Historische Wanderwege der Stadt Püttlingen auf keltischer-, römischer- und Bergbau-Spurensuche in Püttlingen Ein Gemeinschaftsprojekt mit der Stadt Püttlingen und den ARGE´n Saarbrücken und Saarlouis, gefördert durch die Europäische Union, ausgeführt von der ESH Püttlingen Überblick über die Geschichte der Stadt Püttlingen Die Stadt Püttlingen kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken, die bis in die Zeit der Kelten und Römer zurückgeht. Im gesamten Stadtbild findet man Spuren dieser Völker, so z.B. im Herchenbacher Wald, wo ein keltisches Fürstengrab mit einer Wagenbestattung und vielen Grabbeigaben freigelegt wurde, die alle in die Zeit zwischen 500 - 450 v. Chr. datiert werden konnten, also in die Übergangsphase von der Hallstattzeit zur Latènezeit. Gleichzeitig legte man bei diesen Sondierungen Teile einer Römerstraße frei, die Dr. Friedrich Schröter in seinem Buch “Römische Niederlassungen und Römerstraßen in den Saargegenden” 1846 erwähnte. Weitere Relikte aus der Römerzeit fand man auf der Ritterstraße, wo eine aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammende Pferdewechselstation ausgegraben wurde. Die Entstehung der Köllertaler Martinskirche geht in das 7./8. Jahrhundert zurück. Der ursprüngliche römische Vorgängerbau, ein kleines Oratorium und ein germanischfränkischer Erweiterungsbau kennzeichnen den Übergang von der Römerherrschaft zur germanischen Landnahme. Zwei ehemalige Wasserburgen legen Zeugnis ab über die mittelalterlichen Feudalherrschaften und die Entwicklung der beiden Stadtteile Püttlingen und Köllerbach bis hin in die Neuzeit. Die Grafen von Saarbrücken übertrugen im Jahre 1223 (erste urkundliche Erwähnung der Martinskirche) Teile ihrer Rechte an der Martinskirche, dem kirchlichen Mittelpunkt des Köllertals, den Mönchen von Wadgassen. Sie sind auch für den Bau der Wasserburg Bucherbach im heutigen Stadtteil Köllerbach verantwortlich. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1326. Die Wasserburg in Püttlingen wurde von Johann von Forbach in den Jahren 1341 bis 1354 erbaut. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, gegen Ende des Jahres 1635, wurde das Köllertal völlig verwüstet. Die Bevölkerung war dadurch so geschrumpft, dass es eineinhalb Jahrhunderte dauerte, bis die Bevölkerungszahl wieder den Stand vor der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erreicht hatte. Die zerstörte Burg Bucherbach wurde nicht mehr aufgebaut, sondern als landwirtschaftlicher Hof genutzt und 1740 zum Abbruch freigegeben. Nur einige Steinquader im Stadtpark von Püttlingen deuten heute noch die Ausmaße der ebenfalls 1635 zerstörten Burg in Püttlingen an. Die Burg und die Herrschaft Püttlingen gelangten im Erbgang 1721 an die Fürsten von Wied-Runkel, die sie schließlich 1778 an die Fürsten von Nassau-Saarbrücken verkauften. Der langsame Wiederaufbau im 18. Jahrhundert führte zu einer Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Im zweiten Pariser Frieden von 1815 wurde unsere Region der neu gebildeten preußischen Rheinprovinz zugeschlagen. Die Gemeinde Püttlingen wurde von der Bürgermeisterei Völklingen verwaltet, während die kleinen Gemeinden des mittleren Köllertals zur Bürgermeisterei Sellerbach zusammengefasst wurden. 