ABSCHLUSSBERICHT Bonn, Campus Poppelsdorf

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ABSCHLUSSBERICHT
zur archäologischen Ausgrabung
Bonn, Campus Poppelsdorf
im Auftrag der Bau- und Liegenschaftsbetriebe NRW
Aktivitätsnummer OV 2012/1031
Alexandra Schubert M. A.
Redaktion: Ute Becker M.A.
August 2014
Schlickstr. 15
47138 Duisburg
Tel.: 0203-4492327
Fax: 0203-4492328
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OV 2012/1031
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INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
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GEOLOGISCHER UND BODENKUNDLICHER ÜBERBLICK
5
BISHERIGER KENNTNISSTAND
6
VORGEHENSWEISE
8
ERGEBNISSE
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ZUSAMMENFASSUNG
25
LITERATUR
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Abbildung 1: Deutsche Grundkarte 1:5000 mit roter Markierung des Untersuchungsbereichs.
(DGK 5)
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EINLEITUNG
Die Bau- und Liegenschaftsbetriebe NRW planen die Erweiterung der
Universität Bonn auf dem Campus Poppelsdorf. Im Zuge dieser Erweiterung
sollen drei Neubauten auf den ehemaligen Versuchsfeldern der
Landwirtschaftlichen Fakultät errichtet werden. Südlich der Bibliothek ist
außerdem ein Geothermiefeld geplant.
Da auf dem Gelände ein römischer Fundplatz vorliegt, wurde eine
bauvorgreifende Ausgrabung auf den Flächen angeordnet, in denen
Bodeneingriffe geplant sind. Dieses Areal wird begrenzt durch die Nußallee und
die Endenicher Allee, im Südwesten durch die BAB 565 mit der Anschlussstelle
Poppelsdorf und im Südosten durch die ehemaligen Versuchsfelder der
Universität Bonn.
Die Ausgrabungen fanden zwischen dem 10.12. 2012 und dem 16.04. 2013
statt, mit witterungsbedingten Unterbrechungen. Am 05. und 06. September
2013 fand eine kleine Untersuchung einer weiteren Fläche statt, auf der ein
Kran errichtet werden sollte.
Mit der Ausgrabung auf dem Campus Poppelsdorf wurde die Firma
archaeologie.de beauftragt. Als Grabungsleiterin war Michaela Löwe M. A. vor
Ort, die Vermessung oblag Andreas Bromberger VT, der auch für die Erstellung
der Pläne verantwortlich zeichnete. Zusätzlich waren je nach
Befundaufkommen ein kleines Team aus Grabungshelfern und Technikern vor
Ort.
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GEOLOGISCHER UND BODENKUNDLICHER
ÜBERBLICK
Das Untersuchungsgebiet „Campus Poppelsdorf“ liegt im Süden des Bonner
Stadtgebietes auf ebener Lage. Die Höhe über NN liegt bei etwa 60 Meter. Die
Niederterrasse des Rheins wurde im Laufe der Eiszeit als mächtiges Sand- und
Kiespaket angeschüttet. Der damalige Flusslauf war weit verzweigt und voller
Senken und Rinnen. Im Zeitraum der letzten Wiedererwärmung schnitt der
Rhein ein weiteres Mal in die Niederterrasse ein und bildete sein eigentliches
Flussbett. Die Niederterrasse wurde im Folgenden großflächig von
Hochflutlehm überdeckt, aus dem sich dann fruchtbare Parabraunerden und
Braunerden bildeten. Auf dem Areal entstand somit ein hochwasserfreier,
fruchtbarer Standort mit besten Siedlungsbedingungen.
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BISHERIGER KENNTNISSTAND
Mitte der 20er Jahre wurde bei Rodungsarbeiten ein römisches Brandgrab
freigelegt (OA 0579/002), dessen Fundmaterial eine Datierung in die 2. Hälfte
des 1. Jahrhunderts nach Christus erlaubt. Daher wurde das Plangebiet im
Vorfeld durch die archäologische Fachfirma artemus durch Sondagen
untersucht (OV 2011/1039). Im Anschluss daran fanden durch dieselbe Firma
weitere Untersuchungen im Vorfeld der das Gelände erschließenden
Kanalbaumaßnahmen statt. Bei diesen Untersuchungen konnten trotz der
schmalen, größtenteils nur 2 m breiten Schnitte in dichter Folge
Besiedlungsspuren aufgefunden werden. Neben etlichen Befunden, die
undatiert bleiben mussten, ließen sich die meisten als römisch einordnen.
Zusätzlich konnte der Nachweis von metallzeitlichen und wenigen
mittelalterlichen Aktivitäten geführt werden. Erkannt wurde im Südosten der
Fläche ein weiteres römisches Grab, sowie auf der gesamten
Untersuchungsfläche etliche Fundamentstickungen, Pfosten- und
Siedlungsgruben1. Die Fundamentstickungen konnten nicht zu Grundrissen
ergänzt werden, allerdings sah Sondage Stelle 12 so vielversprechend aus,
dass dort von der Universität Bonn eine Lehrgrabung stattfand (OV 2012/1029),
die die aufgedeckten Befunde als gallo-römischen Umgangstempel
interpretierte2.
Das Plangebiet liegt heute etwa 2 km vom Rhein entfernt. Im weiteren Umfeld
der Untersuchungsfläche lassen sich mehrere antike Straßenverbindungen
nachweisen, die mit großer Wahrscheinlichkeit die verschiedenen
Siedlungsstellen des römischen Bonn miteinander verbanden. Keine dieser
Straßen führte in direkter Nachbarschaft am Ausgrabungsareal vorbei. Dennoch
kann davon ausgegangen werden, dass von dort aus eine Anbindung an die
zentralen Verkehrsverbindungen bestand.
