Alles besetzt!? - WJG

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„Alles besetzt!?“
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
Ein Projekt der Klasse 10a
„Alles besetzt!?“
Vorwort
Wir, die Klasse 10a des WJG, erfuhren zu
Beginn des Schuljahres vom
Politikwettbewerb und beschlossen spontan,
daran teilzunehmen. Nachdem wir die
Themen zur Kenntnis genommen hatten,
entschieden wir uns mehrheitlich für das
Thema “Flucht und Vertreibung“, da wir einige
Schüler/innen in der Klasse haben, deren
Familien von der Thematik betroffen waren.
Es war daher nicht schwierig, Zeitzeugen mit
detaillierten Berichten aufzutreiben.
Unsere ersten Recherchen führten zu einer
solchen Fülle von Material, dass wir
beschlossen, uns auf drei Bereiche zu
konzentrieren, weil diese mit den Erfahrungen
unserer Mitschüler und deren Familien am
leichtesten sinnvoll aufzuarbeiten waren.
Dabei handelt es sich um ein Beispiel aus
Kasachstan, zwei aus Ostpreußen und ein
weiteres aus dem Sudetenland.
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
„Alles besetzt!?“
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
Inhalt
 Ausgangssituation am Ende des Zweiten Weltkriegs
 Konferenz von Potsdam
• Territoriale Bestimmungen
• Bestimmungen im Hinblick auf die Umsiedlung von Deutschen
 Zeitzeugen
 Ostpreußen
 Russland-Deutsche
 Sudetenland
 Probleme der Aufnahme von Flüchtlingen westlich von Oder und Neiße
 Literaturverzeichnis
„Alles besetzt!?“
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
Ausgangslage 1944/45
Nach der Niederlage der deutschen Armee bei Stalingrad
wendete sich der Krieg. Die deutschen Truppen wurden
immer weiter von den Russen aus dem Land zurückgedrängt
und diese nahmen die zuvor von den Deutschen besetzten
Gebiete wieder ein. Im Sommer 1944 starteten die
russischen Truppen ihre Gegenoffensive und konnten bis
zur Weichsel vorrücken.
Um sich selbst zu befreien, gründeten 25.000 polnische
Männer und Frauen die „Heimatarmee“ und nahmen im
Warschauer Aufstand den Kampf gegen die deutschen
Besatzer auf. Anfang Oktober war Polen trotz großer
Verluste befreit.
Zur gleichen Zeit eröffneten die Engländer und Amerikaner
1943 auf Sizilien eine zweite Front und stürzten Benito
Mussolini in Italien. Doch erst nach ihrer Landung am 6.
Juni 1944 in der Normandie und einer schnellen
Überwindung des Atlantik-Walls waren sie eine große
Hilfe für die Sowjetunion bei der Bekämpfung der
deutschen Truppen.
Inhalt
Bereits Anfang Juli befand sich über eine Million alliierter
(die Alliierten = Engländer, Amerikaner und Franzosen)
Soldaten in Frankreich zur Befreiung des Landes. Am
25.08.1944 zog General Charles de Gaulle in Paris ein.
Je mehr die Alliierten sich der Reichsgrenze näherten, desto
stärker wurde der Widerstandswille der Bevölkerung in
Deutschland. Schon am 18.02.1943 rief Goebbels die
Deutschen zum „totalen Krieg“ auf. Das bedeutete, dass das
gesamte Leben auf den Krieg ausgerichtet werden sollte. Im
September 1944 wurden alle waffenfähigen Männer
zwischen 16 und 60 Jahren eingesetzt.
Zu diesem Zeitpunkt standen die Alliierten im Westen an
der Reichsgrenze, die sowjetische Armee drang im Oktober
in Ostpreußen ein. Sie trafen am 25. April 1945 an der Elbe
bei Torgau zusammen.
Am 2. Mai kapitulierte Berlin und am 7.05.1945 war
Deutschland komplett besiegt.
Die deutsche Kapitulation wurde im amerikanischem
Hauptquartier in Reims am Morgen unterzeichnet und einen
Tag später auf Wunsch Stalins im sowjetischen
Hauptquartier in Berlin-Karlshorst wiederholt. Zwei Tage
vor Berlins Kapitulation hatte Hitler Selbstmord begangen.
Nikola Witter, Valerie Starke,
Christina Knak, Sarah Neweling
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Potsdamer Konferenz
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
Vom 17.07. bis zum 02.08.1945 wurde die letzte
Kriegskonferenz einberufen. Sie war die wichtigste aller
Konferenzen, da sie nach der Kapitulation des Deutschen
Reiches stattfand, um das Schicksal des Verliererlandes zu
besprechen. Dazu trafen sich die drei Siegermächte im
Potsdamer Schloss Cecilienhof, Josef Stalin für die UdSSR,
Harry S. Truman für die USA und Winston Churchill für
Großbritannien.
