Hofmann - Christian-Albrechts

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Ulrich Hofmann
(22.01.1903 München - 05.07.1986 Heidelberg),
Mitbegründer der modernen Tonmineralogie,
Tonmineralforschung und -anwendung
Sein Leben und Werk.
September 2005,
geändert 17. Oktober 2005
Klaus O. T. Beneke
Institut für Anorganische Chemie
der Christian-Albrechts-Universität
D-24098 Kiel
[email protected]
2
Ulrich Hofmann
(22.01.1903 München - 05.07.1986 Heidelberg),
Mitbegründer der modernen Tonmineralogie,
Tonmineralforschung und -anwendung
Sein Leben und Werk.
Seite
Inhaltsverzeichnis
2-4
Einführung
5-9
Kurzlebenslauf von Justus von Liebig (1803 - 1873)
5-6
Kurzlebenslauf von Egon Wiberg (1901 - 1976)
6
Kurzlebenslauf von Armin Weiss
(Weiß) (geb. 05.11.1927 Stefling)
6
Der Vater und Forscher
Karl Andreas Hofmann (1870 - 1941)
10-26
Kurzlebenslauf von Julius Adolf
Stöckhardt (1809 - 1886)
10
Kurzlebenslauf von Adolf von Baeyer (1835 - 1917)
12
Kurzlebenslauf von Gerhard Krüss (1859 - 1895)
12
Auswahl von Schülern, die unter Adolf von Baeyer
an der Ludwig-Maximilians-Universität in
München promoviert haben
17
Schüler von Adolf von Baeyer,
die sich als Privatdozenten für Chemie
in München habilitiert haben
18
3
Kurzlebenslauf von Hugo Erdmann (1862 - 1910)
Der Sohn Ulrich Hofmann (1903 - 1986)
23-24
27-83
Kurzlebenslauf von Sir Benjamin Collins
Brodie jr (1817 - 1880)
29-30
Kurzlebenslauf von Kurd Endell (1887 - 1945)
34
Kurzlebenslauf von Franz B.
Hofmann (geb. 21.05.1942 Wien)
35
Kurzlebenslauf von László
Mattyasovszky (1912 - 1992)
42-43
Kurzlebenslauf von Vilmos Zsolnay (1828 - 1900)
42-43
Kurzlebenslauf von Rudolf Schenck (1870 - 1965)
49-50
Kurzlebenslauf von Max Trautz (1880 - 1960)
50
Kurzlebenslauf von Julius Paul
Kunze (geb. 02.11.1897 Chemnitz)
52-53
Kurzlebenslauf von Ernst August
Friedrich Ruska (1906 - 1988)
57
Kurzlebenslauf von Bodo von Borries (1905 - 1956)
57
Kurzlebenslauf von Manfred
Baron von Ardenne (1907 - 1997)
57
Kurzlebenslauf von Max Knoll (1897 - 1969)
57
Kurzlebenslauf von Arne Wilhelm Kaurin
Tiselius (1902 - 1971)
58
Kurzlebenslauf von Wolfgang
Graßmann (1898 - 1978)
62
Kurzlebenslauf von Hanns-Peter
4
Boehm (geb. 09.01.1928 Paris)
63
Kurzlebenslauf von Karl Hugo
Strunz (geb. 24.02.1910 (Weiden)
63-64
Kurzlebenslauf von Hans Wolfgang
Kohlschütter (1902 - 1986)
68-69
Kurzlebenslauf von Wilhelm Friedrich
Jost (1903 - 1988)
69
Kurzlebenslauf von Karl Johann
Freudenberg (1886 - 1983)
70-71
Kurzlebenslauf von Georg Wittig (1897 - 1987)
71
Kurzlebenslauf von August Hermann
Seger (1839 - 1893)
78
Danksagung
84
Literaturverzeichnis
85-89
Gesamtverzeichnis der Publikationen und Werke
von Ulrich Hofmann
90-110
5
Einführung
Karl Andreas Hofmann
Justus von Liebig
Ulrich Hofmann wurde am 22. Januar 1903 in München geboren. Sein Vater, Dr.
phil. Karl Andreas Hofmann, war Extraordinarius an der Universität München und
Leiter der anorganischen Abteilung des Chemischen Staatsinstitutes in München.
Der Direktor des Instituts war der spätere Nobelpreisträger der Chemie von 1905
Johann Friedrich Wilhelm Adolf von Baeyer, der als Nachfolger von Justus von
Liebig1 im Jahre 1875 die Leitung des Instituts übernahm. Karl Andreas Hofmann
1
Justus Freiherr von Liebig (12.05.1803 Darmstadt - 18.04.1873 München). Wurde als Sohn
eines Drogisten geboren und lernte 1817/18 bei einem Apotheker in Heppenheim an der
Bergstraße. Er begann 1820 mit dem Studium der Chemie in Bonn bei Karl Wilhelm Gottlob
Kastner (1783 - 1857), dem er nach Erlangen folgte. Im März 1822 erfolgte der Abbruch des
Studiums wegen verbotener Mitgliedschaft in einer Burschenschaft und Studentenunruhen.
In Paris hörte er Vorlesungen bei Dulong, Thénard, Gay-Lussac Desormes u. a. Wurde
Mitarbeiter im Labor von Gay-Lussac, untersuchte Knallsäure und promovierte in absentia in
Erlangen. Liebig wurde 1824 auf Empfehlung von Alexander von Humboldt nach Gießen
berufen, wo er sein später weltberühmetes Labor im Wachraum einer ehemaligen Kaserne
einrichtete. Hier führte er das chemische Praktikum als Ergänzung zur
Experimentalvorlesung in die Ausbildung ein. Liebig untersuchte u. a. Harnsäure,
Hippursäure, Campher und Camphersäure und erkannte die Unzulänglichkeiten der
analytischen Apparaturen und entwickelte neue. Es folgten weitere Untersuchungen über die
Zusammensetzung des Salicin, Coniin und Coffein, Umsetzung von Alkoholen mit Chlor u. a.
Chloral und Chloroform. Liebig schrieb 1840 das Werk „Die organische Chemie und ihre
Anwendung auf die Agricultur und Physiologie“ und begründete die Agrikulturchemie. 1852
erhielt Liebig einen Ruf nach München. Liebig war ein sehr vielseitiger Chemiker und
6
hatte in diesem Institut, als Leiter der anorganischen Abteilung, eine Dienstwohnung
in der Ulrich Hofmann geboren wurde. Diese hatte einen Zugang zu den
Laboratorien. Die Dienstwohnung wurde 1910/11 in ein physikalisch-chemisches
Laboratorium umgewandelt. An der Stelle des Instituts mit der Dienstwohnung wurde
nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg das Institut für Anorganische Chemie der
Universität München aufgebaut (seit 1997 in München-Großhadern). Als Ulrich
Hofmann 1968 den Ehrendoktor der naturwissenschaftlichen-mathematischen
Fakultät der Universität München erhielt sagte er zu seinen Kollegen Egon Wiberg2
und Armin Weiss3, dass er topographisch gesehen wohl auf dem Schreibtisch von
Egon Wiberg geboren sei. Vergleicht man Baupläne und Fotografien des alten und
des neuen Instituts so hatte Ulrich Hofmann wohl mit dieser Aussage recht. Ulrich
Hofmann wurde damit im wörtlichen Sinne gesehen in die Chemie hineingeboren
(BOEHM, 1987). Seit 1997 sind die Chemischen Institute der Ludwig-MaximiliansNaturforscher, dessen Forschungergebnisse und -erkenntnisse weit über eine Kurzbiografie
herausgehen (PÖTSCH, 1989a).
2
Egon Wiberg (03.06.1901 Güstrow - 24.11.1976 Karlsruhe). Studierte ab 1921 Chemie an
der TH Karlsruhe, wo er 1927 promovierte. Er wurde in Karlsruhe Assistent unter Alfred
Stock (16.07.1876 Danzig- 12.08.1946 Aken bei Dessau) und habilitierte sich im Jahre 1931.
1932 wurde er Abteilungsvorstand und erhielt 1936 den Professorentitel. E. Wiberg kam
1938 als außerordentlicher Professor nach München wo er 1951 den Lehrstuhl für
Anorganische Chemie erhielt. Dort hatte er großen Anteil am Wiederaufbau und der
Erweiterung des Chemischen Instituts der Universität in München. In Karlsruhe entwickelte
E. Wiberg eine Systematik der Bor-Wasserstoff-Verbindungen. Er fand ein Modell zur
Beschreibung von Substitutionsreaktionen in der Borchemie mit Hilfe der Elektronentheorie,
das er experimentell bestätigen konnte. So klärte er 1936 die Struktur von B2H6 sowie 1940
von B6H6 und begann die systematische Erforschung des Borazols, für das er den Namen
„anorganisches Benzol“ prägte. E. Wiberg entdeckte 1939 das Aluminiumhydrid. Er arbeitete
ab 1949 auf dem Gebiet der verschiedenen Wasserstoffverbindungen und synthetisierte eine
Reihe neuer Hydride und Doppelhydride. Bei seinen Arbeiten an organischen
Siliciumverbindungen entwickelte E. Wiberg ein Verfahren zur Gewinnung von reinem
Silicium für die Halbleitertechnik (FISCHER, 1989b).
3
Armin Weiss (Weiß) (geb. 05.11.1927 in Stefling bei Regensburg). Nach dem Notabitur
wurde A. Weiss von 1943 bis 1945 Luftwaffenhelfer im Zweiten Weltkrieg. Dort wurde er
verletzt und konnte aus der russischen Gefangenschaft fliehen. Er machte 1945 sein
Vorexamen in der Pharmazie, begann dann aber 1947 mit dem Studium der Chemie in
Regensburg, Würzburg und München. Nach dem Diplom (1951) ging er mit seinem
Doktorvater Ulrich Hofmann an die TH Darmstadt, wo er 1953 promovierte und sich 1955
habilitierte. Von 1961 bis 1965 wirkte A. Weiss als Extraordinarius für Anorganische Chemie
an der Universität Heidelberg und wurde 1965 als Ordinarius und Institutsdirektor für
Anorganische Chemie an die Universität München, als Nachfolger von Ernst Otto Fischer
(geb. 19.11.1918 in Solln (heute München), berufen, wo er sich 1996 emeritierte. Die
Arbeitsgebiete von Armin Weiss waren sehr vielfältig; Synthese von anorganischen
Verbindungen, Strukturchemie, Intercalationsverbindungen an anorganischen Materialien
(Uranylphospate, Titanate, Zirkonphosphat u. a.), und die vielen Untersuchungen der
Tonminerale sollen hier besonders hervorgehoben werden. Erstmals gelang es ihm 1961
eine Kaolinit-Einlagerungsverbindung (Harnstoff) nachzuweisen, welcher 1963 eine
Hydrazin-Kaolinit-Einlagerungsverbindung folgte. Armin Weiss begründetete 1969 auch das
große Gebiet der Intercalationsverbindungen der Disulfide, mit dem Titandisulfid (BENEKE,
LAGALY, 2002a).
7
Universität aus der Innenstadt nach München-Großhadern (D-81377 München,
Butenandt-Str. 5 - 13) angesiedelt.
Egon Wiberg (um 1975)
Armin Weiß (1974)
Egon Wiberg (vorn) und
Klaus Beneke (hinten) (1970)
Armin Weiß (Fasching 1964)
8
Der Hörsaalbau mit Wohnung von Justus von Liebig in München
Liebigs Hörsaal (innen) in München
9
Nordfront von Justus von Liebigs Labor in München
Liebigs Wohnhaus in der Arcisstraße 1 in München (links hinten, das Laboratorium)
(kurz vorm Abriss)
10
Der Vater und Forscher Karl Andreas Hofmann (1870 - 1941)
Ansbach (Stich um 1650)
Der Vater von Ulrich Hofmann, Karl Andreas Hofmann wurde am 2. April 1870 in
Ansbach in Mittelfranken als Sohn eines Richters am dortigen Landgericht geboren
und wuchs mit fünf Geschwistern auf. Der Haushalt der Eltern mußte sparsam
eingerichtet werden, was dem Familienstand und dem damals niedrigen
Beamtengehalt des Vaters entsprach. In Ansbach wurde für den jungen Karl Andreas
die Liebe zur Natur geweckt. In der Schule gab es noch keinen Chemieunterricht,
aber ein später in Amerika verschollener Onkel hatte das erstmals 1855 von Julius
Adolf Stöckhardt4 erschienene Buch „Schule der Chemie“ zurückgelassen, welches
K. A. Hofmann in seinen Bann zog. Seinen letzten Vortrag vor der Preußischen
Akadamie der Wissenschaften in Berlin im Jahre 1940 widmete K. A. Hofmann J. A.
Stöckhardt und dessen Buch „Entwicklung des chemischen Unterrichts von
Stöckhardts Schule der Chemie (1855) bis zur „Anorganischen Chemie“.
4
Julius Adolf Stöckhardt (04.01.1809 Röhrsdorf (bei Meißen) - 01.06.1886 Tharandt (bei
Dresden). Stöckhardt machte eine Apothekerlehre in Liebenwerda und studierte danach
Pharmazie und Chemie an der Universität Berlin. Er war 6 Monate in Koblenz tätig und
machte danach eine ausgedehnte Auslandsreise in der er chemische Fabrikationen und
Institute in Belgien, England und der Schweiz aufsuchte. Danach arbeitete Stöckhardt zwei
Jahre in einer Mineralwasserfabrik in Dresden und promovierte an der Universität Leipzig. Im
Jahre 1838 wurde er Professor an der Staatsgewerbeschule Chemnitz, wo er bis zu seiner
Berufung als Professor der Agrikulturchemie und landwirtschaftliche Technik an der
Akademie zu Tharand tätig war. Stöckhardt war ein Verfechter der Liebig´schen Lehre der
Agrikulturchemie und veröffentlichte dazu wichtige Ergebisse seiner Labortätigkeit. Diese
wiederum führten zur Gründung von landwirtschaftlichen Versuchstationen in vielen Ländern,
um die landwirtschaftlichen Erträge zu steigern (MÜLLER, 1989a).
11
Julius Adolf Stöckhardt
Geoät und General Johann Jacob
Baeyer, Vater von Adolf von Baeyer
Adolf von Bayer
12
Als Karl Andreas Hofmann siebzehn Jahre alt war wurde der Vater an das
Oberlandesgericht in München versetzt. Damit vollzog sich für ihn auch ein Wechsel
der Schule kurz vor dem Abitur, was ihn zunächst einige Schwierigkeiten bereitete.
Das Abitur jedoch bestand er mit Auszeichnung „Primus omnium“. K. A. Hofmann
begann an der Münchner Universität ein Studium mit dem Ziel des höheren
Lehramts, mit den Fächern Chemie, Physik, Botanik und Zoologie, wohl eine
Konzession an die Beamtentradition in der Famile Hofmann. Beeindruckt vom Institut
Adolf von Bayers5 während der Studienzeit und dem Einfluß des Leiters der
Anorganischen Abteilung des Instituts Gerhard Krüss6 wurde K. A. Hofmann klar,
dass er Chemiker werden wollte. Auf Anregung von Gerhard Krüss führte er eine
Untersuchung über die Seltenen Erden der Euxenitgruppe durch mit der er am 15.
5
(Johann Friedrich) Adolf von Baeyer (31.10.1835 Berlin - 20.08.1917 Starnberg). Sohn des
Geoäten General Johann Jacob Baeyer (05.11.1794 Müggelheim bei Köpenick - 11.09.1885
Berlin). Studierte in Berlin Mathematik und Physik, wandte sich jedoch nach dem
Militärdienst dem Studium der Chemie zu, studierte in Heidelberg unter Bunsen und Kekulé,
und promovierte 1858 in Berlin. Er folgte Kekulé nach Gent, habilitierte sich 1860 in Berlin
und erhielt die Lehrstelle für Organische Chemie am Berliner Gewerbeinstitut (Vorläufer der
TH Berlin). Im Jahre 1872 wurde Baeyer als Professor für Chemie an die Universität
Straßburg berufen. Nach Liebigs Tod (1873) wurde er 1875 an die Universität München
berufen und weihte 1877 das neue Institut ein, welches die Bedingung für die Annahme der
Berufung war. Baeyer arbeitete über Phtaleine, Hydrobenzene, Acetylene (Alkine), Terpene,
Oxoniumsalze. Als sein Hauptwerk zählt die 1860 begonnene Konstitutionsaufklärung und
die Synthese des Indigos, sowie dessen oxidative Spaltung zu Isatin und Reduktion zu Indol
(PÖTSCH, 1989b).
6
Gerhard Krüss (14.12.1859 Hamburg - 03.02.1895 München). Er studierte in München und
Heidelberg Chemie und promovierte am 6. Dezember 1883 in München. Am 28. November
1886 wurde Krüss als Privatdozent in die Philosophische Fakultät der Universität München
aufgenommen. Er ging im Wintersemester 1886/87 zu Lars Frederik Nilson (27.05.1840
Ostgötland - 14.05.1899 Stockholm) nach Stockholm, der 1879 das Element Scandium
entdeckt hatte. Hier wurde Krüss in die Chemie der Seltenen Erden eingeführt. In München
wurde Krüss als Privatdozent von Adolf von Baeyer mit der Leitung der neu gebildeten
anorganischen Abteilung betraut. Nach der Ablehnung eines Rufes an die John-HopkinsUniversity in Baltimore, wurde er am 16. Mai 1890 zum etatsmäßigen außerordentlichen
Professor ernannt. Als Lehraufgabe wurde ihm die analytische und anorganische Chemie
übertragen. Er arbeitete fast ausschließlich auf dem Gebiet der anorganischen und
physikalischen Chemie. Frühere Arbeiten behandelten (innere Molekülbewegung,
Konstitution von Lösungen, spektralanalytische Beobachtungen und Messungen, quantitative
Spektralanalyse). Bei Untersuchungen des Goldes und des Nickels bestimmte Krüss deren
Atomgewichte neu. Seine Arbeiten über seltene Erden (Gadoliterden, Terbin-, Holium- und
Erbinerde) sowie seine spektralanalytischen Forschungen sind besonders hervorzuheben.
Dazu erschien 1891 das Buch Kolorimetrie und quantitative Spektralanalyse gemeinsam mit
seinem Bruder Hugo Krüss, dem Inhaber der optischen Firma in Hamburg. Das große
Verdienst von Gerhard Krüss war die Gründung der Zeitschrift für Anorganische und
Allgemeine Chemie im Jahre 1892, dessen Herausgeber er bis zu seinem Tode war. Er starb
erst 35 Jahre alt, am 3. Februar 1895 an perniziöser Anämie, oder wie sein Kollege Wilhelm
Koenigs (22.04.1851 Dülken bei Düsseldorf - 15.12.1906 München) meinte, an den Folgen
einer Schwefelwasserstoffvergiftung durch die Laboratoriumsluft mit schlechten Abzügen
(PRANDTL, 1952).
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Dezember 1892 promovierte. Sein Staatsexamen für das höhere Lehramt legte K. A.
Hofmann ebenfalls 1892 ab. Gerne kam er dem Ratschlag Baeyers nach als
Assistent am Institut zu bleiben. Bereits im Juli 1895 habilitierte er sich über die
Herstellung und und Charakterisierung des Nitroprussidnatriums. Die unter dem
Einfluß von Alfred Werners Koordinationslehre durchgeführte Arbeit konnte später
durch K. A. Hofmanns geleisteten Vorarbeit in die Prusso- und Prussisalze,
[FeCy5X]Nan bzw. [FeCy5X]Nan-1 eingeordnet werden (HOFMANN K A, 1895 a, b, c;
1896). Es folgten weitere Arbeiten über die Hydroxylaminverbindungen der Uran-,
Wolfram-, Vanadin- und Niobsäure (SCHLEEDE, 1941).
Gerhard Krüss
Alfred Einhorn
Das Münchner Laboratorium von Adolf von Baeyer zog, wie schon in Berlin und
Straßburg, eine noch größere Anzahl von jungen Männer an. Diese führte er in seine
Arbeitsweise ein und erzog sie zum eigenen Forschen. Das Münchner Institut war
wohl zu Baeyers Zeit das mit den meisten Chemiestudenten. Hunderte von Schülern
haben im Münchner Staatslaboratorium unter Baeyers Direktion ihre Doktorarbeit
ausgeführt. Die große Zahl der Schüler konnte Baeyer nicht persönlich unterrichten,
dazu war er auf die Hilfe von Dozenten und Assistenten angewiesen. Sein
Laboratarium war anfangs in eine, dann zwei anorganische und in eine organische
Abteilung aufgeteilt. Dazu kamen noch anderswärtig ausgebildete Chemiker nach
München die sich in Baeyers Schule noch weiterbildeten. Unter diesen befanden sich
Alfred Einhorn (27.02.1856 Hamburg - 24.03.1917 München), Carl Duisberg
14
(29.09.1861 Barmen - 19.03.1935 Leverkusen), Arnold Fredrik Hollemann (1859 1953), Theodor Curtius (27.05.1857 Duisberg - 08.02.1828 Heidelberg), William A.
Noyes (06.11.1857 bei Independence, Iowa - 24.10.1941), Ferdinand Henrich, Lajos
Ilosvay de Nagylovska (31.10.1851 Dés (Ungarn) - 30.09.1936 Budapest), Wladimir
Ipatev (21.11.1867 Moskau - 29.11.1952 Chicago), Moses Gomberg (08.02.1855
Elizavetgrad (Ukraine) - 12.02.1947 Ann Arbor (Michigan, USA) und andere.
Carl Duisberg
William A. Noyes
Moses Gomberg
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Laboratorium von Adolf von Baeyer in München:
oben: Sophienstraße; unten: Arcisstraße
Baeyers Laboratorium in München, von der Luisenstraße aus gesehen
16
Baeyers Laboratorium in München (bis 1906)
Willstätters Hörsaal und Laboratoriums-Neubau in München (1916-1918).
In Hintergrund das Pharmazeutische Institut.
