Winterlicher Blütenzauber Die Schönheit der Kamelien

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Sonderschau:
Winterlicher Blütenzauber
Die Schönheit der Kamelien
Samstag, 10. Jänner – Sonntag, 8. März, Kalthaus
Botanischer Garten, Roseggerstraße 20, 4020 Linz
Tel: +43 732 7070 / Wochenende und Feiertage: +43 732 7070 1870
Fax: +43 732 7070 1874, E-Mail: [email protected]
In den farblosen Wintermonaten bereiten die romantisch anmutenden
Blüten der Kamelien in Weiß-, Rosa- und Rottönen besondere Freude.
Zahlreiche Wildarten und Sorten sind ab 10. Jänner im Eingangshaus
des Botanischen Gartens zu bewundern.
Der Botanische Garten verfügt über eine überaus große Kameliensammlung: Mehr als 140 verschiedene Sorten von Camellia japonica
werden bei uns kultiviert. Zur Gattung Camellia gehört auch der
Teestrauch (Camellia sinensis) - Kamelien sind also Teegewächse. 82
wildwachsende Arten sind bekannt, welche von Südostasien bis Java,
Celebes und den Philippinen vorkommen. Der Name geht zurück auf
Georg Joseph Kamel (1661-1706), einem mährischen Jesuitenpater
aus Brünn, der als Apotheker der mährischen Brüdermission auf Manila
tätig war.
Stadtgärten Linz
Botanischer Garten und Naturkundliche Station
Botanisches
Camellia japonica wächst als sehr langlebiger, immergrüner Strauch
oder kleiner Baum und erreicht am Naturstandort Wuchshöhen von 1,5
bis 6 (selten bis 11) Meter. Einige chinesische Kamelien werden auf älter
als 1000 Jahre geschätzt. Die Rinde junger Zweige ist gräulich-braun, ab
dem zweiten Jahr sind sie purpur-braun und unbehaart. Die
wechselständigen, gestielten Laubblätter sind einfach. Die Blattstiele
sind 5 bis 10 mm lang. Die elliptische, ledrige Blattspreite weist eine
Länge von 5 bis 12 cm und eine Breite von 2,5 bis 6 cm auf. Die
Blattoberseite ist dunkelgrün und die Blattunterseite ist hellgrün mit
braunen Punkten. Der dicke Mittelnerv ist gelblich-grün.
Die sehr kurz gestielten Blüten stehen einzeln oder paarweise in den
Blattachseln. Die je etwa neun Hochblätter und Kelchblätter sind grün.
Die sechs bis sieben (bei manchen Sorten auch mehr) ei- bis verkehrt
eiförmigen Blütenkronblätter sind weiß, rosa bis rot und weisen eine
Größe von 3 bis 4,5 × 1,5 bis 2,5 cm auf. Die fünf inneren Kronblätter
sind an ihrer Basis auf einer Länge 0,5 bis 1,5 cm verwachsen. Die
vielen unbehaarten Staubblätter sind 2,5 bis 3,5 cm lang. Beim äußeren
Staubblattkreis sind die Staubfäden an ihrer Basis auf einer Länge von
1,5 bis 2,5 zu einer Röhre verwachsen. Drei Fruchtblätter sind zu einem
eiförmigen Fruchtknoten verwachsen. Der etwa 2,8 cm lange Griffel
endet in einer dreilappigen Narbe. Am Naturstandort reicht die Blütezeit
von Januar bis März; die Kamelien-Sorten blühen in Kultur im Spätwinter
bzw. Frühjahr.
Kulturgeschichte
Die Kamelie ist eine alte Kulturpflanze, die in Ostasien schon lange
gezüchtet wurde und dort als beliebter Zierstrauch gilt. In Japan, wo die
Kamelie tsubaki genannt wird, hat sie eine weitere symbolische
Bedeutung. Sie verliert ihre roten Blütenblätter einzeln, während noch
Schnee liegt, was an Blutstropfen erinnert. Daher wird die Blüte auch als
Symbol von Tod und Vergänglichkeit gesehen.
Die ersten Pflanzen kamen 1739 durch portugiesische Seefahrer aus
Japan nach England. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
verbreiteten sich Kameliensorten in Schlossgärten (z. B. in London,
Uppsala und Neapel); zwischen 1770 und 1790 gelangten sie nach
Deutschland. Aus dieser Zeit stammt auch die Pillnitzer Kamelie, eine
Wildform der Camellia japonica. Sie wurde 1801 im Park von Schloss
Pillnitz bei Dresden gepflanzt, wo die karminrot blühende Pflanze bis
heute steht. Sie gilt als die älteste Kamelie in Europa, die in einem
fahrbaren Glashaus überwintert wird.