Dort entstand das sogenannte Potsdamer Abkommen. Dies
ist die Kurzfassung des „Protocol of Proceedings“, in dem
die Beschlüsse, Vereinbarungen und Absichtserklärungen
der drei Regierungschefs festgehalten wurden. Rechtlich
war das Potsdamer Abkommen eigentlich kein
völkerrechtlicher Vertrag, was dessen Gültigkeit strittig
erscheinen lässt.
Ein Rat der Außenminister der fünf Hauptmächte ( USA,
Großbritannien, Frankreich, China, Sowjetunion) soll
errichtet werden, um die Friedensverträge und die
Landaufteilung zu beraten.
Die nationalsozialistische Partei und alle Streitkräfte sollen
aufgelöst werden.
Deutschland soll auf die Siegermächte zur Verwaltung
aufgeteilt werden:
Königsberg und das nördliche Ostpreußen sollten in
Zukunft zur Sowjetunion gehören.
Polen soll nach Westen bis zur Oder-Neiße-Linie
verschoben werden.
Die deutsche Bevölkerung soll „ordnungsgemäß“ aus Polen,
der Tschechoslowakei und Ungarn nach Deutschland
überführt werden.
Auf dem Bild ist
Stalin neben Truman
& Churchill zu sehen
Inhalt
Nina Winkels, Jana
Janßen, Karolin Klumpen
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Fluchtbewegung aus Ostpreußen
Ein Teil unserer Klasse hat sich für den Teilbereich
“Fluchtbewegung aus Ostpreußen” entschieden, da er
Schicksale von betroffenen Menschen erfahren und sich
sehr dafür interessiert hat. Oftmals waren diese Berichte so
beeindruckend und erschreckend zugleich, dass wir alle es
kaum glauben konnten. Zunächst werden wir Allgemeines
zur Flucht aus Ostpreußen erzählen, um somit einen
Eindruck der Geschehnisse geben zu können. Dann
beschäftigen wir uns kurz mit dem Thema, wie die “Rote
Armee” in Ostpreußen einfiel, den Folgen, Tragödien,
misslungenen und geglückten Fluchtversuchen.
Als der Zeitpunkt des militärischen Zusammenbruchs
Deutschlands 1945 gekommen war, begannen die Menschen
aus den betroffenen Ostgebieten zu fliehen. Denn die Rote
Armee* der Russen fiel über die Grenzen ein und über zwei
Millionen Menschen wurde eine Evakuierung durch das
Deutsche Reich verweigert, da es sonst einem Eingeständnis
der Niederlage gleich gekommen wäre. Erst als der
Schlachtenlärm zu vernehmen war, wurde dieses
Fluchtverbot nach und nach aufgehoben, jedoch zu spät.
Wohnegebiete im Osten
Inhalt
Denn die überstürzte Fluchtbewegung begann und
Tausende von Zivilisten traten den Weg über die
Ostsee an, weil der Landweg in Ostpreußen Richtung
Westen bereits Ende Januar 1945 abgeschnitten war.
So waren Häfen im Norden wie Danzig und Pillau die
letzte Rettung. Viele Flüchtlinge schafften es auf
Schiffe und Boote, wo sie sich zunächst sicher fühlten.
Jedoch versanken schon bald rund tausend Schiffe
durch Treffer von russischen U- Booten, die auch bei
den Unschuldigen kein “Pardon” zeigten. Obwohl die
Wehrmacht weiterhin versuchte, den schmalen
Küstenstreifen Ostpreußens zu halten, nahm die Rote
Armee Ende März Danzig, Kolberg und Gdingen ein.
Nur wenige Flüchtlinge schafften es auf die Halbinsel
Hela und hofften, sich endgültig in Sicherheit gebracht
zu haben. Einigen Flüchtlingen, die über die
zugefrorene Ostsee flohen, gelang diese Flucht, viele
aber verirrten sich oder stürzten durch die Eisdecke in
die kalte Ostsee und ertranken elendig.
*Die Sowjetarmee wurde fälschlicherweise als “Rote
Armee” bezeichnet, denn der Begriff „Rote Armee“
entstand während des russischen Bürgerkrieges nach
der Revolution von 1917, in dem die Gegner als
“Weiße Armee” bezeichnet wurden. So benutzten vor
allem die Menschen in der westlichen Welt oft
umgangssprachlich den Ausdruck “Rote Armee” für
die offizielle Sowjetarmee.
Anika Nethen, Annika Angendohr,
Anne Krüger, Julia Göhler, Lena Kox
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Zeitzeugen aus Ostpreußen
Ostpreußen gehörte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
zum Deutschen Reich. Heute gehört es zu Polen. Gegen
Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ostpreußen von der
Roten Armee nach blutigen Kämpfen erobert. Ca. 2,5
Millionen Menschen mussten überstürzt in den Westen des
Deutschen Reiches geholt werden, da man Racheaktionen
der Russen an der Zivilbevölkerung fürchtete. Die Nazis
hatten eine frühzeitige Evakuierung der Ostdeutschen
abgelehnt und Flucht unter schwere Strafe gestellt. Nun
waren sie abgeschnitten.
