Wochenende Samstag/Sonntag, 31. Januar/2. Februar 2015 WETTER STERNENHIMMEL Haare, die aus Holz heraus wachsen Viele Spektakuläre Himmelsobjekte von Roland Schmidt Meteorologe D a der Schnee in den letzten Tagen in den Tälern schnell wieder matschig wurde oder ganz wegtaute, unternahm ich mit meiner Großtante Klara einen Ausflug in die Berge. Als wir auf über 600 Metern Höhe auf einem Parkplatz ankamen, empfing uns eine Wintermärchenwelt: Tief verschneite Bäume, alle Äste und Zweige von weißen Kristallen filigran nachgezeichnet, eine Landschaft mit fließend weichen Konturen und dazu stiller, gleichmäßiger Schneefall. Ein weiß behaarter Baumstamm Da es ein Wochentag war, standen nur sehr wenige Autos auf dem Parkplatz und nachdem wir ein Stück in den Wald hinein gewandert waren, war außer dem regelmäßigen Knarzen unserer Schritte im frischen Schnee nichts anderes mehr zu hören. So gingen wir eine ganze Weile, doch als wir an eine Wegkreuzung kamen, sahen wir einen älteren Mann neben einem Baum stehen, der aufmerksam etwas betrachtete. Wir gingen zu ihm, begrüßten ihn und er zeigte auf einen dünnen Ast des Baumes auf dem dichte weiße Haare gewachsen waren. So sah es jedenfalls auf den ersten Blick aus, doch bei genauer Betrachtung zeigte sich, dass diese mehrere Zentimeter langen Haare aus Eis waren. „Haben sie so etwas schon mal gesehen?“, fragte uns der Mann voller Verwunderung. Großtante Klara nickte, „Ja, das kann man bei leichtem Frost im Wald immer mal wieder beobachten – was wir hier sehen ist Haareis“. Nur totes Holz bekommt einen Eispelz Der Mann sah sie nun noch erstaunter an und Großtante Klara fuhr fort: „Haareis entsteht, wenn die Feuchtigkeit in totem Holz ausfriert. Wasser dehnt sich ja bekanntlich beim Gefrieren aus und deshalb wird das entstehende Eis durch die feinen Holzporen wie durch ein Sieb nach außen gepresst. Innerhalb von einigen Stunden können dann solch dichte weiße Haareisbüschel wachsen. Aber das ganze passiert tatsächlich nur an Totholz, der Saft in lebendigem Holz gefriert erst bei extrem niedrigen Temperaturen und lässt dann das Holz bersten.“ Der Mann schaute Großtante Klara an und dann nochmals das Haareis. „Ist schon erstaunlich,“ sagte er schließlich, „was die Natur so alles hervorbringt. Hier wachsen weiße Haare aus totem Holz mitten im Wald, aber hier,“ und damit nahm er seine Mütze ab und entblößte seinen völlig kahlen Schädel, „hier wollen schon seit Jahren partout keine Haare mehr wachsen. Ob in diesem Holzkopf vielleicht einfach noch zu viel Leben drin ist?“ sen, die rötlichen dagegen die niedrigsten (3 000 Grad Celsius). Der ebenfalls sichtbare Planet Jupiter zeigt ein sehr viel ruhigeres Erscheinungsbild. Damit ist ein einfaches Unterscheidungsmerkmal zwischen den Planeten und den punktförmig erscheinenden Sternen, etwa dem vergleichbar hellen „Flackerstern“ Sirius, gegeben. Die Nebel im bekanntesten Wintersternbild Orion zeigen die große Dynamik in dieser Region in mehr als 1 000 Lichtjahren Entfernung. Im Gas und Staub des Orionnebels M42 entstanden und entstehen gegenwärtig Tausende von Sternen aller Größen, wobei die UV-Strahlung der massereichsten die Moleküle zur Emission anregen, das weniger energiereiche Licht wird von den Molekülen reflektiert. Staubreiche Molekülwolken absorbieren das Licht der weiter entfernten Sterne und erscheinen in teilweise bizarren Formen als sogenannte Dunkelwolken. Viele Sterne in dieser Region sind eher junge Objekte, die teilweise noch von Gas- und Staubscheiben umgeben sind, aus denen sich zukünftig Planetensysteme entwickeln können. von Reiner Boulnois I m Verlauf des kurzen Spätwintermonats gewinnt die Sonne am Mittag fast zehn Grad an Höhe. Dabei nimmt die Tageslänge um mehr als eine Stunde und 40 Minuten zu. Unser Tagesgestirn wechselt Mitte des Monats aus dem Sternbild Steinbock in den Wassermann und bleibt als Beobachtungsobjekt weiterhin interessant, da immer noch eine zeitweise erhöhte Aktivität im laufenden Sonnenfleckenzyklus auftritt. Unser Erdtrabant steht Anfang des Monats im Sternbild Zwillinge und wird als heller Vollmond in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar am hellen