1
J. Englert 2012.
2
F. Rumscheid/U. Mania 2012.
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Der römerzeitliche Siedlungsbeginn im Bonner Zentrum wird in die Zeit
zwischen 30 und 20 v. Chr. gesetzt. Eine kleine Ansiedlung konnte Anfang der
achtziger Jahre in der Nähe des Theaters ergraben werden. Unter anderem
befand sich dort ein kleiner Keramikbrennofen, in dem bereits romanisierte
Keramik produziert wurde3.
Bei den verschiedenen bisherigen Baumaßnahmen der Bonner Universität
nahe des Plangebietes wurden bereits immer wieder römische Siedlungsreste
beobachtet4, außerdem fand sich 1996 römischer Ziegelbruch bei der
Anschlussstelle Poppelsdorf5.
Abbildung 2: Flurkarte von 1893 mit eingeblendeten Befunden der Ausgrabung und dem
Feldweg (rot markiert).
3
Horn 2002, 364.
4
OA 0579/003: römische Münze. OA 0579/026: römische Gefäße
5
OA 0579/048.
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Auf alten Flurkarten wird das Plangebiet immer als landwirtschaftlich genutzte
Fläche dargestellt. Auf der Flurkarte von 1893 ist ein Feldweg zu erkennen,
dessen Reste beim Humusabtrag oberhalb des ersten Planums als Stelle 144
erfasst wurden.
VORGEHENSWEISE
Das Untersuchungsgebiet wurde in annähernd streifenförmige Arbeitsbereiche
unterteilt. Meist wurde zwischen zwei Streifen ein Arbeitsbereich
vorübergehend frei gehalten, um den Aushub lagern zu können. Die
Ausgrabungen ergaben dennoch keine zusammenhängende Fläche, denn die
als Straßen ausgewiesenen Flächen wurden nicht bearbeitet: dort hatte die
Firma Artemus bei Kanalarbeiten Sondagen durchgeführt6.
Der Oberboden sowie die kolluviale/fluviatile Schicht wurden maschinell
abgetragen, ebenso wie die Auftragsschicht Stelle 21, die den befundführenden
Horizont in allen Arbeitsbereichen flächig überdeckte. Auf Grund der in der
archäologischen Maßnahme OV 2011/1039 angelegten Geoprofile wurde die
Planumshöhe 1,30m unterhalb der Oberkante des Humus angelegt. Dies
bestätigten auch die weiteren Geoprofile (Stellen 12, 43 und 44), die zur
Sicherheit in Arbeitsbereich 3 angelegt wurden. Nach Erreichen der
befundführenden Schicht wurde diese bis zum Sichtbarwerden der Befunde
zentimeterweise abgetragen. Die erkannten Befunde wurden im Planum
fotografiert und beschrieben sowie durch tachymetrische Dokumentation
zeichnerisch erfasst.
Im Anschluss daran wurden alle Befunde geschnitten und die Profile sowohl
fotografisch erfasst als auch zeichnerisch im Maßstab 1:20 dokumentiert. Die
beiden Brunnen wurden in mehreren Plana aufgenommen und anschließend
die restliche Tiefe abgebohrt. Unterhalb der Baubefunde wurde in einem
6
Englert 2012.
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zweiten Planum weiteren Befunden gesucht und diese ebenfalls in der
beschriebenen Weise dokumentiert. Diese Vorgehensweise wurde zum Teil
dynamisch an die gelegentlich recht schwierigen Wetterbedingungen
angepasst. Es wurde darauf geachtet, die Befunde möglichst nicht bei Frost
offen liegen zu lassen.
ERGEBNISSE
Insgesamt konnten in dem untersuchten Gebiet über tausend Befunde erkannt
werden. Darunter befanden sich neben Gruben, Pfostengruben und Gräben
auch zwei Brunnen, ein Brandgrab und Kiesstickungen, die als Fundamente
angesprochen werden können. Die Erdbefunde zeichneten sich im Planum eher
schlecht ab und waren schwierig zu erkennen, die Ränder der Befunde meist
verwaschen. Häufig wurden bei Pfostengruben mit Standspuren nur einer der
Befunde bereits im Planum erkannt, so dass ein größerer Anteil der Befunde
erst im Profi definiert werden konnte. Eine Konzentration an Befunden
zeichnete sich vor allem im südlichen Bereich der Untersuchungsfläche in den
Arbeitsbereichen 5, 7, 9 und 11, eine weitere in den Arbeitsbereichen 16 und 18
ab.
Vorgeschichtliche Befunde
Verstreut über die Grabungsfläche zeigten sich immer wieder Befunde mit
deutlich eisenzeitlichem Gepräge. Es handelt sich dabei sowohl um größere
Gruben, wie auch Pfostenstellungen.
Etliche der Pfostenstellungen lassen sich zu Grundrissen ergänzen, wie sie für
die Eisenzeit im Rheinland typisch sind und bereits häufiger erfasst wurden.
Das Fundmaterial setzt jedoch einige dieser Siedlungsspuren bereits in
römische Zeit, diese werden weiter unten besprochen.
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Im AB 16 im Südosten der Untersuchungsfläche liegt das erste zu
besprechende Gebäude, bestehend aus den vier Stellen 772 – 775. Alle vier
Stellen zeichneten sich im Planum als ca. 0,2 m breite rundliche Flecken ab.
Die Profile zeigten eine ähnliche Form und Erhaltungstiefe mit ebener Sohle
und steilschrägen Wände sowie einer gemeinsamen Erhaltungstiefe von 0,12 –
0,15 Metern. Die vier Pfostengruben bilden ein Rechteck von 2,3 x 2,5 Metern
und damit einen für das Rheinland typischen kleinen Vierpfostenbau. Aus der
Pfostengrube Stelle 772 stammen einige Bruchstücke handgemachter
Irdenware, die die chronologische Einordnung stützen. Da es sich jedoch
lediglich um kleinformatige Wandscherben handelt, kann die Datierung nicht
weiter eingegrenzt werden.
