Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft 7. Amphibienschutz Definition: Die Amphibien oder Lurche bilden eine stammesgeschichtlich alte Klasse süßwasser-und landbewohnender, vierfüßiger Landwirbeltiere (Tetrapoda). Ihr wissenschaftlicher Name leitet sich aus dem Griechischen ἀμφί [amphi] „auf beiden Seiten“ und βίος [bios] „Leben“ ab, bedeutet also „doppellebig“. Dies rührt daher, dass die meisten Amphibien zunächst ein Larvenstadium im Wasser durchlaufen und nach einer Metamorphose an Land leben können. Auch die erwachsenen Tiere bewohnen meist sowohl aquatische als auch terrestrische Habitate; sie sind zumindest auf die Nähe von Gewässern angewiesen. Viele sind in erster Linie nachts aktiv, um sich vor Fressfeinden zu schützen sowie Wasserverluste durch die Haut gering zu halten. Hintergrund Amphibienschutzanlagen: Straßenbaumaßnahmen, die Lebensräume oder Wanderwege von Amphibien beeinträchtigen sind immer Eingriffe in Natur, die nach dem Naturschutzrecht von den Straßenbauern wieder gut gemacht werden müssen. Das Bundesfernstraßengesetz verpflichtet den so genannten Baulastträger zur Verkehrsicherheit und zur Berücksichtigung des Umweltschutzes. Demzufolge kann dieser auch aus Gründen der Verkehrssicherheit zum Errichten von Amphibienschutzanlagen herangezogen werden. Mir Hilfe der Straßenverkehrsordnung können Straßen auch aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes gesperrt oder ihre Benutzung eingeschränkt werden. Für die Pflege und Unterhaltung von Amphibienschutzeinrichtungen ist grundsätzlich der Baulastträger zuständig, da diese Anlagen Bestandteile der Straße sind. Für die Wartung, also die Kontrolle der Tunnel und Leiteinrichtungen sowie das Freihalten der Anlage von zu starkem Pflanzenaufwuchs, ist in der Regel die Straßenmeisterei zuständig. 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 54 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Gerade für den Amphibienschutz an Straßen sind umfassende Voruntersuchungen von großer Bedeutung, und das nicht nur bei der Beurteilung von Trassenvarianten, sondern auch bei Ausgleichs- und Ersatzlaichgewässern. Genaue Kenntnisse sind ausschlaggebend für den Erfolg der durchgeführten Maßnahme. Ermittelt werden müssen Arteninventar und Größe der Vorkommen sowie die Lage der Wanderwege und der Wasser- und Landlebensräume der Tiere. Amphibienvorkommen können von Jahr zu Jahr sehr stark schwanken, eine zweijährige Untersuchungszeit ist deshalb das Minimum. Dabei muss auch das Jungtieraufkommen berücksichtigt werden, denn Alt und Jungtiere können räumlich unterschiedliche Wanderschwerpunkte aufweisen. Bei ihren ziel gerichteten Wanderungen sind die Amphibien bestrebt, Hindernisse zu umgehen, deswegen wandern sie die Leiteinrichtung entlang. Andererseits versuchen sie, zu starke Abweichungen von der angestrebten Wanderrichtung zu vermeiden und nehmen so die Tunnel an. Sehr wichtig ist, dass die Tunnel genau in Richtung des Wanderzieles liegen, gegebenenfalls auch schräg zur Straße. Amphibien orientieren sich mittels akustischer Wahrnehmungen sowie Feuchtigkeitsunterschieden. Es konnte werden, dass Tunnel mit zur Fahrbahn Vorteile besitzen. magnetischer, optischer und anhand von Gerüchen und allerdings bisher nicht bewiesen offenen Lichtschlitzen deswegen Die Frösche und Kröten nutzen den Tunnel eher, wenn sie den Ausgang erkennen können. Die Tunnel sollten daher einen möglichst großen Durchmesser haben. Außerdem führt dies zu einer Angleichung des Innen- und Außenklimas sowie zu einer Verminderung von Luftströmen. Immer wieder laufen Tiere an den Tunnelöffnungen vorbei. Hier bedarf es einer Zuleitung der Tiere, etwa durch Sperren, die rechtwinklig zur Laufrichtung oder trichterförmig vor den Tunnelöffnungen angeordnet sind. Es ist günstig, den Zaun insgesamt über die ermittelte Breite des Wanderweges hinauszuführen und – um den Tieren ein Umwandern zu erschweren – an den Enden U-förmig auszubilden. Die Zaunelemente 53 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 55 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft werden so in die Böschung integriert, dass sie von der Anwanderseite her von den Tieren nicht überwindbar sind, umgekehrt aber auf der straßen -zugewandten Seite kein Fluchthindernis darstellen. Der Zaun muss aufgrund des Spring- und Klettervermögens der Amphibien mindestens vierzig Zentimeter hoch sein, bei Springfroschvorkommen sechzig Zentimeter. Wichtig ist ein lückenloser Anschluss der einzelnen Bauelemente, denn jede noch so kleine Lücke wird als Kletterhilfe genutzt. Aus demselben Grund darf die Leiteinrichtung nicht von Pflanzen überwuchert werden. Ein Übersteigschutz in Form eines Überhanges der Oberkante ist unabdingbar, da viele Amphibien, insbesondere Jungtiere, in der Lage sind, an senkrechten Wänden empor zu klettern. Wie die meisten Tiere bevorzugen auch Amphibien während der Wanderungen Flächen mit geringem Raumwiderstand. Deshalb werden Waldwege und auch Straßen gerne als Wanderstrecken gewählt. Bei der Gestaltung einer Schutzanlage sind deshalb möglichst hindernisarme Laufflächen anzustreben. Die Umgebung der Amphibienschutzanlage sollte zur Bewahrung des Mikroklimas und zum Schutz vor Feinden naturnah sein. Grundsätzlich sollten Amphibienschutzanlagen so einfach wie möglich gestaltet werden. Aufwändige und verschlungene Leit- und Tunnelsysteme sowie Fallen- und Kippmechanismen zur zwangsweisen Tunnelzuführung erfüllen so gut wie nie den gewünschten Zweck und erschweren Pflege und Wartung. Definition Erdkröte: 54 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 56 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Die Erdkröte (Bufo bufo) ist ein häufiger und im paläarktischen Raum weit verbreiteter Froschlurch aus der Gattung der Echten Kröten innerhalb der Familie der Kröten (Bufonidae). In der Erstbeschreibung nannte Carl von Linné die Art zunächst Rana bufo, ordnete sie also als „Frosch“ in der Gattung Rana ein. Veraltete, seltener benutzte oder regionale deutsche Trivialnamen sind Feldkröte, Gemeine Kröte, Lork, Krott, Hutsche, Broz, Padde, Netze, Thaaschen, Toosche, Tooschkrott, Aefk, Muggel und Mummel. August Johann Rösel von Rosenhof bezeichnete das Tier 1790 als „blatterichte Landkröte mit rothen Augen“ und spielte damit auf die warzige, scheinbar von Pocken (Blattern) entstellte Haut an. Merkmale Die Körperlänge der Männchen beträgt in Mitteleuropa bis zu neun Zentimeter, die Weibchen werden bis elf Zentimeter lang. Weibliche südeuropäische Vertreter der Unterart Bufo bufo spinosus, die unter anderem spitze Hornwarzen und weiße Flecken aufweisen, können bis zu 15 Zentimeter Körperlänge erreichen. Die relativ plumpen Tiere besitzen einen gedrungenen, oberseits von warzigen Hautdrüsen übersäten Körper mit einem breiten, kurzschnauzig gerundeten Kopf. An dessen Hinterseite fallen stark hervortretende, paarige, bohnenförmige Drüsen (Parotiden) auf, die Hautgifte zur Abwehr von Fressfeinden enthalten. Die Oberseite ist meist grau- bis rotbraun; die Männchen sind manchmal schwarzbraun oder auch hell-lehmfarben, während die Weibchen mehr Rotanteile haben. Es können auch, vorwiegend bei Männchen, verwaschen wirkende dunkle Flecken vorhanden sein. Die Unterseite ist bei beiden Geschlechtern schmutzigweiß und dabei durchgehend grau-schwarz gesprenkelt. Die Pupillen sind waagerecht elliptisch geformt, die Iris erscheint kupferfarben bis rotgolden („bernsteinfarben“). Erdkröten haben recht kurze Hinterbeine und bewegen sich auf allen Vieren schreitend, bei Beunruhigung aber auch hüpfend vorwärts. Die Männchen können zur Paarungszeit auch an den braunen bis schwarzen Brunstschwielen der jeweils drei inneren Finger erkannt werden. Zudem haben sie kräftigere Vorderbeine, einen flacheren Kopf und bleiben im Durchschnitt kleiner als die Weibchen. Erdkrötenmännchen besitzen, anders als etwa Wechsel- oder Kreuzkröten, keine Schallblasen. 