Bluthochdruck

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Infozept Nr. I-BLU-009:
Bluthochdruck
Arterielle Hypertonie
www.hausmed.de
© HausMed 2011
Diese Patienteninformation wurde geprüft und zertifiziert vom
Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband (IhF) e.V.
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HausMed Infozept Bluthochdruck!
Bei Bluthochdruck (arterieller Hypertonie) ist der Blutdruck in Herz und Gefäßen zu hoch.
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, an der über 25 Millionen Menschen in Deutschland
leiden und die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
stark erhöhen kann. Unbehandelt treten ernsthafte Beschwerden früher und stärker auf und
die Lebenserwartung verringert sich.
Ziele der Publikation
Das Ziel dieser Patienteninformation ist, sowohl von Bluthochdruck betroffenen Patienten als
auch Angehörigen und Interessierten dabei zu helfen, die Erkrankung besser zu verstehen.Bei
Patienten kann ein gründliches Verständnis über die eigene Erkrankung eine partnerschaftliche
Entscheidungsfindung bei der Wahl des geeigneten Behandlungsverfahrens erheblich fördern
und damit deutlich zum Behandlungserfolg beitragen. Die Praxis einer partnerschaftlichen
Entscheidungsfindung (shared decision-making) ermöglicht medizinischen Fachleuten
und Patienten, bei der Suche nach dem besten Behandlungsverfahren für den einzelnen
Patienten zusammenzuarbeiten. Patienten, die ihre eigene Behandlung mitentscheiden,
sind um ein Vielfaches motivierter, an der eigenen Gesundheit zu arbeiten. Eine zentrale
Rolle bei der Beteiligung des Patienten an Entscheidungen über seine Behandlung spielen
gute Patienteninformationen. Angehörige können wiederum ihre betroffenen Freunde oder
Verwandten gezielter unterstützen, wenn sie genau über die Krankheit aufgeklärt sind.
Nicht zuletzt profitieren auch interessierte Leser. Diese können sich sowohl über mögliche
Frühwarnzeichen und die Erkrankungsrisiken für Bluthochdruck, als auch über vorbeugende
Maßnahmen informieren.
Die Inhalte dieser Informationen beruhen auf medizinischen Leitlinien (evidenzbasiert) und
sind auf die Bedürfnisse in der hausärztlichen Praxis zugeschnitten (hausarztrelevant). Die hier
enthaltenen Informationen können aber in keinem Fall eine ärztliche Beratung ersetzen. Im
Folgenden erhalten Sie einen kurzen Überblick über die Kapitel, in die diese Patienteninformation
gegliedert ist.
Entstehung der Krankheit
Die meisten Bluthochdruckfälle sind auf das Zusammenspiel mehrerer unterschiedlicher
Faktoren zurückzuführen wie Alter, Lebensstil oder Ernährung. Selten tritt der sogenannte
sekundäre Bluthochdruck auf als Folge einer anderen Grunderkrankung.
• Seite 4
Symptome
Oft bleibt Bluthochdruck wegen fehlender Beschwerden unerkannt. Meist führen erst die
Symptome der Folge-Erkrankungen des Bluthochdrucks zum Hausarztbesuch.
• Seite 8
Komplikationen
Bluthochdruck kann zu Komplikationen führen. Vor allem wenn er nicht ausreichend
behandelt wird. Typische Komplikationen bei Bluthochdruck sind Schlaganfall, Herzinfarkt,
Herz- und Nierenversagen.
• Seite 10
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Diagnose
Die Diagnose eines Bluthochdrucks kann schnell und schmerzlos gestellt werden. Sie
erfolgt mittels Blutdruckmessung am Oberarm. Bei Feststellung eines Bluthochdrucks
werden zusätzlich Organe wie Herz, Augen und Nieren gründlich auf mögliche
Folgeschäden hin untersucht.
• Seite 14
Therapie
Wirkungsweise, Nutzen und Risiken verschiedener Therapieverfahren. Die wichtigsten
Therapieverfahren sind allgemeine Maßnahmen wie Ernährung und Bewegung sowie
Medikamente.
• Seite 18
Prävention
Zur Vorbeugung von Bluthochdruck wird empfohlen, ein normales Gewicht zu halten
und auf Lebensgewohnheiten und Ernährung zu achten. Außerdem spielen regelmäßige
Blutdruck-Kontrollen eine wichtige Rolle, damit ein Bluthochdruck frühzeitig erkannt und
behandelt werden kann.
• Seite 24
Leben mit ...
Antworten auf häufig gestellte Fragen, die fünf wichtigsten Tipps zum täglichen Umgang
mit Bluthochdruck und hilfreiche Links zu weiterführenden Informationen.
• Seite 26
Hierbei handelt es sich um eine unabhängige Patienteninformation der HausMed eHealth Services GmbH, die
ohne Mitwirken von Sponsoren erarbeitet wurde. Ziel dieser Informationsdienstleistung ist es, der Leserschaft
bedarfsorientierte und qualitativ hochwertige Inhalte zu präsentieren, welche ohne die Notwendigkeit
medizinischen Fachwissens verständlich sind. Es wird keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. In allen
Belangen kann und sollte der behandelnde Arzt konsultiert werden. Diese Patienteninformation kann keine
ärztliche Beratung, Diagnostik oder Therapie ersetzen.
Gültig vom 08.03.2011 bis 07.03.2016
Diese Patienteninformation wurde geprüft und zertifiziert vom
Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband (IhF) e.V.
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Entstehung der Krankheit
Die meisten Bluthochdruckfälle sind auf das Zusammenspiel mehrerer unterschiedlicher
Faktoren zurückzuführen wie Alter, Lebensstil oder Ernährung. Selten tritt der
sogenannte sekundäre Bluthochdruck auf als Folge einer anderen Grunderkrankung.
Der Blutdruck beschreibt die Kraft, die das Blut durch das Gefäßsystem fließen lässt, um
Sauerstoff und wichtige Nährstoffe zu transportieren. Ist der Blutdruck über einen bestimmten
Wert erhöht, spricht man von einem Bluthochdruck (arterielle Hypertonie).
In ungefähr 90 % der Fälle ist ein Bluthochdruck multifaktoriell bedingt. Das bedeutet, dass
mehrere unterschiedliche Faktoren zur Erhöhung des Blutdrucks, der sogenannten essentiellen
Hypertonie, beitragen. Viel seltener ist der sogenannte sekundäre Bluthochdruck. Dieser
entsteht als Folge bestimmter Grunderkrankungen. Eine spezielle Form ist der Bluthochdruck
während der Schwangerschaft.
Was ist der Blutdruck und wie entsteht er?
Der Blutdruck ist der Druck, der im Herz und Gefäßsystem herrscht. Er beschreibt die Kraft, die das
Blut im Gefäßsystem des Körpers fließen (zirkulieren) lässt. Er ist somit unbedingt erforderlich,
damit frisches Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen über die Arterien in die Organe und Muskeln
des Körpers gelangt.
Die Höhe des Blutdrucks ist maßgeblich von der Menge Blut, die das Herz pro Minute durch den
Körper pumpt (Herzzeitvolumen), sowie vom Widerstand in den Blutgefäßen abhängig:
Blutdruck = Herzzeitvolumen x Gefäßwiderstand
Das bedeutet also, je stärker das Herz pumpt oder je höher der Widerstand in den Gefäßen ist,
desto höher ist auch der Blutdruck.
Oberer und unterer Wert: Systolisch und Diastolisch
Bei der Messung des Blutdrucks werden ein erster beziehungweise oberer Wert und ein zweiter
beziehungsweise unterer Wert angegeben. Beim oberen Wert spricht man vom systolischen
Blutdruckwert. Den unteren Wert nennt man diastolischen Blutdruckwert.
Der systolische Wert entspricht dem Druck im arteriellen Gefäß im Moment der Pumpaktion –
also beim Zusammenziehen des Herzmuskels (Systole). Anschließend fällt der Blutdruck in der
Phase, in der sich das Herz wieder mit Blut füllt, auf den diastolischen Wert zurück (Diastole).
Der multifaktorielle Bluthochdruck (essentielle Hypertonie)
Diese Gruppe beinhaltet mit etwa 90 % den größten Anteil aller Bluthochdruckpatienten
(Hypertoniker). Als multifaktoriell bezeichnet man einen Bluthochdruck, der auf der Grundlage
vieler unterschiedlicher Faktoren entsteht. Zum einen gibt es Faktoren, die leider nicht
beeinflussbar sind. Zum anderen gibt es Faktoren, die den Lebensstil und die Ernährung
betreffen.
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Zu den blutdrucksteigernden Faktoren zählen:
Alter
• Mit zunehmendem Alter verlieren Blutgefäße zunehmend ihre Elastizität.
Durch die Starre der großen Gefäße erhöht sich der Blutdruck.
Ernährung
• Fettreiche Kost führt zu Arteriosklerose der Gefäße und zu Übergewicht
(weitere Erhöhung des Blutdrucks).
• Übermäßiger Kochsalzkonsum steigert das Blutvolumen im Gefäßsystem und
erhöht damit den Blutdruck.
Übergewicht
• Der erhöhte Anteil an Fettgewebe steigert den peripheren Gefäßwiderstand und führt über
einen Reflex zu einer Erhöhung des Herzzeitvolumens (HZV).
• Übergewichtige Patienten leiden häufiger an einem obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom,
bei dem es im Schlaf zu Atemaussetzern und Schnarchen kommt, und das ebenfalls zu einer
Blutdruckerhöhung beiträgt.
Bewegungsmangel
• Bei Mangel an Bewegung verlernen die Gefäße und das Nervensystem, passend auf
körperliche Anstrengung zu reagieren. Untrainierte Muskeln nutzen die zur Verfügung
stehenden Nährstoffe sowie den Sauerstoff weitaus schlechter, als trainierte Muskeln.