Pillnitzer Kamelie mit beweglichem Glashaus (Foto: Kolossos, www.wikipedia.org)
Besonders die französische Kaiserin Joséphine liebte Kamelien. Ab
1800 führte man immer mehr Sorten und Varietäten ein. 1811 gelangte
Camellia oleifera erstmals nach Europa, 1818 Camellia maliflora und
schließlich 1820 Camellia reticulata. Damit begann eine rege Zucht in
großen europäischen Gärtnereien, wobei zunächst Belgien das Zentrum
der Kamelienzüchtung war. In Deutschland machte vor allem die
Kameliengärtnerei Seidel (ab 1813) in der Nähe von Dresden die
Kamelie als Gartenpflanze populär: Gegen 1860 hatte sie ein Sortiment
von mehr als 1100 Kameliensorten und exportierte nach ganz Europa.
Abnehmer waren vor allem adlige Häuser, unter anderem der
St. Petersburger Zarenhof.
Die Kamelie gehörte im 19. Jahrhundert zur adligen und großbürgerlichen Kultur, was sich unter anderem auch in Alexandre Dumas‘
Roman „Die Kameliendame“ ausdrückt. Sein Roman wurde Vorlage
für Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“. In beiden wurde der Kamelie
auch kulturgeschichtlich ein Denkmal gesetzt.
Marie Duplessis, das historische Vorbild für Henri Dumas Roman „Die Kameliendame“
Gemälde des französischen Malers Camille Roqueplan (1802-1855)
Zu dieser Zeit waren Kamelien sehr beliebte Schnittblumen für Sträuße,
Gestecke und Ansteckblumen. Durch Züchtungen mit verschiedenen
Kamelienarten entstanden viele unterschiedliche Blütenformen, z.B.
einfach, halb- bis ganzgefüllt, anemonen- oder pfingstrosenförmig. Zur
Zeit gibt es ca. 80 verschiedene Arten und ca. 500 Sorten in
Spezialbetrieben, meist in Italien oder Norddeutschland.
Kulturtipps
Durch ihre glänzenden Blätter und die Blüte in den Wintermonaten ist die
Kamelie eine beliebte Zierpflanze in dieser Jahreszeit. Besitzen Sie in
Ihrer Wohnung jedoch keine geeigneten Bedingungen, ist von der
Anschaffung abzuraten: Kamelien lieben es im Winter relativ kühl (8 – 12
Grad), luftfeucht und hell. Ein ungeheizter Wintergarten ist ideal. Der
Wurzelballen sollte nie ganz austrocknen. Ist die Luft zu trocken, fallen
zuerst die Blütenknospen ab, später auch die Blätter. Im Sommer kann
man Kamelien an einen schattigen Platz in den Garten stellen.
Kamelien sind subtropische Pflanzen, d.h. die Winter sind relativ kühl
und die Sommer heiß. Bei uns benötigt die Kamelie im Winter einen
hellen und kühlen Standort bei 2 bis 10°C und einer relativen Luftfeuchte
von mindestens 60%. Kurzfristige Temperaturen bis -4°C werden von
den meisten Sorten gut vertragen. Absolut wichtig ist aber der Schutz
des Wurzelballens und des Stammansatzes, denn dort kommt es am
ehesten zu Frostrissen.
Kamelien sind keine Wohnzimmerpflanzen! Im Sommer ist ein heller
Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung, auch im Freien, ideal.
Kalkfreies Gießwasser, ein schwach saures Substrat und, wenn nötig,
ein physiologisch saurer Dünger, sind eine wichtige Voraussetzung. Der
natürliche Wachstumsrhythmus der Pflanzen bestimmt die notwendigen
Pflegemaßnahmen:
1. Ruhezeit (ca. Oktober bis zum Ende der Blüte): heller und kühler
Standort, wenig gießen und nicht düngen, bei zu nassem Stand Gefahr
von Wurzelfäule und Absterben der Pflanze (Blätter verlieren Glanz).
Übersprühen der Pflanze zur Erhöhung der Luftfeuchte ist günstig.
2. Vegetationszeit (Beginn des Austriebs bis etwa Juli): Regelmäßig
gießen, um neue Blätter zu ernähren, Düngen mit einem physiologisch
sauer wirkenden Dünger, schwach konzentriert.
3. Knospenbildung und Ausreife (Juni/Juli bis Sept./Okt.): Viel Licht
und höhere Nachttemperaturen (über 15°C) nötig, sparsam gießen und
nicht mehr düngen, nach Sichtbarwerden der neuen Knospen wieder
mehr gießen.
Blühfähige Pflanzen sollten nur etwa aller drei Jahre umgetopft werden. Dazu
ist ein sauer wirkendes Substrat aus Kompost, Nadelerde oder Torf und etwas
Lehm zu verwenden. Der neue Topf soll nur geringfügig größer sein. Zur
Korrektur des Pflanzenwuchses kann ein Rückschnitt nötig und nützlich sein.
Günstige Zeitpunkte für beide Maßnahmen sind unmittelbar nach der Blüte
(bei noch nicht entfaltetem Neutrieb) oder nach dem Knospenansatz Ende
August.
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