Projekt Stolpersteine in Heilbronn 2012 - stolpersteine

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Projekt Stolpersteine in Heilbronn 2012
17. April 2012; S. 1
Bismarckstr. 15
Zusammengestellt unter Mitwirkung von Alessandro Landauer-Bolch und Lucas Rau (Robert-MayerGymnasium)
Hermann Wolf wurde am 9. Oktober 1878
als Sohn des Unternehmers Wolf Manasse
Wolf geboren. Der Vater hatte sich bereits
1862 in Heilbronn niedergelassen und eine
Sortieranstalt für Lumpen gegründet. Sie
belieferte die die beiden Heilbronner
Papierfabriken und entwickelte sich sehr
gut. Um 1900 siedelte sie in die Salzstr. 30
im Industriegebiet Kleinäulein über.
HIER WOHNTE
HERMANN WOLF
JG. 1878
FLUCHT 1939
HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT
BERGEN-BELSEN
ERMORDET 6.1.1945
HIER WOHNTE
ANNA WOLF
GEB. EISIG
JG. 1885
FLUCHT 1939
HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT
BERGEN-BELSEN
ERMORDET 15 .1.1945
Wolf Manasse Wolf zeigte aber auch großes bürgerschaftliches Engagement. Er war u.a.
jahrzehntelang Mitglied im Bürgerausschuss, gründete den „Verein der unteren Stadt“ und setzte
sich für den Bau des Stadttheaters ein.
Nach seinem Tod 1916 übernahmen die Söhne Julius und Hermann die Firma und gründeten 1926
eine Familienaktiengesellschaft. 1921 kaufte Hermann Wolf das Haus Bismarckstr. 15 und zog mit
der Familie im 1. Stock ein – das Ehepaar Wolf hatte einen Sohn Max, der schon 1934 als 25jähriger junger Mann nach Palästina emigrierte. Die Tochter Louise, verh. Victor, ging mit ihrer
Familie 1937 nach Südafrika.
Nach der Machtergreifung wurde auch die Firma Wolf zunehmend unter Druck gesetzt. Sie musste
schließlich liquidiert werden; der Firmensitz war zuletzt in der Moltkestraße, wo der Bruder Julius
Wolf wohnte. Er emigrierte im August 1939 nach England. Das Firmenanwesen in der Salzstraße
hatte die Familie zunächst 1938 an die Heeresstandortverwaltung vermietet und dann im April
1939 unter dem Druck der Auswanderung an die Stadt Heilbronn verkauft – auch Hermann und
Anna Wolf versuchten zu fliehen. Sie hatten ihr Wohnhaus in der Bismarckstraße Ende 1938
ebenfalls an die Stadt Heilbronn verkauft mit der Bestimmung, dass es zum 1. Juli 1939 übergeben
werden sollte. Die Ziffer 9 des Kaufvertrags lautete: „Für den Fall, dass die Verkäufer über den 1.
Juli hinaus noch in Heilbronn wohnen, können sie ihre bisherige Wohnung auch über diesen
Zeitpunkt hinaus durch ein Mietverhältnis und gegen Mietzins weiter benützen, solange bis sie
Heilbronn verlassen“.
Am 4. September 1939, drei Tage nach Kriegsbeginn, verließen Hermann und Anna Wolf Heilbronn
mit dem Ziel London. Aber sie gelangten nicht mehr dorthin, sondern wurden in Holland
festgehalten und im Lager Westerbork interniert. Beide wurden von dort ins Konzentrationslager
Bergen-Belsen in Niedersachsen deportiert und im Januar 1945 ermordet.
Projekt Stolpersteine in Heilbronn 2012
17. April 2012; S. 2
Mönchseestr. 82
Zusammengestellt von Dr. Gerhard Schneider (Freundeskreis Synagoge Heilbronn e.V.)
.