Zusammen führt dies zur weiteren Steigerung des Bluthochdrucks.
Alkohol
• Ein übermäßiger Alkoholkonsum erhöht die Herzfrequenz und das Herzzeitvolumen und
damit auch den Blutdruck. Je höher der Alkoholkonsum ist, desto wahrscheinlicher kann ein
Bluthochdruck auftreten. Außerdem vermindert Alkohol die Wirkung von (Bluthochdruck-)
Medikamenten.
Stress
• Psychischer, privater und beruflicher Stress, aber auch Stressfaktoren wie Lärm, führen zu
einer Blutdrucksteigerung
Veranlagung
• Genetische Faktoren können auf unterschiedliche Weise zu einer Erhöhung des Blutdrucks
führen. Die genauen Mechanismen sind noch nicht ganz geklärt.
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Rauchen
• Nikotin bewirkt eine Verengung der Blutgefäße und kann damit den Blutdruck kurzfristig
steigern. Langfristig hat es aber keine Auswirkungen auf den Blutdruck. Allerdings steigert das
Rauchen von Zigaretten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich
Der sekundäre Bluthochdruck
Dieser Gruppe gehören etwa 10 % aller Bluthochdruck-Patienten (Hypertoniker) an. Man spricht
von einem sekundären Bluthochdruck, wenn ursächlich eine andere Grunderkrankung vorliegt,
die zu dem erhöhten Blutdruck führt. Häufig sind Erkrankungen der Niere (renale Hypertonie)
sowie Störungen des Hormonhaushalts Ursachen eines sekundären Bluthochdrucks (endokrine
Hypertonie).
Die Nierenerkrankungen, die zu Bluthochdruck führen, können eingeteilt werden in:
• Erkrankungen, die das Nierengewebe betreffen (zum Beispiel Entzündungen oder Zysten)
und eine Funktionsstörung der Niere zur Folge haben. Diese führt zu verminderter Wasserund Kochsalzausscheidung und darüber zu einer Blutdruckerhöhung
• Gefäßengstellen vor der Niere (Nierenarterienstenose), wodurch es zu einer Ausschüttung
von Hormonen kommt, die blutdrucksteigernd wirken
Zu den bluthochdruckauslösenden Erkrankungen hormonproduzierender Organe zählen:
• ein meist gutartiger Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom), der
blutdrucksteigernde Hormone (Adrenalin, Noradrenalin) produziert
• eine Überproduktion des Hormons Cortisol, die direkt oder indirekt durch verschiedene gutoder bösartige Tumore verursacht werden kann (endogenes Cushing-Syndrom)
• eine übermäßige Produktion des Hormons Aldosteron (Conn-Syndrom), welche eine
verminderte Natrium- und damit Wasserausscheidung zur Folge hat und dadurch zur
Erhöhung des Blutdrucks führt
• eine Unterform des sogenannten Adrenogenitalen-Syndroms (AGS) aufgrund eines
Enzymdefekts, die zur vermehrten Bildung eines blutdrucksteigernden Hormons führt
Seltene Ursachen, die zu einem sekundären Bluthochdruck führen, sind:
• Verengung der Hauptschlagader (Aorten-Isthmus-Stenose)
• Störung des Nervensystems (neurogene Hypertonie)
• chronische Atemaussetzer während des Schlafes (Schlaf-Apnoe-Syndrom)
• Medikamente (zum Beispiel Cortison, Anti-Baby-Pille)
• übermäßiger Lakritz-Konsum
• Drogen (Kokain, Amphetamine)
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Bluthochdruck während der Schwangerschaft
Eine weitere ernst zu nehmende Form des Bluthochdrucks ist ein während der Schwangerschaft
auftretender Bluthochdruck.
Bei einem Bluthochdruck während der Schwangerschaft unterscheidet man zwischen
verschiedenen Formen und Schweregraden:
• chronische Hypertonie: Bereits vor der Schwangerschaft bestehender Bluthochdruck
• Schwangerschafts-Bluthochdruck: Bluthochdruck bei Frauen, die vor der Schwangerschaft
einen normalen Blutdruck hatten und bei denen sich der erhöhte Blutdruck in den ersten 3
Monaten nach der Geburt wieder normalisiert
• Präeklampsie (akuter Notfall): Schwere Form des Schwangerschafts-Bluthochdrucks, bei
dem zusätzlich Eiweiß im Urin als Zeichen einer Nierenschädigung nachweisbar ist
• Eklampsie (akuter Notfall): Präeklampsie mit zusätzlich neurologischen Symptomen (zum
Beispiel Augenflimmern, epileptische Krampfanfälle)
• Propfeklampsie: Bereits vor der Schwangerschaft bestehender Bluthochdruck mit Nachweis
von Eiweiß im Urin während der Schwangerschaft
Berechnung des persönlichen kardiovaskulären Risikos
Es gibt Möglichkeiten, das Risiko eines Menschen für eine Herz-Kreislauf-Krankheit zu berechnen.
Dazu haben unterschiedliche Fachgesellschaften Systematiken entwickelt:
• ARRIBA ist ein Projekt der Abteilungen für Allgemeinmedizin der Universitäten Marburg,
Düsseldorf und Rostock, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
gefördert wird. Damit können Hausärzte für ihre Patienten eine individuelle Risikoprognose
für Herzinfarkt und Schlaganfall erstellen. ARRIBA steht für die sechs ARRIBASchritte: „Aufgabe gemeinsam definieren“, „Risiko subjektiv herausfinden“, „Risiko
objektiv messen“, „Informationen über Präventionsmöglichkeiten“, „Bewertung von
Präventionsmöglichkeiten“, „Absprache über weiteres Vorgehen“.
• Der PROCAM Risikoscore der Assmann-Stiftung für Prävention dient der Ermittlung von
Herz- und Gefäßrisiken. Er basiert auf einer seit 1978 durchgeführten großen Beobachtungsstudie zur Ermittlung von Risikofaktoren vor allem für koronare Herzkrankheiten und Schlaganfall. PROCAM steht für „PROspective CArdiovascular Münster Study“.
Gefahren eines zu hohen Blutdrucks
Ein chronisch, also langfristig erhöhter Blutdruck schädigt die Blutgefäße und das Herz. Dadurch
steigt das Risiko für schwere Folge-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. Das Risiko
steigt mit der Höhe des Blutdrucks.
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Symptome
Oft bleibt Bluthochdruck wegen fehlender Beschwerden unerkannt. Meist führen erst die
Symptome der Folge-Erkrankungen des Bluthochdrucks zum Hausarztbesuch.
Fehlende Beschwerden
Durch die in vielen Fällen zunächst fehlenden Symptome ist die Gefahr, die von einem
Bluthochdruck ausgeht, leicht zu unterschätzen. Das macht den Bluthochdruck so heimtückisch:
Für den Patienten ist er lange Zeit nicht bemerkbar und der Weg zum Arzt bleibt zunächst aus.
Daher gibt es in Deutschland vermutlich eine hohe Dunkelziffer an Bluthochdruckfällen, bei
denen die Betroffenen meist selbst nichts von ihrer Erkrankung ahnen. Oft wird ein bestehender
Bluthochdruck erst durch seine Komplikationen wie Brustenge (Angina pectoris), Herzinfarkt
oder Schlaganfall für den Patienten bemerkbar.
Es gibt nur sehr unspezifische Symptome, die Anzeichen für den Bluthochdruck sein können.
Unspezifisch bedeutet, dass diese Symptome nicht ausschließlich bei Bluthochdruck zu finden
sind, sondern auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Zu diesen Beschwerden, die
jedoch nicht vorkommen müssen, zählen:
• morgendlicher Kopfschmerz vor allem im Hinterkopf
• Schlafstörungen
• Schwindel und Ohrensausen
• Herzklopfen, Brustschmerzen und Luftnot
• Nervosität und leichte Ermüdbarkeit
• Nasenbluten
Bei den sekundären Formen steht oftmals nicht der Bluthochdruck selbst im Vordergrund,
sondern die Symptome der Grunderkrankung.
Regelmäßige Blutdruckmessung durch den Arzt
Da Symptome bei einem Bluthochdruck in der Mehrzahl der Fälle fehlen und meist erst
Beschwerden durch Folge-Erkrankungen entstehen, ist es dann häufig schon zu spät, um
Komplikationen entgegenzuwirken. Der Blutdruck sollte also nicht erst bei Beschwerden
gemessen werden. Vielmehr empfiehlt sich eine Blutdruckkontrolle in regelmäßigen Abständen,
zum Beispiel im Rahmen von Gesundheits-Checks oder Vorsorge-Untersuchungen.
Die Blutdruckmessung ist eine schmerzlose Untersuchung, die sich innerhalb von wenigen
Minuten durchführen lässt. Nur durch regelmäßige Kontrolle der Blutdruckwerte kann das
Risiko für folgenschwere Erkrankungen durch einen Bluthochdruck erkannt werden, bevor es zu
spät ist.
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Bei folgenden Symptomen sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen
In bestimmten Situationen sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden:
• erstmalige Messung zu hoher Blutdruckwerte
• wiederholtes Nasenbluten (ohne ersichtliche Ursache)
• Blut im Urin
• wiederholt Kopfschmerzen beim Aufwachen
• auffällige Änderung von Körperform oder Gewicht
• auffällige Änderung des Durstgefühls
• auffällige Änderung bei der Häufigkeit des Wasserlassens
• auffällige Änderung der Schweißneigung oder der Belastungsfähigkeit
• Herzklopfen
• Schwindelanfälle
• Sehstörungen
• Blutdruckwerte über 170 mmHg systolisch (oberer Wert) und/oder 110 mmHg
diastolisch (unterer Wert)
• erhöhte Blutdruckwerte lassen sich mit den eigenen Blutdruckmitteln nicht
absenken
• erhöhte Blutdruckwerte sind mit Unwohlsein verbunden
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Komplikationen
Bluthochdruck kann zu Komplikationen führen. Vor allem wenn er nicht ausreichend behandelt
wird. Typische Komplikationen bei Bluthochdruck sind Schlaganfall, Herzinfarkt, Herz- und
Nierenversagen.
