Zusammenfassung des Workshopinhalts

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Einfach raus! – Begegnung mit der Natur rund um Kindergarten und Schule
Workshop mit Mag. Barbara Koosz, Nationalpark Thayatal
Idee:
Den Unterricht ins Freie verlegen – auch als Nicht-Biologe – Geht das? – Wie geht das?
Einleitung mit Perspektivenwechsel
In vielen Bereichen unseres Lebens sind wir Menschen leidenschaftliche „Autobahnfahrer“. Wir
lieben die Strecken, die gut ausgebaut und optimal beschildert uns direkt zum Ziel führen. Warum?
Es geht schneller, ist praktisch und vermittelt Sicherheit.
Von der Autobahn abzufahren, neue Wege zu erkunden, Umwege und längere Fahrtdauer zu
akzeptieren fordert Neugier, Abenteuergeist und Mut.
Den Unterricht ins Freie zu verlegen bedeutet - für manche Menschen - abfahren von der
Autobahn. In diesem Fall empfiehlt sich eine Straßenkarte. Die folgende Methodensammlung soll
„Straßenkarte“ sein, soll Anregungen bieten für den Einstieg und eine Vertiefung in das gewählte
Thema.
Vom Weg abgehen, einen neuen Weg ausprobieren, eine „ Regel“ zu brechen bieten die Möglichkeit
für neue Erfahrungen und neue Erkenntnisse. Als Zweibeiner sehen viele von uns Menschen die
Natur beim Spazierengehen meist in Augenhöhe. Diese Regel zu brechen – die Perspektive zu
wechseln kann ein Impuls sein, etwas Neues zu entdecken.
Im Rahmen des Workshops wurden zwei Methoden zum Perspektivenwechsel durchgeführt - „Im
Spiegel“ und „Durch die Lupe“. In der Reflexion haben TeilnehmerInnen folgendes rückgemeldet.
„So genau hab‘ ich noch nie hingeschaut.“
„Erst durch die Lupe wurden die vielen feinen Härchen am Samenstand sichtbar.“
„Mit dem Spiegel konnte ich die Baumwipfel sehen, ohne den Kopf nach oben zu drehen.“
„Ich habe mehr Details wahrgenommen, bewusster geschaut.“
Methodensammlung
„Im Spiegel“ - Perspektivenwechsel
Anleitung:
Die Kinder werden aufgefordert sich ein paar Minuten mit einer Spiegelfliese in der Hand auf einen
kleinen Erkundungsgang zu machen. Sie sollen Eindrücke und Bilder sammeln, die sie im Spiegel
wahrnehmen und ein Bild oder auch einen Sammelgegenstand mitbringen.
Variationen:
Die Suchaufforderungen können an das Alter der Kinder, wie an das Thema angepasst werden und
der Suche eine Richtung vorgeben.
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Bringe etwas, das dir besonders gut gefällt.
Bringe etwas Rotes.
Bringe ein Blatt.
Bringe das Blatt einer Eiche.
Ziel:
Perspektivenwechsel, neue Eindrücke
Alter:
ab 6 Jahren
„Durch die Lupe“ - Perspektivenwechsel
Anleitung:
Die Kinder werden aufgefordert die Umgebung mit einer Lupe in der Hand zu erkunden. Sie sollen je
nach Anleitung eine Erfahrung, ein Bild oder einen Sammelgegenstand mitbringen.
Ziel:
Genau schauen und bewusst wahrnehmen.
Variation:
Auch bei dieser Suche können Suchanleitungen vorgegeben werden.
Alter:
ab 4 Jahren
„Mit den Augen eines Tieres“ - Perspektivenwechsel
Anleitung:
Die Kinder werden aufgefordert sich in ein kleines Tier zu verwandeln (Schnecke, Käfer, Spinne, …).
Auf allen Vieren, oder am Bauch kriechend bewegen sich die Kinder nun durch die Wiese oder über
den Waldboden. Ihre Erfahrungen teilen im Anschluss der Gruppe mit.
Ziel:
Dieses Spiel verändert die Wahrnehmung, sorgt für Bewegung, fordert zu einer intensiven
körperlichen Kontaktaufnahme mit der Natur auf und bereitet meist Spaß.
