Integration gestalten mit Allen für Alle Integrationskonzept der Stadt Püttlingen Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 I 4 LEITGEDANKEN UND WILLKOMMENSKULTUR 1. Integration bewusst gestalten - Das Integrationskonzept 1.1 Ziele 1.2 Was versteht Püttlingen unter Integration 1.3 Deklaration 1.4 Gesamtgesellschaftlicher Ansatz II HANDLUNGSFELDER 2. Fünf Schwerpunkte 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 III IV Dezentrale Unterbringung Sprache Bildung und Berufliche Teilhabe Gesellschaftliche Teilhabe Geschultes und begleitetes Ehrenamt STEUERUNG, KOOPERATION, KOMMUNIKATION INFORMATION 4 5 5 5 7 8 8 8 8 8 9 9 9 3. Die Lenkungsgruppe als zentrales Steuerungselement 3.1 Zielgruppenspezifische Kooperationen vor Ort 3.2 Gezielte Maßnahmen/Kommunikation 3.2.1 Integrationshelfer - pragmatische Direkthilfe 3.2.2 Sprachmittler/Übersetzer 3.2. Sprachkurse/Vorkurse 9 10 11 11 11 12 4. Informationsstrukturen 4.1 Runder Tisch 4.2 Integrationsdialog 4.3 Sprechstunde 4.4 Internetplattform 4.5 Textmaterial 4.6 Willkommensfeier 4.7 Ehrenamtlicher Dolmetscherpool 4.8 Presse/Öffentlichkeitsarbeit 4.9 Café International - Vermittlung von Vielfalt 12 12 12 12 13 13 14 14 14 14 5. Ehrenamt 14 ELEMENTARFAKTOREN 6. Verlässlichkeit 6.1 Finanzen 6.2 Fortschreibung und Evaluation 15 15 15 16 2 Vorwort Unsere Gesellschaft wird älter und vielfältiger. Diese Vielfalt birgt Ressourcen und Potenziale und bietet Chancen für Innovation und wirtschaftliche Dynamik. Dies erfordert neue Wege, z. B. bei der Sicherung des Fachkräftepotenzials oder der Gestaltung von Bildungs- und sozialen Angeboten. Lebten 1965 weltweit 75 Millionen Menschen außerhalb ihres Geburtslandes, so wird die Zahl für 2013 mit 232 Millionen beziffert. Von den Mitgliedsstaaten der EU ist Deutschland heute mit Abstand das wichtigste Zielland internationaler Zuwanderung. Jeder dritte Asylantrag wird in Deutschland gestellt. Insgesamt leben hier 10,4 Millionen Personen mit Geburtsort im Ausland. Das sind dreizehn Prozent aller in Deutschland lebenden Menschen. Asylsuchenden Schutz zu gewähren gehört zu den humanitären Verpflichtungen und wir müssen uns darauf einstellen, über einen langen Zeitraum Schutzsuchende bei uns aufzunehmen und zu integrieren. Dies kann gelingen, wenn Migration mit einem Perspektivwechsel einhergeht, der die Potenziale von Migranten stärker in den Blick rückt und sowohl die Interessen der Menschen des Einwanderungslandes als auch die der Zugewanderten berücksichtigt. Aus demographischen Gründen - aber auch zur Absicherung der Stellung im internationalen Wettbewerb - wird Deutschland künftig mehr qualifizierte Zuwanderung benötigen. Um als Einwanderungsland hier attraktiv zu sein, bedarf es einer entsprechenden Willkommenskultur. Dies setzt voraus, dass Zuwanderung als Beitrag zur Zukunftssicherung und nicht als Bedrohung verstanden wird. Diese Sichtweise gilt es plausibel zu machen. Dieser Herausforderung stellt sich die Stadt Püttlingen, in dem sie Integration als eine zentrale Zukunftsaufgabe begreift, die bewusst zu steuern und zu gestalten ist. Dabei versteht sie Migration als partizipativen Prozess, der nur gesamtgesellschaftlich getragen werden kann. Die Vielfalt der Gesellschaft rückt so in das kommunale Geschehen und das Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund wird möglich. Dieser von der Stadt Püttlingen ganzheitlich verfolgte Ansatz birgt realistische Chancen einer wahrhaft gelingenden Integration. Püttlingen im Juli 2015 Martin Speicher Bürgermeister 3 I LEITGEDANKEN UND WILLKOMMENSKULTUR Integration begreift sich als gesamtgesellschaftlicher Ansatz, der einer bewussten konzeptionellen Gestaltung bedarf. 