Bluthochdruck schädigt das Herz und die Blutgefäße. Bei einem unerkannten und nicht
behandelten Bluthochdruck können sich viele Folge-Erkrankungen entwickeln.
Gefäße altern durch einen zu hohen Blutdruck schneller und verlieren ihre Elastizität, was
wiederum zu einer Erhöhung des Blutdrucks führt. Darüber hinaus entstehen durch die stetig
hohe Druckbelastung Schäden an der Gefäßwand, die folgende krankhafte Veränderungen nach
sich ziehen:
• Gefäßaussackungen (Aneurysma), die reißen können.
• Gefäßverstopfungen (Arteriosklerose), welche die Durchblutung vieler Organe, wie Niere,
Gehirn, Herz oder
Auge, beeinträchtigen.
Wird ein arteriosklerotisches Gefäß nicht ausreichend oder sogar überhaupt nicht mehr
durchblutet, so kann es zu schweren Organschäden kommen. Besonders betroffen sind dabei:
• Niere (Nierenversagen)
• Gehirn (Schlaganfall)
• Herz (Herzinfarkt) und
• Auge (Sehverlust)
Auch der Herzmuskel leidet unter der stetigen Belastung eines zu hohen Blutdrucks. Es kommt
in der Folge zu:
• Herzversagen, Herz-Rhythmus-Störungen
• Schäden an den Herzklappen
Niedrigere Lebenserwartung
Das Risiko für Folge-Erkrankungen steigt mit der Höhe und der Zeit, die der Bluthochdruck
besteht. Die Lebenserwartung von Bluthochdruck-Patienten ist ca. 5 Jahre niedriger als die von
Menschen mit normalem Blutdruck. Die Hauptursachen für eine geringere Lebenserwartung
durch Bluthochdruck sind Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenversagen.
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Schädigung von Herz und Gefäßen
Durch einen zu hohen Blutdruck kommt es auf folgende Arten zu Schädigungen an Herz und
Blutgefäßen:
• Es bilden sich mikroskopisch kleine Verletzungen an der Innenwand der Gefäße. Dadurch
können sich Fette und andere schädliche Substanzen leichter in die Gefäßwand einlagern.
Diese bilden zusammen fleckenförmige Ablagerungen (arteriosklerotische Plaque), die mit
der Zeit zunehmen und verkalken (Arteriosklerose). Der Gefäßdurchmesser wird kleiner und
die Gefäßwandfunktion, wie die Durchlässigkeit für Nährstoffe, zunehmend gestört. Die Folge
sind Durchblutungsstörungen der dahinter liegenden Organe und Muskeln (zum Beispiel der
Beine) sowie die Bildung von Blutgerinnseln (Emboli), die zu lebensbedrohlichen Ereignissen
wie Schlaganfall oder Herzinfarkt führen können.
• Durch die hohe Druckbelastung können sich Gefäßwände ausstülpen. Es entstehen
Gefäßaussackungen (Aneurysmen), die einreißen können. Die Folge sind lebensbedrohliche
Blutungen im Gehirn, im Brust- oder Bauchraum.
• Die Blutgefäße altern durch einen ständig erhöhten Blutdruck schneller. Sie werden steif und
verlieren ihre Elastizität, wodurch der Blutdruck noch weiter ansteigt und das Herz stärker
pumpen muss, um einen ausreichenden Blutstrom zu erzeugen.
• Das Herz muss bei Bluthochdruck mehr Pumpkraft erzeugen, um das Blut trotz des
erhöhten Widerstands in den Gefäßen noch durch den Körper befördern zu können. Diese
Mehrbelastung schädigt das Herz hauptsächlich auf folgende Weise: Der Herzmuskel wird
unter dem erhöhten Druck zunächst größer und dicker (Linksherz-Hypertrophie), um die
benötigte Pumpleistung aufbringen zu können. Dies schädigt jedoch den Herzmuskel, und
das Herz wird über die Zeit zu schwach, um den Körper und seine Organe ausreichend zu
versorgen. Herzinsuffizienz, Herz-Rhythmus-Störungen und plötzlicher Herztod können die
Folge sein.
Die Schädigungen von Herz und Gefäßen haben typische Folge-Erkrankungen, die häufig nicht
umkehrbar sind. Verstopfte und geschädigte Gefäße (Arteriosklerose) verursachen durch eine
Minderdurchblutung charakteristische Komplikationen und Erkrankungen an Organen wie
Gehirn, Niere, Auge und Herz.
Schädigung der Augen
Ein dauerhafter Bluthochdruck verändert und schädigt zunehmend die kleinen Gefäße der
Netzhaut und des Sehnervs (hypertensive Retinopathie, Fundus hypertonicus). Durch eine
verminderte Blutzufuhr oder durch kleine Blutungen kommt es zur Sehschwäche und im
Extremfall zur Blindheit.
Schlaganfall und Hirninfarkt
Ein Schlaganfall ist für annähernd 15 % der Todesfälle bei Hypertonikern (BluthochdruckPatienten) verantwortlich. Ein Schlaganfall kann folgende Ursachen haben:
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• durch mangelnde Blutversorgung der Gehirns infolge arteriosklerotischer Verengung oder
Verstopfung eines Hirn- oder hirnzuführenden Gefäßes mit einem Blutgerinnsel (Embolus)
(mit 80 % die häufigste Form des Schlaganfalls)
• infolge eines Untergangs von Teilen des Gehirns durch Minderdurchblutung (ischämischer
Hirninfarkt)
• aufgrund einer Hirnblutung (Hämorrhargischer Schlaganfall
• durch Reißen einer Gefäßaussackung (Aneurysma) oder durch eine sogenannte hypertone
Massenblutung
Darüber hinaus kann es im Rahmen eines hypertensiven Notfalls zu einer sogenannten
Hochdruck-Enzephalopathie mit Erbrechen, Sehstörungen, Atembeschwerden, starken
Kopfschmerzen, Krampfanfällen und Verwirrtheit kommen.
Schädigung des Herzens
Am Herzen betreffen die typischen Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks vor allen Dingen
den Herzmuskel und die den Herzmuskel versorgenden Blutgefäße (Herzkranzgefäße oder
Koronargefäße). Es kommt zu folgenden Komplikationen: i
• Koronare Herzkrankheit (KHK). Hierbei kommt es durch Plaquebildung und Verstopfung
(Arteriosklerose) der Gefäße, die das Herz versorgen (Koronargefäße), zur Minderdurchblutung
des Herzmuskels. Das kann zu einem schmerzhaften Brustengegefühl und im schlimmsten
Fall zu einem Herzinfarkt, einer Herzschwäche, Herz-Rhythmus-Störungen oder sogar zum
plötzlichen Herztod führen. Bei allen Patienten mit KHK und Bluthochdruck soll der Blutdruck
regelmäßig kontrolliert und behandelt werden.
• Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Um einen Bluthochdruck auszugleichen, wächst der
Herzmuskel. Das Herz kann damit zunächst die erhöhten Druckverhältnisse ausgleichen
(kompensieren). Ab einer gewissen Größe des Herzens ist jedoch dessen eigene Versorgung
mit Blut nicht mehr ausreichend. Es kommt zu Rhythmus-, Füllungs- und Pumpstörungen bis
hin zum plötzlichen Herztod.
Schädigung der Niere
Auch die Nierengefäße können von Arteriosklerose befallen sein (Hypertensive Nephropathie).
Durch die Verengung und Verstopfung kommt es zu einer Minderdurchblutung, was dazu führt,
dass die Niere nicht mehr normal arbeiten kann. Das heißt, die Fähigkeit der Niere, Wasser,
Salz und schädliche Substanzen angemessen auszuscheiden, ist eingeschränkt. Die Folge ist
ein weiterer Anstieg des Blutdrucks und ein Teufelskreis beginnt. Versagen die Nieren, weil sie
zu stark geschädigt sind, muss ihre Funktion durch ein künstliches Blutreinigungsverfahren
(Dialyse) ersetzt werden.
Komplikationen an der Hauptschlagader
An der Hauptschlagader (Aorta) als größtem Gefäß des Menschen kann ein Bluthochdruck zu
folgenden Komplikationen führen:
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• Das Bauchaortenaneurysma ist eine Verbreiterung und Ausstülpung der Hauptschlagader
(Aorta). Reißt ein solches Aneurysma, kommt es zu schwersten Blutungen mit hoher
Sterblichkeit.
• Aortendissektion. Blutung in die Gefäßwand durch einen Einriss der inneren Gefäßwand.
Werden dadurch wichtige Gefäßabgänge verlegt, können schwerwiegende Komplikationen
entstehen. Je nach Ort des Geschehens überleben nur 50 % der Patienten ohne Behandlung
die ersten 48 Stunden.
Bösartiger Bluthochdruck
Ein bösartiger Bluthochdruck (maligne Hypertonie) ist eine besonders schwere Verlaufsform des
Bluthochdrucks. Von einer malignen Hypertonie spricht man bei Vorliegen eines diastolischen
Blutdruckwertes (unterer Wert) von über 120 mmHg. Zusätzlich treten Gefäßschädigungen an
Augen und Nieren auf. Unbehandelt kann die Schädigung der Nieren schnell zu deren Versagen
und zum Tod führen.
Blutdruckentgleisung
Wenn bei einem Patienten der Blutdruck plötzlich massiv ansteigt, spricht man von einer
hypertensiven Krise. Kritisch sind ein systolischer Wert (oberer Wert) über 230 mmHg und/oder
ein diastolischer Wert (unterer Wert) von über 130 mmHg.