In den beiden südöstlichen Arbeitsbereichen 16 und 18 konnten neben diesem
Gebäude zahlreiche weitere Pfostenbefunde aufgedeckt werden. Bei etlichen
wird die Interpretation als Pfosten auch deshalb gestärkt, weil in den Profilen
nachträglich noch entweder die Pfostenstandspur oder die Pfostengrube
erkannt und mit dokumentiert werden konnte. Die Pfostengruben in beiden
Arbeitsbereichen liegen sehr eng beieinander. Dieser Umstand dürfte auf eine
längerfristige Besiedelung mit mehreren Bauphasen hindeuten.
Drei weitere Grundrisse lassen sich ausscheiden, aus deren Pfostengruben
eisenzeitliches Keramikmaterial stammt. Zu erkennen ist ein weiterer
Vierpfostenbau (Stellen 838, 839, 842, 843, 854, 855, 859). Bei den anderen
Grundrissen handelt es sich vermutlich um einen Sechspfosten- und einen
Achtpfostenbau. In einem Fall (Stellen 983, 985, 988, 989, 1000) wurden
lediglich fünf Pfostengruben dokumentiert, zu anderen Gebäude dürften die
Stellen 752, 753, 755, 758, 803, 806, 807, 879, 893, 895, 897, 917 und 924
gehören.
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Abbildung 3: Rekonstruierte Gebäudegrundrisse in den Arbeitsbereichen 16 und 18.
In grün die eisenzeitlichen Befunde.
Markant ist in diesem Bereich der Untersuchungsfläche vor allem die große
Grube Stelle 978, deren Füllung ausschließlich handgemachte Irdenware
enthielt. Es handelt sich ausnahmslos um kleinformatige Wandbruchstücke, die
sich einer genaueren Datierung entziehen. Auch wenn in der Verfüllung dieser
Grube relativ wenig Keramik zutage kam, bleibt eine Interpretation als
Materialentnahmegrube im Bereich des Möglichen.
Weitere eisenzeitliche Befunde stammen aus den Arbeitsbereichen 3, 4 8 und
10. Neben Resten von Gebäuden handelt es sich um die Spuren von Gräben,
die über mehrere Arbeitsbereiche auf einer Strecke von etwa 40 Metern verfolgt
werden konnten. Zwei von ihnen laufen in einem Abstand von etwa 12 Metern
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parallel von Südwesten nach Nordosten7, der südlichere der beiden Gräben
biegt in AB Stelle 3 leicht Richtung Osten um, in diesem AB wurde der
nördlichere Graben nicht mehr erfasst. Die Breite beider Gräben schwankt im
Planum zwischen 0,5 und 0,8 Metern, die Erhaltungstiefe liegt bei 0,2 – 0,3
Metern. Rechtwinklig zum nördlichen Graben setzt in AB 10 ein weiterer,
ähnlicher Graben Stelle 469 an, im Profil der Schnittstelle liegen beide Gräben
dicht nebeneinander, eine Gleichzeitigkeit ist somit wahrscheinlich, aber nicht
sicher belegbar. Alle drei Gräben sind relativ arm an Funden. Während aus den
beiden parallelen Gräben wenige Wandbruchstücke vorgeschichtlicher
handgemachter Keramik geborgen werden konnten, enthielt Graben Stelle 469
ein Bruchstück römischen Estrich.
Dennoch ist eine ungefähre relative chronologische Einordnung möglich, da der
südliche der beiden Gräben im Osten von AB 3 von zwei Pfosten eines
weiteren Grundrisses geschnitten wird. Es handelt sich um einen annähernd
quadratischen Bau aus 3 x 3 Pfosten, von denen komplett die Pfostengruben
und die Standspuren erfasst werden konnten (Stellen 35 – 41, 49 – 54, 56, 57,
68, 69). Die Seitenlänge liegt bei etwa 3,8 Metern. Das Gebäude ist mit einer
Ecke relativ genau nach Süden ausgerichtet, und schneidet mit dieser Ecke den
Graben Stelle 55, der Rest des Gebäudes liegt nördlich des Grabens. Zwar
wurden keine Funde aus dem Gebäude geborgen, jedoch muss es jünger sein
als der Graben.
Knapp 20 Meter südwestlich dieses Gebäudes befand sich mit Stelle 464 eine
größere, annähernd rechteckige Grube mit etwa 3,5 m Seitenlänge. Jeweils in
der Mitte der Längsseiten befindet sich eine kleine Ausbuchtung, die sich
möglicherweise als Pfostenbauten identifizieren ließen. Die Profile zeigen an
dieser Stelle eine noch etwa 0,4 m tiefe Grube, die an den beiden
Randbereichen noch einmal muldenförmig ausbuchtet, ohne dass eine
Pfostengrube oder Standspur eindeutig zu identifizieren wäre. Das Längsprofil
zeigt eine weitere mögliche Pfostenspur in der Mitte, so dass möglicherweise
7
Nördlicher Graben: Stellen 64, 470, 472.
Südlicher Graben: Stellen 55, 70, 471, 617.
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ein Grubenhaus zu rekonstruieren sein könnte. Das Fundinventar ergab
handgemachte Irdenware, allerdings nur wenige Randbruchstücke.
Abbildung 4: Profilschnitte durch das mögliche Grubenhaus Stelle 464.
Weiter östlich wurden in den Arbeitsbereichen 6 und 13 unterhalb römischer
Fundamentstickungen im Planum 2 weiter Reste eines Pfostenbaues entdeckt,
dessen Pfostengruben dem beschriebenen Neunpfostenbau gleichen (Stellen
498 – 505, 896). Der Durchmesser der Pfostengruben beträgt 0,2 – 0,3 Meter,
die Befunde sind noch etwa 0,2 Meter hoch erhalten. Die Orientierung des
Gebäudes ist mit dem anderen Grundriss vergleichbar, jedoch handelt es sich
bei diesem Bau um ein Rechteck von etwa 4 x 3 Metern. Auch hier wurden drei
Reihen aus je drei Pfostengruben erfasst. Standspuren konnten bei diesem
Gebäude nicht ermittelt werden und die Befunde waren fundleer. Jedoch gibt
die Lage unterhalb der sicher römisch anzusetzenden Fundamentstickung
einen chronologischen Fingerzeig.
