Magazin 3/2008 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz

Werbung
01 u1 3-08:Layout 1
14.08.2008
10:31
Seite 1
Bevölkerungsschutz
3 2008
02 u2 3-08:Layout 1
14.08.2008
11:22
Seite 2
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Arbeiter-Samariter-Bund
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
ein Themen-Schwerpunkt dieser Ausgabe von Bevölkerungsschutz ist der
Klimawandel. Nicht etwa deshalb, weil
es im Augenblick opportun ist, sich
dieses Themas anzunehmen, sondern
weil wir der Meinung sind, dass sich
alle Kräfte, die sich dem Schutz der Bevölkerung verpflichtet fühlen, mit den
möglichen Folgen eines Klimawandels
auseinandersetzen müssen. Deshalb
werden wir das Thema auch weiterhin
in Bevölkerungsschutz aufgreifen.
Das Klima auf unserer Erde verändert
sich seit deren Bestehen zwar ständig,
Verursacher des gegenwärtig stattfindenden Klimawandels ist jedoch überwiegend der Mensch. Hierüber und über
die Anpassungsmöglichkeiten/-bestrebungen der Bundesländer oder über
praktische Erfahrungen mit der Trinkwasserversorgung in Dürreperioden
berichten Wissenschaftler in diesem
Heft.
Technikbegeisterte Leser werden sich
bestimmt von einem Bericht über
den Einsatz von Drohnen bei der Erkundung von Hochwasserlagen angesprochen fühlen. Wir stellen eine
neue Katastrophenmanagement-Software vor und berichten über die Problematik des Burnout-Syndroms bei
Feuerwehren.
Die Beiträge der Katastrophenschutzund Hilfs-Organisationen sowie ein
ausführlicher Nachrichtenteil und,
nicht zuletzt, der Jahreskalender 2009
runden das Heft ab, so dass wir
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,
mit dieser Ausgabe wieder eine interssante Lektüre wünschen können.
Im Dezember 2008 wird sich die
Gründung eines Bundesamtes für Zivilschutz bzw. Bevölkerungsschutz
zum fünfzigsten Male jähren; aus diesem Anlass werden wir in der nächsten Ausgabe als Themenschwerpunkt
diese 50 wechselvollen Jahre des Zivilund Bevölkerungsschutzes reflektieren.
05. 12. 2008
Am Jahrestag, dem 5. Dezember, wird
in Bonn im Rahmen einer großen Festveranstaltung im Plenarsaal des ehemaligen Bundestages das Jubiläum würdig mit vielen Gästen begangen werden. In der Ausgabe 1-2009 berichten
wir dann ausführlich über diese Veranstaltung.
Ihr Redaktionsteam
03 Inhalt 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:09
Seite 1
INHALT
NACHRICHTEN
Rundblick
FORUM
49
Arbeiter-Samariter-Bund
34
Bundesanstalt
Technisches Hilfswerk
36
Deutsche
Lebens-Rettungs-Gesellschaft
39
Deutscher Feuerwehrverband
42
Deutsches Rotes Kreuz
43
Johanniter-Unfall-Hilfe
44
Malteser Hilfsdienst
46
Verband der
Arbeitsgemeinschaften der Helfer
in den Regieeinheiten/-einrichtungen
des Katastrophenschutzes in der
Bundesrepublik Deutschland e.V.
47
KLIMAWANDEL
Der Klimawandel in
Deutschland
2
Klimaänderungen durch den Menschen
Neue Wetterextreme sind bei
Klimaänderungen unvermeidbar
Trinkwasserversorgung
in Dürreperioden
Ein aktuelles Beispiel aus Spanien
10
14
KRISENMANAGEMENT
Strategische Neuorientierung
Der Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge - eine
neue Option im Rahmen des
Hochwasserrisikomanagements
DISMA 4.0
Die Weiterentwicklung eines bewährten Systems
16
20
RUBRIKEN
Wo brennt es in der Feuerwehr?
Psychische Belastungen und
ihre gesundheitlichen Folgen
25
ZMZ
Ein zivil-militärisches
Informationsportal
Ziel: Informationsaustausch
Termine
52
Impressum
52
SERIE
31
Kulturgutschutz in Deutschland
53
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
1
04 s02 niehoff_1:Layout 1
14.08.2008
14:11
Seite 2
KLIMAWANDEL
Der Klimawandel in
Deutschland
von Daniela Niehoff, BBK
Vom Medienstar zur ernst zu nehmenden Gefahr
„Manchmal kann ich das Thema Klimawandel nicht
mehr hören!“ So und so ähnlich konnte man es insbesondere im vergangenen Jahr häufiger vernehmen. Die
ständige Berichterstattung in Presse, Rundfunk und
Fernsehen ist in einen Medienhype ausgeartet, durchaus vielfach seriös, oft jedoch unpräzise verkürzt
und manchmal entsetzlich überzogen. Neben vielen
hervorragenden Dokumentationen tragen im doppelten Sinn katastrophale Fernsehfilme unter dem Deckmäntelchen des Klimawandels leider ihr Übriges zu
dieser Stimmung bei. Welcher Normalbürger und Klimalaie ist schon in der Lage, sich bei der Flut von
Mitteilungen einen Überblick zu verschaffen und
Mögliches, Wahrscheinliches, Unwahrscheinliches
von ziemlichem Unsinn zu unterscheiden? Sich mittels medialer Berichterstattung ein sachlich korrektes
Bild vom Stand der Klimaforschung zu machen bleibt
schwierig. Der Ruf nach verständlichen, für NichtKlimaforscher aufbereiteten Informationen wird immer lauter. Doch Hilfestellung ist in Sichtweite. Die
Politik hat diesen Bedarf nach verständlichen Informationen erkannt, das Bundesministerium für Bildung
und Forschung plant die Gründung eines Climate
Service Centers. Dieses Klimainformations- und Beratungszentrum unter Mitwirkung des Deutschen
Wetterdienstes soll Ergebnisse der Klimaforschung für
Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft bedarfgerecht aufgearbeitet zur Verfügung stellen [1]. Damit ergänzt es die Vernetzungsplattform des in 2006
beim Umweltbundesamt eingerichteten Kompetenzzentrums Klimafolgen und Anpassung (KomPass),
erreichbar unter www.anpassung.net. Hier sind unter
anderem Erläuterungen zu Klimafolgen und verschiedene Anpassungsmöglichkeiten für die von Klimaänderungen betroffenen Sektoren zusammengestellt. Auch die Helmholtz-Gesellschaft Deutscher
2
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Forschungszentren hat damit begonnen, ein bundesweites Netz regionaler Klimabüros einzurichten. Hier
werden regionale Klimainformationen für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Beteiligt sind Forschungseinrichtungen, Universitäten und auch Fachbehörden. Ein Norddeutsches und Süddeutsches Klimabüro sind bereits im Internet aktiv und ein Mitteldeutsches wird derzeit eingerichtet [2]. Mit einem
Medienseminar im Juni 2008 mit namhaften Referenten aus Forschung, Fachbehörden und Versicherung leistet auch das BBK einen Beitrag hierzu.
Die Präsenz des Themas Klimawandel ist natürlich sehr begrüßenswert und es war lange überfällig, dass insbesondere den möglichen Folgen klimatischer Änderungen die wohlverdiente Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat bereits 2005 im Auftrag
des Umweltbundesamtes in einer Studie die klimabezogene Vulnerabilität verschiedener Sektoren untersucht und beispielsweise die Wasserwirtschaft und die
Gesundheit als besonders verwundbar identifiziert.
Abnehmende Wasserverfügbarkeit in nordöstlichen
Gebieten Deutschlands durch Niederschlagsrückgang, die dortige Zunahme der Waldbrandgefahr, aber
auch steigende Hochwassergefahren und die bundesweite Gefährdung insbesondere älterer Menschen
durch zunehmende Hitzewellen sind nur einige der
Ergebnisse [3].
Spätestens seit Erscheinen des 4. Sachstandsberichtes des Zwischenstaatlichen Ausschusses für
Klimaänderung (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) Anfang des Jahres 2007 ist das
Thema in der breiten Masse angekommen. Der umfassende Bericht stellt Erkenntnisse zu globalen Änderungen der Vergangenheit und verschiedene mögliche Klimaszenarien für die Zukunft vor, abhängig
von der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der Erde. Diese Projektionen beschreiben
04 s02 niehoff_1:Layout 1
14.08.2008
14:11
Seite 3
die globale Temperaturerhöhung, die Änderung von
Niederschlagsmustern, die Änderung der Zugbahnen
von Stürmen und ein Ansteigen des Meeresspiegels.
Als kurzer Einschub ist es an dieser Stelle wichtig zu
erwähnen, dass es sich bei den Berechnungen zukünftigen Klimas um Projektionen, nicht um Prognosen handelt. Vorhersagen lässt sich nur das Wetter,
nicht jedoch das Klima, welches nach der World Meteorological Organisation (WMO) den durchschnittlichen Zustand des Wetters über einen bestimmten
Zeitraum beschreibt, häufig werden 30 Jahre betrachtet.
Die Zunahme extremer Wetterereignisse wie
Hitzewellen und Starkregen wird im IPCC-Bericht
mit über 90% Eintrittswahrscheinlichkeit angegeben
[4a]. Hierin liegt für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz die zentrale Herausforderung. Der Bericht erläutert außerdem die Ursachen und den anthropogenen Beitrag zu diesen Entwicklungen. Je
nach Szenario wird die mittlere globale Erwärmung
der Erde bis zum Jahr 2100 zwischen 1,8°C (niedriges Szenario) und 4,0°C (hohes Szenario) liegen [4a].
Das klingt erst einmal nicht viel, weil man üblicherweise nicht in globalen Durchschnittstemperaturen
sondern in Tagestemperaturen denkt. Um sich über
die Dimension klar zu werden, hilft ein kurzer Exkurs in die Vergangenheit.
Im Laufe der 4,6 Milliarden Jahre andauernden Erdgeschichte gab es zahlreiche Klimawechsel,
von denen die jüngsten aufgrund von Klimaarchiven wie Eisbohrkerne und Tiefseesedimente am besten untersucht sind. Der Zeitraum von ca. 2,6 Millionen Jahre bis ca. 11.000 Jahren vor heute umfasst
das jüngste Eiszeitalter (Pleistozän). Während dieser
Zeit hat es mehrere große Kaltzeiten unterbrochen
von Warmzeiten gegeben. Die Pole waren mit großen
Eisschilden bedeckt und massive Gletschervorstöße
kennzeichneten die Nordhalbkugel. Der Meeresspiegel war zeitweise bis zu 130 m tiefer als heute [5].
Im nördlichen Mitteleuropa sind drei bis vier große
Eisvorstöße nachgewiesen, der weiteste Gletschervorstoß in Deutschland reichte über das Norddeutsche
Tiefland bis Sachsen-Anhalt und Sachsen bis südlich
von Leipzig und im Westen bis in das Ruhrgebiet
und in die Niederrheinsche Bucht bis Düsseldorf.
Im Mai dieses Jahres meldete ein internationales Forscherteam, dass nun das Klima der vergangenen 800.000 Jahre rekonstruiert werden kann. Diese Informationen konnten anhand einer 3.270 Meter
tiefen Bohrung im antarktischen Eis gewonnen werden. Anhand der Zusammensetzung eingeschlossener
Luftbläschen konnte die Kohlendioxid- und Methankonzentration entlang dieser Zeitspanne analysiert
und somit auf die Atmosphäre und das Klima rückgeschlossen werden [6].
Während der jüngsten Kaltzeit (115.000 bis
11.000 Jahre vor heute) lagen die Temperaturen in
Mitteleuropa im Mittel 7 bis 10°C unter den heutigen [5]. Für das Verständnis der seitens IPCC projizierten Erwärmung ist jedoch nicht die Betrachtung
der Temperatur von Mitteleuropa, sondern die der
Abb. 1: Das Klimasystem und seine Komponenten [9].
gesamten Erde entscheidend: Im globalen Mittel
liegt der Temperaturunterschied zwischen einer Kaltzeit und einer Warmzeit in der Größenordnung von
nur rund 5°C [7]! Um sich die Lebensbedingungen
in Deutschland vorzustellen, wenn diese Differenz auf
unser heutiges mittleres globales Klima oben aufsummiert würde, braucht es schon etwas Phantasie.
Eine Erwärmung wird es (im Rahmen der IPCC-Szenarien) in den nächsten Jahrzehnten in jedem Fall geben, die Frage ist nur in welcher Größenordnung [4a].
Hinsichtlich der Niederschläge lässt sich zunächst einmal feststellen, dass die globale Erwärmung aufgrund höherer Verdunstung eine Zunahme
des atmosphärischen Wasserdampfes zur Folge hat.
Der vermehrte Wasserdampftransport von den Ozeanen zu den Kontinenten sorgt in höheren Breiten
für mehr Niederschlag [8] [4a]. Für niedrige Breiten
werden tendenziell Abnahmen erwartet.
Einen Einblick in die Komplexität des Klimasystems gibt Abb. 1.
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
3
04 s02 niehoff_1:Layout 1
14.08.2008
14:11
Seite 4
KLIMAWANDEL
Bei aller globalen Betrachtung stellt sich natürlich die Frage: Was erwartet uns denn nun in
Deutschland? Wie sehen die zu erwartenden Klimaentwicklungen in unseren Breiten aus? Und wie verlässlich sind die Aussagen hierzu? Mehrere deutsche
Forschungseinrichtungen berechnen mithilfe regionaler Klimamodelle und statistischer Methoden die
Klimaänderungen für Europa und Deutschland. Regionalmodelle sind in globale Klimamodelle eingebettet, können die Erdoberfläche genauer darstellen
und hochauflösende Ergebnisse produzieren [8]. Die
verschiedenen regionalen Klimamodelle liefern in
Teilen vergleichbare Simulationsresultate, gute Über-
Abb. 2: Auswirkungen einer Zunahme des Temperatur-Mittelwertes
auf die Verteilung heißer Tage (schematisch) [12].
einstimmungen gibt es hinsichtlich eines weiteren
Temperaturanstiegs. Bei anderen meteorologischen
Größen, wie beispielsweise beim Niederschlag, gibt
es noch Unterschiede [10].
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat im
letzten Jahr damit begonnen, die Ergebnisse von vier
in Deutschland betriebenen regionalen Klimamodellen (REMO, WETTREG, CLM, STAR) miteinander
zu vergleichen. Auf der Pressekonferenz des DWD
am 15. April dieses Jahres sind erste Ergebnisse der
Spannbreite der zu erwartenden Klimaänderungen
für Deutschland bis zum Ende des Jahrhunderts vorgestellt worden. Demnach berechnen die vier Regionalmodelle für Deutschland eine Zunahme der Jahresmitteltemperatur bis zum Jahr 2050 zwischen 0,5
und 2,0°C, bis zum Jahr 2100 von 2°C bis 4°C. Seit
4
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
1901 bis zum Jahr 2007 ist die mittlere Temperatur
in Deutschland bereits um 0,9°C angestiegen und
liegt damit höher als der globale Anstieg, der etwa
0,7°C beträgt [11].
Die Auswirkung einer Zunahme des Temperaturmittelwertes auf die Anzahl heißer oder extrem
heißer Tage wird in Abb. 2 deutlich.
Dementsprechend wird für den Zeitraum bis
2050 eine starke Zunahme von heißen Tagen (≥ 30°C)
für Südwestdeutschland, das Rheinland und auch
für Teile Sachsen-Anhalts und Brandenburgs berechnet. Ein Zunahme von Sommertagen (≥ 25°C) wird
auch für das übrige Deutschland einschließlich küstennaher Regionen und Mittelgebirgen erwartet. Bis
zum Ende des Jahrhunderts verstärkt sich diese Situation weiter [13].
Die nach Angaben des DWD bisher zu beobachtende Niederschlagsentwicklung in unseren
mittleren Breiten in Deutschland von 1901 bis 2007
zeigt in den westlichen Bundesländern eine Zunahme von rund 12 bis 14%. In den eher kontinental
geprägten östlichen Ländern sind nur sehr geringe Zunahmen zu verzeichnen und in Sachsen sogar eine
Abnahme um 5% [11]. Bei der Simulation zukünftiger Niederschlagsentwicklung zeigt das Modell
WETTREG einen gegenläufigen Jahrestrend: im Sommer nehmen die Niederschläge deutlich ab, im Winter hingegen zu. In der Jahressumme zeigt sich im
Nordosten Deutschlands eine sinkende, im Südwesten hingegen eine steigende Tendenz [14]. Eine Häufung von Starkregenereignissen wird erwartet, an einigen Klimastationen ist dieser Trend heute schon
zu beobachten (mündliche Mitteilung DWD).
Hinsichtlich der Sturmentwicklung gibt es für
Deutschland noch keine belastbaren Aussagen. Global lassen sich folgende Beobachtungen festhalten:
Energie und Zerstörungskraft von Stürmen korrelieren mit der Wassertemperatur der Ozeane und beide
sind in den vergangenen 30 Jahren deutlich angestiegen [7]. Eine Zunahme der Intensität tropischer Wirbelstürme gilt als wahrscheinlich [4a], für die Stürme
in unseren Breiten könnte also Ähnliches gelten.
Anpassungsmaßnahmen der Länder
Wie reagieren wir nun auf diese Änderungen?
Die folgende Aussage entstammt dem Synthesebericht des IPCC-Reports von 2007:
04 s02 niehoff_1:Layout 1
14.08.2008
14:11
Seite 5
„Weder Anpassung noch Minderung allein können gravierende Auswirkungen des Klimawandels verhindern, sie können sich jedoch ergänzen und so die
Risiken des Klimawandels signifikant verringern.“ [4b]
Selbst wenn es gelingen sollte, das EU-Ziel einer Beschränkung der globalen Erwärmung auf 2°C
zu erreichen, ist die Notwendigkeit von Anpassung
an sich ändernde klimatische Bedingungen zwingend.
Der Tag, an dem klar ist, welches der Klimaszenarien eintreffen wird, der Tag, an dem die Klimamodelle alle Prozesse berechnen können und regional
exakte Ergebnisse liefern, wird der Tag sein, an dem
es für eine Anpassung zu spät ist.
Die 16 Länder in Deutschland setzen sich mit
der Frage des Klimaschutzes, aber auch mit der Anpassung an die Klimaänderungen in Deutschland auseinander und haben vielfach bereits Strategien entwickelt. Im Folgenden sollen ein Überblick gegeben
und weitere interessante, bevölkerungsschutzrelevante Aktivitäten vorgestellt werden (ohne Anspruch auf
Vollständigkeit). Allen Ländern gemein ist die Vereinbarung mit dem Deutschen Wetterdienst, Pflegedienste, Heime, Gesundheitsämter und Krankenhäuser per E-Mail über bestehende Hitzewarnungen zu
informieren [15]. Auch beim Thema Hochwasserschutz sind bundesweit zahlreiche Aktivitäten zu verzeichnen. Neben technischen Baumaßnahmen sind
in vielen Ländern die aktuellen Pegelstände der Flüsse sowie weiterführende Informationen über die
Landeshochwasserzentralen im Internet abrufbar.
Die vermutlich ersten Länder, die trotz vorhandener Unsicherheiten in der Wissenschaft eine Anpassungsmaßnahme politisch durchgesetzt haben,
sind Baden-Württemberg und Bayern. Mit dem Projekt KLIWA (Klimaveränderung und Konsequenzen
für die Wasserwirtschaft) ist schon im Jahr 1998 ein
Kooperationsvorhaben dieser Länder mit dem Deutschen Wetterdienst vereinbart worden. Anfang 2007
ist auch Rheinland-Pfalz dieser Kooperation beigetreten. Ziel von KLIWA ist es, die Auswirkungen des
Klimawandels auf die Flussgebiete in Süddeutschland herauszuarbeiten und Handlungsempfehlungen
abzuleiten. Als Ergebnis wurde für die Bemessung
technischer Hochwasserschutzeinrichtungen ein so
genannter Klimaänderungsfaktor eingeführt. Dieser
ist für Baden-Württemberg je nach Flussgebiet mit 15
bzw. 25% und in Bayern pauschal mit 15% auf den
100jährlichen Hochwasserabfluss (HQ100), eingeführt worden (www.kliwa.de) [16].
In Baden-Württemberg ist 2005 von Seiten
des Umweltministeriums das „Klimaschutzkonzept
2010“ herausgegeben worden, das den Hinweis auf
die Notwendigkeit von Klimaanpassung enthält [17].
Hierfür ist neben KLIWA ein weiteres Projekt namens KLARA (Klimawandel — Auswirkungen, Risiken, Anpassung) gestartet worden. Untersucht wurde
die regionale Auswirkung des Klimawandels in BadenWürttemberg und die speziellen klimabedingten Verwundbarkeiten einzelner Sektoren. Aufgegriffen wurden hier auch Vorschläge für Anpassungsmaßnahmen, die unter Federführung der Landesanstalt für
Umweltschutz erarbeitet wurden [18]. Bereits 2004
ist seitens des Sozialministeriums ein Fünf- PunkteKatalog zur gesundheitlichen Vorsorge vorgestellt
worden. Dieser Katalog enthält unter anderem Informationen für die Bevölkerung sowie spezielle Fachinformationen für Pflegekräfte, Heimleitungen und
Eine Zunahme der Intensität von Stürmen und Unwettern
gilt als wahrscheinlich.
(© M. Köhler/PIXELIO)
Hausärzte, abrufbar unter www.sozialministeriumbw.de [19].
In Bayern ist die Universität Bayreuth seitens
des Landesumweltamtes mit einer umfangreichen
Studie zur Ermittlung von sektoraler Betroffenheit,
Anpassungsmöglichkeiten und Forschungsbedarf beauftragt worden. Im Dezember 2007 wurde die Kurzfassung „Klimaanpassung Bayern 2020, Der Klima-
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
5
04 s02 niehoff_1:Layout 1
14.08.2008
14:11
Seite 6
KLIMAWANDEL
wandel und seine Auswirkungen — Kenntnisstand
und Forschungsbedarf als Grundlage für Anpassungsmaßnahmen“ veröffentlicht. Der Bericht stellt
u. a. Anpassungsoptionen für zahlreiche beeinflusste
Bereiche vor. Beschrieben sind beispielsweise Strategien für die Raumplanung, die Wasserwirtschaft, die
Energiewirtschaft
und auch für die Infrastruktur Verkehr
und die Gesundheit.
Möglichkeiten zur Prävention bei
Zunahme von
Naturgefahren werden
ebenfalls
thema-
tisiert
und Frühwarnsysteme sowie
Gefahrenkarten
hervorgehoben.
Für die Infrastruktur Verkehr
werden Vulnerabilitätsanalysen und
ein angepasstes Risikomanagement betont [20]. Im
November 2007 hat das Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz das „Klimaprogramm Bayern 2020“ vorgestellt. Hier werden
im Kapitel Anpassung Maßnahmen vorgestellt, die
6
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
als Aktionspakete für die nächsten Jahre zu verstehen sind. Genannt sind beispielsweise die Anpassung des Hochwasserschutz-Aktionsprogramms, die
Erhöhung der Wasserversorgungssicherheit oder das
Waldumbauprogramm [21]. Im Mai 2008 ist seitens
des Bayrischen Landesamtes für Umwelt die Studie
„Bayerns Klima im Wandel — erkennen und handeln“ erschienen, wo sich ein Kapitel
der privaten Vorsorge vor klimabedingten Gefahren widmet und Wege der
Informationsbeschaffung aufgezeigt
werden [22].
Wie oben erwähnt ist
Rheinland-Pfalz seit Anfang 2007
an der süddeutschen KLIWAKooperation beteiligt. Im Dezember 2007 hat das Ministerium für Umwelt, Forsten und
Verbraucherschutz den „Klimabericht Rheinland-Pfalz
2007“ veröffentlicht. Neben
den regionalen Klimaänderungen werden die Vulnerabilitäten einzelner Lebensbereiche in RheinlandPfalz aufgezeigt und Anpassungsoptionen vorgestellt. Auszugsweise seien hier für
die Wasserwirtschaft die 200-jährliche
Hochwassersicherheit für den Oberrhein und
ein flächendeckendes Hochwasserfrühwarnsystem genannt, als Prävention für die steigende
Zahl von Hochwässern. Hinsichtlich der
Trinkwasserversorgung wird der weitere
Ausbau der Versorgungsverbünde
zum überregionalen Mengenausgleich angestrebt [23]. In 2008 hat
das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz RheinlandPfalz zusammen mit dem Potsdam-Institut
für Klimafolgenforschung (PIK) das 3-jährige Projekt „KlimLandRP“ gestartet. Diese
interdisziplinäre Studie baut auf dem Bericht 2007 auf und soll umfassend die Klimaentwicklung des Landes aufarbeiten, Folgen und Anpassungsoptionen untersuchen [24].
Im Mai dieses Jahres ist den Bürgern im Saarland seitens des Umweltministeriums das „Klimaschutzkonzept 2008-2030“ vorgestellt worden [25].
04 s02 niehoff_1:Layout 1
14.08.2008
14:11
Seite 7
Hinsichtlich bevölkerungsschutzrelevanter Anpassungsstrategien für den Bereich Gesundheit betont
der Bericht: „Die Versorgungssysteme müssen dem
Eintreten von Extremwetterereignissen Stand halten.
Der Katastrophenschutz muss auf das neue Problemfeld eingestellt werden.“
Aufbauend auf dem „Klimaschutzkonzept
Hessen 2012“ vom März 2007 [26] ist im November
2007 seitens des hessischen Umweltministeriums der
„Aktionsplan Klimaschutz“ [27] vorgestellt worden.
Eine interministerielle Arbeitsgruppe hat Aktionsfelder auch zum Thema Anpassung an den Klimawandel identifiziert. Als Grundlage für eine nachhaltige
Hochwasservorsorge und ein –management werden
Veränderungen in den Scheitelabflüssen untersucht.
Im Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie
wird im Oktober 2008 ein „Fachzentrum Klimawandel“ in Hessen eingerichtet, welches dem erkannten
Handlungsbedarf beim Thema Klimaschutz, Klimawandel und Anpassung Rechnung tragen soll [28].
Im September letzten Jahres ist vom Umweltministerium Nordrhein-Westfalens die Studie vorgestellt worden: „Klimawandel in Nordrhein-Westfalen
— Wege zu einer Anpassungsstrategie“. Hier ist beispielsweise ein Internet-Informationsdienst über gesundheitliche Auswirkungen von Hitze erwähnt
(www.hitze-nrw.de), der neben Beratung der Öffentlichkeit auch Fachinformationen für Pflegekräfte etc.
enthält. Im Rückblick auf das Münsterland-Ereignis
von 2005 wird auf die Notwendigkeit der Sicherstellung der Funktion von Strom- und Telekommunikationsnetzen hingewiesen. Eine kontinuierliche Optimierung der „Katastrophenversorgung“ unter Einbeziehung der Erfahrungen sind Voraussetzung für ein
effizientes Krisenmanagement. Als ein mit 15 Mio.