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 57 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Verbreitung Die Erdkröte ist neben dem Grasfrosch, dem Teichfrosch und dem Teichmolch die häufigste Amphibienart in Europa. Sie ist auf fast dem gesamten Kontinent verbreitet und fehlt nur in Irland, auf Island und im äußersten Norden Skandinaviens. Dort erstreckt sich ihr Areal bis zum 68. nördlichen Breitengrad. Auch in den Mittelmeerländern hat die Erdkröte eine weite Verbreitung, fehlt aber auf vielen Mittelmeerinseln wie den Balearen, Korsika, Sardinien, Malta und Kreta. Die Situation in Russland ist insbesondere im asiatischen Teil noch unzureichend dokumentiert, doch ist die Erdkröte auch dort in einem weiten Bereich anzutreffen. Als östlichstes Vorkommen ist heute das sibirische Irkutsk am Baikalsee anzusehen; Angaben über Erdkröten im fernen Osten Russlands bis hin zur Insel Sachalin sowie Japan beziehen sich auf inzwischen ausgegliederte, frühere Unterarten (siehe unten). Außerhalb Eurasiens findet man die Art noch in Nordwestafrika, im Einzelnen im Norden von Marokko, Algerien und Tunesien. Sie gehört damit zu den am weitesten verbreiteten Amphibien überhaupt. In Deutschland kommt die Erdkröte nahezu flächendeckend von den Küsten bis in die Almregion der Alpen vor. Auf den meisten Nordseeinseln fehlt sie allerdings. Definition Springfrosch: 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 58 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Der Springfrosch (Rana dalmatina) gehört innerhalb der Ordnung der Froschlurche zur Familie der Echten Frösche und ebenso zur Gattung der Echten Frösche. Merkmale Adulte: Springfrösche sind schlanke, langgliedrige Froschlurche mit einer spitzen Schnauze. Die Größe der Männchen reicht selten über 6,5 Zentimeter, die der Weibchen bis acht Zentimeter. Die Oberseite ist hellbraun, rotbraun oder auch hell graubraun („falllaubfarben“) und vergleichsweise zeichnungs- und kontrastarm. Die braunfroschtypische dreieckigen Schläfenflecken mit dem Trommelfell sind dunkelbraun. Die Unterseite ist weißlich und meist ganz ungefleckt. Während der Paarungszeit sind die im Wasser befindlichen Männchen oft dunkelbraun verfärbt. Auf Ober- und Unterschenkeln zeigen sich dunkle Querbänder, die aber kein alleiniges arttypisches Merkmal sind. Die Hinterbeine sind auffallend lang, wodurch die Art sehr sprunggewandt ist – sie kann ein bis zwei Meter weite Sätze machen. Die Pupillen sind waagerecht; die Iris ist im oberen Drittel (oberhalb der Pupille) heller goldfarben als seitlich und unterhalb der Pupille. Das Trommelfell erreicht etwa die Größe des Augendurchmessers und befindet sich jeweils sehr dicht hinter dem Auge. Die Drüsenleisten auf dem Rücken sind nicht sehr stark ausgeprägt und stellenweise unterbrochen. Fortpflanzung Die Paarungsrufe der Männchen bestehen aus recht leisen Tonreihen, die wie „wog ... wog ... wog“ klingen und bis zu 12 Sekunden andauern. Oft wird sogar unter Wasser gerufen, so dass die Lautäußerungen für den Beobachter nur aus der Nähe wahrzunehmen sind. Auf dem nur wenige Tage dauernden Höhepunkt der Laichphase bilden die Tiere aber auch Balzchöre an der Wasseroberfläche. In Mitteleuropa liegt die Laichzeit häufig etwa in der ersten und zweiten Märzdekade – kann sich witterungsbedingt aber auch verzögern. Der Springfrosch ist damit als erste Froschlurchart im Frühjahr laichaktiv. Dies wird als „Konkurrenzvermeidung“ gegenüber anderen früh laichenden Amphibien interpretiert. 