V on den fünf Arten der Gattung Hamamelis sind bei uns drei Arten – H. japonica, H. mollis und H. virginiana – mit zahlreichen Sorten in Kultur. Außerdem hat die Hybride H. × intermedia große gärtnerische Bedeutung; diese werden wir im zweiten Teil des Beitrags in DEGA 4/2007 vorstellen. Sträucher mit frostfester Blüte Alle Arten sind sommergrüne Sträucher oder kleine, bis 12 m hohe Bäume, die oft breiter als hoch werden und sternhaarige Triebe und nackte Winterknospen besitzen. Wechselständig sind die einfachen, kurz gestielten, eiförmigen oder verkehrt-eiförmigen, an der Basis schiefen, buchtig gezähnten Blätter angeordnet. Sie färben sich im Herbst nicht selten auffallend gelb bis dunkelrot. Die duftenden, vierzähligen Blüten sitzen in dichten achselständigen Büscheln zusammen. Auffallend an den Blüten sind die vier bandförmigen, in der Knospe aufgerollten, später oft gewundenen Kronblätter. Die Blütezeit kann deutlich mehr als vier bis fünf Wochen dauern, vor allem dann, wenn sie durch Frost unterbrochen wird. Trotz ihrer Zartheit besitzen die Blüten eine erstaunliche Frostresistenz. Offene Blüten können bis zu –10 °C ertragen – kein anderes Blütengehölz zeigt eine ähnliche Toleranz. Die bandförmigen Blütenblätter rollen sich bei Frost ein und öffnen sich später wieder. Dieser Vorgang kann sich mehrfach wiederholen. Die Blütenfarbe der Arten und Sorten reicht von einem hellen Gelb bis zu tiefen Kupfertönen. Je dunkler die Blü- W W W. D E G A . D E Weitere Beiträge aus DEGA zum Thema Hamamelis und Solitärgehölze finden Sie auf www.dega.de mithilfe der Webcodes: Hamamelis – Überblick: dega987 Solitärgehölze richtig einsetzen: dega988 28 Hamamelis virginiana Hamamelis – Teil I Zaubernuss: Solitäre Winterschönheit Kaum eine andere Gehölzart unserer Breiten kann mit dem Charme und der Schönheit einer voll erblühten Zaubernuss im winterkahlen oder völlig verschneiten Garten konkurrieren. Kein Wunder, dass die Arten dieser Gattung in unseren Breiten die wichtigsten Winterblüher darstellen. tenfarbe ist, umso geringer ist allerdings die Fernwirkung der Blüten. Während die Blüten von H. mollis, H. japonica und H. vernalis mehr oder weniger süßlich duftend, riechen die Blüten von H. virginiana scharf und streng. Aus einem zweifächrigen, mittelständigen Fruchtkonten entwickeln sich ei- bis tonnenförmige, stark verholzte Fruchtkapseln mit hornartig zurückgebogenen, 1 bis 2 cm langen Griffeln. Zur Reife öffnen sich die Kapseln von der Spitze her explosionsartig und schleudern die Samen weit fort. Dunkler Hintergrund erhöht die Wirkung Hamamelis stehen als kostbare Solitärgehölze am besten vor einem dunklen Hintergrund aus immergrünen Laub- und Nadelgehölzen, am besten in Hausoder Wegnähe, damit ihre Blüten auch gebührend bewundert werden können. Als Unterpflanzung passen besonders gut gleichzeitig blühende Erica-carnea-Sorten oder kleine immergrüne Laubgehölze wie Skimmia, Vinca oder schwachwüchsige Ilex-crenata-Sorten. Hamamelis vertragen keine starke Konkurrenz im Wurzelbereich, wie zum Beispiel starkwüchsige Geranium-macrorrhizumSorten, sie reagieren darauf mit einem schwachen Zuwachs und einem geringen Blütenansatz. Hamamelis gedeihen am besten an sonnigen bis lichtschattigen, windgeschützten Standorten auf mäßig nährstoffreichen, frischen, gut dränierten, sauren bis neutralen Böden. Bei höheren Kalkgehalten kommt es zu Blattchlorosen. Alle Arten sind in Mitteleuropa völlig frosthart. Ihr langsamer Wuchs und der lockere Aufbau ma- 2/2007 PFLANZEN + SORTIMENTE Hamamelis japonica chen jeden Schnitt überflüssig. Starke Rückschnitte