17
Schon zu Beginn der (18)80er Jahre kamen Japaner zum Studium nach
München. Baeyer verstand es aus der großen Zahl seiner Schüler die besten Helfer
herauszufinden. Über fünfzig seiner Schüler haben die akademische Laufbahn
ergriffen, davon haben sich 27 an der Münchner Universität habilitiert. Adolf von
Baeyer hat wohl die größte wissenschaftliche Nachkommenschaft der Chemie
hervorgebracht, darunter die späteren Nobelpreisträger Emil Fischer, Eduard
Buchner, Richard Willstätter und Heinrich Wieland (PRANDL, 1952).
Tabelle 1: Auswahl von Schülern, die unter Adolf von Baeyer an der LudwigMaximilians-Universität in München promoviert haben (PRANDTL, 1952):
Tag der
Promotion
31.07.1878
30.06.1879
06.02.1880
12.03.1881
08.03.1882
25.05.1882
24.07.1882
23.06.1883
06.12.1883
21.01.1885
31.07.1886
24.11.1886
19.07.1887
19.07.1887
14.11.1888
11.11.1889
27.05.1892
15.12.1892
15.12.1892
14.03.1893
22.06.1893
17.03.1894
17.05.1894
22.06.1894
Name
Paul Friedländer
Clemens Zimmermann
Heinrich Kiliani
Adolf Spiegel
Josef Brandl
Karl Lintner
Arthur Weinberg
Otto Frh. v. d. Pfordten
Gerhard Krüss
Rudolf Geigy
Wilhelm Muthmann
Johann Ulrich Nef
Bernhard Heymann
Oskar Lohmann
Eduard Buchner
Johannes Rupe
Johannes Dieckmann
Karl Andreas Hofmann
Friedrich Koneck,
Edler von Norwall
Friedrich D. Chattaway
Victor Villiger
Edmund Thiele
Richard Willstätter
Victor Rothmund
Tag der
Promotion
Name
16.03.1895
03.07.1895
26.07.1895
26.07.1895
11.05.1896
29.04.1897
19.12.1898
19.12.1898
19.05.1899
31.05.1900
08.07.1901
18.07.1901
29.07.1901
19.11.1901
23.07.1902
07.07.1905
27.07.1905
28.11.1905
21.07.1908
Wilhelm Manchot
Ludwig Staudenmaier
Otto Dimroth
Edgar Widekind
Emil Uhlfelder
Emil Baur
Hans Frh. v. Liebig
Jacob Meisenheimer
Volkmar Kohlschütter
Julius Sand
Heinrich Wieland
Wilhelm Prandtl
Fritz Straus
Robert Marc
Johannes Hoppe
Wilhelm Schlenk
Ludwig Kalb
Rudolf Pummerer
Günther Bugge
19.12.1911
21.02.1912
20.12.1912
24.02.1913
03.03.1913
Amadeus Hahn
Stephan Goldschmidt
Siegfried Thannhauser
Hans Lecher
Curt Reisenegger
18
Tabelle 2: Schüler von Adolf von Baeyer, die sich als Privatdozenten für Chemie
in München habilitiert haben (PRANDTL, 1952)
Tag der
Habilitation
19.03.1878
14.12.1878
27.03.1879
22.01.1881
12.03.1882
31.03.1883
01.07.1883
26.03.1884
24.03.1885
07.07.1886
09.07.1886
26.11.1886
28.03.1887
18.05.1891
Name
Emil Fischer
Otto Fischer
Berthold Aronheim
Wilhelm Koenigs
Clemens Zimmermann
Paul Friedländer
Hans Frh. v. Pechmann
William H. Perkin jun.
Eugen Bamberger
Otto Frh. v. d. Pfordten
Richard Meyer
Gerhard Krüss
Ludwig Rainer Claisen
Eduard Buchner
Tag der
Habilitation
24.03.1894
08.08.1895
17.12.1896
02.01.1898
17.03.1898
20.07.1898
25.01.1905
18.07.1906
13.09.1910
30.03.1911
20.08.1911
16.08.1912
04.04.1914
Name
Wilhelm Muthmann
Karl Andreas Hofmann
Richard Willstätter
Lassar Cohn
Walter Dieckmann
Victor Rothmund
Heinrich Wieland
Wilhelm Prandtl
Wilhelm Schlenk
Rudolf Pummer
Kurt H. Meyer
Ludwig Kalb
Jean Piccard
Karl Andreas Hofmann wurde am 26. Januar 1898 als Nachfolger des 1895 mit
35 Jahren verstorbene Gerhard Krüss zum etatsmärigen außerordentlichen
Professor und Leiter der Anorganischen Abteilung des Münchner Universitätsinstituts
ernannt, nachdem er bereits seit dem Wintersemester 1895/96 die Vorlesung über
spezielle anorganische Chemie und das Praktikum für Gasanalyse abhielt. Gerhard
Krüss hatte sich schon als junger Dozent zum führenden Anorganiker hervorgetan
und 1892 die Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie begründet. K. A.
Hofmann sah es als hohe Ehre und Anerkennung an, Nachfolger von Krüss zu
werden. Die Analytische Abteilung, hielt Wilhelm Muthmann (08.02.1861 Elberfeld,
heute Wuppertal - 03.08.1913 München) bis zum Wintersemester 1899/1900, er
wurde danach an die TH München berufen. Muthmann las die Vorlesung über
analytische Chemie und hielt das von Krüss eingeführte Praktikum für physikalische
Methoden (Spektralanalyse, Molekulargewichtsbestimmungen) an SamstagVormittagen ab. Danach übernahm diese Analytische Abteilung der Schwiegersohn
von Adolf von Baeyer, Oskar Piloty (30.04.1866 München - 06.10.1915 Champagne;
Sohn des bekannten Historienmalers Karl von Piloty), bis zu seinem Tod im Jahre
1915, als er als Leutnant der Infanterie in der Schlacht in der Champagne starb.
19
Sommer-Semester 1887 in München:
vorne v. links: O. v. d. Pfordten, L. R. Claisen, W. Koenigs, A. Baeyer, H. v. Pechmann, G.
Krüss, (stehend): Stylos, Grabfield
2. Reihe v. links: Manasse, A. F. Holleman, L. Fischer, R. Meyer, Philip, Nieme, Stolz,
Beyer, Cornelius, Comstock, J. U. Nef, (stehend) Lowman;
hintere Reihe v. links (stehend): Karl (Schlosser), E. Buchner, P. Friedländer, Hobein
Winter-Semester 1896/97 in München:
1. Tischbein, 2. Lindenberg, 3. Pfeiffer, 4. >Karl<, 5. Samuel, 6. Husmann, 7.
Gräter, 8. Kolroyd, 9. Frank, 10. Pickard, 11. Holzinger, 12. Gomberg, 13.
Birsdorf, 14. Pfyl, 15. Wolff, 16. Prandtl, 17. Villinger, 18. Corti, 19. Hesse,
20. Manasse, 21. Uhlfelder, 22. Schleussner, 23. Höppner, 24. Willstätter,
25. Müller, 26. Einhorn, 27. Besthorn, 28. Thiele, 29. Baeyer, 30. Koenigs,
31. Ipatew
20
Anorganische Abteilung, Sommer-Semester 1898 in München
vorne sitzend v. links: W. Muthmann, A. von Bayer, K. A. Hofmann, Stützel
hinten stehend v. links: Nagel, V. Kohlschütter, L. Vanino, Roelig, Marburg, Schröder
Wilhelm Muthmann
Oskar Piloty
21
Hans Freiherr von Pechmann
Eugen Bamberger
Otto Dimroth
Walter Dieckmann
22
Wilhelm Schlenk (um 1905)
Johannes Thiele
Richard Willstätter
Rudolf Pummerer
23
Eduard Buchner
Ludwig Claisen
Im Jahre 1900 heiratete Karl Andreas Hofmann Emma Burger (1875 - 1947), die
Mutter von Ulrich Hofmann und vier weiterern Kindern. In der Münchner Zeit bis 1910
arbeitete und forschte K. A. Hofmann an vielen Projekten, in diese Zeit entfallen etwa
90 Publikationen. K. A. Hofmann lehnte 1902 einen Ruf nach Basel ab. Im Jahre
1910 erhielt er einen Ruf, als Nachfolger des bei einem Bootsunfall auf dem
Müritzsee verstorbenen Hugo Erdmann7, auf den Lehrstuhl für Anorganische Chemie
an die Technische Hochschule Charlottenburg (später Berlin), den er annahm.
7
Hugo Erdmann (08.05.1862 Preußisch-Holland (Ostpreußen) - 25.06.1910 Müritzsee).
Studierte ab 1879 Chemie an den Universitäten Halle, München und Straßburg, und
promovierte 1883 in Straßburg mit einer Arbeit über „Condensationen und Metamorphosen
der Phenolcrotonsäure“. Er ging als Erster Assistent für Chemie an die Universität Halle, wo
er sich 1885 habilitierte und Privatdozent wurde. Gemeinsam mit seinem Bruder Ernst
Erdmann (12.02.1857 Altfelde, Kreis Marienburg - 17.08. 1925 in Schweden) gründete er ein
privates Laboratorium, durchaus nicht freiwillig, da der Preußische Staat die von Erdmanns
Mentor Jacob Volhard (04.06.1834 Darmstadt - 14.01.1910 Halle) erbetene Aufbesserung
des geringen Gehaltes durch ein Stipendium zunächst nicht bewilligen wollte. 1894 wurde
Hugo Erdmann Professor für angewandte Chemie in Halle und 1901 Professor der Chemie
an der TH Charlottenburg. Er arbeitete auf allen Gebieten der Chemie, hervorzuheben ist die
Synthese des 1-Naphtols (1882) und die Thiophensynthese (1885) aus Bernsteinsäure und
Phosphorsulfid. Er hatte mehrere Patente u. a. ein Füllgas für Luftfahrzeuge (1908): „Die
Erfindung bezieht sich auf ein Füllgas für Luftfahrzeuge und besteht darin, dass überhitzter
Wasserdampf bei einer Temperatur von über 100 Grad darin benutzt wird. Das Füllgas lässt
24
Sehr schnell lebte sich die
Familie in Berlin ein, seinen
fränkischen Dialekt legte K. A.
Hofmann nie ab. Die Arbeitslast an
der Technischen Hochschule in
Charlottenburg war für K. A.
Hofmann außergewöhnlich hoch, da
er den Hauptteil der Anfängerausbildung der Chemiestudierenden sowie die Physiker in den
Grundlagen der Chemie unterrichtete. Anfangs kamen noch die
Hüttenleute dazu. Dies bedeutete
bei einer Gesamtzahl von über 200
ganztätig im Laboratorium arbeitenden Studenten eine große
Belastung durch Unterricht, Prüfungen und Verwaltungsarbeit. Dazu
kamen noch zahlreiche Gutachten,
die an der Technischen Hochschule
bedeutend höher lagen als an den
Universitäten. Ein Prüfungsstatistik
zeigt auf, dass K. A. Hofmann in der Zeit von 1920 bis 1935 über 2 500 Prüfungen
abhielt. Im Jahre 1935 wurde er von seinen amtlichen Verpflichtungen entbunden,
arbeite aber weiterhin im Institut bis zu seinem Tode am 15. Oktober 1940
(SCHLEEDE, 1941).
Der Verlag Vieweg in Braunschweig trat an K. A. Hofmann heran, das Lehrbuch
der Anorganischen Chemie seines Vorgängers Hugo Erdman nach dessen Tod (5.
Auflage) fortzuführen. K. A. Hofmann schrieb ein völlig neues in seiner Eigenwilligkeit
charakteristisches Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Die erste Auflage erschien
1918 und sollte noch viele Auflagen erreichen. Sein Sohn Ulrich Hofmann führte
dieses Lehrbuch später erfolgreich mit Walter Rüdorff (1909 - 1989) bis zur 21.
sich namentlich bei Luftschiffen mit Vorteil benutzen“. Hugo Erdmann wusste, dass
Wasserdampf leichter als Luft ist und nach oben steigt. Deshalb eignet er sich, um Zeppeline
und Ballone zum Fliegen zu bringen. So wie Helium, Wasserstoff oder Heißluft auch. „Das
Problem beim Wasserdampf ist nur, dass er nicht kondensieren darf. Wenn man ne leichte
Isolation hätte, dann könnte man das verhindern und dann könnte man die doppelte
Tragkraft vom Wasserdampf auch ausnutzen gegenüber Luft“. An der leichten Isolierung
(Eiderdaunen) scheiterte es aber. Diese isolierten nicht gut, der Ballon war schnell nass und
blieb am Boden (PÖTSCH, 1989d).
25
Auflage (1973) weiter. Schade, dass es dieses Buch nicht mehr gibt. Es war immer
ein guter Gegenpart zum Hollemann-Wiberg, die sich gut ergänzten.
A. Schleede schrieb in seinem Nachruf auf K. A. Hofmann u. a. (SCHLEEDE,
1941):
„Viele seiner Schüler, besonders aus seine fruchtbarsten und wohl auch
glücklichsten Münchner Zeit, werden sich beim Lesen dieser Zeilen an den
anregenden, manchmal wohl gefürchteten, aber doch überwiegend geschätzten
Lehrer erinnern, wie er sie in der Vorlesung für die Chemie zu begeistern wußte und
wie er Tag für Tag durch das Laboratorium ging, um mit jedem Studenten zu
sprechen, ihn zu fragen, anzuregen und gegebenenfalls in seiner urwüchsigen Art
sacksiedegrob zu werden, wenn ihm Unverständnis oder Faulheit begegneten. Wie
er mir einmal erzählte, schmerzte es ihn sehr, daß er diese enge Verbindung mit
seinen Schülern in dem weitaus größeren Praktikantenkreis des Berliner Instituts mit
über 200 Studenten nicht aufrechterhalten konnte. Hier mußte das geschriebene und
gedruckte Wort helfen, und so entstand die „Anorganische Chemie“ K . A .
H o f m a n n s . Sie half aber nicht nur den Schülern seines Instituts, sondern machte
alle deutschen Chemiestudenten der letzten 25 Jahre zu seinen Schülern; denn es
gibt wohl kaum einen der heutigen Chemiker, der nicht den „ K . A . H o f m a n n “
kennt, in ihm studiert hat und immer wieder auf ihn zurückgreift. Und das war auch
die Absicht H o f m a n n s . Er wollte nicht nur den jungen Chemiebeflissenen in das
spröde Wissensgebiet der Chemie einführen, sondern darüber hinaus dem Chemiker
schlechthin ein Buch in die Hand geben, das diesem alles Wissenswerte aus der
anorganischen Chemie vermittelt bis zu den neuesten Ergebnissen. Bei jeder
Neuauflage hat er gefeilt und ergänzt, so daß bis zu der jetzt vorliegenden neunten
Auflage immer wieder der Anschluß an den jeweiligen Stand der Wissenschaft
erreicht wurde. Aus diesem Grunde nannte H o f m a n n die letzten Auflagen seines
Buches auch nicht mehr „Lehrbuch der Anorganischen Chemie“, sondern einfach
„Anorganische Chemie“. So hat H o f m a n n das Zeitgebundene, das einem jeden
Buch über ein in steter Entwicklung begriffenes Wissensgebiet anhaftet, soweit das
überhaupt möglich ist, überwunden - auch auf die Zukunft gesehen -, indem er die
beiden letzten Auflagen auf seinen Sohn U l r i c h H o f m a n n als Mitautor überleitete.
Und doch wird der Autor eines Buches über seine Wissenschaft immer zeitgebunden
bleiben. Was einen Wissenschaftler über seine Zeit heraushebt, ist das, was er als
Kämpfer im Vorland, mit anderen Worten was er als Forscher leistete“.
K. A. Hofmans Arbeitsgebiete waren vielseitig, etwa 200 Publikationen zeugen
davon. Es entstanden Arbeiten über Metallammoniakverbindungen, organische
Quecksilberverbindungen (Mercarbide), Komplexverbindungen des Eisens, Kobalts,
Nickels und Platins, Perchromate und Perchlorate (Nitrosylperchlorat, 1909).
26
Weiterhin arbeitete er auf dem Gebiet der Radioaktivität (Radioaktive Stoffe, 1902).
Dazu erschien 1903 das Buch „Die radioaktiven Stoffe nach dem gegenwärtigen
Stand der Erkentnisse“. Weiterhin arbeite er über die Reindarstellung des Erbiums
(1910), Aktivierung von Chloratlösungen durch Osmiumtetraoxid, Untersuchungen
über die Knallgasanalyse, Oxidierbarkeit von Kohlenoxyd, Katalytische
Oxidationsreaktionen (Ammoniakoxydation), die Natur des Glanzkohlenstoffs mit
seinem Sohn und Schüler Ulrich Hofmann, Nitrierung der Cellulose um nur einige
Arbeitsgebiete zu nennen. Ein Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen von Karl
Andreas Hofmann findet man in dem Nachruf von A. Schleede aus dem Jahre 1941
(SCHLEEDE, 1941).
Alfred Stock
Karl Andreas Hofmann wurde 1916
zum Geheimen Regierungsrat ernannt; die
Bayrische und Preußische Akademie der
Wissenschaften
sowie
die
Deutsche
Akademie der Naturforscher Leopoldina zu
Halle beriefen ihn zu ihrem Mitglied. Nicht
verschwiegen werden soll der Antisemitismus von K. A. Hofmann. In seinem
Institut wurde kein Jude Assistent. So wie er
das Jüdische ablehnte, bejahte er alles
Deutsche, was man auch immer darunter
versteht. In dieser inneren Einstellung, wohl
aber auch der wissenschaftlichen Leistungen, K. A. Hofmanns ist es zu sehen, dass
er im Jahr des Umbruchs in Deutschland,
1933 zum Präsidenten der Deutschen
Chemischen Gesellschaft benannt wurde.
Das Amt hatte er bis 1936 inne, sein
Nachfolger wurde 1936 Alfred Eduard Stock
(SCHLEEDE, 1941).
27
Der Sohn Ulrich Hofmann (1903 - 1986)
Ulrich Hofmann verbrachte die ersten sieben Jahre in München. Seine
Einschulung erfolgte dort in die Volksschule in der Luisenstraße. Nach der Berufung
seines Vaters nach Berlin besuchte Ulrich Hofmann dort weiter die Volksschule und
ging später auf das humanistische Gymnasium, was ihn entscheidend kulturell
prägte. Ulrich Hofmann blieb immer ein Befürworter der altsprachlichen,
humanistischen Ausbildung der Schüler. Auch später besuchten seine fünf Kinder
diesen Schultyp.
München: Ludwigstraße nach Norden (um 1900)
Nach dem Abitur begann er 1921 das Studium der Chemie an der Technischen
Hochschule Berlin. Zwar hätte er es lieber vorgezogen nicht an der Hochschule zu
studieren an der sein Vater K. A. Hofmann lehrte, doch erschien dies in der
Nachkriegs- und Inflationszeit als zweckmäßig, um der Familie Geld zu sparen.
Ulrich Hofmann war sich dessen bewußt, dass dies für seine eigene
Forscherpersönlichkeit von Nachteil sein konnte. Im Sommer 1925 legte er die
Diplomprüfung ab und wurde Diplomingenieur. Anschließend erhielt er eine
planmäßige Assistentenstelle und promovierte im Herbst 1926 mit Auszeichnung.
Die Dissertation über den Glanzkohlenstoff und die Reihe des schwarzen kristallinen
Kohlenstoffs wies Ulrich Hofmann den späteren Weg für die wissenschaftliche Arbeit
[2].
28
Berlin (um 1900)
Bereits 1923 hatte der Vater Karl Andreas Hofmann eine Untersuchung über den
Glanzkohlenstoff publiziert (HOFMANN K A, RÖCHLING, 1923). Dieser Glanzkohlenstoff
schlug sich durch Pyrolyse von Kohlenwasserstoffen bei niedrigen Drücken an
glatten Oberflächen wie Porzellan oder Quarzglas als glänzend schwarze Filme
29
nieder. Heute bezeichnet man diesen als Pyrokohlenstoff. In seiner Dissertation
versuchte Ulrich Hofmann den Glanzkohlenstoff besser zu charakterisieren. Bis
dahin unterschied man nur Graphit und sogenannten amorphen Kohlenstoff. Ulrich
Hofmann lernte die neue und bis dahin wenig verbreitete Methode der
Röntgenbeugung bei dem Extraordinarius für Physikalische Chemie Karl Herrmann
kennen. Diese Methode wandte Ulrich Hofmann bei den Glanzkohlenstoffen an und
erkannte aus den Beugungsbildern, dass diese nicht amorph, sondern eine
Zwischenstellung zwischen dem amorphen Zustand und dem kristallinen Graphit
einnahmen. Dieser Glanzkohlenstoff besteht aus winzigen Kristalliten, die aus
annährend parallel gestapelten Sechseckschichten des Graphitgitters bestehen. Die
Schichten haben anders als beim Graphitgitter keine dreidimensional geordnete
Stapelfolge, sondern sind regellos gegeneinander verschoben und um die
Schichtnormale (c-Achse) gedreht. Hierbei handelte es sich um den ersten Nachweis
derartig fehlgeordneter Strukturen. Für die nur in zwei Dimensionen regelmäßig
geordnete Struktur benutzen U. Hofmann und K. Herrmann den Ausdruck
„Kreuzgitter“. Heute spricht man von der von B. E. Warren eingeführten Bezeichnung
„turbostratische Ordnung“ [2, 4]. Diese Struktur wies U. Hofmann auch für andere
Kohlenstoffe nach [6, 14]. Er bestimmte die Abmessungen der kohärent streuenden
Bereiche aus der Verbreiterung der Röntgenreflexe. Als ihm ein Kollege vorhielt,
dass Kohlenstoffe doch schöne und scharfe Interferenzlinien zeigen, konnte Ulrich
Hofmann nachweisen, dass diese scharfen Interferenzen vom Bariumsulfat aus dem
Zigarettenpapier stammten, das der Kollege zum Herstellen der dünnen
zylindrischen Röntgenpräparate benutzte. Röntgenkapillaren aus Lindemann-Glas8
wurden erst später entwickelt (BOEHM, 1987).
