Kammermusik der S ä c h s i s c h e n S ta at s k a p e l l e Ver ant wortlich Friedwart Christian Dit tmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein 4. Kammerabend D i en s tag 2.2.10 Mitwirkende Gäste Vorschau 2 0 U h r · S e m p ero p er Kammermusikaustausch mit dem Gewandhausorchester Leipzig Das Sächsische Klaviertrio Roland Fuhrmann, Klavier Veronika Starke, Violine Hartmut Brauer, Violoncello Gegrün de t 1854 als To n k ü n s t l e r -V e r e i n z u D r es d e n Joseph Haydn (1732-1809) Trio C-Dur Hob. XV: 27 für Klavier, Violine und Violoncello 1. Allegro 2. Andante 3. Finale: Presto Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Trio c-Moll op. 66 für Violine, Violoncello und Klavier 1. Allegro energico e fuoco 2. Andante espressivo 3. Scherzo: Molto allegro quasi presto 4. Finale: Allegro appassionato pause Das Alfred-Brendel-Projekt M i t t wo ch 3.2.10 20 Uhr F r e i tag 5.2.10 19 Uhr S e m p er o p er / Ru n d f oy er D i e G l ä s er n e M a n u fa k t u r vo n Spiegelbild und schwarzer Spuk Alfred Brendel liest aus eigenen Gedichten Vo l k s wag en Dazu Musik mit Musikern der Staatskapelle und Adrian Brendel (Violoncello) Joseph Haydn Streichquartett G-Dur op. 76 Nr. 1 Ludwig van Beethoven Aus der Serenade D-Dur op. 8 für Streichtrio György Kurtág Stücke für Violoncello solo 4. Kammerabend Dr e s d e n Von der Architektur der Klänge Podiumsgespräch mit Alfred Brendel, Adrian Brendel u.a. Moderation: Wolfgang Sandner Im Anschluss Kammerkonzert mit Musikern der Staatskapelle und Adrian Brendel Robert Schumann Klavierquintett Es-Dur op. 44 Robert Schumann (1810-1856) Trio Nr. 1 d-Moll op. 63 für Klavier, Violine und Violoncello 1. Mit Energie und Leidenschaft 2. Lebhaft, doch nicht zu rasch 3. Langsam, mit inniger Empfindung 4. Mit Feuer Zum 200. Geburtstag des Komponisten I m p r e ss u m Dr u c k Union Druckerei Dresden GmbH Texte Sächsische Staatsoper Dresden Intendant Prof. Gerd Uecker Generalmusikdirektor Fabio Luisi Die Einführungstexte von Cynthia Dietterle sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Spielzeit 2009|2010 Herausgegeben von der Intendanz © Februar 2010 Redak tion Tobias Niederschlag G e s ta lt u n g u n d s at z schech.net | www.schech.net w w w . s ta at s k a p e l l e - d r e s d e n . d e Kammermusik der S ä c h s i s c h e n S ta at s k a p e l l e Dr e s d e n Gegrün de t 1854 als To n k ü n s t l e r -V e r e i n z u D r es d e n Ver ant wortlich Friedwart Christian Dit tmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein Joseph Haydn Klaviertrio C-Dur Hob. XV: 27 Die Gattung des Klaviertrios mit der Besetzung Klavier, Violine und Violoncello wurde für Komponisten der Wiener Klassik neben dem Streichquartett zu einem bevorzugten Genre. So wundert es nicht, dass Joseph Haydn im Laufe seines Lebens eine Vielzahl an Trios geschrieben hat. Obwohl nicht alle Klaviertrios genau datierbar sind, so kann man doch auf drei Schaffensperioden schließen. Das Klaviertrio Nr. 27 in C-Dur gehört zur dritten Gruppe der späten Trios (Hob. XV: 18-32), der sich Haydn nach seiner ersten England-Reise zwischen 1794 und 1796 gewidmet hat. Während die Klaviertrios der zweiten Periode vor allem als Hausmusik gedacht waren, komponierte Haydn seine letzten 13 Trios als «Konzertmusik» für ein größeres Publikum. Sie zeichnen sich durch einen anspruchsvolleren Klaviersatz aus, außerdem durch einen größeren Erfindungsreichtum, als man ihn in den früheren Werken findet. Trotzdem haben sie sich bis heute nicht wirklich im Konzertrepertoire etabliert. Vielleicht ist ein Grund dafür der in erster Linie