W I S S E N FÜR JUNGE GÄRTNER 6 PFLANZEN KENNEN Blattstauden für schattige Standorte www.azubikolleg.de MEHR INFOS: Unterschiedliche Blattstauden: Hosta crispula, H. sieboldiana ‘Elegans’, Helleborus niger, Brunnera macrophylla und Aconitum chön ist nicht immer gleich bunt. In einer Zeit, die ohnehin in Farben schwelgt, empfindet mancher Kunde dezente Kontraste als Wohltat. Deshalb ist es gut, Alternativen zu kennen. Eine Alternative ist, mit Formen, Strukturen, Texturen und den vielen Abwandlungen der Farbe Grün zu arbeiten. Der Begriff „Blattstaude“ soll dabei für all jene ausdauernden, krautigen Pflanzen stehen, bei denen das Blatt und nicht die Blüte im Vordergrund steht. S großen Blätter nicht. Die meisten Blattstauden wollen deshalb entweder im Halbschatten oder Schatten, beziehungsweise am Wasserrand verwendet werden. Zu der Gruppe gehören Farne, einziehende Waldstauden wie Aronstab (Arum), Funkien (Hosta), Dreiblatt (Trillium) und Alpenveilchen (Cyclamen) und ausdauernde Schattenstauden und Gräser wie Lungenkraut (Pulmonaria), Purpurglöckchen (Heuchera), Kaukasisches Vergißmeinnicht (Brunnera) und Haselwurz (Asarum). Schattige Herkunft Floristische Dinosaurier Gerade der Schatten ist eine Schatzkammer für Blattstauden. Das wenige Licht in den Wäldern, aus denen die meisten Pflanzen dieser Gruppe stammen, muss optimal genutzt werden. Große Blattflächen erlauben es Photosynthese zu betreiben und Wasser und Nährstoffe, die zum Aufbau großer Blattspreiten benötigt werden, sind im schattigen Unterholz meist ausreichend vorhanden. Gleichzeitig schränken große Blätter die Verwendung auch ein. Ausreichend Nährstoffe und Wasser sind Voraussetzung. Sonne vertragen die Farne gehören zu einer der erfolgreichsten Gruppen der Pflanzengeschichte und sind die wahren Könige des Schattens. Viele Arten kommen mit geringen Lichtmengen aus und erlauben auch in ungünstigen Lagen filigrane Gestaltungen. Dabei lassen sich Ausläufer treibende und Horst bildende Farne unterscheiden. Die schönsten Farne sind möglicherweise die „Trichterfarne“, eine große Gruppe von Farnen, deren dicht zusammenstehenden Wedel einen Trichter bilden. Die meisten Arten dieser Gruppe sind Horst bil- 11/ 2002 dend, nur der feuchtigkeitsliebende Straußfarn (Matteucia struthiopteris) wuchert durch Ausläufer. Attraktive Horstfarne für den Schatten sind Frauenfarn (Athyrium filixfemina), Dornfarn (Dryopteris cathusiana), Rotschleierfarn (D. erythrosora) und Filigranfarn (Polystichum setiferum). Farne mit Ausläufern lassen sich schwieriger einsetzen. Neben dem Perlfarn (Onoclea sensibilis) ist der heimische Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) ein nicht zu aufdringlicher Begleiter in Staudenpflanzungen. Straußfarn ist nur als Partner von Gehölzen oder Hochstauden zu empfehlen. Dauerhafte Funkien Die Gattung Hosta gehört ebenfalls zu den ganz großen Entdeckungen für den Schatten. Die artenreiche Gattung, die in Ostasien verbreitet ist, ermöglicht mit Farben, Formen und Größen zu spielen. Wuchsverhalten und -größe der einzelnen Arten ist höchst unterschiedlich, so dass sich alleine aus Funkien spannende Staudenpflanzungen aufbauen lassen. Wichtige Arten sind die Große Blaublatt-Funkie (Hosta sie- 33 PFLANZEN KENNEN 6 W I S S E N FÜR JUNGE GÄRTNER Matteucia struthiopteris braucht viel Platz zählen zu den Knollenpflanzen (Geophyten), die in heimischen Wäldern noch mit einer weiteren Art