HIER WOHNTE
BERTHA EISENMANN
GEB. KIEFE
JG. 1870
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
TREBLINKA
HIER WOHNTE
STEFANIE EISENMANN
JG. 1893
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA
HIER WOHNTE
FRITZ BERNHARD
EISENMANN
JG. 1895
VERHAFTET 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA
Im Haus Mönchseestraße 82/1 in Heilbronn wohnte von 1906 bis 1939 die Witwe Bertha
Eisenmann, geb. Kiefe. Sie wurde am 7. September 1870 in Baisingen geboren und war mit David
Eisenmann verheiratet gewesen. Nach seinem frühen Tod zog sie aus Frankfurt mit ihren drei
Kindern nach Heilbronn in die genannte Adresse.
Nach 33 Jahren wurde ihr, da sie jüdischen Glaubens war, die Wohnung gekündigt. Sie zog
zunächst in das Haus eines Verwandten (Rechtsanwalt Siegfried Gumbel) in der Uhlandstraße 11.
Später war sie gezwungen, in ein sog. „Judenhaus“ in der Badstraße 10 zu ziehen. Im März 1942
wurde sie umgesiedelt in ein jüdisches Altersheim nach Tigerfeld bei Münsingen auf der
schwäbischen Alb. Von dort aus wurde sie über Stuttgart am 22. August 1942 nach Theresienstadt
deportiert und am 26. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka. Dort wurde sie
ermordet. Das Todesdatum ist unbekannt.
Bertha Eisenmann hatte drei Kinder: Das Zwillingspaar Clara und Stefanie sowie einen Sohn mit
Namen Fritz Bernhard. Diese wuchsen in der Wohnung Mönchseestraße 82/1 auf. Die Tochter Clara,
von Beruf Krankenschwester, verheiratete sich nach Frankfurt. 1939 wanderte sie mit ihrem
Ehemann nach England aus.
Die Tochter Stefanie (geboren 1893) war Beamtin bei der Reichsbahn – als einzige Jüdin in
Württemberg. Sie wurde 1934 entlassen. Bis zu ihrer Umsiedlung mit der Mutter in die
Uhlandstraße 11 und die Badstraße 10 lebte sie ebenfalls in der Mönchseestraße 82/1. Mit dem
ersten Transport aus Heilbronn wurde sie am 28. November 1941 über Stuttgart nach Riga
deportiert. Dort wurde sie mit zahlreichen anderen Juden aus Württemberg vor Massengräbern
erschossen.
Der Sohn von Bertha Eisenmann, Fritz Bernhard (geboren 1895), war in Berlin als Prokurist eines
Getreidekonzerns tätig. Als Jude wurde er 1934 entlassen. Er nahm wieder Wohnung in Heilbronn
bei seiner Mutter und fand Arbeit im Büro der Seifenfabrik Heilbronner (Madaform). Am 8.
November 1938 wurde er an seiner Arbeitsstelle verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. Ende
Dezember 1938 wurde er von dort als ehemaliger Frontsoldat 1914/18 wieder entlassen. Er war
später bis zu seiner Deportation im Arbeitseinsatz tätig im Steinbruch am Jägerhaus. Wie seine
Schwester Stefanie wurde er mit dem ersten Transport aus Heilbronn am 28. November 1941 über
Stuttgart nach Riga deportiert und dort umgebracht.
Projekt Stolpersteine in Heilbronn 2012
17. April 2012; S. 3
Pestalozzistr. 31
Zusammengestellt von der Berufsfachschulklasse für Zimmerer der Johann-Jakob-Widmann-Schule
Heilbronn
Wilhelm Fröhle wurde am 14. Juli 1898 in Schönthal, Kreis Künzelsau,
geboren. Seine Eltern waren Josef und Elisabeth Fröhle, Geschwister
hatte er keine. Nach der Umsiedlung der Eltern nach Heilbronn
besuchte er die Realschule und machte in einer Holzhandlung eine
Ausbildung zum Kaufmann.
1917 rückte er mit 19 Jahren zum Heer ein und lag unter anderem vor
Verdun. Als Soldat erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter das
Eiserne Kreuz 2. Klasse.