werden ohnedies nicht vertragen. Drei Arten haben Bedeutung ➜ Hamamelis japonica: Die ursprüngliche Verbreitung der Japanischen Zaubernuss erstreckt sich über ganz Japan. Der 3 bis 4 m hohe Strauch baut sich mit einer abstehenden Verzweigung breit trichterförmig auf. Die aschgrauen Zweige sind anfangs sternhaarig. Die 5 bis 10 cm langen, breit- bis verkehrt-eiförmigen, unterseits bis auf die Nerven kahlen Blätter färben sich im Herbst scharlachrot, bronzefarben, rot oder gelb. Mittelgroß sind die Blüten mit dem innen rötlichen oder braunen Kelch und den 1 bis 1,7 cm langen, gestreckten oder geknitterten, lebhaft gelben oder orange angehauchten Blüten, die sich im Januar oder März öffnen. H. japonica wird bei uns weniger häufig kultiviert als H. mollis. Zu ihr gehören unter anderem: ❚ H. japonica var. flavo-purpurascens (Blüten klein, Kronblätter braunrot mit gelborange), sowie die Sorten 2/2007 Hamamelis mollis ❚ ‘Rubra’ (Blüten mäßig groß, Kronblätter braunrot mit einem schmalen gelben Rand), ❚ ‘Sulphurea’ (Blüten mittelgroß, Kronblätter hellgelb) und ❚ ‘Zuccariniana’ (Blüten ziemlich klein, Kronblätter schwefelgelb). ➜ Hamamelis mollis: Die Chinesische Zaubernuss hat ihre natürliche Verbreitung in den chinesischen Provinzen Hubei und Juangxi. H. mollis kann bis 5 m hoch werden, die Sträucher sind breit ausladend bis trichterförmig und locker aufgebaut. Die jungen Triebe sind dicht weichhaarig. 8 bis 12 cm lang sind die rundlichen bis breit verkehrt-eiförmigen, unterseits dicht graufilzig sternhaarig. Auch die Blätter von H. mollis färben sich im Herbst auffallend gelborange bis rot. H. mollis hat sie gleiche Blütezeit wie H. japonica, die Blüten haben einen außen braunfilzigen, innen purpurnen Kelch und goldgelbe, an der Basis rötliche, 1 bis 1,8 cm lange, gerade Kronblätter. Der Gartenwert von H. mollis wird im allgemeinen höher eingeschätzt als der von H. japonica. Aus der Art sind nur wenige Sorten entwickelt worden: ❚ bei ‘Combe Wood’ sind die Blüten etwas größer und dunkler als bei der Art. ❚ ‘Goldcrest’ hat sehr große Blüten mit goldgelben, gewellten Kronblättern. ❚ Die früher zu H. mollis gestellte Sorte ‘Pallida’, die aus Samen von H. mollis gezogen worden ist, wird heute zu H. × intermedia gestellt. ➜ Hamamelis virginiana: Anders als die beiden bisher besprochenen Arten ist die Virginische Zaubernuss nicht in Asien beheimatet. Sie wächst in den Laubwäldern des östlichen Nordamerikas und ist bei uns schon seit 1736 in Kultur. H. virginiana wächst strauch- oder baumförmig, wird 5 (bis 7) m hoch und baut sich aufrecht oder ausgebreitet-trichterförmig auf. Verkehrt-eiförmig bis elliptisch, 8 bis 15 cm lang und unterseits nahezu kahl oder nur auf den Nerven behaart sind die Blätter, die sich im Herbst gelb verfärben. H. virginiana hat eine ungewöhnliche Blütezeit. Ihre Blüten entfalten sich im OktoberNovember, kurz vor oder gleichzeitig mit dem Laubfall. Der Kelch ist innen stumpf gelbbraun, die 1 bis 1,5 cm langen Kronblätter hellgelb gefärbt. H. virginiana ist ein ausgesprochener Liebhaberstrauch. Blätter und Rinde der Art haben eine adstringierende Wirkung, sie werden zur Herstellung kosmetischer Mittel verwendet. Text und Bilder: Andreas Bärtels, Waake TIPP ➜ Tipps für den Umgang mit Hamamelis: ➜ Als Solitär pflanzen ➜ Nicht in stark kalkhaltigen Boden setzen ➜ Nicht mit unduldsamen Stauden unterpflanzen Starken Rückschnitt vermeiden LITERATUR Bärtels, A.: Enzyklopädie der Gartengehölze. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2001 Grootendorst, H. J.: Hamamelis-Keuringsrapport. Dendroflora Nr. 17, 1980. 29