FÜR JUNGE GÄRTNER

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PFLANZEN KENNEN
Blattstauden für
schattige Standorte
www.azubikolleg.de
MEHR INFOS:
Unterschiedliche
Blattstauden: Hosta
crispula, H. sieboldiana
‘Elegans’, Helleborus
niger, Brunnera macrophylla und Aconitum
chön ist nicht immer gleich
bunt. In einer Zeit, die ohnehin in Farben schwelgt,
empfindet mancher Kunde dezente
Kontraste als Wohltat. Deshalb ist es
gut, Alternativen zu kennen. Eine
Alternative ist, mit Formen, Strukturen, Texturen und den vielen Abwandlungen der Farbe Grün zu arbeiten. Der Begriff „Blattstaude“ soll
dabei für all jene ausdauernden,
krautigen Pflanzen stehen, bei denen das Blatt und nicht die Blüte im
Vordergrund steht.
S
großen Blätter nicht. Die meisten
Blattstauden wollen deshalb entweder im Halbschatten oder Schatten,
beziehungsweise am Wasserrand
verwendet werden. Zu der Gruppe
gehören Farne, einziehende Waldstauden wie Aronstab (Arum), Funkien (Hosta), Dreiblatt (Trillium) und
Alpenveilchen (Cyclamen) und ausdauernde Schattenstauden und Gräser wie Lungenkraut (Pulmonaria),
Purpurglöckchen (Heuchera), Kaukasisches Vergißmeinnicht (Brunnera) und Haselwurz (Asarum).
Schattige Herkunft
Floristische Dinosaurier
Gerade der Schatten ist eine Schatzkammer für Blattstauden. Das wenige Licht in den Wäldern, aus denen
die meisten Pflanzen dieser Gruppe
stammen, muss optimal genutzt werden. Große Blattflächen erlauben es
Photosynthese zu betreiben und
Wasser und Nährstoffe, die zum Aufbau großer Blattspreiten benötigt
werden, sind im schattigen Unterholz meist ausreichend vorhanden.
Gleichzeitig schränken große Blätter
die Verwendung auch ein. Ausreichend Nährstoffe und Wasser sind
Voraussetzung. Sonne vertragen die
Farne gehören zu einer der erfolgreichsten Gruppen der Pflanzengeschichte und sind die wahren Könige des Schattens. Viele Arten kommen mit geringen Lichtmengen aus
und erlauben auch in ungünstigen
Lagen filigrane Gestaltungen. Dabei
lassen sich Ausläufer treibende und
Horst bildende Farne unterscheiden. Die schönsten Farne sind möglicherweise die „Trichterfarne“, eine große Gruppe von Farnen, deren
dicht zusammenstehenden Wedel
einen Trichter bilden. Die meisten
Arten dieser Gruppe sind Horst bil-
11/ 2002
dend, nur der feuchtigkeitsliebende
Straußfarn (Matteucia struthiopteris) wuchert durch Ausläufer. Attraktive Horstfarne für den Schatten
sind Frauenfarn (Athyrium filixfemina), Dornfarn (Dryopteris cathusiana), Rotschleierfarn (D. erythrosora) und Filigranfarn (Polystichum setiferum). Farne mit Ausläufern lassen sich schwieriger einsetzen. Neben dem Perlfarn (Onoclea
sensibilis) ist der heimische Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) ein nicht
zu aufdringlicher Begleiter in Staudenpflanzungen. Straußfarn ist nur
als Partner von Gehölzen oder
Hochstauden zu empfehlen.
Dauerhafte Funkien
Die Gattung Hosta gehört ebenfalls
zu den ganz großen Entdeckungen
für den Schatten. Die artenreiche
Gattung, die in Ostasien verbreitet
ist, ermöglicht mit Farben, Formen
und Größen zu spielen. Wuchsverhalten und -größe der einzelnen Arten ist höchst unterschiedlich, so
dass sich alleine aus Funkien spannende Staudenpflanzungen aufbauen
lassen. Wichtige Arten sind die
Große Blaublatt-Funkie (Hosta sie-
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Matteucia
struthiopteris
braucht viel
Platz
zählen zu den Knollenpflanzen (Geophyten), die in heimischen Wäldern noch mit einer weiteren Art
vertreten sind: Der Aronstab (Arum
maculatum) hat neben wohlgeformten Blättern auch auffallenden Beerenschmuck zu bieten.