Man unterschied früher Graphit und sogenannten amorphen Kohlenstoff durch
die Fähigkeit des Graphits mit Kaliumchlorat und konzentrierter Salpeter- und
Schwefelsäure eine Graphitsäure, heute Graphitoxid zu bilden. Der Chemiker Sir
Benjamin Collins Brodie jr9. hatte sich bereits 1859 mit der Atommassenbestimmung
von Graphit und mit Graphitsäure (Graphitoxid) beschäftigt (BRODIE, 1860).
8
Lindemann-Glas ist ein Lithium-Berylliumborat-Glas, das für weiche Röntgenstrahlung
durchlässig ist und für die Röntgentechnik eingesetzt wird. Auch die Kapillaren
(Markröhrchen) in dem das Präparat für röntgenographische Aufnahmen eingefüllt wurde,
wurde aus Lindemann-Glas hergestellt.
9
Sir Benjamin Collins Brodie jr9. (05.02.1817 London - 24.11.1880 Oxford). Sohn des
bekannten britischen Chirugen und Präsidenten der Royal Society Sir Benjamin Collins
Brodie sen. (08.06.1783 Winterslow (Wiltshire) - 21.10.1862 Torquay). Brodie jr. studierte am
Harrow- und Balliol-College in Oxford und 1845/46 in Gießen bei Justus von Liebig, wo er
sich mit der Analyse von Bienenwachs beschäftigte. Er kehrte 1847 nach England zurück
und arbeitete in einem Privatlaboratorium in London. Brodie jr. wirkte von 1855 bis 1872 als
Professor der Chemie an der Universität Oxford. Er isolierte 1848 die Palmitinsäure und
1849 Cerin und Myricin. Brodie jr. beschrieb 1851 Alkoholradikale und die Bildung von Ethyl,
1853 die Reaktion von Iod und Phosphor und 1855 die Reaktion von Metalloxiden mit
Bariumperoxid. Er befaßte sich 1859 mit der Wirkung der Peroxide auf organische Säuren
30
Ulrich Hofmann nahm sich dem
Problem des Graphitoxids an, denn bis
dahin waren weder die Struktur noch die
Konstitution bekannt. Graphitoxid ist eine
Substanz mit unterschiedlicher Zusammensetzung, wobei besonders der
Wassergehalt, je nach Wasserdampfpartialdruck der Umgebung, variabel ist.
Ulrich Hofmann konnte über Röntgenuntersuchungen zeigten, dass es sich bei
Graphitoxid um eine turbostratische
Schichtverbindung handelt, wobei der
Schichtabstand größer als im Graphit
oder in mikrokristallinen Kohlenstoffen
war. Gleichzeitig konnte er zeigen, dass
sich der Schichtabstand mit zunehmenden Wassergehalt vergrößerte. Das
Wasser wurde zwischen die Schichten
Sir Benjamin Collins Brodie sen.
eingelagert (intercaliert) und trieb diese
auseinander. Damit hatte Ulrich Hofmann 1932 erstmals die eindimensionale
innerkristalline Quellung entdeckt [22]. Er habilitierte sich im Januar 1931 mit der
Habilitationsschrift „Die Bildung und Konstitution der Graphitsäure“. Er sollte ein
Pionier bei der Untersuchung des elementaren Kohlenstoffs werden.
Ulrich Hofmann konnte feststellen, dass verschiedene Kohlenstoffarten bei der
Zersetzung von Graphitoxid, bei der Disproportionierung von Kohlenmonoxid an
Eisenkatalysatoren oder durch Zersetzung von Kohlenwasserstoffen an Eisen
entstanden. Dabei stellte er fest, dass diese Materialien ein hohes
Adsorptionsvermögen für Phenol besaßen, also eine große spezische Oberfläche
besaßen. Dies weckte sein Interesse an Grenzflächenphänomenen [6, 7, 8, 11,14,
27, 31].
Die Untersuchungen an den Kohlenstoffen setzte Ulrich Hofmann in den
dreißiger Jahren in Berlin fort, wobei ihn das Wachstum der Kristallite bei der
thermischen Behandlung und sehr hohen Temperaturen interessierte. Manche
Kohlenstoffe gehen bei ca. 3 000 °C in sehr gut kristallisierten Graphit über bei
anderen blieben die Kristallite relativ klein und ungeordnet. Dies hing je nach dem
und 1862 mit alkalischen Peroxiden. Brodie jr. entdeckte 1863 erstmals die Säureperoxide
und beschäftigte sich mit der Synthese von Arsenwasserstoff und Ameisensäure (MÜLLER,
1989b).
31
davon ab ob die Kristallite bereits annähernd paralell vorgeordnet waren oder diese
kreuz und quer verfilzt waren [18, 20, 23]. Dies war für die praktische Herstellung von
Kunstgraphit von großer Bedeutung. Über diese Untersuchungen entwickelte sich ein
freundschaftliches Verhältnis zu Alfred Ragoß von den Siemens-Plania-Werken in
Berlin-Lichtenberg, das auch nach dem 2. Weltkrieg weitergeführt wurde als Alfred
Ragoß Forschungsleiter bei der Sigri Elektrographit GmbH in Meitingen bei Augsburg
war. Ulrich Hofmann sah es immer als Vorteil an, dass viele seiner Untersuchungen
für die industrielle Anwendung relevant waren. Industriekontakte und Finanzierungen
durch die Industrie sind heute an den Hochschulen sehr wichtige Bestandteile, da die
Finanzen für Forschung und Lehre an den Hochschulen begrenzt sind, und durch
Fremdmitteleinwerbung Mitarbeiter bezahlt und die Forschungen relativiert werden.
Der Aufbau der Ruße aus kleinen,
miteinander zu kettenartigen Aggregaten
verbundenen kugelförmigen Teilchen konnte
von Ulrich Hofmann mit Manfred von Ardenne
mittels des Elektronenmikroskops erkannt
werden [75]. Mit Alfred Ragoß wurden
Graphitierungsversuche unternommen. Dabei
konnten sie zeigen, dass die kleinen Kugeln
eine polyedrische Gestalt annahmen, wobei
das Wachstum der Graphitkriställchen sich
auf die einzelnen Polyeder beschränkte. Die
Adsorption und die katalytischen Eigenschaften bei der Reaktion von Brom mit
Wasserstoff wurde bei verschiedenen Kohlenstoffarten als Funktion der Erhitzungstemperatur gemessen.
In Regensburg untersuchte Ulrich
Hofmann die rhomboedrische Modifikation
des Graphits. Diese Modifikation mit der Stapelfolge ABCABC... konnte er durch
Scherbeanspruchung beim Mahlen (Tribochemie) aus gewöhnlichen hexagonalen
Graphit herstellen.
Manfred von Ardenne
Den lange schon bekannten „blauen Graphit“ hatte Ulrich Hofmann bei den
Arbeiten mit Graphitoxid beobachtet. Dieser entsteht bei der Einwirkung von
Salpeter- und Schwefelsäure auf Graphit [13]. Bei der Röntgenuntersuchung wurde
aufgezeigt, dass der Abstand der Kohlenstoffschichten von 335 pm auf ca. 800 pm
anwächst, dass also auch hier eine eindimendionale Quellung erfolgt. Die
Beschreibung der chemischen Natur als Graphitsalz mit positiv geladenen
32
Kohlenstoffschichten mit intercalierten Schichten von Hydrogensulfat-Anionen und
Schwefelsäure-Molekülen erfogte im Jahre 1934 [33, 34]. Ulrich Hofmann und Walter
Rüdorff veröffentlichten 1938 eine detailierte Untersuchung der Graphitsalze mit
verschiedenen Säuren. Darin wurde das Auftreten verschiedener Stufen, in denen je nach Oxidationsgrad - Intercalatschichten regelmäßig auf eine, zwei, drei usw.
Kohlenstoffschichten folgen, erstmals genau beschrieben [60]. Walter Rüdorff
bearbeitete in der Folgezeit das Gebiet der Graphit-Intercalations-Verbindungen in
Tübingen erfolgreich weiter.
Walther Nernst (1924)
Fritz Haber
In der Zeit als Privatdozent, bis 1935 in Berlin, hielt Ulrich Hofmann eine
einstündige Spezialvorlesung, die bei den Studenten sehr beliebt war. Auch
begründete er ein chemische Kolloquium an der Technischen Hochschule, das auch
Zuhörer von anderen Instituten hatte. Berlin war zu dieser Zeit eine Hochburg der
Physik. Er besuchte auch andere Kolloquien und Vortragsveranstaltungen in denen
sich dann so bekannte Leute wie, Walther Hermann Nernst10, Fritz Haber11, Max Karl
10
Walther Hermann Nernst (25.06.1864 Briesen (Westpreußen) - 18.11.1941 Gut OberZibelle (bei Bad Muskau). Nobelpreisträger der Chemie 1920 für seine Arbeiten über
Thermochemie.
11
Fritz Haber (09.12.1868 Breslau - 29.01.1934 Basel). Nobelpreis der Chemie 1918 für die
synthese des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff.
33
Ernst Ludwig Planck12, Albert Einstein13, Max Felix Theodor von Laue14 oder Otto
Hahn15 zu Wort meldeten.
Max Planck
Max von Laue
12
Albert Einstein
Otto Hahn
Max Karl Ernst Ludwig Planck (23.04.1858 Kiel - 04.10.1947 Göttingen). Nobelpreis der
Physik 1918 für die Entdeckung das Wirkunsquantums.
13
Albert Einstein (14.03.1879 Ulm - 18.04.1955 Princeton (N. J., USA)). Nobelpreisträger der
Physik 1921 für die Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effektes
Llichtquantenhyoothese).
14
Max Felix Theodor von Laue (09.10.1879 Pfaffendorf (heute zu Koblenz) - 24.04.1960
Berlin). Nobelpreis der Physik 1914 für die Entdeckung der Rönrgenstrahl-Interferenzen.
15
Otto Hahn (08.03.1879 Frankfurt a. M. - 28.07.1968 Göttingen). Nobelpreis der Chemie
1944 für die Entdeckung der Kernspaltung schwerer Atome
34
Bereits im Jahre 1926 begann Ulrich
Hofmann mit einigen Freunden mit dem
alpinen Klettern und wurde Mitglied des
Akademischen Alpenvereins zu Berlin. Im
Jahre 1928 führte er eine Seilschaft
innerhalb von sieben Stunden vom
Einstieg bis zum Gipfel bei der
Durchsteigung der Totenkirch-Westwand
im Wilden Kaiser. Im selben Jahr folgte die
24. Begehung der Schleier-Kante in der
Pala-Gruppe.
Auch
bestieg
Ulrich
Hofmann die Marmolada-Südwand. Neben
dem Klettern war er auch ein sehr guter
Skifahrer. Später ging er mit seiner Familie
im Sommer zum Klettern, und im Winter
zum Skifahren (BOEHM, 1987).
Kurd Endell
In diesem Akademischen Alpenverein
zu Berlin machte Ulrich Hofmann zwei für
sein Leben wichtige Bekanntschaften, den Mineralogen und Bauwissenschaftler Kurd
(Eduard Karl) Endell16 (1887 - 1945) und seine spätere Frau, die Medizinstudentin
Renate Schiebeler (27.11.1909 Berlin - 04.02.1998 Heidelberg). Diese heiratete
Ulrich Hofmann im Jahre 1935. Der erste Sohn Peter Hofmann (09.10.1935) wurde
in Berlin geboren, es folgten eine Tochter Gisela Hofmann, verh. Russow
16
Kurd (Eduard Karl) Endell leitete ein Labor für bauwissenschaftliche Technologie in Berlin.
Er wurde am 1. Februar 1887 in Hannover geboren, wuchs aber in Düsseldorf auf. Er
begann 1905 mit dem Studium der Chemie und Mineralogie, das ihn von Lausanne über
Grenoble und Breslau nach Berlin führte. Hier promovierte er 1910 in Mineralogie, wurde
1913 Privatdozent und 1919 Professor an der TH Berlin-Charlottenburg, war aber nur in
loser Fühlung mit dieser, da er ein eigenes Labor leitete. Kurt Endell war mit Meta Endell,
geb. Stein verheiratet. Er bearbeitete das gesamte Gebiet der Technologie der Silicate,
wobei er eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie betrieb. Kurd Endell arbeitete mit
feuerfesten Baustoffen, Zementen, untersuchte aber auch Gläser, Schlacken und Glasuren.
Ganz besonders beschäftigte er sich aber mit den Tonmineralen. Er liebte Musik, spielte
Tennis und war wie Ulrich Hofmann sehr dem Bergsteigen zugetan. Im Alter von 42 Jahren
bestieg er noch den Mont Blanc über den Péteretgrad. Bis in seine letzten Lebensjahre
besuchte Kurd Endell mit Skiern die Dreitausender des Ötztals. Sein Sohn Jochen Endell
(geb. 08.09.1913 Berlin) promovierte 1939 bei Ulrich Hofmann in Rostock mit der Arbeit „Die
Abhängigkeit des Kationenaustauschs und der Quellung bei Montmorillonit von der
Vorerhitzung“, und wurde 1952 Privatdozent an der Bergakademie Clausthal-Zellerfeld. Kurd
Endell schied am 22. März 1945 in seinem Haus am Wannsee bei Berlin aus dem Leben
[110] (SCHWIETE, HECHLER, 1966).
35
(11.01.1937 Berlin) und drei Söhne Fritz Hofmann (28.06.1938 Rostock), Franz B.
Hofmann17 (21.05.1942 Wien) und Klaus Hofmann (29.12.1953 Darmstadt).
Debye-Scherrer-Röntgenkamera nach „Ulrich Hofmann“.
Die hintere Austrittsbende wurde durch ein Bleischirmchen ersetzt
(aus dem Arbeitskreis von Gerhard Lagaly; 1970/80er Jahre)
17
Franz B. Hofmann (geb. 21.05.1942 Wien). Studium Humanmedizin und
Medizinalassistent an den Universitäten Heidelberg, München und Berlin (1962-1970);
Promotion "Über die Wirkung einiger Colchizinderivate auf den Mäuse-Ascites-Tumor"
(1968); Approbation zum Arzt (1970); Facharzt für Pharmakologie und Habilitation für
Pharmakologie und Toxikologie (1977); Assistent am Pharmakologischen Institut der
Universität Heidelberg (1970- 1972 und 1975-1980), am Department of Biological Chemistry,
Medical School University of California (1973-1975). Berufungen: C2-Professor
Pharmakologie (1981), C4-Professor Physiologische Chemie, Med. Fakultät, Universität des
Saarlandes, Homburg-Saar (1985), C4-Professor Pharmakologie und Toxikologie, Med.
Fakultät, Technische Universität München (1990). Ehrungen: Professor Honoris causa,
Tongji Medical University Wuhan, China (1998); Ordentliches Mitglied der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften (2001); Max-Planck- Forschungspreis (2002); Mitglied im
Editorial Board namhafter internationaler Zeitschriften; Mitglied der Deutschen Akademie der
Leopoldina in Halle, Sektion Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie (seit 2001);
Bundesverdienstkreuz 2004 (NN, 2004).
36
Kurd Endell bat Ulrich Hofmann einige Tonminerale röntgenographisch zu
untersuchen. Über diese war zu jener Zeit nicht viel bekannt. Darunter befand sich
auch das Tonmineral des Bentonits, der Montmorillonit.
Ulrich Hofmann hatte bei seiner
Debye-Scherrer-Röntgenkammer
die
hintere Austrittsblende entfernt und diese
durch ein schmales Bleischirmchen
ersetzt welches den Röntgenprimärstrahl
einfing. Dabei wurde der Film hinter dem
Bleischirmchen durchgeführt. Durch
diese einfache Anordnung konnte Ulrich
Hofmann
schon
bei
gequollenem
Graphitoxid die innersten Reflexe relativ
gut vermessen. Durch diese veränderte
Anordnung in der Debye-ScherrerKammer konnten bei Kupferstrahlung
Röntgenreflexe bis ca. 38 Å gemessen
werden. Normalerweise wurde für die
hintere Austrittsblende ein relativ großes
Franz B. Hofmann (um 2002),
Loch in den Film gestanzt, dabei konnten
Sohn von Ulrich Hofmann
die kleinen Röntgenreflexe nicht auf dem
Film beobachtet werden, sie befanden sich dort wo das Loch für die Austrittsblende
in den Film gestanzt wurde. Diese Anordnung in den Debye-ScherrerRöntgenkammern wurden auch später noch in den Arbeitskreisen von Ulrich
Hofmann, Armin Weiss (Darmstadt, Heidelberg, München) und Gerhard Lagaly
(München, Kiel) verwendet. Inzwischen hat sich die Röntgentechnik soweit
verändert, dass Debye-Scherrer-Röntgenkammern kaum noch zu finden sind
(BOEHM, 1987; BENEKE, 1995a).
Mit dieser einfachen Veränderung untersuchte Ulrich Hofmann auch die
Tonminerale röntgenographisch. Dabei fand er beim Montmorillonit aus Wyoming
(USA) für den innersten Röntgenreflex, der je nach Wassergehalt, zwischen 10 und
20 Å lag. Der Abstand der Silicatschichten war also vom Wassergehalt abhängig, es
trat auch hier eine eindimensionale innerkristalline Quellung auf. Dies war den
amerikanischen Forschen entgangen, da sie die klassische Anordnung, mit dem
Loch im Film, in den Debye-Scherrer-Kammern anwandten [263].
37
Debye-Scherrer-Kammer, Altes Modell
Röntgenfilme mit der Debye-Scherrer-Röntgenkamera nach
„Ulrich Hofmann“. aufgenommen (Klaus Beneke)
Montmorillonit verliert beim Erhitzen auf 700 bis 800 °C sein
Quellungsvermögen. Ulrich Hofmann stellte fest, dass das nahezu unveränderte
38
Röntgendiagramm weitgehend dem von Pyrophillit entsprach für den Linus Carl
Pauling18 kurz vorher (1930) einen Strukturvorschlag gemacht hatte (PAULING, 1930).
Die zweidimensionalen (hk)-Reflexe entsprachen auch denen des Kaolinits, dessen
Kristallstruktur kurz danach bestimmt wurde (GRUNER, 1932). Ulrich Hofmann und
Kurd Endell schlossen, dass die Silicatschichten im Montmorillonit wie im Pyrophyllit
aus einer inneren, mit Aluminium- oder Magnesium-Ionen besetzten Oktaederschicht
bestehen, an die oben und unten Si2O5-Tetraederschichten ankondensiert sind,
während das Quellwasser in die Silicatschichten aufgenommen wird. Die Lage der
austauschfähigen Kationen zwischen den Silicatschichten wurde später präzisiert.
Da die Teilchen des Montmorillonits sehr klein sind konnte daher keine
Kristallstruktur durchgeführt werden. Dieses als Hofmann-Endell-Struktur in die
Literatur eingegangene Strukturmodell setzte sich vollständig durch. William
Laurence Bragg19 bemängelte daran anfangs, dass Paulings elektrostatische
Valenzregel verletzt sei. Dabei hatte Bragg übersehen, dass Hydroxid-Ionen
Bestandteil der Oktaederschichten sind. In einem späteren Strukturvorschlag von
den Niederländern C. H. Edelman (EDELMAN, 1936) und J. Ch. L. Favejee (EDELMAN,
FAVEJEE, 1940) in dem in den Tetraederschichten die Spitzen abwechselnd nach
unten und oben zeigten, wurde versucht das Kationenaustauschvermögen auf acide
Si-OH-Gruppen zurückzuführen. Ulrich Hofmann konnte aufzeigen, dass dieses
Modell nicht mit den Gehalten an gebundenem Wasser und den Schichtabständen
übereinstimmte. In Übereinstimmung mit späteren Untersuchungen von C. E.
Marshall (MARSHALL, 1935) und Walter Noll (09.03.1907 Jena - 26.11.1987) (NOLL,
1936) nahm Ulrich Hofmann an, dass das Ionenaustauschvermögen auf den
diadochen Ersatz von Silicium durch Aluminium in den Teraederschichten und auf
Leerstellen in den Oktaederschichten beruht. Die Publikation mit den Ergebnissen
erschien 1933 in der Zeitschrift für Kristallographie und Mineralogie „Kristallstruktur
und Quellung von Montmorillonit (das Tonmineral der Bentonittone)“ mit den Autoren
Ulrich Hofmann, Kurd Endell und Dietrich Wilm. Diese Arbeit wurde zu einer der
meistzitiersten Arbeit (citation classic) auf dem Gebiete der Tonmineralogie. Die
Erkenntnis dieser bahnbrechenden Arbeit wurde für das gesamte Gebiet der Ton und
Tonminerale richtungsweisend [29].
18
Linus Carl Pauling (28.02.1901 Portland (Oregon) - 19.08.1994 Palo Alto (California)),
Nobelpreisträger der Chemie 1954 für seine Forschungen über quantenmechanische
Arbeiten auf dem Gebiet der chemischen Bindung und Klärung der Struktur komplexer
Substanzen. Pauling erhielt auch 1962 den Friedensnobelpreis
19
William Laurence Bragg (31.03.1890 Adelaide (Australien) - 01.07.1971 Ipswich (Suffolk).
Erhielt zusammen mit seinem Vater William Henry Bragg (02.07 1862 Westward
(Cumberland) - 12.03.1942 London) den Nobelpreis der Physik 1915 für die Erforschung der
Kristallstrukturen mit Hilfe der Röntgenstrahlen. Er ist mit 25 Jahren bis heute der jüngste
Nobelpreisträger.