Meine Großmutter, Hildegard Salamon, wurde am
24.04.1925 in Lyck, Ostpreußen, geboren. Lyck heißt heute
Elk und ist eine Partnerstadt von Nettetal. Meine
Großmutter war damals 19 Jahre. Sie war die älteste von
fünf Geschwistern.
Im Januar 1945 ist sie alleine aus Lyck geflohen. Sie
versuchte zunächst, mit der Wilhelm Gustloff, die im Hafen
von Danzig lag, zu fliehen. Die Wilhelm Gustloff war bis
1939 Kreuzfahrtschiff. Danach wurde sie als Lazarett- und
Wohnschiff von der deutschen Kriegsmarine eingesetzt. Sie
sollte die Evakuierung unterstützen. Meine Großmutter war
schon an Bord, musste das Schiff aber wieder verlassen,
weil nur Verletzte und Mütter mit Kindern mitfahren
durften.
Inhalt
Die Gustloff verließ Danzig am 30.1.1945 mit über
10.000 Passagieren. Noch am selben Abend wurde sie
von einem russischen U-Boot getroffen und sank. Ca.
9.000 Menschen fanden dabei den Tod.
Meine Großmutter floh von Danzig mit einem
Güterzug über Königsberg weiter bis Pillau.
Unterwegs wurde der Zug von Flugzeugen
beschossen. Deshalb musste sie alles, was sie bei sich
hatte, zurücklassen. Viele sind bei den Angriffen
getötet worden. Eine Frau wollte ihr totes Baby nicht
aufgeben und hat es weiter mitgenommen.
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Der Rest der Familie hatte zunächst Unterschlupf bei
Verwandten in Narz gesucht. Dort wurden ihre beiden
Schwestern von den Russen aufgespürt und verschleppt.
Eine Schwester war drei Jahre in russischer Gefangenschaft,
die zweite fünf Jahre. Sie mussten in Sibirien Holz flößen.
Von Pillau ist meine Großmutter mit einem Minensuchboot
weiter bis Swinemünde und von dort mit einem Güterzug
weiter nach Stolp gefahren. Dort wurde sie von Fremden
zunächst in der Speisekammer versteckt. Die Russen haben
sie nicht gefunden. Meine Großmutter hat damals bei der
Bahn gearbeitet. Ihr Chef hat dafür gesorgt, dass sie mit
einem Güterzug nach Braunschweig fahren konnte. Dort
war sie dann in Sicherheit. Die ganze Flucht hat mehrere
Wochen gedauert.
Später hat sie bei Verwandten in Thüringen
(Unterweißbach) Unterschlupf gefunden und ist nach ein
paar Jahren mit ihrer Schwester, die als erste der
Geschwister aus der Gefangenschaft entlassen worden war,
nach Oberhausen gezogen. Dort wurde die Familie in den
kommenden Jahren wieder zusammengeführt.
Inhalt
Patrick Opdensteinen
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Eine Zeitzeugin aus Ostpreußen
berichtet
Das Jahr 1945
Es war Herbst 1944, als wir unsere Heimat Lyck/Masuren
verlassen mussten. Das waren meine Mutter, eine drei Jahre
ältere Schwester, eine kleinere Schwester, die gut ein Jahr
alt war und ich. Wir wurden in den Kreis Frauenburg
umquartiert. Dort wohnten wir in einem großen Bauernhof,
in zwei großen Zimmern im Dachgeschoss bei sehr lieben
Bauersleuten. Wir halfen auf dem Bauernhof mit und
bekamen unsere Mahlzeiten dafür. In der Hoffnung bald
wieder nach Hause kommen zu können, waren wir
zunächstt durchaus zufrieden. Der Winter des Jahres 1944
war sehr kalt und mein erstes Weihnachten, das wir nicht in
der Heimat feiern konnten, stand an. Es war alles sehr
traurig und still.
Die russische Armee hatte die ostpreußische Grenze
überschritten und das Donnern der Kanonen kam immer
näher. Die Flüchtlinge mit ihren Pferdewagen und deutsche
Soldaten drängten sich auf den Straßen langsam in Richtung
Westen. Es war sehr kalt und es schneite ununterbrochen.
Viele waren erfroren und lagen in den Straßengräben
zurückgelassen im Schnee. Wir entschlossen nicht zu
flüchten, denn das Elend war groß.
Inhalt
Das Schießen konnte man schon ganz nah hören und die
russischen Tiefflieger schossen auf alles, was sich bewegte.
Wir hofften immer noch, dass wir bald wieder daheim sein
würden. Weihnachten und der Jahreswechsel 1945 waren
vorüber und am 5.Januar wurde ich 15 Jahre alt.
Die deutschen Soldaten hatten sich in der Nacht alle
zurückgezogen. Wir waren aber nicht alleine im Dorf. Viele
Flüchtlinge hatten sich aufgrund der Kälte in den Häusern,
die noch nicht zerstört waren, versteckt. Wir haben uns auch
in einem großen Gewölbekeller geborgen gefühlt.