2 Der Bergbau sorgte für eine neue Belebung im 19. und frühen 20. Jahrhundert, was in dem überwiegend landwirtschaftlich geprägten Köllertal die Industrialisierung einleitete. Das Abteufen der Steinkohlegruben Viktoria I und II in Püttlingen (1866 und 1881), die des Aspenschachtes (1891) und der Grube Viktoria III (1902) im Köllerbacher Ortsteil Engelfangen, mögen als Beispiele hierfür genügen. Der durch den Bergbau ausgelöste, starke Zustrom von Arbeitskräften ließ die Bevölkerung rasch anwachsen, was die Ausdehnung der Ortschaften zur Folge hatte. Das führte dazu, dass Püttlingen 1868 aus der Bürgermeisterei Völklingen ausschied und so eine eigenständige Gemeinde wurde. Am 22. Mai 1968, rund einhundert Jahre später, wurde der Gemeinde Püttlingen die Stadtrechte verliehen. 1932 entstand die Gemeinde Köllerbach durch den Zusammenschluss der sechs Köllertalgemeinden Engelfangen, Etzenhofen, Herchenbach, Kölln, Rittenhofen und Sellerbach zu einer Großgemeinde im Gemeindeverband Sellerbach. 1936 wurde aus diesem Gemeindeverband das Amt Riegelsberg gebildet. 1948 schied Köllerbach aus dem Amtsverband Riegelsberg aus und wurde eigenständige Gemeinde. Im Zuge der Gebietsreform im Saarland wurde aus den bis zu diesem Zeitpunkt selbstständigen Kommunen „Stadt Püttlingen“ und „Gemeinde Köllerbach“ zum 1.1.1974 die neue Stadt Püttlingen, die Stadt im Köllertal, gebildet. Bedingt durch den schleichenden Niedergang der Montanindustrie wurde die letzte Kohlengrube 1963 geschlossen. Die Stadt versteht sich heute als ein funktionsfähiges Nahversorgungszentrum mit Einzugsgebieten über die Stadtgrenzen hinaus. Sie hat sich in den letzten Jahren in raschem Wandel von einer ehemals vom Bergbau geprägten Stadt zu einer modernen Wohnstadt mit einer guten Infrastruktur im Bereich Handel, Handwerk, Dienstleistungen und Gewerbe entwickelt. Routen des Wanderweges Die Route, die neben Püttlingen auch durch die benachbarten Gemeinden Schwalbach und Völklingen führt, erfasst somit auch deren Geschichte. Die Hauptstationen sind mit Schildern, die Informationen und historische Erklärungen enthalten, ausgestattet. Der Weg und auch die Einzelwege können auch als Rundweg in rechter und auch linker Richtung gewandert werden. Historischer Wanderweg um Püttlingen (Länge ca. 19,5 km) Start / Ziel : Pavillon Breitwies > Römerstraße > Püttlinger Jungenwald > Mathildeschacht > Wildpark > Forsthaus Völklingen > Wolfskaul (Fliehburg) > Rodelbahn > Kiesgrube > Josefaschacht > Schlammweiher > Pavillon Ritterstraße > Katzenmeierstraße > Ritterstraße > Saarbrückerstraße > Schachtstraße > Bergehalde >Sommerberg > Sommerbergstraße > Stollenweg (Bergbaumuseum) > Grubenstraße > Engelfangerstraße > Burg Bucherbach > Sprengerstraße > Rittenhoferstraße > Schwarzenholzerweg > Keltengrab > Elmer Wald > Waldparkplatz Lauftrefffreunde > Holzhauerhaus > Pavillon Breitwies In der Wanderkarte sind Rundweg und Verbindungstrecken blau eingetragen. 3 Kulturhistorische Wanderrouten in Püttlingen Historischer Wanderweg: Stadt Püttlingen Länge ca. 19,5 km Start / Ziel : Pavillon Breitwies > Römerstraße > Püttlinger Jungenwald > Mathildeschacht Wildpark > Forsthaus Völklingen > Wolfskaul (Fliehburg) > Rodelbahn > Kiesgrube Josefaschacht > Schlammweiher > Pavillon Ritterstraße > Katzenmeierstraße > Ritterstraße Saarbrückerstraße > Schachtstraße > Bergehalde > Sommerberg > Sommerbergstraße Stollenweg (Bergbaumuseum) > Grubenstraße > Engelfangerstraße > Burg Bucherbach Sprengerstraße > Rittenhoferstraße > Schwarzenholzerweg > Keltengrab > Elmer Wald Waldparkplatz Lauftrefffreunde > Holzhauerhaus > Pavillon Breitwies In der Wanderkarte sind der Rundweg und die Verbindungstrecken blau eingetragen. > > > > > > Teilstrecken 1. Keltenweg Püttlingen – Schwalbach Länge des Rundweges ca. 11,5 km Start / Ziel : Pavillon Breitwies Pavillon Breitwies > Holzhauerhaus > Waldparkplatz