Treten im Rahmen einer solchen Blutdruckentgleisung zusätzlich Symptome auf, welche auf
eine Organschädigung hinweisen, handelt es sich um einen lebensbedrohlichen hypertensiven
Notfall. Symptome, die im Rahmen eines solchen hypertensiven Notfalls auftreten können, sind:
• Brustschmerzen und Atemnot
• Kopfschmerzen und Sehstörungen
• Erbrechen
• Krampfanfälle und Verwirrtheit
Die lebensbedrohlichen Organschäden betreffen die folgenden Organe:
• Gehirn: Anschwellen des Gehirns (Hirnödem) und Hirnblutungen
• Herz: Herzversagen mit Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge (Lungenödem), Herzinfarkt
• Niere: Nierenversagen
• Gefäße: Aufspaltung der Wandschichten der Hauptschlagader (Aortendissektion),
Einriss einer Gefäßaussackung (Aneurysma)
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Diagnose
Die Diagnose eines Bluthochdrucks kann schnell und schmerzlos gestellt werden. Sie erfolgt
mittels Blutdruckmessung am Oberarm. Bei Feststellung eines Bluthochdrucks werden zusätzlich
Organe wie Herz, Augen und Nieren gründlich auf mögliche Folgeschäden hin untersucht.
Die Diagnose eines Bluthochdrucks erfolgt mittels Blutdruckmessung am Oberarm. So kann
der Hausarzt schnell, einfach und schmerzlos einen Bluthochdruck erkennen und durch
entsprechende Kriterien einem Schweregrad zuteilen.
Wenn bei mindestens zwei Gelegenheits-Blutdruckmessungen an zwei unterschiedlichen
Tagen ein erhöhter systolischer Blutdruck (über 140 mmHg) und/oder ein erhöhter diastolischer
Blutdruck (über 90 mmHg) ohne irgendeine bekannte ursächliche Grunderkrankung gemessen
wird, wird eine essentielle oder auch primäre Hypertonie diagnostiziert.
Ein noch genaueres Bild über einen neu entdeckten Bluthochdruck erlangt der Hausarzt durch
eine 24-Stunden-Blutdruckmessung. Hierbei lässt sich der Verlauf des Blutdrucks während eines
Tages und der Nacht beurteilen. Des Weiteren müssen Grunderkrankungen ausgeschlossen
werden, die für einen sekundären Bluthochdruck verantwortlich sein könnten.
Liegt ein Bluthochdruck vor, sind Untersuchungen erforderlich, die mögliche Folge-Erkrankungen
des Bluthochdrucks aufdecken. Hierzu werden Herz, Nieren, Augen und Gefäße mit Ultraschall,
EKG sowie Blut- und Urintests auf Folgeschäden hin untersucht.
Ebenso wichtig wie das Aufdecken eines Bluthochdrucks ist die Erfassung weiterer
Risikofaktoren für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (zum Beispiel Diabetes, Rauchen).
Mit diesen Informationen lässt sich für jeden Patienten das individuelle Risiko für HerzKreislauf-Erkrankungen bestimmen und demnach entsprechend behandeln.
Das Prinzip der Blutdruckmessung
Zur Messung des Blutdrucks wird eine Manschette am Oberarm angelegt und bis auf einen
bestimmten Druck aufgepumpt. Unter diesem Druck wird das große Gefäß des Oberarms
(Arteria brachialis) zusammengedrückt, und der Blutfluss stoppt. Anschließend wird der Druck
aus der Manschette abgelassen, bis das Gefäß beginnt, sich wieder zu öffnen.
Der Blutfluss durch ein nicht vollständig geöffnetes Gefäß ist turbulent, wodurch es zu
Verwirbelungen kommt. Der Hausarzt kann diese Verwirbelungsgeräusche mit Hilfe eines
Stethoskops hören beziehungsweise mithilfe eines elektronischen Geräts messen. Der Druck
beim ersten Auftreten eines solchen Verwirbelungsgeräusches entspricht dem systolischen
(oberen) Wert. Der Druck der Manschette wird nun weiter verringert, bis das Gefäß wieder
komplett offen ist. Das Blut kann wieder frei fließen und es sind keine Verwirbelungen mehr
hörbar. In diesem Moment entspricht der Druck dem diastolischen (unteren) Wert.
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Neben der unblutigen Messung nach Riva Rocci (RR), die hier beschrieben wurde, gibt es
auch die „blutige“ Bestimmung des Blutdrucks in besonderen Situationen, zum Beispiel auf
Intensivstationen. Hier wird mittels einer Drucksonde der Blutdruck direkt in der Pulsader am
Arm gemessen.
Häufige Fehler bei der Blutdruckmessung
Bei der Blutdruckmessung sind folgende Dinge zu beachten, um Fehler zu vermeiden:
• die Arme sollten von beengender Kleidung befreit werden
• der Messort sollte sich auf Herzhöhe befinden
• es sollte unbedingt auf die richtige Manschettengröße geachtet werden
• Ruhephasen vor der Messung sollten eingehalten werden
• Messungen sollten nicht ständig wiederholt werden
• der Druckablass aus der Manschette darf nicht zu schnell erfolgen
• Nachpumpen sollte vermieden werden
• die Blutdruckmessung sollte an beiden Armen durchgeführt werden
• insbesondere ältere Menschen mit Bluthochdruck neigen dazu, dass der Blutdruck im Sitzen
höher ist als im Stehen (orthostatischer Blutdruckabfall), weswegen die Messung zusätzlich
auch im Stehen durchgeführt werden sollte
• vor der Messung nicht rauchen oder Kaffee trinken
• vor der Messung keinen Alkohol trinken
• nicht direkt nach dem Essen messen
Blutdruckmessung in der Hausarztpraxis
Der Hausarzt führt bei allen Patienten mit zusätzlichem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
(erhöhtes kardiovaskuläres Risiko) wie zum Beispiel bei einem Diabetes mellitus immer eine
Blutdruckmessung durch.
Stellt der Hausarzt dabei einen zu hohen Blutdruck fest, kann es sein, dass zur weiteren
Objektivierung eine 24-Stunden-Blutdruckmessung veranlasst wird. Es kann vorkommen, dass
der Blutdruck während eines Praxisbesuches höher ist als normal. Dieser sogenannte WeißkittelEffekt kommt bei einer 24-Stunden-Blutdruckmessung nicht zum Tragen.
Die 24-Stunden-Blutdruckmessung
Bei der 24-Stunden-Blutdruckselbstmessung, dem Ambulanten Blutdruck Monitoring (ABDM),
wird über einen Zeitraum von 24 Stunden eine Blutdruckmanschette getragen, die sich
automatisch aufbläst und den Blutdruck misst. Neben der Manschette am Oberarm muss ein
kleines Gerät getragen werden, das die gemessenen Blutdruckwerte für die spätere Auswertung
speichert.
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Die Blutdruckselbstmessung zu Hause
Zur Therapie- und Selbstkontrolle bietet sich die häusliche Blutdruckmessung durch den
Patienten an. Wichtig dabei ist:
• Gerät mit dem Prüfsiegel der Hochdruckliga verwenden
• auf passende Manschettengröße achten
• Messung frühestens nach 5 Minuten Ruhe im Sitzen durchführen
• Manschette sollte sich bei Messung auf Herzhöhe und direkt auf der Haut
(nicht auf der Kleidung) befinden
• Blutdruckwerte in einem Blutdrucktagebuch eintragen
Untersuchung von Blut und Urin
Ist die Niere geschädigt, werden einige Substanzen von der Niere nur noch vermindert und
andere Stoffe vermehrt ausgeschieden.
Falls der Verdacht auf einen Nierenschaden besteht, kann der Arzt bei Bedarf den Urin auf
einen erhöhten Eiweißgehalt (Mikroalbuminurie) hin überprüfen und im Blut Parameter für
die Nierenfunktion bestimmen.
Untersuchungen bei Verdacht auf eine sekundäre Hypertonie
Bei jungen Patienten, einer sehr schweren Hypertonie, nicht fallenden Blutdruckwerten in
der Nacht (non-dipper) oder bei Therapieversagen kann der Arzt weitere Untersuchungen
veranlassen, um eine möglicherweise dem Bluthochdruck zu Grunde liegende andere
Erkrankung (sekundäre Hypertonie) zu erkennen.
Spezielle Untersuchungen bei Verdacht auf Bluthochdruck-Folgeschäden
• Spiegelung des Augenhintergrundes (Funduskopie): Sie ermöglicht die Beurteilung von
Gefäßschäden an der Netzhaut des Auges (Retina).
• Elektrokardiographie (EKG): Ein EKG ermöglicht eine Aussage über die Herzaktion und
Umbauprozesse am Herzen (zum Beispiel eine Vergrößerung des Herzmuskels). Es kann
sein, dass der Hausarzt bei Bedarf auch ein Belastungs-EKG durchführen lässt. Dabei wird
das EKG während der Belastung auf einem Fahrradergometer aufgezeichnet. Es können
dadurch eventuell Herzfehlfunktionen aufgedeckt werden, die in Ruhe nicht zu sehen
waren.
• Echokardiographie: Durch Begutachtung der Herzstruktur und –funktion kann beispielsweise
die Größe der Herzkammern oder die Pumpkraft des Herzens bildlich dargestellt und
beurteilt werden.
• Doppler-/Duplex-Sonographie: Damit kann der Arzt den Blutfluss in den Gefäßen
bestimmen und Gefäßverengungen (Gefäßstenose) durch beispielsweise Arteriosklerose
auffinden.
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• Ultraschalluntersuchung der Nieren: Ein Ultraschall der Nieren ermöglicht die bildliche
Beurteilung der Beschaffenheit der Nieren.
Einige der oben aufgelisteten Untersuchungen werden von speziellen Fachärzten, wie
Augenarzt (Funduskopie) oder Kardiologe (Echokardiographie), durchgeführt.