Am Tag darauf brachen die ersten Russen in unser Dorf ein
und holten uns alle aus den Kellern heraus. Wer sich wehrte,
wurde einfach erschossen. In unserem Keller hatten sich
auch fünf deutsche Soldaten versteckt. Sie wurden auch aus
dem Keller geschafft, mussten sich in einer Reihe an eine
Mauer stellen und wurden sofort liquidiert. Es wurde mir
zum ersten Mal bewusst, wie ernst unsere Lage war. Die
russischen Soldaten trieben alle Zivilisten zusammen und
wir mussten das Dorf verlassen. Meine kleine Schwester lag
noch warm im Kinderwagen. Meine Mutter hatte noch
etwas zu essen in den Wagen gelegt und für den Durst
hatten wir ja Schnee genug. Die Räder des Kinderwagens
hatten wir durch den Schnee verloren und so zogen meine
Mutter und meine Schwester den Wagen wie einen
Schlitten. Wir mussten alle einige Kilometer aus der
Kampfzone zurücklegen. Auf einem Bauernhof, der eine
Sammelstelle vieler Flüchtlinge war, hielten wir an.
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Einige Tage danach kamen Russen in einem Schlitten und
suchten Leute, die noch kräftig und gesund aussahen. Sie
sagten zu meiner Mutter, wir müssten im nächsten Dorf
arbeiten und könnten dann wieder zurück. Es waren viele
Mütter, die ihre kleinen Kinder zurücklassen mussten. Es
war traurig, das alles mitansehen zu müssen. Meine ältere
Schwester und ich mussten auch mitkommen und wir
wurden von einer Sammelstelle zur anderen gebracht. Als
wir in Insterburg ankamen, waren schon viele Menschen
zusammengetrieben. Wir gingen zu einem Güterbahnhof
und wurden immer mit bis zu 50 Personen in die
Güterwagen verteilt. Die Tür wurde verriegelt, wir mussten
uns alle auf den Boden setzen und es war dunkel. Am
nächsten Tag setzte sich der Zug in Bewegung und wir
wussten nicht wohin. Wir hatten nichts zu essen und zu
trinken. Wenn der Zug mal anhielt, bekamen wir etwas
Wasser. Wir saßen dicht zusammen und wärmten uns
gegenseitig. Das Weinen der Mütter, die ihre Kinder hatten
zurücklassen müssen, unterbrach die unerträgliche Stille. Es
verging ein Tag nach dem anderen. Der Zug fuhr und fuhr
und nach ungefähr drei Wochen hatten wir das Ziel erreicht.
Wir waren in einem Straflager in Sibirien angekommen. Der
viele Schnee blendete unsere Augen und alle die, die noch
am Leben waren, wurden durch hohen Schnee ins Straflager
geführt.
Inhalt
Dort bekamen wir zum ersten Mal nach langer Zeit eine
warme Mahlzeit. In den einzelnen Baracken, in die wir
eingeteilt wurden, standen große Tonnen mit Wasser und
wir konnten uns wieder satt trinken. Unsere Aufgabe war es,
in einem Sägewerk zu arbeiten. Abends, wenn wir von der
Arbeit kamen, gab es etwas Warmes zu essen und eine
dicke Scheibe Brot. Danach sind wir müde und weinend
einge- schlafen. Meine Schwester und ich haben uns
gegenseitig getröstet. Die Nacht war viel zu schnell vorüber
und der Tag ging nur langsam um.
Eines Tages im Spätherbst kamen zwei russische Beamte.
Sie suchten alle Jugendlichen unter 16 Jahren, kranke und
ältere Frauen, die nicht mehr arbeiten konnten, heraus. Wir
durften das Lager verlassen und wieder wurden wir in
Güterwagen gesperrt. Zum ersten Mal wurde ich jetzt auch
von meiner Schwester getrennt und hatte keinen mehr, an
den ich mich wenden konnte. Sie war damals 18 Jahre alt
und musste mit vielen anderen zurückbleiben. Unterwegs
erfuhren wir, dass wir nach Hause durften. Wir konnten es
vor Freude gar nicht glauben.
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Im Oktober 1945 wurden wir in Frankfurt an der Oder
entlassen. Dann habe ich die Adresse von meiner Tante aus
Thüringen angegeben. Ich erhielt die nötigsten Papiere,
einen Fahrschein, ein halbes Brot und fünf Stücke
Würfelzucker. Halb verhungert und vom Ungeziefer
zerfressen entließen mich die Russen. Bis Halle schaffte ich
es noch alleine und dann war ich mit meiner Kraft am Ende.
Von einer Krankenschwester des Roten Kreuzes wurde ich
zu meiner Tante nach Thüringen gebracht. In einem
Kinderkrankenhaus wurde ich dann gesund gepflegt. Meine
Mutter und meine kleine Schwester habe ich nach einiger
Zeit durch das Rote Kreuz hier in Hinsbeck wieder
gefunden. Meine ältere Schwester wurde drei Jahre später
entlassen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie es noch so
lange ausgehalten hat. In Hinsbeck begann für mich ein
neues Leben.
