100 101 Beispiel: Mond 6. Gravitation rM = 1738 km Gravitationswechselwirkung: eine der vier fundamentalen Kräfte (die anderen sind elektromagnetische, schwache und starke Wechselwirkung) m2 r Ein Körper mit Masse m2 im Abstand r zu einem Körper mit Masse m1 übt auf diesen ein Kraft aus von: r m1 F1 m2 F2 ( F2 = − F1 ) mm F1 = −G 1 2 2 r r r gM = G mM m 1 = 1 . 6 2 s 2 ≈ 6 g rM Mond (mM) Die Gravitationsbeschleunigung ist auf der Mondoberfläche etwa sechsmal kleiner als auf der Erdoberfläche. G: Gravitationskonstante G = 6.67 10-11 Nm2/kg2 Auf Masse m2 wirkt die gleiche Kraft in umgekehrter Richtung. Bem.: hierbei wurde verwendet, dass das Gravitationsfeld außerhalb einer homogenen Kugel identisch ist zum Feld der im Kugelzentrum vereinigten Kugelmasse Eigenschaften der Gravitation: Beispiel: Erde rE = 6378 km m2 r Erde (mE) mM = 7.35 1022 kg mE = 5.98 1024 kg • auschließlich attraktiv (es gibt keine „negativen“ Massen) • kann daher nicht abgeschirmt werden m m m F = G E 2 2 = G E2 m2 rE rE • ist die schwächste der 4 Fundamentalwechselwirkungen m = 9.805 2 m2 = g m2 s • ist die stärkste über kosmische Distanzen wirkende WW Erdbeschleunigung g = 9.81 m/s2 gilt nur auf der Erdoberfläche! (nimmt quadratisch ab mit dem Abstand zum Erdmittelpunkt) (die Gravitations-WW zwischen Elektronen und Protonen ist 1040 mal schwächer als die Coulomb-WW !) ( wegen der 1/r2 – Abhängigkeit und der fehlenden Abschirmung) 102 103 Damit: 6.1. Gravitationspotential V(r) V(r) Wir betrachten das Gravitationsfeld einer Punktmasse m am Ursprung (die auf einen Probemasse mp am Ort r ausgeübte Kraft). Die potentielle Energie im Gravitationsfeld ist Gm V (r ) = −m p r r E pot = W = − ∫ F (r ')dr ' Potential des Gravitationsfelds einer Punktmasse r0 Potential: potentielle Energie, hier mit r0 → ∞ (das Potential im Unendlichen wird auf Null gesetzt) Es gilt wie immer: F = −∇V ( r ) r V (r ) = − ∫ F (r ')dr ' Bem.: ähnlich wie das elektrostatische Potential auf die Ladung wird manchmal das Gravitationspotential auf die Masse des Probekörpers normiert. ∞ Bei radialem Integrationspfad ( r m m V (r ) = − ∫ −G p 2 r' ∞ F dr ' ): r mp m r' dr ' = ∫ G 2 r' r' ∞ r' dr ' r' Das Potential hängt also nur vom Betrag des Abstands ab: r V (r ) = ∫ G ∞ mpm r' 2 dr ' = − m p Gm r 1 Gm Vg (r ) = V (r ) = − mp r Dann ist die Gravitationsbeschleunigung: g = −∇Vg (r ) rr 104 6.2 Planetenbewegungen Bewegung der Planeten im Gravitationsfeld der Sonne (Beschreibung gilt allgemein für die Bewegung von Körpern in einem Zentralkraftfeld) 105 0 < e <1 ⇒ r p p ≤r≤ 1+ e 1− e b a Ellipse a= Es gelten die Kepler‘schen Gesetze (1619): Die Planeten bewegen sich auf Ellipsen-Bahnen. Die Sonne befindet sich in