Brunnera & Co.
boldiana ‘Elegans’), Glockenfunkie
(H. ventricosa) Lanzenblatt-Funkie
(H. lancifolia) und zahllose Arten
ohne deutschen Namen. Die Auslese
und Kreuzung hat eine Reihe weiterer Hybriden hervorgebracht, die
noch andere Aspekte für die Gestaltung mitbringen. Die Farben der
Blätter schwanken von Graugrün
über Hellgrün bis Dunkelgrün. Die
Blüten sind weiß oder violett. H. ventricosa ist dabei die imposanteste
Blütenpflanze. Die meisten Funkien
sind wenig anspruchsvoll und an zusagendem Standort auch äußerst
langlebig. Ideal also für die gärtnerische Nutzung. Aufgrund ihres späten
Austriebs sind Funkien für Unterpflanzungen aus Blumenzwiebeln
wie Eranthis, Galanthus oder Scilla,
prädestiniert.
Heimische Blattstauden
Die heimischen Blattstauden sind
weniger spektakulär als asiatische
oder amerikanische Vertreter. Eine
Ausnahme machen dabei die Farne,
denn viele der zuvor beschriebenen
Arten sind in den mitteleuropäischen Wäldern zu Hause. Dazu
gehören auch noch nicht genannte
Arten wie Rippenfarn (Blechnum
spicatum) und Hirschzungenfarn
(Phyllitis scolopendrium), zwei
sehr markante Geschöpfe.
Auch einige heimische Gräser
lassen sich als Blattstauden bezeichnen, gilt die Aufmerksamkeit
doch in erster Linie ihrem Blattschopf. Beispiele sind die RiesenSegge (Carex pendula), die an zusagendem Standort auch zu einem Samenunkraut werden kann, WaldSegge (C. sylvatica) und Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica).
Weitere attraktive Blattstauden
sind das Lungenkraut (Pulmonaria
maculata) mit weiß gepunkteten
Blättern, der immergrüne Haselwurz
(Asarum europaeum) und das
schutzbedürftige Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens). Besser sind
hier die in Südosteuropa und Kleinasien verbreiteten Cylamen hederifolium und C. coum. Alpenveilchen
Eine Reihe weiterer Blattstauden
lässt sich im Schatten einsetzen.
Brunnera macrophylla ist eine besonders vielseitige Pflanze, die nicht
nur wegen der herzförmigen Blätter
verwendet werden sollte. Die wenig
anspruchsvolle Pflanze erfreut im
Frühjahr lange mit himmelblauem
Blütenflor.
Auch die Hybriden von Bergenia
haben wenig Ansprüche an den
Standort. Absonnige oder halbschattige Lagen werden gerne angenommen. Die winter- bis immergrünen Blätter färben sich bei einigen Sorten lebhaft rot.
Auch die Schaublätter (Rodgersia)
lieben absonnige, frische Lagen. Die
riesigen Blätter sind ebenso attraktiv wie die weißen Blütenstände.
Häufig im Angebot sind R. aesculifolia, R. pinnata und R. podophylla.
Mit Blattstauden zu gestalten,
heißt also nicht unbedingt, auf die
Farbe zu verzichten. Denn viele
Blattstauden sind in der Lage, kräftige Farbakzente zu setzen. Aber alleine das Kombinieren von Blattformen und -farben kann schon zu
reizvollen Ergebnissen führen.
Text und Bilder: Tjards Wendebourg
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Athyrium filix-femina
Farne
Dryopteris carthusiana
Matteucia struthiopteris
Polystichum setiferum
Hosta venusta
Funkien
Hosta crispula
Hosta fortunei
Hosta sieboldiana
Hosta ventricosa
11/ 2002
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Arum italicum
Knollenpflanzen
Arum maculatum
Cyclamen hederifolium
Trillum sessile
Pulmonaria saccharata
Ausdauernde Stauden
Bergenia cordifolia
Brunnera macrophylla
Heuchera micrantha
Rodgersia pinnata
MEHR INFOS:
ATTRAKTIVE BLATTSTAUDEN FÜR SCHATTIGE BEREICHE
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