(Waldtraut Funken)
Wer die beiden Zeitzeugenberichte aufmerksam gelesen hat,
wird feststellen, dass es sich um zwei Geschwister handelt,
die sich in Hinsbeck wiedergefunden haben.
Inhalt
Mascha Derendorf
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Russlanddeutsche
Der Begriff Russlanddeutsche bezeichnet eine deutsche
Minderheit in Russland.
Auch deutschstämmige Einwohner der ehemaligen
Sowjetrepubliken werden meist als Russlanddeutsche
bezeichnet. Ukrainedeutsche oder Kasachstandeutsche wäre
eigentlich zutreffender.
Die ersten Deutschen wanderten vereinzelt bereits im 15.
Jhd. nach Russland aus. Die Gründe waren verschiedene:
Zum einen konnten die Siedler dort Land erhalten, suchten
Arbeit oder religiöse Gruppen wie die pazifistischen
Mennoniten brauchten dort keinen Kriegsdienst zu leisten
(Pazifisten lehnen Gewalt strikt ab).
Die ersten großen Umsiedlungen fanden um 1762/63
statt. Auf den Ruf der russischen Kaiserin Katharina
II. (der Großen) waren sie gekommen, um fruchtbare
Ländereien im Wolgagebiet gegen die Tataren zu
verteidigen. Sie blieben anschließend dort und
gründeten über 300 Kolonien (über 30000
Auswanderer aus Westdeutschland).
Die zweite große Welle bestand mehrheitlich aus
bäuerlichen Kolonisten, die von 1830 – 1870 in der
Schwarzmeersteppe, der Krim und sogar der Ukraine
siedelten. Auch im Südural, in Sibirien und Turkestan
entstanden Siedlungen der Russlanddeutschen (ab
1881).
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges (genauer 1941
nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion)
wurden die Russlanddeutschen meist zu Unrecht
beschuldigt, mit den Deutschen zusammengearbeitet
zu haben.
Sie wurden zwangsweise nach Kasachstan, Kirgistan
und Tadschikistan umgesiedelt.
Inhalt
Ivo Meyer, Pascal Bockholt, Julian
Dickmanns, Patrick Opdensteinen
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Meine Lebensgeschichte
Mein Name ist Christina Knak. Ich bin 15 Jahre alt und
wohne hier mit meinen drei Geschwistern (13, 3 Jahre, und
8 Monate), meinen Eltern und Großeltern am linken
Niederrhein. Aber es war nicht immer so.
Meine deutschen Vorfahren sind schon um 1762/63 nach
Russland übergesiedelt, als die aus Deutschland stammende
Katharina II. (die Große), in Russland regierte. Sie suchte
Fachkräfte für Russland und gab den deutschen Umsiedlern
Land und Arbeit. So entstanden über 300 Kolonien,
insgesamt wanderten ca. 30.000 Deutsche aus.
Als der 2. Weltkrieg begann, befürchtete Stalin, der
russische Diktator, dass die Einwohner der deutschen
Siedlungsgebiete, die im Wolgagebiet und im Kaukasus
lagen, sich mit den deutschen Truppen verbündeten.
Deshalb erließ er ein Gesetz am 9.09.1941, dass alle
Deutschen das russische Reich verlassen mussten und ließ
die Russland-Deutschen nach Kasachstan, Kirgistan,
Tadschikistan und Sibirien mit Zügen deportieren. Viele
sind auf der Überfahrt aus Hunger gestorben. Meistens
wurden die Familien getrennt, wobei die Männer in Sibirien
ins Gefängnis kamen oder schwerste Arbeit leisten mussten.
Inhalt
Die Frauen kamen mit ihren Kindern in die zuvor
genannten Länder, wo sie auch z.B. in Bergwerken
arbeiten mussten. Dort lebten sie unter Überwachung
einer Kommandantur. Sie durften den Ort, an dem sie
lebten, nicht verlassen, keine hohe Ausbildung haben
oder studieren. Ihre Post wurde geprüft, oft mussten
sie Beleidigungen und Diskriminierungen ertragen.
Drei Jahre, nachdem Stalin gestorben war, wurden die
Kommandantur und die Einschränkung aufgehoben.
Von da an kehrten einige Familien zu ihren
Heimatorten in Russland zurück, andere starteten ein
neues Leben in Kasachstan. Ab 1989 waren nach dem
Fall der Mauer die ersten Übersiedlungen nach
Deutschland möglich. Daraufhin stellten meine
Großeltern den Antrag, mit ihrer Familie nach
Deutschland übersiedeln zu dürfen. Dafür mussten wir
folgende Bedingungen erfüllen:
Nachweis der deutschen Abstammung, Beherrschung
der deutschen Sprache und Kenntnisse der deutschen
Kultur.
Außerdem durften wir keine politische Rolle in der
kommunistischen Partei gespielt und keine Straftaten
begangen haben.