einem der Brennpunke der Ellipse 2. Die Verbindungslinie Sonne-Planet überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen 3. Die Quadrate der Umlaufzeiten verhalten sich wie die Kuben der großen Halbachsen der Ellipsen p p ; b = 1 − e2 1 − e2 1. Zu 1: Man kann zeigen, dass die Bahnen von Körpern in einem 1/r-Potential immer Kegelschnitte sind, die sich in Polarkoordinaten beschreiben lassen durch p r= 1 + e cos ϕ e =1 ⇒ e >1 ⇒ r r≥ p/2 Parabel r ≥ p / (1 + e) Hyperbel r a= ϕ p und e sind Parameter, die die Form der Kurve bestimmen Fälle: e=0 ⇒ r=p r (Kreisbahn) b/2 a/2 p p ;b= e −1 e2 − 1 2 ⇒ alle geschlossene Bahnen sind Kreise oder Ellipsen Zu 2: Es gilt Drehimpulserhaltung l = r × p = konst. 106 in beiden Fällen (falls v α r Planet Sonne Fläche dA 107 Die in der Zeit dt überstrichene Fläche ist 1 r v dt sin α 2 1 1 r × mv = r × v dt = dt 2 2 m 1 ldt 2m ): mS mP r2 m ω 2 = G 3S r mP rω 2 = G dA = = mS >> mP Die Umlauffrequenz ist unabhängig von mP ! Mit ω= 2π τ 2π = G mS r3 τ 2 wird dies zu: Also: τ2 = Da der Drehimpuls (und die Masse) konstant sind, ist auch dA/dt konstant! 4π 2 3 r GmS Betrachten Planet auf Kreisbahn (einfachster Fall) Zu 3: Zahlenwerte: Bahnradien und Umlaufzeiten v = rω r Fg mS mp Sonnenmasse: mS = 1.99 1030 kg Es gilt: Zentripetalkraft = Gravitationskraft (ruhender Beobachter) Zentrifugalkraft = -Gravitationskraft (mitbewegter Beobachter) Erde r = 149.6 109 m τ = 365d Merkur r = 57.9 109 m τ = 88 d Jupiter r = 778 109 m τ = 11.6a Pluto r = 5910 109 m τ = 249a 108 6.3 Schwerpunktsystem 109 Vereinfachung des Problems: Bisherige Behandlung gilt nur näherungsweise (für die Bewegung einer Masse um eine sehr viel größere Masse); tatsächlich kreisen zwei sich gegenseitig anziehende Körper um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Dann ist: m1 r1s r 2s r = r2 s − r1s Definiere Koordinate (Abstand der Körper) m m r 2s = − 1 r1s = 1 (r − r 2s ) m2 m2 Schwerpunkt: m2 rS m1r1 + m2 r2 rS = m1 + m2 r 2s = ⇒ m1 r m1 + m2 Damit wird das Kräftegleichgewicht: Relativkoordinaten im Schwerpunktsystem: r 2s = r2 − rS r1s = r1 − rS Hierfür gilt: m1r s + m2 r 2s = 0 (der Schwerpunkt im Schwerpunktsystem liegt im Ursprung) Damit lauten die Kräftegleichgewichte: mm m1 r1 S ω 2 = G 1 2 r1S + r2S 2 mm m2 r2S ω 2 = G 1 2 r1S + r2S 2 m1m2 2 mm r ω = G 1 2 2 m1 + m2 r Hat die Form eines Ein-Körper-Problems ma = F wenn man die „effektive“ Masse einführt: µ= m1m2 m1 + m2 Hiermit erhält man: mm r µ r ω 2 = G 1 2 2 Damit ist das Zwei-Körper-Problem (zwei Massen kreisen umeinander) auf ein Ein-Körper-Problem (eine Masse kreist in einem Zentralkraftfeld) zurückgeführt worden! 