Abklärung anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren
Da der Bluthochdruck nicht alleine für schwerwiegende Folge-Erkrankungen wie
Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen verantwortlich ist, werden zur besseren
Therapieplanung weitere Risikofaktoren erfasst. Dazu gehören:
• Diabetes mellitus
• Rauchen
• erhöhte Blutfette (Hyperlipoproteinämie)
• Bauchfettleibigkeit
• Bluthochdruck-Erkrankungen in der Familie
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Therapie
Wirkungsweise, Nutzen und Risiken verschiedener Therapieverfahren. Die wichtigsten
Therapieverfahren sind allgemeine Maßnahmen wie Ernährung und Bewegung sowie
Medikamente.
Zur Bluthochdrucktherapie gehören Allgemeinmaßnahmen wie die Beendigung des Rauchens,
Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung und Bewegung. Die Normalisierung des Bluthochdrucks
kann in einigen Fällen bereits durch diese Maßnahmen erreicht werden. Dennoch müssen häufig
zusätzlich Medikamente eingenommen werden, um den Ziel-Blutdruckwert zu erreichen.
Die vom Hausarzt vorgeschlagenen Verlaufskontrollen sollten trotz optimaler Blutdruckeinstellung ernst genommen werden. Es können neue Erkrankungen wie ein Diabetes mellitus Typ
2 auftreten, die eine Anpassung der Medikamente nötig machen. Oft muss die Therapie eines
multifaktoriell bedingten Bluthochdrucks lebenslang erfolgen.
Die Therapie des sekundären Bluthochdrucks, der als Folge einer anderen Erkrankung auftritt,
besteht in der Behandlung der Grunderkrankung.
Die hier vorliegenden Informationen zur Behandlung der Erkrankung beruhen auf einem strengen
und aktuellen wissenschaftlichen Nachweis, der den weitgehenden Nutzen einer Behandlung
gezeigt hat. Dabei ist zu beachten, dass die hier vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten unter
bestimmten Bedingungen angepasst werden müssen.
Die persönlichen Wünsche und Lebensziele des Patienten spielen eine wichtige Rolle. Auch
das Alter, der Schweregrad der Erkrankung sowie mögliche Nebenerkrankungen können die
Empfehlungen mitunter stark beeinflussen. Betroffene mit Nebenerkrankungen sollten ihren
Hausarzt daher unbedingt darüber in Kenntnis setzen. Außerdem sollten sie ihren Hausarzt
über alle Medikamente informieren, die sie einnehmen. Der Hausarzt wählt für seinen Patienten
die passende Behandlungsform entsprechend der oben genannten Kriterien.
Die gewählte Behandlungsform ist nicht immer die neuste oder die kostenintensivste.
Maßgeblich ist, dass die Therapie die beste Wahl für den Betroffenen darstellt. Innovation und
hohe Kosten sind nicht identisch mit der höchsten Qualität einer Therapie für einen Patienten.
Bei Fragen hierzu sollten sich Betroffene immer an ihren Hausarzt wenden.
Therapieziel
Das Ziel der Therapie ist unter Berücksichtigung von Alter und Grunderkrankungen die Senkung
des Blutdrucks in den Normbereich. Durch einen erfolgreich eingestellten Blutdruck vermindert
sich das Risiko für Folgekomplikationen und Organschäden, womit auch die Lebenserwartung
steigt.
Es ist in der Regel mindestens eine Senkung des Blutdrucks auf Werte unter 140 mmHg
(systolisch) und unter 90 mmHg (diastolisch) anzustreben. Für Patienten über 80 Jahre zeigt
eine Studie einen Nutzen nur bis zu einer Absenkung systolisch bis 150 mmHg. Es ist zu
beachten, dass bei Nebenerkrankungen oder in bestimmten Situationen andere Zielwerte
gelten könnten.
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Risikobewertung
Bei einem multifaktoriell bedingten Bluthochdruck steht vor Therapiebeginn die Bewertung des
persönlichen Risikos. Dies ist Grundlage für eine individuell passende Therapie. Nach der Höhe
des berechneten Risikos ergibt sich eine Empfehlung für die Dringlichkeit und Intensität der
Therapie.
In dieser Risikobewertung werden neben der Höhe des Blutdrucks auch die Faktoren Diabetes
mellitus, bereits bestehende Folge-Erkrankungen (Organschäden) und weitere kardiovaskuläre
Risikofaktoren berücksichtigt.
Der Hausarzt kann das kardiovaskuläre Gesamtrisiko einstufen. Folgende Risikofaktoren sind
neben dem zu hohen Blutdruckwert dabei relevant:
• höheres Alter (Männer >55 Jahre; Frauen >65 Jahre)
• rauchen
• erhöhtes Gesamtcholesterin
• bekannter Diabetes mellitus
• mangelnde Bewegung
• Organschäden (zum Beispiel an Herz und/oder Nieren)
• bereits bestehende Folge-Erkrankung (zum Beispiel Schlaganfall)
Allgemeine Maßnahmen als Basistherapie
Bei einem leicht bis mäßig erhöhten kardialen Gesamtrisiko wird zunächst eine Blutdrucksenkung
durch allgemeine Maßnahmen (zum Beispiel Lebensstiländerung, wie salzarme Kost und
mehr Bewegung im Alltag) angestrebt. Erst wenn diese Maßnahmen für einige Wochen bis
Monate erfolglos oder unzureichend sind, wird mit einer medikamentösen Therapie begonnen.
Allgemeinmaßnahmen sind immer angebracht, da sie nicht nur durch ihre Blutdrucksenkung,
sondern auch durch eine Wirkungsverstärkung der Blutdruckmedikamente deren Anzahl und
Dosierung vermindert.
Im Folgenden sind die wichtigsten Allgemeinmaßnahmen dargestellt. In Klammern ist das
blutdrucksenkende Potential der Maßnahme, sofern in Studien untersucht, angegeben.
• Beendigung des Rauchens: Das Rauchen stellt zusätzlich ein hohes Risiko für kardiovaskuläre
Erkrankungen dar und sollte daher unbedingt eingestellt werden.
• Gewichtsreduktion (Senkung um 5 – 20 mmHg): Bei Unter-60-Jährigen sollte bei
Übergewicht mit BMI über 25 kg/m2 eine Gewichtsreduktion erfolgen. Über-65-Jährige
sollten bei einem BMI über 30 kg/m2 abnehmen.
• Eingeschränkter Alkoholkonsum (Senkung um 2 – 4 mmHg): Frauen sollten nicht mehr als
10 – 20 g, Männer nicht mehr als 20 – 30 g Alkohol am Tag zu sich nehmen. Dies entspricht
etwa 0,25 l Wein oder zwei Gläsern Bier à 300 ml.
• Kochsalzarme Diät (Senkung um 2 – 8 mmHg): Die Aufnahme an Kochsalz (NaCl) sollte pro
Tag 6 g nicht überschreiten.
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• Körperliche Aktivität (Senkung um 4 – 9 mmHg): Regelmäßiges leichtes Ausdauertraining
(zum Beispiel schnelles Gehen für 30 min am Tag an mindestens 4 Tagen in der Woche)
senkt den Blutdruck und reduziert das Herzinfarktrisiko um ca. 50 %.
• Gesunde Ernährung (Senkung um 8 – 14 mmHg): Eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse und
Fisch und wenig gesättigten Fetten oder Cholesterin (sogenannte mediterrane Kost)
wirkt sich positiv auf den Blutdruck und auch andere kardiovaskuläre Risikofaktoren, wie
Übergewicht, aus.
Eine Änderung der täglichen Gewohnheiten fällt vielen Menschen insbesondere zu Beginn
der Umstellung schwer. Dann hilft es, sich bewusst zu machen, dass man mit diesen
Umstellungsschwierigkeiten nicht allein ist. Außerdem ist es sehr nützlich, sich über die Vorteile
der Maßnahmen bewusst zu werden. Das motiviert, am Ball zu bleiben. Allgemeine Maßnahmen
haben einen sehr starken blutdrucksenkenden Effekt und sind, abgesehen vielleicht von
möglichen Verletzungen durch mehr körperliche Bewegung, fast vollkommen risikofrei.
Medikamentöse Therapie
Für eine medikamentöse Therapie (Pharmakotherapie) stehen in der Standardtherapie fünf
Arten unterschiedlich wirkender Blutdruckmittel zur Verügung. Dabei handelt es sich um:
• Diuretika (zum Beispiel Torasemid oder Hydrochlorothiazid): Dies sind Substanzen, die die
Harnausscheidung fördern und dadurch die Volumenbelastung des Herzens vermindern.
• ACE-Hemmer (zum Beispiel Ramipril, Captopril, Lisinopril): Diese Medikamente hemmen
das Angiotensin-Converting-Enzym (ACE). Durch das Fehlen des Enzym - Produktes
Angiotensin II weiten sich die Gefäße, und die Harnausscheidung wird gefördert. ACEHemmer sind bei Diabetikern die Mittel der ersten Wahl zur Blutdrucksenkung.
• Angiotensin-Rezeptorblocker (zum Beispiel Losartan, Candesartan): Sartane blockieren die
Wirkung des Hormons Angiotensin II und haben somit eine ähnliche Wirkung wie ACEHemmer.
• Selektive Beta1-Blocker (zum Beispiel Bisoprolol, Metoprolol): Dies sind Substanzen, die
selektiv am Herzen durch Verminderung der Frequenz und Schlagkraft das Herzzeitvolumen
und dadurch auch den Blutdruck senken. Zusätzlich vermindern Betablocker den Sauerstoffbedarf des Herzens. Nach Absetzen von Betablockern kann es zu einem sogenannten Rebound-Hochdruck kommen.
