Nachweis eines spektroskopischen Doppelsterns Zusammenfassung der Ergebnisse der Facharbeit von Oscar Cuypers & Benjamin Dick, Jahrgangstufe 12 im Schuljahr 2011/2012. Zum Einsatz kam erstmalig ein Gitter mit 1800 L/mm im DADOS-Spektrographen, mit dem eine deutlich höhere spektrale Auflösung erzielt wird als mit dem Standardgitter 900 L/mm. Die Facharbeit wurde im Schülerlabor Astronomie des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums, Wuppertal angefertigt unter der Projektleitung von Bernd Koch Das Schülerlabor Astronomie1 des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums auf den Wuppertaler Südhöhen ermöglicht Schülern aller Jahrgangstufen und Lehramtsstudenten der nahegelegenen Bergischen Universität Wuppertal den Einstieg in die praktische Astronomie und Astrophysik. Das für die selbstständige Arbeit an der Sternwarte benötigte Fachwissen eignen sich die Schüler und Studenten in Form von Ausbildungskursen zu den Grundlagen der Astronomie, Astrofotografie und Sternspektroskopie an. Mehr als 50 Arbeiten zu astronomischen Themen sind seit 2009 an dieser Einrichtung bereits entstanden, darunter Staatsexamens, Bachelor und Masterarbeiten von Lehramtskandidaten. Mit ihren Facharbeiten nehmen die Schüler erfolgreich an Wettbewerben wie dem Physikpreis des Deutschen Röntgen-Museums und Jugend Forscht teil. Die Oberstufenschüler Oscar Cuypers und Benjamin Dick entschieden sich, eine Facharbeit zu ihrem Wunschthema zu verfassen. Beide nahmen im ersten Halbjahr des Schuljahrs 2011/12 zunächst erfolgreich an den dafür nötigen Ausbildungskursen teil, die unter der Leitung der Dozenten Michael Winkhaus, Bernd Koch und Ernst Pollmann bis Anfang Januar 2012 durchgeführt wurden. In knapp zwei Monaten bis zur Abgabe der Arbeit Anfang März gelang es Oscar Cuypers und Benjamin Dick, mit MaxIm DL2 Aufnahmen des spektroskopischen Doppelsterns Aur anzufertigen (Abb. 1), mit der Software VisualSpec3 (Abb. 2) zu kalibrieren und das Ergebnis mit den Messungen von Olivier Thizy4 (Abb. 3) in Relation zu setzen. Abbildung 1: Das aufgenommene Spektrum von Aurigae 1 www.lehrer-online.de/schuelerlabor-astronomie.php?sid=42103752942412610236309110911550 www.cyanogen.com 3 www.astrosurf.com/vdesnoux 4 www.shelyak.com/dossier.php?id_dossier=22 2 März 2013 Dipl.-Phys. Bernd Koch Seite 1 Abbildung 2: Mit VisualSpec kalibriertes und coloriertes Spektrum von Aurigae Der spektroskopische Doppelstern Aurigae besteht aus zwei etwa gleichgroßen Komponenten vom gleichen Spektraltyp A2, die etwa die gleiche Masse aufweisen. Sie umkreisen sich fast perfekt auf einer Kreisbahn, was anhand des Phasendiagramms (Abb. 3) ersichtlich ist. Die für die beiden Sternkomponenten jeweils gegen die Phase aufgetragenen Radialgeschwindigkeitswerte zeigen einen nahezu perfekten Sinus/Cosinus-Verlauf. Eine Phase von 1 bedeutet einen vollendeten Umlauf in 3,96 Tagen. Aufgrund des Dopplereffekts ist das Licht des sich dem Beobachter annähernden Sterns zu kürzeren Wellenlängen blauverschoben, während das Licht der anderen, sich entfernenden Sternkomponente rotverschoben ist. Sind, wie in diesem Fall, beide Sternkomponenten Spektrum sichtbar, sieht man eine Aufspaltung