Der Wolf Vortragsdossier des WWF Schweiz © Chris Martin Bahr / WWF-Canon Steckbrief Der Wolf ist ein hundeartiges Raubtier wie der Fuchs, der Schakal, der Kojote oder der Dingo. Fachleute (Zoologen, Wildbiologen) nennen den Wolf auf Lateinisch «Canis lupus». Männliche Wölfe werden Rüden genannt. Sie werden durchschnittlich 120 Zentimeter lang, dazu kommt ein 30 bis 50 Zentimeter langer Schwanz. Ihre Schulterhöhe beträgt 70 bis 100 Zentimeter. Weibliche Wölfe heissen Fähen. Sie sind etwas kleiner als die Rüden. Der europäische Wolf wiegt 28 bis 38 Kilogramm, der nordamerikanische Wolf kann bis zu 80 Kilogramm wiegen. Lebensraum Früher war der Wolf auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet: in Amerika von Alaska bis Mexiko, in Europa und Asien vom Polarmeer bis nach Indien. In Europa lebt der Grauwolf. Je nach Wolfsart sind Grösse und Gewicht verschieden: Je weiter man nach Norden geht, desto grösser und schwerer sind die Wölfe. Je nach Gebiet, wo die Wölfe leben, haben sie auch eine andere Fellfärbung. Der Wolf kann sich an fast jeden Lebensraum anpassen: ob Tundra, Wälder oder Steppen. Er braucht zum Überleben aber genügend Wasser und Beutetiere, von denen er sich ernähren kann. Man findet den Wolf in Kanada, Alaska, Nordamerika, Europa, Russland und Asien. Heute leben nur noch zwischen 10’000 und 20'000 Wölfe in Europa (ganz Europa ausser Russland). Auf der ganzen Welt gibt es knapp 200’000 Wölfe. Wie viel Platz Wölfe brauchen, hängt stark davon ab, wie viele Beutetiere in einem Gebiet leben: Gibt es viele Beutetiere, sind die Reviere der Wölfe kleiner. In Italien lebt ein Rudel auf 120 bis 200 Quadratkilometern, in Kanada hingegen leben Wolfsrudel in Revieren, die bis 3000 Quadratkilometer gross sind. © Chris Martin Bahr / WWF-Canon Verhalten Wölfe untereinander Wölfe sind Rudeltiere. Ein typisches Wolfsrudel besteht aus etwa 10 Tieren. Jedes Rudel hat eine klare Rangordnung. An der Spitze stehen zwei Tiere: die Leitwölfin und der Leitwolf (man nennt sie Alpha-Tiere). Bei uns in Mitteleuropa bilden sich nur kleine Rudel von 3 bis 6 Tieren, so genannte Familienverbände. Der Grund: Hier leben keine grossen Beutetiere wie zum Beispiel Elche. Es braucht also weniger Wölfe, um eine Beute zu reissen, die allen Wölfen des Rudels den Hunger stillt. Damit das Zusammenleben im Rudel funktioniert, brauchen die Wölfe eine hoch entwickelte Körpersprache. Mit Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Blicken, Winseln und Heulen können sie sich verständigen. Jeder Wolf hat seinen typischen «Ruf», so können ihn die anderen gut erkennen. Heulen stärkt auch den Zusammenhalt im Rudel. Wenn Wölfe heulen, markieren sie damit auch ihr Revier. Nahrungssuche Ein erwachsener Wolf braucht pro Tag etwa 4 Kilogramm Fleisch. Er kann aber bis zu 9 Kilogramm Fleisch aufs Mal verschlingen. Er ist deswegen kein Vielfrass, denn ein Wolf jagt für das ganze Rudel und er hat nicht immer Glück bei der Jagd. Deshalb frisst er auf Vorrat, um die Zeit ohne Nahrung zu überstehen. In Mitteleuropa fressen Wölfe vor allem (Jung-)Hirsche, daneben Rehe, Wildschweine und Mufflons. Diese Tiere können von einzelnen Wölfen oder einer ganzen Familie gejagt werden. Wölfe reissen vor allem junge, kranke und schwache Tiere. So helfen Wölfe, die Bestände der Beutetiere gesund zu erhalten. Ausserdem ist der Wolf der «Büchsenöffner» für andere Tiere wie Füchse, Rabenvögel und Marder. Weil der Wolf seine Beute meist nicht an einem Tag verschlingt, ernähren sich auch andere Fleischfresser davon. Im Norden Europas oder in Nordamerika jagen Wölfe im Rudel. Dann können sie auch grosse Beutetiere wie Elche oder Bisons erlegen. Bei der Jagd teilen die Wölfe die Arbeit auf. Während ein Teil des Rudels das Wild aufscheucht, warten die anderen Wölfe im Versteck und schlagen zu, wenn die Beute ihnen buchstäblich vor die Schnauze läuft. Im Gegensatz zu wildernden Hunden verfolgen Wölfe ihre Beutetiere nicht über lange Strecken. Erwischen sie das Wild nicht sofort, kann es entkommen. Häufig jagen die Wölfe nicht erfolgreich. Eine Studie zeigt, dass 19 von 20 Beutetieren fliehen können. Paarung und Aufzucht Die Wölfe paaren sich zwischen Ende Januar und Ende März. Die Leitwölfin ist im Normalfall das einzige Weibchen im Rudel, das Junge zur Welt bringt. Der Leitwolf ist somit der Vater aller Wolfswelpen in einem Rudel. Die jungen Wölfe kommen nach einer Tragzeit von 62 bis 75 Tagen zur Welt. Pro Wurf sind es 4 bis 6 Welpen. Sie