1. Integration bewusst gestalten - Das Integrationskonzept Das allgemeine Ziel des Integrationskonzeptes der Stadt Püttlingen besteht darin, zentrale Vorstellungen für ein friedliches Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in einem Gesamtkonzept zusammenzufassen und bei diesem Prozess in möglichst großem Umfang die Bürgerinnen und Bürger gleich welcher Herkunft zu beteiligen. Das kommunale Integrationskonzept hat damit zwei wesentliche Bedeutungen: • Für die kommunale Verwaltung stellt es die Grundlage eines strategischen Integrationsmanagements dar und gibt Visionen, Leitlinien, Ziele, Maßnahmen und Indikatoren zur späteren Überprüfung des Erreichten vor. • Für die Gesellschaft ist das Konzept eine Grundlage für interkulturellen Dialog und Bürgerbeteiligung. Es soll dazu beitragen, etwaige Vorurteile abzubauen und Transparenz zu liefern. Die gesellschaftliche Integration und Teilhabe aller Menschen in der Stadt Püttlingen sind Grundpfeiler für die Sicherung des sozialen Friedens und eine aktive Bürgergesellschaft; sie schaffen Motivation für Bürgerengagement, bauen Diskriminierung ab und helfen Konflikte besser bewältigen zu können. Das Püttlinger Integrationskonzept zielt deshalb darauf, Migration bewusst zu gestalten, mit dem Leitgedanken „Von Allen für Alle“. Die Zahl der zugewanderten Menschen mit Migrationshintergrund wird in der Stadt Püttlingen weiter stetig steigen und somit auch die Angebotspalette unterschiedlichster Initiativen, Organisationen und Einzelpersonen. Um die einzelnen Prozesse passgenau nutzen zu können, braucht es der Steuerung und Koordination. Hier setzt das sozialräumliche Konzept an. Dabei geht es von einer zentralen Steuerung und Koordination sämtlicher am Integrationsprozess beteiligten Akteure aus. Es setzt an der jeweils konkreten Basis der unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteure/Akteurinnen vor Ort unmittelbar an und zielt auf Synergieeffekte und Vernetzung. Dies wiederrum gewährleistet Transparenz für die Aufnahmegesellschaft. Durch diese Struktur wird die Möglichkeit zur Bündelung unterschiedlichster Einzelaktivitäten geschaffen, transparent und unmittelbar nutzbar, konkret abgestimmt auf die jeweiligen Bedürfnisse der Menschen. 4 Das Integrationskonzept vereint zwei Aspekte: Es gibt Richtlinien und Strategien für die Verwaltung vor und benennt Indikatoren, an denen Wirkung und Erfolg gemessen werden können. Die Stadt Püttlingen kann durch ein erfolgreiches Integrationsmanagement und die beteiligungsorientierte Erarbeitung des Integrationskonzeptes viel gewinnen, denn Integration und Bildung sind Investitionen für eine langfristig wirtschaftlich erfolgreiche Kommune und Grundvoraussetzung für Bürgerbeteiligung und sozialen Frieden. 1.1 Ziele Das Konzept verfolgt sechs Ziele: • Integration als ressortübergreifende Aufgabe in der Kommunalverwaltung zu verankern und ihrer Bedeutung entsprechend anzusiedeln; • kommunale Gesamtstrategien, die den jeweiligen örtlichen Bedürfnissen angepasst sind, zu entwickeln und fortzuschreiben; • sich für eine stärkere Kopplung der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlich Mitwirkenden einzusetzen und erforderlichenfalls Vernetzungen zu initiieren; • dabei als zentraler Faktor zur Koordinierung und Abstimmung der verschiedenen Integrationsbemühungen aufzutreten; • bürgerschaftliches Engagement von, für und mit Migrantinnen und Migranten zu fördern und zu unterstützen; • Menschen mit Migrationshintergrund stärker an den Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen des sozialen und politischen Lebens zu beteiligen. 