Hamamelis, Teil I, DEGA 02/2007

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on den fünf Arten der
Gattung Hamamelis sind
bei uns drei Arten – H.
japonica, H. mollis und H. virginiana – mit zahlreichen Sorten in Kultur. Außerdem hat die
Hybride H. × intermedia große
gärtnerische Bedeutung; diese
werden wir im zweiten Teil des
Beitrags in DEGA 4/2007 vorstellen.
Sträucher mit
frostfester Blüte
Alle Arten sind sommergrüne
Sträucher oder kleine, bis 12 m
hohe Bäume, die oft breiter als
hoch werden und sternhaarige
Triebe und nackte Winterknospen besitzen. Wechselständig
sind die einfachen, kurz gestielten, eiförmigen oder verkehrt-eiförmigen, an der Basis
schiefen, buchtig gezähnten
Blätter angeordnet. Sie färben
sich im Herbst nicht selten auffallend gelb bis dunkelrot.
Die duftenden, vierzähligen
Blüten sitzen in dichten achselständigen Büscheln zusammen. Auffallend an den Blüten
sind die vier bandförmigen, in
der Knospe aufgerollten, später
oft gewundenen Kronblätter.
Die Blütezeit kann deutlich
mehr als vier bis fünf Wochen
dauern, vor allem dann, wenn
sie durch Frost unterbrochen
wird.
Trotz ihrer Zartheit besitzen
die Blüten eine erstaunliche
Frostresistenz. Offene Blüten
können bis zu –10 °C ertragen
– kein anderes Blütengehölz
zeigt eine ähnliche Toleranz.
Die bandförmigen Blütenblätter
rollen sich bei Frost ein und
öffnen sich später wieder. Dieser Vorgang kann sich mehrfach wiederholen.
Die Blütenfarbe der Arten
und Sorten reicht von einem
hellen Gelb bis zu tiefen Kupfertönen. Je dunkler die Blü-
W W W. D E G A . D E
Weitere Beiträge aus DEGA zum Thema
Hamamelis und Solitärgehölze finden Sie
auf www.dega.de mithilfe
der Webcodes:
Hamamelis – Überblick: dega987
Solitärgehölze richtig einsetzen: dega988
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Hamamelis virginiana
Hamamelis – Teil I
Zaubernuss: Solitäre
Winterschönheit
Kaum eine andere Gehölzart unserer Breiten kann mit dem
Charme und der Schönheit einer voll erblühten Zaubernuss im
winterkahlen oder völlig verschneiten Garten konkurrieren.
Kein Wunder, dass die Arten dieser Gattung in unseren Breiten
die wichtigsten Winterblüher darstellen.
tenfarbe ist, umso geringer ist
allerdings die Fernwirkung der
Blüten. Während die Blüten
von H. mollis, H. japonica und
H. vernalis mehr oder weniger
süßlich duftend, riechen die
Blüten von H. virginiana scharf
und streng.
Aus einem zweifächrigen,
mittelständigen Fruchtkonten
entwickeln sich ei- bis tonnenförmige, stark verholzte Fruchtkapseln mit hornartig zurückgebogenen, 1 bis 2 cm langen
Griffeln. Zur Reife öffnen sich
die Kapseln von der Spitze her
explosionsartig und schleudern
die Samen weit fort.
Dunkler Hintergrund
erhöht die Wirkung
Hamamelis stehen als kostbare
Solitärgehölze am besten vor einem dunklen Hintergrund aus
immergrünen Laub- und Nadelgehölzen, am besten in Hausoder Wegnähe, damit ihre Blüten auch gebührend bewundert
werden können. Als Unterpflanzung passen besonders gut
gleichzeitig blühende Erica-carnea-Sorten oder kleine immergrüne Laubgehölze wie Skimmia, Vinca oder schwachwüchsige Ilex-crenata-Sorten. Hamamelis vertragen keine starke
Konkurrenz im Wurzelbereich,
wie zum Beispiel starkwüchsige Geranium-macrorrhizumSorten, sie reagieren darauf mit
einem schwachen Zuwachs
und einem geringen Blütenansatz.
Hamamelis gedeihen am besten an sonnigen bis lichtschattigen, windgeschützten Standorten auf mäßig nährstoffreichen, frischen, gut dränierten,
sauren bis neutralen Böden. Bei
höheren Kalkgehalten kommt
es zu Blattchlorosen. Alle Arten
sind in Mitteleuropa völlig
frosthart. Ihr langsamer Wuchs
und der lockere Aufbau ma-
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PFLANZEN + SORTIMENTE
Hamamelis japonica
chen jeden Schnitt überflüssig.
Starke Rückschnitte werden ohnedies nicht vertragen.
