3. Holländische Linde (Tilia x europaea L.)

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3. Holländische Linde
(Tilia x europaea L.)
Malvengewächse (Malvaceae), Malvenartige (Malvales)
Die Holländische Linde ist im Ringpark mehrfach ausgeschildert. Das abgebildete Exemplar
steht am Pfad, der parallel zur Bismarckstraße verläuft, Man findet den Baum, wenn man
vom Teich mit der Fontäne aus in Richtung Friedensbrücke geht.
Besonderheiten der Holländischen Linde:
Die Holländische Linde ist eine alte, natürlich entstandene Kreuzung zwischen Sommer- und Winterlinde, die beide einheimische Arten sind. Normalerweise kreuzen
sich Arten nicht; es ist sogar das entscheidende Kriterium für das Vorliegen von zwei
getrennten Arten, ob sie sich kreuzen können und ob dabei fruchtbare Nachkommen
entstehen. Wenn sich zwei Arten aber noch
nicht weit auseinander entwickelt haben,
kann es aber in seltenen Einzelfällen dennoch vorkommen, dass Hybride, also Kreuzungsprodukte, entstehen. Bei Sommerund Winterlinde unterscheidet sich in normal
verlaufenden Jahren die Blütezeit, was allein
schon die Entstehung gemeinsamer Nachkommen weitgehend verhindert. Dennoch
existiert die Holländische Linde; die Kreuzung muss also vorgekommen sein. Das x
im wissenschaftlichen Namen weist darauf hin, dass es sich um eine Artkreuzung
handelt.
Holländische Linde (Eigenes Foto)
Die beiden Elternarten sind sich zwar auch recht ähnlich, lassen sich aber sicher unterscheiden. Da die Holländische Linde aber Merkmale beider Eltern vereint, ist die
sichere Bestimmung nicht einfach.
Die Blätter sind im Vergleich zur Winterlinde etwas größer, weniger derb und unterseits nicht blaugrün. Von der Sommerlinde unterscheiden sie sich durch eine geringere Behaarung und den kahlen Blattstiel. Die Farbe der Haarbüschel in den Hauptnervenwinkeln der Blattunterseite („Bärte“) ist im Idealfall bei der Sommerlinde weißlich, bei der Holländischen bräunlich und bei der Winterlinde orange. Die Blütezeit ist
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Anfang Juli, nach der Sommer- aber kurz vor der Winterlinde. Aber alle diese Merkmale haben eine gewisse Variationsbreite.
Am leichtesten lassen sich diese drei Lindenarten mit Hilfe der Früchte unterscheiden, die bei der Sommerlinde sehr hart, kantig und behaart, bei der Winterlinde zerdrückbar, kahl und nur leicht gerippt und bei der Holländischen Linde rund und stark
behaart sind. Bei letzterer entwickeln sich oft nicht alle Früchte.
Wahrscheinlich ist es aber nur für Spezialisten von Bedeutung, diese Arten voneinander unterscheiden zu können. Deshalb befassen sich die folgenden Ausführungen mit den Gemeinsamkeiten der heimischen Linden.
Verwendung von Linden:
Die alten Dorflinden hatten einen besonderen Stellenwert als Gerichtslinden, aber
auch zum Feiern. In manchen Orten gibt es noch Tanzlinden und Stufenlinden mit in
die Krone eingebauten Holzplattformen. In der Region um Würzburg ist die Stufenlinde vor der Kirche in Grettstadt dafür ein beeindruckendes Beispiel.
Der Tee aus den getrockneten Blüten wird als schweißtreibendes Heilmittel bei Erkältungskrankheiten verwendet.
Imker schätzen sowohl den Lindenblütenhonig als auch den Lindenhonig aus den
zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse, die oft in großen Mengen die Linden
befallen.
Lindenholz ist sehr beliebt für Holzschnitzarbeiten. Auch Riemenschneider, Veit Stoß
u.a. haben viele Werke aus Lindenholz gefertigt.
Blüte und Blütenstand:
Eine einzelne Lindenblüte ist wenig auffällig und nur rund ½ cm lang. Kelch- und Blütenblätter, von denen je 5 vorhanden sind, haben eine hellgelbe Farbe. Die zahlreichen Staubblätter sind zu 5 Bündeln zusammengefasst. Der fünffächerige, verwachsene Fruchtknoten enthält pro Fach zwei Samenanlagen und trägt einen Griffel mit
einer fünflappigen Narbe.
Der Blütenstand besteht aus mehreren Blüten. Bei der Sommerlinde sind es meist
drei, bei den anderen Lindenarten mehr Blüten. Der Stiel des Blütenstands ist mit
dem Tragblatt verwachsen, so dass der Blütenstand aus dem Blatt zu entspringen
scheint. Die Botaniker nennen dieses Phänomen Rekauleszenz.
Die große Zahl der Blütenstände, der starke Duft und die Menge des Nektars, der
von Drüsenhaaren an der Innenseite der Kelchblätter aus geschieden wird, macht
die Linde sehr attraktiv für Bienen und andere Insekten. Linden blühen recht spät im
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Jahr, als erste die Sommerlinde, deren Blühbeginn für die Meteorologen ein wichtiges Zeichen für das Einsetzen des Hochsommers ist.
Frucht und Fruchtstand:
Der gesamte Fruchtstand einschließlich des
Tragblattes wird als Einheit vom Wind vertragen, wobei das Tragblatt als Segel wirkt
und eine Drehbewegung in der Luft verursacht. Die entstehenden Keimlinge haben
seltsamerweise handförmig gelappte Keimblätter.
Blatt und Fruchtstand mit Tragblatt
(Eigenes Foto)
Sonstige Merkmale:
Linden sind winterkahle Bäume, die über
tausend Jahre alt werden können. Die Blätter sind herzförmig und unsymmetrisch.
Auf ihrer Unterseite findet man in den Verzweigungen der Blattnerven Haarbüschel
(„Bärte“), die gern von Milben bewohnt werden. Linden speichern ihre Reservestoffe
den Winter über in Form von Fetten, die u.a. eigenartige, für alle Malvengewächse
typische Fettsäuren enthalten. Sie werden im Frühjahr wieder in Kohlenhydrate umgewandelt.
Linden haben wie viele zweikeimblättrige Bäume ein eigenartiges Längenwachstum:
Die Endknospe stirbt ab und eine der darunterliegenden Knospen übernimmt das
Wachstum. Die Botaniker sprechen von einem sympodialen Wuchs. Da nur eine
Knospe unterhalb auswächst, liegt ein Monochasium vor. (Beim Flieder ist es ein gegabeltes Dichasium, weil zwei Knospen austreiben.)
Linden sind sehr langlebig, unter anderem deshalb, weil sie Innenwurzeln bilden
können. Das sind Wurzeln, die im Stamm entstehen und durch dessen alte, hohl gewordene Bereiche nach unten in den Boden wachsen.
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