JOHANN FREI DIPL. ARCHITEKT ETH/SIA HINTERDORFSTRASSe 29 8405 WINTERTHUR TEL. FAX. 052 232 08 64 052 233 28 71 e-mail: http:// [email protected] www.frei-architekturbuero.ch LAUSANNE BÜROREISE 14. & 15. SEPTEMBER 2012 1 2 1 | INFORMATIONEN INHALTSVERZEICHNIS 1 | ALLGEMEINE REISEINFORMATIONEN 4 5 6 Allg. Informationen Kartenausschnitt Lausanne Reiseprogramm 2 | BAUTEN 8 10 11 12 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 28 29 Lausanne Bahnhof Lausanne Metro Kathedrale „Notre Dame“ Musée cantonal des Beaux-Arts Wettbewerb für das neue MCBA Fondation de l‘Hermitage Tour de Sauvabelin Wakkerpreis 2011 Karte Wakkerpreis 2011 Malley | Viadukt du Galicien Collège du Léman | Silo OBI Die Chocolaterie | ECAL Place du Marché | Hôtel de Ville Collège Tombay II | Kantonsarchiv Romanische Kirche | Hafen des Pierrettes Rolex Leraning Center Olympisches Museum International Olympic Committee 3 | ARCHITEKTEN & KÜNSTLER 30 31 32 33 Asger Jorn SANAA Barozzi Veiga Henri-Louis Wakker 4 | KARTEN 34 35 Liniennetz Busse Übersichtsplan Lausanne 3 1 | INFORMATIONEN INFORMATIONEN Herberge: Auberge de Jeunesse ch. du Bois-de-Vaux 36 1007 Lausanne www.youthhostel.ch/lausanne [email protected] Tel: 021 626 02 22 Fax: 021 626 02 26 4 1 | INFORMATIONEN KARTE 5 4 2 7 1 6 8 1 Jugendherberge 6 IOC 2 Kathedrale Notre Dame 7 Rolex Learning Center 3 Musée cantonal des Beaux-Arts 8 Ouchy 4 Fondation de l‘Hermitage 9 Olympisches Museum 5 Tour de Sauvabelin 3 9 Bahnhof Lausanne 5 1 | INFORMATIONEN REISEPROGRAMM Freitag 14. September 2012 06.58 Uhr Abfahrt in Winterthur, Gleis 3, Speisewagen (Ab Bern im reservierten 2. Klass-Abteil) 09.40 Uhr Ankunft in Lausanne 10.00 Uhr - 12.15 Uhr Führung durch Altstadt, Quartier der Flon, Quartier der Cité, Palaud-Platz und Beichtigung der gotischen Kathedrale „Notre Dame“ 14.00 Uhr Fondation de l‘Hermitage Mittagessen/Pick-Nick im Museumskaffe oder im Park Freiwillige Besichtigung der Austellung von Asger Jorn 16.00 Uhr Tour de Sauvabelin ab 17.00 Uhr Abholen der Fahrräder beim Bahnhof Bezug der Jugendherberge Lausanne 19.00 Uhr Nachtessen individueller Ausgang 6 1 | INFORMATIONEN Samstag 15. September 2012 07.30 Uhr Frühstück in der Jugendherberge 09.00 Uhr Velotour Besichtigung Wakker-Preis 2011 12.00 Uhr Besuch EPFL & Rolex Learning Center Mittagessen/Picknick auf dem EPFL-Campus 13.30 Uhr Velotour IOC & olympisches Museum 15.00 Uhr Parkanlage Ouchy 15.30 Uhr Abfahrt mit Schiff von Lausanne-Ouchy Richtung Vevey 16.17 Uhr Ankunft Rivaz-St.Saphorin 16.30 Uhr Degustation bei Alexander Chappuis 17.45 Uhr Abfahrt mit Schiff von Rivaz-St.Saphorin 18.32 Uhr Ankunft in Lausanne-Ouchy 19.20 Uhr Abfahrt in Lausanne, Gleis 1 22.05 Uhr Ankunft in Winterthur 7 2 | BAUTEN LAUSANNE Lausanne liegt auf 495 m ü. M. (Stadtzentrum) im Waadtländer Mittelland, an den durch mehrere Täler gegliederten Hängen am nördlichen Ufer des Lac Léman. Im Bereich des Stadtzentrums treffen die heute grösstenteils überdeckten Bäche Louve und Flon zusammen. Durch denen Täler wird das Stadtzentrum in die drei Hügel Cité, Le Bourg und Saint-Laurent unterteilt. Lausanne gehört mit seinen rund 137‘000 Einwohnern zu den grössten Gemeinden der Schweiz. Die Stadt Sie Stadt ist ein bedeutendes Wirtschafts-, Kultur- und Bildungszentrum sowie eine wichtige Verkehrsdrehscheibe in der Westschweiz. Lausanne ist Sitz verschiedener Sportweltverbände. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat seinen Hauptsitz in Lausanne und seit 1993 befindet sich dort auch das Olympische Museum. sich im Bereich des heutigen Vidy, am Umschlagplatz von den Handelsschiffen auf dem Lac Léman auf Pferdefuhrwerke, ein gallorömischer Vicus, dessen Bewohner im 2. Jahrhundert n. Chr. erstmals erwähnt wird. Der Ortsname kann auf eine keltische Bildung aus lausā „Steinplatte“ und dem in Gewässernamen häufigen Suffix -ŏnna zurückgeführt werden, die ursprünglich vielleicht den Flon bezeichnete. Die Siedlung erreichte vermutlich eine Grösse von 1,2 km Länge und 250 m Breite und war damit der grösste Vicus auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Im Laufe des 3. Jahrhunderts wurde diese Römersiedlung durch Einfälle der westgermanischen Alemannen bedrängt und wahrscheinlich um 260 zerstört, aber wohl erst nach der Mitte des 4. Jahrhunderts endgültig aufgegeben. Das Stadtzentrum umfasst die Quartiere La Cité, Le Bourg, La Palud, Saint-Laurent und Le Pont. Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten diese Gebiete die eigentliche Stadt. Danach dehnte sie sich immer weiter aus, und die umliegenden ehemaligen Dörfer und Weiler wurden in das Stadtgebiet inkorporiert, beziehungsweise, sind zu Wohnquartieren geworden. Bereits im 3. Jahrhundert entwickelte sich auf dem Hügel, wo sich heute die Kathedrale befindet, eine kleine Handwerkersiedlung oder ein Refugium. Der Name der Römersiedlung wurde auf diesen Ort übertragen. Im 6. Jahrhundert wurde auf diesem Hügel die erste Kirche errichtet, die dem heiligen Thyrsus geweiht war. Bischof Marius verlegte seinen Sitz in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts von Avenches nach Lausanne und begründete damit das Bistum Lausanne. Er wurde 594 in der damaligen Kirche beigesetzt. Während des 11. Jahrhunderts entwickelte sich Das Stadtgebiet von Lausanne war bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Nach der Eingliederung Helvetiens ins Römische Reich entwickelte 8 2 | BAUTEN Lausanne zu einem politischen, wirtschaftlichen und religiösen Zentrum. Die Stadt wurde zum Zentrum der weltlichen Herrschaft der Bischöfe. In der nachfolgenden Zeit, insbesondere im 12. und 13. Jahrhundert erlebte Lausanne eine eigentliche Blütezeit. Im Jahr 1275 wurde schliesslich die Kathedrale Notre-Dame in Anwesenheit des Papstes Gregor X. und des Königs Rudolf von Habsburg geweiht. seinen Status als Bischofssitz. Dass die Berner die Bevölkerung von Lausanne zu ihren Untertanen machten und Lausanne zu einer Provinzstadt degradierten, wurde von den Einwohnern nur mit Widerwillen hingenommen. Es gab deshalb mehrere Erhebungen gegen die Berner Vorherrschaft. Die Berner richteten 1536 die Vogtei Lausanne ein, die einen wesentlich grösseren Umfang als der heutige Bezirk Lausanne hatte. Die Bürgerschaft von Lausanne, die sich 1234 ihre ersten politischen Rechte erkämpft hatte, erhielt in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Unterstützung von den Grafen von Savoyen gegen die Herrschaft der Bischöfe. 1476 wurde die Stadt von burgundischen Truppen unter Karl dem Kühnen besetzt und nach der Schlacht bei Grandson von den Eidgenossen geplündert. Am 6. Juli 1481 schlossen sich die Cité und die Unterstadt zusammen, die sich vorher unabhängig voneinander entwickelten. Die Stadt schloss 1525 mit Bern und Freiburg Burgrechtsverträge. Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime wurde Lausanne im Gefolge der Waadtländer Revolution 1798 zum Hauptort des Canton du Léman, der während der Helvetik bis 1803 Bestand hatte, und anschliessend mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung im Kanton Waadt aufging. Damit wurde Lausanne zur Hauptstadt des neugeschaffenen Kantons. Ein neues Kapitel in der Geschichte von Lausanne beginnt 1536, als die Berner unter dem obersten Feldhauptmann Hans Franz Nägeli das Waadtland eroberten. Die Bewohner der Stadt begrüssten die Einführung der Reformation, und der damalige Bischof Sebastian von Montfaucon musste nach Savoyen fliehen. Damit verlor Lausanne Als wichtiger Verwaltungssitz erlebte die Stadt im Lauf des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Durch die rege Bautätigkeit wuchs Lausanne bereits um 1900 bis an seine Stadtgrenzen. Projekte einer Eingemeindung der Nachbarorte Renens, Prilly und Epalinges scheiterten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allesamt an der Ablehnung durch die Bevölkerung der Vorstädte. 9 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Monod & Laverrière und Taillens & Dubois BAUJAHR 1856 ADRESSE Place de la Gare 5A | 1003 Lausanne BAHNHOF LAUSANNE Der Bahnhof wurde am 5. Mai 1856 durch die Compagnie de l’Ouest-Suisse im Zuge des Baus der Strecke aus Yverdon–Renens eröffnet und ein erstes Empfangsgebäude errichtet. Mit der Eröffnung der Strecken aus Genf, Villeneuve und Fribourg entwickelte sich der Bahnhof der waadtländischen Hauptstadt jedoch zu einem wichtigen Eisenbahnknoten. Schon 1863 mussten die Bauten den gewachsenen Bedürfnissen angepasst werden, dies wurde mit Um- und Anbauten an das bestehende Gebäude erledigt. Als 1906 die Eröffnung des Simplontunnels bevorstand und klar wurde, dass durch diese Eröffnung die Bedeutung Lausannes als Bahnknoten noch steigen würde, wurde ein neuer Bahnhofsbau vorgesehen, da derjenige von 1856 den Anforderungen nicht mehr genügt hätte. Die Jura-Simplon-Bahn begann schon 1899 mit der Planung eines Totalumbaues des Bahnhofes. Das daraufhin modifizierte Projekt wurde im Februar 1903 nochmals von der JS vorgelegt. Kurz darauf wurde die JS in die SBB integriert, und diese bemängelte vor allem den vorgesehenen Umbau des Aufnahmegebäudes. Anstelle eines Umbaus sei vor allem aus betriebstechnischen Gründen ein Neubau vorzuziehen. Die Pläne für die Erweiterung der Gleisanlagen wurden hingegen als brauchbar angesehen und mit einigen Änderungen und Ergänzungen auch umgesetzt. Diese waren in Hinblick auf die Eröffnung des Simplontunnels im Jahr 10 1906 notwendig, da die bestehenden Anlagen nicht mehr den Bedürfnissen entsprachen. Nachdem die Gleisanlagen im Jahr 1908 umgebaut waren, schrieb man einen „Wettbewerb zur Erlangung von Fassadenentwürfen für das Dienst-, Empfangs- und Restaurationsgebäudes“ aus. Dieser Wettbewerb wurde von J. Taillens und Ch. Debois aus Lausanne mit dem Projekt „APS“ gewonnen, wobei bei diesem Projekt E. Monod und A. Laverrière als Mitarbeiter tätig waren. Diesen vier Architekten wurde von der SBB-Kreisdirektion I die Weiterbearbeitung übertragen. Als Grundlage sollte allerdings nicht das erstplatzierte Projekt, sondern das drittplatzierte Projekt „Denis-Papin“ dienen, welches vom Architekturbüros Monod & Laverrière unter Mitarbeit von Taillens & Dubois eingereicht worden war. Mit den Bauarbeiten konnte am 1. Januar 1911 begonnen werden, wobei schon am 4. Januar 1911 ein Provisorium für den Personenverkehr in Betrieb genommen werden musste, um das alte Gebäude abbrechen zu können. Die (heutige) Bahnhalle wurde von der Firma Wartmann & Vallet aus Genf in einer viermonatigen Montage aufgestellt, welche im März 1912 abgeschlossen werden konnte. Der Gebäudeteil des Aufnahmegebäudes konnte am 22. Dezember 1913 in Betrieb genommen werden, der Restaurationsteil am 1. April 1916. Der Flügelbau für den Bahndienst konnte dagegen erst im Herbst 1916 fertiggestellt werden. 2 | BAUTEN METRO Mit der Metrolinie M2 erhält der öffentliche Verkehr in Lausanne ein neues Rückgrat, auf das die Stadt ihr Busnetz neu ausrichtet. Entlang der Metro sind zudem zahlreiche Neubauten geplant. Die Stadt hat die Dynamik genutzt, um einen veritablen Stadtumbau vorzubereiten: „Metamorphose“ heisst das Projekt, das neue Sportstätten und ein Ökoquartier vorsieht. Die Perlenschnur des Linienplans zählt 14 Stationen. Die tiefsten liegen mehr als zwanzig Meter im Untergrund, andere knapp unter dem Boden und einige gar unter freiem Himmel - so wie es die bewegte Topografie Lausannes eben zuliess. Gemeinsames Merkmal aller Stationen ist die mit Türen durchsetzte Glaswand an den Perronkanten, die für die Sicherheit der automatisch gesteuerten Züge sorgt. Einheitlich zeiht sich auch die „architecture de ligne“ durch alle Stationen. Da für deren Innenausbau kaum Geld zur Verfügung stand, machten die Planer aus der Not eine Tugend: Die Hauptrolle in der Raumgestaltung übernimmt das Ingenierbauwerk, der grau gestrichene Beton. Er bildet den Hintergrund für drei Farbakzente: das Blau der Wände, die zum Licht führen, das Grün-Gelb, das die Treppen begleitet, und das Magenta der Stationsschilder. Ein anthrazitfarbener Plattenboden sorgt für Eleganz, reichlich Licht für ein Gefühl der Sicherheit - ein wichtiger Faktor, damit die Leute die Metro auch benützen. So fällt selbst in die tiefsten Stati- onen noch etwas Tageslicht und die Fluchttreppen sind nicht versteckt, sondern jederzeit gut zu sehen. Die Metrolinie ist ein Quantensprung im öffentlichen Verkehr der Waadtländer Hauptstadt. Der war dringend nötig. 1991 wurde der Tramway du Sud-Ouest Lausannois (TSOL) eröffnet, die S-Bahn, die Innenstadt mit den Hochschulen In Ecublens verbindet. Seither wechselten Die Lausanner Verkehrsbetriebe zwar mehrmals ihr Erscheinungsbild, doch während die Zürcher S-Bahn zum Höhenflug ansetzte, Bern und Basel S-Bahn-Systeme aufbauten und Genf seinen kümmerlichen Tramrest zu einem veritablen Netz ausbaute, änderte sich in Lausanne wenig; selbst das S-Bahn-Netz RER ist noch rudimentär. Als Linie M2 (die TSOL wurde zur M1) bietet die neue Metro nicht nur den Anwohnern schneller Verbindungen, sondern sie ist das neue Rückgrat des öffentlichen Verkehrs. Mit der Metro wird auch das Busnetz neu geknüpft. Kaum eine Linie behielt ihr Trassee bei. Die Busse, die bis anhin langsam und kurvenreich durch die hügelige Stadt zur Place St-François schlängelten, bringen neu ihre Passagiere zur nächsten Station der M2, von wo aus es flott im Untergrund weitergeht. Der „Flon“, der Umsteknoten von M1, M2 und der Lausanneechallens-Bercher-Bahn sowie von zahlreichen Buslinien, wird mit 60 000 Passagieren der drittgrösste Bahnhof der Westschweiz sein. 11 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Unbekannt BAUJAHR 1397-1427 ADRESSE Place de la Cathédrale | 1005 Lausanne KATHEDRALE „NOTRE DAME“ Die Hauptkirche der Stadt Lausanne im