Alter:
ab 4 Jahren
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„In einen Rahmen bringen“ – Einstieg in ein Thema (z.B. Herbst, Winter)
Das Bild im Rahmen verändert sich je nach Standort und Jahreszeit. Es bietet eine gute Möglichkeit
um einen Standort in der Nähe der Schule oder des Kindergartens das ganze Jahr über in
regelmäßigen Abständen zu besuchen. Wird das Bild bei jedem Ausflug fotografiert, erhält man am
Ende des Jahres einen schönen Überblick eine Collage.
Anleitung:
Die Kinder werden aufgefordert auszuschwärmen und ein bis zwei Sammelgegenstände aus der
Natur mitzubringen. Während die Kinder unterwegs sind bereitet die PädagogIn aus vier Stecken
einen Rahmen am Boden vor. Die mitgebrachten Gegenstände werden von den Kindern im Rahmen
abgelegt und kurz kommentiert. Sie dürfen mitteilen, was sie mitgebracht haben, ob sie den
Gegenstand kennen, ob er in ihnen gefällt, etc.
Ziel:
Die Methode eignet sich, um in ein Thema einzusteigen und die Kinder in Bewegung zu bringen. Der
Gegenstand des Themas muss unter den Gegenständen im Bild zu finden sein und kann
sicherheitshalber auch von der PädagogIn selbst gesammelt werden. Die PädagogIn hat die
Möglichkeit, in der Reflexion eine Richtung vorzugeben und den Gegenständen, die zum Thema
passen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Für weitere Bearbeitung empfiehlt es sich
Anschauungsmaterial mit in die Klasse zu nehmen.
Bsp: Herbst – Farbwechsel der Blätter
Die Kinder sammeln Blätter in allen Farbtönen. Sieb besprechen und erkennen und/oder ordnen die
unterschiedlichen Farben. Die PädagogIn erläutert, warum die Farben sich verändern, dass und
warum viele Bäume im Herbst ihre Blätter verlieren. Vertiefend kann auf die Farbstoffe in den
Blättern eingegangen werden und auf ihre Bedeutung.
Bsp: Winter – Knospen
Die Kinder sammeln Zweige mit Knospen, abgefallene und bereits braune Blätter. Fragen der
Pädagogin: Welche Farben und wie viele verschiedene seht ihr? Was ist mit den Blättern passiert?
Werden wir sie im Frühjahr noch finden? Was befindet sich in einer Knospe? Welchen Sinn macht
eine Knospe für eine Pflanze?
Alter:
ab 4 Jahren
„Blätterkette“ – zum Vertiefen
Anleitung:
Die Kinder fädeln die bunten Blätter auf Schnüre auf, die im Klassenraum oder auch im Schul- oder
Kindergarten aufgehängt werden.
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Ziel:
Kreatives Gestalten und Feinmotorik
Alter:
ab 4 Jahren
„Pflanzenmemory“- zum Vertiefen
Anleitung:
Einige bereits bekannte oder nun zu lernende Pflanzen werden auf einem hellen Tuch am Boden von
der Pädagogin aufgelegt. Die Kinder werden aufgefordert diese Blätter dieses Pflanzen in der
Umgebung zu suchen und mitzubringen.
Variationen:
Die Anzahl der Pflanzen wird an das Alter der Kinder angepasst.
Die Kinder sammeln immer nur eine Pflanze nach der anderen.
Die Kinder müssen sich alle Pflanzen gut merken und auf einmal sammeln.
Variation für den Winter:
Zweige mit Knospen sammeln – unterschiedliches Aussehen (Form, Färbung, Lage am Zweig) der
Knospen bewusst wahrnehmen.
Alter:
ab 5 Jahren
„Ausstellung mit Zweigen“ – zum Vertiefen
Anleitung:
Verschiedene Zweige werden mitgenommen und in Wassergläser ans Fenster gestellt. Die Kinder
haben die Möglichkeit, die Veränderung der Knospen und das Aufgehen der Knospen bewusst
mitzuerleben.
Tipp: die Pädagogin wählt 3 bis 5 Bäume oder Sträucher in der Nähe der Schule oder des
Kindergartens, die sie kennt und arbeitet mit diesen Zweigen. So können die Zweige leichter
bestimmt und beschriftet werden.
