Weitere elf aus 69

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Pflanzenschutz
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S c h a d e r r e g e r a n Z i e r g e h ö l z e n ( 2 /6 )
Weitere Elf aus 69
Nach Ausgabe 1/2013 folgt nun der zweite Teil unserer Serie, in der Pflanzenschutzexperte
Thomas Lohrer die wichtigsten Schaderreger an Ziergehölzen vorstellt. Wer alle sechs Teile
verfolgt, kennt am Ende 69 Krankheiten und Schädlinge, die für Ziergehölze typisch sind.
Buchsbaumgallmücke
starkem Befall fließen die einzel-
belag auf der Blattunterseite
werden bis zu 5 cm lang und
nen Schadstellen zu großen Bla-
bildet der Pilz zusätzlich mikros­
haben auf dem Rücken dunkle
Blasig aufgetriebene Buchsblät-
sen zusammen, welche auch die
kopisch kleine Dauersporen
und weiße Längsstreifen. Inner-
ter mit jeweils gesellig darin le-
ganze Blattspreite einnehmen
(Chlamydosporen) im Blattge-
halb der Buchspflanze sind die
benden, weißlich gefärbten bein-
können. Häufig verunstalten Mei-
webe, die auch nach dem Laub-
Tiere meist erst bei einem ge-
losen Larven, später rötlich ge-
sen die Pflanzen noch zusätzlich
fall für eine mehrjährige Verseu-
zielten Suchen nachweisbar.
färbten Puppen – das sind die
– sie hacken die Gallen auf und
chung einer Fläche sorgen kön-
Neben Fraßschäden an Blättern
Symptome für den Befall mit der
fressen die freigelegten Larven.
nen. Bisher kann der Pilz allein
und Trieben sind zusätzlich auf-
durch vorbeugende Behandlun-
tretende Gespinste und die Kot-
Buchsbaumsterben
gen kontrolliert werden.
bildung Hinweise auf einen Be-
der Blätter zu den nur 3–4 mm
Verschiedene Pilze können am
Buchsbaumzünsler
großen, unscheinbaren Gallmü-
Buchs zu Schäden führen, wobei
cken. Aus den auf die Blattunter-
Cylindrocladium
buxicola
Der in Ostasien beheimatete
dunklen Rand. Sie leben nur
seite abgelegten Eiern schlüpfen
(Buchsbaumsterben) die größte
und erstmals 2007 in Deutsch-
etwa eine Woche und sitzen
bald die Larven, die rasch mit
Bedeutung besitzt. Charakteris-
land nachgewiesene Buchs-
tagsüber oft auf der Blattunter-
ihrer Fraß- und Miniertätigkeit im
tisch sind dunkle bis schwarze
baumzünsler (Cydalima per-
seite von anderen Pflanzen.
Blatt beginnen. Blatt­oberseits
Längsstreifen auf den Trieben,
spectalis) ruft mit seinen Larven
zeigen sich anfangs nur dunkle
dunkle Blattflecken sowie ein
an Buchs zum Teil massive Fraß-
Punkte, während sich im Gegen-
sehr rascher Laubfall. Hochan-
schäden an Blättern und Trieben
licht betrachtet bereits erste
fällig ist Buxus sempervirens
hervor, die unbehandelt auch
Der Gefurchte Dickmaulrüssler
Hohlräume erkennen lassen. Bei
‘Suffruticosa’ während sich Bu-
zum Kahlfraß führen können.
(Otiorhynchus sulcatus) und sei-
xus microphylla ‘Herrenhausen’
Witterungsabhängig treten drei
ne verwandten Arten gehören
und ‘Brno’ in Versuchen als recht
bis vier Generationen pro Jahr
zu den am häufigsten auftreten-
widerstandsfähig gezeigt haben.
auf, wobei die Larven geschützt
den Schädlingen im Gartenbau.
Neben dem weißlichen Sporen-
in einem Gespinst an der Pflan-
Während die Käfer den optisch
ze überwintern, um dann im
auffälligen, aber die Pflanze we-
zeitigen Frühjahr ihre Fraßtätig-
nigen schädigenden Buchten-
keit fortzusetzen. Die älteren
fraß an den Blättern verursa-
Larven sind gelbgrün gefärbt,
chen, fressen die Larven an den
Buchsbaumgallmücke (Monarthropalpus buxi). Zum Frühjahr
erfolgt die Verpuppung innerhalb
fall. Die Vorder- und Hinterflügel
Im Frühjahr geöffnete Blätter
mit freigelegten Puppen der
Buchsbaumgallmücke
des nachtaktiven Falters sind
weiß gefärbt und tragen einen
Dickmaulrüssler
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Wurzeln. Das kann bis zum Ab-
ne Kopfkapsel, sind fußlos und
sterben der Pflanzen führen. An
bauchwärts gekrümmt und er-
Eiben fressen die Käfer („Taxus-
reichen im Laufe ihrer Entwick-
käfer“) an der Rinde der Triebe.