110 Die Kreisfrequenz der Bewegung der beiden Körper umeinander ist also ω2 = 111 ω2 = G Kreisfrequenz: mm m +m G 1 3 2 = G 1 3 2 µ r r 1 ω = 2.67 *10−6 1/s , τ = 27 d ⇒ Die zuvor angegebene Formel für die Kreisfrequenz gilt nur für sehr ungleiche Massen; bei ähnlichen Massen ist sie größer! Auf der Erde wirken die Gravitationskraft des Monds sowie Trägheitskräfte. Annahme: das Gravitationsfeld des Monds sei homogen, d.h. es gelte überall m g M = G M3 r r 6.4 Gezeiten Körper in einem inhomogenen Gravitationsfeld erfahren Gezeitenkräfte. Wir betrachten das System Erde-Mond (Usprung im Erdmittelpkt.) Erdradius: Erde rO r Mond r = 384000 km mE = 5.98*10 Schwerpunkt: ⇒ r0 = 6378 km Die Beschleunigung auf der Erdoberfläche ist dann (im rotierenden System: rO m ages = − g + G M2 rO r r − ω × (ω × ( rO − rS ) ) r Abstand Erde-Mond: rS Massen: mE + mM 3 r 24 kg mM = 7.35*10 mM mE 0 + mM r rS = = r mE + mM mE + mM rS = 4662 km Gravitation Erde Gravitation Mond Zentrifugalbeschleunigung Wegen der Wahl des Koordinatensystems gilt:: 22 kg ω ⊥ rS ⇒ ω × (ω × rS ) = −ω 2 rS Für Orte auf der Erdoberfläche in einer Ebene senkrecht zur Drehachse gilt ebenfalls: ω ⊥ rO ⇒ ω × (ω × rO ) = −ω 2 rO 112 Aber: das Gravitationsfeld des Monds ist nicht homogen! Die Abweichung vom mittleren Feld führt zu einer Otsabhängigkeit der Beschleunigung auf der Oberfläche. Damit wird die Beschleunigung: rO m ages = − g + G M2 rO r Mit ω 2 rS = G 113 r 2 2 + ω rO − ω rS r Abweichung: mE + mM mM mM 3 m +m r =G 3 r r r E M Hängt von der Richtung von rO ages = − g + ω 2 rO rO wird dies: m m ∆g M = G M 3 ( r − rO ) − G M3 r r − rO r Erde rO ab! rO r − rO r Zwei einfache Fälle: Im Falle eines homogenen Gravitationsfelds des Monds rS wäre die Beschleunigung auf der Erdoberfläche in der Ebene senkrecht zur Drehachse überall gleich groß und radial ausgerichtet! Anders ausgedrückt: die ortsabhängige Zentrifugalbeschl. und das homogene Gravitationsfeld addieren sich (in dieser Ebene) zu einem rotationssymmetrischen Feld. 1. ⇒ + rO r gM rO 3 r ⇒ r − rO = r ± rO ( „+“ für mondabgewandte Seite) ⇒ aZf r 3 ≈ −GmM r Zeigt zum Erdmittelpunkt! rS aZf + g M r − rO ≈ r ⇒ r − rO ∆g M = GmM 3 − r − rO 2. rS rO ⊥ r r r − rO = r ± rO r 114 Damit: r ± rO ∆g M = GmM ( r ± r )3 O r = GmM r Führt auf der Erde zu Wasserbergen und –tälern: r r − r r 3 Erde Mond 1 1 − 2 2 ( r ± rO ) r ≈ 1 r r 2 1 ± O r 2 ≈ 1 r r 2 1 ± 2 O r ≈ r 1 1∓ 2 O 2 r r r ≈ GmM r rO 1 1 2 ∓2 3 − 2 r r r rO r = ∓2GmM 3 r r ( „-“ für mondabgewandte Seite) Resultat: ∆g M rS rO 2GmM 3 r rO −GmM 3 r Zwei Wasserberge! Die Erde rotiert schneller als das System Erde-Mond ⇒ die Wasserberge wandern, Ebbe und Flut wechseln im Abstand von 6 h rO ∆g M ≈ 2GmM 3 r also 115 Gesamtunterschied: 3GmM rO ≈ 1.7 *10−7 g 3 r