Alter:
ab 4 Jahren
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„Stempeln mit Knospen“ – zum Vertiefen
Anleitung:
Die Knospen werden mit einem scharfen Messer oder einer Rasierklinge quer abgeschnitten. Im
Querschnitt der Knospe sind bereits die Blattanlagen sichtbar. Werden die Knospen nun in ein
Stempelkissen gedrückt und anschließend auf Papier, kann man die unterschiedlichen Muster gut
sichtbar machen.
Tipp: die Pädagogin wählt 3 bis 5 Bäume oder Sträucher in der Nähe der Schule oder des
Kindergartens, die sie kennt und arbeitet mit diesen Zweigen. So können die Zweige leichter
bestimmt und beschriftet werden.
Alter:
ab 4 Jahren
„Bäume tasten und Rindenabrieb“ – Einstieg oder Vertiefung
Anleitung:
Die Kinder besuchen zwei verschiedene Bäume und betasten deren Rinde. Sie erfühlen
Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Legt man ein Stück Papier auf den Stamm und reibt mit einer
Wachsmalkreide darüber.
Variante:
Bei Schneelage kann das Kind auch mit einem Schneeball über den Stamm reiben. Der Schnee auf der
Rinde ist ein guter Kontrast und hebt die Muster hervor.
Alter:
ab 4 Jahren
Jahresprojekt: Tagebuch von einem Baum-Vertiefung
Die Gruppe oder Klasse besucht einen/mehrere ausgewählte Bäume regelmäßig über den Zeitraum
von einem Jahr. Der Baum wird bestimmt, gezeichnet, die Blätter gesammelt und gepresst, die
Knospen gesammelt (s.o.) und ein Rindenabrieb gemacht. Seine Früchte/Samen werden geerntet.
Die Kinder suchen selbstständig oder mit Hilfe der PädagogIn Informationen oder Geschichten zu
diesem Baum. Ergänzend kann beobachtet werden, welche Tiere auf dem Baum oder in seiner Nähe
beobachtet werden konnten.
Am Ende des Jahres gibt es eine kleine Ausstellung mit dem Ergebnissen des Projekts.
„Schau genau“ Tiere suchen mit der Becherlupe – Einstieg/Vertiefung
Anleitung:
Die Kinder erhalten eine Becherlupe und werden aufgefordert nach Tieren zu suchen – je nach
Standort (Wiese, Wald, Gstettn) auf Kräutern, Sträuchern, am Boden, in der Laubstreu oder im
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Totholz. Für den Umgang mit den Tieren wird auf größte Achtsamkeit wertgelegt. Alle Tiere sollen
wohlbehalten wieder an ihren Fundort zurückgebracht werden.
Die Tiere werden in einer Art Ausstellung gemeinsam betrachtet. Fürs Besprechen und Bestimmen
gilt wie bei „In einen Rahmen bringen“. Die PädagogIn setzt die Schwerpunkte fürs Erarbeiten:
Einzelne Tiere – je nach Thema – werden besonders ins Rampenlicht gerückt.
Die Tiere werden auf ihre Vielfalt untersucht – Wie viele verschiedene Lebewesen wurden gefunden?
Die Tiere werden geordnet – nach Anzahl der Beine, optischen Ähnlichkeiten (harte oder weiche
Flügel), Schnecken, Würmer, etc.
Einzelne Tiere werden in Kleingruppen mit Unterstützung selber bestimmt.
Diese Methode eignet sich dazu verschiedene Standorte zu vergleichen. Wird sie mehrmals am
gleichen Standort angewandt, zum Beispiel zu unterschiedlichen Jahreszeiten, kann die Ursache
dafür mit den Kindern erörtert werden. (Was machen die Tiere im Winter?)
Variation:
Gestaltung als Forscherauftrag. Die Kinder haben die Aufgabe auch den Fundort des Tieres zu
beschreiben, zu merken, ihn wiederzuerkennen und Rückschlüsse auf die Lebensweise des Tieres zu
machen.
ODER: Die Kinder haben den Auftrag das gefundene Tier zu zeichnen – wesentliche Merkmale des
Aussehens sollen zu erkennen sein, Beinanzahl, Fühler lang oder kurz, Flügelanzahl, Flügel groß oder
klein, etc. Die Zeichnungen können im Gruppen oder Klassenraum ausgestellt werden.
Alter:
je nach Variation, ab 4 Jahren
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