HIER WOHNTE
WILLI FRÖHLE
JG. 1898
VERHAFTET 1943
’WEHRKRAFTZERSETZUNG’
GERICHTSGEFÄNGNIS
HEILBRONN
TODESURTEIL 17.3.1944
HINGERICHTET 22.6.1944
GEFÄNGNIS STUTTGART
Fröhle heiratete, jedoch hielt die Ehe nicht und wurde wieder geschieden. 1931 trat er der NSDAP
bei; nach der Machtergreifung wurde ihm der Posten des Geschäftsführers des Heilbronner
Siedlungsvereins übertragen. Von 1939 bis 1940 war Fröhle bei der Luftwaffe im Einsatz im
Sudetenland. Dort zog er sich jedoch bei einem Unfall eine Kniegelenksverletzung zu und wurde für
dienstuntauglich erklärt. Das Militär verließ er als Unteroffizier.
Schon vor diesem Einsatz scheint er sich zunehmend von der NSDAP entfremdet zu haben. Er
kündigte 1941 seinen Posten und fand eine Anstellung in der Armaturenfabrik Franz Schneider in
Nordheim. Bei seinen Arbeitskollegen war er beliebt, fiel aber durch Äußerungen gegen das Regime
auf. Er bezeichnete Hitler und andere führende Männer als Lügner und galt zunehmend als
„Meckerer und Miesmacher“. Mehrfach wurde er deshalb ermahnt. Außerdem pflegte er einen
guten Umgang mit den französischen Kriegsgefangenen im Betrieb, was ihm später zur Last gelegt
wurde. 1943 sagte er gegenüber einer 18-jährigen Mitarbeiterin: „In sechs Wochen ist der Krieg
aus. Dann wird das Blut in den Straßen Heilbronns fließen!“
Aufgrund dieser Äußerung wurde Willi Fröhle denunziert, am 6. September 1943 verhaftet und
später vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Die NSDAP schloss ihn daraufhin als Parteimitglied aus.
Bis zur Verhandlung saß Fröhle im Heilbronner Gerichtsgefängnis in der Kirchbrunnenstraße ein.
Am 17. März 1944 wurde sein Fall dann vor dem 3. Senat des Volksgerichtshofs unter dem
Vorsitzenden Volksgerichtsrat Lämmle in Heilbronn verhandelt. Verschiedene seiner Kollegen sagten
gegen ihn aus.
Der Volksgerichtshof verurteilte Fröhle zum Tode; er habe „fortgesetzt durch gehässige
Herabsetzung der Partei- und Staatsführung sowie durch defaitistische Äußerungen unsere
Wehrkraft zersetzt und die Feinde begünstigt“.
Ein Gnadengesuch von Fröhles Mutter an Hitler und den Volksgerichtshof wurde abgelehnt. Am 22.
Juni 1944 wurde Wilhelm Fröhle morgens um 5:10 Uhr in Stuttgart enthauptet. „Der Verurteilte
war ruhig und gefasst. Es ereignete sich kein Zwischenfall“, vermerkte der Staatsanwalt.
Die Leiche wurde an die Anatomie in Tübingen übergeben und später auf dem dortigen
Altstadtfriedhof begraben. Der Name von Willi Fröhle ist dort zusammen mit vielen anderen auf
Gedenktafeln verzeichnet. Die Braut erhielt eine Gebührenrechnung über 857,97 Reichsmark für
Vollzug der Todesstrafe, Haftkosten und anteilige Reisekosten des Gerichts, weil die Mutter nicht in
der Lage war, diese zu begleichen.
Projekt Stolpersteine in Heilbronn 2012
17. April 2012; S. 4
Heilbronn-Sontheim, Deinenbachstr. 5
Zusammengestellt unter Mitwirkung von Michelle Hoffmann und Adriana Kruezi (Elly-Heuss-KnappGymnasium, Heilbronn)
HIER WOHNTE
GITTA STRAUSS
GEB. HERMANN
JG. 1859
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 29.8.1942
HIER WOHNTE
EMIL STRAUSS
JG. 1883
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA
HIER WOHNTE
JULIUS STRAUSS
JG. 1886
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA
HIER WOHNTE
SELMA STRAUSS
JG. 1891
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA
Im Haus Deinenbachstraße 5 in Heilbronn-Sontheim lebte die hochbetagte Witwe Gitta Strauß mit
ihren Kindern. Sie wurde von ihrer unverheirateten Tochter Selma betreut, die beiden ebenfalls
ledigen Söhne Emil und Julius trugen als Reisevertreter zum Lebensunterhalt bei. Beide Söhne
hatten Militärdienst geleistet und waren später Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg. Die vierte
Schwester Berta Kahn war in Waiblingen verheiratet.