Lauftrefffreunde > (Sauwasen) Keltische Hügelgräber > Elmer Wald > Kriegsgräberstätte > Pavillon Elm-Sprengen > Klinknerhütte > Schacht Elm > Modellflugplatz > Römerstraße > Pavillon Breitwies 2. Römerweg Püttlingen – Völklingen Länge des Rundweges ca. 13 km Start / Ziel : Pavillon Ritterstraße Pavillon Ritterstraße > Römerbrünnchen > Fischweiher > Marienkapelle > Wackenmühle > Bahndamm > Wasserwerk Völklingen > Simschelweiher > Wolfskaul (Fliehburg) > Rodelbahn > Kiesgrube > Josefaschacht > Schlammweiher > Pavillon Ritterstraße 3. Bergbauweg: Püttlingen und Umgebung Länge des Streckenweges ca. 6 km 1.Weg: Pavillon Ritterstraße > Ritterstraße > Saarbrücker Straße > Schachtstraße > Bergehalde > Sommerberg > Sommerbergstraße > Stollenweg (Stollenmundloch) > Grubenstraße > Engelfangerstraße (Uhrenmuseum) > Burg Bucherbach 2.Weg: Pavillon Breitfeld > Elmer Schacht 3.Weg: Pavillon Breitfeld > Mathildeschacht In den Wanderkarten der Pavillons sind die Wegstrecken gelegentlich auch gegenläufig beschrieben. 4 Keltenweg : Püttlingen – Schwalbach Start / Ziel : Pavillon Breitwies (Rundwanderweg) Pavillon Breitwies > Holzhauerhaus > Waldparkplatz Lauftrefffreunde> (Sauwasen) Keltische Hügelgräber > Elmer Wald > Kriegsgräberstätte > Pavillon Elm-Sprengen > Klinknerhütte > Schacht Elm > Modellflugplatz > Römerstraße > Pavillon Breitwies 5 Römerweg : Püttlingen – Völklingen Start / Ziel : Pavillon Ritterstraße (Rundwanderweg) Pavillon Ritterstraße > Römerbrünnchen > Fischweiher > Marienkapelle > Wackenmühle > Bahndamm > Wasserwerk Völklingen > Simschelweiher > Wolfskaul (Fliehburg) > Rodelbahn > Kiesgrube > Josefaschacht > Schlammweiher > Pavillon Ritterstraße 6 Bergbauweg : Püttlingen und Umgebung (Streckenwege) 1. Weg: Start: Pavillon Ritterstraße > Ritterstraße > Saarbrücker Straße > Schachtstraße > Bergehalde > Sommerberg > Sommerbergstraße > Stollenweg (Stollenmundloch) Bergbaumuseum > Grubenstraße > Engelfangerstraße (Uhrenmuseum) > Burg Bucherbach 2. Weg: Pavillon Breitfeld >Elmer Schacht > 3. Weg: Pavillon Breitfeld > Mathildeschacht 7 Keltische Hügelgräber Sauwasen Im Herchenbacher Wald wurde ein keltisches Wagengrab ausgegraben und rekonstruiert. Es stammt aus der Hallstattzeit zwischen 800 - 400 vor Christus. Durch Reste von Wagenrädern und einem Goldring konnte man auf einen höheren sozialen Status des Toten schließen. Das Wagengrab wurde vollständig rekonstruiert und gewährt heute einen Blick auf die keltischen Bestattungsriten. Keltische Epoche Hügelgräber Herchenbach (Sauwasen) An der Grenze zwischen Püttlingen und Schwalbach (Elm-Sprengen) ist von 1988 bis 1991 eine Gruppe von vier Hügelgräbern ausgegraben worden. Hügel Nr. 1 Hier wurden elf Bestattungen freigelegt. Als Grabbeigaben fanden sich Hals-, Arm- und Fußringe aus Bronze. Die Kelten verwendeten Holzsärge, die ebenso wie menschliche Knochen von der aggressiven Kieselsäure regelrecht zerfressen wurden, so dass davon nichts mehr zu finden ist. Hügel Nr. 2 Einzelgrab ohne Beigaben. Hügel Nr. 3 Ein Fürstengrab mit Wagenbestattung. Dieses Grab wurde in der antiken Zeit geplündert. An Beigaben wurde nichts mehr gefunden bis auf einen kleinen Ohrring aus Gold. Hügel Nr. 4 Hier wurde um 1900 bereits gegraben und dann 2006 noch einmal systematisch gesucht. Es wurde ein Einzelgrab mit Steinpackungen entdeckt. Römische Villa Römische Villa 8 Hügelgrabgruppe in Herchenbach Rekonstruktion eines Wagengrabes Hügel 3 Römische Villa Im Herbst 1986 legte eine Gruppe von Erwerbslosen (im Rahmen einer AB-Maßnahme unter der Leitung des Archäologen Mohamed El