• Calciumkanalblocker (zum Beispiel Nitrendipin, Amlodipin): Hierbei handelt es sich um
Substanzen, die Calciumkanäle in Gefäßwänden und im Herzen blockieren. Durch den
verringerten Calciumeinstrom weiten sich die Gefäße und es verringert sich die
Herzfrequenz und -schlagkraft. Sie können als Medikamente der zweiten Wahl zur
Blutdrucksenkung eingesetzt werden.
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Daneben gibt es noch weitere blutdrucksenkende Medikamente, die aber in der Regel erst
dann zum Einsatz kommen, wenn die Standardtherapie erfolglos bleibt.
Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Schemata in der Anwendung und Kombination
der oben aufgelisteten Blutdruckmedikamente:
• Stufentherapie: Es wird mit der Gabe eines einzelnen Medikaments begonnen (erste Stufe),
welches bei unzureichender Wirkung mit einem zweiten (zweite Stufe) oder gar dritten
(dritte Stufe) Wirkstoff kombiniert wird.
• Primäre Kombinationstherapie: Bei Vorliegen bestimmter Grunderkrankungen oder
eines stark erhöhten Blutdruckwerts werden gleich zu Beginn der Therapie zwei der oben
genannten Wirkstoffe kombiniert verordnet.
• Sequentielle Monotherapie: Hier werden die Wirkstoffe nicht kombiniert. Sie werden so
lange gegeneinander ausgetauscht, bis das richtige Medikament gefunden ist, um den
Blutdruck effektiv zu senken.
Die Wahl des Medikaments und des Therapieschemas richtet sich zunächst nach eventuell
vorliegenden Begleit- oder Folge-Erkrankungen. Dadurch erreicht man, dass nur die absolut
notwendige Anzahl an Medikamenten eingenommen werden muss.
Bei Patienten mit KHK und Blutdruckwerten über 140/90 mmHg ist eine medikamentöse
Behandlung angebracht.
Alle erwähnten Medikamente können Nebenwirkungen haben. Patienten, die Medikamente
einnehmen, sollten die wichtigsten und häufigsten Nebenwirkungen kennen, damit sie
diese frühzeitig erkennen. Ein aufklärendes Gespräch mit dem Hausarzt zu Beginn einer
medikamentösen Therapie ist hier sehr wertvoll. Allgemein lässt sich sagen, dass langfristig
der Nutzen durch eingenommene Medikamente größer sein sollte, als die Beeinträchtigungen
durch unerwünschte Wirkungen.
Da sich der Körper bei den meisten Patienten über die Zeit an den hohen Blutdruck gewöhnt
hat, kann die Blutdrucksenkung zu Beginn einer medikamentösen Therapie zunächst zu
Abgeschlagenheit und Müdigkeit führen. Am Anfang der Therapie mit Medikamenten wird
der Hausarzt häufiger als sonst den Blutdruck messen, um so die Wirkung der Medikamente
kontrollieren und deren Dosierung gegebenenfalls anpassen zu können. Bei Therapiebeginn
müssen die Patienten zunächst geduldig sein, da sich die volle Wirkung je nach Medikament in
der Regel erst nach einigen Wochen einstellt.
Was zu tun ist, wenn der Blutdruck wieder normal ist
Wenn durch Allgemeinmaßnahmen und Medikamente eine Normalisierung des Blutdrucks
erreicht werden kann, so heißt das nicht, dass damit eine Heilung der Erkrankung eingetreten
ist. Eine Blutdrucknormalisierung erlaubt daher nicht den Verzicht auf Medikamente oder eine
gesunde Ernährung. Erreicht man unter einer medikamentösen Therapie durch
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Allgemeinmaßnahmen eine zusätzliche Blutdrucksenkung, ist je nach Risikoprofil auch der
Versuch einer Dosisreduktion möglich. Man sollte aber damit rechnen, dass trotzdem auch
Monate später noch der Blutdruck wieder ansteigen kann. Man sollte daher alle weiteren
Blutdruckkontrollen ernst nehmen.
Verlaufskontrollen sind generell notwendig, da im Laufe der Zeit weitere Risikofaktoren oder
Erkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus) hinzukommen können. Diese verändern das
persönliche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und machen eventuell eine Anpassung der
Blutdrucktherapie notwendig.
Durch konsequentes Beibehalten der allgemeinen und medikamentösen Therapiemaßnahmen
erhöhen Betroffene ihre Lebenserwartung und vermindern ihr Risiko für Folge-Erkrankungen.
Hypertensive Krise und hypertensiver Notfall
Bei einer hypertensiven Krise erreicht der Blutdruck plötzlich Werte, an die der Körper nicht
gewöhnt ist. Man spricht von einer Blutdruckentgleisung. Es besteht die Gefahr, dass Organe
durch den kritischen Blutdruckanstieg akut geschädigt werden.
Messen Sie sehr hohe, für Sie untypische Blutdruckwerte, sollten Sie unverzüglich Ihren
Hausarzt aufsuchen oder den Notarzt rufen. Kommen auch Symptome wie Brustenge,
Sehstörungen oder Luftnot hinzu, handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall, der
eine Krankenhauseinweisung und eine intensive Therapie notwendig macht! Betroffene
sollten nicht versuchen, in einer solchen Situation eigenständig durch die Mehreinnahme von
Medikamenten den Blutdruck zu senken. Dies kann zu gefährlichen Komplikationen führen.
Die Blutdrucksenkung muss in diesen Fällen unbedingt immer von einem Arzt durchgeführt
werden!
Therapie bei Schwangerschaftshochdruck
Die Therapie und Behandlung eines Schwangerschaftshochdruckes findet unter (Mit-)
Betreuung eines Frauenarztes statt. Da eine zu starke Blutdrucksenkung das ungeborene Kind
schädigen kann, findet die Einleitung und Kontrolle der Bluthochdrucktherapie während der
Schwangerschaft gegebenenfalls unter stationärer Überwachung im Krankenhaus statt. Die
Auswahl und Dosierung der Medikamente wird an die spezielle Situation der Schwangerschaft
und später auch der Stillzeit angepasst.
Normalerweise bildet sich ein Bluthochdruck, der während der Schwangerschaft zum ersten
Mal aufgetreten ist, während der ersten Wochen bis Monate nach Entbindung spontan wieder
zurück. In diesem Fall kann auf die weitere Einnahme von Medikamente verzichtet werden.
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Therapie eines sekundären Bluthochdrucks
Bei einem sekundär bedingten Bluthochdruck muss die organische Fehlfunktion (zum Beispiel
eine Erkrankung der Niere oder eines hormonproduzierenden Organs), oder jede andere
Ursache (Medikamente, Schlaf-Apnoe-Syndrom), die für den erhöhten Blutdruck verantwortlich
ist, gezielt behandelt und – sofern möglich – beseitigt werden.
Weitere Therapieverfahren
Die hier dargestellten Behandlungsverfahren entsprechen den Therapien, deren Wirksamkeit,
Sicherheit und Sinn durch Studien belegt worden sind und die in den Leitlinien empfohlen
werden, welche zur Erstellung dieses Texts herangezogen wurden. Unter anderem und vor
allem zählt dazu die hausärztliche Leitline der Leitliniengruppe Hessen zum Thema Hypertonie
(Bluthochdruck). Darüber hinaus gibt es gegebenenfalls noch weitere Therapiemöglichkeiten.
Bei Fragen hierzu wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt.
Folgen einer Nicht-Behandlung
Ein unbehandelter Bluthochdruck erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die beschriebenen FolgeErkrankungen und Komplikationen, wie zum Beispiel Herzinfarkte, Schlaganfälle, Nieren- oder
Augenschäden, früher und häufiger auftreten.
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Prävention
Zur Vorbeugung von Bluthochdruck wird empfohlen, ein normales Gewicht zu halten und auf
Lebensgewohnheiten und Ernährung zu achten. Außerdem spielen regelmäßige BlutdruckKontrollen eine wichtige Rolle, damit ein Bluthochdruck frühzeitig erkannt und behandelt
werden kann.
Die Maßnahmen, die man persönlich als Vorbeugung eines Bluthochdrucks durchführen kann,
wirken sich nicht nur positiv auf Blutdruck, Herz und Gefäße aus. Sie führen insgesamt zu einer
Steigerung des Wohlbefindens und senken das Risiko für andere Erkrankungen wie Diabetes,
Lungen- oder Darmkrebs.
Die vorbeugenden Maßnahmen beinhalten:
• Gewichtsreduktion bei Übergewicht
• eine gesunde und kochsalzarme Ernährung
• regelmäßige körperliche Aktivität
• Beschränkung des Alkoholkonsums
• Beendigung des Rauchens
• Vermeidung von Stress
• regelmäßige Blutdruckkontrollen
Mit diesen vorbeugenden Maßnahmen kann ein Bluthochdruck vermieden oder zumindest
aufgeschoben werden. Durch regelmäßige Blutdruckkontrollen wird ein Bluthochdruck
frühzeitig erkannt und es können die entsprechenden Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Dies führt zu einer Steigerung der Lebenserwartung und zu einer Verminderung des Risikos für
Folge-Erkrankungen.
Gesunde und kochsalzarme Ernährung
Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Fisch und wenig gesättigten Fetten oder
Cholesterin (sogenannte mediterrane Kost) wirkt sich positiv auf den Blutdruck und auch
andere kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Übergewicht aus.
Gleichzeitig sollte die Aufnahme an Kochsalz (NaCl) pro Tag 6 g nicht überschreiten.
Regelmäßige körperliche Aktivität
Regelmäßiges leichtes Ausdauertraining kann den Blutdruck niedrig halten und senkt das
Herzinfarktrisiko um 50 %. Besonders geeignet sind Sportarten mit geringem bis mittlerem
Krafteinsatz und geringer Belastungsintensität. Ungeeignet hingegen sind Sportarten mit
hoher Belastungsintensität wie Kraft – und Kampfsport.