Zwei weitere Gebäude wurden am östlichen Rand der Untersuchungsfläche in
den Arbeitsbereichen 15 und 17 erkannt. Für einen der beiden Pfostenbauten
wurde bereits auf der Grabung die Stellennummer 872 vergeben; es handelt
sich um ein rechteckiges Gebäude aus acht Pfosten (Stellen 862 – 867, 869,
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870), das im 2. Planum erfasst werden konnte. Das Gebäude ist in Richtung
SW-NO ausgerichtet, etwa 4,6 m lang und 3,2 m breit. Die einzelnen
Pfostengruben sind etwa 0,3 m breit, allerdings nur noch relativ flach erhalten.
Funde wurden keine geborgen.
Etwa 10 Meter nordöstlich liegt in NW-SO-Richtung ein weiteres rechteckiges
Gebäude, von dem sechs Pfosten erfasst wurden (Stellen 723, 724, 726 – 729).
Weitere Pfosten Richtung Südosten jenseits der Schnittgrenze sind denkbar. In
den Profilen zeigte sich bei fast allen Pfosten nur noch eine sehr geringe
Erhaltung, es konnten auch keine Funde geborgen werden, die eine genauere
zeitliche Einordnung ermöglichten. Da die Befunde jedoch relativ isoliert liegen,
lässt sich der Grundriss leicht ausscheiden.
Insgesamt ergibt sich eine locker gestreute eisenzeitliche Bebauung auf der
Untersuchungsfläche, bei der nur wenig Hinweise auf eine zeitliche Einordnung
der Befunde untereinander aufzufinden sind8. In den Arbeitsbereichen 16 und
18 dürfte ein Hofareal zu definieren sein, zumal hier relativ nah beieinander
sowohl die als Speicher zu deutenden Vierpfostenbauten, als auch
Wohnbebauung erkennbar ist. Ein weiteres Hofareal lässt sich unterhalb des
römischen Risalitbaus und westlich davon erschließen.
Das eisenzeitliche Fundmaterial besteht größtenteils aus Wandbruchstücken
handgefertigter Irdenware. Nur wenige Randbruchstücke sind erhalten.
Ausscheiden lassen sich einige Fässer mit nach außen gebogenem Rand und
einer Verzierung mit Fingertupfen, sowie einige breite Schüsseln. Diese Formen
datieren nach A. Simons eher in Ha D/Lt A-Horizonte, ein Phänomen, das auch
P. Kießling in ihrer Arbeit über eine Villa Rustica im Hambacher Forst feststellen
konnte9. A. Simons merkt allerdings auch an, dass es im Rheinland aus
unterschiedlichen Gründen extrem schwierig ist, Keramik der Stufe Lt D wirklich
auszuscheiden10.
8
Die genaue Lage der einzelnen Grundrisse kann dem angehängten Phasenplan
entnommen werden.
9
P. Kießling 2008, 65.
10
A. Simons 1989 72f: Datierungsprobleme jüngerlatènezeitlicher Keramik im Rheinland.
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Römische Befunde
Ebenfalls in ansehnlicher Zahl konnten Befunde römischer Zeitstellung erfasst
werden. Auch die beiden Brunnen gehören ausweislich ihrer Verfüllung in
römischen Kontext. Die genaue chronologische Einordnung der einzelnen
Befunde lässt sich dem Phasenplan im Anhang entnehmen.
Einer der beiden Brunnen befindet sich im südlichen Bereich des
Untersuchungsgebietes, in Arbeitsbereich 11 an der Grenze zu Arbeitsbereich 9
(Stelle 596). Im Planum zeichnete er sich als unregelmäßige rundliche
Verfärbung von etwa 3 Meter Durchmesser ab. Aus der Verfüllung stammen
Funde, die sich ins 1. Jahrhundert n. Chr. datieren lassen.
Abbildung 5: Brunnen Stelle 596 im 2. Planum.
In diesem und den umliegenden Arbeitsbereichen ( 5, 7, 9) konnten neben den
zahlreichen Störungen durch Pflanzgräben der Versuchsfelder der Universität
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Bonn auch häufig Pfostenstellungen und Gruben dokumentiert werden. Die
Pfostenspuren lassen sich zum Teil zu Grundrissen ergänzen.
Einige Grundrisse zeigen dabei trotz der in römische Zeit zu datierenden Funde
Konstruktionsprinzipien einheimischer Prägung. Ganz im Süden des
Plangebietes zeigt sich in AB 7 ein Sechspfostenbau (Stellen 318, 320 – 324) in
SW-NO-Ausrichtung. Die Breite lässt sich mit etwa 3 Metern, die Länge mit
etwa 4,8 Metern angeben.
Direkt nordwestlich davon liegt ein Vierpfostenbau (Stellen 308, 314, 594, 595,
604, 605), dessen Pfostengruben noch bis zu einem halben Meter tief erhalten
geblieben sind. In zwei der Gruben konnte noch die Standspur dokumentiert
werden, die Pfosten waren etwa 0,4 Meter breit. Der Abstand zwischen den
Pfosten beträgt etwa 3 Meter.
Abbildung 6: Pfostengrube 605 mit Standspur 604 im Profil.
Ein weiterer Vierpfostenbau lässt sich etwa 20 Meter weiter nordöstlich
dokumentieren, allerdings in wesentlich schlechterem Erhaltungszustand
(Stellen 237/545, 238, 247, 554).