„Schlimm sah es aus im Haus Nr. 5 der Deinenbachstraße“, notierte der letzte Sontheimer
Bürgermeister Richard Stieglitz nach dem Krieg über die Reichspogromnacht 1938. Der Familie
Strauß gehörte auch die direkt benachbarte Sontheimer Synagoge, die damals verwüstet wurde.
Eine Brandstiftung wie in Heilbronn wurde nur durch die enge Bebauung im Sontheimer Ortskern
verhindert.
Die drei Geschwister Emil, Julius und Selma Strauss wurden mit dem ersten Transport von
Heilbronn aus am 28. November 1941 deportiert; ihre Namen erscheinen auf der Heilbronner Liste
als handschriftlicher Nachtrag. Die 47 Menschen wurden vom Wollhausplatz in Heilbronn in
Bussen nach Stuttgart gebracht; dort wurden sie am 1. Dezember 1941 am Güterbahnhof
„verladen“ und nach Riga transportiert. In diesem Transport waren nicht nur die drei Sontheimer
Geschwister Strauß, sondern auch ihre in Waiblingen lebende Schwester Berta Kahn. Alle vier fielen
den Massenerschießungen bei Riga zum Opfer.
Gitta Strauß war alleine zurückgeblieben in Sontheim. Sie musste in das Haus Picard in der
Lauffener Straße 12 umsiedeln, wo nach der Aufhebung des jüdischen Altenheims die letzten noch
in Sontheim lebenden Juden zusammengezogen wurden. Am 20. August 1942 wurde sie mit den
anderen Bewohnern des Hauses Picard zunächst nach Stuttgart gebracht; zwei Tage später erfolgte
die Deportation nach Theresienstadt, wo sie am 29. August 1942 den Tod fand.
Projekt Stolpersteine in Heilbronn 2012
17. April 2012; S. 5
Heilbronn-Sontheim, Hauptstr. 25
Zusammengestellt unter Mitwirkung von Myriam Bouaziz und Riccardo D‘Ostuni (Robert-MayerGymnasium)
Ludwig Maier wurde am 31. Juli 1873 in
Horkheim geboren. Von Beruf war er
Viehhändler. Seine Frau Mina (geb.
Sicherer) wurde am 21. Februar 1873 in
Oberdorf geboren. Gemeinsam lebten sie in
Heilbronn-Sontheim in der Hauptstraße 25
(seit 1933 Adolf-Hitler-Straße).
HIER WOHNTE
MINA MAIER
GEB. SICHERER
JG. 1873
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
TREBLINKA
HIER WOHNTE
LUDWIG MAIER
JG. 1873
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
TREBLINKA
Ihr Haus gehörte der Israelitischen Gemeinschaft; es hatte bis 1924 als israelitisches Schulhaus
gedient. Der Lehrer wohnte damals im 1. Stock, das Klassenzimmer war im 2. Stock. Der Lehrer
übernahm gleichzeitig auch das Amt des Vorsängers und des Gemeindepflegers. Durch die
Abwanderung der Juden aus Sontheim lohnte sich der Unterhalt eines eigenen Schulhauses nicht
mehr.