Kubikmeter Sturmholz durch Kyrill besonders forstwirtschaftlich belastetes Land hat NRW ein Fachkonzept zur Wiederbewaldung der Orkanflächen entwickelt [29]. Im Bereich Katastrophenschutz haben
in Nordrhein-Westfalen die Landesforstverwaltung
und die Feuerwehren eine Gefahrenabwehrkarte
Wald mit Informationen über Wegenetz, Windwurfflächen, Gewässer etc. entwickelt. Diese Karten geben den Löschfahrzeugen, Einsatzleitstellen und Krisenstäben einen einheitlichen Überblick. Das Innenministerium versendet das Kartenmaterial auf
DVD´s an die zuständigen Stellen und auch im Informationssystem Gefahrenabwehr des Landes NRW
im Internet steht das Material zur Verfügung [30].
Die deutschen Küstengebiete sind aufgrund
des bereits beobachteten und für die Zukunft projizierten Anstiegs des Meeresspiegels besonders bedroht [4a]. Hier stellen insbesondere die auf einem
erhöhten Niveau der Nordsee „reitenden“ Sturmfluten
eine Gefahr dar. In Niedersachsen und Bremen ist
im März 2007 der neue „Generalplan Küstenschutz“
veröffentlicht worden, welcher konzeptionell die
IPCC-Aussagen zum Meeresspiegelanstieg berücksichtigt. In Niedersachsen müssen rund 125 km Deiche
erhöht und verstärkt werden, neue Deiche werden 25
cm höher geplant. In Bremen müssen 74% der Landesschutzdeiche erhöht und verstärkt werden [31].
Nach Ergebnissen des Forschungsprojektes „Klimawandel und präventives Risiko- und Küstenschutzmanagement an der deutschen Nordseeküste“ (KRIM)
müssen die Deiche bis zur Mitte des Jahrhunderts
um durchschnittlich 70 cm aufgestockt werden [32].
Im Juli 2007 war seitens des Umweltministeriums
Niedersachsen beschlossen worden, die Deiche zum
Küstenschutz um zusätzliche 25 cm zu erhöhen.
Mit den ohnehin geplanten 25 cm beträgt der Schutz
nun insgesamt einen halben Meter. Bis Herbst sollen
die ersten Erhöhungen abgeschlossen sein [33]. Anfang 2008 wurde der Klimaschutz durch einen entsprechenden Namenszusatz im niedersächsischen Ministerium für Umwelt verankert. Im März 2008 ist
hier die Einrichtung einer Stabsstelle „Klimaschutz,
Klimafolgen und Nachhaltigkeit“ beschlossen worden, in der eine Klimaschutzstrategie der Landesregierung entwickelt werden soll [34].
In Hamburg informiert die Behörde für Inneres die Bevölkerung mehrsprachig mit Merkblättern
über die Gefahr durch Sturmflutereignisse und klärt
über richtiges Verhalten auf. Die Lage gefährdeter
Gebiete wird ebenso veröffentlicht wie die Kontaktdaten der Sturmflutwarnstellen. Über das digitale
Dokument ist zur Aufklärung der Sirenenton zur Warnung der Bevölkerung verkürzt abrufbar. Im Klimaschutzprogramm Hamburg 2007-2012 wird auf die
permanente Überprüfung und Anpassung der Hochwasserschutzanlagen und Küstenschutzstrategien hingewiesen [35]. Der Klima-Campus, ein Zusammenschluss von Forschungseinrichtungen unter Führung
der Universität Hamburg, soll bis Ende 2009 einen
Zustandsbericht „Klimawandel Hamburg“ erstellen.
Interessant ist das Ergebnis einer Forsa-Studie, die
im Frühjahr dieses Jahres im Auftrag des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht in Hamburg durchge-
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
7
04 s02 niehoff_1:Layout 1
14.08.2008
14:11
Seite 8
KLIMAWANDEL
führt wurde: Von 500 befragten Hamburger Bürgern
gaben 61% an, den Klimawandel als eine große bis
sehr große Gefahr für die Stadt zu empfinden. 83%
hiervon nennen vorrangig Sturmfluten und Überschwemmungen als relevante Naturkatastrophen [36].
Schleswig-Holstein gilt als Vorreiter in Sachen
Küstenschutz. Der Generalplan Küstenschutz von
2001 greift bereits den dritten Bericht des UN-Klimabeirats (IPCC, 2001) aus dem gleichen Jahr auf und
weist auf die Notwendigkeit der Betrachtung zukünftiger Meeresspiegelentwicklungen vor dem Hintergrund des Klimawandels hin. Es wurde ein Klimazuschlag von 50 cm für Nordsee und Elbe und 30 cm
für die Ostsee bei der Bemessung der vordringlichen
Deichverstärkungen festgelegt. Eine regelmäßige Überprüfung von Sicherheitsstatus und Risikomanagement
wird eingeführt [37]. Das Ministerium weist auf seiner Internetseite darauf hin, dass derzeit keine Überarbeitung der heutigen Anpassungsstrategien erforderlich ist, mittelfristig jedoch erhöhte Anstrengungen finanzieller und technischer Natur notwendig
sein werden, um den Sicherheitsstandard zu erhalten.
Mecklenburg-Vorpommern hat im Frühjahr
2008 die Studie „Klimaschutz und Folgen des Klimawandels in Mecklenburg-Vorpommern“ vorgestellt.
Experten des Landes haben in mehreren Facharbeitsgruppen die sektorbezogenen Folgen des Klimawandels erarbeitet und geben Handlungsempfehlungen.
Für den Küstenbereich werden die Anpassung von
Küstenschutzanlagen oder auch deren Rückverlegung
empfohlen [38]. Im November 2007 hatte der Landtag beschlossen, dass die Landesregierung bis zum
Frühjahr 2008 ein Kataster aller Deiche zum Küstenund Hochwasserschutz vorlegen soll [39]. Für Teile
Mecklenburg-Vorpommerns wird der kontinentale Einfluss weiter hervortreten. Das Land gehört zu den
am stärksten von zukünftiger sommerlicher Trockenheit beeinflussten Gebieten Deutschlands. Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung lassen sich noch
nicht prognostizieren. Bedingt durch den demographischen Wandel mit der absoluten und relativen Zunahme der Anzahl älterer Menschen gilt MecklenburgVorpommern gegenüber gesundheitlichen Folgen des
Klimawandels als besonders verletzlich [38].
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
hat bereits im Jahr 2003 — gefördert durch das Umweltministerium von Brandenburg — eine Studie zur
klimatischen Entwicklung Brandenburgs sowie deren
Auswirkungen vorgestellt. Das Land gehört mit sei-
8
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
nem gemäßigt-kontinentalen Klima zu den trockensten Regionen Deutschlands und ein weiterer Niederschlagsrückgang wird erwartet. Die ohnehin negative
Wasserbilanz (Niederschlag – potenzielle Verdunstung) in Brandenburg verschlechtert sich weiter. Seit
einigen Jahren werden sinkende Tendenzen der
Grundwasserstände festgestellt. Abnehmende Wasserverfügbarkeit wird auf lange Sicht nicht ohne Folgen
für die Trinkwasserversorgung bleiben. Die zunehmende sommerliche Trockenheit könnte bis 2050
auch eine Zunahme der Waldbrandgefahr um bis zu
30% bedeuten [40]. Bundesweit ist Brandenburg mit
seiner Kiefernmonokultur und geringem Jahresniederschlag das Land mit der höchsten Waldbrandgefährdung. Hinsichtlich der Anzahl der Waldbrände
wie auch der vom Waldbrand betroffenen Gesamtschadensfläche nimmt Brandenburg eine Spitzenstellung ein. Ein landesweit installiertes kameragestütztes Waldbrandüberwachungssystem ermöglicht
seit 2006 eine flächendeckende Überwachung [41].
Mit einem landespolitischen Maßnahmenkatalog
zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen
des Klimawandels von 2007, aufbauend auf den Bericht „Integriertes Klimaschutzmanagement“ von
2006, sind Ziele definiert worden. Die Notwendigkeit eines Niedrigwasser- und Hochwassermanagements wird ebenso betont wie die Erarbeitung von
Risikokarten für die Forstwirtschaft [42].
Der Berliner Senat hat dieses Jahr mit dem
Deutschen Wetterdienst einen Vertrag über die Beratung bei der Stadtplanung hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels abgeschlossen. Städte fungieren aufgrund ihrer Bebauung als Wärmeinseln,
die sich während heißer Perioden deutlich weniger abkühlen als das Umland. Die Berliner Senatsverwaltung informiert über die Gesundheitsrisiken von Sommerhitze. In 2007 hat die Senatorin für Gesundheit,
Umwelt und Verbraucherschutz einen Klimaschutzrat
bestehend aus 16 Fachleuten aus Wissenschaft und
Energiewirtschaft einberufen, welcher den Senat unter anderem beim Klimafolgenmanagement unterstützen soll [43].
In Sachsen-Anhalt wurde im April 2007 eine
ressort- und fachübergreifende Arbeitsgruppe „Klimawandel“ eingerichtet, welche die sektorale Betroffenheit des Landes analysieren und bei der Entwicklung von Handlungsstrategien zur Anpassung an den
Klimawandel unterstützen soll. Seit November 2007
liegt der erste Zwischenbericht vor. Im diesem Bericht
04 s02 niehoff_1:Layout 1
14.08.2008
14:11
Seite 9
werden die neu erstellte Klimadatenbank für Sachsen-Anhalt vorgestellt, die laufenden Projekte zu Klimawandel und Klimafolgenanpassung aufgelistet und
erste Vorstellungen über den Handlungsbedarf erläutert. Betont wird auch hier die ungünstige klimatische Wasserbilanz und die Gefahr starker Hochwässer
[44]. Der neue Landesentwicklungsplan, dessen erster Entwurf für diesen Sommer erwartet wird, wird
als eines der Entwicklungsziele auch Maßnahmen
zur Anpassung an den Klimawandel enthalten [45].
Im Jahr 2005 hat das sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft den Bericht
„Klimawandel in Sachsen“ herausgegeben. Neben
der Vorstellung regionalspezifischer Klimaänderungen
und der sächsischen Klimadatenbank werden auch
die vergangenen Extremsituationen näher beleuchtet,
so auch die Extremniederschläge von 2002 (Abb. 3).
Für die Zunkunft wird eine zunehmende sommerliche
Anspannung der Wasserbilanz erwartet und die hiermit verbundenen Niedrigwasserperioden werden als
die durchgreifendste Veränderung für Sachsen identifiziert. Im Hinblick auf ein sinkendes Wasserdargebot wird die Notwendigkeit von Überlegungen zu
Handlungsstrategien in der Wasserwirtschaft betont,
so beispielsweise bei der Talsperrenbewirtschaftung
[46]. Für alle Anrainerstaaten der Elbe sind hinsichtlich der Auswirkungen des globalen Wandels auf die
Wasserwirtschaft und auch auf die Gesellschaft die
Ergebnisse des Projektes GLOWA-Elbe (Globaler Wandel Elbe) interessant (www.glowa-elbe.de).
In Thüringen fand am 11. Juni 2008 das 4. Thüringer Klimaforum statt. Der Fokus der diesjährigen
Veranstaltung lag auf „Klimaschutz und nationale/regionale Anpassungsstrategien“. Dieses Forum findet
im 2-jährigen Rhythmus statt und bietet eine Plattform für interdisziplinäre Lösungsansätze. Derzeit
wird an einem „Thüringer Klimaschutz- und Energieprogramm 2020“ gearbeitet, das Ende des Jahres 2008
vorliegen soll [47]. Die Thüringer Landesanstalt für
Umwelt und Geologie hat im Jahr 2004 einen Überblick über die Thematik Klimawandel, die Zusammenhänge, Methoden und Erkenntnisse für Thüringen gegeben [48].
Weitere Aktivitäten der Länder finden in Zusammenarbeit mit dem Bund im Rahmen der Entwicklung der Deutschen Strategie zur Anpassung an
den Klimawandel (DAS) statt. Unter Federführung
des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit finden Arbeitstreffen einer
Bund-Länder-Arbeitsgruppe ebenso wie einer Ressortarbeitsgruppe des Bundes statt. Aus den hier identifizierten sektoralen Betroffenheiten und Handlungsfeldern wird derzeit ein Bericht entwickelt, der im
November 2008 dem Bundeskabinett vorgelegt und
dann beschlossen werden soll.
Abb. 3: Wolkenspirale des Vb-Tiefs am 12.08.2002, 14:00 UTC (Quelle: DWD) [46]
Fazit
Es bleibt festzuhalten, dass in allen Ländern
in Deutschland der Schwerpunkt der Anstrengungen
beim Thema Klimawandel auf dem Klimaschutz
liegt. Investitionen und Konzepte zur Anpassung an
klimatische Änderungen nehmen jedoch kontinuierlich zu. Dass sich auch in Deutschland für die nächsten Jahre und Jahrzehnte die Lebensbedingungen ändern werden ist bereits sicher. Wir sollten daran arbeiten, für unsere Zukunft und auch für nachfolgende Generationen entsprechende Vorbereitungen zu
treffen, um die Lebensqualität zu erhalten.
Die Literaturangaben zu diesem Beitrag finden Sie im Internet:
www.bbk.bund.de
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
9
05 s10 graßl:Layout 1
14.08.2008
14:13
Seite 10
KLIMAWANDEL
Klimaänderungen durch
den Menschen
Neue Wetterextreme sind bei
Klimaänderungen unvermeidbar
Von Prof. Dr. Hartmut Graßl, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg
Alle Pflanzen und Tiere, aber auch der Mensch, werden immer von Wetterextremen betroffen sein. Sie
haben sich im Laufe ihrer Entwicklung entsprechend
daran angepasst, denn sonst wären sie ausgestorben.
Sie haben dabei auch starke Klimaschwankungen bei
Zeitskalen von Jahren bis Jahrhunderten und systematische Änderungen bei Zeitskalen von bis zu vielen
Jahrtausenden überstanden; manche jedoch sind dabei wegen zu hoher Geschwindigkeit der Klimaänderungen auch ausgestorben. Seit 1995 sind sich die
Klimaforscher darüber einig, dass wir Menschen inzwischen das globale Klima beeinflussen, denn
sonst hätten wir im Dezember 1995 im zweiten bewertenden Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaänderungen der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change,
IPCC) nicht geschrieben: „The balance of evidence
suggests a discernible human influence on global climate“.1 Seitdem sind im dritten und vierten bewertenden Bericht von IPCC immer stärkere, den
menschlichen Einfluss charakterisierende Äußerungen
gefolgt, z.B. im vierten Bericht: „Das Verständnis
der erwärmenden und abkühlenden anthropogenen
Einflüsse auf das Klima hat sich seit dem dritten
Sachstandsbericht verbessert und zu einem ‘sehr hohen Vertrauen’ geführt, dass der globale durchschnittliche Nettoeffekt der Aktivitäten des Menschen
seit 1750 eine Erwärmung war, mit einem Strahlungsantrieb von +1,6 (+o,6 bis +2,4) Watt pro Quadratmeter (Wm-2)“.
Die Frage lautet also keineswegs mehr „Ist der
Klimawandel anthropogen?“, sondern „Was bedeutet
er für Menschen, Pflanzen und Tiere an welchem
10
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Ort, aber auch insgesamt?“ Insbesondere ist wichtig,
wie die Häufigkeitsverteilungen bestimmter Klimaparameter sich ändern, denn in den „Schwänzchen“
dieser oft als Grafik dargestellten Verteilungen, bei
den seltenen, starken Abweichungen vom Mittelwert, befinden sich die Wetterextreme.
Geschwindigkeit der Klimaänderungen durch
den Menschen
Sehr häufig wird vorgebracht, dass auch in der
Vergangenheit massive Klimaänderungen aufgetreten
sind, obwohl damals der Einfluss des Menschen sicherlich gering war. Sucht man nach der global raschesten Klimaänderung — außer dem Einschlag
eines großen Himmelskörpers — , die wenigstens einige °C erreicht hat, so lautet die Antwort: Beendigung einer intensiven Vereisungsphase, wie z.B. vor
ca. 20.000 Jahren, bei der die globale mittlere Temperatur für die Natur rasch um 4 bis 5 °C anstieg.
Dazu benötigte das Klimasystem mindestens 5000,
oft aber etwa 10.000 Jahre. Die an dem gegenwärtigen
Klima und an der jüngeren Klimageschichte getesteten Klimamodelle projizieren dagegen fast gleich
große mittlere globale Erwärmungen in das 21. Jahrhundert allein, der Beschleunigungsfaktor beträgt
also bis zu einem Faktor 100, wenn keine drastische
1
freie Übersetzung der Redaktion: „Nach Abwägen der Beweise
ist von einem erkennbaren menschlichen Einfluss auf das globale
Klima auszugehen.“
05 s10 graßl:Layout 1
14.08.2008
14:13
Seite 11
schen Aerosolpartikeln schwieriger zu modellieren
Klimapolitik ergriffen wird. Eine zentrale Frage lautete deshalb schon zu Beginn der Internationalen Kli- ist als der Einfluss von Treibhausgasen, ist auch das
mapolitik: Bis zu welcher Klimaänderungsrate gelingt Vertrauen in die Klimamodelle gewachsen.
naturnahen Ökosystemen die Anpassung an
Phänomen
Änderung
Region
Zeitabschnitt Wahrscheinlichkeit
einen raschen Klimawankalte Tage/Nächte Abnahme eher für mehr als 70% der 1951-2003,
sehr wahrscheinlich
und Frosttage
Nächte als für Tage Landoberfläche 150 Jahre für
del? Im zentralen Ziel
Europa und China
der Rahmenkonvention
heiße Tage und
Zunahme eher
mehr als 70% der 1951-2003
sehr wahrscheinlich
der Vereinten Nationen
Nächte
nachts als tags
Landoberfläche
über Klimaänderungen,
Hitzewellen
Zunahmen erglobal
1951-2003
wahrscheinlich
schlossen aus Tain Rio de Janeiro 1992
gestemperaturen
von 154 Nationen geStarkniederschläge Zunahme, über der viele Gebiete
1951-2003
wahrscheinlich
zeichnet und inzwischen
aus dem Mittel er- mittlerer Breiten
warteten
von fast allen Ländern
Dürren
Zunahme der be- viele Gebiete der seit den 1970er
wahrscheinlich
ratifiziert, heißt es destroffenen Flächen Erde
Jahren
halb: „Das Endziel dietropische Zyklonen längere Lebensdau- Tropen
seit den 1970er
wahrscheinlich
ses Übereinkommens ...
er und höhere InJahren
tensität, keine höist es ... die Stabilisiehere Häufigkeit
rung der Treibhausgasextreme Tiefdruck- Zunahme der
Landgebiete
seit 1950
wahrscheinlich
konzentrationen in der
gebiete mittlerer
Häufigkeit und
nördliche
Breiten
Intensität,
Erdhälfte
Atmosphäre auf einem
polnähere Bahn
Niveau zu erreichen, auf
dem eine gefährliche an- Tab. 1: Änderung von Extremwerten für Regionen und Zeitabschnitte
zusammen mit dem Wahrscheinlichkeitsmaß.
thropogene Störung des
Klimasystems verhindert
wird. Ein solches Niveau soll innerhalb eines ZeitVeränderte Wetterextreme
raumes erreicht werden, der ausreicht, damit sich die
Ökosysteme auf natürliche Weise den KlimaänderunWenn sich Klima ändert, müssen sich auch die
gen anpassen können, die Nahrungsmittelerzeugung Häufigkeitsverteilungen von Klimaparametern ändern.
nicht bedroht wird und die wirtschaftliche EntwickVieles davon kann jeder einzelne durch eigene Anlung auf nachhaltige Weise fortgeführt werden kann.“ schauung sich selbst ableiten. Beispiel: Wolkenbrüche
Eine oft gewählte, aber nicht stark durch Befun- sind um so heftiger je höher die Oberflächentemperade gestützte Zahl für die maximal erlaubte globale
tur ist. Verantwortlich dafür ist ein Naturgesetz, nämlich die Clausius-Clapeyron´sche Gleichung, das die
Erwärmungsrate lautet: 0,2 °C pro Jahrzehnt. Sie ist
in den beiden vergangenen Jahrzehnten erreicht wor- maximal mögliche Wasserdampfkonzentration als
den. Eine politische Festlegung auf eine maximale Er- Funktion der Temperatur beschreibt. Steigt die Temwärmung im 21. Jahrhundert gibt es jedoch für die
peratur von 0 °C auf 1 °C so erhöht sich die maximal mögliche Wasserdampfkonzentration in Luft um
Europäische Union. Sie will mit ihrer Klimapolitik
erreichen, dass +2 °C, gerechnet seit Beginn der In8%, bei 20 °C um 6%. Bei 20 °C sind daher etwa
dustrialisierung, im globalen Mittel nicht überschritviermal so viele Wasserdampfmoleküle pro Volumenten werden. +0,8 °C davon liegen bereits hinter uns
einheit Luft vorhanden. Strömt diese Luft gegen ein
und eine globale Aktion ist dafür unumgänglich.
Gebirge tritt bei gleicher AnströmungsgeschwindigDie angelaufenen anthropogenen Klimaändekeit mindestens die vierfache Regenrate auf. Das Wort
rungsraten übertreffen schon jetzt die raschen globa- mindestens muss gewählt werden, weil durch die
len natürlichen. Da die Klimamodelle die stärkste
vierfache Kondensationswärme in den sich bildenden
natürliche Klimaänderung des 20. Jahrhunderts, näm- Wolken höherer Auftrieb entsteht und somit die Wollich die Abkühlung durch den Ausbruch des Vulkans ke höher hinauf reicht und noch mehr des in der
Pinatubo auf den Philippinen, recht genau nachvoll- Atmosphäre enthaltenen Wasserdampfes als Niederschlag ausfällt. In diesem Zusammenhang ist es auch
zogen haben, obwohl der Einfluss von stratosphäri-
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
11
05 s10 graßl:Layout 1
14.08.2008
14:14
Seite 12
KLIMAWANDEL
verständlich, dass die höchsten Schneefallraten bei
Temperaturen an der Wolkenunterkante von knapp
über 0 °C auftreten. Steigt wie beobachtet die Oberflächentemperatur an, so muss im statistischen Mittel pro Niederschlagsereignis die Niederschlagsmenge ansteigen, auch wenn der Gesamtniederschlag an
einem Ort nicht zunimmt oder sogar leicht abnimmt. Dies wird auch beobachtet. Die globalen
Beobachtete Änderungen
extremer Wetterereignisse
Die Beobachtung von Trends bei den extremen
Wetterereignissen setzt lange Zeitreihen voraus, die
nur in Teilen der Nördlichen Erdhälfte und vereinzelt
in der Südlichen Erdhälfte existieren und auch auf nur
wenige Klimaparameter beschränkt sind. Das bisher
Erarbeitete ist in IPCC
(2007) zusammengefasst
worden, wovon in Tab. 1
Auszüge gezeigt werden.
Hinter diesen
nüchternen Zahlen verbergen sich massiv gestiegene Schäden durch
Wetterextreme, wie es
seit Jahren die Rückversicherungsgesellschaften
mit ihren wetterbedingten Katastrophenstatistiken belegen, auch wenn
die strenge Beweisführung für den Klimaänderungsanteil an den explodierenden Kosten noch
nicht existiert. Das liegt
auch daran, dass in vielen selbst hoch entwickelten Ländern Bauten
in Überschwemmungszonen hochgezogen werden und die sicherheitsAbb. 1: Änderungen von Extremwerten aus Simulationen von 9 gekoppelten
Atmosphäre/Ozean/Land-Modellen.
relevante Infrastruktur
a) Global gemittelte Änderung der Niederschlagsintensität, definiert als die Gesamtniederschlagsmenge
wie Dämme, Deiche,
dividiert durch die Zahl der Tage mit Niederschlag für die Szenarien B1, A1B und A2;
Überlaufpolder und Abb) Geografische Verteilung der Änderung der Niederschlagsintensität zwischen den Perioden
1980-1999 und 2080-2099 für das Szenario A1B;
wassersysteme vernachc) Änderung der Anzahl trockener Tage, definiert als das jährliche Maximum aufeinander folgender
lässigt und keineswegs
Tage ohne Niederschlag;
den veränderten Bedind) Geografische Verteilung der Dürredauerunterschiede zwischen den beiden Perioden
1980-1999 und 2080-2099 für das Szenario A1B.
gungen angepasst werDie durchgezogenen Kurven in a) und c) sind das 10jährige gleitende Ensemblemittel und die
den. Beispiele sind das
Einhüllende gibt die Standardabweichung des Ensembles. In b) und d) gibt der gepunktete Bereich an,
ob mindestens 5 der 9 Modelle die Änderung als signifikant bezeichnen. Die Zeitreihe jedes Modells ist
Elbehochwasser vom
mit dem Mittelwert für die Periode 1980-1999 skaliert worden und ihre Standardabweichung ist für die
Jahre 2002 und die
gesamte Zeitreihe nach Entfernung des Trends von 1960-2099 berechnet worden. Danach ist ein
Überschwemmung von
Ensemblemittel für den Globus sowie jedes Modellgitterelement berechnet worden. Daher sind die
Änderungen in Einheiten der Standardabweichung angegeben.
New Orleans 2005
durch einen tropischen
Wirbelsturm, der bei seinem Landgang nur die KaVerteilungen der geänderten Klimaparameter eintegorie 3 von 5 vom Wetterdienst der USA zugeordschließlich der Extremwerte sind zusammengestellt
net bekommen hatte. Schon im Jahre 1985 hatten
in IPCC (2007).
12
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
05 s10 graßl:Layout 1
14.08.2008
14:14
Seite 13
Wissenschaftler, die von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi sowie dem Internationalen Rat Wissenschaftlicher Vereinigungen (ICSU) im österreichischen Villach zusammengerufen worden waren, auf folgende Weise gewarnt:
„Many important economic and social decisions are being made today on long-term projects ...
all based on the assumption that past climatic data,
without modification, are a reliable guide for the future. This is no longer a good assumption since the
increasing concentrations of greenhouse gases are
expected to cause a significant warming of the global climate in the next century. It is a matter of urgency to refine estimates of future climate conditions to improve these decisions“2 (WMO,1985).
Zukünftige extreme Wetterereignisse
In den Projektionen der gekoppelten Atmosphäre/Ozean/Land-Modelle sind Extremwerte sehr
schwer zu entnehmen sofern sie räumlich nur grob
auflösen. Mit der steigenden Kapazität der Großrechner jedoch sind diese Zeiten für manche der Extreme
vorbei. Wiederum hat IPCC (2007a) für Temperatur
und Niederschlag zusammengestellt, was Ensembles
von Klimamodellen bei verschiedenem Verhalten der
Menschheit berechnen. Die Botschaft ist klar:
• Die Niederschlagsintensität nimmt in den meisten
Regionen zu, außer in solchen mit starker Abnahme des Gesamtniederschlags
• Hitzewellen werden rasch häufiger und intensiver
sowie länger
• Die Andauer von Dürren nimmt mit Ausnahme
der sehr hohen Breiten und kleinerer tropischer
Gebiete zu.
2
freie Übersetzung der Redaktion: „Viele wichtige wirtschaftliche
und soziale Entscheidungen werden heute im Bezug auf langfristige
Projekte getroffen … alle basierend auf der Annahme, dass die Klimadaten der Vergangenheit ohne Modifikation ein zuverlässiger Richtwert für die Zukunft sind. Seit dem Konzentrationsanstieg der Treibhausgase wird eine signifikante globale Klimaerwärmung im nächsten
Jahrhundert erwartet und die Annahme ist nicht länger gültig. Es besteht die dringende Notwendigkeit, die Schätzungen der zukünftigen
klimatischen Bedingungen zu verfeinern, um diese Entscheidungen
zu verbessern.“
Abb. 1 zeigt die zeitliche Entwicklung sowie
die geografische Verteilung der Starkniederschlagsund Dürreänderungen als ein Modellmittel mit der
Angabe der Gebiete mit signifikanten Änderungen.