In den Arbeitsbereichen 16 und 18 ließen sich zusätzlich zu den bereits
beschriebenen Gebäuden noch drei weitere Pfostenbauten rekonstruieren, aus
deren Pfostengruben römisches Material stammt. Es ergeben sich die
Grundrisse von zwei Vierpfostenbauten (Stellen 737, 749, 763, 874, 879, 804,
887, 910 sowie Stellen 941 – 943, 945, 954, 956 und 957) und einem
Sechspfostenbau. Ein weiterer Achtpfostenbau lässt sich in das Ensemble der
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Grundrisse einfügen, aber mangels Funden aus den Pfostengruben nicht sicher
datieren (vgl. Phasenplan Blatt 10).
Weiter nördlich wurden weitere mächtige Pfostengruben erfasst, die sich zu
einem Rechteck aus 15 Pfosten ergänzen lassen (Stellen 98, 101 – 104, 335,
348, 349, 357 – 360, 362 – 364). Es ergibt sich ein zweischiffiger Bau, dessen
Mittelachse nach Südwesten verschoben ist. Die Breite liegt bei etwa 5, die
Länge bei 10 Metern.
Abbildung 7: Rekonstruierter Grundriss des Gebäudes.
In sechs der Pfostengruben konnte noch die Standspur dokumentiert werden.
Eine wird durch einen Graben geschnitten und konnte lediglich in einem kleinen
Ausschnitt erfasst werden. Aus mehreren Pfostengruben konnten Funde
geborgen werden. Es handelt sich meist um eher kleinformatige
Keramikbruchstücke, die sich in das 1. Jahrhundert datieren lassen, in zweien
fanden sich auch noch Fragmente handgeformter Ware.
Weitere Pfostenbauten lassen sich in den beiden Arbeitsbereichen (AB 16, AB
18) im Südosten der Untersuchungsfläche rekonstruieren. In diesem Areal
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liegen die Pfostengruben relativ dicht beieinander und deuten eine längere
Besiedlungsphase an. Auch hier wurde aus den Pfostengruben zum Teil
römisches Material geborgen. So ergeben sich neben dem weiter oben
beschriebenen Vierpfostenbau einer weiterer kleiner Vierpfostenbau und zwei
etwas größere Gebäude aus sechs, sowie ein weiteres aus acht Pfosten.
Neben den Pfostenstellungen, die sich mehr oder weniger deutlich zu
Grundrissen ergänzen lassen, konnten, wie schon bei den Sondagen durch die
Firma Artemus 2011 und der Lehrgrabung der Universität Bonn 2012
Fundamentstickungen dokumentiert werden. Vor allem in den Arbeitsbereichen
6 und 13 wurden mehrere aneinander anschließende Stickungen erfasst, die
sich deutlich zu einem mehrräumigen, symmetrisch angelegten Gebäude fügen
(Stelle 167).
Abbildung 8: Grundriss der Stelle 167 mit herausgestellten fotogrammetrischen
Planumsaufnahmen der Stickungen.
Die Stickungen bestehen einheitlich aus großen Flusskieseln und
Natursteinbruch, sowie kleineren Kieseln als Füllmaterial. Die Breite der
Stickungen liegt meistens zwischen 0,35 und 0,5 Metern. Die Tiefe der
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erhaltenen Fundamente ist nicht mehr sehr beeindruckend, in einigen Fällen ist
nur noch eine Lage erhalten.
Das Gebäude liegt in SW-NO Orientierung, die Gesamtlänge beträgt 23,50 m,
die Breite liegt bei 16,30 m. Im Nordwesten, Nordosten und Richtung Süden
wurde das Gebäude vermutlich vollständig erfasst, im Südwesten dagegen wird
es von der Schnittkante der Grabungsfläche begrenzt, ist aber in seinen
Gesamtmaßen zu rekonstruieren. Der Hauptteil des Gebäudes besteht aus
dem quer gelagerten Raum Stelle 168, der ein großes Rechteck mit den
Innenmaßen 18,30 m x 11,20 m bildet. Im Nordosten wird das Gebäude aus
den Stickungen Stellen 685 und 686 gebildet, zwischen denen eine
Unterbrechung von etwa 4,40 m dokumentiert wurde. Im Süden, in der
Südwand des Hauses setzt mit Stelle 687 eine weitere Stickung rechtwinklig an.
Von West nach Ost gemessen teilt sie die Südwand des Raumes Stelle 168 in
eine Strecke von 11 m und eine von 7 m.
Abbildung 9: Übersichtsfoto der in AB 13 freigelegten östlichen Gebäudehälfte. Blick Richtung
Osten.
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Raum Stelle169 liegt südlich von Raum Stelle 166 und zeigt sich als ein quer
gelagerter, schmaler Gang von ca. 3,60 m Breite, der dem Raum Stelle 168
mittig, vorgelagert ist. Sowohl im Westen als auch im Osten verbreitert sich
Raum Stelle 169 rechteckig auf eine Breite von 5,50 m. Die Vorsprünge werden
gebildet von den Stickungen Stelle 689 und 174. Im Südwesten leitet dieser
Vorsprung nach 2 Metern über zu Raum 170, der die Südwestecke des
Raumes Stelle 167 bildet. Der Raum wurde nicht komplett erfasst, lässt sich
aber annähernd quadratisch mit einer Seitenlänge von 5,50 m Innenmaß
rekonstruieren. Im Westen springt dieser Eckraum vor die durch Stickung Stelle
145 gebildete Flucht der Westwand von Raum Stelle 168 vor. Erfasst wurde
eine Strecke von 1 m.
Da dieser Vorsprung axial symmetrisch im Osten bei den Stickungen Stelle 684
und 688 wiederholt, kann ein Vorsprung von etwa 2,50 m rekonstruiert werden.
Ein weiterer Raum, wie Stelle 170 im Osten ist sicher zu ergänzen, auch wenn,
wie bei Stelle 688, nur die vorspringende Außenmauer erfasst wurde, nicht die
Trennung zu Stelle 168 und die südliche Fundamentstickung der Außenfront.
Dennoch ergibt sich deutlich erkennbar ein Risalit-Gebäude des Hallentyps.
