Blauer Regen duftet vom Himmel

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PORTRÄT
campos-Serie
Gehölzporträt
Die Blütentrauben faszinieren
einzeln und in der Erscheinung
der ganzen Pflanze. Bild: Lugert
Der schnelle Kletterer braucht
ein stabiles Gerüst. Bild: Huber
Die Autorin
Iris
Lugert
ist Obstgärtnerin und GaLaBauTechnikerin. Sie bildete sich weiter zur Kulturlandschaftsführerin
und war zuletzt als Fachberaterin
für NaturErlebnisRäume des
Naturgarten e. V. tätig. Sie lebt
mit ihrem Sohn in Thüringen.
5/2011
Wisteria-Arten und -Sorten
Blauer Regen duftet vom Himmel
Der Blauregen trägt im Frühjahr zum Blütenfeuerwerk bei und macht seinem Namen an Fassaden
und Pergolen alle Ehre. Er ist enorm wüchsig und braucht deshalb ein stabiles Gerüst und genügend Abstand zu Hauswänden. Dann kann er im Nu hinaufklettern.
Herkunft & Name: Mit üppiger
Fülle hat mich im Garten die beginnende Blüte des Blauregens, auch
Glyzine genannt, überrascht. Jetzt
fehlt nur noch der ersehnte Frühlingsregen, dann kann sie sich in all
ihrer Pracht entfalten. Die Heimat
der Blauregen ist Nordamerika und
Ostasien (Japan, China). Dort gedeihen sie an Flussufern und feuchten Waldrändern.
Der Gattungsname Wisteria wurde zu Ehren des amerikanischen
Arztes Caspar Wistar gegeben. Der
Blauregen gehört zur Familie der
Fabaceae (Schmetterlingsblütengewächse) und hat etwa neun Arten:
Die wichtigsten für uns sind Wisteria sinensis. Dieser sehr wüchsige
Chinesische Blauregen ist linkswindend. W. floribunda, die Reichblühende und als Japanischer Blauregen
im Handel, ist rechtswindend. W.
frutescens, der Amerikanische Blauregen, ist der am schwächsten und
rechtswindend wachsende mit gefüllten Blüten im Sommer.
Merkmale: Der Blauregen ist eine
verholzende Schlingpflanze mit beachtenswerter Wuchsfreude. Die
Pflanzen erreichen eine Höhe von
bis zu 30 m. Sie besitzen außerdem
tentakelarmartige Jungtriebe, die
sich um alles schlingen, was sich ihnen anbietet. Auch Fallrohre oder
Dachrinnen werden angenommen
und können regelrecht zerquetscht
werden, wenn die Triebe älter werden und verholzen.
Manchmal verschwinden lichtfliehende Triebe in dunkle Ritzen
der Hausfassade oder hinter Verkleidungen und können eine durchaus
sprengende Wirkung haben, wenn
sie nicht rechtzeitig entdeckt und
gekappt werden.
Die überreiche Fülle und Größe
der hängenden Blütentrauben, ungefähr zeitgleich zur Fliederblüte,
üben einen großen Reiz auf viele
Gartenfreunde aus. Die Blüten erscheinen bei W. floribunda mit, bei
W. chinensis vor dem Laubaustrieb.
Die Blütentrauben werden 10 bis 30
cm, bei der Floribunda-Sorte ‘Macrobotrys’ bis unglaublich 90 cm
lang. Wenn das kein Hingucker ist!
Selbst die schwächere Nachblüte im
Sommer hat ihren Reiz. Die Schmetterlingsblüten sind zwittrig und erscheinen am mehrjährigen Holz.
Die Früchte bestehen aus einer langen und grünen Hülse mit mehreren
Samen darin. In der Pflanze stecken
giftige Alkaloide wie Wistarin und
Lektin, das wie Phasin bei Bohnengemüse durch Kochen zerstört
wird.
Die Blätter sind wechselständig
angeordnet und unpaarig gefiedert.
Ihre Länge kann bis 30 cm betragen
und mit bis zu 13 unpaarigen Fiederblättchen besetzt sein. Das Holz
ist hellbraun. Die Wurzel ist fleischig und stark, sie wurzelt flach,
nur auf Sandböden tiefer. Das Wurzelsystem ist weitstreichend, bildet
aber keine Ausläufer.
Verwendung: Der Blauregen ist ein
überaus attraktives Ziergehölz für
Gärten und Parks. An den Boden
stellt er keine hohen Ansprüche.
Trotzdem genießt er ausreichend
Bodenfeuchte in lockerer, humoser
Gartenerde. Sehr gern lässt er sich
den ganzen Tag besonnen. Wenn er
schattiger steht, fällt auch die Blüte
geringer aus.
Blauregen sollte nicht an Holzspalieren gezogen oder zu nah an
Fallrohren und Balkonen gepflanzt
werden. Man benutze für diesen
Schlingel, pardon Schlinger, ein
ausdauerndes Ranksystem mit
schwerem Bausatz. Sonst kriegt er
alles krumm. Mit genügend Abstand
von der Fassade (Fachleute empfehlen 120 bis 160 mm) und dem passendem Ranksystem ist die
raschwachsende Kletterpflanze zur
Begrünung von intakten Hauswänden und Mauern bestens geeignet.
Empfehlenswerte
Arten und Sorten
W. sinensis ‘Alba’ – lockere,
weiße Blüten
W. sinensis ‘Prolific’ – kräftig
blaue Blüte
W. floribunda ‘Macrobotrys’ –
große, bis zu 90 cm lange
blauviolette Blüten (es soll sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde geben)
W. floribunda ‘Eranthema’
(Royal Purple) – tolles Dunkelviolett, unüblich, bemerkenswert
W. floribunda ‘Rosea’ – Blüte
rosa, 55 cm lang, spät
W. floribunda ‘Carnea’ – pastell-fleischfarbene Blüten
W. floribunda ‘Woodlanders’ –
Blüte blau, nicht so ausuferndes Wachstum
W. frutescens ‘Amethyst Falls’
– gedrungende Blüten
manchmal schon beim Kauf
Als Spalier an Pergolen, als Durchgang oder -fahrt kann sie raumbildend eingesetzt werden. Bei www.
fassadengruen.de oder www.biotekt.
de gibt es jede Menge nützliche Information um zweckmäßige und
standfeste Rankhilfen!
Ein jährlicher fachmännischer
Schnitt im Frühherbst und Winter
ist unerlässlich und regt außerdem
die Blütenbildung an. Wer Freude
am Schneiden hat, kann den Blauregen sogar als Baum oder Strauch
regelmäßig in Form schneiden. Dabei muss aber beachtet werden, dass
aufgrund des biegeweichen Holzes
nie auch nur annähernd die gleiche
Standfestigkeit wie bei einem gewöhnlichen Baum oder Strauch erreicht werden kann. Deshalb ist auch
hier eine Rankhilfe unerlässlich.
Versuchen Sie nicht unbedingt, aus
den Samen Pflanzen zu ziehen. Die
blühen erst nach vielen Jahren und
dann nicht so üppig.
Bild: Fotolia.com/Jan Will
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