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Historische Wanderwege der
Stadt Püttlingen
auf keltischer-, römischer- und Bergbau-Spurensuche in
Püttlingen
Ein Gemeinschaftsprojekt mit der Stadt Püttlingen und den ARGE´n
Saarbrücken und Saarlouis, gefördert durch die Europäische Union,
ausgeführt von der ESH Püttlingen
Überblick über die Geschichte der Stadt Püttlingen
Die Stadt Püttlingen kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken, die bis in
die Zeit der Kelten und Römer zurückgeht. Im gesamten Stadtbild findet man Spuren
dieser Völker, so z.B. im Herchenbacher Wald, wo ein keltisches Fürstengrab mit einer
Wagenbestattung und vielen Grabbeigaben freigelegt wurde, die alle in die Zeit zwischen
500 - 450 v. Chr. datiert werden konnten, also in die Übergangsphase von der Hallstattzeit
zur Latènezeit. Gleichzeitig legte man bei diesen Sondierungen Teile einer Römerstraße
frei, die Dr. Friedrich Schröter in seinem Buch “Römische Niederlassungen und
Römerstraßen in den Saargegenden” 1846 erwähnte. Weitere Relikte aus der Römerzeit
fand man auf der Ritterstraße, wo eine aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammende
Pferdewechselstation ausgegraben wurde.
Die Entstehung der Köllertaler Martinskirche geht in das 7./8. Jahrhundert zurück. Der
ursprüngliche römische Vorgängerbau, ein kleines Oratorium und ein germanischfränkischer Erweiterungsbau kennzeichnen den Übergang von der Römerherrschaft zur
germanischen Landnahme.
Zwei ehemalige Wasserburgen legen Zeugnis ab über die mittelalterlichen
Feudalherrschaften und die Entwicklung der beiden Stadtteile Püttlingen und Köllerbach
bis hin in die Neuzeit. Die Grafen von Saarbrücken übertrugen im Jahre 1223 (erste
urkundliche Erwähnung der Martinskirche) Teile ihrer Rechte an der Martinskirche, dem
kirchlichen Mittelpunkt des Köllertals, den Mönchen von Wadgassen. Sie sind auch für
den Bau der Wasserburg Bucherbach im heutigen Stadtteil Köllerbach verantwortlich.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1326. Die Wasserburg in Püttlingen wurde
von Johann von Forbach in den Jahren 1341 bis 1354 erbaut.
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, gegen Ende des Jahres 1635, wurde das Köllertal
völlig verwüstet. Die Bevölkerung war dadurch so geschrumpft, dass es eineinhalb
Jahrhunderte dauerte, bis die Bevölkerungszahl wieder den Stand vor der Zeit des
Dreißigjährigen Krieges erreicht hatte. Die zerstörte Burg Bucherbach wurde nicht mehr
aufgebaut, sondern als landwirtschaftlicher Hof genutzt und 1740 zum Abbruch
freigegeben. Nur einige Steinquader im Stadtpark von Püttlingen deuten heute noch die
Ausmaße der ebenfalls 1635 zerstörten Burg in Püttlingen an. Die Burg und die Herrschaft
Püttlingen gelangten im Erbgang 1721 an die Fürsten von Wied-Runkel, die sie schließlich
1778 an die Fürsten von Nassau-Saarbrücken verkauften.
Der langsame Wiederaufbau im 18. Jahrhundert führte zu einer Steigerung der
landwirtschaftlichen Produktion. Im zweiten Pariser Frieden von 1815 wurde unsere
Region der neu gebildeten preußischen Rheinprovinz zugeschlagen. Die Gemeinde
Püttlingen wurde von der Bürgermeisterei Völklingen verwaltet, während die kleinen
Gemeinden des mittleren Köllertals zur Bürgermeisterei Sellerbach zusammengefasst
wurden.