Kanton Waadt ist ein eindrucksvolles Bauwerk der Gotik. Sie gilt als Vorreiter der gotischen Baukunst in der gesamten Westschweiz. Sie ist ein Kunstwerk des Bauens mit einer langen Geschichte. Die Grundpfeiler der Kirche datieren bis ins 6. Jahrhundert zurück. Die ursprüngliche Kirche im karolingischen Stil war dem heiligen Thyrsus geweiht. Erst später nannte man sie Saint-Maire. Heute ist sie „unserer heiligen Dame“ gewidmet. Das Bauwerk ist vergleichbar mit der gleichnamigen Kirche von Paris und der Kathedrale von Chartres. Der heutige Bau wurde im 12. und 13. Jahrhundert vollendet. Besonders sehenswert ist das bemalte Südportal. Bildhauerarbeiten schmücken das „Portal peint“, welches anhand der Polychromie sehr bemerkenswert ist. Die Fensterrose aus dem 13. Jahrhundert im Querhaus bietet Ihnen ein farbenfrohes Schauspiel. Sie zeigt die Erde, Luft, Meer, Feuer, Monate, Sternzeichen, Ungeheuer und Jahreszeiten. Das gesamte damalige Weltbild ist hier zusammen getragen. Im linken Seitenschiff ist die Chapelle St. Maurice mit einem holzgeschnitzten Kirchengestühl aus dem 16. Jahrhundert. Vom Südwestturm aus geniesst man einen grandiosen Blick über den Genfer See. Die Kathedrale von Lausanne folgt dem typischen Schema einer gotischen Basilika: An die 12 zweitürmige Westfront schliesst sich das dreischiffige Langhaus an, das in der - durch einen quadratischen Laternenturm - erhöhten Vierung das Querhaus kreuzt. Den östlichen Abschluss bildet der Chor mitsamt Umgang. Trotz der verschiedenen Bauphasen wirkt der Bau stilistisch - etwa in der Wandgliederung - recht einheitlich. Einige Besonderheiten sind jedoch zu erwähnen: So wurde die vom Chorumgang vorgegebene Längsachse der Kirche in den folgenden Bauphasen leicht verschoben. Weiter werden die ersten beiden Joche (Wandabschnitte) des Langhauses gemeinsam von einem sechsteiligen Gewölbe überspannt, während im weiteren Verlauf jedes Joch ein vierteiliges Kreuzrippengewölbe erhielt. Dieser Wechsel ist ein Kennzeichen des Übergangs von der frühen zur Hochgotik, der sich damit in der Lausanner Kathedrale abbildet. Auffällig ist auch das westlichste Joch des Langhauses. Es ist weiter als die anderen und besitzt besonders kräftige Stützen. Diese sollten ursprünglich einen einzelnen Turm in der Flucht des Mittelschiffs tragen. Nachdem diese Lösung zu Gunsten einer Zweiturmfront verworfen wurde, diente das westliche Langhausjoch als Durchlass für eine Strasse, die an dieser Stelle den Kirchenbau kreuzte. Erst im 16.Jh., unter Bischof Aymon de Montfalcon, wurde der Durchgang geschlossen. 2 | BAUTEN 13 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR André Gaspard BAUJAHR 1895 ADRESSE Place de la Riponne 6 | 1014 Lausanne ÖFFNUNGSZEITEN Dienstag bis Donnerstag von 11 bis 18 Uhr | Freitag - Sonntag 11 bis 17 Uhr | Montag geschlossen MUSÉE CANTONAL DES BAUX-ARTS 1808 schlug der Aquarellist Abraham-Louis-Rodolphe Ducros die Schaffung einer Kunstschule vor und bot seine persönliche Sammlung von italienischen Werken aus dem 17. & 18. Jhdt plus seine Eigenen Aquarelle für die studien an. Er starb jedoch bevor seine Idee zum Tragen kam. Der Maler Louis Arlaud spendete ein Teil seines Vermögens für den Bau eines Gebäudes, gross genug um nicht nur eine Kunstschule sondern auch ein Museum unterzubringen. Die erste Austellung öffnete 1841, in der die Werke und Sammlung Ducros ausgestellt wurden. Das aktuelle Museum befindet sich in der zweiten Etage des Palais de Rumine, ein Florentiner Renaissance Gebäude 1904 am Place de la Riponne, im historischen Zentrum von Lausanne gebaut. Gabriel de Rumine, ein in Lausanne geborener Bauingenieur russischer Herkunft, starb 1871 im Alter von 30 Jahren und hinterliess der Stadt ein Legat von 1,5 Millionen Franken. Er stellte die Bedingung, das Vermögen durch Investitionen zu verdoppeln und 15 Jahre nach seinem Tod für den Bau eines öffentlichen Gebäudes zu verwenden. Es bestanden Pläne, die 1537 gegründete Lausanner Akademie zu einer vollwertigen Universität auszubauen, weshalb Rumines Legat wie gerufen kam. Die 1886 von der Stadt eingesetzte Kommission beschloss die Errichtung eines Gebäudes, das die Universität, die kanto- 14 nale Bibliothek und verschiedene Museen beherbergen sollte. Standort sollte der Place de Riponne sein, unmittelbar westlich und unterhalb der alten Akademie gelegen. Die Stadt schrieb im September 1889 einen Architekturwettbewerb aus. Bis zum Abgabetermin Ende April 1890 gingen 36 Projekte ein, die sich durch eine grosse Vielfalt an eingesetzten Stilmitteln auszeichneten. Die Jury vergab den ersten Preis nicht, da keines der Projekte die gestellten Bedingungen vollständig erfüllt hatte. Zunächst entschied sich die Stadt für das Projekt des Drittplatzierten Dominique Demierre. Dieser wurde jedoch später disqualifiziert, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er im gleichen Büro tätig war wie das Jurymitglied Henri-Paul Nénot. Schliesslich erhielt der aus Lyon stammende Gaspard André den Auftrag zugesprochen. Politische Auseinandersetzungen verzögerten den Baubeginn um mehrere Jahre. Die Gegner bemängelten den Standort, die Konzentration zu vieler verschiedener Institutionen an einem Ort und unterlassene Sondierbohrungen im schwierigen Baugrund. Heute beherbergt der Palais de Rumine folgende Institutionen: Kantons- und Universitätsbibliothek Lausanne, Kantonales Museum für Archäologie und Geschichte, Kantonales Kunstmuseum, Kantonales Geologiemuseum, Kantonales Zoologiemuseum, Kantonales Münzkabinett. 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Barozzi Veiga WETTBEWERB 2010 ADRESSE Place de la Gare | 1003 Lausanne WETTBEWERB FÜR DAS NEUE MCBA Vor sechs Jahren führten der Kanton Waadt und die Stadt Lausanne zusammen mit einen offenen Wettbewerb für das Musée cantonal des Beaux-Arts (MCBA) durch, den das junge basler Büro Berrel Wülser Kräutler für sich entschied. Das Projekt, das damlas auf einem Grundstück direkt am See situiert wurde, sah einen grossen monolithischen Kubus vor, der sich unmittelbar vor dem Seeufer aus dem Wasser erheben sollte. Dieses Projekt wurde von der Fondation Franz Weber und lokalen Ineressengruppen bekämpft und unterlag in einer Volksabstimmung. Ein neuer Ort für das MCBA fand sich in Form einer alten Lokomotvenhalle direkt neben dem Hauptbahnhof - in einer Konstruktion in verputztem Backstein unsd Eisenfachwerk aus dem Jahr 1911. Im Programm wurde den Teilnehmern nahegelegt, mit dieser Substanz verantwortungsvoll umzugehen und sie ins Projekt zu integrieren. Mit der neuen Ausgangslage am Bahnhof besteht schliesslich eine überaus reiche Chance für die Schaffung eines Ortes des kulturellen Austauschs und Wirkens, reicher als dies die zwar schöne, aber in Bezug zur Stadt eher periphere Lage am See vermocht hätte. zum Wettbewerb zugelassen, darunter einige sehr bekannte Büros aus dem