„Alles besetzt!?“
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
Fortsetzung
Das hieß, meine Eltern und Großeltern mussten alle
Unterlagen wie z.B. Geburts- und Heiratsurkunden von sich
und ihren Vorfahren sammeln. Während die Papiere in
Kasachstan wie auch in Deutschland geprüft wurden, was
drei bis sechs Jahre dauerte, wurde uns über eine
bevollmächtigte Person beim Bundesverwaltungsamt ein
Aufnahmebescheid als Spätaussiedler zugestellt.
Aufnahmebescheid
Oftmals wurden nur die Eltern als Deutsche anerkannt und
ihre Kinder nicht. Dafür gab es mehrere Gründe:
Die Kinder beherrschten die Sprache nicht gut genug.
Während die Eltern früher in Dörfern groß geworden waren,
in denen nur Deutsch gesprochen wurde, und in deutsche
Schulen gegangen waren, hatten ihre Kinder diese
Möglichkeit nicht, da deutsche Schulen bis zu diesem
Zeitpunkt verboten und abgeschafft waren. Außerdem
wurde die neue Generation in der allgemeinen sowjetrussischen Kultur erzogen und auch durch Mischehen
gingen bei ihr die deutschen Bräuche und Traditionen
verloren.
Inhalt
Bei uns lief alles problemlos ab und nach drei Jahren
fuhr meine Mutter mit meinem Opa nach Alma-Ata,
um ein Visum zu beantragen. Sobald wir alles in
Kasachstan verkauft hatten, kamen wir in einem
Flugzeug mit vier Taschen unseres Hab und Guts und
den Erinnerungen unseres vorherigen
Lebensabschnitts nach Deutschland. Ohne Wissen,
was uns bevorstehen würde, waren wir für alles offen
und hofften auf eine gute Zukunft.
Zuerst wurden wir in ein Lager in Hamm eingeliefert,
zwei Wochen später nach Unna- Massen verlegt. Zum
Schluss kamen wir nach Nettetal, wo unsere
Urgroßeltern lebten.
Heute lebe ich zusammen mit meinen drei
Geschwistern, Eltern und meinen Großeltern in
unserem Haus in Lobberich, einem Stadtteil von
Nettetal.
Christina Knak
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Das Sudetenland
Bevor wir uns mit dem Bericht einer Zeitzeugin aus dem
Sudetenland befassen, wollen wir versuchen zu erklären,
was das Sudetenland ist und warum die Sudetendeutschen
aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Der Begriff des Sudetenlandes wurde 1902 für die
deutschsprachige Bevölkerung in Mähren und Böhmen
geprägt, die nach dem Ersten Weltkrieg Bürger der
neugegründeten Tschechoslowakei wurden.
Ausschlaggebend für die Vertreibung der Sudetendeutschen
aus der Tschechoslowakei war die Habgier Hitlers, der 1938
seinen Willen so äußerte: “Es ist mein unabänderlicher
Entschluss, die Tschechoslowakei in absehbarer Zeit durch
eine militärische Aktion zu zerschlagen.“* Der damalige
britische Ministerpräsident Neville Chamberlain war gegen
diesen bevorstehenden Krieg und betrieb eine „policy of
appeasement“ (Beschwichtigungspolitik). Er reiste deshalb
am 15.Sept. 1938 zu Hitler nach Berchtesgaden, um ihn zu
überreden, die sudetendeutschen Gebiete dem Deutschen
Reich anzugliedern und die Tschechoslowakei danach nicht
weiter zu bedrohen.
So stellten England und Frankreich die
Tschechoslowakei unter Druck, die Gebiete mit mehr
als 50% deutscher Bevölkerung an das Deutsche
Reich abzutreten. Auf Vermittlung Mussolinis kam es
am 29.Sep.1938 zum „Münchener Abkommen“,
welches die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete
vorsah und den Einmarsch der deutschen Wehrmacht
in diese Gebiete erlaubte. Doch Hitler hielt sich nicht
an das Abkommen und zerschlug vier Wochen danach
den Rest der Tschechei .
*(Vgl. Quelle 4,K.Erik Franzen; S.157/158&155)
Inhalt
„Alles besetzt!?“
Als das Attentat der Tschechen am 27.Mai 1939 auf
den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard
Heydrich fehlschlug, war Hitler von dem Vorhaben
so erbost, dass es zu dem „Massaker von Lidice“
kam. Denn bereits zweieinhalb Stunden nach dem
Fehlschlag des Attentats, erließ Hitler den Befehl zur
Vergeltung. Dadurch kamen durch Verfolgung und
Liquidierung Tausende unschuldiger Tschechen um.
Diese beiden Ereignisse führten dazu, dass die
Tschechen nach dem für die Deutschen verlorenen
Krieg Rache für die Ermordung und Vertreibung so
Vieler ausübten. Da kamen die Sudetendeutschen
gerade recht, da diese symbolisch für das
Terrorregime standen. Sie mussten für die
Verbrechen Hitlers und seiner Terrorherrschaft
büßen, obwohl sie letztlich nichts mit dem Krieg zu
tun hatten. Die Deutschen wurden in tschechischen
Gebieten durch weiße Armbinden mit einem
schwarzem „N“ für „Nemec“(Deutsch)
gekennzeichnet, mussten zu einer bestimmten Zeit zu
Hause sein und durften keine Gehsteige oder
Gaststätten benutzen.