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Der Bergbau sorgte für eine neue Belebung im 19. und frühen 20. Jahrhundert, was in dem
überwiegend landwirtschaftlich geprägten Köllertal die Industrialisierung einleitete. Das
Abteufen der Steinkohlegruben Viktoria I und II in Püttlingen (1866 und 1881), die des
Aspenschachtes (1891) und der Grube Viktoria III (1902) im Köllerbacher Ortsteil
Engelfangen, mögen als Beispiele hierfür genügen.
Der durch den Bergbau ausgelöste, starke Zustrom von Arbeitskräften ließ die
Bevölkerung rasch anwachsen, was die Ausdehnung der Ortschaften zur Folge hatte. Das
führte dazu, dass Püttlingen 1868 aus der Bürgermeisterei Völklingen ausschied und so
eine eigenständige Gemeinde wurde. Am 22. Mai 1968, rund einhundert Jahre später,
wurde der Gemeinde Püttlingen die Stadtrechte verliehen. 1932 entstand die Gemeinde
Köllerbach durch den Zusammenschluss der sechs Köllertalgemeinden Engelfangen,
Etzenhofen, Herchenbach, Kölln, Rittenhofen und Sellerbach zu einer Großgemeinde im
Gemeindeverband Sellerbach. 1936 wurde aus diesem Gemeindeverband das Amt
Riegelsberg gebildet. 1948 schied Köllerbach aus dem Amtsverband Riegelsberg aus und
wurde eigenständige Gemeinde. Im Zuge der Gebietsreform im Saarland wurde aus den
bis zu diesem Zeitpunkt selbstständigen Kommunen „Stadt Püttlingen“ und „Gemeinde
Köllerbach“ zum 1.1.1974 die neue Stadt Püttlingen, die Stadt im Köllertal, gebildet.
Bedingt durch den schleichenden Niedergang der Montanindustrie wurde die letzte
Kohlengrube 1963 geschlossen.
Die Stadt versteht sich heute als ein funktionsfähiges Nahversorgungszentrum mit
Einzugsgebieten über die Stadtgrenzen hinaus. Sie hat sich in den letzten Jahren in
raschem Wandel von einer ehemals vom Bergbau geprägten Stadt zu einer modernen
Wohnstadt mit einer guten Infrastruktur im Bereich Handel, Handwerk, Dienstleistungen
und Gewerbe entwickelt.
Routen des Wanderweges
Die Route, die neben Püttlingen auch durch die benachbarten Gemeinden
Schwalbach und Völklingen führt, erfasst somit auch deren Geschichte.
Die Hauptstationen sind mit Schildern, die Informationen und historische
Erklärungen enthalten, ausgestattet. Der Weg und auch die Einzelwege können
auch als Rundweg in rechter und auch linker Richtung gewandert werden.
Historischer Wanderweg um Püttlingen (Länge ca. 19,5 km)
Start / Ziel : Pavillon Breitwies > Römerstraße > Püttlinger Jungenwald
> Mathildeschacht > Wildpark > Forsthaus Völklingen > Wolfskaul
(Fliehburg) > Rodelbahn > Kiesgrube > Josefaschacht > Schlammweiher > Pavillon
Ritterstraße > Katzenmeierstraße > Ritterstraße > Saarbrückerstraße >
Schachtstraße > Bergehalde >Sommerberg > Sommerbergstraße > Stollenweg
(Bergbaumuseum) > Grubenstraße > Engelfangerstraße > Burg Bucherbach >
Sprengerstraße > Rittenhoferstraße > Schwarzenholzerweg > Keltengrab > Elmer
Wald > Waldparkplatz Lauftrefffreunde > Holzhauerhaus > Pavillon Breitwies
In der Wanderkarte sind Rundweg und Verbindungstrecken blau eingetragen.
