PFLANZEN + SORTIMENTE Wegrandgestaltung mit Hosta (Thomas Reinhardt, Wainscott/NY, USA) Stauden & Zwerghosta Riesenfunkien Herzblattlilie, Funkie oder botanisch Hosta – hier ein kleiner Ausschnitt aus dem riesigen Sortiment dieser Gattung, bei der sich zum Teil die Bezeichnungen veränderten. Hosta ‘Frühlingsgold’, Austrieb 10 1/2003 D Hosta ‘Solarkugel’ Hosta ‘Fortunei Albomarginata’ Jungpflanze ‘Sum and Substance’ ie Gattung Hosta hat im letzten Vierteljahrhundert enorme Aufwertung erfahren, wobei die Züchtertätigkeit, besonders in den USA, als Initialzündung diente. Aus einem überschaubaren Sortiment mit meist falschen botanischen Bezeichnungen ist eine Sortenflut entstanden, die manchen Staudengärtner fast verzweifeln lässt. Dazu kommt die nicht gerade üppige Vermehrungsrate (Teilung), denn nur wenige wurden in die Labors zur In-vitro-Vermehrung aufgenommen. Trotz mancher durchaus beachtlicher Blüte ist die Hosta primär eine Blattschmuckstaude. Hauptsächlich wird sie in der Gestaltung von Gärten, vor allem von Halbschattenpartien eingesetzt. Auch die Floristen haben den Wert dieser Staude erkannt und verwenden das Laub als Blattschmuck in Gebinden, wenn auch nicht alle Sorten diesen Zweck gleich gut erfüllen. Bei der Mehrzahl der Sorten handelt es sich um mittelgroße Züchtungen, die sich für beide Einsatzzwecke eignen. Zwerge und Riesen gibt es ebenfalls im Sortiment, und auch andere Einsatzzwecke bieten sich an. Kleine und mittelgroße Arten/Sorten Hosta-Gruppe, vorne ‘Tokudama’ 1/2003 Die kleinste Art ist die in Japan und Korea beheimatete Hosta venusta mit 10 bis 15 cm Pflanzenhöhe. Die Zwergform heißt ‘Minor’. Deren Blattpolster sind nur 3 bis 5 cm hoch und die Blattspreite misst ganze 1,5 cm. Dieser Extremzwerg ist nur für besondere Steingartenplätze geeignet oder als Komponente in Trögen und Schalen, wobei wie bei den meisten Hosta ein halbschattiger bis absonniger Platz vorgezogen wird. Lange Zeit war auch eine weiß-panaschierte Form im Handel, als H. venusta ssp. variegata bekannt. Forschungen haben aber ergeben, dass es sich nicht um die Art, sondern um eine Hybride handelt, an der H. venusta beteiligt ist. Unter der Bezeichnung ‘Masquerade’ ist sie nun verbreitet. Von den kleinen Arten ist auch H. minor zu erwähnen, welche niedere Horste aus mehr rundlichen grünen Blättern bildet. H. kikutii var. yakushimensis hat kleine, schmale, etwas gedrehte Blattflächen. Sie ist mehr auf eine sauere Bodenreaktion angewiesen als andere. Ähnlich dieser ist die Sorte ‘Japanboy’. ‘Japangirl’ tendiert wieder mehr zu H. minor, beide Sorten sind namenlose Direktbezüge aus Japan gewesen und hier benannt worden. Leicht größer ist die Sorte ‘Goldene Woge’, welche bodendeckende Eigenschaften hat und im Frühling in der Laubfarbe mehr zu Gelb tendiert. Als Bodendecker kann auch ‘Vera Verde’ dienen, da angewiesen sind. Im Garten ausgepflanzt, entwickeln sich zuerst beachtliche Pflanzen, die aber nach einigen Jahren bald abbauen oder ganz verschwinden, falls nicht regelmäßig nachgedüngt wird. Hosta gehören zwar zu den langlebigen Stauden, aber nicht alle Sorten halten über 50 Jahre am gleichen Platz aus – wie eine Pflanze, die im Botanischen Garten Hof nachweislich auf dieses Alter gekommen ist. In den Gelbbereich gehören auch Sorten wie ‘Lancifolia’ und ‘Frühlingsgold’. Die alte Artbezeichnung H. lancifolia ist nicht mehr gültig. Schöne kleine Horste bilden ‘Yellow Splash’, deren grüne Blätter ein hellgelber Rand Bei der MEHRZAHL der Sorten handelt es sich um MITTELGROSSE ZÜCHTUNGEN sie Ausläufer bildet. Dieser Abkömmling von H. gracillima wird etwa 12 cm hoch, die Blätter besitzen einen schmalen weißen Rand. Die Pflanze mag Schatten, verträgt aber teilweise Sonne. Sie eignet sich mehr für naturnahe Gestaltungen, da sie etwas unkontrolliert wächst. Eine hübsche kleine Funkie ist die weißrandige Form von H. helenioides, die nach der neuen Nomenklatur ‘Helenioides Albopicta’ heißt, da sie nach neueren Forschungen eine Hybride ist. In diese weiß panaschierte, kleinblättrige Gruppe gehört auch die Sorte ‘Silberlöffel’. Auch in der gelb-grünen Blattfarbenkombination gibt es hübsche kleine Sorten. Bekannt ist der in den USA verbreitete