39
William Laurence Bragg
Linus Pauling
U. Hofmann (1942) Neues aus der Chemie des Tons.
Die Chemie (Angewandte Chemie, neue Folge) 55 (1942): 283-289
40
Zeitschrift für Kristallographie, Mineralogie und Petrographie
Abt. A, 86 (1933): 340-348
41
Angewandte Chemie 48 (1935): 187-191
Bentonit wurde schon damals den für Gußformen verwendeten Gießereisanden
zum Binden zugesetzt. Nur der Bentonit aus Wyoming war hochquellfähig und zum
Binden geeignet, während deutsche Bentonite dazu ungeeignet waren. Ulrich
Hofmann und Kurd Endell untersuchten die verschiedenen Bentonite und stellten
fest, dass der Unterschied an der unterschiedlichen Art der austauschfähigen
Kationen lag. Während die deutschen Bentonite aus dem Bodenwasser Calciumund Magnesium-Ionen aufgenommen hatten, enthielten die Wyoming-Bentonite
austauschfähige Natrium-Ionen, die bedeutend stärker quellen. Sie stellten fest, dass
die deutschen Ca/Mg-Bentonite maximal nur vier Wasserschichten aufnehmen
konnten, während die amerikanischen Na-Bentonite unendlich quellen konnten.
Ulrich Hofmann und Kurd Endell gelang es durch Zusatz von Soda, einen
Ionenaustausch zu erreichen, mit denen die deutschen Bentonite dem
amerikanischen gleichwertig waren [45]. Sie nahmen ein Patent, das von der Firma
Erbslöh und Co. ausgewertet wurde (Deutsches Patent 16. Juni 1934; Britisches
Patent Nr. 447 710; 12. Juni 1935) (BOEHM, 1987, BENEKE, 1995a; BENEKE, LAGALY,
2002b). Dabei wurde der Ca-Bentonit mit 2 bis 2.5 Prozent Natriumcarbonat
(Na2CO3) und Wasser zu einer Aufschlämmung versetzt, gut gemischt und einige
Zeit stehen gelassen. Danach wurde das Produkt ausgewaschen und getrocknet.
Das getrocknete Produkt (Na-Montmorillonit und Calciumcarbonat) gab mit 15 bis 20
Prozent Wasser ein thixotropes Gel. Der teure Prozess des Trocknens konnte
dadurch gespart werden indem Ulrich Hofmann und Kurd Endell 1936 fanden, dass
durch Zugabe von trockenem Natriumcarbonat zu dem Ca-Bentonit mit 20 bis 30
42
Prozent Feuchtigkeit und intensiven genauen Mischens (Reibens) das Produkt erzielt
werden konnte. Dazu erhielten sie 1936 ein deutsches und britisches Zusatzpatent
(458 240) zu dem Patent 447 710 (ROBERTSON, 1986).
Ulrich Hofmann beschrieb im November 1937 mit Edmund Maegdefrau ein
glimmeratiges Mineral, das wegen seiner geringen Teilchengröße viel Wasser
annimmt und im feuchten Zustand plastisch ist. Man liest in der Arbeit [56]:
„Ein besonders reines Material erhielten wir in dem sogenannten Kaolin von
Sárospak (Ungarn), auf den uns Herr Mathyasovszky [Chemieingenieur László
Mattyasovszky (10.02.1912 - 17.02.1992)] aufmerksam machte. Dieses Mineral, das
eine rein weiße Brennfarbe besitzt, wird in Ungarn wegen seiner hohen Plastizität
und Trockenfestigkeit zur Verbesserung der Formbarkeit der Porzellanmasse
verwendet und ersetzt zugleich durch seinen Kaligehalt Feldspat. Da die hier
beschriebene Untersuchung zeigt, daß das Mineral glimmerartige Struktur besitzt,
nennen wir es im folgenden „Glimmer von Sárospatak“.
Weiter unten steht im Artikel:
„1. Glimmer von Sárospatak: Dieses Mineral kommt in etwa waggongroßen
Nestern im Liparit im Hegyalgebirge [=Tokaj Gebirge], im Nordosten von Ungarn vor.
Es ist rein weiß und derbstückig. Die feinsten Teilchen lassen bei 200facher
Vergrößerung noch keine Kristallform erkennen.
Durch Aufschlämmen und Sedimentieren des fein gepulverten Materials in
destilliertem Wasser konnte die im Röntgenbild glimmerartige Substanz vollständig
von ihren geringfügigen Verunreinigungen Kalzit und Quarz befreit werden. Weder
röntgenographisch noch mikroskopisch waren nach der Reinigung fremde
Bestandteile erkennbar“.
Der erwähnte Ingenieur László Mattyasovszky (Mathyasovszky) war polnischer
Herkunft. Der erste Mattyasovszky kam in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nach
Ungarn. Dieser, der Geologe Jakab Mattyasovszki (17.10.1846 - 05.01.1925)
heiratete die Tochter von Miklós Zsolnay, Therese Zsolnay. Diese hatten fünf Kinder,
Tibor, Teréz, Zsolt, Margit und László Mattyasovszky (1885 - 1935), der Maler und
Designer war und in der weltberühmten Porzellanfabrik Zsolnay in Pécs arbeitete.
Zsolt Mattyasovszky hatte einen Sohn László Mattyasovszky (10.02.1912 17.02.1992) der Chemieingeneur und Kossuthpreisträger war und später in die USA
auswanderte. Dieser hatte Ulrich Hofmann den sogenannten Kaolin von Sárospak
(Ungarn) zur Verfügung gestellt.
43
Miklós Zsolnay, der Sohn von Vilmos
Zsolnay (1828 - 1900), der eine weltberühmte
Porzellanfabrik in Pécs hatte wurde 1922
deren
Direktor.
Die
Geschichte
der
Porzellanfabrik geht auf das Jahr 1852
zurück, als Miklós Zsolnay in Pécs eine
Manufaktur für seinen Sohn Ignác gründete
aus der 1862 die heutige Porzellanfabrik
hervorging. Im selben Jahr übernahm der
jüngere Bruder von Ignác Zsolnay, Vilmos
Zsolnay (1828 - 1900) die Fabrik und brachte
sie zu Weltruhm. Die Firma erhielt viele
Auszeichnungen auf verschieden Weltausstellungen, Vilmos Zsolnay wurde vom
Kaiser
mit
dem
Franz-Josef-Orden
ausgezeichnet und erhielt die Ehrenbürgerschaft von Pécs. Nach seinem Tod übernahm
sein Sohn Miklós den Betrieb, in dem später
Vilmos Zsolnay
László Mattyasovszky (1885 - 1935) als
Maler und Designer eintrat. Vilmos Zsolnay hatte zahlreiche technologische
Erfindungen in der Keramikherstellung und neue Glasuren erfunden. Die Firma
Zsolnay beherrschte in der österreich-ungarischen Monarchie den Porzellan-markt
mit seinen Ziergegenständen und seiner frostbeständigen Zsolnay-Keramik. Die
Gebäude-Keramiken der Firma kann man noch heute am Postamt in Pécs aber vor
allen Dingen in Budapest z. B. an der Matthiaskirche, Markthalle, Gebäude des
Ungarischen Geologi-schen Instituts u. a. bewundern. Zwei Weltkriege, Probleme bei
der Beschaf-fung von Rohmaterialien, Zusammenbruch des Marktes, politische
Einflüsse, die Fabrik wurde 1949 verstaatlicht, gefährdeten zeitweise die Zsolnay
Porzellanfabrik. Heute ist die Zsolnay Porcelángyár RT (Porzellanfabrik AG) eine
Firma die sich im Herbst 1999 in drei selbständige Firmen aufgeteilt hat. Weiterhin
werden die klassischen Produkte von Zsolnay hergestellt, dazu kommen noch
Porzellanisolatoren (VICZIAN, 2002; HARASZTI, 2002).
Auch konnten Hofmann und Maegdefrau feststellen, dass dieser Glimmer von
Sárospatak ein großes Austauschvermögen für Kationen besitzt, die an der
Oberfläche der Kriställchen gebunden sind. Die in diesem Mineral gebundenen
Kaliumionen dienen in der Keramik als Flußmittel. Der russische Autor I. D.
Sedletzky schlug 1940 den Namen „Sarospatakit“ vor, Maegdefrau (1941) und
Hofmann, Endell und Maegdefrau (1943) sprachen von „Sarospatit“. Die von
Hofmann und Maegdefrau vorgeschlagene Bezeichnung Sárospatit für die Fundstelle
in Sárospatak in Ungarn konnte sich nicht durchsetzen. Der Name Illite, nach dem
44
Staat Illionois benannt, setzte sich durch. Heute spricht man vom „Illite aus
Füzérradvány“ (GRIM, BRAY, BRADLEY, 1937; SEDLETZKY, 1940; MAEGDEFRAU, 1941;
HOFMANN, ENDELL J., MAEGDEFRAU [85], 1943; VICZIÁN, 2000).
Matthiaskirche in Budapest mit Zsolnay-Keramik aus Pécs
Markthalle in Budapest mit Zsolnay-Keramik aus Pécs
45
Zeitschrift für Kristallographie Mineralalogie und Petrographie, Abt A, 98 Heft 1
(November 1937): 31-59
46
Eine wichtige Anwendung finden Bentonite als Zusatz von Bohrspülflüssigkeiten,
wie sie z. B. bei der Erdölbohrung eingesetzt werden. Dabei wird die Thixotropie, ein
spezielles Phänomen der Strukturviskosität ausgenutzt, das auf einer reversiblen
Sol-Gel-Umwandlung
beruht.
Ein
thixotrop
erstarrtes
Gel
wird
bei
Scherbeanspruchung flüssig und geliert in der Ruhe wieder schnell. Dadurch wird bei
Bohrspülungen das Absinken des Gesteinsabriebs verhindert, wenn der Bohrer
angehalten wird um das Gestänge zu verlängern.
Auch bei der Schlitzwandtechnik setzt man Tonmineralsuspensionen ein. Diese
Schlitzwandtechnik wurde international von Hans Lorenz der von 1947 bis 1972
Professor und Ordinarius für Grundbau und Bodenmechanik an der TU Berlin war,
begründet. Der Wissenschaftler und Forscher Hans Lorenz, dessen 100. Geburtstag
sich am 25. November 2005 jährt hat mit seinen Arbeiten über Bentonitsuspensionen
die Schlitzwandtechnik und den Spezialtiefbau maßgeblich beeinflusst.
Beispiel beim Bau einer Baugrubenwand mit Schlitzwandtechnik:
Als Baugrubenwand für ein etwa 80 Meter hohe Gebäude haben Statiker eine
Fundamenttiefe von bis zu 38 Metern vorgegeben, die in Schlitzwandtechnik
herzustellen ist. Dabei wird in einer betonierten 0,80 m breiten Leitwand
abschnittsweise mit einem Greifer-Bagger unter permanenter Beigabe von
Bentonitsuspension ein Schlitz für die Baugrubenwände auf die vorgegebene Tiefe
ausgebaggert. Die Bentonitsuspension (in vorgegebener Dichte) dient als
Stützflüssigkeit und verhindert das Einstürzen der Erdwände im Aushubschlitz. Die
im Kreislauf über eine Entsandungsanlage geführte Suspension wird in den Aushub
eingebracht und ist für die Qualität der nachfolgenden Betonierung maßgeblich.
Danach werden im jeweiligen Aushubabschnitt Bewehrungsarmierungen abgesenkt,
die mit Fertigbeton verfüllt werden. Gleichzeitig wird die aufsteigende
Bentonitsuspension abgepumpt. Dazu verwendet man Bentonit in der Na+-Form,
denn Na+-Montmorillonit ist stark intrakristallin gequollen und hochdispers. Diese
Bentonitsuspension hat für die Schlitzwandtechnik zwei wichtige Eigenschaften; sie
ist thixotrop, d. h. sie erstarrt gelartig bei Ruhe und verflüssigt sich beim Rühren und
sie bildet auf der Schlitzwand einen nahezu undurchlässigen Film, d. h. es kann kein
Wasser aus dem Schlitz in den umgebenden Boden fließen. Wird die
Bentonitsuspension jedoch in Kontakt mit carbonathaltigen Boden in die Ca2+-Form
überführt wird sie unbrauchbar, weil die Montmorillonitteilchen koagulieren und die
intrakristalline Quellung abnimmt. Eines der ersten größten Bauobjekte mit
Schlitzwandtechnik in Deutschland war der Stachusumbau in München Ende der
(19)60er Jahre (MÜLLER-VONMOOS, 1994, NN, 2005).
47
Ulrich Hofmann entwickelte auch
das Modell der Kartenhausstruktur. An
den Basisflächen tragen die Plättchen
der Tonminerale eine negative Schichtladung an den Prismaflächen positive
Ladungen infolge des Abbruchs der
Oktaeder-schichten. Teilchen die sich
zufällig berühren haften dadurch
aneinander und bilden ein lockeres
Gerüst, was den Kartenspieler Ulrich
Hofmann an ein Kartenhaus erinnerte.
Durch relativ leichte mechanische
Einwirkung kann das Gerüst zerstört
werden. Durch Gefriertrocknung eines
thixotropen Gels konnte U. Hofmann
1952 nachweisen, dass das resultierende Feststoffgerüst ein unveränderdes Volumen aufwies [116]. Das
Quellverhalten des Montmorillonits und
Modell der Kartenhaus-Struktur
der maximale Gehalt an Quellwasser
was dieser zwischen die Schichten
aufnehmen kann hängt von der Art der Kationen ab. U. Hofmann stellte fest, dass in
Na+- oder Li+-Montmorillinit-Suspensionen die Silicatschichten bei kleiner Ionenstärke
der Elektrolyten ihren Zusammenhalt verlieren und als isolierte Makroanionen
dispergiert werden. Diese Messungen waren von genereller Bedeutung für die
Theorie der Koagulation von kolloidalen Dispersionen. Ulrich Hofmann und sein
Mitarbeiter Richard Klemen stellten 1950 auch fest, dass Li+-Montmorillonit nach dem
Trocknen und Tempern bei 105 - 125 °C sein Ionenaustausch und Quellvermögen
verlieren, da die kleinen Li+-Ionen in die Silicatschichten eindiffundieren. Diese
Erkenntnis ist auch als Hofmann-Klemen-Effekt in die Literatur eingegangen[107].
Beim Kaolinit sind an den Basisflächen ebenfalls austauschfähige Kationen
gebunden. Zweifach geladene Erdalkaliionen können die Kaolinit-plättchen
vernetzen, somit erhält man bei hoher Feststoffkonzentration plastische Massen.
Durch Zusatz von Natriumcarbonat oder -oxalat werden die Ca2+- und Mg2+-Salze
ausgefällt und im Kaolinit mit Na+-Gegen-Ionen die Haftung der Teilchen stark herabgesetzt. Jetzt entstehen bei gleich bleibender Feststoffkonzentration flüssige
Schlicker, die zur Herstellung von Porzellanformkörpern in Gußformen aus porösen
Gips dienen [178, 187, 192].
48
Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie 262 (1950): 95-99
U. Hofmann und A. Hausdorf beschrieben 1942 qualitativ richtig die Auswirkung
unterschiedlicher Schichten in den Schichtstapeln auf die (00l)-Interferenzen bei der
Röntgenbeugung. Diese sogenannten „Mixed-layer“-Strukturen treten dadurch auf,
49
wenn z. B. unterschiedlich dicke Wasserschichten statistisch in die Tonminerale
eingelagert sind [78].
Ulrich Hofmann
Max Trautz
In weiteren zahlreichen Arbeiten untersuchte Ulrich Hofmann die Ursache der
Plastizität der Tone und Tonminerale. Er erklärte in einem vereinfachten Modell, dass
in einem feuchten Gemenge aus Sand und Ton die in den Wasserfilm eindringenden
austauschfähigen Kationen des Tons vernetzend wirken, da auch Feldspat und
Quarz an der Oberfläche negative Ladungen tragen. Dadurch wird die Festigkeit
gegenüber feuchten Sand erheblich erhöht. Weiterhin wird die Haftung dadurch
begünstigt, da sich die dünnen Tonmineralplättchen eng an die Sandkörnchen
anschmiegen können. Dabei wurde in vielen Versuchen der Einfluß verschiedener
Kationen auf die Trockenbiege- und Zugfestigkeit untersucht [102, 168, 169, 172,
194, 196, 197].
Ulrich Hofmann wurde im Herbst 1935 mit der Vertretung von Rudolf Schenck20,
der emeritiert wurde, beauftragt die Vorlesungen der anorganische Chemie an der
20
Rudolf Schenck (11.03.1870 Halle a. d. S. - 28.03.1965 Münster). Begann 1889 ein
naturwissenschaftliches Studium an der Universität Halle und wandte sich später der Chemie
50
Universität Münster zu halten. Ende 1936 wurde er als Extraordinarius an die
Universität Rostock berufen. Im Jahr 1937 lehnte er eine Berufung an die Universität
Marburg ab. Als Nachfolger des Physikochemikers Max Theodor Trautz21 wurde
Ulrich Hofmann im selben Jahr zum ordentlichen Professor und Direktor des
chemischen Instituts der Universität Rostock ernannt. Hier vertrat er die
Anorganische
und
Physikalische
Chemie,
was
für
seine
künftigen
Forschungsaufgaben von großem Vorteil war.
Zu der politischen Vergangenheit von Ulrich Hofmann wurden verschiedene
Universitätsarchive angeschrieben. Es ist festzustellen, dass Ulrich Hofmann am 1.
November 1933 Mitglied der SA wurde und 1937 in die NSDAP eintrat. Um jeden
einen Einblick und eine eigene Bewertung in dieser Angelegenheit zu geben
wird der Briefwechsel aus den verschiedenen Universitätsarchiven hier
niedergelegt.
Dr. Hans Ewald Keßler vom Universitätsarchiv Heidelberg schrieb auf meine
Anfrage zur politischen Vergangenheit von Ulrich Hofmann folgendes Email (KEßLER,
2004):
„Tgb 1563/04
Sehr geehrter Herr Beneke,
zu. Er promovierte 1894 und war von 1893 bis 1897 Assistent bei Jacob Volhard (04.06.1834
Darmstadt - 14.01.1910 Halle). Schenck habilitierte sich 1897 und wurde Assistent von
Theodor Zincke (19.05.1843 Uelzen (bei Hannover) - 17.03.1928 Marburg (Lahn)) an der
Universität Marburg. Er wurde dort 1899 Abteilungsleiter und 1906 als Ordinarius für
Physikalische Chemie an die TH Aachen berufen. Bereits 1910 wechselte Schenck als
ordentlicher Professor für Physikalische Chemie an die Universität Breslau und wirkte von
1916 bis zu seiner Emeritierung 1935 als ordentlicher Professor der Chemie an der
Universität Münster. Schenk arbeitete danach bis 1950 als Direktor am Staatlichen
Forschungsinstitut für Metallchemie in Marburg. Er begann seine Forschungen mit
Flüssigkristallen und entdeckte bei seinen Forschungen über Phosphormodifikationen 1902
den hellroten Phosphor (Schenckscher Phosphor). Er untersuchte Polyphosphide und
Polysulfide und wandte sich ab 1925 den heterogenen Gleichgewichten bei
Erzaufbereitungsprozessen zu. Schenck entdeckte die chemische Aktivierung fester Stoffe
durch Beimischungen, welches für die Herstellung von Katalysatoren von großer Wichtigkeit
wurde (FISCHER, 1989a).
21
Max Theodor Trautz (19.03.1880 Karlsruhe - 19.08.1960 Karlsruhe). Promovierte 1904 bei
Wilhelm Ostwald in Leipzig mit einer Arbeit über den Bleikammerprozess und habilitierte sich
1905 in Freiburg mit einer Arbeit über die Chemolumineszenz und sprach in seinem
Habiltitationsvortrag über chemische Kinetik. Trautz war ab 1927 Professor der
Physikalischen Chemie in Heidelberg, ab 1934 in Rostock und ab 1936 in München, wo er
1945 emeritiert wurde. Trautz arbeitete über Katalyse und gaskinetische Probleme und
beobachtete die Chemolumineszenz bei der Oxidation von Pyrogallol und Formaldehyd mit
Wasserstoffperoxid. Trautz prägte den Begriff Aktivierungswärme in der Katalyseforschung.
51
den folgenden Text zur politischen Vergangenheit Hofmanns habe ich vor einigen
Tagen an Herrn Professor Franz Otten in Wien gesandt. Er enthält das Wesentliche,
was Sie ebenfalls interessiert. Welche Themen aus der Kriegswirtschaft Ulrich
Hofmann im Zweiten Weltkrieg behandelte ist aus den Akten im Universitätsarchiv
Heidelberg nicht zu ersehen. Eine Liste der Veröffentlichungen, die der Personalakt
PA 4270 enthält und die bis 1946 reicht, führt ab 1940 jedenfalls nur die üblichen
Zeitschriftenaufsätze zu den auch bisher bearbeiteten Themen auf und dazu
Neuauflagen des bekannten Lehrbuchs, das Hofmann von seinem Vater
übernommen hatte.
An Prof. Otten schrieb ich:
zur politischen Vergangenheit von Prof. Ulrich Hofmann kann ich Ihnen aus den
Personalakten im Universitätsarchiv Heidelberg (Signatur: PA 2755, PA 4270 und PA
4271) mitteilen:
Hofmann war seit 1. Nov.1933 SA-Mitglied, er wurde dort 1943 O-Truppführer
ehrenhalber, hat aber nie ein politisches Amt ausgeübt. Am 1. Mai 1937 wurde er
automatisch als SA-Mitglied auch NSDAP-Mitglied. Er gehörte weiter seit 1933 dem
RDB, seit 1935 der NSV und seit 1937 dem NS.Bund Deutscher Technik/ V.D.
Chemiker und dem NSDoB an.
In seinem Lebenslauf vom 11.Okt.1949 schreibt er:
"Am 1.4.1942 wurde ich auf Grund der Berufung durch die Fakultät für Chemie zum
ordentlichen Professor und Direktor des Instituts für anorganische und analytische
Technologie der Technischen Hochschule Wien ernannt. Im Herbst 1945 wurde ich
von der Republik Österreich auf Grund der Liquidierung der Reichsdeutschen von
meinem Dienst an der Technischen Hochschule enthoben."
Der Text des entsprechenden Erlasses des Liquidators der Einrichtungen des
Deutschen Reiches in der Republik Österreich vom 31.Okt.1945 lautet:
"Im Zusammenhang mit der Liquidierung der Technischen Hochschule Wien enthebe
ich Sie auf Grund des § 8, Abs.(3) des Beamtenüberleitungsgesetzes St.G.Bl.Nr.134
unbeschadet Ihrer allfälligen Rechtsansprüche aus dem Dienstverhältnis gegenüber
dem Deutschen Reich von Ihrer Dienstleistung."
