Pferdehaltung sonders gut. „Wenn Höfe Gnadenbrot zu einem Preis von 100 bis 150 Euro anbieten, kann die Pflege nicht ausreichend sein“, meint Dr. Sigrid Stelten vom Verein Aktion Pferdeschutz, der sich um Gnadenbrotpferde kümmert. GNADENBROTHÖFE Oldie- Bei einem solchen Preis seien gerade einmal die Kosten für Futter und Einstreu abgedeckt. „Und dann hat der Betreiber noch nichts verdient. Ich würde ein Minimum von 250 Euro ansetzen“, so Stelten. Doch allein am Preis kann man noch kein gutes „Seniorenheim“ erkennen. „Ob das Pferd geputzt ist, ist egal“, sagt Gabriele-Serena SiegmannRuland von der Deutschen Vereinigung zum Schutz des Pferdes (DVSP). Die Vereinigung überprüft unter anderem Pflegestellen alter Pferde und bildet dazu eigens Inspektoren aus. „Am besten kann man den Fütterungs- und Pflegezustand der Tiere an den Hufen erkennen“, so die Vizepräsidentin der DVSP. Beim Futter reiche es oft schon, eine Nase voll Heu zu nehmen, um dessen Zustand zu erkennen. Abgestumpfte, desinteressierte Pferde auf der Weide seien ebenfalls ein schlechtes Zeichen. Eine Herdenhaltung Der Richtige? Stimmt die Chemie zwischen Halter und Hofbesitzer? 74 Mein Pferd 4/2008 ferde haben uns so viel Freude gegeben, wenn sie alt sind, möchte ich ihnen gerne ein Stück davon zurückgeben“, sagt Renate Anschlag-Tessing. Im münsterländischen Borken betreibt sie aus Leidenschaft einen kleinen Gnadenbrothof mit sechs Pferden. Von früh bis spät kümmert sie sich um die Ruhe- P ständler und achtet darauf, ob sich ein Tier auffällig verhält. Nicht alle Betreiber von Gnadenbrothöfen nehmen ihre Aufgabe so ernst. Denn eine intensive Pflege von alten Pferden nimmt nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld in Anspruch. So geraten die betagten Vierbeiner oft in ein Spannungsfeld zwischen Haltern und Stallbesitzern: Die Pferdehalter suchen eine kostengünstige Möglichkeit, ihre Ruheständler unterzubringen, auf der anderen Seite wollen die Besitzer der Höfe einen Gewinn erwirtschaften. Besonders günstig bedeutet also nicht be- Fotos: Ilja v. d. Kasteele Minimum 250 Euro Hotel Arme Pferde-Oldies: Viele geraten in ein leidvolles Spannungsfeld. Während ihre Zipperlein sie besonders pflegeintensiv machen, müssen ihre Besitzer sie meist günstig unterbringen. Wie ein gutes Oldie-Hotel aussehen sollte, fand unsere Redakteurin Marit Schulte heraus. Gut untergebracht: munterer Rentner (29) im gepflegten Paddock. hält Gabriele-Serena Siegmann-Ruland für empfehlenswert. Renate Anschlag-Tessing achtet dabei darauf, ein neues Pferd langsam in die Herde zu integrieren. Einzelbehandlung? Auch bei der Rangordnung hat sie ein Auge darauf, dass sehr alte, schwache und daher rangniedere Tiere nicht zu kurz kommen: „Morgens und abends bekommt jedes Pferd in der Box seine eigene Portion.“ Das ist wichtig, gerade wenn sie tagsüber von den an- deren Pferden vom Futterplatz verjagt wurden. Zu fressen gibt es neben Müsli, Luzerne und Möhren auch diverse Zusätze oder eingeweichte Rübschnitzel für Pensionäre mit Zahnproblemen. „Am besten sollte der Gnadenbrothof in der Nähe liegen, so kann man kontrollieren“, meint Dr. Sigrid Stelten. Wichtig ist auch, dass der Hof nicht zu groß ist. „Eine individuelle Beurteilung ist nur bis zu einer Zahl von 15 bis 20 Tieren möglich“, sagt SiegmannRuland. Maximal zehn Pferde kann Renate Anschlag-Tessing in ihrem Stall aufnehmen. Mehr möchte sie auch gar nicht: „Dann könnte ich mich nicht mehr um jedes einzelne kümmern.“ Eine Nase voll Heu hilft, die Qualität zu bestimmen.