Aus dieser Abbildung wird klar, dass auch für Szenarien mit starker Reaktion einer multilateral orientierten Menschheit, die rasch zu einer Wissensgesellschaft mit Ressourcen schonenderer Wirtschaft transformiert wird, nämlich B1, die Starkniederschläge gemessen an der durchschnittlichen Niederschlagsmenge kräftig zunehmen.
Wie soll gehandelt werden? Weil in einer Welt
mit raschen Klimaänderungen das bisherige Schema
des sogenannten N-Jahresereignisses mindestens bei
n>50 nicht mehr angepasst ist, muss für die Ertüchtigung der sicherheitsrelevanten Infrastruktur ein anderer Weg gefunden werden.
Zunächst müssen lange Zeitreihen von Klimaparametern bezüglich Änderung ihrer Häufigkeitsverteilungen mit der Zeit untersucht werden. Stimmt
bei eventuell gefundenem, signifikantem Trend dieser mit denen in Klimamodellen überein, dann ist
die Extrapolation in die veränderten Häufigkeitsverteilungen in der Zukunft relativ gesichert. Bei nicht
signifikanten bisherigen Trends ist dennoch den Modellen folgend ein Sicherheitszuschlag angebracht.
Es bei bisherigen Abschätzungen zu lassen, wäre gegen das in der Europäischen Union geltende Vorsorgeprinzip gerichtet.
Schluss
Die angelaufenen globalen Klimaänderungen
durch den Menschen sind eine der größten Herausforderungen für die Menschheit. Wegen der Trägheit des Klimasystems ist eine Versteifung auf Emissionsreduktionen allein keine zielführende Politik.
Die kommenden Jahrzehnte sind, was die Klimaänderungen anbelangt, fast unabhängig von der jetzt
und in naher Zukunft ergriffenen Klimapolitik. Die
Devise muss lauten:
Das Unbeherrschbare vermeiden und sich an das
nicht mehr Vermeidbare anpassen.
Die Literaturangaben zu diesem Beitrag finden Sie im Internet:
www.bbk.bund.de
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
13
06 s14 Wasser:Layout 1
14.08.2008
14:16
Seite 14
KLIMAWANDEL
Trinkwasserversorgung in
Dürreperioden
Ein aktuelles Beispiel aus Spanien
Von Marion Langenbach, BBK
Die Probenahme und Analytik bei Beladung
Zwei Monate lang herrschte eine katastrophale Dürre
in Katalonien, wie sie seit 60 Jahren nicht mehr vor- wurden durch das Zentrallabor in Tarragona vorgegekommen ist. In der Millionenmetropole Barcelona nommen. Während des Transportes übernahm eine
private Firma die Güteüberwachung. Aufgrund der
wurde Rasensprengen und Autowaschen unter Verbot gestellt und die Bevölkerung zum sparsamen
hohen Temperaturen war während des Transportes
Umgang mit Wasser aufgefordert.
Eine Standbein
der Notwasserversorgung war der Transport
von Wasser mit Schiffen
von Tarragona, Marseille
und der Provence aus.
Das Programm wurde
am 3. Juni eingestellt,
nachdem ergiebige Niederschläge der Dürreperiode ein Ende gesetzt
hatten. An diesem Tag
verließ das letzte Tankschiff befüllt mit Trinkwasser den Hafen von
Tarragona.
Von Tarragona
aus versorgten täglich
zwei Schiffe Barcelona
mit Trinkwasser. Das
Insbesondere das Füllen der Wassertanks erfordert einen hohen technischen Aufwand ...
Wasser wurde in Barcelona direkt ins Leitungssystem eingespeist. Als Rohwasser wurde Grundwasvon ca. 8 Stunden eine mikrobielle Beeinträchtigung
ser aus dem Gebiet von Tarragona sowie Wasser aus
zu befürchten. Um ein bakteriologisch einwandfreies
dem Ebro verwendet. Die Güteüberwachung des zu
Wasser zu gewährleisten wurde bei Abgabe ins Leitransportierenden Trinkwassers erfolgte an mehreren tungssystem der Restchlorgehalt überprüft und bei
Stellen und war vom Parameterumfang her gestaffelt. Unterschreitung eines kritischen Wertes nachgechlort.
14
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
06 s14 Wasser:Layout 1
14.08.2008
14:16
Seite 15
weils 40 Mio m³ Rohwasser, das in Barcelona aufbereitet wurde. Der Transport mittels aller Schiffe
konnte eine Versorgung der Bevölkerung von 0,5 m³/s
sicherstellen. Da der Bedarf von Barcelona jedoch
10 m³/s beträgt, ist der Effekt der Wassertransporte
eher psychologisch zu werten, indem der Bevölkerung der Aufwand vor Augen geführt wird. Die Kosten wurden von der Reederei nicht näher beziffert,
nur so viel wurde klar: sie liegen höher als die für Öltransporte.
Für Spanien ist es
nicht der erste Trinkwassertransport während
einer Dürre. Mallorca
wurde in den 90er Jahren ebenfalls mittels
Schiffstransporten mit
Trinkwasser versorgt.
Hier gab es jedoch erhebliche Probleme, bedingt durch die Tankinnenlackierungen. Für
Barcelona verwendete
man daher Schiffe mit
unlackierten Stahltanks.
Auch wenn verschiedene
Mittelmeerstaaten für
die routinemäßige Wasserversorgung ihrer kleineren Inseln Schiffstransporte einsetzen, für
... und muss streng überwacht werden.
Spanien und im Beson(Fotos: BBK/Langenbach
deren für Barcelona stellt
dies keine mögliche
betrieb nur eine kleine Menge Wasser kontaminiert
Dauerlösung da: Zukünftig soll mehr die Aufbereiwird und nicht der gesamte Behälter. Ein Behälter
tung des Rohwassers mittels Umkehrosmoseanlage
fasste knapp 1 m³. Die Schiffe waren mit jeweils 20
zur Meerwasserentsalzung erfolgen.
Behältern für Flüssigtransporte ausgestattet.
Als Transportschiffe wurden Schiffe gechartert, die normalerweise chemische Flüssigprodukte
befördern. Zum Befüllen mit Trinkwasser musste
daher zuvor eine ausgiebige Reinigung erfolgen. Auch
sind nicht alle Flüssigprodukte als Vortransporte zugelassen. Im Falle der beiden Schiffe aus Tarragona
wurde Phosphorsäure und Methylestersäure als Vortransport angegeben.
Die Schiffe aus Tarragona lieferten jeweils 19
Mio m³, das aus Marseille 36 Mio m³ Trinkwasser.
Die zwei Schiffe aus der Provence transportieren je-
Die Analyse erfolgte nach der so genannten
„1 Fuß-Beladung“. Das bedeutet, dass ein Tank bzw.
der Vorlagebehälter 1 Fuß hoch beladen wurde und
dann die Beprobung erfolgte. Wurde dann eine Überschreitung eines Parameterwertes festgestellt, wurde
der Tank wieder entleert und nach der Ursache geforscht. In einem Fall war z.B. die Probenahmeleitung kontaminiert. Jedenfalls ist durch diese Beprobung nach 1 Fuß sichergestellt, dass bei einem Fehl-
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
15
07 s16 uav:Layout 1
14.08.2008
14:18
Seite 16
KRISENMANAGEMENT
Strategische Neuorientierung
Der Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge — eine neue Option
im Rahmen des Hochwasserrisikomanagements
Von Martin Socher und Harald Geyer, SMUL1
Das Augusthochwasser 2002 — Auslöser einer
umfassenden strategischen Neuorientierung
Mit dem Hochwasser im August 2002 wurde
eine für Sachsen und Deutschland bislang unbekannte Dimension eines Binnenhochwassers erreicht, die
national und international im Rahmen der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE) zu
einer paradigmatischen Neuorientierung der Hochwasserschutzstrategie führte2. Bemerkenswert war die
Abfolge von Sturzfluten im und aus dem Erzgebirge
und deren Abfluss in den Mulden, gefolgt von einem
massiven Elbehochwasser mit einem stark ausgeprägten Abflussscheitel. Der folgende Lagefilm fasst die
Ereignisse kurz zusammen.
Auslöser: niederschlagsreiche sogenannte V bWetterlage in der Zeit vom 11. bis 13.08.2002 (durch
Kaltlufteinbruch über Westeuropa bildete sich ein
Tief über Oberitalien, das sich nordostwärts verlagerte und dabei feuchtwarme Meeresluft mitführte, die
an der Kaltluft aufgleitet wurde und zu lang anhaltendem Starkregen führte).
Phase 1: Sturzfluten
Montag, 12.08.: ununterbrochene starke Regenfälle,
im Erzgebirge im Mittel bis zu 200 l/m², in Zinnwald allein am 12. August 406 l/m², im Müglitztal
Bruch des Prießnitz-Rückhaltebeckens der Stadt
Glashütte; Glashütte, Schlottwitz, Weesenstein von
der Außenwelt abgeschnitten, im Tal der Roten Weißeritz Verwüstung von Schmiedeberg, Zerstörung
der Straßen und Bahnstrecken und schwere Überschwemmungen durch Wilde und Rote Weißeritz
im Bereich Tharandt, Freital und in Dresden. Im
Landkreis Sächsische Schweiz auch schwere Zerstörungen in Dohna. Altstadt Pirna überflutet. Im Mitt-
16
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
leren Erzgebirgskreis Zerstörungen durch Pockau
und Schweinitz, Olbernhau schwer betroffen. Störungen/Zusammenbruch des Straßen- und Schienenverkehrs, der Telefon- und Stromversorgungsnetze. In allen betroffenen Bereichen Rettungsaktionen und Evakuierungen, teils aus der Luft.
Dienstag, 13.08.: anhaltende Regenfälle, Zunahme der
Betroffenheit im Mittleren Erzgebirgskreis (Marienberg, Olbernhau, Pockau, Pobershau) und Landkreis Aue-Schwarzenberg, umfangreiche Luftrettungsaktionen (770 Menschen), umfangreiche Evakuierungen in Dresden, Pirna und Freital und zahlreichen Muldestädten, Dresdener Altstadt unter Wasser, Störungen weiterer Versorgungsnetze (Fernwärme, Warmwasser), Schulen geschlossen, Katastrophentourismus behindert Rettung und Hilfe. Schwere
Überflutungen und Zerstörungen in Dörfern und
Städten entlang der Flöha und Zschopau, der Zwickauer Mulde (Aue, Zwickau, Penig, Colditz), der
Freiberger Mulde (Döbeln, Leisnig) und an der Vereinigten Mulde (Grimma, Eilenburg, Bad Düben),
so durch ca. 110 Deichbrüche entlang der Mulden.
Mittwoch, 14.08.: Ende des Dauerregens, Anstieg
des Elbepegels pro Stunde um 4 cm und Überflutungen durch aufsteigendes Grundwasser.
Phase 2: Elbehochwasser
seit 12.08.2002 extrem angespannte Hochwasserlage in Tschechien im Einzugsgebiet der Elbe insbesondere an der Moldau, 40.000 Einwohner verlassen die Prager Innenstadt,
1
Sächs. Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft
2 Socher, M., Dornack, S., Defèr, E. (2006): Hochwasserschutzkonzepte im Freistaat Sachsen – eine Einführung. In: Hydrologie
und Wasserbewirtschaftung 6/2006, S. 303-308
07 s16 uav:Layout 1
14.08.2008
14:18
Seite 17
Donnerstag, 15.08.: Bad Schandau, Königstein, Rathen, Wehlen und Pirna vom Elbehochwasser betroffen, mittags Rekordpegel von 1845 (8,77 m) in
Dresden überschritten und weiter steigender Elbpegel, umfassende Gefahrenabwehrmaßnahmen
(Objektschutzmaßnahmen, Beräumungen, Sicherungen, Evakuierungen).
bei der unmittelbaren Schadensbeseitigung zu einer
enormen Beanspruchung der Bevölkerung, der Einsatzkräfte und der Katastrophenschutzstäbe.
Insgesamt waren 21 Todesopfer in Sachsen zu
verzeichnen sowie umfassende Schäden an privaten
und öffentlichen Vermögenswerten.
Schäden:
•
25.000 beschädigte
Häuser
(davon 400 TotalSiedlung/
Ackerland
Grünland
Wald
gesamt
in % der
verluste)
Verkehr
Landesfläche
•
12.000 unmittelbar
7.562
20.511
6.259
3.274
37.606
2,04
betroffene UnternehTab. 1: Ausdehnung des Hochwassers August 2002 im Freistaat Sachsen.
men
• 740 km zerstörte
oder schwer beschädigte Straßen
Freitag, 16.08.: In Dresden Bruch des Dammes an der
• 20 % zerstörtes/beschädigtes Schienennetz
Kaditzer Flutrinne, Überflutung Einkaufszentrum
Elbepark und Kläranlage Dresden-Kaditz, stark ein- • 466 zerstörte oder beschädigte Brücken
geschränkte Strom- und Wasserversorgung in Dres- • 280 beschädigte soziale Einrichtungen
den, provisorisches Krankenhaus im Flughafen, in • 11 % der Schulen und 233 Sportvereine geschädigt
Pirna Zeltstadt der Bundeswehr für 1500 Men• 10 % aller Krankenhäuser evakuiert
schen, immer noch in 11 Landkreisen Katastrophen- • Massive Schäden an Kultureinrichtungen, Kulturstätten, Baudenkmälern
alarm (in 6 Landkreisen aufgehoben).
Samstag, 17.08.: absoluter Höchststand der Elbe in
Eingesetzte Helfer:
Dresden bei 9,45 m, Trinkwasserversorgung flächendeckende gesichertt. Verschärfung der Lage in
•40.000 Feuerwehrleute
den Landkreisen Riesa-Großenhain und TorgauOschatz, in Torgau Sicherung des Flachglaswerkes •25.000 BW-Soldaten
u. a. durch massiven
Einsatz der BundesInformationsgewinnung Räumlicher Umgriff
Nutzung
wehr.
Wasserwehr/Deichläufer
konkrete örtliche
Gefahrenabwehr
Sonntag, 18.08.: weitere
Gefahrensituation
Deichbrüche entlang
Luftgestützte Aufklärung
regionale
strategische Lage/Planung/
der Elbe, dadurch weiGefahrensituation
Gefahrenabwehr
tere Evakuierungen
elbabwärts, EntspanSatelliten
nationale
(inter)nationale
Gefahrensituation
Lage/Planung
nung der Lage in
Dresden.
Tab. 2: Differenzierte Aufklärung zur Lagebeschaffung und Einsatzplanung.
Betroffene Nutzungsarten
Hochwasserfolgen — Opfer, Schäden,
Einsatzzahlen
16 Kreise und 4 kreisfreie Städte waren in Sachsen unmittelbar von der Flut betroffen. Bemerkenswert ist die Betroffenheit der verschiedenen Räume,
die in Tab. 1 dargestellt ist. Der große Anteil besiedelter und infrastrukturell genutzter Flächen führte
sowohl während des Katastropheneinsatzes als auch
•11.000 THW-Helfer
•über 10.000 Angehörige anderer Hilfsorganisationen
•ungezählte freiwillige Helfer aus der Bevölkerung
Während der Katastrophensituation kam eine
Vielzahl von Luftfahrzeugen zum Einsatz, u. a.:
• Hubschrauber der Bundeswehr, des Bundesgrenzschutzes und der sächsischen Polizei zur Lageaufklärung sowie zur Rettung und Evakuierung,
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
17
07 s16 uav:Layout 1
14.08.2008
14:18
Seite 18
KRISENMANAGEMENT
• Flugzeuge der Luftwaffe zum Transport von evakuierten Patienten,
• Aufklärungsflugzeuge der Luftwaffe zur Lageermittlung, besonders entlang der Elbe,
• Hubschrauber und Kleinflugzeuge zur Berichterstattung für die Medien.
GG und der Grundsätze der zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) auch zukünftig den Bundesländern im Rahmen der Katastrophenabwehr mit ihren
Fähigkeiten und Kräften zur Verfügung stehen.
Für die vorausschauende Planung eventueller
Einsätze sind zwei Faktoren besonders bedeutsam:
•der demnächst abgeschlossene inhaltliche und räumliche Umstrukturierungsprozess der Bundeswehr,
•Innovationen in der luftgestützten Lageaufklärung
und Überwachung.
LUNA X 2000.
(Foto: EMT Penzberg)
Aus dem oben geschilderten Ablauf der Ereignisse und den aufgeführten Schäden wird deutlich,
dass der Freistaat Sachsen flächenhaft betroffen war
und ein großer Teil der zivilen Infrastruktur zerstört
oder nicht nutzbar war. Ohne die luftgestützten Aufklärungsmittel der Bundeswehr wären sowohl die strategische Lageeinschätzung als auch die konkrete
Durchführung von Rettungs- und Evakuierungsmaßnahmen nur eingeschränkt möglich gewesen.
Neue Ansätze zur luftgestützten Lageermittlung
im Hochwasserkatastrophenfall
Im Hochwasserfall — mit der Möglichkeit der
Eskalation vom Hochwasser zur Katastrophe — stehen den Behörden und Einsatzkräften vielfältige Informationen zur Verfügung.
Auf dem Gebiet der luftgestützten Aufklärung sind die Kapazitäten der Länder — d. h. der für
den Katastrophenschutz zuständigen Gebietskörperschaften — begrenzt. Die Bundeswehr wird jedoch im
Rahmen ihres Verfassungsauftrags nach Art. 35 Abs. 2
18
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Zur luftgestützten Aufklärung im Katastrophenfall für Zwecke der Einsatzplanung und ggf. der
unmittelbaren Gefahrenabwehr durch die Bundeswehr haben sich die Mehrzweckkampfflugzeuge „Tornado“ bewährt. Die Jagdbombergeschwader in Nörvenich, Büchel, Lechfeld und Jagel sind die Träger
dieser Fähigkeit, darin eingeschlossen sind auch die
34 Tornado ECR (Electronic-Combat-Reconnaissance) mit spezieller Antiradarausrüstung. Mit einem
speziellen Rüstsatz kann der Tornado als reines Aufklärungsflugzeug eingesetzt werden; derart ausgerüstete Maschinen sind zur Aufklärung während des
August-Hochwassers 2002 eingesetzt worden.
Die Neustrukturierung der Bundeswehr in
räumlicher, organisatorischer und personeller Hinsicht sowie bezüglich ihrer Einsatzzwecke hat zur Folge, dass Katastrophenschutzeinsätze im Inland auch
unter Berücksichtigung innovativer Fähigkeiten zur
luftgestützten Lageaufklärung geplant und vorbereitet werden sollten.
Für den Einsatz speziell bei Hochwasserkatastrophen sind folgende Kriterien bedeutsam:
• Verfügbar- und Aktivierbarkeit in für Hochwasserkatastrophen relevanten Zeiträumen (max. ein Tag),
• Einsatz bei Tag und Nacht, d. h. auch mit Wärmebildkameras,
• geringe Schallemissionen zur Vermeidung von Erschütterungen beim Überfliegen von Deichanlagen,
• Datengewinnung und Übermittlung in Echtzeit,
• Auslesbarkeit der Daten, Übertragbar- und Transferierbarkeit an Lagestäbe,
• Kosten- und Materialeffizienz.
In Frage kommt angesichts dieser Anforderungen der Einsatz unbemannter Aufklärungsflugzeuge
(UAV=Unmanned Aereal Vehicles) anstelle von Hub-
07 s16 uav:Layout 1
14.08.2008
14:18
Seite 19
schraubern und strahlgetriebenen Flugzeugen. Solche UAV stehen seit einiger Zeit in der neu geschaffenen Truppengattung der Heeresaufklärer in mehreren Typen im Einsatz; neben „CL 289“, „KZO“ und
„Aladin“ auch die „Luftgestützte unbemannte Nahaufklärungs-Ausstattung LUNA“. Von den genannten
entspricht LUNA, die von der Bundeswehr in Afghanistan erfolgreich eingesetzt wird, den Anforderungen der Aufklärung bei Katastrophenschutzeinsätzen
hinsichtlich Geschwindigkeit, Eindringtiefe, Flugzeit
und -höhe am besten und zeichnet sich durch einen
kostengünstigen Betrieb und geringe Anforderungen
an die Ausstattung von Start- und Landeplätzen aus.
Folgende Spezifikationen der LUNA sind für
den Einsatz im Rahmen von Hochwasserkatastrophen bedeutsam:
• Start von einem Katapult, Landung per Fallschirm
• Fläche für Start ca. 150 x 400 m, Landefläche 400
x 400 m
• Startgewicht: 35 kg
• Antrieb durch geräusch- und vibrationsarmen
Zweitaktmotor
• Flugzeit bis zu 3 Stunden, mit Infrarotkamera bis
zu 2 Stunden
• Eindringtiefe bis zu 40 km
• Aufklärungsgeschwindigkeit: ca. 70 km/h
•Aufklärungshöhe: 150 bis 500 m über Grund
• Temperaturbereich: -20 bis 50°C
• Wind bei Start und Landung bis 10 m/s stetig, in
Böen bis 15 m/s, im Flug in Böen bis 20 m/s
• Bodenkontrollstation, Führungsfahrzeug, Antenne
Die fachliche Bewertung der Fähigkeiten der
Drohne LUNA ergibt, dass sie bereits jetzt und mit
der vorhandenen Ausrüstung geeignet ist, die für die
Katastrophenbekämpfung zuständigen Behörden in
Echtzeit bei der Lageermittlung zu unterstützen. Die
fachliche Eignung muss nunmehr durch die luftfahrtrechtliche Eignung ergänzt werden, um sicherstellen zu können, dass in einem konkreten Einsatzfall die für die Einsätze notwendigen „Restricted Operation Zones (ROZ)“ eingerichtet und LUNA mit
den geringst möglichen Einschränkungen für die zivile Luftfahrt darin betrieben werden können. Dazu
werden gegenwärtig entsprechende Abstimmungen
der Beteiligten mit den zuständigen Luftverkehrsbehörden geführt; ein Konzept zur Einbindung des
LUNA-Einsatzes in die Strukturen und Verfahren
der zivilen Flugverkehrskontrolle befindet sich in Erarbeitung. Ziel ist ein unverzüglicher LUNA-Einsatz
nach Anforderung durch die zuständige Brandschutz-, Rettungsdienst- und Katastrophenschutzbehörde über das Landeskommando der Bundeswehr
in vordefinierten ROZ nach festgelegten Routinen.
Zusammenfassung und Ausblick
Bei katastrophalen Hochwasserereignissen sind
Luftfahrzeuge unverzichtbar für die Katastrophenbekämpfung. Dabei stellt der Einsatz moderner luftgestützter Aufklärungsmittel zur Lageermittlung ein
innovatives Element des Hochwasserrisikomanagements dar. Insbesondere die Fähigkeiten der Drohne LUNA zur Ermittlung und Übertragung von Bildern in hoher Auflösung bei Tag und Nacht in
Echtzeit kann die Lageermittlung für die zuständigen
Behörden verbessern und beschleunigen. Die Bundeswehr verfügt über die Fähigkeiten zum Einsatz
von Drohnen und kommuniziert diese mit den zuständigen sächsischen Landesbehörden. Die grundsätzliche Einsetzbarkeit und die Einbindung in die
Organisation des Katastrophenschutzes werden nunmehr durch die Festlegung der luftfahrtrechtlichen
Randbedingungen ergänzt. Darauf aufbauend könnte
mittelfristig im Katastrophenfall durch die zuständigen Länderbehörden die Fähigkeit der Bundeswehr
zur luftgestützten Raumbeobachtung in Echtzeit angefordert werden. Die aktuellen Aktivitäten des Freistaates Sachsen haben dabei modellhaften Charakter.
Die gleichzeitige technische Weiterentwicklung
der Drohnen, etwa verbesserte Sensorik, Erhöhung
der Eindringtiefe oder ihre Ertüchtigung für den Einsatz im kontrollierten Luftraum, wird ihre Einsatzmöglichkeiten noch erweitern und auch den Einsatz
im Rahmen der ZMZ erleichtern.
Die Autoren sind Mitarbeiter des Referates „Oberflächengewässer,
Hochwasserschutz“ im Sächsischen Staatsministerium für Umwelt
und Landwirtschaft. Sie danken Herrn Oberstleutnant Hähnlein
und Herrn Oberstleutnant Wilkens vom Ausbildungszentrum der
Heeresaufklärungstruppe Munster für ihre Unterstützung.
3 2007 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
19
08 s20 disma:Layout 1
14.08.2008
14:22
Seite 20
KRISENMANAGEMENT
DISMA 4.0
Die Weiterentwicklung eines bewährten Systems
Von Torsten Jobst, Dr. Wolfgang Kaiser, Gerd Munschke, TÜV Rheinland, Berlin
Das Programmsystem DISMA (DISASTER MANAGEMENT) ist seit vielen Jahren bei Katastrophenund Immissionsschutzbehörden im Einsatz.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens des BBK
„Weiterentwicklung des Programmsystems DISMA
als Entscheidungshilfe- und Planungssystem bei Industrieunfällen, Hochwasserlagen und Waldbränden“ wurde 2004 bis 2007 die Version DISMA 4.0
durch TÜV Rheinland entwickelt. Die neue Version wird gegenwärtig schrittweise bei den Lizenznehmern installiert.
DISMA 4.0 bietet zahlreiche neue und weiterentwickelte Funktionalitäten, mit denen die Arbeit
der Katastrophenschutzbehörden speziell auf der kommunalen Ebene wirkungsvoll unterstützt werden
kann. Das betrifft insbesondere
• die Lageführung des operativen Einsatzgeschehens
auf der Bildschirmkarte mit der Darstellung von
Einsatzabschnitten und Schadenskonten,
• die rechnerunterstützte Erstellung von Katastrophenschutzplänen (praktisch bewährt hat sich das
Planungsmodul bei der Erstellung von ca. 70 externen Notfallplänen zur Umsetzung der SEVESO
II-Richtlinie),
• eine leicht handhabbare Stammdatenverwaltung,
in der alle für den Katastrophenschutz benötigten
Daten erfasst und gepflegt werden können (die
Ausgabe der Daten nach Excel ist aus nahezu allen
Menüpunkten möglich),
• die Erstellung von Schadensprognosen auf der
Grundlage von Modellen für Stofffreisetzungen,
Brände und Explosionen (dazu wurde ein neues
Konzept für die Beurteilung humantoxischer Wirkungen erarbeitet, die physikalisch-chemische
Werte für Kampfstoffe zusammengestellt und die
Berechnung exzeptioneller Störfälle ermöglicht) und
• das webbasierte Modul „Stabsarbeit-Kommunikation“, mit welchem eine dislozierte Arbeit der
20
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Stabsmitglieder über das Intranet oder Internet
möglich ist und der traditionelle Vierfachvordruck
abgelöst werden kann.