Nur wenige Meter südöstlich des Gebäudes wurde mit Stelle 966 ein weiterer
Brunnen erfasst. Er zeichnete sich im Planum als rundliche Verfärbung mit
ungefähr 4 Metern Durchmesser ab. Insgesamt wurden vier Plana dokumentiert
und die Resttiefe des Brunnens anschließend durch eine Bohrung ermittelt, so
dass sich die erhaltene Tiefe des Brunnens mit 4,85 m angeben lässt.
Darüber hinaus wurden in der Nähe des Gebäudes mehrere große Gruben
dokumentiert, deren Verfüllungen jeweils große Mengen an Funden, vor allem
Keramik erbrachte (Stellen 646, 690, 704, 968, 969, 972, 1037). Der größte
Prozentsatz an Funden mit weit über 80 kg Keramik stammt dabei aus Grube
Stelle 646.
Da die Fundamente des Gebäudes recht schmal sind, liegt die Vermutung
nahe, die dokumentierten Stickungen nicht als Fundament für einen komplett
aus Steinen errichteten Bau zu sehen, sondern für einen auf ein
Sockelmauerwerk aufgesetzten Pfostenständerbau mit Fachwerkwänden. Die
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erfassten Gruben wären dann die Lehmentnahmegruben für die Ausgestaltung
der Wände, die dann in Zweitnutzung mit dem anfallenden Abfall verfüllt worden
sind.
Rekonstruieren lässt sich für die römische Zeit eine mehrphasige ländliche
Besiedlung, vermutlich eine Villa rustica. Da die Befunde und Funde des 1.
Jahrhunderts eher im Südwesten, die des 1. - 2. Jahrhunderts eher im
Nordosten des Planareals zu finden sind, ist auch zu vermuten, dass jeder
Besiedlungsphase einer der Brunnen zuzuordnen ist, zumal die Verfüllungen
diese Interpretation stützen. In der ersten Phase lässt sich ein Hauptgebäude
nicht definieren, die komplette Ausdehnung der Besiedlung wurde wohl nicht
erfasst. Für die zweite Phase dürfte das Risalitgebäude Stelle 167 als
Hauptgebäude gedient haben und der zweite Brunnen Stelle 966 als
Wasserquelle. Nicht eindeutig nachweisen lässt sich dagegen die Begrenzung
des Villenarareals. Möglich ist der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Graben
Stelle 468, allerdings stimmt die Ausrichtung von Gebäude und Graben nicht
exakt überein, was sich in anderen Fällen römischer Villenarchitektur im
Rheinland gut belegen lässt11.
Fundmaterial
Das umfangreiche Keramikspektrum aus den Gruben umfasst vor allem
Haushaltskeramik. Es überwiegen rauwandige Kochgefäße, sowie glattwandige
Krüge und rauwandige Kannen. Terra Sigillata ist nur in geringem Umfang
vorhanden und ergibt vor allem Teller der Form Drag. 18/31 sowie Schälchen
Drag. 27. Die Innenböden der Gefäße zeugen von langer Verwendung,
erhaltene Stempel sind oft unleserlich und abgerieben. Verzierte Sigillata ist
lediglich in Form einer Bilderschüssel Drag. 37 mittel-ostgallischer Provenienz
nachweisbar, was den Herstellungszeitraum in die Mitte des 2. Jahrhunderts
setzt. Auch die glatte Sigillata dürfte zum Teil aus dem mittelgallischen Raum
stammen. Lediglich ein Tintenfässchen zeigt in seinem Profil deutlich den
Aufbau claudischer Zeit.
11
Kießling 2008, Schuler.
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Jedoch spiegelt die Terra Sigillata nicht den Siedlungszeitraum von Bonn
wieder. Die anderen Warenarten belegen eine Nutzung des Areals in
römischem Kontext bereits in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Dazu sind
zum einen die in geringer Stückzahl vorhandenen Bruchstücke sogenannter
„Belgischer Ware“ zu rechnen, zum anderen aber auch der glattwandige Krug
Gose 359 oder die ebenfalls glattwandige Kleeblattkanne Gose 390. Auch die in
claudische Zeit zu setzende Saucenamphore Gose 435 deutet in diese
Richtung. Ebenfalls in claudische Zeit gehört wohl das Mortarium mit getreppter
Wandung Gose 450.
Material aus der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts und dem Anfang des 2.
Jahrhunderts ist erwartungsgemäß häufig vertreten. In diesen Zeitraum lässt
sich auch die Dolchfibel einordnen, die jedoch leider aus der flächig die meisten
Befunde überdeckenden Schicht 21 geborgen wurde. Sie lässt sich gut
vergleichen mit Stücken aus Xanten12. Darüber hinaus deckt vor allem das in
zahlreichen Stücken vertretene rauwandige Geschirr fast die gesamte
Bandbreite des 1. – 2. Jahrhunderts ab. Spätere Formen, wie zum Beispiel die
kalottenförmigen Teller des 3. oder gar 4. Jahrhunderts, die späten
Kielschüsseln mit den verdickten einziehenden Rändern oder die späten
Kannen fehlen komplett. Gleiches gilt für die Gesichtstöpfe, hier wurden
ebenfalls nur die früheren Varianten geborgen. Bei der Firnisware fehlen
Formen ab der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts ebenso wie bei der Terra Sigillata.
Das römische Keramikspektrum auf dem Camus Poppelsdorf deckt somit
keinen allzu langen Zeitraum ab, es lassen sich Formen bis ins zweite
Jahrhundert nach Christus nachweisen.
Es gibt keine Hinweise auf ein gewaltsames Ende der Besiedlung, so dass mit
einer freiwilligen Aufgabe der Ansiedlung zu rechnen ist. Die Gründe dafür sind
nicht zu erschließen.