Inhalt
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
Es erging ihnen ähnlich wie den Juden im Deutschem
Reich; die Tschechen griffen also das falsche Verhalten der
Deutschen auf, ohne jedoch daraus zu lernen. Viele
Deutsche wurden aus ihrer Heimat vertrieben, meist nur mit
einem schnell gepackten Rucksack auf den Schultern.
Denen, die dort bleiben durften, wurden Haus, Hof und
Habseligkeiten abgenommen und sie fanden sich letztlich in
Armenhäusern wieder. Nicht nur diese Schrecken musste
die deutsche Bevölkerung in der Tschechoslowakei auf sich
nehmen. Besonders hart traf es die an der Moldau
Wohnenden. Dort ließ die tschechische „Revolutionsgarde“
ihre Wut an ihnen aus, indem sie Frauen vergewaltigte, alte
wehrlose Männer totschlug, verwundete Soldaten aus den
Lazaretten trieb und erschoss oder sogar Kinder in die
Moldau warf und halbwüchsige Jugendliche in
Hitleruniformen folterte.
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Davida Steinmann, Paula van de Weyer,
Janna Dickmanns, Astrid Klaas
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Zeitzeugenbericht einer Sudetendeutschen
Noch heute fahren mein Mann und ich gerne in meine
Heimat am Fuße des Erzgebirges, die nur zehn Kilometer
von der sächsischen Grenze entfernt ist. Oft laufen wir die
Dorfstraße von Sperbersdorf auf und ab, auch wenn ich
heute nur vermuten kann, wo damals das Haus meiner
Familie stand. Denn schließlich stehen heute an dessen
Stelle Ferienhäuser.
Damals war ich gerade 15 Jahre alt, als sich mein Leben so
abrupt änderte. Es war der 28. August des Jahres 1945, als
uns ein Schreiben von den Tschechen erreichte. Wir
mussten innerhalb einer halben Stunde unsere Wohnung mit
den nötigsten Dingen verlassen und versammelten uns am
Ortsausgang mit insgesamt zwölf Familien. Währenddessen
begannen die Tschechen bereits, unser Haus zu plündern,
und nahmen alles mit, sogar Fenster und Türen.
Ausweisungsbeschei
d
Am nächsten Tag fuhren wir in einem Viehwagon in die
Nähe von Chemnitz. Dort war die erste deutsche Station
hinter der Grenze. Der Zug hielt, ein Mann kam, trieb uns
alle aus dem Wagon, der Zug fuhr weiter und wir saßen
hilflos auf den Gleisen. Niemand kümmerte sich um uns,
wir mussten uns selbst versorgen und gingen einfach weiter
in Richtung Westen. Wir übernachteten in einem
Fliegerhorst in Großrückerswalde (Sachsen).
Inhalt
Wir waren gezwungen, die Nacht zwischen Wanzen
und anderem Getier zu verbringen.
Morgens brachen wir früh zu Fuß mit unserem
Handwagen auf, um einen mit Russen überfüllten Zug
zu erreichen. In Zwickau stiegen wir wieder aus und
verbrachten die nächsten Tage in einem Wartesaal.
Über Gröllbach-Rachnitz gelangten wir nach ReizenGeschwender. Alle Familien wurden auseinander
gerissen und als Arbeitskräfte eingesetzt. So wurden
auch wir voneinander getrennt. Nur am Sonntag war
es uns erlaubt, uns nachmittags mit den anderen
Flüchtlingen zu treffen.
„Alles besetzt!?“
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Einige Zeit später, als unsere Familie endlich wieder
zusammen war, wurde uns angeboten, auf einem
ehemaligen Rittergut zu siedeln und Landwirtschaft zu
betreiben. Da es keine Alternative für uns gab, setzten wir
dies in die Tat um. Mit einer abgemagerten Ziege, die
bereits nach kurzer Zeit starb, sollten wir uns ein neues
Leben aufbauen. Dies war jedoch nicht möglich, da der
Ertrag nicht für uns alle reichte. Meine Schwester ging zur
Bahn, mein Bruder wurde Schreiner und ich beschloss, in
den verbotenen Westen aufzubrechen.
Auf dem Weg nach Breyell, dem Ziel meiner Reise,
überraschte mich ein weiteres Hindernis, eine
Ausweiskontrolle. Glücklicherweise hat der
Kontrolleur ein Auge zugedrückt und mich weiter
fahren lassen.
In Breyell angekommen wurde ich von einer großen,
gastfreundlichen Familie aufgenommen und ein neuer
Lebensabschnitt begann.
Anstelle einer Verwandten bekam ich die Möglichkeit, mir
diesen Wunsch zu erfüllen. So brach ich nachts, zur Zeit
eines Postenwechsels, auf. Ich ging alleine durch den tiefen
Schnee, der die dunkle Nacht erhellte. Ich hatte Angst, war
nass vom Schweiß. Doch ich schaffte es, niemand sah mich.