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Kulturhistorische Wanderrouten in Püttlingen
Historischer Wanderweg: Stadt Püttlingen
Länge ca. 19,5 km
Start / Ziel : Pavillon Breitwies > Römerstraße > Püttlinger Jungenwald > Mathildeschacht
Wildpark > Forsthaus Völklingen > Wolfskaul (Fliehburg) > Rodelbahn > Kiesgrube
Josefaschacht > Schlammweiher > Pavillon Ritterstraße > Katzenmeierstraße > Ritterstraße
Saarbrückerstraße > Schachtstraße > Bergehalde > Sommerberg > Sommerbergstraße
Stollenweg (Bergbaumuseum) > Grubenstraße > Engelfangerstraße > Burg Bucherbach
Sprengerstraße > Rittenhoferstraße > Schwarzenholzerweg > Keltengrab > Elmer Wald
Waldparkplatz Lauftrefffreunde > Holzhauerhaus > Pavillon Breitwies
In der Wanderkarte sind der Rundweg und die Verbindungstrecken blau eingetragen.
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Teilstrecken
1. Keltenweg Püttlingen – Schwalbach
Länge des Rundweges ca. 11,5 km
Start / Ziel : Pavillon Breitwies
Pavillon Breitwies > Holzhauerhaus > Waldparkplatz Lauftrefffreunde > (Sauwasen) Keltische
Hügelgräber > Elmer Wald > Kriegsgräberstätte > Pavillon Elm-Sprengen > Klinknerhütte >
Schacht Elm > Modellflugplatz > Römerstraße > Pavillon Breitwies
2. Römerweg Püttlingen – Völklingen
Länge des Rundweges ca. 13 km
Start / Ziel : Pavillon Ritterstraße
Pavillon Ritterstraße > Römerbrünnchen > Fischweiher > Marienkapelle > Wackenmühle >
Bahndamm > Wasserwerk Völklingen > Simschelweiher > Wolfskaul (Fliehburg) > Rodelbahn >
Kiesgrube > Josefaschacht > Schlammweiher > Pavillon Ritterstraße
3. Bergbauweg: Püttlingen und Umgebung
Länge des Streckenweges ca. 6 km
1.Weg: Pavillon Ritterstraße > Ritterstraße > Saarbrücker Straße > Schachtstraße > Bergehalde >
Sommerberg > Sommerbergstraße > Stollenweg (Stollenmundloch) > Grubenstraße >
Engelfangerstraße (Uhrenmuseum) > Burg Bucherbach
2.Weg: Pavillon Breitfeld > Elmer Schacht
3.Weg: Pavillon Breitfeld > Mathildeschacht
In den Wanderkarten der Pavillons sind die Wegstrecken gelegentlich auch gegenläufig
beschrieben.
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Keltenweg : Püttlingen – Schwalbach
Start / Ziel : Pavillon Breitwies (Rundwanderweg)
Pavillon Breitwies > Holzhauerhaus > Waldparkplatz
Lauftrefffreunde> (Sauwasen) Keltische Hügelgräber > Elmer
Wald > Kriegsgräberstätte > Pavillon Elm-Sprengen >
Klinknerhütte > Schacht Elm > Modellflugplatz > Römerstraße >
Pavillon Breitwies
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Römerweg : Püttlingen – Völklingen
Start / Ziel : Pavillon Ritterstraße (Rundwanderweg)
Pavillon Ritterstraße > Römerbrünnchen > Fischweiher >
Marienkapelle > Wackenmühle > Bahndamm > Wasserwerk
Völklingen > Simschelweiher > Wolfskaul (Fliehburg) >
Rodelbahn > Kiesgrube > Josefaschacht > Schlammweiher >
Pavillon Ritterstraße
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Bergbauweg : Püttlingen und Umgebung (Streckenwege)
1. Weg: Start: Pavillon Ritterstraße > Ritterstraße >
Saarbrücker Straße > Schachtstraße > Bergehalde >
Sommerberg > Sommerbergstraße > Stollenweg
(Stollenmundloch) Bergbaumuseum > Grubenstraße >
Engelfangerstraße (Uhrenmuseum) > Burg Bucherbach
2. Weg: Pavillon Breitfeld >Elmer Schacht >
3. Weg: Pavillon Breitfeld > Mathildeschacht
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Keltische Hügelgräber Sauwasen
Im Herchenbacher Wald wurde ein keltisches Wagengrab ausgegraben und rekonstruiert. Es
stammt aus der Hallstattzeit zwischen 800 - 400 vor Christus. Durch Reste von Wagenrädern
und einem Goldring konnte man auf einen höheren sozialen Status des Toten schließen. Das
Wagengrab wurde vollständig rekonstruiert und gewährt heute einen Blick auf die keltischen
Bestattungsriten.