1.2 Was versteht die Stadt Püttlingen unter Integration? Damit alle Beteiligten von einem einheitlichen Integrationsverständnis ausgehen, hat die Lenkungsgruppe folgende Definition festgelegt: „Integration ist ein langfristiger Prozess. Sein Ziel ist es, alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland leben, in die Gesellschaft einzubeziehen. Zuwanderinnen und Zuwanderern soll eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglicht werden“. 1.3 Deklaration Die Lenkungsgruppe hat folgende Deklaration erarbeitet: 1. Chancengleichheit Alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, haben das Recht auf gleiche Lebensund Sozialchancen in Ausbildung und Beruf. 5 2. Gesamtgesellschaftliche Aufgabe Nur wenn alle gesellschaftlich Beteiligten die gleiche Intention, eine Integration zugewanderter Menschen und Flüchtlinge verfolgen, kann sie gelingen. 3. Gegen Rassismus Gewalt und Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus dürfen in unserer Gesellschaft nicht toleriert werden. 4. Gelebte Willkommenskultur Menschen, die vor Krieg, Zerstörung und Verfolgung Zuflucht in unserer Stadt suchen und bei uns leben möchten, sind in Püttlingen herzlich willkommen. 5. Ehrenamtliches Engagement durch Vereine / Einzelne Ehrenamtliche Helfer/Helferinnen aus Vereinen und Organisationen sowie Einzelpersonen engagieren sich in ihrer Freizeit, um ihren Teil zu einer gelingenden Integration beizutragen. 6. Integrationsprozess als Querschnittsaufgabe Wir verstehen Integration als Querschnittsaufgabe, die bei allen Schritten kommunalen Handelns einzubinden ist. 7. Gleichwertigkeit aller Menschen - Toleranter Umgang mit Vielfalt und Differenz In unserem Verständnis von Toleranz besitzen alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrem Alter oder ihrer Religionszugehörigkeit den gleichen Wert. 8. Stärkung des Miteinanders durch Begegnung und Dialog Wir begegnen Menschen mit Migrationshintergrund mit Respekt und Anerkennung und ohne Vorurteile. 9. Anerkennung und Wertschätzung kultureller Vielfalt Wir akzeptieren und wertschätzen die kulturelle Vielfalt in unserer Stadt und betrachten diese als wertvolle Bereicherung. Wir wirken Diskriminierung und Vorurteilen entgegen und setzen uns für Aufklärung und Information bezüglich anderer Kulturen ein. 10. Integration hat Prozesscharakter Integration ist ein Prozess, an dem beide beteiligten Seiten - Deutsche und Bürger/ Bürgerinnen nichtdeutscher Herkunft - partizipieren müssen. Das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher kultureller Herkunft kann dabei nur gelingen, wenn die übergreifende Gesellschaft Rahmenbedingungen schafft, die eine gleichwertige Koexistenz der unterschiedlichen Kulturen und ihre wechselseitige 6 Interaktion ermöglichen sowie eine strukturelle Diskriminierung auf Grund von Ungleichheiten weitgehend ausschließen. 11. Interkulturelle Öffnung und Kompetenz Wir akzeptieren andere Kulturen als Bereicherung unserer Gesellschaft und sind offen, sie kennen und verstehen zu lernen. 12. Gleichberechtigte Teilhabe und gegenseitige Verantwortung Jedem Menschen, unabhängig von seiner Herkunft und Religion, soll eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglicht werden. Gegenseitiges Verantwortungsbewusstsein gilt hier als Basis. 