Praktische Demonstrationen
Lernen mit und durch den Mentor im Pferdesport
Monika Schnepper
in diesem Fall die Verbesserung der Anlehnung von zwei jungen Pferden des
Landgestüts. Anschließend unterrichtete sie
die beiden Reiter und gab ihnen dabei
Aufgaben an die Hand, mit Hilfe derer sie ihre
Pferde in einer stabileren Anlehnung arbeiten
sollten.
Monika Schnepper, erfahrene Ausbilderin auch
von Auszubildenden und Amateurtrainern,
simulierte eine alltägliche Mentorensituation in
der Reitbahn. Sie verwies eingangs darauf,
dass Unterrichtserteilung ein Kernbereich der
Trainerausbildung sei. Als Mentee fungierte für
die Demonstration Barbara Lohmann, selbst
Springreiterin und C-Trainerin und auf dem
Weg, die Trainer-B-Prüfung abzulegen. „Es ist
also hier nicht nur eine Simulation, sondern
letztlich eine Situation aus dem Realleben“,
betonte Monika Schnepper, die bis zur
Bildungskonferenz bereits zwölf Mentees
betreut hatte. „Wir in Westfalen gelten ja als
die Vorreiter in Sachen Mentorensystem, denn
es ist bei uns schon seit zwei Jahren auf
freiwilliger Basis installiert – allerdings, das
muss ich sagen, bisher wenig genutzt. Wir
hoffen aber, dass durch die Verbindlichkeit, die
durch die neue APO gilt, nun frischer Wind in
dieses System kommt und ein Ansturm auf die
zur Verfügung stehenden Mentoren entsteht.“
Wichtig sei, so Schnepper, das Mentorensystem
alltagstauglich
anzubieten
und
durchzuführen. Nicht jeder Mentor sei in einer
Fachschule, die sich das Mentoring zur
Aufgabe macht, beschäftigt, sondern müsse
ein System vorfinden, dass in den Berufsalltag
eines angestellten oder selbstständigen
Ausbilders passen.
Mentorin Monika Schnepper beobachtete,
hörte zu und gab zwischendurch konstruktive
Anmerkungen. Am Ende der Unterrichtssequenz resümierte sie, was ihr insgesamt gut
gefallen hatte, woran die junge Ausbilderin
noch vertiefender hätte arbeiten sollen und wie
sie ihren Auftritt bzw. ihre Tonfall verändern
müsste, um selbstbewusster auftreten zu
können und vom Reiter besser wahrgenommen zu werden. Auch Mentee Barbara
Lohmann bekam die Gelegenheit, ihre eigene
Stunde zu resümieren und zu analysieren.
Abschließend erhielt sie von ihrer Mentorin
noch den Rat, während des Unterrichtens
immer mal wieder den Reitern Zusammenhänge zu erläutern, damit sie verstehen,
warum sie was auf dem Pferd tun sollen und
was sie damit erreichen können. Außerdem
gab's, quasi als Hausaufgabe, noch Tipps,
womit sie sich vor einem nächsten MentoringTreffen gedanklich beschäftigen solle, um ihr
Unterrichtsziel „Anlehungsverbesserung“ noch
einmal vertiefen zu können.
Im Rahmen der Simulation formulierte Mentee
Barbara Lohmann zunächst ihr Unterrichtsziel,
Pferdewirtschaftsmeisterprüfung
ablegte,
selbst Dressur und Springerfolge bis Klasse S
vorweisen kann und inzwischen auch Richterin
ist, bis heute tätig. Gemeinsam mit Kai Ligges,
dem Sohn des 1996 verstorbenen Olympioniken Fritz Ligges, führt sie das Gestüt, zu
dem neben einer Hengststation und einem
Zuchtstall auch ein Ausbildungsbetrieb gehört.
Monika
Schnepper
betreut
regelmäßig
mehrere Azubis gleichzeitig, ist außerdem seit
über zehn Jahren als Prüferin in der
Amateurtrainerausbildung im Einsatz und gibt
regelmäßig Lehrgänge.