Keltische Epoche
Hügelgräber Herchenbach (Sauwasen)
An der Grenze zwischen Püttlingen und Schwalbach
(Elm-Sprengen) ist von 1988 bis 1991 eine Gruppe von
vier Hügelgräbern ausgegraben worden.
Hügel Nr. 1
Hier wurden elf Bestattungen freigelegt. Als
Grabbeigaben fanden sich Hals-, Arm- und Fußringe aus
Bronze. Die Kelten verwendeten Holzsärge, die ebenso
wie menschliche Knochen von der aggressiven
Kieselsäure regelrecht zerfressen wurden, so dass davon
nichts mehr zu finden ist.
Hügel Nr. 2
Einzelgrab ohne Beigaben.
Hügel Nr. 3
Ein Fürstengrab mit Wagenbestattung. Dieses Grab
wurde in der antiken Zeit geplündert. An Beigaben
wurde nichts mehr gefunden bis auf einen kleinen
Ohrring aus Gold.
Hügel Nr. 4
Hier wurde um 1900 bereits gegraben und dann 2006
noch einmal systematisch gesucht. Es wurde ein
Einzelgrab mit Steinpackungen entdeckt.
Römische Villa
Römische Villa
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Hügelgrabgruppe in Herchenbach
Rekonstruktion eines
Wagengrabes Hügel 3
Römische Villa
Im Herbst 1986 legte eine Gruppe von Erwerbslosen (im Rahmen einer AB-Maßnahme
unter der Leitung des Archäologen Mohamed El Kawash) auf der Ritterstraße am Ufer des
Schlammweihers der Grube Luisenthal Mauerreste einer römischen Villa frei.
Auf der Südseite erkennt man den Teil eines großen Raumes. Dieser war sehr
wahrscheinlich Teil einer Villa Rustica, die durch das Anlegen des Schlammweihers zum
größten Teil zerstört wurde. Die gesamte Grabungsfläche liegt in einer feuchten Mulde.
Vor allem im südlichen Teil ist der Hang stark wasserführend, wodurch die
Grabungsfunde stark in Mitleidenschaft gezogen waren. Die Mauern des oben
beschriebenen Raumes sind vom Wasser unterspült, sogar der Mörtel aus den noch
erhaltenen Steinlagen ist ausgeschwemmt. Auch unter dem Scherbenmaterial befanden
sich viele von Wasser und Sand rund gewaschene Stücke.
Gefäßtypen, Fibeln und Münzen ergaben eine Datierung der Anlage von Anfang des 2. bis
Anfang des 3. Jh. n. Chr. Besonders zu erwähnen ist eine gestempelte Terra-SiqillataScherbe in Privatbesitz, die aus der Blickweiler Fabrikation stammt.
Pferdewechselstation (Villa Rustica)
1987 - 1992 brachte eine Arbeitsgruppe der Erwerbslosen Selbsthilfe Püttlingen mit Spaten, Schaufel,
Pinsel und Pinzette am Rösselbrunnen in der Flur „Beim Alten Schloss“ die Grundmauern einer
kompletten Pferdewechselstation mit einem römischen Gutshof ans Tageslicht: 37 m lang, 18 m breit, mit
37 cm mächtigen Fundamentmauern aus exakt wie Backsteine behauenen Sandsteinen, aus einheimischen
Steinbrüchen. Gefunden wurde auch eine große Toreinfahrt, mächtige Quadersteine, Keller, Zimmer mit
5 Fenstern, 3 bis 4 m hohe Räume und ein großer Innenhof. Die Wohnvilla des Prachthauses war
wahrscheinlich zweigeschossig, wie sie an vielen großen Kreuzungen und Plätzen vorhanden waren in
jener Zeit des 3. und 4. Jahrhunderts. 13 römische Münzen in Kupfer und Bronze aus der gleichen Zeit,
mehrere Sorten des Pferdegeschirrs sowie Anspannriemen und Eisenketten brachten die Archäologen auf
den Zweck der Prachtvilla als „Pferdewechselstation“.