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 59 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Laich: Die Laichballen mit 450 bis 1800 Eiern werden in Wassertiefen zwischen fünf und 40 Zentimetern bevorzugt an Äste, Wurzeln oder Pflanzenstängel angeheftet. So sinken sie selten zum Gewässerboden. Die Laichklumpen konzentrieren sich nicht, wie häufig bei Moor- und besonders bei Grasfröschen, an einer bestimmten Stelle im Gewässer, sondern werden weiträumiger verteilt. Der obere Eipol im Laich ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt, an der unteren Seite gibt es einen kleinen, hellen, scharf begrenzten Fleck. Der Durchmesser des einzelnen Eies ohne die Gallerthülle beträgt 1,5 bis 2,1 Millimeter. Larven: Der Flossensaum ist relativ hoch, vor allem im ersten Schwanzdrittel. Der Schwanz der Kaulquappen ist zwei- bis 2,5-mal so lang wie der Rumpf und endet spitz. Die Bauchregion ist „grobkörnig“ und intensiv pigmentiert. Die Gesamtlänge reicht bis 60 Millimeter, was die Larven des Grasfrosches etwas übertrifft. Lebensraum und Verbreitung Der Springfrosch bevorzugt lichte und gewässerreiche Laubmischwälder. Das Offenland der Umgebung wird auch besiedelt, solange dieses über Gebüschreihen mit dem Wald vernetzt ist. Als Laichgewässer dienen Waldtümpel, Weiher, kleine Teiche und Wassergräben. Fischfreie Gewässer mit besonnten Flachuferzonen sind ideal. Die Art lebt oft weit weg vom Wasser in eher trockenwarmen Wäldern (Nieder- und Mittelwälder). Von den drei mitteleuropäischen Braunfroscharten ist es die am meisten wärme liebende und die trockenheitstoleranteste. Das Verbreitungsgebiet reicht von Frankreich über Teile Deutschlands, Tschechien, Österreich, Ungarn, Italien, über den Balkan bis nach Griechenland und ans Schwarze Meer. In Deutschland ist das Verbreitungsbild ein disjunkter Flickenteppich mit Schwerpunkten in Mittel- und Süddeutschland, beispielsweise in der Kölner Bucht, im Saarland, im nordwestlichen Baden-Württemberg und am Oberrhein, in Oberschwaben, in Teilen Bayerns und in Mittelsachsen. Nach Norden lösen sich die Vorkommen immer mehr zu kleinen, isolierten Inseln auf; solche befinden sich z.B. im nördlichen Harzvorland und in der Lüneburger Heide. 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 60 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Gefährdung und Schutz Die stark verinselte Verbreitung im nördlichen Mitteleuropa bedingt eine räumliche und genetische Isolation einzelner Populationen. Eine wichtige Gefährdungsursache ist neben der direkten Lebensraumvernichtung der Kraftfahrzeugverkehr auf dem dichten Straßennetz: Bei den Wanderungen zwischen den Teillebensräumen, unter anderem vom Winterquartier zum Laichgewässer, werden neben anderen Amphibien (vergleiche beispielsweise: Erdkröte, Grasfrosch) auch Springfrösche überfahren. Zudem kann künstlicher Fischbesatz in Kleingewässern zum Aussterben der Froschbestände führen. Definition Grasfrosch: Der Grasfrosch (Rana temporaria) gehört innerhalb der Ordnung der Froschlurche zur Familie der Echten Frösche und ebenso zur Gattung der Echten Frösche. Zusammen mit ähnlich aussehenden und ebenfalls eher terrestrisch lebenden Arten wie dem Springfrosch und dem Moorfrosch wird er außerdem unter dem Sammelbegriff „Braunfrösche“ geführt. Merkmale Adulte: Die Kopf-Rumpf-Länge der erwachsenen Tiere erreicht maximal elf Zentimeter, wobei die Weibchen im Durchschnitt geringfügig größer werden. Die meisten Exemplare sind allerdings eher zwischen sieben und neun Zentimetern groß und wirken dabei recht plump. 