Kawash) auf der Ritterstraße am Ufer des Schlammweihers der Grube Luisenthal Mauerreste einer römischen Villa frei. Auf der Südseite erkennt man den Teil eines großen Raumes. Dieser war sehr wahrscheinlich Teil einer Villa Rustica, die durch das Anlegen des Schlammweihers zum größten Teil zerstört wurde. Die gesamte Grabungsfläche liegt in einer feuchten Mulde. Vor allem im südlichen Teil ist der Hang stark wasserführend, wodurch die Grabungsfunde stark in Mitleidenschaft gezogen waren. Die Mauern des oben beschriebenen Raumes sind vom Wasser unterspült, sogar der Mörtel aus den noch erhaltenen Steinlagen ist ausgeschwemmt. Auch unter dem Scherbenmaterial befanden sich viele von Wasser und Sand rund gewaschene Stücke. Gefäßtypen, Fibeln und Münzen ergaben eine Datierung der Anlage von Anfang des 2. bis Anfang des 3. Jh. n. Chr. Besonders zu erwähnen ist eine gestempelte Terra-SiqillataScherbe in Privatbesitz, die aus der Blickweiler Fabrikation stammt. Pferdewechselstation (Villa Rustica) 1987 - 1992 brachte eine Arbeitsgruppe der Erwerbslosen Selbsthilfe Püttlingen mit Spaten, Schaufel, Pinsel und Pinzette am Rösselbrunnen in der Flur „Beim Alten Schloss“ die Grundmauern einer kompletten Pferdewechselstation mit einem römischen Gutshof ans Tageslicht: 37 m lang, 18 m breit, mit 37 cm mächtigen Fundamentmauern aus exakt wie Backsteine behauenen Sandsteinen, aus einheimischen Steinbrüchen. Gefunden wurde auch eine große Toreinfahrt, mächtige Quadersteine, Keller, Zimmer mit 5 Fenstern, 3 bis 4 m hohe Räume und ein großer Innenhof. Die Wohnvilla des Prachthauses war wahrscheinlich zweigeschossig, wie sie an vielen großen Kreuzungen und Plätzen vorhanden waren in jener Zeit des 3. und 4. Jahrhunderts. 13 römische Münzen in Kupfer und Bronze aus der gleichen Zeit, mehrere Sorten des Pferdegeschirrs sowie Anspannriemen und Eisenketten brachten die Archäologen auf den Zweck der Prachtvilla als „Pferdewechselstation“. F. Schröter hat uns in seinen Artikeln bereits 1846 - 1852 über die Römersiedlung beim Rösselbrunn und beim alten Schloss berichtet. Zu Schröter´s Zeit war die gesamte Anlage noch vorhanden und sicher besser erhalten als heute. Ein Modell der Villa Rustica ist neben dem Römerpavillon auf der Ritterstraße aufgestellt 9 Römische Epoche Steinkistengrab (1954 entdeckt) Bei Ausschachtungsarbeiten wurde 1954 ein Brandgrab in der Ismertstraße in Püttlingen entdeckt. Der Steinsarg war ausgestattet mit einer Glasurne, einer Bronzelampe und einer Bronzevase, ein ungewöhnliches Inventar für unsere Region. Römische Villa (1986/1987 entdeckt) Reste einer kleinen ländlichen Villa (Villa Rustica) wurden am Schlammweiher Ritterstraße entdeckt. In unmittelbarer Nähe wurde eine zweite Villa mit Pferdewechselstation entdeckt. Anhand der Funde lassen sich beide in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. datieren. Römerstraßen Der Historiker Friedrich Schröter hat seit 1850 die Römerstraßen im Saarland untersucht und verzeichnet, die im Köllertal über die beiden Höhenzüge links und rechts des Köllerbachs verlaufen. Teile der von Völklingen nach Lebach führenden Straße wurden bei Herchenbach freigelegt und wissenschaftlich untersucht. Steinkistengrab in Püttlingen Römische Villa auf der Ritterstraße Moderne Römerstraße Reste der ausgegrabenen Römerstraße Bautechnik 10 Nachbau einer Römerstraße beim Pavillon Breitwies Moderne Zeit 16./17. Jahrhundert Der Dreißigjährige Krieg brachte gegen Ende des Jahres 1635 die völlige Verwüstung von breiten Landstrichen an der mittleren Saar. Im Zuge der Kampfhandlungen wurden große Teile des Köllertals verwüstet und die Bevölkerung so stark dezimiert, dass erst eineinhalb Jahrhunderte später die Bevölkerungszahl vor der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wieder erreicht werden konnte. 