F. Schröter hat uns in seinen Artikeln bereits 1846 - 1852 über die Römersiedlung beim Rösselbrunn und
beim alten Schloss berichtet.
Zu Schröter´s Zeit war die gesamte Anlage noch vorhanden und sicher besser erhalten als heute.
Ein Modell der Villa Rustica ist neben dem Römerpavillon auf der Ritterstraße aufgestellt
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Römische Epoche
Steinkistengrab (1954 entdeckt)
Bei Ausschachtungsarbeiten wurde 1954 ein Brandgrab in
der Ismertstraße in Püttlingen entdeckt. Der Steinsarg war
ausgestattet mit einer Glasurne, einer Bronzelampe und
einer Bronzevase, ein ungewöhnliches Inventar für unsere
Region.
Römische Villa (1986/1987 entdeckt)
Reste einer kleinen ländlichen Villa (Villa Rustica) wurden
am Schlammweiher Ritterstraße entdeckt. In unmittelbarer
Nähe wurde eine zweite Villa mit Pferdewechselstation
entdeckt. Anhand der Funde lassen sich beide in die zweite
Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. datieren.
Römerstraßen
Der Historiker Friedrich Schröter hat seit 1850 die
Römerstraßen im Saarland untersucht und verzeichnet, die
im Köllertal über die beiden Höhenzüge links und rechts
des Köllerbachs verlaufen. Teile der von Völklingen nach
Lebach führenden Straße wurden bei Herchenbach
freigelegt und wissenschaftlich untersucht.
Steinkistengrab in Püttlingen
Römische Villa auf der
Ritterstraße
Moderne Römerstraße
Reste der ausgegrabenen
Römerstraße
Bautechnik
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Nachbau einer Römerstraße beim Pavillon Breitwies
Moderne Zeit
16./17. Jahrhundert
Der Dreißigjährige Krieg brachte gegen Ende des Jahres 1635 die völlige
Verwüstung von breiten Landstrichen an der mittleren Saar. Im Zuge der
Kampfhandlungen wurden große Teile des Köllertals verwüstet und die
Bevölkerung so stark dezimiert, dass erst eineinhalb Jahrhunderte später
die Bevölkerungszahl vor der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wieder
erreicht werden konnte.
18. Jahrhundert
Das 18. Jahrhundert war geprägt vom langsamen Wiederaufbau und der
Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Im zweiten Pariser Frieden
von 1815 wurde unsere Region der neu gebildeten preußischen
Rheinprovinz zugeschlagen.
19./20. Jahrhundert
Die entscheidenden Impulse für die Entwicklung des neunzehnten und
frühen zwanzigsten Jahrhunderts gab schließlich der Bergbau, der in dem
bis dahin überwiegend landwirtschaftlich geprägten Köllertal die
Industrialisierung einleitete.
Kreuzkapelle 1584 erbaut
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Blick auf Bergehalde und Grube Viktoria II
“Historischer Wanderweg“
Püttlinger Sehenswürdigkeiten finden Sie auf den Seiten 18-22
Keltenweg
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Römerweg
Bergbauweg
Gesamtweg/Strecke
Der Bergbau in Püttlingen
Das Kohlengraben auf Püttlinger Bann reicht in seinen Anfängen bis ins Jahr 1588 zurück
(systemlose Kohlengräberei).
Der Bergbau in Püttlingen hat sich um 1742 aus den Stollengruben Bauernwald und Großwald im
Frommersbachtal entwickelt.
Von dort wurden am Ausgang von Flözen Stollen nach Nordwesten getrieben. Die Kohle wurde nach
Luisenthal transportiert und zum Weitertransport auf Schiffe verladen.