lung eine ähnliche Länge wie
Das führt zu verbräunten Spit-
der Käfer. Das Wirtspflanzen-
zen, die einem Frostschaden
spektrum ist recht groß und
ähneln.
betrifft insbesondere Moorbeet-
Der nicht flugfähige Käfer ist
pflanzen, Immergrüne Pflanzen
10–12 mm lang, länglich-oval,
sowie Beerenobst und Stauden
schwarz gefärbt und dämme-
aber auch Zierpflanzen. Es über-
rungs- und nachtaktiv. Die im
wintern die Larven wobei nach
Boden lebenden Larven sind
der Verpuppung die ersten Käfer
weiß gefärbt, tragen eine brau-
etwa ab Mai/Juni auftreten.
1 Erste Schadsymptome an
Blättern und Trieben durch
Buchsbaumsterben
2 Raupe und leichte Gespinst­
bildung des Buchsbaum­
zünslers
3K
äfer des Dickmaulrüsslers
an Rose
4W
eißlicher Belag des Echten
Mehltaus an Rose
5 Engerlinge des Rosenkäfers
aus dem Kompost
6 Einzelne Blattgallen der
Eichengallwespe
7S
chabefraß am Blatt mit
anschließender Verbräunung
durch den Erlenblattkäfer
8F
raßbild des Eichensplintkä­
fers mit deutlichen Larven­
gängen in Eichenast
9 Raupen des Eichenprozessi­
onsspinners (Thaumetopoea
processionea) an Eiche
3/2013
83
Service
Pflanzenschutz
w w w.
dega- Gal abau.de
Den ersten Teil der Serie können Sie mit dem Webcode
senkäfer und Nashornkäfer,
deren Larven im Kompost oder
in Rindenhaufen auftreten.
dega2274 auf www.dega-galabau.de herunterladen. Nachdem
die Serie vollständig erschienen ist, gibt’s dort alle sechs Teile.
Erlenblattkäfer
Bevorzugt Erlen an sonnigen und
2–3 cm groß im Durchmesser,
ten sowie Kot werden erst ab
lichten Standorten werden gerne
sind gelb bis teils rötlich gefärbt
dem fünften Larvenstadium
vom Erlenblattkäfer (Agelastica
und treten meist ab Mai/Juni zu
ausgebildet und dienen den Lar-
alni) befallen. Nach der Überwin-
mehreren auf der Blattuntersei-
ven als Schlafplatz am Tag. Sie
terung als Käfer besiedeln die
te auf. Das schwammartig auf-
befinden sich meist am Stamm
Tiere rasch die Blätter und schä-
An vielen Gehölzen können Ech-
gebaute Gewebe der einzelnen
oder unter Astgabeln. Die Ver-
digen diese durch ihren Lochfraß.
te Mehltaupilze auftreten, die
Galle beinhaltet im Zentrum eine
puppung zum Falter erfolgt in
Sie sind wie alle Blattkäfer hoch-
sich meist in Form eines weißli-
Larve – nach einem Anschnitt
den Gespinsten etwa im Juni/
gewölbt und dunkelblau glän-
chen Belags auf der Blattober-
der Galle erkennbar. Obgleich die
Juli, es wird somit nur eine Ge-
zend. Die fast schwarz gefärbten
seite zeigen. Bei manchen Arten
Gallen recht auffällig sind, ist der
neration pro Jahr vollzogen.
Larven schlüpfen aus den auf der
zeigt sich der Belag aber auch
Schaden für das Blatt eher ge-
Symptom des
Eschentriebsterbens
Echter Mehltau
nur blattunterseits wie an Esche.
ring, auch blattoberseits zeigen
Zum Herbst hin werden im Re-
sich nahezu keine Symptome.
gelfall bei allen Echten MehltauArten dunkle Fruchtkörper (Kleis-
Eichenprozessionsspinner
tothecien) in geringer Größe
Blattunterseite abgelegten gelb
Eichensplintkäfer
gefärbten Eiern. Die Larven schädigen anfangs durch einen ge-
Die Schäden durch die Larven
selligen Schabe- und Fensterfraß,
und Käfer vom Eichensplintkäfer
später jedoch auch wie die Käfer
(Scolytus intricatus) treten be-
durch einen Lochfraß. Es tritt nur
eine Generation im Jahr auf.