der Spektrallinien (Abb. 2). Diese beträgt zum Beobachtungsdatum ca. 3,2Å. Die Aufspaltung der Spektrallinien ist gemäß der Dopplerformel proportional zur Summe der Beträge der gesamten Radialgeschwindkeit v, wobei c die Lichtgeschwindigkeit ist, Für jede aufgespaltene Spektrallinie in Abb. 2 wird das Verhältnis gebildet. Dem entspricht eine gesamte Radialgeschwindigkeit . berechnet und daraus der Mittwert . Zum Zeitpunkt der Beobachtung betrug die Phase 0,6855. In Abb. 3 ist in Grün der eigene Messwert eingetragen. Man erkennt, dass dieser gut zu den Messwerten von Olivier Thizy passt. 5 Source: “Eclipsing binaries observed with the WIRE satellite. II. Beta Aurigae and non-linear limb darkening in light curves”, Southworth J., Bruntt H., Buzasi D.L. Astron. Astrophys. 467, 1215-1226 (2007). März 2013 Dipl.-Phys. Bernd Koch Seite 2 Abbildung 3: Radialgeschwindigkeitskurve von Aurigae. Grün: Messung von Oscar Cuypers und Benjamin Dick. Schwarz: Messung von Olivier Thizy Das Ziel dieser Facharbeit wurde erreicht, indem die Aufspaltung der Spektrallinien von Aurigae genau vermessen und in Relation zu Messwerten des Autors Olivier Thizy gesetzt wurde. Die Radialgeschwindigkeiten beider Komponenten konnten nicht einzeln gemessen werden, da keine kalibrierte Spektrallampe mit exakt bekannten Laborwellenlängen im Bereich um H zur Verfügung stand. Die zur Fokussierung verwendete Energiesparlampe Ormalight ist für eine Wellenlängenkalibrierung nicht geeignet, weil starke Fluoreszenzbanden der Seltenen Erden in der Beschichtung der Lampe das Hg-Spektrum in diesem Spektralbereich überlagern. Die Wellenlängen dieser Banden sind für hochauflösende Messungen von Wellenlängenverschiebungen ungeeignet, weil sie nicht genau bekannt sind. Eine vorhandene NeGlimmlampe konnte im Blaugrünen nicht verwendet werden, weil es zu wenige und zudem zu schwache Linien gibt. Geeignet sind Lampen mit Füllungen von Ar, Xe oder Th, die über starke Linien im Blaugrünen verfügen. Diese Lampen sind in der Regel sehr teuer. Derzeit ist am CFG Wuppertal eine preiswerte Plasmaröhre6 in Erprobung, die mir Ne, Ar und Xe gefüllt ist und über das gesamte visuelle Spektrum genau bekannte Referenzlinien bereitstellt. Sollte in Zukunft die absolute Wellenlängenkalibrierung damit gelingen, ist mit dem DADOS-Gitter 1800 L/mm die hochauflösende Spektroskopie möglich. Aus den dann ermittelten Radialgeschwindigkeitswerten der einzelnen Doppelsternkomponenten können unter Zuhilfenahme bekannter photometrischer Messungen dieses Bedeckungssterns vom Typ Algol die vollständigen Parameter des Doppelsternsystems bestimmt werden: Massen beider Sterne, Bahnradien, Exzentrizität der Umlaufbahn, Zeitpunkt des Periastrons, Umlaufsperiode, Länge des Periastrons und Bahnneigung sowie die Systemgeschwindigkeit relativ zur Sonne. Autor: Bernd Koch, CFG Wuppertal. Leitung des Projektkurses Astronomie in der Stufe Q1 am Schülerlabor Astronomie des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums, Wuppertal. Kontakt: [email protected] 6 http://forum.astronomie.de/phpapps/ubbthreads/ubbthreads.php/topics/987888/Kalibrationslicht_fur_den_LHIR#Post987888 März 2013 Dipl.-Phys. Bernd Koch Seite 3