Nach 1945 war er Landarbeiter in St. Salvator/Niederbayern, dann ab 1947 Leiter der
Düngestation der Süd-Chemie in Oberaudorf/Oberbayern, 1948 bekam er einen
52
Lehrauftrag an der Hochschule in Regensburg. Im Bescheid der Spruchkammer
Griesbach Nr. 2296/8/47 vom 15.09.1947 wird Hofmann als "Mitläufer" eingestuft, als
Sühnemaßnahme wurde ihm ein "einmaliger Beitrag zu einem Wiedergutmachungsfond von RM 500.-" auferlegt, ersatzweise eine Arbeitsleistung von 1 Tag für je RM
25.-.
Die Begründung des Spruchkammerbescheids lautet:
"Der Betroffene war Mitglied der NSDAP von 1937-1945, der SA von 1933-1945, der
NSV von 1935-1945, des NS-Altherrenbundes von 1939-1945, des NSBDT von
1937-1945, bei der SA war der Betroffene von 1943-1945 Obertruppführer.
Vorgelassen als Aktivist als Klasse II sind für den Betroffenen lediglich seine
Dienstränge als Scharführer von 1937-1943, als Truppführer von 1942-1943 und als
Obertruppführer von 1943-1945; diese Dienstränge schliessen aber eine solche
Vorbelastung aus, wenn der Betroffene in diesen Stellungen keinen Dienst geleistet
hat. Der Betroffene macht nun glaubhaft geltend, dass er ehrenhalber Scharführer
anlässlich seiner Ernennung zum ordentl. Prof. der Universität Rostock, Truppführer
bei seiner Berufung nach Wien und Obertruppführer infolge seiner langjährigen
Mitgliedschaft in der SA und seiner überragenden Stellung als ordentlicher Professor
der Chemie an der Technischen Hochschule sowie als anerkannte Autorität auf dem
Gebiete der anorganischen Chemie wurde und dass er während seiner ganzen
Mitgliedschaft in der SA nur Dienst tat in Reih und Glied. Dieses
Verteidigungsvorbringen des Betroffenen ist gestützt durch die Erklärungen von
Professor Dr. Kunze, Dr. Ing. Rüdorff, Dr. Joachim Endell22. Die reinen
22
Anmerkung von Klaus Beneke. Auf eine erneute Anfrage bei Frau Angele Hartwig beim
Universitätsarchiv der Universität Rostock über die hier genannten Prof. Dr. Kunze, Dr. Ing.
Rüdorff, Dr. Joachim Endell wurde mir in einem Brief vom 5. Oktober mitgeteilt:
„Akten von Walter Rüdorff sind in diesem Archiv nicht überliefert. Die Promotionsakte von
Joachim Endell ist vorhanden, sagt aber nichts über seine politische Vergangenheit aus. Aus
der sehr umfangreichen Akte von Prof. Dr. Kunze geht zu seiner politischen Vergangenheit
nur wenig hervor. Ich habe Ihnen von einigen Stücken Kopien angefertigt, so dass Sie sich
selber ein Bild machen können.
gez. Angela Hartwig“.
Aus dem Lebenslauf vom 3. Juli 1935 von Julius Paul Kunze, geb. 02.11.1897 in Chemnitz
(Aktenzeichen UAR, PA Paul Kunze, Universitätsarchiv Rostock) geht hervor, dass er 1916
das Kriegsabitur gemacht hat und im Oktober 1916 zur Feldartillerie eingezogen wurde und
die Schlacht an der Somme und an der Aisna mitmachte. Er erhielt als Gefreiter das EK II
und wurde 1917 durch einen Granatsplitter verwundet, wobei er sieben Monate im Lazarett
verbrachte. Er begann 1918 mit dem Studium der Medizin in München, danach studierte
Kunze Maschinenbau an der TH München und ab 1920 Physik. Er promovierte 1925 unter
Wilhelm Wien, der 1911 den Nobelpreis der Physik erhalten hatte. Kunze habilitierte sich
1928 in Rostock für das Fach Physik und erhielt 1929 einen Lehrauftrag für allgemeine und
technische Physik und erhielt im September 1933 den Titel eines a. o. Professors. „Seit
Sommer 1934 gehöre ich als Vertreter der nichtplanmäßigen Docenten der Fakultät an. Am
1.4.35 wurde ich Leiter des Amtes für Wissenschaft in der hiesigen Docentenschaft. Seit Mai
53
Mitgliedschaften in der NSDAP, SA und im NSDoB belasten den Betrofffenen
gemäss Art. 12 des Säuberungsgesetzes gegebenenfalls als Mitläufer, da er eine
aktivistische oder propagandistische Tätigkeit nicht entfaltet hat.
Durch die vielen Bestätigungen ist erwiesen, dass der Betroffene
Nichtparteigenossen zur Vollendung des Studiums zur Promotion und zur ukStellung verholfen und die Verdienste nichtarischer Gelehrter in seinen Vorträgen
entsprechend gewürdigt sowie sich jeder parteipolitischen Tätigkeit, sowohl im Amte
als auch im Privatleben enthalten hat. In gerechter Abwägung der individuellen
Verantwortlichkeit und der tatsächlichen Gesamthaltung des Betroffenen erachtet
daher die Kammer als erwiesen, dass der Betroffene sich nicht mehr als
unwesentlich am Nationalsozialismus beteiligt hat."
Zur Rechtfertigung der Berufung Hofmanns nach Darmstadt schreibt der Dekan der
Fakutät für Chemie am 1. August 1950: "In dem Berufungsvorschlag vom 8.11.1949
ist auf die politische Belastung Prof. Hofmanns hingewiesen worden. Es darf hierzu
bemerkt werden, dass sich Prof. Hofmann zu einem Zeitpunkt einem
Spruchkammerverfahren unterzog und als Mitläufer eingestuft wurde, in dem die
Spruchkammerbehörden einen wesentlich strengeren Maßstab als in späteren
Jahren anlegten.
Trotzdem enthält der Spruchkammerbescheid aus dem Jahr 1947 bereits den
Hinweis 'dass sich der Betroffene nicht mehr als unwesentlich am
Nationalsozialismus beteiligt hat.'"
Ergänzend darf ich noch darauf hinweisen, dass Hofmann 1957 einen Ruf an die
Technische Hochschule in Wien erhalten hat, den er allerdings nicht annahm. Es ist
anzunehmen, dass auch in den zugehörigen Berufungsakten noch für Sie
interessante Einzelheiten von damaligen Zeitgenossen und wohl auch persönlich
Bekannten zu finden sind.
In den Akten aus der Heidelberger Zeit ist, so weit ich sehe, nirgends von Hofmanns
politischer Vergangenheit die Rede. Zu seinem 65. Geburtstag im Januar 1968
wurde er mit einem studentischen Fackelzug geehrt, ein noch völlig unpolitischer
Auftakt zu den in diesem Jahr sich häufenden politischen Studentendemonstrationen.
33 gehöre ich dem Opferring Ortsgruppe Rostock Mitte, Zelle E Block 4 an. Seit November
33 bin ich in der SA, gegenwärtig Nachrichtensturm R.90, Trupp III. Ich besitze das SASportabzeichen, das EK II, das Frontkämpferkreuz und das Verwundeten-Abzeichen“.
54
Ich hoffe damit Ihre Fragen beantwortet zu haben und würde mich freuen, wenn Sie
dem Universitätsarchiv Heidelberg eventuelle Veröffentlichungen dazu mitteilen
könnten.
Mit freundlichen Grüßen
i. A.
Dr. Hans Ewald Keßler
(wiss. Angestellter)“
Eine Anfrage bei Frau Angela Hartwig beim Universitätsarchiv Rostock zum
politschen Verhalten von Ulrich Hofmann im Dritten Reich ergab (HARTWIG, 2004):
„Sehr geehrter Herr Beneke,
im Rostocker Universitätsarchiv ist eine Personalakte von Prof. Ulrich Hofmann
überliefert., die aber sehr dünn ist.
Aus der Akte geht hervor, dass er ab 01.11.1933 Scharführer der SA und Mitglied
der NSDAP war. Das Datum der Mitgliedschaft in der NSDAP geht nicht hervor.
Sonstige belastende Fakten zu seiner politischen Tätigkeit in Rostock sind aus der
Akte nicht zu erschließen.
Mit freundlichen Grüßen
Angela Hartwig Leiterin“
Eine Anfrage an Frau Irmgard Rebel vom Universtätsarchiv der TU Darmstadt
zum politischen Verhalten von Ulrich Hofmann im Dritten Reich, ergab bei einem
Telefonat von Frau Rebel bei Klaus Beneke in Kiel folgendes (REBEL, 2004):
„Aus dem Gedächtnis niedergeschrieben von Klaus Beneke.
Frau Rebel sagte mir am Telefon, dass es keine Unterlagen über Ulrich Hofmann im
Archiv der TU Darmstadt gibt, da diese alle bei der Berufung von Ulrich Hofmann an
die Universität Heidelberg weitergeben wurden.
Ich sagte Frau Rebel zu, ihr die von mir gesammelten Unterlagen zu Ulrich Hofmann
der verschiedenen Universitäts-Archive zu überlassen, die ich ihr dann auch
geschickt habe“.
55
Soweit die Antworten der angeschriebenen Archive zu Ulrich Hofmanns
politischer Vergangenheit im Dritten Reich. Man soll sehr vorsichtig bei Bewertungen
aus dem Dritten Reich sein, auch wenn sich vielleicht der Einduck aufdrängt, dass
Ulrich Hofmann ein Nazi war. Gut vorstellbar ist, dass er über seinen geliebten Sport
zur SA ging, oder aus Opportunismus, oder Idealismus, den Aufstiegschancen als
junger Dozent war es sicherlich nicht schädlich. Ein Schüler von Ulrich Hofmann,
Prof. Hanns-Peter Boehm aus München, der diesen seit Anfang 1948 in Regensburg
kannte schrieb mir, dass „er immer sehr ironisch von den braunen Herrschaften
gesprochen“ hat (BOEHM, 2004).
Mit Beginn des 2. Weltkrieges im Jahre 1939 wurde Ulrich Hofmann eingezogen und zu einer Bäcker-kompamie kommandiert. Bereits Ende 1939 wurde er
freigestellt und bearbeitete Themen der Kriegswirtschaft für die chemischen
Industrie. Er konnte dazu auch Walter Rüdorff freistellen lassen, dessen Thema der
Doktor-arbeit der Bestimmung der Kristallstruktur von Chrom-, Molybdän- und
Wolfram-Hexa-carbonyl Ulrich Hofmann nach dem Weggang von Aristide von
Grosse aus Deutschland betreut hatte und 1935 publiziert wurde [46]. Ulrich
Hofmann und Walter Rüdorff bearbeiteten Probleme der Anodenreaktion bei der
elek-trolytischen Fluordarstellung [96], was W. Rüdorff direkt zum Fluorgraphit führte.
Weiterhin bearbeitete Ulrich Hofmann das Adsorptionsvermögen von Aktivkohlen,
was zu Erkenntnissen über die Konstitution der Oberflächenoxide führte, aber erst
1950 publiziert wurde [106]. Weiterhin beschäftigte sich Ulrich Hofmann in den
Kriegsjahren mit der Beschleunigung der Verbrennung und der Vergasung von
Kohlenstoff durch zugegebene Katalysatoren (WEISS, 1968; BOEHM, 1987).
Im Frühjahr 1942 wurde Ulrich Hofmann zum Direktor des Instituts für
Anorganische und Analytische Chemie der Technischen Hochschule Wien (seit 1975
Technische Universität Wien) berufen. Er erhielt bei seiner Berufung nach Wien ein
damals noch seltenes Elektronenmikroskop für seine Forschung zur Verfügung
gestellt. Dieses war 1938/39 soweit entwickelt, dass es für die praktische Forschung
eingesetzt werden konnte.
Ulrich Hofmann erkannte sofort, dass sich durch das Elektronenmikroskop eine
neue, erfolgversprechende Untersuchungsmöglichkeit bot, um feindisperse Systeme
wie Ruße und Tonminerale zu untersuchen. In Zusammenarbeit mit Manfred von
Ardenne konnte er als einer der ersten 1940 Fraktionen von Bentoniten [68] und
1941 Ruße [75] sichtbar machen.
56
Gesamtansicht des Chemischen Instituts der Universität Rostock (1934)
Chemisches Institut der Universität Rostock,
Ecke Buchbinderstraße - Rostocker Heide
(1934)
Chemisches Institut der Universität
Rostock (seit 1888),
Buchbinderstraße (1934)
57
Die wichtigsten Vertreter bei der Entwicklung des Elektronenmikroskops waren
Ernst August Friedrich Ruska23, Bodo von Borries24 und Manfred von Ardenne25.
Ruska, Borries und Max Knoll26 entwickelten ab 1930 zusammen ein
Elektronenmikrokop mit magnetischen Linsen. Durch positive Gutachten von
Medizinern, mit dem Hinweis auf die Fortschritte auf dem Gebiete der
Erregerforschung, und der hohen Auflösung der Elektronenmikroskope waren die
Firmen Siemens in Berlin und Carl Zeiss in Jena ab 1936 bereit, die Entwicklung von
serienmäßigen Elektronenmikroskopen mit entsprechenden Mitteln zu finanzieren.
23
Ernst August Friedrich Ruska (25.12.1906 Heidelberg - 27.05.1988 Berlin). War ab 1933
in der Industrie tätig und wurde 1949 Professor in Berlin und ab 1955 Direktor des FritzHaber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft. Mit Max Knoll und Bodo von Borries
entwickelte Ruska 1931 das erste Elektronenmikroskop mit magnetischen Linsen, später
Weiterentwicklung der Elektronenmikroskop-Technik. Ruska erhielt 1986 den Nobelpreis der
Physik.
24
Bodo von Borries (22.05.1905 Herford - 17.07.1956 Köln). Entwickelte mit Ernst A. F.
Ruska und Max Knoll ab 1930 das Elektronenmikroskop mit magnetischen Linsen, welches
seit 1938 serienmäßig produziert wurde. Er wurde 1934 Laboratoriumsleiter im Schaltwerk
der Siemens-Schuckertwerke in Berlin. Später zeichnete er für den Aufbau und die Leitung
des Laboratoriums für Elektronenoptik von Siemens & Halske verantwortlich. Hier
entwickelten Bodo von Borries und Ernst Ruska das Elektronenmikroskop zur Serienreife,
das der Forschung bis 1945 in etwa 35 Geräten zur Verfügung gestellt werden konnte.
25
Manfred Baron von Ardenne (20.01.1907 Hamburg - 26.05.1997 Dresden). Autodidakt.
Begann zwar 1925 ein Studium der Physik, Chemie und Matthematik brach dieses aber nach
vier Semestern ab. Von Ardenne war auf technisch-experimentellem Gebiet sehr
schöpferisch und leistete Pionierarbeit in der elektronenoptischen und hochfrequenztechnischen Forschung und war bereits als 16jähriger Radiopionier und gründete 1928 ein
Institut für Elektronenphysik in Berlin-Lichterfelde. Er erfand 1926 die Dreifach-Radioröhre
und entwickelte 1930 einen Leuchtfleckabtaster und führte 1931 die Elektronenstrahlröhre
zur Bildzerlegung und -zusammensetzung in die Fernsehtechnik ein. Von Ardenne erfand
1934 den elektronenoptischen Bildwandler, 1937 das Raster-Elektronenmikroskop und 1939
ein Elektronen-Stereo-Mikroskop. Er ging nach Kriegsende mit seiner Familie freiwillig in die
UdSSR und kehrte 1955 nach Dresden zurück. In den (19)50er Jahren entwickelte er einen
Präzisions-Elektronenstrahloszillographen und Massenspektrographen sowie eine magnetische Isotropentrennanlage, dazu entwickelte er für die Medizintechnik eine
Endoradiosonde. Weiterhin entwickelte er 1959 einen Elektronenstrahlofen und widmete sich
mehr und mehr der Medizin zu, wobei er an der Weiterentwicklung einer Krebs-MehrschrittTherapie (Überwärmungstherapie) arbeitete. Sein Privatinstitut in Dresden hatte bis zur
Wende (1989) ca. 480 Angestellte.
26
Max Knoll (17.07.1897 Schlangenbad bei Wiesbaden - 06.11.1969 München). Studierte in
München und promovierte am Institut für Hochspannungstechnik an der TH Berlin. Nach
zwei Jahren Industrietätigkeit übernahm Knoll 1927 die Arbeitsgruppe für
Elektronenforschung im Hochspannungslaboratorium an der TH Berlin. Hier haben er und
seine Mitarbeiter Bodo von Borries und Ernst Ruska den Schritt vom KathodenstrahlOszillographen zum magnetischen Elektronenmikroskop getan. Von 1932 bis Ende des
Zweiten Weltkrieges leitete Knoll die Entwicklung der Fernsehröhre bei Telefunken. Er ging
1948 in die USA und wurde Professor für Elektrotechnik und Elektronenoptik an der
Universíty of Princeton. Knoll kehrte 1956 nach München zurück und wurde Orinarius des
neu gegründeten Instituts für Technische Elektronik an der Technischen Hochschule und trat
1966 in den Ruhestand.
58
Die IG-Farbenfabriken bestellten 1938 bei Siemens für ihre Werke in Hoechst,
Bitterfeld und Wolfen je ein Gerät, der damals erst geplanten, aber weder
konstruierten noch erprobten Seriengeräte. Das erste Gerät wurde Ende 1939 an die
Firma Hoechst geliefert. Insgesamt wurden bei der Firma Siemens bis Februar 1945
dreißig Elektronenmikroskope gefertigt und ausgeliefert. Interessant ist, dass das
Elektronenmikroskop Nr. 26 noch im Herbst 1943 von Siemens an den späteren
Nobelpreisträger der Chemie (1948) Arne Wilhelm Kaurin Tiselius27 nach Uppsala in
Schweden geliefert wurde.
Ernst Ruska
27
Bodo von Borries (1939)
Arne Wilhelm Kaurin Tiselius (10.08.1902 Stockholm - 29.10.1971 Uppsala). Studierte ab
1921 Chemie an der Universität Uppsala wo er 1924 graduierte und Forschungsmitarbeiter
unter The(odor) Svedberg (30.08.1884 Fleräng (bei Gävle, Schweden) - 26.02.1971
Kopaberg (bei Örebro) wurde. Svedberg erhielt 1926 den Nobelpreis der Chemie für die
Entwicklung der Ultrazentrifuge und Arbeiten über disperse Systeme. Arne Tiselius
promovierte 1930 mit einer Arbeit über die Elektrophorese von Proteinen. Nach einem
Aufenthalt in Princeton (USA) wurde für Tiselius eine spezielle Forschungs-Professur im
Physikalischen Institut in Uppsala geschaffen, welches 1946 das Institut für Biochemie
wurde. Tiselius verbesserte die Elektrophorese mit der Entwicklung eigener Apparaturen und
konnte so die Trennung von chemisch nur wenig unterschiedlichen Substanzen durchführen.
Dabei kombinierte er die elektrophoretischen Verfahren mit der Chromatographie,
Gelfiltration und anderen physikalischen Methoden und untersuchte Aminiosäuren,
Kohlenhydrate, Fettsäuren und deren kolloidalen Komplexe. Tiselius erhielt 1948 den
Nobelpreis der Chemie für seine Forschungen über Elektrophorese und Adsorptionsanalyse,
insbesondere der Entdeckungen über die komplexe Natur von Serumproteinen (BENEKE,
1999a,b).
59
Max Knoll
Arne Tiselius
Manfred von Ardenne
The Svedberg
60
Wegen der schwierigen Umstände nach dem Krieg wurden Ende 1949 die
ersten wieder neu entwickelten Elektronenmikroskope ausgeliefert (RUSKA, 1987).
Manfred von Ardenne entwickelte ab 1937 ein Raster-Elektronenmikroskop Typ I für
Oberflächenabbildung; Typ II für Durchstrahlungsabbildung. Ab 1940 wurde das von
ihm entwickelte Universal-Elektronenmikroskop auf vielen wissenschaftlichen
Gebieten eingesetzt. Ernst Ruska erhielt für die wichtige Entwicklung des
Elektronenmikroskops erst im Jahre 1986, gemeinsam mit Gerd Binnig (geb. 1947
Frankfurt a. M.) und Heinrich Rohrer (geb. 06.06.1933 Buchs/Schweiz) für das um
1981 entwickelte Raster-Tunnelelektronenmikroskop, den Nobelpreis der Physik.
Warum Manfred von Ardenne den Nobelpreis nicht erhielt ist nicht bekannt?
Vielleicht wegen seiner politischen Einstellung, da er nach dem Krieg einer der
ersten war, der freiwillig in die Sowjetunion ging?
Im Herbst 1944 wurde die Lage in den Städten, so auch in Wien, immer
trostloser und die Versorgung immer schwieriger. Ulrich Hofmann entschloß sich
seine Familie auf das Land nach Niederbayern zu evakuieren, während er in Wien
blieb. Im Frühjahr 1945 erreichte die sowjetische Armee Floridsdorf bei Wien. Ulrich
Hofmann und seine Mitarbeiter setzten sich unter Mitnahme des
Elektronenmikroskops nach der anderen Seite der Stadt ab und verbrachten den
Sommer 1945 in relativ angenehmer Umgebung im Grandhotel von Strobl am
Wolfgangsee. Als Reichsdeutscher durfte Ulrich Hofmann seinen Lehrstuhl in Wien
nicht behalten und mußte Österreich im Herbst 1945 verlassen. Das mit ihm aus
Deutschland gekommene Elektronenmikroskop, durfte er nicht mitnehmen, es wurde
nach Wien zurückgebracht.