Mit DISMA können
• die umfangreichen Aufgaben zur Notfallplanung
wirkungsvoll unterstützt werden,
• außergewöhnliche Ereignisse simuliert und auf
dieser Grundlage Übungen vorbereitet und begleitet werden und
• kann im Ereignisfall mit den in der Planungs- und
Übungsphase erprobten Werkzeugen flexibel zur
Entscheidungsvorbereitung für das Notfallmanagement übergegangen werden.
DISMA ist ein Entscheidungshilfe-System. Es
soll und kann den Sachverstand eines Notfallmanagers nicht ersetzen, aber es bietet eine wirkungsvolle
Unterstützung. Die konsequente rechentechnische Umsetzung algorithmierbarer Prozesse in der Notfallplanung und im Notfallmanagement macht DISMA zu
einem effektiven vielfältig einsetzbaren System.
Übersicht zu den Modulen von DISMA 4
Beim Start von DISMA 4 erscheint das
Hauptmenü mit den Modulen (Abb. 1):
• Stammdaten,
• Recherche,
• Ausgaben und Pläne,
• Karte,
• Helferverwaltung,
• Gefahrenprognose,
• Stabsarbeit,
• Nutzer / Administration und
• Kataloge.
08 s20 disma:Layout 1
14.08.2008
14:22
Seite 21
In verschiedenen Kombinationen sind die Module auch als selbständige Programme lauffähig.
Die Stammdatenverwaltung wurde völlig neu
gestaltet. Erfasst werden können die für die Erledigung der Aufgaben des Katastrophenschutzes benötigten Angaben zu:
• Personen,
• Anschriften,
• Objekten und
• Einsatzkräften.
Der Anwender kann zwischen verschiedenen
Erfassungsmasken (z. B. für Betriebe, Einheiten oder
Krankenhäuser) wählen, die entsprechenden Bezeichnungen frei konfigurieren und entscheiden, welche
weiteren Tabellen (z. B. Anschriften, Personen, Fahrzeuge, Geräte/Material, Stichworte) für ein Objekt
verwendet werden sollen. In Abb. 1 werden beispielhaft Angaben zu Freiwilligen Feuerwehren angezeigt.
Durch den konsequenten Rückgriff auf Kataloge bei der Eingabe wird eine durchgehend einheitliche Schreibweise im System erreicht. Damit ist
eine erfolgreiche Recherche gewährleistet. Das Anwenden von Filtern ermöglicht, gewünschte Informationen schnell zu selektieren und anzuzeigen. Bei
der Eingabe kann die Autovervollständigung genutzt
werden.
Neu ist die Möglichkeit der Verwaltung von
Einsatzkräften, die in der Stabsarbeit eingesetzt werden können.
Mit den Recherchemöglichkeiten kann variabel auf die Stammdaten zurückgegriffen werden. Für
Spalten mit numerischen Feldern stehen mathematische Operationen, wie Summenbildung, Anzahl, Maximum, Minimum zur Verfügung. Damit kann z. B.
sofort die Anzahl der Evakuierungsplätze oder der
Fahrzeuge angegeben werden.
Über das Menü Ausgaben und Pläne lassen
sich die Stammdaten nutzerdefiniert in sehr variabler
Form im MS-Word-Format ausgegeben. Im Rahmen
des Forschungsvorhabens wurden beispielhafte Strukturen für allgemeine Katastrophenschutzpläne, externe Notfallpläne, Hochwasserabwehrpläne und Waldbrandbekämpfungspläne entwickelt.
Vielfach bewährt hat sich bereits die Erstellung von externen Notfallplänen zur Umsetzung der
SEVESO II-Richtlinie für Betriebsbereiche mit
hohem chemischen Gefahrenpotential (Abb. 2).
Die DISMA-Karte wurde auf der Grundlage von
MapObjects speziell für die Aufgaben im Katastrophenschutz entwickelt und bietet neben der Anzeige
von Raster- und Vektorgeodaten auch Werkzeuge
zum Erfassen eigener Geometrien (als Shapefiles oder
als sog. Zeichnungen). Die Darstellung zahlreicher
Rasterformate, (z. B. JPEG, GIF, TIFF 6, SID, ECW)
wird unterstützt. Die DISMA-Karte bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Ansichten nutzerbezogen zu
verwalten. Das maßstabsabhängige Einblenden von
Karten ist ebenso möglich wie das Einfärben von Vektordaten in Abhängigkeit von Feldwerten und die
transparente Darstellung von Rasterdaten. Geodaten
können mit den Stammdaten verknüpft werden.
Abb. 1.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurde
das Modul Karte um wesentliche Funktionalitäten
erweitert:
• Lagekartenführung (Einsatzabschnitte, Bereitstellungsräume, Schadenskonten) unter Einbeziehung
von Einsätzen und Übungen, die unter dem
Menü Stabsarbeit geführt werden.
• Anzeigen von mehreren Szenarien (z. B. Ausbreitungsrechnungen) gleichzeitig.
• Mehrere Karten können parallel gehalten werden.
• Das Anlegen und Verwalten von Zeichnungen
wird erleichtert.
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
21
08 s20 disma:Layout 1
14.08.2008
14:22
Seite 22
KRISENMANAGEMENT
Das Modul Helferverwaltung ist ein integraler
Bestandteil von DISMA 4. Dadurch wird gewährleistet, dass bereits erfasste Personen, Einheiten und Anschriften aus den Stammdaten zugewiesen werden
können. In der Helferverwaltung stehen die Menüpunkte Helfer, Teilnahme an Lehrgängen, Lehrgangskatalog und Helferstatistik zur Verfügung.
Mit dem Modul Gefahrenprognose können
die Gefahrenfelder bei Stofffreisetzungen, Explosionen und Bränden berechnet werden.
Bei der Stofffreisetzung wird zunächst der
Quellterm ermittelt. Eine Freisetzung als Schwergas
mit anschließender dichteneutraler Ausbreitung
Abb. 2.
kann berücksichtigt werden. Die Berechnungen lehnen sich an die VDI 3783 Blatt 1 und 2 an. Für die
Beurteilung möglicher humantoxischer Wirkungen wurde ein spezielles toxikologisches Modell entwickelt.
Belastungskurven und Linien gleicher Konzentration (Isoplethen) werden für die Festlegung der
Gefährdungsbereiche herangezogen und grafisch angezeigt (insbesondere auch in der DISMA-Karte,
vgl. Abb. 2). Nützliche Informationen liefern der Konzentrationsverlauf in einem bestimmten Aufpunkt
und die Schutzwirkung von Räumen.
Bei Explosionen werden Schadensradien infolge der Druckwelle, des Feuerballradius sowie der
Wärmestrahlung ermittelt.
22
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Die Wirkung von Bränden wird entsprechend
der Wärmestrahlung und der humantoxischen Wirkungen angegeben.
Theoretische Grundlage für die Modellrechnungen ist der UBA F+E-Bericht „Ermittlung und
Berechnung von Störfallablaufszenarien“ (UBATexte 15/2000).
Die Gefahrenprognose wurde um wesentliche
Modellrechnungen erweitert, darunter Lachenbrand
mit der Angabe der flächenspezifischen Strahlungsleistung in der horizontalen und vertikalen Ebene
(desgleichen brennender Freistrahl bei großen Drücken, z. B. Erdgasfernleitungen). Im Hinblick auf
terroristische Anschläge können jetzt auch exzeptionelle Störfälle (Störfälle mit weitreichenden Auswirkungen) berechnet werden. Ein neues Konzept für
die Beurteilung humantoxischer Wirkungen auf der
Grundlage der AEGL-Werte wurde erarbeitet und
umgesetzt. Weiterhin wurden die physikalisch/chemischen Angaben zu chemischen Kampfstoffen neu
gefasst.
Mit DISMA 4.0 werden Vorlageprognosen (z. B.
für EKW/TKW Unfälle mit chemischen Stoffen,
Sprengstoffexplosionen, Gefahrenradien für Geflügelpest, Maul- und Klauenseuche) bereitgestellt. Vorlageprognosen können wie eine Vorlage in Word oder
Excel aufgerufen und an eine akute Situation (Ausbreitungsbedingungen, Windstärke und –richtung) angepasst werden.
Das Modul Stabsarbeit wurde neu entwickelt.
Mit diesem Modul können erstellte Lagen automatisch in die Lagekarte übernommen und dort eingezeichnet werden.
Die administrativen Aufgaben können in
DISMA 4.0 über das Hauptmenü und Nutzer/Administration erledigt werden. Dieses Menü steht nur
für Nutzer zur Verfügung, die über die entsprechende Berechtigung verfügen.
Die Kataloge stehen nahezu in gewohnter
Weise zur Verfügung (Geräte und Material wurden
zusammengefasst, Qualifikationen für Personen ergänzt). Auch dieses Menü steht nur für Nutzer zur
Verfügung, die über die entsprechende Berechtigung verfügen.
Passfähig zu DISMA 4.0 wurde das webbasierte Stabsmodul Kommunikation entwickelt und erprobt. Dieses Modul ersetzt den Vierfachvordruck
und kann auch autonom eingesetzt werden. Passfähig zu DISMA 4.0 heißt, dass Daten aus den Stamm-
08 s20 disma:Layout 1
14.08.2008
14:22
Seite 23
daten übernommen (z. B. Personen als Stabsmitglieder), Meldungen im Modul Stabsarbeit aufgerufen
und die Nutzer in der Nutzerverwaltung angezeigt
werden können.
Einsatzbeispiele von DISMA 4
Schwerpunkte des Forschungsvorhabens waren
die Erstellung von Katastrophenschutzplänen und
die Unterstützung der Lageführung. Die diesbezüglichen Möglichkeiten in DISMA 4 werden an Beispielen dargelegt.
Für die Erstellung eines externen Notfallplanes
nach der Richtlinie 96/82/EG des Rates zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen vom 9. Dezember 1996 (SEVESO
– RL) können die Module Gefahrenprognose, Karte
und Ausgaben und Pläne genutzt werden.
Bisher wurden mit DISMA bundesweit im Behördenauftrag über 70 externe Notfallpläne erstellt
und öffentlich ausgelegt. Sie können bei einem Störfall und für die Vorbereitung und Durchführung
von Übungen mit den aus der DISMA–Stammdatenbank zugewiesenen Daten genutzt werden.
Grundlage für die externen Notfallpläne sind
Störfallablaufszenarien. Dabei handelt es sich Störfälle, die vernünftigerweise ausgeschlossen werden können; also um Szenarien mit sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeiten.
Die Ermittlung und Berechnung solcher Störfallablaufszenarien erwies sich als das Kernstück der
externen Notfallplanung. Dabei war eine enge Zusammenarbeit zwischen Betreiber, Immissionsschutz- und
Katastrophenschutzbehörde sowie den Sachverständigen der TÜV Industrie Service GmbH erforderlich.
Mit dem Modul Gefahrenabschätzung und
der integrierten Stoffdatenbank stehen umfangreiche
Werkzeuge zur Berechnung von Szenarien zur Verfügung. Voraussetzung sind aber immer detaillierte
Kenntnisse der Anlage.
Zur Umsetzung der Vorgaben der EU wurde
eine Planstruktur entwickelt und in DISMA abgebildet. Nach dieser Struktur gliedern sich die externen
Notfallpläne in drei Hauptabschnitte:
• Charakterisierung des Planungsbereiches
• Plan der Handlungen und
• Auskunftsdokumente.
Die Lageführung wird durch die Module
Stabsarbeit einschließlich des Moduls Kommunikation und Karte unterstützt.
Bei Stofffreisetzungen, Bränden und Explosionen kann weiterhin das Modul Gefahrenprognose genutzt werden.
Übungen bzw. Einsätze können von berechtigten Mitgliedern einer Stabsgruppe angelegt, beendet und gelöscht werden. Ist eine Übung beendet,
können keine Änderungen an den Daten der Übung
mehr durchgeführt werden. Eine Übung hat einen
Namen. Dieser muss vom Anwender beim Anlegen
angegeben werden. Alle weiteren Angaben sind optional. Wird keine Uhrzeit für den Beginn der Übung
angegeben wird die aktuelle Systemzeit des Rechners
verwendet, auf dem die Übung angelegt wurde.
Abb. 3.
Nach dem Anlegen der Übung stehen Funktionen
zur Verfügung die das Erfassen bzw. Verwalten von
Einsatzabschnitten, Bereitstellungsräumen, Meldungen, Schadenskonten und eingesetzten Kräften unterstützen (vgl. Abb. 3).
In einem vom Anwender konfigurierbaren Intervall liest das System die jeweils aktuellen Daten
aus der Datenbank und präsentiert diese in verschiedenen Registerseiten des Übungsfensters. Weiterhin
können Angaben mit Raumbezug der Übung durch
den Lagekartenführer in die Karte eingetragen wer-
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
23
08 s20 disma:Layout 1
14.08.2008
14:22
Seite 24
KRISENMANAGEMENT
den. Auch hier aktualisiert das System die Daten in
bestimmten Intervallen.
Um die raumbezogenen Angaben zur Übung
anzuzeigen, wird in der Karte über den Menüpunkt
„Einsatz/Übung“ die betreffende Übung ausgewählt.
Anschließend werden alle bereits erfassten Geometrien zu dieser Übung angezeigt. Die Anzeige aktualisiert sich in einem vom Anwender konfigurierbaren Intervall automatisch.
Dem Lagekartenführer stehen in DISMA neben den allgemeinen Funktionen zum Erfassen von
Dazu haben die PRO DV Software AG und
die TÜV Rheinland Industrie Service GmbH die
Kooperation für eine technische und vertriebliche
Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Vermarktung von IT-Gesamtlösungen für den Bevölkerungsund Katastrophenschutz vereinbart.
Hard- und Softwarevoraussetzung für die
Installation von DISMA 4
DISMA 4.0 weist eine Dreischichten-Architektur auf:
• Datenschicht: MSSQLServer2000 oder höher.
Wenn ein MSSQLServer2000 vorhanden ist, dann
ist ein Windows-Server-Betriebssystem erforderlich
• Anwendungsschicht: .NET Framework Version 1.1
muss installiert sein, Zugriff auf den Datenbankserver muss möglich sein, mindestens 1 GB Hauptspeicher, keine sonstigen speziellen Anforderungen.
• Präsentationsschicht
• .NET Framework Version 1.1 muss installiert sein.
Zugriff auf die Anwendungsschicht muss möglich
sein. 19“ Monitor, Bildschirmauflösung mindestens 1024x786 besser 1280x1024, 1 GB Hauptspeicher, MS Word, -Excel, -PowerPoint
Schlussbemerkungen
Abb. 4.
Geometrien (Zeichnungen) spezielle Funktionen zum
Einzeichnen von Einsatzabschnitten, Bereitstellungsräumen, eingesetzten Kräften und Schadenskonten
zur Verfügung. In speziellen Fenstern können diese
Angaben verwaltet (Erfassen, Ein-/Ausblenden, Positionieren) werden (vgl. Abb.4).
Kompatibilität zwischen
DISMA 4.0 und deNIS IIplus
DISMA 4.0 gewährleistet die Kompatibilität
zum Deutschen Notfallvorsorge-Iinformationssystem
deNIS IIplus hinsichtlich der Übergabe von Gefahrenprognosen, Meldungen zur Lage und von Notfallressourcen.
24
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Für die Karten in diesem Beitrag wurden topographische Daten des Landesvermessungsamtes
und des Landesamtes für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz
Mecklenburg-Vorpommern verwendet. TÜV Rheinland dankt den genannten Ämtern für die freundliche Genehmigung.
Die Stammdaten, Schadenslagen und Szenarien in den Bildern sind erfunden und haben keinerlei Bezug zu vorhandenen Anlagen.
Das DISMA-Entwicklungsteam von TÜV
Rheinland dankt den Mitgliedern der projektbegleitenden Arbeitsgruppe sehr herzlich für die aktive
Mitwirkung bei der Realisierung des Forschungsvorhabens.
09 s25 burnout:Layout 1
14.08.2008
14:24
Seite 25
Wo brennt es
in der Feuerwehr?
Psychische Belastungen und ihre gesundheitlichen Folgen
Von Thomas Hering, Dörthe Schulze, Dana Sonnenberg & Irmtraud Beerlage,
Hochschule Magdeburg-Stendal
In den letzten 10-15 Jahren, insbesondere nach dem
ICE-Unglück in Eschede 1998, stieg in der Bundesrepublik Deutschland das wissenschaftliche Interesse
an psychischen Belastungen und Belastungsfolgen im
Einsatzwesen (Schallhorn, 1988, Müller, 1991, Reuß,
1992, Waterstraat, 1993, Hagebölling, 1997, Wagner,
1997, Gorißen, 2003, Beerlage, Hering, Springer,
Arndt & Nörenberg, 2006). In Deutschland und international wurde die Forschung von zwei Themen
dominiert:
• Auswirkungen körperlicher Belastungen: Hitzebelastung, Einwirkung physikalischer und chemischer Faktoren (z. B. toxische Gase), körperliche
Anstrengungen,
• Auswirkungen extrem belastender Einsätze auf die
psychische Gesundheit von Einsatzkräften der
Feuerwehr (hauptsächlich Posttraumatische Belastungsstörung, PTBS).
An der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)
wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Netzwerk Psychosoziale Notfallversorgung“1 in den Jahren
2004/2005 eine erste Untersuchung bei freiwilligen
und Berufsfeuerwehren der Länder Sachsen-Anhalt
und Berlin durchgeführt2. Diese Untersuchung richtete ihren Fokus auf extreme und alltägliche Belastungen der Arbeit in der Feuerwehr sowie ihren Einfluss
auf subjektive Merkmale der Gesundheit (Burnout,
körperliches Wohlbefinden). In diesem Beitrag werden
Ergebnisse zu arbeits- und organisationsbezogenen
und tätigkeitsspezifischen Anforderungen/Belastungen
der Feuerwehrtätigkeit und ihren gesundheitlichen
Folgen berichtet. Die Magdeburger Untersuchung verfolgt die Beantwortung von drei Kernfragestellungen:
• Wie häufig erleben Einsatzkräfte bestimmte Anforderungen und Belastungen während der Arbeit?
• In welchem Ausmaß sind gesundheitliche Beeinträchtigungen in der Feuerwehr zu beobachten?
Dabei interessieren insbesondere Burnout sowie
Beeinträchtigungen des überdauernden Wohlbefindens.
• Welche Merkmale der Arbeit erhöhen das Burnoutrisiko bzw. beeinträchtigen das Wohlbefinden?
Was belastet in der Feuerwehr?
Einsatzkräfte der freiwilligen und Berufsfeuerwehr sind in ihrer täglichen Arbeit mit einem bestimmten Anforderungs- und Belastungsspektrum konfrontiert. Es resultiert aus Aufgaben, die sich während
der Arbeit ergeben, sowie aus Bedingungen, unter
denen Arbeitsaufgaben erfüllt werden (z. B. Arbeitsorganisation, Arbeitsplatz- und Dienstplangestaltung).
Zu Anforderungen in der alltäglichen Arbeit
im Feuerwehrdienst gehören u. a. tätigkeitsspezifische
1
Im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, Bundesverwaltungsamt – Zentralstelle für Zivilschutz, (Projektnummer B1.11
1011/02/BVA), Leitung: Prof. Dr. Irmtraud Beerlage
Die hier dargestellten Ergebnisse wurden im Rahmen der Diplomarbeiten von Schulze (2004) und Sonnenberg (2005) erhoben.
2
Gegenwärtig werden im Auftrag des Bundesministeriums des Innern weiterführende Untersuchungen im Rahmen des Forschungsprojektes „Organisationsprofile, Gesundheit und Engagement im
Einsatzwesen“ (Projektnummer BBK F.2-440-00-279) durchgeführt.
Leitung: Prof. Dr. Irmtraud Beerlage.
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
25
09 s25 burnout:Layout 1
14.08.2008
14:24
Seite 26
KRISENMANAGEMENT
Anforderungen am Einsatzort (z. B. Umgebungseinflüsse, Behinderungen im Straßenverkehr, Tragen von
Schutzausrüstung), Verantwortungs- und Entscheidungsdruck (hohe Verantwortung für das Leben anderer), Rollenkonflikte am Arbeitsplatz sowie ungünstige Rahmenbedingungen der Arbeit (z. B. Nachtund Schichtdienst, Zeitdruck etc.) (Hagebölling,
1997, Waterstraat, 2003).
Als besonders belastend und damit als nicht
alltägliche Einsatzsituationen scheinen Einsatzkräfte
in der freiwilligen und Berufsfeuerwehr Einsätze unter
eigener Lebensgefahr, mit Verletzung und/oder Tod
eines Kollegen bzw. von Kindern, erfolglose Rettungseinsätze, aber auch „extreme“, langandauernde
oder komplexe Einsatzsituationen wie Großschadensereignisse oder Katastrophenlagen zu bewerten
(Teegen, 1999, Bengel & Heinrichs, 2004).
Ob Anforderungen tatsächlich als Belastung
wahrgenommen werden, hängt maßgeblich von der
Bewertung und Verfügbarkeit von Ressourcen3 ab.
Übersteigen Anforderungen die subjektiven Bewältigungsfähigkeiten oder werden Bedingungen wirksam, die eine den (beruflichen) Standards entsprechende Aufgabenerfüllung behindern (wie z. B. unangemessene Arbeitsplatzgestaltung, ungünstige Arbeitsorganisation), können sie als „belastend“ erlebt
werden. Belastungen können eine mögliche Ursache
von mittel- und langfristigen Beeinträchtigungen wie
z. B. Erschöpfung, Müdigkeit, Gleichgültigkeit oder
Burnout sein.
Gesundheitliche Folgen von Anforderungen
und Belastungen in der Feuerwehr
Neben der häufig auf extreme Einsatzsituationen fokussierten und eher krankheitsorientierten
3
Als Ressourcen werden Merkmale der Person oder der Umwelt bezeichnet, die zu einer Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber
schädlichen Einflüssen oder sogar zum inneren Wachstum beitragen.
4
DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders): Klassifikationssystem für psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten.
5
ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems): Klassifikationssystem für Krankheiten, äußere
Ursachen von Krankheiten und Todesfällen sowie Umstände, die den
Gesundheitszustand beeinflussen oder zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen.
26
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Sicht auf (Folgen von) Belastungen in der Feuerwehr,
kann auch angenommen werden, dass einsatz- und
organisationsbezogene Belastungen der täglichen Arbeit gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge
haben, die keine Krankheiten im Sinne der ICD 104
(oder des DSM IV)5 sind, sondern unterhalb der
Schwelle einer Diagnose das Wohlbefinden beeinträchtigen (z. B. Burnout oder eingeschränktes
Wohlbefinden).
Wohlbefinden als positive Folge der Arbeit
in der Feuerwehr
Mit Wohlbefinden wird ein kurz- oder langfristig
positiver persönlicher Zustand beschreiben. Wissenschaftliche Systematisierungen unterscheiden:
• aktuelles (kurzfristiges) und habituelles (überdauerndes) Wohlbefinden und
•körperliches und psychisches Wohlbefinden.
In dieser Untersuchung wird das überdauernde subjektive körperliche Wohlbefinden untersucht
(Vitalität, Belastbarkeit, Innere Ruhe) (Becker, 1994,
Kolip & Schmidt, 1999).
Burnout als negative Folge der Arbeit
in der Feuerwehr
Andauernde Arbeitsbelastungen können je
nach Konstitution zu Beeinträchtigungen der psychischen und/oder körperlichen Gesundheit führen.
Burnout ist dabei eine (negative) Folge der Arbeit. Typische Burnout-Merkmale sind Müdigkeit, körperliche und psychische Erschöpfung, vermindertes Arbeitsengagement, im Extremfall ein völliger Rückzug aus der Arbeit bzw. vom ehrenamtlichen Engagement. In dem am meisten zitierten und untersuchten
Burnout-Modell von Maslach und Jackson (1984, s.
auch Maslach, 2000) wird Burnout mit Emotionaler
Erschöpfung (Resignation, Hilflosigkeit, Müdigkeit),
Depersonalisierung (distanzierter, zynischer Umgang
des „Helfers“ mit dem Patienten oder seinen Aufgaben) und reduziertem Wirksamkeitserleben (Bewertung des „Helfers“, zentralen beruflichen Standards
nicht mehr zu genügen) beschrieben (Maslach &
Jackson, 1984). Alle Dimensionen können gleichzeitig auftreten. Häufig wurden bestimmte Reihenfol-
09 s25 burnout:Layout 1
14.08.2008
14:24
Seite 27
gen des zeitlichen Auftretens dieser Dimensionen als reiche personale und soziale Ressourcen, ist ferner
„Entwicklung von Burnout“ diskutiert. Am ehesten
anzunehmen, dass der Einfluss ungünstiger Arbeitsbescheint Burnout mit emotionaler Erschöpfung zu
lastungen auf Burnout verstärkt wird. Belastungen
beginnen (Leiter & Maslach, 1988).
der Arbeit sind abschließend nicht direkt mit BeeinAllgemein wird
Burnout als Folge von
Arbeitsbelastungen diskutiert, jedoch nicht als
Krankheit nach ICD 10
oder DSM IV. Studienergebnissen zufolge kann
Burnout aber als „Vorstadium“ für unterschiedliche (psychische)
Erkrankungen gesehen
werden (z. B. die PTBS,
s. dazu Reinhard & Maercker, 2004). So finden
sich Belege dafür, dass
Burnout die Belastbarkeit von Einsatzkräften
herabsetzt und das Risiko für langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen erhöhen
Abb. 1: Rahmenmodell über Zusammenhänge von Belastungen, Burnout, Belastungsfolgen und Ressourcen
kann (s. Leiter & Mas(modifiziert nach Maslach, 1998).
lach, 2001, Cunradi,
Greiner, Ragland & Fisträchtigungen der subjektiven Gesundheit assoziiert,
her, 2003, Iacovides, Fountoulakis, Kaprinis & Kasondern sie wirken sich erst dann ungünstig auf das
prinis, 2003, Korkeila, Toyry, Kumpulainen, Toivala,
Wohlbefinden aus, wenn Einsatzkräfte bereits von
Räsänen & Kalimo, 2003).
Burnout betroffen sind.
Burnout wurde im Berufsfeld Feuerwehr bisher kaum thematisiert und wissenschaftlich untersucht (Ausnahme: Gorißen, 2003). Dabei ist davon
Stichprobe der Feuerwehruntersuchung
auszugehen, dass Burnout auch ungünstige Auswirkungen auf die Qualität der Arbeit im Bevölkerungsschutz hat.
Insgesamt beteiligten sich 364 Einsatzkräfte aus
freiwilligen (153; 41,9%) und Berufsfeuerwehren (200;
54,8%) an der Untersuchung; davon waren 95,3 %
Theoretischer Rahmen der Studie
männlich. Der Anteil der weiblichen Untersuchungsteilnehmer lag in der freiwilligen Feuerwehr bei 12 %
Abb. 1 stellt die theoretischen Annahmen die- und bei nur 0,5 % in der Berufsfeuerwehr. Das
ser Untersuchung über Zusammenhänge zwischen
Durchschnittsalter der Befragten betrug 37,5 Jahre.
