Jagdgesellschaft Bretzwil Im April 2016 Luchs und Co in Bretzwil Am 1. April 2016 (dies ist kein Aprilscherz!) wurde die kantonale Jagdverwaltung Baselland von der KORA aufgefordert im Raum Binzenberg (die genauen Koordinaten waren bekannt) unter Mithilfe der Jagdaufsicht von Bretzwil zu kontrollieren ob eventuell ein Luchsriss oder ein anderer Nachweis für das Vorkommen des Eurasischen Luchses l. Lynx aufzufinden ist. Nach kurzer Suche konnten der Mitarbeiter der kantonalen Jagdverwaltung und die Jagdaufsicht von Bretzwil einen komplett mit Laub zugedeckten, frischen, Kadaver eines Rehkitzes finden. Somit ist die Anwesenheit von mindestens einem besenderten jungen Luchskuder bewiesen. Dies ist jedoch nicht der erste Luchs im Bretzwiler Gemeindebann. Bereits einige Male konnten Luchse, vor allem im Raume der Aleten – Stierenberg, beobachtet werden. KORA (Raubtierökologie und Wildtiermanagement) Raum- und Sozialkultur „Luchse leben einzelgängerisch in Revieren, in denen sie keine anderen erwachsenen Tiere des gleichen Geschlechts dulden. Reviere von Männchen umfassen ein bis zwei Reviere von Weibchen. Die Reviergrösse der residenten Luchse schwankt in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot und vom Zustand der Population. In der Schweiz beträgt die Grösse mittlerer Wohngebiete von Weibchen 90 km2 und von Männchen 150 km2, Extremwerte liegen zwischen 40-400 km2. Subadulte Luchse die noch kein festes Revier etabliert haben, bewegten sich in Gebieten bis 480 km2 (Weibchen) und 760 km2 (Männchen). Systematik Der Eurasische Luchs hat sich nachweislich zum Jäger kleinerer Paarhufer entwickelt und ist heute etwa doppelt so schwer (17 – 30 kg) wie sein engster Verwandter, der Kanadaluchs (10 – 15 kg) Er kann bis zu 70cm hoch werden. Fortpflanzung Während der Ranzzeit (Paarungszeit) vom März bis Mitte April sind Luchse öfter auch tagsüber aktiv und rufen häufiger. Die Luchsin wirft nach einer Tragzeit von 68 – 73 Tagen 1 bis 4 (durchschnittlich 2) blinde Junge an einem geschützten Ort (Höhle, umgestürzter Baum). Die Luchsin sorgt allein für die Aufzucht der Jungen. Jungluchse leben von Milch, bis sie im Alter von 2 Monaten der Mutter an den Riss (gerissenes Beutetier) folgen können. Während rund 10 Monaten bleiben die Jungen beim Muttertier. Nach dem Verlassen der Mutter suchen sich die Jungtiere ein eigenes Revier. Die Mortalität beträgt im ersten Lebensjahr rund 50%, im zweiten nochmals 50%. Nahrung Der eurasische Luchs ist ein Jäger von kleinen Paarhufern wie Reh, Gämse. In der Schweiz sind 88% der Beutetiere Rehe und Gämsen. An dritter Stelle folgt der Fuchs (aber auch im Feld und Wald lebende Katzen) mit einem Anteil von ca. 4.3%. Der Luchs ist ein Anschleich- und Überraschungsjäger, der die Beute nicht verfolgt. Er greift das Opfer mit den Krallen der Vorderpranken und tötet es mit einem gezielten Biss in die Kehle. Ein Reh oder eine Gämse wird während mehrerer Nächte verzehrt. Nur die groben Knochen, der Kopf, das Fell sowie der Verdauungstrakt bleiben übrig. Ein Luchs braucht pro Woche ungefähr ein Reh oder eine Gämse also 50-60 Tiere pro Jahr. Geschichte Luchs Schweiz Der Luchs starb in der Schweiz während des 19. Jahrhunderts aus. Mit der Rettung der Wälder und der wilden Paarhufer im 20. Jahrhundert waren die ökologischen Voraussetzungen für eine Wiederansiedlung gegeben. 