Das Ehepaar Maier siedelte 1938 ins Israelische Landesasyl Wilhelmsruhe über – beide waren 65
Jahre alt. Sie lebten von der Unterstützung durch ihren Sohn – über den weiter nichts bekannt ist –
und die Israelitische Gemeinschaft. Ludwig Maier galt laut dem ehemaligen Sontheimer
Bürgermeister Richard Stieglitz als „bescheidener einfacher wohlgelittener Mensch, der Niemand
etwas zu leid tat, saß am Abend gern im Wirtshaus zum Kartenspiel und war im Viehhandel mehr
als „Schmußer“ wie als Händler tätig.“
Zwischen 21. November 1940 und 2. Juli 1941 waren Mina und Ludwig Maier in Berlichingen an
der Jagst untergebracht. Nach ihrer Rückkehr nach Sontheim kamen sie in das Haus Picard in der
Lauffener Straße 12. Ihr weiterer Weg führte wie der der anderen älteren Sontheimer Juden mit
dem Transport vom 20. August 1942 zunächst nach Terezin / Theresienstadt. Von dort aus wurden
sie in das Vernichtungslager Treblinka nordöstlich von Warschau deportiert, wo sie ermordet
wurden. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.
Projekt Stolpersteine in Heilbronn 2012
17. April 2012; S. 6
Heilbronn-Sontheim, Parkstr. 33
Zusammengestellt unter Mitwirkung von Schülern der Klasse 10 des Justinus-Kerner-Gymnasiums
Heilbronn
Die beiden unverheirateten Schwestern
Julie und Rosalie Israel gehörten zur
Eigentümerfamilie der bekannten
Schuhfabrik Wolko, die von ihrem Vater
Salomon Israel 1889 in Öhringen gegründet
worden war.
HIER WOHNTE
JULIE ISRAEL
JG. 1871
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 1.1.1943
HIER WOHNTE
ROSALIE ISRAEL
JG. 1877
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 27.11.1942
Hermann Wolf, ein Schwiegersohn des Gründers, war an der Firma beteiligt und gab ihr seinen
Namen: Hermann Wolf & Companie. 1890 siedelte die Firma nach Sontheim über; die Brüder Isaak,
Albert und Moriz Israel waren ebenfalls im Unternehmen tätig, das schnell expandierte. 1930 hatte
die Firma rund 960 Mitarbeiter.
Salomon Israel und seine Frau Babette hatten insgesamt 14 Kinder, von denen einige früh starben.
Sie feierten am 23. Juni 1912 in Sontheim ihre Goldene Hochzeit und richteten aus Anlass dieses
für die damalige Zeit seltenen Ereignisses eine gemeinnützige Stiftung ein.
Der älteste Sohn Isaak Israel starb im Oktober 1933; die Geschäfte waren inzwischen auf die
nächste Generation übergegangen. Die meisten noch lebenden Familienmitglieder konnten in den
folgenden Jahren emigrieren. Es ist nicht bekannt, warum die Schwestern als einzige zurück
blieben.
Julie war am 2. Dezember 1871 in Ernsbach bei Öhringen geboren worden, Rosalie am 23.
November 1877 in Öhringen. Beide lebten unverheiratet in der Sontheimer Firmenvilla HermannWolf-Str. 9, bis sie am 20. November 1940 zwangsweise in das Haus des Arztes Dr. Picard in der
Lauffener Str. 12 umziehen mussten. Dort war nach der Räumung des jüdischen Altersheims ein
Teil der alten Menschen eingewiesen worden. Dr. Julius Picard selbst emigrierte wenige Wochen
später.
Hier lebten die beiden älteren Damen fast zwei Jahre, bis sie am 20. August 1942 zusammen mit
den 22 anderen Bewohnern des Hauses deportiert wurden. „Von Nachbarn dieses Hauses liegen
Schilderungen vor, daß es dabei zu Tränen und Abschiedsszenen aller Art kam. Man verlud diese
letzten Insassen des Heims auf einen gewöhnlichen Leiterwagen und eines der Fräulein Israel, die
gehbehindert bzw. gelähmt war, wurde auf einer Bahre auf den Wagen gehoben“, schreibt Hans
Franke in „Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn“.
Die beiden Schwestern wurden nach Theresienstadt deportiert; dort fand Rosalie am 27. November
1942 den Tod, Julie am 1. Januar 1943. Nach dem Krieg wurden auf dem jüdischen Friedhof in
Sontheim auf dem Grabstein der Eltern Salomon und Babette Israel die Worte eingemeißelt:
„Zum Gedächtnis an Julie und Rosa, gestorben 1944 in Theresienstadt“.
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