Monika Schnepper hat ihr Handwerk von der
Pike auf gelernt – als Reiterin genauso wie als
Trainerin. Gleichnach dem Abitur absolvierte
die 1963 in Münster geborene Pferdenärrin
eine verkürzte Lehre an der (alten)
Westfälischen Reit- und Fahrschule, damals
noch unter der Ägide von Paul Stecken. Schon
während ihrer Schulzeit hatte es die junge
Frau in jeder freien Minute in die Reitschule
gezogen, wo sie als Amateurausbilderin
mitarbeitete. Nach ihrer Bereiterprüfung
(Stensbeck-Plakette)
arbeitete
sie
eine
zeitlang bei Dressurausbilder Jochen Hippenstiel, bevor sie 1986 zum Gestüt Ligges ging.
Dort ist Monika Schnepper, die 1990 ihre
Kontakt: [email protected]
27
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Cornelia Endres
auf die Ponys eingegangen und auch vor allem
auch auf die Situation.“
Die zweite Mentoring-Sequenz demonstrierte
Pony-Bundestrainerin
Cornelia
„Conny“
Endres, die damit erstmals als Mentorin im
Einsatz war. "Meine Mentorentätigkeit ist
heute Premiere. Ich war noch nie Mentor und
ich kenne auch meinen Mentee und auch die
beiden jungen Reiterinnen mit ihren Ponys
erst seit einer halben Stunde." Mit dieser
kleinen Einleitung übergab die RekordBundestrainerin das Mikrophon an Susanne
Hinrichs aus Rensburg, die für diese
Demonstration als Mentee fungierte und sich
als Unterrichtsziel Übergänge und einfache
Galoppwechsel vorgenommen hatte. Angesichts der anfänglichen Nervosität der beiden
Ponys, die in der ungewohnten Umgebung mit
Spannung
und
Unruhe
reagierten,
konzentrierte sie sich erst einmal darauf, den
Reiterinnen Tipps zu geben, auf welche
Weise sie ihre Ponys zu mehr Losgelassenheit bringen können. Sie ließ ihre
beiden Schülerinnen zunächst viele TrabSchritt-Übergänge in Schlangenlinien reiten,
um die Anlehnung der beiden Ponys zu
sichern
und
gleichzeitig
für
mehr
Entspannung zu sorgen.
Während Susanne Hinrichs nun ihre
Schülerinnen nun zur Galopparbeit aufforderte
und Galopp-Trab-Übergänge zwischen zwei
Bodenstangen reiten ließ, schaute Mentorin
Cornelia Endres wieder aufmerksam zu und
ergriff nach einiger Zeit erneut das Wort.
"Einmal ganz kurz wieder dazwischen: Ich
finde diese optischen Hilfen durch die Stangen
sehr gut. Zum einen konzentrieren sich die
Ponys mehr, zum anderen auch die
Reiterinnen. Gut fand ich jetzt auch die
Übergänge Trab-Galopp. Wir sind zwar noch
lange nicht bei den Übergängen GaloppSchritt, aber wir nähern uns über viele
kleinere, im Moment machbare Übergänge
dem Ziel an."
Für den weiteren Stundenaufbau schlug sie
ihrem Mentee noch einige Lektionen und
Übungen vor, erklärte dabei auch deren Sinn,
so zum Beispiel Übergänge vom Schritt in den
Galopp zur Vorbereitung der Versammlung,
und beobachtete dann wieder die Umsetzung
durch Susanne Hinrichs.
Mentorin Cornelia Endres unterbrach an dieser
Stelle kurz und hob diese Flexibilität der
Trainerin hervor. „Es ist sehr positiv, dass sie
umgeschaltet hat – zurück zum Ursprung,
Entspannung durch Trab-Schritt-Übergänge.
