Marianna Martines

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13. Dezember 2012 – Zum 200. Todestag
Österreichische Komponistin, Cembalistin und Sängerin
Marianna Martines, geboren am 4. Mai 1744, war in der Männerdomäne
des Komponierens zur Zeit der Wiener Klassik eine bedeutende Figur.
Mit ihrem musikalischen Salon war sie zudem als Musikerin eine feste
Größe im intellektuellen Leben Wiens. In eine wohlhabende Familie
mit spanischen Wurzeln hineingeboren, residierte die junge Marianna
im Zentrum der Metropole direkt gegenüber der Wiener Hofburg,
wodurch sie unmittelbaren Kontakt zu der künstlerischen Elite ihrer
Zeit hatte. Der berühmte Dichter am Hofe von Kaiserin Maria Theresia,
der Librettist Pietro Metastasio, war ein Freund von Mariannas Vater
und lebte 40 Jahre im selben Haus. Er unterrichtete sie entweder selbst
oder sorgte für hochkarätige Lehrer. So lernte sie Cembalo bei dem
jungen Joseph Haydn und bekam Gesangsunterricht bei Nicolò Porpora,
dem damals profiliertesten Gesangslehrer Europas.
Durch Metastasio und Porpora wurde Marianna Martines im Stil der
neapolitanischen Schule und der opera seria ausgebildet. Als junge Komponistin
mit mächtigen Lehrern war sie jedoch auf diese zunehmend aus der Mode
kommende Tradition festgelegt. Sie schrieb insgesamt 156 Arien und Kantaten in
diesem durch hohe Gesangsvirtuosität gekennzeichneten Stil. Gegen jede
Konvention ihrer Zeit verstoßend schuf sie als Frau zudem viele geistliche
Vokalwerke. Bei einem Hochamt 1761 wurde ihre Musik gespielt – damals war sie
erst 16 Jahre alt.
Mit 29 Jahren wurde ihr die damals höchste Auszeichnung als Komponistin zuteil, um die viele ihrer
Kollegen vergebens kämpften: Sie wurde als erste Frau in die „Accademia Filarmonica di Bologna“
aufgenommen. Bei den Konzerten im Hause ihres Vaters, bei denen sie Cembalo spielte und sang,
verkehrten bedeutende Persönlichkeiten ihrer Zeit, so z.B. der Schriftsteller Charles Burney oder der
Komponist Antonio Salieri. Zu den von ihr überlieferten Werken gehören mehrere Messen und
Psalmvertonungen, Litaneien und Oratorien, Kantaten und Motetten, sowie mehrere Cembalo-Sonaten,
Cembalo-Konzerte und eine Sinfonie.
Ihr berühmtestes Werk ist das 1782 komponierte und aufgeführte Oratorium „Isacco, figura del
redentore“,
das vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Eine Zäsur markierte der Tod
Metastasios im selben Jahr. Auffällig ist zum einen, dass sie erst nach dessen Tod begann, ihre Werke zu
veröffentlichen. Zu diesem Zeitpunkt galt ihre in der neapolitanischen Schule verhaftete Musik als
„altmodisch“ und fand nur schwer einen Verleger. In der Folge gab sie das Komponieren auf. Von dem
Erbe Metastasios führte Martines zwischen 1780 und 1790 eine Singschule, die als eine Vorläuferin des
Wiener Konservatoriums gilt. Nach 1790 zog sie sich mehr und mehr aus dem öffentlichen Leben zurück
und starb am 13. Dezember 1812 in Wien.
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