(0,2 mm), aber oft hoher Zahl
Die Larven des Eichenprozessi-
sonders bei frisch gepflanzten
blattunterseits gebildet. Artab-
onsspinners (Thaumetopoea
Eichen in den ersten Standjahren
hängig erfolgt die Überwinterung
processionea) verursachen teils
auf. Die nur 3 mm großen Käfer
des Pilzes in diesen Fruchtkör-
deutliche Fraßschäden an Ei-
schwärmen im Mai/Juni (mit ei-
pern und/oder auch als Pilzge-
chen, dennoch steht meist die
ner zweiten Generation dann oft
Das Eschentriebsterben ist eine
flecht in den Knospen, wie bei-
gesundheitliche Beeinträchti-
noch im August/September) und
recht neue pilzliche Krankheit an
spielsweise beim Eichenmehl-
gung des Menschen im Vorder-
bohren sich zur Eiablage in die
Eschen, bei der noch viele Fra-
tau. Eher selten treten Deforma-
grund. Die Brennhaare, die von
Stämme ein mit einem später
gen offen sind. Verursacher ist
tionen und Blattkrümmungen
den Larven ab ihrem dritten Sta-
charakteristischen Fraßbild. Von
das Falsche Weiße Stengel-
auf wie an Kirschlorbeer.
dium gebildet werden, können
einem bis zu 2 cm langen Quer-
becherchen (Hymenoscyphus
durch ihre mechanische Einwir-
gang gehen bis zu 60 von dort
pseudoalbidus). An den am Bo-
kung und durch ein enthaltenes
längs verlaufende, bis zu 15 cm
den liegenden, im Vorjahr abge-
Protein (Thaumetopein) teils
lange Larvengänge in der Rinde
fallenen Blattspindeln, entwi-
Über 80 % aller Gallwespen tre-
heftige allergische Hautreaktio-
ab. Sind die Gänge stammumfas-
ckeln sich mit dem beginnenden
ten an Eichenarten auf, wobei die
nen beim Menschen hervorru-
send, stirbt die Pflanze ab, die
Frühjahr die wenige Millimeter
Gemeine Eichengallwespe (Cy-
fen. Die unscheinbaren Falter
Fraßgänge sind dabei allerdings
großen, weißen Fruchtkörper
nips quercusfolii) vergleichswei-
legen die Eier als flaches Gelege
erst nach dem Freilegen der Rin-
des Pilzes. Nach aktuellem Stand
se häufig vorkommt. Sie durch-
auf die Triebe etwa ab August
de sichtbar. Ausbohrlöcher mit
erfolgt die Infektion ausschließ-
lebt einen komplexen Zyklus
bevorzugt im oberen Kronenbe-
einer Größe von 1–2 mm stam-
lich über die hier gebildeten Spo-
zwischen einer eher unschein-
reich ab. Die ab Mai schlüpfen-
men vom Käfer. Insbesondere
ren. In der Folge kommt es zu
baren Gallenform in mm-Größe
den Larven fressen in an den
eine mangelhafte Wasserversor-
Welkeerscheinungen, zu vorzei-
an den Eichenknospen im zeiti-
Blättern, auch treten mehrreihi-
gung nach der Pflanzung sorgt
tigem Laubfall, Rindennekrosen
gen Frühjahr und einer auffälli-
ge Wanderungen in Prozession-
für eine erhöhte Anfälligkeit.
unterschiedlichen Ausmaßes bis
gen Galle auf der Blattunterseite
en auf. Größere Gespinstnester,
von Eichen. Letztere werden
angereichert mit Häutungsres-
Eichengallwespe
Eschentriebsterben
zum Absterben der Pflanzen.
Engerlinge
Geschwächte Bäume werden
häufig von weiteren Schaderre-
Der autor
84
Die Larven der Blatthornkäfer
gern besiedelt wie Hallimasch
werden allgemein als Engerlinge
oder Eschenbastkäfer.
Thomas Lohrer
bezeichnet. Grundsätzlich ist
ist an der Hochschule Weihenstephan-
hier je nach Art zu prüfen, ob
text: Thomas Lohrer,
Triesdorf zum Thema Pflanzenschutz in
Schäden auftreten können, wie
Weihenstephan
Forschung und Lehre tätig. Er ist Autor
beispielsweise bei Maikäfer und
Bilder: Lohrer (9), Environ­
vieler Veröffentlichungen und privat
Gartenlaubkäfer oder das Auf-
ment Research Agency (1),
begeisterter Fotograf.
treten eher von untergeordne-
Sarefo (1), Wagner (1),
Kontakt: [email protected]
ter Bedeutung ist wie beim Ro-
Fdcgoeul (1) CC3.0
3/2013
A k t u e l l e T i pp s
Welche Pflanzenschutz­
maßnahmen in diesem
Monat aktuell sind, sagt
DEGA-Pflanzenschutzexperte
Jochen Veser
[email protected]
Spätfrostgefahr
Frostschäden an Rosen
Insbesondere frühblühende Ge-
Nach der Überwinterung sind an
linge stark erhöht, insbesondere
hölze sind durch Spätfröste ge-
Rosen häufig abgestorbene Trie-
auf Spinnmilben, Schildläuse und
fährdet. Beschränkt sich der
be zu finden. Das sind nur selten
bei manchen Arten auch auf
Schaden bei Ziergehölzen auf
echte Frostschäden, in den
Mottenschildläuse (Weiße Flie-
den
Blüten-
meisten Fällen sind Infektionen
gen) sollte geachtet werden.