Wir hatten als Ziel dieser Unterrichtseinheit
den einfachen Galoppwechsel. Sie haben aber
alle gesehen: Die Ponys waren hellwach als
sie hier reinkamen. Also hat Frau Hinrichs
flexibel reagiert und zunächst gesagt:
einfacher Wechsel als Ziel ist zu hoch
gesteckt. Erst müssen sich die Ponys
entspannen, also fangen wir mit Trab-SchrittÜbergängen an. Das war schon mal sehr gut
Auch hier gab es nach Beendigung der DemoUnterrichtssequenz konstruktive Kritik durch
die Mentorin, die besonders hervorhob, dass
zwischen Trainerin und Reitschülerinnen
offenbar ein gutes Vertrauensverhältnis
herrsche. "Die Kinder vertrauen darauf, was
sie sagt. Und das ist unter anderem ein kleines
Geheimnis erfolgreicher Unterrichtserteilung,
dass man die Ziele erreichbar setzt und damit
die Motivation der Reiter erhält." Eine kurze
Diskussion mit den Zuschauern sowie Tipps
von Referent Hermann Grams rundeten die
letzte Demonstration des Konferenztages ab.
Cornelia Endres ist seit über 30 Jahren
Bundestrainerin
der
Pony-Dressurreiter.
Während ihrer bisherigen Laufbahn erritten die
jugendlichen Reiter und Reiterinnen bei
Europameisterschaften (Weltmeisterschaften
gibt es im Pony-Sport nicht) insgesamt 107
Mal Edelmetall, davon 48 Gold-, 35 Silber- und
24 Bronze-Medaillen. Cornelia Endres ist damit
die dienstälteste und erfolgreichste Bundestrainerin im deutschen Reitsport überhaupt.
1954 in Pirmasens geboren hat sie sich schon
von Kindesbeinen an für Pferde und Reiten
interessiert. Drei Mal war sie selbst rheinlandpfälzische Landesmeisterin der Junioren in der
Dressur und verbuchte auch Erfolge bei
Deutschen Meisterschaften. Nach einem
Sportstudium kam Cornelia Endres 1977 zur
FN, wo sie die Leitung des Jugendreferates
übernahm. Ein Jahr später wechselte sie zu
Reitmeister Günter Festerling nach München
und
legte
dort
ihre
Prüfung
als
Amateurreitlehrerin ab. 1987 folgte die Pferdewirtschaftsmeisterprüfung in Warendorf. Heute
ist Cornelia Endres auf dem Gestüt Eulenhof in
Dülmen als Trainerin und Ausbilderin mit
Schwerpunkt Ponysport selbstständig.
Kontakt: http://www.cornelia-endres.de
28
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Presse (Bericht aus PM-Forum 8/14)
29
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
30
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
31
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
32
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Die Preisträger 2013
Gebrüder Lütke Westhues Auszeichnung
alphabetisch aufgeführt, sortiert nach Landespferdesport- und Anschlussverbänden
Baden-Württemberg
Vorname
Name
Lisa
Blankenhorn
Andrea
Blatz
Corinna
Burghard
Aline
Lenzing
Stefanie
Mangel
Corinna
Oberle
Claudia
Plötz
Ort
Brackenheim
Ittlingen
Pforzheim
Stuttgart
Esslingen
Hemmingen
Waldburg
Trainerbezeichnung
Trainer B-Voltigieren/Leistungssport
Trainer B-Voltigieren/Leistungssport
Trainer B-Voltigieren/Leistungssport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Fahren/Leistungssport
Bayern
Vorname
Franziska
Stephanie
Manuela
Kathrin
Isabel
Melanie
Nina
Johanna
Nadja
Patrizia
Christina
Miram
Ort
Schonungen
Illertissen
Egling
Bad Feilnbach
Erlangen
Bechhofen
Bayreuth
Pähl-Mitterfischen
Burgoberbach
Reut
Fürth
München
Trainerbezeichnung
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer B-Reiten/Basissport
Trainer C-Fahren/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Basissport
Berlin-Brandenburg
Vorname
Name
Sabine
Dielmann
Nicole
Zahlten
Katharina
Knapp
Franziska
Wüstenhagen