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Beschränkung des Alkoholkonsums
Frauen sollten nicht mehr als 10 – 20 g, Männer nicht mehr als 20 – 30 g Alkohol am Tag zu sich
nehmen.
Dies entspricht etwa 1/4 l Wein oder zwei Gläsern Bier à 300 ml.
Rauchstopp
Das Rauchen steigert das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und sollte daher unbedingt
eingestellt werden.
Vermeidung von Stress
Stressabbau durch Entspannungsübungen (autogenes Training, progressive Muskelentspannung) oder Biofeedback wirkt sich günstig auf den Blutdruck aus.
Regelmäßige Blutdruckkontrollen
Da der Blutdruck im Frühstadium keine Beschwerden verursacht, ist er nur durch regelmäßige
Kontrollen frühzeitig zu entdecken. Die Abstände der Kontrollen bespricht Ihr Hausarzt mit
Ihnen, da diese von verschiedenen Faktoren abhängig sind:
• eine Bluthochdruck-Erkrankung in der Familie (Eltern, Geschwister)
• weitere Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder erhöhtes Blutfett
• regelmäßige Einnahme von Medikamenten, die einen Bluthochdruck als Nebenwirkung
haben können, wie die Anti-Baby-Pille oder Cortison
• Vorliegen zusätzlicher Erkrankungen, wie Diabetes oder Nierenerkrankungen
Das frühzeitige Erkennen eines Bluthochdrucks ermöglicht ein direktes Einleiten von
Gegenmaßnahmen. Dadurch wird das Risiko für schwere Folge-Erkrankungen und eine
verminderte Lebenserwartung deutlich gesenkt.
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Leben mit ...
Antworten auf häufig gestellte Fragen, die fünf wichtigsten Tipps zum täglichen Umgang mit
Bluthochdruck und hilfreiche Links zu weiterführenden Informationen.
Durch die Diagnose Bluthochdruck ist es notwendig, trotz fehlender Beschwerden seinen
Lebensstil und die Ernährung zu ändern und eventuell sogar Medikamente einzunehmen.
Ungeachtet fehlender Symptome sollte die Erkrankung Bluthochdruck sehr ernst genommen
werden.
Das Wissen über die Höhe des eigenen Blutdrucks und des angestrebten Blutdruckwertes ist
wichtig, um mit den geeigneten Maßnahmen erfolgreich dieses Ziel erreichen und halten zu
können.
Multifaktoriell bedingter Bluthochdruck lässt sich mit den richtig eingehaltenen
Therapiemaßnahmen in der Regel sehr gut unter Kontrolle bringen. Vor allen Dingen die
allgemeinen Maßnahmen wirken sich nicht nur positiv auf den Blutdruck, sondern auch auf das
eigene Wohlbefinden und die Gesundheit aus.
Zu einem Leben mit Bluthochdruck gehören auch regelmäßige Kontrollen beim Hausarzt. Diese
sollten Betroffene ernst nehmen, da nur so neu auftretende Erkrankungen, die eventuell eine
Anpassung der Blutdrucktherapie erforderlich machen, frühzeitig erkannt werden können.
Allgemeine Hinweise
Bluthochdruck ist eine Erkrankung, die mit allgemeinen Maßnahmen, zum Beispiel durch
Ernährung oder durch Bewegung, und durch Medikamente gut in den Griff zu bekommen
ist. Geheilt wird ein Bluthochdruck dadurch jedoch nicht. Vielmehr müssen die getroffenen
Maßnahmen meist das ganze Leben lang beibehalten werden.
Versuchen Sie daher, den Bluthochdruck und seine Auswirkungen auf den Körper sowie seine
möglichen Komplikationen zu verstehen. Es fällt Ihnen dann womöglich leichter, sich an Ihren
Therapieplan und an die Verhaltensregeln zu halten.
Haben Sie Ihren Blutdruck regelmäßig im Blick, zum Beispiel durch Führen eines
Blutdrucktagebuches, um somit frühzeitig eine Entgleisung des Druckes zu bemerken.
Besprechen Sie Ihren individuellen Zielblutdruck, den Sie durch Ihren Therapieplan erreichen
sollen, mit dem Hausarzt. Dabei ist aber darauf zu achten, dass sich Betroffene nicht krampfhaft
auf ihre Blutdruckmessungen fixieren und so die Selbstkontrolle übertreiben.
Führen eines Blutdrucktagebuchs
Anhand eines Blutdrucktagebuches kann Ihr Hausarzt kontrollieren, wie sich die gewählte
Therapie auf Ihren Blutdruck auswirkt. Außerdem kann Ihr Hausarzt frühzeitig eine
Blutdrucksteigerung feststellen, die eventuell eine Änderung oder Erweiterung der Therapie
notwendig macht.
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Weiterhin dient das Führen eines Blutdrucktagebuches als Erfolgskontrolle. Sie können schnell
feststellen, welche Maßnahmen und veränderten Verhaltensweisen sich positiv auf Ihren
Blutdruck auswirken. Beachten Sie aber, dass bestimmte Änderungen des Lebensstils wie
Bewegung und Ernährung eine gewisse Zeit brauchen, bis ihre Wirkung auf den Blutdruck
erkennbar ist.
Führen eines Bluthochdruckpasses
Falls Sie Ihre Medikamente verlieren oder in einer Notfallsituation zum Beispiel ins
Krankenhaus müssen, ist es immer wichtig, zu wissen, welche Medikamente Sie in
welcher Dosierung einnehmen. Um in einer Notfallsituation diese Informationen parat
zu haben, empfiehlt sich ein Bluthochdruckpass, besser noch eine Medikamentenplan,
den Sie in Ihrer Geldbörse immer bei sich tragen. Nehmen Sie noch weitere Medikamente
ein, sollten diese natürlich ebenfalls aufgeführt werden.
Kennenlernen der Medikamente
Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt genau über die zu nehmenden Medikamente
aufklären. Hierzu zählen wichtige Fragen wie:
• Wie heißen meine Medikamente und die Wirkstoffe?
• In welcher Dosierung und zu welcher Zeit muss ich meine Medikamente einnehmen?
• Welche Nebenwirkungen habe ich zu beachten?
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Medikamente Sie gegebenenfalls bei erhöhten
Werten zusätzlich einnehmen sollten.
Regelmäßige Kontrollen
Auch bei einem gut eingestellten Blutdruck sind regelmäßige Blutdruckkontrollen durch Ihren
Hausarzt sinnvoll. In welchem Abstand diese Kontrollen stattfinden sollten, ist von Ihrem
persönlichen Risikoprofil abhängig und bespricht Ihr Hausarzt mit Ihnen.
Regelmäßige Untersuchungen dienen nicht nur der Kontrolle des Blutdrucks, sondern auch
dem frühzeitigen Erkennen von Erkrankungen, welche im Lauf der Zeit hinzutreten können und
eventuell eine Anpassung der Medikamente oder deren Dosis notwendig machen.
Hinweise beim Führen von Kraftfahrzeugen
Leiden Sie an einem hohen Blutdruck, sollten Sie beim Führen von Kraftfahrzeugen folgende
Hinweise berücksichtigen:
• nie zusätzlich zu blutdrucksenkenden Medikamenten Beruhigungsmittel oder stärkere
Schmerzmittel einnehmen
• meiden von Sauerstoffmangel: im Fahrzeug nicht rauchen
• regelmäßig alle zwei Stunden eine Fahrpause einlegen
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• sofortige Fahrtunterbrechung bei Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit oder Minderung
des Wohlbefindens
• bei neu entdecktem oder schwerem Hochdruck, Wechsel des Arzneimittels oder Änderung
der Dosis: unbedingt mit dem behandelnden Hausarzt über Kraftfahrtauglichkeit sprechen
Bluthochdruck und Reisen
Bevor Sie eine Reise antreten, sollten Sie sich über die medizinischen Bedingungen im Reiseland
und die ärztliche Erreichbarkeit im Notfall informieren. Insbesondere bei Auslandsreisen
sollten Sie Ihren Versicherungsschutz kontrollieren: Sind Erkrankungen, die im Rahmen Ihres
Bluthochdrucks auftreten können, durch Ihre Versicherung abgedeckt? Dazu zählen Herzinfarkt
und Schlaganfall.
Denken Sie daran, eine ausreichende Menge Ihrer Medikamente mitzunehmen, und vergessen
Sie Ihr Blutdruckmessgerät nicht! Bei Flugreisen bietet es sich an, einen Medikamentenvorrat
im Handgepäck mitzuführen, falls das aufgegebene Gepäck erst verspätet eintreffen sollte.
Falls Sie in Länder mit großer Zeitverschiebung fliegen, sollten Sie unbedingt vorher mit Ihrem
Arzt über den Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme sprechen!
Achten Sie in heißen Gegenden auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Hitze belastet das
Herz-Kreislauf-System und der Körper verliert viel Flüssigkeit und Kochsalz über das Schwitzen.
Der Blutdruck kann dadurch stark absinken und ein Kreislaufkollaps droht. Messen Sie bei
großer Hitze daher regelmäßig Ihren Blutdruck!
Starke Kälte wirkt sich ebenfalls auf das Herz-Kreislauf-System aus. Durch Engstellung der
Gefäße erhöht sich der Widerstand, und der Blutdruck kann ansteigen. Dies kann Auslöser einer
Angina Pectoris sein!
Die fünf wichtigsten Tipps
1. Auch wenn der Bluthochdruck oft keine Beschwerden macht: Es handelt sich um eine ernst
zu nehmende Erkrankung, welche die Lebenserwartung deutlich verkürzen kann.
2. Das beste Mittel gegen Bluthochdruck sind allgemeine Maßnahmen, wie mehr Bewegung
(mindestens eine halbe Stunde pro Tag), gesündere Ernährung (zum Beispiel viel Obst und
Gemüse, regelmäßig Fisch, kein oder wenig Alkohol) und Reduktion des Salzkonsums.