sind blind, haben ein dunkles, feines Fell und wiegen 300 bis 500 Gramm. Die Jungen dürfen mindestens ein ganzes Jahr bei der Familie bleiben. In diesem Jahr werden sie von den älteren Tieren «erzogen» und lernen das Jagen. Wenn sie in der Rangordnung hoch oben sind, dürfen sie bleiben. Sonst müssen sie sich ein eigenes Revier suchen. © Staffan Widstrand / WWF Der Wolf in der Schweiz Vor 200 Jahren war der Wolf in der Schweiz fast ausgerottet. Nur einige wenige Tiere überlebten eine Zeit lang in abgelegenen Bergtälern. Um 1850 wurde der letzte Schweizer Wolf im Kanton Tessin erschossen. Mythen Die Legende über die Gründung der antiken Stadt Rom besagt, dass die Zwillinge Romulus und Remus von einer Wölfin gesäugt und aufgezogen wurden. Wolf als Vorbild Wölfe wenden ähnliche Jagdtechniken an wie steinzeitliche Jäger, die ebenfalls Tiere jagten, die grösser waren als sie selber. Die Wölfe müssen grosse Beutetiere im Rudel jagen, um die Tiere zu erlegen. Auch der Mensch musste in Gruppen jagen, wenn er ein Mammut bezwingen wollte. Es wird deshalb vermutet, dass die Menschen die Jagdtechnik den Wölfen abgeschaut haben. Seit einigen Jahren kommt der Wolf aus Italien und Frankreich zurück in die Schweiz. Im Jahr 2011 lebten 10-15 Wölfe in der Schweiz. Nachgewiesen sind 10 Individuen. Probleme gibt es vor allem, wenn Wölfe Schafe oder Ziegen reissen, die nicht oder schlecht beschützt werden. In einer Schafherde beisst ein Wolf oft wild um sich und kann viele Tiere auf einmal verletzen. Der Wolf ist deswegen kein bösartiges Tier: Eigentlich jagt er immer für sein ganzes Rudel und nicht nur für sich selbst, deshalb ist er dazu erzogen, für sein ganzes Rudel zu jagen. Dazu kommt, dass sich die Schafe nicht wie Wildtiere verhalten: Bei Gefahr sind die Tiere überfordert und rennen aufgeregt durcheinander. Der Wolf beisst dann immer wieder zu. Wildtiere wären längst geflüchtet. Wolf und WWF 1972 begann der WWF in Italien, den Wolf zu schützen. Die WWFKampagne war erfolgreich, denn seit 1976 ist der Wolf in Italien geschützt. Wenn ein Wolf ein Nutztier reisst, zahlt der Staat dem Besitzer eine Entschädigung. Zudem werden spezielle Hunde gezüchtet, welche die Herden schützen. Auch in der Schweiz ist der Wolf streng geschützt. Der WWF informiert die Bevölkerung und hilft den Hirten und Bauern, Schafe und andere Nutztiere mit dem sogenannten Herdenschutzprojekt zu schützen. Mit Elektrozäunen, Herdenschutzhunden und Herdenschutzeseln werden die Nutztiere vor dem Wolf geschützt. Der WWF bildet zudem freiwillige Hirten-Hilfen aus, die den Hirten jeweils zwei Wochen dabei helfen, eine Herde zu bewachen. In Graubünden führte der WWF von 2000 bis 2002 ein erstes Projekt mit Herdenschutzhunden durch. Es war sehr erfolgreich. Seit 2001 lebt im Vorderrheintal ein Wolf, und die Bevölkerung hat gelernt, mit ihm zu leben. Dank dem Herdenschutz werden nur sehr wenige Nutztiere vom Wolf gefressen. Weitere Informationen WWF Broschüre: Luchs, Wolf, Braunbär. Im Shop erhältlich. Bestellen kannst du beim WWF Schweiz per Telefon, Post oder E-Mail. Die Adresse findest du rechts unten. Die Lieferfrist beträgt etwa eine Woche. Wo kein Preis angegeben ist, kannst du pro Broschüre jeweils ein Exemplar gratis bestellen. Internet wwf.ch/herdenschutz WWF-Projekt zum Schutz der Wölfe in der Schweiz. wwf-arten.wwf.de Ausführliches WWF-Dossier mit Infos zu Wölfen. www.wild.uzh.ch Viele Infos, übersichtlich zusammengestellt. wolf-kinderclub.de Viel Wissenswertes über Wolfskinder, die Rangordnung im Rudel, das Jagdverhalten und den Schutz der Wölfe. wolf-forum.ch Diskussionsforum rund ums Thema Wolf. www.wsl.ch Sieben Spiele zum Spurenlesen, der Wolfssprache und vielem mehr. Bücher WWF Buch, Der Wolf, im Shop erhältlich. Kalb, R. (2007): Bär, Luchs, Wolf. Verfolgt, ausgerottet, zurückgekehrt. Stocker Verlag. Zimen, E. (2003): Der Wolf. Verhalten, Ökologie, Mythen. Naturkundliches Nachschlagewerk. Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlag. Okarma, H.; Langwald, D. (2002): Der Wolf. Berlin: Parey Verlag. Zimen, E. (1997): Was ist was? Wölfe (Band 104). Nürnberg: Tessloff Verlag. Paccalet, G.; Paccalet, Y. (1998): Wölfe – Kinder der Wälder. Bern: Zytglogge Verlag. Brandenburg, J. (1996): Bruder Wolf – Das vergessene Versprechen. Tecklenborg Verlag. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 8010 Zürich Telefon 044 297 21 21 Fax 044 297 21 00 E-Mail: [email protected] www.wwf.ch WWF Schweiz 2012 Beim WWF erhältlich