Ulrich Hofmann kehrte zu seiner Familie nach St. Salvator über Vilshofen in
Niederbayern zurück, wo sie im Austragshäusl des Reitbauernhofes untergekommen
waren, und verdingte sich als Landarbeiter. Der Chemie kam er 1947 etwas näher
als ihn die Südchemie A G als Gärtner einstellte. In dieser Eigenschaft wurde Ulrich
Hofmann beauftragt Düngeversuche in Niederaudorf bei Kiefersfelden durchzuführen. Dort im Austragshäusl der Reitbauernhofes bearbeitete er auch die
Neuauflage der Anorganischen Chemie, wie man aus einer Karte an Wilhelm Klemm
in Kiel vom 7. Mai 1948 erfährt, die schließlich als 13. Auflage 1949 erschien
(HOFMANN, 1948).
Im Frühjahr 1948 ergab sich die Gelegenheit zur Rückkehr in die akademische
Lehre. Ulrich Hofmann erhielt einen Lehrauftrag an der erweiterten PhilosophischTheologischen Hochschule in Regensburg (BOEHM, 1987)
61
Karte von Ulrich Hofmann vom 7. Mai 1948 an Wilhelm Klemm in Kiel
62
Diese PhilosophischTheologischen
Hochschule wurden deshalb für
andere Fächer vorübergehend erweitert, weil die
Universitäten und Technischen Hochschulen in
Bayern größtenteils zerstört waren und den
Ansturm der Kriegsheimkehrer nicht bewältigen
konnten. Professoren der
verschiedensten Fachrichtungen aus den verloHanns-Peter Boehm mit Frau (2004)
renen Ostgebieten oder
von der Karls-Universität in Prag fanden durch diese Lehraufträge wieder Zugang zu
den Hochschulen. Ulrich Hofmann erhielt einen Lehrauftrag für anorganische und
physikalische Chemie. Wolfgang Graßmann28, der bis Kriegsende Leiter des KaiserWilhelm-Instituts für Lederforschung in Dresden war, wurde schon früher gewonnen.
Ulrich Hofmann und er blieben auch später freundschaftlich verbunden und hatten
auch einige gemeinsame Arbeiten und Publikationen.
Da man für ein Chemiestudium Labore brauchte, mußten diese in Regensburg
erst geschaffen werden. Schon bevor Ulrich Hofmann nach dort kam hatten
tatkräftige Studenten unter ihnen auch Armin Weiss (geb. 1927) und Hanns-Peter
28
Wolfgang Graßmann (20.02.1898 München - 06.08.1978 München). Studierte von 1919
bis 1924 Chemie an der Universität München wo er 1924 unter Richard Willstätter
promovierte. Danach wurde er Assistent an der Universität München und habilitierte sich
1928, wurde 1929 Privatdozent und 1934 außerordentlicher Professor. Er wurde 1934
Nachfolger von Max Bergmann (12.02.1886 Fürth - 07.11.1944 New York), der das KWI für
Lederforschung in Dresden von 1921 leitete und 1933 in die USA emigrierte. Graßmann war
von 1935 bis 1945 auch Honorar-Professor an der TH Dresden. Von 1945 bis 1946 war er
Referent des Bayrischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesstelle Leder. Von 1947
bis 1956 wurde er Lehrbeauftragter der erweiterten Philosophisch-Theologischen
Hochschule in Regensburg. Graßmann war von 1948 bis 1954 Leiter der Forschungsstelle
für Eiweiß und Leder (seit 1949 in der Max-Planck-Gesellschaft) in Regensburg und von
1954 bis 1966 Direktor und Wissenschaftliches Mitglied des aus ihr hervorgegangenen MaxPlanck-Instituts für Eiweiß- und Lederforschung Regensburg bzw. München. Er wurde 1956
Honorarprofessor an der Universität München. Er wirkte von 1963 bis 1966 als Vorsitzender
der Biologisch-Medizinischen Sektion des Wissenschaftlichen Rats und war Senator der
Max-Planck-Gesellschaft. Wolfgang Graßmann war von 1964 bis 1966 Vorsitzender des
Wissenschaftlichen Rats der Max-Planck-Gesellschaft (KAZEMI, 2005).
63
Boehm29, spätere Schüler von Ulrich Hofmann, aber auch Theobald Nemetschek
(später an der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg) die Initative
ergriffen und mit Unterstützung der Hochschulleitung mit dem Bau eines
Unterrichtslabors im einstigen Refektorium des früheren Dominikatorklosters
begonnen. Von den Studenten wurden Mauerdurchbrüche geschaffen, Kanäle,
Abwasserleitungen und elektrische Installationen verlegt. Es war in dieser
Nachkriegszeit außerordentlich schwierig die notwendigen Materialien wie Holz für
die Labortische, Bleiblech für ihren Belag, Rohrleitungen usw. zu beschaffen. Ein
Kommilitone schaffte es Glasgeräte aus Thüringen im Tausch gegen Speck und
andere Lebensmittel zu erwerben. Ohne den Einsatz dieser idealistischen Studenten,
die äußerst anspruchlos lebten und unbedingt studieren wollten, wäre der Ausbau
der Hochschule in Regensburg, aber auch an anderen zerstörten Unviersitäten, nicht
möglich gewesen.
Ulrich Hofmann und Wolfgang Graßmann organisierten den chemischen
Unterricht und weiteren Ausbau. Da die Lage an den Landesuniversitäten
unverändert blieb wurden einem vorübergehend angelegtem Studium in Regensburg
weitere Semester zugestanden, was schließlich bis zur Diplom verlängert wurde. Die
Diplomprüfung mußte allerdings in München abgelegt werden. Weitere Laboratorien
für organische und physikalische Chemie folgten, Wolfgang Graßmann richtete auch
eine Forschungsstelle für Eiweiß und Leder der Max-Planck-Gesellschaft ein (später
als Max-Planck-Institut in München übersiedelt). Den Lehrauftrag für Mineralogie
hielt Karl Hugo Strunz30 inne.
29
Hanns-Peter Boehm (geb. 09.01.1928 Paris). Schulbesuch in Berlin (1934-1938);
Deutsche Schulen in Rom, Triest und Dorf Tirol (Meran) (1939-1945). Studierte Chemie vom
November 1946 bis Oktober 1951 an der erweiterten Philosophisch-Theologischen
Hochschule in Regensburg, wo er sein Diplom ablegte. Er folgte im November 1951 Ulrich
Hofmann an die TH Darmstadt an das Eduard-Zintl-Institut, wo er im Juli 1953 mit der Arbeit
Die rhomboedrische Modifikation des Graphits promovierte und sich im Dezember 1959 mit
der Arbeit Oberflächenchemie und Adsorption an Kohlenstoff und SiO2 habilitierte. HannsPeter Boehm wurde 1960 Diätendozent, 1963 Wissenschaftlicher Rat und 1966
außerplanmäßiger Professor in Institut für Anorganische Chemie der Universität in
Heidelberg. Er wurde 1970 an das Institut für Anorganische Chemie als ordentlicher
Professor und Vorstand des Instituts für anorganische Chemie nach München, als
Nachfolger von Egon Wiberg, berufen. Von 1987 bis 1989 war er Dekan der Chemischen
und Pharmazeutischen Fakultät der Ludwig-Maximilans-Universität in München. HannsPeter Boehm wurde 1994 emeritiert. Das Arbeitgebiet von Hanns-Peter Boehm waren u. a.
Ruße und Kohlen, Graphit-Einlagerungsverbindungen, Oberflächen an Festkörpern.
30
Karl Hugo Strunz (geb. 24.02.1910 Weiden/Oberpfalz). Er besuchte die Volksschule in
Weiden und danach die Oberrealschule in Regensburg, wo er auch dem
Naturwissenschaftlichen Verein Regensburg beitrat. Strunz begann 1929 mit dem Studium
der Naturwissenschaft, Schwerpunkt Mineralogie an der Universität München und
promovierte 1933 zum Doktor der Philosophie. 1935 promovierte Hugo Strunz an der TH
München den Dr. sc. techn., zwischenzeitlich hatte er auch noch das Referendar- und
Assesorexamen für Naturwissenschaften abgelegt, trat aber nicht in den Schuldienst ein.
64
Es war außerst schwierig alles zu finanzieren, das Geld reichte vorne und hinten
nicht. So deckte Ulrich Hofmann ca. 40 % der Kosten von seinem eigenen Geld.
Ältere Studenten die als Hilfsassistenten tätig waren erhielten von ihm 50 DM pro
Semester.
Ulrich Hofmann mußte wie in Rostock Vorlesungen der anorganischen und
physikalischen Chemie halten, später kam noch eine für technische Chemie dazu.
Als Dienstzimmer hatte er eine fensterlose kleine Kammer in dem er seine Pfeife mit
dem in St. Salvator selbst angebauten fermentierten Tabak rauchte. Nur robuste
Naturen konnten sich längere Zeit in dem Zimmer aufhalten. Noch in den sechziger
Jahren in Heidelberg konnten besonders liebe Freunde und Gäste, aus der letzten
aufbewahrten Dose dieses Tabaks, eine Kostprobe genießen (BOEHM, 1987).
Strunz ging als Forschungstipendiat an das Institut von William Lawrence Bragg (31.03.1890
Adelaide (Australien) - 01.07.1971 Ipswich (Suffolk)) nach Manchester und wirkte danach als
Volontärsassistent bei Paul Niggli (26.05.1888 Zofingen (Schweiz) - 13.01.1953 Zürich) an
der ETH Zürich. Im Jahre 1937 wurde er Assistent von Paul Ramdohr (01.01.1890
Überlingen am Bodensee - 08.03.1985 Heidelberg) am Mineralogischen Museum in Berlin
und habilitierte sich 1938. Strunz wurde 1939 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin
zum Dozenten für Mineralogie und Petrographie ernannt. Er ging nach dem Krieg nach
Bayern zurück und erhielt einen Lehrauftrag für Mineralogie an der PhilosophischTheologischen Hochschule in Regensburg. Dort errichtete er ein MineralogischGeologisches Institut, das später zum Staatlichen Forschungsinstitut für Angewandte
Mineralogie ausgebaut wurde. Strunz erhielt 1951 einen Ruf auf ein Ordinariat für
Mineralogie und Petrographie an die TU Berlin. Dort baute er unter den erschwerten
Bedingungen der Nachkriegszeit ein funktionsfähiges großes Institut auf und wirkte dort 27
Jahre. Nach seiner Emeritierung ging er wieder in seine bayrische Heimat zurück, wo er
weiterhin mineralogische und geologische Studien betrieb.
Am Mineralogischen Museum in Berlin wurde Strunz mit der Neugliederung betraut,
die mit der Klassifikation aller Mineralien auf kristallchemischer Grundlage mündete. Diese
„Mineralogischen Tabellen“, ein Standardwerk, erschienen erstmals 1941, wurden mehrmals
neu aufgelegt (Hugo Strunz und Ernest Nickel, Mineralogical Tables, 9. Ausgabe, 2001, 870
Seiten) und in verschiedene Sprachen übersetzt. So wurde am Strunzschen Institut
folgerichtig auch die Zentralstelle für Mineraldatensammlung eingerichtet und er war von
1958 bis 1970 Vorsitzender der Mineral Data Commission in der International Mineralogical
Association (IMA). Er war Mitverfasser von Klockmanns „Lehrbuch der Mineralogie“.
Insgesamt verfaßte Strunz 220 Veröffentlichungen u. a. auch über die Geschichte seines
Faches, wie z. B. „Von der Bergakademie zur Technischen Universität Berlin (1770 -1970)“.
Bei seinen Zahlreichen Forschungsreisen entdeckte er viele neue Materialien. In seiner
oberpfälzischen Heimat widmete er sich den mineralogisch-geologischen Besonderheiten.
Ein von dort stammendes 1957 beschriebenes Mangan-Eisen-Phosphat (MnFe23*[OH|PO4]2 ·
6 H2O) wurde ihm zu Ehren Strunzit genannt, dazu gesellte sich später noch ein
Ferrostrunzit. Strunz erhielt viele Auszeichnugen und wurde Mitglied mehrer Akademien und
erhielt 1985 das Bundesverdienstkreuiz erster Klasse (LIEBER, 2000).
65
Das
chemisch-physikalische
Praktikum wurde von Armin Weiß
aufgebaut und betreut. Einige Geräte,
die der damaligen „Notgemeinschaft der
deutschen Wissenschaft“ gehörten,
hatte Ulrich Hofmann aus Wien nach
Regenburg mitnehmen dürfen. Die
Firma Erbslöh und Co. in Geisenheim,
mit der Ulrich Hofmann schon vor den
Krieg zusammengearbeitet hatte und
mit dessen Besitzer er freundschaftlich
verbunden war, finanzierte einen
Röntgengenerator und Debye-ScherrerKammern, womit die Forschungsarbeit
wieder begonnen werden konnte. Die
ersten Mitarbeiter begannen nach
bestandener
Diplomprüfung
ihre
Diplomarbeit. Der Röntgengenerator lief
24 Stunden am Tag, die Diplomanten
und Doktoranden kamen auch nachts
Karl Hugo Strunz
um Präparate und Filme zu wechseln.
Auch später in Darmstadt und Heidelberg wurde dies von den Mitarbeitern
beibehalten.
Wilhelm Klemm
Am 17. Mai 1949 schickte Karl
Freudenberg vom Chemischen Institut der
Universität Heidelberg im Auftrag des
Deutschen Forschungsrates einen Brief an
verschiedene Hochschullehrer an Universitäten in den Westzonen Deutschlands. In
diesem wurden mit einem Fragebogen
Erhebungen über den Dozenten-Nachwuchs in
der Anorganischen Chemie, Organischen
Chemie und Physikalischen Chemie erhoben.
Einer dieser Briefe ging auch an Wilhelm
Klemm im Chemischen Institut der Universität
Kiel. Auf dem Originalbrief von Karl Freudenberg hat Wilhelm Klemm einige Dozenten
vermerkt. Bei den Anorganikern steht Ulrich
Hofmann ganz vorn (FREUDENBERG, 1949). In
66
dem Antwortschreiben von Wilhelm Klemm an Karl Freudenberg vom 25. Mai 1949
führt dieser Ulrich Hofmann an erster Stelle bei den Anorganikern auf (KLEMM, 1949).
Es sollte noch eine Weile dauern bis Ulrich Hofmann schließlich an die TH Darmstadt
berufen wurde.
Brief von Karl Freudenberg an Wilhelm Klemm vom 17. Mai 1949
67
Durchschrift eines Briefes von Wilhelm Klemm an Karl Freudenberg vom 25. Mai 1949
68
Ulrich Hofmann und Wolfgang Graßmann bemühten sich auch über die
Deutsche Forschungsgemeinschaft um ein neues Elektronenmikroskop. Dieses
Gerät wurde geliefert, als Ulrich Hofmann zum Wintersemester 1951/1952 an das
Eduard-Zintl-Institut für Anorganische und Physikalische Chemie an die Technische
Hochschule Darmstadt berufen wurde. Die Zusammenarbeit mit Wolfgang
Graßmann war über viele Jahre sehr intensiv und fruchtbar. Sie untersuchten das
Kollagen, dessen Fibrillen auf den elektronenmikroskopischen Aufnahmen eine
interessante Querstreifung zeigte. Die ersten Aufnahmen wurden dabei in Düsseldorf
bei Bodo von Borries gemacht. Als Ulrich Hofmann und Wolfgang Graßmann eines
Tages die erste noch nasse Fotoplatte gegen das Fenster hielten bewunderten sie
ein eigenartiges, grobes Streifenmuster. Sie bemerkten zu ihrer aller Erheiterung,
dass das Muster von der Ziegelmauer des gegenüberliegenden Gebäudes stammte.
Die Untersuchungen führte in Darmstadt Theo Nemetschek weiter. Nach dessen
Weggang nach Heidelberg, wurden sie von Klaus Kühn (später am Max-PlanckInstitut für Biochemie) weitergeführt. Das Elektronenmikroskop wurde auch später
von Ulrich Hofmann im Heidelberger Institut eingesetzt. Wie wichtig ihm dieses Gerät
für seine Untersuchungen war und wie kompetent er damit umgehen konnte zeigt,
dass er 1952 zum ersten Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für
Elektronenmikroskopie gewählt wurde.
Alle Diplomanten, die ihre Diplomarbeit angefertigt hatten, gingen von
Regensburg mit nach Darmstadt, andere folgten nach der Diplomprüfung. Es war
wieder ein normaler Forschungsbetrieb mit einem regelmäßigen Etat möglich. Die
Kollegen am Eduard-Zintl-Institut waren in der Anorganischen Chemie, der
Kolloidchemiker Hans Wolfgang Kohlschütter31, und in der Physikalischen Chemie
31
Hans Wolfgang Kohlschütter (15.07.1902 Straßburg - 08.01.1986 Darmstadt). Sohn des
Professors für Anorganische und Physikalische Chemie in Bern (1909 - 1938) Volkmar
Kohlschütter (29.08.1874 Forchheim (Bayern) - 10.09.1938 Bern). Hans Wolfgang
Kohlschütter studierte Chemie in Bern, Dresden und München und promovierte 1926 an der
Universität Bern. Danach arbeitete er im Institut von Hermann Staudinger in
Freiburg/Breisgau über die Morphologie synthetischer makromolekularer Stoffe
(Polyoximethylene, Polyacrylsäuren), wo er sich 1930 auch habilitierte. Danach wandte er
sich kolloidchemischen Fragestellungen zu und begann mit der Untersuchung
topochemischer Reaktionen (chemische Vorgänge, bei denen die Eigenschaften der festen
Reaktionsprodukte wesentlich dadurch bestimmt werden, dass die Umsetzungen an oder in
einem Festkörper, d. h. ohne Inanspruchnahme der Diffusion stattfinden). Den Begriff
Topochemie (griech.: topos = Ort, Platz, Stelle) hatte sein Vater 1919 geprägt. Nach einem
Forschungsaufenthalt an der University in Princeton (New Jersey, USA) beschäftigte sich H.
W. Kohlschütter mit Problemen der heterogenen Katalyse. 1934 wurde er Privatdozent an
der TH Darmstadt und wurde hier 1936 zum außerordentlichen Professor ernannt. Mit
Eduard Zintl (21.01.1898 Weiden (Oberpfalz) - 17.01.1941 Darmstadt) plante er das neue
Institut für Anorganische und Physikalische Chemie welches später Eduard-Zintl-Institut
benannt wurde. 1942 wurde H. W. Kohlschütter zum ordentlichen Professor für
Anorganische und Analytische Chemie berufen und war viele Jahre Direktor der Eduard-
69
Helmut Witte und Wilhelm F. Jost32, dem später Ulrich Franck folgte. Die
Experimentalvorlesung für Chemiestudenten, zu der Ulrich Hofmann ein
ausgesprochenes Talent hatte, konnte er in Darmstadt nicht halten, was er sehr
bedauerte. Vielmehr hielt er die Vorlesung für Nebenfachstudenten.
Hans Wolfgang Kohlschütter
Wilhelm F. Jost
Zintl-Instituts in Darmstadt. Die Untersuchungen feindisperser Stoffe und poröser Festkörper,
die Entwicklung von Trennverfahren (u. a. Kiesesäuregel in Trennsäulen für gelöste Ionen,
die auf der hydrolytischen Adsorption von Hydroxokomplexen oder auf der Bildung von
Oberflächenverbindungen beruhte), sowie topochemische Reaktionen sind bei seinen
wissenschaftlichen Arbeiten besonders hervorzuheben (GOUBEAU, 1967).
32
Wilhelm Friedrich Jost (15.06.1903 Friedberg (Hessen) - 25.09.1988 Göttingen). Sohn des
Architekten und Stadtbaurats in Halle Wilhelm Jost (1874 - 1944). Studierte von 1921 bis
1926 Chemie an der Universität Halle, davon ein Semester in München, und promovierte
1926 in Halle. Jost war von 1926 bis 1929 Privatassistent von Max Bodenstein an der
Universität Berlin, habilitierte sich 1929 an der TH Hannover und wurde dort Privatdozent. Er
arbeitete 1932/33 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA).
1935 wurde er als außerordentlicher Professor an die TH Hannover berufen und ging 1937
als außerordentlicher Professor für Angewandte Physikalische Chemie an die Universität
Leipzig. Jost wurde 1943 als ordentlicher Professor für Physikalische Chemie an die
Universität Marburg berufen. Er wurde 1951 als ordentlicher Professor für Physikalische
Chemie an die TH Darmstadt berufen und erhielt 1953 die gleiche Stellung an der Universität
Göttingen. Dort wurde er 1968 emeritiert. Jost arbeitete an der Diffusion in festen
Verbindungen und auf dem Gebiet der Transportprozesse in Festkörpern. Dazu untersuchte
er Explosions- und Verbrennungsvorgänge und deren Kinetik. Später folgten noch
thermodynamische Grundlagen und die Technik der Flüssigkeitstrennung. Hier konnte er
erstmals durch Zugabe einer dritten Substanz binäre flüssige Systeme (z. B. CyclohexanBenzen) durch Destillation trennen. Er setzte das Studium schneller Reaktionen fort. Dabei
wurden neben Oxidations- auch Zerfallsreaktionen untersucht (WAGNER, 1988, FISCHER,
1989c)
70
Das Projekt, Regensburg als vierte Landesuniversität in Bayern zu etablieren,
wurde im Herbst 1952, als Ulrich Hofmann schon in Darmstadt war vom Bayrischen
Landtag abgelehnt. Im Jahre 1962 erfolgte dann doch die Gründung der Universität
in Regensburg, deren Vorlesungen im Herbst 1967 aufgenommen wurden.
Karl Freudenberg
Georg Wittig
Einen Ruf im Sommer 1956 an die Rheinisch-Westfälische Technische
Hochschule in Aachen lehnte Ulrich Hofmann ebenso ab wie die Berufung auf seine
alte Wirkungsstätte der Lehrkanzel an der Technischen Hochschule in Wien. Im
Sommersemester 1960 folgte er schließlich dem Ruf als Direktor des AnorganischChemischen Instituts der Universität in Heidelberg. Dort wurde das Chemische
Institut erst nach der Emeritierung von Karl Johann Freudenberg33 in die Institute für
Anorganische und Organische Chemie (unter Georg Wittig34) geteilt (BOEHM, 1987).