Nachdem der Transportweg unter Tage zu weit wurde und in immer größere Tiefe kam, weil die Flöze
nach Norden hin einfallen, begann man Schächte abzuteufen.
Als erster Schacht wurde der Josefaschacht 1852 abgeteuft.
Da sich der Abbau immer weiter nach Norden, den Kohleflözen folgend entwickelte, wurde die
Förderung von den Stollengruben und dem Josefaschacht her immer aufwendiger und teurer.
So fasste man den Entschluss, eine Schachtanlage im Bereich von Püttlingen zu errichten.
Zuerst wurden 1866 der Viktoriaschacht I, im Jahre 1881 der Viktoriaschacht II in Püttlingen und im Jahr
1902 der Viktoriaschacht III in Engelfangen angehauen.
Weiter Schächte, die als Wetterschächte bzw. Materialschächte dienten, waren der Mathilde- und der
Aspenschacht auf Püttlinger Bann.
Für die in Engelfangen geförderte Kohle musste über Tage eine Verbindung zur Anlage in Püttlingen
hergestellt werden, da es in Engelfangen keine Kohlenwäsche gab, um die Kohle aufzubereiten und auch
kein Bahnanschluss vorhanden war.
So wurde im Jahr 1901 auf der Südseite (Viktoria I-II) und 1902 auf der Nordseite (Viktoria III) der
Viktoriastollen angehauen und im Gegenortbetrieb aufgefahren. Der Durchschlag erfolgte am 5. April
1903.
13
Mathildeschacht im Püttlinger Jungenwald
Der Mathildeschacht diente der Seilfahrt und war Wetterschacht.
1907 wurden im Mathildeschacht durch einen Förderkorbunfall 22 Bergleute getötet.
Zur Erinnerung errichtete man ein Denkmal.
Im Jahre 1936 wurde als Ersatz für die stillgelegte Knausholzer Grube von der Saargruben AG die neue
Schachtanlage Elm in Betrieb genommen. Sie lag östlich von Elm in dem wunderschönen, romantischen
Sellerbachtal. Der Elmer Schacht war seit 1941 als Anfahrtschacht für den größten Teil der Belegschaft
der Grube Griesborn in Betrieb. Er war gleichzeitig ein ausziehender Wetter- und Materialförderschacht.
Seine Tiefe betrug 290 Meter und sein Durchmesser 4,5 Meter. Er wurde in den 60er Jahren stillgelegt.
14
Bergbau – Freilichtmuseum
“Viktoriastollen Engelfangen“
im Gewerbepark Engelfangen-Köllerbach
betreut vom Bergmanns- und Unterstützungsverein „St. Barbara“
Stollenmundloch - Viktoriastollen
Seine Länge beträgt 1250 Meter.
Nachdem im Jahr 1963 die Grube Viktoria geschlossen wurde, hat man auf beiden Seiten die Eingänge
des Stollen zugemauert. Der oben sichtbare Eingang befindet sich in Köllerbach. Einen weiteren Eingang
gibt es noch im Gewerbepark Viktoria.
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Bergbau Fördertechnik
Beispiele aus dem Museum
Seitenkipplader
Walzenkopf für eine Fräsmaschine
Personenbeförderungszug
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Trommelhaspel und Seilscheibe
Sprenglochbohrwagen
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Sehenswürdigkeiten
In Püttlingen und Umgebung
1. Keltische Hügelgräber Sauwasen
Im Herchenbacher Wald wurde ein keltisches
Wagengrab ausgegraben und rekonstruiert. Es
stammt aus der Hallstattzeit zwischen 800 - 400
vor Christus. Durch Reste von Wagenrädern und
einem Goldring konnte man auf einen höheren
sozialen Status des Toten schließen. Das
Wagengrab wurde vollständig rekonstruiert und
gewährt heute einen Blick auf die keltischen
Bestattungsriten.
2. Kriegsgräberstätte
Sie befindet sich am Ortseingang von Elm
gegenüber des Pavillons. Hier wurden 1939/40
deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges
beigesetzt.