1.4 Gesamtgesellschaftlicher Ansatz Das Konzept geht davon aus, dass Integration nur gesamtgesellschaftlich gelingen wird. Dieser Ansatz wird aktuell von folgenden Gruppierungen/Personen getragen: - Verwaltung Fraktionen und Parteien Sämtliche Schulen und Kindertageseinrichtungen Volkshochschule Erwerbslosenselbsthilfe Köllertaler Integrationszentrum Überbetriebliches Ausbildungszentrum der Erwerbslosen Selbsthilfe Aussiedler im Köllertal Deutsches Rotes Kreuz Evangelische und Katholische Kirche Musikschule Püttlingen Sportvereine aus den Sparten: Fußball, Handball, Turnen, Tennis Jugendarbeit: Kinder- und Jugendbeauftragter Jugendzentren Arbeit für Mädchen und Frauen: Kommunale Frauenbeauftragte Privatpersonen: Ehrenamtliche Patenschaften in den Feldern Alltagsorientierung, berufliches Coaching, juristische Beratung, Sprachkurse, Dolmetschen, Kinderbetreuung 7 II HANDLUNGSFELDER Innerhalb der Handlungsfelder liegt der Fokus sowohl Zuwanderinnen als auch auf Flüchtlingen und Asylsuchenden. 2 auf Zuwanderern/ Fünf Schwerpunkte Zur Zielerreichung setzt das Konzept auf fünf Schwerpunkte 2.1 Integration durch dezentrale Unterbringung Bei der Beschaffung von Wohnraum handelt es sich für die Kommune um eine Pflichtaufgabe. Hier zielt das Konzept auf eine dezentrale Wohnraumbeschaffung; wird so Ghettoisierung vermieden und Stigmatisierung vorgebeugt. 2.2 Integration durch Sprache Integrationsverläufe sind untrennbar mit dem Erwerb der deutschen Sprache verbunden. Das Konzept begreift Sprache als Schlüsselkompetenz. 2.3 Integration durch frühkindliche und schulische Bildung, berufliche Teilhabe, Aus- und Weiterbildung Integration und Bildungserfolg sind nicht voneinander zu trennen. Ein früher Zugang zu Bildung für Kinder mit Migrationshintergrund führt zu besseren Entwicklungschancen und hat nachweislich positive Effekte für ihre Bildungswege. Durch die Verortung des Themas Integration/Migration in der Abteilung Bildung ist ein direkter Transfer zu vorschulischer und schulischer Bildung gewährleistet. Frühkindliche und schulische Bildung • Ziel: Vermittlung der Notwendigkeit des Besuches einer Kindertageseinrichtung als Einstieg in das Bildungssystem; • Aufklärung bzgl. dem deutschen Bildungssystem; • die interkulturelle Öffnung der Püttlinger und Köllerbacher Kindertageseinrichtungen wird seit langem bereits erfolgreich praktiziert. Hier besteht die Möglichkeit, an bereits bestehenden Strukturen gezielt anzusetzen; • durch das kommunale Projekt Bildungslandschaften ist ein praktischer und regelmäßiger Dialog aller Bildungsakteure gewährleistet. Aus- und Weiterbildung, Teilhabe am Arbeitsmarkt Um die Chancen der Menschen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu verbessern, greift die Stadt u.a. auf etablierte Strukturen zurück, indem sie mit der Erwerbslosenselbsthilfe und dem Überbetrieblichen Ausbildungszentrum kooperiert. 8 2.4 Integration durch gesellschaftliche Teilhabe in sport- und kulturschaffenden Vereinen Vereine fördern die Begegnung von Menschen ganz unterschiedlicher sozialer, kultureller und ethnischer Herkunft. Hier liegt der Schwerpunkt anfänglich insbesondere auf den Sportvereinen; Sport verbindet über Kulturen und Sprachen hinweg. Der Erstkontakt in den Verein erfolgt mit „Dolmetscher“ und ehrenamtlicher Begleitperson. 