begleitende, nicht obligate Part des Violoncellos. Anders als im Bereich des Streichquartetts, in dem die satztechnische Meisterschaft im Vordergrund steht, zeichnet sich das Klaviertrio durch die originelle Mischung der drei Instrumente aus. Haydn komponierte die späten Trios nicht mehr für Cembalo, sondern für das aufkommende Hammerklavier, das eine größere Farbigkeit und nuancenreichere Artikulation ermöglichte. Musikalisch ist der erste Satz des Klaviertrios Nr. 27 durch spielerische Figurationen und eine kantable Melodik gekennzeichnet. Der zweite Satz strahlt anfangs noch eine idyllische Ruhe aus, wird im Mittelteil aber dramatischer und endet in einer freien Klavierkadenz. Das Final-Rondo erinnert mit seinen humoresken Zügen an Finalsätze aus Haydns Streichquartetten. Felix Mendelssohn Bartholdy Klaviertrio c-Moll op. 66 Im Kammermusikschaffen Felix Mendelssohn Bartholdys nehmen die beiden Trios für Violine, Violoncello und Klavier op. 49 d-Moll und op. 66 c-Moll einen zentralen Stellenwert ein. Anders als in den Werken Haydns steht der Violinpart in diesen beiden Werken eindeutig im Vordergrund. Sein zweites und letztes Klaviertrio komponierte Mendelssohn zwischen Februar und April 1845, als er sich in Frankfurt am Main ganz dem Komponieren widmete. Am 20. April 1845 schrieb er an seine Schwester Rebekka: «Das Trio ist ein bißchen eklig zu spielen, aber eigentlich schwer ist es doch nicht. Suchet, so werdet Ihr finden!» Die Uraufführung erfolgte am 20. Dezember 1845 im Leipziger Gewandhaus, wohin Mendelssohn nach mehreren Ortswechseln als Leiter der Gewandhauskonzerte zurückkehrte. Nur ein Jahr zuvor komponierte er das berühmte Violinkonzert e-Moll op. 64. Das Trio op. 66 widmete er dem Komponisten und Violinvirtuosen Louis Spohr. Obwohl das erste Trio op. 49 letztlich populärer geworden ist, zeichnet sich das zweite durch einen vielleicht noch intensiveren Ausdruck und eine höhere Komplexität aus. Der erste Satz ist geprägt durch ein bewegtes Hauptthema, das zunächst im Klavier vorgestellt wird. Das zweite Thema hebt sich davon ab, kann sich aber nicht wirklich durchsetzen. Vom Charakter her lichter ist das folgende Andante, das einen deutlichen Gegensatz bildet zum kurzen Scherzo an dritter Stelle, dessen furio­ ser und temperamentvoller Hauptteil durch ein graziöses Trio abgelöst wird. Der ebenfalls nur kurze Finalsatz zitiert den Choral «Vor Deinen Thron tret ich hiermit» (Genfer Psalter, 1551), den schon Johann Sebastian Bach vertonte und der das Werk in einer hymnischen Coda beschließt. Robert Schumann Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 63 «Eine breite Stadt mit italienischen Türmen, Kirchen und Schlössern, Florenz» – diesen Eindruck muss die Stadt Dresden auf Robert und Clara Schumann gemacht haben, als sie 1844 von Leipzig nach Dresden umsiedelten. Robert Schumann hatte die Hoffnung aufgegeben, Nachfolger von Felix Mendelssohn am Gewandhaus zu werden unddem aucham dieheutigen Leitung der «Neuen ZeitMit Abend uraufgeschrift für Musik» abgegeben. Clara führten Streichquartettsatz «Oh Haupt Schumann war zu diesem voll Blut und Wunden» vonZeitpunkt Karl Friedmit ihrem ersten Emil schwanger. rich wird die ReiheSohn mit Werken von Dresden sollte einMitgliedern Neuanfangder werden komponierenden und das Ehepaar aus einer Krise holen, Staatskapelle fortgesetzt. doch die Realität sah anders aus: «Dresden ist ein musikalisches Nest», schrieb Clara, die als Pianistin in der Öffentlichkeit bekannter war als ihr Mann. Robert beklagte sich in einem Brief an Mendelssohn über die Dresdner Musiker, unter denen die «besten Exemplare» der