In- und Ausland. Im Mai 2011 empfahl die Jury der Bauherrschaft das Projekt „Bleu“ von Barozzi Veiga Architekten aus Barcelona zur Ausführung und prämierte weitere sechs Projekte. Das Projekt basiert auf zwei Hauptideen. Zum einen die Definition eines neuen städtischen und öffentlichen Raum für die Stadt zu schaffen. Zum zweiten eine emotionale und symbolische Beziehung mit der Vergangenheit zu erhalten. Das Gebäude des MCBA definiert eine Grenze, wie eine Mauer, die den Platz von den Zügen schützt. MCBA ist ein monolithisches Gebäude, das als neutralen Hintergrund für zwei sorgfältig ausgewählte Elemente der alten Halle von 1911 steht, die seine Industrielle Vergangenheit zeigen. Die Fassade des Mittelschiffs, durch seine grossen Fenster gekennzeichnet, bleibt beibehalten und ist von den Gleisen her sichtbar. Sowie die alten Türen des Lokomotive-Depots auf einem der Seitenschiffe erhalten bleiben. Für den neuen Wettbewerb wurde diesmal ein selektives Verfahren mit einer gut besetzen internationalen Jury gewählt. Diese hat im Oktober 2010 18 Teams von Architekten und Ingenieuren 15 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Louis Wenger BAUJAHR 1842 - 1850 ADRESSE 2 Route du Signal | Case postale 38 | 1000 Lausanne 8 Bellevaux ÖFFNUNGSZEITEN Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr | Donnerstag bis 21 Uhr | Montag geschlossen FONDATION DE L‘HERMITAGE Im Jahre 1841 kauft der Bankier Charles-Juste Bugnion das Grundstück an einem Hügel oberhalb von Lausanne, auf dem die Hermitage steht. Die herrliche Aussicht, die man von hier auf die Kathedrale und den See hat, wurde bereits 1825 von Camille Corot anlässlich eines Besuchs in einem Bild festgehalten. Ch.-J. Bugnion lässt zwischen 1842 und 1850 ein Herrenhaus nach einem gemeinsam mit dem Architekten Louis Wenger erarbeiteten Entwurf errichten, im Park lässt er seltene Bäume anpflanzen. 1976 vermachen die Nachkommen das Gebäude und einen Teil des Parks der Stadt Lausanne. Nach einer sorgfältigen Restaurierung erstrahlt das Gebäude heute wieder in seinem alten Glanz. Die Parkanlage und die seltenen, zur damaligen Zeit unbekannten Bäume sind Jeanne-Marie Bugnion zu verdanken, der Gattin des ersten Hausherren Charles-Juste Bugnion. Seit jener Zeit besteht die grosse Grünfläche vor dem Anwesen, um die herum die verschiedensten Bäume wachsen. Von hier geniesst man eine herrliche Aussicht auf die Kathedrale von Lausanne und den Lac Léman. Die vor mehr als zwanzig Jahren begonnene Sammlung der Fondation de l’Hermitage umfasst heute mehr als 600 Werke. Eine Auswahl der 16 Sammlungsstücke wird regelmässig, parallel zu wechselnden Ausstellungen ausgestellt. Der Grossteil der Sammlung setzt sich aus Schenkungen, Vermächtnissen und Dauerleihgaben zusammen, die seit der Gründung der Stiftung im Jahr 1984 dieser spontan anvertraut wurden, was von der bevorzugten Stellung dieser Einrichtung im Herzen der Waadtländer zeugt. In erster Linie gilt es den reichen Bestand der Familie Bugnion zu erwähnen, zu dem insbesondere eine Porträtsammlung gehört, die bis Mitte des 18. Jahrhunderts zurückreicht, aber auch eine bedeutende Werkgruppe von Bocion. Zu den zahlreichen Schenkungen an die Stiftung zählen Maler des Impressionismus und Postimpressionismus (Sisley, Guillaumin, Morren, Puigaudeau) sowie ein schönes Ensemble Waadtländer Maler des 20. Jahrhunderts (Gleyre, Chavannes, Vallotton, Bosshard, Domenjoz). 1998 wurde die Sammlung durch das aussergewöhnliche Legat von Lucie Schmidheiny bereichert, das Werke der Tiepolo, von Fantin-Latour, Vuillard, Degas und Braque umfasst. Kürzlich hat auch die Fondation eine wichtige Werkgruppe von Suzanne Valadon erhalten. Verschiedene Mäzene ermöglichten bedeutende Erwerbungen, so auch im Jahr 2000 eines Gemäldes von Boudin, in 2007 eines Selbstporträts von Fantin-Latour, und in 2011 einer Landschaft von Bocion. 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Bernard Bolli BAUJAHR 2003 ADRESSE Sauvabelin-Wald TOUR DE SAUVABELIN Der Sauvabelin-Turm befindet sich inmitten des Sauvabelin-Waldes in der Nähe des Lac de Sauvabelin oberhalb von Lausanne. Er liegt auf 328 Meter über dem Genfersee. Bereits in den 1980er-Jahren hat der EPFL-Professor Julius Natterer seinen Schülern den Auftrag zur Entwicklung diverser Konstruktionsentwürfe gegeben. Mit einer Motion und einer Interpellation in den Jahren 1994 und 1996 schlug der Stadtrat Pierre Payot vor, den Aussichtsturm auf bestehende Reservoirs zu bauen, damit keine Bäume gefällt werden müssen. Das Vorhaben wurde am 2. Juli 1996 vom Stadtrat gutgeheissen. Der Architekt des Bauwerks ist Bernard Bolli vom städtischen Architekturbüro. Der Turm ist 35,20 Meter hoch und ungefähr 130 Tonnen schwer. Zwei Treppen führen spiralförmig nach oben respektive nach unten. Jede Treppe besitzt 151 Treppentritte. Der Durchmesser am Boden beträgt zwölf Meter, der Durchmesser der Aussichtsplattform acht Meter. Als Baumaterial wurde ausschliesslich Massivholz aus dem städtischen Wald verwendet. Es wurden rund 141 Kubikmeter der Sorte Douglasie, 73 Kubikmeter Tannen und 8 Kubikmeter Lärchen verarbeitet. Die Finanzierung der rund 1,19 Millionen Franken Baukosten wurde grösstenteils von Sponsoren übernommen. Mit dem Kauf von Treppentritten konnte sich jeder finanziell beteiligen; für Privatpersonen kostete eine 1‘000 Franken, für Unternehmen 3‘000 Franken. Dafür ist jeder Treppenabsatz mit einem Plakett des Gönners versehen. Der Turm wurde am 29. November 2003 fertiggestellt und ist seit dem 15. Dezember 2003 für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Der Zugang ist durch ein Drehtor automatisch geregelt und schliesst bei schlechtem Wetter, sowie nach den Öffnungszeiten. Die Maximalanzahl der Personen ist aus Sicherheitsgründen auf 50 limitiert. 17 2 | BAUTEN AUSZEICHNUNG 2011 GEMEINDEN Bussigny, Chavannes, Crissier, Ecublens, Prilly, Renens, St-Sulpice, Villars-Ste-Croix & Lausanne WAKKERPREIS 2011 Ausnahmsweise – weil der Anlass zum vierzigsten Mal stattfindet – geht der Wakkerpreis gleichzeitig an neun Gemeinden. Nicht einen Zustand oder eine Postkartenidylle will der Schweizer Heimatschutz mit dem Preis 2011 belohnen, sondern eine Vision: die städtebauliche Neuorganisation eines Teilgebiets des Kantons Waadt. Diese Vision löste eine Dynamik des Wandels aus, die darauf abzielt, die Wohnqualität der Bewohner zu verbessern. Der Schweizer Heimatschutz begrüsst den gemeinsamen Willen, den „Quartiergeist“ zu stärken in einem Umfeld, das nicht von vornherein identitätsstiftend wirkt. Der einst landwirtschaftlich geprägte Westen von Lausanne hat sich chaotisch entwickelt. Das Resultat ist eine wenig attraktive Agglomeration, beherrscht von Verkehrsachsen, Eisenbahnknoten, Parkplätzen, Einkaufszentren, Lagergebäuden und Brachen. Diese schnelle und verzettelte Verstädterung hat zu Umweltverschmutzungsund