3. Püttlinger Hexenturm
Der Hexenturm war kein Burgturm, sondern
wurde als Gefängnisturm errichtet. In ihm
wurden Frauen/Männer, die der Hexerei
angeklagt waren, eingekerkert. Aus diesem
Grund erhielt er diesen Namen. Seine äußere
Quaderwand ist heute ausgebrochen und lediglich
das Füllmauerwerk ist bis zu einer Höhe von 6,50
m erhalten.
4. Püttlinger Jagdschlösschen
Das "Schlösschen", eines der Wahrzeichen der
Stadt Püttlingen, verdankt seine Entstehung dem
Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. Er
ließ es um 1790 erbauen und es diente ihm als
Jagdhaus. Seither wird es ausschließlich zu
kulturellen Zwecken (Ausstellungen) genutzt.
Es steht im Stadtpark, direkt hinter dem
Rathaus.
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5. Püttlinger Rathaus
Das Rathaus wurde im neubarocken Stil in den Jahren
1913/1914 erbaut. Es steht am Eingang des Stadtparks
und ist Sitz der Püttlinger Stadtverwaltung und des
amtierenden Bürgermeisters.
6. Köllertaler Dom
Die
Pfarrkirche
St.
Sebastian
wurde
im
neuromanischen Stil 1908/1909 von Wilhelm Hector
erbaut. Der gestaffelte Dreiapsidenchor im Osten und
die mächtige Doppelturmfassade im Westen geben der
Kirche ein monumentales Aussehen. Der „Dom“
erhebt sich weithin sichtbar über
das gesamte
Köllertal.
7. Mathildeschacht
Er gehörte zum Königlichen Steinkohlebergwerk
Gerhard. Die tiefste Sohle lag bei 473 m. Der Schacht
diente der Seilfahrt und als Wetterschacht. 1907
stürzte ein Korb in die Tiefe, dabei fanden 22
Bergleute den Tod. Er wurde 1931 stillgelegt und
später mit Stahlbeton abgedeckt. Relikte der Anlage
sind zwei Beamtendoppelhäuser, die noch aus der
französischen Grubenverwaltung von 1919 stammen.
8. Kloster Heilig Kreuz
Das Kloster wurde in den Jahren 1956-1960 erbaut
und von Kardinal Dr. Josef Clemens Maurer
eingeweiht. 2009 wurde es erweitert zu einem
geistlichen
Zentrum
mit
angegliedertem
Seniorenwohnheim.
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9. Wildpark
Im Wildpark Völklingen, der eine
Größe von 11 Hektar hat, sind Rot-,
Sika- und Damhirsche angesiedelt. Er
ist ein beliebtes Ausflugsziel für
Familien.
10. Bodensonnenuhr
Auf dem Kardinal-Maurer Platz vor
dem Rathaus Püttlingen wurde eine
“alematische“ Sonnenuhr installiert, die
die Uhrzeit über Schattenwurf anzeigt.
11. Martinskirche
Die evangelische Martinskirche zählt zu
den ältesten religiösen Bauwerken im
Saarland. Sie wurde 1223 erstmals
urkundlich erwähnt und gehört zu den
wenigen, gut erhaltenen Dorfkirchen aus
der Spätgotik im Saarland und ist ein
Kleinod im Köllertal.
12. Burg Bucherbach
Von der Wasserburg, die aus dem 11.
Jahrhundert stammt, sind derzeit nur
noch die Umfassungsmauern sowie die
Überreste der Türme zu sehen. Die
Burg ist ein kultureller Treffpunkt für
das Köllertal.
13. Uhrmachershaus
Ein traditionelles Bauernhaus mit
integrierter Uhrmacherwerkstatt aus dem
Jahre 1815 beherbergt heute das
Saarländische Uhrenmuseum, mit
einer alten Uhrmacherwerkstatt, die von
der Stadt Püttlingen restauriert wurde.