18. Jahrhundert Das 18. Jahrhundert war geprägt vom langsamen Wiederaufbau und der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Im zweiten Pariser Frieden von 1815 wurde unsere Region der neu gebildeten preußischen Rheinprovinz zugeschlagen. 19./20. Jahrhundert Die entscheidenden Impulse für die Entwicklung des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts gab schließlich der Bergbau, der in dem bis dahin überwiegend landwirtschaftlich geprägten Köllertal die Industrialisierung einleitete. Kreuzkapelle 1584 erbaut 11 Blick auf Bergehalde und Grube Viktoria II “Historischer Wanderweg“ Püttlinger Sehenswürdigkeiten finden Sie auf den Seiten 18-22 Keltenweg 12 Römerweg Bergbauweg Gesamtweg/Strecke Der Bergbau in Püttlingen Das Kohlengraben auf Püttlinger Bann reicht in seinen Anfängen bis ins Jahr 1588 zurück (systemlose Kohlengräberei). Der Bergbau in Püttlingen hat sich um 1742 aus den Stollengruben Bauernwald und Großwald im Frommersbachtal entwickelt. Von dort wurden am Ausgang von Flözen Stollen nach Nordwesten getrieben. Die Kohle wurde nach Luisenthal transportiert und zum Weitertransport auf Schiffe verladen. Nachdem der Transportweg unter Tage zu weit wurde und in immer größere Tiefe kam, weil die Flöze nach Norden hin einfallen, begann man Schächte abzuteufen. Als erster Schacht wurde der Josefaschacht 1852 abgeteuft. Da sich der Abbau immer weiter nach Norden, den Kohleflözen folgend entwickelte, wurde die Förderung von den Stollengruben und dem Josefaschacht her immer aufwendiger und teurer. So fasste man den Entschluss, eine Schachtanlage im Bereich von Püttlingen zu errichten. Zuerst wurden 1866 der Viktoriaschacht I, im Jahre 1881 der Viktoriaschacht II in Püttlingen und im Jahr 1902 der Viktoriaschacht III in Engelfangen angehauen. Weiter Schächte, die als Wetterschächte bzw. Materialschächte dienten, waren der Mathilde- und der Aspenschacht auf Püttlinger Bann. Für die in Engelfangen geförderte Kohle musste über Tage eine Verbindung zur Anlage in Püttlingen hergestellt werden, da es in Engelfangen keine Kohlenwäsche gab, um die Kohle aufzubereiten und auch kein Bahnanschluss vorhanden war. So wurde im Jahr 1901 auf der Südseite (Viktoria I-II) und 1902 auf der Nordseite (Viktoria III) der Viktoriastollen angehauen und im Gegenortbetrieb aufgefahren. Der Durchschlag erfolgte am 5. April 1903. 13 Mathildeschacht im Püttlinger Jungenwald Der Mathildeschacht diente der Seilfahrt und war Wetterschacht. 1907 wurden im Mathildeschacht durch einen Förderkorbunfall 22 Bergleute getötet. Zur Erinnerung errichtete man ein Denkmal. Im Jahre 1936 wurde als Ersatz für die stillgelegte Knausholzer Grube von der Saargruben AG die neue Schachtanlage Elm in Betrieb genommen. Sie lag östlich von Elm in dem wunderschönen, romantischen Sellerbachtal. Der Elmer Schacht war seit 1941 als Anfahrtschacht für den größten Teil der Belegschaft der Grube Griesborn in Betrieb. Er war gleichzeitig ein ausziehender Wetter- und Materialförderschacht. Seine Tiefe betrug 290 Meter und sein Durchmesser 4,5 Meter. Er wurde in den 60er Jahren stillgelegt. 