Arbeitsanforderungen/Belastungen, Burnout und
Wohlbefinden dar (Maslach, 2000). Ein häufiges ErDie wichtigsten Ergebnisse
leben von Arbeitsbelastungen hängt danach mit höheren Burnoutmaßen zusammen. Ausgebrannte und
erschöpfte Einsatzkräfte können langfristig gesundAusmaß und Bedeutung von Belastungen, Burheitliche Beeinträchtigungen entwickeln. Fehlen hilf- nout und Wohlbefinden im Vergleich zwischen
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
27
09 s25 burnout:Layout 1
14.08.2008
14:24
Seite 28
KRISENMANAGEMENT
freiwilliger und beruflicher Feuerwehr, Anforderungen und Belastungen
Die alltäglichen aber auch extremen Anforderungen in der Arbeit wurden mit einem selbst entwickelten Fragebogen erhoben. Die Studienteilnehmer
Abb. 2: Mittelwerte der erhobenen Belastungsbereiche in der Feuerwehr (N=364). (ERA: Einsätze mit erhöhtem Regulationsaufwand;
BR: Einsätze mit behindernden Rahmenbedingungen; EXE: Einsätze
mit Extremanforderungen; BO: Einsätze mit bekannten Opfern; RH:
Regulationshindernisse)
lienangehörige, Freunde oder Bekannte direkt betroffen sind,
• Arbeitsorganisatorische Regulationshindernisse
umfassen allgemeine Aspekte der Arbeitsbedingungen und -organisation, die sich auch auf den Einsatzalltag auswirken können und die eine standardgerechte Durchführung von Einsatz- und
Wachaufgaben behindern können. Genannt wurden hier eine geringe Beteiligung an betrieblichen
Entscheidungsprozessen sowie ungenügende Berücksichtigung eigener Vorschläge usw..
Am häufigsten werden Einsätze mit behindernden Rahmenbedingungen erlebt. Extremanforderungen im Einsatz werden etwas seltener erlebt. Ungünstige Arbeitsbedingungen, insbesondere Arbeitsorganisatorische Regulationshindernisse und Einsätze mit erhöhtem Regulationsaufwand werden häufiger von Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr erlebt.
Von eher geringer Bedeutung — und fast ausschließlich von Einsatzkräften der freiwilligen Feuerwehr
angegeben — sind Einsätze, bei denen Opfer persön-
bewerteten vorgegebene Anforderungen im Feuerwehrdienst, die sich sowohl auf bestimmte Einsatzsituationen, als auch auf arbeitsorganisatorische Rahmenbedingungen beziehen, danach, wie häufig sie diese
erleben. Im Verlauf der Untersuchung konnten diese
Einzelaspekte zu fünf Kategorien bzw. „Belastungsbereichen“ zusammengefasst werden. Belastungen können sich in den folgenden Bereichen zeigen:
• Einsätze mit erhöhtem Regulationsaufwand: Sie erfordern höhere Anstrengungen bei der Einsatz-Abwicklung, weil z. B. organisatorische Schwierigkeiten deutlich werden, Abstimmungsprobleme zwischen Vorgesetzten bestehen oder unklare, missverständliche Anweisungen gegeben werden,
• Einsätze mit behindernden Rahmenbedingungen:
Hier wird die Bedeutung von Behinderungen auf
dem Weg zum Einsatz sowie an der Einsatzstelle
hervorgehoben wie z. B. schwer erreichbare Einsatzorte, Gefährdung durch unaufmerksame Verkehrsteilnehmer usw.,
• Einsätze mit Extremanforderungen: Dies umfasst
Einsätze, die außerhalb der „normalen“ Einsatzerfahrungen stehen: entstellte Opfer, große Anzahl
verletzter Personen, erfolglose Rettungsversuche,
• Einsätze mit bekannten Opfern: Hier wurden Einsätze zusammengefasst, in denen Verwandte, Fami-
28
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Abb. 3: Mittelwerte der Burnoutkomponenten im Vergleich zwischen
freiwilliger und Berufsfeuerwehr (N=364).
lich bekannt waren (Abb. 2). Dies lässt sich in erster
Linie auf das im Unterschied zu Einsatzkräften der
Berufsfeuerwehr wohnortnahe Einsatzgebiet freiwilliger Feuerwehren bei vergleichsweise geringen Einwohnerzahlen zurückführen.
Burnout in der Feuerwehr
Die Ergebnisse zeigen, dass Einsatzkräfte der
Feuerwehr zwar insgesamt kaum erschöpft und wenig
zynisch distanziert zu Opfern und zu ihrer Arbeit
sind; sie erleben sich allerdings nur eingeschränkt leis-
09 s25 burnout:Layout 1
14.08.2008
14:24
Seite 29
tungsfähig (hohe Werte beim reduzierten Wirksamkeitserleben, Abb. 3). Vergleicht man Einsatzkräfte
der freiwilligen und der Berufsfeuerwehren fällt auf,
dass die Komponenten Erschöpfung und Depersonalisierung in der Berufsfeuerwehr eine erwartungsgemäß größere Bedeutung haben. Im Gegensatz dazu
geben Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehr ein
deutlich geringeres Wirksamkeitserleben als ihre hauptberuflichen Kameraden an. Etwa zwei Drittel (66,8%)
aller untersuchten Feuerwehr-Einsatzkräfte fühlen
sich sehr gering wirksam. Im Vergleich mit Einsatzkräften im Rettungsdienst (Hering & Beerlage, 2004)
ist das Wirksamkeitserleben in beiden Gruppen —
freiwillige und Berufsfeuerwehr — deutlich geringer.
Besonders gering ist das Wirksamkeitserleben
von Einsatzkräften in der Feuerwehr in dieser Untersuchung ausgeprägt. Durch die untersuchten Einflussfaktoren (Einsatz- und Organisationsmerkmale)
kann das nicht ausreichend erklärt werden. Schwache Zusammenhänge zeigen sich lediglich zwischen
der Burnoutkomponente Erschöpfung und dem
Wirksamkeitserleben.
An dieser Stelle lassen sich demnach nur Annahmen über die Einflussfaktoren des sehr geringen
Wirksamkeitserlebens in der Feuerwehr formulieren.
Bedeutsam können insbesondere die theoretische
und praktische Vorbereitung auf die Arbeit sowie individuelle Erwartungen bezogen auf die Tätigkeit
Wohlbefinden in der Feuerwehr
Das körperliche Wohlbefinden ist in der Feuerwehr mittelhoch ausgeprägt, die Unterschiede zwischen freiwilligen und Berufsfeuerwehren sind nur
sehr gering und statistisch unbedeutend (Abb. 4).
Welche Merkmale der Arbeit haben
Einfluss auf Burnout?
Ungünstige Rahmenbedingungen im Einsatz
und im Wachalltag stehen mit höheren Burnoutwerten in Verbindung. Einsätze mit erhöhtem Regulationsaufwand (Abstimmungsprobleme, unklare Anweisungen etc.) und Regulationshindernissen (Aspekte
der Arbeitsorganisation, die eine standardgerechte Abwicklung von Einsatz- und Wachaufgaben behindern) sind assoziiert mit mehr emotionaler Erschöpfung. Je häufiger Einsatzkräfte unter diesen Bedingungen arbeiten müssen, desto eher sind sie gefährdet auszubrennen.
Eine mehr oder weniger distanzierte Haltung
von Einsatzkräften der Feuerwehr zu Opfern sowie
zur eigenen Arbeit (Depersonalisierung) wird maßgeblich von der Häufigkeit beeinflusst, mit der extreme Einsatzmerkmale erlebt werden. Werden diese
Einsätze häufig erlebt, ist auch das Ausmaß der
Burnoutdimension Depersonalisierung höher. Depersonalisierung gilt hinsichtlich der Aufgabenstellung
in der Feuerwehr als „kritische“ Dimension von Burnout, da sie die „Opfer-Retter-Interaktion“ in Form
einer eher zynischen Interaktion beeinträchtigen kann.
Abb. 4: Mittelwerte der Parameter körperlichen Wohlbefindens im
Vergleich zwischen freiwilliger und Berufsfeuerwehr (N=364).
sein. Bezieht man diese Überlegungen ein, dann
zeigt sich in der freiwilligen Feuerwehr, aber auch
in der Berufsfeuerwehr ein Bedarf an Aus- und Weiterbildung. Möglicherweise wären neben den notwendigen und auszubauenden feuerwehrtechnischen
und einsatztaktischen Inhalten auch psychische Aspekte bei der Menschenrettung zu vermitteln, also
z. B. Kommunikation mit Menschen in Extremsituationen und Methoden der psychischen ersten
Hilfe.
Welche Merkmale der Arbeit beeinträchtigen
oder fördern das Wohlbefinden?
Die häufig vertretene Annahme, Arbeitsbelastungen führen zu Beeinträchtigungen im überdauernden Wohlbefinden lässt sich in dieser Studie nicht
bestätigen. Weder arbeitsorganisatorische noch tätigkeitsspezifische Merkmale der Arbeit beeinträchtigen
das überdauernde körperliche Wohlbefinden in die-
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
29
09 s25 burnout:Layout 1
14.08.2008
14:24
Seite 30
KRISENMANAGEMENT
ser Untersuchung signifikant. Deutlich wird aber, dass
Einsatzkräfte, die in hohem Maße erschöpft sind
und sich in sehr geringem Ausmaß wirksam in der Arbeit erleben, weniger vital, belastbar und gelassen
sind. Arbeitbelastungen haben offenbar keinen direkten Einfluss auf das überdauernde Wohlbefinden,
sondern scheinen indirekt, vermittelt über Burnout
zu wirken. Erst wenn Einsatzkräfte aufgrund ungünstiger Arbeitsbedingungen, häufig erlebten organisatorischen Barrieren im Einsatz, einer geringen
Beteiligung an Entscheidungsprozessen usw. ausge-
überdauernde Wohlbefinden wird von den untersuchten Arbeitsbedingungen nicht beeinflusst. Allerdings fühlen sich ausgebrannte und hier insbesondere hoch erschöpfte Einsatzkräfte deutlich weniger
wohl, als ihre nicht ausgebrannten, engagierten Kameraden.
Diese Zusammenhänge machen deutlich, dass
gesundheitliche Beeinträchtigungen lange vor und
zudem unabhängig von der häufig im Einsatzwesen
thematisierten PTBS auftreten können und auch
nicht ausschließlich auf psychisch belastende Ein-
Abb. 5: Zusammenhänge zwischen Belastungen, Burnout und Wohlbefinden
in der Feuerwehr (Pfeile mit positivem Vorzeichen umschreiben einen „verstärkenden“ Einfluss, Pfeile mit negativem einen „schwächenden“
Einfluss).
brannt sind, zeigen sich Beeinträchtigungen im überdauernden Wohlbefinden. Die Belastbarkeit, die körperliche und geistige Wachheit und die Vitalität der
Einsatzkräfte sinkt, sie sind dabei unruhiger und weniger ausgeglichen. Davon ausgehend ist auch eine
geringere Widerstandsfähigkeit gegenüber weiteren Gesundheitsproblemen und Krankheiten zu erwarten.
Abb. 5 gibt einen zusammenfassenden Überblick
über die Zusammenhänge zwischen Belastungen
und Belastungsfolgen in der Feuerwehr.
Fazit
Zusammenfassend wurde deutlich, dass bestimmte Merkmale der Arbeit in der Feuerwehr Einfluss auf die Gesundheit und Einsatzfähigkeit von
Einsatzkräften haben können. Ungünstige arbeitsorganisatorische Rahmenbedingungen sind dabei offenbar bedeutsame Einflussfaktoren für Burnout. Das
30
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
satzsituationen (Extremeinsätze) zurückzuführen sind.
Stressprävention in der Feuerwehr sollte somit bereits vor den relativ seltenen Extremeinsätzen beginnen und umfassend angelegt sein (s. Krüsmann,
Karl & Butollo, 2006). Daneben werden Interventionsebenen erkennbar, die auf eine stärkere Beteiligung an Entscheidungsprozessen im Wachalltag, eine
angemessene Rückmeldung durch Vorgesetzte, Wertschätzung für die geleistete Arbeit und auf mehr Möglichkeiten zur Reflexion des Ausbildungsstandes abzielen. Besondere Verantwortung kommt dabei den
Trägern und Arbeitgebern in der Feuerwehr zu. Des
weiteren könnten Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen innerhalb der Feuerwehren deutlicher
als bisher um psychosoziale Aspekte ergänzt werden.
Eine Literaturliste ist bei den Verfassern erhältlich:
[email protected]
[email protected]
10 s31 cfc:Layout 1
14.08.2008
14:29
Seite 31
ZIVIL-MILITÄRISCHE ZUSAMMENARBEIT
Ein zivil-militärisches
Informationsportal
Ziel: Informationsaustausch
Von Bernd Rehr
Die enge Kooperation zwischen militärischen und
zivilen Akteuren ist heute als Schlüssel zum Erfolg bei
der Bewältigung komplexer internationaler Krisen
weithin anerkannt. Dabei wird dem Austausch von
Informationen eine entscheidende Bedeutung zugemessen.
Trotz einiger Erfolge bietet die praktische Umsetzung dieser Idee noch viel Entwicklungspotenzial.
Im folgenden Artikel wird ein zukunftsweisender Ansatz vorgestellt, der sich zur Zeit beim NATO ACT
(Allied Command Transformation) in der Erprobung
befindet: das „Civil-Military Fusion Center“ (CFC)
und als sein wesentliches Produkt das Informationsportal „Civil-Military Overview“ (CMO). Gleich zu
Anfang soll jedoch erwähnt werden, dass in der längerfristigen Planung das CFC/CMO nicht der NATO
„gehören“ soll, sondern einem Konsortium, das
noch näherer Definition bedarf. Damit soll eine abschreckende Wirkung gegenüber zivilen Einrichtungen/Organisationen vermieden werden.
teure und bereitet das Wissen gleichzeitig so auf, dass
die Entscheidungträger sich auf ihren Hauptauftrag
konzentrieren können, nämlich die Krise und nicht
Informationen zu bewältigen.
Was ist das CFC/ CMO?
Wer ganzheitlich an die Lagebeurteilung auf
einem Krisenschauplatz wie etwa Afghanistan herangeht, sieht sich mit zwei Problemen konfrontiert: aktuelle Informationen aus den verschiedenen Feldern
des PMESII (Politics, Military, Economy, Social, Information, Infrastructure) - Spektrums zu gewinnen
und darüber hinaus die eingehende Informationsflut
zu bewältigen.
Das CFC/CMO ist in der Lage, beide Probleme zu lösen. Es bietet eine gemeinsame, webbasierte
Informationsplattform für zivile wie militärische Ak-
Abb. 1: Das Projekt basiert auf einer breitgestreuten Interessenlage.
Um diesen Anspruch erfüllen zu können,
braucht das CFC/CMO breite Beteiligung. Zu seiner
Zielgruppe zählen grundsätzlich alle zivilen und militärischen Akteure, die auf einem Krisenschauplatz
aktiv sind. IOs (Internationale Organisation), NGOs
(Non-Governmental Organization, Nichtregierungsorganisation) und militärische Stäbe sind damit allesamt „Kunden“ aber auch Mitarbeiter am CMO.
Dieses entsteht noch unter Führung der NATO, soll
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
31
10 s31 cfc:Layout 1
14.08.2008
14:29
Seite 32
ZIVIL-MILITÄRISCHE ZUSAMMENARBEIT
aber in einem „Konsortium“-Ansatz von Experten
verschiedenster Institutionen weitergeführt werden.
Wie funktioniert das CFC/ CMO?
Das CMO ist ein Informationsportal und steht
für alle relevanten Krisenmanagementakteure im Internet bereit. Der Zugang ist kennwortgeschützt, Registrierungen sollen aber einem möglichst breiten
Nutzerkreis ermöglicht werden. Erstellt und gepflegt
wird das Portal durch das CFC. Dieses ist ein permanentes Organisationselement, welches aus Experten
(„Knowledge Manager“) für die Sektoren politische
Lage, Wirtschaft, Soziales, Sicherheitslage, Justiz, Infrastruktur und humanitäre Lage besteht und damit
Wie aus ihrer Aufgabenbeschreibung hervorgeht, kommt den Wissensmanagern eine Schlüsselrolle bei der Erstellung des CMO zu. Sie müssen zum
einen über ausgezeichnete Expertise im zugeordneten PMESII-Themenfeld und zusätzlich über die Fertigkeit verfügen, Informationen aus komplexen Zusammenhängen aufzubereiten. Idealtypisch entstammen die Wissensmanager verschiedenen an der Krisenbewältigung beteiligten Organisationen/Institutionen und können neben dem eigenen Erfahrungshintergrund auch auf ein umfangreiches fachliches
Netzwerk und damit auf Informationen zahlreicher
weiterer Experten, zurückgreifen.
Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage der Informationssicherheit. In
das Portal gehen ausschließlich nicht eingestufte Informationen ein. Im
Kontext eines gemeinsamen Lagebilds und nach
den Grundsätzen des
Wissensmanagements
professionell aufbereitet,
erwächst daraus jedoch
am Ende ein Mehrwert
für alle Beteiligten.
Was bietet das
CFC/CMO?
Die CMO besteht aus einer Startseite
für den jeweiligen Krisenschauplatz und Unterseiten für jeden der
PMESII-Sektoren. Die
Hauptseite enthält Basisinformationen, etwa den
Abb. 2: Die aktuelle Organisationsstruktur.
geschichtlichen Hintergrund der Krise, UN-Redas PMESII-Spektrum voll abdeckt. Leiter des Teams solutionen, interaktives Kartenmaterial, andere wichtige Dokumente und Verweise sowie für den schnelist ein „Chief Knowledge Manager“.
len Überblick die neuesten Meldungen aus den einLageinformationen werden von den Wissensmanagern in allen Sektoren aufbereitet, d.h. gesichtet, zelnen Sektoren.
Die Unterseiten für jeden Sektor sind nach
bewertet, strukturiert, aggregiert, komprimiert, visuadem selben Muster aufgebaut. Hier sind neueste
lisiert und vernetzt. Das jetzige CFC arbeitet in einem verlängerten Tagesrhythmus, könnte bei Bedarf Nachrichten, daneben auch vertiefende Informatiojedoch rund um die Uhr besetzt werden und gewähr- nen, Karten und Verweise zum jeweiligen Themenfeld zu finden.
leistet damit die Tagesaktualität der Informationen.
32
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
10 s31 cfc:Layout 1
14.08.2008
14:29
Seite 33
Darüber hinaus kann jeder Nutzer per E-Mail- CMO auf großes Interesse sowohl bei den Entscheidungsträgern als auch auf der „Arbeitsebene“ stoßen.
Funktion Anfragen an die Wissensmanager stellen
und aufgrund des permanent betriebenen CFC auch Das Potenzial des CFC/CMO wird durchweg anermit einer umgehenden
kompetenten Beantwortung durch einen Experten rechnen.
Neben den beschriebenen Funktionen
nach dem „Pull“-Prinzip, werden den Nutzern aufbereitete Informationen auch regelmäßig in Form von Wochenberichten („Newsletter“) zugestellt.
Überhaupt ist die
Interaktion mit den
Nutzern ein wichtiger
Bestandteil der CMOPhilosophie. So kann
sich auch jeder Nutzer
an das CFC wenden,
Abb. 3: Eine virtuelle Informationsplattform für ausgewählte Teilnehmer.
um aus seinem Tätigkeitsfeld heraus mit ergänzenden Informationen zur Vervollkommnung
kannt. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass Nutzung
des gemeinsamen Lagebilds beizutragen.
und Erstellung des CMO auf eine weitaus breitere
Basis gestellt werden müssen. Hierzu gilt es, das Portal noch bekannter zu machen und insbesondere für
Bewertung und Ausblick
die Einbindung möglichst vieler ziviler Akteure zu
werben, um zukünftig den Betrieb durch ein „KonMit dem CMO steht erstmals eine gemeinsasortium“, in dem die NATO/das Militär nur als ein
me Informationsplattform für militärische und zivile gleichberechtigtes Mitglied unter anderen agiert, zu
gewährleisten.
Akteure in der Krisenbewältigung bereit. Seine weAn zusätzlichen Funktionen des CMO wird
sentlichen Vorteile bestehen neben der ganzheitlibereits gearbeitet. So befindet sich ein Bewertungschen Herangehensweise in der professionellen Aufbereitung von Informationen und in der unkompliwerkzeug in Vorbereitung, das auf der Grundlage von
zierten Interaktion mit Experten aus allen PMESIIExpertenurteilen und ebenfalls aus ganzheitlicher
Feldern.
Perspektive den schnellen Überblick über EntwickDas CFC befindet sich seit Januar 2008 im
lungstrends auf den einzelnen PMESII-Feldern erProbebetrieb beim NATO ACT in Norfolk, Virginia möglichen wird. Das CMO ist offen für weitere Ent(jedoch bewusst nicht auf militärischem Gelände).
wicklungsschritte, um die Attraktivität für die NutDabei wird vor allem die Krise in Afghanistan gezer und damit die breite Akzeptanz des Werkzeugs
nutzt, um Erkenntnisse über die Anforderungen an
zu sichern. Denn nur so kann das CMO seinen
das CMO, aber auch über die Herausforderungen,
Hauptzweck erfüllen — einen Beitrag zu leisten zu
die an das CFC gestellt werden, zu gewinnen. Erste
einer neuen Qualität in der Kooperation ziviler und
Erfahrungen mit dem Instrument, z.B. im Rahmen
militärischer Akteure im Rahmen der Krisenbewältider NATO-Krisenmanagement-Übung CMX08 im
gung.
April dieses Jahres, haben gezeigt, dass CFC und
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
33
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 34
FORUM
Arbeiter-Samariter-Bund
Ein globales Problem und eine
globale Aufgabe
kaum vorstellbare Dimension. Doch welche Auswirkungen dies auf ganze Gesellschaftsstrukturen haben
kann, wird am Beispiel Afrikas erschreckend klar.
So wurden hier zum Beispiel in den letzten fünf Jahren etwa elf Millionen Kinder unter 15 Jahren zu
Waisen, weil ihre Eltern durch die Immunschwäche
gestorben sind.
Praktische Hilfe ist gefragt
Etwa 33 Millionen Menschen sind weltweit mit dem
HI-Virus infiziert — so der letzte Bericht der Vereinten Nationen. Auch in Deutschland ist die Zahl der
Neuinfektionen wieder leicht gestiegen: Etwa 2.600 Menschen stecken sich
hier jedes Jahr neu an, denn die Wachsamkeit lässt nach. Weltweit leben
mehr als zwei Drittel der infizierten Erwachsenen
und fast 90 Prozent der Kinder in Afrika südlich
der Sahara. Auch in Asien und Mittel- bzw. Südamerika steigt die Zahl der Infektionen, ebenso in Osteuropa. HIV/Aids ist ein globales Problem und verändert das Leben vieler Menschen auf mannigfaltige Weise.
Regelmäßig werden die Kinder von HIV-infizierten Müttern
in der ASB-Klinik untersucht.
Jährlich infizieren sich 2,5 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus, zudem sterben über
zwei Millionen an den Folgen von Aids — eine
34
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
In Lesotho, einem der kleinsten Staaten im
südlichen Afrika, mit einer der höchsten HIV-/AidsRaten der Welt, liegt das Dorf Gethsemane. Auf den
Feldern, die rund um die Missionsstation liegen,
sieht man zahlreiche, noch sehr junge Menschen, die
damit beschäftigt sind, Mais und Gemüse auszusäen. Ab und zu taucht ein Mann in schwarzem Habit
auf, der mit den Leuten spricht und ihnen augenscheinlich etwas erklärt. Das ist der Priester Jacob
Khamanyane. Er hatte die Idee, Kindern, die ihre
Eltern durch Aids verloren haben, auf sehr praktische Weise zu helfen.
Diese Hilfe ist dringend nötig, denn in Lesotho ist jeder fünfte Erwachsene mit HIV infiziert.
Die wenigsten von ihnen haben die Möglichkeit, die
antiretroviralen Medikamente zu erhalten, die das
Immunsystem stärken und damit die Lebenszeit deutlich verlängern. Zudem trifft das Virus auf ein meist
schon durch Mangelernährung geschwächtes Immunsystem, sodass man davon ausgehen kann, dass die
meisten der HIV-infizierten Erwachsenen in Lesotho
an Aids erkranken und in den nächsten Jahren sterben werden.
Sie lassen Kinder zurück wie Zodwa. Sie ist 14
Jahre alt und hat noch drei jüngere Geschwister.
Ihre Eltern sind beide im letzten Jahr an den Folgen
von Aids gestorben. Seit kurzem arbeitet sie mit
Jacob Khamanyane zusammen. Er hat mit der Unterstützung des ASB für alle 50 Waisenfamilien des
Dorfes Gethsemane auf einer Fläche von 190 Quadratmetern Parzellen abgeteilt. Auf diesen Parzellen lernen die jungen Waisen nun, wie sie sich durch
die Bestellung der Felder aus eigener Kraft versorgen
können. Saatgut und Geräte wurden zur Verfügung
gestellt. Zodwa hat bei der Arbeit fast immer ihre
einjährige Schwester dabei. „Ich kann sie ja schlecht
allein lassen“, sagt sie, „selbst beim Lernen war sie
dabei“. Gelernt hat Zodwa viel in dem Workshop,
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 35
der vom ASB für etwa 80 Vollwaisen organisiert wurde. Vier Tage lang ging es darum, wie Getreide gesät, geerntet und gelagert wird und wie schließlich
auch die Überschüsse, die zur eigenen Ernährung
nicht gebraucht werden, verkauft werden können. Natürlich war im Workshop auch HIV/Aids ein Thema.
Aufklärung über die Krankheitsursachen von HIV
und Aids sowie über den richtigen Schutz vor Ansteckung war wesentlicher Bestandteil des Programms.
Weitergabe des Virus muss verhindert werden
Man schätzt, dass in Gambia etwa 45.000 Menschen HIV-infiziert sind. Nur rund 600 von ihnen
erhalten die lebensverlängernden antiretroviralen Medikamente. Viele wissen gar nicht, dass sie infiziert
sind. So wie Ann, deren Mann sich von ihr trennte,
als er erfuhr, dass sie HIV-positiv ist. Sie war zu dem
Zeitpunkt schwanger und nach der Trennung von
ihrem Mann gezwungen, als Bettlerin auf der Straße
zu leben. Doch Ann kam regelmäßig in das ASBGesundheitszentrum, wurde dort betreut und erhielt
auch Nahrungsmittel, damit sie genug Kraft für die
schwierige Schwangerschaft sammeln konnte. In der
ASB-Klinik brachte sie schließlich auch ihren kleinen Sohn zur Welt. Während der Geburt erhielt Ann
antiretrovirale Medikamente, um so die Ansteckungsgefahr für das Kind zu mindern. Auch ihr
Sohn bekam kurz nach der Geburt eine kleine
Dosis. Heute ist er ein gesunder kleiner Junge, dem
durch die Behandlung die Infektion mit dem HIVirus über die Mutter erspart werden konnte. „Schwangere sind eine wichtige Zielgruppe, die betreut werden muss, um zu verhindern, dass Aids sich immer
weiter ausbreitet“, so Bakary Kinteh, der HIV-/AidsBerater vom ASB Gambia. „Deshalb bieten wir hier
allen schwangeren Frauen kostenlose Beratungen
und Tests an.“
Beratung und Aufklärung sind
zwingend notwendig
Armut, mangelhafte Gesundheitsversorgung,
Benachteiligung von Frauen, Kriege, Katastrophen
und wenig Zugang zu aufklärenden Informationen
begünstigen die Ausbreitung von Aids weltweit. Hinzu kommen eine oft völlig unzureichende medizini-
sche Infrastruktur und eine mangelhafte Ausbildung
des medizinischen Personals. Deshalb arbeitet das
ASB-Gesundheitszentrum in Gambia auch auf mehreren Ebenen im Umgang mit HIV/Aids. Alle HIVpositiven Menschen werden kostenlos behandelt. Wer
so arm ist, dass er sich nur unzureichend ernähren
kann, bekommt monatliche Lebensmittelpakete, denn
eine gesunde Ernährung ist für diese Patienten besonders wichtig. Wesentlicher Teil der Arbeit ist außerdem Beratung und Aufklärung, denn das Wissen der Menschen um eine mögliche Ansteckungsgefahr und die entsprechende Vorsichtsmaßnahmen
sind der entscheidende Faktor, um die Infizierungsrate zu verringern.
