Myriam Hönig - Universität Tübingen

Werbung
Hochschulkommunikation
Pressemitteilung
1.700 Lichtjahre von der Sonne entfernt tickt eine
„kosmische Uhr“
Astronomen entdecken seltenes Planetensystem um einen
Doppelstern
Tübingen, den 27.10.2010
Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Beteiligung der
Universität Tübingen hat in 1.700 Lichtjahren Entfernung von der Sonne
ein seltenes Planetensystem entdeckt. Im Sternbild Schlange wird der
enge Doppelstern NN Serpentis von zwei Planeten umkreist, die
schwerer als Jupiter sind. Bei dem Planetensystem handelt es sich erst
um das zweite bekannte System dieser Art. Die beiden unterschiedlich
großen Sterne des Doppelsterns umkreisen sich so, dass der größere
den kleineren alle drei Stunden vollständig bedeckt. Die Forscher konnten
den Zeitpunkt der Bedeckung auf weniger als eine Sekunde genau
messen. Der Doppelstern bildet demnach eine Art „kosmische Uhr“, die
alle drei Stunden tickt. Die Ergebnisse sind nun in der Online-Ausgabe
der renommierten Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen.
Der größere der beiden Sterne ist ein so genannter Weißer Zwerg, der
ausgebrannte Kern einer Sonne, die vor einer Million Jahren ihre
gesamte äußere Hülle verlor. Der kleinere Stern ist eine Minisonne, deren
Masse etwa ein Zehntel der Masse unserer Sonne beträgt. Die
Wissenschaftler stellten fest, dass die „kosmische Uhr“ über einen
Zeitraum von 22 Jahren hinweg systematisch mal vor- und mal nachging.
Die Zeitverschiebungen führten zur Entdeckung der beiden den
Doppelstern umkreisenden Planeten und ermöglichten den
Wissenschaftlern, deren Umlaufzeiten und Massen zu messen.
Die Entstehung von Planeten um enge Doppelsterne ist bislang ein
ungelöstes Rätsel. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Planeten aus
dem Material entstanden sein könnten, das der Vorgänger des Weißen
Zwergs vor einer Million Jahren abgestoßen hat – dieser hatte dabei rund
drei Viertel seiner Masse verloren. Das Alter des langsam abkühlenden
Weißen Zwergs lässt sich aufgrund seiner Temperatur von etwa 50.000
Kelvin bestimmen. Die Existenz eines – aus kosmischer Sicht – so jungen
Seite 1/2
Myriam Hönig
Leitung
Michael Seifert
Abteilung Presse, Forschungsberichterstattung, Information
Telefon +49 7071 29-76789
Telefax +49 7071 29-5566
[email protected]
www.uni-tuebingen.de/aktuell
Wir bitten um Zusendung von
Belegexemplaren! Danke.
Planeten war bislang nicht bekannt.
Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf Daten zurück, die Astronomen der Universität
Göttingen, der Universität von Texas in Austin und der Universitäten von Warwick und Sheffield in
Großbritannien gewonnen hatten. Theoretiker der Universitäten Tübingen und Valparaiso (Chile)
berechneten, wie sich das Vierfachsystem über lange Zeit hinweg zum jetzigen Zustand entwickelt
hat. Prof. Wilhelm Kley vom Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen
berechnete, dass die Bahnen genau dann stabil sind, wenn die Umlaufzeiten der Planeten genau im
Verhältnis 2:1, eventuell auch 5:2 stehen.
Die Veröffentlichung:
K. Beuermann et al.: „Two planets orbiting the recently formed post-common envelope binary NN
Serpentis“. Astronomy & Astrophysics, Volume 521,
www.aanda.org/, DOI 10.1051/0004-6361/201015472
Kontakt:
Prof. Dr. Wilhelm Kley,
Universität Tübingen,
Institut für Astronomie und Astrophysik – Computational Physics
Auf der Morgenstelle 10
72076 Tübingen
Telefon +49 7071 29-74007
Telefax +49 7071 29-5094
wilhelm.kley(at)uni-tuebingen.de
www.tat.physik.uni-tuebingen.de
Künstlerische Darstellung
der beiden Planeten mit
den zwei sehr
unterschiedlichen Sonnen
im Zentrum. Illustration:
Stuart Littlefair
Seite 2/2
Herunterladen