2.5 Integration durch geschultes und begleitetes Ehrenamt Das Ehrenamt - als gemeinwohlorientiertes bürgerliches Engagement - ist ein wesentliches Element für Solidarität und humanitäre Verantwortung. Ehrenamtlich Tätige brauchen neben einer professionellen Einarbeitung fachliche Begleitung und an den Bedürfnissen orientierte Unterstützung und Ansprechpartner/Ansprechpartnerinnen. III STEUERUNG, INFORMATION KOOPERATION, KOMMUNIKATION 3. Die Lenkungsgruppe als zentrales Steuerungselement UND Die Lenkungsgruppe arbeitet aktiv an der Erstellung und Umsetzung des Integrationskonzeptes mit. Sie dient als das zentrale Steuerungselement im Gesamtprozess. Zusammensetzung Die Lenkungsgruppe setzt sich aus Personen folgender Gruppierungen zusammen: • • • • • • • Verwaltung einzelne Fraktionen/Parteien Migrationsorganisationen Beauftragte Sportvereine Kirchen Privatpersonen/Patenschaften Vorsitzender der Lenkungsgruppe ist der Bürgermeister. Von Seiten der Verwaltung ist die Sparte Finanzen sowie Bildung vertreten. Gemäß Ratsbeschluss ist die Lenkungsgruppe sukzessive um Vertreterinnen/Vertreter aus den Vereinen, Organisationen und Verbänden zu erweitern. 9 Die Lenkungsgruppe setzt sich ein für • • • • • die gleichberechtigte Teilnahme und Chancengleichheit der Menschen mit Migrationshintergrund in der Gesellschaft, die Erhaltung der kulturellen Identität der Menschen mit Migrationshintergrund, den interkulturellen Austausch, die Verständigung und das Zusammenleben aller Einwohner/Innen und die Gleichberechtigung der Geschlechter, die Entwicklung eines Verantwortungsbewusstseins zwischen Aufnahmegesellschaft und Menschen mit Migrationshintergrund. Organisation der Lenkungsgruppe Sie trifft sich regelmäßig in vierwöchigen Abständen. Sie entscheidet per Mehrheitsbeschluss über • • • • Grundsätze und Strukturen Finanzen/Spendengelder (Vorschläge für Ratsentscheidungen) Erweiterung der Gruppe Angebote, Veranstaltungen Die Lenkungsgruppe erhält Budgetrecht und wird ermächtigt, über die der Stadt Püttlingen im Rahmen der Bundes-/Landeszuweisung zur Verfügung stehenden Mittel bis zu einer Höhe von 10.000,00€ pro Maßnahme, selbst zu entscheiden. Einzelne Maßnahmen, deren Kosten 10.000,00€ übersteigen, müssen zusätzlich im zuständigen Ausschuss beraten und beschlossen werden. 3.1 Zielgruppenspezifische Kooperationen vor Ort Migrantenorganisation und Migrationsfachdienste sind als kompetenter Partner aus der Integrationsarbeit nicht mehr wegzudenken, denn Migrantenorganisationen haben sowohl einen besonderen Zugang zur Zielgruppe als auch auf Grund eigener Erlebnisse und Erfahrungen genaue Kenntnisse über die Bedürfnisse der zugewanderten Menschen. Sie wissen, wie das Leben in Deutschland funktioniert und was wichtig ist. Sie können deshalb besonders gut helfen, sich einzuleben. Die Stadt Püttlingen kooperiert mit folgenden ortsansässigen Migrationsorganisationen und Fachdiensten: Erwerbslosenselbsthilfe Püttlingen e.V. Schwerpunkt: Arbeitsmarkt und Möbelbeschaffung (ESH) Köllertaler Integrationsstelle für Zugewanderte Schwerpunkt: Interkulturelle Begegnung (KIZ) 10 Verein für Aussiedler im Köllertal (AIK) Schwerpunkt: Osteuropäische Zuwanderinnen und Zuwanderer Deutsches Rotes Kreuz Ortsgruppe Püttlingen Schwerpunkt: Asylsuchende Deutsches Rotes Kreuz/Landesebene (DRK) Hier orientiert sich das Konzept am Wegweiser für Integrationsfachstellen im Saarland - Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, der das Deutsche Rote Kreuz für den Raum Püttlingen als Ansprechpartner benennt. Leistungen: • Integrationslotsendienst • Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer/Zuwanderinnen • Landesintegrationsbegleitung • Psychosoziale Erstberatung und psychologische Begleitung 3.2 Gezielte Maßnahmen/Kommunikation Kommunikation und Transparenz gestalten einen bewussten Integrationsprozess. Eröffnet wird dieser durch eine anfänglich intensive Betreuung mittels eines Integrationshelfers/einer Integrationshelferin. 