Neuzeitliche Befunde
12
U. Boelicke 2002 72.
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Auch wenn die vorgeschichtlichen und römischen Befunde den Löwenanteil der
Grabungsergebnisse einnehmen, wurden doch auch ein paar wenige
neuzeitliche Hinterlassenschaften erfasst. Zu nennen wäre hier vor allem der
auf der Flurkarte von 1893 verzeichnete Weg (Stelle 144), der sich in westöstlicher Richtung durch die Fläche der Arbeitsbereiche 6, 13, 15 und 19 zieht
und mit dem Verlauf in der alten Karte hervorragend überdecken lässt (vgl. Abb.
2) Neben zwei Bombentrichtern im Südwesten der Ausgrabungsfläche (Stelle
143 und 791), die vermutlich der Zeit des 2. Weltkrieges zuzuordnen sind,
lassen sind ansonsten noch zahlreiche annähernd in Nord-Süd Richtung
verlaufende kurze Gräbchen erkennen, die vermutlich aus der Zeit stammen, in
der auf dem Areal die Versuchsfelder der Universität Bonn lagen (Stellen 115 134). Mehrere weitere in SO-NW-Richtung verlaufende Gräben (Stellen 65,
344, 178, 975) dürften als Drainagegräben jüngeren Datums zu interpretieren
sein, zumal einer dieser Gräben alle anderen Befunde, auch die vermutlichen
Pflanzgräben schneidet.
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ZUSAMMENFASSUNG
Auf dem Gelände der Versuchsfelder der Universität Bonn wurden in den
Sondagen der Firma Artemus, bei der Lehrgrabung der Universität Bonn und
bei der archäologischen Untersuchung der Firma archäologie.de zahlreiche
Siedlungsspuren dokumentiert. Abgesehen von Störungen verschiedener Art
lassen sich die Befunde vor allem in eisenzeitlichen und römischen Kontext
setzen. Rekonstruieren lässt sich eine mehrphasige Besiedlung ländlichen
Charakters. Die ältesten Gebäude sind Pfostenbauten, wie sie in ihrer
Konstruktion für die Eisenzeit im Rheinland typisch sind. Es handelt sich um
kleinformatige Pfostenbauten, von denen sich in der Regel mehrere zu einem
Gehöft gruppieren. Vor allem in den beiden südöstlichen Arbeitsbereichen 16
und 18 lässt sich eine Art Bauabfolge von Pfostenbauten rekonstruieren. Aus
den Pfostengruben von vieren dieser Gebäude stammt eisenzeitliche Keramik,
drei Gebäude lassen sich mit römischen Funden in Verbindung bringen, eines
bleibt undatiert. Zieht man die Größe der Pfostenspuren in Betracht, könnte es
sich auch noch um ein eisenzeitliches Gebäude handeln.
Nicht in jedem Fall erlauben Funde aus den erfassten Pfostengruben eine
genauere zeitliche Einordnung in die Bauabfolge. Einige der Pfostenbauten
lassen sich jedoch ausweislich der Funde aus den Pfostengruben bereits in
römische Zeit datieren. Somit ergibt sich vor allem für die südlichen Bereiche
der ergrabenen Flächen eine locker gestreute Bebauung des ersten
Jahrhunderts nach Christus. Die Pfostenbauten dieser Besiedlungsphase
zeigen sowohl bekannte eisenzeitliche Grundrisse aus vier, sechs, acht oder
neun Pfosten, als auch ein zweischiffiges Gebäude aus 15 Pfosten mit
verschobener Mittelachse.
Die nächste Siedlungsphase ist geprägt durch einen fast vollständig erfassten
Grundriss, der gebildet wird durch streifenförmige Stickungen aus Kieseln und
Natursteinbruch. Das sich aus den Fundamentstickungen ergebende Gebäude
ist symmetrisch aufgebaut und mit zwei risalitartig vorspringenden Räumen an
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der nach Südosten ausgerichteten Frontseite versehen. Damit ergibt sich ein
Villengebäude nach dem Hallentyp13.
Die schmalen Fundamente und die zahlreichen um das Gebäude angeordneten
großen Gruben machen eine auf Sockelmauerwerk errichteten Fachwerkbau
wahrscheinlich. Das 2012 in einer Lehrgrabung der Universität Bonn freigelegte
Gebäude dürfte angesichts der ähnlichen Konstruktion in dieselbe
Siedlungsphase gehören. Weitere in Ausschnitten freigelegte Stickungen
belegen14, dass das nicht die einzige Bebauung des Areals war, ohne dass sich
Siedlungsphasen oder weitere Grundrisse erschließen lassen.
Sowohl die Streuung der bekannten eisenzeitlichen Gebäudetypen auf dem
Gelände, als auch die Art des dokumentierten römischen Grundrisses mit
Risaliten wie die Zusammenstellung der Keramik deuten auf ländliche
Wohnbebauung.
Der in der Lehrgrabung erfasste Grundriss wurde als gallo-römischer
Umgangstempel interpretiert. Dies geschah zum Einen auf der Grundlage des
Grundrisses, der zu zwei quadratischen, ineinander liegenden Stickungen
ergänzt wurde, zum anderen wegen der Bruchstücke von Räucherkelchen, die
dort geborgen werden konnten.
Die Fläche der Lehrgrabung liegt innerhalb der Arbeitsbereiche 9 und 11. Die
direkte Umgebung wurde vollflächig untersucht, die Grabungsflächen reichen in
alle Richtungen mindestens 9 Meter, Richtung Südwesten bis zu 50 Meter über
die Fläche der universitären Lehrgrabung hinaus. Außer diesem einen, stark
ergänzten Grundriss und der zugehörigen Keramik gibt es keine weiteren
Indizien, die eine solche Interpretation stützen können. Weder wurden weitere
ähnliche Grundrisse erfasst, noch deuten die in der Umgebung geborgenen
Funde einen größeren Pilgerbetrieb an. In keiner der ergrabenen Flächen
fanden sich Hinweise oder Bruchstücke von Weihesteinen, Inschriften, weiteren
Räucherkelchen oder Gegenständen, die als Votivgaben interpretiert werden
könnten. Will man an der Interpretation als Umgangstempel festhalten, wäre
13
14
U. Heimberg 2011, 25.
v. a. In den Sondagen der Firma Artemus.