vertreten sind: Der Aronstab (Arum maculatum) hat neben wohlgeformten Blättern auch auffallenden Beerenschmuck zu bieten. Brunnera & Co. boldiana ‘Elegans’), Glockenfunkie (H. ventricosa) Lanzenblatt-Funkie (H. lancifolia) und zahllose Arten ohne deutschen Namen. Die Auslese und Kreuzung hat eine Reihe weiterer Hybriden hervorgebracht, die noch andere Aspekte für die Gestaltung mitbringen. Die Farben der Blätter schwanken von Graugrün über Hellgrün bis Dunkelgrün. Die Blüten sind weiß oder violett. H. ventricosa ist dabei die imposanteste Blütenpflanze. Die meisten Funkien sind wenig anspruchsvoll und an zusagendem Standort auch äußerst langlebig. Ideal also für die gärtnerische Nutzung. Aufgrund ihres späten Austriebs sind Funkien für Unterpflanzungen aus Blumenzwiebeln wie Eranthis, Galanthus oder Scilla, prädestiniert. Heimische Blattstauden Die heimischen Blattstauden sind weniger spektakulär als asiatische oder amerikanische Vertreter. Eine Ausnahme machen dabei die Farne, denn viele der zuvor beschriebenen Arten sind in den mitteleuropäischen Wäldern zu Hause. Dazu gehören auch noch nicht genannte Arten wie Rippenfarn (Blechnum spicatum) und Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium), zwei sehr markante Geschöpfe. Auch einige heimische Gräser lassen sich als Blattstauden bezeichnen, gilt die Aufmerksamkeit doch in erster Linie ihrem Blattschopf. Beispiele sind die RiesenSegge (Carex pendula), die an zusagendem Standort auch zu einem Samenunkraut werden kann, WaldSegge (C. sylvatica) und Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica). Weitere attraktive Blattstauden sind das Lungenkraut (Pulmonaria maculata) mit weiß gepunkteten Blättern, der immergrüne Haselwurz (Asarum europaeum) und das schutzbedürftige Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens). Besser sind hier die in Südosteuropa und Kleinasien verbreiteten Cylamen hederifolium und C. coum. Alpenveilchen Eine Reihe weiterer Blattstauden lässt sich im Schatten einsetzen. Brunnera macrophylla ist eine besonders vielseitige Pflanze, die nicht nur wegen der herzförmigen Blätter verwendet werden sollte. Die wenig anspruchsvolle Pflanze erfreut im Frühjahr lange mit himmelblauem Blütenflor. Auch die Hybriden von Bergenia haben wenig Ansprüche an den Standort. Absonnige oder halbschattige Lagen werden gerne angenommen. Die winter- bis immergrünen Blätter färben sich bei einigen Sorten lebhaft rot. Auch die Schaublätter (Rodgersia) lieben absonnige, frische Lagen. Die riesigen Blätter sind ebenso attraktiv wie die weißen Blütenstände. Häufig im Angebot sind R. aesculifolia, R. pinnata und R. podophylla. Mit Blattstauden zu gestalten, heißt also nicht unbedingt, auf die Farbe zu verzichten. Denn viele Blattstauden sind in der Lage, kräftige Farbakzente zu setzen. Aber alleine das Kombinieren von Blattformen und -farben kann schon zu reizvollen Ergebnissen führen. Text und Bilder: Tjards Wendebourg 34 Athyrium filix-femina Farne Dryopteris carthusiana Matteucia struthiopteris Polystichum setiferum Hosta venusta Funkien Hosta crispula Hosta fortunei Hosta sieboldiana Hosta ventricosa 11/ 2002 www.azubikolleg.de Arum italicum Knollenpflanzen Arum maculatum Cyclamen hederifolium Trillum sessile Pulmonaria saccharata Ausdauernde Stauden Bergenia cordifolia Brunnera macrophylla Heuchera micrantha Rodgersia pinnata MEHR INFOS: ATTRAKTIVE BLATTSTAUDEN FÜR SCHATTIGE BEREICHE