3. Wenn der Blutdruck selbst gemessen wird, sollten die Werte immer notiert werden.
4. Es gibt Bluthochdruck-Notfallsituationen, bei denen umgehend ein Arzt verständigt
werden sollte. Betroffene sollten diese Situationen kennen und wissen, was in diesem Fall
zu tun ist.
5. Betroffene sollten regelmäßig den Hausarzt aufsuchen, um notwendige VorsorgeUntersuchungen zu machen und damit möglichen Folge-Erkrankungen vorzubeugen
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Häufig gestellte Fragen
Was ist der Blutdruck?
Der Blutdruck ist der Druck, der im Herz und Gefäßsystem herrscht. Er beschreibt die Kraft, die das
Blut im Gefäßsystem des Körpers fließen (zirkulieren) lässt. Er ist somit unbedingt erforderlich,
damit frisches Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen über die Arterien in die Organe und Muskeln
des Körpers gelangt.
Die Höhe des Blutdrucks ist maßgeblich von der Menge Blut, die das Herz pro Minute durch
den Körper pumpt (Herzzeitvolumen), sowie vom Widerstand in den Blutgefäßen abhängig. Je
stärker das Herz pumpt, oder je höher der Widerstand in den Gefäßen ist, desto höher ist auch
der Blutdruck.
Wie wird der Blutdruck gemessen?
Zur Messung des Blutdrucks wird eine Manschette am Oberarm angelegt und aufgepumpt.
Unter diesem Druck wird das große Gefäß des Oberarms (Arteria brachialis) zusammengedrückt,
und der Blutfluss stoppt. Anschließend wird der Druck aus der Manschette abgelassen, bis das
Gefäß beginnt, sich wieder zu öffnen.
Der Blutfluss durch ein nicht vollständig geöffnetes Gefäß ist turbulent, wodurch es zu
Verwirbelungen kommt. Der Hausarzt kann diese Verwirbelungsgeräusche mit dem Stethoskop
hören oder mit einem elektronischen Gerät messen.
Der Druck beim ersten Auftreten eines solchen Verwirbelungsgeräusches entspricht dem
systolischen (oberen) Wert. Der Druck der Manschette wird nun weiter verringert, bis das Gefäß
wieder komplett offen ist. Das Blut kann wieder frei fließen und es sind keine Verwirbelungen
mehr hörbar. In diesem Moment entspricht der Druck dem diastolischen (unteren) Wert.
Welche Blutdruck-Werte sind normal?
Als normal gelten systolische (obere) Blutdruckwerte zwischen 100 und 120 mmHg und
diastolische (untere) Blutdruckwerte zwischen 60 und 80 mmHg. Dabei ist zu beachten, dass je
nach Alter und Nebenerkrankungen sowie unter bestimmten Bedingungen andere Normwerte
gelten könnten.
Was ist Hypertonie?
Hypertonie ist der Fachbegriff für Bluthochdruck. Wenn bei mindestens zwei
Gelegenheitsblutdruckmessungen an zwei unterschiedlichen Tagen ein erhöhter systolischer
Blutdruck (über 140 mmHg) und/oder ein erhöhter diastolischer Blutdruck (über 90 mmHg)
ohne irgendeine bekannte ursächliche Grunderkrankung gemessen wird, liegt eine essentielle
oder auch primäre Hypertonie vor.
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Was sind die Gründe für erhöhten Blutdruck?
In ungefähr 90 % der Fälle ist ein Bluthochdruck multifaktoriell bedingt. Das bedeutet, dass
mehrere unterschiedliche Faktoren zur Erhöhung des Blutdrucks beitragen (sogenannte
essentielle Hypertonie).
Viel seltener ist der sogenannte sekundäre Bluthochdruck. Dieser entsteht als Folge bestimmter
Grunderkrankungen. Eine spezielle Form ist der Bluthochdruck während der Schwangerschaft.
Was sind die Folgen von erhöhtem Blutdruck?
Ein chronisch, also langfristig, erhöhter Blutdruck schädigt die Blutgefäße und das Herz. Dadurch
steigt das Risiko für schwere Folge-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. Das Risiko
steigt mit der Höhe des Blutdrucks.
Was ist zu tun, wenn regelmäßig erhöhte/niedrige Werte festgestellt werden?
In diesem Fall sollte der Hausarzt aufgesucht werden.
Was ist der „Weißkittel-Bluthochdruck“?
Es kann vorkommen, dass der Blutdruck während eines Praxisbesuches höher ist als normal.
Dieser sogenannte Weißkittel-Effekt kommt bei einer 24-Stunden-Blutdruckmessung nicht zum
Tragen.
Ist der Blutdruck altersabhängig?
In der durchschnittlichen Bevölkerung ist der Blutdruck bei älteren Menschen höher als bei
jüngeren. Dies hängt mit der Verringerung der Elastizität der Blutgefäße im höheren Alter
zusammen. Dennoch sollte der Blutdruck auch bei älteren Menschen nicht häufig über 140/90
mmHg liegen.
Ist es möglich, dass der Blutdruck aufgrund einer Behandlung mit Medikamenten zu stark
abfällt?
Der Blutdruck kann bei Behandlung zu stark abfallen. Dies kann zu einem Schwindelgefühl beim
schnellen Aufstehen oder Beugen führen. Außerdem kann es zu Müdigkeit und Energiemangel
kommen. Wenn diese typischen Symptome eines Blutdruckabfalls auftreten, sollte der Hausarzt
wegen einer möglichen Behandlungsanpassung zu Rate gezogen werden. Wenn bei dem
niedrigen Blutdruck jedoch keine Probleme auftreten, muss die Behandlung in der Regel nicht
geändert werden.
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Werden Nebenwirkungen bei der Behandlung mit Medikamenten erwartet?
Alle Bluthochdruck-Medikamente können Nebenwirkungen haben. Patienten, die Medikamente
einnehmen, sollten die wichtigsten und häufigsten Nebenwirkungen kennen, damit sie
diese frühzeitig erkennen. Ein aufklärendes Gespräch mit dem Hausarzt zu Beginn einer
medikamentösen Therapie ist hier sehr wertvoll.
Allgemein lässt sich sagen, dass langfristig der Nutzen durch eingenommene Medikamente
größer sein sollte, als die Beeinträchtigungen durch unerwünschte Wirkungen.
Sollte bei Nebenwirkungen die Einnahme der Medikamente abgebrochen werden?
Es wäre nicht sinnvoll, auf die Blutdruckbehandlung aufgrund der Nebenwirkungen zu
verzichten. Deshalb sollten Nebenwirkungen sofort dem Arzt mitgeteilt werden. In der Regel ist
es möglich, die Verträglichkeit durch eine geringere Dosis zu verbessern, ein anderes Präparat
einzusetzen oder auf eine Kombination aus zwei Medikamenten umzustellen.
Kann die Einnahme der Bluthochdruck-Medikamente am Wochenende oder im Urlaub
unterbrochen werden?
Auch im Urlaub sollte die Einnahme unbedingt fortgeführt werden, da der Blutdruck sofort bei
Absetzen der Behandlung ansteigt. Bei Flugreisen ist es ratsam, die Medikamente im Handgepäck
mitzunehmen. Dadurch entstehen keine Probleme, falls das abgegebene Gepäck fehlgeleitet
werden sollte. Bei Überseereisen sollte der Arzt gefragt werden, wann die Medikamente
aufgrund der Zeitunterschiede eingenommen werden sollen.
Ist die Einnahme von Medikamenten auch dann notwendig, wenn es einem gut geht?
Nervosität und Anspannungen, die den Blutdruck zeitweise erhöhen, sind normal und sollten
nicht mit Bluthochdruck verwechselt werden. Wenn der Arzt Bluthochdruck feststellt, heißt
das, dass der Blutdruck auch im Ruhezustand zu hoch ist. Deshalb sollten die Einnahme von
Medikamenten nicht unterbrochen werden, wenn es einem gut geht. Der Blutdruck steigt sonst
wieder auf den ursprünglichen Wert.
Patienten sollten nie ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt die
Medikamenteneinnahme verändern. Diese Regel ist für die Patientensicherheit sehr
wichtig und sollte immer eingehalten werden.
Müssen blutdrucksenkende Medikamente über einen langen Zeitraum eingenommen
werden?
Schäden an Arterienwänden und eine übermäßige Belastung von Herz, Gehirn und
Nieren können nur vermieden werden, wenn der Blutdruck richtig kontrolliert wird.
Dafür ist in der Regel eine Behandlung mit Medikamenten über einen langen Zeitraum
(mehrere Jahre) notwendig, wenn der Blutdruck sehr hoch ist und/oder durch allgemeine
Maßnahmen nicht ausreichend gesenkt werden konnte.
Infozept - Bluthochdruck
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Anmerkungen /
Kommentare
Änderungen in der Lebensweise und die Beseitigung von Risikofaktoren haben einen
sehr positiven Effekt und erlauben manchmal nach einiger Zeit die Verringerung der
Dosierung der Medikamente.
Was ist zu tun, wenn Potenzstörungen auftreten?
Potenzstörungen können durch Medikamente und andere Faktoren wie Alter, körperlicher
und mentaler Zustand, Alkohol- und Nikotinkonsum oder Begleitkrankheiten wie
Diabetes verursacht oder verstärkt werden. Betroffene sollten in keinem Fall zögern,
Potenzschwäche mit ihrem Hausarzt zu besprechen. Wenn ein Medikament dafür
verantwortlich ist, kann der Hausarzt möglicherweise die Dosis verringern oder auf ein
anderes Präparat umstellen.
Weiterführende Links und Quellen
Hausärztliche Leitlinie zur Hypertonie
Deutsche Hochdruckliga
Infozept - Bluthochdruck
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www.hausmed.de
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