Drei Arten haben
Bedeutung
➜ Hamamelis japonica: Die
ursprüngliche Verbreitung der
Japanischen Zaubernuss erstreckt sich über ganz Japan.
Der 3 bis 4 m hohe Strauch baut
sich mit einer abstehenden Verzweigung breit trichterförmig
auf. Die aschgrauen Zweige
sind anfangs sternhaarig. Die 5
bis 10 cm langen, breit- bis verkehrt-eiförmigen, unterseits bis
auf die Nerven kahlen Blätter
färben sich im Herbst scharlachrot, bronzefarben, rot oder gelb.
Mittelgroß sind die Blüten mit
dem innen rötlichen oder braunen Kelch und den 1 bis 1,7 cm
langen, gestreckten oder geknitterten, lebhaft gelben oder orange angehauchten Blüten, die
sich im Januar oder März öffnen.
H. japonica wird bei uns weniger häufig kultiviert als H. mollis. Zu ihr gehören unter anderem:
❚ H. japonica var. flavo-purpurascens (Blüten klein, Kronblätter braunrot mit gelborange), sowie die Sorten
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Hamamelis mollis
❚ ‘Rubra’ (Blüten mäßig groß,
Kronblätter braunrot mit einem
schmalen gelben Rand),
❚ ‘Sulphurea’ (Blüten mittelgroß, Kronblätter hellgelb) und
❚ ‘Zuccariniana’ (Blüten ziemlich klein, Kronblätter schwefelgelb).
➜ Hamamelis
mollis: Die
Chinesische Zaubernuss hat ihre natürliche Verbreitung in
den chinesischen Provinzen
Hubei und Juangxi. H. mollis
kann bis 5 m hoch werden, die
Sträucher sind breit ausladend
bis trichterförmig und locker
aufgebaut. Die jungen Triebe
sind dicht weichhaarig. 8 bis
12 cm lang sind die rundlichen
bis breit verkehrt-eiförmigen,
unterseits dicht graufilzig sternhaarig. Auch die Blätter von H.
mollis färben sich im Herbst
auffallend gelborange bis rot.
H. mollis hat sie gleiche Blütezeit wie H. japonica, die Blüten haben einen außen braunfilzigen, innen purpurnen Kelch
und goldgelbe, an der Basis rötliche, 1 bis 1,8 cm lange, gerade
Kronblätter. Der Gartenwert
von H. mollis wird im allgemeinen höher eingeschätzt als der
von H. japonica.
Aus der Art sind nur wenige
Sorten entwickelt worden:
❚ bei ‘Combe Wood’ sind die
Blüten etwas größer und dunkler als bei der Art.
❚ ‘Goldcrest’ hat sehr große
Blüten mit goldgelben, gewellten Kronblättern.
❚ Die früher zu H. mollis gestellte Sorte ‘Pallida’, die aus
Samen von H. mollis gezogen
worden ist, wird heute zu H. ×
intermedia gestellt.
➜ Hamamelis virginiana: Anders als die beiden bisher besprochenen Arten ist die Virginische Zaubernuss nicht in Asien beheimatet. Sie wächst in
den Laubwäldern des östlichen
Nordamerikas und ist bei uns
schon seit 1736 in Kultur. H.
virginiana wächst strauch- oder
baumförmig, wird 5 (bis 7) m
hoch und baut sich aufrecht
oder ausgebreitet-trichterförmig
auf.
Verkehrt-eiförmig bis elliptisch, 8 bis 15 cm lang und unterseits nahezu kahl oder nur
auf den Nerven behaart sind
die Blätter, die sich im Herbst
gelb verfärben.
H. virginiana hat eine ungewöhnliche Blütezeit. Ihre Blüten entfalten sich im OktoberNovember, kurz vor oder
gleichzeitig mit dem Laubfall.
Der Kelch ist innen stumpf
gelbbraun, die 1 bis 1,5 cm langen Kronblätter hellgelb gefärbt.
H. virginiana ist ein ausgesprochener Liebhaberstrauch.
Blätter und Rinde der Art haben eine adstringierende Wirkung, sie werden zur Herstellung kosmetischer Mittel verwendet.
Text und Bilder:
Andreas Bärtels, Waake
TIPP
➜
Tipps für den Umgang
mit Hamamelis:
➜ Als Solitär pflanzen
➜ Nicht in stark kalkhaltigen
Boden setzen
➜ Nicht mit unduldsamen
Stauden unterpflanzen
Starken Rückschnitt vermeiden
LITERATUR
Bärtels, A.: Enzyklopädie
der Gartengehölze.
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2001
Grootendorst, H. J.:
Hamamelis-Keuringsrapport.
Dendroflora Nr. 17, 1980.
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