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14. Stollenmundloch Engelfangen
Der Viktoriastollen verband die Schachtanlage
Viktoria III, Engelfangen, mit der Hauptanlage
Viktoria I und II in Püttlingen. Durch ihn wurde
die in Engelfangen gehobene Kohle zur
Kohlenwäsche nach Püttlingen transportiert. An
der Öffnung der ehemaligen Schachtanlage
Viktoria III wurden verschiedene restaurierte
Bergbaugeräte aufgestellt und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht, damit Besucher eine
Vorstellung von der Fördertechnik bekommen.
15. Grube Viktoria
Die Grube Viktoria wurde 1866 abgeteuft und
war bis 1963 in Betrieb. Dann wurde das Gelände
als Gewerbegebiet reaktiviert. Einige
der
früheren Grubengebäude werden heute anders
genutzt, z.B. beherbergt die ehemalige
Waschkaue jetzt ein „Unternehmerzentrum“, in
dem sich Firmen und Betriebe, die sich in der
Aufbauphase befinden, ansiedeln können. Direkt
daneben steht noch der Förderturm, der heute
noch gelegentlich für bergbautechnische Zwecke
genutzt wird.
16. Steinkistengrab
Im Püttlinger Ortsgebiet wurde bei Bauarbeiten
in der Püttlinger Stadtmitte ein römisches
Steinkistengrab gefunden, das heute aber nicht
mehr sichtbar ist.
17. Villa Rustica
Bei Ausgrabungen am Schlammweiher auf der
Ritterstraße wurden 1986 Überreste einer
römischen Anlage freigelegt. Es handelt sich
um
eine
römische
Villa
und
eine
Pferdewechselstation.
Ein
Modell
der
Pferdewechselstation wurde neben dem Pavillon
Ritterstraße aufgestellt.
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18. Marienkappelle Ritterstraße
Die Kapelle auf dem Marienberg wurde im Jahre
1927 errichtet und 1929 nach einer Erweiterung
fertiggestellt. Während des Marienmonats Mai ist
die Kapelle Pilgerort und Zentrum der
Marienverehrung in Püttlingen. In dieser Zeit
finden regelmäßig Andachten zur Verehrung der
Gottesmutter statt.
19. Römische Fliehburg
Sie wurde in Völklingen (Heidstock) gefunden.
Hier
befinden
sich
noch
Reste
der
Befestigungsanlagen, die aus einem Graben mit
dahinter liegendem Wall sowie einer imposanten
und im südwestlichen Raum einmaligen
Toranlage bestehen. Überreste sind noch zu
sehen.
20. Hügelgräber Schoksberg
Auf dem Schoksberg am Püttlinger Fernsehturm
wurde Ende 1994/1995 ein Hügelgrab mit 32
Gräbern ausgegraben. Als Beigaben hat man
Armringe, Halsringe, Fußringe sowie Fibeln aus
Bronze gefunden. Auf Grund der Funde konnte
man das Hügelgrab auf die Hallstattzeit zwischen
800 - 400 vor Christus datieren.
Kreuzkapelle
Die Inschrift über dem Portal weist auf das
Erbauungsjahr 1584 hin. Wer sie erbaute, ist
unsicher.
Im
Dreißigjährigen
Krieg,
wahrscheinlich 1635, wurde die Kapelle gleichzeitig mit der Püttlinger Burg - zerstört
und erst nach über einem halben Jahrhundert
wieder aufgebaut.
Bergehalde
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Dieser
weithin
sichtbare,
künstlich
aufgeschüttete Berg gehörte zur gleichnamigen
Grube Viktoria, die ihren Betrieb 1963 einstellte.
Der steil aufragende Spitzkegel mit seinen heute
bewaldeten Flanken ist nach der Freigabe durch
die Bergbehörde zu einem Ausflugsziel der Stadt
Püttlingen geworden. Durch die Höhe von 100 m
über Grund bieten sich spektakuläre Ausblicke
weit über das Köllertal hinaus. Um den
angrenzenden Schlammweiher herum wurde ein
Naturschutzgebiet ausgewiesen.
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