1967 fasste der Bundesrat einen entsprechenden Beschluss. 1971 wurden die ersten Luchspaare aus den Karpaten im Kanton Obwalden freigelassen. Seither haben sich in der Schweiz zwei Luchspopulationen entwickelt, im Jura und in den Nordwestalpen. Von dort wurden zwischen 2001 und 2008 einige Luchse im Rahmen des Projektes LUNO in der Nordwestschweiz umgesiedelt.“ Der Waschbär – Ein Spitzbube mit Zerstörungspotential Aufgrund von Informationen aus der Bevölkerung können wir annehmen dass der Waschbär sich auch in Bretzwil aufhält. Vor einigen Jahren wurde in Ziefen ein Waschbär überfahren und beim Seewener Weiher sollen auch solche „Maskierten“ schon gesehen worden sein. Seit etwa 35 Jahren leben Waschbären (Procyon lotor) in Schweizer Wäldern und Dörfern. Im Gegensatz zu Mitteldeutschland, wo die aus Amerika stammenden Tiere an vielen Orten zur Plage werden, sind sie in der Schweiz noch nicht häufig. Die Indianer nannten ihn ursprünglich „Aroughoun“ „der mit den Händen kratzt“. 1976 wurde im Kanton Schaffhausen erstmals ein Waschbär beobachtet. Tierliebe hat Grenzen Viele Menschen bringen dieser Tierart Sympathien entgegen. Da wo sie jedoch in grösserer Anzahl vorhanden sind bereiten sie wegen der geringen Fluchtdistanz und der grossen Anpassungsfähigkeit seit einigen Jahren grosse Probleme. Zuerst werden sie gefüttert, werden fast zahm und dann wird man diese kleinen Bären nicht mehr los. Sie nisten sich im Gebälk der Einfamilienhäuser und Scheunen ein und toben dort zu Dutzenden herum. Als nächstes entstehen auf den Dachböden penetrant stinkende Latrinen. Wenn sie auch noch Dachbalken und Mauerwerk aushöhlen bis der Putz auf die Köpfe der Hausbewohner herab bröckelt, hängt der Hausfrieden schief und mit der Tierliebe ist es plötzlich vorbei. Raum- und Sozialkultur Die weiblichen Waschbären leben mit verwandten Tieren in Kleingruppen und teilen sich auch das Streifgebiet. Männliche Kleinbären können gegen nichtverwandte Tiere sehr aggressiv auftreten. Systematik Mit 41 bis 71 cm Körperlänge (ohne den durchschnittlich 25 cm langen buschigen Schwanz) und einer Schulterhöhe von 22,8 bis 30.4 cm wiegen die Kleinbären zwischen 3,6 und 9,0 kg. In unserer ländlichen Umgebung haben sie ausser dem Luchs keine Feinde. Fortpflanzung Die Paarungszeit ist im Februar und nach 65 Tagen bringen die Weibchen im Schnitt 3 blinde mit einem gelblichen Flaum versehene Junge zur Welt. Die Jungen bleiben bis zum Herbst bei der Mutter, welche dann vor allem die männlichen Nachkommen verstösst. Nahrung Der Waschbär ist ein Sammler und Jäger. Neben Insekten, Würmern und Käfern verachtet er auch Obst und Gemüse nicht. Als Nebenspeisen vertilgt er auch Vögel, Gelege und Kleinsäuger. Was ist KORA? KORA plant, leitet und koordiniert Forschungsprojekte, die sich mit der Ökologie der Raubtiere in der modernen Kulturlandschaft und mit der Koexistenz von Mensch und Raubtier befassen. Ziele der KORA Projekte sind die Erhaltung und das Management der Raubtiere. Wir bitten die Bevölkerung um Mithilfe und um Meldung an die beiden Jagdaufseher wenn Sie Luchs oder Waschbär im Gemeindebann von Bretzwil sehen oder spüren. Wir danken für Ihr Interesse und für Ihre kooperative Zusammenarbeit. Literatur & Bilder aus dem Internet: Wikipedia: Luchs Waldwissen.net: der Waschbär Jagdgesellschaft Bretzwil