Verkehrsproblemen geführt mit direkten Auswirkungen auf die Lebensqualität, was die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Region gefährdete. Im Jahr 2000 haben sich der Kanton Waadt und die neun Gemeinden auf ein Baumoratorium geeinigt, um über die Zukunft der Region nachzudenken, die heute 75‘000 Bewohner zählt und rund 50‘000 Arbeitsplätze bietet. Die neun Gemeinden sind über ein politisches Abkommen 18 miteinander verbunden. Als Werkzeug haben sie sich den Richtplan für Lausanne West, SDOL (Schéma directeur de l’Ouest lausannois), gegeben. Seit 2003 ist das zuständige Büro mit sechs Personen damit beauftragt, die Zukunft eines der wichtigsten Wachstumspole der Westschweiz neu zu überdenken und zu gestalten. L’Ouest lausannois wird zur Stadt und bereitet sich auf die Ankunft von 20‘000 bis 30‘000 neuen Bewohnern vor, ohne dabei seine Identität zu verlieren. Die ursprüngliche Vision nimmt in konkreten, untereinander koordinierten Projekten Form an. Bahnhöfe, Anlagen für ein Tram, Pärke, restrukturierte und neu belebte Quartiere, all diese Vorhaben werden nach den Prinzipien der nachhaltigen und aufeinander abgestimmten Entwicklung vorangetrieben. Eine entscheidende Phase stellten die letzten beiden Jahren dar, als die ersten Baustellen der im Rahmen des SDOL geplanten Bauten begonnen wurden. Mit partizipativen Verfahren und Teststudien haben die Gemeindebehörden und das Büro des SDOL die Bewohner in den Wandlungsprozess einbezogen. Das systematische Ausschreiben von Architekturwettbewerben für Projekte ab einer gewissen Grösse führte zu qualitätsvollen Lösungen. Die besten Beispiele dafür sind die neue Place du Marché, die in Renens wieder ein eigentliches Zentrum schafft, die ehemalige Industriebrache Malley oder der Bahnhof Renens. 2 | BAUTEN KARTE WAKKERPREIS 2011 8 9 7 6 5 4 3 2 1 10 12 11 1 Malley 2 Viadukt du Galicien 3 Collège du Léman 4 Silo OBI 5 Die Chocolaterie 6 ECAL 7 Place du Marché 8 Hôtel de Ville Bussigny 9 Collège Tombay II 10 Kantonsarchiv 11 Romanische Kirche 12 Hafen des Pirrettes 19 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Unbekannt BAUJAHR 1970 ADRESSE à la recontre des trois communes; Lausanne, Prilly et Renens 1020 Ouest lausannois 1 MALLEY Die Gründung des Theaters Kléber-méleau (6b) ende der 70er Jahre in einer Werkstatt der ehemaligen Gasfabrik kündigt bereits die fortschreitende Umnutzung der grossen Industriebrache im Sektor Malley an. Auf der anderen Seite der Avenue du Chablais, unweit des berühmten Café des bouchers (6d) - Lieblingstreffpunkt der Bewohner, Arbeiter, Studenten und der Ladenbesitzer der Nachbarquartiere - lies sich 2003 die manufacture (Theaterschule, 6c) in einer ehemaligen Edelsteinschleiferei nieder. Die Haute école de théâtre de Suisse romande (HETSR) besitzt dort ihre eigene Bühne, auf der sich zweimal im Jahr die Schauspielstudenten produzieren. Dieser im Wandel begriffene Sektor ist eine der wichtigen Baustellen des ganzen Projekts im Westen von Lausanne: Wohnungen, Dienstleistungen, Verkehrsbetriebe, öffentliche Räume, Verkaufsflächen, neue Orte für Kunst und Kultur, werden sich schon bald zu diesen Vorläufern des städtischen Wandels gesellen. 20 ARCHITEKTUR Unbekannt BAUJAHR 1850 ADRESSE Chemin de renens/av. de Morges, Prilly 1020 Ouest lausannois 2 VIADUKT DU GALICIEN Der Viaduc du Galicien verdankt seinen Namen dem Wasserlauf, der einst von den Hochebenen von Blécherette und Cery kommend das Zentrum von Prilly und les Flumeaux durchquerte, bevor er zwischen den Hügeln von Bois-de-Vaux und Montoie in den Fluss Flon mündete. Er wurde 1850 als Brücke über den Wasserlauf gebaut für die Eisenbahnlinie, die Sébeillon mit Renens verbindet. Der Viadukt ist ein prägendes Element in der Landschaft von Lausanne West. Mit seinen imposanten, gemauerten Bogen soll dieser Zeuge der industriellen Entwicklung wieder neu zur Geltung gebracht werden, parallel mit der Realisierung der neuen Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr zwischen Lausanne und Renens, die in Kürze entstehen werden. 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Esposito + Javet architectes BAUJAHR 2009 ADRESSE Rue de Léman 10, Renens 1020 Ouest lausannoise 3 COLLÈGE DU LÉMAN Der Erweiterungsbau Vaudaire führt einheitlich und kohärent die räumliche Organisation und das System der Vorfabrikation weiter, wie sie in den 60er Jahren für den existierenden Schultrakt Joran angewendet wurden. Bei der Renovation des bestehenden Gebäudes waren grosse Veränderungen notwendig, um es den neuen geltenden Normen sowie den Anforderungen eines sich laufend verändernden Schulprogramms anzupassen. Die neuen modularen Aluminiumfassaden übernehmen Rhythmus und Sprache des Bestehenden und verleihen so den beiden benachbarten Bauten einen gewissen „familiären“ zusammenhalt. Das Ensemble gruppiert sich um einen grossen Pausenplatz, dessen Gestaltung auf eine grosszügige Öffnung zu den Nachbarquartieren ausgelegt ist. ARCHITEKTUR Jean Tschumi BAUJAHR 1959 ADRESSE Rue du Silo 9, Renens 1020 Ouest lausannois 4 SILO OBI In der Landschaft von Renens oberhalb der SBBGleise bildet der Silo OBI ein strukturierendes Element, einen Punkt, an dem man sich in der Stadt orientiert. Der imposante, 62 Meter hohe, abgeschrägte Betonturm figuriert im Denkmalverzeichnis für moderne Bauten. Ab 2001 wurde er nicht mehr als Lagergebäude verwendet. Seither wird er nach und nach umgenutzt und soll Platz bieten für Büros und kulturelle Einrichtungen. 21 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Unbekannt BAUJAHR 1925 ADRESSE Avenue de la gare 34, Chavannes 1020 Ouest lausannois 5 DIE CHOCOLATERIE Der Verkauf einer Parzelle an die schokoladenfabrik Perrier, 1924, war ein weiterer Schritt Richtung Industrialisierung der kleinen Gemeinde Chanvannes. Von 1925 bis 1974 wurden hier verschiedene Schokoladenpordukte hergestellt, darunter auch der berühmte „tête au choco“ Die ungewähnliche Raumdisposition der Fabrik besteht aus mehreren rund um einen grossen Innenhof angeordneten Hallen und Büros, wie ein Mikrokosmos, bestimmt für die industrielle Produktion, eingenistet zwischen Stadt und Land. Seit der Stilllegung wurde sie schrittweise renoviert und beherbergt heute Künstlerateliers, Kleinunternehmen, eine Druckerei, eine Tangoschule und anderes. 22 ARCHITEKTUR Bernard Tschumi BAUJAHR 2007 ADRESSE Avenue de Temple 5, Renens 1020 Ouest lousannius 6 ECAL Fünfzig Jahre war sie in Betrieb, dann wurde die Iril-Fabrik 2002 geschlossen. Sie verfügte im Herzen von Renens über grosse Lokalitäten. Mit deren Umbau kam die Ecole Cantonale d‘Art de Lausanne (ECAL) zu einer Unterichs-Infrastruktur, die dieser Institiution von internationalem Ruf auch entspricht. Die Geschosse mit den Ateliers befinden sich in den alten Fabrikationshallen. Sie sind auf ein grosses Atrium ausgerichtet und öffnen sich auf einen einladenden Patio, einen Ort der Begegnung. Vor der neuen Metallfassade schwebt ein gewellter Schleier aus feinem Lochblech wie eine Reminiszenz an das Material, um das sich in dieser ehemaligen Strumpffabrik alles drehte. 