33
Karl Johann Freudenberg (29.01.1886 Weinheim/Baden - 03.04.1983 Heidelberg).
Freudenberg studierte ab 1904 Chemie an der Universität Bonn und wechselte 1910 zur
Universität Berlin wo er promovierte. Er wurde Assistent von Emil Fischer und 1914
Privatdozent an der Universität Kiel. Nach Kriegsdienst und kurzer Forschung in Kiel
wechselte Freudenberg 1920 als Privatdozent an die Universität München und wurde 1921
außerordentlicher Professor für Organische Chemie an der Universität Freiburg. 1922 wurde
Freudenberg als ordentlicher Professor und Direktor des Chemischen Laboratoriums an die
TH Karlsruhe berufen.und wechselte 1926 in gleicher Funktion an die Universität Heidelberg,
71
In
Heidelberg
beschäftigte sich Ulrich
Hofmann fast ausschließlich mit den
Tonen und Tonmineralen.
Dazu
untersuchte er in Zusammenarbeit mit dem
Heidelberger Archäologen Roland Hampe
die antike griechische
Vasenmalerei
[199,
215, 216, 217, 225,
Darmstadt (1956): rechts: Ulrich Hofmann, links: Kurt Hartl
226]. Auch untersuchten sie römische Terra Sigillata die in der Nähe der neuen Chemischen Institute im
Neuenheimer Feld gefunden worden waren [206, 226, 242]. Diese Untersuchungen
begeisterten Ulrich Hofmann, galt sein Interesse doch besonders dem klassischen
Altertum. Bahnbrechende Arbeiten der experimentellen Archäolgie, leisteten Ulrich
Hofmann, Roland Hampe und der Bildhauer Adam Winter im deutschspachischem
Raum. Ulrich Hofmann konnte zeigen, dass die unterschiedliche Färbung
(rot/schwarz) in der attischen Vasenmalerei durch Bemalen mit verschiedenen
Tonschlickern und geziete Führung des Brandes erzielt wurde. Der schöne Glanz auf
den Gefäßen ergibt sich durch die Blättchen (Plättchen) der Tonminerale die sich
deren Direktor er 1949 wurde. Dazu leitete Freudenberg ab 1936 das „Forschungs-Institut für
die Chemie des Holzes und der Polysaccharide“ an der Universität Heidelberg. Er wurde
1956 emeritiert, die Leitung des Forschungs-Institutes legte er 1969 nieder. Freudenbergs
Arbeitsgebiete liegen auf dem Gebiet der Gerbstoffe, Polysaccharid-Chemie und der des
Lignins. Er konnte u. a. nachweisen, dass Cellulose einen Polyglucose ist und klärte den
ähnlichen Aufbau der Stärke. Bei Lignin erforschte er dessen Struktur und Biogenese
(PÖTSCH, 1989c).
34
Georg Wittig (16.06.1897 Berlin - 26.08.1987 Heidelberg). Wittig studierte ab 1916 Chemie
mit Unterbrechung vom Kriegsdienst in Tübingen und von 1920 bis 1923 an der Universität
Marburg, wo er promovierte und bis 1932 als Assistent wirkte. Wittig habilitierte sich 1926
und wurde Privatdozent in Marburg. Ab 1932 wirkte er als außerordentlicher Professor und
Abteilungsleiter an der TH Braunschweig und wurde 1937 ordentlicher Professor für Chemie
an der Universität Tübingen. Georg Wittig wurde 1956 Direktor des Chemischen Instituts an
der Universität Heidelberg, wo er sich 1967 emeritierte. Wittig untersuchte Stabilität und
Reaktionen organischer Radikale sowie den Reaktionsverlauf an ungesättigten Systemen.
Ab 1935 begann er mit der Untersuchung von Lithiumorganischen Verbindungen und fand
dabei 1947 die zu den Yliden führende Wittig-Reaktion (Einwirkung von Phenyllithium auf
quaternäre Ammoniakverbindungen). Mit der Wittig-Definierung fand er eine elegante
Alkandarstellung über Phosphor-Ylide und entdeckte im Natriumtetraphenylborat (sog.
Kalignost) eine Substanz zum Nachweis von Kalium, Rubidium, Cäsium, Ammonium und
Alkaloiden. Wittig erhielt 1979 den Nobelpreis der Chemie (FISCHER, 1989d).
72
flach auf der Oberfläche ausrichten. Werden eisenhaltige Tone in Gegenwart von
Sauerstoff gebrannt ergeben sie eine rote Färbung. In reduzierender Atmosphäre bei
Drosseltung der Luftzufuhr entsteht ein schwarzer Magnetit (Fe3O4) oder Hercynit
(FeAl2O4). Für die Flächen welche schwarz bleiben sollten wurden kaliumhaltige,
illitreiche Tone verwendet. Durch Steigerung der Temperatur bei der Reduktion
entstand durch das Alkali als Flußmittel eine dicht gesinterte Oberfläche, die bei
erneutem Luftzutritt nicht mehr reoxidiert werden konnte. Hingegen bleiben
kaolinreiche Malschichten porös und werden unter Bildung von Hämatit (Fe2O3)
reoxidiert [214, 215, 216, 217, 218, 219, 222, 223, 260, 261] (LAGALY, 1984; BENEKE,
1995b).
Aber auch auf dem Gebiet der
Tribochemie hat Ulrich Hofmann in
fachübergreifender Arbeit mit Max Fink
gearbeit. Dabei wurde schon in den
Jahren 1933 und 1934 über die
Reiboxydation von Metalllen und die
daraus
erfolgte
Abnutzung
von
Zahnrädern
und
Werkstücken
berichtet
[26,30,32,38]
(BENEKE,
2000). Die Zugabe von Salzen in die
Bodenstruktur von Naturstraßen, um
eine gewisse Feuchtigkeit in den
Böden zu erhalten (weniger Staub,
besserere Haltbarkeit) und Vermeidung von Unkräutern, geht auf Ulrich
Hofmann zurück. U. a. wurde dieses
Verfahren in Finnland angewendet
[204, 230].
Den Einsatz von Tonmineralen auf
die Emulsionsbildung von Bitumen hat
Ulrich Hofmann
Ulrich Hofmann ebenso bearbeitet
[240, 241], wie die vergleichende Untersuchung von anorganischen Füllstoffen für
Kautschuk und Polymere, wobei die wichtige Rolle der großen spezifischen
Oberfläche der Tonminerale herausgestellt wurde [138]. Die Untersuchungen über
das färbende Prinzip des Ultramarins nahm Ulrich Hofmann in Heidelberg wieder auf,
nachdem er in Rostock bereits damit begonnen hatte. Die jeweilige Färbung des
Ultramarins (blau, grün, rot, violett,) beruht auf unterschiedliche PolysulfidRadikalanionen die in die Käfigstruktur des Aluminosilicat-Gitters eingebaut sind
[211, 236, 247, 250].
73
In Heidelberg Mitte der 1960er Jahre: v. r. Ulrich Hofmann,
Angela Weiß, Armin Weiß
Der Vater von Ulrich Hofmann Karl Andreas Hofmann hatte sich sehr stark mit
der präparativen Chemie beschäftigt und neue Verbindungen präpariert. Es ist
aussergewöhnlich, dass sein Sohn in seiner ganzen wissenschaftlichen Laufbahn
keine einzige neue Verbindung synthetisierte. Er untersuchte bekannte Stoffe und
Systeme und versuchte ihr Verhalten aus den chemischen Grundlagen zu erklären,
wobei ihm seine praktische Begabung sehr unterstützte. Es gelang Ulrich Hofmann
aus komplizierten Zusammenhängen das wesentliche anschaulich zu machen und er
konnte viele Gesichtspunkte und Arbeitsweisen äußerst geschickt vereinigen. Dabei
kombinierte er Methoden der anorganischen Chemie, der physikalischen Chemie
und der Kolloid- und Grenzflächenchemie um zum Ergebnis zu kommen. Der
Optimismus von Ulrich Hofmann, sein Durchsetzungsvermögen und die Qualität
seiner Arbeit machten ihn zum Wegbereiter der Materialwissenschaften, wie man
heute so sagt. Viele Phämomene die Ulrich Hofmann entdeckte und erklärte sind
heute für den Wissenschaftler so selbstverständlich, dass die ursprünglichen
Arbeiten nicht mehr zitiert werden. Da er beinahe alle Publikationen, wie damals
üblich in Deutsch abfaßte, sind diese vielen Ausländern nicht bekannt. Zu Unrecht
wird der Pionier der modernen Tonmineralforschung Ulrich Hofmann gerne
vergessen. Die Anwendung seiner Erkenntnisse brachten große Fortschritte für
ganze Forschungzweige (Nanotechnologie) und die Industrie (BOEHM, 1987; BENEKE,
1995a).
74
In seinen Vorlesungen konnte Ulrich
Hofmann die Zuhörer fesseln und man
merkte seine Begeisterung für die
Chemie. In Regensburg konnte es
vorkommen, dass er an heißen Sommertagen die Vorlesung in Krachledernen
abhielt. Seine Vorlesungen waren lebhaft
und anschaulich und mit zahlreichen
humorvollen aber auch mit vielen
kulturhistorischen
Anmerkungen
gespickt. In der Experimentalvorlesung ließ
er es sich nicht nehmen, die meisten Versuche selbst durchzuführen. Besonders
freuten sich die Studenten auf die
Vorlesung über Kohlensäure, an dem die
Studenten auch Freunde mitbrachten,
der Hörsaal war restlos überfüllt.
v. r. Ulrich Hofmann und Wolfgang
Nachdem Ulrich Hofmann ein riesiges
Graßmann (unbekannter Zeichner)
Feuer mit einem CO2-Feuerlöscher
gelöscht, mit einer dicken Zigarre getränkt mit flüssigem Sauerstoff geschweißt hatte,
mit flüssiger Luft Speiseeis hergestellt und verköstigt worden war, holte er unter dem
Tisch eine Flasche Mineralwasser hervor; die Studenten zischten und scharrten mit
den Füßen und zeigten ihren Unmut. Als Ulrich Hofmann dann eine Flasche Sekt
unter dem Tisch hervorholte, gab es große Zustimmung der Studenten, sie klopften
auf die Tische. Danach wurde der Hörsaal abgedunkelt, Ulrich Hofmann streckte
beide Arme zur Seite aus, und durch die Tür an jeder Seite des Hörsaals wurde ein
auf einem Wagen montiertes Faß Bier hereingefahren. Da gab es für die Studenten
kein Halten mehr, sie sprangen über die Hörsaaltische und strömten nach vorne.
Hier wurde das Bier in Tonkrüge gezapft und Ulrich Hofmann ließ es sich nicht
nehmen den damals noch wenigen Studentinnen ein Glas Sekt persönlich zu
überreichen. Er genoß es, unter den vielen Studenten zu stehen und den Stummel
der vom Schweißen übrig gebliebenen Zigarre fertig zu rauchen. Dazu genoß er das
Bier, sein Gesicht wurde etwas rötlich und man hörte häufig sein Lachen, ein Lachen
das der, der es kannte, nicht vergessen wird (BENEKE, 1995a).
Sprach Ulrich Hofmann in der Vorlesung über das Glas und dessen Herstellung
und Verwendung, so zeigte er die grüne und braune Einfärbung von Glas mit je einer
gefüllten Flasche Mosel- und Rheingauer Wein, in Heidelberg kam noch der
Bergsträßer Wein dazu. Nach der Vorlesung wiederum mußten die Assistenten blind
kosten und feststellen um welchen Wein es sich handelte (BOEHM, 1987).
75
Der Student Baumeister, der sprachlich ein typischer Heidelberger war, hatte ein
ausgeprochen gutes Gedächtnis. Als er im Mai/Juni 1964 seine Diplomprüfung bei
Ulrich Hofmann machte passierte folgendes. Auf eine Frage von Ulrich Hofmann
antwortete der Kandidat Baumeister. U. Hofmann: „Das was Sie da erzählt haben ist
ja wohl nicht richtig“. Baumeister in seiner Heidelberger Goschen: „Abber Herr
Professor in de neuiste Angewonden Chemie Nr. sowieso, Seite sowieso steiht des
so“: U. Hofmann verließ das Zimmer, geht zu seiner Sekretärin Frau Leuschke und
bittet Sie die von Baumeister angegebene Nummer der Angewandten Chemie zu
holen. Die Prüfung geht weiter, Frau Leuschke bringt die Angewandte Chemie und
holt U. Hofmann kurz aus der Prüfung und dieser schaut sich die von Baumeister
angegebene Stelle an und muß feststellen, dass dieser Recht hatte. Die Prüfung wird
weiter zum Ende geführt. Nachdem der Student Baumeister aus dem
Prüfungszimmer ist seufzte Ulrich Hofmann: „Warum hat man mich nicht vor dem
Kandidaten gewarnt“.
Um 1963 vorn: Ulrich Hofmann mit seiner Frau
Renate; hinten v. l. Gerhard Lagaly, Klaus-Jürgen
Hilke, Roloff
Ulrich Hofmann war ein
lebenslustiger
Zeitgenosse.
Zahlreiche lustige und unbeschwerte Feste zeugen davon.
Auf einem Faschingsball erschien er kostümiert als
Cäsar. In Heidelberg wurden
z. B. auf dem Parkplatz vor
dem Anorganischen Instiutut
Tische und Bänke aufgestellt,
Fakeln erhellten die Nacht,
riesige Spießbraten wurden
über Holzkohle gegrillt und es
gab frisch gezapftes Münchner
Bier aus dem Faß. Dazu
wurden die ganzen Mitarbeiter
des Instuts eingeladen. Nach
dem Essen wurden von Ulrich
Hofmann feine Zigarren persönlich gereicht. Am anderen
Tag gab es die Reste des
Abends, auch Ulrich Hofmann
ließ es sich nochmals schmecken.
76
Ein anderesmal gab es ein „Little Oktoberfest“, da wurden Zelte aufgebaut. Es
wurde Bier vom Faß ausgeschenkt, dazu gab es Brezeln. Es gab auch einen Stand
an dem mit Bällen auf Gesichter geworfen werden konnte. Traf man das Gesicht
klappte es um und traf man mehrmals gewann man einen Preis. Eines der Gesichter
stellte das von Ulrich Hofmann dar. Als er dies sah lachte er herzlich und begann
gleich mit dem Ballwurf auf sein Gesicht und meinte dabei: „Wann hat man schon
mal die Gelegenheit auf sein Gesicht zu werfen, und wenn man dabei trifft auch noch
etwas zu gewinnen“.
Institutsausflug um Heidelberg (1963):
Ulrich Hofmann (vorn)
Institutsausflug (1963): Ulrich Hofmann,
dahinter links sein späterer Schwiegersohn Jürgen Russow
Die Institutsausflüge waren auch immer sehr amüsant. Meistens ging es in die
nähere Umgebung zu Fuß. Ulrich Hofmann war sehr gut zu Fuß (er war ja schließlich
Bergsteiger) und lief immer voran. Viele konnten ihm nicht folgen. Deshalb wurde in
der Regel ein Gasthaus angegeben wo man sich dann treffen konnte. Wenn der Rest
der Truppe dann ankam, hatte er meist schon eine Brotzeit zu sich genommen, saß
vor seinem Bier und rauchte seine Zigarre. Bei einem Ausflug gingen ein paar
Mitarbeiter mit ihm querfeldein, wo sie auch durch ein Gebiet kamen in dem dichter
Farn stand. Ulrich Hofmann, der relativ klein war befand: „Hier steht der Farn aber
77
mannshoch“. Die Mitarbeiter konnten dabei nur schmunzeln, denn sie hatten
überhaupt keine Schwierigkeit über den Farn zu schauen.
Als die Vorbesprechung zur Gründung
der Deutschen Ton- und Tonmineralgruppe
(DTTG) 1970 an der TU München tagte,
beschwerte sich ein Tagungsteilnehmer in
dem relativ kleinem Seminarraum über den
dichten Qualm der durch den Raum zog.
Ulrich Hofmann war der einzige der Zigarren
qualmte, sagte auf eine Bemerkung des
Vorsitzenden, dass doch das Rauchen
eingestellt werden sollte: „Aber das trifft doch
nicht auf mich und meine Zigarren zu“. Da
ihm niemand widersprach blieb es in dem
Raum weiterhin sehr dunstig.
Die sportlichen Aktivitäten von Ulrich
Hofmann wurden schon kurz angesprochen.
Als Schüler turnte er schon sehr intensiv.
In Heidelberg (1963). Ulrich Hofmann
Später trat er außer in den Akademischen
(hinten), Klaus-Jürgen Range (vorn)
Alpenverein in Berlin auch in den Akademischen Turnverein zu Berlin bei. Auch zeichnete er sich dort mehrmals im
Langstreckenlauf über 25 km aus. Auch in späteren Zeiten in Darmstadt und in
Heidelberg ging er zweimal in der Woche abends zum Turnen und bestritt
Wettkämpfe. Mit 55 Jahren nahm er in München am Deutschen Turnfest teil und
errang einen Sieg im Gerätemehrkampf. Gleichzeitig erhielt er das Vorturnabzeichen
des Deutschen Turnerbundes und wurde Riegenführer der 2. Turnerriege des TSG
1846 Darmstadt. In Heidelberg turnte Ulrich Hofmann für den Heidelberger
Turnverein (HTV) von 1864, in dem er auch im Vorstand wirkte. Als Ulrich Hofmann
im Jahre 1964 an einem Montag ins Institut kam sagte er zu seinen Mitarbeitern:
„Haben Sie in der Zeitung gelesen, ich bin beim Turnwettkampf Dritter geworden“.
Die Mitarbeiter gratulierten ihm. Als einer fragte: „Wieviel haben denn daran
teilgenommen?“, antwortete Ulrich Hofmann, „das geht Sie überhaupt nichts an“. An
dem Wettkampf, ich habe an diesem Wettkampf an anderen Disziplinen
teilgenommen, waren drei Teilnehmer beteiligt.
Ulrich Hofmann erhielt viele Ehrungen und Auszeichnungen. Im Jahre 1955
erhielt er den Alfred-Stock-Gedächtnispreis der Gesellschaft Deutscher Chemiker
(GDCh). Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften nahm ihn 1961 auf; 1962
78
erfolgte die Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
in Halle. Die Deutsche Keramische Gesellschaft (DKG) zeichnete Ulrich Hofmann
1964 mit der Hermann-Seger-Plakette35 aus, 1965 erhielt er in Anerkennung seiner
Untersuchungen über die innerkristalline Quellung der Schichtsilicate vom
Montmorillonittyp, der Polyphosphate sowie des Kollagens den Wolfgang-OstwaldPreis der Kolloid-Gesellschaft. Die naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät der
Universität München verlieh ihm 1968 den doctor honoris causa, Egon Wiberg hielt
die Laudatio.
Ulrich Hofmann war langjähriger Vorsitzender des Tonmineralausschusses der
Deutschen Keramischen Gesellschaft. Hier bemühte er sich um eine organisierte
Zusammenarbeit zwichen Mineralogen, Bodenkundlern und der keramischen
35
August Hermann Seger (29.12.1839 Posen - 30.10.1893 Berlin) hatte von 1859 Chemie
an der Gewerbeschule in Berlin studiert. Danach war er von 1863 an technischer Dirigent im
Alaun- und Vitriolwerk „Kreuzkirche“ bei Neuwied am Rhein und promovierte am 16. April
1869 in Rostock mit der Arbeit „Die technische Verwertung Schwefelkies führender Schiefer
und Tone der Stein- und Braunkohlenformation - Kritik des heutigen Standes der Alaun- und
Vitriolgewinnung und Mittel zu deren Hebung“. 1871 übernahm August H. Seger die
Redaktion des Notizblattes des „Deutschen Vereins für die Fabrikation von Ziegeln,
Tonwaren, Kalk und Zement“ und die Redaktion der „Deutschen Töpfer- und Zieglerzeitung“,
welches er 1876 beendete und die „Tonindustrie-Zeitung“ begründete. Er wurde 1878 Leiter
der Königlichen Porzellanmanufaktur (KPM) Berlin und entwickelte ein Porzellan (SegerPorzellan) das in Zusammensetzung und Eigenschaften weitgehend japanischem Porzellan
entsprach und 1882 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Man verlieh im 1885 den
Professorentitel. August Hermann Seger führte um 1884 eine Temperatur-Messung mit
Kegeln in Brennöfen ein. Seger hatte die Zusammensetzung seiner Kegel (Spitzkegel mit
dreieckiger Grundfläche) aus Mischungen von Kaolin, Sand, Feldspat und Marmormehl so
unterschiedlich gewählt, dass sie je nach Zusammensetzung in einem bestimmten
Temperaturintervall (750 °C bis 1550 °C) schmolzen. Dazu setzte er drei Kegel mit
ansteigendem Schmelzpunkt in den Ofen. War der erste Kegel mit dem niedrigsten
Schmelzpunkt geschmolzen und stand der Kegel mit dem nächst höheren Schmelzpunkt
noch, so war die Temperatur des zweiten Kegels erreicht. Die Seger-Kegel wurden z. B. in
der Zementindustrie bis in die fünfziger Jahre beim Brennprozeß des Zements in den Öfen
eingesetzt, obwohl bereits 1891 Henry Louis Le Chatelier (08.10.1850 Paris - 17.09.1936
Miribelle-Echelles (Isère)) das Platin-Platin/Rhodium-Thermoelement entwickelt hatte. Durch
Einführung riesiger Drehöfen mußten dabei andere Temperatur-Meßmethoden gewählt
werden.