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 61 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Die Oberseite kann gelb-, rot- oder dunkelbraun gefärbt sein. Bei manchen Tieren ist diese nur wenig gezeichnet, andere weisen unregelmäßige schwarze Flecken auf, die gelegentlich die Grundfarbe fast verdecken können. Der beidseitige, charakteristische dreieckige Schläfenfleck mit dem darin befindlichen Trommelfell ist deutlich dunkelbraun abgesetzt, wie bei allen Braunfröschen. Auch die Querstreifung der Hinterbeine ist ein Merkmal aller Braunfrösche. Die Unterseite ist beim Männchen weißlich-grau und meist ungefleckt, bei den Weibchen oft gelb und dabei rötlich marmoriert. Die Schnauzenspitze ist stumpf und gerundet geformt, die Pupille länglich und waagerecht ausgerichtet. Der Fersenhöcker auf der Fußsohle erscheint bei dieser Art klein und weich.Die Vorderbeine der Männchen sind viel kräftiger gebaut als die der Weibchen. Dies ist im Fortpflanzungsverhalten begründet, wenn sich die Tiere in axillarer Umklammerung mitunter tagelang auf dem Rücken der Weibchen festhalten müssen. Zur Laichzeit wirken die Männchen in Folge von Ansammlungen von Lymphflüssigkeit manchmal etwas „schwabbelig“ und können sogar leicht bläulich erscheinen (aber nicht so intensiv wie die Moorfrosch-Männchen). An ihren jeweils inneren Fingern bilden sie in dieser Phase dunkle, rauhe Brunstschwielen aus. Fortpflanzung Im zeitigen Frühjahr (in Mitteleuropa meist Mitte bis Ende März) finden sich die erwachsenen Tiere im Laichgewässer ein. Der Paarungsruf der Männchen, die zwei innere Schallblasen besitzen, kann als dumpfes Knurren, das ziemlich leise ist, beschrieben werden. Da die Art ein sogenannter „Explosivlaicher“ ist, die Laichzeit also zeitlich sehr konzentriert an wenigen Tagen abläuft, sind diese Rufe nur kurz zu hören. Einzelne Nachzügler rufen aber auch noch nach der Hauptlaichphase, besonders nachts. Laich: Typisch für den Grasfrosch sind große Laichballen mit 700 bis 4500 Eiern, die in vegetationsreichen, besonnten Flachwasserbereichen abgesetzt werden. Das Laichgeschehen findet oft in bestimmten Ecken von Gewässern statt, so dass dort Ansammlungen aus manchmal hunderten Laichballen auf mehreren Quadratmetern Fläche entstehen können. Die Eier sind fast schwarz gefärbt, nur mit winziger Aufhellung 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 62 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft am unteren Eipol, der Eidurchmesser (ohne Gallerte) beträgt 1,7 bis 2,8 Millimeter. Nach dem Ablaichen quillt die die Eier umgebende Gallerte auf und die Ballen steigen durch Gasbildung meistens an die Wasseroberfläche. Sie sind nun als große, treibende „Fladen“ gut zu sehen. Larven: Der obere Flossensaum der Kaulquappen reicht höchstens bis zur Rumpfmitte. Der Schwanz erreicht maximal die doppelte Rumpflänge und endet eher stumpf. Die Grundfarbe ist braun mit kupfer- bis bronzefarbigen Flecken. Die Gesamtlänge erreicht zuletzt bis 46 Millimeter. Die aquatische Larvenentwicklung bis zur Metamorphose zum Landtier dauert je nach äußeren Bedingungen etwa zweieinhalb bis drei Monate, so dass in Mitteleuropa etwa Mitte bis Ende Juni die meisten Jungfrösche das Gewässer verlassen haben. Lebensraum, Lebensweise und Verbreitung Grasfrösche laichen in einem breiten Spektrum stehender oder langsam fließender Gewässer. Bevorzugt werden flachere, aber selten austrocknende, von der Sonne beschienene Stillgewässer wie kleine Teiche und Weiher (auch Gartenteiche) oder auch Viehtränken in Grünlandgebieten. Nach der Fortpflanzung verlassen die Tiere das Gewässer und gehen zum Landleben über. Als Habitate werden nun beispielsweise Grünland, Saumbiotope, Gebüsche, Gewässerufer, Wälder, Gärten, Parks sowie Moore besiedelt. Nachts gehen die Frösche auf die Jagd nach Insekten, Würmern, Spinnen und Nacktschnecken, tagsüber verstecken sie sich an feuchten Plätzen. Die Überwinterung erfolgt manchmal am Grund von Gewässern, überwiegend aber terrestrisch in Erdlöchern und ähnlichen frostfreien Unterschlüpfen. Der Grasfrosch ist mit drei bis fünf Unterarten im größten Teil Europas vertreten. Das Areal reicht vom Nordrand der Iberischen Halbinsel über Frankreich und die Britischen Inseln – auf Irland wurde die Art vor rund 300 Jahren künstlich eingeführt – über ganz Mitteleuropa und den europäischen Teil Russlands bis über den Ural hinaus weit nach