Physik 11-Profilkurs Thema: Gravitationsfeld Altertum Ptolemäus (um 150 u.Z.) Kopernikus (1473-1543) geozentrisches Weltbild - Erde im Mittelpunkt - Himmelkörper, einschließlich der Sonne umkreisen die Erde heliozentrisches Weltbild - Sonne im Mittelpunkt - Planeten bewegen sich um die Sonne auf Kreisbahnen Kepler (1571-1630) (baute das astronomische Fernrohr) entwickelte das Kopernikanische Weltbild weiter 1. Gesetz: Die Bahnen der Planeten sind Ellipsen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. 2. Gesetz: Der Quotient aus dem Leitstrahl und der überstrichenen Fläche ist konstant. (Drehimpulserhaltungssatz gilt hier: In Sonnennähe ist die Geschwindigkeit größer als in Sonnenferne.) 3. Gesetz: Die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten verhalten sich wie die 3.Potenzen der großen Halbachsen ihrer Bahnen. Galilei (1564-1642) - entwickelte das holländische Fernrohr weiter - entdeckte die Jupitermonde, - vertrat das Weltbild des Kopernikus, sollte auf den Scheiterhaufen „und sie bewegt sich doch“ Das Gravitationsgesetz Wovon hängt der Betrag der Kräfte ab? Vermutung: M, m, r Gesucht ist eine Gleichung F = f (M, m, r) Herleitung des Gleichung: F1 = m · ω2 · r F1 = m F1 = m 4π 2 ⋅ r 3 T2 4π 2 r r3 F1 = C1 ⋅ m 2 r1 T = 12 (3. Kepler’sches Gesetz) 3 r T 3 r = const. = C T2 r3 T2 = C ⋅C 4π 2 r F2 = C 2 ⋅ M r3 4π 2 r r3 4π 2 4π 2 = C ⋅ M 2 r2 r2 C1m = C 2 M C1 ⋅ m C1 ~ M C1 = C'⋅M F1 = C'⋅M ⋅ m F= γ⋅ 4π 2 r2 M⋅m r2 C'4π 2 = γ Gravitationsgesetz (Newton 1686) F ... Gravitationskraft γ ... Gravitationskonstante (γ = 6,67 · 10-11 Nm2kg-2) M, m ... Masse der beiden Körper r ... Abstand der Schwerpunkte der Körper Anwendungen zum Gravitationsgesetz 1. Bestimmung der Masse der Erde Gravitationskraft eines Körpers auf der Erdoberfläche: F=γ m1m e me = Fre m1 γ me = m1gre m1 γ me = gre γ re 2 2 2 2 m e = 5,97 ⋅ 10 24 kg 2. Berechnung der 1. kosmischen Geschwindigkeit (Kreisbahngeschwindigkeit) Fr = Fgrav m ⋅ me mv 2 =γ 2 re re γ ⋅ me re v= v = 7,9 km s 3. Bestimmung der Masse der Sonne Erde umkreist die Sonne Fr = Fgrav meω 2 r = γ me ms r2 ω r ms = γ 2 3 ms = 4π 2 r 3 T2 γ m s = 1,99 ⋅ 10 30 kg Übung Berechne die Bahngeschwindigkeit eines Satelliten, der die Erde in 1000 km Höhe umkreist! Gib die Umlaufzeit an! Fr = Fgrav m ⋅ me mv 2 =γ r r2 γm e v= r v = 7,4 kms-1 T = 105 min Bestimmung der Gravitationskonstanten nach Cavendish 1798 dynamische Methode Ablauf: 1. Kugeln in Extremlage bringen 2. Kugeln in andere Extremlage bringen 3. Beschleunigung des Lichtzeigers bestimmen durch Weg- und Zeitmessung d = 0,05m r = 0,0456m e = 8,05m M = 1,5kg t = 105s x = 0,1m Torsionspendel in Extremlage 2Fgrav = 2γ mM r2 mM Wegdrehen der großen Kugeln in andere Extremlage (gleichmäßige Beschleunigung) 4Fgrav = 4γ Weg des Lichtzeigers s d = x e 2 Herleitung: F = 2ma = 4 γ γ= r s= Gravitationskraft + rücktreibende Kraft des Torsionsdrahtes 2 d⋅x 2⋅e ähnliche Dreiecke mM r2 ar 2 2M a= 2s t2 2sr 2 d⋅x s= 2 2⋅e t 2M 2 d⋅x⋅r γ= 2⋅ t2 ⋅e⋅ M γ= Ergebnis des Experimentes mit der Gravitationsdrehwaage von Leybold: γ = 4,06 ⋅ 10 −11 m3 kgs 2 statische Methode Ablauf: 1. Ermittlung der Schwingungsdauer 2. erste Extremlage markieren 3. zweite Extremlage markieren und x messen 4. Berechnung d = 0,05m r = 0,0456m e = 8,05m M = 1,5kg T = 592s x = 0,13m M grav = M tor T = 2π J D 2 ⋅ Fgrav ⋅ d = D ⋅ ϕ mM 4π 2 2md 2 ⋅ d = ϕ r2 T2 M 4π 2 