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allenfalls ein privater kleiner Tempel möglich, der zu dem Gebäude Stelle 167
gehört. Wirft man jedoch einen detaillierteren Blick auf die rekonstruierten
Mauerverläufe, so ergeben sich starke Unregelmäßigkeiten in der Breite des
postulierten Umgangs, der generell sehr schmal ausfällt. Im Nordosten lässt
sich eine Breite von knapp 0,7 Metern rekonstruieren, die ergänzte
Umgangsbreite im Südwesten beträgt jedoch nur noch 0,36 Meter. Besonders
im Südwesten des Befundes ist deutlich erkennbar, dass Teile der Stickung
durch Pflugspuren verschoben sind, dazu kommt eine Störung, die Teile des
Befundes verunklärt. Denkbar wäre, dass die rekonstruierten zwei ineinander
geschachtelten Mauern ursprünglich nur eine Mauer bildeten und der Befund
eigentlich ein kleiner Turmspeicher oder ein anderes kleinräumiges
Nebengebäude darstellt, dass in den Kontext einer Villa rustica besser zu
integrieren wäre15.
Das gesamte Areal bleibt aufgrund der Ausschnitthaftigkeit der Befunde
schwierig zu interpretieren. Normalerweise wäre zu erwarten, dass eine villa
rustica ein klar umrissenes Hofareal besitzt, wie es unter anderem im
Hambacher Forst immer wieder dokumentiert werden konnte16. Ein solches
konnte hier jedoch nicht eindeutig festgestellt werden, vielmehr deuten
Stickungsreste, die an den Rändern der Schnittkante oder in den Sondagen der
Firma Artemus festgestellt werden konnten darauf hin, dass sich die Bebauung
in lockerer Folge vor allem Richtung Südosten über die Grabungsgrenzen
hinaus erstreckte. Sollte diese Interpretation stimmen, wäre das Areal der Villa
Rustica als groß einzustufen und das ergrabene Risalit-Gebäude
möglicherweise nicht einmal das Haupthaus, sondern ein Wohnhaus für das
Gesinde.
Wie schon an anderen Fundorten römischer Villen im Rheinland, vor allem in
den Gebieten des Braunkohletagebaus gibt es zwar vorrömische
Bebauungsreste, die dort gefundene vorgeschichtliche Keramik lässt sich
15
Heiligtümer auf dem Gelände von Villen sind in Niedergermanien selten, aber nicht
unbekannt. Die Dokumentierten Beispiele wurden jedoch nicht als Umgangstempel ausgeführt.
Vgl. www2.rgzm.de/transformation/home/frames.htm
16
Kießling 2008, Schuler 2000.
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jedoch am ehesten in den Zeithorizont Ha D/Lt. A einordnen17 und deutet nicht
auf eine Siedlungskontinuität zwischen der Eisenzeit und der römischen
Siedlungsphase. Gleichzeitig fällt es im Rheinland schwer, Siedlungen der
Spätlatènezeit zu identifizieren, da die für diese Zeitstufe typische Keramik im
Untersuchungsgebiet fast vollständig fehlt18.
Die Vermischung von älterer laténezeitlicher Keramik und römischer Keramik in
einigen Befunden wird dann gern als Vermischung von Materialien während
römerzeitlicher Baumaßnahmen interpretiert19. In Anbetracht der Tatsache,
dass immer mehr Fundplätze erfasst werden, die eine Vermischung von
Funden zeigen und unter deren sicher römisch zu identifizierenden Gebäuden
nicht genauer zu datierende Vorgängerbauten auftauchen und unter
Einbeziehung der Seltenheit eindeutiger Spälatènekeramik im Rheinland sollte
diese Position möglicherweise überdacht werden.
Die mehrphasige eisenzeitliche Siedlung und die vielleicht unmittelbar zeitlich
anschließende villa rustica des 1. bis 2. Jahrhunderts n. Chr., deren Spuren auf
dem Poppelsdorfer Campus nachgewiesen werden konnten, bilden somit einen
weiteren wichtigen Baustein zur Erforschung der Übergangszeit von der späten
Eisenzeit zur römischen Phase im Rheinland.
17
Siehe unter anderem bei P. Kießling 2008 65.
18
A. Simons 1989, 72.
19
P. Kießling 2008, 75.
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LITERATUR
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Berichte 10, Mainz 2002.
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Bauabschnitt. OV 2011/1039 Abschlussbericht, 2012.
· H. G. Horn (Hrsg.), Die Römer in Nordrhein-Westfalen, Hamburg 2002.
· E. Gose, Gefäßtypen der römischen Kermik im Rheinland, Kevelaer 1950.
· U. Heimberg, Villa Rustica. Leben und Arbeiten auf römischen Landgütern,
Darmstadt 2011.
· P. Kießling, Die Villa Rustica HA 412 und das römische Gräberfeld HA
86/158, unveröff. Diss. Bonn 2008.
· F. Rumscheid / U. Mania, Vorbericht zur Lehrgrabung der Universität Bonn
auf dem Gelände des Campus Poppelsdorf, 1. Bauabschnitt (OV
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· A. Schuler, Abschlussgrabung in Hochneukirch: Von der “Protovilla” zur villa
rustica, Archäologie im Rheinland 2000, 69 ff.
· A. Simons, Bronze- und eisenzeitliche Besiedlung in den Rheinischen
Lößbörden. Archäologische Siedlungsmuster im Braunkohlegebiet, BAR Int.
Ser. 467, 1989.
· Verschiedene Autoren: Transformation. The emergence of Common Culture
in the Northern Provinces of the Roman Empire from Britain to the Black Sea
up to 212 AD. Internationales Forschungsprojekt, gfödert von der EU, 2000.
Publiziert im Internet unter: www2.rgzm.de/transformation/home/frames.htm
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