Prof. Dr. Hans-Joachim Schmidt Universität Freiburg (Schweiz)

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Prof. Dr. Hans-Joachim Schmidt
Universität Freiburg (Schweiz)
Herbstsemester 2013
Vorlesung: Europa im 13. Jahrhundert
10) Königreich Frankreich
Ausgangssituation um das Jahr 1200:
dynstische Kontinuität seit 986: Kapetinger
nur kleine Krondomäne um Paris, Orleans und Sens; König ohne Einfluss südlich der Loire
grosse Fürstentümer: Herzogtum Burgund, Grafschaft Flandern, Grafschaft Toulouse, Grafschaft
Champagne, Herzogtum Bretagne,
Herzogtümer Aquitanien und Normandie sowie die Grafschaften Maine und Anjou in Personalunion mit
dem englischen Königtum, damit englischer König grösster Vasall des französischen Königs und
zugleich sein gefährlichster Rivale
Folge: englisch-französischer Gegensatz
1202 Klage eines Lehensmannes gegen den englischen König Johann (Ohneland) vor dem
französischen königlichen Gericht, Johann erscheint nicht vor Gericht, Verurteilung: alle Lehen werden
aberkannt
Folge: Krieg
1214 Schlacht von Bouvines: König von Frankreich Philipp II. siegt über Johann, von da an Philipp
II. August
englischer Besitz in Frankreich geht zu grossen Teilen verloren
englische Barone, die gegen Johann opponieren, rufen sogar den französischen Königssohn Ludwig
(VIII.) nach England, dort jedoch keine Erfolge für Ludwig
weitere Expansion Richtung Süden: Albigenserkriege
1226 erobert König Ludwig VIII. die Grafschaft Toulouse,
Friede von Paris 1229: Graf Raimund VIII. von Toulouse akzeptiert Verlust der östlichen Teile der
Grafschaft (um Béziers und Carcassonne), Heirat seiner Tochter an Bruder des neuen französischen
Königs Ludwigs IX., Alfons von Poitiers, dieser wird Erbe der Grafschaft nach Tod Raimunds
nachdem Alfons erbenlos stirbt 1271 fällt sein Besitz an die Krone
Ergebnis: Ausdehnung der Krondomäne nach Westen und nach Süden; erstmals Mittelmeer erreicht,
Normandie wird zum wichtigsten und einträglichsten Bestandteil der Krone
andererseits ist es unmöglich, so weite Gebiete effektiv zu beherrschen, weswegen jüngere
Königsöhne mit Gebieten aus der Krondomäne belehnt werden = Apanagen
König Ludwig IX. (der Heilige) (1226-1270), im Alter von 12 Jahren wird er König; zunächst regiert
seine Mutter Bianca (von Kastilien)
Ludwig heiratet Margarete von Provence 1234, sichert sich damit diese Grafschaft, die formal dem
Kaiser untersteht, überlässt sie aber seinem Sohn Karl von Anjou (dieser wird später König von
Sizilien)
Gebietserweiterungen erfordern Reorganisation der Herrschaft: Aufbau einer Verwaltung
Heranziehung von Juristen, Ausbildungsstätte vor allem Universität Orléans (besteht seit 1229)
diese Juristen = Legisten interpretieren römisches Recht und wenden spätantikes Kaiserrecht auf das
Königreich an
König von Frankreich gilt als Inhaber der Rechte, die ein Kaiser innehat (Grundsatz von Papst
Innozenz III. 1203 bestätigt)
Prozesse werden an das Hofgericht = Parlement gezogen
Strafen oft Konfiskationen, was die Krondomäne erweitert
2
Ludwig als Kreuzfahrer (1248-1254 und 1270)
Ludwig unterstützt Kirchen und gründet Klöster
schon zu Lebzeiten grosses Presige Ludwigs IX:. er wird als Schiedsrichter berufen, auch in
Auseinandersetzungen zwischen dem englischen König Heinrich III. und den aufständischen Baronen
1264
Friedensverträge: mit England (Friede von Paris) 1258 mit England, Friede von Corbeil mit Aragón
1258
nach seinem Tod 1270 durch Papst Bonifaz VIII. 1297 Heiligsprechung
Königliches Prestige und religion royale:
schon vor Ludwig IX. ausgebildet:
Elemente:
- König als Krankenheiler ("roi thaumaturge")
- Salbung mit dem heiligen Öl in Reims
- Könige von Frankreich als Nachfolger von Karl dem Grossen
- Königliches Geschlecht und Franzosen insgesamt als Nachfahren der Trojaner
- König als Schützer der Kirchen und als Beauftragter des heiligen Dionysius, in St. Denis
Grablege
- im Kloster St. Denis Pflege des Königskultes, dort auch Abfassung der "Grandes chroniques
de France"
- Berufung auf den heiligen König Ludwig IX.
- Könige von Frankreich seien immer der Kirche und vor allem den Päpsten treu ergeben
(anders als dies bei den Kaisern - bes. den Staufern - gewesen sei)
König Philipp III. (1270-1285) unterstützt seinen Bruder Karl von Anjou, der als König von Sizilien
gegen die Aufständischen unter König Peter III. von Aragón, kämpft
aber der Kreuzzug - mit Kreuzzugszehnten finanziert - gegen Aragón scheitert, Philipp III. stirbt auf
Rückzug
König Philipp IV. (1285-1314)
1. Problem: Verschuldung, verschärft noch durch den gescheiterten Kreuzzug
2. Problem: Massnahmen zur Steigerung der Einkünfte: Steuern, auch von Klerus, dies provoziert aber
Konflikte mit Papst Bonifaz VIII., der Steuerfreiheit aller Kleriker fordert (Bulle "Clericis laicos")
3. Problem: Konflikte mit England (1294-1297) und damit verbunden mit Flandern, das als Basis für
englischen König dient (1298-1300)
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