d 2 x tan(2ϕ) = γ 2 ⋅d = ϕ 2 e r T 2 2 M 4π d x γ 2 ⋅d = ⋅ 2e r T2 2 2 2π dxr γ= T 2 eM D= 4π 2 J T2 D= J = 2md 2 4π 2 2md 2 T2 2γ für kleine Winkel : 2ϕ = x e ϕ= x 2e Ergebnis des Experimentes mit der Gravitationsdrehwaage von Leybold: γ = 6,6 ⋅ 10 −11 m3 kgs 2 Weitere Methode zur Bestimmung der Gravitationskonstanten jedoch mit höherem technischen und rechnerischem Aufwand: Richardz und Krigar-Menzel 1896 in den Spandauer Kasematten in Berlin, Bleiklotz mit 2 m3 Volumen Verschiebungsarbeit im Gravitationsfeld und Gravitationsfeldstärke Verschiebungsarbeit im Gravitationsfeld Begriff des Gravitationsfeldes: Der Raum, in dem an jedem Punkt auf einen dorthin gebrachten Körper allein aufgrund seiner Masse eine Kraft, die Gravitationskraft, ausgeübt wird, bezeichnet man als Gravitationsfeld. Ein Körper der Masse m soll im Gravitationsfeld des Zentralkörpers der Masse M vom Abstand r1 auf den Abstand r2 verschoben werden. Weil die Kraft nicht konstant ist, sondern mit wachsendem Abstand kleiner wird, kann die Gleichung für die Hubarbeit W = FG ⋅ ∆h nicht benutzt werden. ∫ r2 W = F(r )dr r1 ∫ r2 W= γ r1 mM dr r2 mM r2 | r r1 mM mM W = −γ − (− γ ) r2 r1 1 1 W = γmM ( − ) r1 r2 W = −γ Die Verschiebungsarbeit ist unabhängig vom Weg. Sie ist nur vom Anfangs- und Endpunkt abhängig. Herleitung der 2. kosmischen Geschwindigkeit m 2 1 1 v = γmm E ( − ) 2 rE r2 m 2 1 v = γmm E 2 rE v= 2 ⋅ γ ⋅ mE rE v = 11,2 km s r2 → ∞ Die Gravitationsfeldstärke G * An einem bestimmten Ort ist die Kraft auf den Körper der Masse m proportional zu m. F~m F = c⋅m F c= m Der Proportionalitätsfaktor c wird Gravitationsfeldstärke genannt und erhält das Formelzeichen G*. G* = F m Die Gravitationsfeldstärke entspricht der Fallbeschleunigung am jeweiligen Ort. Die potentielle Energie im Gravitationsfeld der Erde m M 8 Erde r 1 r2 Verschiebt man den Körper von r1 nach r2, so steigt seine potentielle Energie um ∆Epot. 1 1 − ) = ∆E pot r1 r2 1 1 W = − γ ⋅ m ⋅ M ⋅ ( − ) = ∆E pot r2 r1 m⋅M E pot = − γ ⋅ r W = γ⋅m⋅M ⋅( Verschiebungsarbeit = Änderung der potentiellen Energie. Wo legt man das Nullniveau hin? E pot = 0 liegt im Unendlichen. Befindet sich ein Körper im Gravitationsfeld eines Zentralkörpers, hat er negative potentielle Energie. Begründung für diese Festlegung: Erteilt man einem Körper (Rakete) kinetische Energie, so wird der Körper immer langsamer, gewinnt dafür an Höhe. Befindet sich der Körper im Unendlichen und ist die gesamte kinetische Energie aufgebraucht, hat er die Gesamtenergie Null. Das ist sinnvoll, denn der Körper wird nicht mehr angezogen und bewegt sich nicht mehr. Hat der Körper im Unendlichen noch kinetische Energie, ist seine Gesamtenergie größer als Null. E pot ~ − E ges = E kin + E pot E ges = m ⋅ v2 m⋅M −γ⋅ 2 r 1 r Die kosmischen Geschwindigkeiten 1. kosmische Geschwindigkeit (Kreisbahngeschwindigkeit) v I = 7,9 km s Der Raumflugkörper bewegt sich auf einer Kreisbahn unmittelbar über der Erde. Liegt die Geschwindigkeit zwischen 1. und 2. kosmischer Geschwindigkeit, ist die Bahn elliptisch. 2. kosmische Geschwindigkeit (Parabelgeschwindigkeit) v II = 11,2 km s Der Raumflugkörper verlässt das Gravitationsfeld der Erde von der Erdoberfläche startend auf einer Parabelbahn. 3. kosmische Geschwindigkeit (Hyperbelgeschwindigkeit) v III = 16,7 km s Der Raumflugkörper verlässt unser Sonnensystem von der Erde startend auf einer Hyperbelbahn.