Sieboldii-Abkömmling ‘Kabitan’, der fast identisch ist mit der aus Japan stammenden namenlosen Art, die die Bezeichnung ‘Rheingold’ erhielt. Die letztgenannte Sorte ist allerdings wüchsiger. Beide gehören zu den Funkien, welche auf ein nahrhaftes Substrat ziert, und ‘Sea Sprite’, die gelbe Blätter und einen grünen Rand hat. Die letztgenannte tendiert zur mittelgroßen Gruppe. Bei den kleinen Sorten gibt es auch Züchtungen mit bläulichen Blättern, zum Beispiel ‘Amanuma’. Diese Sorte ist in Japan entstanden, wahrscheinlich aus einer Kreuzung von H. venusta × H. capitata. Große Arten/Sorten Eine alte, bekannte Sorte aus diesem Bereich ist H. ‘Elata’, an deren Entstehung H. montana beteiligt und die früher als Art in den Namensverzeichnissen vertreten war. Der heutige Star unter den wuchtigen Hintergrund-Funkien ist die Sorte ‘Sum and Substance’. Blatthorste mit 75 cm Höhe und 60 cm Breite sind keine Seltenheit, aus denen dann noch die hohen Blütenrispen treiben. Die bis 25 cm langen und 12 cm breiten Blätter zeigen einen goldgelben Farbton. Die Pflanze verträgt Sonne verhältnismäßig gut. 11 PFLANZEN + SORTIMENTE Hosta sieboldiana am Weg Enorm WUCHTIGE PFLANZEN bilden die Sorten der Fortunei-Gruppe Hosta ‘Naseweis’ Der Größeneindruck bei Hosta wird nicht nur durch das Höhenwachstum vermittelt, sondern auch durch die Durchmesser der Blatthorste im Alter. Enorm wuchtige Pflanzen bilden die Sorten der FortuneiGruppe, die jetzt alle keinen Art-Status mehr haben, sondern Sorten sind. Dazu gehört besonders Karl Foersters Große Weißrandfunkie, H. ‘Fortunei Albomarginata’, aber auch H. ‘Fortunei Albopicta’ und andere. Bei den weißrandigen Sorten sind zum Beispiel ‘Crispula’, ‘So Sweet’ und 12 ‘Brim Cup’ durchaus beachtlich. Auch im blauem Sektor gibt es Sorten, die im Alter wuchtig erscheinen, wie ‘Tokudama’, Karl Foersters Blaue Löffelblattfunkie. Die vielen Sorten der Tardiana-Gruppe spielen hier ebenfalls eine Rolle wie ‘Halcyon’, ‘Blue Diamond’ und weitere. Zu erwähnen ist auch H. sieboldiana. Im Gelbbereich ist zwischen den Frühlingsgelben und den Sommergelben zu unterscheiden. Bei den erstgenannten hat sich ‘Solarkugel’ als sehr wüchsig erwiesen, alte Horste sind 75 cm und mehr breit. Bei den Sommergelben hat ‘Sea Dream’ eine enorme Energie. Sie hat blassgelbes Laub mit einem schmalen weißen Rand. Ein Publikumsliebling ist die hochwüchsige Sorte ‘Sagae’, die früher als H. fluctuans ‘Variegata’ im Handel war. Deren großen blaugrünen Blattspreiten sind von einem hellgelben Rand umgeben. Die bei uns entstandene Sorte ‘Naseweis’ zeigt sehr stabile, gehämmerte Blattspreiten, ältere Horste haben 100 cm Durchmesser. Etwas niedriger, aber durchaus kräftig ist ‘Sea Thunder’ mit grünem Blatt und weißer, federiger Zeichnung in der Mitte. Bleibt noch, auf H. plantaginea hinzuweisen, die voll sonnenverträglich ist, was man den Blättern mit der dünnen Substanz gar nicht ansieht, und die nur an solchen Plätzen die weißen, duftenden Blüten entwickelt. Bei den kräftigen Hosta-Sorten hat sich in den letzten Jahren verstärkt die Verwendung als Kübelpflanze durchgesetzt. Eigene Versuche haben gezeigt, dass sie in den Behältern ziemlich ausdauernd sind, sie stehen hier schon unverpflanzt sechs Jahre. Da sie nicht als Containerpflanzen in die Terrakottakübel gestellt, sondern direkt in diese gepflanzt wurden, haben sie sich besonders gut entwickelt. Lediglich ein Kübel wurde durch den Wurzeldruck gesprengt – es kommt eben auf die Qualität der Terrakotta-Ware an. Die Kübel bleiben im Winter im Freien, sie werden mit Falllaub bedeckt, das mit einigen Koniferenästen festgehalten wird. Im Sommer wird dafür gesorgt, dass der Untersetzer immer etwas Wasser enthält, was gut vertragen wird. Einen dekorativen Verwendungszweck großblättriger Hosta wurde in England gesehen. In Terrassenflächen wurden einzelne Platten ausgespart und diese Stellen mit Funkien bepflanzt. Eine empfehlenswerte Möglichkeit, falls die Fläche nicht gerade in voller Sonne liegt. Text und Bilder: Dr. Fritz Köhlein, Bindlach BEZUGSQUELLE Blattgrün, Gaby Braun-Nauerz Willstätterstraße 1, 38116 Braunschweig, Telefon 0531/512529, Fax 515364 E-Mail [email protected], www.blattgruen.com 1/2003