AnnSangaNyabu.jpg: Ann und Nyabu sind froh: Sanga ist gesund, dank der
Betreuung in der ASB-Klinik in Gambia
Fotonachweis: Foto: ASB/D. Stehlik
Zu den sozialen Folgen von Aids gehört für
viele Menschen, dass sie sich zusätzlich zu ihrer
schweren Krankheit auch noch Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt sehen. Das liegt zum einen
an der mangelnden Kenntnis der Ursachen der Seuche, zum anderen aber auch an der weit verbreiteten
Ansicht, die Ansteckungsgefahr gelte nur für bestimmte Milieus.
In Léon, der zweitgrößten Stadt Nicaraguas,
lebt die fünfjährige Cecilia. Sie ist HIV-positiv, denn
sie wurde schon im Mutterleib infiziert. Ihre Mutter
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
35
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 36
FORUM
ist bereits gestorben, jetzt kümmert sich die Großmutter um die Enkeltochter. Cecilia ging jeden Tag in
den Kindergarten in der Nachbarschaft. Doch eines
Tages kam sie weinend nach Hause. Man hatte sie
davongejagt, weil bekannt geworden war, dass sie HIVpositiv ist. In Unkenntnis der Infektionswege fürchten die Eltern der anderen Kinder um die Gesundheit
ihrer Kinder und seitdem ist für Cecilia der Weg in
den Kindergarten versperrt. Ihre Großmutter war darüber so zornig, dass sie sich aktiv für Aufklärung
und gegen das Verschweigen einsetzen wollte. So gelangte sie in eine Selbsthilfegruppe für Aids-Kranke
und deren Angehörige, die regelmäßig im 2007 gegründeten ASB-Zentrum für von HIV/Aids betroffene Menschen zusammenkommen. Es ist Anlaufstelle für alle, die Beratung brauchen und Ausgangspunkt für Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen für die breite Öffentlichkeit. Mit dieser Arbeit
will der ASB in der Universitätsstadt Léon, die die
vierthöchste HIV-/Aids-Rate in Nicaragua hat, Gerüchten und falschen Vorstellungen entgegenwirken.
„Wenn die Leute wissen, dass man sich durch einen
Händedruck oder gemeinsames Spielen nicht anstecken kann, werden sie auch nicht mehr soviel Angst
haben“, hofft Cecilias Großmutter. „Vielleicht kann
dann auch Cecilia irgendwann mal wieder in den
Kindergarten oder in die Schule gehen.“
D. Mennicken/E. Wallmeier
Bundesanstalt
Technisches Hilfswerk
Mobile Überwachung von
Wasserständen bei Hochwasser
Seit Tagen hört der Regen nicht auf. Die Wiesen und
Felder in der Oberpfalz können die starken Nieder-
36
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
schläge kaum noch aufnehmen. Das Wasser läuft ohne
zu versickern über den Boden hinweg. Viele der kleinen Bäche in der Region sind stark angeschwollen,
die weitere Entwicklung der Pegelstände ist nur schwer
vorherzusagen. Auch der Fluss Naab führt viel mehr
Wasser als sonst, an einigen Stellen drohen Deiche
instabil zu werden. Die örtlichen Behörden stehen
vor dem Problem, dass sie über keine geeigneten Daten verfügen, um verlässliche Prognosen über die
Veränderungen der Wasserstände in den kommenden
Tagen aufzustellen.
Auf Vorschlag des Fachberaters des Technischen Hilfswerks (THW) alarmiert die Örtliche Einsatzleitung (ÖEL) die Hochwasser-Spezialisten aus
dem Ortsverband Donauwörth. Innerhalb von drei
Stunden trifft der Trupp mit drei Einsatzkräften
und dem „Mobilen Hochwasserpegel“ in der überschwemmungsgefährdeten Region ein. Schon einige
Minuten nachdem sie an fünf neuralgischen Punkten
an der Naab und ihren Nebenflüssen die sensiblen
Messgeräte aufgestellt haben, liefert das System die
ersten Daten.
Zentimetergenau können die Mitglieder der
ÖEL auf einer Internetseite die Entwicklung der Wasserstände an den mobilen Messpunkten beobachten.
Durch die Software „Mobile Flood Monitor“ werden
die Messergebnisse in übersichtlichen Diagrammen
aufbereitet. Evakuierungen und der Einsatz des Personals lassen sich aufgrund dieser verlässlichen Datenlage nun detailliert planen.
Ähnlich wie in diesem fiktiven Szenario könnte sich zukünftig ein Hochwassereinsatz in Regionen
entwickeln, in denen keine stationären Pegel die Veränderungen an Flüssen oder Seen überwachen. „Mit
dem ‚Mobilen Hochwasserpegel’ können wir überall
vollautomatisch, präzise und in Echtzeit den Wasserstand messen. Bei Bedarf auch über mehrere Tage,“
erzählt Christoph Schedl aus dem THW-Ortsverband
Donauwörth. Gemeinsam mit weiteren THW-Einsatzkräften hat der ehrenamtliche Hochwasser-Experte ein Messgerät konstruiert, das den besonderen
Anforderungen bei Hochwassereinsätzen im Katastrophenschutz gewachsen ist.
„Bei mehreren Fluteinsätzen in den vergangenen Jahren, unter anderem an Elbe, Donau oder der
französischen Rhône und ihren Nebenflüssen, haben
wir festgestellt, dass es im Bereich der mobilen Wasserstandsmessung große Defizite gibt,“ erklärt
Schedl den Ausgangspunkt der damaligen Überle-
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 37
Die ermittelten Daten werden über ein Kabel
an einen tragbaren Kleincomputer übertragen. Bei
dem so genannten PDA handelt es sich um ein
besonders robustes und für den Einsatz
unter extremen Bedingungen — wie sie bei
Hochwasser häufig auftreten — geeignetes
Gerät. Der „Roda BOB DA05-M“ ist für
die Datenübertragung mit integrierten Antennen für Wireless LAN, Bluetooth und
GPRS ausgestattet. In der Regel werden die aus dem
Messsensor stammenden
Daten per GPRS an einen zentralen Server
übermittelt. Dort werden
die Messergebnisse ausgewertet und mit der
Software „Mobile Flood
Monitor“ auf die Verwender abgestimmt aufbereitet. Gegebenenfalls
erfolgt eine Ergänzung
um weitere Daten, wie
zum Beispiel Pumpoder Förderleistungen.
Ein gelber Messkoffer sorgt dafür, dass
Messsonde und PDA autark eingesetzt werden
können. Denn der 15 Kilogramm schwere und
34 Zentimeter hohe Koffer ist wasserdicht verDas Regenrückhaltebecken bei einer Kläranlage wurde nach einem starken Unwetter
schließbar und schwimmim Sommer 2007 mit dem „Mobilen Hochwasserpegel“ überwacht.
fähig. Den Großteil des
Inhaltes füllt ein Akku
Die Technik des „Mobilen Hochwasserpegels“
aus. Dieser Akku stellt die Stromversorgung des PDA
für mindestens fünf Tage sicher.
Den wichtigsten Bestandteil des „Mobilen
Hochwasserpegels“ stellt die Sonde zur präzisen Messung von Veränderungen des Wasserstandes dar. Da- Informationen in Echtzeit
Auf drei Wegen können die Informationen
zu hat das Schweizer Unternehmen STS Sensor Technik Sirnach eine auf die Bedürfnisse des THW zuge- zum Wasserstand, die durch den „Mobile Flood Moschnittene Messsonde hergestellt. Der 16 Zentimeter nitor“ aufbereitet wurden, abgerufen werden: Auf
lange Edelstahl-Sensor berechnet aufgrund des Wasder Internetseite www.thw-pegel.de steht Anforderern
serdrucks zentimetergenau den Wasserstand. Gleichdes „Mobilen Hochwasserpegels“ ein geschützter Bezeitig werden Daten über die Wassertemperatur erreich zur Verfügung. Mit persönlichen Zugangsdahoben. Je nach Art des Untergrundes wird die Mess- ten kann dort jeder Nutzer die Daten für seine Einsonde am Ufer oder am Grund des Gewässers an
satzstellen individuell verwalten und bearbeiten. Die
einem speziellen Anker befestigt.
gemessenen Pegelstände werden grafisch und tabella-
gungen. „Die Veränderung der Wasserstände wird
meistens geschätzt. Dieses Verfahren liefert häufig
schlechte Werte.“ Bei ihrer technischen Eigenentwicklung haben die Tüftler aus dem Ortsverband Donauwörth in den vergangenen fünf Jahren verschiedene bereits auf dem Markt erhältliche Komponenten optimiert und zu einem robusten Messsystem
kombiniert. Durch die THW-eigene Software „Mobile Flood Monitor“ werden die Messergebnisse verarbeitet und ausgewertet.
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
37
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 38
FORUM
risch angezeigt und können statistisch verwertbar als
Datei abgespeichert werden. Die zweite Zugangsmöglichkeit zu den Daten erfolgt über mobiles Internet.
Unter der WAP-Adresse http://mobile.thw-pegel.de
stehen die Pegelwerte für den mobilen Zugriff weiterverarbeitet bereit. Die Information über den aktuellen Wasserstand per Kurzmitteilung auf ein Handy
stellt die dritte Zugriffsmöglichkeit dar. Dazu können
auf der Internetseite Pegelstände festgelegt werden,
ab denen automatisch eine SMS in Echtzeit über das
Erreichen eines vordefinierten Wertes informiert. Zu
bestimmten Wasserständen können Kurztexte, bei-
Mit dem Akku im Messkoffer können PDA und Messsensor über mehr als fünf
Tage mit Strom versorgt werden.
spielsweise „Sperrung der Uferstraße veranlassen“, voreingestellt werden. Sollte der Sensor wegen eines Defekts oder aus einem anderen Grund keine Messwerte mehr liefern, erfolgt ebenfalls unverzüglich eine
Meldung per Kurzmitteilung.
Überwachung von Gewässern
Die Einsatzoptionen für die neue Technologie
sind sehr vielfältig. In erster Linie lässt sich das Messgerät nutzen, wenn keine stationären Messpegel existieren. Mit dem „Mobilen Hochwasserpegel“ können sowohl fließende sowie stehende Gewässer als
38
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
auch überflutungsgefährdete Gebiete automatisch
überwacht werden. Bei der großflächigen Hochwasserbekämpfung mit Hochleistungspumpen wird das
Messgerät eingesetzt, um das Pump- bzw. Fördervolumen präzise zu beobachten. Dadurch wird zum
Beispiel verhindert, dass Wasser unbeabsichtigt im
Kreis gepumpt wird.
In den vergangenen beiden Jahren wurde auf
den Prototyp des Hochwasserpegels, der im THWOrtsverband Donauwörth stationiert ist, bei mehr als
25 Einsätzen und technischen Hilfeleistungen zurückgegriffen. Nach heftigen Regenfällen im fränkischen Baiersdorf im Sommer 2007 setzten die THWExperten zum Beispiel zwei mobile Pegel an einer
Kläranlage ein. Dort drohte durch Starkregen ein Regenrückhaltebecken überzulaufen. „Da sich an der
Wasseroberfläche Öl gesammelt hatte, durfte das Regenwasser im Becken nur kontrolliert in die Regnitz
abgepumpt werden,“ schildert Christoph Schedl die
Situation in Baiersdorf. Durch die acht Tage dauernde Überwachung mit zwei Messstationen wurde das
Fördervolumen der THW-Hochleistungspumpen gesteuert und dadurch ein Absaugen des Öl-Wasser-Gemischs verhindert. „So konnte das Öl von der Feuerwehr fachgerecht mit Bandskimmern aufgesaugt
werden.“
Nur wenige Wochen zuvor wurde der „Mobile Hochwasserpegel“ in der Nähe von Schrobenhausen eingesetzt. Durch anhaltenden Dauerregen war
der Pegel des Flusses Paar sehr stark angestiegen. An
einer beschädigten Stelle im Deich trat die Paar über
das Ufer und bedrohte eine nahe gelegene Siedlung.
Unkontrolliert floss Wasser in eine Wiese. Die Messsensoren wurden so auf dem noch trockenen Teil
der Wiese gesetzt, dass Anwohner vor steigendem
Wasser gewarnt und eine schnelle Evakuierung eingeleitet werden konnten.
Ausblick
Anfang 2008 war die Entwicklungs- und Erprobungszeit des „Mobilen Hochwasserpegels“ abgeschlossen. Seitdem stattet das THW bundesweit Einheiten mit dem mobilen Messgerät aus. In jedem
Landes- und Länderverband wird eine Fachgruppe
Wasserschaden/Pumpen mit dieser Technologie ausgerüstet. Jeder dieser acht Fachgruppen wird ein Gerätesatz zur Verfügung gestellt, der aus fünf Messkof-
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 39
fern, einer optischen Nivellierausstattung, einem
GPS-Handgerät, einem Laptop und diversem Zubehör besteht. Dadurch sind die regional einsetzbaren
Trupps in der Lage, unabhängig an fünf verschiedenen Stellen den Wasserstand zu beobachten und die
Lage der Messpunkte exakt einzumessen.
Der bayerische Ortsverband Donauwörth verfügt auch weiterhin über den „Mobilen Hochwasserpegel“. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Erprobungsphase bleibt der spezialisierte Trupp als neunte Einheit bestehen. Denn durch die Entwicklung der
neuen Technologie verfügen die THW-Einsatzkräfte
um Christoph Schedl über umfassendes Fachwissen
in der mobilen Wasserstandsmessung. Aus diesem
Grunde soll der Trupp das Gerät bei großen Hochwasserlagen auch überregional in Deutschland zum
Einsatz bringen. Dazu stehen der Fachgruppe sechs
Messkoffer, Zusatzausstattung und eine umfangreichere Vermessungsausstattung zur Verfügung.
Die Arbeit mit dem „Mobilen Hochwasserpegel“ ist auch bei Auslandseinsätzen möglich. Sollte
die automatische Übermittelung der Daten in Echtzeit an den zentralen Server aus technischen Gründen nicht möglich sein, so wird in diesem Fall ein
dezentraler Server genutzt. Von dort werden die
Messergebnisse dann manuell und zeitversetzt an den
Hauptserver übertragen. Nach diesem Zwischenschritt stehen die Pegeldaten weltweit zur Verfügung.
Wenn erforderlich, kann diese Art der Datenübermittlung über einen dezentralen Server auch im Inland angewendet werden.
Ein weiterer Weg, die Messdaten an den zentralen Server zu übermitteln, ergibt sich mit der Einführung des Digitalfunks in Deutschland. Sobald
das Digitalfunknetz seinen Betrieb aufgenommen hat,
werden die PDA in den Messkoffern so umgerüstet,
dass eine Übertragung der Daten über das neue Kommunikationsnetz möglich ist.
Bewertung
Jahrzehntelang mussten die Einsatzleitungen
bei Hochwassergefahren aus ihrem beschränkten Personalstamm Einsatzkräfte als Melder abstellen, die
den Wasserstand an kritischen Stellen beobachteten.
Dabei führte das personalintensive Verfahren lediglich zu Schätzwerten über die grobe Entwicklung des
Wasserpegels. Die neue Technologie des THW zur
mobilen Wasserstandsmessung dagegen liefert vollautomatisch, präzise und in Echtzeit Messwerte über
die Entwicklung des Wasserstands. Die Überwachung
von Gewässern und das Warnen vor kritischen Veränderungen des Pegels hat sich durch den „Mobile
Hochwasserpegel“ bedeutend vereinfacht.
Michael Kretz
Deutsche
Lebens-Rettungs-Gesellschaft
Kooperation und Austausch über
die Grenzen hinweg
Wasserrettung im Dreiländereck Schweiz,
Frankreich und Deutschland
Im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft
„Euro 08“ in der Schweiz wurden in der
Planung der Veranstaltung die bestehenden Kontakte weiter intensiviert und
ausgebaut. Ein großes Public Viewing
Areal direkt am Rhein, die „Riviera“ mit
Platz für etwa 20.000 Zuschauer galt es neben
mehreren Kilometern Uferpromenade abzusichern.
Hierzu wurden über die gesamte Laufzeit der
Euro 08 deutsche Partner fest in die Rheinrettung
integriert. Die Besetzung der Einsatzboote erfolgte
„gemischt“, so dass alle Boote grundsätzlich mit
dem Personal aus mindestens 2 verschiedenen Fachorganisationen besetzt waren.
Dies hat sich später in Alltagsgeschäft sehr bewährt, da jeder Fachdienst hier je nach Aufgabe und
Situation sehr gezielt seine Stärken und Kompetenzen einbringen konnte und nicht zuletzt zu einem
sehr offenen und herzlichen Miteinander quer
durch alle Fachdienste geführt.
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
39
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 40
FORUM
Die Einheiten der Schweizer Polizei, insbesondere die hierfür vorgesehenen Mitglieder der Spezialeinheiten „ORCA“ (Polizeitaucher Nordwestschweiz)
und „TAIFUN“ (Bootskomponente der Terror-/Gefahrenabwehr), die dort im Rahmen der Gefahrenabwehr mit einer Taucheinheit und täglich mindestens
2 Booten eingebunden wurden, sind im Vorfeld der
Euro 08 durch einen Ausbilder der DLRG praktisch
und theoretisch mit den Techniken, aber auch der
Taktik der Rheinrettung und dem verwendeten Einsatzmaterial geschult und vertraut gemacht worden.
Auch das auf den Booten vorgehaltene Rettungsmaterial wurde weitgehend standardisiert und
vereinheitlicht, so dass prinzipiell jede Fachkraft
auf jedem Boot eingesetzt werden konnte. Ähnliche
Gemischte Mannschaften aus DLRG, Feuerwehr und Polizei bei der Sicherung
der EURO 08 in Basel.
Schulungen fanden auch für die Kräfte der Berufsfeuerwehr Basel und die Grenzwacht statt.
Die Veranstaltungen der EM gingen geordnet
und außer kleineren Zwischenfällen für die Rheinrettung friedlich über die Bühne. Dies ist im Hinblick
auf die nicht unerhebliche Gefährlichkeit des Flusses
bei beispielsweise ca. 200 Brückenspringern und 800
Schwimmern am Tage des Viertelfinalspiel Niederlande - Russland nicht selbstverständlich und spricht
für die Effektivität der Sicherungsmaßnahmen.
Die Zusammenarbeit der Helfer, unabhängig ob
haupt- oder ehrenamtlich, ob aus Deutschland oder
der Schweiz und unabhängig ob von Polizei, Feuerwehr oder DLRG erfolgte partnerschaftlich und auf
Augenhöhe. So, wie es eigentlich immer sein sollte.
40
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Wie kam es aber zu dieser nicht selbstverständlichen Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner über Ländergrenzen hinweg?
Das Dreiländereck Schweiz - Deutschland Frankreich ist, politisch, zwar kein einheitlicher Raum,
sollte aber, auf Grund der geografischen und strukturellen Gegebenheiten, als eine Region betrachtet
werden. Dem trägt auch der sogenannte „Trinationale Eurodistrikt Basel“ Rechnung, in dem die Gemeinden und Städte der drei Anrainerstaaten zusammengeschlossen sind. Der Eurodistrikt ist Heimat von rd.
850.000 Menschen und Standort wesentlicher pharmazeutischer und chemischer Industrien sowie petrochemischer Lagerstätten in unmittelbarer Rheinnähe.
Der Rhein selbst ist ein wesentlicher und bestimmender Faktor in dieser Region und — auf deutscher Seite — Namensgeber für die Region Hochrhein.
Für die Schweiz ist er wichtiger Transportweg,
auf dem durch die Binnenschifffahrt jährlich rd. 9
Millionen Tonnen an Wirtschaftsgütern in und um
Basel umgeschlagen werden. Dies entspricht etwa
15% des gesamtschweizerischen Außenhandels. Zusätzlich zu den beiden deutschen Rheinhäfen Weil
am Rhein und Rheinfelden sind im Dreiländereck
auf Schweizer Seite vier Hafenareale angesiedelt.
Daneben spielt der Rhein als Erholungs- und
Freizeitgebiet eine sehr wichtige Rolle. Traditionell
wird hier intensiv im Rhein geschwommen. Es existieren mehrere Rheinbäder mit meist offen im Fluss
endenden Becken. Insbesondere an den Wochenenden herrscht reger Verkehr mit Klein- und Sportbooten, sowie Surfern und anderen Wassersportlern.
Entsprechend hoch sind die jährlichen Einsatzzahlen in der Wasserrettung.
In der Vergangenheit wurde, wie in vielen anderen Regionen auch, mehr neben- als miteinander
gerettet. Jede Organisation führte ihre Mittel und Einheiten nach bestem Wissen und Können selbst. Eine
gezielte Nachalarmierung und Anforderung anderer
Fachdienste und Mittel über die Ländergrenzen hinweg war zwar möglich und üblich, eine Rückmeldung
oder gar Kommunikation und Abstimmung über die
getroffenen Maßnahmen eher schwierig und nicht explizit geregelt. Einzelne lokale Insellösungen existierten zwar, aber es gab kein gemeinsames Rettungskonzept, das diesen Namen wirklich verdient hätte.
Um das Jahr 1998 wurden, hier primär von
der DLRG Rheinfelden und der Berufsfeuerwehr
Basel, erste Kontakte geknüpft die darauf abzielten,
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 41
vorhandene Einsatzunterlagen auszutauschen und Erfahrungen in der Rheinrettung zu bündeln. Dieser
Prozess erwies sich als fruchtbar und es stießen nach
und nach andere Fachdienste hinzu.
2002 wurde in der Schweiz mit der „Einsatzplanung Rheinrettung“ die Alarmierung neu geregelt
und ein umfangreiches Karten- und Nachschlagewerk geschaffen, das die vorhandenen Unterlagen bündelte und deutlich ergänzte und für beide Seiten des
Rheins die Basis der Einsatzplanung darstellt.
Etwa zeitgleich wurde auf Initiative mehrerer
Organisationen die „Interessengemeinschaft der Notfallorganisationen der Rheinrettung im Dreiländereck“ gegründet. Hier fand und findet sich eine organisationsübergreifende Plattform für alle Blaulichtorganisationen und Fachdienste, die in dieses Thema
integriert sind.
Mitglieder sind nicht nur die „klassischen“
Partner, wie Feuerwehr, DLRG oder THW, sondern
insbesondere auch Hafenpolizei, Kantonspolizei
Basel-Stadt und Kantonspolizei Basel-Landschaft,
Schweizerische Rheinhäfen Grenzwache (Bundesgrenzschutz), Leitstellen, Rettungsdienste und einige
andere, die mit ihren Booten und ihrer Fachkompetenz im Notfall Hilfe leisten und in Einsätze der Rheinrettung integriert werden.
Alle drei Monate trifft man sich bei einem der
Partner, tauscht sich über die größeren und kleineren Probleme des Alltags aus, bespricht anstehende
Sicherungsveranstaltungen oder Ereignisse und lernt
vor allem die Einsatzmittel und die -kräfte, die sie
beherrschen, näher und persönlich kennen.
Dass dies der richtige Weg ist zeigte nicht zuletzt die große Katastrophenschutzübung „Regiocat
2006“, bei der eine Kollision eines Benzintankschiffs
mit einem Fahrgastschiff simuliert wurde und an der
rund 2000 Einsatzkräfte aus den drei Anrainerstaaten teilgenommen haben. Es wurde dort jedoch auch
klar, dass gerade bei größeren Schadensereignissen
insbesondere die Führungsstrukturen noch weiter vernetzt werden sollten, um möglichst effektiv zu sein.
Im Oktober 2007 fand unter Federführung von
Daniel Kofmel, stellv. Kommandant der Berufsfeuerwehr Basel, Kommandant Michel Wälchli, Feuerwehr Birsfelden (CH), Kommandant Claus Werner,
FF Grenzach (D) und Felix Ihringer, Organisatorischer Leiter Wasserrettungsdienst DLRG Rheinfelden,
eine erste organisations- und grenzüberschreitende
Weiterbildung für Einsatzleiter statt.
Nach längerer Vorbereitung und Genehmigung
der Maßnahme durch die jeweiligen übergeordneten
Behörden und Dienststellen der teilnehmenden Organisationen in beiden Ländern konnte ein bunt gemischter Teilnehmerkreis aus 16 erfahrenen Einsatzleitern aller Fachdienste in einem mehrtägigen Kurs
geschult und fachlich und taktisch auf einen gemeinsamen Wissensstand gebracht werden.
Leider fehlten hierbei die französischen Kameraden. Zwar funktioniert die Zusammenarbeit „im
Kleinen vor Ort“ recht reibungslos, aber eine weitere
Planung oder Koordination auf „höherer Ebene“ ist
derzeit noch schwierig.
Umfangreiches Wissen zur Großschifffahrt, logistischen und technischen Besonderheiten und Möglichkeiten der vorhandenen Einsatzmittel, Strömung
und Hydrodynamik des Rheins, spezieller Revier-
Teilnehmer der ersten Grenz- und Organisationsüberschreitenden
Weiterbildung für Einsatzleiter Wasserrettung.
kunde, aber auch eine gemeinsame Einsatztaktik
wurde vermittelt und in Theorie sowie praktischen
Planspielen geschult. Auch Einblicke in die Ermittlungsarbeit bei Unfällen auf dem Rhein, den Einsatz
von DLRG- und Polizei-Tauchern, die unterschiedlichen Kommunikationssysteme beider Staaten sowie
die physiologischen Besonderheiten unterkühlter Patienten im Wasser fehlten nicht.
Ziel war es zu erreichen, dass es zukünftig unerheblich ist, wer oder welche Organisation den Einsatz führt, da alle auf dem gleichen, gemeinsamen
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
41
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 42
FORUM
Wissensstand sind. So kommt es durchaus vor, dass
je nach Einsatzort und -art auch einmal Mittel der
Berufsfeuerwehr von einem Einsatzleiter der DLRG geführt werden können — und natürlich umgekehrt;
auch könnten Taucher der DLRG Weil auf einem
Boot der Freiwilligen Feuerwehr Grenzach Wyhlen
einem Gruppenführer der BF Basel unterstellt werden.
Im September 08 wird eine zweite Einsatzleiterschulung stattfinden. Erfreulicherweise liegen auch
dieses Mal die Kostenzusagen durch die Rettung Basel, den Kanton Baselstadt/Land und das Regierungspräsidium Freiburg bereits vor und durch Voranmeldungen ist der Kurs bereits sehr gut belegt.