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Paysagestion & Localarchitecture BAUJAHR 2011 ADRESSE Place du Marché, Renens 1020 Ouest lousannois 7 PLACE DU MARCHÉ Die Restrukturierung des Lace du Marché ist Teil der Revitalisierung des Zentrums von Renens, die in den 30er Jahren begann und in den 70er Jahren wieder aufgenommen wurde mit dem Bau des Zentrums Métropole und der - damals innovativen - Umgestaltung der Rue Neuve in eine Fussgängerzone. Die Gemeinde wollte ein echtes Stadtzentrum mit attraktiven öffentlichen Räumen, Orten der Begegnung, des Austauschs, der Unterhaltung und Entspannung. Der im April 2011 eingeweihte Place du Marché ist nun das lang ersehnte konkretisierte Projekt. Die Architekten und Landschaftsplaner entschieden sich für eine nüchterne, aber zweckdienliche Ausführung mit benutzerfreundlichem Stadtmobiliar, einer Überdachung voller Dynamik sowie einer einfachen Bodengestaltung, deren Motiv entfernt an einen Acker erinnert. ARCHITEKTUR Concept Consult Bakker & Blanc architectes BAUJAHR 2006 ADRESSE Rue de Lausanne 1, Bussigny 1020 Ouest lausannois 8 HÔTEL DE VILLE Wie können mehrere Räume oder Gebäude so kombiniert werden, dass sie ein kohärentes Ganzes bilden, das auch als solches wahrgenommen wird, und dessen zusammengesetzte Teile gleichwertig bleiben? Durch ein neues Verbindungsglied zwischen den beiden bestehenden Gebäuden ergibt sich bei der Erweiterung des Hôtel de Ville von Bussigny eine echte räumliche Kontinuität, und alle Teile behalten ihren eigenen Charakter. Das neue Volumen mit seiner Metallhülle zeigt sich entschieden zeitgenössisch, mit den Rahmen um die Öffnungen wurde aber auch das Holz in Szene gesetzt. 23 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Luscher architectes BAUJAHR 2003 ADRESSE Rue des collèges 2, Bussigny 1020 Ouest lausannois 9 COLLÈGE TOMBAY II Das Collège Tombay II ging aus einem Architekturwettbewerb hervor, an einem Standort, der zahlreiche Schwierigkeiten bot: Das Gebäude musste auf ein stark geneigtes, von zahlreichen Bauten umgebenes Terrain gestellt werden. Die Antwort der Architekten ist im Ausdruck einfach und kompakt: Ein weiss umhüllter Quader sitzt auf einem verglasten Erdgeschoss. Die eindrückliche Auskragung lässt jedoch auf eine komplexe Tragwerkskonstruktion schliessen, die am Boden möglichst viel freien Raum schafft. So schwebt das neue Schulhaus wie aufgehängt mitten am Hang und überragt eine breite Treppe, die zugleich Verkehrsfläche und Begegnungsort ist. 24 ARCHITEKTUR Atelier Cube BAUJAHR 1984 ADRESSE Chemin de la Mouline 32, Chavannes 1020 Ouest lausannois 10 KANONSARCHIV Das neue waadtländische Kantonsarchiv entstand aus dem verbreiteten Wunsch und dem politischen Willen, den Hort des Waadtländer Volksgedächnisses an einem einzigen Ort anzulegen. Die Architekten planten auf diesem Grundstück einer ehemaligen Mühle ein Gebäude aus nüchternen, ineinander greifenden geometrischen Formen. So konnten sie die Qualität des Ortes erhalten und einen harmonischen bezug zur Nachbarschaft, zur Landschaft und zur Vegetation schaffen. 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Unbekannt BAUJAHR 11. Jhdt. ADRESSE Chemin du Crêt, Saint Sulpice 1020 Ouest lausannois ARCHITEKTUR BAUJAHR ADRESSE Chemin du Petit-Port, Saint-Sulpice 1020 Ouest lausannois 11 ROMANISCHE KIRCHE 12 HAFEN DES PIRRETTES Die cluniazensische Probstei von Saint-Sulpice existierte schon lange, als sie 1098 als Schenkung an die Benediktiner Abtei von Molesme (Côte d‘Or) ging. Das Kloster wurde im 15. Jahrhundert aufgegeben. Die Kirche und ihre Güter fielen mit der Reformation bis 1798 an Lausanne. Es ist einer der schönsten Beispiele romanischer Architektur aus dem 11. und 12. Jahrhundert in der Schweiz. Obwohl das ursprüngliche Schiff komplett verschwunden ist, bleiben Chor, die Apsis, das Querschiff und der Glockenturm erhalten. Die Präsenz von kleinen Bauten rund um den „Etang des Pirrettes“ schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts lässt vermuten, dass der heutige Hafen auf dem Gelände eines ehemaligen Fischerdorfes entstand. Die 13 Häuschen gleich neben dem Hafen, einfach eingerichtet und oft aus Holz, zeugen von den lebendigen handwerklichen oder industriellen Praktikanten unserer Gesellschaft. Mehr noch als ihre bescheidene Machart, entstanden aus praktischen Überlegungen und aus der traditionellen Bauweise am See, sind es die dort stattfindenden Aktivitäten, die ihren kulturellen Wert ausmachen. Mit dem Schutz dieses Ensembles soll ein lebendiges kulturelles Erbe erhalten werden. Die Häuschen können den sich verändernden Bedürfnissen und dem Alltag der Fischer, der kleinen Schifffahrer und der Anstösser angepasst werden. 25 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR SANAA Kazuyo Sejima & Pyue Nishizaw BAUJAHR 2010 ADRESSE EPFL | Ecublens | 1020 ROLEX LEARNING CENTER Die Lage der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) am Nordufer des Genfer Sees ist einzigartig. Segelboote ziehen elegant ihre Linien durch das stahlblaue Wasser vor der Kulisse mit Gletschern bedeckter, über 4000 Meter hoher Gebirgsmassive. Einzigartig ist auch das neue Herz des Campus: ein durchlässiges Rechteck von 166 x 121 m Seitenlänge, gewellt wie die Hügel der umgebenden Moränenlandschaft, aus dem 14 runde Patios mit Durchmessern von 7 bis 50 m wie ausgestanzt scheinen. Das Programm des Learning Centers vereint auf 17000 m2 unterschiedlichste Funktionen, um den interdisziplinären Austausch der Wissenschaftler zu fördern und mit einem attraktiven Ambiente internationale Spitzenforscher anzuziehen. Mit ihrem unkonventionellen Konzept und der organischen Formensprache verkörpert die Raumskulptur in idealer Weise die Werte der Hochschule und wird zu deren Logo für Transparenz, Vernetzung und Innovation innerhalb eines geregelten Rahmens. Den Entwurf in die Realität umzusetzen und die angestrebte Leichtigkeit und Transparenz zu erhalten erforderte höchste Anstrengungen. Das Rolex Learning Center, ein Werk des längst international bekannten japanischen Architektenpaars, ist ein erstaunliches Bauwerk, sowohl ausführungstechnisch - mit seiner elegant gewölbten Betonschale - als auch gestalterisch, mit seinen 26 fliessenden Innenräumen. Von Ebenen zu geneigten Flächen, Innenhöfen und lichterfüllten Patios wandelt der Besucher in einer Gebäude-Landschaft und gelangt von einem Bereich in den andern, ohne je spürbare Grenzen zu überschreiten. Dieses Raumerlebnis entspricht heutigen Lernmethoden, die das Learning Center unterstützt: An diesem Ort des Austauschs, der Arbeit und der Begegnung wird das Experiment, Wissen zu teilen, zur gelebten Realität. Die elegant kühnen Betonschalen überspannen bei nur 30–60 cm Dicke bis zu 50 m. Die glatt poliert scheinende Untersicht wird zur sechsten Fassade, reflektiert jedes Licht und schafft bei Gegenlicht Effekte, die an japanische Räume oder aber die Gletscherhöhlen der nahen Bergwelt erinnern. Generell können zweifach gekrümmte Stahlbetonschalen sehr schlank ausgebildet werden. Wegen der vielen großen Öffnungen der Patios können die zwei zweifach gekrümmten BetonBodenplatten, statisch gesehen jedoch nicht als effizientes Flächentragwerk ausgebildet werden, sondern mussten durch in die Betonschalen eingelegte Bögen aus Bewehrungsstahl zwischen den Patios verstärkt werden. In die kleinere Schale sind 4 Bögen mit Bewehrungsrundstählen von bis zu 50 mm integriert, um Platz für den Beton zu lassen, in die größere Schale 7 solcher Bögen. 