Ich konnte mein Glück nicht fassen, als ich all dies hinter
mir hatte.
Inhalt
Davida Steinmann, Paula van de Weyer,
Janna Dickmanns, Astrid Klaas
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Das Problem der Eingliederung
Die Hoffnungen der Flüchtlinge, in Deutschland herzlich
aufgenommen zu werden, wurden gedämpft, da die
Menschen im zerbombten Deutschland mit ihren eigenen
Problemen kaum fertig wurden. Die Flüchtlinge mussten in
ihrer neuen Heimat nun hart um eine neue Existenz
kämpfen, um sich ein neues Leben aufbauen zu können. Die
ca. 12 Millionen Vertriebenen wurden prozentual auf die
vier Besatzungszonen aufgeteilt. Die Versorgung der
Flüchtlinge war extrem schwierig, da durch den verlorenen
Krieg Nahrungsmittelknappheit und Wohnraumverlust
herrschten. Aus diesem Grund wurden die meisten
Vertriebenen als Störenfriede angesehen, weil die
Flüchtlinge auf ihren Bauernhöfen, die meist klein waren,
mit untergebracht wurden. So mussten sie sich Küche,
Waschküche und Bad teilen. Die völlig verschiedenen
Lebensweisen mit anderen Sitten und Gebräuchen und
obendrein auch noch schwer verständlichen Dialekten
führten zu Konflikten. Viele deutsche Juden und Schlesier
zeigten sich außerdem oft der harten Arbeit auf dem Feld
nicht gewachsen, da sie in ihrer Heimat vorrangig im
sekundären Sektor tätig gewesen waren.
Inhalt
Es war für die Vertriebenen extrem schwierig, sich
eine neue Existenz aufzubauen, weil fruchtbare Böden
schon vor ihrer Ankunft an die Einheimischen
aufgeteilt worden waren, sodass sie extreme
Schwierigkeiten mit der Bewirtschaftung ihres
Grundstücks hatten, da sie auch noch unter Mangel an
technischen Geräten, Vieh, Wirtschaftsgebäuden oder
sogar Wohnstätten litten. Dies hatte zur Folge, dass
man 1948 lediglich 15% der Neubauern als
wirtschaftlich gefestigt ansehen konnte. Doch der
allmählich wieder einsetzende industrielle Prozess
führte zu vielen neuen Arbeitsplätzen, jedoch auch als
Folge der Währungsreform im Jahr 1948 zu einer
hohen Arbeitslosigkeit. Die Vertriebenen fühlten sich
dadurch und durch den Hass und die Ablehnung durch
die Bevölkerung zurückgesetzt und waren über die
Gesamtsituation unzufrieden. 1950 wurde ihnen sogar
verboten, in ihre Heimat zurückzukehren, da die DDR
und Polen die Oder-Neiße-Grenze als endgültig
ansahen. Viele Vertriebene zogen in die westlichen
Zonen, da sie sich vom dortigen
Lastenausgleichgesetz (eine Entschädigung für die
Vertriebenen, Flüchtlinge, NS -Opfer und
Bombengeschädigten) profitieren konnten.
„Alles besetzt!?“
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
Viele Menschen suchten auch ihre Angehörigen, da sich die
Familien im Krieg und bei der Flucht oftmals schmerzlich
hatten trennen müssen. Sie wollten die Aufenthaltsorte ihrer
Verwandten ausfindig machen, auch wenn dies häufig
ergebnislos blieb. In der “Heimatortskartei” der Caritas sind
auch noch nach 60 Jahren, 225133 ungeklärte Fälle der
deutsche Juden registriert.
Inhalt
Alina Hendricks, Melina KaraghiozisMavromatis, Gianna Theven, Lisa Fortuin
„Alles besetzt!?“
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
„Alles besetzt!?“
Aufnahmebescheid
Seite 1
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
„Alles besetzt!?“
Aufnahmebescheid
Seite 2
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
„Alles besetzt!?“
Aufnahmebescheid
Seite 3
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
„Alles besetzt!?“
Wohngebiete
im Osten
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„Alles besetzt!?“
Flüchtlinge aus
dem Osten
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
„Alles besetzt!?“
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
Quellen aus Büchern
Titel
Autor
Erschienen
Hitlers letzte Opfer
K. Erik Franzen
Propyläen Verlag
Berlin-München 2001
Facharbeit
Nicole Lachmann
Werner-JaegerGymnasium 2006
Nationalsozialismus II
Führerstaat und
Vernichtungskrieg
Informationen zur
politischen Bildung
Heft 266
1.Quartal 2000
Die große Flucht
Guido Knopp
Historische Ansichten des
Sudetenlandes
Heinz Csallner
Dörfler im Nebelverlag
Eggolsheim
Kartenmaterial
Informationen zur
politischen Bildung:
Aussiedler
München 1991
Inhalt
„Alles besetzt!?“
Werner-Jaeger-Gymnasium 10a
Quellen aus dem Internet
Adressen:
www.wikipedia.de
Encarta 2005
www.kriegsende.ard.de
Inhalt
Ende
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