3.2.1 Integrationshelfer - pragmatische Direkthilfe Mit Hilfe des Integrationshelfers/der Integrationshelferin wird die Integration eingeleitet und beschleunigt. Vor Ort ist ebenso ein/e SprachmitterIn/ÜbersetzerIn. Eine Willkommensbroschüre für eine erste Orientierung wird überreicht. Aufgaben des Integrationshelfers/der Integrationshelferin • • • • • • Erste Hilfe beim Eingliederungsprozess gemäß dem Ansatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ Wohnungsausstattung Erstkontakt bei Ankunft Begleitung Erstorientierung Behördengänge Heranführen an Sprachkurse/Kindertageseinrichtung/Schule 3.2.2 Sprachmittler/Übersetzer Einsatz bei/im: • Behördenkommunikation • Beratungsgesprächen • sozialen Bereich, im Gesundheitswesen, im Gemeinwesen • Elterngesprächen, in Kindertageseinrichtungen und Schulen • Informationsveranstaltungen und Informationsgesprächen 11 3.2.3 Sprachkurse/Vorkurse Anspruch auf einen Deutschkurs besteht während des Asylverfahrens nicht (Dauer circa drei bis sieben Monate). Um diese Zeit zu nutzen, werden folgende Sprachkurse angeboten: Sprachkurs für Männer/Jugendliche Sprachkurs für Anfänger 1 x wöchentlich, 2 Stunden Sprachkurs für Fortgeschrittene 2 x wöchentlich, 2 Stunden Räumlichkeit: Schlösschen Das Angebot inmitten der Stadt ermöglicht eine Teilnahme ohne Entstehung von Fahrtkosten. Leiter des Sprachkurses: Syrer, seit Jahrzehnten im Saarland Sprachkurs für Frauen/Mädchen Einsatz einer ehemaligen Lehrerin für Kurs in Püttlingen, in den Räumlichkeiten des Schlösschens. Einsatz einer ehemaligen Lehrerin für Kurs in Köllerbach in den Räumlichkeiten der evangelischen Kirche. Sprachförderung für Kinder Grundschulen: Kindertageseinrichtungen: 4 Jeweils eine ehemalige Lehrerin (2 x wöchentlich) Erzieherinnen (täglich) Informationsstrukturen Um dem Ansatz der Transparenz gerecht zu werden, setzt das Konzept auf gezielte Informationsstrukturen sowohl für Migranten und Migrantinnen als auch für die Aufnahmegesellschaft. Angebotsformen 4.1 Runder Tisch Ihm können Einwohner/innen jeder Nationalität angehören, die ihren Hauptwohnsitz in Püttlingen haben. Er zielt insbesondere auf den Informationsaustausch. 4.2 Integrationsdialog Die Häufigkeit orientiert sich am Bedarf > 1 bis 2-mal jährlich Zielgruppe: Öffentlichkeit 12 4.3 Sprechstunden Die Verwaltung hat eine wöchentliche Sprechstunde eingerichtet. Zielfunktion: Zentrale Beratungsstelle/Anlaufstelle für folgende Gruppen: • ZuwandererInnen • Asylsuchende/Flüchtlinge • EhrenamtlerInnen/Privatpersonen • Vereine/Verbände/Organisationen • Schulen • Kindertageseinrichtungen • BürgerInnen der Aufnahmegesellschaft Die Sprechstunde findet dienstags im Schlösschen in der Zeit von 17:00 bis 18:00 Uhr statt. Ebenso werden durch das DRK Sprechstunden sowohl für Flüchtlinge und Asylsuchende (wöchentlich) als auch für zugewanderte Menschen mit Migrationshintergrund (2x monatlich) angeboten. 