Josiah Wedgwood (12.07.1730 Burslem (Staffordshire) - 03.01.1795 Etruria bei
Burslem) hatte bereits um 1775 ein Pyrometer, mit dem er im Unterschied zum
Quecksilberthermometer - welches auf den dänischen Astronomen Ole Rømer (25.09.1644
Århus - 19.09.1710 Kopenhagen) 1702/03 und den Physiker und Instrumentenbauer Daniel
Gabriel Fahrenheit (24.05.1686 Danzig - 16.09.1736 Den Haag) 1714 zurückgeht - hohe
Temperaturen messen und damit beim Brennprozeß von Pozellan die Temperatur
bestimmen konnte. Die Messung der Temperatur glühender Schmelzen oder glühender
fester Körper mit dem Pyrometer beruht auf der von diesen Körpern ausgesandten Strahlen.
Außer den Pyrometern im engeren Sinne (optische oder Strahlungs-Pyrometer) wurden
gelegentlich alle Instrumente zur Messung hoher Temperaturen als Pyrometer bezeichnet,
so auch das von Josiah Wedgwood beschriebene Pyrometer (LANGE, 1989, BENEKE, 1998).
79
Industrie. Später war Ulrich Hofmann auch Gründungsmitglied (28. März 1972 in
Kiel) der DTTG (Deutschen Ton- und Tonmineralgruppe), die die Zusammenarbeit
der Forscher und der Industrie zwischen den einzelnen Fachgebieten auf dem
Gebiet der Tonminerale vertritt. Die DTTG ist Mitglied in der ECGA (European Clay
Group Association). Weiterhin war U. Hofmann von 1966 bis 1968 Mitglied des
Vorstandes der Gesellschaft Deutscher Chemiker und wirkte in den Jahren von 1967
bis 1980 als Mitherausgeber der Chemischen Berichte (TH, 1968; BOEHM, 1987).
Alfred-Stock-Gedächtnispreis der GDCh
August Hermann Seger
Henry Louis Le Chatelier
80
Josiah Wedgwood
Ole Rømer
Nach seiner Emeritierung 1971
ließ Ulrich Hofmann seine Forschungsarbeiten langsam ausklingen. Das
Gebiet der Chemie der Tonminerale
galt bis zum Tode seinem größten
Interesse.
Er
kam
häufig
ins
Heidelberger Chemische Institut und
nahm regelmäßig an den Colloquien
teil. Ab und an war er auch noch auf
Tagungen, so auch 1977 in Kiel auf der
28. Hauptversammlung der KolloidGesellschaft gemeinsam mit der
Deutschen Ton- und Tonmineralgruppe.
Seger-Kegel
Hier war Ulrich Hofmann sehr
aufgeschlossen und an allem interessiert und nahm an allen Vorträgen und Veranstaltungen teil. Zu Armin Weiss, der
einen Vortrag über Kaolinite angekündigt hatte, sagte er: „Ich bin gespannt was Sie
Neues über Kaolinite zu berichten haben“.
81
Eine schwere Krankheit traf ihn kurz vor seinem 80. Geburtstag, die ihn ans
Haus fesselte. Ulrich Hofmann starb am 5. Juli 1986 in Heidelberg und erlöste ihn
(BOEHM, 1987).
Wolfgang-Ostwald-Preis der
Kolloid-Gesellschaft
Ulrich-Hofmann-Preis der European Clay
Group Association (ECGA)
Die ECGA (European Clay Group Association) vergibt seit 2002 den UlrichHofmann-Award für besondere Verdienste in der Grundlagenforschung und
Anwendung der Ton- und Tonmineralogie. Der Preis wurde bisher am Fernando
Veniale, in Pavia und Jan Ścrodón vom Institut für wissenschaftliche Geologie der
Polnischen Akademie der Wissenschaften in Krakau vergeben.
82
83
rechts: Grabstätte von Ulrich Hofmann und seiner Frau Renate
in Heidelberg-Handschuhsheim (29.09.2005)
Grabstätte von Ulrich Hofmann und seiner Frau Renate
in Heidelberg-Handschuhsheim (29.09.2005)
84
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Kurt Hartl, München für die Überlassung von
Bildern von Ulrich Hofmann und Armin Weiß aus seinem Privatbesitz. Prof. Dr.
Wolfgang Beck, Universität München danke ich für die spontane Bereitschaft der
Überlassung von Bildern von Egon Wiberg. Herrn Jörn Kleinert, Universität Kiel
danke ich für die Überlassung eines Bildes von Hanns-Peter Boehm. Franz P.
Hofmann, Sohn von Ulrich Hofmann, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der
T U München, danke ich für die Daten der Kinder von Ulrich Hofmann. Bei Frau
Maria Haraszti, Export Managerin der Zsolnay Keramikfabrik Pécs, bedanke ich mich
für die Auskunft zu Jakab Mattyasovzky und dessen Familie.
Außerdem bedanke ich mich vielmals bei Dr. Hans Ewald Keßler vom
Universitätsarchiv Heidelberg, Frau Angela Hartwig vom Universitätsarchiv Rostock,
Frau Irmgard Rebel vom Universitätsarchiv der TU Darmstadt für wertvolle Auskünfte
zu Ulrich Hofmann.
85
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Physikalische Chemie 72: 1-2
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Gesamtverzeichnis der Publikationen und Werke von Ulrich
Hofmann
1925
[1] Hofmann K A, Hartmann F, Hofmann U (1925) Die Bestimmung von Perchlorat im
Chile-Salpeter auf Grund der Fällung von Methylenblau. Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft 58: 2748-2754
1926
[2] Hofmann U (1926) Glanzkohlenstoff und die Reihe des schwarzen kristallinen
Kohlenstoffs. Dissertation, Technische Hochschule Berlin
[3] Hofmann K A, Linnmann W, Galotti H, Hagenest H, Hofmann U (1926) Oxydation
von gebundenem Stickstoff zu Salpeter bei niedrigen Temperaturen und Reduktion
von Salpeter zum Cyanid. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 59: 204
[4] Hofmann K A, Hofmann U (1926) Der Glanzkohlenstoff als Anfang der schwarzen
krystallinen Kohlenstoffreihe. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 59:
2433-2444
[5] Hofmann K A, Hofmann U (1926) Einwirkung von molekularem Sauerstoff und
Wasserstoff auf Natriumazid. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 59:
2574
1928
[6] Hofmann U (1928) Über Graphitsäure und die bei ihrer Zersetzung entstehenden
Kohlenstoffarten. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 61: 435
[7] Hofmann U (1928) Die Kohlenstoff-Abscheidung aus Kohlenoxyd und Benzin an
Eisen. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 61: 1180
[8] Hofmann U (1928) Die Kohlenstoff-Abscheidung aus Kohlenoxyd und Benzin an
Eisen. II. Kristalliner Kohlenstoff mit hohem Adsorptionsvermögen. Berichte der
Deutschen Chemischen Gesellschaft 61: 2183
[9] Hofmann K A, Hofmann U (1928) Die Oxydation von Silber unter verdünnten
Ammoniaklösungen. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 61: 2566
1930
[10] Hofmann U, Frenzel A (1930) Quellung von Graphit und die Bildung von
Graphitsäure. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 63: 1248-1262
91
[11] Hofmann U, Groll E (1930) ) Die Kohlenstoff-Abscheidung aus Kohlenoxyd und
Benzin an Eisen. III. Die Bildung von Eisenoxyden und Eisenkarbiden im
Bodenkörper. Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie 191: 414
1931
[12] Hanemann H, Herrmann K, Hofmann U, Schrader A (1931) Über die Vörgänge
bei der Ausbildung des Martensitgefüges. Archiv des Eisenhüttenwesens 4: 479
[13] Hofmann U, Frenzel A (1931) Über permutoide Reaktionen des Graphits.
Zeitschrift für Elektrochemie Angewandte Physikalische Chemie 37: 613
[14] Hofmann U, Groll E, Lemcke W (1931) Adsorptionsvermögen, katalytische
Aktivität und kristalline Struktur des Kohlenstoffs. Zeitschrift für Angewandte Chemie
44: 841
1932
[15] Hofmann U, Frenzel A (1932) Reaktion des Graphits als disperses laminares
System. Kolloid Zeitschrift 58: 8
[16] Fink M, Hofmann U (1932) Die Erscheinung der Reiboxydation an
Elektrolytkupfer. Zeitschrift für Metallkunde 24: 49
[17] Fink M, Hofmann U (1932) Zur Theorie der Reiboxydation. Archiv des
Eisenhüttenwesens 6: 161
[18] Hofmann U, Wilm D (1932) Röntgenographische Bestimmung von Kristallitgröße
und Kristallform bei Kohlenstoff. Zeitschrift Physikalische Chemie, Teil B, 18: 401
[19] Hofmann U, Groll E (1932) Durch thermischen Zerfall von Benzin im Gasraum
dargestellter Kohlenstoff. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 65: 1257
[20] Hofmann U, Lemcke W (1932) Kristallstruktur und katalytische Wirksamkeit von
Kohlenstoff. Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie 208: 194
[21] Hanemann H, Hofmann U, Wiester H J (1932) Die Gefügeänderungen des
Stahls beim Härten und Anlassen. Archiv des Eisenhüttenwesens 6: 199
[22] Hofmann U, Frenzel A, Wilm D, Csalán E (1932) Eindimensionale Quellung von
Graphitsäure und Graphit. (Die Reaktionsweise des Graphits). Kolloid Zeitschrift 61:
297
[23] Hofmann U (1932) Kristallchemische Vorgänge an Kohlenstoff. Berichte der
Deutschen Chemischen Gesellschaft 65: 1821
1933
[24] Hofmann U (1933) Bemerkung zu: Glanzkohle, a different form of carbon? By
Sterling B. Hendricks. Zeitschrift für Kristallographie, Mineralogie und Petrographie
Abt. A, 85: 330
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[25] Hofmann U (1933) Alfred Schaarschmidt. Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft 66: 33
[26] Fink M, Hofmann U (1933) Oxydation von Metallen unter dem Einfluß der
Reibung. Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie 210: 100
[27] Hofmann U, Lemcke W (1933) Die aktiven Eigenschaften von Kohlenstoff.
Untersuchungen über aktive Kohlen. Gasmaske 5: 129
[28] Endell K, Hofmann U, Wilm D (1933) Über die Natur der keramischen Tone.
Berichte der Deutschen Keramischen Gesellschaft 14: 407
[29] Hofmann U, Endell K, Wilm D (1933) Kristallstruktur und Quellung von
Montmorillonit. (Das Tonmineral der Bentonittone). Zeitschrift für Kristallographie,
Mineralogie und Petrographie Abt. A, 86: 340-348
[30] Fink M, Hofmann U (1933) Abnutzung von Zahnrädern. Zeitschrift Verein
Deutscher Ingenieure 77: 978
1934
[31] Lemcke W, Hofmann U (1934) Die Adsorption von Tetrachlorkohlenstoff und die
Aktivierung von Kohlenstoff. Angewandte Chemie 47: 37
[32] Fink M, Hofmann U (1934) Die Abnutzung von metallischen Werkstoffen durch
die Reiboxydation. Chemische Fabrikation 7: 96
[33] Hofmann U, Frenzel A, Csalán E (1934) Die Konstitution der Graphitsäure und
ihre Reaktionen. Annalen der Chemie 510: 1
[34] Frenzel A, Hofmann U (1934) Eine Graphitschwefelsäure-Verbindung
(Graphitbisulfat). Zeitschrift für Elektrochemie Angewandte Physikalische Chemie 40:
511
[35] Endell K, Hofmann U, Wilm D (1934) Über quarz- und glimmerhaltige Tone.
Sprechsaal für Keramik, Glas , Email, Silikat 67: 295, 309, 325
[36] Hofmann U, Endell K, Wilm D (1934) Röntgenographische und kolloidchemische
Untersuchungen über Ton. Angewandte Chemie 47: 539-547
[37] Hofmann U, Frenzel A (1934) Die Reduktion von Graphitoxyd mit
Schwefelwasserstoff. Kolloid Zeitschrift 68: 149
[38] Fink M, Hofmann U (1934) Die Abnutzung metallischer Werkstoffe durch
Reiboxydation. Zur Frage nach der Entstehung des Dauerbruchs. Metallwirtschaft,
Metallwissenschaften und Metalltechnik 13: 623
[39] Endell K, Hofmann U (1934) Über vergleichende röntgenographische und
dilatometrische Untersuchungen an Einbettungsmassen. Zahnärztliche Rundschau
1934: 1478
[40] Endell K, Hofmann U (1934) Bemerkungen zu der Arbeit von H. Salmang und J.
Kind: Über Beziehungen verschiedener physikalischer, chemischer und technischer
Eigenschaften von Tonen. Berichte der Deutschen Keramischen Gesellschaft 15:
480
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[41] Wilm D, Hofmann U, Endell K (1934) Über die Bedeutung von
Röntgeninterferenzuntersuchungen bei hohen Temperaturen für die keramische
Forschung. Sprechsaal für Keramik, Glas, Email, Silikat 67: 573
[42] Endell K, Fendius H, Hofmann U (1934) Basenaustauschfähigkeit von Tonen
und Formgebungsprobleme in der Keramik (Gießen, Drehen, Pressen). Berichte der
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[43] Hofmann U (1934) Röntgenoskopie lamellardisperser Systeme. Kolloid
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1935
[44] Wilm D, Hofmann U (1935) Röntgenographische Untersuchungen an
feinstdispersen Kristallen (Aktivkohlen und Ruße). Kolloid Zeitschrift 70: 21
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Bleicherde. Angewandte Chemie 48: 187-191
[46] Rüdorff W, Hofmann U (1935) Kristallstruktur von Chrom-, Molybdän- und
Wolfram-Hexacarbonyl. Zeitschrift für Physikalische Chemie, Teil B, 28: 351
[47] Seifert R, Ehrenberg J, Tiedemann B, Endell K, Hofmann U, Wilm D (1935)
Bestehen Zusammenhänge zwischen Rutschneigung und Chemie von Tonböden?
Mitteilungen der Preußischen Versuchsanstalt Wasserbau und Schiffsbau, Heft 20
[48] Hofmann U, Endell K, Bilke W (1935) Die Quellung von Bentonit und seine
technische Anwendung. Zeitschrift für Elektrochemie, Angewandte Physikalische
Chemie 41: 469
[49] Endell K, Hofmann U, Maegdefrau E (1935) Der röntgenographische Nachweis
von Tridymit in Silicakoksofensteinen und seine technologische Bedeutung. Glückauf
71: 862
[50] Endell K, Hofmann U, Maegdefrau E (1935) Über die Natur des Tonanteils in
Rohstoffen der deutschen Zement-Industrie. Zement 24: 625
[51] Jacob A, Hofmann U, Loofmann H, Maegdefrau E (1935) Chemische und
röntgenographische Untersuchungen über die mineralische Sorptionssubstanz im
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[53] Podschus E, Hofmann U, Leschewski K (1936) Röntgenographische
Strukturuntersuchungen von Ultramarinblau und seinen Reaktionsprodukten.
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Stöckhardts Schule der Chemie (1855) bis zur „Anorganischen Chemie“.
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[67] Hofmann U, Maegdefrau E, Endell K (1940) Quantitative Bestimmung der
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[68] Ardenne v M, Endell K, Hofmann U (1940) Untersuchungen feinster Fraktionen
von Bentoniten und Tonböden mit dem Universal-Elektronenmikroskop. Berichte der
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Tonen auf röntgenographischem Wege. Berichte der Deutschen Keramischen
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[72] Endell J, Zorn R, Hofmann U (1941) Über die Prüfung auf Montmorillonit mit
Benzidin. Angewandte Chemie 54: 376-377
[73] Hofmann U, Ragoss A, Sinkel F (1941) Die Struktur der Kolloide des
feinkristallinen Kohlenstoffs. Kolloid Zeitschrift 96: 231
[74] Freytag H, Hofmann U, Endell K (1941) Einige Versuche zur Kontrolle der
Gleichartigkeit von Glasmengen durch Fotometerkurven ihrer Röntgenbilder.
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[75] Ardenne v M, Hofmann U (1941) Elektronenmikroskopische und
röntgenographische Untersuchungen über die Struktur von Rußen. Zeitschrift für
Physikalische Chemie, Teil B, 50: 1
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Pflanzenernährung 25: 257
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[77] Hofmann U (1942) Nachruf auf Dr.-Ing. Edmund Maegdefrau. Sprechsaal für
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Montmorillonits. Zeitschrift für Kristallographie Mineralogie und Petrographie, Teil A,
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[81] Hofmann U (1943) Die Struktur und die technischen Eigenschaften des
Kohlenstoffs. Österreichische Chemiker Zeitung 46: 97
[82] Hofmann U (1943) Über die Formel der Graphitsäure. Kolloid Zeitschrift 104: 112
[83] Ragoss A, Hofmann U, Holst R (1943) Die Graphitierung von Thermax-Ruß.
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[84] Hofmann U (1943) La estructura del carbono en relacion con sus propriedades
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[85] Hofmann U, Endell J, Maegdefrau H (1943) Die Einheitlichkeit des
glimmerartigen Tonminerals Sárospatit. Berichte der Deutschen Keramischen
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2. Auflage, Seite 168, Akademische Verlagsgesellschaft Becker und Erler, Leipzig
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[88] Hofmann U, Höper W (1944) Über die „aktiven Stellen“ bei der Katalyse.
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[89] Hofmann U (1944) Über die Grenzen zwischen Graphit und den aromatischen
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[90] Meiner A, Meiner W, Berger C, Fricke R, Hofmann U, Klemm W, Schwarz R
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1958
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[165] Kühn K, Hofmann U, Graßmann W, Gebhardt E (1958) Veränderung der
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der
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durch
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Gruppe IV B 2 b. Verlag Schmid, Freiburg i. Br., 1970
{252] Hofmann U, Rothe A (1970) Plastizität und Trockenbiegefestigkeit von Kaolin
und Tonen ohne und mit Zusatz von Quarz. Berichte der Deutschen Keramischen
Gesellschaft 47: 296
1971
[253] Hofmann U, Schwarz K H (1971) Erhöhung des Sedimentvolumens von Kaolin
durch Calciumhydroxidlösungen. Berichte der Deutschen Keramischen Gesellschaft
48: 9
1972
[254] Hoffmann U, Wallner A, Rappard v E (1972) Illit von Lepuyen Velay. Berichte
der Deutschen Keramischen Gesellschaft 49: 284
1973
[255] Hofmann U, Rappard v E (1973) Allevardit. Berichte der Deutschen
Keramischen Gesellschaft 50: 1
[256] Hofmann U, Untucht M (1973) Mineralbestand der Steinzeugtone vor und nach
dem Brand. Berichte der Deutschen Keramischen Gesellschaft 50: 333
[257] Hofmann U (1973) Rationelle Analyse. In: Handbuch der Keramik, Gruppe IV B
1 b. Verlag Schmid, Freiburg i. Br., 1973
[258] Hofmann U (1973) Die Chemie der griechischen Vasen und der Terra Sigillata.
Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Band 10, S.
127, 1973
[259] Pavičević M K, Hofmann U (1973) Investigations of the black paint layers on
the antique vase by electronmicroscope. Beiträge der Elektronenmikroskopie
Direktabbildung von Oberflächen 6, 1973
1975
[260] Hofmann U (1975) Das Geheimnis der Antiken griechischen Keramik. In: J.
Thimme (Hrsg) Bildheft über Griechische Vasen, S. 153. Badisches Landesmuseum,
Karlsruhe, 1975
109
[261] Hofmann U (1975) Kolloidchemie der Tone und Kaoline. In: Handbuch der
Keramik, Gruppe III 2, S. 1. Verlag Schmid, Freiburg i. Br., 1975
1976
[262] Hofmann U (1976) Anfänge der Silicatforschung in den dreißiger Jahren.
Tonindustrie Zeitung 100: 314
1978
[263] Hofmann U (1978) Elementarer Kohlenstoff. In: G. Brauer (Hrsg) Handbuch der
Präparativen Anorganischen Chemie, 3. Auflage, Band 2, S. 609. Enke Verlag,
Stuttgart, 1978
Lehrbuch:
Hofmann K A, Hofmann U (1938) Anorganische Chemie. 8. Auflage. Verlag Vieweg,
Braunschweig
Hofmann K A, Hofmann U (1941) Anorganische Chemie. 9. Auflage. Verlag Vieweg,
Braunschweig
Hofmann K A, Hofmann U (1943) Anorganische Chemie. 10. Auflage. Verlag Vieweg,
Braunschweig
Hofmann K A, Hofmann U (1946) Anorganische Chemie. 11. Auflage. Verlag Vieweg,
Braunschweig
Hofmann K A, Hofmann U (1947) Anorganische Chemie. 12. Auflage. Verlag Vieweg,
Braunschweig
Hofmann K A, Hofmann U (1949) Anorganische Chemie. 13. Auflage. Verlag Vieweg,
Braunschweig
Hofmann K A (1951) Anorganische Chemie. Bearbeitet von Ulrich Hofmann und
Walter Rüdorff. 14. Auflage. Verlag Vieweg, Braunschweig
Hofmann K A (1955) Anorganische Chemie. Bearbeitet von Ulrich Hofmann und
Walter Rüdorff. 15. Auflage. Verlag Vieweg, Braunschweig
Hofmann K A (1957) Anorganische Chemie. Bearbeitet von Ulrich Hofmann und
Walter Rüdorff. 16. Auflage. Verlag Vieweg, Braunschweig
Hofmann K A (1963) Anorganische Chemie. Ulrich Hofmann und Walter Rüdorff
(Hrsg). 17. Auflage. Verlag Vieweg, Braunschweig
Hofmann K A (1965) Anorganische Chemie. Ulrich Hofmann und Walter Rüdorff
(Hrsg). 18. Auflage. Verlag Vieweg, Braunschweig
110
Hofmann K A (1966) Anorganische Chemie. Ulrich Hofmann und Walter Rüdorff
(Hrsg). 19. Auflage. Verlag Vieweg, Braunschweig
Hofmann K A (1969) Anorganische Chemie. Ulrich Hofmann und Walter Rüdorff
(Hrsg). 20. Auflage. Verlag Vieweg, Braunschweig
Hofmann K A (1973) Anorganische Chemie. Ulrich Hofmann und Walter Rüdorff
(Hrsg). 21. Auflage. Verlag Vieweg, Braunschweig
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