Bei einem Notfall auf dem Rhein werden, je
nach betroffenem Einsatzabschnitt, eine festgelegte
Anzahl an Mitteln primär alarmiert. Dies betrifft sowohl Mittel der „klassischen“ Wasserrettungsorganisationen von Feuerwehr und DLRG, Kantonspolizei
Basel-Stadt und Basel-Landschaft als auch Boote beispielsweise der Grenzwacht oder der Hafenpolizei,
die sich somit frühzeitig in die jeweiligen vordefinierten Suchraster einordnen. Die Führung aller Mittel
erfolgt in der Regel durch die erste eintreffende Führungskraft einer der Beteiligten Organisationen auf
einem gemeinsamen Leitkanal — pro Land. Leider war
es trotz intensiver Bemühungen bis heute nicht
möglich, hier eine unbürokratische Lösung über die
Ländergrenzen hinweg zu schaffen.
Allerdings: Mit Einführung des digitalen Polycom-Funks in der Stadt Basel im Vorfeld der EM
wurde allen deutschen Partnern der Rheinrettung
großzügig und unbürokratisch ein entsprechendes
Funkgerät zur Verfügung gestellt. Die Betriebskosten
für diese Geräte trägt die Berufsfeuerwehr Basel! Somit gibt es hier wenigstens im Bereich des Stadtkantons Basel eine gemeinsame Kommunikationsplattform für alle Beteiligten, egal aus welchem Land und
ob zu Wasser, zu Lande oder in der Luft.
Die Qualität der Wasserrettung für den Menschen in Not hat sich durch diese Zusammenarbeit
über die Euro 08 hinaus wesentlich verbessert.
Felix Ihringer, Leiter Einsatz DLRG Bezirke
Hochrhein und Markgräflerland
Andreas Klingberg, Referent Einsatzdienste,
DLRG Bundesgeschäftsstelle
42
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Deutscher
Feuerwehrverband
Feuerwehr auch
im BBK gut vertreten
Ab Mitte kommenden Jahres kann mit der Auslieferung der ersten neuen Brandschutzfahrzeuge des
Bundes gerechnet werden.
Diese Information hat das Präsidium des
Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) von einer
Tagung beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn mitgenommen. Bei der Sitzung nutzte die DFV-Führung die Chance, insbesondere die neue
Fahrzeugkonzeption und die geplante
Änderung des Zivilschutzgesetzes mit
BBK-Präsident Christoph Unger zu
erörtern.
„Der Doppelnutzen der Zivilschutzfahrzeuge, nämlich kontinuierliche
Ausbildung und Einsatzerfahrung auch in Friedenszeiten zu sammeln, ist ein zentrales, fachliches Argument, dem sich der Gesetzgeber nicht verschließen kann. Wir begrüßen, dass dies ausweislich des
vorliegenden Gesetzentwurfes auch im Bundesministerium des Innern so gesehen wird“, sagt DFVPräsident Hans-Peter Kröger. Er dankte BBK-Präsident Christoph Unger für die breit angelegte Unterstützung auch der Feuerwehren durch das BBK, sei
es zum Beispiel die Beschaffung von Bundesausstattung, die Vermittlung von Engpassressourcen oder
die Grundlagenarbeit in der Psychosozialen Unterstützung.
Besonders begrüßt der DFV, dass im Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) beim BBK mit Hans-Helmut Dierks
jetzt auch ein offizieller Vertreter der Feuerwehren
tätig ist.
Der Branddirektor aus Münster war zuletzt
im Lagezentrum MIC der Europäischen Union in
Brüssel eingesetzt und wurde auf Vorschlag des Ausschusses Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophen-
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 43
schutz und zivile Verteidigung der Innenministerkonferenz (AFKzV) nach Bonn abgeordnet.
Weitere Themen, für die das DFV-Präsidium
sich bei Unger verwendete, waren die Stärkung der
Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung im Brandschutz sowie die Warnung der Bevölkerung bei
großflächigen Schadenslagen. DFV-Vizepräsident
Bernd Pawelke verwies auf die neue Generation
von Rauchwarnmeldern, die für einen Weckeffekt
geeignet sind. In der Selbsthilfe hat eine Arbeitsgruppe des Gemeinsamen Ausschusses Brandschutzaufklärung und -erziehung von DFV und
vfdb ein Rahmenkonzept für vier Unterrichtsstunden erarbeitet, berichtete Vizepräsident Ralf Acker-
Deutsches
Rotes Kreuz
Einsatz des DRK im Erdbebengebiet in Sichuan/China
Am 12. Mai 2008 um 14:28 Uhr Ortszeit erschütterte ein schweres Erdbeben (Stärke 8 auf der Richter Skala) die
Region Wenchuan, 1550
km südwestlich von Peking in der Provinz Sichuan. Die
Provinz Sichuan hat
etwa so viele Einwohner
wie die Bundesrepublik.
Die Berge dort sind bis
7500 Meter hoch. Die
betroffene Region hat
die Ausdehnung von
Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Das
Beben war das heftigste
seit 60 Jahren in China.
Es ereignete sich an der
Überschiebungszone der
indischen und eurasivon links: Vizepräsidenten Hartmut Ziebs und Ulrich Behrendt, BBK-Präsident Christoph Unger,
DFV-Präsident Hans-Peter Kröger, Vizepräsidenten Ludwig Geiger,
schen Kontinental-Platten.
Bernd Pawelke und Ralf Ackermann bei der Tagung im BBK.
Nach offiziellen
(Foto: S. Jacobs)
Angaben wurden bei dem
mann. Es soll in Zusammenarbeit mit dem BBK
Erdbeben mehr als 70.000 Menschen getötet und
weiter ausgearbeitet werden.
sö 360.000 verletzt. Mehr als zwei Millionen Häuser wurden zerstört und 5,2 Millionen Häuser sind unbewohnbar. 15 Millionen Menschen wurden obdachlos.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) unterstützte
mit Hilfe des Auswärtigen Amtes die Hilfsoperationen in China mit einem mobilen Rotkreuz-Hospital
in Dujiangyan, das die Kapazitäten eines Kreiskrankenhauses besitzt.
Am 22. Mai wurde das mobile Rotkreuz-Hospital in Berlin-Schönefeld verladen und nach China
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
43
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 44
FORUM
geflogen, anschließend in die am stärksten vom Erdbeben betroffene Stadt Dujiangyan transportiert
und auf einer abgesperrten Autobahn mit Namen
„Straße des Paradieses“ aufgebaut.
Das „Krankenhaus aus der Kiste“ mit einem
Gesamtgewicht von 50 Tonnen konnte mit Hilfe zahlreicher chinesischer Freiwilliger innerhalb von 52 Stunden errichtet werden. Das elfköpfige deutsche Team
stellte dafür die technischen Experten und medizinisches Personal (Ärzte und Schwestern) zur Verfügung, die die chinesischen Kollegen in den ersten
Tagen anleiteten und in Technik und Ausstattung
einwiesen.
Seit dem 26. Mai ist das Rotkreuz-Krankenhaus in Betrieb. So kann trotz zerstörter Infrastruktur die medizinische Grundversorgung von 250.000
Menschen sichergestellt werden.
Bereits in den ersten 14 Tagen wurden in dem
aus Zelten errichteten Hospital Tausende Überlebende des Erdbebens behandelt — von alltäglichen Notfällen, Kopfwunden, Fußverletzungen, Durchfallerkrankungen bis zu Entbindungen. Täglich werden
bis zu 800 Patienten ambulant versorgt.
Auch Einsatzfahrzeuge, hier bei der Entladung, gehören
zu dem mobilen Rotkreuz-Hospital.
(Foto: DRK-Archiv)
Die Behandlung erfolgt durch rund 100 Ärzte
und Schwestern aus Dujiangyan und Shanghai, wobei viele der Kollegen aus der Region selbst obdachlos sind und nach ihrem Schichtdienst im Krankenhaus in Zelten auf dem Gelände leben.
44
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Am 15. Juni überreichte Außenminister
Frank-Walter Steinmeier den 100 chinesischen Ärzten
und Schwestern zwei EKGs als Geschenk. Im Anschluss an den hohen Besuch übergab das deutsche
Rotkreuz-Team das Hospital an Haijing Wang, den
Generalsekretär des Chinesischen Roten Kreuzes.
Svenja Koch
Johanniter-Unfall-Hilfe
Katastropheneinsatz in Birma
Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 250 Stundenkilometern hinterließ Wirbelsturm Nargis am 2. Mai
an Birmas Küste eine Schneise der Verwüstung:
mehr als 130.000 Menschen starben oder wurden
vermisst, unzählige Häuser stürzten ein, Hunderttausende verloren ihr Hab und Gut. Hilfsorganisationen aus aller Welt boten umgehend ihre Unterstützung an. Doch die Regierung des Landes wollte
keine internationalen Helfer ins Land lassen und die
gespendeten Hilfsgüter ohne Kontrolle durch die
Geber verteilen.
Nach ausführlicher Lageeinschätzung beschloss
der Bundesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe am
6. Mai dennoch den Einsatzfall für Birma auszurufen. Im Lagezentrum der Bundesgeschäftsstelle in
Berlin wurde ein Stab installiert. Ein erstes vierköpfiges Johanniter-Assessment-Team mit Helfern aus verschiedenen Landesverbänden wurde in Bereitschaft
versetzt mit der Aufgabe, vor Ort den konkreten
Hilfebedarf zu ermitteln, Hilfsmaßnahmen einzuleiten und Kontakte zur Organisationen vor Ort aufnehmen.
Tatsächlich stellte die birmesische Botschaft
in Berlin Visa aus, so dass sich das Team am 9. Mai
auf den Weg machen konnte. Damit gehörten die
Johanniter zu den wenigen Organisationen, die ins
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 45
Land gelassen wurden. Es gelang ihnen, gleich nach
Ankunft Rangun zu verlassen und — bepackt mit Reis
und Moskitonetzen — immerhin nach Kungyangon
— 50km südlich von Rangun — vorzudringen. Weiter
ins Irrawady-Delta hinein zu fahren erwies sich aufgrund der Militärkontrollen auch für sie als schwierig.
Umso wichtiger wurde der Kontakt zu lokalen Partnern im Delta. So kauften die Helfer in Apotheken
in Rangun Medikamente gegen Durchfallerkrankungen, Antibiotika, Schmerzmittel und Verbandmaterial. Die Partnerorganisation ADRA zum Beispiel, mit
der die Johanniter in Aktion Deutschland Hilft kooperieren und die schon vor der Katastrophe in Birma
arbeitete, übernahm dann die Verteilung im Delta.
Von Frankfurt/Hahn aus konnten die Johanniter mit einem Flug des Technischen Hilfswerkes ein
WHO-Kit sowie ein medizinisches Spezial-Kit nach
Birma bringen. Mit einem WHO-Kit kann die medizinische Versorgung von 30.000 Menschen einen
Monat lang sichergestellt werden. Das Spezial-Kit
enthielt Medikamente für 10.000 Patienten, die an
Malaria, Knochenbrüchen und Durchfallerkrankungen litten. Ein vierköpfiges lokales Ärzteteam, mit
dem die Mitarbeiter vor Ort ständig in Kontakt
standen, hatte berichtet, dass Haut-, Augen- und
Durchfallerkrankungen sowie Atemwegsinfektionen
die häufigsten Krankheiten waren, mit denen die Katastrophenopfer zu kämpfen hatten. Später flog
auch ein Airbus des Auswärtigen Amtes medizinische Hilfsgüter der Johanniter nach Rangun. Das
Einsatzteam nahm sie am Flughafen in Empfang, verteilt wurden sie wieder mit Hilfe ortsansässiger Organisationen.
Die Ankündigung des UN-Generalsekretärs
am 23. Mai, dass Birma ohne Einschränkungen ausländische Helfer und Hilfsgüter ins Land lassen
wolle, nahmen die Johanniter mit großer Freude,
aber auch mit Zurückhaltung auf. Sie wollten zunächst selber vor Ort prüfen, ob sie wirklich uneingeschränkt Hilfe für die Katastrophenopfer im Irrawaddy-Delta leisten können. Tatsächlich konnten
sie ins Landesinnere fahren. An allen Militärkontrollen wurden sie problemlos durchgewunken. Wenige
Tage später machte ein neues Johanniter-Einsatzteam
eine andere Erfahrung: Es wurde nicht ins Delta
durchgelassen. Da nicht sicher war, ob dem neuen Johanniter-Team tatsächlich eine Reisegenehmigung für
das Delta ausgestellt werden würde und wenn ja, für
wie lange, wurde es nach Berlin zurückbeordert.
Am 7. Juni, fünf Wochen nach dem verheerenden Wirbelsturm, beendeten die Johanniter ihren Nothilfeeinsatz in Birma. Der Einsatzstab in der
Bundesgeschäftsstelle wurde aufgelöst, die
weitere Planung und Umsetzung von Projektaktivitäten in Birma dem Fachbereich
Asien der Hilfsorganisation übergeben.
Insgesamt haben die Johanniter —
trotz schwieriger Bedingungen vor Ort — in
der Soforthilfephase rund 170.000 Patienten mit Medikamenten versorgen können.
Eine Mitarbeiterin der Bundesgeschäftstelle
der Johanniter-Unfall-Hilfe soll ab August die Aufbauarbeit der Johanniter im medizinischen Bereich
in Birma koordinieren und dabei — wie es ohnehin
Warten auf Hilfe ...
Strategie der Johanniter-Auslandshilfe ist — wieder eng
mit lokalen Organisationen zusammenarbeiten. Die
Aufbauarbeit wird aus Spendenmitteln finanziert.
Regina Villavicencio
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
45
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 46
FORUM
Leitfaden für Radiologische
Gefahren erschienen
Die Bundesgeschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe
hat in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Akademie sowie externen Fachkräften einen Leitfaden mit
Handlungsempfehlungen bei Schadenslagen mit ra-
Malteser Hilfsdienst
Mit Blaulicht und Sirene
im Volksfesttrubel
Sanitätsdienst auf dem Bremer Freimarkt
Rettungshelfer Stefan John blickt zu seiner
Kollegin, Sanitätshelferin Kathrin Siemer. Sie hält
das Funkgerät dicht ans Ohr. Er ahnt schon, was
jetzt kommt: „Wir haben einen Einsatz!“
Gemeinsam mit Sanitätshelfer David Jumpertz
sind sie in der Menschenmenge des Bremer Freimarkts unterwegs, doch nicht um Nervenkitzel in
einem der zahlreichen Fahrgeschäfte zu erleben. Sie
sind hier, weil sie helfen wollen. Ehrenamtlich. Sie
sind das Team 1, Malta 83/16-1 des Malteser Sanitätsdienstes auf dem Bremer Freimarkt, einem der
größten Volksfeste in Norddeutschland. Jetzt heißt
es schnell sein. Ein Mann soll in einem Bierzelt liegen. „Hier entlang!“ Ein junger Mann spricht die
Malteser an. Sein Freund hat sich in einem Fahrgeschäft den Brustkorb gestoßen. Stefan John mustert
den Patienten. Er liegt auf einer Holzbank und erklärt, dass er wegen Schmerzen in der Rippe nicht
aufstehen könne.
Ehrenamtlich helfen
dioaktiven Stoffen beziehungsweise ionisierender
Strahlung herausgegeben. Nach Broschüren zu chemischen und biologischen Gefahrenlagen ist dies die
dritte Arbeitshilfe für Rettungsfachpersonal, die
praktische Verhaltenstipps gibt. Sie wurde von den
Fachexperten Prof. Dr. Bernd Domres und Dr. rer.
nat. Horst Miska unter enger Anlehnung an die
FW-DV 500 erarbeitet und berücksichtigt damit neueste Erkenntnisse und Empfehlungen der Fachebene.
Zusätzlich wurde eine Unterrichtsreihe für Fach- und
Lehrpersonal sowie eine Hintergrundinformation für
Lehr- und Führungskräfte erstellt. Die Broschüre und
die Lehrmaterialien können bei [email protected]
angefordert werden.
Leander Strate
46
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Die Gefahr, dass sich bei ihm eine Rippe in
die Lunge gedrückt hat, ist zu groß — der Rettungswagen (RTW) muss her. Stefan John ruft per Funk
den Rettungsassistenten Maik Hilbert mit dem RTW
an der Basis des Sanitätsdienstes. Als der Mann abtransportiert wird, kann er schon wieder lächeln. Seine Begleiter verabschieden ihn mit Applaus. Das
freut auch Stefan John. „Vielleicht war der ganze Aufwand etwas viel, aber das Risiko war zu groß. Der
Patient hatte starke Schmerzen.“
Erste Untersuchungen werden im RTW unternommen, den die Malteser vom Gelände dirigieren.
Im Laufschritt, mit Blaulicht und Sirene, geht es an
den Menschenmassen vorbei zur Basis. Von dort
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 47
fährt der RTW zum Krankenhaus St. Joseph Stift.
Stefan John atmet auf. Der erste Einsatz liegt hinter
ihm.
Verband der Arbeitsgemeinschaften
der Helfer in den Regieeinheiten/einrichtungen des Katastrophenschutzes in der Bundesrepublik
Deutschland e.V.
Ein Schlüsselerlebnis
Er weiß, warum er hier ehrenamtlich arbeitet,
während die anderen feiern. Bevor er vor etwa sieben
Jahren zu den Maltesern kam, gab es ein Schlüsselerlebnis. Stefan John kam mit seiner kleinen Tochter
aus einem Laden — da lag ein Mann vor ihm auf
dem Boden, der keine Luft bekam. Stefan John konnte nicht mehr helfen und sah mit an, wie der Mann
starb. „Ich muss was tun“, dachte er sich. So kam er
nach dem Vorfall zu den Maltesern. Heute ist er
Sanitätshelferin Kathrin Siemer, Sanitätshelfer David Jumpertz und Rettungshelfer Stefan John (v. l.) dirigieren den RTW vom Bremer Freimarktgelände.
(Foto: MHD)
beim Malteser Sanitätsdienst und beim Katastrophenschutz tätig. „Sechzehn-drei macht euch mal fertig“
— eine deutliche Ansage schallt aus der Einsatzleitung. Die Anweisung ging an eine der vier Malteser
Fußstreifen, die heute über das Freimarktgelände
gehen. Auch Stefan Johns Gruppe will sich nun wieder „auf eine Runde“ machen. Einmal im Uhrzeigersinn über den Freimarkt. „Mal gucken, ob wir die
Runde diesmal schaffen.“ Alle drei lachen. Auch diesmal werden sie es nicht schaffen, denn bald schon
heißt es wieder: “Wir haben einen Einsatz!“
Paradigmenwechsel im
Bevölkerungsschutz und der
Katastrophenvorsorge
Klimawandel, neue Ausbreitungswege von Infektionskrankheiten und Tierseuchen sowie die wachsende
Furcht vor Terroranschlägen haben in Deutschland
die Diskussion um einen angemessenen Bevölkerungsschutz neu entfacht. Noch im
Herbst dieses Jahres will die Bundesregierung den Entwurf eines neuen Bevölkerungsschutzgesetzes in den Bundestag einbringen. Die bisher strenge Aufgabenteilung
zwischen Bund und Ländern soll darin aufgegeben werden. Bundesinnenminister Wolfgang
Schäuble hält die bisherige klassische Trennung der
Verantwortung des Bundes für den Zivilschutz im
Verteidigungsfall und der Länder für den Katastrophenschutz für nicht mehr zeitgemäß; eine Erkenntnis, die die ARKAT seit ihrer Gründung vertreten
hat. Es ist deshalb zu begrüßen, wenn der Bund
künftig zentrale Koordinierungsaufgaben im Fall
von großflächigen und länderübergreifenden Gefahrenlagen wieder wahrnehmen will. Zu beklagen ist
jedoch, dass Trägerorganisationen im Vorfeld des angekündigten Gesetzgebungsverfahrens kaum beteiligt
wurden. Mit Sorge verfolgen diese auch Entwicklungen, zwischen den jeweiligen Hilfeleistungsträgern
künftig differenzieren zu wollen. Ein Beispiel dafür
gibt der jüngste Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften über das Deutsche Rote Kreuz,
in dem zwischen dem Deutschen Roten Kreuz als
der freiwilligen Hilfsgesellschaft der deutschen Behörden im humanitären Bereich und anderen Hilfsgesellschaften (Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. und Malteser Hilfsdienst e. V.) unterschieden und in einem
DRK-Gesetz deren Rechtsstellung und Aufgaben ge-
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
47
11 s34 Forum 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:31
Seite 48
FORUM
regelt werden sollen. Deshalb wird die ARKAT als
Verband der Helferinnen und Helfer in den Regieeinheiten und –einrichtungen im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens für das neue Bevölkerungsschutzgesetz sorgfältig darauf achten, dass Rechtsstellung und
Mitwirkungsmöglichkeiten von Regieeinheiten und
–einrichtungen nicht eingeschränkt werden. Sowohl
die demografische Entwicklung als auch die beabsichtigten strukturellen Veränderungen, z. B. im
CBRN-Bereich, werden ohnehin die Präsenz von
Regiepersonal eher wieder stärken. So ist manchen
administrativen Verantwortungsträgern offensichtlich nicht bewusst, dass Regiepersonal bzw. –helfer
in vielen Bereichen personelle Lücken im Bevölkerungsschutz schließen, wenn Aufgaben von Hilfsorganisationen, Feuerwehren oder Technischem Hilfswerk nicht übernommen werden. So verteilen sich
beispielsweise die Anteile der Helferinnen und Helfer des Katastrophenschutzes des Landes Hessen auf
folgende Aufgabenträger1:
• Feuerwehr (65,5 %),
• DRK (17,8 %),
• Regie-Einheiten
der KatS-Behörden (5, 8 %),
• DRLG (3,6 %),
• ASB (2,6 %),
• MHD (2.6 %) und
• JUH (2,1 %).
Anders als bei den Beratungen zum Zivilschutzgesetz (ZSG) vom 25. März 1997 verfügen die
Hilfeleistungsträger mit der Ständigen Konferenz
für Katastrophenvorsorge und Bevölkerungsschutz
(SKK) heute über ein kompetentes und integratives
Forum, um gemeinsam vertretene Grundforderungen
im öffentlichen und politischen Raum einbringen
zu können. Der Trägerkreis der SKK, dem auch die
ARKAT angehört, bereitet gegenwärtig unter Federführung des Vorsitzenden der SKK, Dr. Karsten Ocker,
ein Thesenpapier zur künftigen Katastrophenvorsorge
in Deutschland vor. An diesen Prüfsteinen werden
sich Entwicklungen in diesem wichtigen Bereich
staatlicher Daseinsvorsorge messen lassen müssen.
Zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz erfährt diese anspruchsvolle Staatsaufgabe gegenwärtig
auch durch Wissenschaft und Forschung. Katastrophen- und Sicherheitsforschung wird erstmalig im 7.
EU-Forschungsrahmenprogramm (2007-2014) als ei-
48
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
gener prioritärer Themenschwerpunkt angesprochen
und mit 1,3 Mrd. Euro gefördert. Auch das Förderprogramm der Bundesregierung zur Sicherheitsforschung stellt die Forschung für zivile Sicherheit erstmals in einen interdisziplinären Gesamtzusammenhang. Das Sicherheitsforschung ist hierin kein reines
Technologieprogramm, sondern beinhaltet auch innovative Organisations- und Handlungsstrategien mit
Beteiligung von Geistes- und Sozialwissenschaften
sowie den Wissens- und Technologietransfer. Es umfasst die „Szenarienorientierte Sicherheitsforschung“
mit Kernelementen wie Schutz und Rettung von
Menschen, Schutz von Infrastrukturen, Schutz vor
Ausfall von Versorgungsstrukturen und Sicherung
der Warenketten. Es zielt zum anderen auf die Erforschung von Querschnittstechnologien wie z. B. Integrierte Schutzsysteme für Rettungs- und Sicherheitskräfte und Multi-Sensorsysteme für chemische, biologische, radiologische, nukleare oder explosive Gefahrstoffe (CBRNE-Gefahren)
Allein über 100 Bundeseinrichtungen und Institute der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der Max-Planck-Gesellschaft, der
Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz sowie der Fraunhofer-Gesellschaft sind derzeit an
Aktivitäten auf dem Gebiet der Sicherheitsforschung
beteiligt. Hinzu kommt das Potenzial von deutschen
Hochschulen und Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Wirtschaft, um die die „Landkarte der
zivilen Sicherheitsforschung“ noch zu vervollständigen wäre.
Alles in allem vollziehen sich ermutigende
Schritte für ein Umdenken in der Wahrnehmung von
Schutzverpflichtungen. Neuen Rechtsgrundlagen
und Empfehlungen aus der Forschung müssen jedoch langfristig verbindliche Finanzierungskonzepte
zu deren praktischer Umsetzung folgen. Andernfalls
würde man den neuen Herausforderungen für die
Erfüllung der staatlichen Kernaufgabe Bevölkerungsschutz wohl kaum gerecht werden können.
Klaus-Dieter Kühn
1
Nicht in allen Bundesländern wird die aktuelle Stärke von Regieeinheiten und –einrichtungen auf der Grundlage von Meldungen der
Landkreise und kreisfreien Städte erfasst. ARKAT bittet deshalb dieKatastrophenschutzbehörden, den Aufstellungsstand von Regieeinheiten und –einrichtungen mit Standort und Stärke mitzuteilen an:
ARKAT, Postfach 4737, 38037 Braunschweig.
12 s49 Nachrichten:Layout 1
14.08.2008
14:34
Seite 49
NACHRICHTEN
CTIF-Ehrenpräsident Robert Dollinger
verstorben
DFV-Führung würdigt Verdienste um
das Ehrenamt und die Facharbeit
Der frühere Präsident des Internationalen Feuerwehrverbandes CTIF, Colonel Robert Dollinger,
ist im Alter von 80 Jahren bei Straßburg (Frankreich)
verstorben.
Die deutschen Feuerwehren haben vor allem
von Dollingers Einsatz für das Ehrenamt und die
Facharbeit auf internationaler Ebene profitiert. „Sein
Wirken ist bis heute in guter Erinnerung vieler Feuerwehr-Führungskräfte in Deutschland. Das zeigt die
große Anteilnahme an Tode Colonel Dollingers, die
wir in Gesprächen und Nachrichten der vergangenen
Tage erfahren haben“, sagt Hans-Peter Kröger, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV).
Dollinger war Leiter der Feuerwehr Straßburg
und Präsident des französischen Feuerwehrverbandes.
Von 1978 bis 1981 amtierte er als Generalsekretär
und von 1981 bis 1989 als Präsident des Weltfeuerwehrverbandes, dann wurde er Ehrenpräsident. „Er
hat das CTIF in der Facharbeit vorangebracht, und
er hat den Ländern einen bessere Position im Verband verschafft, in denen der Brandschutz überwiegend von Freiwilligen Feuerwehren getragen wurde“,
erinnert sich DFV-Ehrenpräsident Hinrich Struve.