14 Bergbau – Freilichtmuseum “Viktoriastollen Engelfangen“ im Gewerbepark Engelfangen-Köllerbach betreut vom Bergmanns- und Unterstützungsverein „St. Barbara“ Stollenmundloch - Viktoriastollen Seine Länge beträgt 1250 Meter. Nachdem im Jahr 1963 die Grube Viktoria geschlossen wurde, hat man auf beiden Seiten die Eingänge des Stollen zugemauert. Der oben sichtbare Eingang befindet sich in Köllerbach. Einen weiteren Eingang gibt es noch im Gewerbepark Viktoria. 15 Bergbau Fördertechnik Beispiele aus dem Museum Seitenkipplader Walzenkopf für eine Fräsmaschine Personenbeförderungszug 16 Trommelhaspel und Seilscheibe Sprenglochbohrwagen 17 Sehenswürdigkeiten In Püttlingen und Umgebung 1. Keltische Hügelgräber Sauwasen Im Herchenbacher Wald wurde ein keltisches Wagengrab ausgegraben und rekonstruiert. Es stammt aus der Hallstattzeit zwischen 800 - 400 vor Christus. Durch Reste von Wagenrädern und einem Goldring konnte man auf einen höheren sozialen Status des Toten schließen. Das Wagengrab wurde vollständig rekonstruiert und gewährt heute einen Blick auf die keltischen Bestattungsriten. 2. Kriegsgräberstätte Sie befindet sich am Ortseingang von Elm gegenüber des Pavillons. Hier wurden 1939/40 deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges beigesetzt. 3. Püttlinger Hexenturm Der Hexenturm war kein Burgturm, sondern wurde als Gefängnisturm errichtet. In ihm wurden Frauen/Männer, die der Hexerei angeklagt waren, eingekerkert. Aus diesem Grund erhielt er diesen Namen. Seine äußere Quaderwand ist heute ausgebrochen und lediglich das Füllmauerwerk ist bis zu einer Höhe von 6,50 m erhalten. 4. Püttlinger Jagdschlösschen Das "Schlösschen", eines der Wahrzeichen der Stadt Püttlingen, verdankt seine Entstehung dem Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. Er ließ es um 1790 erbauen und es diente ihm als Jagdhaus. Seither wird es ausschließlich zu kulturellen Zwecken (Ausstellungen) genutzt. Es steht im Stadtpark, direkt hinter dem Rathaus. 18 5. Püttlinger Rathaus Das Rathaus wurde im neubarocken Stil in den Jahren 1913/1914 erbaut. Es steht am Eingang des Stadtparks und ist Sitz der Püttlinger Stadtverwaltung und des amtierenden Bürgermeisters. 6. Köllertaler Dom Die Pfarrkirche St. Sebastian wurde im neuromanischen Stil 1908/1909 von Wilhelm Hector erbaut. Der gestaffelte Dreiapsidenchor im Osten und die mächtige Doppelturmfassade im Westen geben der Kirche ein monumentales Aussehen. Der „Dom“ erhebt sich weithin sichtbar über das gesamte Köllertal. 7. Mathildeschacht Er gehörte zum Königlichen Steinkohlebergwerk Gerhard. Die tiefste Sohle lag bei 473 m. Der Schacht diente der Seilfahrt und als Wetterschacht. 1907 stürzte ein Korb in die Tiefe, dabei fanden 22 Bergleute den Tod. Er wurde 1931 stillgelegt und später mit Stahlbeton abgedeckt. Relikte der Anlage sind zwei Beamtendoppelhäuser, die noch aus der französischen Grubenverwaltung von 1919 stammen. 8. Kloster Heilig Kreuz Das Kloster wurde in den Jahren 1956-1960 erbaut und von Kardinal Dr. Josef Clemens Maurer eingeweiht. 2009 wurde es erweitert zu einem geistlichen Zentrum mit angegliedertem Seniorenwohnheim. 19 9. Wildpark Im Wildpark Völklingen, der eine Größe von 11 Hektar hat, sind Rot-, Sika- und Damhirsche angesiedelt. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. 10. Bodensonnenuhr Auf dem Kardinal-Maurer Platz vor dem Rathaus Püttlingen wurde eine “alematische“ Sonnenuhr installiert, die die Uhrzeit über Schattenwurf anzeigt. 11. Martinskirche Die evangelische Martinskirche zählt zu den ältesten religiösen Bauwerken im Saarland. Sie wurde 1223 erstmals urkundlich erwähnt und gehört zu den wenigen, gut erhaltenen Dorfkirchen aus der Spätgotik im Saarland und ist ein Kleinod im Köllertal. 