2 | BAUTEN 27 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Pedro Ramírez Vázquez & Jean-Pierre Cahen BAUJAHR 1993 ADRESSE Quai d‘Ouchy 1 | 1006 Lausanne ÖFFNUNGSZEITEN Übergangsmuseum: täglich | 10.00 - 18.00 Uhr OLYMPISCHES MUSEUM Das Olympische Museum befindet sich im Stadtteil Ouchy am Ufer des Genfersees in einem modernen Gebäude neben einer Villa, die seit Jahrzehnten im Eigentum des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist. Im Jahre 1915 erklärt Pierre de Coubertin Lausanne zum Sitz des IOK und gründet ein Museum, das über ein Anfangsstadium nie hinauskommt. Seitdem bewahrt das Olympische Museum das Erbe der Olympischen Spiele auf und erweitert seine Sammlung von Kunstwerken und Objekten zur Olympischen Bewegung. 1982 wird vorübergehend ein Museum eröffnet, das während 10 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich ist. 1981 wird das Grundstück gekauft, auf dem das neue Museum gebaut werden soll. Die Arbeiten hierzu beginnen am 9. Dezember 1988. Das Museum bringt ein Stück Sport- und Kulturgeschichte auf spielerische Weise näher, u.a. durch audiovisuelle Shows und Originalutensilien bekannter Olympioniken aus aller Welt. Mehrmals im Jahr ergänzen temporäre Ausstellungen die permanente Sammlung. Besondere Erwähnung verdient die philatelistische Sammlung des IOC. Neben den Ausstellungsräumen beherbergt das Museum ein olympisches Studienzentrum mit Bibliothek, eine Videothek mit Filmmaterial zur olym- 28 pischen Geschichte und mehrere Auditorien. Im Park vor dem Museum sind Skulpturen ausgestellt, die sich auf Sportarten oder die griechische Antike beziehen. Bei der Einweihungsfeier 1993 entzündete Katarina Witt im Museumspark das Olympische Feuer, das seither ständig brennt. Das olympische Museum ist vom Januar 2012 bis 2013 wegen Umbauarbeiten geschlossen. Es gibt ein Übergangsmuseum auf dem Schiff „Helvétie“. 2 | BAUTEN ARCHITEKTUR Brauen + Waelchli BAUJAHR 2008 ADRESSE Route de Vidy 9 | 1007 Lausanne INTERNATIONAL OLYMPIC COMMITTEE Das Internationale Olympische Komitee ist eine nichtstaatliche Organisation mit Sitz in Lausanne. Zweck des Komitees, das aus bis zu 115 regulären Mitgliedern besteht, ist die Organisation und Betreuung der Olympischen Spiele. Es hält die Schirmherrschaft über die Olympische Bewegung und beansprucht alle Rechte an den Olympischen Symbolen, wie Fahne, Mottos und Hymne, sowie an den Spielen selbst. Seine Hauptverantwortung liegt in der Betreuung und Organisation der Sommer- und Winterspiele. Verkehrssprachen sind Französisch und Englisch. Der durch seine Studien von der erzieherischen und sozialisierenden Wirkung des Sports überzeugte Pädagoge Baron Pierre de Coubertin sah in der Wiederbelebung der Olympischen Spiele der Antike eine Chance, die Völker und Nationen der Welt einander näher zu bringen, um nationale Egoismen zu überwinden und zum Frieden und zur internationalen Verständigung beizutragen. Die mit zunehmender Technik immer stärkere Internationalisierung der Gesellschaft jener Zeit bekräftigte sein Vorhaben. der Olympischen Spiele. Am letzten Kongresstag wurde beschlossen, im Jahr 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen zu veranstalten. Zur Umsetzung und Verbreitung der Beschlüsse sollte ein Comité International Olympique gegründet werden. Der 23. Juni 1894 wird deshalb offiziell als Gründungsdatum des Internationalen Olympischen Komitees angesehen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 bot Coubertin seinem Heimatland seine Unterstützung an, indem er Propagandavorträge für die Armee in Schulen hielt. Die drohenden Kriegsfolgen in Frankreich veranlassten ihn, 1915 den Sitz des IOCs von Paris nach Lausanne zu verlegen. Außerdem konnte er es mit seiner Würde als IOCPräsident nicht vereinbaren, eine französische Armeeuniform zu tragen. Kommissarisch übertrug er deshalb die Präsidentschaft auf seinen Vizepräsidenten, den Schweizer Godefroy de Blonay. Auf dem internationalen Sportkongress vom 16. bis 23. Juni 1894 an der Sorbonne in Paris, der später als erster Olympischer Kongress bezeichnet wurde, beschäftigte sich eine von Coubertin gebildete Kommission mit der Wiederaufnahme 29 3 | ARCHITEKTEN & KÜNSTLER ASGER JORN Asger Oluf Jørgensen war der Sohn eines Lehrerehepaars. In Silkeborg, wohin die Familie im Jahr 1929 gezogen war, erhielt Jorn private Malstunden von dem Kunstmaler Martin KaalundJørgensen. Es entstanden vor allem Landschaftsdarstellungen und Porträts. Dort lernte Jorn auch den radikalen Syndikalisten Christian Christiansen kennen, womit sein lebenslanges politisches Engagement begann. 1936 zog Jorn nach Paris, um in Fernand Légers Académie Contemporaine einzutreten. Während der deutschen Besetzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg kehrte Jorn als aktiver Kommunist und Widerstandskämpfer nach Dänemark zurück. Nach Kriegsende änderte er seinen Namen in Jorn. Er war Mitglied der Künstlergruppe Høst. Nach der Besatzung wurde der Freiraum für kritisches Denken aufgrund einer zunehmenden politischen Kontrolle durch die kommunistische Partei von vielen Kommunisten als störend empfunden. Jorn trat infolgedessen aus der Partei aus. Jorn erlebte große Konflikte zwischen seinem Engagement als Syndikalist und Kommunist einerseits, und seiner einfachen evangelisch geprägten Herkunft andererseits, und beide blieben für Jorn sein Leben lang lebendig. Nach einem fast anderthalbjährigen Aufenthalt in einem Sanatorium zog Asger Jorn 1952 in die Schweiz. Ab 1955 wohnte er in Paris und Albissola Marina bei Genua. 30 Seine Malerei ist mit dem Informel verbunden, sie variiert zwischen figurativer und abstrakter Malerei. Thematisch orientiert er sich an nordischen Sagen und Mythen. Bekannt sind seine Umgestaltungen alter Bilder, die er auf Flohmärkten erwarb. Sein Frühwerk zeigt sich von Le Corbusier beeinflusst. Später wird der Bildaufbau und die Maltechnik dynamischer. Daneben arbeitet Jorn umfassende Theorien der Kunst und der Gestaltung aus, die Politik und Wirtschaft miteinbeziehen. Werke von Jorn sind u.a. in der Kunsthalle Bremen, Kunsthalle in Emden Städtische Galerie im Lenbachhaus (Kunstbau, München) ausgestellt. Die Kunsthalle Kiel widmete ihm 2003 eine Retrospektive. 