Planeten Jupiter südlich vorbeiziehen. Danach bewegt er sich in die südlicheren Bereiche seiner Bahn, wobei er am Morgen des 13. Februar nördlich vom Planeten Saturn zu finden ist. Ein sehr schöner Himmelsanblick bietet sich am Abend des 20. Februar, wenn die noch sehr schmale Mondsichel unterhalb des Planetenduos Venus und Mars zu finden ist. In den folgenden Tagen zieht der zunehmende Mond, zunächst mit auffallendem Erdlicht, in die nördlichen Bereiche seiner monatlichen Bahn durch die Tierkreissternbilder Wassermann, Fische, Widder und Stier. Der sonnennächste Planet Merkur bleibt während des ganzen Monats bei uns unsichtbar. Der Planet Venus wird jetzt für das bloße Auge am Abendhimmel zu einem strahlenden Blickfang und erscheint im Teleskop zu etwa 90 Prozent beleuchtet. Im Monatsverlauf ist sehr schön die Annäherung der Venus an den Planeten Mars, der noch immer am Abendhimmel sichtbar ist, zu verfolgen. Am 21. Februar trennt die beiden Planeten, deren Helligkeiten sich um mehr als das Hundertfache unterscheiden, nur noch ein Monddurchmesser. Mars verkürzt seine Sichtbarkeitsdauer, da ihm die für uns schneller laufende Sonne zunehmend näher kommt. Jupiter erreicht am 6. Februar seine diesjährige Oppositionsstellung zur Sonne und bleibt während der gesamten Nachtstunden ein auffälliges Beobachtungsobjekt. Mit Eintritt der Dunkelheit zeigt er schon im Fernglas ständig wechselnde Anblicke, bedingt durch seine schnelle Rotation und den Umlauf seiner vier hellen Monde. Dabei sind in diesem Monat wieder die in Jahrbüchern vorhergesagten gegenseitigen Bedeckungen und Verfinsterungen der vier Galileischen Monde ein Höhepunkt für Amateurbeobachter. Die Sichtbarkeitsbedingungen für den Ringplaneten Saturn verbessern sich zunehmend, da er immer früher am Morgenhimmel über dem Südosthorizont erscheint. Vor Beginn der Morgendämmerung kann in Teleskopen der Ringplanet mit einigen seiner Monde beobachtet werden. Der Öffnungswinkel, unter dem man auf sein Ringsystem blicken kann, ist beinahe ma- Veranstaltungen in der Sternwarte ximal, was auch die scheinbare Helligkeit des Planeten erhöht. Die bekannten Wintersternbilder sind nun zur abendlichen Beobachtungszeit mit ihren zahlreichen, auffällig hellen Sternen in die beste Beobachtungsposition in Richtung Süden gerückt. Das in Zenitnähe stehende Sternbild Fuhrmann ist ein typisches Beispiel für Regionen, durch die sich das Band der Milchstraße erstreckt. Helle sonnennahe Sterne wie die gelb leuchtende Capella und Anhäufungen von schwächeren Sternen sind dafür charakteristisch. Wirklich spektakuläre Beobachtungsobjekte sind einige offene Sternhaufen, als Messierobjekte M36, M37 und M38 bezeichnet (siehe dazu die Zusatzgrafik mit dem Sternbild Fuhrmann und den drei Sternhaufen), die in etwa 4 000 Lichtjahren Entfernung Dutzende von jungen Sternen in Ferngläsern und Teleskopen zeigen. Durch sie wird ein Sternentstehungsgebiet, wie etwa ein Spiralarm der Milchstraße, angedeutet. Auch unser Sonnensystem hat sich aus einer riesigen Molekülwolke mit einer Vielzahl anderer Sterne vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren in solch einem Sternhaufen gebildet. Bei klarer Sicht können die Farbunterschiede bei den hellsten funkelnden Fixsternen erkannt werden, wobei die blauweißen die höchsten Oberflächentemperaturen (bis 20 000 Grad Celsius) aufwei- Gelegenheit zu vertieften Einblicken mit den Teleskopen der Volkssternwarte Marburg haben Besucher jeweils freitags am 13., 20. und 27.Februar ab 20 Uhr bei klarem Wetter. Interessierte können tagsüber an den Sonntagen von 13 bis 15 Uhr die Sonne mit Sonnenflecken und Protuberanzen in verschiedenen Wellenlängen beobachten, wenn das Wetter es zulässt. Am 6. Februar, dem Tag der Oppositionsstellung des Riesenplaneten Jupiter, referiert Reiner Boulnois ab 20 Uhr zum Thema „Besonderheiten im System der Jupitermonde“, worbei er auch die gegenseitigen Jupiterereignisse darstellen wird. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. im Schulzentrum in Kirchhain, Dresdener Straße 18 (Telefon 0 64 22 / 75 99), statt. Aktuelle Informationen gibt es immer auf der Website des Vereins www.vsmr.de.