Sibirien hinein. Im Norden wird ganz Skandinavien bis zum Nordkap besiedelt. Größere Verbreitungslücken bestehen dagegen im Mittelmeerraum Südeuropas, wo stattdessen andere Braunfroscharten vorkommen, sowie zwischen Ungarn und dem Schwarzen Meer. Die südlichsten Beobachtungen stammen aus dem Norden Griechenlands. In der 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 63 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft nördlichen Schweiz wurden Grasfrösche bis in 2630 Meter über Meereshöhe gesichtet. In Deutschland ist der Grasfrosch von der Nordund Ostseeküste bis in die Alpen noch mehr oder weniger geschlossen verbreitet (siehe aber: Gefährdung). Gefährdung und Schutz In den letzten Jahren wurden in verschiedenen Regionen Mitteleuropas Bestandsrückgänge festgestellt. In manchen landschaftsstrukturell monotonen, vom Menschen intensiv bewirtschafteten Gegenden kann man nur noch kleine Laichgesellschaften beobachten statt wie früher viele hundert laichende Frösche in einem Gewässer. In der Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands wird diese scheinbare „Allerweltsart“ daher seit 1998 in der Kategorie „Vorwarnliste“ geführt. Eine wichtige Gefährdungsursache ist neben der Lebensraumvernichtung auch der Kraftfahrzeugverkehr auf dem dichten Straßennetz: Bei den Wanderungen zwischen den Teillebensräumen, unter anderem vom Winterquartier zum Laichgewässer, werden neben anderen Amphibien (vergleiche beispielsweise: Erdkröte) auch unzählige Grasfrösche überfahren. Amphibienschutz in Weingarten Wenn im Frühjahr die Temperaturen auf vier Grad Celsius und mehr klettern und es regnet, kommen bei Erdkröte und ihren verwandten Artgenossen Frühlingsgefühle auf. Die Frösche, Kröten, Molche und Salamander verlassen schlagartig ihre Überwinterungsstätten in den Wäldern und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Dabei überqueren sie meist die B3 in Richtung Grötzingen bzw. in Richtung Untergrombach. Nicht selten endet diese Überquerung für die Tiere tödlich. An den Schutzzäunen und Leiteinrichtungen (L-Steine und Tunnels) entlang der B 3 sammeln sich zahlreiche Amphibien und werden während der nächtlichen Aktionen von zahlreichen freiwilligen Amphibienhelfern in Eimern eingesammelt und sicher über die Straße transportiert. Die Tiere wandern meist in der Dämmerung. Sie bewegen sich bei Regen und Trockenheit. Im Jahr 2005 kam es zu einer überproportional starken Wanderung von Erdkröten, die Springfrösche 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 64 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft traten nur in einer schwachen Population auf. Grasfrösche und Molche kamen in den üblichen Mengen vor. Im Jahr 2005 wurde entlang der B 3 ein weiterer Abschnitt zu der bereits Mitte der 80er Jahre errichteten Pilotanlage bei Werrabronn gebaut. Die Betonleitsteine und drei Tunnel unter der Straße wurden mit Mitteln der Stiftung Naturschutzfonds finanziert und eingebaut. In dem ausgebauten Abschnitt ist nun auch die Jungtierwanderung in den Monaten Juni/Juli dauerhaft geschützt. Zusätzlich haben die ehrenamtlichen Amphibienhelfer 4500,- € gespendet. Durch weitere Spenden der Natur- und Moorfreunde, der AGNUS-Jugend, des Schwarzwaldvereins Weingarten, der Sparkasse und die Aufstockung des Betrages durch die Gemeinde auf 10.000,- € konnten nochmals 85 Leitsteine verlegt werden. Ab dem Effenstielweg in Richtung Weingarten bis zum nächsten Durchlass ist damit die Hinwanderstrecke abgesichert. Die Straßenbauverwaltung unterhält die Amphibieneinrichtungen. Weiterhin werden noch ca. 750 Meter der Wanderstrecke mit mobilen Leitzäunen von ehrenamtlichen Helfern zwischen Januar und Anfang Juni betreut. 