Philister zu finden seien … Dennoch stand er in engem Austausch mit einigen Musikern der berühmten Hofkapelle, die damals unter Richard Wagners Leitung die Oper «Tannhäuser» zur erfolgreichen Uraufführung brachte. Schumann, der mit Wagner nur wenig warm wurde, sah indes für seine Werke nur geringe Aufführungsmöglichkeiten. So blieb seine Zeit in Dresden, trotz des engen Austausches Ferdinand Hiller, dem Karl Friedrich mit wurde 1920 in Stockheim Leiter des Männerchores «Liedertafel», (Oberfranken) geboren und erhielt letztlich eine eher Zeit. Violinunterricht beiunglückliche Hugo Seeling, ArAllerdings hier Nach rund ein thur Tröberkomponierte und WillibalderRoth. Drittelersten seinesEngagement gesamten Schaffens. einem in der DresdnerDas Philharmonie wurde er Mitglied erste Klaviertrio op.1951 63, das heuder ersten Geigengruppe der Staatska te Abend aus Anlass des 200. Geburtstags von Robert Schumann im Jahr 2010 erklingt, entstand in Dresden zwischen Juni und September 1847 «in einer Zeit düsterer Stimmungen». Seit Jahren quälte Schumann ein Nervenleiden, er musste den Verlust zweier Kinder hinnehmen, wovon eines vor der Geburt starb. Auch der Tod Mendelssohns machte ihm schwer zu schaffen. Trotz dieser emotionalen Belastungen ist das Klaviertrio op. 63 d-Moll von den drei Klaviertrios Schumanns vielleicht das überzeugendste. Vor der eigentlichen Uraufführung am 1. Dezember 1847 in Dresden stellte Clara Schumann das neue Werk an ihrem Geburtstag (3. September 1847) in privatem Kreise vor. «Es klingt wie von einem, von dem noch vieles zu erwarten steht, so jugendfrisch und kräftig, dabei doch in der Ausführung so meisterhaft», schrieb sie selber über das Werk und bezog sich damit wohl vor allem auf den letzten Satz, der als einziger in strahlendem Dur endet. Der erste Satz dagegen beginnt mit tiefen Basstriolen. Darüber erhebt sich ein leidenschaftlich düsteres Haupt­ thema, das erst mit dem choralartigen Seitenthema zur Ruhe kommt. Am Ende des Satzes steht aber wieder das düs­ tere Moll des Beginns. Das Scherzo ist gekennzeichnet durch seinen unruhigen Rhythmus. Ihm steht im Trio eine aufund absteigende Melodie gegenüber, die kanonisch durch die Instrumente wandert. Der dritte Satz ist ein ausdrucksvolles Adagio, dessen Klagemotive der Streicher sich aber nicht zu einer geschlossenen Melodielinie fügen. Das Klavier bildet dabei das Klangfundament. Der Finalsatz erzeugt Hoffnung und Lebensfreude durch hellere Klangfarben und kulminiert in einem fulminanten Schluss in D-Dur. Cynthia Diet terle Mitwirkende Gäste Das Sächsische Klaviertrio Das Sächsische Klaviertrio wurde vor rund 30 Jahren von Roland Fuhrmann, dem Pianisten des Ensembles, als Fuhrmann-Trio gegründet. In der damaligen Besetzung mit Gunar Kaltofen (Violine) und Jürnjakob Timm (Violoncello) entwickelte es sich zu einem führenden deutschen Kammermusikensemble, dessen Stellenwert durch Konzerte im In- und Ausland sowie Rundfunk- und Fernsehaufnahmen unterstrichen wurde. Im Jahre 2002 hat sich das Sächsische Klaviertrio neu formiert. Nunmehr mit Veronika Starke (Violine) und Hartmut Brauer (Violoncello) – beide sind wie ihre Vorgänger Mitglieder des Leipziger Gewandhausorchesters – will Roland Fuhrmann die künstlerische Linie mit einem Schwerpunkt auf dem Repertoire der Klassik und Romantik fortsetzen, aber auch Neues entdecken und erarbeiten. In nur kurzer Zeit hat sich das Sächsische Klaviertrio erneut als engagiertes Ensem­ ble zusammengefunden und etabliert. Der derzeitige Schwerpunkt des Trios liegt bei Kompositionen von Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Johannes Brahms.