Ort
Berlin
Liebenthal
Potsdam
Werneuchen
Trainerbezeichnung
Trainer B-Reiten/Basissport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Voltigieren/Leistungssport
Romina
Keidel
Schönefeld OT Selchow
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Hamburg
Vorname
Charlotte
Name
Stelter
Ort
Hamburg
Trainerbezeichnung
Trainer B-Reiten/Basissport
Hannover
Vorname
Andreas
Nora
Name
Aigner
Butenschön
Ort
Soltau
Wunstorf
Trainerbezeichnung
Trainer B-Fahren/Basissport
Trainer C-Voltigieren/Basisssport
Trainer C-Reiten/Basisssport
Name
Götzendörfer
Hägele
Junk
Karosser
Kreuzer
Lang
Metzner
Sirch
Sommer
Schachner
Unger
ten Bloemendal
Lisa
Bolte
Hans-Wilhelm Corleis
Sabrina
Driesen
Berlin
Hesedorf
Braunschweig
33
Trainer C-Fahren/Basisssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
7. BILDUNGSKONFERENZ
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Inga
Lisa
Nils
Ellen
Jessica
Ina
Silke
Dr. Gerhard
Hruschka
Niedermeier
Obert
Strathmann
Tegtmann
Thalmann
Brebeck
Bosselmann
Braunschweig
Harsefeld
Braunschweig
Hemsloh
Hermannsburg
Syke
Hamburg
Langenhagen
Hessen
Vorname
Catherine
Annerose
Christina
Name
Acker
Dobler
Eckert
Ort
Mossautal
Lahnau
Kelkheim
Caroline
Svenja
Laura
Jennifer
Petra
Vera
Laura
Dorina
Heck
Kelschenbach
Osterberg
Riese
Sandner
Schober
Schüttler
Wagner
Oestrich-Winkel
Wiesbaden
Friedberg
Wiesbaden
Waldems
Heppenheim
Wiesbaden
Bruchköbel
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Mecklenburg-Vorpommern
Vorname
Name
Jessica
Herbold
Ort
Neubrandenburg
Trainerbezeichnung
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Rheinland
Vorname
Deborah
Viktoria
Annika
Jennifer
Eva
Christian
Cornelia
Laura
Carola
Laura-Anabel
Christine
Ort
Köln
Wesel
Hamminkeln
Bonn
Bonn
Korschenbroich
Wuppertal
Köln
Essen
Hattingen
Kleve
Trainerbezeichnung
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Fahren/Basissport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Fahren/Leistungssport
Trainer B-Fahren/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Ort
Mainz
Landau
Frankenthal
Landau
Neuhofen
Greifswald
Trainerbezeichnung
Trainer B-Voltigieren/Leistungssport
Trainer B-Voltigieren/Leistungssport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Fahren/Leistungssport
Name
Brune
Franken
Gamerad
Heinrichs
Keusen
Lange
Quinkler
von Stein
Stroop
Völkel
Zeitz
Rheinland-Pfalz
Vorname
Name
Franziska
Hohmann
Vera
Krupinski
Sabrina
Stehr
Natalie-Alina Schlemmer
Clarissa
Schwarz
Esther
Wieser
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basisssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Basissport
Trainer B-Reiten/Basissport
Trainerbezeichnung
Trainer C-Fahren/Basissport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
34
7. BILDUNGSKONFERENZ
Sachsen
Vorname
Ilka
Elisabeth
Anne
Name
Hölscher
Neubert
Pradel
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Ort
Moritzburg
Delitzsch
Delitzsch
Trainerbezeichnung
Trainer A-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Sachsen-Anhalt
Vorname
Name
Vanessa
Beyhl
Christin
Hamann
Ort
Neusalza-Spemberg
Vehlitz
Trainerbezeichnung
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Basissport
Schleswig-Holstein
Vorname
Name
Sarka
Göttsche-Götze
Birgit
Hellmold
Silke
Kotzbacher
Alina
Möller
Anne
Rahlf
Tanja
Ruser
David
Schmidt
Ort
Groß Buchwald
Rickling
Trappenkamp
Kollow
Seedorf
Ahrensburg
Großenaspe
Trainerbezeichnung
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Weser-Ems
Vorname
Bettina
Elke
Sarah
Gianna
Johanna