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 65 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Amphibienschutzanlage mit Einlassgitter an der B3: 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 66 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Auslasstunnel des Krötentunnels an der B 3: 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 67 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft Zeitliche Abfolge der Maßnahmen zum Amphibienschutz in Weingarten und Untergrombach: Im Februar 1997 wurden weitere Gitterröste eingebaut. Aufgrund besonders starker Krötenwanderungen wurde die Bundesstraße 3 zwischen Weingarten und Untergrombach im Februar 1997 und in den Folgejahren abends und nachts durch die Polizei voll gesperrt. Die Untergrombacher Naturschützer richten im Herbst 1997 eine Internetadresse ein, auf welcher Informationen über den Schutz der Frösche und Kröten im Raum zwischen Weingarten und Bruchsal abgerufen werden können. Die Weingartener Arbeitsgemeinschaft für Naturund Umweltschutz sammelt zusammen mit der Walzbachtaler Arbeitsgemeinschaft und dem Verein für Umwelt und Naturschutz Untergrombach im Rahmen der Aktion „Rettet die Frösche“ auf der Hartmannsbrücke für den Bau von Krötentunneln Im März 1998 strukturieren die Untergrombacher Naturschützer ihre Homepage neu und ergänzen sie um ein Amphibienlexikon (http: //www.froesche.home.ml.org.) Im Sommer 1999 wird die neue Amphibienschutzanlage (Leitsystem mit Tunneldurchlaß, 250 m lang, beidseitig der B3 errichtet) entlang der B3 zwischen Untergrombach und Weingarten nach einer Bauzeit von knapp vier Monaten fertiggestellt (Kosten. ca. 76.693,00 €) Der Umwelt- und Naturschutzverein Untergrombach betreut seit Februar 2000 aufgrund starker Amphibienwanderungen auch das Gebiet in Höhe des Gewanns „Streitacker“. Im Oktober 2000 kam es aufgrund äußerst milder Temperaturen und warmen Regenfällen zu einer unvorhergesehenen Wanderung von Fröschen und Kröten. Diese Phänomen stellte die Amphibienschützer vor erhebliche Probleme, da die Zeit zu knapp war, um in 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 68 Umweltinformationen Weingarten (Baden) II. Natur und Landschaft angemessener Form auf die plötzlichen Wanderschübe zu reagieren. Im Frühjahr 2001 wurde der Bestand an Amphibien im Bereich Untergrombach – Weingarten auf die Rekordzahl von annähernd 20.000 Tieren geschätzt Im Frühjahr 2002 wird auf Anregung des Gemeinderates am Ortseingang in Richtung Jöhlingen ein Krötenwarnschild aufgestellt, da zwischen dem Pumpwerk Schmalenstein und dem Schlossbergsee vermehrt Krötenwanderungen festgestellt wurden. Im Jahr 2002 waren wegen den außergewöhnlich starken Krötenwanderungen fünf Vollsperrungen erforderlich Im Herbst 2003 stellt die Stiftung Naturschutzfonds Mittel zur Verlängerung der bereits bestehenden festen Amphibienleiteinrichtung und für Amphibienleiteinrichtung zur Verfügung. Im Sommer/Herbst 2004: Der Bau der o.g. Leiteinrichtungen macht eine Inanspruchnahme von Privatgrundstücken für die Bauphase bzw. für immer erforderlich. Die betroffenen Grundstücke können ganz oder teilweise gekauft werden. Die Baustrecke beträgt ca. 250 m, durch den Bau von drei Amphibiendurchlässen und Amphibienleiteinrichtungen wird eine weitere Lücke im geschlossen. Die Leiteinrichtungen verlaufen parallel zur B3 mit einem Mindestabstand von zwei Metern. Die Baukosten belaufen sich auf ca. 109.000,00 €. Im Frühjahr 2005 war die Zahl der gesammelten Tiere im Vergleich zu früheren Jahren geringer, was auf den Erfolg der installierten Leiteinrichtungen hinweist. Dezember 2006: Aufgrund der Initiative der langjährigen Amphibienschützerin Frau Ingrid Husen gibt es seit vielen Jahren unter großer Beteiligung von Weingartener Grundschülern sowie weiteren Ehrenamtlichen Arbeitseinsätze bei den Krötenteichen am Schlangenbrunnen, bei dem die Teiche vor allem von überwucherndem Schilf befreit werden. 52 II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1995 – 2007II. Natur und Landschaft -Umweltinformationen 1996-2007- 69