72 Garten BAUERNBLATT | 27. August 2016 ■ Der Überblick über einen Teil des Versuchsfeldes im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop verdeutlicht die ­Fülle an verschiedenen Weiß- und Rottönen der Blütenrispen der verschiedenen Sorten im aktuellen Sichtungsversuch. Fotos: Dr. Andreas Wrede Sortenvielfalt gesichtet Die besten Rispenhortensien Rispenhortensien (Hydrangea paniculata Sieb.) erfreuen sich als typischer Sommer- und Herbstblüher bei vielen Gartenfreunden großer Beliebtheit, wozu auch ihre Blütenfülle und Blühfreudigkeit beitragen. Im Gegensatz zur Bauern- oder Gartenhortensie (Hydrangea macrophylla (Thunb. ex Murray) Ser.), die je nach Sorte weiße, blaue, violette und rote Blüten ausbildet, blüht die Rispenhortensie lediglich weiß bis cremefarben und verfärbt sich im Verblühen häufig rosa beziehungsweise rötlich. Dafür erreichen die Rispen moderner Sorten heute jedoch Längen von zum Teil über 30 cm und Breiten von 15 bis 20 cm. Die ursprüngliche Art ist beheimatet in Mischwäldern in Japan, im Südosten Chinas, in Taiwan und auf Sachalin. Durch züchterische Bearbeitung sind in Mitteleuropa gegenwärtig über 70 Sorten in Kultur, wobei zu beachten ist, dass einzelne Sorten mit unterschiedlichen Namen im Handel sind, wodurch sich die Anzahl tatsächlicher Sorten reduziert. Die ursprüngliche Art der Rispenhortensie bildet Büsche oder kleine Bäume von bis zu 7 m Höhe. Einige Sorten, die auch auf Schwachwuchs selektiert wurden, werden heute nicht mal 1 m hoch und breit, wie zum Beispiel die Sorten ,Dharuma‘, ,Harry’s Souvenier‘, ,Praecox‘ und ,Silver Dollar‘, und eignen sich daher für die Verwen- ,DVP Pinky‘ (= ,Pinky Winky‘) konnte im Euro-Trial-Versuch als ausgezeichdung in den kleinsten Gärten sowie nete Sorte absolut überzeugen und wird auch im aktuellen, bundesweiten in Kübeln für Terrasse und Balkon. Sortensichtungsversuch mit neuen Sorten verglichen. Da die heutige Fülle an unterschiedlichen Sorten und deren Benennung mit zum Teil unterschiedlichen Namen die Orientierung selbst für den Fachmann schwierig macht, wurden in den vergangenen Jahren zwei Sortensichtungsversuche in Deutschland und Europa durchgeführt, um die Eigenschaften der wichtigsten Sorten erfassen und beschreiben zu können. Auf Grundlage dieser Beschreibungen ist es dann auch dem interessierten Laien möglich, in der Sortenvielfalt des Rispenhortensiensortiments die Sorte zu identifizieren, die seinem Geschmack und seinen Erwartungen entspricht. Sortensichtungsversuche geben Orientierung Im Rahmen der Sortensichtungsversuche geht es vor allem um die Prüfung von wichtigen Eigenschaften wie zum Beispiel der Standfestigkeit der Triebe bei vollem Blütenbesatz. Diese Standfestigkeit ist besonders im eher nassen und windigen Klima bei uns im Norden von großer Wichtigkeit, da einige weniger standfeste Sorte in regenreichen Sommern dazu neigen, dass Blütentriebe überhängen beziehungsweise auf dem Boden aufliegen. Weitere wichtige Eigenschaften sind die Länge der Blüte, die bei einigen Sorten 15 bis 16 Wochen von Juli bis in den Oktober hinein dauern kann, die Reichblütigkeit der einzelnen Sorten, Garten 73 ■ BAUERNBLATT | 27. August 2016 die Blütengröße, der Blütendurchmesser sowie die dekorative Wirkung der Blüten, die Pflanzengröße und der Pflanzendurchmesser. Aber auch die Krankheitsanfälligkeit und Winterhärte spielen eine große Rolle in der Bewertung der unterschiedlichen Sorten. Im Rahmen des 2004 gestarteten Euro-Trial-Sichtungsversuchs, in dem 34 Sorten in den Ländern Holland, Großbritannien, Frankreich und in Deutschland beim Bundessortenamt in Hannover (Versuchsfeld in Rethmar) und an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf geprüft wurden, konnten die Sorten ,Limelight‘, ,DVP Pinky‘ (= ,Pinky Winky‘) als ausgezeichnete Sorten hervorgehoben werden, die insbesondere aufgrund ihres Blütenreichtums überzeugen konnten. Nur etwas schlechter schnitten die Sorten ,Phantom‘, ,Silver Dollar‘ und ,Big Ben‘ ab. Details zu den Ergebnissen dieses Sichtungsversuches und eine kurze Beschreibung der Sorten sind im Internet unter http://www.gehoelzsichtung.de/data/europ_ sichtg_hydrangea.pdf zu finden. Da sich das Sortenkarussell seit Abschluss der Euro-Trial-Sichtung weitergedreht hat, wurde im Frühjahr 2013 ein weiterer, bundesweiter Sortensichtungsversuch mit 23 Sorten gestartet, an dem sich auch das Gartenbauzentrum der Tipps zur Pflege Die Sorte ,Limelight‘, hier auf dem Versuchsfeld im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop, war neben ,DVP Pinky‘ (= ,Pinky Winky‘) die beste Sorte im Euro-Trail-Sortenversuch von 2004. Ob sie auch im aktuell laufenden Versuch wieder so positiv abschneiden wird? Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop beteiligte. Dieser Versuch wird Ende 2016 abgeschlossen sein, und die Ergebnisse werden voraussichtlich im Laufe des kommenden Jahres zur Verfügung stehen. Erste Ein- drücke zu den Sorten vermittelt die Seite www.gehoelzsichtung. de unter dem Link www.geho elzsichtung.de/data/hydrangea_ paniculata_2015.pdf. Dr. Andreas Wrede, Landwirtschaftskammer Die Rispenhortensie mag, wie die meisten Hortensien, nur dann absolut sonnige Standorte, wenn sie regelmäßig bewässert wird. Anderenfalls neigen viele Sorten schnell dazu, dass das Laub schlapp herabhängt und die Blütenrispe an Straffheit verliert. Im Gegensatz zur Bauerhortensie, die, abgesehen von neueren remontierenden Sorten, nur am zweijährigen Holz blüht und deswegen nicht jährlich geschnitten werden darf, vertragen Rispenhortensien den jährlichen Schnitt hervorragend. Mehr noch, der jährliche Schnitt fördert die Verzweigung der Pflanzen und die Größe der Blütenrispe. Um diesen Effekt zu erreichen, sollte die Rispenhortensie nach dem Ende des Winters auf zwei bis drei Augen zurückgeschnitten werden, also in diesem Fall ähnlich behandelt werden, wie es auch für Gartenrosen empfohlen wird. Aber im Gegensatz zur Rose ist der Schnitt nicht zwingend notwendig. Rispenhortensien entwickeln sich auch ohne regelmäßigen Rückschnitt hervorragend. Apfelbäume zur Zierde – allenfalls für Saft und Kompott Geschwister der echten Obstbäume Zierapfelbäume sind die hübschen Geschwister üblicher Apfelbäume mit reichem Flor von Ende April bis Ende Mai und teils fast ebenso vielen Früchten im Spätsommer und Herbst. Größe und Farbe der Früchte variieren. Es gibt gelbe, gelb-rote, purpurrote, orangegelbe, tiefrote Äpfelchen, kaum erbsengroße und walnussgroße, solche, die bald nach der Reife abfallen, andere, die sich bis in den Winter an den Zweigen halten. Die bis 5 cm großen Früchte sogenannter Kirschäpfel, englisch Crab Apple, sind essbar. Sie entstammen meist Kreuzungen von Kultursorten mit Wildformen. Den Früchten gehen Blüten voraus, reinweiße, zartrosa- und kräftig rosafarbene bis dunkelrote. Manche Blüten öffnen sich kräftig rosa, werden dann immer heller, bis sie fast weiß verblühen. Leicht gefüllte, halbgefüllte oder voll ge- Die Früchte mancher Zierapfelbäume, so der Sorte ,Evereste‘, sind gut zu verwerten für Saft, Marmelade, Gelee und Kompott. Foto: Ilse Jaehner füllte Blüten setzen weniger Früchte an als ungefüllte, sodass solche Sorten hauptsächlich Wert als Blütenbäume haben, einfach blühende dagegen sowohl als Blüten- wie Fruchtträger gefallen. Einige Sorten warten mit komplett rötlichem oder dunkelviolettgrünem Blattwerk auf, andere färben ihre Blätter erst im Herbst leuchtend rot. Man sollte sich vor dem Kauf eines Zierapfelbaumes immer in Baumschule oder Gartencenter anhand entsprechender Unterlagen gründlich informieren. Dabei muss vorweg die Wuchsstärke berücksichtigt werden, denn schwach wachsende Sorten ähneln eher Großsträuchern, während starkwüchsige richtige Bäume sind, wenngleich keine riesigen. Jedenfalls werden Zieräpfel zwischen 3 und 10 m hoch, ein Unterschied, der besonders bei kleineren Gärten zu beachten ist. Da Zieräpfel mitunter auch auf schwach wachsende Unterlagen veredelt werden, verwischen sich dadurch allerdings die Höhenunterschiede etwas, ebenfalls mit der Pflanzung eines Hochstammes oder Halbstammes. Zieräpfel gedeihen am besten in nahrhaftem, gutem Gartenboden mit genügend Feuchtigkeit und einem pH-Wert unter 6. Man setzt stets an vollsonnigen Platz mit genügend Abstand zu benachbarten Gehölzen. In den ersten Jahren kürzt man jeweils im Spätherbst den Triebzuwachs des betreffenden Jahres um etwa ein Drittel und entfernt nach innen wachsende Triebe. In späteren Jahren ist hin und wieder vorsichtiges Auslichten angebracht. Noch ein Tipp: Zierapfelbäume sind im Großen und Ganzen langlebiger als Zierkirschen und spätfrostsicherer. Ilse Jaehner