Anne
Judith
Petra
Leonie
Katharina
Birte
Name
Berentzen
Bienefeld
Boyemann
Gerhard
Hinrichs
Meyering
Moormann
Nachtigall
Timmer
Westermann
Bartels
Ort
Haren
Dinklage
Fürstenau
Carolinensiel
Oldenburg
Voltlage
Dinklage
Varl
Osnabrück
Börger
Osnabrück
Trainerbezeichnung
Trainer C-Voltigieren/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer A-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Westfalen
Vorname
Name
Ort
Trainerbezeichnung
Alexandra
Carina
Annely
Paula
Christian
Nora
Diekhof
Hoffmann
Mönsters
Siegmann
Schmalor
Schönfeld
Lemgo
Bielefeld
Coesfeld
Dellbusch
Sundern
Dortmund
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Basissport
Trainer C-Reiten/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Basissport
Trainer B-Fahren/Leistungssport
Trainer B-Reiten/Leistungssport
Barockreiten
Vorname
Charlotte
Nantje
Christoph
Name
Boillaud
Grieser
Müller
Ort
Steinbach
Aurich
Merxheim
Trainerbezeichnung
Trainer C-Klassisch Barocke Reiterei/Basissport
Trainer B-Klassisch Barocke Reiterei/Basissport
Trainer B-Klassisch Barocke Reiterei/Basissport
35
Trainer C-Reiten/Leistungssport
7. BILDUNGSKONFERENZ
Anna-Lina
Denise
Sarah
Linda
Julia
Picker
Reumschüssel
Seifert
Selbach
Thut
DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG
Molfsee
Burgwedel
Rosbach
Bergisch Gladbach
Hamburg
Trainer C-Klassisch Barocke Reiterei/Basissport
Trainer B-Klassisch Barocke Reiterei/Basissport
Trainer C-Klassisch Barocke Reiterei/Basissport
Trainer B-Klassisch Barocke Reiterei/Basissport
Trainer B-Klassisch Barocke Reiterei/Basissport
Erste Westernreiter Union Deutschland (EWU)
Vorname
Name
Ort
Bettina
Abele
Filderstadt
Melanie
Abt
Rauenberg
Kerstin
Mildau
Schwegenheim
Claudia
Holtmann
Münster
Kerstin
Kober
Rheine
Dunja
Schenk
Werne
Ann-Katrin
Schulz
Bergkamen
Trainerbezeichnung
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Trainer B-Westernreiten/Leistungssport
Trainer B-Westernreiten/Leistungssport
Trainer B-Westernreiten/Leistungssport
Trainer B-Westernreiten/Leistungssport
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Danny
Elke
Liesa
Catharina
Voss
Bogner
Jeske
Bach
Langenselbold
Ludwigsfelde
Teltow
Deinste
Trainer B-Westernreiten/Leistungssport
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Rika
Ulrike
Monika
Judith
Björn
Andrea
Kreinberg
Gaidzik
Herweg
Wolf
König
Hönicke
Regesbostel
Rielasingen
Eitorf
Köln
Obernkirchen
Großbeeren
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Trainer B-Westernreiten/Leistungssport
Trainer B-Westernreiten/Leistungssport
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Trainer C-Westernreiten/Leistungssport
Island Pferde-, Reiter- und Züchterverband (IPZV)
Vorname
Name
Ort
Trainerbezeichnung
Sylvie
Rebekka
Olivia
Nina Lucia
Vera
Franziska
Paulina
Katharina
Christine
Lisa-Marie
Marlene
Stephanie
Josephine
Paula
Luisa
Patrick
Regina
Stephanie
Karolin
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer C - Islandpferdereiten/Breitensport
Trainer B - Islandpferdereiten/Leistungssport
Trainer B - Islandpferdereiten/Leistungssport
Feiner-Reitmeier
Rückle
Hartmann
Müller
Ahrens
Assenbaum
Geßl
Greiving
Köhnlein
Schwarz
Klein
Ihme
Waydbrink
Bartschke
Sander
Schimke
Schweisel
Hagemann
Streule
Cham
Münster
Kaufungen
Münster
Mechernich
Wörth/Schaidt
Steinhöring
Haltern am See
Weikersheim
Nürtingen
Idstein-Niederrod
Bad Kreuznach
Viersdorf
Kaiserslautern
Halle
Mühlhausen
Osann- Monzel
Belm
Oberkirch
36
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