12. Burg Bucherbach Von der Wasserburg, die aus dem 11. Jahrhundert stammt, sind derzeit nur noch die Umfassungsmauern sowie die Überreste der Türme zu sehen. Die Burg ist ein kultureller Treffpunkt für das Köllertal. 13. Uhrmachershaus Ein traditionelles Bauernhaus mit integrierter Uhrmacherwerkstatt aus dem Jahre 1815 beherbergt heute das Saarländische Uhrenmuseum, mit einer alten Uhrmacherwerkstatt, die von der Stadt Püttlingen restauriert wurde. 20 14. Stollenmundloch Engelfangen Der Viktoriastollen verband die Schachtanlage Viktoria III, Engelfangen, mit der Hauptanlage Viktoria I und II in Püttlingen. Durch ihn wurde die in Engelfangen gehobene Kohle zur Kohlenwäsche nach Püttlingen transportiert. An der Öffnung der ehemaligen Schachtanlage Viktoria III wurden verschiedene restaurierte Bergbaugeräte aufgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, damit Besucher eine Vorstellung von der Fördertechnik bekommen. 15. Grube Viktoria Die Grube Viktoria wurde 1866 abgeteuft und war bis 1963 in Betrieb. Dann wurde das Gelände als Gewerbegebiet reaktiviert. Einige der früheren Grubengebäude werden heute anders genutzt, z.B. beherbergt die ehemalige Waschkaue jetzt ein „Unternehmerzentrum“, in dem sich Firmen und Betriebe, die sich in der Aufbauphase befinden, ansiedeln können. Direkt daneben steht noch der Förderturm, der heute noch gelegentlich für bergbautechnische Zwecke genutzt wird. 16. Steinkistengrab Im Püttlinger Ortsgebiet wurde bei Bauarbeiten in der Püttlinger Stadtmitte ein römisches Steinkistengrab gefunden, das heute aber nicht mehr sichtbar ist. 17. Villa Rustica Bei Ausgrabungen am Schlammweiher auf der Ritterstraße wurden 1986 Überreste einer römischen Anlage freigelegt. Es handelt sich um eine römische Villa und eine Pferdewechselstation. Ein Modell der Pferdewechselstation wurde neben dem Pavillon Ritterstraße aufgestellt. 21 18. Marienkappelle Ritterstraße Die Kapelle auf dem Marienberg wurde im Jahre 1927 errichtet und 1929 nach einer Erweiterung fertiggestellt. Während des Marienmonats Mai ist die Kapelle Pilgerort und Zentrum der Marienverehrung in Püttlingen. In dieser Zeit finden regelmäßig Andachten zur Verehrung der Gottesmutter statt. 19. Römische Fliehburg Sie wurde in Völklingen (Heidstock) gefunden. Hier befinden sich noch Reste der Befestigungsanlagen, die aus einem Graben mit dahinter liegendem Wall sowie einer imposanten und im südwestlichen Raum einmaligen Toranlage bestehen. Überreste sind noch zu sehen. 20. Hügelgräber Schoksberg Auf dem Schoksberg am Püttlinger Fernsehturm wurde Ende 1994/1995 ein Hügelgrab mit 32 Gräbern ausgegraben. Als Beigaben hat man Armringe, Halsringe, Fußringe sowie Fibeln aus Bronze gefunden. Auf Grund der Funde konnte man das Hügelgrab auf die Hallstattzeit zwischen 800 - 400 vor Christus datieren. Kreuzkapelle Die Inschrift über dem Portal weist auf das Erbauungsjahr 1584 hin. Wer sie erbaute, ist unsicher. Im Dreißigjährigen Krieg, wahrscheinlich 1635, wurde die Kapelle gleichzeitig mit der Püttlinger Burg - zerstört und erst nach über einem halben Jahrhundert wieder aufgebaut. Bergehalde 22 Dieser weithin sichtbare, künstlich aufgeschüttete Berg gehörte zur gleichnamigen Grube Viktoria, die ihren Betrieb 1963 einstellte. Der steil aufragende Spitzkegel mit seinen heute bewaldeten Flanken ist nach der Freigabe durch die Bergbehörde zu einem Ausflugsziel der Stadt Püttlingen geworden. Durch die Höhe von 100 m über Grund bieten sich spektakuläre Ausblicke weit über das Köllertal hinaus. Um den angrenzenden Schlammweiher herum wurde ein Naturschutzgebiet ausgewiesen. 23