3 | ARCHITEKTEN & KÜNSTLER SANAA Das Architekturbüro Sanaa (Abkürzung für Sejima and Nishizawa and Associates) wurde 1995 von Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa in Tokio gegründet. Auch das neu eröffnete Learning Center der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) in Lausanne zählt zu ihren Entwürfen. 2010 erhielten sie die höchste Architekturauszeichnung, den Pritzker-Preis. Wir sind Minimalisten“, sagt Kazuyo Sejima, „aber nicht rigide.“ Die Ergänzung, so kann man sich denken, hielt die 1956 geborene Japanerin gerade in der Schweiz für angebracht. Hier, im Mutterland der sprichwörtlichen „swiss box“, ist der gebaute Minimalismus ein völlig anderer als im japanischen Kaiserreich. Arbeitet das Architekturbüro Sanaa, das Sejima zusammen mit dem zehn Jahre jüngeren Ryue Nishizawa leitet, seit Mitte der 90er-Jahre daran, die Grenzen ihrer Gebäude aufzulösen, so übt sich der gemeine Schweizer Architekt seit jeher darin, seinen Baukörpern Gewicht zu verleihen, sei es über die Klarheit der Form, sei es über die Präsenz des Materials. Ganz rigide. Sanaa hingegen halten es mit Ludwig Mies van der Rohe und sind auf der Suche nach dem „beinahe nichts“: Räume ohne Eigenschaften, rational, ohne Emotion. Rein, wie weißes Rauschen. Katharsis-Architektur. Anfangs bauten auch sie Kisten, abstrakte Kisten, leichte Kisten, weiß strahlende Kisten. 2004 arran- gierten sie beim Museum für das japanische Kanazawa diese in einer riesigen kreisförmigen Fläche, 2007 stapelten sie die Kisten beim Museum in New York leicht versetzt übereinander. Doch selbst die Box geriet dort alles andere als banal: Ihr reines Weiß, ihre Proportionen oder ihre schiere Dimension hob sie aus dem Alltag heraus. Beim temporären Pavillon der Serpentine Gallery in London begannen Sanaa sich auch von der klaren Form ihrer Baukörper zu verabschieden: Ein verspiegeltes Amöben-Dach ruhte auf zahnstocherdünnen Stützen und verschmolz besonders in den Dämmerungsstunden mit dem Park. Mit dem Learning Center, das nun als neuer Mittelpunkt der Eidgenössisch Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) eröffnet wurde, eröffnen die Architekten eine neue Werkgruppe. Das 160 auf 120 Meter große, flache Gebilde ist auch eine Kiste, aber eine sinnliche, eine emotionale. Sie scheint in Bewegung geraten zu sein: Der eine, gleichbleibend hohe Raum hebt vom Boden ab, steigt wellenförmig, sinkt wieder, um erneut in voller Breite hinaufzuwogen und wieder hinab. Elf Patios durchstanzen Dach und Boden und tauchen die innere Raumlandschaft in helles Licht. Die Patios öffnen den Blick, vom „Hügel“ am einen Ende des Raumes bis zum entferntesten „Tal“ am anderen Ende – aber auch hinaus: in die ruhigen Höfe, hinüber zu den alten Hochschulbauten, bis zu den schneebedeckten Alpengipfeln jenseits des Sees. 31 3 | ARCHITEKTEN & KÜNSTLER BAROZZI VEIGA Das Architekturbüro EBV wurde gegründet von den Architekten Fabrizio Barozzi und Antonio Veiga für Architektur, Städtebau und Innenausbau sowohl für den öffentlichen wie auch des privaten Raum. Die Erfahrung, die sich seit Jahren aus der Zusammenarbeit mit renommierten Architekten angesammelt hat, erlaubt den Aufbau einer professionellen Arbeit, wo architektonische Untersuchungen eine führende Rolle spielen. EBV Architekten haben bereits zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben gewonnen. Projekte, die sich durch ihre Einzigartigkeit auszeichnen sind: die Sanierung des Klosters Santa Clara in der historischen Altstadt von Úbeda, Andalusien; Die Kongresshalle von Águilas, Murcia; Das Hauptquartier von Ribera de Duero in Roa, Burgos; und die Philamonic-Halle in Szczecin, Polen. Fabrizio Barozzi wurde 1976 in Rovereto, Italien geboren. Er studierte Architektur an der „Escuela tecnica superior de Arquitectura de Sevilla“. Nach dem Studium, das er unter Bernardo Secchi absolvierte, arbeitete er als Mitarbeiter von Guillermo Vázquez Consuegra, wo er in an einer Rheie bedeutender Kunstwerke und kulturellen Projekten beteiligt war. 2004 gründete er zusammen mit Alberto Veiga das Büro „EBV Architekten“ in Barcelona. Derzeit ist er noch Professor in 32 Design an der UIC – „universidad Internacional de Cataluña“. Alberto Veiga wurde 1973 in Santiago de Compostel, Spanien geboren. Er studierte Architektur an der „ETSA de Navarra“. Nach dem Studium arbeitete er als Assistent und Architekt für Patxi Mangado von 1997-2001. Von 2001 bis 2003 arbeitete er ebenfalls für Guillermo Vázquez Consuegra, wo er an zahlreichen ausgezeichneten Projekten beteiligt war. Er arbeitet wie Fabrizio Barozzi noch als Professor in Design an der UIC. 3 | ARCHITEKTEN & KÜNSTLER HENRI-LOUIS WAKKER Henri-Louis Wakker wurde am 18. März 1875 als Sohn eines Uranpecherze in Genf geboren. Sein Grossvater war ein aus Holland eingewanderter Schneider. Henri-Louis Wakker besuchte die Schulen in Genf, erlernte an einem süddeutschen Gymnasium die deutsche Sprache und absolvierte eine kaufmännische Lehre bei einer Bank. Im Jahr 1905 wurde er Bankdirektor in Kairo, 1911 kehrte er in seine Vaterstadt zurück. Dort eröffnete er ein Liegenschafsbüro und befasste sich mit Kauf, Verkauf und Nutzbarmachung von Grundstücken und Villen sowie mit Vermögensverwaltung. 1929 plante er zusammen mit seinem Freund Henri Honegger und den Architekten Maurice Braillard und Henri Vial zukunftsweisende Wohnsiedlungen in Eaux-Vives-Quartier in Genf. 1955 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück. Henri-Louis Wakker war ein begeisterter Bergsteiger und liebte vor allem die Walliseralpen und die Berge der Innerschweiz. Für die Städtchen und kleinen Dörfer dieser Gegenden hatte er eine spezielle Vorliebe. Er starb am 17. März 1972, einen Tag vor seinem 97. Geburtstag, und vermachte dem Schweizer Heimatschutz eine beträchtliche Summe, ohne daran irgendwelche Bedingungen zu knüpfen. Der Vorstand des Schweizer Heimatschutzes beschloss 1972, diese Mittel für den heute allseits bekannten Wakkerpreis zu verwenden. Der Schweizer Heimatschutz (SHS) ist die führende Schweizer Non-Profit-Organisation im Bereich Baukultur. Es ist ein Verein mit 27 000 Mitgliedern und Gönnern und besteht seit 1905 als Dachorganisation von 25 kantonalen Sektionen. Sie setzen sich dafür ein, dass Baudenkmäler aus verschiedenen Epochen vor dem Abbruch bewahrt werden und weiterleben. Sie fördern aber auch zeitgemässe, gute Architektur bei Neubauten. Weiter informieren sie de Bevölkerung mit ihren Publikationen über die Schätze der Schweizer Baukultur. Jährlich verleihen sie einer Gemeinde den Wakkerpreis für ihre vorbildlichen Leistungen in der Siedlungsentwicklung. 33