„Colonel Dollinger war ein besonderer Mensch: Von
ausgleichendem Wesen und vornehmender Bescheidenheit, hilfsbereit und durchsetzungsstark. Er hat
seine Spuren hinterlassen.“
Struve und sein Vorgänger Albert Bürger pflegten enge Kontakte zu Colonel Dollinger, der Bürger
für seine Dokumentation „Die Feuerwehren – Vorkämpfer Europas“ besonders auszeichnete. Darüber
hinaus hatte Dollinger als Elsässer enge Verbindungen nach Baden-Württemberg. Sinnbild dafür mag
seine Amtsübernahme bei der Feuerwehr-Olympiade
1981 in Böblingen sein, wo in dieser Woche die
Deutschen Meisterschaften der Feuerwehr-Wettbewerbe stattfinden.
DFV-Präsident Kröger würdigte deshalb die Verdienste Dollingers auch bei der Eröffnung der diesjährigen Feuerwehr-Meisterschaften.
Kröger: „Es ist sein dauerhaftes Verdienst, dass
das Ehrenamt in den Feuerwehren im internationalen Netzwerk unserer Organisation und damit in Po-
litik und Gesellschaft gestärkt wurde. Die Intensivierung der Facharbeit kam auch den deutschen Feuerwehren zugute, die unser Verband in den CTIFKommissionen vertritt.“
Gemeinsam mit DFV- und CTIF-Vizepräsident Ralf Ackermann und Bundesjugendleiter HansPeter Schäfer (Deutsche Jugendfeuerwehr) kondolierte Kröger der Familie Dollinger. DFV-Vizepräsident
Ulrich Behrendt vertrat den Deutschen Feuerwehrverband bei der Trauerfeier in Illkirch-Graffenstaden.
DFV
Auszeichnung für LÜKEX-Koordinator
Wolfgang Grambs erhielt am 16. Juni 2008
für seine Leistungen als Koordinator der länderübergreifenden Krisenmanagementübungsserie LÜKEX
von Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble in
Berlin das Bundesverdienstkreuz.
Dr. Wolfgang Schäuble und Wolfgang Grambs.
(Foto: BMI/Grünewald)
Nach Grambs Ausscheiden aus dem aktiven
Dienst bei der Bundeswehr, stellte er seine Erfahrungen in der zivilmilitärischen Zusammenarbeit der
BBK eigenen Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz zur Verfügung.
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
49
12 s49 Nachrichten:Layout 1
14.08.2008
14:34
Seite 50
NACHRICHTEN
Als Gesamtkoordinator der 2004 neu eingerichteten Projektgruppe LÜKEX im BBK hat Grambs
die Konzeptentwicklung für eine neue zivile Krisenmanagementübung vorangetrieben.
Sein großes persönliches Engagement, die gesamtstaatliche Übung als Element der Krisenvorsorge
zu etablieren, trägt wesentlich dazu bei, dass die Übungen LÜKEX in dieser interdisziplinären und akteurübergreifenden Art und Weise durchgeführt werden
können. Damit ist die Bundesrepublik im Falle einer
Krise oder Katastrophe noch besser gerüstet.
Mit der Übungsserie LÜKEX wurde unter Beachtung der föderalen und der Ressortzuständigkeiten erstmals eine Möglichkeit geschaffen, das gesamtstaatliche Handeln in einer Krise zu beüben und
die Wirtschaft aktiv einzubinden.
Bei Bund und Ländern ist die Übung zwischenzeitlich etabliert sowie von der Wirtschaft als
gemeinsame Übungsplattform angenommen worden.
Darüber hinaus findet sie international große Beachtung. Bund und Länder haben sich darauf verständigt, in einem zweijährigen Rhythmus die Serie fortzuführen.
Margit Lehmann
Ausgemusterter Zivilschutz-Hubschrauber dient gutem Zweck
Über 30 Jahre flog die BO 105 als orangener
Zivilschutz-Hubschrauber Einsätze bei der Luftrettung in Deutschland. Seit dem 11. Juni 2008 ehrt
eine neue Wohlfahrtsmarke aus der Reihe „Luftfahrzeuge“ die Einsätze der alten Maschine.
Eigens zur Vorstellung der Marke flog Bundesfinanzminister Peer Steinbrück mit dem ZivilschutzHubschrauber am Schloss Bellevue ein. Da die alten
BO 105 ausgemustert sind, war der Flug über das
Schloß Bellevue für den Zivilschutz-Hubschrauber
dieses Typs wohl der letzte.
Interesse fand der Zivilschutz-Hubschrauber
auch bei Bundespräsident Horst Köhler. Christoph
Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, erläuterte ihm den
Unterschied zwischen Rettungshubschraubern und
den bundeseigenen Zivilschutz-Hubschraubern und
wies auf die Bedeutung der Luftrettung in Deutschland hin.
50
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
Der auf der Marke abgebildete orangefarbene
Luftretter mit dem Funkrufnamen „Christoph 2“
war bis Februar 2008 im Luftrettungszentrum Frankfurt am Main stationiert. Das Bild von Christoph 2
hat Fotograf Marc Dickler von der Berufsfeuerwehr
Frankfurt auf dem Landeplatz der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Frankfurt am Main aufgenommen.
Aufgrund neuer europäischer
Luftfahrtvorschriften
fand
in der
bundeseigenen Luftrettung ein Generationswechsel der Einsatzmaschinen statt. Im Auftrage
des Bundesministeriums des Innern hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
alle zwölf Luftrettungszentren mit den neuen Zivilschutz-Hubschraubern vom Typ EC 135 T2i ausgerüstet.
Die Wohlfahrtsmarke (Quelle: © Marc Dickler; Zeichnung: © Deutsches Museum München)
wird an die Zeit der BO 105 in der Luftrettung des
Bundes erinnern.
Christine Zachmann
Mit Hightech in die Lüfte
Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung
In Begleitung eines großen Medienaufgebots
eröffnete Bundeskanzlerin Angela Merkel am 27. Mai
die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung
(ILA) in Berlin.
Die Ausstellung war auch in diesem Jahr Publikumsmagnet. Rund 241.000 Besucher zeigten sich
von den verschiedenen Schwerpunkten wie der Raumfahrt, den Flugkünsten und den Hubschraubern begeistert. Ebenfalls interessiert zeigte sich Peter Altmaier, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesmi-
12 s49 Nachrichten:Layout 1
14.08.2008
14:34
Seite 51
nister des Innern, der mit Gunter Carloff, dem Leiter der Bundespolizei-Fliegergruppe, die Ausstellung
von Bundespolizei und Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) besuchte.
Schwerpunkt der Ausstellung war die Luftrettung des Bundes mit den neuen Zivilschutz-Hubschraubern vom Typ EC 135 T2i. Sie sei eine wichtige Stütze des Hilfeleistungssystems in Deutschland,
sagte Altmaier. Weiter äußerte er sich positiv über das
Konzept der Luftrettung, das mit 51 Luftrettungszentren eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gewährleistet. Besonders lobte Altmaier das
ehrenamtliche Engagement der an der Luftrettung Beteiligten. Besatzungsmitglieder von Christoph 7,
Christoph 12 und Christoph 17 betreuten den Ausstellungsstand, erläuterten den Besuchern die Zusammenhänge in der bundeseigenen Luftrettung und
boten Interessierten die Gelegenheit zu einem Rundflug im Flugsimulator.
Mehr als 300 Fluggeräte konnten die Besucher
der ILA bewundern. Während der täglichen Flugvorführungen bewiesen die Piloten ihr Können und demonstrierten die Eigenschaften ihrer Flugzeuge und
Hubschrauber. Besondere Aufmerksamkeit erhielt das
derzeit größte Passagierflugzeug, der Airbus A 380.
Mit dem Transportflugzeug C-17 Globmaster
III von Boeing präsentiert sich die US Air Force.
Anlässlich des 50. Jahrestages der Berliner Luftbrücke taufte es der damalige US-Präsident Bill Clinton
im Jahre 1998 auf den Namen „Spirit of Berlin“.
Das diesjährige Partnerland Indien zeigt den leichten und wendigen Militärhubschrauber Mi-24 V
Hind.
Nur am zweiten Tage gab es einen kleinen
Zwischenfall als eine Messerschmitt Bf 109G-10 die
Landesbahn verfehlte und mit gebrochenem Fahrwerk neben dem Rollfeld auf der Wiese landete. Die
Flugschau musste für mehr als eine Stunde unterbrochen werden. Dem Piloten war jedoch nichts
passiert.
Christine Zachmann
Rheinland-Pfalz-Tages 2008
Anlässlich des Rheinland-Pfalz-Tages 2008 hat das
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit einer Sonderschau seine Akade-
mie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) vielen Besuchern des Landesfestes
vorgestellt.
Seit nunmehr 55 Jahren befindet sich die Ausbildungsstätte der Bundesrepublik für Führungskräfte
und Helfer im Zivil- und Bevölkerungsschutz in Bad
Neuenahr-Ahrweiler.
Karl Peter Bruch, Kurt Beck, Christoph Unger und Peter Grüßner(v.l.).
(Foto: BBK)
Prominenteste Besucher des BBK-Standes waren
Ministerpräsident Kurt Beck und sein Staatsminister
des Innern und für Sport, Karl Peter Bruch.
BBK-Präsident Christoph Unger erläuterte den
Gästen die Bedeutung der AKNZ als zentrale Bildungs- und Forschungseinrichtung für den Zivil- und
Katastrophenschutz. Die Akademie nimmt daher
eine Schlüsselaufgabe im integrierten und effizienten
Gefahrenabwehrsystem der Bundesrepublik Deutschland wahr.
Ministerpräsident Beck zeigte sich beeindruckt
von der Kapazität und den Leistungen der AKNZ
und vom Wirtschaftspotenzial das für die Stadt und
den Landkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler nicht unbeachtlich ist.
Im Anschluss an den Besuch des Ministerpräsidenten konnte Präsident Christoph Unger noch
Feuerwehrführungskräfte aus Rumänien, Bulgarien,
Ungarn und Luxemburg im Informationszelt des
BBK begrüßen.
250 000 Besucher an den drei Veranstaltungstagen waren nicht nur für Rheinland-Pfalz ein Erfolg, in Teilen auch für das BBK.
rs
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
51
13 s52 Termine 3-08:Layout 1
14.08.2008
14:35
Seite 56
TERMINE
Termine 2008
23. bis
24.August 2008:
Tag der offenen Tür der
Bundesregierung
Ort: verschiedene
Info:
www.bundesregierung.de
*
29. bis
30. August 2008:
akut - Deutsches Forum
für Notfallmedizin und
Rettung
Ort: Messe und Congress Centrum Bremen
Info:www.akut-bremen.de
*
15. bis
17. September 2008:
17. Forum ZMZ im
Gesundheitswesen 2008
Ort: Bad Neuenahr-Ahrweiler
*
18. bis
20. September 2008:
FLORIAN. Fachmesse
für Feuerwehr, Brandund Katastrophenschutz
Ort: Sinsheim
Info: www.messe-florian.de/florian2008
*
18. bis
20. September 2008:
aescutec. Kongressmesse
für Notfallmedizin, Ret-
52
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 3 2008
tungsdienst und Katastrophenmanagement
Ort: Sinsheim
Info: www.aescutec.de
*
8. bis
9. Oktober 2008:
4. Europäischer Katastrophenschutzkongress
Ort: Bonn-Bad Godesberg
Info: www.disastermanagement.eu
*
7. bis
10. Oktober 2008:
security
Messe für Sicherheit
und Brandschutz
Ort: Essen
Info: www.securitymesse.de
*
9. bis
11. Oktober 2008:
Anforderungen an den
Sanitätsdienst von morgen. 39. Kongress der
Deutschen Gesellschaft
für Wehrmedizin & Wehrpharmazie e.V. (VdSO)
Ort: Hamburg
Info: www.vdso.org
*
14. bis
15. November 2008:
Forum Brandschutzerziehung und -aufklärung
Ort: Hanau
Info: DFV und vfdb
20. bis
23. November 2008
Kurs zum Erwerb der
Qualifikation „Leitender
Notarzt“
Ort: Staatliche Feuerwehrschule RegensburgLappersdorf
Info: www.blaek.de
*
Termine 2009
3. bis
8. März 2009:
CeBIT 2008
Ort: Hannover
Info: www.messe.de
*
13. bis
15. Mai 2009:
RETTmobil. Europäische Leitmesse für Rettung und Mobilität
Ort: Fulda
Info:
www.rettmobil.com
*
Termine 2010
7. bis
12. Juni 2010:
INTERSCHUTZ. Internationale Leitmesse für
Rettung, Brand-/Katastrophenschutz und
Sicherheit.
Ort: Leipzig
Info:
www.interschutz.de
IMPRESSUM
Anschrift der Redaktion:
Postf 1867, 53008 Bonn
Herausgegeben im Auftrag des
Bundesministeriums des Innern
vom Bundesamt für
Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe (BBK),
Provinzialstraße 93,
53127 Bonn
Verlag: BBK,
Internet:
http://www.bbk.bund.de
E-Mail: [email protected]
Erscheint im Februar, Mai,
August und November. Redaktionsschluss ist jeweils der 1.
Werktag des Vormonats.
Chefredaktion:
Ursula Fuchs
Tel.: 022899-550-3600
Redaktion:
Nikolaus Stein
Tel.: 022899-550-3609
Rainer Schramm
Tel.: 022899-550-3605
Margit Lehmann
Tel.: 022899-550-3611
Christine Zachmann
Tel.: 022899-550-3614
Fax 022899-550-3620
Layout: Nikolaus Stein
Druck, Herstellung und Vertrieb:
Moeker Merkur Druck GmbH
Radeberger Straße 216-224
50968 Köln
Postf. 510808, 50944 Köln
Tel.: 0221-74908-0
Fax: 0221-74908-18
Manuskripte und Bilder nur an
die Redaktion. Für unverlangt
eingesandte Beiträge keine
Gewähr. Nachdruck einzelner
Beiträge, auch im Auszug, nur
mit Quellenangabe und mit
Genehmigung der Redaktion
gestattet.
Mit Namen gezeichnete Beiträge geben die Meinung des
Verfassers wieder und müssen
nicht unbedingt mit der Auffassung der Redaktion übereinstimmen.
Einzelpreis ¤ 1,90
Abonnement jährlich ¤ 7,50
zzgl. Porto und Versandkosten.
Bei Nichterscheinen der Zeitschrift im Falle höherer Gewalt
oder bei Störung des Arbeitsfriedens besteht kein Anspruch
auf Haftung.
14 u3-KuGuSchu 3-08:Layout 1
14.08.2008
13:25
Seite 1
KULTURGUTSCHUTZ IN DEUTSCHLAND
Heute: Kaiserpfalz Gelnhausen,
Hessen
Unterhalb der Stadt Gelnhausen, die 1170 von
Kaiser Friedrich Barbarossa gegründet wurde, liegt
die Kaiserpfalz auf einer kleinen Insel des Flüsschens Kinzig. Die schriftlichen Quellen geben nur
vage Auskünfte über die Entstehungszeit der Pfalz.
Dennoch können wir heute davon ausgehen, dass
sie gegen 1180 fertiggestellt wurde. Darauf weisen
die Datierung von Pfählen unter den Fundamenten
und Schmuckformen hin.
Die Kaiserpfalz Gelnhausen unterstreicht die Bedeutung dieses Ortes für die Politik der Staufer.
Friedrich Barbarossa wollte hier die Gegenwart
des staufischenen Kaisertums demonstrieren, indem er die Anlage in die Reihe der Pfalzen aufnahm, in denen die mittelalterlichen Herrscher
wechselnd residierten und die Regierungsgeschäfte
erledigten.
Die als Wasserburg gebaute Pfalz bestand aus einer
ummauerten Kernburg und der Vorburg. Obwohl
die Pfalz die Anlagenform einer Burg besaß, wurde
sie nicht zum Zwecke der Verteidigung errichtet.
In der Vorburg lagen die Wirtschaftsgebäude und
die Höfe der Burgbesatzung, so genannter Burgmannen. Später entwickelte sich daraus eine kleine
Siedlung.
Diese Vorburg ist weitläufig und umfasst die Kernburg an der Nord- und Westseite. Zunächst besaß
die Vorburg Graben, Erdwall und Palisaden zur
Absicherung. Im 15. Jahrhundert entstanden Mauern, Zwinger und drei Tortürme.
Die Kernburg war dem kaiserlichen Hofstaat vorbehalten. Die wesentlichen Bestandteile der Burg wie
Ringmauer, Palas und Kapelle sind noch vorhanden oder in Resten erhalten. Das romanische Rundbogentor der Kernburg ist nahezu unverändert erhalten. Ein runder Bergfried mit 16 Metern Durchmesser sollte auf der östlichen Hofseite errichtet
werden; fertiggestellt wurde jedoch nur der Sockel.
Der quadratische Turm auf der Westseite diente
als Torturm und Bergfried zugleich. Durch das ein-
Die drei Hauptbauten der Kernburg Tortum, Torhalle und Palas, v.l.n.r.
Die Torhalle ist der einzige vollständig erhaltende Raum der Kaiserpfalz.
(Mit freundlicher Genehmigung der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und
Gärten Hessen)
zige Tor im Westen tritt man in die Torhalle, die
sich in zwei Korbbögen zum Hof öffnet.
cz
3 2008 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
15 u4 3-08:Layout 1
14.08.2008
13:43
Seite 1
Bevölkerungsschutz
Bundesamt
für Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe
Postfach 1867, 53008 Bonn
PVSt, Deutsche Post AG,
Entgelt bezahlt, G 2766
Nicht erst seit dem alarmierenden 4. Sachstandsbericht des
Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderung der
Vereinten Nationen Anfang des Jahres 2007 ist der Klimawandel weltweit ins Blickfeld geraten; zu offensichtlich sind
auch für Laien die Symptome geworden (das Titelbild zeigt
den Aletschgletscher, der sich, wie die anderen Alpengletscher auch, nicht mehr nur messbar auf dem Rückzug befindet). Ursachen, mögliche Auswirkungen und mögliche Vorbereitungen werden in dieser Ausgabe (S. 2-15) erläutert.
Mehr als 30 Jahre lang war die BO 105 als ZivilschutzHubschrauber des Bundes im Einsatz; mittlerweile wurde sie
vollständig durch den Typ EC 135 T2i ersetzt. An die lange
Tradition erinnert nun eine Wohlfahrtsmarke, die im Beisein
von Bundespräsident Horst Köhler der Öffentlichkeit vorgestellt wurde (o.v.l.: Wolfgang Lohman, BPOL, Bundesfianminister Peer Steinbrück, Edgar Henseler, BPOL, BBKPräsident Christoph Unger, Bundespräsident Horst Köhler,
Peter Neher, Caritas, Gunter Carloff, BPOL).
(Titelfoto: ©thopix/PIXELIO;
Foto oben: Stefanie Plick, BAGFW)
Literaturangaben zu „Der Klimawandel in Deutschland“
Bevölkerungsschutz 3-2008, S. 2 ff.
[1] BMBF-Homepage: Die Hightech-Strategie zum Klimaschutz (www.bmbf.de).
[2] Pressemitteilung der Helmholtz-Gemeinschaft vom 30.01.2008 (www.helmholtz.de).
[3] Umweltbundesamt (UBA): Klimawandel in Deutschland, Vulnerabilität und
Anpassungsstrategien klimasensitiver Systeme; Climate Change 08/05.
[4a] IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) (2007): Climate Change 2007: The
Physical Science Basis. Summary for Policymakers; pp18.
[4b] IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) (2007): Climate Change 2007, hier:
Kernaussagen des Syntheseberichtes zum 4. Sachstandsbericht (AR4) des IPCC über
Klimaänderungen (2007), BMU und BMBF.
[5] O. Bubenzer und U. Radtke, Natürliche Klimaänderungen im Laufe der Erdgeschichte; in: W.
Endlicher und F.-W. Gerstengarbe (Hrsg.): Der Klimawandel – Einblicke, Rückblicke und Ausblicke
– Potsdam, 2007.
[6] D. Lüthi et. al.: High-resolution carbon dioxide concentration record 650,000 – 800,000 years
before present; in: Nature Vol 453, p 379-382 und L. Loulergue et. Al.: Orbital and millennial-scale
features of atmospheric CH4 over the past 800,000 years; in: Nature, Vol 453, p 383-386.
[7] S. Rahmstorf und H. J. Schellnhuber: Der Klimawandel, Verlag C.H. Beck, 4. Auflage 2007.
[8] E. Roeckner: Wie wird das Klima in Europa in der Mitte des 21. Jahrhunderts aussehen?; MaxPlanck-Institut für Meteorologie, Hamburg, 2007, (www.mpimet.mpg.de).
[9] Cubasch, U. und D. Kasang, 2000: Anthropogener Klimawandel; Klett-Perthes-Verlag, Stuttgart,
ISBN 3-623-00856-7, 128 S.
[10] P.C. Werner, F.-W. Gerstengarbe: Welche Klimaänderungen sind in Deutschland zu erwarten?;
in: W. Endlicher und F.-W. Gerstengarbe (Hrsg.): Der Klimawandel – Einblicke, Rückblicke und
Ausblicke – Potsdam, 2007.
[11] Zahlen und Fakten zur DWD-Pressekonferenz am 15. April 2008 in Berlin: Klimawandel im
Detail – Zahlen und Fakten zum Klima in Deutschland (www.dwd.de).
[12] Ch.-D. Schönwiese und R. Janoschitz: Klima-Trend Atlas Europa 1901 – 2000; Universität
Frankfurt/Main, 2008 (nach IPCC, 2001, hier nach Hupfer und Börngen, 2004).
[13] P. Becker: DWD vergleicht unterschiedliche Regionalklimamodelle zur Verbesserung der
Klimaberatung; Pressekonferenz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am 15. April 2008 in Berlin
(www.dwd.de).
[14] Umweltbundesamt (UBA): Neuentwicklung von regional hoch aufgelösten Wetterlagen für
Deutschland und Bereitstellung regionaler Klimaszenarios auf der Basis von globalen
1
Klimasimulationen mit dem Regionalisierungsmodell WETTREG auf der Basis von globalen
Klimasimulationen mit ECHAM5/MPI-OM T63L31 2010 bis 2100 für die SRES-Szenarios B1, A1B
und A2; 2007.
[15] Mitteilung von Dr .Paul Becker, Leiter der Abteilungen Klima- und Umweltberatung und
Medizin-Meteorologie, Deutscher Wetterdienst.
[16] KLIWA (Klimaveränderung und Wasserwirtschaft): Unser Klima verändert sich, Folgen –
Ausmaß – Strategien; LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Bayerisches
Landesamt für Umwelt (LfU), i. A. von Umweltministerium Baden-Württemberg, Bayerisches
Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz und Deutscher Wetterdienst,
2006.
[17] Umweltministerium Baden-Württemberg (Hrsg.): Klimaschutz 2010 Konzept für BadenWürttemberg, 2005.
[18] PIK Report No. 99, KLARA Klimawandel – Auswirkungen, Risiken, Anpassung; M. Stock
(Hrsg.): Potsdam Institute for Climate Impact Research, 2005.
[19] Pressemitteilung Nr. 173/2004 des Sozialministeriums Baden-Württemberg vom 05. Juli 2004.
[20]: Klimaanpassung Bayern 2020, Der Klimawandel und seine Auswirkungen – Kenntnisstand und
Forschungsbedarf als Grundlage für Anpassungsmaßnahmen; Bayrisches Landesamt für Umwelt
(Hrsg.), Dezember 2007.
[21] Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (Hrsg.):
Klimaprogramm Bayern 2020, Minderung von Treibhausgasemissionen, Anpassung an des
Klimawandel, Forschung und Entwicklung; November 2007.
[22] Bayrisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.): Bayerns Klima im Wandel – erkennen und handeln,
Mai 2008.
[23] Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Klimabericht
Rheinland-Pfalz, 2007.
[24] Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz: Pressemitteilung vom
05.04.2008.
[25] Ministerium für Umwelt Saarland (Hrsg.): Saarländisches Klimaschutzkonzept 2008 – 2013,
2008.
[26] Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz Hessen (Hrsg.):
Klimaschutzkonzept Hessen 2012, März 2007.
[27] Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz Hessen (Hrsg.): Aktionsplan
Klimaschutz, November 2007.
[28] Land Hessen: Pressemitteilung vom 13.06.2008.
[29] Klimawandel in Nordrhein-Westfalen – Wege zu einer Anpassungsstrategie; Ministerium für
Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen,
September 2007.
[30] Gefahrenabwehrkarte Wald für NRW; Behördenspiegel, Newsletter Nr. 151 vom 31.03.2008.
2
[31] Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (Hrsg.):
Generalplan Küstenschutz Niedersachsen/Bremen – Festland -; März 2007.
[32] Der Klimawandel in Bremen; www.stadt-land-flut.de.
[33] Niedersachsens Deiche bekommen Klimawandel-Zuschlag; Welt online (www.welt.de) vom
26.04.2008.
[34] Niedersächsische Staatskanzlei, Pressemitteilung vom 11.03.2008.
[35] Klimaschutz Hamburg 2007 – 2012, Klimaentwicklung verstehen, Klimawandel mindern,
Klimafolgen bewältigen, Anlage 1 zur Mitteilung des Senats an die Bürgschaft, 21.08.2007.
[36] GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH, Pressemitteilung vom 13.05.2008.
[37] Ministerium für ländliche Räume, Landesplanung, Landwirtschaft und Tourismus des Landes
Schleswig-Holstein (Hrsg.): Generalplan Küstenschutz, Integriertes Küstenzonenmanagement in
Schleswig-Holstein 2001; Dezember 2001.
[38] Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Studie
aufgrund des Landtagsbeschlusses vom 29.03.2007 („Klimaschutz und Folgen des Klimawandels in
Mecklenburg-Vorpommern“, Drs. 5/352).
[39] Euwid Wasser und Abwasser, Nr. 49 vom 03.12.2007.
[40] Dr. F.-W. Gerstengarbe, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Hrsg.): PIK Report No. 83:
Studie zur klimatischen Entwicklung im Land Brandenburg bis 2055 und deren Auswirkungen auf
den Wasserhaushalt, die Forst- und Landwirtschaft sowie die Ableitung erster Perspektiven; Juni
2003.
[41] Konzept der Landesregierung zur Weiterentwicklung des integrierten Brand- und
Katastrophenschutzes im Land Brandenburg, Landtag Brandenburg, ausgegeben am 15.02.2007.
[42] Landespolitischer Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des
Klimawandels, vorgelegt vom Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und
Verbraucherschutz; Pressemitteilung vom 20.05.2008.
[43] Pressemeldung des Landes Berlin vom 10.09.2007.
[44] Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt (Vorsitz), AG „Klimawandel“
Sachsen-Anhalt: 1. Zwischenbericht der ressort- und fachübergreifenden Arbeitsgruppe „Klimawandel
in Sachsen-Anhalt; 21.11.2007.
[45] Pressemitteilung der Staatskanzlei von Sachsen-Anhalt vom 18.03.2008.
[46] Geschäftsbereich des sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (Hrsg.):
Klimawandel in Sachsen, Sachstand und Ausblick 2005; März2005.
[47] online-Pressemeldung des MDR (www.mdr.de) vom 12. Juni 2008: Thüringen debattiert über
den Klimawandel.
[48] Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Klimawandel in Thüringen – eine
Herausforderung in unserer Zeit; Mai 2004.
3
„Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt,
was in ferner Zukunft liegt,
wird er das schon in naher Zukunft bereuen.“
(KONFUZIUS, CHINESISCHER PHILOSOPH, 551–479 V. CHR.)
4
Herunterladen