schmuck, ist bei Obstgehölzen
durch den Pilz Coniothyrium
Befallsnester von Spinnmilben
nach Spätfrösten mit einem
wernsdorffiae für das Absterben
finden sich vor allem an den
vollständigen Ernteausfall zu
der Triebe verantwortlich. Es ent-
Triebspitzen und sollten ausge-
rechnen. Spätfrost kann auch
wickeln sich rötlich gefärbte,
schnitten werden, einzelne stark
die Triebe schädigen, vor allem
später violett umrandete braune
von Schädlingen besiedelte Blät-
wenn Gehölze durch vorange-
Flecken. Ein starker Befall wird
ter (Unterseiten kontrollieren!)
gangene milde Witterungsperi-
durch schlecht ausgereiftes Holz
werden
entfernt.
Frühjahr reifen die Fruchtkörper
oden schon angetrieben waren.
begünstigt, das sich durch nicht
Reicht das nicht aus, müssen
der Schadpilze und entlassen
Für eine solche Gewebeschädi-
bedarfsgerechte Düngung oder
zugelassene Insektizide oder
sehr viele Sporen, die das neu
gung können schon wenige
späten Nachtrieb nach krank-
Akarizide eingesetzt werden.
austreibende Laub infizieren
Grad unter null ausreichen, ent-
heitsbedingtem Laubfall entwi-
Manche Entwicklungsstadien
können. Ist das Falllaub vor dem
scheidend für den Schadumfang
ckelt. Infektionen werden auch
der genannten Schädlinge sind
Neuaustrieb nicht ausreichend
ist der Entwicklungsstand des
durch milde Winter und feuchtes
gar nicht oder nur sehr schwer
abgebaut, sollte es jetzt rasch
Pflanzenteils zum Zeitpunkt des
Kleinklima gefördert. Deshalb
zu bekämpfen, sodass bei einem
entfernt werden. Von Blattfle-
Frostes. Leichte Fröste können
muss der Winterschutz bei Ro-
starken Besatz mehrere Behand-
ckenpilzen befallenes Falllaub
mikroskopisch kleine Risse an
sen möglichst luftig sein; das
lungen innerhalb weniger Tage
kann kompostiert werden. Um
den Austrieben verursachen,
traditionelle Anhäufeln ist nur
erforderlich sind.
eine Verfrachtung der Sporen
die dann als Eintrittspforten für
erforderlich, wenn stärkere Frös-
Krankheitserreger wie die Flie-
te zu erwarten sind, und sollte
Infiziertes Falllaub jetzt
genden Blättern zu verhindern,
derseuche (Pseudomonas syrin-
nur mit sehr gut luftführendem
entfernen und entsorgen
sollte mit anderen Materialien
gae) dienen können. Deshalb
Substrat durchgeführt werden.
gende Temperaturen wird die
Vermehrungsrate vieler Schäd-
ausgefallenen
sollten die schon weit entwickelten Blüten oder Austriebe
Kübelpflanzen kontrollieren
kleinerer Gehölze durch das Ein-
ebenfalls
Auffälliges Schadsymptom:
Teerfleckenkrankheit an
Berg-Ahorn
von den auf dem Kompost lie-
abgedeckt werden. Mit faulenDas unter den Wirtspflanzen lie-
den Früchten, die als Überdaue-
gende infizierte Falllaub vom
rungsorte für Monilia, Krebs,
Vorjahr ist für viele Blattpilzer-
Schorf und andere Pilzerkran-
hüllen der Pflanzen mit Tüchern
Kübelpflanzen in ihren Überwin-
krankungen wie Schorf, Stern-
kungen dienen können, sollte
oder Isolierfolie vor dem Einwir-
terungsquartieren müssen jetzt
rußtau, Rostpilze, Ahornteerfle-
ebenso verfahren werden.
ken der Frosttemperaturen ge-
regelmäßig kontrolliert werden.
ckenkrankheit oder andere Blatt-
schützt werden, sobald Nacht-
Durch zunehmende Tageslänge
fleckenerreger die wichtigste
Text und Bild: Jochen Veser,
fröste angesagt werden.
und tagsüber oft stark anstei-
Überwinterungsmöglichkeit. Im
Korntal-Münchingen
Fachhandel für Baumpflege
und Seilklettertechnik
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