4.4 Internetplattform Unter www.puettlingen.de/integration finden sich in den Sprachen Deutsch und Englisch Informationen zu folgenden Themen: • • Migration/Asyl Aufenthalt Arbeit Beratungsstellen Bildung Familie Gesundheit Leistungen SGB II und SGB XII Migrationsfachdienste Migrationsorganisationen Recht Verkehr Wohnen Integrationskonzept An dieser Stelle ist das vorliegende Konzept zu lesen • Koordinierungsstelle Stadt Püttlingen - • Adressdaten Beschreibung des Aufgabenfeldes Willkommensflyer und Broschüren Integrationslotsenvermittlung Vermittlung von Übersetzern/Übersetzerinnen Migrationsorganisationen, Vereine und Verbände Termine/Presseberichte Bekundung Ehrenamt Text: „Abbau von Vorurteilen“ Börse: Biete/Suche 13 4.5 Textmaterial - 4.6 Flyer 1 Informationen bzgl. Koordinierungsstelle Flyer 2 Informationen bzgl. Integrationslotsen Begrüßungsmappe (Sprachen: deutsch, englisch, arabisch, russisch) Willkommensfeier Sie verfolgt das Ziel der bewussten Begegnung. Bedarfsorientiert findet sie ein bis zweimal jährlich statt. 4.7 Ehrenamtlicher Dolmetscherpool Um Kommunikationsprozesse zu erleichtern, wurde ein Dolmetscherpool auf Ehrenamtsbasis aufgebaut. Dieser bedient bisher 13 Sprachen. 4.8 Presse/Öffentlichkeitsarbeit Um einen bürgernahen Informationsfluss zu gewährleisten, wird in regelmäßigen Abständen im Öffentlichen Anzeiger berichtet werden. 4.9 Café International - Vermittlung von Vielfalt Die Installierung dieser Maßnahme zielt auf die offene Begegnung. 5 Ehrenamt In den Sparten Einzelpatenschaften, Sprachkurse, juristische Beratung, Alltagsbewältigung und Sport sind ehrenamtliche Strukturen aufgebaut worden. Diese gilt es bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Dabei wird das Ehrenamt begleitet und geschult. Schulung der EhrenamtlerInnen zu den Themen • • • Ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingspolitik Die Integrationspolitik des Saarlandes: Wichtige Grundlagen und Institutionen, mit denen kooperiert werden kann Länderkundliche Informationen Aufbau eines ehrenamtlichen Netzwerks • • • Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen Folgeworkshop nach vier bis sechs Monaten: Auswertung der bisherigen Erfahrungen Auslobung eines Integrationspreises für Integrationsprojekte 14 IV ELEMENTARFAKTOREN 6 Verlässlichkeit Das Konzept bedarf insbesondere verlässlicher Elementarfaktoren, ohne die eine an den Lebenslagen sich orientierende Umsetzung nur erschwert möglich wäre. Durch die Elementarfaktoren Finanzen und Evaluation ist sowohl die finanzielle Absicherung als auch die nachhaltige Bedarfsorientierung und Qualität gewährleistet. 6.1 Finanzen Ermittlung des Finanzbedarfs • • • • • • • • • IntegrationshelferIn SprachmittlerIn Zielgruppenspezifische Sprach(vor)kurse Lehrmaterial Sprachkurse Übersetzungskosten Textmaterial Druck von Informationsmaterial Begegnungsveranstaltungen Aufwandentschädigung für EhrenamtlerInnen, Fahrtkosten, Versicherungen Öffentlichkeitsarbeit Planansatz Finanzen Erträge • Erstattung Kosten Wohnungseinrichtung • Leistungen von Sozialleistungsträgern • Erstattung Mieten • Erstattung Nebenkosten Aufwendungen • Energie, Wasser, Strom… • Kosten Integration > IntegrationshelferIn, DolmetscherIn, Vorbereitungssprachkurse • Spenden für caritative Zwecke • Leistungen nach dem AsylblG • Mieten • Kosten Wohnungsherrichtung • Kaution für Flüchtlingswohnungen Fördergelder Beantragt sind Gelder zur -Förderung ehrenamtlicher Tätigkeiten zur Unterstützung, Betreuung und Integration -Förderung des Ehrenamts im Bereich des Sports 15 6.2 Fortschreibung und Evaluation Das Integrationskonzept besitzt Werkstattcharakter. Es ist auf zwei Jahre angelegt und wird bedarfsorientiert weiterentwickelt. Die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei der Stadt Püttlingen. 16 Impressum: Herausgeber: Stadt Püttlingen Erste Auflage Erscheinungsjahr 2015 Stadt Püttlingen Rathausplatz 1 66346 Püttlingen Tel.: 06898/691-180 Fax.: 06898/691-189 [email protected] www.puettlingen.de/integration 17